Der FC Augsburg verliert beim FC St. Pauli, obwohl Fabian Rieders Debüt gelingt und der FCA 1:0 in Führung gehen kann. Sandro Wagners Entscheidungen spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Alles zusammengefasst im Podcast.
Der Gradmesser
Es war angerichtet. Der FCA hatte sich in der Länderspielpause mit weiteren Spielern, namentlich Rieder und Gharbi, verstärkt. Trainer Sandro Wagner hatte zwei Wochen Zeit, Mittel und Wege zu identifizieren, um St. Pauli gefährlich zu werden. Die Sonne schien. Die Glocken der Hölle ertönten und die Gänsehaut auf den Armen fand sich zielgerichtet ein. Auch ich möchte mich in dieser Atmosphäre direkt auf dem Rasen balgen. Ja, ich hatte Lust auf Bundesligafußball.
Vielversprechender Auftakt
Der Abstoß ging direkt ins Nirgendwo. Von dieser Aktion an konnte es nur besser werden. Und es entwickelte sich direkt ein munteres Spielchen. Beide Mannschaften hatten Abschlüsse, der FCA in Persona von Marius Wolf. Fabian Rieder ließ mal kurz sein Können an der Seitenlinie aufblitzen. Noch war man mit wenig zufrieden.
Für den FCA ging es dann auch gut weiter. Man konnte aus einer dieser ersten Angriffsbemühungen einen Treffer erzielen. Eine Saad-Flanke konnte von der weiß-braunen Defensive nicht geklärt werden, Massengo flankte und Fabian Rieder vollstreckte am zweiten Pfosten bei seinem Debüt. Gut 15 Minuten waren gespielt und alles war gut.
Zugriff verloren
In der Folge gab der FcA dieses Spiel aus der Hand. Konnte man zuerst noch im Pressing echte Nadelstiche setzen und fast auf 2:0 stellen, so rutschte man durch einen tiefen Stand und die sukzessive Einstellung der Pressingbemühungen in die Inaktivität. St. Pauli hatte vermehrt den Ball, konnte mit diesem erstmal aber wenig anfangen. Gedanklich war ich schon dabei, den Pausentee aufzusetzen.
St. Pauli hatte dann Glück. Denn nach einem Handspiel von Cedric Zesiger, das sich der Schiedsrichter auf dem Außenbildschirm ansah, gab es Elfmeter. Konnte Finn Dahmen den ersten Versuch noch parieren, so war er beim Nachschuss machtlos. Eine konsistente Beurteilung von Handspiel im Strafraum bleibt schwierig. Danach waren die Emotionen on fire und es gab wilde Szenen. Sandro Wagner sah zudem seine zweite gelbe Karte in dieser Saison. Jakic musste eschöpft ausgewechselt werden, für ihn kam Fellhauer. Man konnte gespannt sein, wie dieser wilde Ritt nach der Halbzeit weitergehen würde.
Neustart bei 1:1
Und so ging es in die zweite Halbzeit wie in eine frische Partie. Jede Mannschaft konnte nun noch das Pendel auf ihre Seite ziehen. St. Pauli versuchte dies durch zwei Wechsel. Der FCA blieb erstmal unverändert. Und fand in der Folge zur Stabilität. Gegen den Ball konnte man die Hamburger Angriffe begrenzen. Mit Ball liefen die Kombinationen nun länger und flüssiger. Die Präzision im letzten Drittel fehlte allerdings.
Als Aktivposten entpuppte sich hier Robin Fellhauer. der immer wieder gefährlich rund um den 16er des FC St. Pauli zu sehen war. Einzig der letzte Pass kam in dieser Phase nicht an, und echte Torgefahr entstand nur in geringem Maße. Für die sorgte das nächste Mal nach 65 Minuten der Gegner, der kurz davor war auf 2:1 erhöhen. Es war zu diesem Zeitpunkt eine enge Kiste.
Nachlegen oder nachgeben?
In der Folge konnte man gut erkennen, dass sich beide Teams nicht mit einem Unentschieden begnügen wollten. Sandro Wagner unterstrich die Ambitionen, indem er mit Tietz und Claude-Maurice für Wolf und Saad eher offensiv wechselte. St. Pauli legte vor allem auf dem Feld noch einen Gang zu. Die Emotionen war zu diesem Zeitpunkt voll da. Die Aktivitäten rund um die Strafräume erhöhten sich.
Die erste, die dann zu Zählbarem führte, nutzte der FC St. Pauli für sich. Nach einem Freistoß von der rechten, seitlichen Strafraumkante, blieb Finn Dahmen nichts anderes mehr übrig, als den Ball aus den Maschen zu fischen, nachdem Cedric Zesiger unhaltbar abfälschte. Cesi erwischte keinen guten Tag und war an beiden Gegentoren entscheidend beteiligt. Es war allerdings erneut ein Standard der fürs zweite Tor der Weiß-Braunen sorgte. So geht es dann eben auch und der FCA hatte die Partie vollends kippen lassen. Wagner versuchte es in der Folge mit weiteren Impulsen von der Bank, die aber leider verpufften. Aiman Dardaris Bundesligadebüt, wie auch Ismael Gharbis ersten Einsatz von rot-grün-weiß wollen wir nicht unerwähnt lassen. Einzig, es brachte nichts mehr.
Noch nicht so weit
Konfetti auf der Haupttribüne. Song 2 von Blur, so laut, dass die Trommelfelle fast platzen. Ein paar gute Ansätze auf dem Rasen. Am Ende war der FCA noch nicht so weit, diese in Zählbares umzumünzen. Der FC St. Pauli ist das bessere, weil stabilere, Bundesligateam im Moment und hat die Partie verdient gewonnen.
Wagner muss sich vor allem die Entscheidung ankreiden lassen, sein Team ab Mitte der ersten Hälfte im tiefen Block verteidigen zu lassen. Er entfernte sich damit selbst von seinem proaktiven Ansatz und gab die Möglichkeit aus der Hand, in einer Phase auf 2:0 zu stellen, in der der Gegner wackelte. Seine Aktion am Ende der ersten Hälfte, für die er auch rot hätte sehen können, war genauso unbedacht, wie auch seine Verweigerung einer Einschätzung auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Mit seinem Verhalten lenkt er weiter Aufmerksamkeit auf seine Person anstatt mit seiner Mannschaft einfach in Ruhe arbeiten zu können. Diese Arbeit ist allerdings notwendig, damit diese durchgewürfelte Truppe in den nächsten Wochen zu ihrem Rhythmus und weiteren Punkten findet, bevor die Euphoriewelle beim FCA ins Umgekehrte kippt.
Ein deutliches Upgrade
Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.
Mittlerweile ist die Transferperiode zu Ende, so dass der FC Augsburg keine weiteren Verstärkungen für die schon laufende Bundesligasaison mehr verpflichten darf, außer die Spieler wären zum jetzigen Zeitpunkt vertragslos. Sandro Wagner hat nun also – zum allergrößten Teil, denn Abgänge z.B. in die Türkei und nach Griechenland sind noch möglich – sein Team beinander. Die Augsburger Transferstrategie ging dabei zum größten Teil auf, und man darf mit etwas Stolz auf die Leistung im sportlichen Bereich über den Sommer hinweg blicken. Warum?
Leistungsträger gehalten
In diesem Sommer hat der FCA keinen Spieler abgegeben, der sportlich eine Lücke hinterlassen hätte. Finn Dahmen, Alexis Claude-Maurice und Chrislain Matsima spielen weiterhin in rot-grün-weiß. Ja, der FCA hätte deutlich mehr Transfereinnahmen erzielen können. Rein wirtschaftlich war dies aber gar nicht notwendig, ein Jahr nach dem Demirovic-Geldregen und durch Restzahlungen aus dem Uduokhai-Transfer.
Die größte Leistung bestand an dieser Stelle aber klar darin, dass die Jungs gar nicht offensiv wegwollten. Über die letzten Jahre haben so viele Spieler immer wieder betont, dass sie gerne den nächsten Schritt in einem anderen Club gehen wollen würden. Diesen Sommer herrschte diesbezüglich eine große Ruhe. Für jetzt und die kommende Saison will wohl auch der ein oder andere Spieler herausfinden, wohin dieses Abenteuer in Augsburg gerade noch führt.
Die eigenen Jugendspieler weiter integriert
Zusätzlich muss man den FCA loben. Er hat die Verträge mit Mert Kömür und Noahkai Banks verlängert bekommen, obwohl bei beiden auch schon immer mal wieder große Clubs aus dem Ausland angeklopft haben. Kömür hat den Sprung in den Stamm geschafft und konnte schon zwei Torbeteiligungen verbuchen. Banks wird auf seine Minuten kommen und hoffentlich auch in Augsburg den nächsten Schritt machen.
Auch hier zeigt sich eine deutliche Trendwende. In den Jahren zuvor wollten Jugendspieler nicht verlängern. Sie haben deutlich gemacht, dass sie den FCA nicht als geeigneten Club ansehen, um den nächsten Schritt zu machen. Mit den Verlängerungen von Mert Kömür und Noahkai Banks hat der FCA zwei Toptalente überzeugen können, den nächsten Schritt in Augsburg anzugehen.
Verstärkung des Kaders
Nachdem es dem FCA gelungen war sowohl Stamm- als auch Jugendspieler von ihrer Perspektive in Augsburg zu überzeugen, war der Handlungsdruck gar nicht mehr so hoch. Einerseits musste man Planstellen neu besetzen. So kam Han-Noah Massengo für Frank Onyeka, der nach seiner Leihe nach England zurückkehrte. Anton Kade steht als Backup für Marius Wolf auf dem rechten Flügel zur Verfügung, nachdem man Henri Koudossou nach Nürnberg verliehen hatte.
Darüber hinaus hat man mit Robin Fellhauser aus Elversberg, Fabian Rieder von Stade Rennes, Elias Saad vom FC St. Pauli und Ismael Gharbi aus Braga weiteres Talent hinzugewonnen. Nachdem man zu Beginn der Transferperiode den Ball noch flachgehalten hatte, verpflichtete man somit in Summe sechs Spieler, die alle relevante Einsatzzeiten beim FCA erhalten werden.
Aus meiner Sicht zeigt dies zwei Dinge: 1. Die offensive Qualität im Kader war nicht ausreichend. Hier hat man reagiert und gerade für die offensiven Außen Talent hinzugewonnen. 2. Sandro Wagners Fußball wird sich deutlich weg vom Thorupschen Fußball wegentwickeln. Hatte man in der vergangenen Saison kaum mehr offensive Flügelspieler im Team, so kann Wagner nun sogar auswählen. Dahinter steckt ein Plan.
Der beste Plan braucht eine Versicherung
Und auch wenn ich glaube, dass der FCA nachvollziehbare und gute Schritte im Sommer unternommen hat, so ist diese Saison dennoch ein Wagnis. Der Druck lastet vor allem auf Sandro Wagner. Wird er sich bewähren? Kann das Team recht zeitnah seine Art des Fußballs umsetzen? Wird er damit erfolgreich sein.
Einerseits hat der FCA auch auf der Personalseite noch ein paar Joker in der Hinterhand. Kann Yusuf Kabadayi eine Verstärkung sein nach seiner langen Verletzungszeit? Können aus dem Talente-Kreis Oliver Sorg und Aiman Dardari durchbrechen? Auf der anderen Seite ist die Formel für Erfolg im Fußball recht einfach: ein Tor mehr als der Gegner schießen. Gerade mit den Toren hatte der FCA in der jüngsten Vergangenheit so seine Themen. Und so hätte ich mir noch einen erwiesenermaßen torgefährlichen Stürmer für das Team gewünscht. Aber auch ansonsten ist diese Mannschaft in der Qualität deutlich breiter aufgestellt als noch in der letzten Saison. Ob es dann sportlich auch für mehr reicht?
Startpunkte
Die Mannschaft hat sich nie aufgegeben und am Schluss gab es sogar noch eine Ausgleichschance. Es mag verschiedene Möglichkeiten geben ein Spiel gegen Bayern München zu verlieren, aber trotz gegnerischer Dominanz immer weiterzumachen, spricht für das ganze Team. Drei Punkte nach zwei Spieltagen sind mindestens als ein akzeptabler Start in die Runde zu sehen.
Im Pokal geht es in der zweiten Runde gegen den VfL Bochum weiter. Fast auf den Tag dann drei Jahre her die Chance sich für die Niederlage nach Elfmeterschießen zu revanchieren.
Acht Vereine aus Hamburg spielten bis 1963 in der Oberliga, in der 2. Bundesliga seit 1974 drei, in der Bundesliga nur der HSV und der FC St. Pauli. Während der HSV die 56. Spielzeit in der Bundesliga spielt, ist es für St. Pauli die zehnte. In bisher siebzehn Vergleichen im Oberhaus hat St. Pauli bisher dreimal gewonnen – immer, wie zuletzt, im Volksparkstadion.
Auch wenn die Bilanz der Vergleiche insgesamt klar für den HSV ausfällt, spielte St. Pauli in der vergangenen Saison das erste Mal in der Vereinsschichte in einer höheren Spielkasse.
Am ersten Spieltag schaffte St. Pauli nach Zwei-Tore-Rückstand noch ein 3:3 gegen Dortmund und ist wie der FCA mit drei Punkten in die Saison gestartet.
In der vergangenen Saison hatten die Hamburger nach München die zweitbeste Defensive, zugleich aber mit 28 Toren den schwächsten Sturm. Fünf Tore nach den ersten zwei Spieltagen liegen schnittmäßig darüber.
Neu beim FC. St, Pauli sind u.a., für das Mittelfeld Joel Chima Fujita von der VV St. Truiden, und Morgan Guilavogui von RC Lens, für den Sturm auf Leihbais Andréas Hountondji von FC Barnsley, vom Drittligisten Peterborough United Ricky-Jade Jones und zuletzt als teuerster Transfer der Zweite der letztjährigen Zweitligatorschützenliste Martijn Kaars, vom 1. FC Magdeburg.
In der vergangenen Spielzeit gewann der FCA das Heimspiel gegen St. Pauli mit 3:1 und spielte in Hamburg unentschieden. Bei den bisher fünf Auftritten konnte der FCA erst einmal, in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga 1974, am Millerntor gewinnen. Vor der Saison wechselte Ellias Saad nach zwei Jahren, einschließlich Aufstieg in die Bundesliga, von Hamburg nach Augsburg.
Es mag viele Möglichkeiten geben ein Fußballspiel, und alles was dazu gehören könnte, einzuordnen. Das Stadion ist groß genug und bietet Raum für viele Interpretationen und Ideen. Die Grenzen von Geschmack und Wahrnehmung sind fließend, und ermöglichen mitunter sehr unterschiedliches Erleben.
Spielertunnel mit Lichteffekten, aus Glas oder in Stollenbauweise, es war an der Zeit, dass in einer der ältesten deutschen Städte mit Bundesligaverein eine Marketingidee konsequent weiterverfolgt wurde, und die Protagonisten vorbei an Mauern im römischen Look in die Arena schreiten. Fast schade, dass die Bedeutung deren Erscheinens nicht noch durch den Klang von Fanfaren verstärkt wird. Dazu noch das Zitat von Bill Shankly, dass es Leute gibt , „die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod […]“
Und falls die Wahrheit wirklich auf dem Platz liegen sollte, hat sich die Mannschaft bisher gut geschlagen. Auch in den nächsten beiden Spielen in Hamburg und gegen Mainz kann die Mannschaft nur gewinnen.
Am letzten Tag der Transferperiode hat der FCA sich noch mit Fabian Rieder von Stade Rennes und Ismaël Gharbi vom SC Braga verstärkt und hat weitere Möglichkeiten die sportlichen Ziele zu erreichen.
Viel zu früh um die Mannschaft und Spielweise zu beurteilen scheint die Einstellung zu stimmen. Mit einem erfolgreichen Auftritt in Hamburg wäre auch der beste Saisonstart seit fünf Jahren verbunden. Gutes Spiel.
Nur der FCA!
Was steht auf dem Deckel?
Es ist in der letzten Zeit so viel und so schnell passiert, dass diese Länderspielpause auch mal gut tut. Nach neuem Trainer, neuer sportlichen Leitung, Pflichtspielauftakt und Topspiel bietet sich die Gelegenheit inne zu halten. Ich berichte in der aktuellen Podcastfolge, welche Transfers am Deadline Day noch vorgenommen wurden. Zusätzlich informiere ich auszugsweise über die Leistungen unserer Nationalspieler und blicke auf das Spiel gegen den FC St. Pauli voraus. Viel Spaß beim Reinhören!
Das Spektakel ist vorbei
Spielertunnel, Sonderflock, Topspiel, 5 Tore. Es war dann doch turbulent in der Woche vor dem ersten Heimspiel des Jahres und auch die Partie hatte einiges zu bieten. Hört rein, um euch zu informieren. Genesungswünsche gehen weiterhin raus an Robin Fellhauer!
Topspiele
Der Start in die Liga hat schon einmal geklappt – noch dazu in Freiburg. Vor zwei Jahren am ersten Spieltag 0:4 verloren, gewinnt der FCA mit 3:1, und zeigt in vielem eine erstaunliche Effizienz. 142mal hat der FCA bisher in der Bundesliga gewonnen, und davon bei 30 Spielen drei oder mehr Treffer erzielt, und das zum dritten Mal im Vergleich mit Freiburg – genauso oft wie gegen Mainz, Hertha, Stuttgart und den HSV.
Am nächsten Wochenende nun das Top-Spiel. Abseits der abgedroschenen Begrifflichkeit in Verbindung mit der falschen Startzeit, ist es beim ersten Heimspiel eine interessante Konstellation. Augsburg gegen München, mit Sandro Wagner als Trainer gegen Bayern.
Ob der Kader der Münchener zu dünn aufgestellt ist oder nicht, ein 6:0 gegen Leipzig am ersten Spieltag erweckt doch den Eindruck, dass einiges bereits so ist, wie es über viele Jahre war. Wie dies dann auf europäischer Ebene weitergeht, wird sich zeigen. In der Vorrunde der Champions League geht es u.a. gegen Chelsea, PSG und Arsenal.
Spannender scheint in einem größeren Zusammenhang, dass sich auch der FC Bayern stärker mit dem Thema Leihspieler befasst. Auch wenn dies bei den angenommenen Möglichkeiten des Klubs anders zu betrachten ist, lässt es doch auch Quervergleiche hinsichtlich des allgemeinen Stands der Bundesliga zu.
Unter der Woche gewannen die Münchener im Pokal beim SV Wehen in letzter Minute und komplettieren das Teilnehmerfeld. Das eigentliche Topspiel der 1. Runde war aber Braunschweig gegen Stuttgart, das vieles davon hatte, was Fußball, Pokalwettbewerbe und was dazu gehört, ausmacht.
Am kommenden Sonntag findet die Auslosung der zweiten Runde statt. Unter 16 Erst- und 13 Zweitligisten, dazu Cottbus und Illertissen, gibt es diesmal nur ein Team, gegen das der FCA bisher noch kein Pflichtspiel bestritten hat.
Nach dem ersten Bundesligaspieltag lassen sich noch nicht so viele Analysen treffen, aber vier Auswärtssiege, bei zwei Heimerfolgen, sind schon über dem Durchschnitt. Von München und Frankfurt ausgenommen, die gegen die in der letzten Saison auf Platz 7 und 8 liegenden Teams erfolgreich waren, gewann kein weiteres Team, das unter den ersten Zehn stand, sein Auftaktspiel.
Am Freitagabend kommt es nach 14 Jahren wieder zum Hamburger Derby und am Samstag das Spiel des FCA. Was ließe sich unter einem Topspiel sonst noch verstehen? Begegnungen zum Saisonende, die über Auf- oder Abstieg entscheiden, die finale Entscheidung ob es für die Qualifikation zu einem europäischen Wettbewerb reicht? Oder einfach ein gelungenes Spiel, das aufgrund seines Spannungsbogens, Ergebnisses oder anderer Besonderheiten in Erinnerung geblieben ist?
Auch davon gibt es in der Augsburger Bundesligageschichte schon einige. Das 0:0 am letzten Spieltag der ersten Saison in Mönchengladbach. Das 3:1 am 34. Spieltag in der darauffolgenden Saison gegen Fürth. Der erste Sieg gegen München 2014, oder die drei Auswärtserfolge in der Rückrunde 2015 in Dortmund, München und vor allem Mönchengladbach. Das 6:0 gegen Stuttgart 2019 oder das 2:0 gegen Dortmund am 2. Spieltag der Saison 2020/21, bei dem gerade noch die Tabellenführung vermieden werden konnte.
An einem 30.08., 1986, gewann der FCA auch in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 5:1 n. V. bei 1860, der Ausgleich durch Herbert Wiest fiel erst in der 88. Minute.
Ligaübergreifend ist der FCA dreimal seit 1969 am besten in eine Saison gestartet und war viermal auf Platz 2 nach den ersten beiden Spieltagen.
Was aber macht ein Topspiel aus? Einiges entsteht erst in der Legendenbildung im Nachhinein, es ist aber immer das Spiel selbst – die sportliche Bedeutung wirkt zumeist nur verstärkend. Es sind persönliche Erfahrungen, gemeinsames Erleben und eine Verbundenheit mit der Kultur auf und um den Platz, die das Prädikat bestimmen – eine wirkliche Einschätzung ist nur im Nachgang möglich.
Neu in der Mannschaft ist Anton Kade, der vom FC Basel kommt, und Finn Dahmen wurde zum ersten Mal in das Aufgebot der Nationalmannschaft für die WM-Qualifikationsspiele in der Slowakei und gegen Nordirland nächste Woche berufen.
Zu ungewohnter Zeit nun der Vergleich mit Bayern München und die nächste Chance als Mannschaft zu wachsen und mit dem Ergebnis zu überraschen – und dadurch vielleicht in der Rückbetrachtung zur Benennung beizutragen. Gutes Spiel!
Nur der FCA!
Die doppelläufige Jubelpumpe
Welch ein überraschender Auftakt gegen Freiburg am ersten Spieltag. Mit dieser ersten Hälfte hätte in dieser Form so keiner gerechnet. Diese Woche lieben wir den Fußball wieder.
Ich habe in diesem Zusammenhang auch etwas Neues ausprobiert und meine Gedanken in Form eines Podcasts aufgenommen. Quasi die 100.000 Euro Videowall der Rosenau Gazette. Ich bin gespannt auf euer Feedback. Sollte das öfter in dieser Form kommen, oder könnt ihr damit nichts anfangen?
Starttraktivität
Pflichtaufgabe oder nicht – auch ein Erstrundenpokalspiel muss erst gewonnen werden. Es gibt und gab genügend Beispiele, dass dies kein Selbstläufer sein muss. Der Pflichtspielauftakt hat also schon mal geklappt und der FCA steht in der 2. Pokalrunde.
Es mag verschiedene Möglichkeiten geben den Spielplan einer Saison zu interpretieren: Sind es am Anfang vermeintlich leichtere Gegner, ist der Druck größer, oder wie könnten sich Vergleiche gegen stärkere Teams auch auf die Mannschaft auswirken – der Spielplan ist gegeben, und es kommt wie es kommt.
Zunächst also das Spiel am kommenden Samstag in Freiburg, und dann das sogenannte Top-Spiel gegen Bayern München. Was könnte danach stehen? Bis zu sechs Punkte.
Was entscheidender ist, dass die Mannschaft, ohne Berücksichtigung der ersten beiden, oder nächsten drei Gegner, ihr Spiel entwickelt und dabei erkennen lässt, dass dies auch mit den entsprechenden Resultaten einhergehen kann. Gerade am Saisonanfang geht es immer von Spiel zu Spiel und ein gelungener Saisonstart kann auch ganz verschieden beschrieben werden.
Nach dem zehnten Tabellenplatz in der Saison zuvor wurde es in der vergangenen wieder der fünfte Tabellenplatz für den SC Freiburg. Bei einem Sieg gegen Eintracht Frankfurt am letzten Spieltag hätte es sogar für die Champions-League gereicht. Für das erste Cheftrainerjahr von Julian Schuster ein erfolgreiches Ergebnis, dass einige Parallelen mit dem, in der ersten komplette Saison von Christian Streich aufweist. Die Mannschaft des Trainers des Jahres hatte nur die zehntbeste Tordifferenz, gewann aber bei elf der 16 Siege mit einem Tor Unterschied.
Noah Atubolu blieb 609 Minuten, auch Vereinsrekord, ohne Gegentor – der zweitbeste Wert eines Torhüters in der vergangenen Bundesligaspielzeit.
Aufbauend auf dem Team der vergangenen Saison, und mit bisher 30 Millionen Euro für Neuverpflichtungen, könnte es durchaus sein, dass sich der Sportclub im Vorderfeld der Liga etablieren könnte. Neu im Kader sind neben Rückkehrer Philipp Treu, Derry Scherhant von Hertha und Anthony Jung aus Bremen, Igor Matanovic aus Frankfurt, Yuito Suzuki von Brøndby IF und Cyriaque Irié aus Troyes.
Freiburg spielt das 26. Jahr in der Bundesliga, der FCA das 15., die wirtschaftlichen Kennzahlen sprechen auch für die Breisgauer. Der vor allem zu Beginn der Augsburger Bundesligazeit immer wieder gezogene Vergleich zwischen den Standorten lässt sich so nicht mehr halten.
Auch hat sich die Liga, in verschiedener Form weiterentwickelt. Dabei gab es immer wieder auch Verschiebungen, deren jeweilige Dauer aber meist variabel war. Neben sportlichen und wirtschaftlichen sind es eine Reihe weitere Kriterien, die die Attraktivität von Standorten und Klubs ausmachen.
In der 15. Bundesligaspielzeit in Folge, dies hat der Sportclub noch nicht geschafft, möchte der FCA stärker auch an seiner Wahrnehmung außerhalb der eigenen Region arbeiten. Dazu scheint möglicherweise die attraktive Spielweise alleine nicht ausreichend – man will einfach sexy werden.
Was das genau bedeutet bzw. wie es gelingt wird sich zeigen. Der neue Trainer, der Hype um das Trikot – doch sollte auch noch Fußball gespielt werden. Und die Auftritte der Mannschaft scheinen, nicht nur innerhalb der eigenen Region, dabei von zentralerer Bedeutung.
Neu im Kader sind Kyliane Dong sowie Han-Noah Massengo, Robin Fellhauer und Elias Saad, die in Halle zum Einsatz kamen. Die zwei Letztgenannten waren an der Vorbereitung der Treffer beteiligt.
Das Transferfenster ist über den zweiten Spieltag geöffnet und ohne Berücksichtigung noch möglicher Neuverpflichtungen kann die überwiegend zusammengebliebene Mannschaft sich hinsichtlich einer neugedachten Spielweise entwickeln. Hilfreich wäre dazu eben ein guter Start in die Liga.
In der bisherigen Bundesligaspielzeit hat der FCA bei drei Unentschieden neunmal das Auftaktspiel verloren, und zweimal, 2018 in Düsseldorf und 2020 bei Union gewonnen. In Freiburg waren die Ergebnisse bisher ligaübergreifend bei 19 Auftritten, ohne Pokal, ein Unentschieden und ein Sieg, vor sechs bzw. elf Jahren.
Mit einem erfolgreichen Auftritt könnte der FCA nicht nur diese Statistiken verbessern, sondern auch sportlich Werbung für das Spiel am nächsten Samstagabend machen. Gutes Spiel!
Nur der FCA!
Auf nach Europa, oder nicht?
Neuer Trainer, neue sportliche Leitung und das ohne Zwang nach einer der besseren Saisons in der Bundesligageschichte des FC Augsburg. Was soll man nun in der kommenden Saison vom FCA erwarten? Die sportlich Verantwortlichen wollen sich hierzu nicht festlegen. Es wird über eine Entwicklung gesprochen. Der nächste Schritt soll gemacht werden. Wir stellen uns die Frage: Bedeutet dies, dass es nach der Saison nach Europa gehen muss? Zwei Meinungen – von RoGaz-Gründer Andy und RoGaz-Autor Andi
Ja, Europa muss es sein
(Andy) Fußball ist zuallererst ein Ergebnissport. So schön es ist, wenn dabei auch noch Attraktives auf dem Rasen geboten wird, so wenig kann man sich manchmal dann auch davon kaufen. Die Ergebnisse waren in den knapp zwei Jahren unter Jess Thorup gut. Der ruhige und professionelle Däne hat in Augsburg eine Mannschaft geformt, die vor allem gegen den Ball phasenweise unüberwindbar agierte. Am Ende der Saisons ging seinem Team allerdings zweimal die Luft aus, wenn es darum gegangen wäre nach den Sternen, äh Europa, zu greifen.
Und so erwartet man sich zwar von Sandro Wagner die Umsetzung einer etwas aktivieren Fußballphilosophie. Mehr selbst das Spiel machen, schöner spielen. Aber seien wir doch mal ehrlich: Hätte Jess einen veritablen Angriff auf Europa gefahren im Saisonendspurt, dann wären wir jetzt nicht hier. Und Sandro Wagner muss vor allem ergebnistechnisch abliefern. Das liegt auch daran, dass man sich in der Öffentlichkeit hingestellt und die Qualität der Mannschaft immer wieder sehr gelobt hat. Dazu wollten die Jungs doch unbedingt angreifen (man mag den Saisonendspurt schon fast vergessen haben).
Für alle gilt: Put your money where your mouth is. Oder auch: Sexy ist, wer nach Europa fährt. Ströll, Weber, Wagner und Co. müssen liefern!
Nein, Europa muss es nicht sein
(Andi) Ja, Jess Thorup hat ergebnistechnisch geliefert. Unter seiner Regie spielte der FCA die nach Punkten drittbeste Saison seiner Bundesligageschichte. Dementsprechend habe ich zum Zeitpunkt der Trennung durchaus die Frage in den Raum gestellt, ob die Trennung notwendig war und kommentierte: „Schneidet Wagner nun schlechter ab als Thorup, darf die Sinnhaftigkeit hinter der Entlassung bezweifelt werden.“ Dazu stehe ich auch heute noch. Das bedeutet aber nicht, dass der FCA zwingend nach Europa muss.
Ja, FCA-Fans dürfen zu Recht eine erfolgreiche Saison erwarten. Doch Europa-Druck hilft an der Stelle nicht weiter. Man sollte Wagner Zeit geben, seine Spielphilosophie auf die Mannschaft zu übertragen. Dass das nicht von heute auf morgen geht, haben die Testspiele gezeigt. Ich bin schon zufrieden, wenn das eine grundsolide, punktemäßig Thorupähnliche Saison wird, auf der man aufbauen kann. Gelingt das, kann man nächste Saison gerne von Europa sprechen. In dieser Spielzeit ist das, auch mit Blick auf das zu erwartende enge Bundesligamittelfeld, zu früh und man wäre nur enttäuscht, wenn es dann doch nicht klappen sollte.