Sag’s mir ins Gesicht!

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Erst vor kurzem hatte ich mich darüber aufgeregt, dass der FCA zum Thema der Bezahlkarten lange keine Lösung gefunden hatte. Nachdem am 20.05. der letzte Spieltag der Bundesligasaison 2016/17 absolviert war, fand – nach vielen Durchhalteparolen – am 28.07., und damit über 2 Monate später, eine Pressekonferenz statt, in der eine zufriedenstellende Lösung für alle Fans vorgestellt wurde. Alle betroffenen Fans können ihre Karten während der gesamten Saison 2017/18 im Stadion zurückgeben und bekommen ihr Guthaben und Pfand wieder ausgezahlt. Weiterhin können die Karten auch in bestimmten Filialen der Stadtwerke Augsburg und der Lechwerke zurückgegeben werden.

Wie der FCA in Person von Geschäftsführer Michael Ströll auf der Pressekonferenz selbst feststellte, waren die Fans auf Grund der Insolvenz der payment solutions GmbH unverschuldet in die Situation geraten, dass sie auf „ihr“ Geld auf den Bezahlkarten nicht mehr zugreifen konnten. Schon beim letzten Heimspiel konnte im Stadion nur noch bar bezahlt werden. Die payment solutions GmbH war Vertragspartner der Stadtwerke Augsburg, die vom FCA mit der Bereitstellung eines bargeldlosen Bezahlsystems beauftragt worden waren. Nachdem sich die Stadtwerke Augsburg zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses für den Marktführer im Bereich der bargeldlosen Bezahlsysteme in Fußballstadien entschieden hatten, sahen sie es nach Aussage ihres Geschäftsführers Alfred Müllner auf der Pressekonferenz auch nicht für notwendig an, jährliche Rechenschaftsberichte ihres Vertragspartners einzufordern. Am Ende war es ihnen auf der Pressekonferenz immer noch schleierhaft, wie es bei dem Geschäftsmodell der payment solutions GmbH zu einer Insolvenz kommen konnte. Sowohl Alfred Müllner als auch Michael Ströll waren zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses mit der payment solutions GmbH noch nicht auf ihren derzeitigen Positionen. Müllner trat seinen Dienst bei den Stadtwerken erst am 01. August 2016 an und sah vielleicht auch deshalb in diesem Zusammenhang als Energie- und Umstrukturierungsexperte nun etwas unglücklich aus.

Dass die Fans ihr Geld zurück erhalten, ist allerdings nur der richtige Schritt und dafür braucht sich kein Fan zu bedanken. Die Exklusivpartner des FC Augsburg, die sich um Dr. Stoll von Grünbeck positioniert haben,  gaben an den Fans in dieser Situation helfen zu wollen. Dr. Stoll führte auf der Pressekonferenz aus, dass er auf Grund des großartigen Supports in den letzten Spielen, den Fans zur Seite stehen wollte. Derweil führt auch diese Darstellung nicht dazu, dass sich ändert, wer die Verantwortung in dieser Situation zu übernehmen hatte und wem die Exklusivpartner geholfen haben: dem FC Augsburg selbst, der das bargeldlose Bezahlsystem bei den Stadtwerken Augsburg in Auftrag gegeben hatte und diese Entscheidung zu verantworten hat. Michael Ströll fand während der Pressekonferenz dann auf Nachfrage auch offene Worte:

„Der FC Augsburg wäre sicherlich auch in der Lage gewesen eine gewisse Summe zu stemmen, vielleicht auch über der, die wir jetzt gestemmt haben. Aber es ist natürlich schon ein großes Stück leichter, wenn uns die Partner hier unterstützen, weil das Geld einfach nicht eingeplant war. So offen muss man das sagen.“

Nach Aussage von Dr. Stoll signalisierten die Exklusivpartner um Grünbeck dem FCA sehr schnell ihre Kooperationsbereitschaft. Dies führte dennoch nicht dazu, dass der FCA seinen Fans ein zeitnahes Signal gab, für das Problem gerade zu stehen.. Dabei ist es durchaus positiv zu erwähnen, dass der FCA seine Fans – im Gegensatz zu anderen Clubs – nicht im Regen stehen lässt. Dass ein gewisses Maß an Zeit benötigt wird, um für ungeplante Millionenbeträge eine Lösung zu finden, ist auch mir klar. Vor allem gegenüber den eigenen Fans hätte man dennoch geradliniger und transparenter kommunizieren und eine klare Zusage aussprechen können.

Mir ist an dieser Stelle aus Gesprächen bewusst, dass der FCA mit organisierten und unorganisierten Fans unterschiedlich kommuniziert. Ich war in meinem Umkreis dennoch bei weitem nicht der einzige, der am Ende den Glauben an eine Lösung im Sinne der Fans etwas verloren hatte. Vielleicht gibt es sogar Menschen, die sich aus diesen Gründen keine Dauerkarte geholt oder ihre Dauerkarte zurückgegeben haben. Das wäre schade. Der FCA steht aus der Erfahrung heraus zu seinen Fans und gibt sich Mühe, Fans an den Verein zu binden. Aber am Ende muss der FCA schlichtweg lernen, dass sich die Kommunikation mit den Fans nicht nur auf hübsche Videos aus den Trainingslagern beschränken sollte. Wenn der Verein seine Bekanntheit in der Region weiter stärken will, dann hätte er im vorliegenden Fall Pluspunkte durch Transparenz und Offenheit sammeln können. Weiteres Engagement für die Region würde mich darüber hinaus noch zusätzlich freuen.

Freut es uns selbst nicht immer, wenn jemand bereit ist zuzugeben, dass ihm ein Fehler unterlaufen ist und er für die Konsequenzen gerade steht ob geplant oder ungeplant? Genau wie früher bei so manchem Plakatersteller hätte ich mir diese Einsicht diesmal vom FCA selbst gewünscht. Ich gebe in diesem Zusammenhang gerne zu, dass ein wenig mehr Vertrauen in den FCA auch von meiner Seite nicht geschadet hätte. Aber wäre es nicht schön, wenn wir alle aus diesem Vorfall lernen und unsere Lehren für die Zukunft ziehen würden. Wir sind in Augsburg und nicht in Hannover und man darf doch wohl hoffen.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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