FC Augsburg – Borussia Dortmund
(7. Spieltag, 1:2)
Spitzenspiel, Fünfter gegen Ersten. Besser wurde es an diesem 7. Bundesligaspieltag nicht. Zumindest tabellarisch. Mit Spitzenreiter Borussia Dortmund kam ein Gegner auf’s Lechfeld, dem gerade taktisch und spielerisch alles zu gelingen scheint. Zumindest in der Bundesliga. Unter der Woche, als sich die Baum’schen Mannen die Füße auf die Couchtische legen durften, mussten die Westfalen gegen Real Madrid ran – und bekam eine Lehrstunde, dass alles was in der Bundesliga durchaus glänzen mag, international kaum etwas wert ist. Wenigstens waren sie mit dieser Erkenntnis nicht alleine, denn auch alle anderen deutschen Teams gingen sang- und klanglos unter.
Die Voraussetzungen
Dennoch: Bei Dortmund konnte man so gut wie aus dem Vollen schöpfen. Verletztungssorgen hat Peter Bosz gerade nicht und auch Manuel Baum hatte wieder einmal die Qual der Wahl, wer es in den 18er-Kader schaffen sollte.
Nach der Sperre beim 0:0 in Stuttgart (zu dem ein Spielbericht krankheitsbedingt ausfallen musste, Anm. d. Red.) war auch Daniel Baier wieder im Kader und selbstredend in der Startelf. Zudem bekamen Heller und Gregoritsch die Chance von Beginn an offensiv zu glänzen. Defensiv setzte Baum wieder auf die Variante mit Khedira, der gegen den Ball in die Innenverteidigung zurückfallen sollte.
Spieltaktisch also keine großartige Veränderung zu den Spielen zuvor. Warum auch? Das Konzept geht auf und der FC Augsburg schafft es durch defensive Stabilität und offensive Effektivität – ein Novum! – nach sechs Spieltagen auf sensationelle 11 Punkte.
Das Ergebnis
Dass es bei diesen 11 Punkten bleiben sollte, war insgesamt gesehen ein doch eher unglücklicher Umstand, denn der 2:1-Sieg von Borussia Dortmund hätte locker auch ein Unentschieden werden können. Aber der Reihe nach:
Schon nach 4 Minuten ging der BVB durch Königstransfer Yarmolenko in Führung – ein Tor, das nicht hätte fallen müssen. Nach einer Ecke bekommt die FCA-Defensive den Ball nicht weg und steht sich gegenseitig bei der Verteidigung im Weg. Der Ukrainer versucht sein Glück mit der Hacke und schiebt den Ball an Finnbogason und Hitz vorbei. Dumm gelaufen.
Die Antwort des FCA ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Geburtstagskind Max hat zu viel Platz zum Flanken und platziert die Kugel gekonnt auf Caiubys Kopf, der ebenfalls zu frei steht und nur noch einnicken muss. Starker Spielzug und starke Antwort auf den frühen Rückstand.
Die nächste Verwirrung im Defensivbereich der Augsburg gab es jedoch wieder eine knappe Viertelstunde später, als sich Max und Hinteregger nicht einig waren, wer denn den Ball nun nehmen soll. Kagawa vollendet die Slapstick-Einlage daraufhin mit dem letzten Treffer des Spiels.
Es hätten jedoch auch noch welche fallen können, denn so lätschert der FC Augsburg in Hälfte Eins auftrat, umso besser wurde es im zweiten Durchgang, in dem Dortmund kaum mehr Raum für eigene Aktionen fand. Bis auf einen guten Kopfball von Aubameyang und einen denkwürdigen Elfmeter durch ebendiesen, gab es für Marwin Hitz wenig zu tun.
Was war gut?
Vor allem im zweiten Durchgang sah man, wie gut Manuel Baum seine Mannschaft auf einen Gegner einstellen kann, der in der Vorwoche noch Borussia Mönchengladbach mit 6:1 vom Platz fegte. Vor allem das schnelle Flügelspiel durch Max, Opare und vorne Caiuby und Heller war ausschlaggebend für die Chancenhoheit der Augsburger in der 2. Halbzeit. Gregoritsch hatte zwei gute Möglichkeiten zum Abschluss, die jedoch an schlussendlicher Dringlichkeit und fehlendem Durchsetzungsvermögen scheiterten.
Vor allem Daniel Opare machte wieder mal ein sensationell gutes Spiel. Schon gegen Stuttgart wurde der Ghanaer zum Man of the Match gekürt, zudem steht er wieder im Nationalmannschaftskader. Vollkommen zurecht, denn auch gegen einen Gegner wie Dortmund ließ der von vielen – inklusive dem Autor – schon abgeschriebene Verteidiger nichts anbrennen und setzte nach Vorne starke Akzente.
Vielleicht ist es ja Manuel Baums pädagogischer Ansatz und das Fehlen eines Paul Verhaegh, das dem Jungspund endlich die Möglichkeit zum Durchbruch gewährt wurde. Verdient hat er es, wie man aktuell sehen darf.
Was war schlecht?
Opare war jedoch, defensiv gesehen, der einzig gute Augsburger auf dem Feld. Vor allem die beiden Innenverteidiger Gouweleeuw und Hinteregger hatten eher einen ihrer schlechteren Tage.
Bei beiden Gegentoren stiften sie mehr Verwirrung als dass sie Schaden reduzieren würden und auch zwischendurch gab es den ein oder anderen Wackler, den eine Mannschaft wie Dortmund gerne mal bestraft.
Hoffen wir, dass es nur Ausnahmen waren und sie in den kommenden Spielen wieder durch ihre Abgeklärtheit auffallen und auch Rani Khedira dem Duo wieder zur Verfügung steht.
Und auf den Business Seats?
Wohl nicht nur auf den teuren Sitzen war man heute rund um den Elfmeterpfiff etwas ratlos. Ernüchternd muss man jedoch feststellen, dass alles an dieser Situation korrekt abgelaufen ist und der Videobeweis nun solch kuriose Spielszene wie diese mit sich bringt:
Bei einer Ecke zieht Koo auffällig lange am Trikot eines Dortmunders im Strafraum, was der Schiedsrichter nicht sieht und die Dortmunder nicht lange lamentieren. Die Situation wird entschärft und der FC Augsburg startet den Gegenangriff, der gut eine Minute dauert, ehe der Ball zu einer Ecke auf Dortmunder Seite geklärt wird.
Doch anstatt zur Ecke, pfeift der Schiedsrichter nach Konsultation des Videos auf Elfmeter für Dortmund. Verwirrung total, denn die vorhergehende Situation am anderen Ende des Spielfelds war gedanklich schon wieder so weit weg, dass das Ganze komplett surreal wirkte. Jedoch:
Die Bewertung (Strafstoß) war korrekt, und die Situation weiterlaufen zu lassen ebenfalls, da der Ball zwischen Foul und Entscheidung nicht im Aus war.
Schlussfolgern wir also: Der Videobeweis macht das Spiel durchaus fairer, jedoch nicht unbedingt ansehnlicher. Aber das wussten viele wohl schon vorher…
Was kommt als nächstes?
Nach Länderspielpause geht es mit schwerem Programm weiter: Der FC Augsburg muss nach Sinsheim, wo eine spielstarke TSG Hoffenheim aufwartet.