Wie der FC Augsburg seine Unschuld verlor

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Am Samstag vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt platzte die Bombe. 4 Tage nach Schließung des Transferfensters in Deutschland, veröffentlichte der FC Augsburg eine Pressemitteilung, die im Augsburger Umfeld noch vielen etwas länger in Erinnerung bleiben wird. Kernsatz der Mitteilung ist folgendes Zitat von Stefan Reuter:

„Daniel Opare hat uns bewusst und trotz der Konfrontation mit Fakten wiederholt belogen. Des Weiteren hat er mehrfach gegen den Verhaltenskodex innerhalb der Mannschaft verstoßen“

Die Pressemitteilung teilt darüber hinaus mit, dass Opare gegen Eintracht Frankfurt nicht im Kader stehen wird und sich darüber hinaus einen neuen Verein suchen kann. Sein Angebot zur Vertragsverlängerung hat der FCA zurückgezogen. Ob Daniel Opare erneut für den FCA auflaufen wird steht in den Sternen. Er hat noch Vertrag bis zum 30.06.2018 und Raphael Framberger, der nun für ihn in die Startelf gerückt ist, hatte während seiner Karriere immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Der FCA hat zumindest für den Moment kommuniziert, dass Daniel Opare nicht mehr für den FC Augsburg auflaufen wird.

Die Wechseloptionen sind derweil zum jetzigen Zeitpunkt beschränkt. Die großen westeuropäischen Ligen haben ihre Transferfenster alle Ende Januar geschlossen. Alleinig ein Wechsel in etwas weiter entfernte Gefilde z.B. nach Russland oder China ist momentan noch möglich. Ob es Opare gerade dorthin zieht? Vielleicht wird er seinen Vertrag beim FCA auch einfach absitzen und im Sommer ablösefrei zu seinem Wunschclub wechseln. Die Kommunikation des FCA über die Pressemitteilung hat es für Opare nun auch nicht einfacher gemacht, irgendwo unterzukommen. Oder interessiert das einen anderen Verein überhaupt?

Der FCA wurde zumindest in den sozialen Medien für sein Statement gegen revoltierende Spieler gefeiert. Das alles kurz nachdem Herr Aubameyang den BVB einen Winter lang verarscht und seinen Abgang zum FC Arsenal quasi erpresst hatte. Allerdings ist die Ausgangslage bei Opare nicht ganz so eindeutig. Opare war eine Stütze der Mannschaft in der Hinrunde, v.a. da Raphael Framberger mal wieder verletzt gefehlt hatte. Den Weggang von Paul Verhaegh hatte vor allem er genutzt und sich in den Vordergrund gespielt. Opares gute Leistungen hatten sich dabei in Augsburg gerade mal auf 6 Monate beschränkt und kamen sehr unverhofft. Nun läuft Opares Vertrag zum 30.06.2018 aus und auf Grund der guten Leistungen hat der FCA ein Verlängerungsangebot unterbreitet. In den letzten Wochen ging es diesbezüglich hoch her. Einerseits hatte Opare signalisiert in Augsburg verlängern zu wollen, andererseits gab es diverse Meldungen bzgl. einem Abgang im Winter. Leicester City soll wohl interessiert gewesen sein. Zuletzt wurde dann öffentlich, dass Opare sich mit Domenico Tedesco, dem Cheftrainer von Schalke 04, getroffen hatte. Manuel Baum hatte ein Gespräch mit Opare geführt und in der Pressekonferenz am Freitag dazu gesagt:

„Das Gespräch hat stattgefunden. Aber was wir und wie wir gesprochen haben, ist mir immer wichtig, das es intern bleibt. (…) Das zeichnet uns in Augsburg aus, dass wir da ein bisschen langweilig sind und das es intern bleibt.“

Man hätte nun erwartet, dass man Opare im Zweifel für die Aktionen  suspendiert oder ihm eine Geldstrafe aufbrummt, evtl. parallel versucht ihn nach Russland oder China zu verkaufen, sich vielleicht wieder zusammenrauft oder auch nicht. Der Vertrag wäre dann sowieso im Sommer ausgelaufen. Alles in allem kein Vorgang, der im Profifußball für viel Verwunderung gesorgt hätte. Opare hat sich daneben benommen, es gibt eine Reaktion hierauf durch den Arbeitgeber und der muss die Konsequenzen tragen. Passiert.

Dennoch hat der FCA öffentlich gegen Opare ausgetreten. Ohne dem Spieler die Möglichkeit einzuräumen, sich direkt gegen die Vorwürfe zur Wehr setzen zu können, hat der Verein diese Pressemitteilung versendet. Diese Reaktion hinterlässt bei mir große Verwunderung. Opare, so falsch er sich auch verhalten haben mag, ist weiterhin Angestellter des Vereins und hat für diesen Verein erst vor kurzem noch seine Knochen hingehalten. Davon ist er von den Fans gefeiert worden. Ich bin in diesem Zusammenhang vollkommen Manuel Baums Meinung, wenn ich darauf dränge, dass solche Konflikte intern bleiben sollten. Denn es wäre doch vermessen anzunehmen, dass es in dieser Geschichte genau eine Wahrheit gäbe. Zumindest muss man dann bereit sein, diese insgesamt auszupacken und nicht nur Andeutungen zu machen. Und den kompletten Vorgang in der Öffentlichkeit diskutieren, will doch nun wirklich keiner. Welche selbst so benannte „Familie“ trägt ihre Probleme so nach außen?

Den Schaden hat der FC Augsburg nun aber. Er muss sich für den Sommer nach einem neuen Rechtsverteidiger umschauen. Anstatt dies still und leise zu machen, weil niemand genau weiß, ob Opare wechselt oder nicht, weiß nun jeder, dass der FCA auf dieser Position jemanden verpflichten muss. Günstiger wird es dadurch wohl nicht. Zudem werden zukünftige Fälle von Undiszipliniertheiten nun immer mit diesem Fall verglichen werden.  Der FCA hat nach Dressler, Thurk und Schuster den nächsten ungeklärten Mythos. Zu diesem hat er die bisher längste Stellungnahme abgegeben. Ob das bedeutet, dass wir hier irgendwann erfahren, was genau passiert ist?

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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