Obacht, die Saison ist noch nicht vorbei

Gestern konnte der FC Augsburg gegen Mainz 05 drei Spieltage vor Saisonende den Klassenerhalt auch rechnerisch sicherstellen. Eine Saison, die vor Saisonbeginn viele Fragen aufwarf, wird somit am letzten Spieltag in Freiburg in jedem Fall erfolgreich beendet. Manuel Baum hat in den letzten Wochen immer wieder betont, dass der Klassenerhalt unsere Meisterschaft ist. Sieben Spielzeiten in der Bundesliga und wir sind immer noch nicht auch nur einmal abgestiegen. Das hätte ich mir niemals so zu erträumen erhofft.

Derweil wurde die Geschichte vom Ziel des Klassenerhalts in den letzten Wochen von den Verantwortlichen des FC Augsburg arg überstrapaziert. Die Abstände waren schon länger äußerst komfortabel und 40 Punkte brauchte man historisch in den seltensten Fällen, um dem Abstieg zu entgehen. Allerdings hat die Darstellung dazu geführt, dass die Erwartungen im Umfeld nicht aus dem Ruder liefen und die Stimmung ruhig blieb, auch wenn die Ergebnisse in letzter Zeit nicht besonders konstant waren. Zwar waren die Leistungen nicht schlecht, die notwendige Portion Glück, z.B. beim Platzverweis von Jan Moravek in Wolfsburg kombiniert mit dem Lattentreffer von Marco Richter, ging uns allerdings ab. Sonst wäre der Klassenerhalt vielleicht noch früher schon gesichert gewesen und wir hätten deswegen gar keine T-Shirts mehr gedruckt. Gestern wurden T-Shirts verteilt und verkauft, es wurde verkündet, dass gefeiert wird und die Stimmung war ausgelassen.

Dennoch habe ich heute morgen einen Blick auf die Tabelle geworfen und verwundert festgestellt, dass es im Mittelfeld immer noch sehr eng zugeht. Wir stehen im Moment auf Platz 11. Schlechter als Platz 13 wird es für uns nicht mehr werden, aber der Blick nach oben eröffnet noch einige Möglichkeiten. Ein einstelliger Tabellenplatz ist in Reichweite und auch der Abstand auf Platz 7 ist mit sechs Punkten auf Eintracht Frankfurt nicht unmöglich einzuholen, vor allem, da die Eintracht ein äußerst schwieriges Restprogramm vor sich hat und erstmal nächste Woche zu den Bayern darf. Unsere Chancen in der nächsten Saison noch in der Europa League zu spielen, sind zwar äußerst gering, existieren aber dennoch immer noch. Goalimpact berechnet diese momentan mit 1,6 Prozent.

Ich sehe diese Chance allerdings höher, denn ich bin mir nicht sicher, ob alle positiven Entwicklungen, die bei uns zu guten Ergebnissen in den letzten Spielen führen könnten, vollauf berücksichtigt wurden. Zum einen sind fast alle Leistungsträger mittlerweile wieder an Bord. Alfred Finnbogason hat eindrucksvoll gezeigt, welchen Einfluss er in unserem System haben kann und wie wichtig er für uns ist. Als Gegner würde mir das Offensivquartett Finnbogason, Gregoritsch, Caiuby und Richter im Moment ein paar Sorgenfalten bereiten. In dieser Konstellation sind wir offensiv sehr variabel und sollten auch in den letzten Spielen spielerische Lösungen finden. Darüber hinaus stehen wir defensiv gerade auch wieder sehr stabil. Gegen Mainz haben wir sehr wenige Tormöglichkeiten zugelassen. Sportlich haben wir für die letzten drei Partien ein starkes Blatt auf der Hand.

Dafür ist es allerdings notwendig, dass wir die Spannung halten und die Konzentration jetzt auch nach dem offiziellen Klassenerhalt nicht wegbricht. Schon vor einigen Wochen schien sich da ein wenig der Schlendrian einzuschleichen. Diese Reaktion ist aus meiner Sicht vollkommen nachvollziehbar. Der FC Augsburg sollte dem aber spätestens jetzt durch eine geänderte öffentliche Kommunikation entgegenwirken. Manuel Baum hat auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Mainz auf eine Frage zur Fähigkeit der Weiterentwickelbarkeit der Mannschaft mit Blick auf die kommende Transferperiode beantwortet. Dafür ist es aus meiner Sicht deutlich zu früh. Ich hätte mich gefreut, wenn er die Frage mit Blick auf die letzten drei Spiele kurz abgefrühstückt hätte.

Gerade beim Trainerteam liegt jetzt die Verantwortung, die Mannschaft für jedes der letzten drei Spiele entsprechend einzustellen und die Spieler in die Pflicht zu nehmen. Die Bundesligajahre haben gezeigt, dass wir viele unmöglich erscheinende Dinge schaffen können, wenn wir sie nur versuchen (nicht immer, aber in genügend Fällen). Entsprechend sollten wir zumindest versuchen, aus den letzten Spielen das Maximum herauszuholen. Danach wird sich dann zeigen, wofür das vielleicht noch reichen mag.  Folgenden Formulierungsvorschlag biete ich hierfür gerne an: „Wir haben immer gesagt, wir überprüfen nach dem Klassenerhalt unser Saisonziel. Nach oben ist der Zug noch nicht abgefahren. Wir werden jetzt alles in die Waagschale werfen, um auf den Zug noch aufzuspringen. Dafür ist die Partie gegen Hertha ein erstes Endspiel, welches wir mit der breiten Unterstützung unserer Fans, die mit einem Sonderzug anreisen, gewinnen wollen.“ Vielleicht können wir dem Mittelmaß noch einmal von der Schippe springen.  So großartig die momentane Situation als FCA Fan schon grundsätzlich ist, so werde ich doch nie aufhören zu träumen, solange Möglichkeiten zumindest rechnerisch noch bestehen. Nicht nach fast sieben vollständigen Spielzeiten in der Bundesliga und der #keineSau-Tour durch Europa.

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Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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