Alle Jahre wieder

Es geht Richtung Vorweihnachtszeit. Nächste Woche ist schon der erste Advent und in Köln können wir dann rund ums Bundesligaspiel beim Effzeh Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt trinken. Sportlich läuft es so lala. Zwei einzelne Siege stehen teilweise desillusionierende Darbietungen entgegen. Die Abwehr wirkt immer mal wieder sehr löchrig. Nach vorne können wir nicht konsistent für Gefahr sorgen. Ich hatte so viele Hoffnungen in diesen nominell so starken Kader. Längst nicht alle Hoffnungsträger können ihr Potential ausschöpfen, auch wenn einzelne wie Felix Uduokhai und Ruben Vargas herausstechen.

Was hab ich da angerichtet, wäre eine Frage, die sich Gregerl dieses Wochenende stellen sollte. (Photo by Christof STACHE / AFP via Getty Images )

Im Kader dieser Hinrunde gibt es wie immer Gewinner und Verlierer. Einer der Verlierer ist sicherlich Michael Gregoritsch. Gregoritsch war in den letzten beiden Jahren ein Spieler mit zentraler Bedeutung für den FCA. In seinem ersten Jahr in Augsburg hatte er direkt zweistellig getroffen und war an vielen spielentscheidenden Momenten beteiligt. Auch letztes Jahr kam er in 32 Bundesligaspielen zum Einsatz und konnte immerhin noch 6 Tore erzielen. Allerdings fing schon letztes Jahr die öffentliche Kritik an seiner Spielweise und Körpersprache an zu steigen. Nach dem Zugang von Florian Niederlechner, der an der Seite von Alfred Finnbogason in den letzten Spielen das Sturmduo bildete, schien Michael Gregoritsch gerade außen vor zu sein.

Der nächste bitte

Das hat in Gregoritsch gegärt, wie das Bier der Braumeister unserer schönen Stadt. Gregoritsch denkt gerade nicht mehr: Schönes Leben hier. Nun hat sich Gregoritsch deshalb gerade vor kurzem in eine Riege unzufriedener Fußballer eingereiht, die versuchen, über ihren öffentlichen Unmutsbekundungen ihren Abschied aus Augsburg zu forcieren. Immer wieder im Winter könnte eine Sitcom heißen, die sich mit den Geschichten von Augsburger Fußballern beschäftigt, die den Club gerade in dieser Jahreszeit verlassen wollen. Es ist zur Unsitte geworden, dass auch gestandene Spieler öffentlich die Organisation kritisieren. Wir erinnern uns sehr gut an die Kritik von Martin Hinteregger, die dazu führte, dass Hinteregger erst ausgeliehen und dann an die Frankfurter Eintracht verkauft wurde. Im letzten Jahr hatte auch Jeffrey Gouweleeuw den damaligen Trainer Manuel Baum in der Öffentlichkeit kritisiert. Weitere Undiszipliniertheiten von Spielern wie Caiuby oder Raul Bobadilla hat man in Augsburg lang toleriert, solange sie einen gewissen Rahmen nicht überschritten. Bei Caiuby war dann irgendwann das Fass voll und der FCA zog einen Schlussstrich. Zu spät, wie die deutliche Mehrheit konstatierte.

Der Fall Gregoritsch

Nun hat wohl auch Michael Gregoritsch beschlossen, das öffentliche Kritik an der Organisation der aussichtsreichste Weg ist, als er vor kurzem verkündete: „Hauptsache weg!“.  Er hätte schon im Sommer weg gewollt und nicht gedurft und jetzt wolle er aber unbedingt im Winter gehen. Das Problem bei Gregoritsch ist anders gelagert, als bei anderen Spielern vorher. Gregoritsch passt als Spielertyp nicht wirklich gut in Martin Schmidts Spielsystem. Das hat man immer wieder gesehen. Ich will Gregoritsch nicht unterstellen, dass er nicht trotzdem alles gegeben hat. Er hat zudem ausdrückliche Qualitäten, wenn er aus der Tiefe aufs Tor kommt. Seine Abschlüsse sind durch seine Abschlusssstärke auch aus der Distanz meist gefährlich. Auch im Strafraum hat er eine gute Trefferquote. Zudem hat Gregoritsch Ecken und Kanten und ist keiner der glatt-geschliffenen Profis, die rein auf ihre Karriere fokussiert sind und mit 25 Jahren ist er immer noch recht jung. Abseits des Feldes, hat er eine Organisation gegründet, mit der er sich aktiv in der Arbeit mit benachteiligten Kindern engagiert. Vorbildlich. Zumindest in diesem Bereich. Das unterscheidet ihn deutlich von einem Martin Hinteregger, der sich mittlerweile bei zwei Vereinen quasi herausgeekelt hat oder einem Caiuby, der regelmäßig zudem mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Ich gebe es zu, dass ich Gregerl grundsätzlich als Typen mag, auch wenn er offensichtlich eine Grenze überschritten hat. Und ich glaube, dass er Pech hatte und unter Martin Schmidt leidet, der ihn nicht seinen Stärken entsprechend eingesetzt bekommt. Damit muss er als Profi allerdings klar kommen.

Die Reaktion des FCA

Die Reaktion des FCA musste nun eine bedachte, aber trotzdem strenge sein. Gregoritsch ist 25 und hat noch 2,5 Jahre Vertrag in Augsburg. Der FCA hält alle Fäden in der Hand und darf sich nicht mehr öffentlich unter Druck setzen lassen. Als erste Reaktion sprach der FCA eine Geldstrafe aus und suspendierte Gregoritsch vorerst bis zum 26.11.2019. Leider hat der FCA nicht direkt einen Wechsel im Winter ausgeschlossen, außer der Verein würde mit Geld überschüttet. Der Verein kann es sich nicht erlauben, dass der Eindruck weiter verfestigt wird, solch öffentliche Aussagen wären eine gute Möglichkeit, sich aus Augsburg loszueisen. Sollte Gregoritsch nächste Woche nicht einsichtig sein, dann gehe ich davon aus, dass der FCA die Suspendierung auf unbestimmte Zeit ausdehnt und für Gregoritsch erst wieder im Winter die Türe zurück geöffnet wird. Im Zweifel muss der FCA Gregoritsch dauerhaft von der Mannschaft trennen, um solche Erpressungsversuche in der Zukunft zu unterbinden. Und den Wünschen des Spielers zum ersten Mal seit langer Zeit nicht nachkommen.

Fokus auf das Sportliche

Mit diesen Maßnahmen sollte es gelingen, den Fokus weiter auf dem Sportlichen zu belassen. Der Trend ging vor der Länderspielpause in die richtige Richtung und gerade gegen Hertha zu Hause und dann auswärts in Köln besteht die Möglichkeit sich etwas aus dem Keller herauszuarbeiten. Jetzt stehen die Spiele vor der Tür, in der die Mannschaft im direkten Vergleich mit Mannschaften aus dem Keller zeigen kann, dass sie nicht dorthin gehört. Ablenkungen, wie die von Gregortisch, sind ein Bärendienst für die Mannschaft. Gerade jetzt sollten sich alle gemeinsam darauf konzentrieren, sportlich positive Ergebnisse zu erzielen.

Nicht labern, arbeiten. Aufstehen, Fehler einsehen, weiter geht’s. #Augsburghältzusammen (Photo by Ronny Hartmann/Bongarts/Getty Images)

Bei seinem Wechsel hatte Gergoritsch noch gesagt: „Hier passt für mich alles. Daher habe ich mich auch langfristig gebunden und möchte die tolle Entwicklung des FCA in den nächsten Jahren gemeinsam mit dem Team weiterführen.“ Wenn man etwas langfristig entwickeln will, dann muss man auch mal schwierige Phasen zusammen durchstehen. Das auch mal Frust heraus bricht ist menschlich. Lieber Gregerl, sieh es ein, denn wir können dich spätestens jetzt nicht mehr wechseln lassen. Lass uns gemeinsam nach vorne schauen. Wo auch immer die Reise hingeht. #Augsburghältzusammen

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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