FCA-Leihen: Nur einer würde aktuell spielen

Mit Leihen ist es beim FC Augsburg ja immer so eine Sache. Oft genug hat der Verein Ergänzungsspieler verliehen, statt sie gegen Ablöse zu verkaufen. Auch in dieser Saison. Andererseits zeigt das Beispiel Henri Koudossou, dass sich Leihverträge auszahlen können. Den 24-Jährigen hatten einige FCA-Fans nach zwei Leih-Jahren in Österreich und den Niederlanden gar nicht mehr auf dem Schirm, dann stand er plötzlich regelmäßig in der Startelf. Und wäre er aktuell nicht verletzt, wären zu seinen 15 Ligaspielen bestimmt noch ein paar dazu gekommen. Eine Leihe kann also funktionieren. Wie sieht es mit den Spielern aus, die im Sommer zurückkehren?

Aktuell hat der FC Augsburg acht Spieler verliehen; die Hälfte davon in die 2. Bundesliga. Wer überzeugt? Wer wäre auch für den aktuellen Kader eine Verstärkung? Und wer hat wohl keine Zukunft beim FCA? Die Leihspieler im Check.

Marcel Łubik: GKS Tychy

Marcel Łubik spielt aktuell in der zweiten polnischen Liga – und das, soweit es von außen zu beurteilen ist, sehr stark. Der 20-jährige Keeper, der in Polen geboren ist, blüht in der Heimat regelrecht auf. In allen 24 Ligaspielen stand er in der Startelf. Er blieb neunmal ohne Gegentor und kassierte nur 26 Tore. Das ist die viertbeste Defensive der Liga, obwohl GKS insgesamt nur Zwölfter ist. Was ebenfalls für Łubik spricht: In acht Partien führte er sein Team sogar als Kapitän aufs Feld.

Für den FC Augsburg hat er noch kein Pflichtspiel absolviert, stand allerdings 47-mal für die U23 auf dem Platz und war regelmäßig auch bei der ersten Mannschaft dabei. Łubik hat einen Profivertrag bis 2026. Wie es mit ihm weiter geht, hängt auch von Nediljko Labrović ab. Setzt sich der ambitionierte Kroate weiter hinter Finn Dahmen auf die Bank? Falls nicht, wäre Łubik dann eine Option für die Nummer zwei? Der FCA soll auch BVB-Reservist Marcel Lotka beobachten. Vielleicht braucht es ihn aber gar nicht. Diese Leihe hat sich in jedem Fall gelohnt.

Patric Pfeiffer: 1. FC Magdeburg

Anders sieht es bei Patric Pfeiffer aus. Der Innenverteidiger war im Sommer zu YB Bern verliehen worden, kam dort verletzungsbedingt aber nur auf zwei Einsätze. Wegen einer Oberschenkelverletzung fiel er mehrere Monate aus, gegen Ende des Jahres spielte er nur in der zweiten Mannschaft. Im Winter entschied er sich in Absprache mit dem FCA für einen Tapetenwechsel – und wechselte auf Leihbasis zum 1. FC Magdeburg.

Dort läuft es mittelmäßig. Wer sich Spiele des FCM angesehen hat, sah einen sehr hölzernen Patric Pfeiffer. Viermal kam er zum Einsatz, gerade gegen den HSV sah der Innenverteidiger sehr tölpelhaft aus. In der Form ist er definitiv keine Option für den FCA, der ja in der Innenverteidigung ohnehin aktuell bestens aufgestellt ist.

Maximilian Bauer: 1. FC Kaiserslautern

Ähnliches gilt für Maximilian Bauer. Es scheint sehr unwahrscheinlich, dass der Niederbayer jemals noch Stammspieler beim FCA wird. Aktuell wäre er nur Innenverteidiger Nummer sechs. Beim 1. FC Kaiserslautern hingegen spielt Bauer immer. In bisher sieben Spielen stand er jedes Mal über die volle Distanz auf dem Platz – und machte seine Sache ordentlich.

In den ersten Spielen gab er der FCK-Defensive die nach dem Abgang von Boris Tomiac verloren gegangene Stabilität und überzeugte im Zweikampfverhalten. Zuletzt hatte er zwar auch ein paar Wackler drin, aber insgesamt kann man ohne Häme sagen: Maxi Bauer ist ein guter Zweitligaspieler. Nicht mehr und nicht weniger.

David Čolina: Velje BK

Im Winter 2023 verpflichtete der FC Augsburg sieben Spieler. Einer von ihnen war David Čolina. Sein Start beim FCA verlief vielversprechend. In seinem ersten Spiel, bei Borussia Dortmund, erzielte der kroatische Linksverteidiger prompt ein Tor. Doch das war es dann auch schon mit dem Positiven. In insgesamt nur sieben Einsätzen konnte Čolina seine Bundesligatauglichkeit leider nie unter Beweis stellen.

Aktuell spielt er in Dänemark bei Velje Boldsklub. Dort ist der 24-Jährige Stammspieler, doch ob er jemals noch eine Option für den FCA ist? Velje ist Tabellenletzter und es scheint schwer vorstellbar, dass Čolina noch einmal für den FC Augsburg relevant wird.

Tim Breithaupt spielt seit dem Winter in Kaiserslautern und kommt hier auch regelmäßig zum Zug, (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Tim Breithaupt: 1. FC Kaiserslautern

Neben Maxi Bauer steht auch Tim Breithaupt konstant in der Startelf des Zweitligisten aus Kaiserslautern. In der Winterpause an den Betze gewechselt, kommt der gebürtige Offenburger bis dato auf sechs Pflichtspieleinsätze. Der Mittelfeldspieler zeigt im Leibchen der roten Teufel solide Leistungen, besticht vor allem durch seine Zweikampfstärke. Ob der 23jährige auch wieder den Sprung in den Kader eines Erstligisten schafft? Scheint nicht abwegig, zumal Tim Breithaupt zu Beginn der Hinrunde beim FCA zweimal in der Startelf stand.

Irvin Cardona: AS Saint-Étienne

Mittelfeldspieler Irvin Cardona wurde in der Winterpause in die Ligue 1 verliehen, um Spielpraxis zu sammeln. Beim FCA hat der Franzose noch einen Vertrag bis 2027, in der Hinrunde war er zu Espanyol Barcelona verliehen. Der variable Offensivspieler kommt in der aktuellen Rückrunde auf sechs Pflichtspieleinsätze, hierbei konnte er zwei Tore erzielen und eine Torvorlage beisteuern. Ob der flinke Franzose in Augsburg nochmals einen Fuß auf den grünen Rasen der WWK Arena setzen darf, steht aktuell noch in den Sternen.

Dion Beljo: SK Rapid Wien

Auch einen seiner Stürmer hat der FCA derzeit verliehen – und zwar ist der Kroate Beljo seit Sommer 2024 an Rapid Wien verliehen. In Österreich zählt der 23jährige zum Stammpersonal, erzielte in 20 Spielen satte neun Tore und steuerte eine Torvorlage bei. In Augsburg hatte Beljo seit jeher einen schweren Stand im Sturm, trotz vieler Vorschusslorbeeren. Er hat einen guten Riecher und weiß, wo das Tor steht – aber ob dies für die erste Fußballbundesliga reicht, ist durchaus fraglich.

Lasse Günther: Karlsruher SC

Ein ehemaliges Nachwuchsjuwel ist derzeit an den KSC ausgeliehen. Die Rede ist von Lasse Günther. 2021 ist er seinerzeit vom Nachbarn aus München in die Fuggerstadt gewechselt, eine große und glorreiche Zukunft wurde ihm bescheinigt. Jedoch wurde Lasse Günther seither konstant verliehen, zuerst nach Regensburg, anschließend nach Wiesbaden und seit Sommer 2024 nun nach Karlsruhe. Beim Zweitligisten kann der pfeilschnelle Verteidiger durchaus überzeugen, wenn er denn im Kader steht und spielt. Von 26 möglichen Spielen absolvierte er 17, mit einer Startelfquote von 46 Prozent. Es gelangen ihm hierbei ein Tor und ein Assist. Es scheint wahrscheinlicher, dass der KSC die Kaufoption zieht, als dass der mittlerweile 22jährige gebürtige Münchner wieder für den FCA spielt.

Durchhaltevermögen

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist Hochstimmung beim FC Augsburg. 10 Spiele in Folge ist man mittlerweile ungeschlagen, und hat damit einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. Zuletzt hatte man nach 10 Jahren wieder auswärts beim BVB gewonnen und direkt einen Heimsieg gegen Wolfsburg nachgelegt. Mit 38 Punkten wird in Punkto Abstiegskampf keine Sorge mehr aufkommen. Man kann dem Team und den sportlich Verantwortlichen nur Respekt für die Leistungen zollen und zum bisherigen Saisonverlauf gratulieren. Kurz vor Weihnachten hätte das noch kaum jemand für möglich gehalten.

Die Leistungen sind dabei nicht vom Himmel gefallen, sondern basieren auf einem starken Fundament. In den 1,5 Jahren, in denen Marinko Jurendic nun beim Club ist, hat sich etwas getan. Und viele seiner Maßnahmen hatten den gewünschten Effekt und führen nun sportlich zu den gezeigten Ergebnissen.

Der Trainer

Jurendic und Co. hatten sich nach einer ganz schwachen Phase zu Beginn der vorherigen Saison entschieden, Enno Maaßen den Laufpass zu geben. Konzeptionell war seine Art des Fußballs teilweise erfrischend, allerdings war seine Kommunikation am Ende unglücklich und auch sein Umgang mit den erfahrenen Spielern ungeübt. Deshalb entschied man sich in Jess Thorup für einen Trainer mit Erfahrung, dessen Ausstrahlung immer ruhig und professionell ist. Seine Art des Fußballspiels – allem voran das „Offensive Mindset“ – löste direkt von Beginn an Euphorie aus.

Die Honeymoon-Phase zog aber auch bei Jess Thorup vorüber. Gute Auftritte wechselten sich mit schlechten ab. Gerade nach desolaten Auswärtsauftritten wirkte Thorup enttäuscht und auch ein bisschen ratlos. Das Spiel in Kiel kurz vor Weihnachten war besonders denkwürdig. Danach war im Umfeld eher die Frage, wann man sich von Thorup trennt als ob. Es ist dem FCA hoch anzurechnen, dass man dieses Mal in Bezug auf den Trainer sich auch von äußeren Einflüssen nicht zu sehr hat leiten lassen. Im Zweifel zur Konstanz zu tendieren war „früher“ in Augsburg öfter der Fall, teilweise mit sehr positiven Resultaten wie in der ersten Weinzierl-Phase. Thorup könnte den FCA nun zu ähnlichen Erfolgen führen. Und die Geduld hätte sich ausgezahlt.

Der Kaderumbruch

Es war – positiverweise – im Sommer viel Bewegung im Kader. Der FCA hatte sich von vielen Spielern getrennt, die ganz offen schon länger mit einem Abschied vom FCA liebäugelten. Eine Einheit mit gemeinsamen Zielen war so vorher grundsätzlich nur schwerlich zu erreichen. Nachdem im Sommer mit Felix Uduokhai und Ermedin Demirovic zwei Leistungsträger wechselten, deren Absichten lange bekannt waren, zog es im Winter auch Ruben Vargas weg vom FCA.

Cedric Zesiger ist direkt für den FCA zum Leistungsträger geworden. Bemerkenswert! (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der Verein ging damit ein hohes Risiko ein. Einerseits musste er viele Spieler sportlich ersetzten. Andererseits wackelte die Mannschaftsstruktur gehörig. Gerade sportlich haben die Verantwortlichen die Situation grundsätzlich sehr überzeugend gelöst. Von Uduokhai spricht man nicht mehr. Zu gut sind Matsima und mittlerweile Zesiger angekommen. Auch Schlotterbeck und Banks liefern regelmäßig ab. Die Erinnerung an Ruben Vargas verblasst sehr deutlich hinter den Leistungen von Alexis Claude-Maurice, den man ablösefrei an Bord nahm. Einzig Ermedin Demirovic‘ Impact im Sturm ist nicht 1:1 zu ersetzen gewesen, aber auch dort hat man im Winter mit der Rückholaktion von Mergim Berisha etwas getan. Eventuell zahlt sich auch hier die Geduld noch aus?

Die Ambition

Eins scheint beim FCA dabei grundsätzlich angekommen zu sein: Nur weil man immer wieder Personen austauscht, ändert sich noch nichts. Trainer um Trainer kamen und gingen in den letzten Jahren. Immer wieder fand man sich im Abstiegskampf wieder. Immer enger wurde es mit dem Klassenerhalt. Unter Enno Maaßen war es dann schieres Unvermögen der Stuttgarter Konkurrenz, das den FCA rettete. Auch letztes Jahr hat sich unter Jess Thorup gezeigt, wie schwer es ist, die Zielsetzung des Teams zu verändern und über die eigene Ambition des Klassenerhalts hinaus Erfolg zu haben.

Gerade nach dem Spiel in Kiel ist im Winter wohl auch viel geredet worden. Über Anspruch und Ambition zum Beispiel. Und über die harte und konstante Arbeit, die es Spiel für Spiel braucht, diese auch zu erreichen. Geändert hat sich der Zungenschlag. In diesen Tagen hört man beim FCA immer noch, dass man von Spiel zu Spiel denkt. Es ist eine der größten Floskeln der Fußballwelt. Auf der anderen Seite klingt es etwas anders. Nach dem Kiel-Spiel bedeutet es eben vor allem, dass man in jedem Spiel eine gute, konstante Leistung abrufen will. Und es gelingt mittlerweile mehr, auch weil im Hintergrund eine solide Ambition, nach oben zu schauen anstatt nach unten, verborgen liegt. Und der identifizierte Weg nach oben liegt eben in wöchentlichen konstanten Leistungen Spiel für Spiel. Manchmal sind die Veränderungen sehr klein, aber trotzdem äußerst bedeutend.

Ausblick

Der weitere Weg ist für den FCA schwer vorherzusehen. Serien reißen über kurz oder lang immer. Das Momentum wird sich verändern und es wird sich zeigen, wie das Team von Jess Thorup damit umgeht. Aber auch, wenn die Kurve etwas abflacht, dann ist doch Hoffnung angebracht. Einerseits hat Jess Thorup erneut gezeigt, dass er lernfähig ist und eine Mannschaft über Strecke führen kann. Andererseits sind die Aktivitäten von Marinko Jurendic im Hintergrund als sehr erfreulich zu werten.

Dennoch ist nicht alles Gold was glänzt. Der FCA hat im direkten Vergleich der Saisons nicht allzu viele Punkte mehr auf dem Konto als in der Vorsaison. Die Durststrecke zwischendurch war schwierig. Dass dabei einige Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum mitmischten, war zwischenzeitlich das einzig Erfreuliche. Hier geht aber auch immer noch mehr. Warum Mert Kömür gegen Wolfsburg nicht noch kam? Man weiß es nicht. Der mannschaftliche Erfolg überlagert hier doch einiges. Momentan lädt der FCA wieder zu Träumen ein. Jetzt heißt es weiter durchzuhalten, damit sie dieses Jahr in Erfüllung gehen.

Noch nicht fertig

Es ist Länderspielpause und auch in Augsburg kehrt ein bisschen Ruhe ein. Der FCA steht dennoch mehr im Fokus als sonst. 10 Spiele hat man in Serie nicht mehr verloren, zuletzt gegen Wolfsburg und in Dortmund gewonnen. Fortschritte sind auf dem Feld aber auch in der Tabelle sichtbar. Im Vergleich zur guten letzten Saison steht man noch ein bisschen besser da, zumindest was die Punkte angeht. Jess Thorup ist Stand jetzt der FCA-Cheftrainer mit dem höchsten Punkteschnitt in der Bundesligageschichte des Vereins. Es ist ein guter Zeitpunkt, um sich mit dem ruhigen Dänen zusammenzusetzen, der einerseits noch positiver wirkt als sonst, andererseits aber auch klar macht, dass man immer noch ambitioniert ist in dieser Saison.

Andy: Was macht ein gutes Fußballteam aus, außer dass es 10 Spiele am Stück nicht verliert?

Jess: Man merkt es an den alltäglichen Abläufen. Bei einem guten Team fühlt sich jeder zugehörig. Jeder will mehr und will den nächsten Schritt machen und keiner klinkt sich aus.

Andy: Wie unterscheidet sich dieses Team von anderen guten Teams, die Du im Laufe deiner Trainerkarriere trainiert hast?

Jess: Es hat eine Weile gedauert, aber dieses Team hat eine klare Identität in der defensiven Stabilität gefunden. Klar, jedes Team will offensiv Akzente setzen. Es gibt aber immer etwas, was Teams besonders auszeichnet. Hier ist es gerade nun die mannschaftlich geschlossene Arbeit gegen den Ball.

Andy: Im Sommer gab es einen großen Umbruch im Kader. Hat dieser verhindert, dass die Mannschaft sich schon früher so gefunden hat?

Jess: Der Umbruch hatte einen großen Einfluss. Das waren viele Wechsel im Sommer und es ist unser Ziel, dass dies nicht jede Transferphase so ist. Wenn das in jeder Transferphase in diesem Umfang der Fall wäre, kann schwerlich Kontinuität entstehen.

Andy: War dir von Vornherein klar, dass der Kern dieses Teams die defensive Stabilität ist?

Jess: Nein, das habe ich nicht von Anfang an erkannt. Wir probieren ja immer viele Dinge aus und versuchen dazu zu lernen. Wir hatten gegen den Ball lange große Probleme und deshalb mussten wir etwas verändern. Mit ein bisschen Abstand war es dann im Winter so, dass wir entschieden haben, auf die Defensive einen besonderen Fokus zu legen.

Andy: Inwiefern war das letzte Spiel in Kiel mit dieser deutlichen Niederlage in Kiel vielleicht sogar förderlich, weil Veränderungen von der Mannschaft besser angenommen wurden?  

Jess: Diese Niederlage hat auf jeden Fall einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Wir hätten aber in jedem Fall im Winter Anpassungen vorgenommen, weil wir defensiv schon vorher Themen hatten. Nach dem Spiel gegen Kiel war aber jedem klar, dass wir vieles überprüfen müssen, und im Nachhinein war das auch hilfreich für den Prozess.

Andy: Mittlerweile könnt ihr auch Gegner kontrollieren, wo das im Herbst noch nicht möglich war. Woran liegt das?

Jess: Das Wichtigste im Fußball sind Erfolgserlebnisse. Nach den Spielen gegen Union und Werder hat sich die Stimmung gedreht und durch den Stimmungswechsel haben die Spieler auch das Zutrauen gefunden, mit dem Ball anders zu agieren.

Andy: Wie viel der derzeitigen Erfolge basiert auf Konstanz und wie viel auf neuen Ideen, die über die Zeit entstehen?

Jess: Einerseits ist es wichtig auf einem Fundament aufzubauen, das wir mit der defensiven Stabilität nun gefunden haben. Andererseits haben wir immer neue Ideen – auch von Spiel zu Spiel – die wir ausprobieren und umsetzen. Und da setzen wir sowohl für die Mannschaft als auch für Einzelspieler immer wieder Impulse, um uns stetig zu verbessern.   

Andy: Im Herbst und Winter kam ja auch viel Kritik an deiner Person auf. Wie gehst Du damit um?

Jess: Ich kenne die Abläufe im Fußballgeschäft ja nun schon viele Jahre und versuche Meinungen von außerhalb des Vereins auszublenden. Ich fokussiere mich auf meine Arbeit und die Themen, die ich selbst verändern kann.

Andy: Glaubst Du, dass es grundsätzlich so ist, dass Vereine, die diese schwierigen Phasen gemeinsam überwinden können, langfristig erfolgreicher sind?

Jess: Davon bin ich zu 100% überzeugt. Ich stehe selbst für diese Kontinuität, auch in der Mannschaft und im Staff. Der nächste Trainer macht es auch nicht unbedingt besser und kurzfristige Impulse verpuffen schnell. Ich mag das in Augsburg, dass hier Kontinuität auch eine der Vorgaben ist.  

Andy: Intern wird es dennoch das ein oder andere kritische Wort gegeben haben?  

Jess: Natürlich. Ich tausche mich fast täglich mit meinen Chefs aus und wir besprechen auch die kritischen Themen gemeinsam. Das ist für uns auch wichtig, damit wir ein gemeinsames Verständnis der Lage haben und insgesamt die richtigen Schritte unternehmen.

Andy: Auch in der Arbeit mit der Mannschaft bist Du nicht alleine, sondern hast ein Trainerteam mit dem Du zusammen arbeitest. Jetzt wird mit Lars Knudsen im Sommer schon der dritte Co-Trainer den FCA erneut verlassen, weil er anderswo eine tolle Chance erhält (Knudsen wird Trainer der dänischen U21 Nationalmannschaft). Wie sehr schmerzen diese Abgänge bei aller Freude für die Kollegen?

Jess: Klar ist das schade. Ich habe die Kollegen nicht zum FCA geholt, damit sie möglichst bald wieder gehen. Auf der anderen Seite gehören diese Wechsel dazu und sind auch für uns eine Möglichkeit, erneut zu überprüfen, welche Qualifikationen wir im Trainerteam haben wollen. Hier machen wir jetzt für den Sommer unsere Hausaufgaben, um uns gegebenenfalls sogar zu verbessern.

In welche Richtung soll es für den FCA laut Jess in dieser Saison noch gehen? Hoch! Wofür das dann noch reicht? Wir werden sehen. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Andy: Wenn wir nun einmal auf den Rest der Saison schauen: Ihr werdet definitiv die Klasse halten. Darüber brauchen wir gar nicht mehr zu sprechen. Kann es denn überhaupt noch ein anderes Ziel geben in dieser Situation als Europa?

Jess: Ich verstehe deine Frage. Auf der einen Seite weiß ich sehr zu schätzen, wie sehr die Augsburger Fans sich über Europa freuen würden und ich bin selbst mit einer gewissen Ambition nach Augsburg gekommen. Auf der anderen Seite wollen wir unsere Ziele lieber greifbarer formulieren und die Augen noch nicht auf den Horizont richten. Unser Fokus liegt jetzt zuerst auf den nächsten Spielen. Und wenn die nächsten Spiele weiter gut laufen, dann werden wir schon sehen, wohin uns das führt.

Andy: Auch in der letzten Saison war man früh gesichert und dann war irgendwie die Luft raus. Warum wird es diese Saison anders sein?

Jess: In der Nachschau waren wir einfach noch nicht so weit. Einerseits hatten wir letzte Saison dann viele Verletzungen und konnten das in der Breite nicht auffangen. Andererseits kennen wir die Situation nun grundsätzlich schon. Ich bin optimistisch, dass wir es dieses Jahr besser machen.

Andy: Ein Faktor ist vielleicht an dieser Stelle auch, dass die Jungs in dieser Saison aus dem Nachwuchsleistungszentrum deutlich involvierter sind. Wie beurteilst Du das?

Jess: Das hat der Verein als konkrete Zielsetzung ausgegeben. Mit Henri, Mert und Noki haben wir dieses Jahr drei Spieler im Kader, die schon sehr viele Einsätze hatten und die der Mannschaft auf unterschiedlichste Weise helfen konnten. Wir bekommen die Brücke aus dem Nachwuchsleistungszentrum immer besser hin, auch was die Integration der Jungs in den Trainingsbetrieb angeht. Auch Felix Meiser war z.B. jetzt mehrmals im Kader dabei und ich glaube sowohl der Verein als auch jeder der Jungs ist auf einem guten Weg.

Andy: Greift Dir Kritik dann auch zu kurz, wenn es z.B. nach dem Spiel in Wolfsburg heißt, Mert Kömür hätte hier eingewechselt werden müssen?

Jess: In der einzelnen Wechselsituation überlegen wir immer, welcher Spieler der Mannschaft mit seinen Fähigkeiten am besten helfen kann. Da gibt es dann auch keinen Jugend-Bonus und keine Geschenke. Am Samstag haben wir in der Situation Möglichkeiten gesehen, dass uns Steve Mounié mehr helfen kann als Mert und das kann am kommenden Wochenende schon wieder anders sein. Und ja, da sollte man das Gesamtbild nicht aus den Augen verlieren.

Andy: Das Gesamtbild sowohl bei den Jugendspielern als auch tabellarisch spricht momentan für sich. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass im Sommer auch wieder Gerüchte zu deiner Person aufkommen, gerade auch weil Du im letzten Jahr nur um 1 Jahr verlängert hast bis 2026. Ist das ein Thema für dich?  

Jess: Damit beschäftige ich mich momentan gar nicht. Ich fühle mich in Augsburg zusammen mit meiner Familie sehr wohl und will hier noch viel erreichen.  

Andy: Gibt es konkret etwas, dass der FCA bei den Rahmenbedingungen noch verbessern kann?

Jess: Ich mag hier gar nicht über einzelne Dinge sprechen. Für mich ist wichtig, dass der Verein seine Identität auch nach vielen Jahren erster Liga nicht aus den Augen verliert. Obwohl der Fußball ein großes Geschäft ist, ist beim FCA alles sehr familiär, man steht eng zusammen und versucht sich gemeinsam zu verbessern. Das sollte auf jeden Fall so bleiben.

Andy: Bei Dir sticht heraus, wie gut Du selbst kommunizieren kannst und immer jeden mitnimmst. Wo liegt hier dein Geheimnis?

Jess: Kommunikation ist mit das wichtigste Thema. Ich versuche selbst, mit den Menschen so umzugehen, wie ich mir das für mich selbst wünsche. Ich bin vor allem offen und ehrlich, und dann weiß jeder woran er ist, egal um wen es sich dabei handelt. Jedem muss klar werden, dass er dazu gehört und dass wir alle zusammenarbeiten. Dazu kommt, dass ich ein ruhiger Typ bin, der Themen durch seine Erfahrung einordnen kann.

Andy: In diesem Sinne mag ich mich selbst für deine Zeit bedanken und freue mich darauf, wenn wir hoffentlich bald offiziell über Europa reden.

Erfolgswahrnehmungen

Alle Serien wurden ausgebaut, und in der Rückrundentabelle liegt der FCA mittlerweile punktgleich auf Platz 2 – mit den wenigsten, zwei in acht Spielen, erhaltenen Toren.

Zum Vergleich, als der FCA zum letzten Mal, allerdings an einem 19. Spieltag, in Dortmund gewann, waren es nach dem 25. Spieltag 38 Punkte. Auch wenn sich die Spielzeiten allgemein, wie auch in der Verteilung der Punkte, nicht vergleichen lassen, war dies im Abschluss die bisher erfolgreichste Saison in der Bundesliga.

Wie lange, welche Serie auch immer anhalten mag, es macht momentan, nicht nur ergebnisbezogen, noch mehr Freude den FCA zu verfolgen. Die Mannschaft und Spielweise entwickeln sich weiter, nach einem 25. Spieltag ist es auch die viertbeste Platzierung für den FCA in der Bundesligazeit.

Ohnehin ein gutes Wochenende für Augsburger Vereine in Westfalen, das mit dem sportlichen Klassenerhalt des AEV beim letzten Saisonauftritt am Freitag begann.

Etwas schwächer gestartet begann die Saison des VfL erst richtig nach dem Hinspiel gegen Augsburg. Einschließlich dem 5:1 in Leipzig gewann der VfL vier Spiele in Folge. Nach dem 5:1 gegen Mönchengladbach wurde die Hinrunde auf dem 7. Tabellenplatz beendet.

Die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl spielt wieder schöneren Fußball und bleibt weiter an den europäischen Plätzen dran. Dazu tragen auch die zehn Tore von Mohamed El Amine Amoura bei, der mit Kaufoption von Saint-Gilloise ausgeliehen ist. Ohnehin hat der VfL mit 49 die viertmeisten Treffer in der Liga erzielt.

Es mag einige erinnerungswürdige oder -pflichtige Spiele gegen den VfL geben, die Bilanz aus Sicht des FCA ist aber positiv, und die letzte Niederlage bereits vier Jahre zurück. In der ersten Bundesligaspielzeit war Wolfsburg eine der beiden Mannschaften gegen die der FCA beide Spiele in der Saison gewinnen konnte.

Von den letzten drei Heimspielen gegen den VfL hat der FCA zwei gewonnen. Anfang April 2022 traf Mads Pedersen in der 69. Minute zum 3:0-Endstand und im Oktober 2023 war es Arne Engels, der, nach zwischenzeitlichem 1:2-Rückstand, in der 81. Minute zum 3:2 traf.

Was ist die allgemeine Erwartungshaltung an den FCA. Zunächst geht es in jeder Spielzeit um den Klassenerhalt und darum, die dafür erforderlichen Punkte möglichst schnell zu erreichen. Daneben schwingt immer die Hoffnung mit, dieses Ziel möglichst früh zu erreichen und sich im sicheren Mittelfeld zu bewegen, im Idealfall auf einem einstelligen Tabellenplatz abzuschließen.

Einhergehend die sportliche Darbietung und der Wunsch nach einer einheitlichen Spielphilosophie. Die Wahrnehmung des FCA seitens anderer Vereine mag dabei allgemein gar nicht so einheitlich sein, und trägt doch auch gefühlt irgendwie dazu bei, dass zumindest der Klassenerhalt jedes Jahr erreicht wird – Spielweise oder -systeme ergänzen dies.

Und doch ist in dieser Saison eine andere Entwicklung zu erkennen, die aus Augsburger Sicht auf einen anderen Fortgang hoffen lässt. Nach dem Wochenende sind es noch acht Pflichtspiele, darunter drei gegen Teams, die aktuell unter den ersten vier stehen und drei gegen Teams, die sich im Abstiegskampf befinden. Genügend Möglichkeiten für den FCA sich einzuordnen und die eingeschlagene Entwicklung fortzusetzen.

Auch wenn es kurz vor Weihnachten nicht so ausgesehen haben mag, der FCA hat nach neun Rückrundenspieltagen schon fast so viele Punkte wie in der Vorrunde geholt. Es gibt noch genügend Gelegenheiten weiter erfolgreich zu sein.

Die Erwartungshaltungen mögen auch momentan unterschiedlich sein, eine weiterhin einheitliches Auftreten mit möglichst großer Geschlossenheit in den Mannschaftsteilen sind ein Teil der Grundlagen für diesen Fortschritt. 

Zuletzt waren es in der Bundesliga wahrlich keine Heimspieltage, und auch hier könnte sich der FCA am Wochenende wider dem Trend bewegen. Im Falle eines Erfolgs entspräche dies der Punktgleichheit mit Wolfsburg. Gutes Spiel!

Nur der FCA!  

Stürmer, oh Stürmer

Der FCA ist am Rollen. 8 Spiele ohne Niederlage ist ein eingestellter Club-Rekord. Finn Dahmen ist mittlerweile deutlich über 400 Minuten ohne Gegentor (ja, der Finn Dahmen der zu Beginn seiner Zeit in Augsburg ewig auf sein erstes Spiel zu null warten musste). Damit hat er Marwin Hitz seinen Rekord abgeluchst. Die Abwehr spielt weiterhin formidabel. Alleinig ein Mannschaftsteil mag sich nicht ganz in das Formhoch einreihen: die Stürmer.

Dies kommt nun nicht gerade überraschend. Man muss schon ein paar Spiele zurückschauen, bis man auf das letzte Stürmertor beim FCA stößt. Irgendwann zu Beginn der Serie hat Samuel Essende mit einem Doppelpack dem FCA einen Sieg beschert. Es war wohl noch im Januar. Munkelt man.

Der Jess Thorup die Gesamtaufgabe der Offensive betont, haben Stürmer im Fußballspiel eine Hauptaufgabe: Tore schießen. Und diese erfüllen sie in Augsburg momentan nur selten.

An was hängt es?

Aber warum treffen sie denn nicht, fragt man sich. Bei Samuel Essende ist das Geheimnis am Größten. Vor ein paar Wochen ist er für Philip Tietz aus der Startelf rotiert. Aber warum? Zu Tietz kommen wir gleich, aber Spoiler Alert: Tietz hat in 2025 noch nicht getroffen. Samuel Essende war in der Hinrunde schon einmal aus der Mannschaft rausrotiert, nachdem er gegen Mainz rot sah. Damals kannte man den Grund, im Moment ist es schwieriger zu beurteilen.

Tietz sollte sich eigentlich über die Chance freuen. Derweil ist ihm die Leichtigkeit verloren gegangen, irgendwann. Gegen Freiburg hatte er kurz vor der Halbzeit eine 100%ige Chance, als er frei zum Abschluss kam. Sein Schuß war harmlos und unplatziert. Tietzi weiß, dass er das besser kann. Alleine, er bekommt es im Moment nicht auf den Platz. Der Spieler, der auch in schlechten Phasen ein Leuchtturm ist, ist mitten in der Erfolgsphase zu verkopft. Kannste auch keinem erzählen.

Pfostenfrust anstatt Feierlaune. Auch Frank Onyeka traf gegen Freiburg nur Aluminium. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Am Ende ruhten so gegen Freiburg die Hoffnungen auf Steve Mounié. Mounié kam allerdings bisher in Augsburg noch nicht in Tritt. Er wartet weiterhin auf sein erstes Tor. Und manchmal braucht es einfach ein bisschen Glück, damit der Knoten platzt. Als der Ball kurz vor Ende des Spiels von Mouniés Fuß an den Pfosten ging, fehlte es noch. Bei Mounié scheint es aber eine Frage der Zeit zu sein, bis der Knoten dann doch platzt.

Und wer fehlt? Mergim Berisha ist weiterhin verletzt. Die Situation zeigt, dass der FCA zurecht in der Winterpause im Sturm Qualität nachlegen wollte. Ob Berisha das nächste Stürmertor macht, wenn er nach Verletzung zurückkehrt? Hoffen wir es mal nicht, dass wir so lange warten müssen.

Was Hoffnung macht?

Der FCA erspielt sich sehr gute Chancen. Ja, sehr gut ist richtig. Und der Plural im Satz auch. Und Freiburg steht zu Recht in den TOP4 der Liga. Sportlich mit Ball hat sich Thorups Team über die letzten Spiele gesteigert. War es vor ein paar Wochen noch so, dass die Stürmer nicht getroffen hatten, weil sie den Ball nie in aussichtsreichen Abschlusspositionen erhalten hatten, so hat sich dies geändert. Der FCA kann in der momentanen Fassung fast allen Teams in der Liga das Leben schwer machen und das nicht nur, weil es defensiv sehr schwierig gegen ihn zu spielen ist.

Wo Chancen sind, werden auch Tore fallen! Aber wann? Und wird es auch wirklich ein Stürmer sein, der sie schießt?

Spielchance

Und irgendwie auch 0:0 zu gewonnen. Der Rekord von Finn Dahmen, der FCA tritt mit einem neuen Selbstbewusstsein auf, und dadurch auch das Gefühl das sich alle Mannschaftsbereiche zunehmend entwickeln.

Bochum bekommt die Punkte aus dem Union-Spiel zugesprochen, und verliert gegen Hoffenheim. Kiel gewinnt, St. Pauli verliert und Heidenheim ist auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Zehn Spieltage vor Saisonende steht der FCA mit 32 Punkten auf Platz 11 und hat wohl nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun. Am Samstag nun das Spiel gegen den BVB- tabellarisch fast auf Augenhöhe.

Eine Saison, die für Borussia Dortmund einen unerwarteten Verlauf genommen hat. Zur Rückrunde fünf, nach weiteren Niederlagen gegen Stuttgart und in Bochum, mittlerweile sechs Punkte Rückstand auf Platz 4. Vielmehr aber das Gefühl, auch nach dem Trainerwechsel, das es noch einiges gibt das Zeit braucht, bis der BVB wieder in allen Bereichen konstanter erscheint. Auch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions-League begannen die Dortmunder gut, und am Ende reichte es nur zu einem 1:1. Bei einem Weiterkommen wäre im Viertelfinale entweder Benfica oder Barca der nächste Gegner.

1992 wurde die Rückpassregel eingeführt und mit einem indirekten Freistoß geahndet. Seit 2000 ist festgelegt, dass der Torwart den Ball maximal sechs Sekunden in den Händen halten darf. Beides Regeländerungen, die sich im Verständnis etabliert haben, auch wenn letztere nie so richtig konsequent durchgesetzt wurde. Demnächst soll dann der Torwart den Ball acht Sekunden halten können – wovon die letzten fünf vom Schiedsrichter sichtbar angezeigt werden sollen. Im Falle eines Verstoßes gibt es dann einen Eckball.

Man mag sich leichter mit Regeländerungen anfreunden können, die das Spiel vereinfachen oder einfach schneller machen – wohlmöglich auch mit schnelleren gelben Karten bei bestimmten Vergehen. Derartige Strafecken erwecken aber einen anderen Eindruck und können den Charakter  des Spiels verändern – allein die Vorstellung scheint kaum gewöhnungsfähig. Und wenn das nicht genug ist wohlmöglich doch noch drei Ecken – ein Elfer?

Wie viele Punkte der FCA zum Ende der Runde auch haben wird, es läuft vermutlich auf das drittbeste Ergebnis der Bundesligazeit hinaus, nur 2013/14 bzw. 2014/15 wird der Wert höher gewesen sein. In beiden Spielzeiten trat der FCA auch in der Rückrunde in Dortmund an. Im Januar 2014 gelang dabei ein 2:2 – Ausgleich durch Dong-won Ji. Im Februar 2015 war es Raúl Bobadilla, der den Treffer zum bisher einzigen FCA-Sieg in Dortmund erzielte. 

Mit bisher 433 Minuten ohne Gegentor hält Finn Dahmen den FCA-Rekord. Auch wenn der absolute Rekord von Timo Hildebrand von 2003 mehr als doppelt so lang war, verweist es neben der individuellen Leistung auch auf die der Abwehr. Der FCA hat mittlerweile die mit fünf wenigsten Gegentore in der Liga erhalten. Wenn sich nun in der Offensive, der FCA hat hier mit am viertwenigsten Tore erzielt, auch noch der Trend erkennen lässt, scheint noch einiges Potential für die Restsaison vorhanden.

In bisher 13 Vergleichen hat der FCA einmal in Dortmund gewonnen und dreimal unentschieden gespielt. Auch die Tordifferenz von 18:40 in diesen Vergleichen verwischt einige spannende Partien, wie das 2:4 in der zweiten Bundesligasaison oder das 3:4 in der Hinrunde der Saison 2018/19.

Im Hinspiel war Claude-Maurice mit seinem ersten Doppelpack für den Sieg verantwortlich. Am Samstag nun die Chance für den FCA sich weiter der oberen Tabellenhälfte zu nähern. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Mehr als nur stabil


Dieser Text erschien zuerst -vor dem Heimspiel gegen Freiburg – in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg ist in guter Form. Der FCA ist sogar in sehr guter Verfassung. Und wäre hätte das gedacht, dass ich das nach einem Spiel in Gladbach schreiben würde. Ich habe schon so viele schlechte Spiele des FCA in Gladbach gesehen. So viele Trauma erlitten (Koubek WTF!; Maaßen zum Saisonende WTF!). Wenn es nach Gladbach geht, bin ich immer nervös. In unserem Buch zum FCA gibt es ein ganzes Kapitel dazu. Das Kapitel bräuchte seit dem Wochenende einen neuen Abschnitt. Der FCA hat 3:0 in Gladbach gewonnen. Ich reibe mir weiter die Augen.

Aber nicht nur das. Damit ist der FCA seit 7 Spielen in der Liga ungeschlagen. Hat von diesen 7 Spielen 5mal zu null gespielt. Hat mittlerweile über 30 Punkte gesammelt und der Klassenerhalt ist ehrlicherweise nur noch Formsache. Der FCA ist gut dabei und hat sich im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt. Die Abstände zum Relegationsplatz sind riesig. Was sind die Gründe?

Die Abwehr

Die Abwehr ist momentan das Prunkstück des FCA. Einerseits tendiert Jess Thorup ja nicht dazu, Stammspielern schnell das Vertrauen zu entziehen. Auf der anderen Seite hat er nach Labrovic‘ schlechtem Spiel in Kiel Konsequenzen gezogen und Finn Dahmen wieder in der Bundesliga in den Kasten geschickt. Dahmen dankt es ihm mit seiner bis dato besten Phase im Augsburger Trikot. Er hält dem FCA Punkte fest und ist auch fußballerisch eine große Bereicherung. Er ist ein Klasse-Keeper und ein Top-Rückhalt für das Team im Moment.

Neben dem Torhüter sticht vor allem auch die Innenverteidigung heraus, die stabil aus einer 3er Kette agiert. Jeffrey Gouweleeuw ist hier der stabile Anker, neben dem sich rechts Chrislain Matsima zu einem Unterschiedsspieler gemausert hat. Wer nun daneben spielt, macht qualitativ nicht den großen Unterschied. Zesiger, Schlotterbeck oder Banks bringen alle ihre Leistung, wenn sie gefragt sind und machen die Gruppe zu einem Prunkstück im Kader.

Insgesamt ist die Abwehrarbeit natürlich eine Teamaufgabe. Man mag aber konstatieren, dass die Kernabwehr ihren Rhythmus gefunden hat. Ich habe sie bewusst hervorgehoben.

Immer hellwach: die Abwehr des FCA hier in Person von Chrislain Matsima (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der X-Faktor

Tore sind nun ein Faktor, der weiter seltener ist als in der Traumwelt gewünscht. Aber andererseits braucht es gar nicht so viele Treffer, um Spiele zu gewinnen, wenn man defensiv nicht anfällig ist. Der FCA hat auch hier Möglichkeiten gefunden, zum Torerfolg zu kommen. Im Groß setzt er auf die individuelle Klasse von Einzelspielern. Man könnte auch sagen: eines Einzelspielers. Die Rede ist natürlich von Alexis Claude-Maurice. Der französische Wunderfuß, der als erster Spieler des FCA in der Bundesliga einen lupenreinen Hattrick produzierte, hat dem FCA mittlerweile mit seinen Toren und Vorlagen viele Punkte beschert.

Es mag an dieser Stelle allerdings daran erinnert werden, dass auch andere ihre offensives Scherflein beitragen. Gegen Gladbach konnten sich Gouweleeuw und Giannoulis mit Assists einreihen. Mert Kömür hat offensiv in diesem Jahr erste Duftzeichen gesetzt, und wir haben sogar mittlerweile Tore nach Ecken geschossen. Dass Keven Schlotterbeck einer der torgefährlichsten Innenverteidiger der Liga ist, ist zudem ein offenes Geheimnis.

Die Mentalität

Auch jetzt laufen nicht alle Spiele nach Wunschvorstellung. Der FCA lässt sich allerdings nicht schnell aus der Ruhe bringen. Gegen St. Pauli konnte man nach Rückstand ausgleichen. Gegen Heidenheim sicherte man sich erst spät den Sieg. Auch gegen Gladbach wirkte es in der Anfangsphase des Spiels als auch in der Phase nach dem Platzverweis nicht so, als ob der FCA an diesem Nachmittag zu neuer Dominanz finden würde.

In der zweiten Halbzeit wendete sich das Platz jedoch. Der FCA fand zurück zur Ruhe und wartete geduldig auf Lücken, die durch die Unterzahl dann auch entstanden. Claude-Maurice erledigte den Rest. Der FCA nahm aber auch dann in Führung nicht den Fuß vom Gas, sondern schoss die notwendigen Tore, um einen entspannten Sieg feiern zu können und brachte das Ergebnis zu null über die Ziellinie. Es ist selten, dass der FCA einen Gegner so klar und eiskalt für seine Fehler wie Gladbach am Wochenende. Es ist ein Zeichen dafür, wie diese Mannschaft insgesamt gereift ist und sorgt dafür, dass man sich die Spiele des FCA momentan mit einer gewissen Gelassenheit anschauen kann. Die Tabellensituation suggeriert Langeweile, der Trend ist aufregend. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass wir in dieser Saison nicht zittern müssen. Ob dies nur mit Blick nach unten so bleibt, werden wir sehen. Der FCA ist nicht nur stabil, er kann die anderen Vereine in diesem Jahr noch ein bisschen mehr ärgern.

Entwicklungsmitte

Das siebte Bundesligaspiel in Folge ohne Niederlage, fünf davon zu Null – der FCA steht in der Rückrundentabelle, zusammen auch mit Leverkusen, auf Platz 2. Alexis Claude-Maurice, der nach seinem Hattrick die interne Torschützenliste anführt und in der Liga-Liste auf Platz 10 aufgerückt ist. Entsprechend der Entwicklung der Mannschaft geht der Blick weiter nach oben. Statistisch ließe sich dies nicht nur an ganz verschiedenen internen und externen Auflistungen fortführen – es macht einfach Spaß den FCA aktuell zu verfolgen.

Eine gute Saison für den Sportclub, der mit 27 Punkten, drei hinter dem ersten Platz der zur Teilnahme and der Champions League berechtigt, die Hinrunde abgeschlossen hat. Die letzten vier Spiele ohne Gegentor gewonnen, in der Rückrundentabelle punktgleich mit Augsburg, könnte es die beste Platzierung der Breisgauer seit dem Wiederaufstieg werden.

Der Übergang von Christian Streich zu Julian Schuster scheint gelungen. Auch wenn die Ergebnisse gegen die Spitzenteams der Liga, gegen die aktuell unter den ersten fünf der Liga stehenden Vereine wurde erst ein Punkt erzielt, schwächer waren, hat Freiburg seinen eigenen Stil gefunden. Als Verstärkung kam im Januar noch Jan-Niklas Beste von Benfica Lissabon dazu

Der FCA hat sich längst in der Bundesliga etabliert. Von der Vorstellung vieler Vereine, die zum ersten Mal aufgestiegen sind ausgehend, sich passende Vergleiche anderer Vereine zu suchen, die nicht nach ein oder zwei Jahren wieder abgestiegen sind, oder dadurch in größere finanzielle Schwierigkeiten kamen, waren dies aus Augsburger Sicht vor 14 Jahren Mainz oder Freiburg.

Unabhängig veröffentlichter Kennzahlen der DFL, in denen der FCA wirtschaftlich im Mittelfeld der Tabelle steht, der Blick auf die Ergebnisse: Von 28 Spielen hat der FCA gegen Mainz bei drei Unentschieden 12 gewonnen, von 25 Aufeinandertreffen gegen Freiburg, bei sieben Unentschieden fünf. Zumindest gefühlt scheint Mainz nähergekommen und Freiburg zwischenzeitlich weiter entfernt.

In der ewigen Tabelle der Bundesliga, bezogen auf den Vergleichszeitraum, steht der FCA auf Platz 11 mit 46 Punkten hinter Mainz und 34 hinter Freiburg. Pro Spiel hat der FCA hier 1,15 Punkte, Mainz 1,25 und Freiburg 1,32 erreicht. Zum Vergleich, an fünfter Stelle in dieser Wertung liegend, hat Wolfsburg einen Wert von 1,52 Punkten pro Spiel.

Es gibt nur sieben weitere Vereine, die den ganzen Zeitraum erstklassig waren. Der FCA hat seinen eigenen Weg gefunden, seine eigene Identität, und schickt sich an das 15. Erstligajahr in Folge zu spielen. Dadurch ist er längst auch zum Vergleichsbild anderer neu in die Liga gekommener Vereine geworden.   

Die Mannschaft hat sich nicht nur entwickelt – die Leistungen spiegeln sich auch in den Ergebnissen ab. Die geringe Gegentrefferanzahl, die Serie ohne Niederlagen, der Stand in der Rückrundentabelle, das alles sind Ergebnisse einer längeren Entwicklung, die alle Bereiche der Mannschaft miteinschließt.

Noch elf Spieltage entsteht die Frage, wie es nach dem gefühlten Klassenerhalt weitergehen könnte. Der Abstand nach hinten und zu den europäischen Plätzen scheint groß genug. Nächste Schritte für den FCA im sportlichen Mittelfeld könnten eine kontinuierliche Weiterentwicklung von Spielweise und Mannschaft mit perspektivischer Sichtweise sein.

Dies beinhaltet eine weitere Stabilisierung der Mannschaftsteile mit der Vision ein stärker eigen geprägtes Spielsystem zu etablieren, die Integration von Perspektivspielern und durchaus die Gelegenheit auch weitere Überlegungen anzugehen. Dadurch könnte nicht nur die aktuelle Entwicklung forciert werden, sondern mit Blickrichtung nächste Spielzeit auch andere Möglichkeiten und eine neue Sicherheit generiert.

Zum Abschluss des Wochenendes gegen Freiburg kann der FCA am Sonntag eigentlich nur weiter gewinnen, und damit in jedem Fall weitere Voraussetzungen für einen entsprechenden Weg schaffen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Was für ein Rookie!

Der FC Augsburg verlor zuletzt 6 Spiele in Folge nicht mehr. Zudem spielte er in diesem Jahr schon 4 mal zu null. Klar, Verteidigung ist eine Teamaufgabe. Manche Spieler stechen hier hervor, und keiner so sehr wie Chrislain Matsima, der für den Monat Januar die Bundesliga Auszeichnung Rookie des Monats erhielt. Matsima ist mittlerweile aus der Elf des FCA in der 3er Kette nicht mehr wegzudenken. Defensiv konsequent und fehlerfrei, setzt er mittlerweile auch den ein oder anderen offensiven Akzent. Insgesamt ist er mit seinen 22 Jahren schon jetzt ein kompletter Innenverteidiger, der sich über die Saison hinweg in seinen Leistungen stark steigern konnte. Es war ein guter Zeitpunkt, um in dieser Woche mit ihm über all dies zu sprechen:

Andy: 6 Spiele ohne Niederlage, 4 Clean Sheets und Bundesliga Rookie des Monats Januar. Wie gut lief dein Jahresstart bisher?

Chris: Das war ein sehr guter Start. Dazu kommt ja auch noch, dass ich einen permanenten Vertrag ab dem Sommer hier in Augsburg unterschrieben habe. Und als Team haben wir Resultate abgeliefert und ein anderes Gesicht gezeigt. Im ersten Teil der Saison haben wir viele Tore kassiert und jetzt stehen wir definitiv defensiv stabiler. Jetzt wollen wir auf diesem positiven Pfad bleiben.

Andy: Das Team scheint insgesamt ein neues Level an defensiver Stabilität gefunden zu haben. Woran liegt das aus deiner Sicht?

Chris: Wir haben uns im Winter viel unterhalten und auch Teambuilding betrieben, um Fehler abzustellen und defensiv konsistenter zu werden. Nach dem Spiel in Kiel war klar, dass wir eine Reaktion zeigen müssen.

Andy: Konntet ihr so aus dem Kiel-Spiel in der Rückschau sogar etwas positives mitnehmen? 

Chris: Das kann man so sehen. Uns muss klar sein, dass es in der Bundesliga keine einfachen Spiele gibt, auch nicht gegen Kiel. Wir müssen immer 100% Leistung abrufen. Dies ist uns seitdem besser gelungen. Und das Spiel in Kiel hat hier schon unsere Wahrnehmung geschärft.

Andy: Nachdem Du nun seit dem Sommer in der Bundesliga bist: Welche Unterschiede hast Du zwischen der Ligue 1 und der Bundesliga erkannt?

Chris: In der Ligue 1 sind die Spiele grundsätzlich enger, weil Mannschaften defensiver agieren. In der Bundesliga wird höher attackiert und gepresst und der Spielangang ist grundsätzlich offensiver.

Andy: War das für dich eine große Umstellung nach deinem Wechsel?

Chris: Nein, ich habe in Monaco unter Niko Kovac und Adi Hütter gespielt, die beide diese Denkweise aus Deutschland mitgebracht hatten. Entsprechend war das für mich nicht komplett neu und der Wechsel in die Bundesliga hat auch deshalb Sinn für mich gemacht.

Andy: In eurem jetzigen System ist auch ein Element, dass die Innenverteidiger bei Gelegenheit mit dem Ball vorrücken, um die erste Pressingkette des Gegners zu überspielen. Wie wohl fühlst Du dich, wenn Du mit Ball auf den gegnerischen 16er zuläufst?

Chris: Ich glaube ich kann hier meine Stärken gut für die Mannschaft einbringen und mag diese offensiven Momente. Ich hoffe, dass ich hier auch noch mehr Impulse setzen kann.

Andy: Nun seid ihr eine starke Gruppe an Innenverteidigern mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen. Wie ist hier deine Wahrnehmung der Situation?

Chris: Für mich ist das eine Stärke. Wir haben sehr viel Qualität in dieser Gruppe. Wenn mal einer ausfällt, dann verliert die Mannschaft nicht an Qualität und durch die Konkurrenzsituation pushen wir uns gegenseitig. Dazu haben wir mittlerweile Automatismen entwickelt und es funktioniert immer besser zusammen.

Andy: Was wusstest Du grundsätzlich über Augsburg vor dem Sommer?

Chris: Ich habe in der Vergangenheit schon Spiele vom FCA geschaut. Nathanael Mbuku ist ein enger Freund von mir und ich habe den FC Augsburg deshalb auch schon vor der Saison immer mal wieder verfolgt.

Andy: Ich habe in einem Interview gelesen, dass Du die französische Küche der deutschen vorziehst. Hast Du Spätzle probiert und was ist deine Meinung?

Chris: Speziell meine Frau mag die Spätzle sehr. Ich auch, aber sie mag sie noch lieber. In der Vereinskantine gibt es immer mal wieder regionale Gerichte zu essen und die sind alle gut. Aber die französische Küche bleibt klar vorne.

Andy: Abseits des Essens: Du hast zu Anfang des Gesprächs betont, dass es für dich eines der positiven Erlebnisse des Jahresstarts war, langfristig in Augsburg zu unterschreiben. Welche Rolle spielt die feste Verpflichtung für dich?

Chris: Das war sehr wichtig für mich. Bei Verträgen mit Kaufoption weiß man nie, was im Sommer passiert. Diese Klarheit nun sehr früh zu haben, ist sehr gut für mich, weil ich mich nun einfach auf den Fußball konzentrieren kann.

Matsima im Trikot der französischen U17 Nationalmannschaft. (Photo by Srdjan Stevanovic/Getty Images)

Andy: Du bist regelmäßiger U-Nationalspieler in Frankreich. Wie wichtig ist es für dich, dass deine Leistungen auch dort gesehen werden und Du weiterhin nominiert wirst?

Chris: Sehr wichtig. Ich spiele seit einigen Jahren regelmäßig in den U-Nationalmannschaften und in Frankreich gibt es viele Top-Talente. Um sich gegen die anderen Talente durchzusetzen, musste ich meinen Platz bei einem guten Verein in einer Top Liga finden und das ist mir glücklicherweise gelungen. Wir fahren im Sommer zur U21 EM und eines meiner Ziele ist es für dieses Jahr dort mit Frankreich etwas zu gewinnen.

Andy: Bis dahin ist ja noch ein bisschen hin. Wenn Du auf deine bisherige Saison zurückblickst seit Du angekommen bist: In welchem Bereich hast Du dich bisher am meisten verbessert?

Chris: Die wesentliche Verbesserung meinerseits liegt definitiv im mentalen Bereich. Über 90 Minuten 100% konzentriert zu spielen, auch wenn Fehler passieren oder wir zurückliegen, ist ein wichtiger Schritt für mich. Hier bin ich mittlerweile deutlich stabiler geworden.

Andy: Die Ambition des FCA spielte wohl im Winter auch eine wichtige Rolle, als ihr euch auf die zweite Halbserie eingestimmt habt. Welche Ambition habt ihr noch bis zum Saisonende?

Chris: Die Abstände sind gering. Klar schauen wir nach der letzten Serie eher nach oben, aber auch nach unten kann es schnell gehen. Wir wollen bewusst nur von Spiel zu Spiel schauen und keinen Gegner zu leicht nehmen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Spiele zu gewinnen und unser Selbstvertrauen weiter aufzubauen. Und dann werden wir am Ende der Saison schon sehen, wofür das noch reicht und wie weit wir uns noch nach oben vorarbeiten können.

Andy: Habt ihr vor diesem Hintergrund gefühlt gegen Leipzig Punkte liegen gelassen oder einen Punkt gewonnen?

Chris: Gegen Leipzig war das ein typisches 50/50 Spiel. Am Ende des Spiels hatten beide Teams Möglichkeiten, um das Spiel für sich zu entscheiden. Vielleicht waren wir in der zweiten Halbzeit ein bisschen näher dran. Das letzte Quäntchen – ein eigenes Tor – hat gefehlt. Das Spiel gibt uns dennoch viel Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben, weil wir gegen ein Top-Team mindestens ebenbürtig waren.

Andy: Gegen Gladbach gilt es nun eine andere Serie zu beenden: die von 3 sieglosen Spielen. Was müsst ihr hierfür tun?

Chris: Einerseits ist Gladbach sehr gut in Form und wir müssen zuerst auch hier wieder defensiv stabil stehen. Dazu müssen wir offensiv eine Schippe drauflegen und auch mal wieder selbst Tore schießen. Ohne eigene Tore kannst Du kein Spiel gewinnen.

Andy: Danke Chris für deine Zeit und viel Erfolg für die anstehenden Aufgaben.

Wahlmöglichkeiten

Nicht nur das ein Zu-Null gegen den Tabellenvierten nicht schlecht sein kann, zeigt sich eine weitere Entwicklung der Mannschaft, in der von hinten beginnend sich mehr Abläufe entwickeln. Auch wenn  einiges noch im Entstehen ist, macht es mehr und mehr Spaß den FCA spielen zu sehen.

28 Punkte nach dem 22. Spieltag, mindestens 12 Punkte Vorsprung auf Platz 16, der FCA bewegt sich im Mittelfeld der Tabelle. Mit einem positiven Auftritt in Mönchengladbach ließe sich dieser Stand noch weiter verfestigen.

Nur ein Punkt trennt die Borussia noch von einem Platz, der zur Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb berechtigt. Es könnte die beste Ligaplatzierung der letzten fünf Jahre für den VfL werden, aktuell die zweitbeste Rückrundenmannschaft, mit einen Punkt vor dem FCA. Einen großen Teil trägt dazu Tim Kleindienst bei, der mit 14 Treffer gleichauf mit Patrick Schick auf Platz 3 der Bundesliga-Torjägerliste steht.

Auch wenn die Abstände im Mittelfeld nicht so groß sind scheint Gladbach, im zweiten Jahr unter Gerardo Seoane, auf einem guten Weg die neuere Entwicklung voranzutreiben und das Saisonziel eines einstelligen Tabellenplatzes zu erreichen.

Der neue Modus der Champions League wirft auch nach den Pre-Achtelfinale-Play-Offs weitere Fragen auf. Nach erfolgtem Zulosen der vier Zweierpaare, die in der Ligaphase auf den Plätzen 1-8 lagen, entsteht nun ein Turnierbaum.  Nicht mehr im Klassement sein werden der letztjährige Europa-League-Sieger aus Bergamo, Milan, Juve und Manchester City. Eine Besetzung der Halbfinales mit den gleichen Teams wie im vergangenen Jahr ist, wenn auch in anderen Aufeinandertreffen, noch möglich. Ein umfassendes Durchdringen des Systems mit allen Möglichkeiten scheint eher ausgeschlossen, aber der neue Modus bringt ja dafür mehr Dynamik, Dramatik und Abwechslung.

Fußball, Vereine und Verbände äußern sich immer wieder zu gesellschaftlichen und politischen Themen. Im Vorfeld der anstehenden Bundestagswahl formuliert die DFL einen Wahlaufruf – Demokratie geht uns alle an. Im Vergleich von Wertvorstellungen im Spiel und in der politischen Auseinandersetzung werden der gemeinsame gesellschaftliche Diskurs, Toleranz und der Kampf gegen Ausgrenzung und Diskriminierung hervorgehoben.

Darmstadt 98 tritt am kommenden Spieltag mit Sondertrikots an, Freiburg trägt Warmmach-Shirts mit der Aufschrift „Unsere Werte, unsere Wahl!“, weitere Vereine unterstützen in unterschiedlicher Form die Social-Media-Aktion #DEMOKRATEAM – Alles andere ist Abseits.

Fußball, Stadion und Umfeld bieten alle Möglichkeiten für einen gemeinsames Miteinander, das verbindet und nicht spaltet.

Der FCA spielt am Samstag in Mönchengladbach, einen Tag später findet die 21. Bundestagswahl statt. Viermal bereits spielte der FCA an einem Wahltag und gewann bei einem Unentschieden, ein Spiel – 1980 gegen den FSV Mainz 05. In zehn Vergleichen die als letzte vor dem Wahltag stattfanden gewann der FCA, bei einem Unentschieden, sechsmal. Direkt am Tag vor der Wahl waren es fünf Siege, nur im November 2013 wurde gegen Hannover 96 verloren. Der erste Sieg in dieser Konstellation war am 27.09.1969 gegen Wacker München.

17 Spieler standen bisher in der Rückrunde in der Startformation des FCA, ohne Berücksichtigung der Torwartposition vier in jedem Spiel, sowie vier weitere in vier Spielen. Unter Berücksichtigung taktischer Verschiebungen und ohne Berücksichtigung von Auswechselungen lässt sich auch so eine Entwicklung der Mannschaft erkennen.

Wahlen und Bundesligaspieltage haben gemeinsam, dass es dabei zu Ergebnissen kommt. Auch wenn sich nicht erwünschte Resultate im Fußball schneller korrigieren lassen, hat der FCA die Chance mit einem positiven Ergebnis am Wochenende sich langsam neuen Zielen näheren zu können. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

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