Man darf sich durchaus die Frage stellen, warum einerseits die Spieler auf Gehälter verzichten sollen und andererseits Millionensummen in neue Spieler, Ablösezahlungen und Gehälter investiert werden. Unlängst wurden im Boulevard Stimmen laut, dass die Abgänge von Daniel Baier und Andreas Luthe damit zusammen hingen, dass sich diese kritisch zu den geforderten Gehaltskürzungen äußerten. Der FCA wollte sich hierzu nicht äußern. Doch die Frage bleibt: Wie mündig dürfen Spieler sein?
Der medizinischen folgte die wirtschaftliche Krise. Kurzarbeit, Gehaltseinbußen und auch Jobverluste wurden zu allgegenwärtigen Begriffen und traurigen Aspekten der vergangenen Wochen und werden dies auch noch für unabsehbare Zeit sein. Auch den Profifußball traf dies mit voller Wucht, ohne Spielbetrieb seiner Wirtschaftsgrundlage beraubt. Dabei stand der millionenschwere Fußballzirkus unter besonderer Beobachtung und wurde zum vieldiskutierten Beispiel. Doch unabhängig davon, dass die Debatte auf allen Seiten oftmals mit mehr Emotionen anstelle von Argumenten geführt wurde, darf man doch skeptisch sein, ob Kurzarbeit auf Kosten der Sozialkasse, wie es in einigen Vereinen gerade der unteren Profiligen praktiziert wurde, angemessen gewesen sein mag. Hier war der Fußball ein besonderes Spiegelbild der Gesellschaft. Die Krise legte in manchen Bereichen auch eine jahrelange Misswirtschaft offen. Umso positiver ist es hervorzuheben, dass FCA Präsident Hoffmann Instrumenten wie der Kurzarbeit von vornherein ein Riegel vorschob. Ja mehr noch: der FCA machte einmal mehr eine gute soziale Figur und half mit der PR wirksamen Initiative „Augsburg hält zusammen 2020“.
Um dem Verein in der schwierigen Zeit entgegen zukommen, verzichteten schließlich auch die Spieler auf Teile ihres Gehalts. Doch die Investitionen, die dann getätigt wurden, geben mitunter Rätsel auf, gerade in Anbetracht der erwarteten Verluste. Eine millionenschwere Kaufoption und Neuzugänge, die mutmaßlich auch nicht zu den Geringverdienern zählen. Auch wenn diese Investitionen bis zu einem gewissen Grad sportlich Sinn machen mögen, überrascht es nicht wirklich, dass sich nicht nur den Fan wunderte sondern auch mancher Spieler nachfragte.
Dass nun der Präsident mögliche kritische Stimmen als unbotmäßige Kritik verstanden haben will, die ihm die Augen geöffnet habe, ist kein gutes Zeichen im Hinblick auf das derzeitige Binnenklima im Verein. Die Spieler sind auch Angestellte und Mitarbeiter, wie an anderer Stelle auch dürfen sie ein berechtigtes Interesse daran haben, was ihr Arbeitgeber mit den eingesparten Summen plant. Das muss keine basisdemokratische Mitsprache implizieren, aber es sollte doch eine Perspektive aufgezeigt werden, wohin das Schiff steuert. Das haben die Verantwortlichen vermutlich versäumt. Und nehmen nun womöglich die Spieler für die garstigen Widerworte in die Verantwortung. Ausgang ungewiss.
In einem höchst emotionalen Umfeld wie dem der Fußballvereine, millionenschwere Wirtschaftsunternehmen mit dem Image von wahlweise Familienunternehmen oder Malochervereinen, rückt natürlich das Agieren Einzelner sofort in den kritischen Fokus der Öffentlichkeit. Da ist der FCA kein Ausnahmefall, auch über Unions Sebastian Polter ergoss sich ein wüster Sturm der Entrüstung angesichts dessen kolportierter Weigerung, auf Gehalt zu verzichten. Doch auch hier gab es zwei Seiten. Der Profisport ist eine vollkommen überbezahlte Blase – was allerdings auch ein hausgemachtes Problem ist. Ein Problem von Investoren, Managern und Präsidenten, die diese Blase immer mehr befüllen. Dass die Spieler als mündige Angestellte zu Wort kommen möchten und Fragen stellen, wenn auch vielleicht für manchen Gutsherren unangenehme, sollte selbstverständlich sein.
Umso begrüßenswerter sind daher Initiativen wie das von Andi Luthe mitgetragene neue Spielerbündnis, das sich gerade erst hinsichtlich einiger völlig unangebrachter Äußerungen des Hannover 96 Patriarchen Martin Kind zu Wort meldete. Nicht nur die Fans sollten kritische Fragen stellen, auch die Spieler sollten dies tun. Es ist im Interesse aller Vereine und der mündigen Fußballkultur.
Ein Spiegel zu meinem Kommentar „Panne des Jahres“. Nur schöner verpackt und besser recherchiert. Spiegelt die Tatsachen sehr gut wieder. Das mit dem Bündnis von Andres Luthe ist an mir vorbei gegangen. Es passt aber zu seinem sozialen Engagement. Hut ab. Vor Luthe und dem Bericht