VAR fürn Arsch

Meinem Unmut über das Spiel gegen Hertha und auch die Unzulänglichkeiten des Teams an diesem Tag habe ich ja schon Luft gemacht. Die Abseitsentscheidung, die das Tor von André Hahn anuliert hat, war an diesem Tag trotzdem hervorzuheben. Ein Tor zu diesem Zeitpunkt – der Führungstreffer zum 1:0 5 Minuten vor der Halbzeit – hätte dem Spiel eindeutig eine andere Wendung geben können. Aber so wurde auf abseits entschieden, im Kölner Keller überprüft und dann später pünktlich zur Pause gepfiffen. Insgesamt wird das Spiel so durch den VAR sogar noch ungerechter, als es vorher war. Und das ist Mist.

André Hahn war zurecht enttäuscht während des Spiels gegen Hertha, wurde ihm doch ein Tor wegen einer knappen Abseitsentscheidung aberkannt (Foto:Frank Hoermann / SVEN SIMON / POOL via/EIBNER/Roger Buerke und Imago)

Über den VAR

Der Videobeweis wurde zur Saison 2017/18 eingeführt, um die großen Fehler aus dem Fußball zu eliminieren. Das Spiel gerechter zu machen. Lange führte das schlicht zu Chaos. Zwar sollte der Videoreferee – kurz VAR – nur eingreifen, wenn eine eindeutige Fehlentscheidung vorlag. Daran gehalten hat er sich vielfach nicht. Das hat sich mittlerweile relativiert. Der VAR greift mittlerweile meist nur noch ein, wenn Entscheidungen zu 100% falsch sind. Gerechter wird das Spiel dadurch nicht. Die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters ist immer noch die entscheidende, solange sie denn nur im entferntesten vertretbar war. Ein Schiedsrichter hat immer noch die Möglichkeit Teams zu bevorteilen und gerade bei Elfmeterentscheidungen gibt es doch erheblichen Auslegungsspielraum. Regeln wie das Handspiel im Strafraum sind immer noch eine Lotterie in Bezug auf ihre Auslegung. Man kann festhalten, dass es den VAR in den seltensten Fällen braucht. Gut so, möchte man meinen.

VAR im abseits

Wenn da nicht das Abseits wäre. Beim Abseits ist die Regelung beim VAR, dass eindeutig entschieden werden kann, ob es abseits war oder nicht. Kein „im Zweifel für den Angreifer“ mehr, wie wir es von früher noch kannten. Damit war schon vor dem Spiel des FCA gegen Hertha viel Ärger verbunden. Im Kölner Keller wird der Zeitpunkt festgelegt, in dem der Ball den Fuß verlässt. Lässt sich vom VAR wirklich genau einschätzen, wann genau der Ball den Fuß verlässt?Aus einer der vielen Perspektiven? Immer? Dann wird mit dem Lot eine Linie gefällt und auf der Angriffslinie gesehen, welcher Spieler mit welchem Körperteil im Abseits war oder nicht. Grundsätzlich kann ein Spieler nur mit einem Körperteil im abseits sein, mit dem er auch regelkonform den Ball spielen darf. Oder hat sich das schon wieder geändert? Wie ist die Kameraperspektive und verzerrt die nicht? Schnell soll es dazu gehen. Kann der VAR unter diesem Zeitdruck immer perfekt arbeiten?

Der Prozess hakt

Es kommen einem Zweifel, die auch in der Umsetzung des Prozesses begründet liegen. Sky macht sich gar nicht erst die Mühe, während die Situation überprüft wird, mit präzisen Bildern für Klarheit zu sorgen. Kommentator Jonas Friedrich hatte im Einzelspiel klar gesehen, dass André Hahn bei seinem Tor im Abseits stand. Eine Linie wurde während der Übertragung nicht gezogen. In der Halbzeit war dann Michael Ströll beim Interview und hat – dankenswerterweise – kritisch nachgefragt. Mit etwas Verspätung durften die Zuschauer einige Sekunden auf die Linie blicken. Kein Herleiten des Moments der Ballabgabe. Keine unterschiedlichen Perspektiven. Die Situation wurde in etwas so transparent aufgelöst, wie die Stimmenkäufe bei einer WM-Vergabe.

Weg mit dem VAR

Wo uns mehr Klarheit und Fairness versprochen wurde, da haben wir nun Spielunterbrechungen, die keinen Mehrwert bieten. Das Spiel wird zerstückelt und seines Flußes beraubt. War die Situation nicht doof genug für den FCA, indem ein Tor nicht anerkannt wurde, so hat die Überprüfung durch den VAR den Spielfluss an der Stelle nur noch weiter gestört. Hertha konnte etwas Luft holen und kurz nachher selbst in Führung gehen. So stellen schon alleine die Minuten einer VAR-Überprüfung eine Irritation des Spielgeschehens dar. Ein Spielgeschehen, dass es zu schützen gilt, um den Fußball in seiner Form zu erhalten. Ohne Pausen wie beim Eishockey oder Basketball. Auch nach fast 3,5 Jahren lässt sich so feststellen, dass diesen VAR keiner braucht. Der VAR ist damit, wie die letzte Partie gegen Hertha, schlicht fürn Arsch.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

3 Gedanken zu „VAR fürn Arsch“

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