Auf der Suche nach Kreativität

Der FC Augsburg steht vor der Partie bei der TSG Hoffenheim (Montag, 20.30 Uhr) mit zwölf Punkten aus neun Spielen weiterhin mehr als ordentlich da. Platz acht in der Liga hätten wohl viele vor der Saison unterschrieben. Nichtsdestotrotz musste man sich in den jüngsten Spielen etwas Sorgen machen um die Mannschaft von Heiko Herrlich. Es fehlten die klaren Chancen.

Ligaweit gibt nur Arminia Bielefeld weniger Torschüsse ab als der FC Augsburg (74 zu 81). Beim höhepunktarmen 1:1 gegen Freiburg waren es offiziell zehn. Wirklich gefährlich waren allerdings nur zwei Versuche – ein von Felix Uduokhai abgefälschter Gregoritsch-Volley und der Schuss zum Ausgleich von Ruben Vargas. Obwohl der FCA gegen die Breisgauer mit 59 Prozent Ballbesitz auf seinen höchsten Saisonwert kam, war der daraus resultierende Ertrag überschaubar. Das Offensivspiel der Schwaben wirkte weitestgehend ideenlos. Kreative Überraschungsmomente? Fehlanzeige.

Am Ende sicherte Ruben Vargas einen Punkt gegen den SC. Dass ein abgefälschter Distanzschuss die beste Chance der Herrlich-Elf war, spricht Bände. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Es braucht mehr Initiative im Zentrum

Von den zentralen Mittelfeldspielern kommt im letzten Drittel zu wenig Offensivgeist. Rani Khedira und Tobias Strobl entschieden sich gegen den SC zu oft für den Rückpass als den Weg in die Spitze. Folglich wurde Stürmer Florian Niederlechner überhaupt nicht in Szene gesetzt und wartet damit weiter auf sein erstes Saisontor. Gegen den SC gab der 30-Jährige keinen einzigen Torschuss ab.

In den kommenden Partien gegen tabellarisch schwächere Teams wird der FCA gefordert sein, Lösungen zu entwickeln. Ballbesitz allein schießt keine Tore. Während die spielerischen Elemente im Spiel der Fuggerstädter bislang also eher vermisst werden, überzeugt der FCA mit anderen Attributen. Die ligaweit beste Laufleistung steht ebenso für den Kampfgeist der Mannschaft wie die Torausbeute in den Schlussminuten. Sechs der elf Saisontore wurden nach der 80. Minute erzielt. Die Mentalität im Team scheint also zu stimmen. Sich allein darauf zu verlassen, wäre jedoch fahrlässig. Der kommende Gegner aus Hoffenheim sollte nicht unterschätzt werden – auch wenn es bei den Kraichgauern momentan überhaupt nicht läuft.

Auch von Michael Gregoritsch kann man etwas mehr Überraschungsmomente im letzten Drittel erwarten. Die Qualität dazu hat der Österreicher allemal. (Photo by CHRISTOF STACHE / AFP)

Über den Gegner

Nach dem so furiosen Saisonauftakt samt 4:1-Sieg gegen den FC Bayern schlittert Hoffenheim in der Bundesliga immer weiter in die Krise. Weil vergangene Woche auch gegen Mainz (1:1) kein Sieg heraus sprang, wartet die TSG seit nunmehr sieben Spielen auf einen Dreier. In der Europa League dagegen surft die Mannschaft von Neu-Coach Sebastian Hoeneß regelrecht auf der Erfolgswelle. Am Donnerstag sicherte sich der Vorjahressechste mit einem 0:0 in Belgrad das vorzeitige Weiterkommen und den Gruppensieg.

Auch wenn die Gegner mit einem völlig harmlosen Roter Stern Belgrad (0 Schüsse aufs Tor), einem überforderten KAA Gent (33 zugelassene Schüsse) sowie coronageplagten Tschechen aus Liberec (15 Spieler nicht dabei) dankbar waren, sind 13 Punkte aus fünf Spielen eine beachtliche Leistung. Warum die gute Form aus der Europa League aber nicht für die Liga konserviert werden kann, ist fraglich.

Hoffenheim hatte zwar viel Pech mit Verletzungen und Corona-Fällen. Insbesondere der lange Ausfall von Toptorjäger Andrej Kramaric schmerzte sehr. Nichtsdestotrotz kann man mit den gezeigten Leistungen in der Bundesliga nicht zufrieden sein. Nur selten schaffte es die TSG in den vergangenen Partien, über 90 Minuten zu überzeugen. Mitreißender Offensivfußball und ein löchriges Abwehrverhalten hielten sich regelmäßig die Waage. Nach einem Transfersommer, in dem so gut wie alle Leistungsträger gehalten werden konnten, hatte man sich im Kraichgau eigentlich mehr ausgerechnet als Platz zwölf – auch wenn die Verantwortlichen gerne betonen, dass der neue Trainer Zeit brauche. Hoeneß kam im Sommer von den Amateuren des FC Bayern. Nun ist der 38-Jährige gefordert, die TSG wieder zurück in die Spur zu bringen.

Auf der Suche nach der Form der Vorsaison: Vor einem Jahr hatte die TSG nach neun Spielen bereits 14 Punkte. Nun wartet man seit Ende September auf einen Sieg. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Die Fakten zu #TSGFCA

Augsburger Auswärtsschwäche: In neun Gastspielen in Sinsheim konnte der FCA nur einmal gewinnen – beim 2:4 in der vergangenen Saison.

Fair: Kein Team in der Bundesliga begeht weniger Fouls am Gegner als der FC Augsburg (88). „Unfairstes“ Team ist Frankfurt (132), Hoffenheim rangiert auf Platz vier (119).

Kilometerfresser: Der FCA kommt ligaweit auf die größte Laufdistanz (1205,6 abgespulte Kilometer). Die TSG ist Ligaschlusslicht und läuft bislang 166 Kilometer weniger als Rot-Grün-Weiß (1039,2).

Klassenerhalt: Am 34. Spieltag der Saison 2016/17 feierte der FCA in Sinsheim den Klassenerhalt. Ein 0:0 reichte für das rettende Ufer, eine Niederlage hätte unter Umständen den Relegationsrang bedeutet. Der FCA wurde letztlich 13.

Profi-Debüt: Im Oktober 2017 kam FCA-Eigengewächs Marco Richter erstmals für die Schwaben zum Einsatz. Beim 2:2 in Sinsheim wurde der damals 19-Jährige in den Schlussminuten eingewechselt.

Unliebsame Anstoßzeit: Beide Teams warten noch auf ihren ersten Bundesligasieg an einem Montagabend. Augsburg war bislang zweimal zu Wochenbeginn gefordert (0/1/1), Hoffenheim dreimal (0/2/1).

Wiedersehen: Mit Konstantinos Stafylidis und Kevin Vogt befinden sich momentan zwei frühere Augsburger im Kader der TSG. Obendrein treffen auch Tobias Strobl und Michael Gregoritsch auf ihren Ex-Klub.

Stafylidis´ Zeit bei der TSG läuft bislang nicht wirklich optimal. Seit seinem Wechsel im Sommer 2019 lief der Grieche nur siebenmal für Hoffenheim auf. Aktuell muss er wegen einer Schulterverletzung kürzertreten. (Photo by Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images)

Die letzten Begegnungen

17.06.2020: Augsburg – Hoffenheim 1:3

13.12.2019: Hoffenheim – Augsburg 2:4

07.04.2019: Augsburg – Hoffenheim 0:4

10.11.2018: Hoffenheim – Augsburg 2:1

03.03.2018: Augsburg – Hoffenheim 0:2

Vor gut einem Jahr sicherte sich der FCA dank einer kaltschnäuzigen Leistung und eines überragenden Florian Niederlechner drei wichtige Punkte. Der Stürmer war an allen vier Treffern direkt beteiligt.(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Presseschau

Daniel Caligiuri ist bislang ein absoluter Garant für den Erfolg des FC Augsburg. Der 32-jährige Mittelfeldmann, der vor der Saison ablösefrei aus Gelsenkirchen an den Lech wechselte, hat sich sofort als Führungsspieler eingebracht. Weil die sportlichen Leistungen auf dem Platz aktuell stimmen, träumt Caligiuri sogar von der italienischen Nationalmannschaft. „Ich habe immer Ziele vor Augen und eine Nominierung ist sicherlich eines davon,“ meinte der Routinier im Gespräch mit Spox. Die Erfüllung dieses Traumes sei zwar „schwer, weil ich in Fußballerjahren nicht mehr der Jüngste bin, aber ich versuche weiterhin, mich über meine Leistungen im Verein zu zeigen und dann schauen wir mal.“

2015 wurde der in Villingen-Schwenningen geborene Sohn eines Italieners bereits für die Squadra Azzurra berufen, kam jedoch nicht zu seinem Debüt. Dies sei damals „schade“ gewesen, doch „vielleicht ergibt sich ja nochmal eine Gelegenheit.“ Verdient hätte sie der 32-Jährige allemal.

Benvenuto ad Augusta: In den bisherigen zehn Pflichtspielen gelangen Caligiuri bereits vier Tore und ein Assist. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Was macht eigentlich Ioannis Gelios?

Von 2001 bis 2018 stand Ioannis Gelios beim FC Augsburg unter Vertrag. Der Keeper durchlief sämtliche Jugendmannschaften der Schwaben und wurde 2010 in den Profikader befördert. Als Torwart Nummer drei reichte es jedoch nicht fürs Erstligadebüt, sodass der Grieche vornehmlich in der U23 eingesetzt wurde, wo er auf insgesamt 117 Einsätze zurückblickt.

2018 zog es den gebürtigen Augsburger in die 3. Liga zu Hansa Rostock, ehe ihn ein Jahr später Holstein Kiel an die Förde lotste. Nach kleinen Startproblemen stand Gelios beim ambitionierten Zweitligisten ab dem 7. Spieltag immer zwischen den Pfosten. Anfang der aktuellen Saison verlor der 28-Jährige seinen Stammplatz jedoch an den früheren Juniorennationalspieler Thomas Dähne. Weil dieser dann aber an Covid-19 erkrankte, rückte Gelios zurück in den Kasten.

Nun ist Dähne wieder fit, muss sich allerdings erstmal hinten anstellen. „Ioannis hat es in den vergangenen Spielen sehr gut gemacht, und wir müssen gute Leistung honorieren“, erklärte KSV-Coach Ole Werner jüngst. „Er hat es verdient, im Tor zu bleiben, und ich bin sicher, dass er eine gute Leistung bringen wird.“ Bislang geht dieser Plan auf. In acht Spielen hielt 1,90-Meter-Mann Gelios dreimal die Null und hatte somit maßgeblichen Anteil daran, dass die Norddeutschen im Aufstiegsrennen mitmischen. Nach zehn Spielen ist Kiel Tabellenführer.

Weil die Chance auf Einsätze beim FCA gering war, wagte Gelios den Schritt in den Norden. Aufgrund seiner derzeit guten Form in Kiel lässt sich konstatieren: Diese Entscheidung war die richtige. (Photo by Oliver Hardt/Getty Images)

Voraussichtliche Aufstellung

Raphael Framberger wird nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre wieder zurück in die Startelf rücken und Robert Gumny hinten rechts ersetzen. Im Defensivzentrum könnte auch Carlos Gruezo zum Zug kommen, in der Offensive der immer besser in Tritt kommende Marco Richter.

Nach wie vor hat Herrlich einige Ausfälle zu beklagen. Alfred Finnbogasons Sprunggelenksverletzung sei zwar „nicht so schlimm“, wie Manager Stefan Reuter vor einigen Tagen erklärte, für Montagabend reicht es allerdings nicht. Ebenso nicht zur Verfügung stehen der verletzte Jan Moravek sowie die Rekonvaleszenten Fredrik Jensen, Noah Joel Sarenren Bazee, Mads Pedersen und Felix Götze. André Hahn befindet sich aufgrund eines positiven Corona-Tests in häuslicher Quarantäne und wird die nächsten Spiele fehlen. Der in dieser Saison stark aufspielende Offensivmann zeige keine Symptome, hieß es am Sonntag vonseiten des FCA.

Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Khedira, Strobl – Caligiuri, Gregoritsch, Vargas – Niederlechner

Im letzten Duell mit Hoffenheim erzielte Iago sein erstes Bundesligator. Am Montag wird der Brasilianer wieder in der Startelf stehen – und sich erneut in die Torschützenliste eintragen? (Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Tipps

Andy: 2:0 – nach frühem Rückstand schafft es der FCA diesmal nicht, den Ausgleich zu erzielen und kassiert spät das zweite Gegentor.

Irina: 1:1 – nach einem weiteren Unentschieden wird der FCA vielleicht doch noch Remis-Meister.

Andi: 1:1 – zähe Partie in Sinsheim. Nach einem Bundesligaspiel, das nicht allzu oft aus den Archiven gezogen werden wird, bleibt der FCA in der Tabelle vor Hoffenheim. Es gibt das dritte 1:1 in Serie.

Autor: Andi

Gebürtiger Rosenheimer, der sich früh vom FC Bayern abwandte und sein Herz an den FC Augsburg verlor - und dies zu keiner Sekunde bereut.

Ein Gedanke zu „Auf der Suche nach Kreativität“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Custom App
WhatsApp
WhatsApp
Custom App

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen