Spielerisch nicht in Topform

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist doch misslich. Nach der Niederlage in Dortmund ist man auf der einen Seite nicht überaus frustriert. 2:1 gegen ein Team verloren, das einen Kader mit dem vielfachen Wert unseres Teams hat. Das abliefern muss, um oben dran zu bleiben. Wir haben uns verbessert gezeigt im Vergleich zur Partie gegen Freiburg. Weniger unkonzentriert. Spielerisch mit besseren Ansätzen auch in Richtung gegnerisches Tor. Mit Gelegenheiten für mehr als einen Treffer.

Zur zweiten Länderspielpause fällt das Urteil über den FC Augsburg in der Saison 2021/22 dennoch bisher ernüchternd aus. 5 Punkte stehen zu Buche. In sieben Partien schlug es 13 mal hinter Rafal Gikiewicz ein. 3 mal konnte der FCA selbst treffen. Während ersteres zumindest nicht komplett desaströs ist, bedeutet zweiteres das Tabellenende. Kein Club hat bisher weniger Tore erzielen können als der FCA. Mit Platz 15 ist man dann zu diesem Zeitpunkt noch gut bedient.

Nicht zu 100% da

Auch am Samstag nahm das Unheil in der Verteidigung des FC Augsburg seinen Lauf. Gerade Kapitän Jeffrey Gouweleeuw verursachte den Elfmeter, der zum frühen Rückstand führte. Der FCA kam dann zwar wieder in die Partie und konnte ausgleichen. Nicht lang nach der Halbzeit war es dann Rafal Gikiewicz, der den Brandtschen Fernschuss nicht parieren konnte. Muss er vielleicht nicht. Der Gike der letzten Saison hätte uns an der Stelle den Punkt vielleicht länger festgehalten. Am Samstag eben nicht.

Im Strafraum volles Risiko und auch ein bisschen mehr (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Neben den Momentaufnahmen von Samstag fällt schnell auf, dass das Team manchmal geschlossen neben sich steht. Gegen Freiburg hat man sich in der ersten Halbzeit schlicht auseinandernehmen lassen. In den ersten Heimspielen ließ man in der Endphase der Partien noch Gegentore zu.

Offensiv harmlos

Dazu kommt offensive Harmlosigkeit. Selbst, wenn man defensiv ordentlich steht, geht nach vorne zu wenig. Statistischer Tabellenführer in Bezug auf Torschüsse ist zu diesem Zeitpunkt der Saison der FC Bayern München mit 128 Torschüssen. Schon auf Platz 3 folgt der FC Köln mit 108 Torschüssen. Wir hängen am Tabellenende mit 58 Versuchen. Wer nicht schießt, der nicht trifft, oder so. Einzig in einer torrelevanten Kategorie führen wir im momentan das Feld an: bei den Eigentoren (2).

Und so saß ich am Samstag vor dem Fernseher und habe in der Endphase der Partie auf den späten Ausgleich gehofft. Die Hoffnung hatte wenig Begründung außerhalb meiner fußballfan-begründeten Naivität und dem Glauben an den Lucky Punch. In der Realität auf dem Rasen gab es reihenweise Verstolperer und schlecht gespielte Pässe anstatt gefährlich vorgetragener Angriffe. Selbst bei nicht aussichtsloser Lage reichte das am Ende zu keinem Punkt mehr.

Wenig intensiv

Dabei ist die Spielweise des Teams manchmal nicht intensiv genug. Es werden die notwendigen Wege nicht gemacht. Der FCA sticht mit niedriger Passquote und geringen Ballbesitzwerten heraus. Dennoch rangiert man bei der Laufleistung nur im unteren Mittelfeld der Tabelle. Der FCA absolvierte laut kicker 788,82 km. Bielefeld lief im gleichen Zeitraum 831,65km, der FC Köln 823,32 km. Der FCA läuft eben hinterher, oder eben noch nicht mal.

An die eigenen Grenzen gestoßen. Jetzt dann mal so richtig durchstarten? (Photo by Andreas Schaad/Getty Images)

Dies zeigt auch die Anzahl der gewonnenen Zweikämpfe. Hier liegen wir mit 644 auf dem vorletzten Platz. Man darf an dieser Stelle einmal feststellen, dass das Team von Markus Weinzierl deutlich mehr Defensiv- als Offensivzweikämpfe führen muss. Und hier kommen wir im Ablaufen der langen Liste von Problemen vielleicht zur Ursache des meisten Übels.

Wohin mit dem Ball?

Über die Intensität heraus, besticht die Mannschaft damit, dass sie – genau wie unter Heiko Herrlich auch – mit dem Ball zu wenig anzufangen weiß. Die Ballbesitzquote von 41 % bedeutet -genau – den letzten Platz.

Das Problem liegt aus meiner Sicht am meisten im Spiel mit dem Ball. Die Entlastungsperioden sind zu kurz. Die Pässe nicht genau genug. Gerade einmal 74,7 % der Pässe erreichen ihr Ziel. Auch das ist statistisch schon wieder der letzte Platz.

Gerade im Spiel mit dem Ball sollte Weinzierl für Besserung sorgen. Auch schon unter Martin Schmidt lag das Problem in einem zu großen Fokus auf dem schnellen Gegenstoß ohne längere Ballbesitzphasen kreieren zu können. Heiko Herrlich schaffte keine Abhilfe. Unter Weinzierl sind es die Schmidtschen Probleme, die wieder auftauchen.

Noch gibt es Hoffnung

Und wie schon unter seinen Vorgängern bin ich auch jetzt wieder unter Markus Weinzierl als Fan etwas ratlos. Erneut fällt die Mannschaft immer wieder auseinander. Erneut gewinnt sie zu wenig Zweikämpfe und läuft ungewohnterweise zu wenig.

Weinzierls Kommandos müssen jetzt dann auch zu den richtigen Aktionen führen. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Was macht Hoffnung? Weinzierl hat es in seiner ersten Amtszeit geschafft, über einstudierte offensive Abläufe zu Sicherheit zu kommen. Kernpunkt sind aus meiner Sicht die Umschaltmomente ins Ballbesitzspiel und das Gegenpressing der Gegner. Hier gilt es kühlen Kopf und den Ball auch mal in den eigenen Reihen zu bewahren. Auch zur Hoffnung beitragen kann an dieser Stelle, dass sich der Kern der Mannschaft – das zentrale Mittelfeld – noch nicht gefunden hat. Am Samstag konnte Dorsch nicht spielen. Dafür zeigte Arne Maier, warum in der FCA geholt hat. In diesem wichtigen Mannschaftsteil wäre zeitnah Stabilität gefragt.

Und so warten wir eine weitere Länderspielpause darauf, dass die Puzzlesteine an ihren Platz fallen und sich diese Mannschaft findet. Der abklingenden Weinzierlschen Honeymoon-Phase täte dies nur allzu gut. Meinem Fanherz dazu.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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