Fokus auf die Mitte

Trainer verpflichtet, vorgestellt und eine neue Offenheit signalisiert. Ruhe reingebracht. Nun geht es Schritt für Schritt darum den Kader zu stärken und einzelne Problemzonen anzugehen. Der Fokus richtet sich dabei auf die Mitte. Und die ist ist in zweierlei Hinsicht gemeint.

Die Altersstruktur

Der FCA verfügt über einige Spieler in eher jungen Jahren, und einen Stamm an Spielern kurz vor der Fußballrente. Was dem FCA momentan abgeht ist der Mittelbau dazwischen. Warum ist dieser wichtig? Die jungen Spieler richten klar den Blick auf ihre persönliche Fortentwicklung und sehen den FCA in erster Linie als nächsten Schritt, dem einige weitere folgen sollen. Den Älteren geht manchmal die Ambition für mehr ab, wenn sie nicht so positiv verrückt wie Rafal Gikiewicz sind. Der langfristige Erfolg des Clubs wird hier dann schon mal hinten angestellt. Die Gruppe der Mit-Zwanziger liegt hier genau dazwischen. Einerseits hat man es woanders schon mal probiert und es hat nicht geklappt wie erhofft. Andererseits stellt man sich vielleicht auch mal hinten an, wenn man gedenkt in ein paar Jahren immer noch da zu sein.

Da legsch di dernieder. Wir wollen über einen Gregerl-Abgang nicht nachdenken, aber durch die Vertragssituation bedingt, könnte es leider jetzt im Sommer soweit kommen. (Photo by ROBERT JAEGER/APA/AFP via Getty Images)

Nun steht Michael Gregoritsch mit seinen 28 Jahren noch beim FCA unter Vertrag. Dieser läuft allerdings in 2023 aus und sollte der FCA sich mit Gregerl nicht auf eine Verlängerung einigen können, so wird der Abschied in diesem Sommer stattfinden müssen, um noch Transfereinnahmen zu erzielen. Es wäre höchst schade, gehört aber zur Realität dazu. Dann wird es in diesem Kaderbereich noch dünner, auch wenn Arne Maier und Felix Uduokhai eventuell in dieses Kadersegment hineinwachsen könnten. Bei Transfers in diesem Sommer wird sich somit wohl die Aufmerksamkeit stark auf das mittlerweile sehr ausgedünnte Mit-Zwanziger-Alterssegment richten müssen. Irgendwie ist die Altersstruktur zuletzt etwas durcheinander geraten.

Positionsspiel

Beim zweiten Aspekt des Gedankengangs kommt nun der neue Trainer Enno Maaßen ins Spiel, dessen Fokus sich auf eine starke und flexible Zentrumsbesetzung im 6er/8er/10er-Raum liegt. Derweil bei Tobias Strobl abzuwarten ist, zu welcher Stärke er zurückfindet, haben mit Civeja und Moravek zwei Spieler aus dieser Gruppe den FCA verlassen. Und gerade auch in Bezug auf die 10er Positionen ist der Kader nicht allzu stark aufgestellt ( speziell auch dann wenn man einen möglichen Gregerl-Abgang im Hinterkopf behält).

Man könnte die Situation schon gar als dünn bezeichnen, wenn man darüber nachdenken muss, wer hier außer Niklas Dorsch, Arne Maier und Carlos Gruezo noch zur Verfügung steht. Freddy Jensen offensiv, der letztes Jahr kaum eine Rolle gespielt hat. Das ist bei der Bedeutung der Positionen im Maaßenschen Spielsystem schlicht zu wenig. Und damit ist hoffentlich auch geklärt, warum der FC Augsburg immer wieder und sehr verstärkt mit zentralen Mittelfeldspielern beschäftigt, die sich zudem in einem gewissen Alterssegment befinden.

Die Kandidaten

Ajdan Hrustic ist hier ein Name, der gerade ganz akut gehandelt wird. Er hat bei der Eintracht aus Frankfurt überschaubare Einsatzzeiten erhalten, auch weil er defensiv manchmal zu nachlässig agiert. Offensiv konnte er allerdings immer wieder mit Ideen aufwarten und seine Schusstechnik hat das Zeug für Legenden. Im Maaßenschen System könnte es für ihn offensiv vor den 6ern passen und es würde Sinn machen, dass sich der FCA mit ihm beschäftigt, auch wenn er jetzt kein Kracher-Transfer wäre.

Als einen solchen müsste man Daniel-Kofi Kyereh bezeichnen, der in der letzten Saison bei St. Pauli offensiv großartige Leistungen ablieferte und an dem viele Clubs aus der ersten Liga dran sind. Hier scheint der SC Freiburg wohl zum Zuge zu kommen. Kyereh ist auch schon 26 Jahre alt und wäre damit auch alterstechnisch eine perfekte Ergänzung für den FCA.

Okugawa nach Augsburg? Warum nicht. Er würde ins momentane Beuteschema des FCA wunderbar passen. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Weiterhin in der ersten Liga spielen will eventuell Masaya Okugawa von Arminia Bielefeld. Mit 8 Toren und einer Vorlage in der abgelaufenen Saison hatte er erheblichen Anteil an den Bielefelder Offensiverfolgen. Bielefeld selbst scheint auf die Transfererlöse zu schielen, Enrico Maaßen schaute nicht unlängst im Bielefelder Trainingslager vorbei (wo der FCA die Nachfolge auf der Anlage antreten wird und der Besuch offiziell der Vorbereitung des eigenen Trainingslagers galt) und es ist um Okugawa sehr ruhig im Blätterwalt. Nicht die schlechtesten Anzeichen.

Auch die international gehandelten Amadou Diawara und In-beon Hwang erfüllen prinzipiell die Anforderungen, müssten sich allerdings erst in Deutschland akklimatisieren. Gerade mit der kurzen Sommerpause macht dies einen Transfer schwieriger.

Rückkehr ausgeschlossen?

Wenig Akklimatisation würde ein anderer Spieler benötigen. Nach seinem Wechsel blieb Marco Richter in der Endphase der letzten Saison in Berlin nur die Bank. Er wäre mit seinen 24 Jahren und seiner offensiven Variabilität genau im Beuteschema des FCA. Nun hat die Hertha mit Sandro Schwarz einen neuen Trainer und Richter will dem vielleicht eine weitere Chance geben. Aber vielleicht machen sich alle Parteien schon mal Gedanken, ob sie denn nicht über eine Rückkehr des Eigengewächses nachdenken wollen.

Richter würde wieder in sein gewohntes heimisches Umfeld zurückkehren können. Er hätte langfristig das Potential in Augsburg zum Held zu werden, in dem er nun den Rest seiner Karriere beim FCA verbringt und Tore und Vorlagen liefert (ja der Fußballromantiker träumt immer noch). Der FCA hätte ein Stück Glaubwürdigkeit in Richtung Jugendarbeit zurück gewonnen. Ein verlorener Sohn würde in die FCA Familie zurückkehren. Win-Win-Win.

Stärkung des Kerns

Und während das Gerüst des Kaders steht, braucht der Kern die obengenannte zweidimensionale Unterstützung und weitere punktuelle Verstärkungen. Da braucht es nun auch nichts übers Knie zu brechen und vielleicht muss man auch erstmal auf die ein oder andere Einnahme oder einen Abgang warten. Bis dahin braucht man sich allerdings nicht wundern, warum weiterhin die zentralen Mittelfeldspieler im mittleren Alterssegment die Gerüchte-Spalten überhäufen. Es ist davon auszugehen, dass der FCA in diesem Segment auch zuschlagen wird, sollte dann bei einem der Kandidaten alles passen.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

2 Gedanken zu „Fokus auf die Mitte“

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