Eine Lachnummer


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette bei presse-augsburg.de.

Der Transfersommer ist vorbei und die Saison mittlerweile in vollem Gange. Der FCA sticht sportlich nicht hervor. Mehr als glücklich hat die Mannschaft von Enno Maaßen gegen Leverkusen gewonnen. Ansonsten ist die Saison bisher von großen Enttäuschungen geprägt. Gerade offensiv findet das Team nicht den Weg vors gegnerische Tor und das in Kombination mit Unkonzentriertheiten gegen den Ball führt dann derzeit zu Platz 16. Man mag dem neuen Coach noch ein bisschen mehr Zeit geben, aber diese offensive Harmlosigkeit kann sich der FCA nicht lange leisten. Und die Hoffnung, dass es es auch dieses Jahr ein paar Clubs gibt, die mehr Bemühungen an den Tag legen, um nicht mehr in der Liga zu verbleiben, die tröstet mich momentan nicht. Man könnte sich entsprechend schon über die sportliche Situation ausgedehnt auslassen. Das soll heute aber nicht mein Thema sein. Denn ganz ehrlich: in der letzten Woche war der FCA erneut kurzzeitig aus anderen Gründen erneut die Lachnummer der Liga. Und Kritik ist angebracht.

Pepi im Mittelpunkt

Über den ganzen Sommer hinweg wurde vom FCA recht deutlich kommuniziert, das es eine Verstärkung im Sturmzentrum braucht. Man hatte zuvor Gregoritsch gegen Demirovic getauscht und den Vertrag von Alfred Finnbogason nicht verlängert. Enno Maaßen lässt zudem gerne zwei Stürmer ran und so sah es ganz vorne etwas eng aus im Kader. Kurz vor Transferschluss konnte man dann endlich Mergim Berisha als Neuzugang präsentieren. U21-Nationalspieler, international schon treffsicher, große Freude. Es hätte alles so schön sein können, wenn auch der Berisha Transfer nicht alle Probleme im Kader löst.

Auf der Gegenseite kam es allerdings kurzfristig zu einem Abgang, mit dem ich so nicht gerechnet hätte. Ricardo Pepi verließ den FCA nach Groningen per Leihe. Und die Personalie Ricardo Pepi ist seit dem Winter eine vieldiskutierte. Noch nie hat der FCA so viel für einen Spieler in puncto Ablösesumme ausgegeben. Noch nie hat sich der Club über die sozialen Medien selbst für einen Neuzugang so gefeiert. Und auf jeden Fall wurden genau diese Mitteilungen des FCA, in denen dargestellt wurde, wie großartig der Neuzugang Ricardo Pepi ist, in der letzten Woche wieder hervor geholt und der Club bundesweit ordentlich durch den Kakao gezogen. Höhepunkt war ein Wumms-Meme in dem das Trump-Zitat vom „worst trade deal“ verarbeitet wurde. Genau die Zeiten in denen man sich per Social Media obendrein als besten bayrischen Club bezeichnet. Natürlich mit Humor. Alles ganz lustig.

Konsequenzen

Die Konsequenzen aus dem Pepi-Transfer im Winter sind nun seit einer Weile zu spüren. Die ca. 15 Millionen, die in Pepi investiert wurden, fehlen schlicht an anderen Stellen. Man hätte zum Beispiel Doan und Okugawa verpflichten und Gregortisch zum Höchst-Tarif verlängern können und das Maß an Torgefahr, was hierdurch möglich gewesen wäre, kann man sich als FCA Fan schlicht nicht vorstellen. Bei Okugawa wollten wir in diesem Sommer keine 5 Mio. nach Bielefeld überweisen, Doan kostete ca. 8,5 Mio. Es hätte alles so einfach sein können.

Bemüht, aber nicht erfolgreich. Für die irrsinnige Ablöse hätte der FCA mehrere andere Spieler verpflichten können. (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)

Und wenn wir schon bei „was wäre wenn“ bleiben wollen: Der Abgang von Sturm-Toptalent Dzenan Pejcinovic nach Wolfsburg wird ja gerne Markus Weinzierl in die Schuhe geschoben. Die Verpflichtung eines US-Talents im Winter für Unsummen, während der Top-Nachwuchs aus der eigenen Kaderschmiede auf seine Chance wartet, war an dieser Stelle vielleicht dann eine zusätzliche Dummheit, die eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft verbaut hat. Der Pepi Zugang war – zum jetzigen Zeitpunkt betrachtet – nicht nur wirtschaftlich eine schlechte Entscheidung, sondern eben auch darüber hinaus.

Aufarbeitung

Fehler passieren. Sie gehören zum Geschäftsleben dazu. Die Frage ist, wie man ihre Auswirkungen begrenzt und sie für die Zukunft abstellt. Einerseits ist Pepi der zweite Großtransfer beim FC Augsburg, der komplett schief gegangen ist. Tomas Koubek sitzt noch nicht einmal mehr auf der Bank beim FCA und die Verpflichtung war man damals eingegangen, obwohl man mit Andreas Luthe einen soliden Bundesligaspieler im Kader hatte. Von der Sparsamkeit des Seinsch-FCAs ist manchmal nicht mehr so viel übrig. Dahin müssen wir wieder zurück. Bei Transfers jenseits einer gewissen Größenordnung muss absolut sicher gestellt sein, dass uns die Spieler auch weiterhelfen. 100%. Transfers jenseits der 10 Mio. Euro halte ich für den FCA weiterhin für nicht realistisch.

Zweiteres wirft die Personalie Pepi weitere Fragen auf. Pepi stand gegen Hoffenheim noch in der Startelf. Maaßen hatte sich öffentlich hinter ihn gestellt und ihm eine Entwicklung für die kommenden Monate prophezeit. Dennoch hat anscheinend Pepi nach 8 Monaten nicht das Gefühl gehabt, kurzfristig in Augsburg durchzustarten. War nicht in vollem Umfang angekommen. Und nachdem ich letzte Woche selbst in Hoffenheim war, darf sich hier auch der ein oder andere im Gästeblock selbst im Spiegel in die Augen schauen. Augsburg hält zusammen? Wie hier teilweise über einen 19jährigen im eigenen Trikot hergezogen wurde, war beschämend. So bleibt: Pepi ist nach Gregoritsch und Pejcinovic der nächste, der den FCA in diesem Sommer gerne verlassen hat.

Und beim nächsten Mal. Wer stellt sicher, dass wir nach Koubek und Pepi nicht das nächste Mal groß daneben liegen? (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Was bleibt?

Neuer Trainer, ein paar neue Spieler. Viel verändert hat sich sonst nicht diesen Sommer, in dem uns die neue Offenheit versprochen wurde. Der FCA ist weiterhin ein Club, in dem bis zum Ausscheiden von Klaus Hofmann die Entscheidungsträger gemeinsam alle wesentlichen Entscheidungen getroffen haben. So waren dann auch Stefan Reuter und Michael Ströll beide für den Pepi-Transfer. Und über Fehler spricht man ja nicht. Dies wird auch in diesem Fall nicht anders sein (Oh, wie gerne ich mich täuschen würde. Der Pejcinovic Abgang jetzt im Sommer wurde vom FCA übrigens nicht offiziell kommuniziert). Für die eigenen Entscheidungen gilt es Verantwortung zu übernehmen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich aus Fanperspektive auch diese Saison drei Freiwillige finden, die noch mehr Lücken im Kader haben und sportlich damit weniger Erfolg und die wir somit hinter uns lassen können. Wenn durch die Verpflichtung von Enno Maaßen Euphorie aufgekommen sein sollte, dann hat diese nicht lange angehalten. Die Entwicklung beim FCA geht weiter vom sympathischen Kleinen der die Großen ärgert, über den Status der Grauen Maus bis zur zeitweisen Lachnummer der Liga. Ich hätte mir hier über den Sommer eine andere Kurve erhofft. Ich bin allerdings auch ein naiver Fußballfan. Man mag sich trösten: langweilig wird es uns nicht.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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