Rückrundenpläne

Der insgesamt siebte Sieg gegen Union, der erste Auswärtssieg seit acht Monaten und Alexis Claude-Maurice. Egal ob zwischenzeitlich Leistungsschwankungen vorhanden und wer die Gegner waren, der FCA gewinnt auch als Mannschaft in Berlin – auswärts zum ersten, insgesamt zum dritten Mal in dieser Saison, zu Null.

Bis zum letzten Spieltag hatte der SV Werder in der vergangenen Spielzeit noch die Chance auf eine Teilnahme an der Conference League. Diese Saison steht Werder nach der Hinrunde mit 26 Punkten, einer mehr als im Jahr vorher, auf Platz 9. 16 der zehn Punkte erreichte der Verein auswärts. Zuhause gelangen nur gegen Berlin und Kiel Siege. Unter der Woche reichte es trotz dreimaliger Führung gegen Heidenheim nur zu einem Unentschieden.

Insgesamt positiv ist die Bilanz des FCA mit 12 Siegen, bei drei Unentschieden in 25 Bundesligaspielen gegen Werder. Auswärts konnte der FCA dabei bereits fünfmal, zuletzt im September 2022, durch Tor von Ermedin Demirović gewinnen. Dies war das erste Spiel nach der Ernennung von Markus Krapf zum Vorstandsvorsitzenden. Dreimal infolge gewann der FCA im Weserstadion ab der Spielzeit 2015/16: Beim 2:1-Sieg im September 2016 gelang Jeffry Gouweleeuw sein erstes Bundesliga-Tor. Der erste Sieg in Bremen gelang in der zweiten Bundesligasaison durch den Kopfball von Tobias Werner.

Wie sieht die Tabelle nach 17. Spieltagen aus. Vorne die Meister der letzten zwölf Jahre, dahinter Frankfurt, Leipzig und Stuttgart. Im Anschluss eine Gruppe mit sechs Mannschaften, auf vier Punkten zusammenliegend, einschließlich Borussia Dortmund. Union mittlerweile auf Platz 13 abgerutscht, dahinter punktgleich zwei Teams und Hoffenheim. Nur noch drei Punkte dahinter liegen Kiel und möglicherweise Bochum.

So schnell kann es auch gehen: 19 Punkte sind für den FCA mit der fünftbeste Punktewert nach der Hinrunde seit dem Bundesligaaufstieg. Was aber gäbe es für Möglichkeiten, abseits sportlicher Entwicklungen und Neuverpflichtungen, eine noch erfolgreicher Rückrunde zu erreichen?

Auch wenn die Spieltage bereits festgelegt sind, wäre die nachfolgende Anreihung gegen die Teams, gegen die bereits in der Bundesliga so gespielt wurde, die mit den meistmöglichen Punkten. Berücksichtigt wurde der jeweilige Spieltag und ob es sich um ein Heim- oder Auswärtsspiel handelt:

Am 19. Spieltag in Dortmund (1:0, 2015), 20. in Stuttgart (4:1, 2014), 21. gegen Union (2:0, 2022), 23. in Mainz (1:0, 2021), 24. gegen Wolfsburg (1:0, 2015), 25. gegen Heidenheim (1:0, 2024), 29. gegen München (1:0, 2014), 31. in Bochum (2:0, 2021), 33. in Bremen (2:0, 2021), und am letzten Spieltag in Mönchengladbach (3:1, 2015). Dazu der am 22. Spieltag gegen Freiburg (1:1, 2020), wären dies insgesamt 31 Punkte. Auch ohne die Spiele gegen St. Pauli und Kiel bzw. Frankfurt, Hoffenheim, Leverkusen und Leipzig, die sich hier nicht passend zuordnen lassen, wären dies bereits 50 Punkte, und in jedem Falle ein einstelliger Tabellenplatz.

Da der Spielplan dummerweise aber ein anderer ist müssen die eigenen Ziele, zunächst der Abstand nach hinten, anders erreicht werden. Unabhängig ob im Erbgut vorhanden oder nicht, sind dies eine mannschaftliche Geschlossenheit, basierend auf kollektiven, konstanten Abwehrverhalten, Aufbau- und Flügelspiel sowie vermutlich die Chancenverwertung. Grundsätzlich kann der FCA gegen jedes Team erfolgreich sein. So oder so, bei den nächsten sieben Spieltagen bietet sich auch der Direktvergleich zur Vorrunde an.

Zum letzten Bundesligatermin der Fußballwoche, auswärtsfahrerunfreundlich, nach Bremen. Aufbauend auf dem Spiel in Berlin eine Chance die Auswärtsbilanz zu verbessern und sich einem gedachten Mittelfeld zu näheren. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Phasen

Auch wenn es nicht zu mehr gereicht hat war im Spiel der Mannschaft gegen Stuttgart ab der 30. Minute ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen. Ein nächster Schritt wäre das sich dieser auch  im Offensivbereich weiterverfolgen lässt.

Nach Jahren der sportlichen Weiterentwicklung und Teilnahme an der Champions League schafften die Köpenicker in der vergangenen Saison am letzten Spieltag erst in der Nachspielzeit den direkten Klassenerhalt.

Die aktuelle Spielzeit begann mit 14 Punkten aus den ersten sieben Spielen und Platz 5 wieder ganz gut, doch nach neun Spielen in Folge ohne Sieg, einschließlich dem Ausscheiden in der 2. Runde des DFB-Pokals in Bielefeld, wurde Bo Svensson zur Winterpause freigestellt. Am Wochenende verloren die Eisernen mit Trainer Steffen Baumgart, der von 2002 bis 2004 selbst an der Alten Försterei spielte, in Heidenheim.

Ohne Berücksichtigung einer möglicherweise geänderten Spielwertung gegen Bochum stehen die Berliner aktuell mit 17 Punkten auf Platz 14 in der Tabelle. Gegen das Urteil des Sportgerichts, das weiteren Einfluss auf den Abstiegskampf hat, hat der Klub Protest eingelegt.

Union hat die drittwenigsten Tore, drei weniger als der FCA, in der Liga geschossen und trifft an den nächsten Spieltagen auf Mainz und St. Pauli. Auch in der zweiten Spielzeit ohne den Stadtrivalen geht es für die Köpenicker zunächst darum den Abstand zu den hinteren Tabellenplätzen wieder zu vergrößern.

In bisher zehn Bundesligavergleichen hat Union erst einmal, bei vier Unentschieden, gegen den FCA gewonnen. Die letzten drei Vergleiche in Berlin endeten jeweils remis.

Auch wenn der FCA in den bisherigen Januarspielen in der Bundesliga nicht so erfolgreich punktete, wurde der Vergleich gegen Union 2021 durch zwei Tore von Florian Niederlechner, jeweils auf Zuspiel von André Hahn, mit 2:1 gewonnen.

An einem 15.01. hat der FCA erst zweimal gespielt. In der Saison 1977/78 wurde mit 3:0 gegen Eintracht Trier, Tore durch Edgar Schneider, Manfred Tripbacher und Bernd Lorenz, gewonnen. In der letzten Zweitligasaison auf längere Zeit gewann der FCA auch den zweiten Vergleich gegen den damaligen Bundesligaabsteiger MSV Duisburg mit 2:1 durch Tore von Gerhard Förschner.

Der FCA spielt das 14. Jahr in der Bundesliga, so lange wie in keiner Liga vorher am Stück. Und doch hat sich das Bild mittlerweile etwas gewandelt: Unabhängig vieler sonstiger positiver Entwicklungen in und um den Verein hat sich auch eine gestiegene Erwartungshaltung im sportlichen gebildet. Auch wenn hier hinsichtlich Ergebnissen und dem Auftreten der Mannschaft zu differenzieren ist, scheint diese unterschiedlich.

Dabei werden oft zunächst die verschiedenen Statistiken bewertet, die Anzahl geschossener und erhaltener Tore, und dann die einzelnen Mannschaftsbereiche. Darauf aufbauend vieles andere, wie etwa Ineinandergreifen der Mannschaftsteile, Aufbau, Verhalten in wiederkehrenden Spielsituationen, Spielsystem und taktisches Verhalten. Parallel dazu jede Position auch hinsichtlich möglicher Alternativen hinterfragt und im Zusammenhang zu den anderen Parametern verglichen.

Der Blick auf zurückliegende Spielzeiten oder ehemalige Leistungsträger ist dabei zumeist wenig hilfreich. Die Kunst scheint darin zu liegen die Veränderungen in der jeweiligen Statik zu schaffen und wenn dann nur punktuell nachzubessern. Grundsätzlich haben die Beteiligten ihre Eignung bereits nachgewiesen, und ein Entwicklungsprozess der Mannschaft sollte weiter im Vordergrund stehen.

Auch wenn jedes Spiel im Wettkampfmodus Einflüsse hat, sind es oft auch nur einfache positive Situationen, die Auswirkungen haben können. Ein geschlossener Auftritt als Team oder auch ein erreichter Erfolg können vieles lösen wie auch eine neue Phase in Bewegung bringen.

Zweimal hat der FCA diese Woche die Möglichkeit die bisherige Auswärtsbilanz zu verbessern, beginnend am Mittwoch in Berlin. Mit einem guten Auftritt als Mannschaft und Zuversicht eine andere Serie beginnen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Tage wie dieser


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Fußballfan zu sein ist – wenn man die starke Zuneigung zu einem Club mit Stadionbesuchen verbindet – eine beschwerliche Angelegenheit. Es ist dem Reisen damit gar nicht so unähnlich. Jeder Besuch eines Spiels kommt einer kleinen Reise gleich. Die Fahrt zu einem Auswärtsspiel, z-B. nach Kiel, ist immer mehr als nur ein kleiner Ausflug. Dies hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Einerseits ist da die Distanz, die es zu überwinden gilt. Andererseits wird Fußball weiterhin draußen gespielt und auch die Witterungsbedingungen sind mit einzukalkulieren für den Spieltag im Stadion.

Die Verbindung im Stadion

Wenn man es dann ins Stadion geschafft hat, dann stellt sich oft das Gefühl ein, dass man ein Teil von etwas Größerem ist. Dies verleiht dem Spielbesuch eine spirituelle Note. Es wird gemeinsam gesungen, die ein oder andere Fahne geschwenkt und – gerade auswärts – auch gerne mal eine Fackel gezündet.

In den besten Fällen spielt auf dem Rasen ein Team, dem man anmerkt, dass es selbstbewusst und stolz sich von keinem Gegner etwas gefallen lässt. Ein Team, das weiß, dass es dem Gegner Schwierigkeiten bereiten muss, dass es den extra Meter braucht und jeder Spieler bereit ist, diesen jederzeit zu gehen. Ein Team, das mit Rückschlägen umzugehen weiß. Für das Trotz dazu gehört und Aufgeben keine Option ist, so lange nicht abgepfiffen wurde. Ein Team, das selbst einen Plan für das Spiel hat und mit dem Ball auch etwas anzufangen weiß. Bei dem sowohl die Grätsche als auch der gelegentliche Übersteiger dazu verwendet werden, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen und Zeichen zu setzen.

Highlights

Wenn ich aus dieser Sicht auf das abgelaufene Jahr 2024 als FCA-Fans zurückblicke, dann kehrt Milde ein. Milde? Ja, es war wahrlich nicht alles schön. Aber gerade in den letzten Monaten hat die Mannschaft viele gute Spiele zu Hause abgeliefert. Kaum einmal wurde man weder unterhalten noch mitgenommen. Heimsiege gegen Bochum, Gladbach und Dortmund stehen alleine in den letzten Monaten zu Buche. Die Mannschaft hat es oftmals geschafft, vor allem zu Hause, den Fans seriöse Auftritte zu bieten.

Für mich bleibt von 2024 als Fans des FCA vor allem das Positive. Das hat aber vor allem auch damit zu tun, dass ich die richtigen Auswärtsspiele besucht habe. Ich war in Darmstadt, wo ich vor lauter Konfetti und Pyro das erste Tor nicht gesehen habe. Damit begann die Feierei ja aber erst so richtig und dieses Spiel werde ich nicht vergessen. Ich war zum Jahresende auch in Karlsruhe. Da war das Spiel deutlich weniger überzeugend, Pyro gab es auch dort zur Genüge, und die Dramatik hat mich erst um Jahre altern lassen, später aber auch wieder zu Verjüngung beigetragen. Auch dieses Spiel wird in meiner Erinnerung einen festen Platz haben.

Traumatisches

Wer nun aber das Pech hatte, nach Leipzig, Heidenheim oder Kiel gefahren zu sein, dem wird dieses Team ganz schön aufstoßen mit seinen desaströsen Auftritten, die es immer wieder einstreut. Wenn die Mannschaft nach den Spielen nicht mehr ganz bis an den Zaun geht, der Trainer auf der nächsten Pressekonferenz aber trotzdem wieder von den „tollen Fans“ redet.

Jedes Team verliert. Als Fan gehört dies dazu. Die Niederlagen sind dazu da, die Freude über die Siege noch zu vergrößern. Mit Würde und Anstand sind sie zu erleiden. Die Farben des Clubs dabei nicht zu verraten. In diesen Fällen steht am Ende des Tages dann zwar eine Niederlage zu Buche. Man grämt sich aber nicht.

Vergrämt

Gram verfolgt den FCA nun seit dem Auswärtsspiel in Kiel. Der Gram ist erhalten geblieben. Er überlagert die schönen Erlebnisse aus 2024. Eine einzige Niederlage? Nein. Ein würdeloser Auftritt, ein Team ohne Rückgrat, das den Weg an den Zaun nach dem Spiel nicht findet, und Verantwortliche, die trotz wenig überzeugender Spiele, sportlich die große Entwicklung sehen wollten und nun am Ende des Jahres damit konfrontiert werden, dass das sie kein Team aufgebaut haben, dass eine eindeutige sportliche Vision auf dem Rasen verfolgt.

Vieles gibt es in 2025, das ich mir für den FC Augsburg wünsche. Aber am Ende geht es um Fußball. Und im Fußball zählt es auf dem Platz. Es gilt daher nicht übers Kämpfen zu reden, sondern es auf dem Platz zu tun. Es gilt nicht andauernd zu beteuern, dass man das „Offensive Mindset“ sehen konnte. Es muss offensichtlich sein. Und es gilt nicht nur Werte in Ansprachen zu bemühen, sondern sie auf dem Platz sichtbar zu machen. Es braucht nicht Spieler, die die Kurve auffordern, anzufeuern. Am Ende kommt der Jubel von selbst, wenn die Mannschaft sich diesen verdient.

Wir haben in Augsburg genügend schlechten Fußball gesehen, um diesen sofort zu erkennen. Der FCA sollte in der Lage sein, gegen jedes Team der Liga ein enges Spiel zu liefern, wenn nicht mehr. Wenn die Grundtugenden verloren gehen, und das des Öfteren wie vor allem die Auswärtsspiele zeigen, dann kann ich damit offen umgehen und die Verbindung zu den Fans wahren oder den Pflock durch weitere schlechte Spiele und Verklärung immer tiefer treiben. Am Ende muss der FCA für 2025 seinen Mut wiederfinden. Vielleicht auch einen kleinen Touch Wahnsinn. Oder Menschen finden, die bereit sind, über die bekannten Grenzen hinaus zu gehen, denn schon Bertolt Brecht merkte an: „Die Kontinuität bewirkt die Zerstörung“.

Neues Jahr und Spiel

Es bleibt dabei, der FCA gewinnt in der Vorrunde nur gegen zwei der fünf schlechter platzierten Mannschaften. Daneben noch die Siege gegen Mönchengladbach und Dortmund sowie die Auftritte im DFB-Pokal. Spielplanbedingt werden sich bis zum Ende der ersten Februarwoche weitere Entwicklungen zeigen. Neben der Punkteausbeute betrifft dies, vor dem Hintergrund möglicher Saisonziele, eben auch das gesamte Auftreten des Teams.

Auch wenn der Gedanke abwegig erscheinen mag, es sind unter Berücksichtigung der möglichen Punktzuteilung am grünen Tisch für Bochum aktuell acht Punkte Vorsprung auf die letzten beiden Tabellenplätze und sechs auf den Relegationsplatz.

Der FCA steht nach dem 15. Spieltag mit 16 Punkten auf Platz 13 in der Tabelle. Dies trifft in etwa über alle bisherigen Bundesligaspielzeiten den Durchschnittswert, der zum entsprechenden Saisonzeitpunkt bei 16,7 liegt. Ohne Berücksichtigung der ersten beiden Spielzeiten liegt dieser Wert bei 17,9 Punkten. In der Hinrunde sind es noch zwei Spieltage: Der bisherige Durchschnittswert liegt hier bei 19, und ohne Berücksichtigung der erste beiden Spielzeiten bei 20,2 Punkten. Zwei Spiele durch die dieser Wert auch noch erreicht werden kann.

In der vergangenen Spielzeit erreichte der VfB die beste Platzierung in der Bundesliga seit der Meisterschaft 2007. Zuletzt waren die Stuttgarter in der Saison 2009/10 in der Champions League vertreten, in der Euro League 2012/13. Dazwischen zwei Abstiege und der Klassenerhalt durch die Relegation in der Saison 2022/23. Die Entwicklung des VfB in den letzten knapp zwei Jahren hat viel mit Trainer Sebastian Hoeneß zu tun.

Und auch in dieser Saison steht der VfB nach einem durchschnittlichen Start mittlerweile wieder in der Verfolgergruppe auf Platz 10 mit zwei Punkten Rückstand auf einen Platz, der zur Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb berechtigt. In der aktuellen Spielzeit haben die Stuttgarter noch Chancen auf einen Play-Off-Platz in der Champions-League.

Die Bundesligabilanz gegen den VfB ist negativ: Von den bisher 22 Partien gewann der FCA neun bei elf Niederlagen. Zwischen April 2013 und April 2016 war der FCA der Angstgegner und konnte siebenmal in Folge gewinnen – der letzte Sieg gegen den VfB gelang mit dem 4:1 im Oktober 2021. In der letzten Saison wurden beide Vergleiche verloren.

Welche Möglichkeiten und Hoffnungen mag es für das neue Fußballjahr, in dem der FCA, durch das Weiterkommen im DFB-Pokal, dreimal in vier Monaten gegen den VfB spielt, geben? Neben etwas mehr Konstanz in unterschiedlichen Bereichen sind dies die Auswärtsbilanz, und neben der Verbesserung des Punktekontos auch eine sichtbarere spielerische Entwicklung der Mannschaft. Das Erreichen des Halbfinales im DFB-Pokal darf hier auch mit angereiht werden.

Mögliche Wünsche wären auch ein Fußball, bei dem der Sport wieder mehr im Mittelpunkt steht, mit einer größeren Nettospielzeit bei gleichzeitig kürzerer Gesamtdauer. Keine weiteren Technologien bei denen sich das Original irgendwann dem E-Sport annähert und wohlmöglich Hackerangriffe Spielwertungen beeinflussen.

Dass der Fußball, einschließlich aller Institutionen sich tatsächlich positioniert und der Mikrokosmos Fußballstadion, als gesellschaftlicher Querschnitt, beispielhaft als Miteinander für alle erlebbar ist. Oder ganz einfach die Freude am Spiel, am gemeinschaftlichen Erleben ohne Ausgrenzung und Diskriminierung.

Am Sonntag dann ohne Rubén Vargas, der die fünftmeisten Bundesligaeinsätze für den FCA , und nach fünfeinhalb Jahren den Verein verlassen hat, die Aufgabe gegen Stuttgart. Gutes neues Jahr und Spiel!

Nur der FCA!

Hand in Hand

Als FC Augsburg Fan denkt man über Weihnachten noch lange darüber nach, was im Auswärtsspiel gegen Kiel schief gelaufen ist. Schnell könnte man „vieles“ sagen. Mir geht aber vor allem die Auswechslung von Keven Schlotterbeck nicht mehr aus dem Kopf. Als Schlotti verletzt raus musste, entschied sich Jess Thorup dafür Youngster Henri Koudossou zu bringen und Giannoulis in die 3er Kette zu ziehen. Danach kassierte der FCA direkt ein Gegentor und im Spielverlauf noch vier mehr.

Hätte es Alternativen zu dem Wechsel gegeben? Klar. Mit Noahkai Banks saß ein Innenverteidiger auf der Bank. Er hätte positionsgetreu die Rolle von Schlotterbeck übernehmen können. Auch Robert Gumny, der wieder zurück ist, hat schon in der 3er Kette gespielt. Im Nachhinein hätte es mit Banks nicht schlechter laufen können. Hätte, hätte, Fahrradkette.

Der mentale Zusammenbruch

Ich hatte einmal das große Vergnügen mir von einem professionellen Sportpsychologen den Zusammenbruch der brasilianischen Nationalmannschaft im WM-Halbfinale 2014 erklären zu lassen. Man hat beim FCA gegen Kiel und in den Spielen z.B. gegen Heidenheim den gleichen Verlauf mannschaftspsychologischer Abläufe erkennen können. Wenn Spiele einen solchen Verlauf nehmen, dann geht es nicht mehr darum, dass die Spieler nicht mehr wissen, was sie zu tun hätten. Sie verlieren den mentalen Zugriff aufs Spiel und „ergeben sich“.

Was kann hier in Zukunft helfen? Einerseits kann das Trainerteam auf Spielsituationen vorbereiten, so dass die Spieler auch mit Rückschlägen mental besser umgehen können. Der FCA hat in der Winterpause passenderweise sein Funktionsteam um einen Sportpsychologen erweitert. Anscheinend sah man hier auch Handlungsbedarf. Andererseits kann eine gesunde Mannschaftsstruktur mit gewachsenen Führungsspielern helfen, solche Situationen zu vermeiden. Sie können Kollegen wachrütteln, Impulse geben und einen Zusammenbruch verhindern. Der FCA hat auf jeden Fall Nachholbedarf, was das Vermeiden solcher Zusammenbrüche angeht, nachdem man in einem halben Jahr nun gegen Leipzig, Heidenheim und Kiel auswärts richtig her gespielt wurde.

Verzahnung von Verein und Region

Hier zeichnet sich nun auch eine Diskrepanz zwischen dem sportlichen Bereich und dem Rest des FCA ab. Während sich der Club rund um Präsident Krapf einen abrackert, um wieder mehr Verzahnung mit der Region hinzubekommen, kann man sich mit dem Team auf dem Rasen momentan nur schwer identifizieren. Im Nachgang zum Spiel gegen Kiel war ich selbst Teil von Diskussionen, wo es um mögliche Rückenflocks auf Trikots geht. Welchen Namen würdet ihr euch momentan flocken lassen?

Während es Jahre gab, in denen man sich nur schwer entscheiden konnte, ob man nun Hahn, Baier, Werner, Bobadilla oder Mölders hinten drauf packt, ist die Auswahl an Identifikationsfiguren gering. Jeffrey Gouweleeuw ist seit Jahren im Club und hat sich Respekt verdient. Philipp Tietz ist in seinem zweiten Jahr, übernimmt sichtlich Verantwortung und spielt mit seinen Toren auch sportlich eine wichtige Rolle. Danach wird es dünn. Maxi Bauer wäre vom Typ her einer, sportlich reicht es oft (noch?) nicht ganz. Rexhbecaj, Jakic, und Co. sollen Führungsrollen übernehmen, waren aber z.B. in Kiel diesbezüglich unsichtbar. Und dann fällt die Identifikation schwer.

Verantwortung übernehmen

Und so sieht es ganz danach aus, als ob man sportlich momentan auch daran scheitert, dass man bei den Neuzugängen und Spielern zu wenig Wert auf Charakter und Persönlichkeit gelegt hätte. Und an dieser Stelle mag ich eines betonen: ich behaupte nicht, dass die Spieler nicht gut spielen wollen oder, dass es an Einsatz fehlt. Man hat es meiner Meinung nach versäumt, um einige Kernspieler herum, ein gesundes Mannschaftskonstrukt zu schaffen. Und so wiegt am Ende ein Abgang des Kapitäns Demirovic schwerer, als in anderen Teams. Demirovic war in der vergangenen Saison über seine zugängliche Art ein wichtiger Spieler für den Zusammenhalt des Teams. Auch mit ihm war das Team nicht reich an Führungsspielern. Das Vakuum, das durch seinen Abgang entstand, konnte allerdings nicht gefüllt werden.

Der FCA kommt nicht darum herum, festzustellen, dass er mit dieser Mannschaftsstruktur in der nächsten Zeit Probleme haben wird. Im Gegensatz zum Sommer wird es aber nun Zeit, dieses Thema anzuerkennen und nicht nur wieder wie wild nach sportlicher Qualität von überall her Spieler zu verpflichten, sondern mit einem klaren sportlichen Bild eine Mannschaft aufzubauen. Der Prozess im Sommer glich ja eher eine Dekonstruktion. Das man Neuzugängen schwer erklären kann, wie die sportliche Identität aussieht, wenn man noch nach ihr sucht, macht das Problem nicht kleiner.

Für die Heimat spielen

Derweil ist Identität etwas wichtiges. Neben dem Wertegerüst wird es nach vielen Jahren nun aber auch Zeit sportlich eine klare Richtung zu haben, auch durch Ergebniskrisen hindurch. Ich mag lieber den offensiven Thorup sehen, der ein Spiel gegen Mainz zu Hause verliert anstatt diese Auswärtsbegegnungen gegen Heidenheim oder Kiel, in denen man keinen Mut erkennen kann. Defensive Stabilität passiert doch eben auch, in dem der Gegner selbst defensiv Respekt vor dem FCA haben muss. Davon ist momentan gar nichts zu sehen.

Wenn nun zusätzlich das Ziel ist, dass Verein und Region an einem Strang ziehen, dann muss man den sportlichen Strang schon auch benennen können. Und dann stellt sich die Frage, für was dieses Team steht. In den besten Jahren des FCA war der Zusammenhalt im Team sichtbar. Und auf der Tribüne hat man gesehen, wie sich gegenseitig geholfen und angefeuert wurde. Und dadurch sind Spieler über sich hinaus gewachsen. In dieser Zeit war nicht immer alles leicht. Aber Spieler haben in Augsburg ihre Heimat gefunden und für diese gespielt.

Der Bruch mit den Wiederholungen

Vielleicht ist auch jetzt der Moment, in denen man sich daran erinnert, wie man das erste Halbjahr unter Markus Weinzierl überwunden hat. Man hat einem Trainer mit seiner Philosophie den Rücken gestärkt. Man hat gezielt die Mannschaft verstärkt (André Hahn!). Und Führungsspieler wurden in die Verantwortung genommen und haben sich bewiesen. Vor ein paar Tagen habe ich die Kontinuität hinterfragt. Augsburg hält zusammen, bedeutet aber auch nicht jedes Jahr einen guten Trainer in Frage zu stellen. Nicht immer wieder zu wechseln, ohne zu wissen, warum es danach besser werden sollte.

Aus meiner Sicht sollten wir schleunigst aufhören, immer wieder dem Fehlglauben zu erliegen, dass ein neuer Trainer Besserung bringt. Wir sollten aber auch nicht tolerieren, dass Trainer ihre Philosophie über Bord werfen, wenn es Ihnen passt. In diesem Sinne: Jess, bring verdammt noch mal das Offensive Mindset zurück und hauche den Spielern Selbstbewusstsein ein. Wir haben gesehen, Du kannst es. Der FCA hat bisher 17 Tore geschossen, bis zum Saisonende will ich weitere 30 sehen. Mindestens.

Es gibt keine Situation, in der ich glaube, dass wir damit schlechter fahren als bisher. Und ich bin bereit, den sportlichen Erfolg des FCA darauf zu wetten. Nach all diesen mittelmäßigen Jahren ohne Fortschritt muss sich etwas ändern. Es wird Zeit, dass jemand mit Mut vorangeht. Der Rest folgt dann schon. Hand in Hand in 2025. Heja FCA!

Fehlende sportliche Identität

Wenn man sportlich auf das Jahr 2024 des FC Augsburg zurück blickt, dann ist die sportliche Entwicklung recht erschreckend. Schon zum Ende des Jahres 2023 hat der Club nach seiner sportlichen Identität gesucht (und ich hatte das damals schon thematisiert). Nach dem Weggang von Stefan Reuter, der Neubesetzung der sportlichen Zentrale mit Marinko Jurendic und Heinz Moser und dem Trainerwechsel von Enno Maaßen zu Jess Thorup war es Ende 2023 allerdings noch verzeihlich, dass dieser Prozess nicht abgeschlossen war.

Nun – ungefähr 1 Jahr später – muss man sich bemühen, um Fortschritte zu sehen, die sich in der Leistung des Profiteams widerspiegeln. Nach dem 1:5 in Kiel muss man sogar ganz genau hinschauen. Mir springen dagegen sofort all die Punkte ins Auge, die nicht funktionieren. Auch, weil sich viele Themen immer wieder wiederholen.

Sportliche Ausrichtung

Der FCA in 2024 hat keine stabile sportliche Ausrichtung gefunden. Von „Offensive Mindset“ hat Jess Thorup zu seinen Anfangszeiten geredet. Wir sind an dem Punkt, wo man sich gegen den Tabellenletzten zu Hause ein 1:0 ermauert und Glück hat, dass man einen Elfmeter bekommt. Wie soll dieses Team ganz grundsätzlich auftreten? Es ist ein Mysterium.

Die Sollbruchstelle wird nur noch frappierender durch das „Sexy“-Zitat von Michael Ströll aus dem Sommer. Derweil Ströll einen richtigen Anspruch formuliert hat. Diesen umzusetzen ist die Aufgabe der sportlichen Leitung im Gespann Manager und Trainer. Gerade des Trainers Aufgabe ist es, dass die sportlichen Ansprüche über Grottenfußball hinausgehen. Davon ist momentan wenig zu sehen.

Das richtige Personal

Um sportliche Ansprüche umsetzen zu können, braucht es die passenden Kicker. Nun hat man mit Matsima, Claude-Maurice, Essende und Onyeka im Sommer Qualität verpflichtet. Die Qualität der einzelnen Spieler ist aber nur ein Aspekt, wenn es darum geht, in einer Teamsportart zusammen Leistung zu bringen.

Und hierüber ist nach dem Spiel im Kiel, z.B. hörenswert im Viererkette-Podcast der Augsburger Allgemeinen, ausführlich gesprochen worden. Wer sind die Stützpfeiler dieses Teams, die den anderen Spielern Struktur geben und diese integrieren? Auf der einen Seite gibt es einen alten Kapitän mit Jeffrey Gouweleeuw, der nicht der integrativste Charakter ist. Hinter ihm ist Kristijan Jakic der Vizekapitän, der in dieser Saison mehr nach seiner eigenen Form sucht als nach allem anderen. Eine Aufzählung, wer hier in den letzten Jahren den Verein verlassen hat, hilft nicht. Wer den Einbruch in Kiel gesehen hat, der weiß, dass es hier ein Vakuum gibt. Gestellt hat sich der Presse und den Fans am Ende einzig Philipp Tietz. Zu wenig für ein Team, wo jeder einzelne Spieler nicht nur mit sich selbst beschäftigt sein sollte.

Die Augsburger Werte

Wenn es schlecht läuft, dann zeigt sich der wahre Charakter. So heißt es zumindest. Hier ist dann schon auch löblich zu erwähnen, dass sich Marinko Jurendic direkt und entschieden vor Trainer Thorup gestellt hat. Gerade auch weil der strukturlose Kader aus Einzelspielern eben auch in seinen Verantwortungsbereich fällt. Thorup macht schon was er kann, und muss aber eben auch sportlich an Tietz und Rexhbecaj festhalten, wenn es sportlich bei beiden nicht so läuft, weil er sonst gar keine Struktur mehr in seiner Truppe hat.

Was dann dennoch erschreckt, sind grundsätzliche Verhaltensweisen. Gegen Kiel war die Mannschaft nicht in der Lage, in der zweiten Halbzeit zumindest nochmal einen Versuch zu unternehmen, diesen Teil der Begegnung positiv zu gestalten, auch für die vielen mitgereisten Fans. Da blieben dann auch Grundtugendenden unsichtbar. Unangenehm zu spielen war das für die Kieler nicht. Ganz im Gegenteil hatten sie im zweiten Teil der Begegnung, wo sie den Fuß vom Gas nehmen konnten, nicht mit allzu großem Augsburger Widerstand zu kämpfen.

So wie man sich in der zweiten Hälfte dann verhalten hat, auf dem Ausflug nach Kiel, so lief dann auch die Verabschiedung von den Fans. Und hier muss man auch Jess Thorup in die Pflicht nehmen. Der nette Däne braucht nicht auf jeder Pressekonferenz von „den tollen Fans“ reden, wenn er es zulässt, dass sich sein Team nach einem solchen Auswärtsspiel vor der Kurve drückt. Die Auswärtsfahrer hatten das Team unermüdlich auch in der zweiten Halbzeit unterstützt, nur damit außer Tietz und Bauer keiner aus dem Team es für nötig hielt, sich nach dem Spiel für die Unterstützung zu bedanken. Von Augsburger Werten war dann hier hinten und vorne nichts zu sehen. Und das Römertrikot wurde zu einem Trikot der Schande an diesem Tag.

Grundsätzliches fehlt

In Kiel ist offensichtlich zu Tage getreten, dass es im Augsburger Team an Grundsätzlichem fehlt. Einerseits fehlt die Wertschätzung für Bundesliga-Minuten, auch wenn sie bei großem Rückstand und in schwierigen Situationen kommen. Diese Minuten sollten erst recht die Möglichkeit bieten, zu zeigen, was in einem steckt. Andererseits fehlt die grundsätzliche Übernahme von Verantwortung. Spieler als auch sportlich Verantwortliche müssen sich nach einem solchen Spiel offen der Kritik stellen. Da gibt es nichts schönzureden.

Im November 2023 hatte ich den Begriff des Heimatclubs für Spieler als ein mögliches Zielbild für den FCA eingeworfen. Wenn ich einen Club als meine Heimat sehe, dann verhalte ich mich auf eine andere Art und Weise, als wenn der Club nur eine Durchgangsstation ist. Im Sommer haben sich viele Spieler entschieden, ihre Zukunft woanders zu suchen. In den besten Zeiten des FCA sind Spieler gerne gekommen und auch gerne geblieben. Der Verein hatte zudem ein glückliches Händchen, die Spieler zu halten, die der Mannschaft eine klare Struktur gaben und gewisse Werte durchsetzten. Das war dann auch eine Charakterfrage. Und diese Frage nach Persönlichkeiten und Charakteren sollte von ganz oben in 2025 wieder in den Mittelpunkt des Vereins gestellt werden. Weil sich eben in den schwierigen Zeiten zeigt, ob man eine Identität hat.

Wiederholungen

Man konnte nicht anders, als das Dasein als FCA-Fan über die Feiertage zu verfluchen. Zu tief sitzt der Stachel des 1:5 in Kiel, den das Team von Jess Thorup sich 3 Tage vor Heiligabend im Norden eingefangen hat. Dieses einzelne Spiel. Als solches könnte man es abtun. Andererseits steht das Spiel symbolisch für so viele Spiele des FCA in 2024 und auch davor. Es tut weh, diese Parallelen zu erkennen und zu sehen, dass gewisse Themen immer wieder auftreten. Mittlerweile hat das Jahr 2025 begonnen. Es ist Zeit, sich der Aufarbeitung zu stellen, auch wenn die Themen mehr als nerven. Aber nach Kiel war klar: Schönreden bringt es auch nicht. Also lege ich den Finger in die Wunde. Los geht’s!

Die ersten 15 Minuten

Fangen wir bei Kleinigkeiten an. Es war nun in dieser Saison nicht das erste Mal, dass Keven Schlotterbeck raus musste. Im Spiel gegen Gladbach kam für ihn Chrislain Matsima. Direkt nach Matsimas Einwechlsung, beim nächsten Eckball, war man unorganisiert und kassierte ein Tor. Umstellungen nach Wechseln sind somit schon in anderen Situationen nicht gut für den FCA ausgegangen. Gegen Gladbach reichte es trotzdem zum 2:1 Sieg, weil man danach wieder defensiv stabil stand und die Offensivbemühungen der Borussen wegverteidigt bekam. Gegen Kiel nicht.

Vielleicht wären es aber auch gegen Gladbach mehrere Gegentore geworden, wenn die Auswechslung in einer anderen Spielphase von Statten gegangen wäre. Die Auswechslung gegen Kiel fiel nun in eine Spielphase, in der der FCA in dieser Saison immer wieder Probleme hat. Wir reden natürlich von den ersten 15 Minuten im Spiel. 9 von 32 Gegentoren kassierte der FCA in den ersten 15 Minuten des Spiels in dieser Saison. Das der Ausgleich dann so früh viel, überraschte dann die wenigsten FCA Fans.

Auswärts

Aber was war wirklich schon überraschend in Kiel? In Leipzig hatte man schon hoch auswärts verloren und das ist auch schon anderen Teams passiert. Aber der FCA hat in dieser Hinrunde eben auch gegen Heidenheim auswärts eine unwürdige Klatsche bekommen. Anscheinend gab es keinen hinreichend langanhaltenden Lerneffekt aus dem Heidenheim-Spiel, der dazu geführt hätte, solche Ergebnisse zumindest in der näheren Zukunft zu verhindern. Über 1000 Fans des FCA waren auswärts in Kiel dabei und hatten sich zuvor einlullen lassen von der Hoffnung auf bessere Auswärtsspiele. Nur damit der FCA mal wieder auswärts nicht gewann. Noch nie gelang das diese Saison in der Bundesliga. Und das hat seine Gründe.

Dabei waren ja nicht nur diese Auswärtsauftritte schwierig. Gegen Karlsruhe konnte man sich zuletzt noch rausreden, dass es im Pokal nur ums Weiterkommen geht. Derweil war die zweite Halbzeit genauso lustlos und zum Vergessen wie gegen Kiel. In Freiburg war es nicht viel besser. Und so kommt es, dass man als FCA Fan in dieser Saison noch keinen sehr guten Auswärtsauftritt seines Teams gesehen hat, sei es nur weil man sich wie gegen Frankfurt geschehen, die Bälle mit dem eigenen Arsch ins eigene Tor gelenkt hat.

Defensive Stabilität

Das Spiel ist aber auch bestens geeignet, einen anderen Mythos zu demontieren. Der FCA soll angeblich unter Jess Thorup zu einer defensiv stabilen Mannschaft geworden sein. Dieses Team, das im letzten Monat gegen Kiel 5, zu Hause gegen Leverkusen 2, in Frankfurt 2, in Karlsruhe 2 Gegentore kassierte. Ja zu Hause gegen Bochum spielte man zu 0. Das macht trotzdem im letzten Monat mehr als 2 Gegentore im Schnitt. Dieser FCA war im letzten Monat kein defensiv stabiles Team.

Diese defensive Stabilität war sowieso nur ein Pflaster, das auf sportliche Entwicklung geklebt wurde, die schlichtweg nicht zufriedenstellend verlaufen war. Für die viel gepriesene defensive Stabilität hat man die Offensive vollkommen geopfert. Gegen das schlechteste Team der Liga reichte es zu Hause zu einem Elfmeter-Tor. Gegen Karlsruhe und Schalke war das Ballbesitzspiel der Zweitligisten mindestens ebenbürtig. Der FCA ist sportlich weit weg von dem Ideal, mit dem der Trainer angetreten war.

Wie geht es weiter?

Jess Thorup hatte in seinen ersten Monaten attraktiven und phasenweise erfolgreichen Fußball in Augsburg spielen lassen und für gute Stimmung in der Fuggerstadt gesorgt. Auf schlechte Ergebnisse mit seiner Art Fußball zu spielen („Offensive Mindset“) folgte allerdings nun eine Abkehr von dieser. Wo er vorher noch kommunizierte, er würde keinen Bus parken, tat er dies später. Und stritt es zudem ab.

Auch dies ist eine Wiederholung. Schon unter Enno Maaßen und vorher gab es krass schlechte Auswärtsspiele. Auch Enno Maaßen kam und wollte ein System mit Ballbesitzspiel umsetzen und schwenkte um. Und war dann schnell wieder weg. Beide Trainer sind grundsätzlich sympathisch und gute Typen.

Man muss dann in der jetzigen Situation kein Prophet mehr sein um festzustellen, dass Jess Thorups Zukunftsaussichten in Augsburg zumindest getrübt sind, auch wenn man in der sehr kurzen Winterpause nun von Seiten des Vereins kein Fass aufmachen wollte. Bleiben die Ergebnisse weiter aus, muss der FCA im Frühjahr handeln, auch weil Thorups Spiel nicht mehr attraktiv ist und keine Hoffnung ausstrahlt. Und das ist doch auch der Hauptpunkt. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass der FCA mit diesem Setup auch in die neue Saison gehen will. Es ist nun an Jess, den Kreis der Wiederholungen zu brechen und zu seiner Art des Fußballs zurückzufinden. Wer den FCA in den letzten Jahren beobachtet, der mag nicht viel Hoffnung haben. Und wahrscheinlich liegt es noch nicht mal in der Hauptsache am Trainer.

Jahresausklangspiel

Gleichgeblieben ist nach dem Spiel gegen Leverkusen  der Abstand des FCA zu Platz 16. Und nach dem 14. Spieltag geht es weiter darum Punkte zu sammeln. Noch drei Vorrundenbegegnungen in denen der FCA an einer guten Ausgangsposition für die Rückrunde arbeiten kann.

Leipzig gewinnt nach dem Pokal- auch das Ligaspiel gegen Frankfurt, München verliert das erste Saisonspiel, Freiburg gewinnt gegen Wolfsburg, und der VfB nähert sich nach dem Sieg in Heidenheim wieder der Spitze. Bochum spielt 1:1 in Berlin, und sollte das Ergebnis Bestand halten, bleibt sieben Punkte hinter dem Relegationsplatz; der nächste Gegner des FCA, Holstein Kiel, bleibt bei fünf Punkten.

Nach 14. Spieltagen liegen die Kieler mit zwei Unentschieden, in Bochum und in Leverkusen, und einem Sieg, gegen Heidenheim, auf dem vorletzten Tabellenplatz. Der Klassenerhalt bleibt für den ersten Bundesligisten Schleswig-Holsteins schwierig. Im bisher einzigen Aufeinandertreffen der beiden Vereine gewann der FCA im Achtelfinale des DFB-Pokals im Februar 2019, durch Tor von Michael Gregoritsch, mit 1:0 in Kiel.

Anfang Februar geht es nun im Viertelfinale des aktuellen DFB-Pokals nach Stuttgart. Wenn schon kein Heimspiel, dann wenigstens die kürzestmögliche Anreise aus Augsburger Sicht.

Zum 8. Spieltag der Saison 2023/24 übernahm Jess Thorup den Cheftrainerposten beim FC Augsburg. Bei seinen ersten neun Spielen holte der FCA 16 Punkte. Am letzten Spieltag des vergangenen Jahres verlor der FCA in Stuttgart und überwinterte mit sechs Punkten Rückstand auf einen Platz, der zur Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb berechtigte.

Das erste Ligaspiel im neuen Jahr verlor der FCA gegen Leverkusen. Es folgte 21 Punkte aus den nächsten zwölf Spielen, darunter das 6:0, nach 5:0-Halbzeitführung, in Darmstadt, der 3:1-Sieg in Wolfsburg oder das 2:0 gegen Union. Nach dem 29. Spieltag stand der FCA mit 39 Punkten auf Platz 7 der Tabelle mit einer guten Ausgangsposition für das Saisonende. Nach fünf punktlosen Spielen wurde die Saison als 11. mit drei Punkten Rückstand auf einen europäischen Platz beendet.

Die neue Spielzeit begann mit dem Pokal-Sieg im Friedrich-Jahn-Sportpark, dessen im Oktober begonnener Abriss zwischenzeitlich unterbrochen wurde.

Mit offensiverem Spiel aber auch nur vier Punkten stand der FCA nach dem 5. Spieltag auf Platz 15 der Tabelle. Seitdem zuhause, einschließlich Pokal, vier Siege und ein Unentschieden, dazu zwei Auswärtspunkte, und eine ergebnisorientiertere Spielweise. Nach dem 14. Spieltag hat der FCA 16 Punkte, einen weniger als zum vergleichbaren Zeitpunkt des Vorjahres.

Was war sonst noch in einem Fußballjahr, in dem die Liga über Investorenein- oder -nichteinstiege und Fernsehrechte verhandelte, und in dem die Nationalmannschaft im Viertelfinale der Heim-WM gegen Spanien ausgeschieden ist. Und was lässt sich für das neue Fußballjahr hoffen, für den Verein, und für den Fußball im Allgemeinen?

Illusionslos die Entwicklungen beobachtend die Vorstellung, dass zumindest das Spiel in seiner Grundform auf dem Rasen nicht weiter zerstückelt wird, und der Videobeweis nicht weiter modifiziert, sondern so einfach abgeschafft wird.

Ohne Berücksichtigung der Entwicklungen anderer Vereine die Hoffnung, dass der FCA relativ früh die erforderlichen Punkte für den Klassenerhalt erreicht, oder ein Trend, aus einer stabileren Defensive heraus das Spiel auch wieder offensiver zu denken, sich etablieren könnte.

Drei Wochen Winterpause nach dem Auftritt in Kiel. Der FCA könnte schon zum Ende des Jahres eine solide Hinrundenpunktzahl erreichen. Dadurch bliebe auch der Abstand nach hinten gleich. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Ein bleibender Eindruck?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette bei presse-augsburg.de.

Als Fan des FC Augsburg sind es momentan nicht die schlechtesten Zeiten. Der Club steht mit 16 Punkten aus 13 Partien zwei Wochen vor Weihnachten im Mittelfeld der Tabelle. Ja, man kann noch abrutschen. Das Tabellenbild hat mir aber schon mal mehr Schrecken eingejagt als momentan. Dazu kommt, dass Verlieren momentan beim FCA nicht sehr häufig vorkommt. Gegen die Bayern in der Allianzarena musste man in der zweiten Halbzeit die Flügel strecken. Die Niederlage zuvor war am 19.10. in Freiburg. Ergebnisseitig kann man sich nun nicht beschweren.

In dieser Woche ist zudem etwas passiert, was in Augsburg Seltenheitswert hat. Der FCA ist ins Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Glorreich ging es weder zu Hause gegen Schalke noch nun auswärts in Karlsruhe zu. Der FCA hatte sogar einiges an Glück, um in der Nachspielzeit der Verlängerung noch auszugleichen und dann im Elfmeterschießen zu gewinnen. Bei diesem Erlebnis überlagert bei mir als jemand, der im Stadion live im Gästeblock war, die Euphoriewelle und das seelige Gefühl nach dem Ende, den Frust und Ärger über die sportlich ungenügende Leistung.

Zwischen Frust und Zufriedenheit

Dieser Zwischenraum zwischen „Ach, passt schon“ und „Was spielen die eigentlich wieder für einen Scheiß“ ist dann auch das momentane, tägliche Brot des FCA-Fans. Einerseits hat man sich gegen die Bayern gut gehalten, andererseits kam man in der zweiten Halbzeit kaum mehr aus der eigenen Hälfte raus. Einerseits hat man gegen Bochum gewonnen, andererseits war es offensiv sehr mau und man brauchte einen Elfmeter für das einzige Tor. Einerseits hat man gegen Hoffenheim einen Punkt geholt, andererseits war der Gegner nicht in der besten Verfassung und es hätte auch mehr sein dürfen.

Diese Liste ließe sich nun beliebig fortführen. Einerseits haben wir beim FCA schon schlimmere Zeiten erlebt, andererseits hat doch selbst Michael Ströll im Sommer von Sexyness gesprochen. Und hat nicht Jess Thorup immer vom „Offensive Mindset“ gesprochen? Die Erinnerungen verschwimmen schon ein bisschen, und man mag es nicht mehr so ganz glauben, wenn man all die Spiele in der letzten Zeit gesehen hat.

Das Selbstbewusstsein wächst, und bleibt hoffentlich. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Die Entwicklung

Derweil ist die sportliche Entwicklung schlüssig, wenn man sie mit ein bisschen Abstand betrachtet. Nach der ersten guten Rumpf-Saison unter Jess Thorup und dem großen personellen Umbruch im Sommer war der Trainer wohl sehr darauf aus, sportlich direkt bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Einzig, defensiv wollte es so gar nicht funktionieren. Heidenheim, Leipzig beides Desaster. Zu Hause gegen Mainz und Bremen Gegentore ohne Ende. Ja, auch in Freiburg sah es nicht gut aus.

Der Fokus rutschte also auf die Defensive. Hinten gut stehen, den Gegner zu Fehlern zwingen. Und man gewann mit dieser Devise gegen Dortmund und Bochum. Punktete gegen Hoffenheim und auswärts in Wolfsburg. Not too bad, wie man heutzutage sagt. Aber abseits aller Pokaleuphorie ja auch recht traurig, was man da so auf dem Rasen beobachten durfte.

Warum habe ich diese Woche nicht nur theoretisch Hoffnung? Weil ich am Samstag in Frankfurt vor Ort war. Und dort war es defensiv gut, als auch offensiv mit Plan. Tietz/Essende wirkten wie ein eingespieltes Sturmduo und legten sich gegenseitig die Bälle auf. Wolf konnte über rechts immer wieder mit nach vorne stoßen. Und man schoss in Frankfurt 2 Tore und konnte beim 2:2 einen Punkt mitnehmen. Verdient, auch weil Labrovic ein Granatenrückhalt im Moment ist (Ja, es war die Woche der Torhüter. Grüße gehen raus an den Elfmeter-Killer Finn Dahmen nach seinem Pokalauftritt. Liebe für euch beide).

Zementieren

Zwei Spiele sind es jetzt noch bis zur Winterpause. Gegen Leverkusen und Kiel. Und die Ausgangslage ist eindeutig. Der FCA muss gegen Leverkusen erneut diesen Mut zeigen, der gegen Frankfurt so viel Spaß gemacht hat. Und -auch wenn Jess Thorup, das vor dem Spiel gegen Kiel wieder klein reden wird – in Kiel auswärts kontrolliert gewinnen. Und damit den positiven Eindruck und die Tendenz zementieren, die ich zumindest in dieser Woche habe. Es geht – gefühlt – voran. Genug? Die nächsten beiden Wochen werden es zeigen.

Adventsheimspiel

Zum Ende der erfolgreichen englischen Woche noch in einem Spiel die Auswärtspunktezahl verdoppelt, ein mehr als ordentlicher Auftritt des FCA, bei dem Phillip Tietz und Samuel Essende treffen.

Dortmund und Freiburg spielen unentschieden, alle anderen Mannschaften unter den ersten acht gewinnen ihre Spiele. Sechs Punkte auf Platz 2, und zwischen Frankfurt und Platz 7, Freiburg, sind es weitere sechs Punkte. Von dort aus sind es fünf Punkte bis zu Platz 13, auf dem der FCA steht.  Drei Punkte Abstand zu Hoffenheim und fünf zu St. Pauli, auf Platz 15. Kurz dahinter Heidenheim, hat sich an der Situation von Kiel und Bochum nichts geändert. Die Tabelle gewinnt langsam eine klarere Struktur. Auch nach dem kommenden Spieltag wird sich daran oben wie unten wenig ändern.

Nach vielen vorderen, darunter fünf zweiten Plätzen, gelang Bayer im vergangenen Jahr der Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Ungeschlagen erster, dazu der DFB-Pokal, vorbei die Zeit von Vizekusen. Nach 35 Bundesligaspielen die erste Niederlage in der neuen Saison gegen Leipzig, dazu fünf Unentschieden, u.a. in Bochum und gegen Kiel, aktuell stehen die Leverkusener auf Platz 3. In der Champions League, bestplatzierte deutsche Mannschaft, gelang unter der Woche in der Schlussminute, eine Reminiszenz an verschiedene Auftritte in der vergangenen Saison, der Siegtreffer gegen Inter.

Auch Spaß und Übertreibung in der Darstellung verlieren ihren Reiz, wenn Realitäten diese übertreffen. So auch geschehen bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2030 und 2034. Zur 100-Jahr-Feier der allerersten WM ein Turnier auf drei Kontinenten. Im Abstimmungsbundle per Akklamation dazu die vier Jahre später auf der arabischen Halbinsel stattfindende nächste WM: Der Sport als solcher hat eine weitere Niederlage erfahren.

17 Heimspiele, 16 davon in der Liga, hatte der FCA in diesem Kalenderjahr. Acht wurden gewonnen und vier endeten mit einem Remis. In der Hinrunde der laufenden Saison verlor der FCA nur einmal, gegen Mainz.

Das Heimspieljahr begann mit der Niederlage gegen den späteren Deutschen Meister durch den Treffer in der 4. Minute der Nachspielzeit, dem 2:3 gegen München und dann dem 2:2 gegen Leipzig, in dem Finn Dahmen in der Schlussphase einen Elfmeter hielt. Es folgte Heimsiege gegen Freiburg, Tore durch Uduokhai und Engels, und Heidenheim. Auf das 1:1 gegen den FC am Ostersonntag, folgte der Heimsieg gegen Union, bevor die letzten Spiele gegen Bremen und Vizemeister Stuttgart verloren gingen.

In der aktuell Saison das Unentschieden zum Auftakt gegen Bremen und Anfang November gegen Hoffenheim, die Vergleiche gegen St. Pauli, Bochum und Mönchengladbach wurden gewonnen. Ergänzend dazu die zwei Siege in vier Tagen gegen Dortmund und im Pokal, gegen Schalke. Zusammengefasst ist dies die beste Heimbilanz zu diesem Saisonzeitpunkt seit zehn Jahren. Da stand der FCA nach dem Erfolg gegen den HSV am 29.11.2014 auf Platz 4 der Tabelle.

Die beiden Spielzeiten lassen sich, nicht nur unter Beachtung der jeweiligen Auswärtsbilanzen, nicht vergleichen, auch auf Erwartungen, aus der aktuellen Situation zu schließen, ist unpassend. Was aber, nicht nur zur Adventszeit, immer bleibt ist die Hoffnung, nicht nur die weitere Entwicklung in der Saison und das Spielsystem betreffend, sondern immer auch den nächsten Spieltag.

Am Sonntag die Auslosung für das Viertelfinale des DFB-Pokals. Ein Tag vorher der letzte Heimauftritt des FCA in diesem Jahr und eines von vier Spielen in dem sich die Vorrundenbilanz weiter verbessern lässt. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

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