Die Geschichte ist eine Alte. Schon 2007, als der FCA von Hummel zu einem Ausrüster, an den man sich namentlich kaum mehr erinnern kann (DoYouFootball), gewechselt war, wurden Vorteile für die Fans versprochen. Einer der Vorteile war damals sehr greifbar. Trikots kosteten unvorstellbare 39,99 EUR. Es waren die günstigsten in der zweiten Liga. Ein anderer waren die individuellen Designs. Dafür war die Qualität fragwürdig. Die Trikots hielten nicht besonders lange. Und von DoYouFootball redet mittlerweile auch niemand mehr.
Der neue Ausrüster Mizuno
Zur neuen Saison wechselt der FCA nun erneut den Ausrüster. Nach einigen Jahren der Zusammenarbeit mit Nike geht es nun zum japanischen Ausrüster Mizuno. Mizuno ist zwar ein international tätiger Sportartikelhersteller. Größenmäßig ist er allerdings nicht mit Adidas oder Nike vergleichbar. Der Umsatz von Adidas ist ca. 15fach so hoch, der von Nike gar 25fach. Selbst ein Unternehmen wie Under Armour ist ca. 4mal so groß. Mizuno ist traditionell stark im Bereich von Laufschuhen und Golfequipment. Insgesamt hat die Marken wohl den wenigsten deutschen Konsumenten vor kurzem noch etwas gesagt. Um dies zu ändern, ist man aus Mizunos Sicht wohl bestrebt gerade im Fußball-Sponsoring aktiver zu sein. Nach dem VfL Bochum wird man nun die nächsten 5 Jahre den FC Augsburg ausstatten.
Wenn man sich den Wertekanon von Mizuno betrachtet, dann sticht der Konzern nicht besonders positiv hervor. In Indonesien wird der Konzern in einem Atemzug mit Adidas genannt, wenn es um den Kampf gegen die gerechte Entlohnung von Arbeitern geht. Ansonsten war der größte Skandal, für den Mizuno verantwortlich gemacht wurde, die schlechte Qualität von Basebällen in der japanischen Liga. Und Baseball ist in Japan ein bedeutender Sport mit Strahlkraft. Erinnert sich noch jemand an die Flatterbälle von Adidas. So ähnlich. An sich bekommen wir mit Mizuno somit schlicht den nächsten Sportartikelhersteller als Ausrüster, diesmal aus Japan.
Wechselgründe
Warum der FCA gewechselt ist? Einerseits war der FC Augsburg mit den Trikotdesigns und den Produkten von Nike wohl nicht komplett zufrieden. Zu standardisiert. Von der Stange. Andererseits wäre es naiv anzunehmen, dass dies entscheidend bei der Auswahl gewesen wäre. Immerhin hatte man mit diesem Wissen zwischendurch mit Nike schon verlängert. Und ja, Mizuno verspricht nun individuellere Designs. Aber dafür gibt es halt auch keinen Swoosh mehr auf den Shirts.
Am Ende war dann wohl auch ein Hauptaugenmerk, welcher Ausrüster in den nächsten Jahren bereit ist, wie viel zu zahlen. In Zeiten, in denen ein wirtschaftlicher Abschwung schon begonnen hat, ist es dem FC Augsburg wohl gelungen, einen Ausrüstervertrag abzuschließen, der zu deutlich erhöhten Einnahmen vereinsseitig führt und somit die wirtschaftliche Stabilität in den nächsten Jahren befördert. Am Ende ging es dann wohl ganz schnöde mal wieder um Kohle. Und wenn man davon ausgeht, dass man schlicht den nächsten Sportartikelhersteller als Ausrüster bekommt, dann ist es wohl auch okay, die finanziellen Aspekte in den Vordergrund zu stellen.
Bochumer Erfahrungen
Rund um das Spiel gegen Bochum habe ich mich auf Twitter umgehört, und einige Meinungen eingesammelt, die sich unter Bochumer Fans zu Mizuno als Ausrüster und deren Qualität durch eigene Erfahrungen gebildet haben. Interessant im Bochumer Fall: auch sie wechselten von Nike zu Mizuno, nur eben genau ein Jahr früher. Folgende Statements wurden abgegeben:
@sonny4630: “Noch wichtiger in der Vermarktung: es wird kein Template/ Muster von der Stange geben.”
@bliffbert: “Hab das Aufwärmshirt und bin sehr zufrieden”
@dummy1848: “Trage das gute Stück seit Saisonstart 1x wöchentlich in der Halle und bin mit Tragekomfort und der Qualität voll zufrieden.”
@Pippo_Penny: “Bin zufrieden”
@Robiinfut“Geil. Wirklich. Vor allem sind es Unikate und nicht wie bei Nike von der Stange. Sehr positiv überrascht davon.”
@mularinho1848 “Ich finde die Teile top!”
@KKolumna2904 “Top bislang.”
@lippebochumer “Hab’s mir heute endlich gekauft. Design fand ich schon geil, als es vorgestellt wurde. Aufgeklebter Sponsor und Wappen ist mir auch aufgefallen. Fühlte sich bei Nike hochwertiger an. Mal abwarten.”
@CM7_Umaroth “Bin qualitativ sehr zufrieden, mit 2 Metern und auch sehr breiten Schultern (und ja auch n kleiner Bauch) sind die Artikel in 3xl doch schon knapp bemessen. Aber auf jeden Fall einzigartige Designs und nicht so von der Stange wie bei Nike wo alle fast gleich aussehen.”
@Taugeidds “Glaube wenn man alle 3 Trikots mit einbezieht haben wir den schönsten Trikotsatz der Liga. Passform sehr gut (nicht zu eng wie von Nike). Qualität kann nach nicht mal ner halben Saison noch nicht bewertet werden.”””
@ruhrpottasi1848 “Designtechnisch incl. Sondertrikot ziemlich gut. Und jetzt sogar auch mit Auswärtspunkten”
@Michael1_9_8_2 “Vielleicht nicht so hochwertig wie Nike…aber trägt sich voll geil…besserer Schnitt wie Nike”
@chefhahn “Das VfL Trikot ist von der Qualität her okay. Am Besten, Trikots/Shirts eine Nummer größer bestellen, als wie angegeben. Private Fußballschuhe habe ich mir aufgrund des Preises nicht zugelegt. Sorry, kenne leider auch niemanden der Schuhe von Mizuno trägt. Gruß aus Bochum”
@AEWsomeGER “Pro: Sehr dünn und somit luftig, eigenständiges Design und mit Lazio Fagship in Europa. Contra: Mizunologo und VfL-Wappen aufgeklebt. Bin gespannt wie lange das hält.
Was erwartet uns?
Was kann man erkennen? Die Designs haben die Bochumer durchweg überzeugt. Und die größte Freude ist somit vielleicht, dass die Trikots zumindest besonders aussehen.
Als neutral möchte man anmerken, dass die Größen anders ausfallen. Japanisch anstatt amerikanisch. Da ist es am FCA in der kommenden Saison explizit drauf hinzuweisen um Enttäuschungen und Retouren zu vermeiden.
Die Preise stoßen anscheinend schon nicht mehr negativ auf, auch wenn die Bochumer Trikots ohne Flock bei 79,99 EUR liegen. Ein mittlerweile üblicher Preispunkt.
Teuer wird es vergleichsweise, wenn die Qualität nicht hält, was sie verspricht. Hier sind noch keine langfristigen Aussagen möglich, allerdings bereiten mir wie den Bochumern die anscheinend geklebten Logos Sorgen. Gestickt ist hier immer besser. Ob der FCA hier noch Einfluss nehmen kann? Schön wäre es.
Mizuno scheint durch die individuellen Designs etwas frischen Wind in den Ausrüstermarkt zu bringen. Bezahlen dürfen es die Fans, die selbst bei einer recht unbekannten Markte und evtl. qualitativ minderwertigen Trikots die gleichen Preise berappen dürfen. Im Zweifel sind die Unterschiede allerdings nicht zu groß und der größte Vorteil verbleibt die hohe wirtschaftliche Stabilität für den Club.
Alternativen?
Einer ist eh wie der andere? Aber dennoch wäre mir ein Ausrüster eingefallen, den ich am liebsten beim FCA gesehen hätte: Hummel. Hummel hat der FCA damals für DoYouFootball verlassen. Hummel ist es nun, die in der Bundesliga den Effzeh aus Köln ausrüsten, und dies mit vielen gemeinsamen Werten begründen. Hummel ist es auch, die sich als Ausrüster der dänischen Nationalmannschaft deutlich gegen die WM in Katar positioniert haben. Alternativen, die mehr als nur kommerzielle Standpunkte an den Tisch bringen, hätte es also gegeben. Nur beim FCA sind sie mal wieder nicht gelandet.
Zu glauben, dass es ein Qualitätsunterschied gibt zwischen Nike, Mizuno, Under Amour oder adidas zeigt eher, dass das Swoosh Marketing gut funktioniert. Das ist so ähnlich wie Twix oder Raiders, die Sportartikelherstelle lassen ihre Trikots alle in den gleichen Ländern, teilweise in den gleichen Städten, mit den gleichen Bedingungen und gleichen Arbeitsbedingungen fertigen. Der Unterschied ist nur, wie wie viel Marge darauf geschlagen wird und wie viel die Kunden aufgrund eines guten Marketings dafür bezahlen. Ist das richtige Logo darauf, macht es für einige schon einen Qualitätsunterschied aus.
93 % unserer Bekleidungsproduktion erfolgt in China, Pakistan, Bangladesch, in der Türkei und in Indien. Zitat Hummel. Wer also glaubt, die hätten andere Werte, als Nike und Co, der glaubt auch an den Weihnachtsmann
Flock-/Stamptex-/…-Patches sind mitunter hochwertiger als gestickte Varianten, insofern ist ein nicht gesticktes Ausrüsterlogo kein Verlust, ebenso wie die in der Tat ja sehr einfachen Nike-Templates. Mizuno steht jedenfalls bei Fußballschuhen für bestes Leder und beste Verarbeitung. Das kostet bei Fußballschuhen (gerade außerhalb Japans) bis 340 Euro – viele schwören dennoch darauf. Aus meiner Sicht kann der Wechsel zu Mizuno ein großer Gewinn sein und eine Aufwertung für die Fankultur.