Zwischen den Jahren stellt sich ja oft so eine kleine Winterruhe ein. Je nachdem, ob man frei hat und in welcher Branche man arbeitet. Der FC Augsburg hat seine Spieler über Weihnachten und Neujahr jedenfalls in den Urlaub geschickt. Zum zweiten Mal. Dagegen ist seine Führungsebene nicht untätig geblieben. Denn kurz vor dem Jahreswechsel erfuhren wir Fans recht unvermittelt: Mittelfeldmann Arne Engels soll an den Lech kommen!
Der Wechsel ist mittlerweile in trockenen Tüchern und der Neuling am Mittwoch gleich ins Trainingslager mitgefahren, um seine Mannschaftskameraden kennenzulernen. Auch wir von der Rosenau Gazette wollen zum Start einmal kräftig winken und sagen: Nice to have you here, Arne!
Fußballjugend in Belgien
Denn noch ist es dem 19-Jährigen lieber, wenn man Englisch mit ihm spricht. Er ist in Belgien geboren und aufgewachsen. Seine Muttersprache ist Niederländisch, eine von drei Amtssprachen in dem Nachbarland. Die Jugendjahre von der U10 bis zur U12 verbrachte Engels beim KAA Gent, ehe er mit 12 Jahren zur Jugend-Akademie des belgischen Erstligisten FC Brügge wechselte. Dort kam er zuletzt beim Club NXT zum Einsatz, bei der Brügger „Zwoten“ in der 2. belgischen Liga, sowie bei der U19, die in der UEFA Youth League u.a. zwei Mal Bayer Leverkusen besiegte. Auch wenn es letztendlich nicht für den Einzug in die Zwischenrunde reichte.
Von Klein auf hat Engels also die „klassische“ moderne Fußballausbildung genossen. Und mit Augsburg stand nun der nächste große Karriereschritt an, der ihn zum ersten Mal länger aus seinem Heimatland hinausführt.
Fähigkeiten und Rolle beim FCA
Der Augsburger Neuzugang ist mit seinen 1,85 Metern ein groß gewachsener, athletischer Typ, der sich beim Spiel gegen den Ball gut behaupten und den Gegner unter Druck setzen kann. Zudem ist er flink und laufstark – das sind genau die Eigenschaften, die Engels an der Bundesliga schätzt und beim FCA vor allem auf der rechten Außenbahn einbringen kann. Genau auf der Position, die in Enno Maaßens 4-4-2-System bis zur langwierigen Knorpelverletzung von André Hahn vor allem von diesem ausgefüllt worden war.
Engels zeichnet sich aber auch durch Flexibilität aus, d.h. er kann und will seine offensiven Qualitäten auch im zentralen Mittelfeld einbringen – eine weitere, lange (zu) dünn besetzte Position beim FCA. 2020 sagt der damals 16-Jährige über sich:
Meine Spezialitäten auf dem Platz sind Weitschüsse, lange Bälle und immer 100% geben, auch im Training.
Passage aus einem Kurzvideo des Club NXT vom 11.08.2020 (aus dem Niederländischen ins Deutsche übersetzt)
Das Ergebnis dieser Bälle – als Standards oder aus dem Spiel heraus – sind dann nicht selten feine Torvorlagen, von denen er bei seinem Ex-Club in der Hinrunde bereits 6 lieferte. Auch zwei Tore steuerte er bei. Gerade diese Vorlagen (und natürlich auch die Treffer) könnten in der Rückrunde, die für den FCA erneut hart werden wird, Gold wert sein.
Allerdings ist nicht zu erwarten, dass sich der „hochveranlagte Mittelfeldspieler“, wie Stefan Reuter von ihm schwärmt, auf der Stelle zur Stammkraft im Mittelfeld aufschwingen wird. Vielmehr wolle der Verein ihm die nötige Zeit geben, um ihn an die Bundesliga heranzuführen. Denn im Vergleich zur 2. Belgischen Liga ist die erste deutsche Spielklasse tatsächlich ein viel härteres Pflaster. Insofern ist die Verpflichtung von Talent Engels in erster Linie als kostengünstiges Invest in die Zukunft zu sehen. Denn er soll nur 100.000,- Euro Ablöse gekostet haben, während sein Vertrag viereinhalb Jahre bis Juni 2027 läuft. Trotzdem könnte er als Backup z.B. für Demi auf links oder seinen Namensvetter Arne Maier im Zentrum regelmäßig auf ein paar Einsatzminuten kommen.
Erste Eindrücke
Seine ersten Einsatzminuten von Beginn an bekam der Lockenschopf gleich am Samstag im Testspiel gegen Union Berlin. (Wobei er rein äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Mannschaftskollegen Julian Baumgartlinger hat.) Enno Maaßen ordnete ihn der zweiten Spielansetzung zu. Im zweiten Spiel wurden – anders als im ersten – vor allem Ersatz- und Nachwuchskräfte getestet. Das dürfte die künftige Rolle Engels‘ als Ergänzungsspieler in der ersten Mannschaft nochmals bekräftigen. Im Spiel agierte er auf seiner Paradeposition, der rechten Außenbahn. Seinen Gegenpart auf links bildete Lukas Petkov. Allerdings blieb der Neuzugang bis zur 77. Minute, als er durch U23-Stürmer Josué Mbila ausgeswechselt wurde, noch unauffällig. Was auch am glücklosen Spielverlauf insgesamt gelegen haben dürfte. Die Partie ging 1:4 verloren.
Dem vereinseigenen TV-Sender stand Arne Engels im Trainingslager dann auch schon im Interview Rede und Antwort. Wie er da im Lounge-Sessel lehnt, macht er einen leicht schüchternen, aber sehr gefassten und besonnenen Eindruck. Ähnlich beschreibt ihn auch der Trainer. Zwar räumt er ein, dass der Wechsel nach Augsburg „a quite hard step“ für ihn (gewesen) sei, da er dafür Freunde, Familie und auch seine Freundin in Belgien zurücklassen musste. Trotzdem wirkt er optimistisch, fokussiert und leistungsbereit. Nicht zuletzt, weil seine Freundin ihn so oft wie möglich in Schwaben besuchen kommen werden und weil ihm seine Mitspieler beim Eingewöhnen sehr helfen würden. Auch mit der Sprache. Dabei hebt er vor allem die englischsprachigen Spieler aus Skandinavien hervor, also die beiden Freddys und Mads Pedersen. Mit ihrer offenen Art können sie ihren neuen Mitspieler sicherlich schnell zum Auftauen bringen.
Wünsche
Wir wünschen dir, lieber Arne,
– dass du dich in Augsburg und im Team schnell einlebst und wohlfühlst,
– dass du dein Ziel erreichst, dich fußballerisch weiterzuentwickeln,
– dass du deine eigenen Erwartungen und die des Trainers erfüllen kannst,
– dass du möglichst viel Spielpraxis sammeln kannst und
– dass dir unser Lieblingsverein möglichst viele positive Erlebnisse, wie z.B. gleich am zweiten Tag im Trainingslager im Gewinnerteam zu sein, beschert.
Dann wird deine Zeit beim FC Augsburg bestimmt so, wie du im Interview gesagt hast: Es wird klappen, „it will be ok!“
3 Gedanken zu „Nice to have you here, Arne!“