Der FCA gewinnt nach einer aufopferungsvollen Partie mit einem knappen 1:0 gegen den Champions League Aspiranten Union Berlin. Schütze des goldenen Tores war Stürmer Dion Beljo, der eine präzise Flanke von Ruben Vargas volley verwandeln konnte. Die ausverkaufte WWK-Arena tobte, der FCA hielt das Ergebnis, trotz einer Drangphase der Berliner zum Ende hin. Mit diesen drei Punkten konnte sich die Maaßen-Elf im Abstiegskampf etwas absetzen – doch was bleibt, sind Fragezeichen und Erleichterung?! Der Klassenerhalt, so viel steht fest, ist aber längst noch nicht in trockenen Tüchern.
Verletzungen
Neben dem verletzten Torwart Rafal Gikiewicz und den langzeitverletzten Strobl, Hahn und Oxford gesellte sich zuletzt Julian Baumgartlinger zu dieser illustren Runde. Der Mittelfeldspieler steht wegen einer Menikusverletzung vor dem verfrühten Saisonaus. Fredrik Jensen und Iago plagt seit geraumer Zeit ebenfalls eine hartnäckige Blessur, Mergim Berisha laboriert an Sprunggelenksproblemen. Zu allem Überfluss war Nathaniel Mbuku grippal erkrankt. Man muss sich hier die Frage stellen, wie die Truppe wohl spielen würde, wenn alle Mann mal an Bord wären…. diese Verletzungsmisere zieht sich schon durch die ganze Saison.
Umstellungen
Durch diese Ausfälle ist der Coach zu Umstellungen gezwungen. Eine Personalie, die mittlerweile nicht mehr ganz so heiss diskutiert wird, ist Tomas Koubek. Der Tscheche stand erneut von Beginn an im Kasten, Daniel Klein saß als temporäre Nummer zwei auf der Ersatzbank.
Trainer Enno Maaßen stellte sodann auf nur einer Position um, für Renato Veiga startete Innenverteidiger Maximilian Bauer. Mergim Berisha schaffte es überraschend-unüberraschend in den Spieltagskader, Maaßen prognostizierte schon in der PK vor dem Spiel einen Kurzeinsatz des Stürmers. Der kicker sah in der gewählten Startformation ein 3-4-2-1, Transfermarkt ein flaches 3-4-3. Die defensive Dreierkette bildeten jedefalls die drei etatmäßigen Innenverteidiger Jeff Gouweleeuw, Felix Uduokhai und Bauer vor Torhüter Koubek, das defensive Mittelfeld Engels und Rexbecaj, die defensiven Außenparts bekleideten Pedersen und Maier, die offensiven Flügel Demirovic und Vargas, im Zentrum positionierte sich Dion Beljo als Mittelstürmer.
Sieben Partien sieglos
Ein wenig zitterten mir ja schon die Knie, als ich die Dreierkette als Startformation bildlich vor mir sah. Gemäß Transfermarkt ging der FCA bisher in dieser Saison nur einmal mit einer initialen Dreierkette als Sieger von Platz. Dies am zweiten Spieltag beim Auswärtssieg beim ehemaligen Angstgegner Bayer Leverkusen, der FCA gewann 1:2.
Die Viererkette ist einfach gefühlt irgendwie die „Safety Zone“ der Augsburger, das probate Mittel der Wahl, man weiß die Formation besser umzusetzen. Für eine Viererkette hat der FCA eher das geeignete Personal, denn für die Dreierkette fehlen die passenden Schienenspieler. Zumindest lässt sich dies mit Blick auf die erspielten Punkte mutmaßen.
Vor Spielbeginn waren die Fakten und der Anblick der Tabelle fast erdrückend, der FCA steckte nachweislich im Formtief. Die letzten sieben Partien sieglos, bei vier Unentschieden und drei Niederlagen, darunter das 5:3 gegen den deutschen Rekordmeister. Und natürlich die unglücklichen Partien gegen Schalke und Wolfsburg, in denen der FCA bereits sicher geglaubte Punkte (spät) noch aus der Hand gab.
Sechs Punkte Abstand
Vor der Partie gegen Union Berlin hatte der FCA (31 Punkte) als Tabellen-13. knappe drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsranginhaber VfL Bochum (28 Punkte). Sowohl Schalke (-28) als auch Hertha (-25) und Bochum (-36) weisen nach dem 31. Spieltag weiterhin katastrophale Tordifferenzen auf. Der FCA kann eine Tordifferenz von -15 vorweisen, der 14. Hoffenheim steht bei -10 und der aktuelle Relegationsplatzinhaber VfB Stuttgart ebenfalls bei -15.
Nun hat der FCA wichtige drei Punkte eingefahren, bleibt auf Rang 13 stehen und baut den Abstand auf den 16. sowie 17. Platz auf sechs Punkte aus, bei noch verbleibenden drei Partien und auszuspielenden neun Punkten. Ein gewisses Polster ist zwar vorhanden, aber es ist noch kein Grund, die Klassenerhaltsparty bereits heute freudig zu planen.
Befreiungsschlag
Ja, der Sieg war gewissermaßen ein Befreiungsschlag und kann Sicherheit geben. Der Mannschaft Sicherheit geben, gegen Bochum auswärts am kommenden Spieltag befreiter aufzuspielen und endlich das volle Potenzial zu entfalten. Ich bin mir sicher, das Potenzial steckt irgendwo in den Tiefen der Truppe und wartet nur, endgültig ausbrechen zu dürfen. In der vergangenen Hinrunde haben wir Ansätze davon bereits gesehen.
Dennoch war – trotz des formidablen Ergebnisses – nicht alles rosig in Augsburg, viele Fehler wurden erneut gemacht und den Unionern sehr viele Räume dargeboten. Das gilt es schleunigst abzustellen. Offensiv sind wenige lichte Momente vorhanden gewesen, man muss quasi immer auf einen kaltschnäuzigen Mittelstürmer im Sturmzentrum hoffen, der dann eiskalt scored, wenn beispielsweise ein Ruben Vargas einmal in der Partie erfolgreich über seinen Flügel durchbrechen kann. So gesehen und geschehen gegen Union in Minute 53. Statistisch war dies eine der zwei Flanken, die der FCA in diesem Spiel erfolgreich an den Mann gebracht hat (12% angekommene Flanken bei 17 Flanken insgesamt).
Die Statistiken sprechen jedenfalls pro FCA, auch wenn es auf dem Spielfeld nicht immer danach aussah: Die Laufleistung stimmte, laut Kicker verzeichnete der FCA einen Torschuss mehr als sein Gegner, die Passquote liegt gefühlt im FCA-Durchschnitt bei rund 73 Prozent. Erfreulich die Quote der erfolgreichen Dribblings, diese lag bei etwa 88 Prozent. Der Ballbesitz in der heimischen Arena lag bei 38 Prozent, durchaus erwartbar und die Zweikampfquote bei 52 Prozent. Kann man nicht meckern. Würden bei 13 Torschüssen nur etwas mehr als ein Tor bei herauskommen und manche Offensivszenen besser ausgespielt werden, wäre der geneigte Fan noch zufriedener, als man es bei diesem wichtigen Heimdreier ohnehin schon sein muss.
Stats, Stats, Stats
Gegen Bochum sind sicherlich andere Attribute und Werte gefragt als gegen den Tabellenvierten aus der Hauptstadt. Die Elf von Thomas Letsch spielte im Laufe dieser Saison in mehreren Variationen der Viererkette, ist eine die „lauffaulsten“ Mannschaften der Liga. Die Bochumer können statistisch gesehen genauso wenig mit dem Ball anfangen wie die Augsburger (Stichwort: Ballbesitzquote). Während der FCA die schlechteste Passquote aller Bundesligisten aufweist (72.7%), steht der VfL Bochum nur knapp davor (73,9%) auf Platz 17.
Der VfL Bochum ist eine der zweikampfstärksten Teams der Liga, während der FCA statistisch hingegen eher als zweikampfschwach einzuordnen ist. Eine Vorgabe gegen Bochum wird definitiv das Annehmen der Zweikämpfe sein, sowie eine gewisse Giftigkeit in den Zweikämpfen miteinzubringen. Aufpassen muss der FCA in den Luftduellen: In puncto gewonnener Kopfballduelle ist der VfL Ligaspitze! Der FCA kann dafür intensive Läufe und Sprints, hier ist der FCA in der erweiterten Ligaspitze bzw. im soliden Mittelfeld wiederzufinden, während der VfL Bochum hierbei im Tabellenkeller steht.
Bitte nachlegen!
Ich persönlich wünsche mir, dass der FCA mutiger nach vorne spielt. Seine Chancen in der Offensive sucht, seine flinken Flügelspieler besser in Szene setzen kann und die Zweikämpfe annimmt. Lieber gelbe Karten für eine resolute Zweikampfführung, als für das (unnötige) Meckern. Bochum wird hier eine Herausforderung sein, denn sie wissen, wie man im Abstiegskampf Zweikampfduelle für sich erfolgreich gestaltet.
Mergim Berisha wäre ein wahnsinnig wichtiges Element für die etwas lahmende Offensive, Niklas Dorsch wird gezwungenermaßen den Platz neben „Rex“ bekleiden. Rookie Arne Engels fehlt definitiv wegen der fünften gelben Karte. Ich glaube fast, ein schnörkelloser Spielstil gepaart mit resoluter Zweikampfführung und einer sattelfesten Defensive sollte gegen Bochum das Erfolgsrezept sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Matchball liegt jedenfalls jetzt beim FCA, verwandelt die Mannschaft ihn, ist der Klassenerhalt definitiv sicher. Die Mannschaft muss gegen Bochum aber definitiv noch ihre Hausaufgaben erledigen, denn sicher ist in dieser dynamischen und wilden Bundesliga an Spieltag 32 noch gar nichts.