Frage der Woche: Diese Spieler haben wir auf dem Radar

Abgänge, Zugänge, Verletzungen. Am Ende werden 11 Jungs auf dem Rasen stehen. Von den Jungs, die auf dem Rasen stehen, muss der ein oder andere Aktionen abliefern, die für den FCA den Unterschied machen. Tore schießen oder verhindern. Sogenannte Key Passes spielen. Das Spiel zu unseren Gunsten drehen, sodass der FCA Punkte sammelt. Punkte, Punkte, Punkte. Damit sich ein Saisonfinale, wie zuletzt in Gladbach erlebt, in dieser Saison vermeiden lässt. Für eine vermehrte Anzahl dieser besonderen Aktionen haben wir Spieler identifiziert, die nach unserer Sicht öfters als andere den notwendigen Unterschied ausmachen könnten. Unsere Kandidaten:

Ermedin Demirović

Ein wichtiger offensiver Faktor in seiner ersten Saison. Wird Demi in seiner zweiten Saison noch wichtiger? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Andi) Die Sommerpause ist immer auch Zeit der Transfergerüchte. Ermedin Demirović war mit einem Wechsel zu Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht worden. Doch der Bosnier erteilte den Spekulationen jüngst eine Absage: „Ich habe keinen Gedanken an einen Wechsel verschwendet. Ich bin hier beim FCA, hier fühle ich mich wohl“, sagte der Stürmer der „Augsburger Allgemeinen“. Ein Bekenntnis, das Lust auf die neue Saison macht.

Kann er an die vergangene Spielzeit anknüpfen, wird auch 2023/24 eine gute Demirović-Saison. Der Offensivspieler erzielte nach seinem Wechsel aus Freiburg acht Treffer und bereitete vier weitere vor. Er war damit nach Mergim Berisha (9/4) der zweitbeste Scorer im FCA-Trikot. Sein kongenialer Offensivpartner und Kumpel – Demirović war auf Berishas Hochzeit und verbringt auch privat viel Zeit mit ihm – könnte den Verein allerdings noch verlassen. Berisha fühlt sich zu Höherem berufen; auch deshalb hat der FCA im Angriff bereits auf dem Transfermarkt nachgelegt. Damit schlüpft Demirović womöglich in die Figur des tragenden Torjägers. Eine Rolle, die der 25-Jährige in jedem Fall ausfüllen kann. 

Demirović hat seine Offensivqualitäten nachhaltig unter Beweis gestellt und geht obendrein als Führungsspieler voran. Nach RoGaz-Informationen gehört er zu den beliebtesten Spielern im Team, hat zu vielen Mannschaftskollegen ein freundschaftliches Verhältnis. Dass er sich proaktiv zum Verein bekennt, zeigt, dass er in Augsburg einschlagen will. Langfristig sehe ich ihn auch als Kapitän und bin sicher, dass er in den Mannschaftsrat gewählt werden wird. Daniel Caligiuri (zuletzt Vizekapitän) und André Hahn scheiden aus diesem aus, Demirović steht als adäquater Nachfolger bereit. Die Fans können sich auf einen Hundertprozenter freuen, der Einstellung und Leistung vereint. Meine Prognose: Demirović ist an mindestens 15 Toren direkt beteiligt und läuft mindestens einmal mit der Kapitänsbinde auf. 

Dion Beljo

Direkt in der ersten Halbrunde wichtige Beiträge geleistet. Wie wichtig wird Dion Beljo in der kommenden Saison? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Andy) Auch bei meiner Prognose spielt ein Berisha-Abgang eine wesentliche Rolle. Den Berisha-Nachfolger hat der FCA nämlich schon im Winter gefunden, als Dion Beljo aus Kroatien verpflichtet wurde. Beljo wurde vorher schon mit größeren Clubs wie Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht, wechselte dann aber doch recht überraschend im Winter nach Augsburg. Mit seiner Körpergröße und Physis ist Beljo der ideale offensive Zentrumsstürmer für Enno Maaßen. Dion Beljos gute Rückrunde ging etwas unter, weil der FCA die zweite Hälfte gehörig in den Sand setzte. Beljo lieferte in 1135 Minuten (in etwa 12,5 volle Spiele) 3 Tore und 3 Vorlagen ab und wirkte teilweise vorne im Sturmzentrum wie ein eiskalter Killer.

Nun ist Beljo mit seiner Entwicklung noch nicht am Ende und wird sich weiterhin verbessern. Ich glaube dennoch daran, dass – einen Berisha-Abgang vorausgesetzt – Beljo nächstes Jahr direkt in die Rolle des FCA-Topscorers schlüpfen wird. Einerseits glaube ich, dass sich der FCA in der zweiten Saison unter Maaßen im Spiel mit dem Ball in Richtung gegnerisches Tor weiter verbessern wird. Beljo wird dann der zentrale Zielspieler im Zentrum sein. Insgesamt wird offensiv die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden. Aber selbst wenn Beljo seine Quote nur ein bisschen verbessert, wird er für den FCA ein sehr wertvoller Bestandteil sein. Ich prognostiziere hiermit, dass Dion Beljo mehr als 10 Tore und 5 Vorlagen abliefern wird. Lasst das Toreschießen beginnen.

Arne Maier

Hat in der letzten Saison seine Torgefahr entdeckt. Geht die Entwicklung für Arne Maier weiter nach oben? (Photo by Lars Baron/Getty Images)

(Franzi) Ich werde in der kommenden Saison besonders auf Arne Maier achten, der sich gerade in der Rückrunde für höhere Aufgaben vor allem in der Offensive empfohlen hat. Dabei musste sich der 24-Jährige aus Ludwigsfelde bei Berlin Anfang des Jahres erst einmal umgewöhnen.

Zur Saison 2021/22 war Maier per Leihe von Hertha BSC gekommen, im Mai 2022 verpflichtete der FCA den U21-Nationalspieler und -Europameister von 2021 fest. Geholt wurde er für das zentrale (defensive) Mittelfeld – die Position, auf der Maier bei der alten Dame zum (einstigen) „Wunderkind“ gereift war. Auch in Augsburg bekleidete er die Position zunächst. Bis sie ihm sein Namensvetter, Arne Engels, der im Januar zum FCA stieß, völlig überraschend streitig machte. Beim Spiel gegen den Ball und bei ankommenden Pässen hatte der junge Belgier die Nase um Längen vorn.

Eine neue Rolle musste her für Maier. Und Maaßen fand sie im 4-4-2-System, auf das er ab der zweiten Saisonhälfte umgestellt hatte, im rechten Mittelfeld. „Für mich war es am Anfang natürlich schwierig. Ich habe mein ganzes Leben auf der Sechs gespielt“, so Maier in der SZ. Jedoch dürfte ihm die Umstellung mit jedem Tor (5) und jeder Vorlage (1), die ihm seitdem gelungen waren, umso leichter gefallen sein. Zudem gab es vom Trainer nun sogar Lob für die Abwehrarbeit: „Arne verteidigt und gewinnt zweite Bälle, Themen, mit denen er sich immer rumgeplagt hat“.

Auch wenn der bodenständige (Fast-)Berliner beim FCA nicht mehr auf seiner angestammten Position in der Zentrale zu finden sein dürfte – dafür spricht auch die Verpflichtung von Tim Breithaupt –, wird er seine Fähigkeiten auf der rechten Außenbahn weiter ausbauen. Zudem traue ich ihm durchaus zu, im Wechsel mit Masaya Okugawa auch in der Rolle als Zehner bestehen zu können, wie neulich gegen Türkspor Augsburg und Beşiktaş Istanbul getestet. So dürften für Maier in der kommenden Spielzeit mindestens wieder fünf Buden und genauso viele Vorlagen drin sein.

Patric Pfeiffer

Patric Pfeiffer ist neu in Augsburg. Wird er gleich einschlagen? (Photo by Martin Rose/Getty Images)

(Birgit) Einen Spieler, den ich in dieser Saison auf jeden Fall sehr genau beobachten werde, ist der neu verpflichtete Patric Pfeiffer. Nicht erst im letzten Jahr konnte er durch beeindruckende Fähigkeiten und Stats in der zweiten Bundesliga auf sich aufmerksam machen. Wenn es dort einen Kicker gegeben hat, der es verdient hat, den nächsten Schritt ins deutsche Oberhaus zu machen, dann ist es der 23 Jahre alte Innenverteidiger. Patric Pfeiffer bringt vieles mit, was man zuletzt in unserer Abwehrreihe schwerlich vermisste.

Alleine durch seine Physis ist er ein Spieler, der heraussticht. Mit einer Körpergröße von 1,96 m ist der 23Jährige der größte unserer Abwehrjungs. Jetzt könnte man natürlich die Meinung vertreten, dass ihm das den einen oder anderen Nachteil wie beispielsweise eine geringere Geschwindigkeit einbringt, doch Pfeiffer knackte in der abgelaufenen Spielzeit regelmäßig die 34 km/h-Marke. Dies schaffte keiner unserer Innenverteidiger auch nur ansatzweise. Den größten Speed legte Felix Uduokhai mit 32,72 km/h hin.

Neben seiner Geschwindigkeit bringt unsere Neuverpflichtung auch eine enorme Sprungkraft mit, was ihn oftmals höher schnellen lässt als die Konkurrenz. Das verleiht ihm enorme Vorteile in Kopfballduellen, von denen er in etwa 73 Prozent gewinnt. Bei Standardsituationen macht ihn das zu einer Art Geheimwaffe, was man auch an den vier erzielten Toren der letzten Saison beobachten konnte, die Patric allesamt nach Eckball und per Kopf erzielte. Dies war Spitzenwert in Liga 2. Dass Enno Maaßen diese Fähigkeit ebenfalls kennt und auch ausnutzen möchte, konnte man auch in den Testspielen gegen Türkspor Augsburg und Beşiktaş Istanbul erkennen. Hier ging der Innenverteidiger bei Standardsituationen immer mit nach vorne und ist dort definitiv ein gefährlicher Angriffsfaktor.

Auch das Defensivverhalten des gebürtigen Hamburgers ist nicht zu verachten. Vor allem sein Zweikampfverhalten ist hier besonders hervorzuheben. Mit einer Quote von 69 Prozent konnte er sich zuletzt zweitbester Zweikämpfer der zweiten Bundesliga nennen. In der Hinrunde lag seine Zweikampfquote sogar bei sehr starken 71,76 Prozent. Zieht man auch hier wieder den Vergleich zu den derzeit vorhandenen Innenverteidigern, dann erkennt man schnell, dass auch diese Werte sehr stark sind. Bester Augsburger Zweikämpfer war beispielsweise Maximilian Bauer mit 56,4 Prozent gewonnener Fights. Kapitän Jeffrey Gouweleeuw kommt auf 50,9 und Felix Uduokhai auf 49,7 Prozent. Hier ist zudem zu erwähnen, dass kaum ein anderer Verteidiger in der letzten Saison mehr Bälle abgefangen hat als Patric Pfeiffer.

Möchte man unbedingt auf Fehlersuche gehen, dann könnte man vielleicht das eine oder andere Manko im 1 gegen 1 gegen kleine und bewegliche Stürmer erwähnen. Dies macht er aber durch ein sehr gutes Stellungsspiel oftmals wieder wett. Vielleicht könnte in puncto Passquote, die in der letzten Saison bei insgesamt 74 Prozent lag, noch eine Schippe drauf legen, doch meines Erachtens ist das Meckern auf sehr hohem Niveau.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich mich schon sehr auf die Saison mit Patric Pfeiffer freue. Sollte er fit bleiben, dann könnte er uns nicht nur sehr viel Freude bereiten, sondern auch die eine oder andere Fehlerquelle, die man bei uns in den letzten Jahren beobachten konnte, mit seinen vielfachen Stärken ausmerzen. Was man in den Testspielen bisher von ihm sehen konnte, hat mir persönlich schon sehr gut gefallen.

Sven Michel

Mit Sven Michel kam ein offensiver Mentalitätsspieler mit Abschlussqualitäten. Welche Rolle wird er spielen? (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

(Irina) Ich geb’s zu – als sich andeutete, dass Sven Michel zum FCA kommt, habe ich mich sehr gefreut. Den 33 Jahre alten Offensivallrounder verfolge ich schon seit seiner Zeit beim SC Paderborn. Dort kickte Michel von 2016 bis 2022. In 181 Pflichtspielen erzielte er für die Ostwestfalen 71 Tore und gab 42 Assists. Michels Hauptposition ist gemäß Transfermarkt Mittelstürmer, er kann aber auch als hängende Spitze und auf Linksaußen agieren – ohne großen Qualitätsverlust.

Ende Januar 2022 kam der gebürtige Freudenberger als Ersatz für Max Kruse zu Union Berlin. In der ersten Halbrunde absolvierte Michel 13 Bundesligaspiele für die Köpenicker und war dort an fünf Treffern direkt beteiligt. In der vergangenen Saison 2022/2023 kam Sven Michel in drei Wettbewerben zum Einsatz – es stehen sechs Spiele in der Europa League (zwei Tore), zwei DFB-Pokal-Spiele (ein Tor) sowie 21 Bundesligapartien (drei Tore, eine Vorlage) zu Buche.

Nun folgte zuletzt der Wechsel zum FCA für rund 950.000 Euro Ablöse. Sein Vertrag läuft bis 30.06.2025. In Augsburg erhofft man sich viel vom erfahrenen Michel, so sagt Stefan Reuter exemplarisch: „Sven Michel hat sowohl in seiner Zeit beim 1. FC Union Berlin als auch beim SC Paderborn gezeigt, dass er ein Stürmer mit großer Einsatzfreude, Cleverness und Torgefahr ist. Neben seinen fußballerischen Stärken, die unserer Offensive sehr guttun werden, ist er auch neben dem Platz ein echter Sympathieträger, der unseren jungen Spielern helfen wird. Deshalb freuen wir uns sehr, dass der Wechsel geklappt hat“

Von Michel erhoffe ich mir persönlich das Einbringen grundlegender Werte und Tugenden, für die der FCA seit vielen Jahren steht: Hohe Einsatzfreude, eine gewisse Galligkeit und Robustheit sowie Abstiegskampfmentalität. Mit Anfang 30 ist er vom Alter her auch ein Spieler, der vorneweg gehen und somit eine Anlaufstelle für jüngere Akteure sein kann. Gerade weil der FCA sich in den letzten Jahren betont und bewusst kadertechnisch verjüngt hat, nehmen die erfahrenen Bundesligaspieler im Grundgerüst der Profimannschaft eine wichtige Rolle ein. Wenn die junge Mannschaft letzte Saison in Rückstand geriet, wirkte sie oft planlos, mittel- und ziellos. Spieler wie Michel können hier vorangehen und sollen auch mal laut werden. Die Marschroute vorgeben, die jungen Kicker mitnehmen. Da sehe ich persönlich Sven Michel.

Mit seiner Cleverness und Coolness bringt er auch aufgrund seiner unorthodoxen Spielweise eine etwas andere Komponente mit nach Augsburg, die so noch nicht im Kader vorhanden ist. Er erinnert mich von der Physis und seiner Art ein wenig an André Hahn, der den FCA leider zur neuen Saison verlassen hat. Er besitzt eine gute Grundschnelligkeit und ist sich für keinen Zweikampf zu schade. Im Paderborner Transfermarkt-Forum finden sich Personenbeschreibungen wie:

„(…) Er kämpft und rackert immer wie ein Besessener (…)“

„(…) Mit seiner beherzen, leidenschaftlichen und lauffreudigen Spielweise werdet auch ihr ihn mit Sicherheit lieb gewinnen in kürzester Zeit.“

Merkmale und Eigenschaften, die ich als Augsburg-Fan sehr gerne lese und die dem FCA sehr gut zu Gesicht stehen. Vielleicht ist Sven Michel nicht der allerstärkste Fußballer, aber Charakterköpfe und Mentalitätsspieler sind in einer Mannschaft, die vermutlich wieder im Abstiegskampf stecken wird, ebenso wichtig wie hochkarätige Talente. Ich prognostiziere (und hoffe) daher, dass Sven Michel in der kommenden Saison eine tragende Rolle übernehmen wird. Auf meinem Radar ist er persönlich (schon lange)!

Autor: Irina

Augsburgerin im westfälischen Exil. Fußballverrückt im positiven Sinne.

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