Ohne Konsequenz

„Wir müssen es schaffen weniger Gegentore zu bekommen.“ Das ist eine der Aussagen von Enno Maaßen auf der Pressekonferenz nach dem Bochum-Spiel, mit der man sofort mitgehen kann.

Aber warum kommt es zu den Gegentoren? „Es sind häufig Individualverhalten auch vor dem zweiten Tor. Wir haben das Quäntchen Glück noch nicht auf unserer Seite.“ erläuterte Maaßen weiter. Danach fällt ein weiterer Satz, den man so schon gehört hat: „Wir sind den Weg gegangen mit einer sehr jungen entwicklungsfähigen Mannschaft.“ Am Ende reichte es gegen Bochum nur für ein Unentschieden, „weil wir in den entscheidenden Momenten nicht gut verteidigt haben.“ 2 Punkte aus 3 Spielen. Immerhin nur zweimal verloren und das auch noch gegen die Bayern und RB Leipzig? Der Saisonstart hinterlässt einen ratloser als sonst, denn – gerade auch im Pokal gegen Haching – das „wie“ macht Sorgen.

Das Problem

Wenn man dann mit anderen FCA Fans im Biergarten in diesen Tagen über den Start der Saison fachsimpelt, dann ist schon etwas Distanz eingekehrt. Es geht ja nicht nur um ein Spiel. Es geht mittlerweile um eine ganze Serie an Spielen. Spontan fällt einem schon gar nicht mehr ein, wann der FCA das letzte Pflichtspiel gewonnen hat. Es ist eine Weile her (gegen Union Berlin im Mai zu Hause, über auswärts hüllen wir den Mantel des Schweigens). Die Gründe für die ausbleibenden Siege sind dabei nicht mannigfaltig. Aus meiner Perspektive ist hier sehr wohl ein Muster zu erkennen: Der Mannschaft fehlt in den entscheidenden Phasen und Situationen die letzte Konsequenz.

So kommt es dann, dass man nicht aus eigener Kraft die Klasse hält, gegen einen Drittligisten im Pokal rausfliegt, am ersten Spieltag erst einmal Tore kassiert und gegen Bochum kurz vor der Halbzeit und direkt nach eigener Führung die Gegentore schluckt, die einem am Ende des Tages den Sieg kosten. Über die ersten Halbzeit gegen Leipzig möchte ich dann gar nicht erst anfangen.

Augenwischerei

Was mir dabei sauer aufstößt? Wir brauchen doch um das Problem nicht drum herum reden. Es handelt sich nicht um Einzelfälle. Und es geht nun auch darum Verantwortung zu übernehmen. Wenn Enno Maaßen dann auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen den Vfl Bochum individuelle Fehler anprangert, dann stellt er sich nicht mehr vor seine Mannschaft. Er verkennt auch das Problem.

Das Problem ist, dass er und sein Trainerteam es nicht hinbekommen, dass die Mannschaft mit 100%iger Konsequenz 90+x Minuten Fußball spielt und tut, was notwendig ist, um Spiele zu gewinnen. Dafür ist er am Ende des Tages verantwortlich. Und indem er das Problem nicht anerkennt, sieht es so aus, als ob er es auch nicht lösen könnte. In der Pressekonferenz nach dem Leipzig-Spiel lässt es tief blicken, dass die Leistung in der ersten Halbzeit sich nicht angedeutet hat und der Trainer darüber verwundert war. Ich und viele, die die Mannschaft in letzter Zeit beobachten mussten, leider nicht.

Enno Maaßen steht momentan vor seiner größten Herausforderung: Schafft er die Kehrtwende noch? (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Defensive Stabilität

Defensive Stabilität war und ist der Kern im Abstiegskampf. So sehr Enno Maaßen zuletzt die Fähigkeit pries, Tore zu erzielen, umso mehr zählt es im Abstiegskampf nicht unnötig Tore zu kassieren. Auf Twitter wurde hier zuletzt eine statistische Auswertung geteilt, die zeigt, dass der Defensive mehr Bedeutung zukommt, als dem Offensivspiel, so man ein schwächeres Team in der entsprechenden Liga ist. Ein solches Team wird der FCA wohl auf Grund seiner wirtschaftlichen Ausgangsbasis langfristig bleiben.

Die defensive Stabilität baut dabei auf einigen der Kernwerte des FCA auf. Einerseits braucht es Mut und Zielstrebigkeit, um Zweikämpfe zu führen und sich dem Gegner zu stellen. Andererseits braucht es Zusammenhalt, um mannschaftlich geschlossen zu verteidigen. All das hat in den entscheidenden Momenten gegen Bochum und in den anderen Partien gefehlt. Warum? Es ist ein Rätsel. Aus der Büffelherde, die noch gegen Bremen in der letzten Saison die Wende einleitete, sind viele kleine Bambis geworden, die in der Abwehr über das Eis staksen.

Was ist die Konsequenz?

Der Verein hat ein Problem: immer wieder werden unnötige Tore kassiert, die Siege kosten und den Verein sportlich in Gefahr bringen. Der Trainer spricht das Problem an. In seiner Außendarstellung ist er aber nicht mehr zu 100% souverän. Dies liegt auch daran, dass an ihm selbst die Zweifel wachsen und er anscheinend kein Gegenmittel findet.

Noch bleiben die Leistungen für Enno Maaßen ohne Konsequenz. Es wird sich aber nun in den kommenden Spielen und zuallererst gegen Mainz zu Hause zeigen, ob der FCA in der Lage ist, zumindest einmal über 90+X Minuten sportlich zu überzeugen. Dem Trainer ist dabei wohl bewusst, dass im mentalen Bereich gearbeitet werden muss (er hat es sogar bei uns im Interview gesagt). Über das wie haben wir hier zuletzt auch nachgedacht. Im zweiten Jahr steht Enno Maaßen vor seiner größten Aufgabe: Konsequentes Fußballspielen ohne große individuelle Fehler. Mutig und fokussiert. Zeit, es allen zu zeigen, oder… (ohne Konsequenz wird es nicht bleiben).

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Custom App
WhatsApp
WhatsApp
Custom App

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen