Überzeugung

Ich bin aus Freiburg nach Hause zurückgekehrt und habe mir nun fast zwei Tage genommen, um das Spiel und die damit verbundene Entwicklung sacken zu lassen. Im nachfolgenden findet ihr meine Einschätzung zur derzeitigen Situation. Ach, das trifft es nicht richtig. Ich bin in der Zwischenzeit zu einer Überzeugung gelangt. Überzeugung ist etwas, was mir beim FCA im Moment fehlt. Gerade auch deshalb möchte ich meine persönliche, überzeugte Meinung im Folgenden mit euch teilen.

Was ist in Freiburg passiert?

Der FCA hat gegen einen Gegner verloren, der nicht in der besten Form ist. Christian Streich beschrieb das Freiburger Spiel nach der Partie als ängstlich. Freiburg hat mit vielen Verletzungssorgen zu kämpfen und Spieler müssen auch auf Positionen ran, die nicht ihre Stammposition ist. Verloren hat der FCA, weil er mehr Fehler als Freiburg machte. Und weil mal wieder die Konsequenz, gerade im Offensivspiel, fehlte.

Max-Jacob Ost hat es im Rasenfunk treffend beschrieben: Es sah nicht schön aus. Die Passquote im Angriffsdrittel betrug gerade einmal 45%. Freiburg hatte 62 Ballverluste in der eigenen Hälfte. Einzig, der FCA konnte überhaupt nichts daraus machen. Ich hatte mir das Rasenfunk-Segment v.a. auch wegen Martin Rafelt angehört. Dieser fand, dass die Mannschaft nicht mutig auftrat und nicht richtig nachgeschoben hat. Im fehlte schon in der Aufstellung der Mut, Spieler wie Beljo, Michel oder Maier zu bringen, die spielerisch Situationen lösen können. Das ist die Meinung von unabhängigen Experten.

Ohne Überzeugung

Maaßens Ansatz konservativ vorzugehen und gegen eine gestandene Mannschaft wie Freiburg darauf zu setzen, diese mit ihren eigenen Qualitäten schlagen zu können, ging nach hinten los. Sowohl die Aufstellung als auch die taktische Einstellung strahlte weder Mut noch Überzeugung aus. Im Gegensatz zu den individuellen Fehlern seiner Spieler ist ihm das anzulasten. Er hat nicht aus dem Spiel gegen Bochum gelernt.

Derweil sind auch die letzten Maaßen-Befürworter, hier ist Tom Scharnagl vom Feuer und Flamme Podcast hervorzuheben (Grüße!), überein gekommen, dass es gegen Darmstadt ein frühes Endspiel in der Saison gibt. Nun bringt es ja nichts, die Zukunft eines Trainers vom Ausgang eines einzelnen Spiels abhängig zu machen. Entweder man glaubt an die Entwicklung und Idee mit dem Trainer oder eben nicht. Es braucht eine Entscheidung abseits des Darmstadt-Spiels ,wie es sportlich weitergehen soll.

Die Idee mit Enno Maaßen funktioniert nun schon eine ganze Weile nicht mehr (sichtbar z.B. durch ein Jahr ohne Auswärtssieg) und die Entwicklung ist seit einer Weile nicht ersichtlich. Entsprechend findet man in und um Augsburg kaum jemanden mehr, der Maaßen immer noch für den geeigneten Trainer hält und überzeugend vertritt, warum wir mit ihm wieder in die Spur finden. Ich kann mich – als einer der größten Verfechter von Konstanz auf dem Trainerposten – nur anschließen. Für mich ist Enno Maaßens Zeit in Augsburg zu Ende.

Warum ist Maaßen in Augsburg gescheitert?

Oh, versteht mich nicht falsch. Fußball ist ein wunderbarer Sport. Und mit jeder Partie, die Maaßen an der Seitenlinie hat, kann er das Ruder herumreißen. Mein persönliches Zwischenfazit ist allerdings: Maaßen ist gescheitert.

Die Gründe hierfür sind schnell benannt. Das Augsburger Spiel ist nicht mehr besonders intensiv. Die Intensität ging in der Angst verloren, nicht mehr so viele Fehler zu machen. Aber auch die Jugend kommt nicht übermäßig zum Zug. Mit Tim Breithaupt war gerade mal ein „Junger“ am Samstag dabei. Der Einsatz der Jugendspieler würde Mut erfordern. Mut, der nicht mehr da ist. Das Spiel gegen Freiburg hat gezeigt, wie uninspiriert man auch im Ballbesitzspiel ist. Martin Rafelt hat im Rasenfunk festgestellt, dass Maaßens U23 beim BVB einen besseren Spielaufbau hatte, als der FCA am Samstag. Ein vernichtendes Urteil nach über einer Saison der Zusammenarbeit. Immerhin hat Maaßen es jetzt mit gestandenen Profis zu tun und war in die Spielerauswahl eingebunden.

Alles Einwirken von der Seitenlinie hat zuletzt nichts mehr genutzt. (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Dabei ist Spielerentwicklung aber auch so ein Thema, auf das man einen zweiten Blick werfen kann. Viele Erfolgsgeschichten hat Maaßen hier abseits von Arne Engels nicht zu bieten: Ruben Vargas verharrt in der Formschwäche, Niklas Dorsch auf der Bank, Arne Maier auch. Ein Spieler wie Felix Uduokhai ist vor allem fehleranfällig geworden. Die Liste ließe sich fortsetzen. Dazu kommt ein Abgang wie der von Renato Veiga und nun wohl auch der Bruch mit Winter-Neuzugang Mbuku, der seinen Instagram-Account von allen FCA-Fotos befreit hat. Von den eigenen Jugendspielern brauche ich überhaupt nicht anzufangen. Diese kommen auch unter Maaßen nicht zum Zug. Es wirkt dann doch wie ein Trümerhaufen, wenn man solch eine Aufzählung beginnt. Derweil Maaßen die junge Mannschaft immer wieder als Ausrede nutzt, wenn die Ergebnisse meist ausbleiben. Oder der von ihm geforderte Killerinstinkt nirgends zu sehen ist. Es macht schlicht vieles keinen Sinn mehr.

Was ist zu tun?

Die Situation trifft den FCA in einer schwierigen Situation. Stefan Reuter hat sich gerade erst zurückgezogen und Michael Ströll ist erst seit kurzem alleiniger Geschäftsführer, Marinko Jurendic als Sportdirektor erst seit zwei Monaten im Amt. In der neuen Entscheidungsstruktur ist es jetzt notwendig schon sehr früh eine wegweisende Entscheidung zu treffen. Für die Entscheidung pro Maaßen hat sich der FCA im letzten Sommer lange Zeit gelassen. Zeit, die er jetzt nicht hat. Ich mag hoffen, dass man sich auch im Moment nicht erst seit vorgestern mit Alternativen auf dem Trainerposten beschäftigt, gerade auch weil Präsident Max Krapf seine Erwartungen diesbezüglich früher schon deutlich kommuniziert hatte: Er hat schon vor seiner Präsidentschaft auf Walther Seinsch und seine Listen mit Alternativen verwiesen.

Der Verein hat allerdings bewusst eine Entscheidung zu treffen: Entweder man stellt sich hinter Maaßen und geht durch diese Phase gemeinsam (wer glaubt es noch?), oder man präsentiert eine Alternative, wenn man soweit ist. Mittlerweile käme es mir skurril vor, wenn Maaßen nach dem Darmstadt-Spiel noch im Amt wäre. Und ohne über Namen zu spekulieren: Die Wahl ist mal wieder keine einfache. Traumkandidaten sind selten unter der Saison zu bekommen. Es hilft ja aber nichts. Den Mut, den der Trainer zuletzt immer wieder vermissen ließ, müssen nun die anderen Verantwortlichen an den Tag legen und die Wende einläuten.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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