Während der FCA derzeit noch auf die Europapokal Plätze schielen darf, geht der sorgenvolle Blick der Bochumer ausschließlich in den Tabellenkeller. Dort stehen sie auf dem 17. Platz und brauchen daher zählbares – in jeder ausstehenden Bundesligapartie. Mit dem nötigen Ernst werden sie daher sicherlich die Partie gegen den FCA angehen.
Erste Halbzeit – Mit der Führung im Nacken
Jess Thorup veränderte die Startelf im Vergleich zum Bayern-Spiel nur zwangsläufig und notdürftig: Für den gesperrten Zesiger rutschte Keven Schlotterbeck in die Verteidigung.
Die Augsburger direkt mit der ersten Großchance der Partie: In der achten Minute traf Alexis Claude-Maurice jedoch nur das Außennetz. Auch in der Folge drängte der FCA auf den Führungstreffer: In der 16. Minute dann der Ballverlust von Bochums Masouras am eigenen Strafraum, Claude-Maurice auf den zentral stehenden Essende – dessen Abschluss fälschte Bernardo unhaltbar für VfL-Keeper Horn ab.
Bochum zeigte umgehend eine Reaktion und kam in Minute 20 zu der ersten gefährlichen Torannäherung: Passlack setzte den Ball jedoch knapp links neben den Augsburger Kasten. In der 33. Spielminute zeigte Finn Dahmen eine Weltklasse Reaktion, als er Sissokos Abschluss in spektakulärer Manier abwehren konnte. Kurz vor dem Pausenpfiff dann fast das 2:o für den FCA: Ordets klärte den Kopfball von Jakic in höchster Not auf der Linie. Puh, durchatmen.
Zweite Halbzeit – Auf Maier folgt Mert
Wer jetzt dachte, die Augsburger treten mit breiter Brust auf den Rasen nach dem Pausentee – der sah sich getäuscht. Der sah dann eher die Bochumer mit ordentlich Schwung aus der Kabine auf den Rasen zurückkehren: Erst konnte Dahmen einen Freistoß von Masouras abwehren, dann köpfte Sissoko an die Latte.
In der 60. Spielminute ein Slapstick Gegentor und damit ein heißer Anwärter für das Kacktor des Monats -gekürt von Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs. Konnte Dahmen den Kopfball von Hofmann nach Flanke von Passlack in der 60. Minute noch an die Latte klären, prallte der Ball dann auf dem Rückweg an den Kopf des Keepers und von dort ins Tor. Ausgleich für den VfL und ein absolut unglückliches „Kack“-Gegentor für Finn Dahmen und den FCA.
Dies gab den Bochumern natürlich Aufwind und diese waren drauf und dran, das Spiel zu drehen: Ordets verpasste eine Flanke von Krauß, Masouras Kopfball ging knapp rechts vorbei. Von den Augsburgern lange Zeit nichts mehr zu sehen. In der 61. Spielminute wechselte Jess Thorup verhängnisvoll, doch das ahnte er in diesem Moment sicherlich nicht: Für Freddy Jensen kam Arne Maier, um das Mittelfeld zu stärken.
Ebenjener Maier kam zur ersten nennenswerten FCA-Chance in Halbzeit zwei, sein Schuss wurde jedoch abgeblockt. Drei Minuten später dann wieder Mittelfeldmann Maier im Fokus: Maier und Bernardo schauen nur auf den Ball, Maier will klären und trifft den Bochumer unglücklich auf der Wade. Schiedsrichter Petersen ahndete das Foul erstmal mit der gelben Karte, nach Eingriff des VAR und nach Ansicht der Videobilder zeigte Petersen Maier dann jedoch glatt rot. Ob hier die gelbe Karte eine klare Fehlentscheidung war und „dunkel-gelb“ nicht auch noch gerade so in Ordnung ging? Für mich zumindest fraglich . Bitter für den FCA! Und ein leichtes Bayern-Déjà-vu aus der Vorwoche hing auch mit in der Luft. Mit 10 Mann in dieser Schlussphase – gibt leichtere und dankbarere Aufgaben.
Coach Thorup sah sich dann erneut zum Wechseln gezwungen, diesmal erfolgreicher, will man im Nachgang nun attestieren: Für die agilen Claude-Maurice und Marius Wolf kamen sodann die Nachwuchskräfte Mert Kömür und Henri Koudossou.

Mit einem Mann mehr auf dem Feld spielte der VfL weiter munter nach vorne und presste den FCA in die Defensive. So traf Pannewig in der 89. Minute nur den Pfosten. Dies sollte sich knapp eine Minute später rächen. Tietz, bis dahin blass geblieben, sah den freien Raum und Mert Kömür heransprinten. Ein toller Pass von Tietz folgte, den Kömür eiskalt und frei stehend vor Horn einnetzte. Dies war tatsächlich ein Treffer aus dem sprichwörtlichen Nichts. Die in Vielzahl angereisten Augsburg-Fans im vonovia Ruhrstadion außer Rand und Band.
Der FCA musste dann neun lange Minuten zittern, so lange ging die angezeigte Nachspielzeit. Für mich ein paar Minuten zu lang. Die Bochumer zwar geschockt, aber gewillt, die Partie zumindest noch auszugleichen. Pannewig drehte gleich zweimal auf, doch Dahmen war zur Stelle. Nach neun endlosen Zusatzminuten dann der erlösende Schlusspfiff und die Ratlosigkeit der Bochumer, wie dieses Spiel noch verloren gehen konnte, während die Augsburger diese sagenhafte Einzelleistung von Mert Kömür und den Sieg an der Castroper Straße feierten.
Klassenerhalt geschafft – und nun?
Rechnerisch hat der FC Augsburg nach dem 29. Spieltag den Klassenerhalt sicher. Herzlichen Glückwunsch an die Mannschaft um Coach Thorup, an die Mannschaft hinter der Mannschaft und all die 12. Männer und Frauen, die es mit dem Club halten. Der erste Meilenstein der Saison ist erreicht und unser Mindestziel, unser oberstes Ziel, der Klassenerhalt, ist fix. Was kommt nun noch vom FCA, in Anbetracht dessen, dass der FCA letztes Jahr zu mehr nach erreichtem Klassenerhalt nicht mehr in der Lage war?
Der FCA steht nun mit 42 Punkten und einer Tordifferenz von -7 auf dem zehnten Tabellenplatz – punktgleich mit dem BVB und SV Werder Bremen. Auf den sechsten Tabellenrang und damit das „internationale Geschäft“ sind es lediglich drei Punkte Rückstand. Bei noch auszuspielenden fünf Partien und 15 zu vergebenden Punkten. Das Restprogramm ist hierbei nicht wirklich dankbar: Am nächsten Sonntag empfangen die Augsburger die Frankfurter Eintracht, die derzeit auf Tabellenplatz drei residieren. Am 31. Spieltag geht es dann in der Leverkusener BayArena gegen den Tabellenzweiten. Die letzten drei Partien der Saison spielt der FCA zweimal zuhause – erst gegen Holstein Kiel, bevor zum Saisonabschluss Union Berlin in der WWK-Arena empfangen wird. Während es bei Union vermutlich um nichts mehr geht, wird Holstein Kiel bis zur letzten Minute um den Relegationsrang kämpfen. Und was die Kieler alles können, wenn sie an sich glauben, haben wir eindrücklich kurz vor Weihnachten 2024 aus nächster Nähe gesehen.
Mit der Leistung vom Bochum-Spiel wird gegen unseren nächsten Gegner Frankfurt nicht viel drin sein. Zwar ist Frankfurt durchaus schlagbar, wie beim 2:0 Sieg der Werderaner am 28. Spieltag gesehen; allerdings hat die Eintracht mit Hugo Ekitiké einen absoluten Ausnahmestürmer in ihren Reihen, der immer gefährlich ist. Die Offensivreihe generell ist gut eingespielt. Wichtig ist es, dass der FCA nicht wieder nach einer Führung drei Gänge zurückschaltet und versucht, zu verwalten. Diese Lethargie wurde zuletzt eher bestraft, als dass sich diese ausgezahlt hätte. Mutigere Wechsel können jetzt, nachdem der Klassenerhalt fix ist, getätigt werden, dem Nachwuchs kann jetzt eine Chance geboten werden, Bundesligaluft zu schnuppern.
Mert Kömür und Henri Koudossou stehen stellvertretend für diese Zunft- sie könnten in die Startelf rotieren. Am vergangenen Samstag wäre der Wechsel Kömür für Jensen sinnvoller und mutiger gewesen, als Arne Maier für Jensen. Mert Kömür hat sich bei Jess Thorup für das späte Vertrauen bedankt, während Arne Maier der Mannschaft einen Bärendienst geleistet hat.
Was jetzt bleibt, ist die Möglichkeit, befreit aufzuspielen und die Spiele ohne Druck und Zittern um den Klassenerhalt für sich zu nutzen. Dinge, die man so bisher nicht ausprobieren konnte, können erprobt werden, zum Beispiel taktische Aspekte. Wechsel, die ggf. zu mutig gewesen wären, können nun erfolgen. Ohne natürlich die Bundesliga nicht mehr ernst zu nehmen (Hallo, Niederlage gegen Wolfsburg – mit 8:1 am 34. Spieltag aus dem Jahr 2019, ich hab dich im Blick).
Ob es für den FCA tatsächlich ins internationale Geschäft gehen muss und man damit nächstes Jahr eine Doppelbelastung hat – man blicke sorgenvoll nach Heidenheim in dieser Saison – beantwortet für sich jeder anders und jeder für sich selbst. Ich denke, sollten die Augsburger dies diese Saison aufgrund ihrer Leistungen erreichen, ist das eine fette Belohnung und ein Kompliment für die konstant (!) gute Leistung seit der Winterpause. Ob die Saison dann automatisch weniger wert ist, wenn es das internationale Geschäft schlussendlich doch nicht wird? Ich glaube nicht.