Wahrnehmungen

Zwei Serien scheinen sich zu betätigen. Zum einen hat der FCA in Leipzig bei bisher neun Bundesligaauftritten nur fünf Treffer erzielt. Nur der vergleichbare Wert bei Gastspielen in Leverkusen war geringer – reichte allerdings für zwei Auswärtspunkte. Zum anderen scheint der FCA, fast zeitübergreifend, eher schwächer in Spielzeiten zu starten – nur in vier der bisherigen Bundesligaspielzeiten war zu diesem Zeitpunkt die Punktanzahl höher als die der Spiele. Durch die anderen Ergebnisse des Wochenendes steht der FCA  noch vor den Abstiegsrängen, und zwei Punkte hinter Mönchengladbach.

Leverkusen und München trennen sich unentschieden, Frankfurt gewinnt in Kiel und Dortmund nach 0:2-Rückstand gegen Bochum. Die Ligaspitze scheint sich nach dem 5. Spieltag langsam wieder an der Tendenz der letzten Jahre zu orientieren. St. Pauli geling der erste Bundesligasieg nach dreizehneinhalb Jahren oder 16 Bundesligaauftritten dazwischen. Hoffenheim führt nach 12. Minuten gegen Bremen und verliert noch mit 3:4. In zwei bis drei Spieltagen können sich auch im Mittelfeld der Tabellen weitere Entwicklungslinien  erkennen lassen. Der FCA spielt nach der Länderspielpause in Freiburg, gegen Dortmund, in Wolfsburg und gegen Hoffenheim

Nach dem 14. Tabellenplatz in der letzten Saison soll es für die Gladbacher in der zweiten Saison unter Gerardo Seoane wieder in der Tabelle aufwärts gehen. Dazu beitragen soll im Sturm auch der für die Nationalmannschaft erstmals nominierte Tim Kleindienst, der bisher zweimal traf. Die Jahre zuvor beendete der VfL auf den Plätzen 8 und 10 – die letzte internationale Teilnahme war die an der Champions League 2020/ 21.

Die neue Saison begann mit einem 3:1 in Aue. Durch ein Tor in der Nachspielzeit gegen Union holte Borussia dann am vergangenen Wochenende den ersten Saisonheimsieg nach Niederlagen gegen Leverkusen und Stuttgart – der zweite Dreier gelang am 2. Spieltag auswärts in Bochum.

Die Bundesligabilanz des FCA gegen Mönchengladbach ist positiv, zuhause gab es erst eine Niederlage, im März 2020 – dem letzten Heimspiel vor der Corona-Pause. Im Heimauftaktspiel der letzten Saison führte der VfL erst 2:0 und 3:1, ehe der FCA, durch Tore von Bauer, Michel und Rubén Vargas, das Spiel drehte. In der 7. Minute der Nachspielzeit gelang den Gladbachern dann noch der Ausgleich durch Elfmeter.

Es ist die vierzehnte Spielzeit in Folge, die Augsburg in der 1. Bundesliga spielt, und es gibt mittlerweile regelmäßige Stadiongänger, die den FCA nur als Bundesligisten kennen.  

Der erste Auftritt in Mönchengladbach war in der Zweitligasaison 2007/08. Nachdem am 5. Spieltag mit dem 5:1 gegen den SV Wehen der erste Saisonsieg gelang, ging es am darauffolgenden Freitagabend zur Borussia – das Spiel endete 2:4 aus Augsburger Sicht.

Der FCA spielte das zweite Jahr 2. Liga, und es gab, aufgrund der langen Zeit der Dritt- und Viertklassigkeit, gefühlt einige Spiele, die allein durch die Namen der Gegner nach weitaus mehr klangen. Waren dies in der Saison 2006/ 07 noch Kaiserslautern, Rostock oder Köln – allesamt Vereine gegen deren Erstvertretung der FCA vorher nie in einem Pflichtspiel antrat – kam in der darauffolgenden Saison noch Mönchengladbach dazu.

Zwar schon durch vorherige Vergleiche bekannt schienen die Spiele in Offenbach, Karlsruhe, Essen, Braunschweig oder Duisburg, in der zweiten Saison in Aachen, Osnabrück oder bei St. Pauli weitaus bedeutsamer – dazu dann noch die Auftritte bei 1860 in München. Mit zunehmender Dauer wurde die Zugehörigkeit zur 2. Liga, später zur Bundesliga, mit verbundenen Namen und Gegnern zur Normalität – erst die Europapokalsaison 2015/ 16 schuf wieder ein neueres Bewusstsein.

Und nach 18 Bundesligajahren, das vierzehnte in der Erstklassigkeit, darf auch wieder einmal auf entwickelte Erfahrungen bei der Wahrnehmung, abseits und ergänzend den sportlichen Leistungen verwiesen werden.

Spieltageröffnend, wieder an einem Freitagabend, könnte der FCA für etwas Ruhe vor der Länderspielpause sorgen. Ein erfolgreicher Auftritt würde einen anderen Blick auf die Tabelle erlauben und Zuversicht für die nächste Aufgaben. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Kurz vor der Ratlosigkeit

Wer FCA-Cheftrainer in diesen Tagen beobachtet, der wird erkennen, dass sich das ein oder andere wiederholt. Hatte man vor dem Spiel in Leipzig noch gehofft, dass die Leistung in Heidenheim ein einmaliger Ausrutscher war, so wurde man durch die erneute 0:4 Klatsche eines Besseren belehrt. Wenn man sich die Abwehr als einzelnen Mannschaftsteil nimmt, dann wurden Probleme nun über mehrere Wochen nicht gelöst.

Der FCA kassiert einfach zu viele Gegentore. Und immer wieder ist man zu Beginn des Spiels und nach der Halbzeitpause nicht voll da. War es Thorup nach seiner Ankunft noch gelungen, der Mannschaft wieder Selbstvertrauen einzuhauchen, so gelingt es seinem Team nun mehr nicht mal mehr Flanken ordentlich zu verteidigen. Oder konzentriert zu Beginn einer Spielperiode auf dem Platz zu stehen. Trübsal ist in Augsburg angekommen.

Einfache Fehler

Was dabei besonders auffällt: die Mannschaft scheitert nicht an komplexen Themen. Es sind die kleinen Dinge, die jeder Profi auf einem gewissen Niveau beherrscht, die momentan nicht abgerufen werden. Die zuvor genannten Flanken resultieren z.B. aus Einwurfsituationen, die schlecht verteidigt werden. Der FCA ist insgesamt im letzten Drittel zu passiv. Vom Thorupschen „Offensive Mindset“ ist ein Jahr nach seiner Ankunft nicht mehr viel zu sehen.

Als Ausrede lässt sich momentan noch verwenden, dass die Mannschaft sehr stark durcheinander gewürfelt wurde. 40 Transferbewegungen gab es auf dem Papier in diesem Sommer. Die halbe Stammelf wurde getauscht. Von den 5 Spielern in Abwehr und Tor sind 4 neu. Man kann also schon nachvollziehen, warum noch nicht alles perfekt läuft. Warum es trotzdem so viele einfache Fehler gibt, die leicht abstellbar sein sollten, verstehe ich persönlich nicht mehr. Wenn man die schlechte Schlussphase der letzten Saison noch zusätzlich mit beachtet, wird es Zeit den Kreislauf der negativen Ergebnisse langsam aber sicher mit einer kleinen Serie zu durchbrechen.

Konkurrenzkampf vs. Vertrauen

Dafür müssen Fehler aber auch Konsequenzen haben. Einerseits hat Jess Thorup in den letzten Wochen immer mal wieder darauf hingewiesen, dass er im Kader eine gewisse qualitative Breite zur Verfügung hat. Auf der anderen Seite hat er nun in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Gladbach betont, wie jeder seiner Spieler seine Rolle im Kader kennt und weiß, was von ihm erwartet wird. Über die Woche will er den Spielern das notwendige positive Gefühl und Vertrauen geben, so dass sie ihre Leistung abrufen können.

Einerseits bin ich kein Freund von erratischen Kaderreaktionen. Nur weil mal ein Fehler passiert, heißt das nicht, dass es ein Spieler grundsätzlich schlecht macht. Wenn nun aber eine personelle Konstellation, wie die in der Abwehr des FCA, über Wochen keine guten Leistungen abliefert und anscheinend nicht dazu führt, dass Spieler ihr Leistungsmaximum erreichen, muss sich etwas ändern. Es liegt dann am Trainer auch mal zu wechseln und nicht immer wieder die gleichen Spieler von Anfang an spielen zu lassen. Darauf warte ich bei Jess Thorup gerade. Oder seine Mannschaft straft uns alle, in dem sie nun endlich mal konstant ihre Leistung abruft.

Jeffrey Gouweleeuw fällt momentan – wie die gesamte Abwehr – mehr durch Schiedsrichterdiskussionen auf als durch gelungene Klärungen. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Systemfrage

Was bis dahin auch nicht verschwinden wird: die Systemfrage. Thorup wechselt bei den Grundformationen von 4er Kette auf 3er Kette und wieder zurück, Immer wieder stellt er um, ohne dass sich die Leistung dauerhaft verändert. In der Pressekonferenz wurde er nun diese Tage gefragt, wohin das führen soll und was sein langfristiger sportlicher Plan an dieser Stelle ist. Leider konnte er die Frage nicht so beantworten, dass ich verstanden hätte, wohin er langfristig will. Kurzfristig soll wohl die beste Elf spielen unabhängig vom System. Das kann ja im Umkehrschluss nur bedeuten, dass er entweder kein Wunschsystem hat, von dem er überzeugt ist, oder hierfür nicht die richtigen Spieler.

Alles in allem führt die Systemwechselei aus meiner Perspektive nur zu mehr Problemen. Ich hatte schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass bei diesen vielen Transferbewegungen zu viele taktische Variabilität jetzt am Anfang nicht sinnvoll ist.

Welche Impulse kommen?

Thorup hat weiterhin ein Arsenal an Möglichkeiten zur Verfügung, um der Mannschaft einen Schubs zu geben. Er könnte sich auf ein taktisches System festlegen, um schneller Automatismen zu schaffen und hierdurch vielleicht schneller Ergebnisse zu erzielen. Er könnt aber auch schlicht Spieler wechseln und anders einsetzen, so dass es besser klappt. Muss Jeffrey Gouweleeuw in der 3er Kette die mittlere Innenverteidiger-Position besetzen oder wäre Keven Schlotterbeck hierfür evtl. besser geeignet?

Es wird auf jeden Fall Zeit, dass der FCA aus der Passivität erwacht. Es muss ein Ende haben mit den schlechten Starts in die Halbzeiten. Das Team muss zeigen, dass es hellwach und bereit ist für die Aufgabe. Ansonsten wird der FCA nicht drum herum kommen – auch wenn Thorups Vertrag gerade erst verlängert wurde – die jährliche Trainerdebatte intern zu führen, ob die Impulse nicht von jemand anders kommen müssten. Das Geschäft ist an dieser Stelle sehr vorhersehbar. Im Gegensatz zum letzten Jahr bin ich in diesem Jahr noch nicht überzeugt, dass der Zeitpunkt schon gekommen ist. Enno Maaßen hatte 5 Punkte gesammelt bis zu seinem Abschied. Thorup hat momentan 4 Punkte auf dem Konto. Die weiteren Berechnungen dürft ihr selbst unternehmen.

Es braucht Variabilität

Keven Schlotterbeck kommt mir nach fünf Pflichtspielen in der Saison schon gar nicht mehr wie ein Neuzugang vor. Einerseits liegt das daran, dass er schon direkt zu Anfang der Wechselperiode im Sommer den Weg nach Augsburg gefunden hat. Andererseits ist er aus der Startelf systemunabhängig nicht mehr wegzudenken. Gerade weil die Abwehr in den letzten Partien manchmal die nötige Stabilität auch hat vermissen lassen, war es besonders interessant mit ihm auf die letzten Monate zurückzublicken und über die Gründe für die fehlende defensive Stabilität zu sprechen. Meinungs- und zweikampfstark wie Keven ist, werden wir an ihm hoffentlich noch viel Freude haben.

Andy: Können wir einmal zurückspulen? Kannst Du uns einmal mitnehmen zurück in den Sommer und erklären, wie es dazu kam, dass Du in Augsburg unterschrieben hast?

Keven: Das ist ganz einfach. Der FCA hat sich so sehr um mich bemüht, so dass ich von Beginn an ein sehr gutes Gefühl hatte. Ich glaube wir passen vom Verein und mir als Person sehr gut zusammen.

Andy: Ich mag jetzt gar nicht zu sehr lobhudeln. Du bist ein Spieler der 2021 Olympia gespielt hat und hast ein starkes Jahr hinter Dir. Hattest Du da nicht auch eine andere Ambition im Sommer?

Keven: Das muss man schon auch realistisch sehen. Ich habe zwar die letzte Saison in Bochum viel gespielt, aber die Jahre davor eben auch nicht, und die ganz großen Clubs standen jetzt auch nicht Schlange. Aber davon mal ab: ich hatte wirklich ein sehr gutes Gefühl durch die Gespräche mit den Verantwortlichen, so dass ich auch gar keine anderen Optionen mehr in Erwägung gezogen habe. Für diese Entscheidung habe ich nicht lange gebraucht und will nun mit dem FCA Akzente setzen.

Andy: Du kommst ja ursprünglich aus dem Süden. Hattest Du schon vorher einen Bezug zu Augsburg?

Keven: Augsburg war für mich neu. In der Jugend ging der Weg früher eher nach München, weil das einfach die größere Stadt ist. Aber in der Zwischenzeit haben auch ein paar Freunde in Augsburg studiert, die mir von der Stadt erzählt haben und der schönen Altstadt. Und ich habe ja 5 Jahre in Freiburg gelebt und das ist ja auch eine kleinere Stadt, die idyllisch ist.

Andy: Und hat sich dieser Eindruck so bei Dir bestätigt?

Keven: Ja, auf jeden Fall. Es gibt zwar gefühlt keine 50 Restaurants, aber man kann gemütlich einen Kaffee trinken oder mit Freunden und der Familie essen gehen und hat seine Ruhe. Es ist wirklich schön hier. Ich fühle mich nach den ersten 2-3 Monaten schon heimisch.

Andy: Wie wichtig, war es für dich, sich früh in der Transferphase zu entscheiden?

Keven: Das Jahr davor bin ich spät nach Bochum gewechselt und dann hat es einfach gedauert, bis ich so richtig angekommen bin. Daraus habe ich gelernt, und wollte mich dieses Jahr bewusst früh entscheiden, um in der Vorbereitung dabei zu sein, den Verein und die Stadt kennenzulernen.

Andy: Dann hast Du in Augsburg sehr viele Transferbewegungen mitbekommen. Hat dich das überrascht?  

Keven: Wenn Du die Bundesliga verfolgst, dann hast Du schon mitbekommen, dass sich Spieler in Augsburg hervorgetan haben. Und wenn ein Verein wie der FC Augsburg für Ermedin Demirovic mehr als 20 Millionen Euro angeboten bekommt, warum sollte er ihm dann Steine in den Weg legen? Er kann den nächsten Karriereschritt gehen und Champions League spielen. Klar gab es viel Bewegung, trotzdem stehen wir jetzt mit einer Einheit da, die zusammenhält und sich für nichts zu schade ist und darauf kommt es am Ende an.

Andy: War das Bilden eines Mannschaftsgefüges besonders im Fokus bisher?

Keven: Ich halte das für grundsätzlich wichtig. Wir werden nie ein Team sein, das Spiele über die individuelle Klasse gewinnt. Wenn man Spieler wie Openda oder Bynoe-Gittens nimmt – mal ganz ab von Harry Kane – dann muss klar sein, dass wir über das Teamgefüge kommen. Gegen solche Spieler kann man schon mal einen Zweikampf verlieren, aber dann ist es besonders wichtig, dass andere Spieler aushelfen und immer jemand zur Hilfe kommt. Daher ist Zusammenhalt besonders wichtig. Von der ersten Elf, über die Einwechselspieler, die durch die fünf Wechsel an Bedeutung gewonnen haben, bis in den Kader hinein müssen wir zusammenstehen.

Andy: Wie wird dieses Vertrauen und dieser Zusammenhalt aufgebaut?

Keven: Das ist ein bisschen von allem. Der eine ist mal ein bisschen genervt, dass er nicht gespielt hat, der andere ist etwas glücklicher, weil er starten darf. Da muss man miteinander sprechen, damit jeder weiß, dass er sich auf den anderen verlassen kann, wenn es auch mal andersrum läuft. Und in diesem Prozess sind wir gerade.

Andy: Inwieweit schweißt da eine bittere Niederlage wie die letzte gegen Mainz 05 vielleicht alle noch ein bisschen mehr zusammen?

Keven: Das ist natürlich sehr bitter, dass wir dieses Spiel so verloren haben. Wir haben aber auch einen Schritt nach vorne gemacht und es sah nicht wieder aus wie gegen Heidenheim. Spielerisch sieht man, dass wir dazu lernen und das ist mir prinzipiell lieber wie ein schlechtes Spiel, aus dem man keinen Lernerfolg erkennen kann. Jetzt müssen wir weiter dazu lernen, die Gegentore abgestellt bekommen und so ein Spiel dann auch einfach mal 2:1 gewinnen.

Andy: Das war wohl klar, dass wir gerade über die Gegentore heute auch sprechen müssen. Wie ist es erklärbar, dass ihr so viele Gegentore nach Flanken von außen bekommt?

Keven: Das ist nicht einfach. Ich bin tatsächlich auch überfragt, wie das so passieren kann. Wir müssen in den entscheidenden Situationen näher am Mann stehen und die Zweikämpfe annehmen. Allerdings passen die Flanken auch perfekt und die Kopfbälle sind perfekt gesetzt, so dass Nedo Labrovic auch keine Chance hat, irgendetwas zu retten. Das tut uns weh. Wir müssen mit allem das Tor verteidigen und unser Verhalten in diesen Situationen weiter verbessern, auch in dem wir die Situationen im Training angehen.

Andy: Von außen wirkt es so, dass ihr in der letzten Kette zu tief stehen würdet, so dass euch der Zugriff fehlt. Passen die Abstände da noch nicht in dieser frühen Phase der Saison.

Keven: Ich glaube die Abstände passen zu 95%, aber genau bei diesen Flanken passen sie dann eben nicht. Es ist einfach ein sehr schmaler Grad, ab wann man auch den Raum hinter sich zu sehr öffnet. Die Genauigkeit muss noch höher werden und da müssen wir in den entscheidenden Situationen besser reagieren und die Schritte in die richtige Richtung machen.

Andy: Sind die unterschiedlichen Formationen und die Umstellung von 4er auf 3er Kette ein Faktor?

Keven: Nein, gerade dafür ist ja auch die Vorbereitungszeit da, um hier Routinen zu installieren. Der Fußball hat sich taktisch schlichtweg in den letzten Jahren so weiterentwickelt, dass es Variabilität braucht und die darf keine Ausrede sein. Die Null sollte in jedem Fall stehen.

Andy: Ist es schlichtweg Feinabstimmung, die notwendig ist?

Keven: Ja, das kann man so sehen. Die braucht Zeit, auch wenn wir natürlich dringend abstellen wollen, weiter die Gegentore so zu bekommen, weil es schon am Wochenende wieder um 3 Punkte geht.

Keven Schlotterbeck ist von Anbeginn der Vorbereitung aus dem FCA Team nicht mehr wegzudenken. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Andy: Wird über individuelle Fehler unter euch Spielern offen gesprochen, gerade nachdem Du vorhin über die Einheit und das Vertrauen im Team gesprochen hast?

Keven: Jeder geht anders mit Fehlern um. Man sollte nie mit dem Finger auf andere zeigen, sondern sich selbst zuerst an die eigene Nase packen. Aber Fehler müssen angesprochen werden, um sie abzustellen. Und ist es unsere Aufgabe, genau das zu tun. Auch wenn natürlich der Gegner da auch noch ein Wörtchen mitreden will und sich entsprechend vorbereitet…

Andy: …und das für die Gegner ja momentan auch gut klappt.

Keven: Nichtsdestotrotz haben wir ja auch unsere Chancen, und müssen den Ball halt einfach auch über die Linie drücken. Wir finden schon auch unsere Wege in Richtung gegnerisches Tor.

Andy: Das macht dann auch berechtigt Hoffnung. Kommt dann ein Gegner wie Leipzig jetzt genau zur rechten Zeit, nachdem dort auch gerade nicht alles Gold ist, was glänzt?

Keven: Wir verfolgen das natürlich schon. Ich habe aber auch die sehr gute Partie in Madrid gesehen. Diese Umstellung von Champions League auf Bundesliga ist nicht immer einfach, aber wir werden am Samstag gegen ein TOP4-Team spielen und dort mit Sicherheit weniger Chancen bekommen als noch gegen Mainz. Deswegen müssen wir effizienter mit unseren Chancen umgehen.

Andy: Nach der Erfahrung aus den ersten Spielen zu urteilen, werden wir uns wahrscheinlich trotzdem über den VAR ärgern müssen. Kann der in der jetzigen Form einfach weg?  

Keven: Ich vertrete immer noch die Meinung, dass uns der VAR gut tut.  Es ist schwierig für die Schiedsrichter und für die Beteiligten in Köln. Aber auch das sind nur Menschen, die Fehler machen. Natürlich tut uns das jetzt in der Anfangsphase weh, aber wir müssen uns auf unser eigenes Spiel konzentrieren. Gegen Mainz hätten wir mehr Tore schießen und weniger kassieren müssen und dann hätten wir das Spiel auch gewonnen.

Andy: Auf der sachlichen Ebene kann ich das verstehen. Aber wie siehst Du auf der emotionalen Ebene, dass die Freude verloren geht, durch die übermäßigen nachträglichen Korrekturen?

Keven: Ja, das sehe ich auch so. Die Entscheidungen müssen so schnell wie möglich erfolgen. Bei der Elfmeterentscheidung steht der Schiedsrichter einige Zeit am Screen und er muss da ja erst hingeschickt werden.

Andy: Und das er da überhaupt hingeschickt wird…

Keven: Da sind wir ja auch einer Meinung. Die Eingriffe müssen auf glasklare Fehlentscheidungen begrenzt werden und das war meiner Meinung nach keine. 

Andy: Verstehst Du die VAR-Abläufe noch? Ich habe gegen Bremen schon nicht verstanden, warum der Schiedsrichter bei dem Handspiel nicht das Signal bekommt: das ist ein Elfmeter. Da braucht es diesen On-Field-Review aus meiner Sicht nicht. 

Keven: Die Abläufe müssen dringend beschleunigt werden. Ich vermute das macht auch etwas mit den Schiedsrichtern. Die bekommen das natürlich auch alles mit und müssen da durch, wenn dann alle unzufrieden sind und das Stadion pfeift. Mit der jetzigen Situation ist ja wirklich keinem geholfen. Und es ist ein leidiges Thema und wir müssen uns weiterhin auf uns selbst konzentrieren.

Andy: Über euren Gegner haben wir schon kurz gesprochen. Die nächsten Spiele wirken grundsätzlich auf dem Papier schwerer als das Programm jetzt zum Saisonstart. Was stimmt dich dennoch hoffnungsfroh?

Keven: Wir haben prinzipiell in drei von vier Spielen gute Partien abgeliefert. Es war früher schon immer eklig gegen den FC Augsburg zu spielen und das müssen wir in den nächsten Partien auf den Platz bekommen, damit die Gegner es schwer gegen uns haben. Dafür muss jeder für den anderen mitlaufen. Und prinzipiell sind alle Spiele in der Bundesliga schwer und wir müssen Spiel für Spiel Mittel finden, um die Partien zu unseren Gunsten zu entscheiden.

Andy: Wie siehst Du deine Rolle dabei, als jemand der mit einer gewissen Erfahrung jetzt in Augsburg dazu gekommen ist?

Keven: Es braucht einen guten Mix aus „Kühlen Kopf bewahren“ und „Durchdrehen“. Wir müssen Themen in Ruhe analysieren und diese dann auch umgesetzt bekommen. In unserem Team gibt es einige gestandene Spieler, die nun die Führung übernehmen können und Qualität haben wir auch im Kader, wenn man sich Neuzugänge wie Samuel Essende anschaut. Da müssen wir zusammenfinden und die bestmögliche Leistung am Wochenende abliefern.

Andy: Dafür drücke ich die Daumen. Danke Dir für das Gespräch.

Anlaufspiele

Ein Fußballspiel, das es in dieser Form auch seltener gibt: Hoher Spannungswert und aus Augsburger Sicht fast unfassbare Statistiken und diskussionswürdige Entscheidungen. Nicht vieles das bei einem Fußballspiel vorkommen kann, und das an diesem Abend gefehlt hat.

Dazu eine Mannschaft, die sich nie aufgegeben hat, und trotz aller Gegebenheiten bis zum Ende an sich geglaubt hat. Auch mit Abstand entsteht der Eindruck, dass es immer noch einige offenen Fragen zu fast allem gibt.

Wie es auch immer gelungen sein mag in anderen Sportarten eine höhere Akzeptanz für den Videobeweis zu erreichen – im Fußball wird dies so nie gelingen. Egal welche Regeln, was wann, und wieder, geändert wird, es erscheint nicht transparent, und ist im Stadion nicht nachvollziehbar.

Es geht dabei nicht um einzelne Entscheidungen, sondern grundlegend um verschiedene Fragen. Wann darf der VAR eingreifen, was darf, wie, angesehen werden und in welcher Form und Dauer. Daraus ergeben sich dann wieder weitere Unterfragen. Es ist so, dass die Diskussion über diesen Themenkomplex vieles überlagert und die Freude am eigentlichen Spiel weiter schmälert. 

In der Liga zeigt sich München in Frühform, daneben sind Union und Leipzig noch ohne Niederlage. Auch Freiburg ist gut in die Saison gestartet. Kiel holt seinen ersten Punkt in Bochum, und die zwei liegen zusammen mit St. Pauli auf den letzten drei Tabellenplätzen. Davor die TSG Hoffenheim, die unter der Woche in der Europa League 1:1 bei Midtjylland spielte, und bei der momentan viel Unruhe in Verein und Umfeld besteht.

Nach der letzten Saison auf dem vierten Tabellenplatz will Leipzig in dieser Saison wieder mehr um die Meisterschaft mitspielen. Auf den 3:2-Sieg, nach 0:2-Rückstand, in Leverkusen folgten zuletzt zwei torlose Unentschieden gegen Union und bei St. Pauli.

In der Liga geht es für Leipzig im Oktober vergleichsweise einfacher weiter, während in der Champions League Juventus Turin und der FC Liverpool anstehen. Das erste europäische Spiel in dieser Saison wurde bei Atlético, durch ein Tor in der Nachspielzeit, mit 1:2 verloren.

Was sind allgemein die Erwartungen beim Stadionbesuch? Die eigene Mannschaft, ein gutes Spiel, die entsprechende Stadionatmosphäre – im Idealfall ein Sieg des eigenen Teams. Dieses einfache Raster zugrunde gelegt, hat zwar am letzten Freitag nicht alles gepasst, und doch war es eine Form Spektakel. Auch wenn beim und nach dem Spiel einiges merkwürdig erschien, es gab bis zuletzt Hoffnung auf einen positiveren Ausgang.

15 Ecken für den FCA – Bayer Leverkusen hatte beim 0:0 gegen Hoffenheim 2019 ein Verhältnis von 19:0 Ecken. Beim Spiel von Bayern München 2008 gegen Bielefeld, das 3:1 endete, gab es 20 Ecken für die Heimmannschaft. In der aktuellen Eckballstatistik liegt der FCA nun hinter Leverkusen, 40, mit 31 Ecken auf Platz 2, vor Dortmund, 25.

In der aktuellen Statistik der meisten Flanken liegt der FCA aktuell mit 66, 36 davon gegen Mainz, vorne. Laufleistung, Passquote, Ballbesitz, – alles verweist auf ein eher einseitiges Spiel – nur das Endergebnis war eben anders.

Bemerkenswert war aber trotz Spielverlauf und Torfolge die Atmosphäre im Stadion. Von kurzen Pausen abgesehen erweckte es den Eindruck, das Spiel und Atmosphäre eng miteinander verbunden sind. Und wenn es dann auch nicht zum erwünschten Ergebnis führte, war es weit mehr als nur ein Fußballspiel, in dem bis zum Schluss fast alles denkbar war.

Erst ein Unentschieden erreichte der FCA bei bisher acht Vergleichen in Leipzig, und dieses liegt über fünf Jahre zurück. Mit einem erfolgreichen Auftritt am Samstag würde der Saisonstart des FCA wieder in einem etwas anderen Licht scheinen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Dumm, dümmer FCA

Man könnte es sich jetzt leicht machen – und auf den Schiedsrichter sowie den Videobeweis schimpfen. Gab ja schließlich Szenen mit Diskussionspotential. Ich habe aber keine Lust, zum X. mal über den VAR zu debattieren. So wie der Videobeweis seit Jahren operiert, zerstört er den Fußball. Das ist nichts neues.

So oder so liegt es aber nicht am VAR, dass der FCA dieses Spiel gegen Mainz gestern verloren hat. Selbst Schuld. Die Gelegenheiten waren da.

29:5 Torschüsse, 14:1 Ecken, 541 zu 202 Pässe.

Flankenanfälliger FCA

Auf der anderen Seite hatte man zwar mehr Zweikämpfe gewonnen – die entscheidenden aber mal wieder verloren. Mal wieder auch nach Flanken.

Gegen Mainz kassierten die Schwaben drei Gegentore nach Flanken aus dem Halbfeld. Wie schon gegen Bremen, Heidenheim und St. Pauli. 7 der 10 Gegentore resultierten aus Flanken. Die FCA-Coaches wissen um das Problem. Vor dem Mainz-Spiel trainierte man das Verteidigen von hohen Bällen. Wirklich gebracht hat es nichts.

Dummer FCA

Eigentlich war der FCA ja echt ordentlich ins Spiel gegen Mainz gestartet. Dann kamen aber erst die beiden – dummen, weil vermeidbaren – Gegentore. Dann die dumme Gelb-Rote-Karte der Mainzer, die der dumme FCA aber nicht nutzen konnte, weil er wieder mal ein dummes Gegentor bekam, sich dann aber zurückkämpfte, um das alles wieder mit einer dummen roten Karte kaputtzumachen (Ja, Essende wurde provoziert. Man schlägt trotzdem nicht mit dem Fuß aus).

Der FC Augsburg hat es am Freitag verpasst, einen Schritt in die obere Tabellenhälfte zu gehen. Gegen schwache Mainzer (zuvor noch ohne Saisonsieg) wäre das wirklich möglich gewesen. Durch Eigenverschulden hat es Rot-Grün-Weiß aber selbst verbaselt. Dank VAR kann man im Nachhinein aber wenigstens auf andere schimpfen – statt sich mit der eigenen Unfähigkeit beschäftigen zu müssen. Dieses Spiel darf man nie im Leben verlieren.

Ein Fan auf dem Weg raus dem Stadion hat das ganz gut zusammengefasst: „Wer es gegen 10 Mainzer nicht schafft, dem kann ma nimmer helfen. Der isch einfach dumm.“

Gute Spiele

Sonntagnachmittag und Heimspiele gegen St. Pauli passen zusammen: Mit sechs Neuzugängen in der Startelf und zwei Toren durch die eingewechselten Phillip Tietz und Yusuf Kabadayi gewinnt der FCA auch den vierten Vergleich in dieser Konstellation. Hervorzuheben sind dabei auch die Leistungen von Frank Onyeka und Nediljko Labrovic.

Nach dem 1.1 zum Auftakt gegen Union erkämpften sich die Mainzer nach 0:2-Rückstand noch ein 3:3 in Stuttgart. Zuletzt das 1:2 gegen dezimierte Bremer – auch bei Mainz 05 scheint der Weg in die Saison noch nicht so klar. Nach der wieder starken Rückrunde in der letzten Spielzeit spielen die Mainzer nun die 16. Saison in Folge, die 19. insgesamt, erstklassig. Vor zwanzig Jahren stiegen die Mainzer, die vorher zweimal in Folge Vierter in der 2. Liga waren, erstmalig auf.

München vor Dortmund und Leipzig, Leverkusen auf 5 – die Tabelle scheint sich wieder dem erwartbaren Normformat zu nähern, auch wenn nach drei Spieltagen nur erkennbar sein kann, wer wie, in Abhängigkeit vom Spielplan, in die Runde gestartet ist. Die Aufsteiger und Bochum weiterhin ohne Punkt, dazu Mainz noch ohne Sieg – alle anderen Mannschaften haben mindestens einmal gewonnen.

Ein neuer Modus in der Champions League, gegen den das System der Nations League geradezu transparent erscheint. Sehr lange her als die europäischen Wettbewerbe noch in Hin- und Rückspiel im K.-o.-System ausgetragen wurden, und Landesmeister in der ersten Runde ausschieden.

Der erste deutsche Teilnehmer war RW Essen, und verlor gegen Hibernian. Der saarländischer Meister, 1. FC Saarbrücken schied trotz Hinspielsieg gegen den AC Mailand aus. 1958 flog Juventus Turin gegen den Wiener Sport-Club nach einer 7:0-Niederlage aus dem Wettbewerb. Bayern München, 1969, Ajax Amsterdam, 1983, Athletic Bilbao, 1984, um nur einige Beispiel zu nennen, überstanden die erste Runde auch nicht. Es war etwas anderes und Europapokalabende am Fernsehen noch etwas Besonderes.

Die Kommerzialisierung des Fußballs begann nicht erst mit der Einführung der Champions League 1993, und doch drehte sich seitdem die Spirale immer schneller. Alle europäischen Vereinswettbewerbe werden nun nach diesem neuen Modus ausgespielt; wer erinnert sich noch an den Europapokal der Pokalsieger, in dem Górnik Zabrze 1970 im Finale stand, oder den der KV Mechelen 1988 gewann.

Die Flut an Spielen verwässert immer mehr die Idee, die besten gegeneinander antreten zu lassen, und liefert einen weiteren Anstoß über Auswüchse um den Fußball nachzudenken. Fair-Financial-Play, Investoreneinstiege, verschiedene finanzielle Ausstattungen von Vereinen aus den jeweiligen Ligen, noch mehr der unterschiedliche Umgang damit – der Fußball als Geldmaschine war nie ein Perpetuum Mobile, und wird es, wie manche aktuellen Entwicklungen wieder erkennen lassen, nie sein.

Dies zieht sich bis auf untere Ebenen weiter, und stellt auch Fragen was abseits des Spiels einen Verein, mit engagierten Mitgliedern, die in diesem mehr sehen, ausmacht. Fußballvereine sind auch in institutionalisierter Form ein gesellschaftlicher Querschnitt, und die Frage wo die Mitte sein könnte, scheint interessant.

Vereinbarte Entschädigungen und korrekte Abführung von Sozialabgaben sind ein Teil der Außendarstellung. Auch Fußballvereine sollen sich kulturell, sozial und gesellschaftlich präsentieren, dieses aber auch vorleben.

Die Heimstatistik gegen Mainz 05 ist ohne Unentschieden bei neun Spielen positiv.  Wenn sich die Mannschaft auch am Freitag wieder wie zuletzt, und in den entscheidenden Phasen, einfindet, spricht nichts gegen einen Ausbau dieser Serie. In der Freitagabend-Blitztabelle würde es dann für Platz 4 reichen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Und jetzt?

Wenn man bei dem Spiel des FCA gegen St. Pauli bei Hamburger Bildern bleiben mag, dann war das ein toller Abstecher auf die Reeperbahn. Am Tag danach klingt das Erlebnis noch nach und es ist doch mal schön, an einem Montag das Grinsen nicht aus dem Gesicht zu bekommen. Am Dienstag nimmt das dann schon wieder etwas ab und jetzt in der Mitte der Woche steht die Frage im Raum: Und jetzt?

Pflichtaufgabe erfüllt

St. Pauli ist bis jetzt noch nicht in der ersten Liga angekommen. Cheftrainer Hürzeler ist im Sommer gegangen und das Team – so stabil es zusammen geblieben ist – zeigt momentan nicht die Substanz für die Bundesliga. Zumindest bisher. Gegen den FCA ist den Hamburgern wenig gelungen. Gerade offensiv war das – bis auf das Tor- harmlos. In der Defensive ergaben sich selbst für einen in letzter Zeit nicht vor Offensivkompetenz strotzenden Verein wie den FCA viele Chancen.

Ich hatte es vor dem Spiel im Millernton-Podcast gesagt: Wenn nicht gegen St. Pauli, gegen wen sonst sollte der FCA gewinnen. Es war der zwingende Zeitpunkt um die negative Ergebnisserie endlich zu beenden und mal wieder einen Dreier in der ersten Liga einzufahren. Das war der Anspruch gegen St. Pauli und den konnte man auch erfüllen. Mehr aber auch nicht. Bei allem Realismus: der FCA hätte es in der zweiten Halbzeit fast schon wieder geschafft, wie schon gegen Bremen, eine Führung noch aus der Hand zu geben.

Die Trickkiste weit geöffnet

Für das dennoch gute Spiel musste Jess Thorup aber auch alle Tricks auspacken, die er zur Verfügung hatte. Im ersten Spiel nach seiner Vertragsverlängerung stellte er um auf ein System mit 3er Kette in der Abwehr und gab zum ersten Mal Marius Wolf auf der rechten Schiene die Möglichkeit sein Talent von Beginn an auf den Platz zu zeigen. Das war aber nur einer von 5 Wechseln in der Startaufstellung. Dazu durfte auch Maxi Bauer in der Abwehr ran, genau wie Frank Onyeka nach gefühlt 1,5 Trainingseinheiten mit der Mannschaft im Mittelfeld den Vorzug vor Arne Maier bekam. Zusätzlich rutschte Ruben Vargas – nachdem nun alle Transferfenster geschlossen sind- wieder in die Startelf, wo er mit Rückkehrer Kristijan Jakic zusammen auflaufen durfte. Insgesamt hat der FCA so bisher 22 Spieler in der bisherigen Bundesligasaison eingesetzt. Kein anderer Club kommt bisher auf mehr.

Frank Onyeka war einer der neuen beim FCA, der für ordentlich Wirbel sorgte. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Einerseits ist das ein klares Mehr an Qualität auf dem Rasen gewesen. Die Neuzugänge kommen so langsam in Augsburg an und Jakic’ Blessuren sind zumindest vorerst auskuriert. Das neue System hat zudem dazu geführt, dass der FCA prinzipiell – bis auf in einer schwächeren Phase in der zweiten Hälfte (wo kam die schon wieder her?) – stabil stand und auch nach vorne einiges an Gefahr erzeugen konnte.

Bonuspunkte bekommt Thorup an dieser Stelle von mir, weil Henri Koudossou sein Bundesligadebüt geben durfte und anscheinend auf der rechten Schiene als kompetent genug angesehen wird. Koudossou war zwar derjenige, der sein Debüt als eigener Nachwuchsspieler feierte, aber damit war es mit der Jugend und Thorup am Sonntag noch nicht vorbei. Auch der 20jährige Yusuf Kabadayi wurde erneut eingewechselt und konnte in der Nachspielzeit direkt den Deckel drauf machen auf die Partie mit seinem Treffer zum 3:1. Thorup hat mittlerweile in seiner Zeit in Augsburg drei eigenen Jugendspielern zum Debüt verholfen und gibt den ganz Jungen auch in wichtigen Situationen ihre Chancen. Es kommen Manuel Baum Gefühle auf und das ist zumindest in Bezug auf die Jugendförderung etwas Gutes.

Was ist es wert?

Jetzt am Freitag geht es direkt weiter. Und die einfache Antwort auf die Frage nach dem Wert des Siegs gegen St. Pauli ist: 3 Punkte. Die werden aber erst dadurch abgerundet, in dem der FCA auf dieser Partie aufbauen und gegen Mainz am Freitag, erneut zu Hause, direkt nachlegen und den nächsten Dreier einfahren kann.

Was wäre der Unterschied? Mainz hat ähnliche Ambitionen wie der FCA und ist längst in der Liga angekommen. Zuletzt hatten die Mainzer eine sehr gute Ergebnisserie und blieben vor der Partie gegen Bremen in 11 Spielen ungeschlagen. Mainz ist ein echter Gegner auf Augenhöhe und damit steht ein Kräftemessen an, bei dem sich zeigen wird, wer von beiden Teams einen guten Saisonstart für sich verbuchen kann. Und wer den Erwartungen dann doch weiterhin hinterherhinkt. Wo St. Pauli ein absoluter Pflichtsieg war, ist das Spiel gegen Mainz ein Fingerzeig. Ich bin gespannt, in welche Richtung es geht.

Sonntagsspiele

Es bleibt dabei, dem FCA fällt der Saisonstart schwer: Nur in fünf der bisher 13 Bundesligaspielzeiten war die Punkteanzahl nach dem zweiten Spieltag höher. Entscheidend aber ist das Ergebnis am Ende, und es sind 32 Spiele um vergleichbar den bisherigen Spielzeiten alles zu bestätigen oder eben zu verbessern.

Nach dem zweiten Spieltag steht der 1. FC Heidenheim an der Tabellenspitze der Bundesliga. Unter den aktuell in der Liga spielenden Mannschaften standen nur Holstein Kiel, allerdings Deutscher Meister 1912, und der FCA noch nie auf diesem Platz. Am Tabellenende stehen die bisher punktlosen Aufsteiger sowie der VfL Bochum.

Acht Jahre spielte der FC St. Pauli bisher in der Bundesliga, das erste Mal in der Saison 1977/ 78. Nach zuletzt 13 Spielzeiten in der Zweitklassigkeit stehen die Hamburger in der Ewigen Tabelle der 2. Bundesliga, hinter Fürth, mittlerweile auf Platz 2.

Weltpokalsiegerbesieger, Tabellenführer nach dem ersten Spieltag der Saison 1995/ 96, viele bekannten Geschichten in und um den Verein. Dazu gehört auch die erste Live-Übertragung eines Fußballspieles im deutschen Fernsehen gegen Hamborn 07, am Millerntor 1952 vor 6.000 Zuschauern. Annahmen sind das bei dem Spiel über 2.000 Schwarz-weiß-Fernsehgeräte eingeschaltet waren. Im  Januar 1997 kam es auch auf Initiative des damaligen Moderators Friedrich Küppersbusch zur Neuauflage dieses Spiels in Hamborn.

Im ersten Spiel der Aufstiegsrunde 1973/ 74 gewann der FCA mit 3:2 im Volksparkstadion gegen den FC St. Pauli – das Rückspiel endete 4:4. Leicht positiv ist die Bilanz des FCA mit drei Siegen bei zwei Niederlagen in sechs Vergleichen mit den Hamburgern in der 2. Bundesliga. In Erinnerungen geblieben ist dabei der 3:2-Sieg im Oktober 2008 durch das späte Tor von Michael Thurk. Im bisher letzten Aufeinandertreffen gelang St. Pauli beim Montagsspiel im April 2010 mit dem 3:0 ein großer Schritt Richtung Bundesliga.

In der ersten Runde des DFB-Pokals kamen die Hamburger durch den Ausgleich in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit und einen Treffer in der Verlängerung beim Halleschen FC weiter. In der nächsten Runde geht es zu RB Leipzig. Die ersten Ligaspiele gegen Heidenheim und Berlin wurden jeweils verloren.

Nicht ungewöhnlich ist es Spieler während der Länderspielpause an Nationalmannschaften abzustellen. Eher die Ausnahme scheint es allerdings, wenn ein Co-Trainer des FCA, Lars Knudsen, zwischendurch die Nationalmannschaft eines EM-Teilnehmers coacht.

Zum Ende der Transferperiode haben noch Felix Uduokhai, Arne Engels und Niklas Dorsch den Verein verlassen. Fünf Jahre spielte Uduokhai beim FCA und wurde im November 2020 als vierter FCA-Spieler für die Nationalmannschaft nominiert. Eineinhalb Jahre verbrachte Arne Engels in Augsburg und überzeugte vor allem durch seine Vielseitigkeit. Mit Niklas Dorsch, der drei Jahre beim FCA spielte, bleibt auch sein Tor beim 2:0-Sieg in Köln im Dezember 2021 verbunden.

Vier der nächsten sechs Heimspiele sind an einem Freitag oder Sonntag – Fußball, samstags um 15:30 findet in Augsburg nur gegen Dortmund und Bochum statt.

Am Wochenende nun das erste Spiel des Heimdoppels, das zweite am kommende Freitag gegen Mainz 05. Gerade in dieser Konstellation sollte es dem FCA nach der Länderspielpause gelingen sich einzufinden und entsprechend den eigenen Vorstellungen wieder in der Liga zu behaupten. Unabhängig auch des nachfolgenden Spielplans geht es zunächst weiter von Spiel zu Spiel. Die Mannschaft muss sich finden und kann in jedem Spiel punkten.

Zum vierten Mal in Folge an einem Sonntag gegen St. Pauli: In allen bisherigen dieser Auftritte war der FCA erfolgreich. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

1,2,3,4,5,6,7: Thorup zählt sich selbst an

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Nur drei Pflichtspiele standen an, bevor die erste Länderspielpause schon wieder den Spielbetrieb der Vereine unterbrach, damit sich die Nationalmannschaften bei der Nations League miteinander messen können. Als FCA-Fan war ich nach dem Pokalspiel gegen Viktoria Berlin erstmal erleichtert. Immerhin hatte sich der FCA nicht blamiert und war gegen einen unterklassigen Club nicht ausgeschieden. Aber die entscheidenden Partien absolviert der FCA nicht im Pokal sondern in der Bundesliga, und hier war der Start enttäuschend.

Die Serie wächst an

Gegen Bremen war der FCA sauer auf den Schiedsrichter, der eine Elfmeterentscheidung verkackte. Auf der anderen Seite hatte der FCA selbst das Spiel nach der Halbzeitpause aus der Hand gegeben und den SV Werder ausgleichen lassen. Ganz unbeteiligt war das Team also nicht daran, dass Bremen einen Punkt aus der wwk Arena mitnahm und der FCA somit im sechsten Spiel in Folge (saisonübergreifend) in der Bundesliga nicht gewann.

Auf die Partie gegen Bremen folgte in Heidenheim ein erstes Debakel in dieser noch jungen Saison. Der FCA machte einfache Fehler in der Abwehr und geriet früh in Rückstand. Das Team hatte zwar in der Folge relevante Spielanteile, nach vorne fehlte aber die letzte Konsequenz und Durchschlagskraft. Ganz im Gegensatz dazu trat Heidenheim sehr durchschlagskräftig auf. Und so verlor man am zweiten Spieltag mit 0:4 gegen einen Gegner, gegen den man in der Vorsaison zweimal gewonnen hatte. Und der FCA bleibt somit auch im siebten Spiel in Serie in der Bundesliga ohne Sieg.

Selbstvertrauten ade?

Ein Grund, weswegen der Verein in der Vorsaison nach dem Spiel gegen den SV Darmstadt den Trainerwechsel von Enno Maaßen zu Jess Thorup vornahm, war das fehlende Selbstbewusstsein des Teams. Dieses Selbstvertrauen scheint auch im Moment nicht vorhanden zu sein. Dazu kommt, dass es für Jess Thorup im Moment auch nicht einfach ist, dieses wieder aufzubauen. Einerseits gab es in der Sommerpause viele Spielerwechsel. Kapitän Demirovic wechselte nach Stuttgart. Mit Felix Uduokhai und Niklas Dorsch wechselten weitere Spieler, die in der Vergangenheit schon die Binde beim FCA getragen hatten, den Verein. Als Ersatz kamen im Sommer vor allem Spieler, die mit Liga und Verein noch nicht vertraut sind. Woher soll das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Selbstvertrauen momentan kommen?

Der ein oder andere wird nun anmerken: Glücklicherweise ist doch jetzt Länderspielpause. Ja, aber der FCA verfügt über so viele Nationalspieler wie lange nicht und genau die sind jetzt in der Länderspielpause nicht beim FCA sondern mit ihren Nationalmannschaften unterwegs. Etwas unglücklich alles, aber so richtig voran geht es dann gerade auch nicht.

Wie sieht Thorups sportliche Lösung aus?

Aber auch auf dem Platz ist Jess Thorup als Lösungsfinder gefragt. Neben dem, dass er eine Mannschaft formen muss, die auf dem Platz auch als solche auftritt, stellen sich sportliche Fragen. Eine, die den FCA nun schon länger begleitet: aus welcher Grundformation heraus will man eigentlich antreten? Gegen Bremen hat man 60 Minuten mit der Raute gespielt und dann auf ein System mit 3er Kette gewechselt. Die 3er Kette hat gut funktioniert. Gegen Heidenheim orientierte man sich zurück zur 4er Kette und kassierte eine Klatsche.

Wenn Thorup mit den Medien redet, dann wird er meistens nicht besonders konkret. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

Es mag mir nicht in den Kopf, dass die Phase, in der ich so viele neue Spieler wie selten zuvor integrieren muss, die richtige ist, um von System zu System zu wechseln. Um schnell zu eingespielten Abläufen in kurzer Zeit zu kommen, kann es aus meiner Sicht nicht förderlich sein, immer wieder von System zu System zu wechseln. Und wie einen Gegner auseinander nehmen, wenn man halbgar einstudierte Systeme auf den Platz bringt und nicht ganz auf der Höhe ist, hat zuletzt Heidenheim eindrucksvoll gezeigt.

Ist Thorup überhaupt voll beim FCA?

Insgesamt sprechen die sportlichen Leistungen nun somit schon seit einer geraumen Weile nicht mehr für Jess Thorup als Trainer beim FCA. Dennoch hatte der kicker noch im Mai berichtet, dass der FCA den Vertrag über den Sommer 2025 hinaus verlängern wollte, um Konstanz auf dem Trainerposten zu schaffen. Eine Vollzugsmeldung gab es über den gesamten Sommer hinweg allerdings nicht.

Dies kann nun zweierlei bedeuten. Einerseits kann sich das Interesse des FCA geändert haben bzw. man hat sich entschieden, das Thema bis nach die Transferperiode zu verschieben. Andererseits kann es sein, dass Thorup gar kein längerfristiges Interesse daran hat, beim FCA zu bleiben. Ganz konkret ist Thorups Co-Trainer Interims-Nationaltrainer in Dänemark. Thorup hat die Nationalmannschaft immer als einen von zwei Traumjobs bezeichnet (neben der Trainerstelle in Kopenhagen, die er schon inne hatte). Bei seinem Absprung nach Kopenhagen war dieser auch früh während einer Saison erfolgt – Anfang November, um genau zu sein. Evtl. schielt Thorup auch auf einen Posten bei einem größeren Verein. Der FCA sollte hier im eigenen Interesse schnell für Klarheit sorgen. Im amerikanischen wird ein Trainer, der keine Zukunft mehr bei seinem Verein hat, als “lame duck” übersetzt “lahme Ente” bezeichnet, weil im die Glaubwürdigkeit fehlt, Konsequenzen durchzusetzen. Eine solche Situation sollte der FCA zwingend vermeiden.

Am Scheidepunkt

Und so kommt es, dass beim FCA schon sportlich früh in der Saison Spannung aufkommt. Wie geht es konkret weiter? Aus meiner Sicht gibt es zwei Möglichkeiten: Einerseits könnte man mit Thorup verlängern. Thorup hat auch schon letzte Saison sportliche Abläufe nach seiner Ankunft vereinfacht und seiner Mannschaft Selbstbewusstsein eingeimpft. Warum sollte er die Kurve nicht noch einmal bekommen? Dann bleiben die ersten beiden Spiele eine Randnotiz. Andererseits will der FCA vielleicht erst die sportliche Entwicklung abwarten, und sollte sich bei fehlender Überzeugung oder bei Fragezeichen bzgl. Thorups mittelfristiger Verfügbarkeit schneller von Trainer Thorup trennen als letztes Jahr von Enno Maaßen.

Vielleicht sieht es intern viel deutlicher aus. Nach außen vermittelt der FCA durch seine sportlichen Ergebnisse und die unterbliebene Vertragsverlängerung von Thorups Fragezeichen auf der Trainerposition. Mal schauen, wann sich diese auflösen. Bis dahin bleibt es spannend, rund um unseren Lieblingsclub. Etwas anderes war ja aber auch gar nicht zu erwarten.

Transfers, Transfers und nochmal Transfers

Das Transferfenster ist fast in allen Ländern geschlossen. Der FC Augsburg darf zumindest keine neuen Spieler mehr von anderen Vereinen verpflichten. Aber irgendwann ist ja auch mal genug. Der FCA hat in dieser Transferperiode gefühlt so viele Transfers vorgenommen, wie noch nie und es wird Zeit, sich alle Vorgänge einmal gebündelt anzuschauen. Los geht’s:

Die reinen Zahlen

Wenn man sich einen statistischen Überblick verschafft bzgl. der Transfers des FC Augsburg in der Sommerpause 2024/25 dann kann man laut transfermarkt.de folgendes feststellen: Den FCA haben 19 Spieler verlassen und das hat ca. 37 Millionen EUR eingebracht. Auf der Gegenseite sind 21 Spieler zum FCA gekommen und haben 15 Millionen EUR gekostet. Wenn man auf Preiskalkulationen schaut, dann wäre diese eine Bruttokalkulation. Es erfasst erst einmal alle vertraglichen Spielerbewegungen, gibt einem aber kaum ein Gefühl darüber, wie viele Spieler wirklich gekommen und gegangen sind.

Noch nicht verstanden? Kristijan Jakic ist im Sommer ein Abgang und Zugang gleichzeitig. Er kehrte formell zur Frankfurter Eintracht zurück, da seine Leihe beendet wurde. Der FCA hat aber seine Kaufoption gezogen und dadurch Jakic fest verpflichtet. Aus meiner Sicht kann man ihn aus der Gleichung nehmen. Jakic war faktisch vor und nach dem Sommer ein Spieler des FCA. Ähnlich ist es mit Leihrückkehrern, die nach ihrer Leihe wieder verliehen oder auch komplett verkauft wurden. Es sind 8 Leihspieler formell zum FCA zurückgekehrt. Es wurden auch erneut 8 Spieler verliehen. Klar, dabei handelt es sich nicht um die komplett identische Gruppe, aber viele echte Bewegungen sind auch nicht dabei. Gehen wir der Einfachheit halber einfach mal davon aus, dass die 8 Leihtransfers nicht für den Kern des Kaders relevant sind. Wenn wir mit Jakic mit in die Gleichung aufnehmen, dann verbleiben beim FCA 10 Ab- und 12 Zugänge, die sich sportlich auf die Mannschaft auswirken. Bei einem Kaderkern von 25 Spielern kann man dann feststellen: der FCA hat die halbe Mannschaft im Sommer ausgetauscht.

Was ist mit Qualität?

Und gerade die Abgänge tuen sportlich weh. Denn mehr als die Hälfte der 10 Abgänge, waren Spieler, die sportlich eine wesentliche Rolle beim FCA gespielt haben. Mit Iago, Kevin Mbabu, Ermedin Demirovic, Niklas Dorsch, Felix Uduokhai und Arne Engels haben 6 potentielle Stammspieler des FCA den Verein verlassen. Das sind 3/4 Spieler der Viererkette. Das ist die Hälfte des Mittelfelds. Und das ist – und das mag vielleicht am schwersten wiegen – der Stürmer, der an der Mehrheit der Tore in der letzten Saison beteiligt war und das Team als Kapitän aufs Feld führte.

Auf der anderen Seite hat Schlotterbeck und Wolf genau zwei Spieler verpflichtet (ich nehme Jakic unten wie oben hier aus), die die Bundesliga schon aus vorherigen Stationen kennen. Insgesamt ist da sowieso kein teurer Spieler dabei gewesen, wenn man sich auch vorherige Transferphasen mal anschaut. Der teuerste Zugang war die Kaufoption von Kristijan Jakic, danach kommt die Verpflichtung von Samuel Essende für kolportierte 4 Mio. EUR. Die Spieler werden nun nicht durch die gezahlten Transfersummen mit Erwartungen überhäuft. Aber Qualität kostet nun mal auch Geld und am Grabbeltisch langt man gut und gerne auch mal daneben. Insgesamt schreien die Personalien jetzt nicht danach, dass sie für sofortigen Erfolg in der Bundesliga sorgen.

Der Abwehr-Jeff ist in der Zeit des Umbruchs erneut Kapitän und mehr denn je gefordert, dieses neu-zusammengewürfelte Team zu stabilisieren. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

Und die Kohle?

Ja, was ist denn mit der ganzen Kohle? Hier mag man einmal anmerken, dass der FCA in den zwei vergangenen Wirtschaftsjahren jeweils einen kalkulatorischen Verlust erwirtschaftet hat, weil eben nicht ausreichend Transfererlöse vorhanden waren und man die Mannschaft zusammenhalten wollte. Auf der anderen Seite sind die Einnahmen noch größer als die genannten 37 Millionen EUR, denn diese enthalten nur die Zahlungen, die in diesem Sommer fällig waren und hier auch nur die Fixbeträge und keine Bonusse. Sowohl bei Demirovic als auch Engels werden relevanten Bonuszahlungen eingehen. Bei Felix Uduokhai sind nur 500.000 EUR jetzt gezahlt worden, die restlichen Millionen folgen im Januar. An sich kann man wohl davon ausgehen, dass der FCA kalkulatorische Einnahmen in Höhe von mind. 45 Millionen EUR in diesem Sommer generiert hat.

Und davon hat er nur 15 Millionen wieder für Transfers ausgegeben. Legen wir mal gr0ßzügig 20 Millionen für vergangene Verluste zur Seite, so bleiben noch mind. 10 Millionen mit denen man noch einen Kracher hätte holen können. Hier stellt sich nun die Frage: wollte man nicht? Sieht man die Mannschaft als stark genug, um in der Bundesliga eine gute Rolle zu spielen? Oder hat man mit dem Geld anderes vor? Die Zeit wird es zeigen.

Summa Sumarum

Wow, Marinko Jurendic, Wow für diesen ersten Transfersommer in Augsburg. Rekorde wurden gebrochen und es spricht für Jurendic und Ströll, dass sie für abwanderungswillige Spieler diese Beträge erlösen konnten. Die wirtschaftliche Stabilität des Clubs steht an erster Stelle und das war ein wichtiger Schritt, um diese zu erhalten.

Auf der anderen Seite steht die Aussicht auf kurzfristigen sportlichen Erfolg. Das wird Zeit brauchen, wenn man das halbe Team tauscht. Das wird auch Zeit brauchen, weil Spieler keine Maschinen sind und sich eingewöhnen und wohlfühlen müssen. Und dann muss die Mannschaft ihr Selbstbewusstsein wiederfinden. Gut, dass es mit Jeff, Tietzi, Elvis und Jakic einen stabilen Kern gibt, um den man drum herum aufbauen kann. Über den ein oder anderen wackeligen Moment sollte man sich aber auf Grund des Umbruchs in diesem Jahr nicht wundern. Hoffen, wir dass das Team daran wächst und nicht zerbricht.

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