Die fast perfekte Woche

In der letzten Woche war der FC Augsburg ungewohnt busy. Englische Wochen kennt unser Verein nur aus vereinzelten Erzählungen. Im Europa Pokal hat man lange nicht mehr gespielt und auch im Pokal ging es lange nicht über die ersten beiden Runden hinaus.

Die Gefühlslage vor dieser Woche war nun nicht mit Euphorie übersät. Zu Hause war der FCA zwar in dieser Saison immer in der Lage mitzuspielen, auf der Ergebnisseite hatte man aber schon einige Punkte liegen gelassen. Auswärtsspiele hatten zudem in dieser Saison immer Katastrophenpotential und viele der zu vielen Gegentore hatte sich der FCA in der Fremde gefangen.

Als Fußballfan neigt man ja dazu, entweder an die Meisterschaft zu denken oder direkt den Abstieg zu prophezeien. Vor der letzten Woche tendierte die Stimmung eher zu Zweiterem. In der Nachschau kann man nun konstatieren, dass der FCA nicht nur Ergebnisse eingefahren hat sondern auch auf dem Platz wichtige Schritte nach vorne gemacht hat. Eine Zusammenfassung von aus meiner Sicht wesentlichen Punkten:

Eklig ist sexy

Die Partien zeigen vor allem auch: mit Intensität kann der FCA regelmäßig Ergebnisse einfahren. Michael Ströll hatte im Sommer ausgesagt, dass der FCA sexy werden wolle. Die Ansichten darüber, was als „sexy“ empfunden wird, gehen bekannterweise deutlich auseinander. In der wwk Arena wird es regelmäßig als sexy betrachtet, wenn der Gästeblock verstummt, weil der FCA auch über Zweikampfführung und Intensität im Spiel qualitativ besseren Gegnern die Nerven raubt. Das hat man gegen Dortmund wieder gezeigt. Gezieltes offensives Pressing und aufopferungsvolle Defensivarbeit waren die Grundlage auch für gezielte Ballbesitz- und Offensivphasen. Nur so geht es und ja, ich finde das sexy.

Nedi Labrovic musste in den letzten Spielen nicht mehr so oft hinter sich greifen. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Ergebnisse über die Zeit gebracht

Am Ende gegen Dortmund als auch gegen Schalke kam man dann doch etwas in Bedrängnis. In beiden Fällen konnte man – analog zum Heimspiel gegen Mönchengladbach – die Ergebnisse über die Zeit bringen. Die Mannschaft wurde nicht unruhig und hat zu Hause sich viel Selbstvertrauen und eine breite Brust erarbeitet und weiß, dass sie auch schwierige Phasen überstehen kann. Bei einer Mannschaft, bei der man in den vergangenen Wochen auch mal über mentale Themen nachgedacht hatte, zeigt sich, dass dies in manchen Aspekten aber nicht grundsätzlich ein Thema ist.

Auswärts stabiler

Zum Abschluss der Woche stand dann das Auswärtsspiel in Wolfsburg an. Nachdem in Freiburg die ersten 30 Minuten der Auswärtspartie recht stabil waren, hielt der FCA nun länger durch und stand grundsätzlich defensiv stabil. Man konnte sogar selbst einen Wolfsburger Fehler für sich nutzen und 1:0 in Führung gehen. Für 3 Punkte reichte es am Ende dann doch nicht, weil Wolfsburg eine der eigenen Chancen doch noch nutzen konnte. Die Auswärtsniederlagenserie ist dennoch gebrochen und der FCA hat zumindest in der Fremde mal wieder einen Punkt geholt. Darauf kann man in den kommenden Auswärtspartien aufbauen.

Am Ende der Woche steht das Weiterkommen im Pokal auf dem Zettel, inklusive der Zulosung eines Zweitligisten in der nächsten Runde. Der FCA könnte realistisch im Pokal überwintern und uns dadurch positive Aufregung in der Rückrunde verschaffen. Dazu kommen vier Punkte für die Bundesligatabelle, die zumindest kurzfristig dafür sorgen, dass der FCA sich wieder im Mittelfeld der Tabelle einsortiert und nicht weiter hinten reinrutscht. Insgesamt ist das natürlich alles eine Momentaufnahme. Gerade die Partie gegen Hoffenheim wird zeigen, wie nachhaltig die Entwicklung ist. Aber zumindest heute kann man festhalten, dass man eine positive Entwicklung erkennen kann.

Auswärtsspielen

Das erste Mal gewinnt der FCA ein Pflichtspiel zu null. Dabei macht Alexis Claude-Maurice im vierten Spiel sein viertes Pflichttor, und die eingewechselten Maier und Essende treffen ebenfalls. Wie gegen Dortmund gelingt auch gegen Schalke der vierte Pflichtspielsieg der Vereinsgeschichte. Nur etwas war anders: Gegen den Zweitligisten trat der FCA als Favorit an, und der Spielverlauf war fast gefühlt wie früher, als der FCA in der unteren Liga eingeordnet war – nur eben umgedreht.

Am Sonntag dann die Auslosung für die 3. Runde. Im Topf sind dann zehn Bundesligisten, fünf Zweitligisten und mit Arminia Bielefeld noch ein Drittligist. Was wäre zu wünschen? Auswärts wiedermal in Karlsruhe oder Regensburg, oder vielleicht ein Heimspiel gegen einen Gegner der nicht aus München oder Leipzig kommt? Das Ziel bleibt im Pokal zu überwintern.

Mit acht Punkten steht der VfL nach acht Spieltag auf Platz 14. Nach dem 12. Platz in der vergangenen Spielzeit ist das Ziel mit Trainer Ralph Hasenhüttl eigentlich mit attraktivem Fußball wieder an die vorderen Tabellenregionen anzuknüpfen. In der Saison 2021/22 spielten die Wolfsburger das letzte Mal in der Champions League, seitdem war der achte Platz in der Saison 2022/ 23 die beste Platzierung.

Während die Mannschaft bisher auswärts sieben Punkte erreichte, gelang in vier Heimspielen nur ein Punkt gegen den VfB – am Dienstag dann allerdings ein 1:0 nach Verlängerung im Pokal gegen Dortmund.

In den Räumen des Wolfsburger Stadions ging es diese Woche nicht nur um Fußball, sondern auch um die Zukunft von VW. Mitschwebend dabei auch Fragen wie sich die angekündigten Werkschließungen und der Wegfall von vielen Arbeitsplätzen auf die Entwicklung des VfL Wolfsburg auswirken werden.

Fußball und Stadionbesuch ist mehr als nur das Geschehen auf dem Rasen. Im Stadion ein Querschnitt der Gesellschaft, wie auch alle aktuellen und allgemeinen Themen. Menschen teilen mehr als nur die Leidenschaft für ihren Verein und den Sport. Das Stadionerlebnis mag sehr unterschiedlich empfunden werden in der Kurve oder in anderen Bereichen des Stadions, aber immer, weniger oder stärker, zusammen mit anderen Personen.

Auch diese Struktur bietet eine Grundlage um über den Sport hinaus Gemeinsamkeiten zu schaffen: Fußball ist mehr nur als der Sport. Wenn überall über Werte gesprochen wird, bietet sich auch die Möglichkeit im vermeintlich Kleinen diese zu leben. Dies bedeutet nicht nur bei aktuellen Themen in um den Sport zuhören, miteinander sprechen und gemeinsam wirkliche Lösungen zu finden.

Fünf seiner Heimspiel in der Hinrunde der Regionalliga Bayern bestritt die zweite Mannschaft des FCA an einem Freitagabend in der Rosenau. Flutlicht, Erinnerungen an frühere Spiele der ersten Mannschaft und die besondere Atmosphäre im Rund ergeben einen eigenen Rahmen bei diesen Auftritten. Wie lange das noch so sein kann, ist stark vom  baulichen Zustand des Stadions, das mittlerweile auch wieder von Schwaben Augsburg genutzt wird, abhängig. Ohne Berücksichtigung möglicher Sanierungsarbeiten und verbundener Kosten geht es auch um den Erhalt einer historischen Sportstätte, die weit mehr ist als ein Kulturdenkmal.

Am Samstag nun der nächste Versuch des FCA auswärts zu punkten. Nach zwei Heimsiegen sollte das Selbstbewusstsein dazu wieder gewachsen sein. Die Bilanz gegen den VfL Wolfsburg ist bei neun Siegen und neun Unentschieden in 26 Vergleichen leicht positiv – mit vier Siegen auch auswärts. Im März gewann der FCA durch Tore von Arne Maier und Kristijan Jakić dort mit 3:1. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Pokalvorabend

Vor allem auch in der zweiten Halbzeit überzeugt der FCA und gewinnt zum insgesamt vierten Mal gegen den BVB. Überzeugend dabei ist Alexis Claude-Maurice, der bei seinem Startelf-Debut beide Treffer erzielt.

Nach dem 8. Spieltag steht der FCA nun mit zehn Punkten im Mittelfeld der Tabelle. Weiter geht es in der Liga, nach dem Pokalspiel, mit dem Auftritt in Wolfsburg am kommenden Samstag. Leipzig und München haben ihre Spiele am Wochenende gewonnen, Leverkusen spielte unentschieden in Bremen. Dazu kommen vier weitere Punkteteilungen und keine großen Veränderungen in der Tabelle – die Liga läuft immer weiter.

In der zweiten Pokalrunde stehen 17 Bundesligisten, neun davon haben ein Heimspiel. Es mag unterschiedliche Annahmen geben, was eine attraktiver Partie im Pokal ist, aber unter Berücksichtigung von regionalen Bezügen, Ligenunterschieden oder anderen Besonderheiten fällt hier kaum eine Paarung auf. Offenbach spielt gegen Karlsruhe, Mainz gegen München – irgendwie gab es auch schon spannendere Auslosungen.

Der FCA spielt gegen Schalke und findet sich dabei in der Favoritenrolle. Eine ganz andere Situation vor 14 Jahren als Schalke kurz vor Weihnachten als Bundesligist beim damaligen Zweitligisten im Achtelfinale zu Gast war und durch Farfan, auf Zuspiel von Raul, in der 84. Spielminute zum Siegtreffer kam. Im Jahr zuvor kam der FCA, mit der besten Wettbewerbsplatzierung bisher ins Halbfinale. Die dritte Runde wurde dann noch viermal, das Viertelfinale einmal, 2019, erreicht. Im DFB-Pokal noch weiter zu kommen wäre auch ein weiteres Ziel.

Nach der 3:4-Heimniederlage gegen Fürth stehen sie Schalker aktuell auf Platz 15 der 2. Liga, punktgleich nur wegen der besseren Tordifferenz vor Eintracht Braunschweig. In zehn Spielen gelangen erst zwei Siege und zwei Unentschieden. Nach dem zehnten Platz in der vergangenen Saison soll es in dieser Spielzeit eigentlich wieder etwas weiter nach vorne gehen. Das mittelfristige Ziel bleibt der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Schwierig auch die wirtschaftliche Situation der Gelsenkirchener, in der zur nächsten Saison auch ein Punkteabzug droht. In der ersten DFB-Pokalrunde gewannen die Schalker beim VfR Aalen.

Die Innenministerkonferenz hat sich mit Gewalt im Stadion beschäftigt. Mit dabei auch Vertreter von DFB und DFL, Fanvertreter waren keine eingeladen. Die Grundannahme, dass der Stadionbesuch gefährlicher geworden sei, ist statistisch falsch und die Verletzungswahrscheinlichkeit genauso hoch wie beim Oktoberfest, nämlich 0.005 %. Schlimmer noch die Vermengung von allem möglichen, versuchtes Verständnis für Abläufe und Fankultur kommt dabei nicht vor. Nicht praktikable Vorschläge anstelle von Sensibilisierung. Eine zentrale Stelle zur Prüfung von Stadionverboten soll eine Lösung sein. Präventive Deeskalation sieht anders aus – miteinander sprechen, und Sichtweisen vielseitig nachzuvollziehen, scheint immer der bessere Einstieg.

Zwischendurch nun wieder Pokalabend. So viele Pokalspiele hat es in Augsburg zeitweilig nicht gegeben. Die Spiele gegen und bei den Münchener Vereinen, der Auftritt gegen den HSV, dann sieben Jahre Pause. Nach der Niederlage im Elfmeterschießen gegen Leverkusen 13 Jahre kein Erstrundenspiel, die genannten Spiele, und dann gefühlt  immer wiedermal gegen München oder Leipzig.

Auch wenn die Anstoßzeit sehr unglücklich ist findet das Pokalspiel in Augsburg statt. Mit den Eindrücken der letzten Heimauftritte verbunden besteht die Zuversicht auch in diesem Wettbewerb wieder etwas weiter zu kommen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Wohin des Weges?

Es war etwas mehr als eine halbe Stunde gespielt, da nahm Jess Thorup erstmals auf der Augsburger Bank Platz und wurde ebenso wie seine Mannschaft zum unbeteiligten Zuschauer der folgenden Freiburger Treffer. Bis dahin hatte der FCA in einem mittelmäßigen Spiel mittelmäßig mit gespielt und den Gegner recht gekonnt vom Tor ferngehalten aber auch ohne große Impulse nach vorne zu setzen. Vom Freiburger Spektakel mit 3 Toren in 10 Minuten schienen dann aber doch allesamt im Stadion bis hin zu Trainer und Mannschaft überrascht. Anders ist der kollektive Aussetzer nicht zu erklären. Der FCA war immer einen Schritt (oder Kopf) zu spät, Freiburg gelang zumindest in dieser Phase fast alles.

Immerhin begann die zweite Hälfte hoffnungsvoll und es war ein wichtiges Zeichen, neben Alexis Claude-Maurice mit Henri Koudossou eine Nachwuchskraft für den indisponierten Marius Wolf zu bringen. Das Spiel wurde deutlich dynamischer, wobei die Meinungen auseinander gingen, ob das am Augsburger Spiel oder an den Freiburger Gastgebern lag. Zumindest gab der FCA keinen Ball verloren, gewann ebenso Zweikämpfe wie zweiten Bälle und hatte sogar die ein oder andere Torannäherung zu verzeichnen. Doch die Hoffnung währe nicht lange, der Anschlusstreffer war dann doch nur der Ehrentreffer.

Augsburger Umwege

Und so gleichen sich am Spieltag und den Tagen danach die mittlerweile eingeübten Mechanismen. Es folgen die Klagen über das eigene Auftreten, die fehlende Konstanz und das auswärtige Auftreten. Eine gewisse Ratlosigkeit macht sich breit und blickt man auf die Artikel der Presse wie in der Gazette in den letzten Wochen, so grüßt mehr als einmal das Augsburger Murmeltier. Aus laienhafter Perspektive fehlen einem nicht nur die Worte sondern der Eindruck verfestigt sich zunehmend, dass dem FCA selbst nicht so ganz klar ist, was er nun sein möchte. Welche Spielidee verfolgt Jess Thorup eigentlich, was ist die (neue) Augsburger Identität?

Das ist vermutlich auch keine reine Systemfrage, denn ob Dreierkette oder Raute mit kippendem Torwart ist da einerlei. Vielmehr verbleibt der grundlegende Ansatz nebulös. Hat man in den vergangenen Jahren noch ausreichend Spiele als Kontermannschaft gewonnen, überkommt einem das Gefühl, dass ein aktiverer und ballsicherer FCA – den ja auch jeder fußballbegeisterter Fan sehen möchte – leider nur nicht die Sache des FCA ist. Und umgekehrt ist nun der Weg zu weit, um wieder eine Kontermannschaft zu werden. Für beide Gesichter des FCA gibt es gerade auswärts ausreichend Belege.

Die letzten Erfahrungen – gerade auswärts – geistern noch durch die Köpfe. (Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Sexy FCA? Das reicht leider nicht

Dabei hat der FCA in den vergangenen Spielzeiten die unterschiedlichsten Gesichter gezeigt. Das des „Comeback-Königs“ nach einer beeindruckenden Serie von Siegen nach Rückstand, als Scheinriese zeitweise unbesiegbar am Freitagabend (bevorzugt 1-0) und vor grauer Vorzeit schlug man gerne auch mal die ganz Großen und verlor regelmäßig gegen die ganz Kleinen. Mittlerweile ist Augsburg da etwas berechenbarer. Spiele gegen spielstärkere Mannschaften gehen gewöhnlich verloren, gegen Mannschaften auf der vielzitierten Augenhöhe holt man die Punkte. Nur ist das leider derzeit saisonübergreifend – ohne die Statistik zu bemühen – nur mäßig erfolgreich. Und wird dann bedenklich, wenn man dann auch noch in (Heim-)Spielen aus verschiedenen VAR-Gründen Punkte verliert.

Wohin soll es gehen auf dem Spielfeld und darüber hinaus? Die Anspruchshaltung ist nicht nur in den Fanblöcken gestiegen. Die Vereinsoberen selbst haben im Sommer ohne erkennbare Selbstironie die neue Sexyness des Vereins konstatiert. Auf der Mitgliederversammlung bemerkte der Präsident wiederum, dass der „neue, alte FCA“ wieder „in“ sei. Und tatsächlich sind die Zahlen rund um den Verein, und das kann der neuen Vereinsführung hoch angerechnet werden, durchaus beachtlich. Und mittlerweile ist eine ganze Generation an neuen Fans mit der Bundesliga aufgewachsen, was sich wiederum in vollen (und lauten) Gästeblocks zwischen Berlin und Freiburg zeigt.

Wie lange die Reiselust angesichts der eklatanten Auswärtsschwäche noch anhält, ist allerdings eine andere Frage. Die auch eng damit verknüpft ist, welchen Weg der FCA nun weiter geht. Derzeit läuft es etwas unrund. Man vermisst die Überzeugung, ein Spiel auch mal über 90 Minuten souverän gestalten zu können. Es fehlt eine konstante Idee und vielleicht sogar Philosophie, die zum Kader und dem neuen Augsburger Weg passt. Aktiver im Spiel, ambitionierter im Ziel. Auf die Umbrüche wurde schon hingewiesen und es ist in der Tat viel zu früh um abzusehen, wohin die Reise führen wird. Potential ist zweifellos vorhanden. Doch man sollte auch die Frage stellen, ob die Möglichkeiten mit dem neuen Augsburger Hochglanzimage mithalten können.

Down to earth

Momentan ist da einfach zu viel Show und zu wenig Inhalt. Man denke mit Grausen an die „Unleash the wolf“ Kampagne bei der Vorstellung von Marius Wolf – der bislang 1,5 gute Spiele gemacht hat und meilenweit von der ihm angetragenen Führungsrolle weg ist. Oder den Signature Move des durchaus bemühten Samuel Essende, den man als Torjubel eher nach dem 15. Treffer in der Champions League als beim Einnetzen gegen den Regionalligisten Viktoria Berlin erwarten würde. Manchmal wäre etwas Bescheidenheit vor der großen Show ganz gut.

Doch es bleibt die Hoffnung, dass Jess-we-can das schon richten wird. Es ist ja nicht alles schlecht, wie der Augsburger gerne unkt, wenn das dritte Bier über den Tresen des Stadionkiosk geht. Vielleicht braucht es einfach auch mal die klassischen Tugenden und schlicht einen emotionalen Anschieber auf dem Platz, um das Flickenwerk auf dem Rasen in die richtige Richtung zu lenken. Immerhin sind aus dem Umbruch der letzten Jahre neue emotionale Köpfe wie Philipp Tietz oder Elvis Rexhbecaj hervorgegangen und sympathische Größen wie Jeff Gouweleeuw geblieben. Da muss sich noch etwas finden und dann klappt es auch mit einem neuen Gesicht 2024/25 – hoffentlich im positiven Sinne. Wir sind gespannt, welches das sein wird, während wir leise die Champions League Hymne summen.

Spielwoche

Die dritte Niederlage im dritten Auftritt bei 11 Gegentoren, der FCA kann auswärts weiter nicht überzeugen.  Sieben Heimpunkte nach sieben Spielen entsprechen Platz 15. Die nächsten Gegner auswärts sind Wolfsburg, München und Frankfurt. Es geht wieder darum von Spiel zu Spiel zu blicken, beginnend am Samstag mit dem Vergleich gegen den BVB.

München, Leipzig, Leverkusen und Dortmund gewinnen ihre Auftritte am vergangenen Spieltag, dazu auch Freiburg und Union – die ersten sieben sind die gleichen wie in der Abschlusstabelle der Saison 2022/23. Kiel und St. Pauli verlieren, Bochum entlässt nach der Niederlage in Hoffenheim die sportliche Leitung, der Abstand nach hinten bleibt aus Augsburger Sicht gleich.

Vier Heimsiege stellen die aktuell beste Bilanz der Liga dar. Demgegenüber das Unentschieden in Bremen und die Niederlagen in Berlin und Stuttgart – der BVB steht nach dem siebten Spieltag auf Platz 7. Nach den Siegen in Brügge und gegen Celtic verloren die Dortmunder nach 2:0-Halbzeitführung noch mit 5:2 bei Real.

Mit Nuri Sahin als Trainer und Neuverpflichtungen wie Serhou Guirassy, Maximilian Beier, Waldemar Anton und Pascal Groß plant der BVB einen neuen Anfang. Interessant dürften auch die noch folgenden Vergleiche gegen die aktuell vier Ersten der Liga werden. Nach dem Spiel in Augsburg tritt Dortmund in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim VfL Wolfsburg an. Zumindest nach Anzahl der Spiele ist dies die einfachste Variante für den letztjährigen CL-Finalteilnehmer einen Titel zu gewinnen.

Ende November startet die neuerliche  Auktion über die Vergabe der Fernsehrechte. Fast schon egal welches Ergebnis dabei erzielt wird, nicht möglich, dass alle Spiele in einem Sender gezeigt werden.

Was ist Fußball, wem gehört der Sport und aus verschiedener Sicht die Frage wie dieser, und verbundene Prozesse weitergehen werden.

Ein arabischer Staatskonzern als Sponsor für die nächsten Weltmeisterschaften der Männer und Frauen – das eigenernannte Ziel „Schutz der Werte des Fußballs“ der FIFA scheint inhaltlich eine andere Deutung zu erfahren.

Das Spiel bleibt der Sport, der die Menschen verbinden kann, die Grundfragen im Umfeld bleiben die gleichen, mögliche Antworten zunehmend noch schwerer.

Nach sieben Spieltagen zeigt sich der FCA unterschiedlich in den Heim- bzw. Auswärtsauftritten. Nicht nur innerhalb einzelner Mannschaftsteile scheint noch nicht alles gelungen. Auch wenn einiges noch nicht hinsichtlich Aufgaben und Abstimmungen geklärt scheint, gab es in den Heimauftritten immer wieder gelungene Ansätze. Die Mannschaft erweckt auch immer den Eindruck eines gemeinsamen Willens des Vorankommen. Dies bleibt eine der Voraussetzungen vor der englischen Woche. Vielleicht sind es auch die anstehenden Spiele gegen Dortmund und in Wolfsburg, die eine Entwicklung forcieren können. Dazwischen das Pokalspiel gegen Schalke, in dem der FCA als Favorit antritt.

Zweimal gegen Mannschaft aus dem Ruhrpott in vier Tagen, wenn auch unter ganz unterschiedlichen Voraussetzungen.

In bisher 26 Ligaspielen hat der FCA dreimal gewonnen und siebenmal unentschieden gespielt. In den letzten sechs Heimspielen gegen Dortmund ist die Bilanz Sieg, Unentschieden, Niederlage ausgeglichen. Die zwei Niederlagen resultierten vom vorletzten Spieltag 2022/23, als der BVB kurz vor der Meisterschaft stand, und vom Januar 2022, als Eric Haaland in seinem ersten Auftritt drei Treffer erzielte.

Alles das spielt keine Rolle mehr. Für den FCA geht es darum weiter in den Heimspielen zu überzeugen und auch auswärts endlich konstanter aufzutreten. In den drei Spielen in der kommenden Woche kann die Mannschaft vieles dazu gewinnen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Umstrittener Werbedeal

Wer in dieser Saison schon einmal bei einem Heimspiel des FC Augsburg war, dem könnte der Name „Betano“ durchaus ins Auge gefallen sein. Der Sportwettenanbieter, der bereits die Fußball-EM gesponsort hatte, wirbt seit Sommer im Augsburger Stadion. Fans haben von der umstrittenen Partnerschaft allerdings wenig mitbekommen. Das liegt vor allem daran, dass es offiziell gar keine Partnerschaft sein soll, wie der Verein auf Anfrage der Rosenau Gazette betont. Das steckt hinter dem Deal.

Augsburg & Betano: Werbung bis 2027

Es handle sich nicht um eine Partnerschaft oder ein Sponsoring im klassischen Sinne, heißt es. Deshalb habe es auch keine Pressemitteilung oder sonstige Ankündigung gegeben. Wie lange der FC Augsburg mit Betano kooperiert, ist für Außenstehende damit nicht ersichtlich. Nach Informationen der Rosenau-Gazette geht der Deal drei Jahre, also bis einschließlich der Saison 2026/27.

Betano ist demnach ein Werbepartner, aber kein offizieller Sponsor, und hat laut FCA „ein reines TV-relevantes Mediapaket (Werbebanden im Stadion) gebucht“. Deshalb darf der Wettanbieter zum Beispiel auch nicht mit dem Logo des FC Augsburg werben. Am sichtbarsten ist der Wettanbieter hinter dem Tor in der Südkurve. Jahrelang warb hier „Rofa Rolladen“, ehe zuletzt – optisch ansprechend – gar keine Werbung, sondern ein Vereinsschriftzug die Bande schmückte.

In der Südkurve hinter dem Tor gut zu erkennen: Betano auf der Werbebande, Foto: RoGaz

Nur ein Erstligist ohne Glücksspielpartner

Wettanbieter werden in der Bundesliga immer sichtbarer: Der FC Bayern wirbt für Tipico, der BVB für bwin, Leverkusen für tipwin und der VfB Stuttgart trägt den französischen Wettanbieter Winamax sogar ganz stolz auf seinem prestigeträchtigen Brustring. Zählt man Lotto dazu, so hat nur ein Bundesligist keinen Glücksspielpartner: der VfL Bochum. Das wird sich vermutlich schnell ändern. „Es laufen aktuell Gespräche“, hieß es Ende August vom VfL gegenüber der Frankfurter Rundschau.

Sportwetten-Sponsoring ist bei Fans umstritten: Die Wettanbieter machen ihre Gewinne auf Kosten Spielsüchtiger. Durch Sponsoring von Erstligisten wollen sie nicht nur ihr Image aufpolieren, sondern sind obendrein unmittelbar sichtbar für ihre Zielgruppe: Fußballfans.

Die Fans sind es auch, die Partnerschaften mit Wettanbietern immer wieder kritisieren. Die Ultras des VfB Stuttgart präsentierten etwa ein Banner mit der Aufschrift: „Werte & Moral unseres VfB – ein reines Glücksspiel?!“

Yusuf Kabadayi jubelt über seinen Treffer gegen den FC St. Pauli. Im Hintergrund: Werbung für Betano Sportwetten (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

FCA: „Wirtschaftliches Handeln essenziell“

Auch innerhalb der Augsburger Fanszene gibt es nach RoGaz-Beobachtungen Kritik am Betano-Deal, wenngleich diese öffentlich so noch nicht gebündelt geäußert wurde. Dem ist sich der Klub durchaus bewusst. So heißt es vom Verein auf Anfrage: „Dass Partnerschaften mit Wettanbietern von Teilen der Fans kritisch gesehen werden, respektieren wir und beobachten die dynamischen Entwicklungen in der Branche genau.“

Doch: „Auf der anderen Seite ist wirtschaftliches Denken und Handeln auch für Fußballclubs und für den FCA essenziell. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns.“ Es heißt zwar auch: „Wir sind uns unserer Verantwortung durchaus bewusst und entsprechend sorgfältig werden mögliche Partnerschaften vor Vertragsabschluss geprüft.“ Doch letztlich wird es beim Betano-Deal wie bei so vielen Dingen in der Fußball-Bundesliga sein. Am Ende geht es vor allem um eines: ums Geld.

Stabil genug?


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette bei presse-augsburg.de.

Wenn man den Saisonstart des FC Augsburg betrachtet, dann kommen gemischte Gefühle auf. Einerseits hat der FCA sieben Punkte gesammelt und zumindest zweimal gewonnen. Das war in der letzten Saison schlechter. Auch im Pokal ist man weitergekommen. Dennoch ist die sportliche Situation unbefriedigend. Es hätten auf Grund der komischen Heimspiele gegen Bremen und Mainz auch mehr Punkte sein können. Auf der anderen Seite sind die bisherigen Auswärtsspiele gegen Heidenheim und Leipzig absolute Stimmungskiller. Zweimal 0:4 und viel zu wenig abgeliefert.

Eine Statistik haut aber über den Saisonstart hinweg gesehen ganz besonders rein: 15 Gegentore hat der FCA in den ersten 6 Bundesligapartien bisher kassiert. Das sind 2,5 Gegentore im Schnitt. Schlechter sind in dieser Kategorie bis dato nur Holstein Kiel und die TSG Hoffenheim. Wenn es nur darum ginge, dann wäre der FCA abstiegsreif. Nach einem stabilen Team sieht das in der Gesamtschau bisher nicht aus. Es gibt Anzeichen, die meiner Meinung nach allerdings auf eine nachhaltige Verbesserung hindeuten:

Nicht eingebrochen

Gegen Gladbach hat man zwar ein Gegentor kassiert. Tim Kleindienst ließ es sich nicht nehmen, eine Ecke einzuköpfen. Das verminderte den Vorsprung der Augsburger auf einen Treffer. Die Mannschaft fand aber in diesem Falle schnell wieder zu ihrem Spiel zurück und ließ kaum Unsicherheit aufkommen. So sollte es sein, wenn man ein Spiel an sich gut gespielt hatte bis zu diesem Zeitpunkt. Der FC Augsburg glänzte allerdings in den letzten Wochen auch dadurch, dass er Treffer gerne mal im Doppelpack kassierte. Gegen Mainz zu Hause oder gegen Leipzig auswärts. Aber nicht gegen Gladbach. Man ist einmal ausgerutscht, aber nicht gefallen. Ein Schritt nach vorne.

Stabilität auch in den Randphasen

Das Team hatte in den vergangenen Wochen immer wieder Probleme in den ersten 15 Minuten beider Halbzeiten. Es hat schlicht gedauert, bis man als Team im Spiel war und Mannschaften wussten das auszunutzen. Gegen Gladbach begann man in der ersten Halbzeit bewusst zurückhaltend. Aber man fand dann eben auch den eigenen Rhythmus und konnte sich immer mehr die Oberhand erarbeiten. Auch nach der Halbzeit gelang den Gladbachern nicht direkt der Ausgleich. Es ist noch nicht alles Gold was glänzt, und Freiburg wird gerade mit Blick auf einen schnellen Start ins Spiel den FCA testen. Erstmal sieht es so aus, als ob Jess Thorups mentale Sensibilisierungen angeschlagen wären.

Der X-Faktor ist da

Wenn Jess Thorup über seine Spieler spricht, dann hebt er manchmal den ein oder anderen hervor, der den X-Faktor hat. Spieler mit X-Faktor erlauben es einem Club, geduldig sein und im Spiel mit dem Ball sich auf deren Qualität verlassen zu können. Ermedin Demirovic hat in der letzten Saison gezeigt, dass er den X-Faktor hat. Ruben Vargas kann ein Spieler sein, der solche Momente kreiert. Demirovic ist allerdings weg und Vargas momentan verletzt. Da kam die Frage auf, wer diese Momente nun liefern kann. Und wenn die erste Antwort ein Innenverteidiger ist (Schlottis Abschluss sei an dieser Stelle trotzdem besonders hervorgehoben), dann muss man sich um ein Team Sorgen machen.

Wenn Neuzugänge wie Chrislain Matsima immer mehr ankommen, dann wird das Augsburger Team eventuell noch besser (Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

In Augsburg haben sie aber im Sommer mehr als nur einen Spieler gefunden, der den X-Faktor auf den Rasen bringt. Frank Onyeka sorgt immer wieder für große Unruhe, wenn er aus dem Mittelfeld nach vorne stößt. Gegen Gladbach war dann auf einmal Alexis Claude-Maurice da, der eine gehörige Portion offensiver X-Faktor Ideen mit auf den Rasen brachte. Und man mag nicht vergessen, dass Samuel Essende recht mühelos in den ersten Wochen der Saison seine Wucht und Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt hat.

Zusammenfinden

Diese vielen unterschiedlichen Charaktere müssen weiter zusammenfinden. Bei so manchem ist da noch deutlich Luft nach oben. Steve Mounié agierte bisher eher unglücklich. Auch Marius Wolf darf nun gerne mal 90+X Minuten voll überzeugen und in der Innenverteidigung kehrt keine Ruhe ein, weil sich Schlotti den Oberschenkel gezerrt hat. An dieser Stelle wird es aber weiter voran gehen, gerade vor dem Hintergrund zwischenzeitlicher Erfolgserlebnisse. Siege führen zu Vertrauen und stärken die Gemeinschaft, weil der Glaube an die gemeinsame Perspektive neue Luft erhält.

Nur die Ruhe

Wenn ich mir die Mannschaft des FCA anschaue, dann kommen mir regelmäßig Fragen. Warum wechselt der Trainer schon wieder das System? Wie kann man nur so leichte Tore kassieren? Auswärts so spielen? Und überhaupt, warum passt das nicht zu Beginn der Halbzeiten? Es läuft wahrlich noch nicht alles rund. Auf der anderen Seite hatte ich prognostiziert, dass es eine Übergangssaison für den FCA werden würde, alleine schon wegen des großen Kaderumbruchs. An die TOP10 mag ich da gar nicht denken. Dafür läuft es gar nicht so schlecht. Und es sind immer wieder positive Anzeichen zu erkennen, die weitere Hoffnung geben. Wichtig waren da vor allem die 3 Punkte gegen Gladbach, weil dadurch etwas Ruhe einkehrt. Fußball bleibt ein Ergebnissport und der FCA hat sich durch seine Ergebnisse erarbeitet, dass er seine Entwicklung weiter vorantreiben kann. Bei mir mittlerweile wieder mit mehr Hoffnung. Aber das nächste Auswärtsspiel kommt bestimmt. Oh…

Weiterspiele

Zu jeder Zeit war zu erkennen, dass die Mannschaft genau dieses Spiel gewinnen möchte. Ohne Video Assistant und mit Toren von Kevin Schlotterbeck und Claude-Maurice gewinnt der FCA 2:1 gegen Mönchengladbach und hat nach sechs Spieltagen sieben Punkte.

Leverkusen verliert nach schneller 2:0-Führung einen Punkt gegen Kiel, Dortmund bei Union und Frankfurt erzielt in der Nachspielzeit das 3:3 gegen München. Unter den ersten sechs in der Tabelle, getrennt durch drei Punkte, stehen nun Freiburg und Union.

Bochum und St. Pauli verlieren und bilden mit Hoffenheim und Kiel, getrennt durch drei Punkte, das Tabellenende. Dazwischen ein gefühltes Mittelfeld, getrennt durch sechs Punkte, in der Mitte davon der FCA.

Mit der Ausnahme der 0:3-Niederlage gegen St. Pauli ist der SC Freiburg sehr gut in die Saison gestartet. In der ersten Saison unter Trainer Julian Schuster könnte es für den Sportclub wieder nach dem 10. Tabellenplatz in der vergangenen Saison weiter nach oben gehen.

Neu bzw. zurück nach Freiburg gekommen sind Eren Dinkçi, Patrick Osterhage und Maximilian Philipp. Den Verein verlassen haben u.a. Roland Sallai, zu Galatasaray, und Keven Schlotterbeck.

Zu bisher zwei Kurzeinsätzen ist bei den Freiburgern in dieser Saison Michael Gregoritsch gekommen, der kurz nach seiner Einwechselung gegen Norwegen diese Woche, zum 5:1 für Österreich traf.

Zwischendurch wieder die UEFA Nations League, und die bleibende Frage nach dem tatsächlichen Sinn und Modus dieses Wettbewerbs.

Beim FCA die Mitgliederversammlung mit posthum vergebener Ehrenmitgliedschaft und Neubesetzungen im Aufsichts- bzw. Ehrenrat.

Erinnerungen an bestimmte Fußballspiele oder auch Zeiten bleiben oft mehr in Erinnerung. Dies mag mitunter mit der eigenen Sozialisation der Fußballleidenschaft, verbundenen zeithistorischen Entwicklungen oder auch aus späterer Sicht besonderen Konstellationen oder Geschichten zusammenhängen.

Vor kurzem verstarb Johan Neeskens, der Elfmeterschütze des 1:0 für die Niederlande beim WM-Finale 1974. Auch wenn er zumeist im Schatten anderer Oranje-Spieler dieser Zeit, insbesondere Johan Cruyff, stand, hatte er, wie auch Rob Rensenbrink, ein Spiel mehr für die Nationalmannschaft gemacht.

478 Bundesligaspiele, davon 444 für den SV Werder, absolvierte Dieter Burdenski – drei davon noch in der Meistersaison 1988. In der Liste der Spieler mit den meisten Einsätzen in der Bundesliga liegt er auf Platz 18, in der der Torhüter hinter Eike Immel, Uli Stein und Oliver Kahn auf Platz 4.

Die Frage wohin der Fußball sich weiterentwickeln wird lässt sich immer wieder aufs Neue stellen. Die Interessen der Shareholder scheinen gleich, und wechseln sich doch immer wieder. Inwieweit der Sport und die Vereine davon wirklich profitieren bleibt weiter offen – und irgendwie auch nicht.

Auch wenn wirtschaftliche Themen weiter vieles überlagern ist es das Spiel, das im Mittelpunkt steht und die Menschen begeistert. Ein anderer Fußball ist möglich, die Frage aber, ob, und von wem gewollt?

Der Annahme folgend, dass sich nach dem siebten Spieltag der Liga erste Trends erkennen lassen, dient auch der Auftritt des FCA im Breisgau einer Standortbestimmung. Auch wenn die Bilanz gegen den Sportclub dort nicht so positiv ist, ist es eine gute Gelegenheit vor den Ligaauftritten gegen Dortmund, in Wolfsburg, gegen Hoffenheim und in München, an die zuletzt gezeigte Leistung anzuknüpfen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Ausgerechnet Bauer

Bei all den Personalwechseln in der Innenverteidigung konnte man einen Spieler fast vergessen. Felix Uduokhai wollte weg und wechselte schlussendlich zu Besiktas Istanbul. Patric Pfeiffer war mit seiner Rolle nicht glücklich und durfte den FCA auch verlassen. Jeffrey Gouweleeuw war schon aussortiert, sein Vertrag wurde aber letztes Jahr dann doch verlängert und jetzt ist er sogar wieder Kapitän. Über Reece Oxford wird immer mal wieder gesprochen, weil man ihm nach seiner Long Covid Erkrankung einfach nur wünscht, wieder auf die Beine zu kommen. Im Sommer kamen dann Keven Schlotterbeck sehr früh und Chrislain Matsima sehr spät zum FCA.

Über wen redet niemand? Wer hat diese Saison schon 5 Spiele in der Bundesliga gemacht, davon 4 von Beginn an? Die Rede ist vom äußerst sympathischen Maxi Bauer, der in seiner dritten Saison in Augsburg ist. Ich habe mich während der Länderspielpause mit ihm unterhalten und habe ihn nach unserem Gespräch noch mehr ins Herz geschlossen. Nicht nur, weil er Robin Hack mit einer „No Bullshit“-Aktion am Ende gegen Gladbach die Grenzen aufzeigte. Sondern vor allem, weil er im Gespräch bodenständig und zugänglich alle Fragen mit großer Gelassenheit beantwortete. Aber lest selbst:

Andy: Gibt es ein besseres Gefühl, als am Samstag aufzuwachen und Bundesliga schauen zu können, wenn man am Freitag schon gewonnen hat?

Maxi: Nein, das gibt es nicht. Speziell in diesem Fall, wenn Du ein Heimspiel gewinnst. Dann fällt auch die nervige Rückreise weg und Du bist gleich daheim und kannst das Wochenende genießen.

Andy: Was nehmt ihr aus dem Heimsieg gegen Gladbach mit?

Maxi: Wir nehmen mit, dass wir stabiler geworden sind nach den vielen Gegentoren in den Vorwochen. Wir sind als Einheit näher zusammengerückt und haben gemeinsam verteidigt und in dieser Hinsicht einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht, auf dem wir in den nächsten Spielen weiter aufbauen können. 

Andy: Dennoch gab es ein Standard-Gegentor. Was war da los?

Maxi: Nach Wechseln passt manchmal die Abstimmung nicht direkt zu 100%. Wir standen da nicht optimal bei dieser Ecke. Aber Tim Kleindienst ist natürlich auch außerordentlich gut und steht nicht zu Unrecht im Kader der Nationalmannschaft.

Andy: Was könnt ihr trotzdem noch verbessern?

Maxi: Im Spiel mit dem Ball geht da sicher noch mehr, vor allem hinten raus. Wir haben dann schon viele lange Bälle gespielt. Da können wir besser werden.

Andy: Welche Rolle spielt es da, so ein Spiel dann trotz des Gegentores ins Ziel gebracht zu haben?

Maxi: Das war einfach ein gutes Gefühl am Freitag, weil wir alle nicht angefangen haben zu wackeln. Wir haben als Einheit souverän weitergespielt und die Oberhand behalten und dieses Selbstvertrauen als Team zu haben war sehr gut.

Andy: Wie beurteilst Du insgesamt den Start in die Saison?

Maxi: Als Mannschaft könnten wir mit Sicherheit noch mehr Punkte haben. Wir haben gegen Bremen und Mainz zu Hause Punkte liegen gelassen und sollten in der Tabelle zu diesem Zeitpunkt besser stehen. An sich kann man mit dem Saisonstart zufrieden sein, wenn man die Auswärtsspiele ausblendet. Da hat zweimal nicht viel funktioniert.

Maxi Bauer in Action: etwas wovon ich diese Saison gerne noch mehr sehen will. (Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Andy: Und für dich persönlich?

Maxi: Da bin ich ganz ehrlich. Das lief deutlich besser als ich mir erhofft hatte. Hättest Du mir vor der Saison gesagt, dass ich viermal von Anfang spiele und zu fünf Einsätzen in den ersten sechs Spielen komme, dann hätte ich das sofort unterschrieben.

Andy: Im Sommer gab es ja viele Transfers in Augsburg. Deine letzte Saison wirkt wie ein Rückschritt nach der Saison davor, aber um dich war es trotzdem sehr ruhig. Was waren deine Gedanken im Sommer?

Maxi: Ich war natürlich mit der letzten Saison nicht zufrieden. Ich habe nur sporadisch gespielt und bin nicht so richtig in einen Rhythmus gekommen. Klar überlegt man dann für sich, wie es am besten weitergehen sollte. Auf der anderen Seite fühle ich mich in Augsburg sehr wohl, ich bin ja auch ein Bayer. Und übers Knie brechen wollte ich jetzt auch nichts. Und am Ende kommt ja jetzt schon die Bestätigung dafür.

Andy: Bist Du insgesamt der größte Fan der Dreierkette?

Maxi: Ich spiele das schon sehr gerne. Ich weiß, dass wird gerne diskutiert, weil wir mit dem System auch schon ordentlich auf die Mütze bekommen haben. Wenn wir das allerdings so umsetzen, wie gegen Gladbach und offensiv draufgehen als auch im Verbund nach hinten arbeiten, dann macht das System sehr viel Spaß. Und es gibt offensichtlich eine Position mehr in der Innenverteidigung, auf der ich dann spielen kann,

Andy: Welches Saisonziel hast Du Dir dann selbst gesteckt für dieses Jahr?

Maxi: Da bin ich nicht so der Typ für. Es ist ja alles auch sehr schnelllebig und entsprechend versuche ich einfach von Spiel zu Spiel zu schauen und bestmöglich vorbereitet zu sein.

Andy: Jetzt geht es als nächstes auswärts nach Freiburg. Warum sollte einem als FCA-Fan da nicht mulmig werden? Es ist immerhin ein Auswärtsspiel…

Maxi: Der Sieg gegen Gladbach wird uns Rückenwind geben und wir werden dadurch noch mehr als Einheit zusammenrücken. So können wir dann auch gegen Freiburg bestehen.

Andy: Danke Dir Maxi, ich drücke dafür auf jeden Fall die Daumen.

Vielfalt?

Es ist Länderspielpause und die wird vom FC Augsburg produktiv genutzt. In der vergangenen Woche gab es einen Mitgliederabend und die Kandidaten für den Aufsichtsrat stellten sich vor. Daneben eröffnete der FCA am Samstag seinen neuen Fanshop auf der Maximilianstr. Eine lange Schlange gab es vor der Eröffnung. Es war ein wichtiger Termin, denn Michael Ströll brachte sogar seinen Hund mit (wie schon zu den Demirovic-Verhandlungen in Stuttgart; der FCA ist im wahrsten Sinne des Wortes auf den Hund gekommen). Das Highlight dieser Phase kommt aber erst noch am Dienstag: die Mitgliederversammlung, kurz MV.

Eintönigkeit nach Neuaufstellung des e.V. Vorstands

Die Mitgliederversammlung ist deshalb so wichtig, weil dort der Vorstand des e.V. in Persona von Max Krapf den Mitgliedern direkt Bericht erstattet. Zudem wird der Aufsichtsrat als wichtigstes Gremium des Vereins – abseits der Mitgliederversammlung selbst – gewählt. Der Aufsichtsrat hat eine extrem hohe Bedeutung, weil er den Vorstand bestellt. Hier wurde erst vor kurzem noch umgebaut, als sich neben Raphael Brandmiller und Max Krapf, Jürgen Urban einsortierte. Jakob Geyer und Dr. Gerhard Ecker schieden in diesem Zusammenhang aus dem Gremium aus. Präsident Krapf hat so nach zweijähriger Amtszeit zum ersten Mal persönliche Wechsel in dem Gremium erlebt, dessen Führung er im Herbst des Jahres 2022 übernahm.

Beim Vorstand fängt es damit schon an, dass man den personellen Umbau nicht genutzt hat, um das Gesicht des Vereins nach außen vielfältiger aufzustellen. Der Vorstand besteht – und ich will da keinem der drei zu Nahe treten – aus mittelalten, weißen Männern. Ja, ja Kompetenz und so. Okay. Dafür wird es doch sicher beim Aufsichtsrat besser werden, oder?

Alte, weiße Männer wohin man schaut

Das ist leider weit gefehlt. Thomas Müller (57 Jahre), Manfred Ringer (64 Jahre), Gerhard Wiedemann (78 Jahre) und Walter Sianos (62 Jahre) treten erneut an. Im Durchschnitt macht das eine Rentner-Truppe. Dazu kommen mit Sebastian Priller (49 Jahre) und Markus Widmann (56 Jahre) zwei Kandidaten, die zwar den Altersschnitt senken, aber trotzdem nicht dazu führen, dass auch nur annähernd alle Altersgruppen in dem Gremium repräsentiert sein können.

Am Ende geht es aber nicht nur um Alter oder Geschlecht. Im Management-Sprech zählen zu den Diversity-Faktoren  innere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung, ethnische Herkunft oder Religion, aber auch äußere Faktoren wie Ausbildungswege oder Berufserfahrung. Wollen wir uns die Kandidaten aus dieser Gesamtsicht nochmal anschauen? Vielfalt ist hier bei weitem nicht in dem Umfang zu erkennen, den ein Verein wie der FC Augsburg abbilden können sollte. Frauen, Migrationshintergrund, aber auch Bildungswege und Berufserfahrung außerhalb der Unternehmenswelt sind nicht oder deutlich zu wenig repräsentiert.

So bunt wie es in der Kurve aussieht, geht es in den Gremien nicht zu. (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

Zwischen Marketing und echten „Werten“

Aber was interessiert das einen Verein wie den FC Augsburg? Das mag sich der ein oder andere fragen. Derweil sich Frau oder ein Mitglied einer anderen unterrepräsentierten Gruppe vielleicht leicht veräppelt vorkommt. Hatte der Verein nicht erst vor kürzerem die Ergebnisse seiner eigenen Werte-Ermittlung vorgestellt? Aber, doch. Und die 07-Werte beinhalten auf Platz 6 (Trommelwirbel): Vielfalt. Auf der FCA-Webseite heißt es dazu: „Jeder Mensch ist anders. Zum Glück. Wir sind offen gegenüber allen Menschen, unabhängig von Alter, Religion, ethnischer und sozialer Herkunft, Hautfarbe, sexueller Orientierung, Geschlecht oder körperliche und geistige Fähigkeiten. Wir treten für soziale Gerechtigkeit ein und schaffen ein barriere- und diskriminierungsfreies Fußballerlebnis.“

Wenn es um die Gremienbesetzung im Verein geht, dann hört es damit aber anscheinend auf. Um dann zur Wahl vorgeschlagen zu werden, musst Du aus Vereinssicht a) entweder dem Gremium schon angehört haben oder b) Vorstand der größten Augsburger Brauerei sein, die den FC Augsburg schon seit vielen Jahren unterstützt (weil der FCA aber auch ein sehr guter Bierabnehmer ist seit dem Stadionumzug). Wie man von Vereinsseite zu dieser Nominierung kommt, wenn man sich den Werte-Kanon auf den Tisch legt, wird dann zumindest an dieser Stelle einmal laut gefragt: Wie?

Der UBT macht es nicht besser

Weniger Vielfalt ist vor allem eine vergebene Chance. Ich hätte gehofft, der UBT e.V. als Dachverband der Augsburger Fanclubs nutzt die Gelegenheit um selbst mit einem vielfältigen Angebot an die Augsburger wahlberechtigten Mitglieder heranzutreten. Schon beim letzten Mal hatte man es nur mit Männern versucht. Diese waren zwar jünger und vom Berufs- und Bildungshintergrund diverser, alleine der Erfolg blieb aus.

Bei dieser Wahl hat man sich nun wohl dazu entschieden, die Bemühungen auf einen Kandidaten zu konzentrieren: Markus Widmann. Widmann ist schon ewig mit dem FCA verbunden und in der Fanszene bestens vernetzt. Aber – und das mag ich bei allem Respekt Markus gegenüber anmerken – aus der Perspektive der Vielfältigkeit keine echte Alternative. Die Entscheidung weniger Kandidaten aus der Fanszene zu nominieren, ist ein Bärendienst für das demokratische Angebot an die Mitgliederversammlung. Eine Vielfalt an Kandidat:innen wäre doch bereichernd gewesen. Aber von nichts kommt halt auch nichts. Auch der UBT e.V. schreibt auf seiner Webseite: „Die Verschiedenheit unserer Mitglieder betrachten wir als eine unserer Stärken.“ Dann zeigt sie doch bitte auch und bringt sie ein, oder das ist nur eine Phrase.

Noch nicht verinnerlicht

Über dem Wert Vielfalt steht auf der FCA-Website: „Das braucht unsere Gesellschaft“. Echt, oder? Einen eigenen Grundwert so links liegen zu lassen, nachdem man in der eigen Außendarstellung eigene Fans gerade erst an wertegerechtes Verhalten erinnert hat, zeugt dann zumindest nicht von Aufrichtigkeit und das geneigte Vereinsmitglied darf sich nun überlegen, ob

a) der FCA zwar viel Brimborium, um seine Werte macht, diese aber gar nicht so ernst nimmt.

b) Werte zwar schön fürs Marketing sind, aber wenn es um Posten und Verantwortung geht, dann hört es eben auf.

c) Werte erstmal dazu gut sind, andere in ihre Schranken zu weisen, aber an die eigene Nase packen wir uns lieber nicht.

Ein vielfältigerer Wahlvorschlag wäre mutig gewesen. Ja, der Mut ist angeblich auch ein FCA-Wert. Nutzt die Wahl am morgigen Dienstag, um die Kandidaten zu wählen, die euch am besten repräsentieren. In diesem Sinne wünsche ich allen spannende Debatten auf der Mitgliederversammlung.

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