Stürmer, oh Stürmer

Der FCA ist am Rollen. 8 Spiele ohne Niederlage ist ein eingestellter Club-Rekord. Finn Dahmen ist mittlerweile deutlich über 400 Minuten ohne Gegentor (ja, der Finn Dahmen der zu Beginn seiner Zeit in Augsburg ewig auf sein erstes Spiel zu null warten musste). Damit hat er Marwin Hitz seinen Rekord abgeluchst. Die Abwehr spielt weiterhin formidabel. Alleinig ein Mannschaftsteil mag sich nicht ganz in das Formhoch einreihen: die Stürmer.

Dies kommt nun nicht gerade überraschend. Man muss schon ein paar Spiele zurückschauen, bis man auf das letzte Stürmertor beim FCA stößt. Irgendwann zu Beginn der Serie hat Samuel Essende mit einem Doppelpack dem FCA einen Sieg beschert. Es war wohl noch im Januar. Munkelt man.

Der Jess Thorup die Gesamtaufgabe der Offensive betont, haben Stürmer im Fußballspiel eine Hauptaufgabe: Tore schießen. Und diese erfüllen sie in Augsburg momentan nur selten.

An was hängt es?

Aber warum treffen sie denn nicht, fragt man sich. Bei Samuel Essende ist das Geheimnis am Größten. Vor ein paar Wochen ist er für Philip Tietz aus der Startelf rotiert. Aber warum? Zu Tietz kommen wir gleich, aber Spoiler Alert: Tietz hat in 2025 noch nicht getroffen. Samuel Essende war in der Hinrunde schon einmal aus der Mannschaft rausrotiert, nachdem er gegen Mainz rot sah. Damals kannte man den Grund, im Moment ist es schwieriger zu beurteilen.

Tietz sollte sich eigentlich über die Chance freuen. Derweil ist ihm die Leichtigkeit verloren gegangen, irgendwann. Gegen Freiburg hatte er kurz vor der Halbzeit eine 100%ige Chance, als er frei zum Abschluss kam. Sein Schuß war harmlos und unplatziert. Tietzi weiß, dass er das besser kann. Alleine, er bekommt es im Moment nicht auf den Platz. Der Spieler, der auch in schlechten Phasen ein Leuchtturm ist, ist mitten in der Erfolgsphase zu verkopft. Kannste auch keinem erzählen.

Pfostenfrust anstatt Feierlaune. Auch Frank Onyeka traf gegen Freiburg nur Aluminium. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Am Ende ruhten so gegen Freiburg die Hoffnungen auf Steve Mounié. Mounié kam allerdings bisher in Augsburg noch nicht in Tritt. Er wartet weiterhin auf sein erstes Tor. Und manchmal braucht es einfach ein bisschen Glück, damit der Knoten platzt. Als der Ball kurz vor Ende des Spiels von Mouniés Fuß an den Pfosten ging, fehlte es noch. Bei Mounié scheint es aber eine Frage der Zeit zu sein, bis der Knoten dann doch platzt.

Und wer fehlt? Mergim Berisha ist weiterhin verletzt. Die Situation zeigt, dass der FCA zurecht in der Winterpause im Sturm Qualität nachlegen wollte. Ob Berisha das nächste Stürmertor macht, wenn er nach Verletzung zurückkehrt? Hoffen wir es mal nicht, dass wir so lange warten müssen.

Was Hoffnung macht?

Der FCA erspielt sich sehr gute Chancen. Ja, sehr gut ist richtig. Und der Plural im Satz auch. Und Freiburg steht zu Recht in den TOP4 der Liga. Sportlich mit Ball hat sich Thorups Team über die letzten Spiele gesteigert. War es vor ein paar Wochen noch so, dass die Stürmer nicht getroffen hatten, weil sie den Ball nie in aussichtsreichen Abschlusspositionen erhalten hatten, so hat sich dies geändert. Der FCA kann in der momentanen Fassung fast allen Teams in der Liga das Leben schwer machen und das nicht nur, weil es defensiv sehr schwierig gegen ihn zu spielen ist.

Wo Chancen sind, werden auch Tore fallen! Aber wann? Und wird es auch wirklich ein Stürmer sein, der sie schießt?

Spielchance

Und irgendwie auch 0:0 zu gewonnen. Der Rekord von Finn Dahmen, der FCA tritt mit einem neuen Selbstbewusstsein auf, und dadurch auch das Gefühl das sich alle Mannschaftsbereiche zunehmend entwickeln.

Bochum bekommt die Punkte aus dem Union-Spiel zugesprochen, und verliert gegen Hoffenheim. Kiel gewinnt, St. Pauli verliert und Heidenheim ist auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Zehn Spieltage vor Saisonende steht der FCA mit 32 Punkten auf Platz 11 und hat wohl nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun. Am Samstag nun das Spiel gegen den BVB- tabellarisch fast auf Augenhöhe.

Eine Saison, die für Borussia Dortmund einen unerwarteten Verlauf genommen hat. Zur Rückrunde fünf, nach weiteren Niederlagen gegen Stuttgart und in Bochum, mittlerweile sechs Punkte Rückstand auf Platz 4. Vielmehr aber das Gefühl, auch nach dem Trainerwechsel, das es noch einiges gibt das Zeit braucht, bis der BVB wieder in allen Bereichen konstanter erscheint. Auch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions-League begannen die Dortmunder gut, und am Ende reichte es nur zu einem 1:1. Bei einem Weiterkommen wäre im Viertelfinale entweder Benfica oder Barca der nächste Gegner.

1992 wurde die Rückpassregel eingeführt und mit einem indirekten Freistoß geahndet. Seit 2000 ist festgelegt, dass der Torwart den Ball maximal sechs Sekunden in den Händen halten darf. Beides Regeländerungen, die sich im Verständnis etabliert haben, auch wenn letztere nie so richtig konsequent durchgesetzt wurde. Demnächst soll dann der Torwart den Ball acht Sekunden halten können – wovon die letzten fünf vom Schiedsrichter sichtbar angezeigt werden sollen. Im Falle eines Verstoßes gibt es dann einen Eckball.

Man mag sich leichter mit Regeländerungen anfreunden können, die das Spiel vereinfachen oder einfach schneller machen – wohlmöglich auch mit schnelleren gelben Karten bei bestimmten Vergehen. Derartige Strafecken erwecken aber einen anderen Eindruck und können den Charakter  des Spiels verändern – allein die Vorstellung scheint kaum gewöhnungsfähig. Und wenn das nicht genug ist wohlmöglich doch noch drei Ecken – ein Elfer?

Wie viele Punkte der FCA zum Ende der Runde auch haben wird, es läuft vermutlich auf das drittbeste Ergebnis der Bundesligazeit hinaus, nur 2013/14 bzw. 2014/15 wird der Wert höher gewesen sein. In beiden Spielzeiten trat der FCA auch in der Rückrunde in Dortmund an. Im Januar 2014 gelang dabei ein 2:2 – Ausgleich durch Dong-won Ji. Im Februar 2015 war es Raúl Bobadilla, der den Treffer zum bisher einzigen FCA-Sieg in Dortmund erzielte. 

Mit bisher 433 Minuten ohne Gegentor hält Finn Dahmen den FCA-Rekord. Auch wenn der absolute Rekord von Timo Hildebrand von 2003 mehr als doppelt so lang war, verweist es neben der individuellen Leistung auch auf die der Abwehr. Der FCA hat mittlerweile die mit fünf wenigsten Gegentore in der Liga erhalten. Wenn sich nun in der Offensive, der FCA hat hier mit am viertwenigsten Tore erzielt, auch noch der Trend erkennen lässt, scheint noch einiges Potential für die Restsaison vorhanden.

In bisher 13 Vergleichen hat der FCA einmal in Dortmund gewonnen und dreimal unentschieden gespielt. Auch die Tordifferenz von 18:40 in diesen Vergleichen verwischt einige spannende Partien, wie das 2:4 in der zweiten Bundesligasaison oder das 3:4 in der Hinrunde der Saison 2018/19.

Im Hinspiel war Claude-Maurice mit seinem ersten Doppelpack für den Sieg verantwortlich. Am Samstag nun die Chance für den FCA sich weiter der oberen Tabellenhälfte zu nähern. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Mehr als nur stabil


Dieser Text erschien zuerst -vor dem Heimspiel gegen Freiburg – in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg ist in guter Form. Der FCA ist sogar in sehr guter Verfassung. Und wäre hätte das gedacht, dass ich das nach einem Spiel in Gladbach schreiben würde. Ich habe schon so viele schlechte Spiele des FCA in Gladbach gesehen. So viele Trauma erlitten (Koubek WTF!; Maaßen zum Saisonende WTF!). Wenn es nach Gladbach geht, bin ich immer nervös. In unserem Buch zum FCA gibt es ein ganzes Kapitel dazu. Das Kapitel bräuchte seit dem Wochenende einen neuen Abschnitt. Der FCA hat 3:0 in Gladbach gewonnen. Ich reibe mir weiter die Augen.

Aber nicht nur das. Damit ist der FCA seit 7 Spielen in der Liga ungeschlagen. Hat von diesen 7 Spielen 5mal zu null gespielt. Hat mittlerweile über 30 Punkte gesammelt und der Klassenerhalt ist ehrlicherweise nur noch Formsache. Der FCA ist gut dabei und hat sich im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt. Die Abstände zum Relegationsplatz sind riesig. Was sind die Gründe?

Die Abwehr

Die Abwehr ist momentan das Prunkstück des FCA. Einerseits tendiert Jess Thorup ja nicht dazu, Stammspielern schnell das Vertrauen zu entziehen. Auf der anderen Seite hat er nach Labrovic‘ schlechtem Spiel in Kiel Konsequenzen gezogen und Finn Dahmen wieder in der Bundesliga in den Kasten geschickt. Dahmen dankt es ihm mit seiner bis dato besten Phase im Augsburger Trikot. Er hält dem FCA Punkte fest und ist auch fußballerisch eine große Bereicherung. Er ist ein Klasse-Keeper und ein Top-Rückhalt für das Team im Moment.

Neben dem Torhüter sticht vor allem auch die Innenverteidigung heraus, die stabil aus einer 3er Kette agiert. Jeffrey Gouweleeuw ist hier der stabile Anker, neben dem sich rechts Chrislain Matsima zu einem Unterschiedsspieler gemausert hat. Wer nun daneben spielt, macht qualitativ nicht den großen Unterschied. Zesiger, Schlotterbeck oder Banks bringen alle ihre Leistung, wenn sie gefragt sind und machen die Gruppe zu einem Prunkstück im Kader.

Insgesamt ist die Abwehrarbeit natürlich eine Teamaufgabe. Man mag aber konstatieren, dass die Kernabwehr ihren Rhythmus gefunden hat. Ich habe sie bewusst hervorgehoben.

Immer hellwach: die Abwehr des FCA hier in Person von Chrislain Matsima (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der X-Faktor

Tore sind nun ein Faktor, der weiter seltener ist als in der Traumwelt gewünscht. Aber andererseits braucht es gar nicht so viele Treffer, um Spiele zu gewinnen, wenn man defensiv nicht anfällig ist. Der FCA hat auch hier Möglichkeiten gefunden, zum Torerfolg zu kommen. Im Groß setzt er auf die individuelle Klasse von Einzelspielern. Man könnte auch sagen: eines Einzelspielers. Die Rede ist natürlich von Alexis Claude-Maurice. Der französische Wunderfuß, der als erster Spieler des FCA in der Bundesliga einen lupenreinen Hattrick produzierte, hat dem FCA mittlerweile mit seinen Toren und Vorlagen viele Punkte beschert.

Es mag an dieser Stelle allerdings daran erinnert werden, dass auch andere ihre offensives Scherflein beitragen. Gegen Gladbach konnten sich Gouweleeuw und Giannoulis mit Assists einreihen. Mert Kömür hat offensiv in diesem Jahr erste Duftzeichen gesetzt, und wir haben sogar mittlerweile Tore nach Ecken geschossen. Dass Keven Schlotterbeck einer der torgefährlichsten Innenverteidiger der Liga ist, ist zudem ein offenes Geheimnis.

Die Mentalität

Auch jetzt laufen nicht alle Spiele nach Wunschvorstellung. Der FCA lässt sich allerdings nicht schnell aus der Ruhe bringen. Gegen St. Pauli konnte man nach Rückstand ausgleichen. Gegen Heidenheim sicherte man sich erst spät den Sieg. Auch gegen Gladbach wirkte es in der Anfangsphase des Spiels als auch in der Phase nach dem Platzverweis nicht so, als ob der FCA an diesem Nachmittag zu neuer Dominanz finden würde.

In der zweiten Halbzeit wendete sich das Platz jedoch. Der FCA fand zurück zur Ruhe und wartete geduldig auf Lücken, die durch die Unterzahl dann auch entstanden. Claude-Maurice erledigte den Rest. Der FCA nahm aber auch dann in Führung nicht den Fuß vom Gas, sondern schoss die notwendigen Tore, um einen entspannten Sieg feiern zu können und brachte das Ergebnis zu null über die Ziellinie. Es ist selten, dass der FCA einen Gegner so klar und eiskalt für seine Fehler wie Gladbach am Wochenende. Es ist ein Zeichen dafür, wie diese Mannschaft insgesamt gereift ist und sorgt dafür, dass man sich die Spiele des FCA momentan mit einer gewissen Gelassenheit anschauen kann. Die Tabellensituation suggeriert Langeweile, der Trend ist aufregend. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass wir in dieser Saison nicht zittern müssen. Ob dies nur mit Blick nach unten so bleibt, werden wir sehen. Der FCA ist nicht nur stabil, er kann die anderen Vereine in diesem Jahr noch ein bisschen mehr ärgern.

Entwicklungsmitte

Das siebte Bundesligaspiel in Folge ohne Niederlage, fünf davon zu Null – der FCA steht in der Rückrundentabelle, zusammen auch mit Leverkusen, auf Platz 2. Alexis Claude-Maurice, der nach seinem Hattrick die interne Torschützenliste anführt und in der Liga-Liste auf Platz 10 aufgerückt ist. Entsprechend der Entwicklung der Mannschaft geht der Blick weiter nach oben. Statistisch ließe sich dies nicht nur an ganz verschiedenen internen und externen Auflistungen fortführen – es macht einfach Spaß den FCA aktuell zu verfolgen.

Eine gute Saison für den Sportclub, der mit 27 Punkten, drei hinter dem ersten Platz der zur Teilnahme and der Champions League berechtigt, die Hinrunde abgeschlossen hat. Die letzten vier Spiele ohne Gegentor gewonnen, in der Rückrundentabelle punktgleich mit Augsburg, könnte es die beste Platzierung der Breisgauer seit dem Wiederaufstieg werden.

Der Übergang von Christian Streich zu Julian Schuster scheint gelungen. Auch wenn die Ergebnisse gegen die Spitzenteams der Liga, gegen die aktuell unter den ersten fünf der Liga stehenden Vereine wurde erst ein Punkt erzielt, schwächer waren, hat Freiburg seinen eigenen Stil gefunden. Als Verstärkung kam im Januar noch Jan-Niklas Beste von Benfica Lissabon dazu

Der FCA hat sich längst in der Bundesliga etabliert. Von der Vorstellung vieler Vereine, die zum ersten Mal aufgestiegen sind ausgehend, sich passende Vergleiche anderer Vereine zu suchen, die nicht nach ein oder zwei Jahren wieder abgestiegen sind, oder dadurch in größere finanzielle Schwierigkeiten kamen, waren dies aus Augsburger Sicht vor 14 Jahren Mainz oder Freiburg.

Unabhängig veröffentlichter Kennzahlen der DFL, in denen der FCA wirtschaftlich im Mittelfeld der Tabelle steht, der Blick auf die Ergebnisse: Von 28 Spielen hat der FCA gegen Mainz bei drei Unentschieden 12 gewonnen, von 25 Aufeinandertreffen gegen Freiburg, bei sieben Unentschieden fünf. Zumindest gefühlt scheint Mainz nähergekommen und Freiburg zwischenzeitlich weiter entfernt.

In der ewigen Tabelle der Bundesliga, bezogen auf den Vergleichszeitraum, steht der FCA auf Platz 11 mit 46 Punkten hinter Mainz und 34 hinter Freiburg. Pro Spiel hat der FCA hier 1,15 Punkte, Mainz 1,25 und Freiburg 1,32 erreicht. Zum Vergleich, an fünfter Stelle in dieser Wertung liegend, hat Wolfsburg einen Wert von 1,52 Punkten pro Spiel.

Es gibt nur sieben weitere Vereine, die den ganzen Zeitraum erstklassig waren. Der FCA hat seinen eigenen Weg gefunden, seine eigene Identität, und schickt sich an das 15. Erstligajahr in Folge zu spielen. Dadurch ist er längst auch zum Vergleichsbild anderer neu in die Liga gekommener Vereine geworden.   

Die Mannschaft hat sich nicht nur entwickelt – die Leistungen spiegeln sich auch in den Ergebnissen ab. Die geringe Gegentrefferanzahl, die Serie ohne Niederlagen, der Stand in der Rückrundentabelle, das alles sind Ergebnisse einer längeren Entwicklung, die alle Bereiche der Mannschaft miteinschließt.

Noch elf Spieltage entsteht die Frage, wie es nach dem gefühlten Klassenerhalt weitergehen könnte. Der Abstand nach hinten und zu den europäischen Plätzen scheint groß genug. Nächste Schritte für den FCA im sportlichen Mittelfeld könnten eine kontinuierliche Weiterentwicklung von Spielweise und Mannschaft mit perspektivischer Sichtweise sein.

Dies beinhaltet eine weitere Stabilisierung der Mannschaftsteile mit der Vision ein stärker eigen geprägtes Spielsystem zu etablieren, die Integration von Perspektivspielern und durchaus die Gelegenheit auch weitere Überlegungen anzugehen. Dadurch könnte nicht nur die aktuelle Entwicklung forciert werden, sondern mit Blickrichtung nächste Spielzeit auch andere Möglichkeiten und eine neue Sicherheit generiert.

Zum Abschluss des Wochenendes gegen Freiburg kann der FCA am Sonntag eigentlich nur weiter gewinnen, und damit in jedem Fall weitere Voraussetzungen für einen entsprechenden Weg schaffen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Was für ein Rookie!

Der FC Augsburg verlor zuletzt 6 Spiele in Folge nicht mehr. Zudem spielte er in diesem Jahr schon 4 mal zu null. Klar, Verteidigung ist eine Teamaufgabe. Manche Spieler stechen hier hervor, und keiner so sehr wie Chrislain Matsima, der für den Monat Januar die Bundesliga Auszeichnung Rookie des Monats erhielt. Matsima ist mittlerweile aus der Elf des FCA in der 3er Kette nicht mehr wegzudenken. Defensiv konsequent und fehlerfrei, setzt er mittlerweile auch den ein oder anderen offensiven Akzent. Insgesamt ist er mit seinen 22 Jahren schon jetzt ein kompletter Innenverteidiger, der sich über die Saison hinweg in seinen Leistungen stark steigern konnte. Es war ein guter Zeitpunkt, um in dieser Woche mit ihm über all dies zu sprechen:

Andy: 6 Spiele ohne Niederlage, 4 Clean Sheets und Bundesliga Rookie des Monats Januar. Wie gut lief dein Jahresstart bisher?

Chris: Das war ein sehr guter Start. Dazu kommt ja auch noch, dass ich einen permanenten Vertrag ab dem Sommer hier in Augsburg unterschrieben habe. Und als Team haben wir Resultate abgeliefert und ein anderes Gesicht gezeigt. Im ersten Teil der Saison haben wir viele Tore kassiert und jetzt stehen wir definitiv defensiv stabiler. Jetzt wollen wir auf diesem positiven Pfad bleiben.

Andy: Das Team scheint insgesamt ein neues Level an defensiver Stabilität gefunden zu haben. Woran liegt das aus deiner Sicht?

Chris: Wir haben uns im Winter viel unterhalten und auch Teambuilding betrieben, um Fehler abzustellen und defensiv konsistenter zu werden. Nach dem Spiel in Kiel war klar, dass wir eine Reaktion zeigen müssen.

Andy: Konntet ihr so aus dem Kiel-Spiel in der Rückschau sogar etwas positives mitnehmen? 

Chris: Das kann man so sehen. Uns muss klar sein, dass es in der Bundesliga keine einfachen Spiele gibt, auch nicht gegen Kiel. Wir müssen immer 100% Leistung abrufen. Dies ist uns seitdem besser gelungen. Und das Spiel in Kiel hat hier schon unsere Wahrnehmung geschärft.

Andy: Nachdem Du nun seit dem Sommer in der Bundesliga bist: Welche Unterschiede hast Du zwischen der Ligue 1 und der Bundesliga erkannt?

Chris: In der Ligue 1 sind die Spiele grundsätzlich enger, weil Mannschaften defensiver agieren. In der Bundesliga wird höher attackiert und gepresst und der Spielangang ist grundsätzlich offensiver.

Andy: War das für dich eine große Umstellung nach deinem Wechsel?

Chris: Nein, ich habe in Monaco unter Niko Kovac und Adi Hütter gespielt, die beide diese Denkweise aus Deutschland mitgebracht hatten. Entsprechend war das für mich nicht komplett neu und der Wechsel in die Bundesliga hat auch deshalb Sinn für mich gemacht.

Andy: In eurem jetzigen System ist auch ein Element, dass die Innenverteidiger bei Gelegenheit mit dem Ball vorrücken, um die erste Pressingkette des Gegners zu überspielen. Wie wohl fühlst Du dich, wenn Du mit Ball auf den gegnerischen 16er zuläufst?

Chris: Ich glaube ich kann hier meine Stärken gut für die Mannschaft einbringen und mag diese offensiven Momente. Ich hoffe, dass ich hier auch noch mehr Impulse setzen kann.

Andy: Nun seid ihr eine starke Gruppe an Innenverteidigern mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen. Wie ist hier deine Wahrnehmung der Situation?

Chris: Für mich ist das eine Stärke. Wir haben sehr viel Qualität in dieser Gruppe. Wenn mal einer ausfällt, dann verliert die Mannschaft nicht an Qualität und durch die Konkurrenzsituation pushen wir uns gegenseitig. Dazu haben wir mittlerweile Automatismen entwickelt und es funktioniert immer besser zusammen.

Andy: Was wusstest Du grundsätzlich über Augsburg vor dem Sommer?

Chris: Ich habe in der Vergangenheit schon Spiele vom FCA geschaut. Nathanael Mbuku ist ein enger Freund von mir und ich habe den FC Augsburg deshalb auch schon vor der Saison immer mal wieder verfolgt.

Andy: Ich habe in einem Interview gelesen, dass Du die französische Küche der deutschen vorziehst. Hast Du Spätzle probiert und was ist deine Meinung?

Chris: Speziell meine Frau mag die Spätzle sehr. Ich auch, aber sie mag sie noch lieber. In der Vereinskantine gibt es immer mal wieder regionale Gerichte zu essen und die sind alle gut. Aber die französische Küche bleibt klar vorne.

Andy: Abseits des Essens: Du hast zu Anfang des Gesprächs betont, dass es für dich eines der positiven Erlebnisse des Jahresstarts war, langfristig in Augsburg zu unterschreiben. Welche Rolle spielt die feste Verpflichtung für dich?

Chris: Das war sehr wichtig für mich. Bei Verträgen mit Kaufoption weiß man nie, was im Sommer passiert. Diese Klarheit nun sehr früh zu haben, ist sehr gut für mich, weil ich mich nun einfach auf den Fußball konzentrieren kann.

Matsima im Trikot der französischen U17 Nationalmannschaft. (Photo by Srdjan Stevanovic/Getty Images)

Andy: Du bist regelmäßiger U-Nationalspieler in Frankreich. Wie wichtig ist es für dich, dass deine Leistungen auch dort gesehen werden und Du weiterhin nominiert wirst?

Chris: Sehr wichtig. Ich spiele seit einigen Jahren regelmäßig in den U-Nationalmannschaften und in Frankreich gibt es viele Top-Talente. Um sich gegen die anderen Talente durchzusetzen, musste ich meinen Platz bei einem guten Verein in einer Top Liga finden und das ist mir glücklicherweise gelungen. Wir fahren im Sommer zur U21 EM und eines meiner Ziele ist es für dieses Jahr dort mit Frankreich etwas zu gewinnen.

Andy: Bis dahin ist ja noch ein bisschen hin. Wenn Du auf deine bisherige Saison zurückblickst seit Du angekommen bist: In welchem Bereich hast Du dich bisher am meisten verbessert?

Chris: Die wesentliche Verbesserung meinerseits liegt definitiv im mentalen Bereich. Über 90 Minuten 100% konzentriert zu spielen, auch wenn Fehler passieren oder wir zurückliegen, ist ein wichtiger Schritt für mich. Hier bin ich mittlerweile deutlich stabiler geworden.

Andy: Die Ambition des FCA spielte wohl im Winter auch eine wichtige Rolle, als ihr euch auf die zweite Halbserie eingestimmt habt. Welche Ambition habt ihr noch bis zum Saisonende?

Chris: Die Abstände sind gering. Klar schauen wir nach der letzten Serie eher nach oben, aber auch nach unten kann es schnell gehen. Wir wollen bewusst nur von Spiel zu Spiel schauen und keinen Gegner zu leicht nehmen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Spiele zu gewinnen und unser Selbstvertrauen weiter aufzubauen. Und dann werden wir am Ende der Saison schon sehen, wofür das noch reicht und wie weit wir uns noch nach oben vorarbeiten können.

Andy: Habt ihr vor diesem Hintergrund gefühlt gegen Leipzig Punkte liegen gelassen oder einen Punkt gewonnen?

Chris: Gegen Leipzig war das ein typisches 50/50 Spiel. Am Ende des Spiels hatten beide Teams Möglichkeiten, um das Spiel für sich zu entscheiden. Vielleicht waren wir in der zweiten Halbzeit ein bisschen näher dran. Das letzte Quäntchen – ein eigenes Tor – hat gefehlt. Das Spiel gibt uns dennoch viel Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben, weil wir gegen ein Top-Team mindestens ebenbürtig waren.

Andy: Gegen Gladbach gilt es nun eine andere Serie zu beenden: die von 3 sieglosen Spielen. Was müsst ihr hierfür tun?

Chris: Einerseits ist Gladbach sehr gut in Form und wir müssen zuerst auch hier wieder defensiv stabil stehen. Dazu müssen wir offensiv eine Schippe drauflegen und auch mal wieder selbst Tore schießen. Ohne eigene Tore kannst Du kein Spiel gewinnen.

Andy: Danke Chris für deine Zeit und viel Erfolg für die anstehenden Aufgaben.

Wahlmöglichkeiten

Nicht nur das ein Zu-Null gegen den Tabellenvierten nicht schlecht sein kann, zeigt sich eine weitere Entwicklung der Mannschaft, in der von hinten beginnend sich mehr Abläufe entwickeln. Auch wenn  einiges noch im Entstehen ist, macht es mehr und mehr Spaß den FCA spielen zu sehen.

28 Punkte nach dem 22. Spieltag, mindestens 12 Punkte Vorsprung auf Platz 16, der FCA bewegt sich im Mittelfeld der Tabelle. Mit einem positiven Auftritt in Mönchengladbach ließe sich dieser Stand noch weiter verfestigen.

Nur ein Punkt trennt die Borussia noch von einem Platz, der zur Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb berechtigt. Es könnte die beste Ligaplatzierung der letzten fünf Jahre für den VfL werden, aktuell die zweitbeste Rückrundenmannschaft, mit einen Punkt vor dem FCA. Einen großen Teil trägt dazu Tim Kleindienst bei, der mit 14 Treffer gleichauf mit Patrick Schick auf Platz 3 der Bundesliga-Torjägerliste steht.

Auch wenn die Abstände im Mittelfeld nicht so groß sind scheint Gladbach, im zweiten Jahr unter Gerardo Seoane, auf einem guten Weg die neuere Entwicklung voranzutreiben und das Saisonziel eines einstelligen Tabellenplatzes zu erreichen.

Der neue Modus der Champions League wirft auch nach den Pre-Achtelfinale-Play-Offs weitere Fragen auf. Nach erfolgtem Zulosen der vier Zweierpaare, die in der Ligaphase auf den Plätzen 1-8 lagen, entsteht nun ein Turnierbaum.  Nicht mehr im Klassement sein werden der letztjährige Europa-League-Sieger aus Bergamo, Milan, Juve und Manchester City. Eine Besetzung der Halbfinales mit den gleichen Teams wie im vergangenen Jahr ist, wenn auch in anderen Aufeinandertreffen, noch möglich. Ein umfassendes Durchdringen des Systems mit allen Möglichkeiten scheint eher ausgeschlossen, aber der neue Modus bringt ja dafür mehr Dynamik, Dramatik und Abwechslung.

Fußball, Vereine und Verbände äußern sich immer wieder zu gesellschaftlichen und politischen Themen. Im Vorfeld der anstehenden Bundestagswahl formuliert die DFL einen Wahlaufruf – Demokratie geht uns alle an. Im Vergleich von Wertvorstellungen im Spiel und in der politischen Auseinandersetzung werden der gemeinsame gesellschaftliche Diskurs, Toleranz und der Kampf gegen Ausgrenzung und Diskriminierung hervorgehoben.

Darmstadt 98 tritt am kommenden Spieltag mit Sondertrikots an, Freiburg trägt Warmmach-Shirts mit der Aufschrift „Unsere Werte, unsere Wahl!“, weitere Vereine unterstützen in unterschiedlicher Form die Social-Media-Aktion #DEMOKRATEAM – Alles andere ist Abseits.

Fußball, Stadion und Umfeld bieten alle Möglichkeiten für einen gemeinsames Miteinander, das verbindet und nicht spaltet.

Der FCA spielt am Samstag in Mönchengladbach, einen Tag später findet die 21. Bundestagswahl statt. Viermal bereits spielte der FCA an einem Wahltag und gewann bei einem Unentschieden, ein Spiel – 1980 gegen den FSV Mainz 05. In zehn Vergleichen die als letzte vor dem Wahltag stattfanden gewann der FCA, bei einem Unentschieden, sechsmal. Direkt am Tag vor der Wahl waren es fünf Siege, nur im November 2013 wurde gegen Hannover 96 verloren. Der erste Sieg in dieser Konstellation war am 27.09.1969 gegen Wacker München.

17 Spieler standen bisher in der Rückrunde in der Startformation des FCA, ohne Berücksichtigung der Torwartposition vier in jedem Spiel, sowie vier weitere in vier Spielen. Unter Berücksichtigung taktischer Verschiebungen und ohne Berücksichtigung von Auswechselungen lässt sich auch so eine Entwicklung der Mannschaft erkennen.

Wahlen und Bundesligaspieltage haben gemeinsam, dass es dabei zu Ergebnissen kommt. Auch wenn sich nicht erwünschte Resultate im Fußball schneller korrigieren lassen, hat der FCA die Chance mit einem positiven Ergebnis am Wochenende sich langsam neuen Zielen näheren zu können. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Zur Wahl

Dies ist ein seltener Beitrag in eigener Sache. Es geht heute nicht um Fußball. Zumindest nicht darum, was auf dem Feld passiert. Auf der anderen Seite fühle ich mich verpflichtet in der jetzigen Situation die Reichweite des Blogs zu nutzen, um einen Aufruf zu tätigen.

Am 23.02. finden Bundestagswahlen statt. Ich bitte diejenigen unter euch, die wahlberechtigt sind, eure Stimme bei der Wahl abzugeben. Wenn ihr eure Stimme abgebt, dann möchte ich euch darum bitten, eure Stimme nicht der AfD zu geben. Die AfD ist eine rechtsextreme Partei. Ich möchte euch zudem bitten, euch anzuschauen, welche Parteien kategorisch und glaubhaft vertreten, dass sie nicht mit der AfD nach der Bundestagswahl zusammenarbeiten werden.

Wenn es euch ein bisschen wie mir geht, dann seid ihr von den politischen Entwicklungen in diesem Land grundsätzlich frustriert. Wenn führende Politiker im Wahlkampf Sympathien dadurch sammeln wollen, indem sie zeigen, wie sie einen Big Mac essen. Wenn führende Politiker sich an wichtige Gespräche in früheren Positionen nicht mehr erinnern wollen. Es gibt so viele schräge Anekdoten und so wenige nachhaltige Lösungen. Es scheint auch grundsätzlich so, als ob die Probleme nicht erkannt würden. Der eine oder die andere mag sich für den kommenden Sonntag fragen, was die eigene Stimme überhaupt ausrichten kann. Vielleicht genügt ein Blick in die USA um den Ernst der Lage klarzumachen. Jede Stimme, die für das demokratische Spektrum nicht abgegeben wird, erhöht die Bedeutung jeder Stimme für die AfD. Und Mehrheiten unter Einbezug der Rechtsextremen werden zu rechtsextremer Politik führen. Die Brandmauer wurde angerissen. Die Wahlbeteiligung und die Stimmabgabe entscheidet nun darüber, unter welchen Bedingungen sich die Gesellschaft diesen Landes in den kommenden Jahren entwickeln wird.

Der ein oder andere wird an dieser Stelle schon wieder schwadronieren, dass Fußball und Politik nichts miteinander zu tun haben. Dies war schon immer großer Quatsch. Der FC Augsburg hat eine gesellschaftliche Funktion. Der FC Augsburg hat sich zudem ein Wertegerüst gegeben. Dieses beinhaltet unter anderem Vielfalt und Respekt. Wer jetzt nachschaut, wird unter den 07 Werten auch Verantwortung finden. Am 23.02. ist es relativ einfach, diesen Wert auszuleben, wenn ihr eure Erst- und Zweitstimme bei der Bundestagswahl an eine Partei im demokratischen Spektrum vergebt, die am besten zusätzlich das Ziel hat, diese Werte auch in Zukunft zu beschützen.

Der FC Augsburg sieht das ähnlich und hat gestern selbst aufgerufen, zur Wahl zu gehen für Vielfalt und gegen den Rechtsruck:

Erstklassig

Zum sechsten Mal in dieser Saison spielt der FCA zu Null. Auch wenn in der zweiten Halbzeit kein Tor gelang sind es zum vergleichbaren Vorrundenzeitpunkt bereits vier Punkte mehr. In der Rückrundentabelle liegt der FCA damit gleichauf mit Leverkusen hinter München.

Die bisherige Saison des FCA in der Liga lässt sich in verschiedene  Phasen unterteilen. Im vergangenen Jahr in der Vorrunde die ersten vier Spiele mit offensiverem Mindset und vier Punkten. Nachfolgend dann zehn Punkten aus fünf Heimspielen, einschließlich dem Heimsieg gegen Dortmund, sowie zwei Punkte aus sechs Auswärtsauftritten, darunter die Niederlagen in Leipzig und Kiel. Seit der Winterpause tritt der FCA anders auf und hat in sechs Spielen erst drei Tore erhalten.

Nach dem Hinrundensieg gegen Augsburg gewann RB Leipzig vier weitere Spiele in Folge und lag am 8. Spieltag gleichauf mit München an der Tabellenspitze. Es folgten vier Spiele mit nur einem Punkt, und zum Ende der Vorrunde standen die Leipziger mit 12 Punkten Rückstand auf Platz 4 in der Tabelle. Die Rückrunde begann mit drei Remis in Bochum, gegen Leverkusen und in Berlin, ehe am letzte Spieltag der erste Sieg gegen St. Pauli gelang. In der Champions League schied die Mannschaft mit nur einem Sieg am vorletzten Spieltag gegen Sporting bereits in der Ligaphase aus. In der übernächsten Woche spielen die Leipziger im DFB-Pokal gegen Wolfsburg.

Neu bei RB ist Jürgen Klopp als Head of Global Soccer. Nach über 24 Jahren als Trainer ist er in seiner neuen Rolle nicht mehr für das Tagesgeschäft, sondern für die strategische Ausrichtung aller verbundenen Klubs zuständig. Als Trainer einer Mannschaft war er bisher sechsmal in Augsburg: Einmal mit Mainz 2008, viermal mit Dortmund und vor neun Jahren, fast auf den Tag, am 18.02.2016 mit Liverpool.

Für den FCA war diese fünfte Saison in der Bundesliga, mit der Teilnahme an der Europa League, eine besondere. Die Geschichte des FCA in der Erstklassigkeit lässt sich auch exemplarisch für die gewünschte Entwicklung nicht weniger Vereine sehen, die aufgestiegen, und nach ein oder zwei Jahren wieder abgestiegen sind, und im Anschluss den Erfolg nicht wiederholen konnten.

Die sportlichen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Ligen sind weitergewachsen. Um Entwicklungen auch vergleichend sehen zu können sind dabei noch weitere Aspekte wichtig. Und dazu gehört eben auch der Umgang mit den gegebenen Ressourcen, mittelfristige Strategieplanungen und manchmal auch etwas sportliches Glück.

Der FCA ist eines der letzten gelungen Beispiel hierfür in der Liga, Union Berlin, in der sechsten Bundesligaspielzeit in Folge auch, für eine Einschätzung von Heidenheim ist es noch zu früh.

Mit dem Blick auf die Ewige Tabelle lassen sich ganz unterschiedliche Entwicklungen und Geschichte des Sports verbinden. Im 14. Bundesligajahr steht der FCA auf Platz 28, von insgesamt 58 (ehemaligen) Bundesligisten. Vor kurzem von Leipzig überholt, sind es noch 12 Punkte bis zu Uerdingen. Auch wenn ein weiteres Vorrücken in den kommenden zwei Spielzeiten unmöglich erscheint, ist es immer wieder der Blick nach hinten, und welche Vereine der FCA längst überholt hat, der die sportliche Entwicklung über einen längeren Zeitraum am besten aufzeigt.

Der FCA hat sich längst in der Bundesliga etabliert und es scheint auch dieses Jahr so zu sein, dass genügend andere Mannschaften zum Saisonende schwächer platziert sein sollten. Eine dauerhaftere Entwicklung Richtung Mittelfeldmannschaft wäre ein nächster bedeutender Schritt.

Die letzten drei Heimspielen gegen Leipzig endeten jeweils unentschieden. Mit einer defensiven Leistung wie beiden letzten Spielen und etwas mehr Glück in der Offensive könnte der FCA nach zuletzt drei Auswärtsauftritten weiter an seiner Rückrundenbilanz arbeiten. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Auf der Suche nach dem X-Faktor

Nach einer Weile kennt man Trainer und ihre geliebten Formulierungen immer besser. Bei Jess Thorup ist regelmäßig vom X-Faktor die Rede. Alexis Claude-Maurice hat ihn. Ruben Vargas oder Ermedin Demirovic hatten ihn. Und Samuel Essende hatte ihn auch schon. Scherzhaft könnte man meinen, Samuel Essendes Torjubel wäre mittlerweile ein X-Faktor Jubel und kein Wolfsjubel mehr. Der X-Faktor ist omnipräsent. Zumindest in unseren Wünschen.

In manchen Spielen in dieser Saison war es bisher auch der fehlende X-Faktor, der einen außerhalb des Platzes zur Verzweiflung trieb. Der FCA tut sich zeitweise sehr schwer, offensiv wirklich für Gefahr zu sorgen und hatte in manchen Partien nur noch zwei Offensivspieler auf dem Platz. Essende und Tietz sind sich als Spielertypen zu ähnlich und ergänzen sich nicht gut genug. Ein zweiter Stürmer müsste mehr spielerische Elemente mitbringen. Alcxis Claude-Maurice kann da vorne wirbeln, wäre aber vielleicht im offensiven Mittelfeld besser aufgehoben. Die Varianten ganz vorne waren vor der Winterpause vor allem durch den Ausfall von Yusuf Kabadayi nicht gerade üppig. Im Winter verliesen zudem Ruben Vargas und Masaya Okugawa den Verein. Rein zahlenmäßig wurde es damit nicht besser.

Nachjustierung

Der FCA schaute sich im Winter auch deshalb auf dem Transfermarkt nach Spielern um, die hier direkt hätten helfen können und eine Alternative gewesen wären. Dies liegt auch daran, dass Jess Thorup Flexibilität bzgl. des Spielsystems etwas aufgegeben hat, um Automatismen zu schaffen und die Räder besser ineinander greifen zu lassen. Der zweite Offensivspieler an vorderster Front wird also dringender benötigt, als noch zu Saisonbeginn und stellte am Ende der Transferperiode auch die einzige Bedarfsposition dar.

Die zweite Position, für die eine Verstärkung sinnvoll war, war die Innenverteidigung. Hier hat man mit Cédric Zesiger einen erfahrenen Spieler aus Wolfsburg bis zum Saisonende geliehen. Trainer Thorup kann somit weiterhin auf seine mittlerweile bewährte 3er-Kette setzen und hat hierfür für die Rückrunde hoffentlich genügend Alternativen. Zumindest in der Abwehr.

Optionen für den Sturm

Die offene Stelle für den Sturm war dabei schwerer zu besetzen. Hier hätte man evtl. sogar schon im Sommer etwas gemacht, so denn alle Voraussetzungen erfüllt gewesen wären. Dies ist aber schwierig. Einerseits braucht es einen Spieler, der seine Qualität schon unter Beweis gestellt hat. Andererseits muss der Spieler genau dieses Profil eines mitspielenden Stürmers mitbringen, das Deniz Undav dem FCA erst unlängst vorgeführt hat. Und als letztes muss der Spieler für den FCA auch wirtschaftlich eine sinnvolle Option darstellen.

In der abgelaufenen Transferperiode holte man nun Mergim Berisha zurück, der den FCA vor 1,5 Jahren gen Hoffenheim verlassen hatte. Berisha, der in Augsburg zum Nationalspieler reifte und über dessen sportliche Qualität man sich nicht sorgen muss. Um seine Gesundheit schon eher und wie er sich ins Teamgefüge einfügt, nachdem sein bester Kumpel Ermedin Demirovic mittlerweile in Stuttgart spielt. Die Sorgen um Berishas Gesundheit haben sich dann auch direkt realisiert. Berisha verletzte sich in der ersten Trainingswoche und fällt mehrere Wochen aus.

Neue Ideen für Marius Wolf am Seitenrand? Alleine, gefruchtet haben sie noch nicht. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Ich war dabei vor der Verletzung kein Gegner des Berisha Transfers. Eine Leihe für das halbe Jahr ohne Kaufpflicht, ist für den FCA mit wenig Risiko verbunden. Berisha kann im Saisonendspurt vielleicht immer noch wichtige Impulse geben. Und wenn nicht, dann war es den Versuch wert, weil der Stürmermarkt grundsätzlich kompliziert ist. Ich hätte mir aber in jedem Fall gewünscht, dass der FCA neben Berisha noch einen zweiten offensiven Transfer getätigt hätte. Thorup hat für die Offensive schlicht nicht viele Optionen. Eine mehr, auch mit Hinblick auf das Risiko der Berisha-Verpflichtung, wäre gut gewesen.

Bald mehr X-Faktor?

Insgesamt ist der FCA allerdings auf der richtigen Fährte, wenn er mehr Spieler mit dem X-Faktor verpflichten will. Systemisch gibt es nur begrenzte Möglichkeiten, wenn man auf ein recht zentrumslastiges Spiel ohne offensive Außen setzt. Da hilft es prinzipiell die Qualität auf den offensiven Positionen zu erhöhen und mehr Optionen auch für unterschiedliche Spielsituationen zu schaffen.

Andererseits muss Thorup mehr Offensive mit der Mannschaft erarbeiten. Gerade die Schienenspieler auf den Außen geben deutlich zu wenig Impulse im Offensivspiel. Die Anzahl ihrer Torbeteiligungen spricht eine deutliche Sprache, gerade bei Marius Wolf (1 Tor, 1 Vorlage). Ich hadere mit Marius Wolf’s Leistungen nicht nur, weil er im defensiven Kopfballduell wie gegen St. Pauli untätig ist, sondern eben auch, weil es an offensiven Impulsen mangelt, die diese Schwächen überdecken würden. Hier sehe ich Thorup in der Pflicht, gerade auch die Schienenspieler vertikal offensiv integriert zu bekommen.

Der FCA hat einen wichtigen Baustein gelöst: er hat zu defensiver Stabilität gefunden und spielt regelmäßig zu null. Die nächste Herausforderung ist es nun, offensiv den Gegner mehr zu binden und mehr Torgefahr zu entwickeln. Ich war gegen Mainz mit Menschen im Stadion, die auswärts in Kiel dabei waren. Hier ist man über die letzten Auswärtsspiele und die Entwicklung schon sehr glücklich. Jetzt gilt es aus den eigenen Ansätzen mit Ball offensiv mehr zu machen. Dann kann der FCA auch mit Blick auf die Bundesliga-Tabelle noch zum X-Faktor werden.

Transfers

Nach vier Spielen wieder eine Niederlage für den FCA. Nach dem Viertelfinale des DFB-Pokals in Stuttgart kann sich der FCA wieder ganz auf die Liga konzentrieren.

37mal spielte der FCA bereits gegen Mainz 05, zweimal davon im DFB-Pokal, 1980 und 2018. Beide Vergleiche wurden gewonnen. In der 2. Bundesliga gab es acht Vergleiche, von denen jedes Team zwei für sich entscheiden konnte. Der letzte Sieg für den FCA gegen die in dem Jahr vorher aus der Bundesliga abgestiegenen 05er war im April 2008: Torschützen beim 2:1, nach zwischenzeitlichem Rückstand, waren Imre Szabics und Roland Benscheider.

In der Bundesliga gewann der FCA bei zwei Unentschieden 12, der mittlerweile 27 Spiele. Neben dem ersten Bundesligasieg, Oktober 2011, gab es drei weitere Erfolge in Mainz, den letzten im Februar 2021 durch den Treffer von André Hahn. Die letzten beiden Vergleiche gewann der FSV.

Das 2:3 in der Vorrunde war am vierten Spieltag der erste Saisonsieg der Mainzer. Neben den 10 Punkten zwischen dem 9. und 12. Spieltag wurden drei weitere Siege in der Vorrunde erreicht: Die Mainzer beendeten die Hinrunde mit 28 Punkten auf Platz 6. In der Rückrunde gelang bisher ein Sieg gegen Stuttgart. Das erste Spiel unter Trainer Bo Henriksen war vor knapp einem Jahr auch gegen den FCA: Seitdem hat er mit der Mannschaft, saisonübergreifend, 57 Punkte in 34 Spielen erreicht – 1,68 Punkte im Schnitt, der beste eines Mainzer Bundesligatrainers bisher.

Anfang der Woche schloss wieder das Transferfenster. Zu einer bestimmten Uhrzeit müssen alle relevanten Dokumente und Unterlagen von allen Parteien unterzeichnet beim zuständigen Verband eingereicht werden.   

Der höchstpreisigste Wechsel war der von Omar Marmoush, von der Eintracht zu Manchester City. Beim FCA hat sich hier zuletzt nicht mehr so viel getan.

Immer wieder gab es aber in der Geschichte der Transferphasen, oft auch unter Zeitdruck, unterschiedliche Pannen. Mal war es ein kaputtes Fax-Gerät, das den Wechsel Eric Maxim Choupo-Motings von Hamburg nach Köln verhinderte, mal war es die fehlende Spielgenehmigung. So hatte Nils Quaschner, der nach Leipzig wechseln wollte in der Saison 2014/15 bereits für Liefering und Salzburg gespielt – in einer Saison ist aber der Einsatz bei drei verschiedenen Vereinen in Pflichtspielen nicht möglich. 

Auch bei der Wahl der Spieler wie auch des Vereins gilt es auf Details zu achten: Abédi Pélé wechselte 1996 von Turin nach München und landete dann entgegen seiner Erwartung bei 1860. Hannover 96 verpflichtete 1996 den Brasilianer Franca in der Annahme eine 1,90 großen Abwehrspieler verpflichtet zu haben, der dann aber bei Ankunft plötzlich etwas kleiner ausfiel. Alemannia Aachen verpflichtete 2001 den eigentlich ablösefreien Mark Rudan für 200.000 DM, die dann auch noch verschwanden.

Bekanntere Pannen waren die geplatzten Wechsel 2007 von Rafael van der Vaart, der Hamburg verlassen wollte, oder von Andreas Köpke, der 1996 weder in Stuttgart noch in Barcelona, sondern in Marseille landete. Kevin Großkreutz, der aufgrund eines Formfehlers des abgebenden Vereins ein halbes Jahr pausieren musste, oder Spieler, die von den aufnehmenden Vereinen statt bekanntere Brüder oder Cousin verpflichtet wurden wie Havard Flo beim SV Werder Bremen oder Sabin Ilie bei Energie Cottbus.

Es mag viele weitere Geschichten und Anekdoten über Wechsel in einem definierten Zeitraum geben, die auch auf Hintergründe und Probleme der Verfahren verweisen.

In den nachfolgenden Partien spielt der FCA, abwechselnd heim und auswärts, gegen Leipzig, Freiburg und Wolfsburg und in Mönchengladbach, Dortmund und Hoffenheim – fast ausschließlich Teams, die in der Tabelle besser platziert sind.

Der Zwischenstand mit 26 Punkten auf Platz 12 suggeriert eine gewisse Sicherheit. Wenn nach diesen Partien sich die Abstände zu den letzten Drei nicht verringern und der aktuelle Platz verteidigen ließe, wäre dies der richtige Moment ein Saisonziel konkreter zu benennen. 

Am Samstag in Mainz, aufbauend auf einer stabilen Abwehr, auch vorne wieder etwas mehr Effizienz zeigend, wäre dies eine gute Möglichkeit vor den nächsten Aufgaben nicht nur Selbstvertrauen zu gewinnen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

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