Instant Reaction: der Bericht aus Leverkusen

Die Ausgangslage ist denkbar spannend, vor dem 31. Spieltag. Zumindest für den FC Augsburg. 4 Spieltage vor Ende steht man auf dem 10. Tabellenplatz und hat 4 Punkte Rückstand auf Platz 6. Der FCA hat insgesamt einen guten Lauf und in der Rückrunde bisher nur eine einzige Partie verloren. Man schaut klar in der Tabelle nach oben und will in jedem Spiel das Möglichste tun.

Die Ausgangslage vor dem Spiel gegen Leverkusen ist auch deshalb spannend, weil in Leverkusen etwas die Luft raus ist. Bayer ist zwar die zweitbeste Mannschaft des Landes, aber eben mittlerweile auch abgeschlagen im Titelrennen und mit genügend Vorsprung auf Platz 3 versehen. Da kann man als Spieler schon mal an die eigene Gesundheit und Regeneration denken (zumindest unterbewusst).

Das Tüpfelchen auf dem i macht dann das Ergebnis des Freitagsspiels aus. Stuttgart hat gegen Heidenheim verloren und wird den FCA an diesem Spieltag mit Sicherheit nicht überholen. Der FCA kann an diesem Spieltag nur nach oben schauen und attackieren. Ist gegen Bayer 04 in diesem Zustand und unter diesen Voraussetzungen ein Angriff auf die vorderen Ränge möglich?

Halbzeit 1

Der FCA kommt prinzipiell gut in die Partie. Das Thorupsche Team hat Ballbesitzphasen und kann sich Richtung 16er von Bayer 04 kombinieren. Auf beiden Seiten herrschen aber noch hohe Fehler- und Fehlpassquoten vor. Die Zweikämpfe werden nicklich geführt. Der FCA muss sich mit Fouls behelfen um der Dynamik von Bayer Herr zu werden. Bayer 04 schafft es aber auch, sich nach diesen ersten Minuten, die ersten Mal in Richtung Augsburger Tor zu kombinieren. Einer der ersten Abschlüsse von Schick wird sodann unglücklich abgefälscht und wird somit für Dahmen unhaltbar. 1:0 für Bayer 04, nach einer eher ausgeglicheneren Anfangsphase.

Im Zweifel war Bayer einen Schritt schneller (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Der FCA ist weiterhin bemüht, es fehlt ihm aber an diesem Tage an der notwendigen Kompaktheit. Leverkusen im Gegensatz drängt nach Augsburger Angriffen auch schnell mit 5 Mann aufs gegnerische Tor. Es wird sofort brenzlig. Nach 20 Minuten kann man schon fast froh sein, dass es nicht schon 0:2 steht. Die ansonsten so solide Augsburger Abwehr wirkt heute ungewohnt löchrig. Das 2:0 fällt in der Folge, wird aber auf Grund einer Abseitsstellung aberkannt. Man kann zu diesem Zeitpunkt konstatieren: Bayer 04 hat Bock und der FCA lässt sie gewähren. Große Lücken tuen sich im Augsburger Spiel auch in der Folge auf und es wird gefährlich vor Finn Dahmen.

In der Folge verflacht das Spiel ein wenig. Die Ruhe ist zu diesem Zeitpunkt aber trügerisch. Kurz vor der Halbzeit drückt Bayer erneut etwas mehr aufs Gas und kann den FCA in seinem eigenen 16er einschnüren. Mehrmals bekommen es die Augsburger nicht geklärt. Mehrmals darf Bayer es erneut probieren. Am Ende ist es dann ein sehenswerter Abschluss von der 16er Kante von Buendia, der dem FCA das zweite Gegentor des Tages beschert. Nachdem man in dieser Phase die nötige Konsequenz vermissen ließ, muss man sagen: Schade, schade Marmelade.

Halbzeit 2

Die zweite Halbzeit geht Thorup an, wie er die erste beendete, zumindest vom Personal her. Wer gedacht hätte, der Däne würde direkt für mehr Offensivpower sorgen, in dem er z.B. Kömür für Rexhbecaj brächte, der hat sich getäuscht. Für den FCA muss die Marschrichtung in den zweiten 45 Minuten dennoch klar sein: wenn man hier etwas mitnehmen will, dann braucht es Tore.

Aber erstmal ist Bayer wieder recht schnell im Augsburger 16er. Und danach muss Dahmen einen Weitschuss klären, der gefährlicher wird, als es die Abschlusssituation vermuten lässt. Nach 55 Minuten ist es dann so weit und Thorup ergreift Maßnahmen. Für Wolf, Giannoulis und Rexhbecaj kommen Gumny, Koudossou und Kömür. Das war geplant, die 3 hatten sich in der Halbzeit separat aufgewärmt. Mit Robert Gumny auf rechts und Koudossou auf seiner nicht angestammten falschen Seite hätte ich nun nicht direkt gerechnet, gerade wenn man an eine verstärkte Offensive denkt. Ein Raunen geht dann auch nur durchs Stadion, weil an Matej Kovar an einer Augsburger Ecke vorbei segelt. Wenn hier noch etwas passieren soll, dann muss man momentan auf Unzulänglichkeiten auf Seiten Bayer 04s hoffen.

Ratlos in Leverkusen (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Essende erarbeitet sich einen Abschluss im Strafraum, vorbei. Ein Kopfball nach einer Ecke, drüber. Man mag anmerken: der FCA gewinnt bisher mehr Zweikämpfe als Bayer 04. Dazu kommt nach der Halbzeit: man hatte in einer guten Viertelstunde mehr Torschüsse als in der gesamten ersten Hälfte. Was fehlt: das zwingende Element. Die letzte Konsequenz. Bezeichnend ist eine Flanke von Alexis Claude-Maurice nach 65 Minuten. Sie geht ins Nirgendwo. Ein Weitschuss in der siebzigsten von Claude-Maurice wird von Kovar dann am Tor vorbei gelenkt. Ein Treffer wäre aus dem nichts gekommen. die Ecke danach ist harmlos. Da darf das steigende Eckenkonto nicht zu viel Hoffnung führen. Ein Kopfball von Tietz, der mittlerweile für Essende dabei ist, direkt auf den Torwart bestätigt den Trend. Es ist brotlose Kunst, die der FCA hier heute bisher abliefert.

Vielleicht ein paar Worte zur Leverkusener Motivation zu diesem Zeitpunkt: es ist nicht mehr viel davon zu sehen. Bayer 04 tut das Nötigste und das reicht. Ein Fernschuss in der 79. Minute erzeugt mehr Gefahr als viele Augsburger Aktionen vorher. Angriffe werden von Bayer 04 nicht mehr ausgespielt. Insgesamt ist es einfach kein gutes Fußballspiel mehr zu diesem Zeitpunkt. Die angenehmen Temperaturen und die monotonen Fangesänge, vor allem die Trommeln, laden zum meditativen Verweilen ein. Fußball als Stadionsport: diese Partie würde ich nicht als positives Beispiel nennen.

Was bleibt?

Der FCA hat es den Leverkusenern gerade in der ersten Hälfte zu einfach gemacht. Man darf hinterfragen, was hier der Ansatz war. Er ist in jedem Fall gescheitert. Die zweite Hälfte sollte man dann zusätzlich nicht zu positiv sehen. Auffällig war, wie wenig Dringlichkeit der FCA entwickelte. Die Klatsche blieb aus, die Chance auf mehr ist dennoch vergeben. Schade, gerade wenn man auf die Ergebnisse der Konkurrenz blickt.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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