Nachdem die Bundesliga etwas behäbig startete und nach dem ersten Spieltag direkt die erste Länderspielpause folgte, geht es jetzt Schlag auf Schlag. Vor uns liegt die erste englische Woche dieser Saison. Der FCA hat sich am ersten Spieltag gegen Wolfsburg zumindest defensiv ordentlich sortiert gezeigt und gegen Bremen zwei Wochen später auf Grund zweier Standardsituationen gewonnen. Wirklich schlau wird man aus den Leistungen allerdings bisher nicht. Wolfsburg hat sich darauf verlassen, dass wir das Spiel selbst nicht gestalten können und bei Bremen stellt sich momentan die Frage, wie schlecht der Gegner war. Die Partien morgen gegen Mainz, am Mittwoch in Leverkusen und am Samstag gegen Darmstadt werden Erkenntnisse liefern. Ich bin gespannt, welche Antworten wir auf die folgenden Fragen erhalten werden:
- Was ändert sich ohne Caiuby?
Caiuby war ein Fixpunkt im Spielsystem bis nun unter der Woche ein Knorpelschaden bei ihm diagnostiziert wurde und eine Operation an seinem linken Knie notwendig machte. Die Hinrunde ist damit für ihn sicher gelaufen und man kann ihm von dieser Stelle nur gute Besserung wünschen. Sein Kopfballspiel wird durch keinen anderen Offensivspieler in dieser Form ersetzt werden können und es bleibt abzuwarten, wie sich der offensive Spielaufbau verändern wird. Gegnerische Pressingsituationen in der eigenen Abwehr wurden oftmals durch einen langen Ball auf Caiuby gelöst, der diesen per Kopf ablegte oder weiterverarbeitete. Dabei hatte er eine hohe Quote von gewonnenen Kopfballduellen. Ji könnte diese Funktion in einer ähnlichen Art und Weise übernehmen, einige Ballverluste wären aber auf Grund des qualitativen Unterschieds im Kopfballspiel wohl vorprogrammiert. Ji ist zudem über den Flügel nicht ähnlich gefährlich wie Caiuby, der gegen Bremen einige starke Hereingaben hatte. Alternativ wäre es möglich die Pressingsituationen wieder vermehrt spielerischer über die 6er oder Außenverteidiger zu lösen, was zwar in der Abwehr das Risiko von Ballverlusten erhöhen würde, aber ein schnelleres Umschalten und eine vertikale Einbindung der Außenpositionen erlauben würde. Spieler wie Jonathan Schmid oder Raul Bobadilla könnten hier vermehrt ihre Torgefahr ausspielen. Wir werden sehen, welche Lösung Dirk Schuster bevorzugt.
- Tore aus dem Spiel heraus
Der FCA wartet in dieser Saison weiterhin auf ein Tor aus dem Spiel heraus. Während Mainz letzte Woche gegen Hoffenheim ein Feuerwerk ablieferte, haben wir am ersten Spieltag gar nicht getroffen und am zweiten Spieltag durch zwei Standards gewonnen. Standardsituationen können in manchen Spielen den Unterschied ausmachen, Chancen wie gegen Bremen sollte man allerdings nicht immer liegen lassen. Wir müssen vor dem Tor ruhiger und abgezockter agieren. Vor allem Alfred Finnbogason hat seine Kaltschnäuzigkeit aus der Vorsaison noch nicht wiedergefunden, obwohl er sich insgesamt in guter Verfassung präsentiert und auch Chancen erarbeitet. Manchmal wäre ein Haken weniger trotzdem mehr. Ich hoffe der Knoten löst sich, bevor das Selbstbewusstsein leidet. Die Qualität sollte dafür vorhanden sein.
- Die Ausrutscher des Martin Hinteregger
Viele werden sich am letzten Wochenende verwundert die Augen gerieben haben. Martin Hinteregger, der Königstransfer des FC Augsburg in der Sommerpause hat einen Elfmeter verursacht und hätte sich über einen zweiten nicht beschweren dürfen. War er überengagiert in seinem ersten Bundesligaspiel oder hat er einfach nur einen schlechten Tag erwischt? Nach seinem Gastspiel in Gladbach geistern schon die ersten Unkenrufe, dass ihm die Qualität für die Bundesliga fehlt. Für eine solche Beurteilung ist es noch viel zu früh. Defensive Stabilität ist allerdings ein Mantra von Dirk Schuster und Zweikampfführung rund um den eigenen 16er eine Kernkompetenz von Innenverteidigern. Ausrutscher dieser Güte sind dauerhaft nicht tragbar (und das ist auch Martin Hinteregger klar). Ich bin gespannt, wie sich die Abwehr im Verbund in dieser Woche präsentieren wird.
Neben den offenen Fragen gibt es allerdings auch einige positive Dinge zu beobachten. Jeffrey Gouweleeuw ist dabei den nächsten Schritt zu machen. Auch ohne Ragnar Klavan an seiner Seite hat er ein tolles Spiel gegen Bremen abgeliefert. Zweikampfstark und mit guten Eröffnungen war er sportlich ein Führungsspieler, der einen wichtigen Beitrag geleistet hat. Die linke Seite sah insgesamt besser aus als die rechte Seite und das liegt im Moment auch an Konstantinos Stafylidis, der Philipp Max Olympiareise zu seinen Gunsten genutzt hat. Max saß gegen Bremen noch nicht mal auf der Bank. Beide hatte ich vor einiger Zeit erwähnt, bei den Spielern, die in diesem Jahr einen Entwicklungssprung machen könnten. Ich bin gespannt, ob sich das fortsetzt. In den letzten zehn Minuten hat mich zudem Gojko Kacar positiv überrascht, der wohl Markus Feulner als erste Alternative in der Mittelfeldzentrale abgelöst hat. Ich bin gespannt, ob daraus mehr werden kann, wenn sich Dominik Kohr im Spiel nach vorne nicht verbessert. Kacar scheint in der Spieleröffnung Vorteile zu haben. Handlungsschnell hat er in einigen Situationen gut umgeschaltet.
Gefühlt geht die Bundesliga jetzt erst richtig los. Es kribbelt wieder deutlich mehr und ich hoffe, auch die Mannschaft schaltet in dieser Woche noch einen Gang hoch. Mit mindestens 4 Punkten in dieser Woche könnten wir in aller Ruhe der weiteren Dinge harren und müssten uns keine Gedanken machen, ob wir schon sportliche Erwartungen enttäuschen. Ich kann es zumindest kaum abwarten.