La Decima. 10 Jahre Bundesliga am Stück. Ein Erfolg, der auch bei der Konkurrenz Eindruck gemacht hat. Mehr als zumindest ich vermutet hätte. Effzeh-Trainer Markus Gisdol hat den FC Augsburg zu einem Vorbild für die Kölner ausgerufen. Man wolle so werden wie der FCA. Das kann ich verstehen. Alles in allem sind wir halt doch ganz geil. Nachdem uns Markus Gisdol nur aus der Ferne kennt, wollt ich ihm auf diesem Wege ein paar mehr oder weniger ernst gemeinte Tipps geben, wie seine Kölner so werden können, wie wir.
Dream BIG
Markus Gisdol hat Zurückhaltung gefordert. Bescheidenheit und Bodenständigkeit. Das ist nicht der Augsburger Weg. Träumen ist erlaubt. Walther Seinsch träumte von Augsburg im Europapokal, lange bevor wir das Ziel erreichten. Klaus Hofmann träumte von Spielern aus der eigenen Jugend in der ersten Elf. Wir träumten von der Meisterschaft. Träumen ist Essenz des Fantums und muss erlaubt sein. Nicht nur das. Träumen sollte eine Pflicht sein.
Rückschläge sind einkalkuliert
Und auch wenn wir träumen, sind wir nicht naiv. Rückschläge sind einkalkuliert. Wir haben schon oft damit gerechnet, dass wir absteigen. Es würde kurzfristig unser Herz brechen, wäre jedoch keine langfristige Katastrophe. Unsere Liebe kennt – wie auch die der Kölner Fans – keine Liga. Zumindest in den Fällen, in denen es zählt. Das wir unsere eigene Stärke nicht als gegeben annehmen, ist wahrscheinlich die Grundlage der größten Augsburger Qualität: dem Granteln. Sympathisches Motzen bedingt durch Verlustangst. In Köln müsste gegrantelt werden anstatt geklüngelt. Tiefgreifende Änderungen, die eine gezielte Umerziehung und einen Generationenwechsel voraussetzen würde. Aussichtslos? Wahrscheinlich. Keiner grantelt so gut, wie wir Augsburger.
Ein Investor muss her
Warum es sportlich nichts wird in Köln ist zudem glasklar. Ein Investor müsste in Köln mal für Ruhe sorgen. Als Sofortmaßnahme schlage ich daher einen Verkauf von 99% der Anteile an Klaus Hofmann & Co. vor. Das lassen die Statuten der DFL nicht zu? Was die Leipziger gemacht haben, ja doch auch nicht. Da wird sich schon ein Weg finden.
Wenn wir den Bayern erlauben, dass ihre zweite Mannschaft in die zweite Liga aufsteigen darf, dann haben wir in München sicher einen Verbündeten. Klar, Klaus Hofmann müsste dann auch Präsident des Effzeh werden, aber das sollte ja kein Problem sein. Erfolg in der Bundesliga ist nun mal in den letzten Jahren Investorenclubs vorbehalten. Da muss man durch.
Befreit den Geißbock
Neben den eher nebensächlichen Änderungen struktureller Art, bedarf es weiterer wichtiger Einschnitte um den Effzeh in die Augsburger Erfolgsspur zu hieven. Der Fokus muss auf dem Platz liegen und nicht daneben. In Augsburg ist fest verankert, dass kein Maskottchen vom Geschehen auf dem Rasen ablenken darf.
Um die Kölner nicht andauernd mit ihrem Verlust zu konfrontieren, sollten die Hennese dieser Welt sofort in den Augsburger Zoo überführt werden. Klimabedingt fühlen sie sich dort sowieso viel wohler als in Köln. Wetten, dass über dieses Thema mehr diskutiert würde, als über einen Anteilsverkauf?
Bereit sein, das Notwendige zu tun
Wer wie wir Augsburger sein will, der sollte zudem bereit sein, in den wichtigen Momenten das Notwendige zu tun. Und damit meine ich nicht den Zahnpastakauf von Heiko Herrlich. In Augsburg bedeutet das auch, mal einen Elfmeterpunkt zu zerstören, um sich einen Vorteil zu sichern. Durch eindeutige Gesten einem gegnerischen Trainer zu zeigen, was man von ihm hält. Man kann dem FCA zumindest keine fehlende Identifikation mit seinem Ausrüster Nike vorwerfen, dessen Motto ja lautet: „Just do it“.
Butter bei die Fische
Insgesamt hat der Effzeh noch einen weiten Weg vor sich, um so zu werden, wie der FCA. Aber ist das denn überhaupt erstrebenswert? Der Effzeh ist einer der traditionsreichsten und tollsten Clubs dieses Landes mit vielen tollen Fans. Klar, es läuft nicht alles rund beim Effzeh. Aber bei welchem Club tut es das schon? Der Effzeh sollte immer der Effzeh bleiben. Sich und seinen Werten treu verbunden.
Es ehrt uns trotzdem, dass Markus Gisdol uns als Vorbild sieht. 10 Jahre Bundesliga am Stück sind etwas Besonderes. Vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Gisdol war noch bei keinem seiner Clubs langfristig sportlich erfolgreich. Eine Gisdol Entlassung in Köln in der nächsten Saison ist daher nicht unwahrscheinlich. Der FCA hält meist länger an Trainern fest, aber wie lange ist das bei Heiko Herrlich möglich? Im Zweifel war die Aussage ein gezielter Versuch von Markus Gisdol, sich beim FCA für eine zukünftiges Engagement zu bewerben. Nachdem wir nichts gegen Trainer mit nur kurzfristigen sportlichen Erfolgsaussichten haben (immerhin!), die auch mal komische Dinge sagen, könnte das sogar klappen. So oder so wird man sich wiedersehen. Hoffentlich bald wieder im Stadion, wenn eine erneute Partie FCA – Effzeh für uns alle eine große Freude darstellt. Dieses Aufeinandertreffen hat ja mittlerweile schon fast Tradition.