TGIF: Spitzenreiter FC Augsburg?

Die Bundesliga ist zurück – und der FC Augsburg lädt zum Topspiel. Am Samstag (15.30 Uhr) empfängt der FCA RB Leipzig in der WWK Arena zum Duell Zweiter gegen Erster. Leider kann die Partie kurzfristig doch nicht mit Zuschauern stattfinden, da der Corona-Inzidenz-Wert in Augsburg mit knapp 50 zu hoch ist. Binnen kürzester Zeit war das zweite Heimspiel der Saison ausverkauft, nun müssen die laut Hygienkonzept zugelassenen 6.000 Fans zu Hause bleiben. Schade um die treuen Anhänger, doch angesichts steigender Infektionszahlen hatten die Verantwortlichen keine Wahl.

Dass die Unterstützung im Stadion zum entscheidenden Faktor werden kann, hat man gegen Dortmund eindrucksvoll gesehen. Kann die Mannschaft auch ohne Fans zu Höchstleistungen aufsteigen und den großen Favoriten ärgern? Es wäre die nächste Sensation in dieser jungen Bundesligasaison – und womöglich eine historische. Bei einem Sieg gegen die Sachsen winkt dem FCA die erstmalige Tabellenführung. „Wir würden uns nicht wehren“, erklärte Manager Stefan Reuter gegenüber der Augsburger Allgemeinen. „Das übergeordnete Ziel ist es aber, die Klasse zu halten.“ Sollte dies frühzeitig gelingen, „sind wir gerne bereit, uns über andere Dinge zu unterhalten.“

Bevor dies so weit sein sollte und die Augsburger Fans zu träumen beginnen dürfen, liegt jedoch noch ein steiniger Weg vor dem FCA, denn „mit sieben Punkten hat noch kein Verein die Klasse gehalten.“ Die Aufgabe am Samstag wird schwer, keine Frage. Doch vielleicht kann der FCA ja auch gegen Leipzig überraschen.

Bisher läuft die Saison aus FCA-Sicht überragend. Kann die gute Form auch gegen Leipzig bestätigt werden, winkt die Tabellenführung. (Foto via imago)

Über den Gegner

Die Corona-Krise trifft alle Vereine hart, heißt es immer so schön. RB Leipzig gehört aber gewiss zu den Klubs, die am lockersten durch die Pandemie gehen. Hält mit Red Bull doch ein Sponsor mit prall gefüllten Kassen seine schützende Hand über den polarisierenden Spitzenklub. Das wurde im Sommer einmal mehr deutlich. Red Bull stundete insgesamt 100 Millionen Euro an Krediten, die der Konzern den Leipzigern zuvor gewährt hat. Somit wurde aus Schulden plötzlich Eigenkapital.

„Es ist eine Transaktion, die völlig üblich ist, insbesondere in der freien Wirtschaft, aber auch im Fußballgeschäft und auch in der Bundesliga“, sagte RB-Finanzdirektor Florian Hopp damals der Deutschen Presse-Agentur. Es mag sein, dass Leipzig damit einmal mehr die teils so schwammig formulierten DFL-Statuten umgeht und somit offiziell alles rechtens ist. Im Zuge der Chancengleichheit und Fairness muss der Vorgang jedoch hinterfragt werden. Auch der FCA steht wegen Corona nicht vor dem finanziellen Ruin. Das liegt aber vielmehr an vernünftigem Wirtschaften anstatt jahrelanger Finanzspritzen durch einen Brausekonzern.

Sportlich gesehen machen die Leipziger ihre Sache in den letzten Jahren fantastisch – das darf bei aller Kritik nicht zu kurz kommen. Im Sommer wurde die Mannschaft von Julian Nagelsmann mit dem Champions-League-Halbfinale für jahrelange gute Arbeit belohnt. Im Kader der „Roten Bullen“ befinden sich mit Peter Gulacsi, Willi Orban, Marcel Halstenberg, Lukas Klostermann, Yussuf Poulsen, Emil Forsberg und Marcel Sabitzer eine Menge an Stammspielern, die bereits zu Zweitligazeiten das RB-Trikot trugen. Ergänzt werden diese Spieler jedes Jahr durch teure Neuzugänge wie nun etwa Alexander Sörloth, der für 20 Millionen Euro von Crystal Palace kam. Weil in Österreich ein weiterer RB-Klub spielt, wurde mit Hee-chan Hwang traditionell noch ein Spieler aus Salzburg verpflichtet und alles in allem steht eine qualitativ sehr starke Mannschaft auf dem Platz.

Die Qualität der Sachsen bekam der FCA in der vergangenen Saison zu spüren. 1:3 und 1:2 gingen die beiden Partien verloren. (Foto via Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Die Fakten zu #FCARBL

Effizient: Kein Team gab in den ersten drei Spielen weniger Torschüsse ab als der FC Augsburg (24). Leipzig hingegen kommt mit 51 Versuchen auf Platz zwei hinter dem FC Bayern. Dennoch haben beide Teams sieben Punkte auf dem Konto.

Lauffreudig: Kein Team spulte bisher mehr Kilometer ab als die Mannschaft von Heiko Herrlich (369,5). Leipzig belegt in dieser Statistik Rang 14 (340,0). Bei den Sprints sowie den intensiven Läufen belegt der FCA jeweils Platz vier.

Stabilität: Nur der FC Augsburg und Leipzig gerieten in dieser Saison noch nicht in Rückstand.

Ungeschlagen: Ex-Augsburger Julian Nagelsmann hat noch nie gegen die Schwaben verloren. In neun Duellen mit Hoffenheim und Leipzig feierte der 33-Jährige bei zwei Remis sieben Siege. Nur gegen Mainz holte er so oft drei Punkte.

Weiße Weste: Der FCA blieb in drei Spielen bereits zwei Mal ohne Gegentor. Ansonsten gelang dies nur Wolfsburg und Dortmund.

Starker Rückhalt: Auch dank Rafal Gikiewicz kassierte der FCA bisher nur einen Gegentreffer (Foto via imago).

Die letzten Begegnungen

27.06.2020: FC Augsburg – RB Leipzig 1:2

21.12.2019: RB Leipzig – FC Augsburg 3:1

02.04.2019: FC Augsburg – RB Leipzig 1:2 n. V. (Pokal)

09.03.2019: RB Leipzig – FC Augsburg 0:0

20.10.2018: FC Augsburg – RB Leipzig 0:0

Presseschau

Heiko Herrlich ist zurück auf dem Platz. Nach überstandenem Lungenkollaps kann der 48-Jährige gegen Leipzig wieder an der Seitenlinie stehen. Vor seinem Comeback sprach er mit dem Kicker über die Zeit im Krankenhaus. Der Coach fühle sich „gut“, muss aber noch ein paar Kleinigkeiten beachten: „Es ist mit den Ärzten besprochen, dass ich wieder voll dabei sein kann. Ich soll aber schauen, dass ich nicht zu häufig schreie.“ Seine Mannschaft sollte ihm also eher wenig Gründe liefern, sich aufzuregen.

Herrlich befand sich nie in Lebensgefahr und scheint auch keine Folgeschäden davon getragen zu haben, dennoch klingt die Beschreibung der Krankheit ziemlich drastisch: „Die Untersuchung hat ergeben, dass ein Lungenflügel praktisch nicht mehr da war.“ Glücklicherweise ist nun wieder alles in Ordnung und Herrlich kann den FCA wieder zu Siegen coachen.

So emotional und lautstark wie hier in Düsseldorf sollte sich Heiko Herrlich am Samstag wohl besser nicht verhalten. Zumindest wenn es nach seinen Ärzten geht (Foto via Sascha Steinbach/Pool via Getty Images).

Was macht eigentlich Raúl Bobadilla?

Stammspieler, Europapokalheld, Fanliebling: Raúl Bobadilla erlebte vier schöne und ereignisreiche Jahre in Augsburg. In insgesamt 105 Pflichtspielen für Rot-Grün-Weiß gelangen dem kantigen Stürmer 29 Tore und zehn Assists. Den wichtigsten Treffer erzielte er gewiss in der Europa League in Belgrad. Durch seinen Kopfball kurz vor Schluss gewann der FCA mit 3:1 bei Partizan und zog sensationell in die nächste Runde ein – ein Tor, für das ihm ganz Augsburg auf ewig dankbar ist.

In der Saison 2017/18 kehrte der gebürtige Argentinier mit paraguayischen Wurzeln zu seinem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach zurück. Anders als in seiner ersten Zeit von 2009 bis 2012 wurde Bobadilla jedoch nicht mehr richtig glücklich bei den Fohlen und wechselte daher zu den Argentinos Juniors. Nach einer enttäuschenden Premierensaison wurde der mittlerweile 33-Jährige nach Paraguay zu Guarani verliehen. Dort blühte der Angreifer auf und erzielte zwölf Tore und vier Vorlagen. Diese Entwicklung blieb auch im Nationalverband nicht unbemerkt und so durfte Bobadilla vor wenigen Tagen nach fast fünf Jahren Abstinenz sein Comeback in der Nationalmannschaft Paraguays feiern. Beim 2:2 gegen Peru wurde er in der 63. Minute für den Ex-Ingolstädter Dario Lezcano eingewechselt. Herzlichen Glückwunsch, Boba!

Höhepunkt einer magischen Nacht: Raúl Bobadilla köpft den FCA gegen Partizan Belgrad in die nächste Runde, wo der FC Liverpool wartet. Es war sein insgesamt sechstes Tor im Turnier. (Photo ANDREJ ISAKOVIC/AFP via Getty Images)

Die voraussichtliche Aufstellung

Die Nationalspieler sind wieder zurück, im Vergleich zum Rest des Teams aber womöglich nicht ganz ausgeruht. Carlos Gruezo etwa war noch in der Nacht zum Mittwoch für Ecuador im Einsatz, Fredrik Jensen und Michael Gregoritsch machten drei Spiele in sieben Tagen. Auch Ruben Vargas, Robert Gumny, Tomas Koubek und Alfred Finnbogason waren auf Reisen. Letzterer verletzte sich gegen Dänemark und wurde früh mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt. Gegen Leipzig ist er keine Option.

Dafür könnte jedoch Tobias Strobl in die erste Elf rücken, sodass Gruezo vorerst auf der Bank Platz nimmt. Die Viererkette indes machte ihren Job in den letzten Spielen mehr als ordentlich, sodass hier wohl kaum gewechselt werden dürfte. Spannend bleibt die Position auf den Außen. Caligiuri scheint gesetzt, doch wer bekleidet die andere Flanke? Der wiedererstarkte André Hahn, der seine Verletzung überwundene Marco Richter (mit wiedererstarktem Fokus auf den FCA, obwohl er anderswo den nächsten Schritt machen will) oder Nationalspieler Vargas?

Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Khedira, Strobl – Caligiuri, Gregoritsch, Hahn – Niederlechner

Tipps

Andy: Ich habe diese Saison schon genug gegen den FCA getippt und daneben gelegen. Ich versuche daraus zu lernen. Am Samstag ärgern wir auch die Dosen und gewinnen etwas glücklich aber nicht ganz unverdient mit 2:1. Klar dabei: Florian Niederlechner trifft wieder.

Irina: Im Spitzenspiel gibt es für den FCA vor Geisterkulisse nix zu holen – 1:3 unterliegen wir den Leipzigern, sodass der Blick in der Tabelle wieder etwas nach unten geht.

Andi: 1:1 – RB verzweifelt an Gikiewicz und der FCA nutzt eine seiner wenigen Chancen. Mit der Tabellenführung wird es damit zwar nichts, Rot-Grün-Weiß bleibt aber immer noch ungeschlagen.

Autor: Andi

Gebürtiger Rosenheimer, der sich früh vom FC Bayern abwandte und sein Herz an den FC Augsburg verlor - und dies zu keiner Sekunde bereut.

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