Heute ist Heiligabend! Somit ist die Spitze der Besinnlichkeit und des allgemeinen Frohmuts erreicht. Zeit, die letzten Wünsche im Rahmen unserer Adventsserie loszuwerden. Meine Kolleginnen und Kollegen der Rosenau Gazette haben an den letzten vier Sonntagen schon so großartige und vielfältige Wünsche geäußert. Und mir dadurch einiges vorweggenommen. Aber heute bin ich, Irina, die letzte im Bunde – und möchte die süße Weihnachtszeit mit einem echten Herzenswunsch, der noch nicht genannt wurde, abschließen. Ich hoffe, ihr habt unsere kleine Serie genauso genossen, wie wir. Danke erneut für ein tolles Jahr aus sportlich-redaktioneller Sicht. „Mit den wunderbarsten Fans, die nicht ein jeder hat!“
#backtotheroots
Mit Markus Weinzierl ist nun in diesem Jahr wieder DER Augsburger Erfolgstrainer zurückgekehrt. Und für viele ist hiermit schon ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Für mich ist Weinzierl ein Charakterkopf à la Christian Streich, eine echte „Type“, wie man so schön sagt. Er ist direkt, er hat einen eigenen Kopf und äußerst charmant isser – das muss frau schon zugeben. Nicht umsonst hat er von „Joyclub“ den (sehr fragwürdigen, aber verdienten) Titel des „Sexiesten Trainers der Bundesliga“ vor Saisonbeginn erhalten.
Nicht nur, weil er in Jeans einfach optisch gut aussieht, sondern vielmehr das sportliche Fazit gestaltet sich positiv: Markus Weinzierl hat der Truppe wieder Leben eingehaucht, eine Einheit auf dem Platz geformt und eine Mentalität zurückgebracht, die viele Augsburger*innen forderten, aber längst als verschollen galt. Diese Giftigkeit, Griffigkeit und Spritzigkeit hat uns unerwartete Punkte wie gegen Bayern und Leipzig beschert. Raus aus der herrlichen Lethargie – rein in die weinzierlsche Kampftaktik. Gefällt! Mit dieser Galligkeit und diesem unbändigen Kampfeswillen war der FCA einst der unbeliebteste Bundesligaclub – und zwar, wenn es um den unbequemsten Gegner der Liga galt, da lag der FCA in den Umfragen immer ganz weit vorne. Ein Titel ist ja bekanntlich besser als gar kein Titel. Gell, Markus?
Graue Maus, again
Wie gerne wäre ich diesertags einfach wieder die graue Maus von Augsburg, im sportlichen Niemandsland der Bundesligatabelle. Ohne größere Aufreger (ok, die Trommler lasse ich durchgehen, als positive „Aufreger“) und sportliche Talfahrten. Ohne größeres Aufsehen, wie Possen um Hinti, Kai-Uwe und Co. und viel mannschaftliche Geschlossenheit. Es ist noch gar nicht allzu lange her, da kämpfte eine Augsburger Mannschaft in der Europa League und das war auch das einzige, was man aus der Fuggerstadt zu berichten wusste.
Das heißt nicht, dass ich mir wünsche, dass der Blick gen erstes Tabellendrittel geht. Im Gegenteil. Ich wünsche mir sehnlichst, dass wir wieder Platz 11-13 fest ins Visier nehmen und massig Punkte hamstern, ohne großes Aufheben und Tamtam. Berichtenswert sollte ausschließlich die Leistung der Mannschaft sein. Oder die tollen FCA-Fans, die hoffentlich baldigst wieder in ihr zweites Wohnzimmer dürfen. So ein wenig kann man hier sicherlich in Richtung AEV schauen, ein Eishockey-Traditionsclub aus der Fuggerstadt, der sich jede Saison wacker schlägt und dies ohne größere Unruhe(n). Lieben wir!
Verstärkung gesucht
Die pandemische Lage sorgt auch dafür, dass der FCA nicht wahl- und ziellos Geld ausgeben kann – im Sinne von personellen Verstärkungen. Hier sollte der Club auch nicht in die Fußstapfen von Verpflichtungs- und Paniktransferweltmeister Schalke 04 treten. Sinnvoll wäre der ein oder andere Transfer in der Winterpause jedoch schon, wenn man mal ganz ehrlich ist. So drückt vor allem rechts hinten der Schuh. Bei Jungspund Robert Gumny wechseln sich auch in seiner zweiten Saison in der Fuggerstadt Genie und Wahnsinn ab. Wahnsinn gewann hierbei mehr und mehr die Oberhand. Zuletzt durfte (oder besser: musste) er sich auf der Innenverteidiger-Position zwecks Spielermangel beweisen. Nicht seine Paradeposition, um es mal gnädig auszudrücken.
Sein Backup und Eigengewächs „Frami“ ist äußerst verletzungsanfällig und daher keine verlässliche Konstante im Augsburger Kader. Aushilfsweise kann auch Oldie Daniel Caligiuri diese Position bekleiden. Es bleibt wohl bei dem Aushilfsjob. Hand auf’s Herz: Befriedigend sind all die genannten Optionen nicht! So gut wir in der Innenverteidigung aufgestellt sind, wenn alle Mann fit und an Bord sind, so mangelhaft ist die Kaderqualität auf der Rechtsverteidiger-Position. Ein Da Costa, der in der Gerüchteküche schon hochgehandelt wird, stünde dem FCA sicher sportlich gesehen recht gut zu Gesicht. Mit seiner Erfahrung kann er der jungen Verteidigung sicher schnell weiterhelfen.
Problempositionen
Eine weitere Problemposition ist aktuell das defensive/zentrale Mittelfeld. Dort sind derzeit Niklas Dorsch und Arne Maier gesetzt. Letztgenannter kränkelte zuletzt mehrfach. Auch sein Nebenmann „Dorschi“ war schon länger abwesend im Laufe der Hinrunde. Die Backups Moravek, Strobl und Gruezo sind allesamt entweder sehr verletzungsanfällig und/oder gerade im Krankenstand verweilend. In der Sommerpause fiel in Verbindung mit dem FCA oftmals der Name des Ex-Augsburgers Kevin Vogt, dessen Vertrag in Hoffenheim nur noch bis Sommer 2022 läuft. Der Innenverteidiger kann auch im defensiven Mittelfeld spielen, davon können wir in Augsburg aus eigener Erfahrung berichten. Back to the ex, Kevin? Ich finde, das hätte was.
Kommen wir zum offensiven Mittelfeld und Sturm: Hier merken wir den Spielermangel am meisten. Im Sturm sind Finnbogason und Niederlechner als Platzhirsche schon seit einiger Zeit mehr verletzt als auf dem Platz zugegen. Gregerl und Cordova hinken den sportlichen Erwartungen eher hinterher, wobei Gregerl immerhin eine leicht aufsteigende Form verzeichnet. Und Andi Zeqiri zeigte zu Beginn der Saison starke Ansätze, hat zuletzt aber deutlich nachgelassen. Ob man nun im Sturm nachlegt und eine „billige“ Modeste-Kopie findet? Fraglich. Ob man sich vielleicht nochmals nach Doan, der in der Offensive polyvalent einsetzbar ist, erkundigt? Denkbar. Wünschenswert wäre jedenfalls mindestens eine starke Verstärkung für die Offensive. Jemand, der das Spiel machen kann und einer, der für ein paar Tore gut ist. Hach, das wäre schön.
Würdigung
Dies führt mich zu meinem vorletzten Punkt. Ich wünsche mir, dass Vereine wie der FCA „Fanblogs“ wie die Rosenau Gazette ernster nehmen. Zumindest diejenigen, die nachhaltig und unter Wahrung gewisser Standards sowie Werte tätig sind. Die Reichweite dieser Kanäle ist nicht zu unterschätzen, die Aufruf- und Leserzahlen bestätigen das Woche für Woche. Dennoch ist die Pressearbeit der Vereine weiterhin mehr ausgelegt auf die klassischen Medien, die online oder Fußball eher nebenbei machen. Wir als Rosenau Gazette haben es beispielsweise schwer, akkreditiert zu werden, um aus der WWK-Arena oder aus anderen Stadien der Nation als Teil der Presse berichten zu dürfen und sind meist angewiesen auf die Kulanz der Vereine. In der Onlinewelt werden Formate geschaffen, die nicht in die klassischen Schubladen fallen. Aus unserer Sicht verkennt man den Stellenwert der Fanmedien, denn diese kommen von Fans und sind für Fans. Kritisch und unabhängig. Nicht getrieben davon, die größten Sensationen aufzudecken und die besten Klickzahlen (Stichwort Clickbait!) zu erreichen. Es wird Zeit, dass nachhaltige und qualitativ hochwertige Arbeit als solche anerkannt und den Fanblogs mehr Aufmerksamkeit (und damit Würdigung!) geschenkt wird.
Denn es geht, wie auf dem Platz nur miteinander und zwar im fairen Diskurs. Auch die Kritik, die adressiert wird an den Club, muss nicht im Sande verlaufen. Viel mehr freut man sich, wenn man Fans eine Stimme gibt, Schmerzpunkte aufgreift und sich auch manchmal den „Fan-Frust“ von der Seele schreibt. So gehts mir zum Beispiel von Zeit zu Zeit. Und wir lieben den Austausch mit euch Leserinnen und Lesern, die die Rosenau Gazette zu dem machen, was sie heute ist: Ein wichtiges Medium, im digitalen Zeitalter, das die Fans erreicht. Und es ist immer noch der bis dato einzige FCA-Fanblog. Das soll was heißen. Zu Weihnachten wird ein wenig Lobhudelei und Selbstbeweihräucherung doch erlaubt sein, oder? 🙂
Nachwuchsdebüt
Mein großer Herzenswunsch, neben Dingen wie Zusammenhalt und der Rückkehr alter FCA-Tugenden, die jedoch meine Kolleg*innen schon genannt hatten, ist der Debüt eines oder mehrerer Nachwuchsspieler in der Rückrunde. Zuletzt war U19-Kapitän Salifou mehrfach im Kader gestanden, kam jedoch (noch) nicht zum Zug. Oder Nachwuchshoffnung und U17-Kapitän Dzenan Pejcinovic, der zuletzt mehrfach mit einem Wechsel in die Serie A in Verbindung gebracht wurde. Der erst 16jährige Stürmer erzielte in der laufenden B-Junioren-Bundesligasaison in 10 Spielen bereits 10 satte Tore.
Ich würde mir nicht nur das bloße Debüt wünschen, sondern die feste Etablierung eines Nachwuchsspielers in der ersten Elf. Wäre Tim Civeja nicht so verletzungsanfällig, hätte er sich vielleicht schon durchgesetzt im Kader der ersten Mannschaft. Gute Ansätze hatte er jedenfalls schon oft zeigen können. So eine neue Augsburger Identifikationsfigur, die nach dem Weggang von Marco Richter ein wenig fehlt, wäre für mich tatsächlich ein Herzenswunsch! Und eigentlich sollte es bei der Auswahl nicht schwer sein, einen jungen Burschen mal ins kalte Wasser zu schmeißen und ein paar Spielminuten in der Bundesliga zu gönnen, oder?
Frohe Weihnachten!
Für mich persönlich, die seit vielen Jahren im Exil in Ostwestfalen lebt, bedeutet Weihnachten immer „heimkommen“ bzw. „ankommen“. Der Christmas-Klassiker von Chris Rea „Driving home for christmas“ beschreibt dies eigentlich ziemlich gut und zählt daher auch zu meinen musikalischen Favoriten in der Weihnachtszeit. Die knapp 600 Kilometer Anfahrt habe ich schon erfolgreich hinter mich gebracht, um an den schönsten und besinnlichsten Tagen des Jahres bei meinen Liebsten zu sein! Das ist für mich auch der Spirit des Weihnachtsfestes.
Am 23. wird die Tanne geschmückt, Plätzchen en masse genascht und am Punsch genippt. Am 24.12. gehts dann eigentlich – wenn nicht gerade die pandemische Lage eskaliert – in die örtliche Christmette. Abends gibt’s dann jedes Jahr aufs neue die Bescherung und ein tolles Weihnachtsmenü von der besten Köchin der Welt, meiner Mutter! Die beiden Feiertage werden mit der Verwandtschaft in trauter Runde verbracht, wenn nicht Social Distancing betrieben werden muss. Aktuell behelfen wir uns aus bekannten Gründen digital.
…und dass mal ein paar Tage spiel- und fußballfrei ist, tut der Stimmung keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Das wünsche ich auch unseren Mannen und dem Team hinter dem Team. Ausspannen, besinnliche Festtagsstimmung und Zeit mit den Liebsten zu verbringen. Um Kraft zu tanken für die beschwerliche Rückrunde, die unweigerlich auf den FCA zukommt. Aufgrund der kurzen Winterpause ist der Trainingsauftakt schon auf den 28.12. datiert und die Zeit zur Regeneration ziemlich kurz. Dem FCA hätte sicher eine längere Winterpause gut getan, denn dann könnte sich das noch gut gefüllte Lazarett mehr und mehr leeren.
Zum Schluss möchte ich euch – stellvertretend für die ganze RoGaz-Crew – ein frohes Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage wünschen. Lasst euch gescheit beschenken und bleibt gesund! Wir sehen uns in alter Frische nach den Feiertagen wieder auf dem Blog. Merry Christmas, Sportsfreund*innen!