Im Winter ist es zu kalt

Als Masaya Okugawa im Sommer zum FCA gewechselt war, habe ich mich besonders gefreut. Kam doch mit ihm ein japanischer Spieler nach Augsburg. Japan ist eines der Reiseländer, in dem ich zwar noch nie war, das ich aber besonders gerne mal bereisen würde. Nachdem ich schon in der Vergangenheit immer mal wieder gerne mit Spielern über ihre Heimat gesprochen hatte, wollte ich dies gerne mit Okugawa fortsetzen. Und Masaya nahm sich auch die Zeit, sich mit mir zusammen zu setzen und meine neugierigen Fragen zu beantworten. Lest selbst, was ich über Japan gelernt habe:

Andy: Hallo Masaya, du spielst nun schon seit 8 Jahren in Österreich und Deutschland Fußball. Was war die größte Veränderung damals?

Masaya: Da gibt es einiges, das Essen zum Beispiel. Was mich aber immer noch am meisten irritiert – und zwar jedes Mal, wenn ich aus Japan wieder her komme – ist der Rechts-Verkehr. In Japan gibt es wie in England Linksverkehr und ich muss mich immer erst umgewöhnen.

Andy: Du kommst ursprünglich aus Koka. Was kannst Du uns über deine Heimatstadt erzählen?

Masaya: Koka ist keine besonders große Stadt. Das mag ich. Dazu ist es die Stadt der Ninjas und es gibt einige Ninja-Sehenswürdigkeiten. Ninjas sind cool.

Andy: Später hast Du in Kyoto Fußball gespielt. Was magst Du uns über Kyoto erzählen?

Masaya: Kyoto ist eine sehr touristische Stadt und es gibt viele Tempel und Sehenswürdigkeiten. Es ist durch die vielen Touristen immer recht voll. Als ich dort gelebt habe, habe ich das ein oder andere besichtigt an meinen freien Tagen, aber ich bin nicht so der große Tempelgänger. In meiner Freizeit mag ich es lieber Aktivitäten zu unternehmen.

Andy: Japan ist berühmt für seine Kulinarik. Was sind deine Lieblingsgerichte?

Masaya: Ich esse gerne Sushi an Geburtstagen oder bei Feierlichkeiten. Rahmen sind für mich als Sportler nichts. Sie sind zu fett. Aber was ich jeden Tag essen könnte, sind Udon-Nudeln. Die mag ich wirklich gerne.

Andy: Wie steht es an der Dessert-Front? Hast Du dich in der ganzen Zeit auch für Mehlspeisen begeistern können oder magst Du japanische Süßspeisen lieber?

Masaya: Kaiserschmarrn mag ich sehr gerne. Den gab es in Österreich immer als Snack und das war ein Highlight. Aber ich mag auch Mochi.

Andy: Für mich auch typisch japanisch sind Videospiele. Ist das etwas – nachdem Du Aktivitäten magst – was Du in deiner Freizeit gerne spielst?

Masaya: Ich bin da nicht der absolute Crack, aber Zelda und Anime-Spiele wie Dragonball spiele ich ab und zu ganz gerne.

Andy: Wenn wir schon bei japanischen Freizeitaktivitäten sind, wie steht es mit Karaoke?

Masaya: Oh, Karaoke. Das macht ja jeder. Es gibt in Japan Boxen unterschiedlicher Größen, die man mietet. Ich habe das ungefähr 2x im Monat mit Freunden gemacht und man muss auch nicht unbedingt selbst singen. Die Boxen sind sehr günstig zu mieten, weshalb Karaoke schon Schulkinder regelmäßig machen. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass man wie in Deutschland zum Beispiel beim Einstand bei einem neuen Team, vor dem ganzen Team singen muss. Vor Gruppen aufzutreten ist mir eher unangenehm. Aber japanisches Karaoke im kleinen Kreis mag ich sehr gerne.

Masaya Okugawa im Einsatz für die japanische U19 (Photo credit should read HOANG DINH NAM/AFP via Getty Images)

Andy: Bleiben wir bei Freizeitaktivitäten. Wie findest Du Onsen? (Anm. d. Red.: Die Japaner nennen ihre heißen Quellen „Onsen“. Die Onsen sind eine der angenehmen Nebenerscheinungen von Japans bewegter Erde, Folge seiner Lage auf dem Pazifischen Feuerring)

Masaya: Onsen sind toll. Sehr entspannt. Man kann sich einmieten wie in Hotels und sich treiben lassen. Das Wasser ist angenehm warm. Das ist genau mein Ding.

Andy: Thermalquellen kennen wir hier auch. Kommen wir auf einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Deutschland und Japan zu sprechen: die Kommunikationskultur. Wie kommst Du mit der unterschiedlichen Art zu kommunizieren mittlerweile zurecht?

Masaya: Das bleibt für mich immer noch ein bisschen befremdlich. In Deutschland wird sich eher auf die Einzelperson konzentriert, während in Japan das Wir im Vordergrund steht. Dazu kommunizieren wir zurückhaltender und sehr demütig. Wir entschuldigen uns immer als Erstes. Ich versuche in Deutschland etwas direkter zu kommunizieren, aber ich kann auch nicht aus meiner Haut.

Andy: Gibt es noch etwas, das du mir über Japan erzählen willst?

Masaya: Ich wollte schon immer wissen, warum es in Deutschland keine Kotatsu gibt. Ein Kotatsu ist ein beheizbarer Tisch. Als Japaner sitzen wir ja mehr auf dem Boden und nicht auf Stühlen und bei diesen Tischen kann man seine Hände und Beine unter eine Decke stecken und das Ganze wird beheizt. Das ist das Beste. Hier sind die Winter noch kälter als in Japan und trotzdem gibt es keine Kotatsu. In Deutschland ist es im Winter einfach zu kalt und ungemütlich.

Andy: Wie feiert ihr denn Weihnachten und den Jahreswechsel?

Masaya: Weihnachten wird bei uns nicht in dem Umfang gefeiert und es gibt auch kein Feuerwerk zum Jahreswechsel. In der Phase des Jahres haben aber alle frei und wir verbringen gemütliche Tage bei Essen und Spielen mit unseren Familien. Es ist eine sehr schöne Zeit. Wenn Du einmal nach Japan reisen willst, dann im Winter. Das ist meine liebste Zeit.

Andy: Das werde ich beherzigen. Auf was freust Du dich denn dann, wenn Du wieder aus Japan nach Augsburg zurück kommst? Was gefällt Dir hier?

Masaya: Ich mag die Augsburger Altstadt mit ihren alten Häusern. Auch auf der Maxstr. bin ich gerne, weil es dort verkehrsberuhigt ist und man entspannt bummeln kann.

Andy: Danke Dir für die vielen Einblicke! Ich wünsche Dir noch eine tolle Zeit in Augsburg!

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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