Durchhaltevermögen

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist Hochstimmung beim FC Augsburg. 10 Spiele in Folge ist man mittlerweile ungeschlagen, und hat damit einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. Zuletzt hatte man nach 10 Jahren wieder auswärts beim BVB gewonnen und direkt einen Heimsieg gegen Wolfsburg nachgelegt. Mit 38 Punkten wird in Punkto Abstiegskampf keine Sorge mehr aufkommen. Man kann dem Team und den sportlich Verantwortlichen nur Respekt für die Leistungen zollen und zum bisherigen Saisonverlauf gratulieren. Kurz vor Weihnachten hätte das noch kaum jemand für möglich gehalten.

Die Leistungen sind dabei nicht vom Himmel gefallen, sondern basieren auf einem starken Fundament. In den 1,5 Jahren, in denen Marinko Jurendic nun beim Club ist, hat sich etwas getan. Und viele seiner Maßnahmen hatten den gewünschten Effekt und führen nun sportlich zu den gezeigten Ergebnissen.

Der Trainer

Jurendic und Co. hatten sich nach einer ganz schwachen Phase zu Beginn der vorherigen Saison entschieden, Enno Maaßen den Laufpass zu geben. Konzeptionell war seine Art des Fußballs teilweise erfrischend, allerdings war seine Kommunikation am Ende unglücklich und auch sein Umgang mit den erfahrenen Spielern ungeübt. Deshalb entschied man sich in Jess Thorup für einen Trainer mit Erfahrung, dessen Ausstrahlung immer ruhig und professionell ist. Seine Art des Fußballspiels – allem voran das „Offensive Mindset“ – löste direkt von Beginn an Euphorie aus.

Die Honeymoon-Phase zog aber auch bei Jess Thorup vorüber. Gute Auftritte wechselten sich mit schlechten ab. Gerade nach desolaten Auswärtsauftritten wirkte Thorup enttäuscht und auch ein bisschen ratlos. Das Spiel in Kiel kurz vor Weihnachten war besonders denkwürdig. Danach war im Umfeld eher die Frage, wann man sich von Thorup trennt als ob. Es ist dem FCA hoch anzurechnen, dass man dieses Mal in Bezug auf den Trainer sich auch von äußeren Einflüssen nicht zu sehr hat leiten lassen. Im Zweifel zur Konstanz zu tendieren war „früher“ in Augsburg öfter der Fall, teilweise mit sehr positiven Resultaten wie in der ersten Weinzierl-Phase. Thorup könnte den FCA nun zu ähnlichen Erfolgen führen. Und die Geduld hätte sich ausgezahlt.

Der Kaderumbruch

Es war – positiverweise – im Sommer viel Bewegung im Kader. Der FCA hatte sich von vielen Spielern getrennt, die ganz offen schon länger mit einem Abschied vom FCA liebäugelten. Eine Einheit mit gemeinsamen Zielen war so vorher grundsätzlich nur schwerlich zu erreichen. Nachdem im Sommer mit Felix Uduokhai und Ermedin Demirovic zwei Leistungsträger wechselten, deren Absichten lange bekannt waren, zog es im Winter auch Ruben Vargas weg vom FCA.

Cedric Zesiger ist direkt für den FCA zum Leistungsträger geworden. Bemerkenswert! (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der Verein ging damit ein hohes Risiko ein. Einerseits musste er viele Spieler sportlich ersetzten. Andererseits wackelte die Mannschaftsstruktur gehörig. Gerade sportlich haben die Verantwortlichen die Situation grundsätzlich sehr überzeugend gelöst. Von Uduokhai spricht man nicht mehr. Zu gut sind Matsima und mittlerweile Zesiger angekommen. Auch Schlotterbeck und Banks liefern regelmäßig ab. Die Erinnerung an Ruben Vargas verblasst sehr deutlich hinter den Leistungen von Alexis Claude-Maurice, den man ablösefrei an Bord nahm. Einzig Ermedin Demirovic‘ Impact im Sturm ist nicht 1:1 zu ersetzen gewesen, aber auch dort hat man im Winter mit der Rückholaktion von Mergim Berisha etwas getan. Eventuell zahlt sich auch hier die Geduld noch aus?

Die Ambition

Eins scheint beim FCA dabei grundsätzlich angekommen zu sein: Nur weil man immer wieder Personen austauscht, ändert sich noch nichts. Trainer um Trainer kamen und gingen in den letzten Jahren. Immer wieder fand man sich im Abstiegskampf wieder. Immer enger wurde es mit dem Klassenerhalt. Unter Enno Maaßen war es dann schieres Unvermögen der Stuttgarter Konkurrenz, das den FCA rettete. Auch letztes Jahr hat sich unter Jess Thorup gezeigt, wie schwer es ist, die Zielsetzung des Teams zu verändern und über die eigene Ambition des Klassenerhalts hinaus Erfolg zu haben.

Gerade nach dem Spiel in Kiel ist im Winter wohl auch viel geredet worden. Über Anspruch und Ambition zum Beispiel. Und über die harte und konstante Arbeit, die es Spiel für Spiel braucht, diese auch zu erreichen. Geändert hat sich der Zungenschlag. In diesen Tagen hört man beim FCA immer noch, dass man von Spiel zu Spiel denkt. Es ist eine der größten Floskeln der Fußballwelt. Auf der anderen Seite klingt es etwas anders. Nach dem Kiel-Spiel bedeutet es eben vor allem, dass man in jedem Spiel eine gute, konstante Leistung abrufen will. Und es gelingt mittlerweile mehr, auch weil im Hintergrund eine solide Ambition, nach oben zu schauen anstatt nach unten, verborgen liegt. Und der identifizierte Weg nach oben liegt eben in wöchentlichen konstanten Leistungen Spiel für Spiel. Manchmal sind die Veränderungen sehr klein, aber trotzdem äußerst bedeutend.

Ausblick

Der weitere Weg ist für den FCA schwer vorherzusehen. Serien reißen über kurz oder lang immer. Das Momentum wird sich verändern und es wird sich zeigen, wie das Team von Jess Thorup damit umgeht. Aber auch, wenn die Kurve etwas abflacht, dann ist doch Hoffnung angebracht. Einerseits hat Jess Thorup erneut gezeigt, dass er lernfähig ist und eine Mannschaft über Strecke führen kann. Andererseits sind die Aktivitäten von Marinko Jurendic im Hintergrund als sehr erfreulich zu werten.

Dennoch ist nicht alles Gold was glänzt. Der FCA hat im direkten Vergleich der Saisons nicht allzu viele Punkte mehr auf dem Konto als in der Vorsaison. Die Durststrecke zwischendurch war schwierig. Dass dabei einige Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum mitmischten, war zwischenzeitlich das einzig Erfreuliche. Hier geht aber auch immer noch mehr. Warum Mert Kömür gegen Wolfsburg nicht noch kam? Man weiß es nicht. Der mannschaftliche Erfolg überlagert hier doch einiges. Momentan lädt der FCA wieder zu Träumen ein. Jetzt heißt es weiter durchzuhalten, damit sie dieses Jahr in Erfüllung gehen.

Noch nicht fertig

Es ist Länderspielpause und auch in Augsburg kehrt ein bisschen Ruhe ein. Der FCA steht dennoch mehr im Fokus als sonst. 10 Spiele hat man in Serie nicht mehr verloren, zuletzt gegen Wolfsburg und in Dortmund gewonnen. Fortschritte sind auf dem Feld aber auch in der Tabelle sichtbar. Im Vergleich zur guten letzten Saison steht man noch ein bisschen besser da, zumindest was die Punkte angeht. Jess Thorup ist Stand jetzt der FCA-Cheftrainer mit dem höchsten Punkteschnitt in der Bundesligageschichte des Vereins. Es ist ein guter Zeitpunkt, um sich mit dem ruhigen Dänen zusammenzusetzen, der einerseits noch positiver wirkt als sonst, andererseits aber auch klar macht, dass man immer noch ambitioniert ist in dieser Saison.

Andy: Was macht ein gutes Fußballteam aus, außer dass es 10 Spiele am Stück nicht verliert?

Jess: Man merkt es an den alltäglichen Abläufen. Bei einem guten Team fühlt sich jeder zugehörig. Jeder will mehr und will den nächsten Schritt machen und keiner klinkt sich aus.

Andy: Wie unterscheidet sich dieses Team von anderen guten Teams, die Du im Laufe deiner Trainerkarriere trainiert hast?

Jess: Es hat eine Weile gedauert, aber dieses Team hat eine klare Identität in der defensiven Stabilität gefunden. Klar, jedes Team will offensiv Akzente setzen. Es gibt aber immer etwas, was Teams besonders auszeichnet. Hier ist es gerade nun die mannschaftlich geschlossene Arbeit gegen den Ball.

Andy: Im Sommer gab es einen großen Umbruch im Kader. Hat dieser verhindert, dass die Mannschaft sich schon früher so gefunden hat?

Jess: Der Umbruch hatte einen großen Einfluss. Das waren viele Wechsel im Sommer und es ist unser Ziel, dass dies nicht jede Transferphase so ist. Wenn das in jeder Transferphase in diesem Umfang der Fall wäre, kann schwerlich Kontinuität entstehen.

Andy: War dir von Vornherein klar, dass der Kern dieses Teams die defensive Stabilität ist?

Jess: Nein, das habe ich nicht von Anfang an erkannt. Wir probieren ja immer viele Dinge aus und versuchen dazu zu lernen. Wir hatten gegen den Ball lange große Probleme und deshalb mussten wir etwas verändern. Mit ein bisschen Abstand war es dann im Winter so, dass wir entschieden haben, auf die Defensive einen besonderen Fokus zu legen.

Andy: Inwiefern war das letzte Spiel in Kiel mit dieser deutlichen Niederlage in Kiel vielleicht sogar förderlich, weil Veränderungen von der Mannschaft besser angenommen wurden?  

Jess: Diese Niederlage hat auf jeden Fall einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Wir hätten aber in jedem Fall im Winter Anpassungen vorgenommen, weil wir defensiv schon vorher Themen hatten. Nach dem Spiel gegen Kiel war aber jedem klar, dass wir vieles überprüfen müssen, und im Nachhinein war das auch hilfreich für den Prozess.

Andy: Mittlerweile könnt ihr auch Gegner kontrollieren, wo das im Herbst noch nicht möglich war. Woran liegt das?

Jess: Das Wichtigste im Fußball sind Erfolgserlebnisse. Nach den Spielen gegen Union und Werder hat sich die Stimmung gedreht und durch den Stimmungswechsel haben die Spieler auch das Zutrauen gefunden, mit dem Ball anders zu agieren.

Andy: Wie viel der derzeitigen Erfolge basiert auf Konstanz und wie viel auf neuen Ideen, die über die Zeit entstehen?

Jess: Einerseits ist es wichtig auf einem Fundament aufzubauen, das wir mit der defensiven Stabilität nun gefunden haben. Andererseits haben wir immer neue Ideen – auch von Spiel zu Spiel – die wir ausprobieren und umsetzen. Und da setzen wir sowohl für die Mannschaft als auch für Einzelspieler immer wieder Impulse, um uns stetig zu verbessern.   

Andy: Im Herbst und Winter kam ja auch viel Kritik an deiner Person auf. Wie gehst Du damit um?

Jess: Ich kenne die Abläufe im Fußballgeschäft ja nun schon viele Jahre und versuche Meinungen von außerhalb des Vereins auszublenden. Ich fokussiere mich auf meine Arbeit und die Themen, die ich selbst verändern kann.

Andy: Glaubst Du, dass es grundsätzlich so ist, dass Vereine, die diese schwierigen Phasen gemeinsam überwinden können, langfristig erfolgreicher sind?

Jess: Davon bin ich zu 100% überzeugt. Ich stehe selbst für diese Kontinuität, auch in der Mannschaft und im Staff. Der nächste Trainer macht es auch nicht unbedingt besser und kurzfristige Impulse verpuffen schnell. Ich mag das in Augsburg, dass hier Kontinuität auch eine der Vorgaben ist.  

Andy: Intern wird es dennoch das ein oder andere kritische Wort gegeben haben?  

Jess: Natürlich. Ich tausche mich fast täglich mit meinen Chefs aus und wir besprechen auch die kritischen Themen gemeinsam. Das ist für uns auch wichtig, damit wir ein gemeinsames Verständnis der Lage haben und insgesamt die richtigen Schritte unternehmen.

Andy: Auch in der Arbeit mit der Mannschaft bist Du nicht alleine, sondern hast ein Trainerteam mit dem Du zusammen arbeitest. Jetzt wird mit Lars Knudsen im Sommer schon der dritte Co-Trainer den FCA erneut verlassen, weil er anderswo eine tolle Chance erhält (Knudsen wird Trainer der dänischen U21 Nationalmannschaft). Wie sehr schmerzen diese Abgänge bei aller Freude für die Kollegen?

Jess: Klar ist das schade. Ich habe die Kollegen nicht zum FCA geholt, damit sie möglichst bald wieder gehen. Auf der anderen Seite gehören diese Wechsel dazu und sind auch für uns eine Möglichkeit, erneut zu überprüfen, welche Qualifikationen wir im Trainerteam haben wollen. Hier machen wir jetzt für den Sommer unsere Hausaufgaben, um uns gegebenenfalls sogar zu verbessern.

In welche Richtung soll es für den FCA laut Jess in dieser Saison noch gehen? Hoch! Wofür das dann noch reicht? Wir werden sehen. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Andy: Wenn wir nun einmal auf den Rest der Saison schauen: Ihr werdet definitiv die Klasse halten. Darüber brauchen wir gar nicht mehr zu sprechen. Kann es denn überhaupt noch ein anderes Ziel geben in dieser Situation als Europa?

Jess: Ich verstehe deine Frage. Auf der einen Seite weiß ich sehr zu schätzen, wie sehr die Augsburger Fans sich über Europa freuen würden und ich bin selbst mit einer gewissen Ambition nach Augsburg gekommen. Auf der anderen Seite wollen wir unsere Ziele lieber greifbarer formulieren und die Augen noch nicht auf den Horizont richten. Unser Fokus liegt jetzt zuerst auf den nächsten Spielen. Und wenn die nächsten Spiele weiter gut laufen, dann werden wir schon sehen, wohin uns das führt.

Andy: Auch in der letzten Saison war man früh gesichert und dann war irgendwie die Luft raus. Warum wird es diese Saison anders sein?

Jess: In der Nachschau waren wir einfach noch nicht so weit. Einerseits hatten wir letzte Saison dann viele Verletzungen und konnten das in der Breite nicht auffangen. Andererseits kennen wir die Situation nun grundsätzlich schon. Ich bin optimistisch, dass wir es dieses Jahr besser machen.

Andy: Ein Faktor ist vielleicht an dieser Stelle auch, dass die Jungs in dieser Saison aus dem Nachwuchsleistungszentrum deutlich involvierter sind. Wie beurteilst Du das?

Jess: Das hat der Verein als konkrete Zielsetzung ausgegeben. Mit Henri, Mert und Noki haben wir dieses Jahr drei Spieler im Kader, die schon sehr viele Einsätze hatten und die der Mannschaft auf unterschiedlichste Weise helfen konnten. Wir bekommen die Brücke aus dem Nachwuchsleistungszentrum immer besser hin, auch was die Integration der Jungs in den Trainingsbetrieb angeht. Auch Felix Meiser war z.B. jetzt mehrmals im Kader dabei und ich glaube sowohl der Verein als auch jeder der Jungs ist auf einem guten Weg.

Andy: Greift Dir Kritik dann auch zu kurz, wenn es z.B. nach dem Spiel in Wolfsburg heißt, Mert Kömür hätte hier eingewechselt werden müssen?

Jess: In der einzelnen Wechselsituation überlegen wir immer, welcher Spieler der Mannschaft mit seinen Fähigkeiten am besten helfen kann. Da gibt es dann auch keinen Jugend-Bonus und keine Geschenke. Am Samstag haben wir in der Situation Möglichkeiten gesehen, dass uns Steve Mounié mehr helfen kann als Mert und das kann am kommenden Wochenende schon wieder anders sein. Und ja, da sollte man das Gesamtbild nicht aus den Augen verlieren.

Andy: Das Gesamtbild sowohl bei den Jugendspielern als auch tabellarisch spricht momentan für sich. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass im Sommer auch wieder Gerüchte zu deiner Person aufkommen, gerade auch weil Du im letzten Jahr nur um 1 Jahr verlängert hast bis 2026. Ist das ein Thema für dich?  

Jess: Damit beschäftige ich mich momentan gar nicht. Ich fühle mich in Augsburg zusammen mit meiner Familie sehr wohl und will hier noch viel erreichen.  

Andy: Gibt es konkret etwas, dass der FCA bei den Rahmenbedingungen noch verbessern kann?

Jess: Ich mag hier gar nicht über einzelne Dinge sprechen. Für mich ist wichtig, dass der Verein seine Identität auch nach vielen Jahren erster Liga nicht aus den Augen verliert. Obwohl der Fußball ein großes Geschäft ist, ist beim FCA alles sehr familiär, man steht eng zusammen und versucht sich gemeinsam zu verbessern. Das sollte auf jeden Fall so bleiben.

Andy: Bei Dir sticht heraus, wie gut Du selbst kommunizieren kannst und immer jeden mitnimmst. Wo liegt hier dein Geheimnis?

Jess: Kommunikation ist mit das wichtigste Thema. Ich versuche selbst, mit den Menschen so umzugehen, wie ich mir das für mich selbst wünsche. Ich bin vor allem offen und ehrlich, und dann weiß jeder woran er ist, egal um wen es sich dabei handelt. Jedem muss klar werden, dass er dazu gehört und dass wir alle zusammenarbeiten. Dazu kommt, dass ich ein ruhiger Typ bin, der Themen durch seine Erfahrung einordnen kann.

Andy: In diesem Sinne mag ich mich selbst für deine Zeit bedanken und freue mich darauf, wenn wir hoffentlich bald offiziell über Europa reden.

Stürmer, oh Stürmer

Der FCA ist am Rollen. 8 Spiele ohne Niederlage ist ein eingestellter Club-Rekord. Finn Dahmen ist mittlerweile deutlich über 400 Minuten ohne Gegentor (ja, der Finn Dahmen der zu Beginn seiner Zeit in Augsburg ewig auf sein erstes Spiel zu null warten musste). Damit hat er Marwin Hitz seinen Rekord abgeluchst. Die Abwehr spielt weiterhin formidabel. Alleinig ein Mannschaftsteil mag sich nicht ganz in das Formhoch einreihen: die Stürmer.

Dies kommt nun nicht gerade überraschend. Man muss schon ein paar Spiele zurückschauen, bis man auf das letzte Stürmertor beim FCA stößt. Irgendwann zu Beginn der Serie hat Samuel Essende mit einem Doppelpack dem FCA einen Sieg beschert. Es war wohl noch im Januar. Munkelt man.

Der Jess Thorup die Gesamtaufgabe der Offensive betont, haben Stürmer im Fußballspiel eine Hauptaufgabe: Tore schießen. Und diese erfüllen sie in Augsburg momentan nur selten.

An was hängt es?

Aber warum treffen sie denn nicht, fragt man sich. Bei Samuel Essende ist das Geheimnis am Größten. Vor ein paar Wochen ist er für Philip Tietz aus der Startelf rotiert. Aber warum? Zu Tietz kommen wir gleich, aber Spoiler Alert: Tietz hat in 2025 noch nicht getroffen. Samuel Essende war in der Hinrunde schon einmal aus der Mannschaft rausrotiert, nachdem er gegen Mainz rot sah. Damals kannte man den Grund, im Moment ist es schwieriger zu beurteilen.

Tietz sollte sich eigentlich über die Chance freuen. Derweil ist ihm die Leichtigkeit verloren gegangen, irgendwann. Gegen Freiburg hatte er kurz vor der Halbzeit eine 100%ige Chance, als er frei zum Abschluss kam. Sein Schuß war harmlos und unplatziert. Tietzi weiß, dass er das besser kann. Alleine, er bekommt es im Moment nicht auf den Platz. Der Spieler, der auch in schlechten Phasen ein Leuchtturm ist, ist mitten in der Erfolgsphase zu verkopft. Kannste auch keinem erzählen.

Pfostenfrust anstatt Feierlaune. Auch Frank Onyeka traf gegen Freiburg nur Aluminium. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Am Ende ruhten so gegen Freiburg die Hoffnungen auf Steve Mounié. Mounié kam allerdings bisher in Augsburg noch nicht in Tritt. Er wartet weiterhin auf sein erstes Tor. Und manchmal braucht es einfach ein bisschen Glück, damit der Knoten platzt. Als der Ball kurz vor Ende des Spiels von Mouniés Fuß an den Pfosten ging, fehlte es noch. Bei Mounié scheint es aber eine Frage der Zeit zu sein, bis der Knoten dann doch platzt.

Und wer fehlt? Mergim Berisha ist weiterhin verletzt. Die Situation zeigt, dass der FCA zurecht in der Winterpause im Sturm Qualität nachlegen wollte. Ob Berisha das nächste Stürmertor macht, wenn er nach Verletzung zurückkehrt? Hoffen wir es mal nicht, dass wir so lange warten müssen.

Was Hoffnung macht?

Der FCA erspielt sich sehr gute Chancen. Ja, sehr gut ist richtig. Und der Plural im Satz auch. Und Freiburg steht zu Recht in den TOP4 der Liga. Sportlich mit Ball hat sich Thorups Team über die letzten Spiele gesteigert. War es vor ein paar Wochen noch so, dass die Stürmer nicht getroffen hatten, weil sie den Ball nie in aussichtsreichen Abschlusspositionen erhalten hatten, so hat sich dies geändert. Der FCA kann in der momentanen Fassung fast allen Teams in der Liga das Leben schwer machen und das nicht nur, weil es defensiv sehr schwierig gegen ihn zu spielen ist.

Wo Chancen sind, werden auch Tore fallen! Aber wann? Und wird es auch wirklich ein Stürmer sein, der sie schießt?

Mehr als nur stabil


Dieser Text erschien zuerst -vor dem Heimspiel gegen Freiburg – in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg ist in guter Form. Der FCA ist sogar in sehr guter Verfassung. Und wäre hätte das gedacht, dass ich das nach einem Spiel in Gladbach schreiben würde. Ich habe schon so viele schlechte Spiele des FCA in Gladbach gesehen. So viele Trauma erlitten (Koubek WTF!; Maaßen zum Saisonende WTF!). Wenn es nach Gladbach geht, bin ich immer nervös. In unserem Buch zum FCA gibt es ein ganzes Kapitel dazu. Das Kapitel bräuchte seit dem Wochenende einen neuen Abschnitt. Der FCA hat 3:0 in Gladbach gewonnen. Ich reibe mir weiter die Augen.

Aber nicht nur das. Damit ist der FCA seit 7 Spielen in der Liga ungeschlagen. Hat von diesen 7 Spielen 5mal zu null gespielt. Hat mittlerweile über 30 Punkte gesammelt und der Klassenerhalt ist ehrlicherweise nur noch Formsache. Der FCA ist gut dabei und hat sich im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt. Die Abstände zum Relegationsplatz sind riesig. Was sind die Gründe?

Die Abwehr

Die Abwehr ist momentan das Prunkstück des FCA. Einerseits tendiert Jess Thorup ja nicht dazu, Stammspielern schnell das Vertrauen zu entziehen. Auf der anderen Seite hat er nach Labrovic‘ schlechtem Spiel in Kiel Konsequenzen gezogen und Finn Dahmen wieder in der Bundesliga in den Kasten geschickt. Dahmen dankt es ihm mit seiner bis dato besten Phase im Augsburger Trikot. Er hält dem FCA Punkte fest und ist auch fußballerisch eine große Bereicherung. Er ist ein Klasse-Keeper und ein Top-Rückhalt für das Team im Moment.

Neben dem Torhüter sticht vor allem auch die Innenverteidigung heraus, die stabil aus einer 3er Kette agiert. Jeffrey Gouweleeuw ist hier der stabile Anker, neben dem sich rechts Chrislain Matsima zu einem Unterschiedsspieler gemausert hat. Wer nun daneben spielt, macht qualitativ nicht den großen Unterschied. Zesiger, Schlotterbeck oder Banks bringen alle ihre Leistung, wenn sie gefragt sind und machen die Gruppe zu einem Prunkstück im Kader.

Insgesamt ist die Abwehrarbeit natürlich eine Teamaufgabe. Man mag aber konstatieren, dass die Kernabwehr ihren Rhythmus gefunden hat. Ich habe sie bewusst hervorgehoben.

Immer hellwach: die Abwehr des FCA hier in Person von Chrislain Matsima (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der X-Faktor

Tore sind nun ein Faktor, der weiter seltener ist als in der Traumwelt gewünscht. Aber andererseits braucht es gar nicht so viele Treffer, um Spiele zu gewinnen, wenn man defensiv nicht anfällig ist. Der FCA hat auch hier Möglichkeiten gefunden, zum Torerfolg zu kommen. Im Groß setzt er auf die individuelle Klasse von Einzelspielern. Man könnte auch sagen: eines Einzelspielers. Die Rede ist natürlich von Alexis Claude-Maurice. Der französische Wunderfuß, der als erster Spieler des FCA in der Bundesliga einen lupenreinen Hattrick produzierte, hat dem FCA mittlerweile mit seinen Toren und Vorlagen viele Punkte beschert.

Es mag an dieser Stelle allerdings daran erinnert werden, dass auch andere ihre offensives Scherflein beitragen. Gegen Gladbach konnten sich Gouweleeuw und Giannoulis mit Assists einreihen. Mert Kömür hat offensiv in diesem Jahr erste Duftzeichen gesetzt, und wir haben sogar mittlerweile Tore nach Ecken geschossen. Dass Keven Schlotterbeck einer der torgefährlichsten Innenverteidiger der Liga ist, ist zudem ein offenes Geheimnis.

Die Mentalität

Auch jetzt laufen nicht alle Spiele nach Wunschvorstellung. Der FCA lässt sich allerdings nicht schnell aus der Ruhe bringen. Gegen St. Pauli konnte man nach Rückstand ausgleichen. Gegen Heidenheim sicherte man sich erst spät den Sieg. Auch gegen Gladbach wirkte es in der Anfangsphase des Spiels als auch in der Phase nach dem Platzverweis nicht so, als ob der FCA an diesem Nachmittag zu neuer Dominanz finden würde.

In der zweiten Halbzeit wendete sich das Platz jedoch. Der FCA fand zurück zur Ruhe und wartete geduldig auf Lücken, die durch die Unterzahl dann auch entstanden. Claude-Maurice erledigte den Rest. Der FCA nahm aber auch dann in Führung nicht den Fuß vom Gas, sondern schoss die notwendigen Tore, um einen entspannten Sieg feiern zu können und brachte das Ergebnis zu null über die Ziellinie. Es ist selten, dass der FCA einen Gegner so klar und eiskalt für seine Fehler wie Gladbach am Wochenende. Es ist ein Zeichen dafür, wie diese Mannschaft insgesamt gereift ist und sorgt dafür, dass man sich die Spiele des FCA momentan mit einer gewissen Gelassenheit anschauen kann. Die Tabellensituation suggeriert Langeweile, der Trend ist aufregend. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass wir in dieser Saison nicht zittern müssen. Ob dies nur mit Blick nach unten so bleibt, werden wir sehen. Der FCA ist nicht nur stabil, er kann die anderen Vereine in diesem Jahr noch ein bisschen mehr ärgern.

Was für ein Rookie!

Der FC Augsburg verlor zuletzt 6 Spiele in Folge nicht mehr. Zudem spielte er in diesem Jahr schon 4 mal zu null. Klar, Verteidigung ist eine Teamaufgabe. Manche Spieler stechen hier hervor, und keiner so sehr wie Chrislain Matsima, der für den Monat Januar die Bundesliga Auszeichnung Rookie des Monats erhielt. Matsima ist mittlerweile aus der Elf des FCA in der 3er Kette nicht mehr wegzudenken. Defensiv konsequent und fehlerfrei, setzt er mittlerweile auch den ein oder anderen offensiven Akzent. Insgesamt ist er mit seinen 22 Jahren schon jetzt ein kompletter Innenverteidiger, der sich über die Saison hinweg in seinen Leistungen stark steigern konnte. Es war ein guter Zeitpunkt, um in dieser Woche mit ihm über all dies zu sprechen:

Andy: 6 Spiele ohne Niederlage, 4 Clean Sheets und Bundesliga Rookie des Monats Januar. Wie gut lief dein Jahresstart bisher?

Chris: Das war ein sehr guter Start. Dazu kommt ja auch noch, dass ich einen permanenten Vertrag ab dem Sommer hier in Augsburg unterschrieben habe. Und als Team haben wir Resultate abgeliefert und ein anderes Gesicht gezeigt. Im ersten Teil der Saison haben wir viele Tore kassiert und jetzt stehen wir definitiv defensiv stabiler. Jetzt wollen wir auf diesem positiven Pfad bleiben.

Andy: Das Team scheint insgesamt ein neues Level an defensiver Stabilität gefunden zu haben. Woran liegt das aus deiner Sicht?

Chris: Wir haben uns im Winter viel unterhalten und auch Teambuilding betrieben, um Fehler abzustellen und defensiv konsistenter zu werden. Nach dem Spiel in Kiel war klar, dass wir eine Reaktion zeigen müssen.

Andy: Konntet ihr so aus dem Kiel-Spiel in der Rückschau sogar etwas positives mitnehmen? 

Chris: Das kann man so sehen. Uns muss klar sein, dass es in der Bundesliga keine einfachen Spiele gibt, auch nicht gegen Kiel. Wir müssen immer 100% Leistung abrufen. Dies ist uns seitdem besser gelungen. Und das Spiel in Kiel hat hier schon unsere Wahrnehmung geschärft.

Andy: Nachdem Du nun seit dem Sommer in der Bundesliga bist: Welche Unterschiede hast Du zwischen der Ligue 1 und der Bundesliga erkannt?

Chris: In der Ligue 1 sind die Spiele grundsätzlich enger, weil Mannschaften defensiver agieren. In der Bundesliga wird höher attackiert und gepresst und der Spielangang ist grundsätzlich offensiver.

Andy: War das für dich eine große Umstellung nach deinem Wechsel?

Chris: Nein, ich habe in Monaco unter Niko Kovac und Adi Hütter gespielt, die beide diese Denkweise aus Deutschland mitgebracht hatten. Entsprechend war das für mich nicht komplett neu und der Wechsel in die Bundesliga hat auch deshalb Sinn für mich gemacht.

Andy: In eurem jetzigen System ist auch ein Element, dass die Innenverteidiger bei Gelegenheit mit dem Ball vorrücken, um die erste Pressingkette des Gegners zu überspielen. Wie wohl fühlst Du dich, wenn Du mit Ball auf den gegnerischen 16er zuläufst?

Chris: Ich glaube ich kann hier meine Stärken gut für die Mannschaft einbringen und mag diese offensiven Momente. Ich hoffe, dass ich hier auch noch mehr Impulse setzen kann.

Andy: Nun seid ihr eine starke Gruppe an Innenverteidigern mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen. Wie ist hier deine Wahrnehmung der Situation?

Chris: Für mich ist das eine Stärke. Wir haben sehr viel Qualität in dieser Gruppe. Wenn mal einer ausfällt, dann verliert die Mannschaft nicht an Qualität und durch die Konkurrenzsituation pushen wir uns gegenseitig. Dazu haben wir mittlerweile Automatismen entwickelt und es funktioniert immer besser zusammen.

Andy: Was wusstest Du grundsätzlich über Augsburg vor dem Sommer?

Chris: Ich habe in der Vergangenheit schon Spiele vom FCA geschaut. Nathanael Mbuku ist ein enger Freund von mir und ich habe den FC Augsburg deshalb auch schon vor der Saison immer mal wieder verfolgt.

Andy: Ich habe in einem Interview gelesen, dass Du die französische Küche der deutschen vorziehst. Hast Du Spätzle probiert und was ist deine Meinung?

Chris: Speziell meine Frau mag die Spätzle sehr. Ich auch, aber sie mag sie noch lieber. In der Vereinskantine gibt es immer mal wieder regionale Gerichte zu essen und die sind alle gut. Aber die französische Küche bleibt klar vorne.

Andy: Abseits des Essens: Du hast zu Anfang des Gesprächs betont, dass es für dich eines der positiven Erlebnisse des Jahresstarts war, langfristig in Augsburg zu unterschreiben. Welche Rolle spielt die feste Verpflichtung für dich?

Chris: Das war sehr wichtig für mich. Bei Verträgen mit Kaufoption weiß man nie, was im Sommer passiert. Diese Klarheit nun sehr früh zu haben, ist sehr gut für mich, weil ich mich nun einfach auf den Fußball konzentrieren kann.

Matsima im Trikot der französischen U17 Nationalmannschaft. (Photo by Srdjan Stevanovic/Getty Images)

Andy: Du bist regelmäßiger U-Nationalspieler in Frankreich. Wie wichtig ist es für dich, dass deine Leistungen auch dort gesehen werden und Du weiterhin nominiert wirst?

Chris: Sehr wichtig. Ich spiele seit einigen Jahren regelmäßig in den U-Nationalmannschaften und in Frankreich gibt es viele Top-Talente. Um sich gegen die anderen Talente durchzusetzen, musste ich meinen Platz bei einem guten Verein in einer Top Liga finden und das ist mir glücklicherweise gelungen. Wir fahren im Sommer zur U21 EM und eines meiner Ziele ist es für dieses Jahr dort mit Frankreich etwas zu gewinnen.

Andy: Bis dahin ist ja noch ein bisschen hin. Wenn Du auf deine bisherige Saison zurückblickst seit Du angekommen bist: In welchem Bereich hast Du dich bisher am meisten verbessert?

Chris: Die wesentliche Verbesserung meinerseits liegt definitiv im mentalen Bereich. Über 90 Minuten 100% konzentriert zu spielen, auch wenn Fehler passieren oder wir zurückliegen, ist ein wichtiger Schritt für mich. Hier bin ich mittlerweile deutlich stabiler geworden.

Andy: Die Ambition des FCA spielte wohl im Winter auch eine wichtige Rolle, als ihr euch auf die zweite Halbserie eingestimmt habt. Welche Ambition habt ihr noch bis zum Saisonende?

Chris: Die Abstände sind gering. Klar schauen wir nach der letzten Serie eher nach oben, aber auch nach unten kann es schnell gehen. Wir wollen bewusst nur von Spiel zu Spiel schauen und keinen Gegner zu leicht nehmen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Spiele zu gewinnen und unser Selbstvertrauen weiter aufzubauen. Und dann werden wir am Ende der Saison schon sehen, wofür das noch reicht und wie weit wir uns noch nach oben vorarbeiten können.

Andy: Habt ihr vor diesem Hintergrund gefühlt gegen Leipzig Punkte liegen gelassen oder einen Punkt gewonnen?

Chris: Gegen Leipzig war das ein typisches 50/50 Spiel. Am Ende des Spiels hatten beide Teams Möglichkeiten, um das Spiel für sich zu entscheiden. Vielleicht waren wir in der zweiten Halbzeit ein bisschen näher dran. Das letzte Quäntchen – ein eigenes Tor – hat gefehlt. Das Spiel gibt uns dennoch viel Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben, weil wir gegen ein Top-Team mindestens ebenbürtig waren.

Andy: Gegen Gladbach gilt es nun eine andere Serie zu beenden: die von 3 sieglosen Spielen. Was müsst ihr hierfür tun?

Chris: Einerseits ist Gladbach sehr gut in Form und wir müssen zuerst auch hier wieder defensiv stabil stehen. Dazu müssen wir offensiv eine Schippe drauflegen und auch mal wieder selbst Tore schießen. Ohne eigene Tore kannst Du kein Spiel gewinnen.

Andy: Danke Chris für deine Zeit und viel Erfolg für die anstehenden Aufgaben.

Zur Wahl

Dies ist ein seltener Beitrag in eigener Sache. Es geht heute nicht um Fußball. Zumindest nicht darum, was auf dem Feld passiert. Auf der anderen Seite fühle ich mich verpflichtet in der jetzigen Situation die Reichweite des Blogs zu nutzen, um einen Aufruf zu tätigen.

Am 23.02. finden Bundestagswahlen statt. Ich bitte diejenigen unter euch, die wahlberechtigt sind, eure Stimme bei der Wahl abzugeben. Wenn ihr eure Stimme abgebt, dann möchte ich euch darum bitten, eure Stimme nicht der AfD zu geben. Die AfD ist eine rechtsextreme Partei. Ich möchte euch zudem bitten, euch anzuschauen, welche Parteien kategorisch und glaubhaft vertreten, dass sie nicht mit der AfD nach der Bundestagswahl zusammenarbeiten werden.

Wenn es euch ein bisschen wie mir geht, dann seid ihr von den politischen Entwicklungen in diesem Land grundsätzlich frustriert. Wenn führende Politiker im Wahlkampf Sympathien dadurch sammeln wollen, indem sie zeigen, wie sie einen Big Mac essen. Wenn führende Politiker sich an wichtige Gespräche in früheren Positionen nicht mehr erinnern wollen. Es gibt so viele schräge Anekdoten und so wenige nachhaltige Lösungen. Es scheint auch grundsätzlich so, als ob die Probleme nicht erkannt würden. Der eine oder die andere mag sich für den kommenden Sonntag fragen, was die eigene Stimme überhaupt ausrichten kann. Vielleicht genügt ein Blick in die USA um den Ernst der Lage klarzumachen. Jede Stimme, die für das demokratische Spektrum nicht abgegeben wird, erhöht die Bedeutung jeder Stimme für die AfD. Und Mehrheiten unter Einbezug der Rechtsextremen werden zu rechtsextremer Politik führen. Die Brandmauer wurde angerissen. Die Wahlbeteiligung und die Stimmabgabe entscheidet nun darüber, unter welchen Bedingungen sich die Gesellschaft diesen Landes in den kommenden Jahren entwickeln wird.

Der ein oder andere wird an dieser Stelle schon wieder schwadronieren, dass Fußball und Politik nichts miteinander zu tun haben. Dies war schon immer großer Quatsch. Der FC Augsburg hat eine gesellschaftliche Funktion. Der FC Augsburg hat sich zudem ein Wertegerüst gegeben. Dieses beinhaltet unter anderem Vielfalt und Respekt. Wer jetzt nachschaut, wird unter den 07 Werten auch Verantwortung finden. Am 23.02. ist es relativ einfach, diesen Wert auszuleben, wenn ihr eure Erst- und Zweitstimme bei der Bundestagswahl an eine Partei im demokratischen Spektrum vergebt, die am besten zusätzlich das Ziel hat, diese Werte auch in Zukunft zu beschützen.

Der FC Augsburg sieht das ähnlich und hat gestern selbst aufgerufen, zur Wahl zu gehen für Vielfalt und gegen den Rechtsruck:

Auf der Suche nach dem X-Faktor

Nach einer Weile kennt man Trainer und ihre geliebten Formulierungen immer besser. Bei Jess Thorup ist regelmäßig vom X-Faktor die Rede. Alexis Claude-Maurice hat ihn. Ruben Vargas oder Ermedin Demirovic hatten ihn. Und Samuel Essende hatte ihn auch schon. Scherzhaft könnte man meinen, Samuel Essendes Torjubel wäre mittlerweile ein X-Faktor Jubel und kein Wolfsjubel mehr. Der X-Faktor ist omnipräsent. Zumindest in unseren Wünschen.

In manchen Spielen in dieser Saison war es bisher auch der fehlende X-Faktor, der einen außerhalb des Platzes zur Verzweiflung trieb. Der FCA tut sich zeitweise sehr schwer, offensiv wirklich für Gefahr zu sorgen und hatte in manchen Partien nur noch zwei Offensivspieler auf dem Platz. Essende und Tietz sind sich als Spielertypen zu ähnlich und ergänzen sich nicht gut genug. Ein zweiter Stürmer müsste mehr spielerische Elemente mitbringen. Alcxis Claude-Maurice kann da vorne wirbeln, wäre aber vielleicht im offensiven Mittelfeld besser aufgehoben. Die Varianten ganz vorne waren vor der Winterpause vor allem durch den Ausfall von Yusuf Kabadayi nicht gerade üppig. Im Winter verliesen zudem Ruben Vargas und Masaya Okugawa den Verein. Rein zahlenmäßig wurde es damit nicht besser.

Nachjustierung

Der FCA schaute sich im Winter auch deshalb auf dem Transfermarkt nach Spielern um, die hier direkt hätten helfen können und eine Alternative gewesen wären. Dies liegt auch daran, dass Jess Thorup Flexibilität bzgl. des Spielsystems etwas aufgegeben hat, um Automatismen zu schaffen und die Räder besser ineinander greifen zu lassen. Der zweite Offensivspieler an vorderster Front wird also dringender benötigt, als noch zu Saisonbeginn und stellte am Ende der Transferperiode auch die einzige Bedarfsposition dar.

Die zweite Position, für die eine Verstärkung sinnvoll war, war die Innenverteidigung. Hier hat man mit Cédric Zesiger einen erfahrenen Spieler aus Wolfsburg bis zum Saisonende geliehen. Trainer Thorup kann somit weiterhin auf seine mittlerweile bewährte 3er-Kette setzen und hat hierfür für die Rückrunde hoffentlich genügend Alternativen. Zumindest in der Abwehr.

Optionen für den Sturm

Die offene Stelle für den Sturm war dabei schwerer zu besetzen. Hier hätte man evtl. sogar schon im Sommer etwas gemacht, so denn alle Voraussetzungen erfüllt gewesen wären. Dies ist aber schwierig. Einerseits braucht es einen Spieler, der seine Qualität schon unter Beweis gestellt hat. Andererseits muss der Spieler genau dieses Profil eines mitspielenden Stürmers mitbringen, das Deniz Undav dem FCA erst unlängst vorgeführt hat. Und als letztes muss der Spieler für den FCA auch wirtschaftlich eine sinnvolle Option darstellen.

In der abgelaufenen Transferperiode holte man nun Mergim Berisha zurück, der den FCA vor 1,5 Jahren gen Hoffenheim verlassen hatte. Berisha, der in Augsburg zum Nationalspieler reifte und über dessen sportliche Qualität man sich nicht sorgen muss. Um seine Gesundheit schon eher und wie er sich ins Teamgefüge einfügt, nachdem sein bester Kumpel Ermedin Demirovic mittlerweile in Stuttgart spielt. Die Sorgen um Berishas Gesundheit haben sich dann auch direkt realisiert. Berisha verletzte sich in der ersten Trainingswoche und fällt mehrere Wochen aus.

Neue Ideen für Marius Wolf am Seitenrand? Alleine, gefruchtet haben sie noch nicht. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Ich war dabei vor der Verletzung kein Gegner des Berisha Transfers. Eine Leihe für das halbe Jahr ohne Kaufpflicht, ist für den FCA mit wenig Risiko verbunden. Berisha kann im Saisonendspurt vielleicht immer noch wichtige Impulse geben. Und wenn nicht, dann war es den Versuch wert, weil der Stürmermarkt grundsätzlich kompliziert ist. Ich hätte mir aber in jedem Fall gewünscht, dass der FCA neben Berisha noch einen zweiten offensiven Transfer getätigt hätte. Thorup hat für die Offensive schlicht nicht viele Optionen. Eine mehr, auch mit Hinblick auf das Risiko der Berisha-Verpflichtung, wäre gut gewesen.

Bald mehr X-Faktor?

Insgesamt ist der FCA allerdings auf der richtigen Fährte, wenn er mehr Spieler mit dem X-Faktor verpflichten will. Systemisch gibt es nur begrenzte Möglichkeiten, wenn man auf ein recht zentrumslastiges Spiel ohne offensive Außen setzt. Da hilft es prinzipiell die Qualität auf den offensiven Positionen zu erhöhen und mehr Optionen auch für unterschiedliche Spielsituationen zu schaffen.

Andererseits muss Thorup mehr Offensive mit der Mannschaft erarbeiten. Gerade die Schienenspieler auf den Außen geben deutlich zu wenig Impulse im Offensivspiel. Die Anzahl ihrer Torbeteiligungen spricht eine deutliche Sprache, gerade bei Marius Wolf (1 Tor, 1 Vorlage). Ich hadere mit Marius Wolf’s Leistungen nicht nur, weil er im defensiven Kopfballduell wie gegen St. Pauli untätig ist, sondern eben auch, weil es an offensiven Impulsen mangelt, die diese Schwächen überdecken würden. Hier sehe ich Thorup in der Pflicht, gerade auch die Schienenspieler vertikal offensiv integriert zu bekommen.

Der FCA hat einen wichtigen Baustein gelöst: er hat zu defensiver Stabilität gefunden und spielt regelmäßig zu null. Die nächste Herausforderung ist es nun, offensiv den Gegner mehr zu binden und mehr Torgefahr zu entwickeln. Ich war gegen Mainz mit Menschen im Stadion, die auswärts in Kiel dabei waren. Hier ist man über die letzten Auswärtsspiele und die Entwicklung schon sehr glücklich. Jetzt gilt es aus den eigenen Ansätzen mit Ball offensiv mehr zu machen. Dann kann der FCA auch mit Blick auf die Bundesliga-Tabelle noch zum X-Faktor werden.

Der Januar des Noahkai Banks

Spieler der Stunde trifft es wohl ganz gut. Ein bisschen hat es gedauert, bis sich Noahkai Banks eingewöhnt hatte im Profiteam des FCA. In der Zeit vor der Winterpause reichte es zumindest für Kadernominierungen, aber das Bundesligadebüt musste noch warten. Im Januar überschlugen sich nun die Ereignisse. Noahkai spielte gegen Stuttgart lange auf Grund Maxi Bauers früher Verletzung, kam sowohl gegen Union und Bremen rein und durfte letztendlich gegen Heidenheim starten. Hier machte er seine Sache sehr gut. Dass der FCA drei der vier Partien gewann, rundet das persönliche Gesamtbild ab. Ein guter Moment um mit dem Youngster aus der eigenen Jugend zu sprechen.

Andy: Wie gut lief die Zeit seit der Winterpause bisher für Dich?

Noahkai: Ganz ehrlich: das hätte ich mir nicht besser erträumen können.

Andy: Dann lass uns doch mal bei dem Spiel gegen Stuttgart beginnen. Maxi Bauer hatte sich ja eine Gehirnerschütterung geholt, es aber erst nochmal probiert. Wann hast Du realisiert: Heute ist der Tag meines Bundesligadebüts?

Noahkai: Erstmal habe ich das nicht realisiert, weil Henri (Koudossou, Anm. d. Red.) und ich wurden ja beide zum Warmmachen geschickt. Maxi hatte es dann ja auch nochmal versucht. Als er dann zum zweiten Mal lag, und mir der Athletik-Trainer auf die Schulter tippte, da wurde mir dann klar, dass ich jetzt ins Spiel kommen werde. Da ging der Puls dann auch mal kurz hoch.

Andy: Gegen Stuttgart habt ihr dann noch verloren, aber für dich war es bestimmt trotzdem ein besonderer Tag. Wann hast Du realisiert: Das war jetzt der Debüttag?

Noahkai: Ich bin mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder nach Hause gefahren, aber es war ein bisschen wie im Film. Realisiert habe ich es da noch nicht, dass ich zum ersten Mal Bundesliga gespielt hatte. Das kam dann irgendwann später, als ich eine Nacht drüber geschlafen hatte.

Andy: Dann folgten zwei weitere Spiele gegen Union und Bremen, in denen Du in beiden hereinkamst. War das vorher abgesprochen oder war das auch eine Überraschung?

Noahkai: Nein, das wusste ich vorher auch nicht. Es war natürlich toll, dass ich dann gleich mehrmals ran durfte.

Andy: Dabei hast Du sowohl links als auch rechts in der Innenverteidigung gespielt. Macht das für Dich einen Unterschied?

Noahkai: Nein. Ich habe in der Jugend schon auf beiden Seiten gespielt und für mich ist es egal auf welcher Seite ich eingesetzt werde.

Andy: Der Höhepunkt war dann sicher das Heimspiel am Wochenende gegen Heidenheim. Wann wusstest Du Bescheid, dass Du von Anfang an spielen durftest und wie war da die Gefühlslage?

Noahkai: Der Trainer hat mit mir am Freitag gesprochen und es mir gesagt. Da bin ich dann schon etwas nervös geworden und habe die Nacht von Freitag auf Samstag nicht gut geschlafen. Wenn Du startest, bereitest Du dich auch nochmal ganz anders auf das Spiel vor. Aber sobald ich auf dem Platz war und das Spiel losging, war die Nervosität sofort wieder weg.

Andy: Die Statistiken bestätigen, dass da keine große Nervosität sichtbar war. Wie gehst Du grundsätzlich mit Druck um?

Noahkai: Ich mache mir keinen Druck. Ich spiele seit ich klein bin Fußball und habe Vertrauen in meine Fähigkeiten. Und ich selbst versuche auch möglichst wenig über meine Leistungen nachzulesen.

Andy: Die Vorbereitung auf einen Startelfeinsatz ist wahrscheinlich trotzdem eine andere. Wie sieht das konkret aus?

Noahkai: Man schaut sich natürlich an, gegen wen man spielt. Gegen Heidenheim war klar, dass Paul Wanner mir auf dem Feld begegnen wird. Da schaut man sich dann das ein oder andere Video an, um sich vorab über Tendenzen des Gegenspielers zu informieren. Mir war z.B. auch vorher bewusst, dass Sirlord Conteh extrem schnell ist.

Auf das Duell mit Conteh hatte sich Banks gezielt vorbereitet. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Andy: Wie war im Nachgang zum Spiel das Feedback, außer dass Du viele Nachrichten erhalten hast, und deine tollen Statistiken überall geteilt wurden?

Noahkai: (lacht) Ja, es waren mehr Nachrichten als sonst. Ich habe im Nachgang auch mit Jess Thorup und Marinko Jurendic gesprochen, die mir Feedback gegeben haben. Das war für mich das wichtigste Feedback.

Andy: Was wurde hier konkret thematisiert?

Noahkai: Die Konzentration über das gesamte Spiel hinweg war ein Thema, über das wir gesprochen haben. Fehlervermeidung ist hier sehr wichtig, da die Fehler auf der Position ja sehr schnell zu Gegentoren führen können.

Andy: Ihr habt ja mittlerweile eine erhöhte Tendenz aus der Innenverteidigung mit vor zu rücken und euch ins Offensivspiel mit einzubringen. Wie werden diese Vorstöße ausgelöst und was ist der Gedanke dahinter?

Noahkai: Ja, das machen wir mittlerweile öfter. Dabei gibt es keinen festen Auslöser, sondern es kommt auf die individuelle Spielsituation an. Wenn wir so die erste Kette überspielen können, dann ergreifen wir die Chance gerne.

Andy: Wenn Du insgesamt auf diese Saison zurückschaust, wie beurteilst Du deine Entwicklung selbst und woran machst Du des fest, dass Du – nachdem Du zuerst nicht für den Kader berücksichtigt wurdest – mittlerweile öfter im Kader standest und jetzt auch regelmäßig spielen durftest?

Noahkai: Ich habe mich deutlich weiterentwickelt und gesteigert. Es war schon eine Umstellung für mich im Profiteam. Ich bin froh, dass sich die Steigerung auch in den Einsatzzeiten widerspiegelt und ich eine Chance nach der nächsten bekommen habe.  

Andy: Kannst Du das konkret festmachen, in welchen Bereichen Du dich am meisten gesteigert hast?

Noahkai: Die Strafraumverteidigung ist einer der Bereiche. In der Jugend wurde hier deutlich mehr mannorientiert gespielt, jetzt bei den Profis wird hier raumorientiert gespielt. Hier haben mir die erfahrenen Spieler wie Jeff (Gouweleeuw, Anm. d. Red) immer wieder wichtige Tipps gegeben. Dazu bin ich in meiner Zweikampfführung cleverer geworden.

Andy: Insgesamt seid ihr ja eine sehr starke Innenverteidiger-Gruppe. Wie gehst Du mit dem Konkurrenzkampf um?

Noahkai: Ich finde das positiv. Wir müssen jeder immer 100% geben und pushen uns gegenseitig und profitieren alle davon.

Andy: Was ist unter diesen Voraussetzungen in dieser Saison noch für dich möglich?

Noahkai: Ich will mich weiter steigern und möglichst viele Einsatzminuten bekommen.

Andy: Und was ist für das Team noch drin, nach diesem Wechselbad der Gefühle bisher?

Noahkai: Als erstes müssen wir von Spiel zu Spiel schauen, dass wir unsere Leistung bestätigen und die Serie aufrechterhalten. Darüber hinaus haben wir natürlich ambitionierte Ziele und wollen möglichst viel erreichen.

Andy: Danke für die Zeit und ich drücke die Daumen für alle Ziele.

Feiertag

Es ist Sonntag, der FCA hat 3mal in Folge in der Liga gewonnen und nach 19 Ligaspielen 25 Punkte. Der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt 11 Punkte. Es ist ein Tag des Feierns und Grinsens. Der Sieg gegen Heidenheim war nach den zwei Auswärtssiegen gegen Union und Bremen genau die Bestätigung, die es gebraucht hat, damit vorerst klar ist: der Blick geht nicht mehr angsterfüllt nach unten. Der FCA darf momentan nach oben schauen.

Nicht alles Gold, was glänzt

An diesem heutigen Tage wollen wir daher mal schnell über die Punkte springen, die trotzdem im Notizbuch von Jess Thorup stehen sollten, weil die Arbeit nicht zu Ende ist:

  1. Man hat das Spiel in der zweiten Halbzeit aus der Hand gegeben. Es lag nur an der Heidenheimer Abschlussschwäche und etwas Glück, dass der FCA nicht kurz vor Schluss noch in Rückstand geriet. Es hätte auch ausgehen können, wie eines der Heimspiele in der Hinrunde, die man unglücklich verlor. Hätte, wenn.
  2. Dieses Fallen ins Passive ist dem FCA in der Saison nun mehrmals passiert. Es ist ein Szenario an dem wohl auch mental nochmal gearbeitet werden muss, in diesen Situationen dann konsequenter auf ein zweites Tor zu spielen.
  3. Wie viel Erfolgsaussichten der FCA hier außerhalb von Standardsituationen gehabt hätte, sei dann aber auch dahin gestellt. Man zeigte mal wieder ein gutes Spiel bis zum letzten Drittel und fand danach kaum gute offensive Lösungen oder es fehlte die letzte Genauigkeit.

Insgesamt lässt sich somit festhalten: Es war bei weitem nicht das beste Saisonspiel dieses Teams. Man hatte am Ende vor allem das nötige Quäntchen Glück, dass man hier den Sieg holte. Hatte man auch oft genug nicht. Aber Überhöhen sollte man den Erfolg dann trotzdem nicht.

Schlotterbeck on Fire: Viel Liebe für die Spieler, die rein kamen.. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Highlights

Das Spiel hat dann aber positive Aspekte zu bieten, die man neben dem Resultat hervorheben darf.

  1. Die erste Halbzeit und das Spiel insgesamt bis ca. zur 60. Minute war okay. Klar, offensiv ginge mehr, aber insgesamt hat man einem Gegner, gegen den man in der Hinrunde 0:4 verlor, unter Kontrolle gehabt.
  2. Die Vereinskommunikation und Jess Thorup heben mittlerweile immer mehr hervor, wie gut es für die eigenen Jugendspieler läuft. Und das mit Recht. Noahkai Banks gab gestern ein beachtliches Debüt. Zweikampfstark und souverän viel nicht auf, dass dies für ihn das erste Bundesligaspiel von Beginn an war. Mert Kömür kam von der Bank und schlug die Ecke zum Siegtreffer. Arne Maier muss eine Schippe drauf legen, um weiter vor ihm in der Hackordnung zu bleiben. Und Henri Koudossou hätte ich gerne gesehen, es reichte aber leider nicht ganz, nach der leichten Verletzung aus der Vorwoche. Marius Wolf verpasste die Chance nachhaltig Werbung in eigener Sache zu machen. Jess Thorup hat Spieler aus der eigenen Jugend ins Rampenlicht gerückt und sie zahlen es ihm mit Leistung zurück. In mittlerweile 30 Pflichtspieleinsätzen (in der Vorsaison waren es insgesamt 5).
  3. Der Knackpunkt waren aber gestern die Spieler, die von der Bank kamen. Tietz‘ Abschluss führte zur Ecke. Kömür schlug und Schlotterbeck köpfte. Schlotterbeck hatte dies gegenüber Thorup angekündigt und Wort gehalten. Ich habe immer wieder gefordert, dass man bis zum Ende versucht Spiele zu gewinnen. Das hat man gestern getan und das rührt mich sehr, dass man nicht mit dem Punkt zufrieden war. Und solche Typen mit dieser Qualität von der Bank bringen zu können, ist ein großes Plus. Viel Liebe für diese letzten Minuten.

Was jetzt?

Für heute rufe ich in die Welt: Jetzt schlagen wir erstmal St. Pauli und dann kommen wir klar auch im DFB Pokal gegen Stuttgart weiter. Ist doch nur die logische Konsequenz.

Ab morgen bahnt sich dann vielleicht der Skeptiker in mir wieder die Bahn. Letzte Saison war das Team auch in der Situation oben noch anklopfen zu können und dann kam der Einbruch. Jetzt kommt die Phase, wo sich dann wirklich zeigen wird, ob sich das Team im Vergleich zum letzten Jahr wirklich weiterentwickelt und einen Schritt nach vorne gemacht hat.

Der Realist in mir fordert für die nächsten Wochen einfach weiter Auswärtsspiele, für die man sich nicht schämen muss. Und dann schauen wir mal, wo uns das mit dem nötigen Quäntchen Glück diese Saison noch hinführt. Träumen ist auf jeden Fall geiler als bangen. Heja FCA!

Mert Kömür auf dem Vormarsch

Insgesamt sind die Zahlen der Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in dieser Saison beim FC Augsburg beeindruckend. Dies gerät immer mehr in den Fokus, weil sich auch die Einsätze der Jungs mehr und mehr häufen. Ich hatte in dieser Woche hierüber schon gesondert geschrieben. Zwei Spieler fallen schon seit längerer Zeit dabei auf. Einerseits ist Henri Koudossou der Durchbruch in der Bundesliga gelungen und sein Vertrag hat sich hierdurch in dieser Woche verlängert. Mit Henri hatte ich schon vor ein paar Wochen gesprochen. Der zweite Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, der mehr als eine Handvoll Einsätze verbuchen konnte ist Mert Kömür. Er kam mittlerweile in 9 Pflichtspielen zum Einsatz. Es hat ganz den Anschein, als ob Kömür behutsam aufgebaut wird. Und als ob es gelingt. Vor dem Spiel gegen Heidenheim habe ich mich Mert genau hierüber unterhalten.

Andy: In 2025 heißt es bisher: „Wenn Mert Kömür spielt, dann gewinnt der FCA“. Scherz beiseite: Wie beurteilst Du den Jahresstart bis dato?

Mert: (lacht). Das Jahr hat natürlich positiv begonnen mit zwei Auswärtssiegen in Folge. Dazu durfte ich in beiden Spielen ran. Die Ergebnisse waren gut und ich freue mich immer über jeden einzelnen Einsatz. Entsprechend war der Jahresstart gelungen.

Andy: Wie war das denn so grundsätzlich nach diesem positiven Erlebnis am letzten Spieltag in der letzten Saison in Leverkusen, als Du von Anfang an spielen durftest und ein Tor geschossen hast: Geht man da nicht mit hohen Erwartungen in die neue Saison?

Mert: Wenn die Saison vorbei ist, schaue ich grundsätzlich nicht mehr groß zurück. Dann geht es von Neuem los und ich freue mich dann immer, wieder trainieren und spielen zu können. Ich habe das Ziel in Augsburg ein Startelfspieler zu werden. Da war das Spiel in Leverkusen ein Highlight, aber auch nicht mehr.  

Andy: Wie schwer ist es dann für dich vier Spiele am Stück auch mal nicht im Kader zu stehen, wie es in der Vorrunde war?

Mert: Das ist natürlich nicht einfach. Aber jeder hat mal einen Hänger und ich versuche aus diesen Rückschlägen viel zu lernen getreu dem Motto: ein Schritt zurück und dann zwei nach vorne.

Andy: Wie ist in diesem Zusammenhang die Kommunikation mit dem Trainer? Wird hier transparent kommuniziert, warum es manchmal auch nicht reicht?

Mert: Es wird nicht jede Entscheidung vor jedem Spiel diskutiert, aber es gibt einen regelmäßigen Austausch mit dem Trainerteam. Ich nehme das an und trainiere noch härter. Nach den vier Spielen habe ich dann auch wieder meine Einsätze bekommen und konnte im DFB-Pokal zu Hause gegen Schalke auch eine Vorlage beisteuern und der Mannschaft helfen.

Andy: Ihr scheint nun ein recht stabiles Spielsystem unter Jess Thorup gefunden zu haben, wo Du auf mehreren Positionen eingesetzt werden kannst. Kannst Du mir die Unterschiede zwischen den Positionen aus deiner Perspektive erklären.

Mert: Vorab: Ich habe keine Präferenz auf welcher Position ich eingesetzt werde und fühle mich auf allen Positionen gleich wohl. Ich kann sowohl als einer der beiden Stürmer spielen und hier die Position des beweglichen Stürmers übernehmen. Ich kann aber auch sowohl als linker oder rechter Achter spielen. Die Positionen unterscheiden sich ein bisschen, was die Aufgaben gegen den Ball angeht, wobei auch der Stürmer mit gegen den Ball arbeiten muss. Im Spiel mit dem Ball weichen die Achter vielleicht etwas mehr auf die Flügel aus und haben mehr Dynamik mit, aber auch das ist recht flexibel.

Andy: Das System basiert ja auf unterschiedlichen Grundsätzen. Was würdest Du als einen der wesentlichen Grundsätze sehen?

Mert: Es ist in diesem System wichtig, den Raum gezielt zu nutzen und im Spiel mit dem Ball sich in die Räume zu bewegen. Als Beispiel: Wenn der eine Stürmer dem Ball entgegen geht, sollte der andere Stürmer vielleicht eher in die Tiefe gehen, anstatt auch dem Ball entgegen zu kommen.

Mert Kämürs offensive Dynamik wird schon bald zu Zählbarem auch in der Bundesliga führen. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Andy: Woher kommt der Impuls, wie intensiv auch gepresst wird und wie aggressiv man auch ist?

Mert: Das ist sehr spielabhängig. Wenn man erkennt, dass der Gegner unsauber ist oder die Abstimmung bei ihm nicht so passt, dann presst man mal eher. Das ist zum Teil sehr situationsabhängig.

Andy: Der Trainer spricht offensiv oftmals vom sog. X-Faktor. Was fehlt Dir noch, um offensiv auch ein solcher X-Faktor zu werden?

Mert: Ich komme schon jetzt in die Situationen um den Strafraum herum. Über meine Einsätze sammle ich nun wichtige Erfahrungen, um in diesen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Gegen Bremen hätte es da schon fast zu einer Vorlage gereicht und ich bin zuversichtlich, dass ich der Mannschaft im Saisonverlauf auch mit Zählbarem helfen kann.

Andy: Nun bist Du nicht der einzige Spieler, der aus der eigenen Jugend und gerade diese Erfahrungen macht. Verbindet euch das untereinander? 

Mert: Klar verbinden die gemeinsamen Erfahrungen. Wir haben aber insgesamt ein sehr gutes Mannschaftsklima und verstehen uns alle sehr gut.

Andy: Zwischendurch darfst Du dann regelmäßig zur U-Nationalmannschaft. Wie wichtig ist das für dich?

Mert: Das ist sehr gut für mich, weil ich dort zwischenzeitlich immer viel spielen durfte, auch wenn ich im Verein nicht so zum Zug kam.

Andy: Wie gehst Du prinzipiell damit um, dass Du schon lange als Top-Talent gehandelt wirst? Spürst Du Druck von außen oder machst Du dir den selbst?

Mert: Ich kann gut mit Druck umgehen. Ich weiß, was ich auf dem Platz kann und versuche einfach auf meine Fähigkeiten zu vertrauen.

Andy: Nach deiner Zeit im FCA-Internat in der Paul-Renz-Akademie bist Du wieder nach Hause nach Dachau gezogen. Wie wichtig ist dein familiäres Umfeld in diesem Zusammenhang für dich?

Mert: Der Weg ist ja kurz. Und meine Familie ist extrem wichtig für mich. Mein Vater ist bei jedem Spiel dabei, auch mit der Nationalmannschaft im Ausland. Meine Mutter und meine Geschwister sind auch bei den Spielen, wenn es Ihnen möglich ist. Es schön, immer wieder nach Hause zu kommen.  

Andy: Jetzt geht es am Samstag gegen Heidenheim. Ist das ein Revanche-Spiel nach dem Ergebnis in der Hinrunde?

Mert: (lacht) Es kann ja nur besser werden und klar wollen wir Revanche. Am Ende ist es aber auch nur ein Spiel wie jedes Spiel und wir versuchen unsere beste Leistung abzuliefern.

Andy: Was ist sonst deine Prognose für den Rest der Saison?

Mert: Mit der Mannschaft wollen wir weiter erfolgreich Fußball spielen und es ist noch alles möglich, sowohl im DFB Pokal als auch in der Liga. Ich selbst will so viel wie möglich auf dem Rasen dabei sein, auch mal von Anfang an. Ich bin grundsätzlich optimistisch, dass mir die Einsätze bis hierin auch dabei helfen meine Ziele zu erreichen.

Andy: Danke, Mert, für deine Zeit. Ich hoffe es geht weiter mit Mert Kömür auf dem Platz und den Siegen des FCA.

Custom App
WhatsApp
WhatsApp
Custom App

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen