Winterpause: die Zeit der Berater

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg ist kein Verein, der Transfergerüchte in der Öffentlichkeit kommentiert. Es ist den Augsburgern wohl bekannt, dass sich der Preis von Spielern erhöht, umso größer das Interesse an Ihnen ist. Der Preis für den Verein beinhaltet sowohl die Ablösesumme als auch das Gehalt, das für einen Spieler gezahlt wird. Einen Transfer gilt es dabei immer über die gesamte Vertragslaufzeit zu bewerten. Auch mit dem Risiko im Hinterkopf, dass sich Spieler nicht wie erwartet entwickeln, und man beim Wiederverkauf nicht den großen Reibach machen kann. Wenn der FCA Interesse an einem Spieler hat, dann dringt davon bis zu einer Verpflichtung möglichst nichts nach außen.

Das Interesse des Spielers ist da meist ein anderes. Er will meist im Verlauf seiner Karriere nicht nur einen gut-dotierten Vertrag abschließen, sondern mehrere. Dafür ist es wichtig, auch in etwas schlechteren Phasen seiner Karriere – wenn er zum Beispiel sportlich etwas auf dem Abstellgleis gelandet ist – im Gespräch zu bleiben und sich in Erinnerung zu rufen. Dafür greifen die meisten Profifußballer auf Spielerberater zurück, die ihnen die Arbeit abnehmen, damit sie sich auf ihre Leistungen auf dem Platz konzentrieren können. Diese geben bewusst auch Gerüchte an die Presse, um das Interesse zu befeuern und eine Konkurrenzsituation zwischen Vereinen zu schaffen, wo gar keine ist. In den meisten Fällen verdienen sie prozentual am Gehalt ihrer Kunden mit. Ihr Interesse – auch kurzfristig deren Einkommen zu erhöhen – ist daher groß.

Die Gemengelage in der Gerüchteküche

Lange Diskussionen können über diese Gemengelage geführt werden. Haben die Spielerberater zu sehr ein kurzfristiges Interesse an der wirtschaftlichen Situation ihrer Kunden? Wird das gerne von den Vereinen betont, um größere Transfererlöse zu erzielen, weil man den Spieler so eventuell billiger einkaufen könnte? Das Thema ist komplex. Von einem Spieler allerdings zu erwarten, seine Interessen nicht auch konkret wahrnehmen zu lassen, wäre naiv. Die Karriere kann mit einer Verletzung beendet sein.

Dennoch sollte man diese Interessensgegensätze im Hinterkopf haben, wenn man in diesen Tagen die vielen Transfergerüchte liest. Bisher war der FCA in der Winterpause kaum in Erscheinung getreten. Die Not ist allerdings auch nicht besonders groß, gerade nach der fulminanten zweiten Hinrundenhälfte. Michael Gregoritsch wurde an Schalke 04 ausgeliehen. Ansonsten ist unser Kader groß genug, als dass wir wohl eher noch weitere Spieler abgeben würden, als massig zu verpflichten. Trotzdem sind manche Spieler im Gespräch und es lohnt der Blick auf die Beraterseite:

Gerücht 1: Eduard Löwen

Löwen wechselte im Sommer zur Hertha nach Berlin, obwohl der FCA den Gerüchten zu Folge auch stark an einer Verpflichtung interessiert war. In Berlin kam er nicht wie gewünscht zum Zug und nun scheinen seine Berater von Soccer & More zu sondieren, wohin er wechseln könnte.

Ist der ehemalige FCA-Spieler Sören Dreßler das Bindeglied bei Eduard Löwen? Hier gegen Fürth stand er in 2007 selbst noch für den Verein als Kapitän auf dem Platz. (Photo by Sandra Behne/Bongarts/Getty Images)

Das hier auch beim FCA nach dem sommerlichen Interesse nachgefühlt hat, liegt auf der Hand, da bei Soccer & More mit Sören Dreßler ein prominenter Ehemaliger involviert ist und Soccer & More über andere Kunden wie Tim Rieder und Marco Thiede auch schon früher mit dem FCA zusammengearbeitet hat. Dass der FCA im Winter die kolportierten 5-8 Mio. EUR ausgibt, scheint dagegen eher unwahrscheinlich. Es scheint viel Wind um nichts.

Gerücht 2: Elvis Rexhbecaj

Das zentrale Mittelfeld ist anscheinend ein Bereich, bzgl. dessen man beim FCA Verbesserungsbedarf sieht. Rexhbecaj kam in Wolfsburg nicht wie gewünscht zum Zug und will Spielpraxis sammeln. Gibt es einen Markt und neben dem FC Köln überhaupt weitere Interessenten? Augsburg hat man schnell ins Spiel gebracht, da wir im Sommer schon Felix Uduokhai vom Vfl Wolfsburg für diese Saison ausgeliehen haben. Beide Spieler haben allerdings nicht den gleichen Berater. Rexhbecaj ist bei Soccertalk unter Vertrag. Die Agentur ist am ehesten bekannt für ihre Verbindung zu den Kovac-Brüdern und viele Spieler haben familiäre Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien. Die einzige Verbindung zum FCA derzeit besteht über U19 Talent Dorian Cevis. Dazu ist beim Augsburger Team momentan kein großer Bedarf an einer festen Verstärkung. Rexhbecaj müsste sich auch erst gegen die Konkurrenz durchsetzen und ob ihm das gelingen würde, wäre fraglich. Für Rexhbecaj wäre der Wechsel kurzfristig nicht mit Sicherheit mit den erhofften Spielzeiten verbunden. Auch dieser Wechsel scheint unwahrscheinlich.

FCA-Spieler die immer wieder im Gespräch sind: Philipp Max und Marco Richter

Philipp Max wurde in den letzten vier Jahren mit unzähligen Vereinen in Verbindung gebracht. Bei Marco Richter hat man im Sommer vom Interesse Borussia Mönchengladbachs gelesen. Beide sind – wie auch André Hahn – bei SportsTotal unter Vertrag. SportsTotal ist eine der renommiertesten Berateragenturen in Deutschland. Prominentester Spieler ist Toni Kroos. Auch Marco Reus wird hier vertreten. André Hahn ist ein gutes Beispiel, an dem man sieht, das der Berater nicht immer nur an guten Wechseln beteiligt ist. Als Hahn Gladbach verließ, schloss er sich dem HSV an. Der FCA hatte wohl zu diesem Zeitpunkt schon Interesse. Ob nun Spieler oder Berater oder beide miteinander dachten, der Schritt zum HSV wäre der richtige, so war dies wohl in jedem Fall eine Fehleinschätzung.

Wie gelangte André Hahn zu der Überzeugung, dass der Wechsel zum HSV zur damaligen Zeit seine beste Karrieremöglichkeit wäre? Wie viel trugen seine Berater zur Entscheidung bei? (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Auch die größten Beratungsagenturen sind nicht davor gefeit, für ihre Spieler nicht immer den richtigen Schritt zu erkennen. Bei Max und Richter war das bisher immer viel Wind um nichts. Sowohl Max als auch Richter sollten – wenn überhaupt – nur zu einem Topclub wechseln (für Max habe ich das hier detailliert ausgeführt). Ihr Name fällt wohl wenn Redakteure von Sportmedien mit SportsTotal Vertretern die Liste der Kunden durchgehen und sich gegenseitig auf den neuesten Stand bringen. Der Berater sieht in den Gerüchten Wirbel, der den Wert der Kunden eher steigert als verringert. Ob hinter den Gerüchten immer so viel Substanz steckt, sei mal dahingestellt.

In der Ruhe liegt die Kraft

Ein guter Transfer für den FC Augsburg ist es dann, wenn darüber erst mit dem Abschluss des Transfers etwas in der Presse landet. Die beteiligten Spieler haben meist ein Interesse daran, durch etwas Wirbel ihren Marktwert nach oben zu treiben. Als Fan sehe ich das Verfahren sportlich. Natürlich steht zuerst der Verein. Wir wollen in Augsburg die bestmögliche Mannschaft auf dem Platz sehen. Ich kann allerdings auch jeden Spieler verstehen, der sich für seine Zukunft bestmöglich aufstellen will. Solange sich in der Öffentlichkeit ordentlich verhalten wird und alle gemeinsam auf dem Platz die Punkte einfahren, gehört das Geschäftliche schlicht zum Profifußball dazu. Zumindest in letzter Zeit hat sich der FCA in diesem Bereich nicht schlecht geschlagen, und wir hoffen nun einfach, das dies so bleibt.

Ein neues Jahr: der FCA wird weiter begleitet durch die Rosenau Gazette

Die Hinrunde der Saison 2019/20 ist schon wieder vorbei. Irgendwann habe ich vergessen, wann das hier mit diesem Blog genau angefangen hat. Aber ich erinnere mich noch genau, warum ich damit angefangen habe. Der FCA war in der Europa League angekommen und ich habe festgestellt, dass viele andere Clubs Blogger hatten, die das Vereinsgeschehen aktiv begleiten. Beim FCA hatte mir das immer gefehlt. Und dann habe ich mich entschieden, dass das so nicht geht und habe das selber in die Hand genommen. Mittlerweile ist es Winter 2019/20 und ich blogge hier immer noch. Auch in 2020 wird sich daran erstmal nichts ändern. Zwischenzeitlich hatte ich mal etwas Unterstützung und dann wieder nicht mehr. Gerade scheint es an dieser Stelle wieder erfreuliche Entwicklungen zu geben. Vielleicht habt ihr Sebastians Texte neben meinen hier auch schon gelesen. Die Formkurve hier im Blog ist genauso unberechenbar wie die Flanken von Philipp Max.

Dazu gibt es immer wieder positives Feedback, aber auch unfreundliche, arrogante Meinungen, die mich fragen, wie man so einen Scheiß nur verzapfen kann. Zwischenzeitlich bin ich auch mal als Nestbeschmutzer bezeichnet worden. Es ärgert mich kurzfristig, aber mich kann man ja schlecht wie Manuel Baum einfach austauschen.

Und weg war er! (Foto: Getty/Bongarts)

Derweil glaube ich, dass es weiterhin sachliche, kritische Stimmen braucht, die den FC Augsburg begleiten. Ich habe in 2019 von Charlan Nemeth „In Defense of Troublemakers“ gelesen und es ist wissenschaftlich bestätigt, dass authentischer Dissenz die Qualität von Entscheidungen verbessert. Also bleibe ich, zumindest vorerst. Und hoffe, dass ich rund um diesen Verein einen positiven Einfluss habe. Ich weiß allerdings nicht, wie lange ich dazu dauerhaft die Motivation habe. Zudem ist der Blog weiterhin nur ein Hobby und ich habe nicht vor an dieser Konstellation irgendetwas zu ändern. Entsprechend bleiben die Beiträge unregelmäßig und ich schreibe über Themen, die ich selbst für wichtig erachte. Die Inhalte sind in keinster Weise kommerziell beeinflusst.

Vielleicht findet ihr das ja so gut, dass ihr unterstützen wollt. Dafür gibt es natürlich einige Möglichkeiten. Lasst uns bei den offensichtlichen anfangen:

  1. Teilt die Inhalte und gebt Feedback: Wenn ihr einen Artikel gut fandet, verbreitet ihn und schenkt ihm Reichweite. Kommentiert hier im Blog oder auf den sozialen Plattformen. Bringt euch mit Themenideen ein und diskutiert.
  2. Beteiligt euch direkt und schreibt selbst für die Rosenau Gazette: MitstreiterInnen sind jederzeit herzlich willkommen. Es muss von der Schreibe und vom Typ her passen, aber über mehrere MitstreiterInnen würde ich mich wirklich freuen. Regelmäßige Spieltagsnachbetrachtung als auch das Eingehen auf diverse weitere Themen würde endlich möglich werden und die Gazette könnte langfristig organisatorisch etabliert werden. Meldet euch gerne bei Interesse. An dieser Stelle sei hervorgehoben, dass der FCA mehr weibliche Stimmen braucht, die ihn begleiten. Email an kontakt@rosenau-gazette.de reicht.
  3. Kauft im Shop und tut etwas für den guten Zweck: Ich habe immer mal wieder Aktionen für den guten Zweck gestartet und die Artikel sind immer noch über den Shop zu beziehen. Schlagt zu, und tut etwas für den wohltätigen Zweck.
  4. Sponsort einzelne Artikel oder Artikelserien: Ich hatte in der letzten Saison eine kleine Kooperation mit August Gin, die mir viel Freude bereitet hat. Es ist jederzeit möglich, Artikel oder Artikelserien zu unterstützen (ohne Einfluss auf die Inhalte). Der Blog bleibt nicht-kommerziell, entsprechend fließen alle finanziellen Mittel oder auch Naturalien wieder in Aktionen wie unter 3) beschrieben oder den Blog selbst. Mit dieser Seite mache ich und auch sonst niemand einen Gewinn. Email an kontakt@rosenau-gazette.de reicht und wir können die Möglichkeiten individuell klären.

Lasst uns alle aus der Rückrunde und dem Jahr 2020 im Gesamten das Beste machen und hoffen, dass wir den Klassenerhalt schaffen, um auch im zehnten Jahr in der ersten Bundesliga spielen zu können. Ich würde mich freuen, wenn die Rosenau Gazette auch dabei weiter (hauptsächlich) Freude bereitet. Wenn wir mal nicht einer Meinung sein sollten, dann würde es mich freuen, wenn ihr über die hier vorgetragene Meinung nachdenken und sachlich antworten würdet. Ich nehme mir dies auch vor. Ansonsten bin ich für alle Vorschläge offen, wie man das Erlebnis rund um die Gazette verbessern kann (z.B. braucht es ein Lesertreffen oder eine Geburtstagsparty? WhatsApp-Gruppen?). Hier kommt es allerdings auf euren Einsatz an.

P.S.: Um es euch jetzt schon etwas leichter zu machen, den Inhalten zu folgen, findet ihr die Gazetten-Inhalte seit dieser Saison in den OneFootball-Apps.

Was liegt in der Zukunft von Philipp Max?

Einer der großen Gewinner der Hinrunde ist mit Sicherheit Philipp Max. 6 Tore und 4 Vorlagen in 15 Spielen alleine in dieser Hinrunde. Das unser Konto bei 23 Punkten steht, ist auch Philipp Max Verdienst. Hinten solide und nach vorne erneut der Playmaker, den wir schon aus früheren Jahren kennen. Erneut hatte ich das Gefühl, das Gefahr für den Gegner entsteht, sobald Max den Ball am Fuß hatte.

Überraschende Wende im Karriereplan

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 17: Philipp Max nach seinem ersten Tor gegen die Düsseldorfer Fortuna (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Derweil hatte auch ich nicht mehr damit gerechnet, dass Max beim FCA nochmal solch eine Phase erleben würde. Dies liegt vor allem daran, dass auch ich im Sommer gedacht hätte, dass Max den FCA nach vier Jahren durch einen Wechsel zu einem größeren Verein verlassen würde. Selbst wenn Max einen Wechsel öffentlich nie forciert hatte, so war klar, dass der Wunsch, zu einem internationalen Top Club zu wechseln, da war. Sein Name wird nun seit 2 Jahren in jeder Transferperiode immer wieder genannt. Nachdem der FCA Gerüchte nicht lanciert oder kommentiert, hat da sicher Max‘ Berater mit seinen wirtschaftlichen Interessen seine Finger im Spiel und will seinen Spieler in der öffentlichen Debatte halten. Diese Taktik sollte der Berater hinterfragen, denn mittlerweile wird jeder möglicherweise interessierte Verein wissen, das er bei einer Kontaktaufnahme gleich in den Zeitungen steht.

Anstehende Gerüchte im Winter

SINSHEIM, GERMANY – DECEMBER 13: Philipp Max nach seinem ersten Tor gegen die TSG 1899 Hoffenheim (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Somit warte ich nun allerdings im Winter schon wieder darauf, dass diverse Vereine gehandelt werden, um sich auf der linken Seite durch eine Verpflichtung von Max zu verstärken. Die Voraussetzungen sind gegenüber dem Sommer weiterhin unverändert. Max hat in Augsburg Vertrag bis 2022 und die aufgerufene Ablöse wird nicht unerheblich sein. Auch wenn das Interesse bei manchem Verein in der Zwischenzeit gestiegen ist, so ist auch die aufgerufene Summe je Tor und Vorlage durch Stefan Reuter mit Sicherheit angepasst worden. Immerhin ist Max weiterhin erst 26 Jahre alt und hat noch einige gute Jahre vor sich. Zudem hat er sich auch bei uns in schwierigen Phasen immer professionell verhalten und wird dies mit Sicherheit auch bei einem möglichen zukünftigen Arbeitgeber. Aber vielleicht haben seine Leistungen nun dazu geführt, dass ein großer Verein das Konto plündert und ihn abwirbt.

Derweil frage ich mich, was Max wirklich will. Aus meiner Sicht gibt es nur zwei sinnvolle Karrierealternativen:

A) Der Top Club will ihn

Sehen wir es realistisch: Wenn Barcelona, Madrid, Manchester, Chelsea oder Juventus sich melden würden, dann könnten wir es wohl alle verstehen, wenn Max dem Wunsch nachgeben würde und es bei einem solchen Club versuchen wollen würde. Die sportliche Chance seines Lebens sich dort zu beweisen und international Erfahrungen zu sammeln, sollte er annehmen. Wir würden ihn feiern, uns für den Einsatz während der Jahre bedanken und ihm alles Gute wünschen. Und ihm auch in Zukunft alle Daumen drücken. So wie damals als Ragnar Klavan zu Liverpool wechselte.

B) Der Weg zur FCA Legende

Wenn die Anfragen allerdings eher mittelmäßige Alternativen betreffen, dann würde ich Max raten, diesen Clubs eiskalt abzusagen. Max hat gerade den Rekord der meisten Bundesliga Assists beim FCA aufgestellt. Er kann in Augsburg Marken für die Ewigkeit aufstellen und sich ein Denkmal setzen. Wenn er in Augsburg bliebe könnte er hier noch 10 gute Jahre haben (und nicht nur 2-3 bis bei einem anderen Club wieder der Jugendwahn einsetzt) und eine ganze Generation an weiteren Spielern prägen. Um Max herum könnte der FCA ein Team aufbauen, dass nach oben schaut und vielleicht erneut einen Trip nach Europa plant. Max kann sich seinen Platz in einer Elf des Jahrhunderts für den FCA jetzt schon zu Beginn des Jahrhunderts zementieren.

Max macht Augsburg sexy

COLOGNE, GERMANY – DECEMBER 01: Annabell Max und Philipp Max bei der SportsTotal Christmas Party (Photo by Joshua Sammer/Getty Images)

Ein Faktor ist bei der Person Philipp Max quasi unbeachtet geblieben: Max ist extravagant und nicht langweilig. Mit seinen Frisuren, Tattoos und seiner Affinität für Mode sticht er in Augsburg hervor. Mit seinen Instagram Gewinnspielen macht er mehr Lärm auf Social Media als der FCA selbst. In dieser eher langweiligen deutschen Mittelstadt steht er für Aufregung und für Modernität. Genau das, was diese Stadt braucht. Mit ihm können sich Jugendliche identifizieren und er ist in diesem Zusammenhang – fast unbeachteterweise – ein irrsinnig gutes Vorbild. Er zeigt, dass man Leute nicht nach ihrem Aussehen sondern nach ihrer Leistung beurteilen muss. Genauso bieder wie der Schnauzer des Papas früher war, genauso stylisch ist Max Junior jetzt unterwegs. Dabei stehen beide für große Professionalität und Leistungsbereitschaft. Max würde ich eine Rolle beim FC Augsburg auch nach seinem Karriereende wünschen, in der er dies an Jugendliche vermitteln kann.

Wider besseren Wissens träume ich romantische Fußballfan-Träume

Insgesamt wünsche ich mir so sehr, dass Max – außer der Top Club ruft – in der Stadt bleibt, in der er einer der wenigen Stars sein kann. Sieht, dass er hier etwas besonderes haben kann. Viele Jahre die Sicherheit genießt, sich ganz auf seine Leistungen auf dem Platz konzentrieren zu können. Mit Florian Niederlechner frühstückt und die Liga zerlegt. Eine Legende wird. Das vielleicht sogar ausspricht. Aber egal, wie Philipp Max und der FCA sich am Ende entscheiden werden, stand kaum ein Spieler in den letzten Jahren so sehr für den FCA wie Philipp Max. Dafür darf man zwischendurch auch mal danke sagen: Danke, Philipp Max.

Der Wunschzettel der FCA Fans

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist der zweite Advent und der geneigte FCA Fans sitzt zu Hause, hat es sich gemütlich gemacht, und träumt von seinem Verein. Lange haben wir dem Braten nicht getraut. Gestern dann haben wir die Punkte 8, 9 und 10 aus den letzten vier Spielen gesammelt und unser Gesamtkonto auf 17 in der laufenden Saison erhöht. Von 40 Punkten ist so oft die Rede, wenn es um den Klassenerhalt geht. Meistens reichen 35. 17 sind da schon fast die halbe Miete. Drei Spieltage stehen noch an vor der Winterpause und gerade Düsseldorf wirkt wie ein Gegner, gegen den noch der ein oder andere Punkt drin sein könnte. Auch Hoffenheim wirkt momentan nicht übermächtig und in Sinsheim haben wir schon öfters nicht schlecht ausgesehen. Beruhigende Aussichten für uns FCA Fans nach dem sehr durchwachsenen Saisonstart, der einige Tiefschläge für uns bereit hielt

Die Form stimmt

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Ruben Estephan Vargas Martinez scheinen genau wie dem Rest der Mannschaft Flügel gewachsen zu sein. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Nun wird so mancher Pessimist meinen, das vier Spiele ja nicht besonders aussagekräftig wären. An dieser Stelle macht es Sinn, sich die Partien einmal etwas genauer erneut vor Augen zu führen. Sowohl gegen Mainz als auch gegen Köln waren wir deutlich überlegen. Mainz hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn wir sie abgeschossen hätten. Ötzunalis Sonntagsschuss war ein Glückstreffer (Understat hat dem Schuss eine 2%ige Torwahrscheinlichkeit zugeordnet). Methodiken, die Spielaktionen Torwahrscheinlichkeiten zuordnen, sahen uns auch bei unserer letzten Niederlage zu Hause gegen Schalke als überlegen. Aus meiner Perspektive stimmt der Trend seit dem Spiel in Gladbach. Die Mannschaft scheint sich gefunden zu haben und die Form ist nachhaltig verbessert. Jetzt hoffen wir mal, das es so bleibt. Aber wo ich hier so sitze und die zwei Kerzen am Kranz betrachte, fallen mir doch einige Wünsche ein.

Wunsch 1: Weitere Punkte vor der Winterpause

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Florian Niederlechnerder der Unwiderstehliche wurde erneut gesichtet. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Der Augsburger misstraut dem Trend auch dann noch, wenn er seit zwei Monaten Bestand hat. Erstmal weitere Sicherheit schaffen. Und nachdem wir nun gegen Köln und Mainz im Spielverlauf nicht mit Glück und bester Chancenverwertung geglänzt haben, kommen jetzt die Spiele, in denen wir darauf hoffen müssen, dass es mit der Chancenverwertung und dem Match-Glück besser wird. Freitagabend gegen Hoffenheim wird unangenehm, genauso wie die Partie gegen Leipzig. Bleibt die Hoffnung auf den versöhnlichen Jahresabschluss gegen Düsseldorf zu Hause. Ein paar Pünktchen auf dem Weg zur Winterpause wären doch eine schöne Bescherung.

Wunsch 2: Ruhe in der Winterpause

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Egal wer reinkommt, jeder liefert im Moment ab. Jan Moravek gegen Mainz genauso wie Freddie Jensen (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Wenn wir dann im Winter mit unserem kleinen Pölsterchen vor dem Weihnachtsbaum sitzen, wäre es toll, wenn es ruhig und besinnlich bliebe. Keine Transfer-Krakelereien aus der Mannschaft. Keine Undiszipliniertheiten oder verlängerte Urlaube. Keine öffentliche Kritik. Klares und entschiedenes Handeln von Stefan Reuter in der Öffentlichkeit, sollte es doch zu dem ein oder anderen kommen. Wenn wir das hinbekommen, und wir den jetzigen Rückenwind mit in den Winter nehmen können, dann haben wir beste Voraussetzungen für die Rückrunde, in der die Mannschaft noch mehr zusammenwachsen kann.

Wunsch 3: Ein paar Pünktchen aus dem schwierigen Programm zum Rückrundenauftakt

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Marco Richter hat seinen Blick fest aufs Ziel gerichtet. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Zum Rückrundenauftakt kommen dann wieder die Gegner mit der etwas höheren Qualität. Dort gilt es sich zu beweisen und auch bei Rückschlägen die Ruhe zu bewahren. Ich glaube, dass wir im Vergleich zur Hinrunde für so manches Team ein deutlich unangenehmerer Gegner sein werden. Trotzdem werden wir dann wieder häufiger verlieren. Gerade für unsere jungen Spieler ist es wichtig, dass wir ihnen Fehlschläge nicht übel nehmen. Marco Richter hat gestern eine Mordspartie gespielt, Fehlschuss hin oder her. Auch Ruben Vargas wird seine Chancen wieder nutzen. Unsere Mannschaft hat das Potential auch diese Phase mit einigen Pünktchen und erhaltenem Selbstbewusstsein zu überstehen. Gerade weil die Mannschaft im Spiel gegen den Ball stabiler geworden ist und Florian Niederlechner immer noch regelmäßig trifft.

Wunsch 4: Ab dem Mitte der Rückrunde nach oben schauen (und von Europa träumen)

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Tin Jerdvaj nahm an der letzten WM für Kroatien teil. Wir wollen auch wieder zu gerne international. Dürfen wir träumen? (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Es gibt in Augsburg nur zwei psychologische Zustände mit Blick auf die Tabelle. Entweder wir hängen mitten im Abstiegskampf und die Welt ist kurz vor dem Untergehen. Oder der Abstand zu Bayern München ist gerade noch sieben Punkte, wir können die Bayern noch locker einholen und nächstes Jahr europäisch spielen. Im neunten Jahr Bundesliga kann man feststellen, dass wir noch nie abgestiegen, aber schon einmal durch Europa getourt sind. Ich verzichte an dieser Stelle auf meine träumerischen Ausführungen zu den Wahrscheinlichkeiten wie unter Anbetracht dieser Historie diese Saison wohl ausgehen mag (Spoiler: meistens steigen wir weder ab noch fahren wir nach Europa). Ich mag allerdings persönlich auch die Spielzeiten am liebsten in denen man, sobald die Biergartensaison los geht sich nicht vor dem Abstieg fürchten sondern von Europa träumen kann. Wie schon heute an diesem wunderbaren 2. Advent.

Und nachdem ich die kalte und dunkle Jahreszeit am wenigsten mag (weil: kalt und dunkel), bin ich froh wenn zumindest unser FCA mir die Laune aufhellt. Wenn die Arena grün leuchtet und Martin Schmidt den wunderschönsten aller Weihnachtspullis trägt, dann leuchten meine Augen, wie die meiner Tochter am Heiligabend. Vielleicht ist das ja doch der beste FCA aller Zeiten?

Alle Jahre wieder

Es geht Richtung Vorweihnachtszeit. Nächste Woche ist schon der erste Advent und in Köln können wir dann rund ums Bundesligaspiel beim Effzeh Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt trinken. Sportlich läuft es so lala. Zwei einzelne Siege stehen teilweise desillusionierende Darbietungen entgegen. Die Abwehr wirkt immer mal wieder sehr löchrig. Nach vorne können wir nicht konsistent für Gefahr sorgen. Ich hatte so viele Hoffnungen in diesen nominell so starken Kader. Längst nicht alle Hoffnungsträger können ihr Potential ausschöpfen, auch wenn einzelne wie Felix Uduokhai und Ruben Vargas herausstechen.

Was hab ich da angerichtet, wäre eine Frage, die sich Gregerl dieses Wochenende stellen sollte. (Photo by Christof STACHE / AFP via Getty Images )

Im Kader dieser Hinrunde gibt es wie immer Gewinner und Verlierer. Einer der Verlierer ist sicherlich Michael Gregoritsch. Gregoritsch war in den letzten beiden Jahren ein Spieler mit zentraler Bedeutung für den FCA. In seinem ersten Jahr in Augsburg hatte er direkt zweistellig getroffen und war an vielen spielentscheidenden Momenten beteiligt. Auch letztes Jahr kam er in 32 Bundesligaspielen zum Einsatz und konnte immerhin noch 6 Tore erzielen. Allerdings fing schon letztes Jahr die öffentliche Kritik an seiner Spielweise und Körpersprache an zu steigen. Nach dem Zugang von Florian Niederlechner, der an der Seite von Alfred Finnbogason in den letzten Spielen das Sturmduo bildete, schien Michael Gregoritsch gerade außen vor zu sein.

Der nächste bitte

Das hat in Gregoritsch gegärt, wie das Bier der Braumeister unserer schönen Stadt. Gregoritsch denkt gerade nicht mehr: Schönes Leben hier. Nun hat sich Gregoritsch deshalb gerade vor kurzem in eine Riege unzufriedener Fußballer eingereiht, die versuchen, über ihren öffentlichen Unmutsbekundungen ihren Abschied aus Augsburg zu forcieren. Immer wieder im Winter könnte eine Sitcom heißen, die sich mit den Geschichten von Augsburger Fußballern beschäftigt, die den Club gerade in dieser Jahreszeit verlassen wollen. Es ist zur Unsitte geworden, dass auch gestandene Spieler öffentlich die Organisation kritisieren. Wir erinnern uns sehr gut an die Kritik von Martin Hinteregger, die dazu führte, dass Hinteregger erst ausgeliehen und dann an die Frankfurter Eintracht verkauft wurde. Im letzten Jahr hatte auch Jeffrey Gouweleeuw den damaligen Trainer Manuel Baum in der Öffentlichkeit kritisiert. Weitere Undiszipliniertheiten von Spielern wie Caiuby oder Raul Bobadilla hat man in Augsburg lang toleriert, solange sie einen gewissen Rahmen nicht überschritten. Bei Caiuby war dann irgendwann das Fass voll und der FCA zog einen Schlussstrich. Zu spät, wie die deutliche Mehrheit konstatierte.

Der Fall Gregoritsch

Nun hat wohl auch Michael Gregoritsch beschlossen, das öffentliche Kritik an der Organisation der aussichtsreichste Weg ist, als er vor kurzem verkündete: „Hauptsache weg!“.  Er hätte schon im Sommer weg gewollt und nicht gedurft und jetzt wolle er aber unbedingt im Winter gehen. Das Problem bei Gregoritsch ist anders gelagert, als bei anderen Spielern vorher. Gregoritsch passt als Spielertyp nicht wirklich gut in Martin Schmidts Spielsystem. Das hat man immer wieder gesehen. Ich will Gregoritsch nicht unterstellen, dass er nicht trotzdem alles gegeben hat. Er hat zudem ausdrückliche Qualitäten, wenn er aus der Tiefe aufs Tor kommt. Seine Abschlüsse sind durch seine Abschlusssstärke auch aus der Distanz meist gefährlich. Auch im Strafraum hat er eine gute Trefferquote. Zudem hat Gregoritsch Ecken und Kanten und ist keiner der glatt-geschliffenen Profis, die rein auf ihre Karriere fokussiert sind und mit 25 Jahren ist er immer noch recht jung. Abseits des Feldes, hat er eine Organisation gegründet, mit der er sich aktiv in der Arbeit mit benachteiligten Kindern engagiert. Vorbildlich. Zumindest in diesem Bereich. Das unterscheidet ihn deutlich von einem Martin Hinteregger, der sich mittlerweile bei zwei Vereinen quasi herausgeekelt hat oder einem Caiuby, der regelmäßig zudem mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Ich gebe es zu, dass ich Gregerl grundsätzlich als Typen mag, auch wenn er offensichtlich eine Grenze überschritten hat. Und ich glaube, dass er Pech hatte und unter Martin Schmidt leidet, der ihn nicht seinen Stärken entsprechend eingesetzt bekommt. Damit muss er als Profi allerdings klar kommen.

Die Reaktion des FCA

Die Reaktion des FCA musste nun eine bedachte, aber trotzdem strenge sein. Gregoritsch ist 25 und hat noch 2,5 Jahre Vertrag in Augsburg. Der FCA hält alle Fäden in der Hand und darf sich nicht mehr öffentlich unter Druck setzen lassen. Als erste Reaktion sprach der FCA eine Geldstrafe aus und suspendierte Gregoritsch vorerst bis zum 26.11.2019. Leider hat der FCA nicht direkt einen Wechsel im Winter ausgeschlossen, außer der Verein würde mit Geld überschüttet. Der Verein kann es sich nicht erlauben, dass der Eindruck weiter verfestigt wird, solch öffentliche Aussagen wären eine gute Möglichkeit, sich aus Augsburg loszueisen. Sollte Gregoritsch nächste Woche nicht einsichtig sein, dann gehe ich davon aus, dass der FCA die Suspendierung auf unbestimmte Zeit ausdehnt und für Gregoritsch erst wieder im Winter die Türe zurück geöffnet wird. Im Zweifel muss der FCA Gregoritsch dauerhaft von der Mannschaft trennen, um solche Erpressungsversuche in der Zukunft zu unterbinden. Und den Wünschen des Spielers zum ersten Mal seit langer Zeit nicht nachkommen.

Fokus auf das Sportliche

Mit diesen Maßnahmen sollte es gelingen, den Fokus weiter auf dem Sportlichen zu belassen. Der Trend ging vor der Länderspielpause in die richtige Richtung und gerade gegen Hertha zu Hause und dann auswärts in Köln besteht die Möglichkeit sich etwas aus dem Keller herauszuarbeiten. Jetzt stehen die Spiele vor der Tür, in der die Mannschaft im direkten Vergleich mit Mannschaften aus dem Keller zeigen kann, dass sie nicht dorthin gehört. Ablenkungen, wie die von Gregortisch, sind ein Bärendienst für die Mannschaft. Gerade jetzt sollten sich alle gemeinsam darauf konzentrieren, sportlich positive Ergebnisse zu erzielen.

Nicht labern, arbeiten. Aufstehen, Fehler einsehen, weiter geht’s. #Augsburghältzusammen (Photo by Ronny Hartmann/Bongarts/Getty Images)

Bei seinem Wechsel hatte Gergoritsch noch gesagt: „Hier passt für mich alles. Daher habe ich mich auch langfristig gebunden und möchte die tolle Entwicklung des FCA in den nächsten Jahren gemeinsam mit dem Team weiterführen.“ Wenn man etwas langfristig entwickeln will, dann muss man auch mal schwierige Phasen zusammen durchstehen. Das auch mal Frust heraus bricht ist menschlich. Lieber Gregerl, sieh es ein, denn wir können dich spätestens jetzt nicht mehr wechseln lassen. Lass uns gemeinsam nach vorne schauen. Wo auch immer die Reise hingeht. #Augsburghältzusammen

Abseits des Rasens

Die Bundesligasaison läuft. Auch sonst passiert rund um den FCA recht viel. Es hat bis zu dieser dritten Länderspielpause gedauert, bevor ich nun endlich dazu gekommen bin, einen Blick auf ein paar Aspekte zu werfen, die beim FC Augsburg abseits des Rasens passiert sind. Die regelmäßigen Leser wissen, dass gerade Mitgliederversammlungen dazu führen, dass ich mich manchmal gezwungen sehe, meine Gedanken in die Welt zu posaunen. Diesmal hat nicht alles mit der Mitgliederversammlung zu tun. Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen. Folgende Punkte sind mir aufgefallen und ich glaube eine kleine Übersicht schadet nicht:

Aufsichtsrat ist nicht gleich Aufsichtsrat

Die Beteiligung der aktiven Fanszene wird nicht bei der Aufsichtsratwahl für den FC Augsburg e.V. entschieden. So lange der Verein zwar offiziell die Mehrheit der Stimmrechte an der KGaA hält, es allerdings zu keinem einzigen Vereinsvertreter im Aufsichtsrat der KGaA reicht, kann für den Aufsichtsrat des e.V. gewählt werden, wer will. 50+1 in Augsburg ist damit eine Farce und eine Kontrolle durch den Verein findet nicht statt und in der Wahl auf der Mitgliederversammlung ging es schlicht um persönliche Eitelkeiten. Die Fanszene hat nicht weiter verloren, ist aber weiterhin zusammen mit allen anderen Mitgliedern des Vereins Verlierer in diesem Spiel der Investoren.

Den Familientag umzubenennen darf nicht alles sein

Der Fußball ist ein verbindendes Element in dieser Gesellschaft über verschiedene Kulturen und Nationen hinweg. Rot-grün-weiß war schon immer bunt und nicht einfarbig. Dennoch tut der FC Augsburg seit Jahren sehr wenig, um die verbindende Funktion des Fußballs weiter zu fördern, gerade wenn es darum geht sich dem Rechtsruck in der Gesellschaft aktiv entgegen zu stellen. Wenn es nun rein bei einer einzigen Aktion im Rahmen des Familientags bleibt – der zudem erst wieder im Sommer ansteht – dann ist das weiterhin armselig.

Digital ist cool und funktional

Die Bezahlkarte ist großer Quatsch und konnte technologisch nur ein Zwischenschritt sein. Mittlerweile kann man im Stadion über eine Handy App zahlen und braucht keine Karte mehr zu holen, aufzuladen und wieder abzugeben. Ich habe positive Testberichte gelesen und bin entzückt, dass der FCA diese fanfreundliche Änderung vollbracht hat. Es geht bei einem Thema dann auch mal in die richtige Richtung mit einer großen Lösung, die für viel Zufriedenheit sorgen wird, solange das Wlan im Stadion stabil bleibt.

Der FCA und die Kids

Der FCA versucht seit Jahren, schneller Kids für den FCA zu begeistern. Dafür gab es bisher schon Kooperationen mit Krankenhäusern in Augsburg. Diese Kooperationen mit Kliniken hat der FCA nun auf Bayerisch-Schwaben ausgeweitet. Wenn die Kids dann etwas größer sind, bleibt der FCA am Ball. Erstklässlern wurden auch dieses Jahr von der Mannschaft und den Trainern in den Augsburger Grundschulen besucht und ein Turnbeutel und andere Extras geschenkt. Ex-Profi Tobi Werner hat zudem im Rahmen des bundesweiten Vorlesetags im Planetarium gelesen. Das Engagement des FCA in diesem Bereich ist nachhaltig und verlässlich.

Der FCA und die DKMS

Das Spiel gegen Schalke hat der FCA dazu genutzt, Werbung für die DKMS ( Deutsche Knochenmarkspenderdatei) zu machen und zusätzlich das Geld gespendet, dass aus der Versteigerung der Haller-Trikots nach dem Vorbereitungsspiel gegen Bologna zusammen kam. Im Rahmen des Freundschaftsspiels hatte man sich schon öffentlich zu diesem Thema engagiert. Man kann sich bei der DKMS kostenlos registrieren lassen. Wenn man für einen Mitmenschen als Spender in Frage kommt, wird man dann später kontaktiert. Knapp 300 Fans haben sich im Rahmen des Spiels gegen Schalke registrieren lassen. Auch weil die Fanclubs dankenswerterweise mitgeholfen haben. Wer bei der DKMS noch nicht registriert ist, kann das über diesen Link kostenlos nachholen und sich ein Registrierungspaket nach Hause bestellen. Vielleicht machen wir ja auf diesem Weg die 300 voll. Das nachhaltige Engagement für ein wichtiges Thema durch den FCA ist ermutigend und sollte als Beispiel dienen, wie der Club seine Rolle in der Öffentlichkeit nachhaltig nutzen kann.

Fazit

Ich schöpfe aus einigen der Aktionen Hoffnung für die Themen, bei denen ich denke, dass wir hinterher hinken. Es lässt sich nicht immer alles an einem Tag ändern. Strukturell glaube ich allerdings nicht, dass unser Investoren-Modell noch einmal aufgebrochen und Anteile an den e.V. zurückgeführt werden. Alleine es fehlt gerade schon daran, dass die Vereinsmitglieder in den Gremien ihre zustehenden Rechte nach 50+1 wahrnehmen könnten. Das die organisierte Fanszene dabei eher in den Esports die Gefahr für die Zukunft erkennt, mag mir – egal wie man persönlich zu diesem Thema stehen mag – persönlich nicht in den Kopf. Der Kampf für Strukturen, in denen die Stimmen der Mitglieder wirklich Gehör finden und nicht nur auf Ebene des e.V. verhallen, als auch ein aktiverer Kampf gegen Rassismus und für einen bunten FCA finden mir momentan nicht genug statt und wären auch mal ein Banner in der Kurve wert.

Das der FCA allerdings sich gerade in der Kinder- und Jugendarbeit nachhaltig engagiert (andere Ausflüge von Kids und Teenclub habe ich unterschlagen, da es hier schon recht voll wurde), finde ich toll. Auch das nachhaltige Engagement gegen den Ticket-Schwarzmarkt, das immer vor dem Bayernspiel hervorgehoben wird, ist wichtig, wie auch die Arbeit für die DKMS. Wenn er will, kann dieser Verein. Für mich ein Signal, auch bei den anderen Themen, weiter hartnäckig zu bleiben und anzuschieben. #Augsburghältzusammen

Das Lächeln am Morgen nach einem Auswärtssieg

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FCA hat auswärts gewonnen. Diese Nachricht ist eine absolute Seltenheit geworden. In dieser Saison dürfen wir zum ersten Mal etwas verschmitzt lächeln am Morgen nach einem Auswärtsspiel. 3 Punkte sind 3 Punkte. Am Ende der Saison interessiert keinen mehr, wie diese zu Stande gekommen sind. Wir haben in Paderborn gewonnen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich war auch schon in Paderborn dabei, als wir dort verloren haben. Das heutige Gefühl ist es mir deutlich lieber.

Die Mannschaft wirft Fragen auf

Dabei darf man den Auftritt in Paderborn nicht als glanzvoll bezeichnen. Die ersten 15 Minuten haben mich sehr an das Spiel in Gladbach erinnert. Der Unterschied zwischen Paderborn und Gladbach war alleine die mangelnde Chancenverwertung der Paderborner. Es hätte nach 15 Minuten schon längst 2:0 für den Gastgeber stehen können. Wir haben uns in dieser Phase mal wieder mit unkonzentrierten Aktionen hervorgetan. Daniel Baier hat vor dem Elfmeter nicht entscheidend geklärt und Rani Khedira hat beim Pressing das Timing vermissen lassen. Es war bestürzend zu sehen, wie selbst die erfahrenen Spieler in dieser Phase nicht ins Spiel gekommen sind. Unsere hoffungsvollen Talente wie Felix Uduokhai spielten dazu ungewohnte Fehlpässe. Als der FCA dann zu mehr Spielanteilen kam, hat gerade Florian Niederlechner es den Paderborner nachgemacht und einige aussichtsreiche Gelegenheiten versemmelt. Es konnte einem Angst und Bange werden. Hätten wir nicht auch einen ganz starken Keeper, dann wäre das gestern anders ausgegangen. Tomas Koubek entschärfte im Spielverlauf immer und immer wieder und hielt uns mehrmals im Spiel.

Max mit dem Ausrufezeichen

Das Spiel entschied dann eine Einzelaktion von Philipp Max, der einen Freistoß direkt verwandelte. Max hatte gestern offensichtlich Bock. Irgendwann in der 16. Minute war sein Gesicht in der Nahaufnahme zu sehen und in diesem Moment war ich froh, gestern nicht sein Gegenspieler zu sein. Die Qualität eines einzelnen Spielers (die sich auch in dem besten WhoScored Wert aller Feldspieler zeigte) führte zum spielentscheidenden Tor. Auch deshalb, weil Marco Fritz, der Schiedsrichter der Partie, bei der Bewertung der Freistoßmauer beide Augen zudrückte. Steffen Baumgart, der Trainer der Paderborner, schäumte nach der Partie: „Ich halte das für eine Frechheit“, wütete Baumgart zur Entscheidung rund um den entscheidenden Freistoß bei Sky. Im WDR legte er nach: „Am Ende macht mich das sauer, weil wir Regeln haben, die nicht eingehalten werden. Wir haben ja eben schon gehört, dass man sich immer Begründungen sucht, warum so etwas nicht überprüft wird – und dann wird es irgendwann lächerlich. Ich finde das schon schwierig, dass wir immer von Schiedsrichtern Ausreden hören, warum irgendwas nicht überprüft wird.“Ach wie gut wir selbst das Gefühl kennen, bei solchen Entscheidungen das falsche Ende erwischt zu haben. Wir haben 3 Punkte geholt. Ich lächle immer noch sanft und freue mich, dass wir diesmal das Glück des Tüchtigen hatten.

Big Points im Abstiegskampf

Das Lächeln wird verstärkt durch den Gesamtzusammenhang. Die Partie in Paderborn war von großer Bedeutung. In den letzten vier Spielen konnten wir es immer auf die Qualität des Gegners schieben, dass wir nicht gewonnen hatten. Vor dem Spiel gegen Paderborn stand nur ein einzelner Sieg zu Hause gegen die Frankfurter Eintracht zu Buche. Gegen Paderborn war klar, dass endlich wieder gewinnen mussten. Ein Sieg war Pflicht und der Druck war groß. Ich bin mir nicht sicher, ob man das am Anfang merkte oder der Plan einfach nicht gut war. Zumindest konnte man sich durch den Sieg von einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf etwas absetzen. Ich lächle auch mit Blick auf die Tabelle, wo wir die Abstiegs- und Relegationsplätze zumindest für die nächsten zwei Wochen wieder verlassen haben.

Licht und Schatten

Ruhe ruft der Sieg bei mir allerdings nicht hervor. Es scheinen immer ein paar Prozent zu fehlen, wie gegen Paderborn in der Anfangs- oder gegen Schalke in der Endphase der Partie. Wir spielen weiterhin nicht über 90 Minuten konsequent.

Andererseits haben wir spielerische Ansätze entwickelt und man kann einen Plan erkennen. Gegen Schalke und Paderborn hat es mit aggressivem Offensivpressing immer wieder funktioniert, den Gegner unter Druck zu setzen und den Ball zu erobern. Auch Gegenpressingsituationen nach Ballverlust lösen wir teilweise sehr gut. Gegen Schalke waren wir spielüberlegen und hätten von den statistischen Spielanteilen her, die Partie für uns entscheiden sollen. Letzte Woche war das Glück eben genau nicht auf unserer Seite. Auch die Partien gegen Wolfsburg und die Bayern sollten eher Aufwind geben.

Der Blick nach vorne

So kommt es nun, dass wir in der Länderspielpause Zeit haben, weiter an den spielerischen Abläufen zu arbeiten. Der Trend geht in die richtige Richtung. 5 Punkte aus den Spielen gegen Bayern, Wolfsburg, Schalke und Paderborn gehen in Anbetracht der Saisonverläufe der einzelnen Mannschaften in Ordnung. Wir kommen genau in die Saisonphase, in der es sich auszahlen kann, mit allen Mann an Bord eine eingespielte Mannschaft stellen zu können.

Dabei habe ich Martin Schmidts schlechte Wechsel und die andauernden Phrasen zur Verbesserung bei offensichtlichen Unkonzentriertheiten und Schwächen des Teams nicht vergessen. Ich bin weiterhin durch das Auswärtsspiel in Gladbach traumatisiert und konnte dem Fußball zwischendurch wenig abgewinnen. Wenn wir in Augsburg allerdings etwas in neun Jahren Bundesliga gelernt haben, dann das: Es hat sich noch immer ausgezahlt, die Ruhe zu bewahren, wenn andere schon längst panisch reagieren. Mit einem Lächeln am Morgen nach einem Auswärtssieg, kann sogar ich das nun wieder so schreiben. Und ich schaue in der Tabelle wieder nach oben. Eng ist alles. Noch ist alles möglich. Hoffen wir alle, dass unser naives Fan-Herz, nicht zu schnell wieder gebrochen wird.

Niederlechner, Niederlechner hej hej

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Fußball ist grundsätzlich ein Mannschaftssport. Man gewinnt und verliert zusammen. Dennoch haben Mannschaften eine Struktur. Führungsspieler gehen voran, junge Spieler lernen und Mitläufer – nun ja – laufen mit. In der Augsburger Bundesligavergangenheit gab es dennoch immer noch einen weiteren Spielertyp: den Charakterkopf. Spieler, die neben dem sportlichen über eine reife Persönlichkeit verfügten, Vorbildcharakter hatten und zudem nicht auf den Kopf gefallen waren. Diese Charakterköpfe waren spielerisch großartig, verfügten allerdings auch meist über ein Manko, warum sie überhaupt in Augsburg spielten. Nehmen wir Daniel Baier als Beispiel. Sportlich wahrscheinlich der Spieler, der jemals die besten Leistungen in einem Augsburger Trikot ablieferte (was daran liegt, dass Helmut Haller während des Höhepunkts seiner Karriere in Italien tätig war). Wenn er in Richtung Tor gefährlich wäre, dann hätte er nicht so lange in Augsburg gespielt. In den Weltmeisterkader von 2014 hätte er trotzdem gehört. Ähnliches ist für Ragnar Klavan, Paul Verhaegh, Tobi Werner, Marwin Hitz und Sascha Mölders zu konstatieren.

Nun ist es in der Ecke der Charakterköpfe in letzter Zeit etwas ruhiger geworden in der Kabine des FC Augsburg. Bis im Sommer zwei Umstände dem FCA sehr in die Karten gespielt haben. Zuerst hat der SC Freiburg im Sturm im Kader ein Überangebot an hochqualitativen Spielern zur Verfügung gehabt. Mit Nils Petersen und Luca Waldschmidt verfügen die Freiburger immer noch über eine sehr hohe Qualität. Und verfügten mit Florian Niederlechner über noch einen weiteren Kicker, der die Ambition hatte, Stammspieler in der Bundesliga zu sein. Zum zweiten gibt es in der Heimatregion von Florian Niederlechner neben dem FC Augsburg nur noch einen weiteren, äußerst unbedeutenden Erstligisten im Münchner Raum. Der erkannte das Potential in Niederlechner für die eigenen Ziele allerdings nicht. Welch ein Glück. Lassen wir mal ganz außen vor, dass wir im Sturm erheblichen Bedarf hatten, nachdem unser isländischer Wunderstürmer gesundheitlich öfter mal angeschlagen ist (warum er überhaupt erst in Augsburg landete) und wir ansonsten keinen adäquaten Ersatz hatten. Ein perfekter Fit.

FREIBURG IM BREISGAU, GERMANY – SEPTEMBER 21: Florian Niederlechner während dem Spiel gegen den SC Freiburg. Die Frisur sitzt. Photo by Robert Hradil/Bongarts/Getty Images)

Früh in der Transferperiode war klar, dass Florian Niederlechner zu uns wechseln würde. Ich hatte mir auch eine Verstärkung im Sturm erhofft. Am Ende des Tages bin ich allerdings verzückt. Niederlechner ist im Strafraum eiskalt. Er weiß sich zu bewegen und auch für seine Mitspieler Räume zu schaffen. 3 Tore und 2 Vorlagen nach 6 Partien sprechen eine deutliche Sprache. Dazu arbeitet er gut gegen den Ball. Besser als ich erwartet hätte. Viel besser. Auch außerhalb von Augsburg wird auf Grund dieser Effektivität mit der Zunge geschnalzt.

Soweit so gut. Aber damit wird aus Niederlechner noch kein Charakterkopf. Ein Charakterkopf bist du, wenn du nachdem du das 0:1 für den Gegner ins eigene Tor geköpft hast und trotzdem nach dem Spiel bei Sky zum Interview erscheinst. Wenn Du dann noch offen ansprichst, dass es kein gutes Spiel der Mannschaft war und du heute der Depp bist. Wenn dich der Sky Reporter dann fragt, ob es für das Eigentor eine Torprämie gibt und du dich auf die Scheiße nicht einlässt, und ihm schlicht sagst, dass dir dafür der Humor fehlt.

FREIBURG IM BREISGAU, GERMANY – SEPTEMBER 21: Florian Niederlechner mit der perfekten Schusshaltung bis in den Kiefermuskel. (Photo by Robert Hradil/Bongarts/Getty Images)

Am Ende des Tages haben wir gegen Leverkusen ein Spiel verloren und Niederlechners Serie von Spielen mit Torbeteiligung endete kurz bevor er Tobi Werner einholen konnte. Dafür habe ich festgestellt, dass ich diesen Flo Niederlechner langsam ins Herz schließe. Ich glaube, der ist einer der guten Jungs. Einer, dessen Name man sich vielleicht hinten aufs Trikot machen lässt. Einer, mit dem man mitfiebert. Einer, mit dem ich schafkopfen würde. Fehlt nur noch, dass er auf Pass von Daniel Baier einen Ball an Neuer vorbeijagt zum Sieg gegen den Münchner Bundesligaverein. Aber eins nach dem anderen. Die Chance kommt noch früh genug. Vom Charakterkopf zur Legende hat es in Augsburg schon so mancher geschafft. Daniel Baier erklärt es ihm vielleicht. Nach sechs Spielen ist es erstmal Zeit zu sagen: Schön, dass Du da bist, Flo. Weiter so!

Baum, Schmidt, scheißegal?

0:3 zu Hause gegen Leverkusen verloren. Diese Saison auch erst einmal gewonnen. Borussia Mönchengladbach kommt gerade erst richtig in Form und auswärts haben wir uns dort meist schwer getan. Dazu kassiert der FC Augsburg weiterhin zu viele Tore und schafft es manchmal schlicht nicht, selbst gefährlich zu werden. Es scheint, dass auch nach dem Trainerwechsel von Manuel Baum zu Martin Schmidt alles wie gewohnt abläuft. Manchmal erwischt die Mannschaft einen Sahnetag und überrascht einen Gegner. Meist mühen wir uns ab und im Regelfall führt das nicht zu vielen Punkten. Ist denn unter Martin Schmidt eine sportliche Entwicklung zu beobachten, die eine positive Tendenz hat? Oder verharren wir auch unter Martin Schmidt nur auf der Stelle bzw. rutschen langsam weiter ab?

AUGSBURG, GERMANY – SEPTEMBER 28: Martin Schmidt vor dem Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)

Es ist schwierig diese Fragen zu beantworten. Welche Fakten soll man hierfür heranziehen. Punkteschnitt? Geschossene bzw. kassierte Tore pro Spiel? Differenzierte statistische Marker wie „expected Goals“ (xP)? Insgesamt ist die Zeitspanne, die Martin Schmidt Zeit hatte mit der aktuellen Mannschaft zu arbeiten zu kurz, um sich auf statistische Werte bei der Beurteilung zu verlassen. Bis zur Länderspielpause war der Kader quasi nicht vollständig oder verletzt. Im Vergleich zur letzten Saison gab es einen großen Umbruch. Welche Zeitperiode sollte man für die Betrachtung heranziehen? Momentan ist eine solche Betrachtung noch unsinnig.

Holt Martin Schmidt genug aus der Mannschaft heraus?

Ein Gefühl bleibt trotzdem und ist mir in den letzten Tagen mehrfach begegnet: Martin Schmidt sollte aus diesem Kader mehr herausholen. Diesem Gefühl liegen ja grundsätzlich zwei Annahmen zu Grunde. Zuerst dürfen wir uns freuen, denn unser Kader ist mittlerweile doch wieder recht beachtenswert. Für ein abschließendes Urteil bzgl. Tomas Koubek ist es mir zu früh, aber zumindest haben wir im Tor etwas getan. Auch die Viererkette wirkt nominell mittlerweile sehr stark. Max, Uduokhai, Jedvaj und Lichtsteiner sind zumindest mal eine Ansage. Jeff Gouweleeuw wird zusätzlich für Konkurrenz sorgen, nachdem er gerade wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist. Auch offensiv sind wir stark wie seit langem nicht. Ruben Vargas zusammen mit Marco Richter außen und Alfred Finnbogason / Florian Niederlechner als Doppelspitze verkörpern die reine Torgefahr. Der Kader verfügt über sehr viele, sehr gute Einzelspieler.

Als zweites blicke auch ich wehmütig auf die bisherigen Ergebnisse. Nur ein Punkt zu Hause gegen Union Berlin. Auswärts abgeschossen und demontiert worden in Dortmund und Bremen (auch wenn es in Bremen am Ende knapper aussah nach der hoffnungsvollen zweiten Hälfte). Darf man das Pokalspiel in Verl in dieser Reihe noch nennen?Wir tuen das mal. Viele Momente in denen man zu Recht konstatieren kann: da war mehr drin. Und am Ende ist der Trainer verantwortlich dafür, was die Mannschaft auf dem Platz abliefert.

Ist der Kader so gut wie er gesehen wird?

Aber ganz so einfach ist es auch nicht. Es gibt einen Punkt, der mir etwas Sorgen bereitet, und den auch Martin Schmidt nicht so einfach lösen kann: Auch wenn unser Kader oberflächlich einen positiven Eindruck vermittelt, so gibt es doch einen Bereich, den ich nicht ausreichend mit Qualität besetzt sehe. Hierbei handelt es sich um das zentrale Mittelfeld. Defensiv wird es sehr eng hinter Daniel Baier und Rani Khedira. In Baiers Alter wird die Belastungssteuerung auch immer wichtiger und 34 Spiele in einer Saison werden es auch diese Saison schon nicht mehr. Carlos Gruezo ist verletzt und Jan Moravek Teilzeitkraft. Und Reece Oxford ist schlicht ein junger Hüpfer, denn wir nun doch eher im defensiven Mittelfeld einplanen und der Zeit braucht, um sich zu entwickeln.

FREIBURG IM BREISGAU, GERMANY – SEPTEMBER 21: Martin Schmidt vor der Partie in Freiburg (Photo by Robert Hradil/Bongarts/Getty Images)

Allerdings ist das Loch an dieser Stelle nicht ganz so groß, wie auf der 10er Position. In Schmidts System ist der Umschaltzehner ein essentieller Bestandteil. In schnellen Umschaltsituationen kann die Funktion auch von einem zweiten Stürmer übernommen werden, aber spätestens im Spiel mit dem Ball fehlt ein Spieler, der den Raum besetzt und die Ballzirkulation befördert. Michael Gregoritsch wirkte bei seinen Einsätzen in diesem System fehlbesetzt. Fredrik Jensen hat noch keiner unter Wettkampfbedingungen mal länger gesehen. Aus meiner Sicht wird es Zeit herauszufinden, ob er die Rolle übernehmen kann und was wir an ihm haben. Ich könnte mir vorstellen, dass Marco Richter das spielen kann. Es wäre eine schwierige Umstellung für einen jungen Spieler, der gerade seine Rolle gefunden zu haben schien. Im Ergebnis ist zumindest aus meiner Sicht der Kader nicht so stark, wie er von dem ein oder anderen vielleicht gesehen wird.

Wie sind die Ergebnisse bisher zu bewerten?

Dazu muss man die Ergebnisse in der Anfangsphase der Saison vielleicht auch mal einordnen. Das 1:1 gegen die Wundertüte Union Berlin war zu wenig. Aber seit der zweiten Hälfte in Bremen zeigt die Formkurve nach oben. Zu Hause gegen gut gecoachte Frankfurter gewonnen und in Freiburg – bei einer der Überraschungsmannschaften bisher – einen Punkt geholt. Wäre gegen Leverkusen der Spielverlauf glücklicher gewesen (Niederlechner am einen und Schieber am anderen Ende), dann würden wir ganz anders über die Situation nachdenken. So schlecht, wie die Ergebnisse insgesamt gesehen werden, sind sie dann vielleicht auch nicht. Dazu kann man fußballerisch das ein oder andere mitnehmen. Gegen Leverkusen wirkten wir endlich wieder stabil in der Abwehr. Tore schießen wir grundsätzlich auch wieder (Niederlechner!! Vargas!). Die nächsten Partien werden schwer (Gladbach, Bayern, Wolfsburg, Schalke), aber zumindest sollten wir etwas befreiter auftreten können. Vielleicht können wir ja in einer der Partien überraschen.

Ich fahre nun am Sonntag ein weiteres Mal nach Gladbach und habe an keine der Partien positive Erinnerungen. Zumindest nicht, wenn ich vor Ort war. Vielleicht fangen wir doch direkt dort an? In den nächsten Partien wird es viel darum gehen, dass die Mannschaft zeigt, dass sie keine Angst vor dem Verlieren hat, wenn sie als Underdog in die Partien gehen kann. Und damit meine ich nicht, dass wir uns schon wieder abschießen lassen. Defensiv stabil, aggressiv in den Zweikämpfen und offensiv mit Nadelstichen und wirklicher Entlastung. Mit der Leistung aus dem Spiel gegen Leverkusen werden wir dabei nicht weit kommen. Ich bin gespannt, ob das in den nächsten Wochen gelingen mag, dass wir mindestens zwei Gänge zulegen. Das Fundament haben wir uns gegen Frankfurt und Freiburg erarbeitet. Jetzt gilt es nach langer Eingewöhnungsphase sportlich die nächsten Schritte zu gehen.

P.S.: In Gladbach immer mit Maxi und Dani im Gedächtnis. Kämpfen, Simon!

Hopp Schmidt

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Als ich das Spiel gegen Bremen verfolgt habe, war ich zwischenzeitlich sehr besorgt. Unsere Mannschaft geriet unglücklich („aus oder nicht aus, das ist hier die Frage“) in Rückstand. Stephan Lichtsteiner wurde auf Grund zweier gelber Karten vom Feld verwiesen, von denen ich keine von beiden gegeben hätte. Objektiv betrachtet war der Spielverlauf unglücklich, gerade weil der SV Werder Bremen sich als Chancentod präsentierte. Und so kam es, dass ich in der Halbzeit „nur“ gehofft hatte, die Mannschaft möge nicht auseinander brechen wie zum Saisonabschluss in Wolfsburg oder in Dortmund. Die zweite Halbzeit machte dann doch Hoffnung auf mehr, genau wie die Dortmunder Niederlage bei Union Berlin, die damit nicht nur uns mehr geärgert haben als erhofft. Immer noch haben wir nur einen Punkt aus drei Spielen geholt. Aber wie soll man das zum jetzigen Zeitpunkt der Saison beurteilen?

Ich bin ja bekannt dafür, Dinge klar beim Namen zu benennen. Vor der Saison habe ich 3 Gründe benannt, warum uns dieses Jahr der Abstieg droht. Mir war es aber auch wichtig kurz später deutlich zu machen, dass wir Geduld mit dieser Mannschaft haben sollten. Zumindest bis zu dieser ersten Länderspielpause. Der Kader ist gefunden und die letzten Transfers abgewickelt. Einige Spieler sind bei ihren Nationalmannschaften. Trotzdem hat Martin Schmidt mit einem Großteil der Spieler die Möglichkeit zwei Wochen konzentriert zu arbeiten. Die Voraussetzungen sind dabei besser als zu Saisonbeginn. Dies liegt an folgenden Gründen

Qualität im Kader

Foto: Christoph Koepsel

Die Qualität im Kader wurde gerade in der Abwehr deutlich erhöht. Mit Tin Jedvaj kam ein kroatischer Nationalspieler von Bayer 04 Leverkusen. Mit Felix Uduokhai folgte ein ehemaliger U21 Nationalspieler vom Vfl Wolfsburg. Beide kennen die Liga. Uduokhai hat sogar schon unter Martin Schmidt in Wolfsburg gespielt. Unsere Innenverteidigung war seit dem ersten Abgang von Martin Hinteregger absolut unterbesetzt. Dieses Loch wurde geschlossen. Auch der späte Zugang von Stephan Lichtsteiner als Rechtsverteidiger sorgt auf einer Position der Sorgen zumindest für dieses Jahr für Ruhe. Zusammen mit den Verstärkungen der Offensive, die im Sommer gekommen waren (Vargas! Niederlechner!) hat Martin Schmidt den stärksten Kader zur Verfügung, seit er in Augsburg Trainer ist.

Geringere Verletzungssorgen

Foto: Christoph Koepsel

Alfred Finnbogason griff gegen Bremen wieder ins Geschehen ein und reiste nicht zur Nationalmannschaft. Raphael Framberger trainiert wieder, genau wie auch bei einigen anderen Spielern die Wehwehchen ausgeheilt sein sollten. Bis auf die Langzeitverletzten Jeffrey Gouweleeuw und Iago sollte Martin Schmidt seinen Kader vollständig zur Verfügung haben. Der Konkurrenzkampf im Training sollte hoch sein und jeder um seinen Platz kämpfen müssen. Die Verletzungssorgen sollten spätestens jetzt nicht mehr als Ausrede herhalten können.

Stabilität

Foto: Christoph Koepsel

Die Mannschaft hat in Bremen in der zweiten Halbzeit gezeigt, dass sie an Stabilität gewonnen hat. Wir hatten mit einem Mann weniger bis zum Ende die Chance auf den Ausgleich. Dies ist eine Entwicklung, die ich in der Halbzeit des Bremen-Spiels noch nicht gesehen hatte. Wenn wir die Verunsicherung ablegen und endlich selbstbewusster auftreten, dann sollte es endlich vorangehen. Erste Zeichen davon konnte man in Bremen erkennen.

Aber erste Zeichen sind noch lange nicht eine gute Mannschaftsleistung über ein ganzes Spiel hinweg. Die haben wir Fans des FCA schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Und mit weniger brauchen wir uns auch nicht zufrieden zu geben. Je nach Gegner und Spielverlauf müssen wir dann immer noch nicht gewinnen. Aber zumindest das Leben müssen wir ihm schon schwer machen und unsere Qualitäten zeigen. Das erwarte ich jetzt schleunigst schon gegen Frankfurt zu Hause. Martin Schmidt muss dafür Sorgen, dass die Mannschaft funktioniert und Leistung abliefert. Ansonsten könnte ich mir gut vorstellen, dass die Geduld mit Schmidt auch Grenzen kennt. Und ich meine damit nicht nur meine eigene. Denn noch ist in dieser Saison noch gar nichts verloren und die Träume von vor Saisonbeginn noch nicht komplett verflogen. Es liegt jetzt am Trainer doch langsam mal zu zeigen, dass er die Mannschaft kontinuierlich verbessern kann. Lasst uns dafür Sorgen, dass die Mannschaft dafür gegen Frankfurt den nötigen Rückenwind von den Rängen erhält.

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