Auf der Suche nach dem Kader für die neue Saison

Zwei Spiele stehen in der Bundesliga in dieser Saison noch an. Spannung ist für Augsburger Fans nicht mehr zu erwarten. Der Klassenerhalt ist gesichert und die Gedanken richten sich schon in Richtung der neuen Saison. Viel Arbeit liegt vor den Verantwortlichen. Die Aufgaben sind vor allem für Timon Pauls und Stefan Reuter mannigfaltig und ausgiebig. Aber bevor wir vielleicht in den nächsten Tagen und Wochen den Blick auf einzelnen Positionen richten, geht es heute darum, diese Aufgaben insgesamt in den Blick zu nehmen. Ihr werdet schnell erkennen, warum ich vermute, dass die Herren momentan sehr gut beschäftigt sind.

Auslaufende Verträge

Es gab lange nicht mehr so viele Spieler beim FC Augsburg, bei denen zum Saisonende die Verträge ausgelaufen sind. Mit Dong-Won Ji hat der erste Spieler seinen Abschied nach der Saison auch schon verkündet. Er wechselt zum FSV Mainz 05. Dies ist aus zwei Gründen schade: 1. Sportlich ist Ji offensiv variabel einsetzbar und war sich auch nie zu schade, überall einzuspringen. Gerade in Zeiten vieler Verletzter war er immer zur Stelle. Dies wird uns in der neuen Saison fehlen. 2. Wenn Spieler nach ihrem Vertragsende wechseln, geschieht das ablösefrei. Der FCA ist ein Verein, der darauf angewiesen ist Ablösen zu erzielen. Dies sollte daher die Ausnahme bleiben, außer Spieler stehen aus Altersgründen schon kurz vor dem Karriereende.

In dieser Transferperiode laufen auch bei Ja-Cheol Koo und Kostas Stafylidis die Verträge aus. Für Stafylidis stand vor zwei Jahren eine zweistellige Millionenablöse im Raum. Koo ist sportlich genauso variabel wie Ji und beide würden sportliche Lücken reißen, ohne dass der FCA einen monetären Gegenwert erhalten würde. Weitere Abgänge wären tragisch und sollten vermieden werden. Anders ist die Lage bei Christoph Janker und Jan-Inger Callsen-Bracker. Sportlich kamen beide nicht mehr zum Zug. Weitere Vertragsverlängerungen an dieser Stelle wären aus meiner Sicht unnötig.

Verträge, die in 2020 auslaufen

Um genau nicht in die Situation auslaufender Verträge zu kommen, ist es wichtig bei den Spielern, bei denen die Verträge in 2020 auslaufen, Zukunftsentscheidungen zu treffen. Prominentester Spieler dieser Gruppe ist Alfred Finnbogason. Finnbogason schien nach der WM im letzten Jahr gefragt zu sein. Nun war er diese Saison wieder sehr oft verletzt und konnte der Mannschaft nur selten helfen. Eine Ablöse bekämen wir zudem nur noch dieses Jahr, falls er seinen Vertrag in Augsburg nicht verlängern will. Eine knifflige Kiste.

Jonathan Schmids Vertrag läuft auch 2020 aus. Er war in dieser Saison der einzig konstant verfügbare Rechtsverteidiger im Kader. Es schmerzt, dass der Club mit Raphael Framberger nicht planen sollte. Der Körper macht ihm aber doch immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Umso wichtiger wäre es Jonathan Schmid nach dieser Saison dauerhaft zu binden und Konstanz auf dieser Position zu schaffen. Da es dazu auch noch einer Alternative Bedarf steht auf einem anderen Blatt.

Die Charakterfrage

Aus Martin Schmidts Aussagen auf den Pressekonferenzen lässt sich ableiten, dass er die sportlichen Profile der Spieler genau definiert hat, die er für sein fußballerisches System für die nächste Saison sucht. Diese wird er auch an Timon Pauls und Stefan Reuter kommuniziert haben. Jeder sportliche Aspekt tritt allerdings dann in den Hintergrund, wenn ein Spieler charakterlich nicht nach Augsburg passt. In der Vergangenheit hatten wir großartige Spielertypen wie Tobias Werner, Paul Verhaegh oder auch Marwin Hitz, die in aller Ruhe ihren Job gemacht und Augsburg gemocht haben. Profis, für die der Fußball und die Mannschaft im Mittelpunkt stand.

Nach der letzten Saison, in der Urlaube verlängert, Kritik am Trainer und System des öfteren öffentlich kommuniziert wurde und auch aus der Körpersprache der ein oder andere Aspekt abzulesen war, wird es wieder wichtiger werden, charakterlich gute Typen dazuzuholen. Wir brauchen keine Spieler, die ihre eigenen Befindlichkeiten über die des Vereins stellen. Nachdem wir aus wirtschaftlichen Gründen keine freie Auswahl auf dem Transfermarkt haben, wird gerade dieser Punkt für die Verantwortlichen eine besondere Herausforderung darstellen.

Insgesamt bleibt damit positionsunabhängig viel zu tun. Werden wir am letzten Spieltag durch die ein oder andere Vertragsverlängerung positiv (oder negativ) überrascht? Ich freue mich auf die ersten Verpflichtungen und bin gespannt. Wer hat Bock unseren FCA nach vorne zu bringen und sich selbst dabei weiterzuentwickeln?

Klasse gehalten: Alles richtig gemacht?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Samstag 04. Mai 2019 um 17:20 Uhr: Der FC Augsburg löst das Ticket für seine neunte Bundesligasaison in Folge und bleibt erneut erstklassig. Dafür musste man noch nicht einmal selbst ins Geschehen eingreifen. Durch einen Sieg der Berliner Hertha gegen den VfB Stuttgart ist der Punktevorsprung der Augsburger an den letzten Spieltagen – unbeachtlich des Ausgangs der Partie auf Schalke – für die Stuttgarter nicht mehr einzuholen. Hurra!

Dem voraus ging wohl eine der faszinierendsten Saisonwenden, die dem FC Augsburg in der jüngeren Vergangenheit gelang. Nach einer langen Durststrecke, die unter anderem deutliche Klatschen auswärts in Bremen und Freiburg als auch eine deprimierende Niederlage gegen den zukünftigen Absteiger Nürnberg umfasste, schien die Mannschaft psychologisch nicht mehr an sich selbst zu glauben. Mit Jeffrey Gouweleeuw äußerte erneut ein Spieler den Eindruck, dass es keinen taktischen Plan gäbe. Mannschaft und Trainer Manuel Baum schienen sich auseinandergearbeitet zu haben.

Der Trainereffekt

So entschied sich die Vereinsführung vor fast einem Monat für einen neuen Impuls und tauschte innerhalb weniger Tage Trainer Manuel Baum gegen Martin Schmidt aus. Dieser kam aus der Schweiz angeflitzt, sorgte für einen Stimmungsumschwung und belebte den Offensivdrang. Die Mannschaft fuhr flugs nach Frankfurt und schlug die Eintracht nach glücklichem Spielverlauf deutlich 3:1. Im Heimspiel gegen Stuttgart folgte in der Woche darauf ein krachendes 6:0. Auch die folgende Heimniederlage gegen Bayer 04 Leverkusen konnte nicht mehr verhindern, dass die Wende geschafft und der Abstieg verhindert war. Eine kurzfristige Entwicklung, die ich persönlich unter Manuel Baum für nicht mehr möglich gehalten habe.

Steht mit dem Klassenerhalt fest, dass die Vereinsführung alles richtig gemacht hat? Es scheint auf den ersten Blick so. Allerdings hat auch die Vereinsführung nicht dazu beigetragen, dass diese Saison erfolgreicher verlaufen wäre. Es war direkt nach der Winterpause deutlich zu erkennen, dass Manuel Baum kämpfen musste. Ruhe und Konzentration hätten uns vielleicht durch die Saison gebracht und eine vorzeitige Eskalation vermieden.

Die Desaster des Jahres: Lehmann und die Personalentscheidungen

Indem man Manuel Baum Jens Lehmann an die Seite gestellt hatte, wurde die Ruhe im Augsburger Umfeld auf offenem Feld verbrannt. Im Nachhinein war dies wohl eine der wahnwitzigsten Ideen überhaupt. Wahrscheinlich hatte niemand angenommen, dass der Medienrummel dieses Ausmaß annehmen würde. Gerade in Augsburg ist die Ruhe, mit der ein Trainerteam arbeiten kann, einer der größten Vorteile im Vergleich zur Konkurrenz. Die Verpflichtung eines Fußball-Hyperprominenten mit fragwürdiger Persönlichkeit (ich denke z.B. an die öffentlich gewordenen Dispute Jens Lehmanns mit den Finanzbehörden) hat zum genauen Gegenteil geführt. Augsburg wurde zum Zeitpunkt der Verpflichtung von Journalisten belagert und Lehmann Spiel um Spiel beäugt und beobachtet. Was ein Rummel um einen Co-Trainer.

Dazu hat es das Management um Stefan Reuter im Winter auch nicht geschafft, die Personalien Caiuby und Martin Hinteregger geräuschlos zu lösen. Bei beiden Spielern hatte man sich selbst in Situationen gebracht, wo ein Abgang des Spielers notwendig geworden war, um zumindest kurzfristig wieder für Ruhe rund um die Mannschaft zu sorgen. Durch beide Abgänge sind Lücken im Kader entstanden, die nicht adäquat geschlossen wurden. Wie auch, wenn man im Winter sportliche Leistungsträger verschenkt und niemanden auf den jeweiligen Positionen verpflichtet?

Mit dem Trainertausch ist es nicht getan

Insofern war zwar der Trainer-Tausch am Ende die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Diesem ging allerdings auch auf Seiten des Managements des FCA eine Saison voller Pleiten, Pech und Pannen voraus, die Manuel Baum das Leben nicht erleichtert hat. Manuel Baums Grundlagenarbeit scheint zudem sehr gut gewesen zu sein, wenn es daraufhin einem neuen Trainer sehr schnell gelingt, die Mannschaft zumindest kurzfristig wieder auf die Erfolgsspur zu führen.

Insofern bleibt für die neue Saison einiges zu tun und zu ändern. Im Bereich der Kaderplanung hat sich der FCA von Stephan Schwarz getrennt und mit Timon Pauls einen neuen Kaderplaner verpflichtet, der vom großen FC Bayern kommt. Insgesamt scheint sich im Vereinsmanagement noch an anderen Stellen etwas zu tun, nachdem man laut Sponsors mit Björn Endter zudem einen Marketing- und Vertriebsprofi von Schalke 04 loseisen konnte. Es bleibt zu hoffen, dass man selbst erkannt hat, an welchen Stellen Fehler gemacht wurden und diese vor der nächsten Saison so gut wie möglich behoben werden.

Sportlich kann man in dieser Saison nur von Glück sprechen, dass sowohl Nürnberg, Hannover als auch Stuttgart wahrlich desolate Saisonleistungen abgeliefert haben. Da sind wir mit unserer schlechten Saison gerade nochmal durchgerutscht. In einem anderen Jahr reicht eine solche Leistung vielleicht schon nicht mehr für den Klassenerhalt. Um das im nächsten Jahr zu vermeiden, bedarf es daher einer klaren Definition eines sportlichen Zielbilds zwischen Trainer und Management und einer abgestimmten Kaderplanung mit klar definierten Spielerrollen.

Transferkracher braucht die Stadt

Im Anschluss ist es notwendig 2-3 Verpflichtungen zu tätigen, die den Kader gezielt in der Spitze verstärken. Wir brauchen Spieler, die der Mannschaft sofort helfen und uns voranbringen. Ein reines „weiter so“ mit dem bestehenden Kader wird uns eben nicht weiterbringen. Zudem sollte man auch bei einigen Spielern, bei denen wir seit Jahren auf den Durchbruch warten, einen konsequenten Schlussstrich ziehen. Nach dem Brimborium in der Winterpause wird es umso wichtiger sein, den Kader und zukünftige Neuverpflichtungen mit Fokus auf ein gewisses charakterlichen Profils zu betrachten. Eine Rückkehr von Caiuby wäre in diesem Zusammenhang ein fatales Signal.

In der neuen Saison muss es dann wieder die erste Prämisse werden, die Ruhe zu bewahren. Jede Maßnahme darf diesen Zweck nicht untergraben. Wenn wir es wieder schaffen, als langweilige graue Maus in der Bundesliga unter der Wahrnehmungsgrenze mitzuschwimmen, dann können wir vielleicht sportlich auch wieder überraschen. Sollte allerdings die weitere Entwicklung dazu führen, dass wir unseren Vorteil des sportlich ruhigen Arbeitsumfelds aufgeben, dann werden wir uns sportlich weiter schwer tun. 9 Jahre erste Bundesliga am Stück. Wer hätte das gedacht? Jetzt soll es aber zweistellig werden und dafür geht die Arbeit jetzt erst richtig los. Unser Vorteil im Moment ist, dass wir im Gegensatz zu anderen Vereinen schon anfangen können, für den Klassenerhalt 2020 zu kämpfen. Auf geht’s!

Zu viel taktisches Klein-Klein, zu wenig Augsburger Grundwerte?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

4:0 zu Hause gegen Hoffenheim verloren. Abgewatscht. Das ganze Spiel über quasi keine Chance gehabt, die Partie für sich zu entscheiden. Fast schon wie letzte Woche in Nürnberg. In Nürnberg kann man mal verlieren, wie auch gegen Hoffenheim. Haben wir auch schon vor dieser Saison gemacht und wird vielleicht auch wieder passieren. Der Club ist ein Traditionsverein mit einer langen Geschichte in der ersten Bundesliga. Wir sind – wenn auch in der Bundesliga mittlerweile etabliert- weiterhin im strukturellen Aufbau. Das Hoffenheim-Spiel kam nach der Pokal-Enttäuschung. Aber Ausreden wird es immer geben. Ich bin ihrer so überdrüssig.

Die Nerven liegen blank

Dieses Jahr waren in Nürnberg vielleicht sogar leicht favorisiert, und mussten uns den Nürnbergern trotzdem 3:0 geschlagen geben. Hoffenheim spielt prinzipiell sehr wechselhaft. Nicht bei uns. Zwei herbe Rückschläge im Abstiegskampf. Zwei von vielen in den letzten Jahren. Normalerweise nichts, was den Augsburger zum Ausrasten bringt. Nach dem Nürnberg-Spiel durfte man trotzdem für Augsburger Verhältnisse seltene Szenen beobachten. Kapitän Daniel Baier lieferte sich hitzige Diskussionen mit den Fans in der Kurve und schmiss am Ende die Binde zu Boden. Die Nerven lagen blank auf beiden Seiten.

Berechtiger Unmut der Fans

Dabei ist der Unmut des Augsburger Publikums mittlerweile nachvollziehbar (Ton und genaue Aussagen in Richtung einiger Spieler möchte ich damit nicht verteidigen). Immer wieder auswärts und mittlerweile auch mehrmals zu Hause geht der Mannschaft nicht nur die richtige Taktik ab sondern auch Augsburger Grundwerte, die unsere Erfolge über die letzten Jahre gesichert haben. In Stuttgart, in Bremen, in Freiburg und auch gegen Nürnberg ließ die Mannschaft vor allem Kampf und Leidenschaft vermissen. So wirkte es zumindest. Die Spieler stehen auf dem Platz und bekommen als erstes die Kritik ab. Es war ganz klar zu erkennen, dass auf diese Art und Weise die Spiele nicht zu gewinnen sind. Einmal ist keinmal. Von diesen Spielen gab es mittlerweile doch einige zu viel.

Augsburger Grundwerte sind nicht zu erkennen

Entsprechend stellt sich die Frage, warum die Mannschaft es nicht schafft, diese Werte immer auf den Platz zu bringen. Ist Manuel Baum hier der Trainer, der diese Werte dauerhaft vermitteln kann? Es scheint zumindest auf Grund der wankelmütigen Leistungen in dieser Saison fragwürdig. Zu denken gegeben hat mir ein Interview mit seinem Trainerkollegen Steffen Baumgart vom SC Paderborn. Dieser hat bewusst verzichtet, spielerische Konzepte zu erklären und betont, dass der Fokus auf den Grundwerten liegen muss.

Nein! Fußball ist zu allererst Laufen, Kämpfen, Leidenschaft. Ich sehe Mannschaften, da können Spieler sieben verschiedene Positionen bekleiden, aber am Ende stehen sie trotzdem alle hinten drin. Weil das Wesentliche fehlt.

Steffen Baumgart, Trainer des SC Paderborn im Interview mit 11Freunde

Fokus auf taktischer Vorbereitung

In Augsburg wird immer wieder über das „gute Gefühl“ gesprochen, mit dem man in die Partie am Wochenende gehen will. Es werden spielerische Schwachstellen des Gegners gesucht und die Spieler auf diese vorbereitet. Man verliert sich im Klein-Klein der Taktik und hofft durch die Vorbereitung die strukturellen Mängel im Team bzw. zwischen Team und Trainerstab zu überdecken (Dass Daniel Baier bei seiner Auswechslung Manuel Baum nicht die Hand gegeben hat, obwohl dieser diese angeboten hat, ist sicher nicht nur mir aufgefallen). Ich habe schon des öfteren betont, dass mir dabei die Wut im Bauch manchmal fehlt. Mittlerweile fehlt mir auch das Umgehen mit Rückständen und die psychologische Arbeit im Zusammenhang mit der Einstellung der Mannschaft hinsichtlich unserer Grundwerte. Was passiert in diesem Zusammenhang?

Das komplizierte sportliche Grundkonzept

Im Erfolgsfall kann man Interviews geben wie Sandro Schwarz, Trainer von Mainz 05, vor kurzem gegenüber Spox, in dem er die Arbeit am spielerischen Grundkonzept und entsprechenden Grundlagen betont hat. Im Abstiegskampf kommt es auf die Basis an. In Augsburg wird es Zeit, dass bestimmte Grundwerte wieder selbstverständlich werden. Da brauchen wir gerade nicht über Taktik und Spielideen sprechen, wenn jegliche Umsetzung scheitert. Vielleicht sind die taktischen Anweisungen zu mannigfaltig und viel geworden und das System müsste mal wieder um einige Komplexitäten reduziert werden. Gerade in der Anfangsphase gegen Hoffenheim hat man gesehen, wie es aussieht, wenn ein Team nicht eingespielt ist. In der heißen Phase des Saisonendspurts.

Kein einfaches weiter so

Gerade in diesem Zusammenhang muss Manuel Baum die Mannschaft wieder in die Spur bringen. Sein sportliches Konzept wird denn auch nur zum Tragen kommen, wenn die Spieler überhaupt in der Lage sind es umsetzen zu können. Im Moment ist nicht zu erkennen, wo Automatismen greifen. Spieler wirken eher so, als ob sie von den Anforderungen überfordert wären. Genau mit dem gleichen Problem hatte Baum auch schon im Schlussspurt seiner ersten Saison in Augsburg gekämpft. Seitdem ging kaum etwas voran. Entsprechend wird den Verantwortlichen des FC Augsburg kaum etwas anderes übrig bleiben, als spätestens in der Sommerpause die Reißleine zu ziehen und auf der Trainerposition eine Änderung herbeizuführen, so schade ich dies persönlich auch fände. Das Augsburger Umfeld bringt immer noch eine große Geduld und Ruhe mit, solange zumindest zu erkennen ist, dass alle Spieler in die gleiche Richtung ziehen. Wenn die Spieler denn wissen, welche Richtung das ist. Es wird schleunigst Zeit, dies in der Schlussphase der Saison in jedem Spiel zu zeigen. Ich hoffe, wir haben einen Plan. Einen, den auch jeder einzelne versteht.

Augen auf, Klaus Hofmann

Ein kleiner Vorfall auf der Jahreshauptversammlung und ich denke seitdem  darüber nach. An dieser Stelle hatte ich den Vorfall an sich beschrieben und deutlich gemacht, warum der FC Augsburg mit seiner Haltung nicht unpolitisch geblieben ist. Dies war schlicht nicht möglich. Ich habe in diesem Zusammenhang auch über die beiden #Nazisraus Tweets des FC Augsburg geschrieben, die mir ein bisschen Hoffnung machten. Nachhaltig ist das antirassistische und antifaschistische Engagement unseres FCA noch lange nicht. Das Problem ist dabei schon, dass das Problem bisher vom FCA eher verharmlost als Ernst genommen wurde. Nachfolgend würde ich euch gerne erklären, warum ich das so sehe.

Ich werde bei diesem Thema auch nicht müde werden, es immer wieder hervorzuholen und daran zu erinnern. Die alltäglichen Konfrontationen mit Rassismus nehmen momentan zu und das bedrückt und bestürzt auch mich. Dieser Beitrag passt gerade deshalb so gut in die Länderspielpause, weil Länderspiele dazu tendieren, Rassisten eine öffentliche Bühne zu bieten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich vor einer Weile überlegte, spontan das Länderspiel Deutschland gegen Polen in Frankfurt zu besuchen. Schon vor dem Stadion wurde von einigen Fans der Hitlergruß gezeigt. Rassismus trat vollkommen öffentlich auf. Ich ging wieder nach Hause und hatte keinen Bock mehr auf das Spiel. Dré Voigt ging es nun in Wolfsburg gegen Serbien ganz ähnlich. Er hatte auf den Sitzen hinter sich drei Rassisten sitzen und war bestürzt über die schweigende Mehrheit. Er hat das Wort ergriffen und Zivilcourage gezeigt und das sollten wir in diesem Zusammenhang alle.

Aber Rassismus kommt doch im Zusammenhang mit Fußball gar nicht vor, oder? Wir verstehen gar nicht, warum die Schanzer mit einem Sondertrikot aufgelaufen sind. So zumindest könnte man es annehmen, wenn man Klaus Hofmanns Aussagen folgt.

Hofmanns realitätsferne Aussage

Dazu hat Klaus Hofmann auf der Jahreshauptversammlung eine Aussage getätigt, die mir besonders alarmierend scheint. Um diese Aussage geht es:

Man muss ja heutzutage jedes Wort auf die Goldwaage legen, das man so liest. Herr Hofmann hat noch niemanden kennengelernt im deutschen Fußball, der rassistische Gedanken hat. Herr Hofmann hat ja nicht behauptet, dass es niemanden im deutschen Fußball gäbe, der rassistisch denken oder handeln würde. Er kennt nur solche Menschen nicht. Und signalisiert damit, dass das Problem nicht auftreten und nicht immer weiter wachsen würde.

Und dabei verschließt er die Augen vor einem Problem, dass es in der Fußballlandschaft schon eine ganze Weile gibt. Ronny Blaschke hat hierüber sogar ein Buch geschrieben, das den passenden Titel „Angriff von Rechtsaußen: Wie Neonazis den Fußball missbrauchen“ trägt. Wer das Buch liest, stellt fest, dass der Fußball eine solch große gesellschaftliche Bedeutung hat, dass er gerne von Rassisten genutzt wird, um die in seinem Rahmen ihr Gedankengut verbreiten. Deswegen wünsche ich mir an dieser Stelle ja schon länger, dass der FCA endlich eine deutliche Haltung gegenüber rechts einnimmt.

Der Gegenbeweis: Vorfälle in 2018

Nachdem aber Klaus Hofmann das Problem auch wieder relativiert und klein geredet hat, braucht es vielleicht ein paar plakative Beispiele, was in deutschen Stadien und drum herum so passiert. Soviel Verblendung ist nämlich kaum vorstellbar, nachdem bundesweit über Babelsberg gesprochen wurde und auch Mesut Özil grundsätzlich auf das Thema eingegangen ist. Also hier nur einige Beispiele, alles passiert in 2018, nicht abschließend ohne Prioritisierung (weitere gerne in die Kommentare):

Wer sich nun denkt, dass es sich hierbei um eine neue Entwicklung handelt, der irrt. Die Jungle World hat schon für 2017 eine Übersicht über antisemitische Handlungen erstellt, die weitere erschreckende Vorkommnisse enthält.

Zeit für den FC Augsburg zu handeln

Im Gegensatz zur Offensichtlichkeit des Problems kann ich nicht erkennen, wie Klaus Hofmann oder der FC Augsburg sich nachhaltig aktiv gegen rechts betätigen würden. Zwei Tweets in diesem Zusammenhang sind ein minimaler Anfang, für den man sich nun wirklich nicht feiern muss. Dazu man dazu an deutschlandweiten Aktionswochen teilnimmt, ist ja wohl nicht mehr als eine Selbstverständlichkeit. Es werden dutzendweise witzige Videos im Trainingslager produziert, während sich dieser Verein nicht nachhaltig gegen rechts stellt und aktiv etwas tut.  Vielleicht könnte man einen Teil der PR/Social Media Kapazitäten auf dieses Thema lenken und zusätzlich entsprechende Initiativen in der Stadt und Region unterstützen. Es wird Zeit, das Problem anzuerkennen und die Augen als Verein mit entsprechender Verankerung in der Gesellschaft nicht zu verschließen. Alles andere ist genau so armselig, wie die Ausbeute der Mannschaft am Ende der Hinrunde. Aber zumindest sind wir sportlich mittlerweile auf dem Weg der Besserung. Bei einem der wichtigen politischen Kernthemen dieser Zeit verschließt der Verein weiterhin die Augen.

Kleine Hürden im großen Ganzen

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Entwicklungen verlaufen selten linear. Zumindest nicht, wenn man mitten in ihnen steckt. Man sagt ja so schön: Das Leben ist ein ewiges auf und ab. Die Entwicklung des FC Augsburg seit Beginn der 2000er Jahre war allerdings gerade im Nachhinein sehr geradlinig. Erst der Aufstieg in die 2. Bundesliga 2006. 2011 dann der Aufstieg in die erste Liga. Zwischendurch noch kurz ein neues Stadion gebaut und bezogen (Anfield auf dem Lechfeld). Vor ein paar Jahren dann zusätzlich die Teilnahme an der Europa League. Belgrad! Liverpool in echt! Wieder einmal die Erwartungen übertroffen.

Zu diesem Zeitpunkt dann sind wir an unsere natürliche Grenze gestoßen. Was mehr als das internationale Geschäft soll uns gelingen? Nach acht Jahren in der Bundesliga können wir uns selbst zudem als etablierten Bundesligisten bezeichnen. Durch die großen wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Topclubs der Liga und Vereinen unseres Kalibers braucht man über mehr gar nicht lange nachzudenken. Trotzdem sind wir es ja gewohnt, dass die Entwicklung weiter geht. Wenn doch nicht in der Tabelle, dann zumindest grundsätzlich. Vielleicht können wir ja doch mal einen Topstar anlocken? Auf die Champions League schielen? Den DFB-Pokal gewinnen? Kann der Augsburger auch mal in Ruhe sein Bier trinken und nicht gerade den nächsten Fußballtraum träumen? Mir zumindest fällt das schwer.

Derweil darf man nicht vergessen, das der Weg nicht nur nach oben gehen könnte. Meine Angst in diesem Zusammenhang ist immer, dass der FC Augsburg so schnell, wie er sich in der Bundesliga eingefunden hat, dort auch wieder verschwindet. Detailfragen hierzu werden gerne in Wattenscheid, Uerdingen, Kaiserslautern oder auch in München beantwortet. Gerade eine sportliche Krise sollte einem diesbezüglich allerdings nicht die Sorgenfalten ins Gesicht treiben. In den meisten Fällen führten strukturelle finanzielle Fehlentscheidungen dazu, dass Vereine sportlich keine Chance mehr hatten, der Konkurrenz zu trotzen. Es ist keiner dieser Clubs in der Versenkung verschwunden, weil er gegen Freiburg eine Klatsche kassiert hat oder abgestiegen wäre.

Im Gegensatz dazu sind Clubs in Schieflage geraten, weil sie kurzfristig teure Profis verpflichtet und über ihre Verhältnisse gewirtschaftet haben. In Augsburg stand deshalb zu Recht schon immer die wirtschaftliche Vernunft im Vordergrund und ist der wichtigste Wegweiser für die Handlungen des Vereins. Dies war auch in unserer zweiten Bundesligasaison der Fall, als im Winter wieder mal im Augsburger Rahmen zugeschlagen wurde. 9 Punkte hatte unser FCA nach der Hinrunde auf dem Konto. Noch nie war einem Team in einer solchen Situation noch der Klassenerhalt gelungen. Uns damals schon. Der wichtigste Neuzugang war damals Manager Stefan Reuter, der im Winter an Bord kam und uns seitdem viele Jahre hinweg das Geschehen in Augsburg positiv prägte.

Und deshalb ist die Lage auch längst nicht so dramatisch, wie sie zuletzt immer wieder dargestellt wurde. In diesen Zeiten überhöhen selbst sachliche Charaktere die Lage immer wieder. Der Sieg gegen die Dortmunder Borussia bot dafür erneut eine großartige Gelegenheit. Ein Beispiel:

Der Sieg gegen den BVB war längst nicht die größte Sensation unserer Bundesligageschichte. Der direkte Klassenerhalt im zweiten Jahr und die Europa League Saison werden das immer toppen. Wir waren auch nicht in der größten Schwächephase unserer Bundesligageschichte. Die Hinrunde im zweiten Jahr war deutlich schlimmer. Aber mittlerweile ist es entweder abwechselnd so schlimm wie noch nie oder auch großartig himmelhochjauchzend. Fußball hat die Angewohnheit von seinen Fans in alle Richtungen vollkommen überhöht zu werden. Dabei ist es doch schon immer nur die schönste Nebensache der Welt. Und ein einzelner, ganz unscheinbarer Bundesligasieg an einem Freitagabend kann einen dennoch in Ekstase versetzen.

Und insofern können wir uns nur selbst helfen, indem wir die Dinge etwas sachlicher einordnen. Stefan Reuters Winterpause war dann zumindest ganz ok, da er uns Gregor Kobel nach Augsburg lotste (ganz sachlich: Gregor Kobel, Fußballgott). Reuter hatte auch Geduld mit Dong-Won Ji (alle: Ji, Ji, Ji, Ji,…) und anderen, die jetzt zeigen, dass sie doch wichtig für uns sind. Wer an Reuter zweifelt, der hat in Augsburg nicht verstanden, warum wir auch im achten Jahr immer noch Bundesliga spielen. Am allerwichtigsten ist in diesem Zusammenhang, dass er mal wieder im Winter nicht vor lauter Panik Haus und Hof verkauft hat, nur um einen möglichen Heilsbringer nach Augsburg zu lotsen. Egal wie diese Saison ausgeht, werden wir nächste Saison wirtschaftlich wieder sehr gute Voraussetzungen haben, um in der Liga mitzuhalten.

Und wenn wir gar allzu besonnen agieren, dann führt uns nächstes Jahr ein Trainer in die neue Saison, der die Mannschaft sehr gut kennt und sie gegen jeden Gegner so einstellen kann, dass wir etwas holen können. Oft genug hat er es mittlerweile gezeigt. Manuel Baum hat es geschafft mit einer Mannschaft Borussia Dortmund zu schlagen, bei der auch ich in dieser Woche noch infrage stellte, ob diese Jungs die Qualität haben, um die Klasse zu halten. Ja, wir leiden gerade unter dem Ausfall einiger Leistungsträger. Aber diese Mannschaft hat eine Frage beantwortet: Unser Kader zeigt gerade insgesamt, dass doch eine gewisse Tiefe vorhanden ist.

Nachdem wir allerdings – auch nach Lektüre dieser Zeilen – grundsätzlich nicht aus unserer Haut können, wird auch nach einer möglichen Auswärtsniederlage in Leipzig nächste Woche, alles wieder grundsätzlich den Bach hinunter gehen. Auswärts liegt uns momentan nicht und Leipzig ist erneut eines der Top-Teams der Liga. Wir sind also genau eine Woche von der nächsten möglichen Katastrophe entfernt. Als Fan darf man das so sehen, aber für die Verantwortlichen ist es insgesamt nur eine kleine Hürde im großen Ganzen des FCA der letzten Jahre. Hoffen wir, dass sie sich noch lange nicht anstecken lassen und wir sportlich im Geschäft der Großen weiter mitspielen können. Ich kann mich ganz oft immer noch darüber freuen, dass wir samstags um 15:30 Uhr spielen. Das ist die Zeit, zu der ich den FC Augsburg noch ganz lange sehen will.

Zusammenhalten, das ist unser Ziel

Es ist Mittwochabend. 3 Tage sind vergangen, seit wir in Freiburg abgesoffen sind. Gregor Kobel hat daraufhin vorgeschlagen, dass ein Saufabend der Mannschaft eventuell helfen könnte. Mit Sicherheit könnte so ein Abend helfen. Zumindest dabei den Samstag schnell aus dem Gedächtnis zu löschen. Dafür gibt es allerdings noch eine weitere Möglichkeit. Was wäre besser geeignet, als den aktuellen Tabellenführer vom Thron zu stürzen? Zufällig kommt am Freitagabend die Dortmunder Borussia ins Stadion auf dem Lechfeld.

Keiner würde auf uns wetten

Im Moment würde wohl kein normaler Mensch auf einen Augsburger Sieg wetten. Die letzten Ergebnisse in Kombination mit den anhaltenden Ausfällen lässt ja kaum eine positive Prognose zu. Bei mir als Fan habe ich aber eine komische Gefühlswendung festgestellt. Ich kann weiterhin Pressekonferenzen mit Manuel Baum anschauen, und glaube danach daran, dass wir zumindest eine gute Chance haben auch in diesem Spiel etwas mitzunehmen. Die Underdog-Rolle könnte zusätzlich positiv wirken, indem kaum ein Druck auf den Spielern lastet. Wer es bisher noch nicht mitbekommen hat: Ich werde nicht in den Chor derjenigen einfallen, die sich einen Trainerwechsel wünschen. Ich glaube wir haben qualitative Löcher im Kader, aber den richtigen Trainer. Und ich weiß es sehr zu schätzen, wie wir als Organisation die Ruhe bewahren, zusammenstehen und uns den Problemen stellen.

Die Kritik muss sachlich bleiben

Aus der Pressekonferenz diese Woche habe ich zudem mitgenommen, dass Michael Gregoritsch immer noch ein Bursche ist, den ich für seine Direktheit bewundere. Derweil ist er so selbstkritisch, dass er sich auf und neben dem Platz sicher zuviel hinterfragt. Christian Streich hat vor dem Freiburg-Spiel offenbart, was für einen introvertierten Charakter Johnny Schmid hat. Bei aller Kritik an der Mannschaft und allen anderen beteiligten Personen sollten wir im Gedächtnis behalten, dass wir über Menschen sprechen. Sachliche Kritik ist immer erlaubt, aber bei manchen Äußerungen, die in den Blöcken der Stadien oder den sozialen Medien so von sich gegeben werden, darf man sich schon fragen, ob man auf diese Art und Weise über andere Menschen kommunizieren will. Man sollte dann zumindest nicht mehr erwarten, dass diese Art der Kommunikation leistungsfördernd ist.

Über den Zusammenbruch der Mannschaft

Wenn ich dann sachlich an das Freiburg-Spiel zurückdenke, dann gruselt es mich bei dem Gedanken, wie die Mannschaft so in sich zusammenbrechen konnte. Schon wieder. Genau wie in Bremen. Es wird immer wieder der Fall sein, dass der FC Augsburg ein Gegentor kassiert. Es kann ja aber wohl nicht der Fall sein, dass dann sofort eine ganze handvoll daraus wird, weil das Team direkt „entgleist“ und „aus der Spur kommt“. Diese Sorge wird mich etwas begleiten.

Neue Führungsspieler braucht der Club

Neben rein sportlich qualitativen Aspekten fehlen dann Alfred und Jeffrey als Führungsspieler, die Verantwortung übernehmen, antreiben und dieser Mannschaft eine Struktur geben. Wenn es sportlich kriselt, dann müssten vor allem die Führungsspieler auf dem Platz reagieren und ein Zeichen setzen. Durch den Ausfall einiger dieser Führungsspieler stehen wir aber nun gerade vor einem Problem. Andere Spieler sind das anscheinend nicht gewohnt, weil diese Rollen in der Vergangenheit regelmäßig von anderen Spielern übernommen wurden. Die Last hat sich also eigentlich für die übrigen Leistungsträger erhöht und diese haben es vielleicht noch gar nicht gemerkt. Es wird sich jetzt in den nächsten Spielen zeigen, ob sie diesen neuen Rollen gewachsen sind. Ich schaue gerade auf Spieler wie Philipp Max, Rani Khedira und Michael Gregoritsch, die nun Verantwortung dafür tragen müssen, dass das Mannschaftsgefüge auch dann Haltung bewahrt, wenn es mal durchgeschüttelt wird.

Manuel Baum in der Pflicht

Damit steht Manuel Baum nun vor einer pädagogischen Aufgabe. Er soll dafür sorgen, dass das Mannschaftsgefüge transformiert wird. Ähnliches musste er schon in seiner ersten Saison erreichen, als dann Halil Altintop eine wichtige Führungsrolle übernommen und sich an vorderster Front gegen den Abstieg gestemmt hat. Ich bin gespannt zu sehen, wer jetzt voran gehen wird. Ich hoffe, es finden sich Spieler, die emotional ihre Mitspieler mitnehmen. Und dann ist es an der Mannschaft sich zusammen – mit uns im Rücken – aus dieser Krise zu befreien. Nachdem es Manuel Baum einmal gelungen ist, diese Aufgabe zu erfüllen, hoffe ich auf eine Wiederholung. Manu, mach es nochmal.

P.S.: Da erinnere ich mich gerne daran, dass wir zu Ehren Halil Altintops T-Shirts haben herstellen lassen. Schaut ruhig mal in den Shop (Herren und Damen), die sind dort immer noch recht günstig zu finden. Auch mit Halils Unterschrift (Herren und Damen). Vielleicht will sich die eine oder der andere hier noch ein Exemplar sichern. Die Erlöse gehen weiter ausschließlich an den guten Zweck. Wenn der Gregerl zum Darten die passende Spielkleidung braucht (a fesches Leiberl?) dann darf er sich gerne melden.

Reicht es mit diesem Kader für den Klassenerhalt?

Der FCA steht sportlich am Abgrund. Wir kassieren Tore wie am Fließband. 5 Gegentore gegen Freiburg, 3 gegen den FC Bayern und 4 gegen Werder Bremen. Selbst Holstein Kiel hätte uns bei besserer Chancenverwertung eine Hand voll Buden einschenken müssen. Bei jedem anderen Verein hätte alleine diese Kette von Ergebnissen längst dafür gesorgt, dass Manuel Baum durch einen anderen Trainer ersetzt worden wäre. Beim FCA bewahrt man in dieser Hinsicht weiter die Ruhe. Dies fand ich letzte Woche auch noch äußerst positiv. Das Spiel gestern hat dann allerdings selbst mich an den Rande der Verzweiflung geführt. Wie kann man dieses Spiel nicht so interpretieren, dass Manuel Baum entweder die falschen Ansätze hat oder die Mannschaft nicht mehr erreicht?

Nachdem ich das Ganze etwas sacken habe lassen, habe ich mich an den Entwurf eines Beitrags erinnert, der hier schon etwas länger liegt, aber es nicht zur Veröffentlichung geschafft hat. Der Hintergrund ist folgender: Lange habe ich mir zumindest eingeredet, dass die Mannschaft die Qualität hat, den Klassenerhalt locker zu schaffen. Für mich war das zu Saisonbeginn der beste Kader, den der FC Augsburg jemals in der Bundesliga zur Verfügung hatte. Aber ist das immer noch so? Heute will ich einen detaillierten Blick auf den Kader werfen, den Manuel Baum zur Verfügung hat, um die Mission Klassenerhalt in den nächsten Monaten anzugehen. Die jetzige Mannschaft muss auf dem Feld die Klasse halten und sportlich abliefern. Schafft sie das? Könnte ein anderer Trainer hier mehr leisten?

Das Tor

In meiner Analyse vor der Saison habe ich darauf hingewiesen, wie riskant der Poker im Tor ist:

Wenn im Tor die Krise ausbricht, weil der auserkorene Kandidat wider Erwarten qualitativ nicht in der Bundesliga dauerhaft mithalten kann, dann finden wir uns vielleicht doch im Abstiegskampf wieder.

Leider ist es genau so gekommen. Fabian Giefer hat nicht das Zeug zu einem konstanten Bundesliga Keeper. Das ist leider so. Andreas Luthe kann in der ersten Liga zwar mitspielen, ist aber kein Game Changer. Er hält, was er unbedingt halten muss, ohne uns darüber hinaus auch mal den Arsch zu retten. Zumindest meistens. Wir waren mit Marwin Hitz ordentlich verwöhnt in den letzten Jahren, da er die Fähigkeit hatte große Paraden zu zeigen und zudem wenige Patzer einstreute. Diese Zeiten sind vorbei. Der FCA hat reagiert und Gregor Kobel von der TSG Hoffenheim vorerst bis zum Saisonende ausgeliehen. Kobel ist ein Jungspund mit sicherlich großem Talent, dem es allerdings an Erfahrung und Spielpraxis fehlt. So wirkten dann auch die ersten Spiele. Ich bezweifle, dass diese Rückrunde der richtige Zeitpunkt ist, um auf der Torhüterposition zu experimentieren.

Die Abwehr

Mit Jeffrey Gouweleeuw haben wir laut kicker einen der besseren Innenverteidiger der Liga. Mit Martin Hinteregger hatte Jeff einen besonderen Partner, der auch bei den Fans wohl gelitten war. Hinti ist als Typ eine Bombe (Achtung: Wortwitz) und hatte in der Hinrunde auch schon zweimal das Tor gefunden. Beiden unterliefen in der Hinrunde individuelle Fehler, die zu Gegentoren führten, aber insgesamt waren sie zumeist verlässlich. Von diesem tollen Innenverteidiger-Duo ist momentan nichts mehr übrig. Hinteregger wurde für die Rückrunde nach Frankfurt ausgeliehen und Gouweleeuw fehlt verletzt schon die gesamte Rückrunde. Mit Reece Oxford hat man nun keinen Routinier dazu geholt, der für Stabilität sorgen soll sondern einen weiteren Jungspund für ein halbes Jahr verpflichtet.

Von Kevin Danso zu erwarten, dass er von einem Tag auf den anderen mit Oxford die gleiche Qualität aufweist wie Hinteregger mit Gouweleeuw ist dann doch ein feuchter Tagtraum. Die beiden Jungs müssen sich in Ruhe weiterentwickeln und werden Fehler machen. Machen sie ja jetzt schon. Oxford hat gegen Freiburg unglücklich rot gesehen und fehlt nun erst einmal. Wenn dann ein Rani Khedira in der Innenverteidigung aushelfen muss, dann führt das zu Fehlern, wie dem ersten Gegentor in Freiburg. Zudem fehlt Khediras Qualität an anderer Stelle. Die Zusammensetzung des Kaders auf den Innenverteidiger Positionen für diese wichtige Rückrunde ist eine Katastrophe, gerade weil hinter den Jungen niemand mehr helfen kann. Es hätte im Winter zwingend noch eines weiteren Zugangs bedurft, wenn man schon bei Hinteregger konsequent sein wollte. So fehlt Baum schlicht die Qualität im Kader, die es in der Bundesliga braucht und die Gegentore kommen nicht von ungefähr.

Philipp Max war auch zu Anfang der Hinrunde weiterhin der großartige Linksverteidiger, zu dem er sich bei uns entwickelt hat. Danach ging die Form verloren. Rechts hinten wechselten sich Johnny Schmid und Raphael Framberger ab. Beide hatten gute, wie auch nicht so gute Spiele. Beide zeigten grundsätzlich, dass sie in dieser Liga mitspielen können. Framberger fehlt mittlerweile mal wieder langfristig verletzt und wenn Schmid nun ausfällt – wie gegen Kiel – dann stehen wir hinten rechts vor einem großen Problem. Auf Frambergers körperliche Gesundheit zu setzen, hat sich mal wieder (leider) nicht bewährt und hier keine weitere Alternative zu haben ist ein wirkliches Problem.

Hinten links bleibt dann der einzige Lichtblick, obwohl Max mittlerweile links vorne aushelfen muss, da uns auf den offensiven Außen die Alternativen ausgegangen sind. Dazu gleich mehr. Zur Abwehr bleibt allerdings festzustellen, dass dieses tolle Fundament, das wir hatten, nicht mehr da ist und sollte Gouweleeuw nicht schnell wieder fit werden oder Oxford/Danso Entwicklungssprünge machen, der Klassenerhalt in weite Ferne rückt.

Das Mittelfeld

Fixpunkt des Mittelfelds ist nicht mehr Daniel Baier sondern Rani Khedira. Wenn er denn im Mittelfeld spielen darf und nicht hinten aushelfen muss. Er hat alle 17 Spiele der Hinrunde absolviert und sich zum unumstrittenen Stammspieler entwickelt. Derweil ist Khedira kein Magier. Er ist ein solider Ausputzer, der arbeitet und vor allem im Spiel gegen den Ball viele Räume eng macht. Daniel Baier ist neben Khedira immer noch der Maestro, der allerdings nicht mehr die Ausdauer und das Durchhaltevermögen früherer Tage hat. Baier kann nicht mehr alle Lücken stopfen und ist vor allem am Ende von Spielen oft keine Hilfe mehr. Manuel Baum hat ihn – und Baier hat selbst abgestritten verletzt zu sein – gegen Freiburg vor allem deshalb runter genommen, da er eine (von vielen) Schwachstelle im Spiel war. Es stellt sich die Frage, wann der Zeitpunkt gekommen ist, für ihn auch mal in eine Jokerrolle zu schlüpfen. Momentan kann er das schlicht nicht, weil uns vor lauter Verletzungen und Ausfällen die Alternativen fehlen. Es ist ein Drama.

Auf den offensiven Mittelfeldpositionen wurde in der Hinrunde viel gewechselt. Michael Gregoritsch war meistens auf der 10 gesetzt, musste aber auch ganz vorne aushelfen. Ja-Cheol Koo erhielt flexibel viele Spielanteile. Derweil konnten die offensiven Mittelfeldspieler nicht so glänzen, wie zumindest ich mir das erhofft hätte. Dies gilt gerade auch auf den Außenbahnen. Caiuby, André Hahn oder Marco Richter spielten zwar viel, aber konnten gerade offensiv nicht die Akzente setzen, die wir alle erwartet hätten. Ob es an der individuellen Qualität der einzelnen Spieler liegt? Ich wage es zu bezweifeln. Nun haben diese Spieler gegen Freiburg alle gar nicht mehr gespielt. Caiuby hat den Verein mittlerweile verlassen und Hahn als auch Richter fielen aus. Wie soll man solche Qualität ersetzen. Wenn Dong-Won Ji nicht gerade in besonders positiver Verfassung wäre und Max offensiv aushülfe, was wäre dann? Wir hatten auf manchen Positionen viel Tiefe im Kader, haben diese aber teils ohne Not verschenkt. Warum hat man im Winter keinen Ersatz für Caiuby verpflichtet? Die Trennung hat sich lange angekündigt und der Verein hat darauf nicht mit einem Neuzugang reagiert. Aus heutiger Sicht scheint dies eine fahrlässige Entscheidung gewesen zu sein. Gregoritsch war trotzdem gegen Freiburg enorm torgefährlich und Gregerl beneide ich in dieser Situation nicht, wo doch seine Nebenspielern andauernd wechseln und Automatismen so natürlich nicht vorhanden sein können.

Der Sturm

Sieben Spiele fiel Alfred Finnbogason in der Hinrunde aus. Julian Schieber war auch lange verletzt und Sergio Cordova zumindest zu Beginn der Saison wohl kein Kandidat für die erste Elf. Cordova hat sich entwickelt und war zu Ende der Hinrunde eine Alternative. Insgesamt kam auch er auf 10 Einsätze und schoss dabei 2 Tore. Aber man darf festhalten, dass Finnbogason nur in Augsburg spielt, weil er so verletzungsanfällig ist. Ansonsten hat er zu viel Klasse für uns. Wir haben weiterhin keinen soliden Back-Up Plan für diese Phasen, wenn er verletzt ist. Julian Schieber ist – oh Wunder – auch schon wieder verletzt. Sergio Cordova zeigt zwar gute Ansätze, aber es reicht nicht. Und Dong-Won Jis Rolle ist optimal nicht in der Spitze sondern aus der Tiefe kommend. Wie sehr ich mir einen zweiten durchschlagskräftigen Stürmer wünschen würde. Auch in der Rückrunde sind wir wieder dauerhaft abhängig von der Gesundheit und Form unseres isländischen Wunder-Kickers. Der Verein hat es verpasst, jemanden zu verpflichten, der nun auch mal Cordova entlasten kann. Alfred, rette uns!

Fazit

Fit und in Vollbesitz ihrer Kräfte ist diese Mannschaft weiterhin eine Wucht. Aber selten hat ein Winter einem Team wohl so zugesetzt wie uns in diesem Jahr. Hatte ich mich im Winter noch gefragt, ob die Spieler ihre Stärken im System Baum ausleben können, so haben sich die Vorzeichen nun deutlich verändert. Haben wir noch genügend Spieler mit Bundesligaqualität, als dass ein anderer Trainer eine Wende herbeiführen könnte? Schon vor dem Spiel gegen Freiburg hat mich ein Blick auf die Bank stark beunruhigt. Es sind im Moment fast die letzten 11, die auf teilweise ungewohnten Positionen eingesetzt werden. So wird das in dieser Liga nichts, wenn es zu oft um Kleinigkeiten geht.

Wer sich die Pressekonferenz nach dem Freiburg Spiel anschaut, der sieht genau, dass Christian Streich wusste, wie anfällig wir sind. Ein Verein kann dauerhafte Abgänge und Ausfälle wie die von Gouweleeuw, Finnbogason, Caiuby, Hinteregger, Hahn, Richter, Framberger und Schieber nicht auffangen. Wenn sich Stefan Reuter dann in dieser Situation vor Manuel Baum stellt, dann ist dies anständig. Fehleinschätzungen bei der Kaderplanung, die in seinen Verantwortungsbereich fallen, haben uns in diese Situation gebracht.

Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Realistisch wird es in den nächsten beiden Partien gegen Dortmund und in Leipzig schwer zu punkten. Aber zumindest die Personalsituation könnte sich erholen. Noch stehen drei Teams hinter uns und die direkten Duelle stehen noch an. Wir haben es selbst in der Hand weiterhin die Klasse zu halten. Ich mag mich selbst langsam anhören, wie eine Platte mit einem Sprung: Wenn wir Ruhe bewahren und weiter gemeinsam an einem Strang ziehen, sehe ich immer noch die größten Erfolgsaussichten. Ob es am Ende dann reicht, wissen wir alle nicht. Aber wenn wir dann doch mal absteigen sollten, dann sollten wir auch das – wie alles andere zuvor – auf unsere eigene Art und Weise machen.

In der Ruhe liegt die Kraft

Mit Kritik ist das ja so eine Sache. Kritik kann konstruktiv und hilfreich sein. Kritik kann allerdings auch pauschal und platt vorgetragen werden. Ohne Ziel ist Kritik eine Ablenkung, gerade bei Fußballvereinen schädlich und sorgt für Unruhe. Das ist uns allen klar. Dennoch brach nach dem Spiel in Bremen eine Lawine der Kritik in den sozialen Medien über die Mannschaft und den FCA herein, bei der zumindest ich mich kurz fragte, was das in dieser Form denn sollte. Klar, wir haben deutlich verloren. Aber auch klar: so schlecht wie in Kiel waren wir in Bremen nicht. Zusätzlich tue ich mich schwer damit, basierend auf einzelnen Spielen in Panik zu verfallen. Deshalb will ich heute in aller Ruhe einen Blick auf unsere jetzige Situation werfen.

Die Ausgangslage

Auch wenn es zwischenzeitliche Lichtblicke wie das 3:0 gegen Mainz 05 gibt, ist ganz offensichtlich, dass die Mannschaft seit einiger Zeit sportlich zu kämpfen hat und durch einfache Fehler ganze Spiele wegschenkt. Woran das liegt, ist keinem so wirklich klar. Allerdings werden auch vereinzelte positive Spiele wie gegen Mainz 05 darüber nicht hinwegtäuschen, dass die sportliche Entwicklung nicht die gewünschte ist. Zu wenige Siege, zu wenige Punkte. Wir stecken mitten im Abstiegskampf.

Das Ziel

Kurzfristig kann es nur das Ziel sein, dass wir in dieser Saison zusammen die Klasse halten. Alles andere scheint Utopie. Dafür müssen wir noch einige Punkte sammeln und damit am besten schon in Freiburg anfangen. Der DFB-Pokal braucht uns zumindest bis Anfang April erst gar nicht zu beschäftigen.

Der Weg dorthin

Kämpferisch und geschlossen. Mit vollem Einsatz. Den möchte ich in dieser Situation niemandem absprechen. Hierzu ein Zitat aus einem Interview mit Christoph Kramer und Matthias Ginter, das mit dem mangelnden Einsatz von Fußballspielern mal etwas aufräumt.

Grüße an dieser Stelle an die Mannschaft: Ich weiß, dass ihr euch zerreißen werdet und das richtet. Vor allem mit fitten Leistungsträgern. Daniel Baier kommt nach Gelbsperre gegen den SC Freiburg zurück. Zusätzlich sollten Alfred Finnbogason und Jeffrey Gouweleeuw besser heute als morgen wieder fit werden. Auch ein Ja-Choel Koo war angeschlagen und konnte nicht wie gewohnt helfen. Insgesamt zu viele wichtige Spieler, die nicht zur Verfügung standen. Mia san rot hat in der Vorschau vor dem Bayern-Spiel darauf hingewiesen, dass sportlich bei uns einiges passt, wir aber doch sehr von der Torgefahr eines Alfred Finnbogason abhängen. Es wird wichtig sein, dass dieser wieder eingreifen kann und auch, dass andere Spieler Impulse setzen.

Die Konkurrenten

In Hannover geht es die ganze Saison schon drunter und drüber. Eine Satzungsänderung und ein möglicher Punktabzug wegen einem möglichen Verstoß gegen 50+1 haben dafür gesorgt, dass man sich in Hannover nicht mehr nur auf die Geschehnisse auf dem Rasen konzentriert hat.

Auch in Nürnberg hat man zuletzt dafür gesorgt, das ein neuer Impuls gesetzt wird, in dem man die sportliche Leitung austauschte. Wie viel Sinn das Ganze macht, da die Mannschaft offensichtlich erst noch zeigen muss, dass sie das Zeug für die erste Liga hat? Die Verantwortlichen haben ja erst dafür gesorgt, dass sich der Club in der ersten Liga befindet.

Die Geschehnisse in Stuttgart zeigen auch dort eine große Unruhe im Umfeld der Mannschaft. Markus Weinzierl ist ja schon der zweite Trainer in dieser Saison und mit Michael Reschke durfte ein vorgeblich großer Fußballfachmann den Verein zuletzt verlassen. Dazu wird aus der Kurve gegen den Präsidenten skandiert. Wenn sich da mal ein Club nicht selbst zerlegt.

Unsere Stärke

Die Konstanz, mit der wir in Augsburg bisher arbeiten, kann in dieser Situation nur ein Vorteil sein. Was wäre der Sinn darin, jetzt die sportliche Leitung auszutauschen? Der Transfermarkt ist geschlossen und die Jungs, die jetzt da sind, müssen die Klasse halten.

Natürlich kann man über den Trainer diskutieren. Aber ein reines: „Baum raus“ ist einfach nur platt. Baum scheint die Mannschaft immer noch zu erreichen und der Markt an potentiellen Trainern ist überschaubar. Wenn mir in den letzten Wochen jemand vorgetragen hat, dass er gerne den Trainer austauschen würde, habe ich direkt gefragt, wer denn kommen sollte. Antworten, die mich überzeugt hätten diesen Schritt jetzt zu gehen, habe ich keine erhalten. Trainer mit einer klaren Spielphilosophie werden eine ganze Weile brauchen, diese zu implementieren. Bis dahin sind wir evtl. abgestiegen.

Insofern halte ich die Art und Weise, in der die Führung des Vereins mit der sportlichen Krise umgeht, beispielhaft. Diese Ruhe und Geschlossenheit hebt uns von den anderen Clubs ab. So berechtigt dann viele Kritikpunkte im Moment auch sind, so haben diese bis zum Ende der Saison oder dem Moment, wo Manuel Baum die Mannschaft offensichtlich nicht mehr erreicht, zurückzustehen. Bis dahin geht es geschlossen Richtung Klassenerhalt. Und es wird überstrapaziert, aber „Augsburg hält zusammen“. Alles andere würde nur Hannover, Nürnberg und Stuttgart in die Karten spielen. Mit Freiburg begegnen wir am Samstag übrigens einem Club, der es genauso macht und bisher immer wiedergekommen ist. Deshalb lasst uns nun zusammen nicht den Mut verlieren, sondern schlicht konstant weiterarbeiten.

Dis wo ich herkomm

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Sonntagabend und ich sitze im Auto zurück nach Frankfurt. Schneegestöber. Der FC Augsburg hat gerade 3:0 gegen Mainz 05 gewonnen, nachdem er über Monate nicht mehr gewinnen konnte. Spielerisch überzeugend. Eindrucksvoll. Großartig.

Wochenlang mussten wir Fans warten, bis wir wieder einen Sieg unserer Mannschaft feiern konnte. Derweil wurde es tabellarisch immer enger. Die Abstände nach unten schrumpften und nur noch ein einziges mageres Pünktchen trennte uns vom Relegationsplatz. Oben schienen sich einige Teams wie der SC Freiburg oder Fortuna Düsseldorf von uns abzusetzen. Die Lage schien langsam hoffnungslos zu werden.

Unruheherde

Während der FC Augsburg in diesen schwierigen Zeiten seinen Wurzeln treu blieb und ruhig weiter arbeitete, brach im Umfeld langsam Unruhe aus. Gründe dafür schien es endlos zu geben. Die erste Halbzeit in Gladbach genau wie der Konflikt mit Martin Hinteregger warf Fragen auf, ob Manuel Baum die Mannschaft weiterhin erreichte. Die Verpflichtung von Jens Lehmann als Co-Trainer interpretierten einige Externe als vorzeitige Ablösung von Manuel Baum. Dazu durfte sich alle Beteiligten über Wochen Fragen zu Caiuby anhören, der mit einer saftigen Geldstrafe und Einzeltraining bestraft wurde. Er verweilte mal wieder privat deutlich länger in Brasilien, als dies notwendig gewesen wäre.

Positive Impulse oder falscher Weg?

Ich habe schon im Laufe der letzten Woche darauf hingewiesen, dass ich alle Entscheidungen als positive Impulse im Abstiegskampf sehen würde. Viele Stimmen um den Verein sahen in den Aktionen eindeutige Hinweise darauf, dass die Verantwortlichen den bewährten Weg des FCA verlassen hätten. Schlussendlich sorgt der Sieg gegen Mainz 05 nun für kurzfristige Ruhe und für positiven Rückenwind vor den Spielen im Pokal gegen Kiel und in Bremen. Insgesamt stellt sich allerdings grundsätzlich die Frage, welche Rolle eine Periode von 10 Spielen im Rahmen der langfristigen Entwicklung des Vereins spielt.

Grundsätzlich positive Entwicklung

Der FC Augsburg konnte zuletzt weiter für positive Nachrichten sorgen, als er langfristig den Sponsorenvertrag mit der wwk verlängerte. Zudem wurden in diesem Zusammenhang weitere Investitionen in die Infrastruktur in Form eines Jugendinternats gesichert. Die Jugendabteilung schafft es immer wieder hoffnungsvolle Talente an die Bundesligamannschaft heranzuführen. Kevin Danso, Raphael Framberger und Marco Richter konnten in dieser Saison alle schon wesentlich ins Spielgeschehen eingreifen. Zudem hat man mit Sergio Cordova, Fredrik Jensen und mittlerweile Gregor Kobel weitere junge Talente in der Hinterhand, auf die man in der Zukunft bauen kann. Leistungsträger wie Jeffrey Gouweleeuw oder Daniel Baier sehen ihre Zukunft vorerst auch beim FCA. Viele Gründe sich vorerst – auch im Falle eines möglichen Abstiegs – keine Sorgen zu machen.

Insgesamt ist der FC Augsburg grundsätzlich wohl eine der stabilsten Organisationen im deutschen Profifußball. Dabei lässt sich der FCA auch nicht von Stimmen von außerhalb irritieren. Bei Caiuby bestand man darauf vor der Kommunikation mit der Öffentlichkeit mit dem Spieler selbst und persönlich sprechen wollte. Bei Martin Hinteregger trennte man sich von einem sportlichen Leistungsträger, der sich nicht mehr mit dem Club in seiner jetzigen Situation identifizierte. Am Trainer zweifelte man in keinster Weise öffentlich und so kann Manuel Baum weiterhin von der großen Rückendeckung sprechen, die er in Augsburg spürt.

Stabilität als Grundeinstellung

Insgesamt wundert es mich in solchen Situationen dann schon, warum überhaupt eine solch große Unruhe im Umfeld des FC Augsburg entstehen kann. Selbst ich habe dazu tendiert, mich über Kleinigkeiten enorm aufzuregen, derweil mir das Phänomen der „Regression zur Mitte“ wohlbekannt ist. Und so braucht nun keiner zu glauben, dass Jens Lehmann den Ausschlag zur Wende des FCA gegeben hat. Vielmehr zahlt sich schlicht die konstante Arbeit aller Beteiligten bis zu diesem Zeitpunkt aus, die nun wieder zu positiven Ergebnissen führt.

Und wenn ich gerade jetzt darüber nachdenke, was ich an meinem Verein am meisten schätze und warum ich gerne sage: „Augsburg, dis is wo ich herkomm“, dann ist das diese Konstanz und Ruhe, mit der gearbeitet wird. Diese Ruhe und Konstanz ist dabei etwas selbstverständliches, für das man sich wahrscheinlich noch nicht einmal bedanken müsste. Ich tue es heute trotzdem gerne, auch wenn die Antwort wahrscheinlich ein knappes „Da nich für“ wäre.

Impulse im Abstiegskampf

Ich war am Samstag in Gladbach und mir war nach der ersten Halbzeit klar, dass wir neue Impulse brauchen, um die Saison in die richtige Richtung zu lenken und nicht abzusteigen. Klarer Fokus aller Beteiligten auf den Abstiegskampf. Und wo ich mich letzte Woche noch gefragt habe, was der Scheiß soll, so hat unser FCA zumindest abseits des Platzes wieder etwas in die Spur gefunden. Zumindest meiner Meinung nach. Warum ich das so sehe?

Die richtigen Prioritäten der Spieler

Für Caiuby hatte der FC Augsburg und seine Teamkameraden nicht die notwendige Priorität. Von einem Profifußballer kann man erwarten, dass er während der Saison und seiner zeitlich begrenzten Karriere vieles dem Job unterordnet. Caiuby hat das nun öfters nicht gemacht und sich daher bewusst dagegen entschieden, seinen Beitrag zu leisten. Anstatt ihn weiter zu decken, hat der Verein nun – nachdem man mit Caiuby selbst gesprochen hat – eine klare Grenze gezogen, wie auch schon bei Daniel Opare vor einem Jahr.

Da der FC Augsburg hier nun mit der entsprechenden Konsequenz vorgeht, hat es auch Martin Hinteregger erwischt, der Manuel Baum nach dem Gladbach-Spiel öffentlich im bayrischen Rundfunk kritisierte. Nun bin ich jemand, der die Entwicklung in 2018 auch als enttäuschend bezeichnete. Der Verein kann mit dem letzten Jahr nicht zufrieden sein. Es war allerdings ganz klar, dass diese öffentliche Meinungsäußerung Konsequenzen haben wird. Zudem war klar, dass die Verantwortlichen von Martin Hinteregger auch wissen wollen würden, ob er sich Manuel Baum in Zukunft unterordnen kann und alle gemeinsam wieder an einem Strang ziehen. Martin Hinteregger hat sich laut verlässlich unterrichteten Augsburger Kreisen schon länger mit dem Gedanken beschäftigt, den FCA zu verlassen. Mit seiner Kritik hat er dies nun beschleunigt und sein im 11er verkündetes Ziel, im Winter zu wechseln, erreicht.

Derweil hat sich unser FCA in dieser Situation souverän verhalten und den Störenfried erstmal für ein halbes Jahr nach Frankfurt ausgeliehen, ohne ihn ohne Not zu verschleudern. Als Ersatz konnte kurzfristig Reece Oxford gewonnen werden, der für die zweite Saisonhälfte aus West Ham kommt. Oxford hat in der letzten Saison in Gladbach erste Bundesligaerfahrung sammeln können und ist nach einem enttäuschenden Halbjahr in West Ham sicher heiß darauf zu spielen. Aus Gladbacher Kreisen habe ich vernommen, dass wir mit dem Tausch – bei aller Sympathie für den Typen Hinteregger – sogar noch einen guten Tausch gemacht haben könnten. Zumindest die größte Lücke im Kader wurde somit kurzfristig gestopft.

Die Personalie Jens Lehmann

Aber auch mit dem besten Kader wird das nichts, wenn das Coaching nicht bald mal wieder etwas zulegt. Mir graut es immer noch, wenn ich an die erste Halbzeit in Gladbach zurückdenke. Insgesamt war man in Augsburg allerdings immer von den fußballtaktischen Qualitäten von Manuel Baum überzeugt. Aber anscheinend wurde die Arbeit des Trainerteams intern analysiert und man hat festgestellt, dass diesem eine Komponente fehlt. Ein dekorierter Ex-Profi, der eine direktere Vorbildfunktion übernehmen kann und von dessen Erfahrungen die Spieler profitieren können. Gegenüber der Presse wurde als Vergleich der SV Werder Bremen genannt, wo Tim Borowski unter Florian Kohlfeldt als Co-Trainer arbeitet und diese Rolle übernimmt. Bremen hat sich in diesem Jahr deutlich stabilisiert.

Mit Jens Lehmann hat man einen ambitionierten Kandidaten gefunden, der schon erste Erfahrungen als Co-Trainer sammeln konnte. Unter Arsene Wenger bei Arsenal London, was ein deutliches Plus ist. Er kann im direkten Vergleich bei manchen Prozessen Verbesserungspotential aufzeigen und wird diese Punkte hoffentlich auch ansprechen. Lehmanns Ambitionen sind dabei sicherlich auch nicht, mit dem FCA in der zweiten Liga herum zu dümpeln. Mit ihm wurde der Anspruch gestärkt, unter der derzeitigen sportlichen Führung die Klasse zu halten. An sich ist man weiterhin vom eingeschlagenen Weg überzeugt und festigt die Strukturen.

Der FC Augsburg geht weiter seinen eigenen Weg

Das ist dann auch sehr typisch für unseren FCA. Insgesamt haben sich die Verantwortlichen in der Causa Caiuby nicht drängen lassen, sondern erst nach dem Gespräch mit dem Spieler die Konsequenzen verkündet. Der öffentliche Druck war enorm. Auch bei Martin Hinteregger war dem Verein wohl klar, dass die Suspendierung des Publikumslieblings in der jetzigen Situation nicht nur positive Reaktionen hervorrufen würde. Er wurde aber von Hinteregger in diese Situation manövriert. Wie viel davon bewusst von Hinteregger inszeniert war, sei mal dahingestellt. Zudem musste allen Beteiligten vorher klar gewesen sein, dass die Verpflichtung von Jens Lehmann als Co-Trainer große Aufmerksamkeit erregen wird. Dennoch waren alle Beteiligten von diesen Schritten überzeugt und haben Sie nun durchgezogen.

Dadurch wird der Markenkern des FC Augsburg eher gestärkt als geschwächt, genau wie das Trainerteam um Manuel Baum. Konstanz auf der Trainerposition, auch wenn es sportlich nicht immer perfekt läuft, ist weiterhin in dieser Branche eine Seltenheit. Der FCA ist eben nicht Hannover 96. Nachdem sich Jens Lehmann gerade erst als unerfahrener, lernbegieriger Trainerlehrling präsentiert hat, fällt zumindest mir die Vorstellung schwer, dass er kurzfristig als Chefcoach übernehmen wird.

Der FC Augsburg geht somit weiter seinen Weg und schert sich wenig, was von ihm erwartet wird. Ich habe dabei weiterhin großes Vertrauen in Stefan Reuter, denn wirtschaftliche Vernunft muss immer die erste Priorität sein. Daneben hat es sich zumeist ausgezahlt, dass eben nicht alles nach außen gekehrt wird. Das Martin Hinteregger schon vor dem Gladbach-Spiel kein Musterprofi war, ist dann eben auch aus offiziellen Kreisen nicht zu vernehmen, obwohl man hinter vorgehaltener Hand munkelt. Der FCA wäscht seine Wäsche nicht öffentlich und mir ringt das immer wieder großen Respekt ab.

In guten wie in schlechten Zeiten

Natürlich ist dies alles im Moment keine einfache Phase. Aber vieles sprich immer noch für uns. Der Kader war zu Saisonbeginn groß und nun werden wie sehen, wie tief die Personaldecke wirklich ist. In Ruhe stellen die Verantwortlichen die notwendigen Weichen für die nächsten Spiele. Hannover und Nürnberg geben sich dabei weiterhin große Mühe ganz unten zu landen. Nachdem der Verein nun die ersten Schritte getan hat, ist es an uns Fans die Spieler, die in den nächsten Spielen auf dem Platz stehen werden, zu unterstützen. Die Mannschaft wird das Publikum am Sonntag und in den kommenden Spielen brauchen und der Klassenerhalt sollte für alle oberste Priorität haben.

In dieser schwierigen Phase wird die Phrase „Augsburg hält zusammen“ strapaziert werden. Aber wer nun in dieser schwierigen Phase davon abrückt, der braucht sich bei der nächsten Fahrt nach Liverpool nicht nach einer Karte erkundigen. Es läuft nicht immer rund und gerade dann liegt es an uns allen, an einem Strang zu ziehen. Ich bin am Sonntag im Stadion und würde mich freuen, wenn wir gemeinsam den ersten Schritt in die richtige Richtung machen würden.

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