Selbstverständlichkeiten

Es ist doch eine ungewohnte Situation für den FC Augsburg. Seit vielen Jahren wird man zum Ende einer Saison nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. 35 Punkte nach 26 Spielen sind toll, um sich in der Länderspielpause nun auch mit der Planung für die kommende Saison zu beschäftigen. In dieser Sommerpause wird es zu unvermeidlichen Transfers kommen, mit denen ich mich nachfolgend beschäftigen werde. Bei allen Personalien gehe ich vom heutigen Stand aus, zu dem die Spieler fit und einsatzbereit sind. Alle möglichen Wechsel sind auch davon abhängig, dass keine unvorhergesehen Entwicklungen eintreten. Mögen alle Genannten fit und gesund bleiben.

Ermedin Demirovic

Es ist unausweichlich. Demirovic wird dem FCA nicht nur gegen Köln gelb-gesperrt fehlen, sondern auch in der kommenden Saison nicht mehr im FCA-Trikot auflaufen. Demirovic ist zu gut. Er wird Angebote bekommen, die sportlich einen Schritt nach vorne für ihn bedeuten und für den FCA einen neuen Rekord-Transfer.

Glaub ihr nicht? Naja, zuletzt hat man gerüchteweise von einem Interesse des FC Bayern München gelesen. Das Highlight-Reel von Demi ist so gut, dass sich jemand in seine Spielweise verlieben und ihn verpflichten wollen wird. Und das zu außerordentlichen Konditionen.

Kristijan Jakic

Bei der Frankfurter Eintracht war Jakic in der Vorrunde auf dem Abstellgleis gelandet. Beim FCA war er vom Start weg direkt Leistungsträger. Der FCA wird im Falle von Jakic die vorhandene Kaufoption ziehen und Jakic fest verpflichten, nicht nur wegen seiner zuletzt zwei Treffer gegen Wolfsburg.

Für den FCA mit Sicherheit ein No-Brainer. Jakic ist fester Baustein in Jess Thorups Rückrundenelf auf der 6er Position, der FCA hat die Entscheidung selbst in der Hand und die verhandelten Konditionen (ca. 5 Mio EUR für den Kauf) erscheinen solide bzw. immer mehr wie ein echtes Schnäppchen.

Felix Uduokhai würde der Club wahrscheinlich immer noch gerne längerfristig binden, dennoch steht wohl im Sommer sein Abgang an. (Photo by MICHAELA STACHE/AFP via Getty Images)

Felix Uduokhai

Auch bei Felix Uduokhai sind die Weichen eindeutig gestellt. Felix wollte im letzten Sommer schon gehen, hat aber nicht den richtigen Verein für sich gefunden und seinen Vertrag in Augsburg um 1 Jahr verlängert. In der Innenverteidigung ist er neben Jeffrey Gouweleeuw gesetzt und spielt eine bockstarke Runde.

Felix hat in Interviews klar gesagt, dass er selbst den Schritt ins Ausland wagen will, um für sich selbst diese Lebenserfahrung zu machen. Auch für ihn wird es Angebote im Sommer geben und er wird den Verein wohl verlassen, sollte ein passendes Angebot dabei sein, wovon ich Stand heute ausgehen würde.

Ruben Vargas

Auch Ruben Vargas stand schon kurz vor einem Wechsel. Im Winter wäre er fast nach Florenz gegangen. Dann hat er sich doch entschieden, in der Rückrunde noch in Augsburg zu bleiben. Er ist eng mit Ermedin Demirovic und die beiden haben sich mit Sicherheit für die Rückrunde einiges vorgenommen. Bisher geht die Rechnung auf.

Vargas wird zudem bei der EM spielen und kann sich dort zeigen. Sein Vertrag in Augsburg läuft noch bis 2025 und wurde bisher nicht verlängert. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch er den nächsten Schritt im Sommer gehen will und der FCA muss ihn nun im Sommer ziehen lassen, um noch eine ordentliche Ablöse zu generieren. Stand jetzt, würde ich erwarten, dass er im Sommer Augsburg verlässt.

Die Aufgabe des Vereins

Man könnte vermuten, dass Michael Ströll und Marinko Jurendic in der Sonne auf der Dachterrasse der Geschäftsstelle sitzen, und die solide sportliche Situation des FCA genießen. Für den Espresso zwischendurch mag das auch gelten. Derweil sind sie wohl schon mitten drin, die Weichen für die kommende Saison zu stellen. Nachdem auch Iago den Verein, ablösefrei nach Brasilien, verlassen wird, müssen die Verantwortlichen beim FCA mindestens 4 Stammspieler ersetzen und dabei wird es wohl nicht bleiben.

Die Situation hat nun – im Vergleich zu den Vorjahren – einen großen Vorteil. Mit Spielern anderer Vereine, deren Verträge auslaufen, darf schon verhandelt werden. Der FCA weiß jetzt schon über seine Ligazugehörigkeit in der nächsten Saison Bescheid. Er kennt auch schon sicher seinen Trainer. Und Spieler anderer Teams, deren Hoffnungen sich dort nicht erfüllt haben, sollten daran interessiert sein, sich dieser positiven Bewegung in Augsburg anzuschließen. Man kann nun seit langem mal wieder vor der Konkurrenz seine Argumente präsentieren und Spieler vom Augsburger Weg überzeugen. Möge die obige Liste um den ein oder anderen früh feststehenden Neuzugang bald ergänzt werden. Auf geht’s FCA!

Wenn 20 Millionen ein Witz sind

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Gibt es im Moment einen Spieler in der Liga, der für seinen Club wichtiger ist als Ermedin Demirovic für den FCA? Es ist schlicht egal, denn beim FCA dreht sich offensiv vieles um Demirovic. 22 Torbeteiligungen alleine in dieser Saison und in nur den ersten 25 Partien. Selbst Trainer Jess Thorup hat in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Mainz darüber gescherzt. 14 Torbeteiligungen waren es in 30 Partien in der Vorsaison und das war schon sehr stark. Demirovic hat sich trainerunabhängig in dieser Saison enorm gesteigert und er war vorher schon ein Leistungsträger.

Individuelle Qualität

Was ihn dabei für den FCA so besonders macht: er ist ein offensiver Unterschiedsspieler. Er kann mit seinen Aktionen Spiele entscheiden oder ihnen Wendungen geben und das ist phänomenal. Man muss sich sein Tor gegen Leipzig nur immer wieder in der Wiederholung anschauen. Mit welchem Timing und mit welchen technischen Fähigkeiten er die Lücke zwischen den beiden Gegenspielern findet und abschließt ist besonders. Und es ist nicht das erste Tor, das einen erstaunt zurück lässt. Das Hackentor gegen Hoffenheim geht einem ja genauso schwer aus dem Kopf.

Was dabei besonders auffällt? Demirovic kann selbst einerseits Chancen einleiten, in dem er öffnenden Pässe aus der Tiefe spielt oder rund um den Sechzehner als Vorlagengeber für den letzten Pass fungiert. Wäre die Abschlussqualität beim FC Augsburg besser, stünden hier noch mehr Assists zu buche. Auf der anderen Seite ist er nur bedingt darauf angewiesen, dass ihm jemand auflegt. Er kann sich mit seiner Dynamik und Physis selbst Raum schaffen und dann seine technischen Stärken ausspielen. Er ist in seinem Offensiv-Repertoire ein sehr kompletter Spieler, weswegen er in Augsburg auch so flexibel eingesetzt wurde.

Der ultimative Teamplayer

Dabei ist Demirovic wohl niemand, der sich selbst übermäßig in den Vordergrund stellt. Er hat Top-Beziehungen mit anderen Teammitgliedern und ich schreibe ihm einen relevanten Anteil an dem berichteten Meinungswechsel von Ruben Vargas zu, im Winter dann doch nicht nach Florenz wechseln zu wollen. Die Chancen an der Seite von Demirovic und in einem guten Augsburger Team in der Rückrunde zu glänzen und den Marktwert weiter steigern zu können, sind für alle Beteiligten nun so gering nicht.

Demirovic im Kreis seiner Mitspieler: einer der die anderen besser macht. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Bei Demirovic war dies etwas, was ihn schon immer in seiner Augsburger Zeit auszeichnete. Enno Maaßen hatte immer wieder Demirovic‘ außergewöhnliche Rolle für die Mannschaft betont. In der Vorsaison war er Best Buddy mit Sturmkollege Mergim Berisha. In dieser Saison huldigte erst kürzlich Philip Tietz Demirovic‘ positiven Einfluss auf seine Leistungen in der Bundesliga. Folgerichtig ernannte ihn Maaßen zum Kapitän und zweifelte Thorup hieran nicht.

Bonusfaktoren

Weitere preistreibende Rahmenbedingungen sind Demirovic‘ junges Alter. Er wird erst in zwei Wochen 26 Jahre alt und ist jetzt schon mit einer Reife gesegnet, auf die andere Kicker ihre Karriere lang warten. Dazu kommt seine verbleibende Vertragslaufzeit von 2 Jahren in Augsburg. Schwerlich wird er 2 Jahre aussitzen wollen, der FCA ist absolut nicht in Zugzwang.

Einen weiteren Faktor mag ich hier auch nicht unterschlagen und klopfe auf Holz: Demirovic ist in Augsburg von Verletzungen bisher verschont geblieben. Er steht eigentlich – so er sich durch doofe Platzverweise nicht selbst aus Spielen nimmt – immer zur Verfügung. Gerade wenn man Augsburgs treffsicherste Schützen in der Bundesliga bisher anschaut, dann gilt es diesen Fakt zu betonen. Und das ist so, obwohl Demirovic im Offensivpressing volle Kanne Gas gibt und sich mit seinem Körper in viele Duelle stellt. Auch das macht ihn extrem wertvoll.

Der Preis ist heiß

Wer Demirovic verpflichten will muss sich ins Zeug legen. Ich habe in meinem Freundes- und Bekanntenkreis schon seit dem Winter prognostiziert, dass King Demi uns im Sommer für 30+ Millionen verlassen wird. Für den FCA ist er in dieser Form jedenfalls wohl nicht zu halten. Wenn es so weiter geht, wird dieser Betrag deutlich überschritten werden. Warum? Offensivspieler, mit einem solch runden Profil sind Mangelware. Dazu geht ein Verein mit Demirovic kein Risiko ein. Den Entwicklungssprung hat er in Augsburg gemacht und auf den muss man nun nicht mehr wetten. Demirovic ist immer noch jung, aber kein unbeschriebenes Blatt.

Beim FCA kann man diese Personalie mit der größtmöglichen Geduld angehen. Es wird im Sommer mehr als einen Interessenten geben und man hat ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Dies ist der erste Fall seit langem, indem die Perspektive außerhalb Augsburgs deutlich überzeugender sein wird und man keine Steine in den Weg legen kann. Dafür wird man mit Gold entlohnt werden (mein Tipp ganz klar: Rekordtransfer; wenn man wirklich träumen will schau man sich die Konditionen des Nkunku-Transfers an, der im Alter von 25 Jahren von Leipzig nach Chelsea wechselte). Die spannendste Frage ist dabei aber doch: wohin führt Demirovic sein Team in dieser Saison noch?

Weiter, immer weiter

Gute Teams gewinnen die engen Spiele. Der FC Augsburg ist momentan ein gutes Team und er hat über ein Standard-Tor ein enges Spiel gegen Heidenheim gewonnen. Das ist der dritte Sieg in Folge. 32 Punkte sind es auf der Habenseite und 14 Punkte Vorsprung auf den Effzeh aus Köln, der momentan den Relegationsrang einnimmt. Neun Spiele sind noch zu spielen und damit max. 27 Punkte zu holen. Über den Abstieg muss man sich meiner Meinung nach keine Gedanken mehr machen.

Ade Tristesse

Marinko Jurendic wird vom kicker zitiert: „Wir bremsen gar nichts“. Was gibt es da auch zu bremsen? Man nimmt Sonntagvormittag noch einen Tabellenrang ein, der in der kommenden Saison die Qualifikation für die European Conference League bedeuten könnte. Ja, für alle die es noch nicht mitbekommen haben: Platz 8 könnte reichen. Dies liegt daran, dass Deutschland einen weiteren Champions League Platz erhalten könnte, wenn die deutschen Clubs in den Wettbewerben die nötigen Punkte holen. Dies liegt auch daran, dass der Pokalsieger sich ja auch qualifiziert und ein Champions League Teilnehmer den Pokal gewinnen könnte. Es gilt den richtigen Teams in den richtigen Wettbewerben die Daumen zu drücken.

Und der FCA ist mitten drin im Rennen. Nur zur Erinnerung: 2013/14 als es am Ende knapp nicht für Europa reichte, war man zu diesem Zeitpunkt der Saison 8. mit 38 Punkten, 2014/15 reichten die gleichen 38 Punkte sogar für Platz 6. In diesen Jahren musste man aber eben auch mindestens 7. werden, um international zu spielen.

Was ein Sprung

Spätestens nach diesen drei Siegen ist klar, dass sich der FCA deutlich verbessert hat, auch mit Blick auf die Ergebnisseite, im Vergleich zur Vorsaison. Letzte Saison standen 28 Punkte auf der Habenseite. Thorup hat mittlerweile in 18 Spielen 27 Punkte geholt, fast so viele wie Enno Maaßen in der letzten Saison bis zu diesem Zeitpunkt insgesamt.

Jurendic und Thorup unter Spannung. Die beiden sind in jedem Fall noch nicht fertig. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Jess Thorup holt seit seiner Ankunft im Schnitt 1,5 Punkte pro Spiel. Was mir aber viel mehr positive Emotionen entlockt? Wir stehen mittlerweile defensiv wieder sehr stabil. Defensive Stabilität war immer ein Kern für sportlichen Erfolg. Erst ist man lange dem ersten „zu Null“-Spiel hinterhergelaufen. Jetzt hat man gleich zwei Mal nacheinander zu null gespielt. Den Gegnern fällt es sichtlich schwer Chancen zu kreieren und der FCA hat mit der Rauten-Formation einen guten Weg gefunden, viel Zentrumskontrolle auszuüben. Wenn er es dann schafft, in Führung zu gehen und der FCA defensiv nachlegen kann, dann läuft man als Gegner gegen einen Viererblock aus Jakic, Gouweleeuw, Uduokhai und Rexhbecaj an. Offensiv fand man schon regelmäßig Wege zum Torerfolg. Defensiv lässt man nicht mehr viel zu. Das ist schon recht komplett in der Darbietung.

Und weiter geht’s

Jurendic sagte weiterhin zum kicker: „Wenn man in einem Flow ist, sollte man diesen aufrecht erhalten“. Yes, Baby. 1,5 Punkte im Schnitt führen bis zum Saisonende zu 45 Punkten und das wäre 2014/15, als wir uns für Europa qualifiziert haben, genug gewesen für Platz 8. Ob es dieses Jahr wieder reichen würde? Man weiß es nicht. Dieses Jahr liegt das Feld auf jeden Fall deutlich enger zusammen. In der letzten Saison hatte Mainz als 9. zum jetzigen Zeitpunkt bereits 37 Punkte.

Und selbst wenn man diese Saison noch nicht in europäische Sphären vorstoßen sollte, so hat sich doch die Perspektive in Augsburg mittlerweile geändert. 2013/14 hat man es auch nicht direkt geschafft. 2014/15 dann aber schon. Der FCA hat nun recht früh beste Planungsmöglichkeiten für die kommende Saison und ich bin gespannt, was Jurendic/Thorup mit einer ganzen Sommerpause. Es wird in jedem Fall immer einfacher, Spieler davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee ist, nach Augsburg zu wechseln. Es liegen in jedem Falle erstmal positive Perspektiven vor uns. Und in den kommenden Spielen die Vorfreude auf weitere positive Überraschungen und nicht die Angst vor akutem Abstiegskampf.

Historisch

Sonntagmorgen und es ist immer noch surreal. Der FC Augsburg hat gestern gegen Darmstadt 98 auswärts gespielt – in der ersten Bundesliga – und er hat dieses Pflichtspiel 6:0 gewonnen. Punkt.

Dieser Blog ist nun kein Medium, in dem jedes einzelne Spiel und Detail festgehalten wird. Wir benoten und bewerten nicht jede Kleinigkeit. Ich war gestern in Darmstadt und ich habe vor allem genossen, was uns da allen zusammen passiert ist. Jeden FCA-Fan, der mit einer gewissen Regelmäßigkeit auswärts fährt, hat der gestrige Tag für vieles entschädigt. Diejenigen, die vor 2 Wochen in Mainz waren, hatten noch weniger als alle anderen mit einem solchen Spiel gerechnet. Wir haben gestern miterlebt, wie ein Knoten platzt. Wie sich eine Schleuße öffnet. Wie eine Mannschaft den Flow findet. Wie alles klappt. Es war eines der geilsten Erlebnisse, das ich als Fußballfan je hatte. Es war fantastisch. Und dieses fantastische Erlebnis will ich festhalten und dokumentieren. Ich würde es wohl später sonst bereuen. Wer mag mit mir die Geschehnisse des gestrigen Tages erneut erleben?

Die Umstände

Es gehört auch immer Glück dazu. Gerade, um überhaupt nach Darmstadt zu kommen. Wir haben unsere Tickets im Gästeblock am ersten Tag es Mitgliedervorverkaufs gekauft und durften als eine Gruppe unter 1.500 Augsburger Anhängern dabei sein. Am Tag des Geschehens hätten die Umstände nicht besser sein können. 15 Grad und Sonnenschein am 02.03.2024. Die Anreise lief reibungslos mit der Bahn und den Shuttlebusen und als wir am Stadion ankamen, stellten wir zuerst einmal fest, wie das Stadion am Böllenfalltor umgebaut wurde. Ein Dach über dem Gästeblock. Kein altertümlicher Wall mehr. Mir gefällt es.

Es sei an dieser Stelle auch einmal festgehalten, dass dieser Tag, der nun fest in den FCA-Geschichtsbüchern einen Eintrag finden wird, in Darmstadt stattgefunden hat und nicht vor Ort bei einem der Retortenclubs dieser ersten Bundesliga. Auch dafür bin ich dankbar. Als ich vor dem Spiel meine Bratwurst in mich aufnahm, war ich frohen Mutes. Ich möchte festhalten, dass ich prophezeit hatte, dass es ein sorgloser und guter Tag werden würde. Ich hätte mir nicht erträumen können, was danach kam. Bei aller Träumerei, die Realität überstieg diese bei weitem.

Jubel, Trubel, Heiterkeit. (Photo by Thomas Lohnes/Getty Images)

Für mich persönlich waren es insgesamt glückliche Umstände. Die regelmäßigen Leser:innen dieses Blogs wissen, das ich in Frankfurt wohne. Darmstadt ist quasi ein Heimspiel für mich. Aber manchmal schafft man es trotzdem nicht zu diesen Spielen in unmittelbarer Nähe. Zwei Wochen zuvor gegen Mainz war ich verhindert (und hatte auch schon auf den platzenden Knoten gehofft). Basti, der auch in Mainz war, war vor dem Spiel in Darmstadt natürlicherweise misstrauisch. Zu Recht. Aber wie ich froh bin, dass ich persönlich genau in Darmstadt und nicht in Mainz war. Es gibt diese Fügungen.

Die Rückkehr des Philip Tietz

Den Beginn des Spiels kenne ich nur aus den Highlight-Videos. Wer euch erzählt, dass er dabei war und das erste Tor gesehen hat: es ist wahrscheinlich eine Lüge, zumindest unter denen die sich weiter oben im Gästeblock befanden. Ein Bengalo-Feuerwerk der Extraklasse hüllte uns zu Beginn des Spiels in roten und grünen Rauch. Kurz nach Anpfiff wurde gejubelt. Zack, nach einer Minute stand es schon 1:0. Wenn es läuft, dann läuft es.

Der Torschütze, der immer noch nicht weiß, warum der Ball so bei ihm landete, war, am Tag seiner Rückkehr ans Böllenfalltor, Philip Tietz. Ich möchte Philip Tietz hervorheben, weil er gestern symbolisches geleistet hat. Er hat auch eine Großchance versiebt. Touché. Nein, als der FCA schon deutlich in Führung lag, hat Philip Tietz weiterhin tief in des Gegners Hälfte im Offensivpressing zum Tackling an der Seitenlinie angesetzt. In der 85. Minute war er hellwach und belohnte sich mit einem zweiten Tor, nach schnell ausgeführtem Freistoß, für eine bockstarke Leistung von Anfang bis zum Ende. Eine Rückkehr wie aus dem Bilderbuch. Und symbolisch für das ganze Team am gestrigen Tag.

Darmstadt gebrochen

Insgesamt hat der FC Augsburg die Darmstädter Lilien am Stiel gebrochen gestern in dieser ersten Halbzeit. Darmstadt war irgendwann so verunsichert, dass sie Fehler um Fehler begingen. Der FCA hat sie fast alle eiskalt ausgenutzt. Nach dem Tietzschen 1:0 folgten das 2:0 durch Freddy Jensen nach Chip-Pass von Ruben Vargas, Ermedin Demirovic mit dem 3:0 durch die Beine des Darmstädter Tormanns nach eigener Balleroberung, Ruben Vargas mit dem linken Hammer ins Kreuzeck zum 4:0 nach Vorlage von Demirovic und erneut Demirovic nach Jensens fantastischer getimter Vorlage zum 5:0. Keine 30 Minuten gespielt. 30 Minuten, die wie ein einziger Highlight-Clip daherkommen.

Man könnte nun den ein oder anderen Spieler aus dieser Offensivriege hervorheben. Auch die öffnenden Pässe aus der Innenverteidigung, z.B. vor dem 5:0 durch Jeffrey Gouweleeuw, seien hier nicht unterschlagen. Der FCA machte mit Darmstadt über eine halbe Stunde lang, was er wollte. Demirovic brach im Verlauf der ersten Halbzeit einige Rekorde. Er steht nun bei 14 Saisontoren und stellte damit einen neuen Bundesligarekord für den FCA auf, genau wie seine 23 Scorer-Punkte ein neuer Bestwert sind. Demirovic ist ein Phänomen, dem ich zu gegebener Zeit separat einige Zeilen widmen werde. Aber auch Jensen und Vargas spielten fantastisch. Ach, wer mag da schon überhaupt was zum meckern finden.

Der Weg zum Clean Sheet

Selbst der gerne unkende Augsburger Fan war nach der ersten Halbzeit sicher, dass der FCA diese Partie in Darmstadt nicht mehr verlieren würde. Zumindest nicht mehr allzu hoch. Ja, wir feierten auf den Rängen eine einzige Party. Oh, wie war das wunderschön. Das Team von Jess Thorup wollte an diesem historischen auch die Serie ohne „zu Null“-Spiel beenden. Finn Dahmen wollte endlich einmal in der Bundesliga die Null halten.

Mehr Jubel, Trubel und Heiterkeit. (Photo by Thomas Lohnes/Getty Images)

Die Voraussetzungen in der zweiten Hälfte waren dafür auch sehr gut. Beide Mannschaften nahmen den Fuß vom Gas. Zu klar waren die Verhältnisse. Dennoch kam Darmstadt zu einer sehr guten Gelegenheit und Finn Dahmen war geschlagen. Und nun möchte ich einen weiteren Spieler hervorheben, dessen wieder mal gute Leistung – nach erneuter Einwechslung – an diesem Samstag vielleicht ansonsten im allgemeinen Jubel untergegangen wäre. Kurz vor der Linie klärte Arne Engels für den geschlagenen Dahmen den Ball zur Ecke. Engels sprintete vorher einmal Vollgas über den halben Platz und war sodann zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle. Im Defensivverhalten ist hier ein kleiner Lernerfolg zu erkennen. Dass es zusätzlich auch Engels war, der den Freistoß auf Tietz vor dem 6:0 schnell ausführte und so zu einer weiteren Torbeteiligung kam, alles beim Stande von 5:0, passt da sehr gut ins Bild. Dieses Team ist wahrlich ein funktionierendes Kollektiv.

Ausgelassen

So kam es dann dazu, dass nach dem Spiel viele Mitspieler Finn Dahmen zu seinem ersten „zu Null“-Spiel beglückwünschten. Ich hatte seit Wochen die Überschriftenidee im Kopf: „Ohne Clean Sheet nach Europa“. Von dieser verabschiede ich mich gerne, nicht aber von dem Traum nach mehr. Die Stimmung nach dem Spiel war berechtigterweise sehr ausgelassen und es gab die schönsten Bilder. Die Spieler zwangen das Trainer- und Funktionsteam mit auf die Knie bei der allgemeinen Feierei. Zeugwart Salvatore Belardo kniete Arm in Arm mit Cheftrainer Jess Thorup. Die Mannschaft feierte als Kollektiv und keiner wurde hervorgehoben.

Alle saugten jeden gemeinsamen Moment auf und genossen. Und so ist mir heute auch noch scheißegal, was als nächstes kommt. Als FCA Fans haben wir lange auf so ein richtiges Highlight warten müssen. Für heute zählt schlicht die Erkenntnis: Wie großartig können die Erlebnisse sein, die uns der Fußball beschert. Unglaublich und unfassbar.

Durchgestartet

Kristijan Jakic hat sich dem FC Augsburg Ende Januar auf Leihbasis angeschlossen und ist schon nach kurzer Zeit ein fester Bestandteil der Augsburger Elf geworden. Nach einem Kurzeinsatz gegen Gladbach steht er seit der Partie gegen den FC Bayern München in der Startelf und ist aus dieser nicht mehr wegzudenken. Nach dieser dann doch turbulenten Anfangsphase hat er sich zeitgenommen mit mir über seine ersten Eindrücke und die Ziele für den Rest der Saison zu sprechen.

Andy: Sechs Wochen bist Du mittlerweile in Augsburg. Magst Du für uns ein kurzes Zwischenfazit ziehen?

Kristijan: Mir geht es gut. Ich bin glücklich, wenn ich spielen kann und das ist momentan der Fall.

Andy: Bist Du selbst überrascht, dass Du so schnell zum Zug gekommen bist und auch so viel zum Einsatz kommst?

Kristijan: Es war schwierig für mich, weil es für mich bei der Eintracht in der Hinrunde nicht lief, wie gewünscht. Ich war verletzt und bin dann nicht mehr zum Zug gekommen. Mit Blick auf die Europameisterschaft im Sommer wollte ich in der Rückrunde nun unbedingt spielen, weil ich meinen Platz in der Nationalmannschaft zwischenzeitlich verloren habe. Trotzdem bin ich selbst für meine eigenen Ansprüche überrascht, wie gut es läuft.

Andy: Von Null auf Hundert in 10 Sekunden…

Kristijan: … aber so ein Typ bin ich. Ich kann mich schnell einfügen und habe keine Probleme mit neuen Situationen. Die Art des Fußballs des FCA passt sehr gut zu mir, denn wir spielen schnell und aggressiv und das ist auch das, was ich verkörpere und warum ich nach Augsburg kommen wollte.

Andy: Vor dem Wechsel nach Frankfurt hast Du mit Ante Rebic gesprochen. Mit wem hast Du gesprochen, bevor es nach Augsburg ging?

Kristijan: Mit Dion Beljo. Er ist mein Freund und als sich die Möglichkeit ergab haben wir darüber gesprochen. Er hat mich auch sehr nett willkommen geheißen und mir geholfen Fuß zu fassen.

Andy: Wie bist Du insgesamt in der Mannschaft angekommen?

Kristijan: Mein erster Eindruck war: Das ist ein sehr starkes, qualitativ hochwertiges Team. Ich habe mich gewundert, warum die Mannschaft in der Tabelle nicht besser dasteht und freue mich jetzt mitanzupacken, möglichst viele Punkte zu sammeln. Wir stehen nach dem letzten Sieg gut da und müssen nun nachlegen.  

Andy: Wie kann es mit so einer guten Truppe zu so einem Spiel wie in Mainz kommen?

Kristijan: Wir haben nicht getan, was wir hätten tun sollen. Wir haben Duelle verloren und sind nicht ins Spiel gekommen. Dazu kommt ein bisschen Pech bei der ein oder anderen Entscheidung, weil wir z.B. keinen Elfmeter bekommen haben. Aber das passiert. Dafür konnten wir gegen Freiburg nun wieder eine gute Leistung abrufen und gewinnen.

Andy: Auch gegen Darmstadt wird es eine schwere Auswärtspartie.

Kristijan: Ja, definitiv. Aber wenn wir wieder eine Leistung wie gegen Freiburg abrufen können, dann werden wir gewinnen.

Andy: In Augsburg spielst Du als Sechser in einem Mittelfeld mit Raute. In Frankfurt hast Du viele Positionen bekleidet. Welche Rolle präferierst Du selbst?

Kristijan: Die Rolle des einzelnen Sechsers ist meine Lieblingsposition. Ich kann mich auf die Mitte des Feldes konzentrieren und hier meine Stärken ausspielen, in dem ich mich nicht zu sehr um die Abdeckung der Flügel kümmern muss.

Kristijan Jakic ist direkt gefordert beim FCA und überrascht positiv. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Andy: Man erkennt auch im Spielaufbau, wie Du hier unterschiedliche Aufgaben übernimmst. Gegen Freiburg hast Du dich auch regelmäßig zwischen die Innenverteidiger fallen lassen. Wie siehst Du hier deine Aufgaben?

Kristijan: Die Aufgabenstellung im Spielaufbau variiert mit dem Gegner. Freiburg hat mit zwei Stürmern gespielt und somit habe ich mich nach hinten bzw. zur Seite fallen lassen, um im Spielaufbau zu unterstützen. Dies kann in den nächsten Spielen schon wieder anders aussehen.

Andy: Wie viel von den Anforderungen an dich kanntest Du vor dem Wechsel? Hast Du länger mit Jess Thorup gesprochen, bevor Du nach Augsburg kamst?

Kristijan: Nein, nur kurz, denn die Gespräche haben mich überzeugt. Wir haben eine gute halbe Stunde über den Verein, aber auch mich und meine Ziele gesprochen, bevor der Transfer finalisiert wurde. Ich hatte von Anfang an ein sehr gutes Gefühl.

Andy: Wie bist Du ansonsten in der Stadt angekommen? Wohnst Du noch im Hotel oder hast Du Dir eine Wohnung gesucht?

Kristijan: Ich bin nach fünf Tagen im Hotel in eine Wohnung gezogen, die ich von einem Mitspieler übernommen habe, der für die Rückrunde verliehen wurde. Es ist wichtig für mich, einen Rückzugsort zu haben, an dem ich abschalten kann. Das ist im Hotel nicht immer so einfach.

Andy: In Bezug auf deine Mentalität bin ich über einen interessanten Begriff gestolpert. Magst Du mir einmal erklären, um was es sich bei der Imotski-Mentalität handelt?

Kristijan: Das ist schwierig, für Menschen, die nicht aus Imotski kommen. Imotski ist die Kleinstadt aus Kroatien, aus der ich stamme. Die Menschen aus dieser Stadt sind dafür bekannt, dass sie Widerstände überwinden und keine Ausreden akzeptieren. Wir sind ein bisschen verrückt. Wir geben immer unser bestes und setzen uns hohe Ziele.

Andy: Und wohin führt dich und den Verein diese Imotski-Mentalität?

Kristijan: Mich hoffentlich zur Europameisterschaft mit Kroatien. Zusätzlich will ich gesund bleiben und für danach, liegt es nicht in meinen Händen. Augsburg hat eine Kaufoption und ich weiß noch nicht, ob sie gezogen wird. Der Verein hat sich vorgenommen in den nächsten Jahren immer wieder in die TOP10 zu kommen. Ich will noch höher hinaus und in die TOP6. Ich will die Latte immer etwas höher legen. Das ist mein persönliches Ziel.

Andy: Ich bin ja auch ein Fußballfan der Träume hat und würde mich freuen, wenn das klappt. Auf diesem Weg das Allerbeste für den Rest der Saison.

Wird Leistung belohnt?

Wenn man die Mannschaftsaufstellung von Jess Thorup beobachtet, dann ist schnell ersichtlich, dass er regelmäßig immer wieder den gleichen Spielern vertraut. Im Spiel gegen Freiburg musste er zwar in der Innenverteidigung Maxi Bauer für Jeffrey Gouweleeuw auf Grund von Jeffs Gelbsperre einsetzen. Ansonsten war es ein gewohntes Bild. Freddy Jensen kam rechts in der Raute zum Zug, Elvis Rexhbecaj links und Ruben Vargas vorne. Ob wir genau diese Rautenbesetzung in Darmstadt wiedersehen? Manch Spieler lieferte Argumente dagegen:

Arne Engels

Offensiv ist Arne Engels besonders veranlagt. 3 Tore und 3 Vorlagen stehen bei 960 Einsatzminuten in dieser Saison zu Buche. Zweimal sorgte er mittlerweile für den spielentscheidenden Treffer. Am Sonntag markierte der belgische Jungspund mit einem humorlosen Abschluss den Siegtreffer der Augsburger. Entscheidend cool für einen 20jährigen. Mal wieder. Das ein oder andere gruppentaktische, defensive Detail ist noch verbesserungswürdig, aber am Ende kommt es wohl gegen Darmstadt auch darauf an, wie man das Bollwerk der Darmstädter knacken will.

Im Vergleich dazu hat Elvis Rexbehcaj bei ca. doppelt so vielen Einsatzminuten nur 2 Tore beigesteuert. Bei Freddy Jensen stehen bei 1074 Einsatzminuten auch 5 Torbeteiligungen auf dem Konto. Bei einer offensiven Ausrichtung hätten Jensen und Engels hier die Nase vorn.

Arne Maier

Mit Arne Maier drängt ein zweiter Spieler für das Spiel gegen Darmstadt in die Startelf. Auch er hat nach seiner Einwechslung gegen Freiburg für einige offensive Momente gesorgt und hätte selbst fast ein Tor geschossen. Schon gegen Bochum hatte er entscheidenden Anteil an der Aktion, die zum Ausgleich führte. Die Qualität seiner Abschlüsse und seiner Pässe und Spieleröffnungen ist in jedem Fall etwas, was ihn von den Konkurrenten abhebt. Gerade im Passspiel und unter Druck findet Maier sehr gute spielerische Lösungen.

Arne Maier auf dem Weg nach vorne. Am Samstag in Darmstadt auch von Anfang an? (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Bei Maier stellt sich die Frage, auf welcher Position er am besten eingesetzt werden sollte. Er könnte sowohl auf der 8 aber auch auf der 10 spielen, und stellt sowohl eine Alternative für die o.g. Spieler als auch Ruben Vargas dar. Bei Vargas bleibt der statistische Impact hinter den Erwartungen zurück. Erst ein Tor und eine Vorlage stehen auf dem Zettel. Arne Maier hätte sich aus meiner Sicht seine Chance verdient.

Wünsch Dir was

Auch Niklas Dorsch war am Sonntag am Ende wieder auf dem Platz und will mehr spielen. An Kristijan Jakic scheint es aber auf der zentralen Position vor der Abwehr kein Vorbeikommen zu geben. Ist Dorsch eine Alternative auf den 8er Positionen? Der Trainer muss sich etwas einfallen lassen und es ist wahrlich kein einfaches Puzzle.

Rein von außen wünsche ich mir für das Spiel gegen Darmstadt, dass Arne Maier seine Chance in der Startelf erhält. Gerade er ist für mich für das Darmstadt-Spiel ein Spieler, der durch seine spielerischen Möglichkeiten den Unterschied machen kann. Engels darf dann gerne wieder früh eingewechselt werden, wenn der Gegner schon unter der Abnutzung zu leiden hat. Engels ist als Joker eine echte Waffe. Die Besetzung im Mittelfeld bleibt über die nächsten Spiele spannend. Gelbsperren werden für zusätzliche Rotation sorgen und als Gegner würde mich das momentan eher beunruhigen. Ja, der FCA hat in diesen Bereichen sehr starke Spieler zur Verfügung. Und die wechselnden Konstellationen können für ein Überraschungselement sorgen.

Und Jess Thorup? Der muss dafür sorgen, dass alle sein Vertrauen spüren. Auch Spieler wie Pep Biel, der hier nun gar nicht aufgelistet wurde. Er muss aber auch dafür sorgen, dass die beste Mannschaft spielt. Solange er die Spiele gewinnt, schreiben wir über Luxusprobleme. Am Ende kommt es somit vor allem darauf an, sportlich Lösungen zu finden – zusammen. Und am Ende werden wir durch die Unwägbarkeiten des Fußballs auf die Beiträge vieler Spieler angewiesen sein. Gut, dass sie alle da sind.

Aus dem Tritt gekommen

Gegen Mainz letzten Samstag war kein schöner Tag für FCA Fans. Die Ausgangslage war klar vor dem Spiel gegen den Tabellen-17.: 3 Punkte sollten es sein. Am Ende lieferte die Mannschaft von Jess Thorup ein Spiel ab, das man gerne schnell wieder vergisst. Die 3 Punkte wird man hoffentlich am Ende der Saison nicht vermissen. Mit auf dem Platz war mal wieder Elvis Rexhbecaj, der nicht nur auf dem Rasen ein Dauerbrenner ist, seit er in Augsburg ankam. Auch neben dem Platz steht er in kritischen Phasen Rede und Antwort, wie jetzt mir in dieser Woche.

Andy: Jess hat auf der PK vor dem Mainz-Spiel gesagt, dass intern ambitionierte Ziele kommuniziert sind und jeder weiß, worauf es ankommt. Welche Ziele habt ihr als Team?

Elvis: Es ist viel möglich und alles eng beisammen. Wir sehen ja, wie schnell Teams nach oben oder nach unten rutschen können. Wenn Du zweimal gewinnst, dann bist Du gleich wieder oben dran. Wir haben uns vorgenommen, unsere Leistung konstant abzurufen und Punkte zu sammeln. In der Rückrunde haben wir sehr gute Spiele abgeliefert, aber wir haben teilweise nicht genug Punkte gesammelt. Und dann schauen wir wofür das reicht.

Andy: Nun hat das gegen Mainz nicht geklappt.

Elvis: Mainz war nach dem Auswärtsspiel in Bremen mal wieder so ein Tag, an dem zu viele Spieler nicht auf ihr Leistungsniveau gekommen sind und in dem wir das, was wir uns vorgenommen hatten, nicht umgesetzt bekommen haben. Mainz hat es einfach gehalten und uns in die Bredouille gebracht. 

Andy: Diese inkonstanten gibt es jetzt beim FCA schon länger. Wann hast Du das für dich gegen Mainz gemerkt, dass das an dem Tag nichts wird?

Elvis: Es ist ja nicht so, dass wir in das Spiel gegangen sind und schon gedacht hätten, es läuft nicht. Wir haben dann in der ersten Halbzeit immer wieder spielerisch versucht Lösungen zu finden, anstatt auch mal einen Ball hinter die Kette zu spielen. Und dann haben wir in der Anfangsphase immer wieder die gleichen Fehler gemacht und diese nicht abgestellt bekommen. In der zweiten Halbzeit ging es dann so weiter und am Ende haben wir verdient nichts mitgenommen. An solchen Tagen klappen die einfachen Dinge nicht und irgendwann verkrampfst Du dann. Du willst es dann zu sehr und es wird einfach nichts.

Andy: Im Nachgang wurde öffentlich, dass es in der Halbzeit laut zuging und Jess auch laut wurde. Wie hast Du das wahrgenommen?

Elvis: Das war jetzt für mich nicht das erste Mal, auch wenn es unter Jess das erste Mal war. Auch wir Spieler sind übrigens laut geworden, weil wir ja selbst nicht mit der Leistung in der ersten Halbzeit zufrieden waren. Von daher hat mich das nicht irritiert.

Andy: Warum ist es euch dann nicht gelungen, nach der Halbzeit den Schalter umzulegen, wie das z.B. gegen Gladbach der Fall war?

Elvis: Du kannst das Spiel gegen Mainz nicht mit dem Gladbach-Spiel vergleichen. Wir haben gegen Gladbach in der Anfangsphase gut gespielt und sind dann – auch durch die Unterbrechungen – etwas aus dem Tritt gekommen. Gegen Mainz haben wir schon am Anfang nicht in die Partie gefunden und auch nach der Halbzeit nicht. Da wurde dann in der zweiten Halbzeit unterbrochen, aber auch das hat uns nicht geholfen. Gegen Gladbach konnten wir uns schlicht nach der Halbzeit durch unsere Tore selbst für unsere gute Partie belohnen. Gegen Mainz haben wir die erste schlechte Partie seit dem Auswärtsspiel gegen Bremen abgeliefert.

Andy: Mainz war aber – bei allem Respekt – auch ein anderer Gegner als Gladbach? 

Elvis:  Der Tabellenplatz von Mainz bedeutet ja nicht, dass die nichts können. Die haben gegen Bremen ein Spiel auf ein Tor abgeliefert und fragen sich heute noch, wie sie das verloren haben. In der Bundesliga darfst Du keinen Gegner unterschätzen. Gegen Mainz kannst Du schon verlieren, aber die Art und Weise hat schlicht am Wochenende nicht gepasst.

Gegen Elvis in den Zweikampf zu gehen? Unangenehm. Nach dem Spiel zu plaudern? Sehr gerne. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Andy: Wie war nun die Aufarbeitung nach dem Spiel?

Elvis: Wir haben uns am Sonntag unsere Fehler gemeinsam angeschaut und Jess hat auch am Mittwoch nochmal etwas dazu gesagt. Uns ist klar, dass die Art und Weise nicht akzeptabel war. Wir wissen aber prinzipiell was wir können, arbeiten im Training sehr intensiv und lassen uns durch diese Partie nicht verunsichern. Jetzt liegt der Fokus auf dem Heimspiel gegen Freiburg.

Andy: Wie schätzt Du Freiburg ein?

Elvis: Freiburg ist ein gestandenes Bundesligateam. Sie sind in einigen Bereichen sehr gut, müssen sich aber ihre Punkte dieses Jahr auch erarbeiten, weil sie sich schwerer mit dem Ball tun als vielleicht noch in der Vorsaison. Ich erwarte ein enges Spiel auf Augenhöhe, in dem sich die Mannschaften vielleicht auch über weite Strecken neutralisieren. Und dann müssen wir natürlich aufmerksam sein, weil Freiburg mit Grifo einen exzellenten Standardschützen hat und gerade solche Aktionen in diesem Spiel dann entscheidend sein können.

Andy: Taktisch hat sich seit dem Winter geändert, dass ihr nun mit einer Mittelfeldraute spielt, um das Zentrum zu stärken. Wo siehst Du hier die wesentlichen Unterschiede zu vorher?

Elvis: Wir haben damit nun eine offensivere Ausrichtung, da sich direkt 5 Spieler offensiv einbringen können. Einer von Jess Grundsätzen ist ja das „Offensive Mindset“ und das spiegelt sich hier wieder. Für mich persönlich ändert sich dort nicht allzu viel, nachdem ich vorher auch schon die eher offensiv ausgerichtete Rolle im 6er-Raum übernommen habe. Ich versuche mich weiter immer reinzuhängen und alles zu geben.

Andy: Wie siehst Du deine eigene Rolle im Team, nachdem Du in der Truppe ja mit die meisten Bundesligapartien auf dem Buckel hast und einer der Erfahrenen bist?

Elvis: Für mich war es bisher immer wichtig zu spielen und meine Zeit in der Bundesliga zu nutzen und ich habe in Wolfsburg, Köln und Bochum immer viel Spielzeit erhalten. Davon profitiere ich jetzt. Auf dem Platz bin ich ja eine andere Person als abseits des Platzes. Auf dem Platz seht ihr mich emotional und aufgedreht. Abseits des Platzes bin ich ein ruhiger und freundlicher Typ. Ich kann kritische sportliche Situationen durch meine Erfahrung einordnen und bin dankbar für meinen Job. Ich weiß es sehr zu schätzen, Bundesliga zu spielen und gebe jüngeren Spielern auch gerne eine Hilfestellung, wie sie mit Situationen umgehen können.

Andy: Und nach 1,5 Jahren bist Du mittlerweile in Augsburg heimisch geworden?

Elvis: Es ist in Augsburg sogar besser als erwartet. Klar, sportlich habe ich Vertrauen und Spielzeit erhalten und bin dafür dankbar. Abseits des Platzes hat man im Norden vielleicht schon das ein oder andere Vorurteil über die Bayern. Spaß beiseite. Die Stadt ist toll, ich wohne zentral und weiß die Lebensqualität sehr zu schätzen.

Andy: Ich mag mich für deine offene, zugängliche Art heute bedanken und wünsche viel Glück für Sonntag.

Elvis: Danke Dir.

Jetzt kommt es darauf an

5 Spiele hat der FC Augsburg nach der Winterpause gespielt und 5 Punkte geholt. Was erstmal nicht nach einer riesen Ausbeute klingt, ist angesichts der Gegner genau im Erwartungshorizont. Ein einfaches Spiel war nicht dabei. Platz 11 nach 21 Spielen mit 23 geholten Punkten sind beachtlich. Wenn man den missglückten Start in die Betrachtung einbezieht, ist die sportliche Positionierung stark.

Wohin jetzt?

Man kommt nicht umhin sich zu fragen, was das mit dem FC Augsburg in dieser Saison noch wird. Ich habe Trainer Jess Thorup auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Mainz direkt zu dem Ziel des Teams basierend auf dieser Ausgangssituation gefragt. Es schien, als ob er mit der Frage so nicht gerechnet hätte. Man will weiter von Spiel zu Spiel schauen. Nun als erstes gegen Mainz auswärts gewinnen.

Ich habe darauf hin nachgefragt, ob er nicht befürchtet, dass es auf Grund der tabellarischen Situation zu einem Druckabfall kommen könnte. Jess Thorup stellte darauf hin klar, dass intern sehr wohl ambitionierte Ziele vorhanden wären und jeder Spieler wüsste, worum es insgesamt geht. Also: Intern gibt es sehr wohl einen klar formulierten Anspruch und eine Zielsetzung für die Saison. Nur nach außen kommunizieren wird man diese nicht, um sich keinen zusätzlichen Druck zu machen. Und so wie wir Jess Thorup kennengelernt haben, geht der Blich intern sicher nicht nach unten.

Wer nach oben will…

… der muss auswärts gegen Mainz gewinnen. Ich gehe sogar noch weiter. Es muss dem FCA gelingen, gegen Mainz nicht nur zu gewinnen, sondern den Mainzern ihr Spiel aufzuzwingen. Intensiv, im Pressing und Abschluss. Das bedeutet auch, dass sich der FCA endlich mal keine Aussetzer in der Defensive z.B. bei Standardsituationen erlauben darf.

Wenn es nach oben gehen soll, gilt es die letzten Unsicherheiten z.B. bei Finn Dahmen und den hohen Bällen abzustellen. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Es ist seit einer ganzen Weile erstmal wieder ein richtungsweisendes Spiel. Darmstadt war heimstark, eklig. Mainz hat zwar jetzt einen neuen Trainer, aber die Zeit war kurz und die Tabelle spricht für sich. Es kann keine Ausreden geben.

Das beste Team

Jess Thorup ist dabei ein Trainer, der – obwohl er immer wieder die Bedeutung des Konkurrenzkampfs in der Mannschaft für die Entwicklung der Spieler betont – grundsätzlich seiner Stammelf vertraut. Er hat im Zuge der Pressekonferenz hier auch betont, dass es nicht darum geht, einzelnen Spielern Minuten aus pädagogischen Gründen zu geben, sondern das beste Team auf dem Rasen zu haben. Man mag sich fragen, ob das beste Team gegen Leipzig auch das beste Team gegen Mainz ist. Die Gegner verfolgen unterschiedliche Ansätze und vielleicht ist nicht mehr das gleiche Personal das passende?

In jedem Fall wird es für Jess Thorup entscheidend sein, ein Team auf den Rasen zu schicken, dass auch in der ersten Halbzeit auswärts die Oberhand gewinnen und in Führung gehen kann. Gerade auswärts war die Herangehensweise dann doch eher abwartend in den letzten Spielen und man ist grundsätzlich immer in Rückstand geraten. Mit oder ohne Wechsel in der Aufstellung: das gilt es zu ändern.

Euphoriewelle am Start?

Lieber niedrige Erwartungen setzen und diese dann übertreffen. Da bin ich ja gerne dabei. Ab einem gewissen Punkt wird Tiefstapelei aber nicht mehr glaubwürdig sein. Ich hoffe, der FCA kommt sehr schnell an diesen Punkt. Ich blicke schon seit einiger Zeit sehr positiv auf die sportliche Entwicklung unter Jess Thorup und wenn der FCA jetzt, in den Spielen gegen potentiell schwächere Gegner, weiter fleißig Punkte sammelt, wird die Saison sich vielleicht sowieso verselbstständigen. Endlich mal kein Abstiegskampf. Endlich mal genießen und feiern.

Heute gegen Mainz wird sich zeigen, ob dieses Team in der Lage ist, seine Hausaufgaben zu erledigen. Ich bin schon seit Tagen angespannter als sonst. Ja, es ist nur ein Spiel. Ein Spiel, das wie kaum eines interessant ist, um zu sehen, ob wir uns selbst etwas vorgemacht haben. Oder, ob wir träumen dürfen.

Auf dem Weg zur Stabilität

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Wenn man auf den FC Augsburg schaut, dann war es in den letzten Jahren immer so, dass irgendetwas war, was den nachhaltigen sportlichen Erfolg verhinderte. Über viele Jahre lief es nicht gut. Es kumulierte, bis letztes Jahr das Team auf Schützenhilfe angewiesen war, um die Klasse zu halten. Trainer kamen, Trainer gingen. Leistungsträger sahen ihre Zukunft bei anderen Clubs. Eine allgemeine Unzufriedenheit war an allen Ecken zu erkennen, nur zu beheben wusste sie lange keiner.

Momentan ist das anders. Ja, man kann an manchen Stellen weiter konstruktiv Kritik üben (wie ich es ja regelmäßig mit Blick auf die Durchlässigkeit vom NLZ zu den Profis tue). Was will man an den im Tagesgeschäft beheimateten Themen groß kritisieren? Dass man gegen heimstarke Bochumer nur 1:1 gespielt hat? Um was es jetzt geht: Stabilisierung. Der FCA muss jetzt zeigen, dass er regelmäßig sportlich überzeugen kann, damit endlich Ruhe einkehrt. Die Voraussetzungen hierfür sind besser denn je.

Beste Voraussetzungen

Ich hatte gefordert, dass der Kader im Winter einen Umbau braucht. Von mir war klar formuliert, dass der FCA mindestens 6 Spieler abgeben soll. Dazu rechnete ich mit 1-2 qualitativ hochwertigen Neuzugängen. Marinko Jurendic legten hier Punktlandungen hin. Sieben Spieler, die in der Hinrunde kaum bis keine Rolle gespielt hatten, verließen den Verein für immer oder zumindest für die Rückrunde. Mit Jakic und Pep Biel kamen zwei Neuzugänge, die beide schon zeigen durften was sie können.

Hervorzuheben ist an dieser Stelle auch, dass der FCA keinen Leistungsträger abgegeben hat. Ruben Vargas, der mit der Fiorentina in Verbindung gebracht wurde, blieb schlussendlich, nachdem man immer wieder von unterschiedlichen Angeboten lesen konnte. Und bei den Top-Leistungsträgern wie Ermedin Demirovic kamen noch nicht einmal Gerüchte auf. Mit Jeff Gouweleeuw konnte man einen Dauerbrenner der Hinrunde und eine Stütze des Teams sogar für mindestens eine zusätzliche Saison binden. Arbeit für alle zusammen bleibt trotzdem.

Jakic brachte zusätzliche Qualität, jetzt müssen alle das Maximum aus sich herausholen. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Weitere Verbesserungen notwendig

Standard-Trainer Lars Knudsen, der nun im Winter zusätzlich zum Trainerteam hinzugestoßen war, beurteilen wir nun mal nicht an seinem kurzfristigen Erfolg. Man kann offensiv die ein oder andere neue Variante, gerade auch bei den Ecken, erkennen, zählbares brachten diese Veränderungen aber noch nicht ein. Und auf der Gegenseite spielt der FCA weiterhin nicht zu null, weil die anderen Teams zumindest über Standards im Moment regelmäßig zum Erfolg kommen. Als Bochumer Stürmer konnte man sich nur wundern, wie der Ball nach einer Ecke so wundervoll den Weg fand und dann auch noch der Platz für den Seitfallzieher da war. Was ein Loch mitten im Sechzehner. An der Standardverteidigung arbeiten wir dann unter der Woche noch einmal.

Auf der anderen Seite hat der Kader nicht nur in der Spitze eine gute Qualität, sondern auch eine Breite. Von Konkurrenzkampf ist da zu lesen. Jess Thorup hat auf der anderen Seite seine Stammelf gefunden, von der nun nicht mehr abzuweichen scheint. Jakic für Dorsch ist der Verletzung von Niklas zuzuschreiben. Ansonsten ist die erste Elf des FCA absolut berechenbar. Auf der anderen Seite muss der ein oder andere Spieler aus der zweiten Reihe seine Chance bekommen, wenn er auf sich aufmerksam machen kann. Wie viel mehr soll z.B. ein Arne Maier tun, als einen Schuss an den Pfosten zu setzen und mit seinem Abschluss für den Elfmeter zu sorgen, um mehr Einsatzzeit oder auch eine Chance von Anfang an zu bekommen? Trotz Kaderausdünnung wird es Unruhe geben, wenn das Leistungsprinzip durch festgefahrene Rollen nicht mehr gilt. Hier wird es in den nächsten Wochen darauf ankommen, das Gleichgewicht zwischen festen Routinen und notwendigen Wechseln zu finden.

Kleinigkeiten

Die Bundesliga bleibt eine Liga in der Nuancen über den Ausgang von Partien entscheiden. Gerade die Interpretationen im Nachgang einzelner Partien bleiben spannend. Ich habe gestern an mancher Stelle gelesen, wie enttäuschend der Auftritt des FC Augsburg in Bochum gewesen sei. Das sehe ich nicht so. Bochum ist ein Team, dass versucht einen – ähnlich wie wir selbst – über intensives Spiel aus dem Konzept zu bringen. Das ist ihnen nicht gelungen. Man mag sich als FCA-Fan fragen, warum es bis zur zweiten Halbzeit brauchte, bis der FCA das Heft des Handelns übernahm. Ab dann war es bis zum Bochumer 16er flüssig. Am Ende stand ein höherer xG-Wert auf unserer Seite, genau wie mehr Abschlüsse und Ecken. Die Abschlüsse waren nicht zwingend und der Ausgleich am Ende war glücklich, aber mitnichten unverdient. Bei einem anderen Spielverlauf wäre hier mehr drin gewesen. So heißt es darauf aufbauen und weitermachen. Und eben nicht wieder in Rückstand geraten. Oder unruhig werden. Der FCA ist – wenn er sich nicht irritieren lässt – auf dem Weg zur Stabilität.

Wichtig: Offensive Freiheiten

Kurz vor Ende der Transferphase im Sommer kam mit Kevin Mbabu ein Spieler für die rechte Seite zum FCA. Die rechte Abwehrseite wurde im Umfeld des Vereins schon vorher als Problemzone identifiziert, ohne dass der FCA früher im Sommer Vollzug hätte vermelden können. Mbabu ist nun für 1 Jahr aus Fulham ausgeliehen und hat ein wenig gebraucht, um in Form zu kommen. Mittlerweile hat er starke Leistungen abgeliefert und es war nun vor dem Spiel gegen Leipzig ein guter Zeitpunkt für ein Zwischenfazit mit Kevin selbst.

Andy: Hallo Kevin, war das Auswärtsspiel in Bochum mit dem Wetter und den Bedingungen vor Ort das härteste Match bisher in dieser Saison?

Kevin: Es war schwer, aber das wussten wir vorher. Bochum ist eines der schwersten Auswärtsspiele. Die Bedingungen waren schwierig und es war sehr zweikampfintensiv mit vielen hohen Bällen. Wir haben alles gegeben und können unter den Umständen mit dem Punkt zufrieden sein.

Andy: Wie sehr nerven diese Rückstände? Ich kann mich spontan nicht erinnern, wann ihr mal nicht in Rückstand geraten seid?

Kevin: Ja, das ist schwierig. Einerseits können wir immer wieder zeigen, dass wir als Mannschaft mit diesen Situationen umgehen können. Andererseits wären wir auch tabellarisch noch erfolgreicher, wenn wir nicht immer in Rückstand geraten würden.

Andy: Und dazu immer wieder Standards. Wie oft trainiert ihr mittlerweile jede Woche Standardverteidigung?

Kevin: Seit Lars Knudsen (der neue Standardtrainer, Anm. d. Red.) hier ist, trainieren wir diese Situationen 2-3mal pro Woche. Er kann jetzt auch nicht schlagartig alles ändern, aber wir sind dran und ich gehe davon aus, dass wir uns hier verbessern werden. Wir lassen ansonsten wenig Chancen zu, daher ist es umso bitterer.

Kevin Mbabu ist ein mittlerweile ein Aktivposten für den FC Augsburg (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Andy: Offensiv war das nicht ganz so zielstrebig, wie in den Partien zuvor, in denen Du jeweils eine Vorlage beisteuern konntest. Woran lag es, dass die Flanken diesmal nicht angekommen sind?

Kevin: Bochum hat sehr kopfballstarke Innenverteidiger und hat die letzten 25 Minuten auch mit drei Innenverteidigern gespielt. Da war es schwer durchzukommen.

Andy: Nichtsdestotrotz finde ich persönlich, dass Du momentan deine besten Spiele für den FCA bisher spielst. Wie kommt es?

Kevin: Ich habe am Anfang etwas Zeit gebraucht um anzukommen und meine Form zu finden und dann war ich im Verlauf der Hinrunde ja auch kurz verletzt. Seitdem spiele ich aber regelmäßig und wir als Mannschaft finden immer mehr zusammen. Ich glaube auch, dass ich noch nicht am Maximum bin. Den besten Kevin habt ihr noch nicht gesehen.

Andy: Du warst verletzt bei Jess Thorups Einstand. Was hat er seitdem gemacht, das euch als Team vorangebracht hat?

Kevin: Er hat eine sehr offene Art zu kommunizieren und seine Tür ist immer offen. Wir bekommen auch nach jedem Spiel direktes Feedback von ihm. Er hat es so geschafft, dass wir unsere Mentalität wiederfinden und als Team füreinander da sind.

Andy: Für dich hat sich ja auch taktisch etwas geändert, nachdem ihr wieder dauerhaft zur Viererkette zurückgekehrt seid. Eine Umstellung für dich?

Kevin: Das ist mir prinzipiell egal. Ich bin da flexibel genug. Was für mich wichtig ist, dass ich offensiv Freiheiten habe. Ich darf mit Freddy und Ruben die Positionen tauschen, wenn wir in Ballbesitz sind.

Andy: Auch defensiv hat sich etwas geändert. Wie sehen die Veränderungen aus deiner Sicht aus?

Kevin: Wir haben zu viele Gegentore durchs Zentrum kassiert und entsprechend hat der Trainer die Formation angepasst, so dass wir im Zentrum nun stabiler stehen. Wir haben insgesamt zu einer stabileren Struktur gefunden und trainieren im Training auch oft Verteidigung in Unterzahl, um auf diese Situationen im Spiel gut vorbereitet zu sein. Jetzt müssen wir dann aber auch endlich mal zu null spielen.

Andy: Defensiv verteidigt ihr nun auch nicht mehr so Mann-orientiert sondern mehr im Raum. Liegt Dir das mehr?

Kevin: Ja, total. Das ist das, was ich und meine Kollegen den Hauptteil der Profikarriere über gemacht haben und wir kommen damit besser klar. Wir können so auch besser als Kollektiv verteidigen.

Andy: Du scheinst insgesamt gut in Augsburg angekommen zu sein und gerade auch recht zufrieden. Im Winter kamen Gerüchte über einen Wechsel zu Feyenoord Rotterdam auf. Hast Du dich damit überhaupt beschäftigt?

Kevin: Für mich war es kein Thema im Winter zu wechseln. Eine Leihe gegen eine andere zu tauschen hat mich überhaupt nicht interessiert. Mit Jure war klar abgesprochen, dass wir ein 1 Jahres-Projekt zusammen haben, damit ich wieder Spielpraxis sammeln und in Form kommen kann.

Andy: Was sind nun deine Ziele mit dem FCA und persönlich bis zum Rest der Saison?

Kevin:  Wir setzen uns ambitionierte Ziele, um das Maximum aus uns herauszuholen. Ich selbst will weiter gute Leistungen abliefern und noch 4-5 Assists sammeln. Und im Sommer dann mit der Nationalmannschaft zur EM.

Andy: Danke Kevin für die vielen aufschlussreichen Einblicke und viel Erfolg bei der Zielerreichung.

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