0:0 in Fürth: Der Blick bleibt unten

Es gibt wenige Spiele, in denen der FC Augsburg als Favorit antritt. Die Partie in Fürth gehörte dazu – obwohl hier rein tabellarisch der 18. auf den 16. traf und Coach Markus Weinzierl die Favoritenrolle im Vorfeld beiseite schob. Er sollte Recht behalten. Wie ein Favorit, traten die Augsburger wahrlich nicht auf.

Weinzierl veränderte seine Startelf auf vier Positionen. Der gegen Leipzig gelbgesperrte Jeffrey Gouweleeuw kehrte in die Innenverteidigung zurück, sodass Robert Gumny (für Raphael Framberger) hinten rechts begann. Außerdem belohnte Weinzierl die gegen RB belebend wirkenden Arne Maier und Mads Pedersen sowie Torschütze Daniel Caligiuri mit einem Startelfeinsatz (für Jan Moravek, Fredrik Jensen und Ruben Vargas). Im Sturm begann der wieder genesehne Andi Zeqiri anstelle von Michael Gregoritsch.

Spielerische Magerkost

Das Tabellenschlusslicht aus Fürth bemühte sich früh darum, das Spiel an sich zu reißen. Die Partie spielte sich in der Anfangsviertelstunde hauptsächlich in der Augsburger Hälfte ab. 70 Prozent Ballbesitz für das Kleeblatt in den ersten 15 Minuten. Echte Torchancen waren jedoch Mangelware. Den ersten nennenswerten Abschluss hatte der FCA, als Oxford nach einer Maier-Ecke knapp über den Kasten köpfte (17.). Fürth blieb die aktivere Mannschaft, verpasste es aber, ihre Offensivaktionen sauber auszuspielen. Wie etwa in der 22. Minute als Dorsch im Sechzehner vor dem einschussbereiten Tillman klären konnte.

Es entwickelte sich eine intensive Partie, in der der FCA mehr und mehr die Initiative übernahm. Letztlich brachte es die Weinzierl-Elf aber nur zu zwei Schüssen aufs Tor. Hahn scheiterte mit seinem zu zentralen Abschluss an Fürth-Keeper Burchert (30.), Pedersen brachte nicht mehr ausreichend Wucht hinter seinen Seitfallzieher-Versuch (37.). Der erste Durchgang endete torlos. Spielerisch bemüht, aber insgesamt zu fahrig. Eine Partie auf mäßigem Niveau. Kellerduell eben. Dass Gikiewicz in der Halbzeit das Tornetz reparieren musste, war tatsächlich einer der aufregendsten Momente im ersten Durchgang.

Gikiewicz half mit Tape, das Tornetz zu flicken. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Augsburg Favorit?

Zur Halbzeit brachte Weinzierl Vargas für Pedersen und damit mehr Offensive – und der Schweizer war direkt an der besten Chance des Spiels beteiligt. Vargas gab auf links zu Iago, der Hahn im Fünfer fand. Burchert verhinderte die Augsburger Führung mit einer starken Fußbabwehr (47.). Aber auch Fürth tauchte immer wieder in der Nähe von Gikiewicz auf, wenngleich die Augsburger Abwehrarbeit oder die Fürther Schludrigkeit im letzten Drittel Gefährlicheres verhinderten. Insgesamt kam der FCA nur punktuell zu Torchancen. Nach Hahns Abschluss dauerte es 20 Minuten bis zum nächsten gefährlichen Schuss, doch Vargas verzog aus aussichtsreicher Position im Sechzehner (67.).

In der Schlussphase erhöht der FCA etwas das Tempo, auch aufgrund der personellen Wechsel. Doch dass die Schwaben in diesem Duell der Favorit sein sollen, merkte man nur selten. Der FCA verpasste es, spielerische Akzente zu setzen und hatte mit der griffigen Fürther Gangart so seine Probleme.

Intensive Partie: Der Tabellenletzte nahm jeden Zweikampf an. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der Blick in der Tabelle bleibt unten

Gegen Ende der Partie gingen beide Teams auf den Führungstreffer. Vargas scheiterte am blockenden Meyerhofer (86.), auf der Gegenseite entschärfte Gikiewicz gegen Abiami (88.). Weil Cordova und Bazee die letzten (Halb-)Chancen für den FCA liegen ließen, blieb es beim aus Augsburger Sicht enttäuschendem 0:0.

Fazit: Der FCA hätte heute die Punkte 18,19 und 20 holen können und sich damit vergleichsweise ruhige Weihnachten bescheren können. Am Ende trat die Weinzierl-Elf jedoch viel zu uninspiriert auf. Nach diesem Spiel dürfte jedem FCA-Fan klar sein: Der Blick geht auch in der Saison 2021/22 klar nach unten. Weil Bielefeld überraschend in Leipzig gewonnen hat, beträgt der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz gerade mal einen Punkt. Frohe Weihnachten.

Die Noten zum Spiel

Gikiewicz 3 – Gumny 4,5, Gouweleeuw 3, Oxford 3,5, Iago 4– Maier 4, Dorsch 3 – Caligiuri 4 (73. Sarenren Bazee), Pedersen 4 (46. Vargas 3) – Hahn 3,5 (59. Gregoritsch 4), Zeqiri 4,5 (59. Cordova 3,5)

Weinzierls Wechsel bringen Punkt gegen Leipzig

Torschütze gegen Leipzig: Daniel Caligiuri sichert dem FCA einen Punkt gegen den Vizemeister. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

„Wer daheim gegen Bayern gewinnt, kann auch gegen Leipzig punkten“, hatte Weinzierl vor der Partie gegen den Vizemeister gesagt. Die Vorzeichen waren allerdings gänzlich andere. Geisterspiel statt ausverkauftes Haus. Die Coronaverordnung in Bayern (die ähnlich übrigens auch in Sachsen gilt) ließ keine Zuschauer zu. Lediglich die jetzt schon Kult gewordenen Mülltonnentrommler sorgten für ein bisschen Support.

Harmlos-FCA verdient in Rückstand

Ohne die Unterstützung von den Rängen tat sich der FCA zu Beginn der Partie schwer. Wie so oft in dieser Saison war die Mannschaft in den Anfangsminuten zu passiv. Der FCA hatte Glück, dass Forsberg (5.) und Silva (10.) die frühe Chance zur Führung liegen ließen. Schon in diesen beiden Aktionen zeigte sich die mangelnde Abstimmung in der neu formierten Viererkette. Framberger auf Rechts, Gumny neben Oxford in der Zentrale anstelle des gelb-gesperrten Gouweleeuw. Wirklich sattelfest stand die Abwehrreihe nicht, auch bei Silvas Führungstreffer (18.) waren die Abstände deutlich zu groß.

Nach dem Gegentreffer kam der FCA besser ins Spiel. Auch, weil sich RB weiter zurückzog. Im ersten Durchgang strahlte Augsburg aber nur einmal Torgefahr aus. Moraveks abgefälschter Distanzsschuss landete knapp über dem Tor (28.). Auf der Gegenseite verpasste Silva das 0:2 (24.).

Der Pausenstand ging völlig in Ordnung. Das Fazit zur ersten Halbzeit: Hinten nicht immer sicher, vorne harmlos. Gumny agierte in vielen Aktionen deutlich überfordert. Bezeichnend: Der Pole gewann in den ersten 45 Minuten keinen einzigen Zweikampf. Oxford hingegen sorgte durch sein gutes Stellungsspiel zumindest für ein bisschen Stabilität. In der Zentrale versuchte Kreativspieler Dorsch die Partie zu lenken, traf allerdings wie Nebenmann Moravek nicht immer die richtige Entscheidung. Gregoritsch und Hahn wurden somit nur selten in Szene gesetzt. Auch, weil die Flanken aus dem Halbfeld diesmal äußerst schlampig geschlagen wurden.

Kaum Torgefahr: Der FCA verpasste es, offensive Akzente zu setzen. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Augsburg wie ausgewechselt

Weinzierl wechselte zur Pause doppelt und brachte Maier und Pedersen für Vargas und Moravek. Taktisch blieb es beim 4-4-2 beziehungsweise 4-1-3-2, weil sich Dorsch im Spielaufbau nach wie vor nach hinten fallen ließ. In der Folge agierte der FCA mutiger und tauchte dementsprechend häufiger in der Leipziger Hälfte auf. Ein Oxford-Kopfball nach Ecke von Maier ging jedoch knapp über das Tor (50.). Maiers Distanzschuss mit links rauschte knapp (60.), Iagos Abschluss nach starker Pedersen-Vorarbeit hingegen recht deutlich über den Kasten (62.). Die Partie war im zweiten Durchgang aber insgesamt deutlich ausgeglichener. Leipzig blieb zwar ebenfalls gefährlich und kam zu Abschlüssen, doch der FCA hatte teilweise mehr von der Partie. Die Gäste agierten nicht mehr so dominant. Auch, weil sie vom FCA früher gestresst wurden. Es war die Phase im Spiel, da hatte man das Gefühl, der FCA könnte punkten.

Im zweiten Durchgang deutlich verbessert: Niklas Dorsch und der FC Augsburg. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Ausgleichstor nach Doppel-Glück

Ab der 70. Minute wurde Leipzig wieder stärker. Gikiewicz parierte stark gegen Szoboszlai (72.) und Angelino (78.), Mukiele setzte einen Kopfball aus kürzester Distanz nur an den Pfosten (72.) Der FCA, der in der Schlussphase mit Caligiuri, Cordova und Sarenren Bazee agierte, blieb im Spiel – und hatte ebenfalls Alupech. Cordova scheiterte nach feiner Framberger-Flanke mit dem Kopf am Querbalken (80.). Der Beginn einer packenden Schlussphase! Nach Gulacsis Glanzparade forderte die FCA-Bank bereits Elfmeter, weil zuvor ein Leipziger mit der Hand am Ball gewesen sein soll. Schiri Badstübner entschied auf Weiterspielen – und zeigte in der nächsten Aktion auf den Punkt. Caliguiri übernahm wie schon gegen Bochum Verantwortung und verwandelte sicher – 1:1 (86.). In den Schlussminuten ging der FCA sogar noch auf den Führungstreffer, kam allerdings – wie Leipzig – zu keinen nennenswerten Chancen mehr.

Fazit: Der FCA nimmt einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf mit ins kommende Auswärtsspiel in Fürth. Der Punkt geht in Ordnung, weil sich die Schwaben im Vergleich zu einer erschreckend harmlosen ersten Hälfte deutlich steigerten. Das lag auch an Weinzierls personellen Wechseln. Pedersen, Maier und Cordova belebten das Offensivspiel, Caligiuri behielt die Nerven vom Punkt. Spielentscheidend: Die 72. Minute als es Leipzig binnen weniger Augenblicke gleich doppelt verpasste, das 0:2 erzielen. Dann wäre der FCA wohl nicht mehr zurückgekommen.

Die Noten zum Spiel:
Gikiewicz 2,5 – Framberger 4 , Gumny 5 , Oxford 2,5 , Iago 3,5 – Dorsch 3 – Jensen 5 (66. Cordova 3), Moravek 4 (46. Maier 3), Vargas 4 (46. Pedersen 3) – Hahn 4 (80. Sarenren Bazee o. B.), Gregoritsch 4,5 (66. Caligiuri 3)

Advent, Advent: das dritte Türchen

Einen schönen dritten Advent an alle Leserinnen und Leser. In unserer vorweihnachtlichen Reihe „Was ich mir vom FC Augsburg zu Weihnachten wünsche“ gibt die Rosenau Gazette Einblicke in die persönlichen Wunschzettel. Nach Birgit und Franzi stehen heute meine Wünsche auf dem Programm.

Zusammenhalt und Transferwünsche

Ich kann mich den Wünschen meiner geschätzten Kolleginnen nur anschließen. Birgit und Franzi haben den Zusammenhalt im Team herausgestellt. Wie wichtig der für kleine Vereine wie Augsburg ist, zeigte sich beim herausragenden Sieg gegen die Bayern oder zuletzt in Köln. Ich wünsche mir, dass der Teamgedanke auch im neuen Jahr oberste Priorität hat. Auf und neben dem Platz. Ansonsten möchte ich heute Weihnachtswünsche äußern, die noch nicht genannt wurden. Es geht um Alfred Finnbogason und David Blitzer.

Vielleicht zuvor noch ein Gedanke zu möglichen Transfers: Ich vertraue auf die aktuelle sportliche Führung und bin eigentlich auch mit dem Kader zufrieden, sofern er denn fit wäre. Im Großen und Ganzen ist die Mannschaft absolut bundesligatauglich. Nachjustieren könnte man eventuell auf der Rechtsverteidigerposition. Ein Danny Da Costa soll in Frankfurt unzufrieden sein. Außerdem sollte sich der FCA darum bemühen, die Leihspieler Arne Maier und Andi Zeqiri langfristig an sich zu binden. Beide gefallen immer mehr und sind zudem noch nicht am Ende ihrer Entwicklungsstufe angelangt. Gerade ein Doppelmittelfeld aus Maier und Dorsch könnte den Fans mittel- bis langfristig große Freude bereiten.

Die Schaltzentrale der U21 vereint beim FC Augsburg: Niklas Dorsch und Arne Maier (Photo via Getty Images)

Vertragsverlängerung von Finnbogason

Alfred Finnbogason und seine Verletzungen sind für den FCA Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil er seit Jahren keine komplette Spielzeit mehr geschafft hat. Segen, weil ein fitter Finnbogason längst nicht mehr in Augsburg spielen würde. Im Sommer läuft sein Vertrag in Augsburg aus und ich kann FCA-Fans verstehen, die einer Verlängerung kritisch gegenüber stehen. Auch, weil der Isländer zu den Besserverdienern im Kader gehört.

Ich wünsche mir dennoch eine Vertragsverlängerung – aus mehreren Gründen. Wie wichtig ein fitter Finnbogason für den FCA sein kann, zeigte sich beim 4:1 gegen Stuttgart. Nach abermaliger Verletzungspause stand der Stürmer wieder in der Startelf und steuerte prompt einen Treffer sowie eine Vorlage bei. Ich stand bei dem Spiel auf der Ulrich-Biesinger-Tribüne und die Fans haben sich extrem für Alfred gefreut. Das zeigt, wie sehr der Isländer nach wie vor in Augsburg geschätzt wird. (Wer einen weiteren Beweis für die Liebe der Augsburger Fans braucht, kann ja mal auf die Trikotflocks schauen: Die Nummer 27 ist omnipräsent).

In Augsburg sehr geschätzt: Vizekapitän Alfred Finnbogason (Photo by Kolbert-Press via Getty Images)

Finnbogason spielt seit 2016 beim FCA, nachdem er zuvor ein echter Weltenbummler war. Nach Stationen in Island, Belgien, Schweden, Niederlande, Spanien und Griechenland scheint er in Augsburg nun endlich heimisch geworden zu sein. Seine Kinder Viktoria und Emil sind in Augsburg geboren und wachsen gerade in der Fuggerstadt auf. Augsburg und Finnbogason das passt einfach – und sollte weiter fortgeführt werden. Schließlich ist der 32-Jährige Bundesligarekordschütze des FCA. Also, Stefan Reuter, Sie wissen, was zu tun ist: Vertragsverlängerung und Karriereende in Augsburg.

Mehr Klarheit bei David Blitzer

Mit der Personalie David Blitzer hat der FC Augsburg für große Verwirrung in der FCA-Familie gesorgt. Werden wir jetzt zum Investorenklub, dürften sich viele Fans – ich eingeschlossen – gefragt haben. Was natürlich auch an der äußerst unglücklichen Kommunikation des FCA lag. Zur Erinnerung: Die Legio Augusta war es, die zu Beginn maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Öffentlichkeit vom Gesellschafterwechsel erfährt. Auch wir haben in der Vergangenheit versucht, den Einstieg des US-Unternehmers genauer zu erklären. Zudem stand Präsident Klaus Hofmann auf der Mitgliederversammlung Rede und Antwort. Was mir allerdings fehlt, ist eine Erklärung von David Blitzer selbst. Und damit meine ich nicht eine vorgefertigte Pressemitteilung im Unternehmenssprech.

Ich erwarte, dass sich Blitzer dem Austausch mit den Fans stellt und auch Stellung zu kritischen Positionen bezieht. Sollte ihm der FC Augsburg tatsächlich am Herzen liegen, stünde dieser Idee ja eigentlich nichts im Wege. Deshalb wünsche ich mir, dass es im kommenden Jahr ein Treffen von Blitzer mit interessierten Fans gibt. Vorstellbar wäre zum Beispiel eine Mitgliederveranstaltung, auf der anschließend (kritische) Fragen gestellt werden können. Das ist meiner Meinung nach eine Selbstverständlichkeit, denn jeder FCA-Fan hat ein Recht auf Antworten.

Hilfe fürs Ahrtal

Persönliche Wünsche habe ich dieses Weihnachten tatsächlich wenige, weil es mir persönlich sehr gut geht. FCA-Fans, denen es ähnlich gehen sollte und die ein paar Euro übrig haben, möchte ich die Hilfsaktion der Ulrich-Biesinger-Tribüne ans Herz legen. Die UBT setzt sich seit Monaten für die Flutopfer im Ahrtal ein. Die Menschen vor Ort brauchen nach wie vor jede Hilfe. Das hat mir zuletzt erst mein Cousin bestätigt, der vor wenigen Wochen vor Ort war und beim Wiederaufbau geholfen hat.

Unterstützen könnt ihr durch eine Spende auf folgendes Konto. Jeder Betrag, ob groß oder klein, hilft den Menschen in Not in den betroffenen Gebieten:

UBT e.V.
DE94 7205 0000 0251 9148 67
Betreff: Spende Hochwasser

Allen FCA-Fans einen schönen dritten Advent. Bleibt gesund!

Mehr Demut

Der FC Augsburg besiegt den FC Bayern. Rot-Grün-Weiß kann stolz auf sich sein. © as

„Das ist etwas Besonderes und mit das Highlight im Jahr“, sagte Markus Weinzierl vor dem Heimspiel des FC Augsburg gegen den FC Bayern. FCA-Präsident Klaus Hofmann betont unterdessen gerne, wie beeindruckend es aus Augsburger Sicht sei, jede Saison zwei Mal gegen den Rekordmeister spielen zu dürfen. Auch Manager Stefan Reuter stellt die Wichtigkeit der Erstligazugehörigkeit allzu gerne in den Vordergrund. „Jedes Jahr länger in der 1. Liga macht uns stabiler und gibt uns mehr Kraft.“ Nur wohlklingende Worte, um vielleicht auch die sportliche Erwartungshaltung herunterzuschrauben? Keineswegs. Jeder FCA-Fan sollte tatsächlich dankbar sein, dass der eigene Verein seit nunmehr elf Jahren ununterbrochen gegen den FC Bayern spielt. Das habe ich persönlich erst am Wochenende gemerkt.

Nie mehr 2. Liga: das können nur wenige Teams von sich behaupten

Ich war am Freitagabend im Stadion. Was für ein Spiel! Viele Beobachter fühlten sich im Nachgang der Partie zurückerinnert an die wahre DNA des FC Augsburg. Leidenschaft und Kampfgeist statt spielerischer Finesse. Effizientes Umschaltspiel statt minutenlangem Ballbesitzgeschiebe. Der Auftritt der Schwaben kaschiert die bisher überwiegend mauen Auftritte dieser Saison zwar, macht gleichzeitig allerdings auch Mut. Mut, dass es auch diesmal mit dem Klassenerhalt klappt. Zwar würde auch ich mir wünschen, dass der Blick nach zuletzt eher schwachen Spielzeiten mal wieder in obere Tabellengefilden geht. Man sollte allerdings verstehen, dass die Erstligazugehörigkeit keine Selbstverständlichkeit ist. Seit dem Aufstieg 2011 ist der FC Augsburg ununterbrochen im Oberhaus vertreten. Nur sechs weitere Klubs sind noch nie aus der Bundesliga abgestiegen (Bayern, Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim, Leipzig und Union Berlin).

Nach dem Freitagabendspiel ging es für mich nach Norddeutschland zu Teams, die gerne mit dem FCA tauschen würden. Ich war bei den Spielen Hamburger SV gegen Jahn Regensburg (4:1) und Werder Bremen gegen Schalke 04 (1:1) im Stadion. Viel Tradition, aber eben auch Liga zwei statt Beletage.

Zu Gast im Weserstadion. Bremen und Schalke liegen aktuell ebenso wenig auf einem Aufstiegsplatz wie der HSV. © as

Abstieg in Liga zwei – und dann?

Hamburg, Bremen und Schalke gehören zu den Aufstiegsfavoriten. Dass alle drei in die Bundesliga zurückkehren, gilt jedoch zumindest als fraglich. Dass Vereine nach dem Abstieg direkt wieder in die Bundesliga aufsteigen, ist ein nahezu utopisches Wunschdenken. Das zeigt der Blick auf die aktuellen Teams im Unterhaus. 13 der 18 Klubs spielten bereits in der Bundesliga. Am längsten wartet Dynamo Dresden auf die Rückkehr.

Verein(Letzter) Abstieg in die 2. Bundesliga
Werder Bremen2021
Schalke 042021
SC Paderborn2020
Fortuna Düsseldorf2020
1. FC Nürnberg2019
Hannover 962019
Hamburger SV2018
FC Ingolstadt2017
SV Darmstadt 982017
FC St. Pauli2011
Karlsruher SC2009
FC Hansa Rostock2008
Dynamo Dresden1995

Wir wollen so schnell wie möglich wieder in die Bundesliga zurück. So oder so ähnlich äußerten sich in der Vergangenheit nahezu alle Absteiger. Bremen und Schalke etwa, die jüngsten Betroffenen. Aber auch der HSV, der seit nunmehr vier Jahren gegen Sandhausen und Aue statt Bayern und Dortmund spielt. Für dieses Trio ist der Druck in puncto Wiederaufstieg gewiss am größten. Sie werden schlicht in der Bundesliga erwartet. Aber auch Klubs wie Hannover, Düsseldorf oder Nürnberg wollen wieder zurück. Einfach ist das jedoch nicht. Die aktuellen Aufsteiger Fürth und Bochum mussten acht beziehungsweise elf Jahre warten.

FCA kontert Seinsch-Prognose

„Mir kommen immer die Worte von Walther Seinsch in den Kopf“, sagte Reuter nach dem Klassenerhalt 2020 und zitierte aus einem Gespräch mit dem früheren Präsidenten. „Er sagte mir: Herr Reuter, so groß ist der Druck nicht. Wir werden in den nächsten fünf Jahren definitiv zweimal absteigen. Das ist gar nicht zu verhindern, wenn man sich die Budgets in der Liga anschaut.“ Der FCA konnte es verhindern. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Klassenerhalt auch in Zukunft gelingt. Die Bundesliga gibt es nicht im Dauer-Abo. Erst recht nicht für kleine Vereine wie dem FC Augsburg.

Sollte Rot-Grün-Weiß in die 2. Bundesliga absteigen, stünde der Verein gewiss nicht vor dem sportlichen Ruin. Aus dem Corona-Jahr ging der FCA finanziell deutlich gefestigter als andere Klubs hervor. Trotz Einbußen habe der FCA weiterhin ein positives Eigenkapital von 53 Millionen Euro, sagte Hofmann auf der Mitgliederversammlung. „Unsere Eigenkapitalbasis hat nicht nachgegeben. Außer Bayern und Freiburg kann das kein anderer Verein behaupten.“

Darf der FC Augsburg auch in Zukunft in der Bundesliga jubeln? © Sebastian Widmann/Getty Images)

Die Bundesliga ist noch immer etwas Besonderes

Zudem gelten nach unserem Kenntnisstand nahezu alle Verträge auch für die 2. Bundesliga. Viele, gerade junge Spieler würden den Verein im Abstiegsfall zwar verlassen. Ein Ausverkauf zum Spottpreis ist jedoch nicht zu erwarten.

Dennoch wäre ein Abstieg freilich ein Rückschritt. In der 2. Liga gibt es viele Teams mit Aufstiegsambitionen. Mit der unmittelbaren Bundesligarückkehr kann Augsburg daher nicht planen. Nun wollen wir keine Schreckensszenarien verbreiten. Noch spielt der FC Augsburg schließlich in Liga eins. Die Mannschaft hat die Qualität, auch in der nächsten Saison zu den besten 18 Teams in Deutschland zu gehören. Das würde bedeuten, dass auch in Zukunft regelmäßige Spiele gegen den FC Bayern auf dem Programm stehen. Das ist in der Tat noch immer etwas Besonderes. Es lohnt sich, sich die Bedeutung der Erstligazugehörigkeit immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Andere Klubs wären froh, wenn sie an der Stelle des FCA wären – und in der Bundesliga spielen würden.

Weinzierl unter Druck?

Der FC Augsburg hat vor Kurzem seine Jahreshauptversammlung abgehalten. Auf die finanziellen wie vereinspolitischen Aspekte der Veranstaltung soll in diesem Blog noch genauer eingegangen werden. Nun soll es aber um die Äußerungen von Klaus Hofmann gehen.

Der Vorstandschef des FCA nutzt derartige Veranstaltungen gerne, um deutlich Partei zu ergreifen. Hofmann spricht dabei das aus, was die Fanseele hören will. Die Aussagen haben nicht selten einen populistischen Touch – kommen in der Regel aber gut bei den Mitglieder an. So ätzte er etwa gegen den bei der Mehrheit unbeliebten Videobeweis und stichelte gegen „den einen oder anderen Schlaumeierkollegen aus der Bundesliga“, der den FCA als Investorenklub bezeichnet hatte. Namen nannte Hofmann keine, meinte aber wohl Union Berlins Präsident Dirk Zingler, der den FCA als „das kleine RB“ kritisiert hat. Hofmann räumte mit diesem Irrglauben auf und sprach außerdem über die aktuelle Spielweise.

„Haben uns das Fußballspielen abgewöhnt“

Dabei zeigte Hofmann Verständnis für Kritik an der spielerischen Entwicklung der Schwaben. „Ich verstehe die Stimmen, die uns vorwerfen, dass die Entwicklung stagniert“, sagte Hofmann, nachdem er die nunmehr elf Jahre andauernde Ligazugehörigkeit als „unglaublichen Erfolg“ lobte. „Ich kann beide Seiten der Medaille erkennen. So richtig schön ist unser Fußball in den letzten zweieinhalb bis drei Jahren nicht mehr.“ Daran Schuld haben laut Hofmann auch die beiden Trainer Martin Schmidt und Heiko Herrlich.

„Wir haben uns systematisch das Fußballspielen abgewöhnt in den letzten zwei, drei Jahren. Es gab eine Phase, da haben wir nur auf Konter gespielt, und eine Phase, da waren wir nur defensiv und haben versucht, mit Glück ein Tor zu schießen.“ Erstere Phase ist auf Umschalttrainer Schmidt zuzuschreiben, zweitere auf die destruktive Zeit unter Herrlich. Beide Coaches verpassten es, die spielerische Entwicklung voranzubringen. Die Kritik an beiden Trainern ist angebracht und berechtigt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Hofmann als Klubboss die Installation des Duos direkt mitgetragen und damit auch zu verantworten hat.

Klaus Hofmann hatte auf der vergangenen JHV einiges zu bemängeln. (Photo by Stefan Puchner – Pool/Getty Images)

Vertrauen in Weinzierl: „passt zum FCA“

Nun stellt sich die Frage, ob unter dem neuen, alten Coach Markus Weinzierl alles besser ist. Der Saisonstart lässt diese Frage zumindest offen. Sechs Punkte nach neun Spielen sind deutlich zu wenig. Zur Wahrheit gehört zwar auch, dass der FCA ein schwieriges Auftaktprogramm mit Europapokalteilnehmern und -anwärtern hatte. Aber selbst gegen vermeintliche Teams auf Augenhöhe überzeugten die Schwaben nicht. Gegen Bielefeld (1:1) spielte man nur eine Halbzeit ansehnlichen Fußball, gegen Freiburg (0:3) und Mainz (1:4) war die Partie bereits nach einer halben Stunde entschieden.

Nachdem ein Viertel der Saison gespielt ist, wächst der Druck auf Mannschaft und Trainer. An anderen Bundesligastandorten wäre es bereits deutlich unruhiger. In Augsburg, wo es in den letzten fünf Jahren fünf unterschiedliche Trainer gegeben hatte, will man Personaldiskussionen offenbar vermeiden. Hofmann stellte sich demonstrativ hinter Weinzierl: „Ich halte ihn für einen erstklassigen Trainer und einen Menschen, der zum FCA passt.“ Mit Weinzierl hatte man bereits Erfolg, das „wird man auch jetzt schaffen“. Gleichzeitig nahm Hofmann die Mannschaft in die Pflicht und sagte er sei „auch schon mal mit größerer Vorfreude zu Heimspielen gefahren“. Wer den 54-Jährigen schon einmal live im Stadion erlebt hat, weiß, dass da auch einmal deutlich schärfere Worte fallen.

Weinzierl muss liefern

Wie ist das Bekenntnis zu Weinzierl nun zu verstehen? Zunächst einmal spricht es nicht für die Leistung des FC Augsburg, dass ein solches Bekenntnis überhaupt notwendig ist. Den Saisonstart hatte man sich anders vorgestellt. Dass die sportliche Führung an Weinzierl festhalten will, ist nachvollziehbar. Den in Augsburg noch immer sehr beliebten Straubinger nach wenigen Monaten wieder zu schassen, wäre manchem Fan wohl schwer vermittelbar. Zumal es auf dem Trainermarkt derzeit nicht wirklich viele Alternativen gibt. Ein Domenico Tedesco zum Beispiel wäre allerdings interessant.

Bis Weihnachten trifft der FC Augsburg noch auf Stuttgart, Hertha, Bochum, Köln und Fürth. Spiele, in denen ein anderes Gesicht gezeigt werden muss, als am Freitag in Mainz. Der Auftritt der Mannschaft war schlicht bodenlos. Die Mainzer Fans sangen den FCA während der Partie sogar in die 2. Bundesliga.

Am Boden: Daniel Caligiuri und der FCA haben in Mainz sang- und klanglos verloren. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Die Situation ist ernst, keine Frage. Dass nun aber von einigen Fans bereits erste Forderungen nach einem Trainerwechsel laut werden, ist keineswegs hilfreich. Markus Weinzierl hat eine ernsthafte Chance verdient. Dass ihm Hofmann den Rücken stärkt, ist daher richtig. Klar ist aber auch: Weinzierl und die Mannschaft sollten dieses Vertrauen allmählich zurückzahlen und wieder zurück in die Spur kommen. Auch ein Einzug ins Pokalachtelfinale kann auf diesem Weg helfen.

Kaderanalyse: Mittelfeld

Der FC Augsburg hat den nächsten Transfer vollzogen. Arne Maier wechselt zunächst auf Leihbasis von Hertha BSC nach Schwaben, im Gegensatz schließt sich FCA-Eigengewächs Marco Richter den Berlinern an. Der FC Augsburg kann Maier langfristig an sich binden, wenn er eine gewisse Anzahl an Einsätzen macht. Davon, dass der Achter auf ausreichend Spielzeit kommt, ist auszugehen. Wie sieht die Lage im Mittelfeld darüber hinaus aus? Der Kadercheck.

Zentrales Mittelfeld

Das zentrale Mittelfeld ist das Herzstück einer jeden Mannschaft. Umso schwerwiegender ist es, dass der FCA auf dieser Position zuletzt eher schwach besetzt war. Im Mittelfeld herrschte vor der Saison der größte Handlungsbedarf, auch weil Sechser Rani Khedira den Verein nach vier Jahren verlassen hat. Manager Stefan Reuter war also gefordert – und scheint seine Hausaufgaben mehr als ordentlich gemacht zu haben.

Dorsch und Maier – U21-Duo als Schaltzentrale

In der Zentrale scheint Neuzugang Niklas Dorsch gesetzt. Der 23-Jährige deutete im Pokal gegen Greifswald bereits an, wie sehr er dem FCA mit seiner Spielintelligenz weiterhelfen kann. Das 4:2 war mustergültig per Chipball vorbereitet. An ihm werden die Fans noch viel Freude haben.

Da hat Stefan Reuter schon einen großen Fisch an Land gezogen (Foto via imago)

Neben ihm könnte Arne Maier auflaufen. Der Olympia-Fahrer gewann vor wenigen Wochen die U21-Europameisterschaft – zusammen mit Niklas Dorsch. Das Duo bildete das zentrale Mittelfeld mit Dorsch als defensiveren Part sowie Maier als Achter und harmonierte perfekt. Beide waren ein Garant für den Titel. Hier könnte der FCA einen echten Transfercoup hingelegt haben.

Gegen Greifswald startete Jan Moravek neben Dorsch im Mittelfeld. Der Tscheche, mittlerweile seit neun Jahren im Verein, spielte eine gute Vorbereitung und genießt das Vertrauen von Markus Weinzierl. Schon zu Europa-League-Zeiten arbeiteten die beiden zusammen. Ist Moravek fit, ist er fast gegen jeden Gegner eine Option für die Startelf. Seine Ballsicherheit kann dem FCA-Spiel nur guttun.

Moravek scheint derzeit der erste Kandidat zum Durchrotieren zu sein. Carlos Gruezo ist in der Vorbereitung hingegen etwas aus dem Blickfeld geraten. Das liegt auch an seiner Corona-Infektion bei der Copa America. Vergangene Saison schien er den Sprung zum Stammspieler zu packen. Jetzt, samt neuer Konkurrenz, werden die Karten neu gemischt.

Eine weitere Optionen auf der Sechs ist Tobias Strobl. Der Routinier konnte vergangene Saison nicht in die Fußstapfen von Daniel Baier treten und laboriert derzeit an einer Sprunggelenksverletzung. Wenn der frühere Gladbacher zum Team zurückkehrt, wird es schwierig, auf Einsatzzeiten zu kommen.

Das gilt auch für Tim Civeja. Das Eigengewächs feierte vergangene Saison seine ersten Einsätze im Profibereich. Dem 19-Jährigen wird in Augsburg viel zugetraut, aber ob er diese Saison sonderlich viele Einsatzminuten sammelt, ist fraglich.

Für Tim Civeja wünschen wir uns auch einiges an Einsatzzeit (Foto via imago)

Insgesamt ist der FC Augsburg im zentralen Mittelfeld mehr als gut aufgestellt. Von den Namen brauchen sich die Schwaben hier auch nicht vor der Bundesligakonkurrenz verstecken. Sollten Spieler verletzt oder gesperrt sein, gebe es mit den Innenverteidigern Reece Oxford und Jeffrey Gouweleeuw weitere Optionen für die Sechs. Der FCA-Kapitän bekleidete die Position bereits in Alkmaar und kann im Mittelfeld seine Spielstärke und Übersicht ideal ausspielen. Wäre Gouweleeuw nicht so wichtig für die Defensive, würden ihn die FCA-Fans bestimmt öfter weiter vorne sehen.

Rechtes Mittelfeld

Auf der rechten Außenbahn scheint Daniel Caligiuri gesetzt. Es ist zwar auch vorstellbar, dass der 33-Jährige unter Markus Weinzierl defensiver agiert, doch wir sehen ihn aktuell (noch) in der Offensive. Der Deutsch-Italiener, der sich derzeit von einer Coronainfektion erholt, will an die gute vergangene Spielzeit anknüpfen.

Gegen Greifswald spielte André Hahn auf rechts. Der gebürtige Niedersache spielte sich vergangene Saison in den Fokus, zeigte seine besten Leistungen allerdings in zentralerer Rolle. Es bleibt spannend, wie Weinzierl mit ihm plant.

Der derzeitige Topscorer (Foto: Eibner-Pressefoto via imago)

Konkurrenz erhält das Duo unter anderem von Neuzugang Lasse Günther. Der 18-Jährige, der bereits in der Jugend beim FCA kickte und nun vom FC Bayern an den Lech zurückgekehrt ist, soll allerdings behutsam an die Profis herangeführt werden. Stammspieler ist Günther nicht, eine vielversprechende Alternative jedoch allemal.

Linkes Mittelfeld

Im linken Mittelfeld deutet alles auf den im Pokal gesperrten Ruben Vargas hin. Der Schweizer EM-Fahrer hat seinen Vertrag in Augsburg erst verlängert und könnte unter Weinzierl eine tragende Rolle einnehmen. Der flinke 23-Jährige hat schon einige hervorragende Ansätze gezeigt. Sein Potential scheint allerdings noch nicht vollends ausgeschöpft. Dem FCA kann dies nur recht sein.

Konkurrenz auf links hat Vargas derzeit eher wenig. Gegen Greifswald setzte Weinzierl auf einen starken Fredrik Jensen. Wir sehen den Finnen aber eher in der Zentrale. Das offensive Mittelfeld haben wir bereits in unserem Offensiv-Check unter die Lupe genommen.

Eine positive Überraschung in dieser Saison könnte Maurice Malone sein. Das FCA-Eigengewächs ist frisch von seiner Leihe aus Wiesbaden zurückgekehrt und soll eine Chance im Profikader bekommen. Zwölf Tore und neun Vorlagen für den SV Wehen lesen sich stark. Nun muss der 20-Jährige jedoch zeigen, dass er auch in der Bundesliga mithalten kann. Die Veranlagungen dazu hat der gebürtige Augsburger.

Wir gratulieren herzlich zum ersten Pflichtspieleinsatz für die Profis! (Foto via imago)

Wie Weinzierl mit Noah Joel Sarenren Bazee plant, ist noch unklar. Der Deutsch-Nigerianer kann beide Außenbahnen bekleiden, gilt allerdings als extrem verletzungsanfällig. Bleibt der frühere Hannoveraner und Wunschtransfer von Martin Schmidt fit, kann er zu einem wichtigen Puzzleteil im Augsburger Spiel werden. Wenn auch nur als Joker.

Fazit: Der FC Augsburg ist auf den Außenbahnen im Prinzip ordentlich aufgestellt. Gerade die Startelfkandidaten versprechen einiges. In der Tiefe wird es allerdings dünn, zumal Sarenren Bazee sehr verletzungsanfällig ist und sich Günther wie auch Malone erst noch beweisen müssen. Nach dem Abgang Marco Richters könnte der FCA daher noch einmal nachjustieren. Hier gilt allerdings das Credo: Nur etwas machen, wenn es die Mannschaft wirklich weiter bringt.

Augsburg angelt Dorsch – Chapeau, FCA!

Herzlich willkommen in Augsburg, Niklas Dorsch. Der FC Augsburg hat mit dem U21-Europameister seinen dritten Neuzugang für die neue Saison bekanntgegeben – und dabei einen richtig dicken Fisch an Land gezogen. Dem gesamten FCA ist zu diesem Transfer nur zu gratulieren.

Dorsch hat in Augsburg einen Vertrag bis 2026 unterschrieben und kommt aus Belgien in die Fuggerstadt. Nachdem er sich beim FC Bayern nicht durchsetzen konnte, wechselte der gebürtige Oberfranke 2018 zum FC Heidenheim. Nach zwei starken Zweitligasaisons entschied er sich im Sommer zu einem Wechsel zum belgischen Erstligisten KAA Gent. Die Dienste des Mittelfeldspielers waren dem Meister von 2015 rund 3,5 Millionen Euro wert. Wie Felix Uduokhai und Marco Richter wurde er für die Olympischen Spiele nominiert.

Dorsch löst DIE Problemstelle im Augsburger Team

Die Ablösesumme soll sich auf sieben bis acht Millionen Euro belaufen. Viel Geld für den in puncto Marktwert und TV-Erlösen immer noch als Abstiegskandidat deklarierten, „kleinen“ FC Augsburg – gerade in Zeiten von Corona. Hier sei zunächst erwähnt, dass sich der FCA finanziell deutlich sattelfester durch die Krise manövrieren konnte als andere Klubs. Zudem sei an die Verpflichtung Felix Uduokhais erinnert, dessen kolportierte sieben Millionen Euro Ablöse mancher Fan als zu hoch ansah. Nach einer starken Saison des Innenverteidigers sollte allen klar sein, dass sich diese Investition gelohnt hat. Nun ist freilich nicht gesagt, dass Dorsch ähnlich stark performen wird. Es spricht jedoch eine Palette an Argumenten für einen Transfer.

Dorsch ist zentraler Mittelfeldspieler und löst damit die Baustelle im Augsburger Kader. Dass auf der Sechs beim FCA etwas passieren muss, ist spätestens seit dem Abgang Rani Khediras klar. Im Grunde genommen herrschte schon seit der – für die Rosenau Gazette immer noch unfairen – Degradierung Daniel Baiers Handlungsbedarf. Tobias Strobl konnte den langjährigen Capitano leider nicht adäquat ersetzen. Das zentrale Mittelfeld, eigentlich das Herzstück einer jeden Mannschaft, verpasste es in der abgelaufenen Bundesligasaison, das Spiel zu lenken. Die vor der Abwehr positionierte Kette wurde oft und viel zu leicht überspielt. Der defensive Zugriff fehlte ebenso wie die Ausgewogenheit zwischen Rückwärtsbewegung und Angriffsspiel.

Zweikampfstark, ballsicher, Führungsspieler – das ist Niklas Dorsch

Dorschs Stärke ist, dem Spiel Stabilität zu geben. Er ist zudem ein Spielertyp, der proaktiv Zweikämpfe sucht. In der abgelaufenen Saison kommt er auf die ligaweit vierthäufigsten erfolgreichen Tacklings. Dass sich Dorsch in jeden Zweikampf schmeißt, war zuletzt bei der U21-Europameisterschaft zu sehen. Als Stammspieler hatte er entscheidenden Anteil am Titel und bekam daraufhin viele Lobeshymnen. Sogar Vergleiche mit Bastian Schweinsteiger oder Joshua Kimmich wurden gezogen. Das liegt auch an Dorschs Auftreten auf dem Platz. Der 23-Jährige ist ein Leader und übernimmt Verantwortung. In der U21 ist zwar Mittelfeldkompagnon Arne Maier Kapitän, doch die Kommandos kommen von Dorsch. Der 1,78-Meter-Mann übernahm auf dem Rasen seit jeher Verantwortung. In der Jugend des FC Bayern trug er die Kapitänsbinde, in der U17 übrigens unter einem gewissen Heiko Herrlich. Zudem scheint der Oberfranke äußerst sympatisch und bodenständig zu sein. Das zeigen etwa seine bedachten Wechsel nach Heidenheim und Gent sowie sein Interview nach dem gewonnen EM-Titel.

Darüber hinaus punktet Dorsch außerdem mit seinen Passwerten. Eine Passquote von 88,2 ist hervorragend – erst recht, wenn man bedenkt, dass der FCA in dieser Kategorie mit durchschnittlich 78,1 Prozent einen Abstiegsplatz belegt. Um es drastisch auszudrücken, Ballsicherheit erzeugte im Augsburger Mittelfeld in der abgelaufenen Saison lediglich Jan Moravek. Er stand in fünf Partien auf dem Platz.

Mit seiner leidenschaftlichen Spielweise sollte Niklas Dorsch gut nach Augsburg passen. (Foto via imago).

Erste Liga Belgien – unter dem Radar, aber deswegen schlecht?

Der Schritt in die in der öffentlichen Wahrnehmung eher schwächere Jupiler Pro League schien für einige Beobachter etwas ungewöhnlich, zahlte sich jedoch vollends aus. Dorsch war in Gent absoluter Stammspieler und kam in 43 Spielen zum Einsatz. Dabei gelangem dem Rechtsfuß je vier Tore und Assists. Dorsch blickt auf eine persönlich starke, gleichzeitig aber auch turbulente, unbefriedigende Spielzeit zurück. Der Vorjahreszweite Gent schied sang- und klanglos aus der Europa League aus (0 Punkte, 4:15 Tore) und wurde am Ende der Saison – unter der Regie von insgesamt vier verschiedenen Trainern – nur Siebter. Dorsch zog im Interview mit Transfermarkt.de daher auch ein etwas gespaltenes Fazit. „Es war ein Wechselbad der Gefühle. Sportlich war es nicht das beste Jahr, aber für meine persönliche Entwicklung sehr wichtig.“

Dorsch kam in fünf der sechs Europa-League-Spiele Gents zum Einsatz. Das krachende Aus der KAA in einer Gruppe mit Hoffenheim, Belgrad und Liberec konnte aber auch der deutsche U21-Nationalspieler nicht verhindern. (Foto via imago)

„Liga steht absolut im Fokus“

Die belgische Liga als schwach abzustempeln, zeigt nur, dass man sich nicht wirklich mit ihr auseinandersetzt. Die Division 1A hat sich in den letzten Jahren zu einer Anlaufstelle für junge Talente entwickelt. Dorsch: „Wenn man die Transfers aus der belgischen Liga heraus in den letzten Jahren betrachtet, steht sie aus meiner Sicht absolut im Fokus der großen Fußballnationen.“ Gent etwa hat vor einem Jahr den kanadischen Mittelstürmer Jonathan David für 27 Millionen nach Lille transferiert – nun wurde er französischer Meister mit dem LOSC. Leverkusens Leon Bailey lernte das Fußballspielem beim KRC Genk. Die Liste der Profis, die in jüngster Vergangenheit aus der Jupiler Pro League zu europöischen Spitzenklubs gewechselt sind, ist lang. Gemein haben viele Transfers die enorme Marktsteigerung der Profis. Belgiens Erstligisten sind zwar regelmäßig in den europäischen Pokalwettbewerben vertreten, spielen im Konzert der Großen jedoch keine große Rolle. Das wissen die Klubs. Sie positionieren sich bewusst als Ausbildungsvereine und sind dahingehend mit der niederländischen Eredivisie vergleichbar. Genk etwa verpflichtete Mittelfelmann Sergej Milinković-Savić für rund 400.000 Euro. Nach einer guten Saison war der serbische Nationalspieler Lazio Rom 18 Millionen Euro wert.

Jugend forscht

Dass man mit Dorsch nun auf einen 23-Jährigen setzt statt einen Ü30-Mann ablösefrei an den Lech zu lotsen, ist nur zu begrüßen. Ja, Erfahrung ist viel Wert und es ist nach wie vor wichtig, Spieler wie Strobl im Kader zu haben. Der FC Augsburg ist aber nunmal ein Ausbildungsverein und muss auch die Zukunft im Blick haben. Die Investition in junge Talente ist die vollkommen richtige Strategie, um langfristig in der Bundesliga mithalten zu können. Spieler wie Felix Uduokhai oder Ruben Vargas zeigen den allmählichen Kurswechsel in der Augsburger Transferphilosophie, auch wenn die Mannschaft immer noch zu den ältesten in der Bundesliga zählt Den FCA-Fans muss bewusst sein, dass beide nicht mehr allzu lange in Augsburg unter Vertrag stehen werden. Was sportlich wie aus Gründen der Verbundenheit schmerzt, ist finanziell lukrativ. Beide Spieler werden den Verein mit einem Transferplus verlassen.

Pauls und Reuter als Pluspunkt

Die Installation von Timon Pauls als Kaderplaner vor zwei Jahren scheint sich allmählich auszuzahlen. Der 29-Jährige war zuvor Chefscout im Nachwuchsleistungszentrum des FC Bayern und begleitete dort Spieler wie Alphonso Davies oder Jamal Musiala – und eben auch Niklas Dorsch. Pauls war von 2015 bis 2019 „Head of Academy Recruitment“ beim FCB. Dorsch spielte bis 2018 im Münchner Nachwuchs. Dass der Mittelfeldspieler nun nach Augsburg wechselt, dürfte zwangsläufig auch am für seine kommunikativen Fähigkeiten und sein starkes Netzwerk geschätzten Kaderplaner liegen.

Lobend erwähnt werden muss hier allerdings auch Stefan Reuter. Dem Manager, der zuletzt wegen der erneuten Entlassung eines von ihm installierten Trainers wieder in die Kritik geraten war, gelang der nächste Transfer-Coup. Dabei scheint sich der langfristige Kontakt zu den Spielern auszuzahlen. Schon zu Dorschs Heidenheimer Zeiten war der FC Augsburg interessiert. Ein Wechsel kam nicht zustande, die Drähte zu Dorschs Beraterfirma blieben aber bestehen. Ähnlich agierte der FCA bei Alfred Finnbogason, den Reuter und Weinzierl schon 2013 statt erst 2016 verpflichtet hätten sowie bei Florian Niederlechner. Dorschs Management berät übrigens auch Felix Uduokhai und Tobias Strobl. Christian Nerlinger ist zudem Gründer der CN Sports GmbH. Nerlinger hat engen Kontakt zu Reuter, beide spielten zusammen bei Borussia Dortmund. Man kennt sich also. Dass Dorsch trotz anderer, nahmhafter und finanziell besser aufgestellten Interessenten nach Augsburg wechselt, ist dem Führungsduo hoch anzurechnen.

2019 lotste Reuter Pauls nach Augsburg – auch um die Kaderausrichtung jünger zu gestalten. (Foto via imago)

Unterhält man sich mit Augsburg-Fans, so löst die Verplfichtung Niklas Dorschs eine regelrechte Euphorie aus. Auch die Rosenau-Gazette ist begeistert von diesem Transfer und möchte diese Freude nicht trüben. Aber man sollte sich einerseits klar sein, dass Dorsch den Verein nach womöglich zwei guten Saisons wieder verlassen könnte und andererseits die Erwartungen an einen jungen Spieler nicht zu hoch ansetzen. Wir freuen uns dennoch sehr über diesen Wechsel und sehnen den Tag herbei, an dem Rolf Störmann Augsburgs neue Nummer 30 das erste mal in einem vollen Stadion ausruft. Herzlich willkommen bei Rot-Grün-Weiß, Niklas!

FCA-Nachwuchs in Corona-Zeiten: „Es entsteht eine Lücke in der Entwicklung“

Die meisten Fußballplätze in Deutschland wirken momentan nahezu ausgestorben. Coronabedingt sind die Spielstätten vielerorts geschlossen. In Bayern etwa ist gemäß der Infektionsschutzverordnung lediglich kontaktarmer Sport im Freien gestattet, je nach Inzidenz greifen härtere Maßnahmen. Spiele finden seit Herbst nahezu gar nicht mehr statt. Laut DFB durften im Februar 2021 nur 0,07 Prozent aller 145.000 Mannschaften in Deutschland spielen. Anfang November haben sich die Präsidenten der Regional- und Landesverbände gemeinsam mit DFB-Präsident Fritz Keller dafür ausgesprochen, das „organisierte Sporttreiben für Kinder und Jugendliche unter freiem Himmel“ wieder zu ermöglichen. Seitdem ist in der Breite wenig passiert.

Der FC Augsburg gehört zu den wenigen Teams im Land, die geringer von den Einschränkungen betroffen sind. Vor Ort schätzt man dieses Privileg sehr, wie Roy Stapelfeld, Kaufmännischer Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, im Gespräch mit der Rosenau-Gazette erklärt. Seit 2015 leitet der gebürtige Thüringer die Nachwuchsabteilung des FCA und ist damit federführend für die rund 220 Spieler der elf Nachwuchsmannschaften von der U9 bis zur U23 verantwortlich.

Stapelfeld bemüht sich um Optimismus, erkennt aber auch die möglichen Probleme eines beispiellosen Jahres, in denen von geregeltem Wettbewerb keine Rede sein kann. In puncto Nachwuchsförderung spricht er von einer „Lücke in der Entwicklung“. Diese soll die „Vision, die uns daran erinnert, wofür wir das alles hier eigentlich machen“ jedoch nicht hemmen.

Roy Stapelfeld war vor seiner Arbeit in Augsburg Geschäftsführer beim FC Carl Zeiss Jena. Nun widmet sich der 45-Jährige voll und ganz dem FCA. (Foto via imago)

Herr Stapelfeld, wann standen Sie zuletzt bei einem Fußballtraining einer Augsburger Jugendmannschaft auf dem Sportplatz?  

Vor Ostern habe ich mir ein internes Testspiel zwischen der U23 und der U19 angeschaut. Das war ein gutes Gefühl, von der Nähe aus live ein Fußballspiel zu sehen, weil das sehr, sehr lange her war.

„Die Spieler sind traurig, weil die Wettkämpfe fehlen“

In welchem Umfang darf denn aktuell überhaupt trainiert werden?

Es ist ein bisschen kompliziert. Seit dem zweiten Lockdown im November dürfen wir ab der U17 trainieren. Das ist möglich durch eine Sondergenehmigung, da unsere Spieler als Auszubildende gelten. Wir sind extrem dankbar, in diesen Altersklassen einen relativ normalen Trainingsbetrieb – unter Beachtung aller Hygienevorschriften – zu haben.

Seit Oktober gab es keine Pflichtspiele mehr. Wie nehmen die Kinder und Jugendlichen im Verein diese Einschränkungen wahr?

Den Spielern geht es da sicherlich wie allen Menschen, die durch die Corona-Thematik beeinträchtigt sind. Sie sind traurig, weil die Wettkämpfe fehlen. Das ist das, was Fußball ausmacht und aktuell fehlt deshalb etwas. Auf der anderen Seite sind wir und die Spieler sehr dankbar und froh darüber, dass wir überhaupt trainieren dürfen. Das Wichtigste ist, die positive Grundstimmung nicht zu verlieren.

Wie ist es für die Kinder aus den unteren Jahrgängen. Sie dürfen quasi seit Monaten nicht trainieren?

Wir können seit Anfang März auch mit der U14, U15 und U16 trainieren. Diese Altersklassen werden nach einem Antrag, den die Kickers Würzburg gestellt hatten und dem stattgegeben wurde, als Landeskader gesehen, sodass keine weiteren Einschränkungen gelten. Das war ein schöner Zwischenschritt, weil diese Jungs vorher überhaupt nicht trainieren durften. Bis zur U9 ist aber nahezu gar kein Training möglich. Wir haben anfangs kontaktarmes Training angeboten, aber dann war auch dies nicht mehr möglich.

Wie stehen Sie mit diesen jungen Spielern im Austausch?

Wir haben versucht, so kreativ wie möglich zu sein und Dinge entwickelt, um mit den Mannschaften Kontakt zu halten. Es geht hierbei um zwei Themen: Einerseits um den sozialen Kontakt. Mannschaftssport lebt vom Miteinander. Das ist aktuell kaum möglich, wir versuchen aber die Bindung zum Verein aufrechtzuerhalten. Andererseits spielt auch die sportliche Aus- und Weiterbildung eine Rolle. Wir versuchen, das bestmöglich online darzustellen.

Wie konkret sehen diese digitalen Angebote aus?

Wir haben Online-Spieltage gegen andere Nachwuchsleistungszentren abgehalten und Hausaufgaben-Trainingsprogramme erstellt, in denen Technik, Kognition und Athletik in den Vordergrund gerückt wurden. Außerdem stehen alternative Sportarten wie Yoga, Basketball oder Volleyball sowie ein Kurs zur Zubereitung von gesunden Shakes für Sportler auf dem Programm. Zudem können Videoanalysen zur Vermittlung beitragen.

„Man muss der Politik vertrauen. Wir haben eine große Verantwortung“

Der BFV untersuchte im Dezember in einer Umfrage die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Vereine. Fast Zwei Drittel sorgen sich, in Zukunft weniger Mitglieder zu haben. Vier von fünf Vereinen befürchten einen Wegfall von Kindern und Jugendlichen für den Fußball. Das trifft den Amateursport gewiss härter, aber sehen Sie auch in Augsburg die Gefahr, Kinder zu verlieren?

Ehrlicherweise spüren wir diese Auswirkungen aktuell nicht beziehungsweise noch nicht. Wenn wir in absehbarer Zeit wieder zur Normalität zurückkehren können, ist die Problematik meiner Meinung nach auch noch aufzufangen. Die Leute haben ja grundsätzlich den Drang, Sport zu betreiben. Wenn sich das aber noch länger hinzieht, wird es logischerweise irgendwann auch Einbrüche in diesem Bereich geben. 

Die Gesellschaft für Aerosolforschung veröffentlichte vor Kurzem einen offenen Brief an die Bundesregierung. Darin heißt es: Die Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, lauere insbesondere in geschlossenen Räumen, weniger an der frischen Luft. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nicht erst seit Kurzem bekannt und DFB oder BFV argumentieren schon lange: Solange die Regeln außerhalb des Platzes eingehalten werden, spricht eigentlich wenig gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Haben Sie daher noch Verständnis dafür, dass der Breitensport und auch Teile der Jugend des FC Augsburg weiter ausgesetzt bleiben?

Das ist eine schwierige Frage. Es ist absolut schwer einzuschätzen und man muss der Politik, die aktuell einen echt schweren Job hat, vertrauen. Da sind Experten am Werk, die Keinem etwas Böses wollen. Daher ist das der Weg, den wir gehen müssen, weil die Gesundheit das Wichtigste ist. Wir sind dabei in einer Position, in der wir mit Schutzbefohlenen arbeiten. Dadurch haben wir eine große Verantwortung und deshalb wollen wir auch komplett auf Nummer sicher gehen. Wir in Augsburg haben gut funktionierende Hygienekonzepte, allerdings auch kleinere Probleme wie eine nicht ganz so optimale Parkplatzsituation am Trainingsgelände oder einfach auch das intuitive Verhalten kleinerer Kinder. Wir hoffen, dass es irgendwann wieder zu Normalität kommt, aber es handelt sich um eine schwierige Thematik mit vielen Faktoren drumherum.

„Diese Frage stellt sich aktuell Jeder im Nachwuchsfußball“

Im Nachwuchsleistungszentrum des FC Augsburg gibt es Spieler, die schon bei den Profis mittrainieren durften, in Testspielen zum Einsatz kamen oder sogar im Bundesligakader standen. Tim Civeja (19) feierte sein Profidebüt. Aber auch Talente wie Jannik Schuster (22) David Deger (21), Seong-Hoon Cheon (20), Lukas Petkov (20), Adrien Koudelka (18), Dion Berisha (17), Franjo Ivanovic (17), Dikeni Salifou (17) oder Kristijan Taseki (17) gerieten ins Blickfeld. Wie folgenschwer für ihren weiteren Karriereweg ist dieses verlorene Jahr mit kaum Wettkampfpraxis?

Bei jedem Spieler, der jetzt über lange Zeit nicht trainieren oder spielen konnte, handelt es sich logischerweise um eine Lücke in der Entwicklung. Wir reden über Spieler, die alle hier sind, um sich zu entwickeln und da ist jede Altersklasse wichtig. Was dieses Corona-Jahr mit jedem Spieler macht, ist eine große Frage, die wir wahrscheinlich erst in der Zukunft beantworten können. Führt es zu einer gewissen Delle oder steckt man das einfach so weg und macht ohne negative Auswirkungen weiter, wo man vor Corona aufgehört hat? Diese Frage stellt sich aktuell Jeder im Nachwuchsfußball, man muss dabei allerdings auch etwas differenzieren.

Inwiefern?

Es gibt Spieler, für die dieses Jahr keine allzu großen Auswirkungen haben wird. Tim Civeja zum Beispiel, der sich aktuell bereits bei den Profis beweisen kann. Aber insbesondere für die Spieler, die noch nicht so im Fokus sind und noch einen Entwicklungsschritt weiter zurück sind, ist es ohne Wettkämpfe schwer, sich zu zeigen. Wir versuchen wegen der Durchlässigkeit, die Nachwuchsspieler bei den Profis mittrainieren zu lassen oder sie in Testspielen zum Einsatz zu bringen. Das ist wichtig für den Vergleich auf höherem Niveau.

Tim Civeja spielt seit 2015 in der Jugend des FC Augsburg. Der gebürtige Dachauer kommt mittlerweile auf drei Profieinsätze in der Bundesliga. (Foto via imago)

„Wir wollen uns an Hofmanns Mission messen lassen“

Diese Spieler sind in einem Alter, in dem die Schritte zum Profifußball kleiner werden. Erste Verträge werden ausgehandelt, der Traum vom Profifußball scheint greifbarer. Gleichzeitig bleibt aufgrund der geringen Durchlässigkeit ein gewisser Druck. Werde ich übernommen? Wie steht mein Coach überhaupt zu mir? Wie gehen Sie und die Trainer des FC Augsburg aktuell mit diesen Talenten um?

Das kann man nicht verallgemeinern und ist völlig individuell zu sehen. Man muss mit den Jungs sprechen und auch ihre Ziele und ihr Umfeld betrachten. Wo will jemand hin? Wie schätzt er sich selbst ein? Da gibt es Spieler, die sich fußballerisch auf hohem Niveau befinden und – ob bei uns oder woanders – ihren Weg gehen werden. Dann gibt es aber auch Spieler, die sich für die Sicherheit entscheiden und sich auf das Schulische wie Berufliche konzentrieren. Das ist etwas, was wir absolut befürworten und diese Jungs auf ihrem Weg auch unterstützen.    

Klaus Hofmann investierte in die Nachwuchsförderung des FC Augsburg und formulierte 2014 ehrgeizig: „Meine Vision ist es, dass ich einmal im M-Block stehe und in der Startformation unserer Bundesligamannschaft stehen vier Spieler, die schon seit der D-Jugend bei uns sind.“ Nun sagte er in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen bezogen auf die Nachwuchsförderung: „Wir hatten zwischenzeitlich einen guten Stand, auf den wir aber wieder kommen müssen“. Sehen Sie dieses Ziel als realistisch an?

FCA-Vorstandschef Klaus Hofmann sieht im Augsburger Nachwuchs eine wichtige Säule für die Zukunft – Roy Stapelfeld ebenso. (Foto via imago)

Ja, ich glaube es ist eine Frage der Zeit. Nachwuchsentwicklung ist etwas Mittel- und Langfristiges und da braucht man Zeit und Geduld. Vier Nachwuchsspieler in der Startelf sind eine ordentliche Zielsetzung – an der wir uns aber auch messen lassen wollen. Das ist eine Vision, die uns daran erinnert, wofür wir das alles hier eigentlich machen. Ich halte sie nicht für unrealistisch. Gewisse Schwankungen in einzelnen Jahrgängen sind normal, aber wir streben danach, in jedem Jahrgang Spieler zu haben, die wir nach oben bringen können.

Interview: Andreas Schmid

Alternativlos

Nach 412 Tagen im Amt wurde Heiko Herrlich nach der 2:3-Niederlage gegen den 1. FC Köln als Trainer des FC Augsburg entlassen. Die Trennung ist nicht nur nachvollziehbar, sondern gar alternativlos. Stefan Reuters Poker auf Besserung stellte sich als falsch heraus. Nun ist auch der Manager gefordert. Eine kommentierende Analyse.

Heiko Herrlich ist nicht mehr Trainer des FC Augsburg. In 42 Pflichtspielen unter seiner Regie gab es zwölf Siege, neun Unentschieden und 21 Niederlagen – zu wenig, um langfristig bei Rot-Grün-Weiß zu arbeiten. (Foto via imago)

Der FC Augsburg stand in dieser ja immer noch speziellen und schwierigen Corona-Saison nie schlechter als Tabellenplatz 13 da. Mit dem knüppelharten Abstiegskampf hatten die Schwaben bis dato nicht wirklich etwas zu tun. Weil das in der Vergangenheit nicht immer so war, scheint die Spielzeit 2020/21 auf den ersten Blick eine ordentliche zu sein. Doch der nackte Blick auf die Tabelle ist trügerisch.

Der FC Augsburg kommt auf insgesamt neun Saisonsiege in bisher 31 Spielen. Das ist okay, nach Ende der vergangenen zwei Spielzeiten waren es nicht mehr. Sieht man sich die Partien, in denen dreifach gepunktet wurde, allerdings genauer an, so muss man feststellen, dass der FCA nur wenige davon verdient für sich entschieden hat. Konkret: das 3:1 gegen Mainz sowie das famose 2:0 gegen Dortmund. Ansonsten gewannen die Augsburger entweder wegen der enormen Effizienz (z.B. 2:1 gegen Hoffenheim), eines überragenden Rafal Gikiewicz (z.B. 1:0 gegen Mainz), dem ungenutzten Chancenwucher des Gegners (z.B. 3:1 gegen Gladbach) oder oft auch allen drei Faktoren zusammen (z.B. 2:1 gegen Union Berlin). Zudem verpasste es der FCA in der Regel, nach einem Sieg nachzulegen. Nach sieben der neun Dreier wurde verloren.

Hängende Köpfe: Carlos Gruezo und Rafal Gikiewicz nach dem 2:3 gegen den 1. FC Köln. Die ersten 45 Minuten stehen für eine der schlechtesten Halbzeiten in der Augsburer Bundesligageschichte. (Foto via imago)

Keine Weiterentwicklung erkennbar

Klar, Fußball ist ein Ergebnissport – und Ergebnisse hat der FC Augsburg gerade in den direkten Abstiegsduellen gegen Bielefeld, Köln und Mainz (jeweils 1:0) geliefert. Nichtsdestotrotz geht es in der Analyse der Manschaftsleistung auch um andere Parameter. Auch wenn das bloße Herunterbrechen auf Statistiken einem Trainer nicht gerecht wird, haben sie eine gewisse Aussagekraft. Die Fuggerstädter kommen ligaweit auf die drittwenigsten Torschüsse, die zweitschlechteste Passquote und den zweitwenigsten Ballbesitz. Das sind – so ehrlich muss man am Lech sein – Werte eines Absteigers. Vor 13 Monaten wurde die Entlassung Martin Schmidts insbesondere mit dem schlechten Abschneiden in diesen Kategorien begründet. Stefan Reuter rechtfertigte die Trennung mit den „Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen“. Herrlich gelang es in diesen Bereichen nur bedingt, die Mannschaft zu verbesseren, wie unser Vergleich zwischen Schmidt und Herrlich zeigt.

Die Hauptaufgabe eines Trainers ist es, die Mannschaft weiterzuentwicklen. Vergleicht man die aktuelle Leistung mit der von vor einem Jahr, muss man allerdings feststellen, dass Heiko Herrlich diese Aufgabe nicht geglückt ist. Der gebürtige Mannheimer hat es geschafft, die Defensive zu stabilisieren. Das war auch bitter nötig. Im Offensivspiel hapert es jedoch nach wie vor gewaltig an kreativen Ideen. Ein Spielkonzept im letzten Angriffsdrittel fehlt ebenso wie ein offensiver Mittelfeldspieler im Kader. In diesem Zusammenhang ist auch Reuter zu kritisieren, da er es im Grunde genommen seit dem Abgang Ja-Cheol Koos verpasst hat, einen entsprechenden Spieler zu verpflichten. Das bedeutet jedoch nicht, dass Herrlich hier aus der Verantwortung zu ziehen ist.

Denn der Augsburger Kader ist grosso modo absolut bundesligatauglich. Man sollte ihn nur richtig für sich zu nutzen wissen, womit wir wieder bei der Herangehensweise des Trainers sind. Herrlich ging gefühlt in ein Spiel, um nicht zu verlieren, statt zu gewinnen. Das Augsburger Spiel war zu sehr auf Toreverhindern als -erzielen aus. Auch gegen individuell schwächer besetzte Teams. Dass diese destruktive Herangehensweise mit neun Saisonsiegen belohnt wurde, kaschiert die spielerische Leistung des FC Augsburg deutlich. Es liegt auf der Hand, dass Herrlichs risikovermeidende Spielweise keinen langfristigen Erfolg sichern konnte.

Präsident Klaus Hofmann traf nach dem 0:0 gegen Bielefeld den Nagel auf dem Kopf und sprach von „einer weiteren Episode unansehnlicher Leistungen in dieser Saison.“ Ein klarer Fingerzeig des Vorstandsvorsitzenden in Richtung Trainerteam. Hätte Hofmann Herrlich schützen wollen, hätte er wohl andere Worte gewählt. Er wirkte ohnehin zusehends unzufrieden mit der Leistung des FCA, was etwa an seinem Verhalten auf der Tribüne deutlich wurde. Gegen Köln schimpfte Hofmann lautstart und trat wütend mit dem Fuß gegen eine Sitzschale.

Reuters riskantes Spiel und das Prinzip Hoffnung

Alles in allem kommt die Trennung Heiko Herrlichs nicht überraschend. Der Trend aus den vergangenen Spielen sprach deutlich gegen den 49-Jährigen. Aus den Partien gegen die direkten Konkurrenten Schalke, Bielefeld und Köln konnte gerade einmal ein Punkt geholt werden. Alle Klubs rangieren in der Tabelle hinter dem FCA. Der FC Augsburg hatte in diesen Spielen die Möglichkeit, den Klassenerhalt perfekt zu machen. Nach einem Sieg gegen Bielefeld hätte man neun Punkte Vorsprung auf die Arminia gehabt, nach einem Dreier gegen Köln sich wohl endgültig aller Abstiegssorgen entledigt. Die Chance, das elfte Bundesligajahr in Serie perfekt zu machen, war also da.

Daher ist es auch nachvollziehbar, dass sich Reuter lange hinter seinen Coach gestellt hat. Man hatte das Gefühl, der FCA werde sich schon irgendwie in der Liga halten können – egal ob aufgrund der eigenen Leistungen oder einfach deshalb, da es schlicht drei Vereine gibt, die eine noch schlechtere Saison als die Schwaben spielen. Zudem darf man nicht vergessen, dass Reuter in der Vergangenheit zwar auf dem Transfermarkt, nicht aber in der Trainerfrage glücklich agiert hat. Mit phasenweiser Ausnahme von Manuel Baum war keiner der von Reuter installierten Trainer langfristig in Augsburg erfolgreich.

Daher muss sich auch der Weltmeister von 1990 kritischen Stimmen stellen. Hat er zu lange auf das Prinzip Hoffnung gesetzt? Im Nachhinein betrachtet war dieses Spiel riskant – und fußte mehr auf Ergebnisse als der tatsächlichen Leistung auf dem Platz. Aus einer Entlassung Heiko Herrlichs geht der Geschäftsführer Sport daher zwangsläufig ebenso als Verlierer hervor. Reuter hatte ihn ja an den Lech gelotst. Der nächste Coach an der Augsburger Seitenlinie hat nun zu funktionieren, ansonsten wackelt auch der Stuhl des in der Vergangenheit oft so klug agierenden Managers.

Lange stellte sich Reuter hinter seinen Coach. Nach der Niederlage gegen Köln verweigerte der Manager allerdings ein Treuebekenntnis, konstatierte eine „erschreckende erste Halbzeit“ und meinte: „Es ist klar, dass eine Reaktion nötig ist.“ (Foto via imago)

Herrlich hatte keine Argumente mehr

Der FC Augsburg befindet sich nun an einem Zeitpunkt, an dem der Klassenverbleibt massiv in Gefahr ist. Es bleiben noch drei Spiele in dieser Saison: in Stuttgart, gegen Bremen und beim FC Bayern. Der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt nach dem 31. Spieltag vier Punkte. Hertha BSC hat quarantänebedingt noch drei Partien in der Hinterhand, weswegen dieses Polster in der Realität geringer ist.

Die Trennung von Heiko Herrlich ist daher alternativlos. Angesichts der zuletzt desolaten Leistungen, die in der sportlichen Bankrotterklärung in der ersten Halbzeit gegen Köln gipfelten, gab es keinen Spielraum mehr, an der Zusammenarbeit festzuhalten. Argumente pro Herrlich? Ebenso wenig vorhanden wie die Augsburger Torgefahr in vielen Saisonspielen. Wie an dieser Stelle schon häufiger erwähnt: Wenige FCA-Fans stört es, Tabellen-13. zu sein, viele allerdings, wie Woche für Woche Fußball gespielt wird. Heiko Herrlich stand sinnbildlich für dieses Auftreten. Die Trennung war bitter nötig.

Aus FCA-Sicht darf gehofft werden, dass die nötigen Punkte mit einem neuen Impuls an der Seitenlinie eingetütet werden können. Wie mittlerweile bestätigt, wurde Ex-Trainer Markus Weinzierl mit dieser Mission beauftragt – eine populäre Entscheidung, die viele Fans begrüßen. Ob der gebürtige Straubinger der richtige Mann für den Neuanfang ist, bleibt jedoch abzuwarten. Weinzierl steht sinnbildlich für die erfolgreichste Zeit der Augsburger Vereinsgeschichte, scheiterte allerdings bei seinen Stationen auf Schalke und in Stuttgart. Ihm und dem gesamten FC Augsburg ist es zu wünschen, dass nun wieder bessere Zeiten kommen.

Damit dies gelingt, sind allen voran auch die Spieler gefordert. Bei einigen Profis hatte man zuletzt nicht das Gefühl, dass ihnen der Ernst der Lage bewusst ist, wie André Hahn nach der Niederlage gegen Köln unmissverständlich deutlich machte: „Ich dachte, wir hätten es alle verstanden. In der ersten Halbzeit haben wir gesehen, dass es nicht alle verstanden haben.“

Reicht das für den Klassenerhalt?

Der FC Augsburg hat es wieder einmal verpasst, einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu gehen. Wie so oft in dieser Spielzeit folgte auf ein Erfolgserlebnis der direkte Rückschlag. Nach fünf der sieben Saisonsiege wurde verloren – so nun auch bei Hertha BSC. Der wichtige Dreier in Mainz konnte nicht vergoldet werden.

Dabei hätte die Partie eigentlich kaum besser beginnnen können. Nach schönem Spielzug über Tobias Strobl und André Hahn erzielte Winterleihgabe Laszlo Benes seinen Premierentreffer für Rot-Grün-Weiß (2.). Weil sich in der Folgezeit aber (mal wieder) vermehrt auf das Toreverhindern als -erzielen konzentriert wurde, kamen die Berliner zurück in die Partie.

Hängende Köpfe: Am Ende setzte es in Berlin für Rafal Gikiewicz & Co. die zwölfte Saisonniederlage. (Foto via imago)

Will der FCA Spiele gewinnen?

Die ersten 45 Minuten überstand der FCA dabei auch dank eines starken Keepers noch unbeschadet und hätte sogar beinahe das 0:2 erzielt (Florian Niederlechner stand bei seinem Pfostenkopfball aber ohnehin im Abseits, 39.). Im zweiten Durchgang erhöhten die Gastgeber dann etwas den Druck und der FCA fand sich vermehrt im eigenen Verteidigungsdrittel wieder. Eine Flanke, bei der die Zuordnung nicht stimmte, und ein vermeidbarer Elfmeter bedeuteten letztlich eine 2:1-Niederlage. Aufgrund der Spieldaten geht das Ergebnis in Ordnung – die Hertha investierte weitaus mehr als der FCA, hatte mehr Ballbesitz und auch die zwingenderen Abschlüsse. Dennoch zauberten die Berliner keineswegs Königsklassenfußball auf den holprigen Rasen des Olmypiastadions, weswegen der vor diesem Spieltag Tabellen-16. durchaus zu schlagen gewesen wäre. Und so bleibt leider nach wie vor die Frage nach dem Trainer: Will Heiko Herrlich überhaupt Spiele gewinnen oder vielmehr Niederlagen vermeiden? Denn eins steht fest: Ein funktionierendes Offensivkonzept, das nicht nur auf Konter fußt, suchte man auch in Berlin über weite Strecken der Partie vergeblich. Eine Führung kann nicht über 88 Minuten verteidigt werden. Es braucht Angriffsszenen und Entlastung – und zwar nicht erst wieder, wenn der Gegner getroffen hat (Niederlechner, 65./78.).

Genießt weiterhin das Vertrauen: Trainer Heiko Herrlich (l) kann sich auf die Rückendeckung Stefan Reuters verlassen. (Foto via imago)

26 Punkte nach 24 Spielen – reicht das?

Nach der Niederlage in Berlin steckt der FCA mit 26 Punkten weiter im Abstiegskampf fest. Tabellenplatz 13 und acht Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang wirken auf den ersten Blick entspannt, könnten allerdings auch trügerisch sein. Das zeigt der Blick in die Historie.

Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel in der Saison 1995/96 sind 17 Mannschaften abgestiegen, die nach 24 Runden 26 Punkte oder mehr auf dem Konto hatten:

  • Eintracht Frankfurt (03/04): 26 Punkte nach 24 Spielen (13.) -> 32 am Saisonende (16.)
  • TSV 1860 München (03/04): 26 Punkte nach 24 Spielen (14.) – > 32 am Saisonende (17.)
  • Karlsruher SC (97/98): 26 Punkte nach 24 Spielen (14.) -> 38 am Saisonende (16.)
  • FC St. Pauli (96/97): 26 Punkte nach 24 Spielen (15.) -> 27 am Saisonende (18.)
  • Eintracht Frankfurt (95/96): 26 Punkte nach 24 Spielen (14.) -> 32 am Saisonende (17.)

  • VfL Bochum (09/10): 27 Punkte nach 24 Spielen (13.) -> 28 am Saisonende (17.)
  • FSV Mainz 05 (06/07): 27 Punkte nach 24 Spielen (14.)-> 34 am Saisonende (16.)
  • Alemannia Aachen (06/07): 27 Punkte nach 24 Spielen (13.) -> 34 am Saisonende (17.)
  • Arminia Bielefeld (02/03): 27 Punkte nach 24 Spielen (13.) -> 36 am Saisonende (16.)
  • SpVgg Unterhaching (00/01): 27 Punkte nach 24 Spielen (14.) -> 35 am Saisonende (16.)
  • Eintracht Frankfurt (00/01): 27 Punkte nach 24 Spielen (15.) -> 35 am Saisonende (17.)
  • FC Köln (97/98): 27 Punkte nach 24 Spielen (13.) – 36 am Saisonende (17.)

  • VfB Stuttgart (15/16): 28 Punkte nach 24 Spielen (12.) -> 33 am Saisonende (17.)
  • Fortuna Düsseldorf 12/13: 28 Punkte nach 24 Spielen (12.) -> 30 am Saisonende (17.)
  • Eintracht Frankfurt (10/11): -28 Punkte nach 24 Spielen (13.) > 34 am Saisonende (17.)
  • FC St. Pauli (10/11): 28 Punkte nach 24 Spielen (12.) -> 29 am Saisonende (18.)
Abstieg nach Talfahrt: Der VfB Stuttgart holte 2016 nach dem 24. Spieltag nur noch einen Sieg und verlor die letzten sechs Partien. Am Ende stand der Gang in die Zweitklassigkeit (Foto via imago).
  • SSV Ulm (99/00): 30 Punkte nach 24 Spielen (12.) -> 35 am Saisonende (16.)

Der VfL Wolfsburg hatte in der Saison 2016/17 ebenfalls 26 Punkte nach 24 Spielen vorzuweisen und rutschte am Ende mit 37 Zählern noch in die Relegation – wo sich die Wölfe gegen Eintrach Braunschweig durchsetzen konnten. Mainz, Frankfurt, Bielefeld und Unterhaching stiegen als 16. ab, weil es keine Relegationsspiele gab.

35 Punkte nach 34 Spieltagen?

Der FC Augsburg holte aus den verbleibenen zehn Partien in der Hinrunde neun Punkte (zwei Siege, drei Remis). Können die Schwaben diese Ausbeute wiederholen, stünden am Ende 35 Zähler auf der Habenseite. Nimmt man Herrlichs Punkteschnitt von 1,09 wären es 37. Da vermehrt Gegner auf Augenhöhe auf dem Programm stehen, sollte das gelingen. Aber würde sich der FCA dadurch das elfte Bundesligajahr überhaupt sichern? Voraussichtlich, denn es muss nicht per se die ominöse 40er-Marke sein. In der Saison 2008/09 rettete sich Borussia Mönchengladbach gar nur mit 31 Punkten. Gleichzeitig bedeuteten aber auch schon 38 Punkte den Weg ins Unterhaus. (Karslruhe 1997/98).

Mut macht derweil, dass der FCA die Klasse auch schon mit geringerer Ausbeute nach 24 Spielen halten konnte. Bereits viermal gelang den Fuggerstädtern dieses Kunststück.

  • 18/19: 21 Punkte nach 24 Spielen (15.) -> 32 zu Saisonende (15.)
  • 15/16: 25 Punkte nach 24 Spielen (13.) -> 38 zu Saisonende (12.)
  • 12/13: 21 Punkte nach 24 Spielen (16.) -> 33 zu Saisonende (15.)
  • 11/12: 22 Punkte nach 24 Spielen (16.) -> 38 zu Saisonende (14.)
Erstklassig: Der FC Augsburg bejubelt 2013 den Klassenerhalt. Nach 24 Spielen hatten die Schwaben 21 Punkte auf dem Konto (Foto via imago).

Der schwachen Konkurrenz sei Dank – Augsburg gelingt der Klassenerhalt

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass der FCA zweifelsohne nicht die beste Saison spielt und dafür in anderen Spielzeiten wohl bestraft worden wäre. Da aber mit Schalke ein Absteiger schon so gut wie fest steht und die anderen Kellerkinder ebenfalls nicht richtig in die Spur kommen, wird der FCA wohl den Klassenerhalt schaffen. Dafür, dass schon jetzt fürs elfte Bundesligajahr geplant werden kann, ist die Lage allerdings noch zu prekär. Der FC Augsburg ist in den nächsten Spielen gefordert, denn in der Vergangenheit gibt es ausreichend mahnende Beispiele, in denen Vereine trotz ordentlicher Punkteausbeute noch abgestiegen sind. In der Vorsaison hatte der FCA übrigens 27 Zähler nach 24 Punkten auf dem Konto. Am Ende wurden es 36 und Platz 15.

Custom App
WhatsApp
WhatsApp
Custom App

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen