Jess, he can!

Neu-Coach Jess Thorup bestritt am gestrigen Samstag das zweite Pflichtspiel an der Seitenlinie des FCA. Und erstmals ein Heimspiel in der schmucken Augsburger Arena, die gestern kurzzeitig zur Festung wurde. Das Spiel gegen den VfL Wolfsburg war auch ein Spiel gegen einen direkten Tabellennachbarn.

Aufstellung

Never change a winning team – das Motto verfolgte Jess Thorup offensichtlich. Er vertraute seiner „Gewinner-Elf“, die in der vergangenen Woche furios nach Rückstand in Heidenheim gewann. Kapitän Ermedin Demirovic absolvierte sein 100. Bundesligaspiel, Defensivakteur Felix Uduokhai sein 100. Spiel für den FCA.

Bei der Ansetzung des Schiedsrichter-Gespanns lief es vielen Augsburg-Fans eiskalt den Rücken herunter, denn an Augsburger Spiele mit Daniel Schlager als leitenden Schiedsrichter auf dem Platz erinnert man sich hierzulande gar nicht gerne. Guido Winkmann bekleidete indes die Position des VAR im Kölner Keller.

Erste Halbzeit

Nun, besagter Schlager pfiff um 15:30 Uhr die Partie an. Die Aufstellung im 4-2-3-1 mit Tietz als einzige Spitze kam jedoch in der ersten Viertelstunde nicht zu nennenswerten Offensivaktionen, sondern verteidigte diszipliniert und bemühte sich um einen ordentlichen Spielaufbau. Die Wolfsburger drückten ein wenig mehr, allerdings auch ohne größere Torannäherungen.

In der 17. Spielminute sodann eine schöne Kombination der Augsburger: Jeffrey Gouweleeuw war als Abwehrspieler mit nach vorne geeilt und flankte von der Eckfahne aus klug in den Strafraum, dort stand Mittelstürmer Tietz und bugsierte den Ball noch vor dem Wolfsburger Lacroix ins gegnerische Tor. Ein schöner Spielzug!

Die kalte Dusche folgte in Minute 35 und äußerst chaotisch kam diese Spielsituation zustande: Paredes als ballführender Spieler wurde von mehreren Akteuren des FCA bedrängt, Niklas Dorsch grätschte den Ball im eigenen Strafraum unglücklich zu Wolfsburg-Goalgetter Jonas Wind, der gekonnt abgeklärt abschloss. 1:1 – Ausgleich, unglücklich im Zustandekommen, aber zu dem Zeitpunkt nicht unverdient.

Kurz vor der Halbzeitpause musste der FCA nochmal kurz durchatmen, denn Wimmer knallte nach einem Wolfsburger Angriff den Ball an die Latte. Doch wer dachte, dass das nochmal gut ausging und der FCA das 1:1 mit zum Pausentee nehmen würde, sah sich getäuscht. Denn besagter Hauptschiedsrichter Schlager entschied nach einem handelsüblichen Zweikampf zwischen Svanberg und Dorsch auf Elfmeter für Wolfsburg. Diese Entscheidung war mehr als fragwürdig, denn Svanberg suchte zum einen proaktiv den Kontakt und fädelte zudem geschickt bei Dorsch ein. Schade, dass Schlager sich die Szene nicht selbst ansah. Majer trat nach kurzen Diskussionen für den VfL vom Punkt an und versenkte die Kugel im linken unteren Toreck.

Und auch das war noch nicht das Ende der ersten Hälfte: In der fünften Minute der Nachspielzeit traf Pedersen Wimmer bei einem Konter deutlich am Fuß, der Ball war schon weg zu dem Zeitpunkt. Einige Augsburger protestieren vehement gegen den Freistoßpfiff. Schlager zog sofort den gelben Karton. Die Vehemenz der Augsburger Forderungen kann ich nicht so ganz nachvollziehen, denn hier hätte Schlager – ebenfalls nach einem notwendigen Review – gut und gerne die rote Karte zeigen können, wenn nicht müssen. Jeffrey Gouweleeuw sah für seinen verbalen Protest ebenfalls die gelbe Karte. Mit einem 1:2 ging es dann aber wirklich – nach einer zum Ende hin wilden ersten Hälfte – in die Halbzeitpause.

Zweite Halbzeit

Ohne personelle Wechsel ging die Thorup-Elf in die zweite Hälfte der Partie gegen die Wölfe. Der Start war eher etwas zurückhaltend, großartige Strafraumszenen waren nicht zu verzeichnen. Wolfsburg wusste die Führung gut zu verteidigen. Thorup wechselte dann in Minute 63 Arne Engels für Dorsch ein – ein Tausch, der sich noch auszahlen sollte. Ebenso kamen Iago und Vargas für Michel und Pedersen ins Spiel.

Die frischen Kräfte läuteten direkt die Schlussoffensive ein. Erst setzte Demirovic einen Kopfball nach Vargas-Flanke über die Latte, dann traf Tietz in Minute 71 zum vermeintlichen Ausgleich. Doch der Treffer zählte wegen einer Abseitsstellung von Ruben Vargas nicht, der Pervan beim Torschuss ablenkte. Auch Beljo und Okugawa bekamen noch einige Spielminuten.

In der 79. Minute ereignete sich ein maximal kurioses Eigentor von Wolfsburg-Profi Bornauw. Arne Engels schlug eine Flanke in den Strafraum der Wölfe, Bornauw wollte klären und lenkte den Ball volley ins rechte Toreck. Ein schönes Tor, wenn auch etwas ungewollt und unglücklich für den Eigentorschützen, der sich sichtlich ärgerte. Der zu dem Zeitpunkt verdiente Ausgleich!

2:2 – und dann ging alles blitzschnell. Die Ereignisse überschlugen sich. Vargas trieb den Ball auf der linken Seite, gab diesen weiter zu Iago, der sofort mustergültig flankte. Arne Engels konnte Lacroix abschütteln und nickte zum 3:2 ein. Ein tolles, wichtiges, erstes Bundesligator von Arne Engels, der hiermit zum Matchwinner mutierte.

Felix Uduokhai bekam in der 84. Minute die erste gelbe Karte zu sehen für ein Foul an Gerhardt, drei Minuten später kam er im Zweikampf mit Wind zu spät und flog somit folgerichtig mit gelb-rot vom Platz. Ärgerlich! Nun galt es die angezeigten sechs Minuten Nachspielzeit mit einem Mann weniger zu überstehen. Und Wolfsburg gab natürlich in Überzahl nochmal gewaltig Gas!

In der ersten Minute der Nachspielzeit ging der Puls der Augsburger direkt nach oben: Ein Schuss von Arnold landete im Augsburger Tor, doch der Treffer zählte nicht, da Bornauw vorher im Zweikampf Iago foulte.

Lacroix setzte in der vierten Minute der Nachspielzeit einen Torschuss ab, der Ball ging nur äußerst knapp am Pfosten vorbei und landete am Außennetz. Puuuh – durchschnaufen, weiter verteidigen! Bei der letzten Aktion der Partie – einem Eckball für die Wolfsburger – eilte Wölfe-Keeper Pervan mit in den gegnerischen Strafraum. Totales Chaos – Baku köpfte den Ball vor den Kasten, Pervan und Gerhardt blockierten sich gegenseitig. Keiner kam so richtig zum Abschluss, Augsburg konnte klären. Nach dieser vergebenen Großchance pfiff Schlager direkt ab. What a match!

Ziel anvisiert und erreicht. Throup ist bisher in Augsburg überaus erfolgreich. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Was bleibt nun nach der Partie?

Der FCA hat nun erstmals seit über einem Jahr zwei Bundesligapartien in Folge gewinnen können. Nach dem Comeback bei Thorups Einstand gegen Heidenheim folgte erneut eine Augschburgerische Aufholjagd wie sie im Buche steht.

Wieder ist der FCA mit fast 121 Kilometern rund zwei Kilometer mehr gelaufen als der Gegner, wenn auch nicht in schwindelerregenden Sphären wie letzte Woche. Dafür zogen die Augsburger 233 Sprints an, die Wolfsburger einen weniger. Den Ballbesitz überließen die Augsburger hierbei eher den Gästen. Positiv hervorzuheben sind die Zweikämpfe (52% gewonnen) und insbesondere die Luftzweikämpfe (58% gewonnen).

Auszeichnen konnte sich auch Keeper Finn Dahmen, der vier Paraden zeigte, 67 Prozent der Bälle abwehren konnte und 100% der Flanken. Zudem kamen alle seine Abwürfe bei seinen Mitspielern an. Mads Pedersen war mit 33,71 km/h schnellster Spieler auf dem Platz. Elvis Rexhbecaj ist mit 11,8 Kilometern am meisten aller FCA-Spieler in 90 Spielminuten gelaufen.

Während Felix Uduokhai leider tendenziell im Formtief steckt, wird der zu Saisonbeginn noch angeschlagene Jeff Gouweleeuw immer wichtiger. Im Spiel gegen die Wölfe glänzte er mit der entscheidenden Torvorlage zum 1:0, zudem peitschte er nach dem Ausgleich das Augsburger Publikum an. Seine Mentalität könnte – ebenso wie die von Niklas Dorsch – im weiteren Saisonverlauf noch ganz wichtig werden.

Phillip Tietz befindet sich im Aufschwung, nach seinem Tor gegen Heidenheim folgte nun ein weiterer wichtiger Treffer gegen Wolfsburg. Entscheidend auch, wie er die Tore erzielt: in einer richtigen Abstauber Manier. Er wirft sich in die Flanken, wittert eine Chance und macht sie dadurch gefährlich. In etwa so unnachahmlich wie Thomas Müller. Er gewann 67% und damit rund 2/3 seiner Luftzweikämpfe. Kann sich sehen lassen.

Was man aus diesem Spiel mitnehmen kann? Viel positives wie der unbedingte Wille, das Spiel nach Rückstand noch zu drehen. Auch nach einem Nackenschlag wie dem unberechtigten Elfmeter kurz vor der Pause. Wie auch schon gesehen gegen Heidenheim: das Team zeigt umgehend eine Reaktion. Das ist neu und kam mutmaßlich mit Jess Thorups frischem Wind nach Augsburg. Zudem das Selbstbewusstsein, das neue Selbstverständnis, das die Mannen auf dem Platz zeigen. Die Körpersprache ist eine ganz andere. Was ebenfalls neu ist und eine positive Trendwende, ist die Kaltschnäuzigkeit im Torabschluss. Der xGoals-Wert des FCA lag bei 1,48 – dem gegenüber stehen drei Tore. Der xG-Wert der Wolfsburger lag hingegen bei 1,2.

In diesem Spiel hat sich zudem bemerkbar gemacht, dass viele Angriffe über die rechte Seite (43% der Angriffe, um genau zu sein) über den in der Ära Maaßen viel gescholtenen Robert Gumny kamen. Negatives, wenn man so möchte, sollte aber auch nicht außer Acht gelassen werden. Dumme Fouls, wie die von Felix Uduokhai oder ein rabiates Einsteigen wie von Mads Pedersen, sollten tunlichst vermieden werden. Wenn es blöd läuft, spielt man sonst gegen Wolfsburg mit nur neun Mann. Fraglich, ob dann solch eine Aufholjagd noch stattgefunden hätte. Auch die Gegentore müssen dringend aufgearbeitet werden, denn dieses Chaos im Strafraum war auch gegen Heidenheim schon (mehrfach) bestraft worden.

Wir können gespannt sein, was die Augsburger am kommenden Wochenende in Köln gegen einen angeknockten Gegner zeigen werden. Von mir aus könnte es gerne so weiter gehen wie bisher unter Jess Thorup, sprich: eine Fortsetzung der Siegesserie. Jess, we/he can.

Frage der Woche: Diese Spieler haben wir auf dem Radar

Abgänge, Zugänge, Verletzungen. Am Ende werden 11 Jungs auf dem Rasen stehen. Von den Jungs, die auf dem Rasen stehen, muss der ein oder andere Aktionen abliefern, die für den FCA den Unterschied machen. Tore schießen oder verhindern. Sogenannte Key Passes spielen. Das Spiel zu unseren Gunsten drehen, sodass der FCA Punkte sammelt. Punkte, Punkte, Punkte. Damit sich ein Saisonfinale, wie zuletzt in Gladbach erlebt, in dieser Saison vermeiden lässt. Für eine vermehrte Anzahl dieser besonderen Aktionen haben wir Spieler identifiziert, die nach unserer Sicht öfters als andere den notwendigen Unterschied ausmachen könnten. Unsere Kandidaten:

Ermedin Demirović

Ein wichtiger offensiver Faktor in seiner ersten Saison. Wird Demi in seiner zweiten Saison noch wichtiger? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Andi) Die Sommerpause ist immer auch Zeit der Transfergerüchte. Ermedin Demirović war mit einem Wechsel zu Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht worden. Doch der Bosnier erteilte den Spekulationen jüngst eine Absage: „Ich habe keinen Gedanken an einen Wechsel verschwendet. Ich bin hier beim FCA, hier fühle ich mich wohl“, sagte der Stürmer der „Augsburger Allgemeinen“. Ein Bekenntnis, das Lust auf die neue Saison macht.

Kann er an die vergangene Spielzeit anknüpfen, wird auch 2023/24 eine gute Demirović-Saison. Der Offensivspieler erzielte nach seinem Wechsel aus Freiburg acht Treffer und bereitete vier weitere vor. Er war damit nach Mergim Berisha (9/4) der zweitbeste Scorer im FCA-Trikot. Sein kongenialer Offensivpartner und Kumpel – Demirović war auf Berishas Hochzeit und verbringt auch privat viel Zeit mit ihm – könnte den Verein allerdings noch verlassen. Berisha fühlt sich zu Höherem berufen; auch deshalb hat der FCA im Angriff bereits auf dem Transfermarkt nachgelegt. Damit schlüpft Demirović womöglich in die Figur des tragenden Torjägers. Eine Rolle, die der 25-Jährige in jedem Fall ausfüllen kann. 

Demirović hat seine Offensivqualitäten nachhaltig unter Beweis gestellt und geht obendrein als Führungsspieler voran. Nach RoGaz-Informationen gehört er zu den beliebtesten Spielern im Team, hat zu vielen Mannschaftskollegen ein freundschaftliches Verhältnis. Dass er sich proaktiv zum Verein bekennt, zeigt, dass er in Augsburg einschlagen will. Langfristig sehe ich ihn auch als Kapitän und bin sicher, dass er in den Mannschaftsrat gewählt werden wird. Daniel Caligiuri (zuletzt Vizekapitän) und André Hahn scheiden aus diesem aus, Demirović steht als adäquater Nachfolger bereit. Die Fans können sich auf einen Hundertprozenter freuen, der Einstellung und Leistung vereint. Meine Prognose: Demirović ist an mindestens 15 Toren direkt beteiligt und läuft mindestens einmal mit der Kapitänsbinde auf. 

Dion Beljo

Direkt in der ersten Halbrunde wichtige Beiträge geleistet. Wie wichtig wird Dion Beljo in der kommenden Saison? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Andy) Auch bei meiner Prognose spielt ein Berisha-Abgang eine wesentliche Rolle. Den Berisha-Nachfolger hat der FCA nämlich schon im Winter gefunden, als Dion Beljo aus Kroatien verpflichtet wurde. Beljo wurde vorher schon mit größeren Clubs wie Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht, wechselte dann aber doch recht überraschend im Winter nach Augsburg. Mit seiner Körpergröße und Physis ist Beljo der ideale offensive Zentrumsstürmer für Enno Maaßen. Dion Beljos gute Rückrunde ging etwas unter, weil der FCA die zweite Hälfte gehörig in den Sand setzte. Beljo lieferte in 1135 Minuten (in etwa 12,5 volle Spiele) 3 Tore und 3 Vorlagen ab und wirkte teilweise vorne im Sturmzentrum wie ein eiskalter Killer.

Nun ist Beljo mit seiner Entwicklung noch nicht am Ende und wird sich weiterhin verbessern. Ich glaube dennoch daran, dass – einen Berisha-Abgang vorausgesetzt – Beljo nächstes Jahr direkt in die Rolle des FCA-Topscorers schlüpfen wird. Einerseits glaube ich, dass sich der FCA in der zweiten Saison unter Maaßen im Spiel mit dem Ball in Richtung gegnerisches Tor weiter verbessern wird. Beljo wird dann der zentrale Zielspieler im Zentrum sein. Insgesamt wird offensiv die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden. Aber selbst wenn Beljo seine Quote nur ein bisschen verbessert, wird er für den FCA ein sehr wertvoller Bestandteil sein. Ich prognostiziere hiermit, dass Dion Beljo mehr als 10 Tore und 5 Vorlagen abliefern wird. Lasst das Toreschießen beginnen.

Arne Maier

Hat in der letzten Saison seine Torgefahr entdeckt. Geht die Entwicklung für Arne Maier weiter nach oben? (Photo by Lars Baron/Getty Images)

(Franzi) Ich werde in der kommenden Saison besonders auf Arne Maier achten, der sich gerade in der Rückrunde für höhere Aufgaben vor allem in der Offensive empfohlen hat. Dabei musste sich der 24-Jährige aus Ludwigsfelde bei Berlin Anfang des Jahres erst einmal umgewöhnen.

Zur Saison 2021/22 war Maier per Leihe von Hertha BSC gekommen, im Mai 2022 verpflichtete der FCA den U21-Nationalspieler und -Europameister von 2021 fest. Geholt wurde er für das zentrale (defensive) Mittelfeld – die Position, auf der Maier bei der alten Dame zum (einstigen) „Wunderkind“ gereift war. Auch in Augsburg bekleidete er die Position zunächst. Bis sie ihm sein Namensvetter, Arne Engels, der im Januar zum FCA stieß, völlig überraschend streitig machte. Beim Spiel gegen den Ball und bei ankommenden Pässen hatte der junge Belgier die Nase um Längen vorn.

Eine neue Rolle musste her für Maier. Und Maaßen fand sie im 4-4-2-System, auf das er ab der zweiten Saisonhälfte umgestellt hatte, im rechten Mittelfeld. „Für mich war es am Anfang natürlich schwierig. Ich habe mein ganzes Leben auf der Sechs gespielt“, so Maier in der SZ. Jedoch dürfte ihm die Umstellung mit jedem Tor (5) und jeder Vorlage (1), die ihm seitdem gelungen waren, umso leichter gefallen sein. Zudem gab es vom Trainer nun sogar Lob für die Abwehrarbeit: „Arne verteidigt und gewinnt zweite Bälle, Themen, mit denen er sich immer rumgeplagt hat“.

Auch wenn der bodenständige (Fast-)Berliner beim FCA nicht mehr auf seiner angestammten Position in der Zentrale zu finden sein dürfte – dafür spricht auch die Verpflichtung von Tim Breithaupt –, wird er seine Fähigkeiten auf der rechten Außenbahn weiter ausbauen. Zudem traue ich ihm durchaus zu, im Wechsel mit Masaya Okugawa auch in der Rolle als Zehner bestehen zu können, wie neulich gegen Türkspor Augsburg und Beşiktaş Istanbul getestet. So dürften für Maier in der kommenden Spielzeit mindestens wieder fünf Buden und genauso viele Vorlagen drin sein.

Patric Pfeiffer

Patric Pfeiffer ist neu in Augsburg. Wird er gleich einschlagen? (Photo by Martin Rose/Getty Images)

(Birgit) Einen Spieler, den ich in dieser Saison auf jeden Fall sehr genau beobachten werde, ist der neu verpflichtete Patric Pfeiffer. Nicht erst im letzten Jahr konnte er durch beeindruckende Fähigkeiten und Stats in der zweiten Bundesliga auf sich aufmerksam machen. Wenn es dort einen Kicker gegeben hat, der es verdient hat, den nächsten Schritt ins deutsche Oberhaus zu machen, dann ist es der 23 Jahre alte Innenverteidiger. Patric Pfeiffer bringt vieles mit, was man zuletzt in unserer Abwehrreihe schwerlich vermisste.

Alleine durch seine Physis ist er ein Spieler, der heraussticht. Mit einer Körpergröße von 1,96 m ist der 23Jährige der größte unserer Abwehrjungs. Jetzt könnte man natürlich die Meinung vertreten, dass ihm das den einen oder anderen Nachteil wie beispielsweise eine geringere Geschwindigkeit einbringt, doch Pfeiffer knackte in der abgelaufenen Spielzeit regelmäßig die 34 km/h-Marke. Dies schaffte keiner unserer Innenverteidiger auch nur ansatzweise. Den größten Speed legte Felix Uduokhai mit 32,72 km/h hin.

Neben seiner Geschwindigkeit bringt unsere Neuverpflichtung auch eine enorme Sprungkraft mit, was ihn oftmals höher schnellen lässt als die Konkurrenz. Das verleiht ihm enorme Vorteile in Kopfballduellen, von denen er in etwa 73 Prozent gewinnt. Bei Standardsituationen macht ihn das zu einer Art Geheimwaffe, was man auch an den vier erzielten Toren der letzten Saison beobachten konnte, die Patric allesamt nach Eckball und per Kopf erzielte. Dies war Spitzenwert in Liga 2. Dass Enno Maaßen diese Fähigkeit ebenfalls kennt und auch ausnutzen möchte, konnte man auch in den Testspielen gegen Türkspor Augsburg und Beşiktaş Istanbul erkennen. Hier ging der Innenverteidiger bei Standardsituationen immer mit nach vorne und ist dort definitiv ein gefährlicher Angriffsfaktor.

Auch das Defensivverhalten des gebürtigen Hamburgers ist nicht zu verachten. Vor allem sein Zweikampfverhalten ist hier besonders hervorzuheben. Mit einer Quote von 69 Prozent konnte er sich zuletzt zweitbester Zweikämpfer der zweiten Bundesliga nennen. In der Hinrunde lag seine Zweikampfquote sogar bei sehr starken 71,76 Prozent. Zieht man auch hier wieder den Vergleich zu den derzeit vorhandenen Innenverteidigern, dann erkennt man schnell, dass auch diese Werte sehr stark sind. Bester Augsburger Zweikämpfer war beispielsweise Maximilian Bauer mit 56,4 Prozent gewonnener Fights. Kapitän Jeffrey Gouweleeuw kommt auf 50,9 und Felix Uduokhai auf 49,7 Prozent. Hier ist zudem zu erwähnen, dass kaum ein anderer Verteidiger in der letzten Saison mehr Bälle abgefangen hat als Patric Pfeiffer.

Möchte man unbedingt auf Fehlersuche gehen, dann könnte man vielleicht das eine oder andere Manko im 1 gegen 1 gegen kleine und bewegliche Stürmer erwähnen. Dies macht er aber durch ein sehr gutes Stellungsspiel oftmals wieder wett. Vielleicht könnte in puncto Passquote, die in der letzten Saison bei insgesamt 74 Prozent lag, noch eine Schippe drauf legen, doch meines Erachtens ist das Meckern auf sehr hohem Niveau.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich mich schon sehr auf die Saison mit Patric Pfeiffer freue. Sollte er fit bleiben, dann könnte er uns nicht nur sehr viel Freude bereiten, sondern auch die eine oder andere Fehlerquelle, die man bei uns in den letzten Jahren beobachten konnte, mit seinen vielfachen Stärken ausmerzen. Was man in den Testspielen bisher von ihm sehen konnte, hat mir persönlich schon sehr gut gefallen.

Sven Michel

Mit Sven Michel kam ein offensiver Mentalitätsspieler mit Abschlussqualitäten. Welche Rolle wird er spielen? (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

(Irina) Ich geb’s zu – als sich andeutete, dass Sven Michel zum FCA kommt, habe ich mich sehr gefreut. Den 33 Jahre alten Offensivallrounder verfolge ich schon seit seiner Zeit beim SC Paderborn. Dort kickte Michel von 2016 bis 2022. In 181 Pflichtspielen erzielte er für die Ostwestfalen 71 Tore und gab 42 Assists. Michels Hauptposition ist gemäß Transfermarkt Mittelstürmer, er kann aber auch als hängende Spitze und auf Linksaußen agieren – ohne großen Qualitätsverlust.

Ende Januar 2022 kam der gebürtige Freudenberger als Ersatz für Max Kruse zu Union Berlin. In der ersten Halbrunde absolvierte Michel 13 Bundesligaspiele für die Köpenicker und war dort an fünf Treffern direkt beteiligt. In der vergangenen Saison 2022/2023 kam Sven Michel in drei Wettbewerben zum Einsatz – es stehen sechs Spiele in der Europa League (zwei Tore), zwei DFB-Pokal-Spiele (ein Tor) sowie 21 Bundesligapartien (drei Tore, eine Vorlage) zu Buche.

Nun folgte zuletzt der Wechsel zum FCA für rund 950.000 Euro Ablöse. Sein Vertrag läuft bis 30.06.2025. In Augsburg erhofft man sich viel vom erfahrenen Michel, so sagt Stefan Reuter exemplarisch: „Sven Michel hat sowohl in seiner Zeit beim 1. FC Union Berlin als auch beim SC Paderborn gezeigt, dass er ein Stürmer mit großer Einsatzfreude, Cleverness und Torgefahr ist. Neben seinen fußballerischen Stärken, die unserer Offensive sehr guttun werden, ist er auch neben dem Platz ein echter Sympathieträger, der unseren jungen Spielern helfen wird. Deshalb freuen wir uns sehr, dass der Wechsel geklappt hat“

Von Michel erhoffe ich mir persönlich das Einbringen grundlegender Werte und Tugenden, für die der FCA seit vielen Jahren steht: Hohe Einsatzfreude, eine gewisse Galligkeit und Robustheit sowie Abstiegskampfmentalität. Mit Anfang 30 ist er vom Alter her auch ein Spieler, der vorneweg gehen und somit eine Anlaufstelle für jüngere Akteure sein kann. Gerade weil der FCA sich in den letzten Jahren betont und bewusst kadertechnisch verjüngt hat, nehmen die erfahrenen Bundesligaspieler im Grundgerüst der Profimannschaft eine wichtige Rolle ein. Wenn die junge Mannschaft letzte Saison in Rückstand geriet, wirkte sie oft planlos, mittel- und ziellos. Spieler wie Michel können hier vorangehen und sollen auch mal laut werden. Die Marschroute vorgeben, die jungen Kicker mitnehmen. Da sehe ich persönlich Sven Michel.

Mit seiner Cleverness und Coolness bringt er auch aufgrund seiner unorthodoxen Spielweise eine etwas andere Komponente mit nach Augsburg, die so noch nicht im Kader vorhanden ist. Er erinnert mich von der Physis und seiner Art ein wenig an André Hahn, der den FCA leider zur neuen Saison verlassen hat. Er besitzt eine gute Grundschnelligkeit und ist sich für keinen Zweikampf zu schade. Im Paderborner Transfermarkt-Forum finden sich Personenbeschreibungen wie:

„(…) Er kämpft und rackert immer wie ein Besessener (…)“

„(…) Mit seiner beherzen, leidenschaftlichen und lauffreudigen Spielweise werdet auch ihr ihn mit Sicherheit lieb gewinnen in kürzester Zeit.“

Merkmale und Eigenschaften, die ich als Augsburg-Fan sehr gerne lese und die dem FCA sehr gut zu Gesicht stehen. Vielleicht ist Sven Michel nicht der allerstärkste Fußballer, aber Charakterköpfe und Mentalitätsspieler sind in einer Mannschaft, die vermutlich wieder im Abstiegskampf stecken wird, ebenso wichtig wie hochkarätige Talente. Ich prognostiziere (und hoffe) daher, dass Sven Michel in der kommenden Saison eine tragende Rolle übernehmen wird. Auf meinem Radar ist er persönlich (schon lange)!

Bitte Nachlegen!

Der FCA gewinnt nach einer aufopferungsvollen Partie mit einem knappen 1:0 gegen den Champions League Aspiranten Union Berlin. Schütze des goldenen Tores war Stürmer Dion Beljo, der eine präzise Flanke von Ruben Vargas volley verwandeln konnte. Die ausverkaufte WWK-Arena tobte, der FCA hielt das Ergebnis, trotz einer Drangphase der Berliner zum Ende hin. Mit diesen drei Punkten konnte sich die Maaßen-Elf im Abstiegskampf etwas absetzen – doch was bleibt, sind Fragezeichen und Erleichterung?! Der Klassenerhalt, so viel steht fest, ist aber längst noch nicht in trockenen Tüchern.

Verletzungen

Neben dem verletzten Torwart Rafal Gikiewicz und den langzeitverletzten Strobl, Hahn und Oxford gesellte sich zuletzt Julian Baumgartlinger zu dieser illustren Runde. Der Mittelfeldspieler steht wegen einer Menikusverletzung vor dem verfrühten Saisonaus. Fredrik Jensen und Iago plagt seit geraumer Zeit ebenfalls eine hartnäckige Blessur, Mergim Berisha laboriert an Sprunggelenksproblemen. Zu allem Überfluss war Nathaniel Mbuku grippal erkrankt. Man muss sich hier die Frage stellen, wie die Truppe wohl spielen würde, wenn alle Mann mal an Bord wären…. diese Verletzungsmisere zieht sich schon durch die ganze Saison.

Umstellungen

Durch diese Ausfälle ist der Coach zu Umstellungen gezwungen. Eine Personalie, die mittlerweile nicht mehr ganz so heiss diskutiert wird, ist Tomas Koubek. Der Tscheche stand erneut von Beginn an im Kasten, Daniel Klein saß als temporäre Nummer zwei auf der Ersatzbank.

Koubek war am Samstag ein Topp-Rückhalt seines Teams und hielt die Punkte fest. Das braucht es öfter in der Endphase der Saison. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Trainer Enno Maaßen stellte sodann auf nur einer Position um, für Renato Veiga startete Innenverteidiger Maximilian Bauer. Mergim Berisha schaffte es überraschend-unüberraschend in den Spieltagskader, Maaßen prognostizierte schon in der PK vor dem Spiel einen Kurzeinsatz des Stürmers. Der kicker sah in der gewählten Startformation ein 3-4-2-1, Transfermarkt ein flaches 3-4-3. Die defensive Dreierkette bildeten jedefalls die drei etatmäßigen Innenverteidiger Jeff Gouweleeuw, Felix Uduokhai und Bauer vor Torhüter Koubek, das defensive Mittelfeld Engels und Rexbecaj, die defensiven Außenparts bekleideten Pedersen und Maier, die offensiven Flügel Demirovic und Vargas, im Zentrum positionierte sich Dion Beljo als Mittelstürmer.

Sieben Partien sieglos

Ein wenig zitterten mir ja schon die Knie, als ich die Dreierkette als Startformation bildlich vor mir sah. Gemäß Transfermarkt ging der FCA bisher in dieser Saison nur einmal mit einer initialen Dreierkette als Sieger von Platz. Dies am zweiten Spieltag beim Auswärtssieg beim ehemaligen Angstgegner Bayer Leverkusen, der FCA gewann 1:2.

Die Viererkette ist einfach gefühlt irgendwie die „Safety Zone“ der Augsburger, das probate Mittel der Wahl, man weiß die Formation besser umzusetzen. Für eine Viererkette hat der FCA eher das geeignete Personal, denn für die Dreierkette fehlen die passenden Schienenspieler. Zumindest lässt sich dies mit Blick auf die erspielten Punkte mutmaßen.

Vor Spielbeginn waren die Fakten und der Anblick der Tabelle fast erdrückend, der FCA steckte nachweislich im Formtief. Die letzten sieben Partien sieglos, bei vier Unentschieden und drei Niederlagen, darunter das 5:3 gegen den deutschen Rekordmeister. Und natürlich die unglücklichen Partien gegen Schalke und Wolfsburg, in denen der FCA bereits sicher geglaubte Punkte (spät) noch aus der Hand gab.

Sechs Punkte Abstand

Vor der Partie gegen Union Berlin hatte der FCA (31 Punkte) als Tabellen-13. knappe drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsranginhaber VfL Bochum (28 Punkte). Sowohl Schalke (-28) als auch Hertha (-25) und Bochum (-36) weisen nach dem 31. Spieltag weiterhin katastrophale Tordifferenzen auf. Der FCA kann eine Tordifferenz von -15 vorweisen, der 14. Hoffenheim steht bei -10 und der aktuelle Relegationsplatzinhaber VfB Stuttgart ebenfalls bei -15.

Arm raus und die Gegner auf Abstand halten. Dann klappt es mit dem Klassenerhalt gegen Bochum. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Nun hat der FCA wichtige drei Punkte eingefahren, bleibt auf Rang 13 stehen und baut den Abstand auf den 16. sowie 17. Platz auf sechs Punkte aus, bei noch verbleibenden drei Partien und auszuspielenden neun Punkten. Ein gewisses Polster ist zwar vorhanden, aber es ist noch kein Grund, die Klassenerhaltsparty bereits heute freudig zu planen.

Befreiungsschlag

Ja, der Sieg war gewissermaßen ein Befreiungsschlag und kann Sicherheit geben. Der Mannschaft Sicherheit geben, gegen Bochum auswärts am kommenden Spieltag befreiter aufzuspielen und endlich das volle Potenzial zu entfalten. Ich bin mir sicher, das Potenzial steckt irgendwo in den Tiefen der Truppe und wartet nur, endgültig ausbrechen zu dürfen. In der vergangenen Hinrunde haben wir Ansätze davon bereits gesehen.

Dennoch war – trotz des formidablen Ergebnisses – nicht alles rosig in Augsburg, viele Fehler wurden erneut gemacht und den Unionern sehr viele Räume dargeboten. Das gilt es schleunigst abzustellen. Offensiv sind wenige lichte Momente vorhanden gewesen, man muss quasi immer auf einen kaltschnäuzigen Mittelstürmer im Sturmzentrum hoffen, der dann eiskalt scored, wenn beispielsweise ein Ruben Vargas einmal in der Partie erfolgreich über seinen Flügel durchbrechen kann. So gesehen und geschehen gegen Union in Minute 53. Statistisch war dies eine der zwei Flanken, die der FCA in diesem Spiel erfolgreich an den Mann gebracht hat (12% angekommene Flanken bei 17 Flanken insgesamt).

Die Statistiken sprechen jedenfalls pro FCA, auch wenn es auf dem Spielfeld nicht immer danach aussah: Die Laufleistung stimmte, laut Kicker verzeichnete der FCA einen Torschuss mehr als sein Gegner, die Passquote liegt gefühlt im FCA-Durchschnitt bei rund 73 Prozent. Erfreulich die Quote der erfolgreichen Dribblings, diese lag bei etwa 88 Prozent. Der Ballbesitz in der heimischen Arena lag bei 38 Prozent, durchaus erwartbar und die Zweikampfquote bei 52 Prozent. Kann man nicht meckern. Würden bei 13 Torschüssen nur etwas mehr als ein Tor bei herauskommen und manche Offensivszenen besser ausgespielt werden, wäre der geneigte Fan noch zufriedener, als man es bei diesem wichtigen Heimdreier ohnehin schon sein muss.

Stats, Stats, Stats

Gegen Bochum sind sicherlich andere Attribute und Werte gefragt als gegen den Tabellenvierten aus der Hauptstadt. Die Elf von Thomas Letsch spielte im Laufe dieser Saison in mehreren Variationen der Viererkette, ist eine die „lauffaulsten“ Mannschaften der Liga. Die Bochumer können statistisch gesehen genauso wenig mit dem Ball anfangen wie die Augsburger (Stichwort: Ballbesitzquote). Während der FCA die schlechteste Passquote aller Bundesligisten aufweist (72.7%), steht der VfL Bochum nur knapp davor (73,9%) auf Platz 17.

Der VfL Bochum ist eine der zweikampfstärksten Teams der Liga, während der FCA statistisch hingegen eher als zweikampfschwach einzuordnen ist. Eine Vorgabe gegen Bochum wird definitiv das Annehmen der Zweikämpfe sein, sowie eine gewisse Giftigkeit in den Zweikämpfen miteinzubringen. Aufpassen muss der FCA in den Luftduellen: In puncto gewonnener Kopfballduelle ist der VfL Ligaspitze! Der FCA kann dafür intensive Läufe und Sprints, hier ist der FCA in der erweiterten Ligaspitze bzw. im soliden Mittelfeld wiederzufinden, während der VfL Bochum hierbei im Tabellenkeller steht.

Bitte nachlegen!

Ich persönlich wünsche mir, dass der FCA mutiger nach vorne spielt. Seine Chancen in der Offensive sucht, seine flinken Flügelspieler besser in Szene setzen kann und die Zweikämpfe annimmt. Lieber gelbe Karten für eine resolute Zweikampfführung, als für das (unnötige) Meckern. Bochum wird hier eine Herausforderung sein, denn sie wissen, wie man im Abstiegskampf Zweikampfduelle für sich erfolgreich gestaltet.

Mergim Berisha wäre ein wahnsinnig wichtiges Element für die etwas lahmende Offensive, Niklas Dorsch wird gezwungenermaßen den Platz neben „Rex“ bekleiden. Rookie Arne Engels fehlt definitiv wegen der fünften gelben Karte. Ich glaube fast, ein schnörkelloser Spielstil gepaart mit resoluter Zweikampfführung und einer sattelfesten Defensive sollte gegen Bochum das Erfolgsrezept sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Matchball liegt jedenfalls jetzt beim FCA, verwandelt die Mannschaft ihn, ist der Klassenerhalt definitiv sicher. Die Mannschaft muss gegen Bochum aber definitiv noch ihre Hausaufgaben erledigen, denn sicher ist in dieser dynamischen und wilden Bundesliga an Spieltag 32 noch gar nichts.

Wenn Bayerisch-Schwaben eine Auswahl hätte

Beliebte Webseiten und (Online-)Magazine bringen des Öfteren Formate wie „Stadtauswahlen“ oder „Regionalauswahlen“ heraus. Mittendrin sind dort Spieler, die aus der Region stammen oder eine längere Zeit (z.B. seit der Kindheit) dort verbracht haben. Da stellt sich mir doch direkt die Frage: Wie sähe die aktive Auswahl bayerisch Schwabens aus? Dies hat bis dato keine*r näher betrachtet. Unsere schöne Region steht wie so oft im Windschatten des „großen Nachbarn“ aus München. Aber ich finde, unsere Auswahl kann sich sehen lassen. Seht selbst:

Torwarttrio

Im Tor stünde dann vermutlich ein gebürtiger Augsburger: Ioannis Gelios. Der 30jährige Deutsch-Grieche steht heute bei Bandırmaspor in der Türkei unter Vertrag, zuvor unter anderem bei Hansa Rostock und Holstein Kiel. Als dritter Torhüter war Gelios beim FCA oftmals Teil des Bundesligakaders, gespielt hat er jedoch nur für die „Zwote“ (111 Einsätze). Gelios absolvierte für Holstein Kiel 63 Zweiligaspiele sowie für Hansa Rostock 37 Drittligapartien im Tor.

Als Ersatz steht mit dem gebürtigen Augsburger Kevin Malone (19), zuletzt bei den A-Junioren des 1. FC Nürnberg unter Vertrag, bereit. Kevin Malone, jüngerer Bruder von Maurice Malone, spielte zuvor in der Jugend des FC Augsburg. Aktuell ist er – seit Sommer 2022 bereits – ohne festen Verein.

Abgerundet wird die Zunft der Torhüter durch Raif Husic (26): Der gebürtige Zusmarshauser (Lkr. Augsburg) spielt seit 2019 in seiner Heimat beim TSV Zusmarshausen in der Bezirksliga. Husic galt einst als großes Torwart-Talent, wechselte nach zwei Jahren in der Augsburger Jugend zum FC Bayern. Dort spielte er sowohl in der U17 als auch in der U19. Zudem durfte er acht Einsätze für die Zwote des FCB in der Regionalliga bestreiten. In der Saison 2013/14 saß Husic an mehreren Spieltagen auf der Ersatzbank der Profis des FC Bayern, da Neuer und Starke zum damaligen Zeitpunkt verletzt waren. Für rund 100.000 € wechselte er sodann zum SV Werder Bremen, dort kam er jedoch nur in der Regionalliga Nord zum Einsatz, sodass er 2016 zum Drittligisten VfR Aalen wechselte. Seine letzte Station war der damalige Regionalligist Wacker Burghausen. Aufgrund nicht genügender Trainingsleistung wurde der Vertrag jedoch im selbigen Wechselfenster noch aufgelöst.

Ioannis Gelios wäre in der Augsburger Regionalelf die erste Wahl im Tor. (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Abwehrverbund

Vor Gelios im Abwehrverbund spielt eine Viererkette, angeführt von Raphael Framberger (27, derzeit verliehen an den SV Sandhausen) auf dem rechten defensiven und Simon Asta (21, Greuther Fürth) auf dem linken Flügel. Asta hat sich mittlerweile beim Zweitligisten aus Fürth durchgesetzt und spielt dort überwiegend als rechter Verteidiger. Der ebenso wie Asta gebürtige Augsburger Raphael Framberger, dessen Bruder Daniel schon einst beim FCA kickte, wurde zuletzt für eine Halbrunde an den Zweitligisten SV Sandhausen verliehen.

Die Innenverteidigung bilden Jozo Stanic (23) und Marco Thiede (30). Stanic ist in Augsburg geboren und steht beim FCA unter Vertrag, derzeit aber an den kroatischen Club NK Varazdin verliehen. Marco Thiede spielt eigentlich als rechter Verteidiger beim Karlsruher SC in der zweiten Bundesliga. Der gebürtige Augsburger hat zwischen 2004 und 2011 beim FCA im Nachwuchs gekickt, entstammt aber ursprünglich der Jugend des SSV Dillingen. Zudem durchlief Thiede die U17 und U19-Auswahlen des FCA, stand darüber hinaus 37 Mal für den FCAII auf dem Platz und sogar einmal für die Profis im DFB Pokal. Am 25.10.2011 durfte Thiede stolze 84 Minuten als Rechtsaußen gegen RB Leipzig agieren.

Als Ergänzungsspieler steht der gebürtige Augsburger Arif Ekin (27) vom TSV Rain bereit, der in der Regionalliga Bayern als Linksverteidiger aufläuft. In der Innenverteidigung können Oliver Merkel (31) vom Regionalligisten Bischofswerdaer FV 08 und Maik Uhde (28) vom TSV Schwabmünchen als Ersatz fungieren. Uhde wurde in Schwabmünchen geboren und schnürte die Fußballstiefel zwischen 2007 und 2016 für den FC Augsburg. Merkel indes spielte nie für einen Augsburger Club, sondern stammt aus der Jugend von Dynamo Dresden.

Marco Thiede ist eine ernsthafte Option in der Abwehr dieser Elf. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Offensive Flügel

Im Mittelfeld bieten sich mehr Alternativen als in der Defensive. Auf Linksaußen fällt die Wahl auf den gebürtigen Münchner Lasse Günther (19), der jedoch schon länger in Augsburg wohnhaft ist und dort in der Jugend ausgebildet wurde. Aktuell ist Günther an den Zweitligisten Jahn Regensburg verliehen, wird aber zum Sommer 2023 wieder in der der Fuggerstadt erwartet. Sein Ersatz auf dem linken Flügel ist der Altöttinger Bastian Kurz (30), der beim Bayernligisten Schwaben Augsburg kickt. Zwischen 2013 und 2017 spielte Kurz beim FCA in der Jugend und in der zweiten Mannschaft.

Auf dem rechten Flügel findet sich der gebürtige Ulmer Erik Thommy (28) wieder. Fußballerisch aufgewachsen ist der Mittelspieler in Kleinbeuren (Landkreis Günzburg) beim hiesigen SV Kleinbeuren. 2010 wechselte Thommy in die Jugendabteilung des FCA und schaffte 2014 sogar den Sprung in den Profikader. Aktuell spielt er bei Sporting Kansas City in der amerikanischen MLS. Sein Backup ist Manuel Feil (28), geboren in Augsburg und derzeit beim SV Elversberg in der dritten Liga tätig. Beim FCA spielte er nie, dafür u.a. beim TSV Gersthofen in der Jugend. Der Günzburger Dennis Chessa (30) spielt derzeit als rechter Mittelfeldspieler beim SSV Ulm in der Regionalliga, bei einem Augsburger Club war er indes nie zugegen.

Manuel Feil ist doch wohl ein klasse Backup auf den Flügeln. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Defensives und offensives Mittelfeld

Im zentralen Mittelfeld führt kein Weg an Florian Neuhaus (25, Borussia Mönchngladbach) vorbei. Der gebürtige Landsberger ist aktueller deutscher Nationalspieler und entstammt der Jugend des VfL Kaufering. Eine Option zu Neuhaus, ggf. etwas defensiver ausgerichtet, spielt der aus dem schwäbischen Rögling (Lkr. Donau-Ries) stammende Marco Schuster (27). Schuster spielt derzeit in der zweiten Liga für den SC Paderborn. Zwischen 2010 und 2017 spielte er für den FCA, u.a in der zweiten Mannschaft.

Marco Schuster hat sich beim SC Paderborn einen Namen gemacht und ist daher eine hochwertige Alternative in dieser Auswahl.  (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Ein möglicher Ersatz ist im defensiven Mittefeld der gebürtige Dachauer Tim Rieder. Rieder (29) ist derzeit beim TSV 1860 München unter Vertrag und spielte zwischen 2010 und 2020 beim FCA. Dort gehörte er auch zeitweise dem Profikader an. Eine weitere Alternative zu Neuhaus und Co. ist der gebürtige Augsburger Felix Schwarzholz (23), der überwiegend im defensiven Mittelfeld spielt und dies heute für den 1. FC Schweinfurt in der Regionalliga Bayern. Zudem steht der gebürtige Dachauer Tim Civeja (22) noch als Option zur Verfügung: Der derzeit an die Schanzer in die dritte Liga ausgeliehene Mittelfeldspieler kann diese Position sowohl defensiv als auch offensiv bekleiden. Sein Vertrag beim FCA läuft noch bis 30.06.2024 .

Im offensiven Mittelfeld spielt ein echter Weltmeister: Mario Götze, geboren 1992 in Memmingen im Allgäu. Derzeit kickt der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler bei Eintracht Frankfurt. Mit dem gebürtigen Friedberger Lukas Petkov (22) schafft es ein aktueller Spieler des FCA-Profikaders in diese Auswahl. Der polyvalente Mittelfeldspieler kann sowohl zentral als auch auf den offensiven Flügeln spielen.

Eine weitere Option ist hier der gebürtige Neu-Ulmer Romario Rösch, der derzeit in der Heimat für den SSV Ulm aufläuft. Zwischen 2013 und 2019 spielte Rösch für diverse Mannschaften des FCA. Zuletzt sei als an dieser Stelle der gebürtige Augsburger Gabriel Vidovic (19) als vielversprechende Option genannt, der aus der Augsburger Jugend stammt und derzeit beim FC Bayern unter Vertrag steht. In dieser Saison wurde er leihweise zu Vitesse Arnheim transferiert.

Ein Weltmeister in der Augsburger Regionalelf: Mario Götze ist wohl der klangvollste Name der Auswahl. (Photo by Ina Fassbender / AFP) (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Sturm

Im Sturm spielen zwei richtige Granaten: Der Marktoberdorfer (Lkr. Ostallgäu) Kevin Volland (30) und der gebürtige Friedberger Marco Richter (25). Während Volland seine Jugendjahre überwiegend beim TSV 1860 München verbrachte, erlernte Richter das Fußballspielen in der Akademie des deutschen Rekordmeisters. Aber noch zu Jugendzeiten wechselte er in seine schwäbische Heimat in den Nachwuchs des FCA. Dort konnte er sich durchsetzen und schaffte sogar den Sprung in den Profikader. Dort erspielte er sich auf dem offensiven Flügel einen Stammplatz, bevor er 2021 zu Hertha BSC Berlin wechselte.

Als Backup Stürmer fungiert Christoph Daferner (24) aus Pöttmes (Lkr. Aichach-Friedberg). Der Mittelstürmer stammt aus der Jugend des TSV Pöttmes und verweilte zwischen 2012 und 2014 beim FCA. Nach Stationen beim SC Freiburg, Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden spielt er heute beim 1. FC Nürnberg in der zweiten Liga. In der Saison 2022/23 gelangen ihm in 17 Einsätzen drei Tore.

Neben Daferner könnte Jonas Greppmeier (23) vom TSV Rain in einer zweiten Elf auflaufen. Der gebürtige Friedberger spielte zwischen 2014 und 2019 für den FCA. Zu guter letzt sei an dieser Stelle der gebürtige Augsburger Maurice Malone (22) genannt. Er steht derzeit beim FCA unter Vertrag, ist aber an den österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC ausgeliehen.

Daferner ist definitiv ein super Sturmbackup für die Regionalelf. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Trainer

Für die Auswahl(en) stehen der gebürtige Augsburger Armin Veh zur Verfügung, der derzeit ohne Anstellung im Fußballgeschäft ist. Der Name Veh wird immer eng mit dem FCA verknüpft sein. Veh spielte einst selbst aktiv beim FCA und übernahm anschließend zweimal die Rolle des Trainers bei den Augsburgern. Schon fast überheblich klingt, dass die B-Auswahl von Julian Nagelsmann, geboren in Landsberg am Lech, gecoacht wird. Im echten Leben ist dieser seit 2021 Trainer beim FC Bayern München. Seine ersten Gehversuche im Fußballgeschäft (genauer gesagt als Scout und Co-Trainer) tätigte Nagelsmann in den 2000er Jahren beim FCA. Dort war er auch selbst als Fußballspieler aktiv (1999-2002 sowie 2007-2008), musste jedoch verletzungsbedingt früh seine Karriere beenden. Oder soll doch lieber der derzeit beschäftigungslose Thomas Tuchel, gebürtiger Krumbacher (Lkr. Günzburg), die B-Elf coachen? Der heute 49jährige stand selbst einst als Libero für die Augsburger Jugend auf dem Platz und coachte den FCA zwischen 2005 und 2008 gleich selbst. Zeit hätte der Weltklasse-Coach jedenfalls nun reichlich.

Fazit an dieser Stelle: Die Qual der Wahl auf dem Trainerposten!

Thomas Tuchel, erhöre uns und coache diese fiktive Elf bitte 😉 (Photo by DENIS LOVROVIC / AFP) (Photo by DENIS LOVROVIC/AFP via Getty Images)

Eure Meinung?!

Aber was ist das bitte für eine coole Auswahl mit einer richtigen Trainerelite an der Spitze!? Schade, dass es vermutlich nie eine bayerisch-schwäbische Elf dieser Art geben wird. Das hätten wir doch gerne mal auf dem Platz gesehen. Und einen Thomas Tuchel am Seitenrand in bayerisch Schwaben. Nun seid aber ihr gefragt: Wie sieht eure aktive bayerisch-schwäbische Traumelf aus den obengenannten Spielern aus? Fällt euch sonst noch jemand ein, den wir nicht auf dem Schirm hatten? Wer schafft es in eure Aufstellung? Wer ist euer favorisierter Trainer? Schreibt es sehr gerne in die Kommentare.

Hinweis: Dies ist eine Auswahl aus aktiven Spielern, daher wurden Ehemalige wie Haller, Biesinger und Co. nicht berücksichtigt. Aber das schreit doch nach einem weiteren Artikel zu einer Legenden-Elf, oder? 🙂

Bye, bye Frammi

Mitte der laufenden Woche erschien die überraschende Meldung auf den sozialen Kanälen des FCA: Urgestein Raphael Framberger (27) verlässt für eine Rückserie seinen Heimatclub. Die genaue Destination war für mehr als 24 Stunden unklar, obwohl die Bild zwischenzeitlich berichtete, dass der Zielverein der SV Sandhausen sein soll. Der FCA bestätigte erst am Folgetag offiziell . Damit hatten wohl – trotz des aktuellen Reservisten-Daseins von Framberger – nur die wenigsten gerechnet.

Sein Weg in den Profifußball

Raphael „Frammi“ Framberger wurde am 06.09.1995 in Augsburg geboren und ist fußballerisch beim SV Cosmo Aystetten großgeworden. Im Alter von acht Jahren wechselte „Frammi“ in den Nachwuchs des FCA. Sein fünf Jahre älterer Bruder Daniel Framberger kickte von 1999 bis 2011 ebenfalls dort, gab am 09.05.2010 sogar sein Profidebüt in der zweiten Liga gegen den 1. FC Kaiserslautern. Über die Jugendmannschaften und die „Zwote“ des FCA empfahl sich Frammi nachhaltig für den Profikader. Für die Augsburger spielte Frami unter anderem in der U19-Bundesliga Süd/Südwest. Im Jahr 2016 zog er sich einen langwierigen Kreuzbandriss zu und verpasste somit die komplette Rückrunde.

Sein Profidebüt gab Framberger am 28.01.2017 im Auswärtsspiel gegen die Wölfe. Er spielte auf der Position des Rechtsverteidigers die vollen 90 Minuten. Der FCA gewann mit 2:1 und Framberger steuerte eine Torvorlage bei. Die darauffolgenden Spiele kam er sodann nicht mehr zum Einsatz, erst gegen RB Leipzig durfte Framberger 52 Minuten wieder als Rechtsverteidiger ran. Seine Verletzungsanfälligkeit zeigte sich schon früh: Eine Meniskusverletzung führte dazu, dass Framberger auch die Rückrunde 2017 verpasste. In der Saison 2017/2018 zog er sich eine Bänderverletzung zu, Anfang 2019 erneut einen Kreuzbandriss. Zwischen den Verletzungen stellte er jedoch immer eine ernsthafte Option im Profikader dar. Er wurde hierbei überwiegend auf dem rechten Flügel – defensiv wie offensiv – eingesetzt.

Anfang 2021 verpasste er den Start in die Rückrunde aufgrund eines Muskelfaserrisses, anschließend spielte er jedoch konstant vom 22. bis zum 29. Spieltag als Rechtsverteidiger in der Bundesliga. Insgesamt stand Frammi bisher 136 mal im Kader des FCA, davon 57 mal in der Startelf, 27 Einwechslungen stehen ebenso zu Buche wie 52 Kadernominierungen ohne Einsatz. Ein Spiel verpasste er gesperrt, 81 Begegnungen wegen Verletzungen, Krankheiten oder Blessuren. Frammi erlebte übrigens als damals 20jähriger die erste Europa League Saison der Geschichte des Clubs, im ersten Spiel gegen Athletic Bilbao befand er sich ohne Einsatz im Kader, im „Wunderspiel“ gegen Partizan Belgrad (1:3 für den FCA) befand sich Frammi ebenfalls an Bord.

Auf eine Rückrunde beim SVS

Nun geht es für den schnellen Außen zum Zweitligisten nach Sandhausen. Der SV Sandhausen ist ein Verein aus Baden-Württemberg, der derzeit auf dem letzten Tabellenplatz in der zweiten Fußballbundesliga steht. Der SV Sandhausen spielt seit 2012 durchgängig in der zweiten Liga, seine Spiele trägt der Verein im Hardtwaldstadion mit rund 15.500 Plätzen aus. Sandhausen hat 15.378 Einwohner*innen (Stand: 31.12.2021) und liegt im Rhein-Neckar-Kreis. Nach Augsburg sind es rund drei Stunden mit dem Zug oder auch mit Auto (ca. 270 Kilometer, je nach Streckenverlauf).

Beim SVS wird Raphael Framberger vermutlich den wohl doch langwierigeren Ausfall von Kapitän Dennis Diekmeier (32) auffangen. Einen Konkurrenzkampf wird es vorallem mit Bashkim Ajdini (30) geben. Der Verteidiger aus dem Kosovo kam in der Hinrunde zu 13 Einsätzen, hierbei gelangen ihm zwei Tore und er sah vier gelbe Karten. Der SV Sandhausen darf sich über einen motivierten, zweikampfstarken Mentalitätsspieler freuen, der über eine gute Grundgeschwindigkeit verfügt und charakterlich top eingestellt ist. Zudem kann er auf dem Feld viele Kilometer zurücklegen, wirkt manchmal wie eine „Laufmaschine“. Man berichtet zudem über ihn, dass er ein akribischer Arbeiter mit höchst professioneller Einstellung sei. So wirkt er auch nach außen, wenn man ihn (höchst selten) mal im FanTV oder in Interviews zu sehen bekommt.

„Mit Raphael haben wir einen zweikampfstarken Spieler mit Bundesliga-Erfahrung verpflichtet. Er ist ein Mentalitätsspieler, der uns helfen wird.“

SVS-Trainer Alois Schwartz über diesen Transfer

Beim FCA hat Frammi noch Vertrag bis 30.06.2024. Die Leihe soll ihm vor allem Spielpraxis und Einsatzminuten bringen. Dies fehlte ihm in Augsburg zuletzt, in der laufenden Saison kam er bisher nur in vier Pflichtspielen zum Einsatz (3x Liga, 1x DFB Pokal). In einem Spiel in der Regionalliga Bayern half Frammi zudem noch bei der zweiten Mannschaft aus.

Mit Chima Okoroji steht im aktuellen SVS-Kader auch ein alter Augsburger Bekannter: Der heute 25jährige stand zwischen 2015 und 2016 beim FCA unter Vertrag, kam hierbei bei der Zwoten in der Regionalliga zum Einsatz (39 Spiele), nachdem er zuvor mit der A-Jugend aus der Bundesliga abgestiegen war.

Meinung

Der sympathisch-bodenständige Defensivspieler steht unbestritten wie kein zweiter aktueller Kaderspieler für den FCA. Er spricht die hiesige Mundart, lebt seit jeher in der Region und das emotionale Video auf Instagram sprach Bände, wie sehr ihn dieser (temporäre) Abschied von seinem Heimatclub bedrückte. Er versprach, so oft wie möglich in Augsburg vorbeizuschauen und wenn möglich, sich in die Fankurve einschmuggeln zu lassen. Ich habe tatsächlich sehr geschmunzelt und doch auch das ein oder andere Tränchen verdrückt. Stefan Reuter bezeichnete ihn ebenfalls als Augsburger Identifikationsfigur, den man aber im Sommer am Lech zurück erwartet.

„Die Entscheidung, meinen FCA wenn auch nur vorübergehend zu verlassen, ist mir ganz und gar nicht leicht gefallen. Aber ich möchte jetzt einfach mal eine Phase erleben, in der ich regelmäßig auf dem Platz stehe und viel Spielpraxis erhalte.“

Raphael Framberger über seinen Wechsel

In den sozialen Netzwerken nahm ich diverse Nachrichten wahr, die ausdrückten, dass Framberger nicht gut genug für den FCA oder generell die Bundesliga sei. Ich finde, das kann man so nicht sagen. Aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit hat Frammi bisher noch keine Saison komplett verletzungsfrei durchspielen können, zudem steht er trotz seiner erst 27 Jahren schon seit bald acht Jahren im Profikader und dies konstant. Ich für meinen Teil drücke Raphael Framberger die Daumen, dass er verletzungsfrei bleibt und dem SV Sandhausen in der misslichen sportlichen Situation direkt helfen kann. Sandhausen steht mit 16 Punkten nur einen Punkt entfernt vom ersten Nicht-Abstiegsplatz, den derzeit der FC St. Pauli bekleidet.

Auch würde ich mich sehr freuen, Frammi in unserer Kurve begrüßen zu dürfen, so wie er es im Video ankündigte. Die Worte waren ehrlich und authentisch, wie unser Frammi es nun mal halt auch ist. Er ist kein Instagram-Poser oder Social-Media-Profi, hält sich auch in Videos angenehm zurück. Das ist selten in der heutigen Zeit. Dem Mann mit dem bodenständigen Lächeln und der heimischen Wortwahl wünschen wir persönlich nur das Beste in Sandhausen und hoffen, dass er im Sommer 2023 gestärkt zurückkehrt aus der Leihe und beim FCA wieder angreifen kann.

Mercedes Benz Junior Cup 2023

Die U19-Junioren des FC Augsburg nahmen am vergangenen Wochenende am Mercedes-Benz Junior Cup im Sindelfinger Glaspalast teil – und befanden sich dort in bester Gesellschaft. Unter anderem traten neben dem FCA die U19-Auswahlen von Manchester United, Rapid Wien, Galatasaray Istanbul und Benfica Lissabon an. Bei dem seit 1991 ausgetragenen Turnier gaben sich schon prominente Kicker wie Manuel Neuer, Leroy Sané und Joshue Kimmich einst die Ehre.

Die Mannschaft

Nachdem sich einige Mitspieler der U19 bei den Profis im Trainingslager in Spanien befanden, musste Coach Alexander Frankenberger ein wenig umdenken. Da in der Halle sowieso andere Systeme und Formationen gefordert waren, fielen die personelle Abwesenheit von Lubik, Zehnter, Kömür, Dell’Erba und Co. zwar auf, aber es standen trotzdem genug Spieler zur Verfügung für das geforderte Sechs-gegen-Sechs mit fliegendem Blockwechsel.

Im Tor stand in Abwesenheit von Marcel Lubik, der bei den Profis verweilen darf, der 18jährige Alen Kenjar: Der 1.88 Meter große Schlussmann stammt aus der Augsburger Jugend und war zwischenzeitlich an den SSV Ulm ausgeliehen. Vor ihm agierte in der Defensive Kapitän Nick Rasoulinia, ebenfalls 18 Jahre jung und auf dem Großfeld Innenverteidiger. Er stammt aus der Jugend des 1. FC Köln, beim FCA ist er seit 2021 unter Vertrag.

Der 18jährige Litauer Titas Buzas spielte ebenso offensiv wie Roemeo Ivelj (17), Max Bachner (17) und Alem Japaur (18). In der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest spielt Buzas im offensiven Mittelfeld, Ivelj ist Linksaußen, während Bachner und Japaur als Mittelstürmer fungieren. Titas Buzas kam im letzten Sommer erst von Dynamo Kiew an den Lech. Ivelj ist ehemaliger U17 Nationalspieler Kroatiens und stammt ebenso wie Japaur aus der Augsburger Jugend. Japaur war ebenfalls U17-Nationalspieler, aber für sein Heimatland Bosnien-Herzegowina. Bachner ist wie Buzas seit Sommer 2022 für den FCA am Ball, er entstammt dem Nachwuchs des VfB Stuttgart.

Der 2020 aus der Burghauser Jugend nach Augsburg gewechselte Dominik Soptirean (17) ist ebenso wie Namensvetter Dominik Lindermeir (17) defensiv ausgerichtet. Soptirean spielt auf dem Großfeld normalerweise als Innenverteidiger, Lindermeir ist Mittelfeldakteur und stammt aus dem eigenen Nachwuchs. Der aus Deggendorf stammende Niederbayer Simon Mühlbauer (17) ist defensiver Mittelfeldspieler und kam ebenso wie Simon Lichtensteiger (17) in der Halle zum Einsatz. Lichtensteiger durchlief die Jugendmannschaften des FC Memmingen, bevor er im Jahr 2019 zum FCA stieß.

Vor- und Zwischenrunde

Bei zweimal neun Minuten Spielzeit und zwei Minuten Halbzeitpause wurden die acht teilnehmenden Mannschaften in der Vorrunde auf zwei Gruppen verteilt. Während sich in Gruppe A der Lokalmatador VfB Stuttgart RB Leipzig, Galatasaray Istanbul und Manchester United stellen musste, bekam es der FCA mit Rapid Wien, dem 1. FC Köln und Benfica Lissabon zu tun.

Am vergangenen Samstagnachmittag standen die Augsburger Mannen erstmals dem Cup-Gewinner von 2020 gegenüber. Rapid Wien galt auch in diesem Turnier als Favorit auf die Trophäe. Gegen die Vertreter aus Österreich führte der FCA lange 2:0, bis sich Rapid seiner Stärke bewusst wurde und die Partie mit 4:2 drehte. Die Tore für den FCA erzielten Buzas und Japaur.

Die U19 des FCA: Präsentierten sich stark auf einem hochrangig besetzten Nachwuchsturnier in Sindelfingen. (Foto: FCA)

Die zweite Partie bestritten die Augsburger gegen Benfica Lissabon und gewannen souverän mit 2:0. Hier lauteten die Torschützen Japaur und Rasoulinia. Zum Abschluss der Vorrunde kam der FCA gegen Köln nicht über ein 2:2 hinaus, weswegen es nur für Rang drei reichte. Für die beiden Tore zeigten sich Buzas und Rasoulinia zuständig.

Als Dritter ging der FCA also in die Zwischenrunde und stand dort zuerst dem Gewinner der Gruppe A, Manchester United, gegenüber: Die Engländer gingen früh mit 1:0 in Führung, doch der FCA erzielte kurz vor der Halbzeit den Ausgleich. Drei Minuten nach Seitenwechsel dann die Führung des FCA, die dieser bis zum Abpfiff halten konnten. Torschützen hier Rasoulinia sowie Lindermeir. Zum Abschluss schlug der FCA den VfB Stuttgart mit 1:0 durch das goldene Tor von Romeo Ivelj. Durch die beiden Endresultate zog der FCA als Gruppenerster und als einzig verbliebener deutscher Vertreter ins Halbfinale ein.

Halbfinale und Endplatzierung

Der Gegner an diesem Nachmittag im ersten Halbfinale: Galatasaray Istanbul. Die aus der Türkei angereisten Mannen wussten eine riesige Fanbase hinter sich, die im Sindelfinger Glaspalast ordentlich Stimmung machte. In der zweiten Halbzeit legte der FCA in Person von Ivelj vor, jedoch gelang den Gegnern 20 Sekunden vor Abpfiff der Ausgleich. Leider zogen die Augsburger im Entscheidungsschießen den Kürzeren, trotz zwei gehaltener Bälle von Keeper Kenjar.

Im Spiel um Platz drei bezwang der FCA sodann erneut Manchester United. Mit dem 1:0 durch Titas Buzar beendeten die Augsburger Mannen das hochrangig besetzte Nachwuchsturnier mit einem starken dritten Platz. Trainer Alexander Frankenberger war mit dem ersten Auftritt bei diesem Turnierformat, das seit 1991 in der Form ausgetragen wird, sehr zufrieden: „Es war ein tolles Turnier, bei dem wir unsere Erwartungen sogar übertroffen haben. Nicht nur, was die Platzierung betrifft, sondern auch in der Art und Weise. Wir können stolz darauf sein, welche Vereine wir hinter uns gelassen haben. Ein bisschen Wehmut ist natürlich dabei, weil wir sogar kurz vor dem Finaleinzug standen. Das Fazit lautet deshalb: Super, fast perfekt!“

Gewonnen hat den Cup 2023 übrigens die Auswahl von Rapid Wien, die das Turnier ungeschlagen und mit der Maximalpunkzahl von 15 Punkten aus Vor- und Zwischenrunde abschlossen. Gratulation an den Gewinner und an unsere Jungs, das war ein grandioses Turnier und eine super Werbung für den Junioren-Fußball.

„Am 24.12. gibts klassisch Kraut und Würstl“

Heute – kurz vor dem Weihnachtsfest – haben wir (Irina und Birgit) noch ein besonderes Schmankerl für euch: Ein exklusives Interview mit Aufstiegsheld Stephan Hain (34). Stephan, mittlerweile wohnhaft in München, rehabilitiert sich gerade von einem im Februar 2022 erlittenen Kreuzbandriss. Der Mittelstürmer steht noch bis 30.06.2023 beim Regionalligisten SpVgg Unterhaching unter Vertrag. Beim FCA spielte der gebürtige Niederbayer von 2007 bis 2013. Mit seinem Tor zum 2:1 gegen den FSV Frankfurt in Minute 85 machte sich Hain am 8.5.2011 in Augsburg unsterblich.

RoGaz: Lieber Stephan, danke, dass du dir heute Zeit für uns beide nimmst, um uns ein paar Fragen zu deiner Zeit im schönen Augsburg zu beantworten.

Hain: Hallo zusammen und vielen Dank für die Einladung.

RoGaz: Sehr gerne – wie man in den hiesigen Medien gelesen hat, hast du dir im Februar 2022 das Kreuzband gerissen. Wie geht es dir heute? So wirklich gespielt hast du in der Saison ja noch nicht…

Hain: Nee, der Plan ist, dass ich im Januar wieder zu trainieren anfange und dann einsteige. Und dann mal schauen. Ich habe noch bis Sommer 2023 Vertrag und das wird man dann sehen, inwiefern es noch reicht oder nicht. Ich meine, wichtig ist es, dass es Spaß macht, aber eben zum einen, dass ich auch noch mithalten kann und es auch noch gut ist. Wenn ich merke, ich komme nicht mehr mit, dann war es das auch. Aber das wird man im Frühjahr sehen.

RoGaz: Das heißt aber auch, du möchtest jetzt auf keinen Fall deine Karriere beenden? Also du möchtest noch weiter machen oder ist das auch mal ein Thema gewesen?

Hain: Also kurzzeitig habe ich schon nachgedacht: „Nach einem Kreuzbandriss, okay, noch einmal so lange raus…“ Aber es lief einfach vorher gut, es hat Spaß gemacht und so wollte ich dann nicht aufhören. Ein, zwei Tage ist man dann vielleicht down, aber dann habe ich für mich beschlossen, dass ich mich zunächst einmal operieren lasse und dann auf jeden Fall eine gute Reha machen und es einfach noch einmal versuchen will. Ich glaube, ich würde es mir dann eher vorwerfen, es nicht probiert zu haben. Und so schaue ich halt, dass ich so fit wie möglich wieder zurückkomme. Dann wird man sehen, ob es über den Sommer hinaus noch geht oder nicht.

RoGaz: Darf man fragen, wo du auf Reha bist? Du hast schon, du hattest Spaß und es lief ganz gut, als Grund gesagt. Ist es das, was dich antreibt und motiviert, weiter zu machen und nicht die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen?

Hain: Ja. Die Reha mache ich bei Haching auf dem Gelände und ja, das sind auf jeden Fall die Kriterien. Wenn eins von beiden nicht mehr da ist, dann ist es wahrscheinlich so, dass man sagt: „Okay, es ist Zeit.“ Dann ist es vorbei. Man kann das (Anm.: Fußball spielen) leider nicht ein Leben lang machen und dann öffnen sich neue Türen. Ich werde es auf jeden Fall noch einmal versuchen, es auf den Platz zu schaffen.

Trotz Kreuzbandriss lässt Stephan sich keinesfalls entmutigen
(Photo by Alexandra Beier/Getty Images for DFB)

RoGaz: Dann drücken wir dir auf jeden Fall die Daumen.  Hast du irgendwie anderen Hobbys, wo du sagst, das mache ich aktuell statt Fußball?

Hain: Ja, schon. Gerade plane ich im Endeffekt die Karriere danach. Das ist eigentlich mehr oder weniger noch ein Hobby. Mir macht es auf jeden Fall Spaß, mich mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen. Auch was das Kochen oder so angeht. Das mache ich sehr gerne. Und Lesen. Wir haben auch im Juli Nachwuchs bekommen, da ist man auch sehr eingespannt.

RoGaz: Herzlichen Glückwunsch an die junge Familie!

Hain: Vielen Dank!

RoGaz: Dann würde ich gerne noch wissen, was für ein Rezept oder Lieblingsessen du unseren Leser*innen denn empfehlen kannst?

Hain: Das ist tatsächlich schwer. Ich variiere nämlich immer sehr gerne. Aber zum Beispiel zum Frühstück gibt es schon einen Favorit. Und zwar ein klassisches Porridge. Als Topping gibt es ja so viele Möglichkeiten. Bei mir sind gefühlt immer Beeren dabei. Dann so ein bisschen Nussmus – also Erdnuss- oder Mandelmus. Meistens auch noch irgendeine Proteinquelle, da gibt es auch Proteinpulver, Skyr oder Quark oder so was in der Art dazu.

RoGaz: Klingt auf jeden Fall lecker. Jetzt steht ja Weihnachten direkt vor der Tür. Und wenn wir schon beim Essen sind: Was landet denn da bei dir und deiner Familie auf dem Tisch?

Hain: Bei uns daheim, als wir noch Kinder waren, gab es am 24.12. immer Kraut und Würstl. Und jetzt ist es so, dass wir dieses Jahr an Weihnachten bei meinen Schwiegereltern sind und da weiß ich noch gar nicht, was es gibt. Das wird spannend. Letztes Jahr waren wir auch dort und da haben wir – meine Freundin und ich – gekocht. Mal gucken, ob wir dieses Jahr nochmal ran dürfen oder gesagt wird: „Nee, kam nicht so gut an. Wir kümmern uns lieber drum.“ Deswegen weiß ich es noch gar nicht, ehrlicherweise. Aber daheim war es auf jeden Fall so – am 24. gab es klassisch Kraut und Würstl und dann eher an den Weihnachtsfeiertagen das eigentliche Weihnachtsessen.

RoGaz: Da wünschen wir doch schon heute einen guten Appetit! Also wer bei uns in Augsburg eine absolute Konstante ist, ist der Salva. Hast du denn auch noch irgendeine persönliche Anekdote mit ihm? Der ist auch wie man hört allseits beliebt und sehr, sehr lange schon im Dienste des FCA.

Hain: Ja, also die eine Anekdote kann ich euch jetzt nicht erzählen, aber wie du sagst, er ist ein sehr lustiger Typ, der sich auf jeden Fall auch sehr leicht ärgern lässt. Das muss man sagen und die Spieler wissen das natürlich. Zumindest damals wussten sie das immer. Deswegen hat man ihn dann schon oft damals zur Weißglut gebracht. Und dann hat es sich ein bisschen hoch geschaukelt, aber alles nie ernst gemeint. Aber er ist eine treue Seele, auf jeden Fall, und ein sehr, sehr angenehmer Typ.

RoGaz: Was nimmst du denn persönlich aus deiner Zeit in Augsburg mit? Wahrscheinlich hattest du jetzt nicht die Zeit, immer herum zu spazieren und die Stadt zu erkunden?

Hain:  Ich habe zuerst bei der FH gewohnt. Direkt bei der FH. Ich hab mich sehr, sehr wohl gefühlt, muss ich sagen. Man lernt es zu schätzen, wenn man dann in einer noch größeren Stadt wie München lebt. Das war schon eine Umstellung. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in den sechs Jahren, in denen ich in Augsburg war und es ist nicht so, dass man sich da von Tür zu Tür hangeln muss, weil man so bekannt ist. Bei mir war es zumindest nicht so. Ich war ja auch noch sehr jung. Wahrscheinlich würde man heute mit der Erfahrung und dem Wissen, das man hat, die Zeit viel besser nutzen als damals. Auch was die Aktivitäten draußen angeht. Aber es war eine sehr schöne Zeit und ich habe mich sehr wohl gefühlt in den Jahren in Augsburg.

RoGaz: Warst du auch mal auf dem Plärrer oder im Curt-Frenzel-Stadion beim AEV? Da gibt’s ja doch einiges zur Unterhaltung!

Hain: Ja, genau, sowohl als auch. Auf dem Plärrer bin ich ein paar Mal gewesen und beim AEV auch. Das war damals auch so, dass wir dann ein paar Spieler vom AEV eingeladen haben und dann auch der AEV uns. Das war sehr cool eigentlich, es war auch mal interessant, eine andere Sportart zu sehen und deren Eindrücke zu erfahren. Das war für uns als Fußballer ein sehr cooles Erlebnis.

RoGaz: Vergleicht man sich als Stürmer manchmal auch mit anderen Stürmern? Oder ist das eigentlich gar kein Thema bei euch? Du spielst zum Beispiel mit Ex-FCA-Spieler Mathias Fetsch im Team. Der ist genauso alt wie du. Ist das ein ähnlicher Spielertyp oder was ganz anderes? Ergänzt man sich da?

Hain: Man ergänzt sich da eher. Er ist schon ein anderer Spielertyp, auch was die Statur angeht. Ich glaube, er ist 1,90m oder so. So unbewusst, glaube ich, misst man sich irgendwie immer mit anderen. Was auch nicht unbedingt Sinn macht, weil jeder seine eigenen Fähigkeiten und Qualitäten hat. Aber es gehört irgendwie dazu. Es ist ja doch irgendwie immer eine Konkurrenzsituation da, aber größtenteils ergänzt man sich dann. Es ist selten, dass es den gleichen Spielertyp öfter in einer Mannschaft gibt, würde ich mal sagen.

RoGaz: Hattest du als Kind einen Lieblingsverein oder ein Idol? Einen Lieblingsspieler?

Hain: Bayern München war tatsächlich mein Lieblingsverein. Das dürfte ich jetzt natürlich nicht sagen, weil ich bei 1860 gespielt habe. Aber auch das volle Programm: Bettwäsche und so weiter und so fort. Und mein Lieblingsspieler? Giovanni Elber war schon recht hoch im Kurs und dann hat es sich über die Jahre hinweg gewandelt als Kind. So gefühlt ist da jedes Jahr jemand neues, der aufkommt und Tore schießt. Bei mir waren es tatsächlich immer die Stürmer größtenteils, zu denen ich aufgeschaut habe. Wie Ronaldo, Rivaldo und wie sie alle heißen. Thierry Henry… Das waren die, die meine Kindheit geprägt haben.

RoGaz: Ein paar Fans haben es dir ja damals übel genommen, dass du ausgerechnet zu unserem größten Konkurrenten gewechselt bist. Wie kam es denn dazu und kannst du das den Fans verzeihen bzw. es bis zu einem gewissen Punkt verstehen, dass man das als Fan nicht so toll findet?

Hain: Ja doch, das kann man schon verstehen. Also ich muss sagen, in dem Moment habe ich – als der Wechsel dann feststand – gar nicht so darüber nachgedacht. Ich meine, Sechzig war in der zweiten Liga, Augsburg war erste Liga. Natürlich kann man es verstehen, aber ich habe das gar nicht so gesehen. In der Bundesliga hatte ich nicht so viele Einsatzzeiten und ich wollte einfach wieder Fußball spielen. Der Trainer von Sechzig (Anm.: Alexander Schmidt) hat sich sehr um mich bemüht. Ich meine, das ist noch in der Heimat. Das war auch ein Kriterium und es hat sich damals zu dem Zeitpunkt einfach gut angefühlt. Im Nachhinein war es sicher nicht die beste Entscheidung, aber das weiß man vorher nie.

RoGaz: Also, wer dich schon länger nicht mehr gesehen hat, der wird (deutet auf Bart) erst einmal schauen. Also, das ist mir jetzt so gegangen. Ich hab dich vorher gegoogelt und deine Vita. Du bist mit 24 vom FCA weggegangen und das ist jetzt zehn Jahre her. Da sieht man schon, wieviel Zeit mittlerweile vergangen ist.

Hain:  Ja, total. Es ist jetzt schon lange her tatsächlich, ne? Da war der Aufstieg 2011 und 2013 bin ich dann weg. Viele Spieler sind auch nicht mehr da – eigentlich gar keiner mehr, mit dem ich noch zusammen gespielt habe. Daran sieht man auch, wie schnelllebig der Fußball ist. Deswegen verläuft sich das auch so ein bisschen. Ich habe mich mit Tobi Werner mal, als wir mit Unterhaching gegen Jena gespielt haben – der war da Sportdirektor – kurz unterhalten. So läuft man sich dann manchmal über den Weg. Ich bin auch nicht der Typ, der so riesige Kontakte über WhatsApp oder so pflegt. Das verläuft sich dann immer wieder, aber man freut sich dann schon nochmal, wenn man den anderen dann sieht oder hört, was er macht und wie es ihm so ergeht!

RoGaz: Warst du schon mal als Zuschauer beim FCA? Und wenn ja, wann zuletzt?

Hain:  Ja, zwei Mal. Einmal in der Bundesliga, logischerweise in der Bundesliga. Aber das ist schon sieben Jahre her. Das müsste 2015 gewesen sein. Und dann beim Heimspiel gegen Liverpool in der Europa League.

RoGaz: Also wir beide hoffen ja, dass wir dich schon noch ein weiteres Mal in Augsburg zu sehen bekommen. Und zwar beim Abschiedsspiel von Daniel Baier im September 2023 voraussichtlich. Da stand erst letztens in der Augsburger Allgemeinen, dass Daniel sich dich sehr gut in seinem Team vorstellen könnte.

Hain: Ja, sehr cool, das freut mich natürlich.

RoGaz: Gerade Daniel Baier war und ist noch so eine extreme Galionsfigur beim FCA. Er war damals erst kurz ausgeliehen, ist dann wieder zurück zu den Wölfen. Dann ist er nach einem halben Jahr wiedergekommen und hat erst so richtig, glaube ich, Anklang am Verein gefunden und war dann einfach extrem lang unglaublich wichtig. Du hast auch noch ein bisschen mit ihm zusammen gespielt, oder?

Damals noch ohne Bart, aber die Nikolausmütze hätte ihm sicher auch gut gestanden
(Photo credit should read CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Hain: Genau, ja. Gerade in der zweiten Liga hat er gar nicht so einen einfachen Stand gehabt. Da hat er eher offensiv oder auf außen gespielt. Aber in der Bundesliga hat er dann richtig gut gespielt und ich glaube, über die Jahre hinweg, war er die prägende Figur beim FCA. Ein super Fußballer und auch ein sehr angenehmer Mensch. Es spricht für ihn, dass er über Jahre hinweg die Konstanz beim FCA war.

RoGaz: Du hast auf jeden Fall in Augsburg auch noch sehr viele Fans. Also auf jeden Fall schon mal zwei, uns, Birgit und Irina. Franzi auch und dann bestimmt noch den einen oder anderen. Vielen lieben Dank für das Interview und schönes Weihnachtswochenende.

Hain: Ich sage auch Danke! Und fröhliche Weihnachten an alle FCA-Fans!

Drei Präsente für El Presidente

Während zu Wochenbeginn der neue Präsident des FC Augsburg e.V. medial verkündet wurde (wir berichteten), bereiteten sich die Profis des Clubs auf die wichtige Auswärtspartie gegen Bundesligaaufsteiger Werder Bremen vor. Neu-Präsident Markus Krapf gab sogleich die Marschroute vor: „Man muss wieder zusammenrücken“ – ergo: es geht nur gemeinsam! Schön zu sehen daher, dass rund 500 FCA-Fans die über 700 Kilometer und sieben Autofahrtstunden gen Norden in Kauf nahmen. Und dies an einem Freitagabend um 20:30 Uhr – absolut fanunfreundliche Anstoßzeit auswärts im weit entfernten Weserstadion.

Vor dem Spiel

Außer den Langzeitverletzten (Strobl, Uduokhai, Oxford, Dorsch) waren alle Mann an Bord und traten die Reise nach Bremen an. Leicht angeschlagen war vor der Partie lediglich Arne Maier, der immerhin auf der Bank Platz nahm. Auch Freddy Jensen und Iago kehrten pünktlich vor dem Spiel zurück und stellten daher ernsthafte Optionen für die Startaufstellung dar.

Geburtstagskind Jensen blieb zu Beginn jedoch erstmal auf der Bank, stattdessen starteten Gruezo und Rexbecaj im zentralen Mittelfeld. Vorne in der Sturmzentrale begannen – recht ungewohnt – gleich drei Angreifer mit Niederlechner, Berisha und Demirovic. André Hahn ersetzte Daniel Caligiuri auf dem rechten Flügel. Enno Maaßen verwarf gedanklich vor der Partie also sein obligatorisches 3-5-2 und besann sich vielmehr auf ein 4-4-2 mit starkem Offensivdrang.


„Es wird auch aufgrund der Wetterbedingungen ein sehr intensives Spiel.“

FCA-Trainer Maaßen am DAZN-Mikro vor dem Spiel

Werder-Coach Ole Werner nahm eine Veränderung im defensiven Mittelfeld vor: „Königstransfer“ Jens Stage, an dem vor nicht allzu langer Zeit auch der FCA konkretes Interesse hatte, startete für Niklas Schmidt. Dies begründete der Bremen-Trainer vor der Partie wie folgt:

„Augsburg wird vermehrt auf lange Bälle setzen. Da wird es zu vielen Duellen in der Luft und um zweite Bälle kommen.“

Bremen-Coach Ole Werner via Deichstube

Erste Halbzeit

Es regnete Freitagabend ziemlich stark im Bremer Umland – dementsprechend nass und rutschig war auch das Geläuf. Trotz dessen kamen 41.000 Fans ins Weserstadion. Die Augsburger Mannen zeigten sich direkt von Beginn an engagiert und hatten in Minute zwei die erste Chance des Spiels. Berisha suchte mit der flachen Hereingabe Sturmpartner Niederlechner, doch Werder-Goalie Pavlenka konnte den Ball parieren. Auch die nächsten Chancen in den ersten zehn Minuten verzeichneten die Augsburger, doch entweder stand ein Mitspieler im Abseits (Hahn, Niederlechner) oder ein Bremer konnte noch klären. In der achten Minute ergab sich so die beste Chance bis dato für den FCA: Flo Niederlechner, einmal nicht im Abseits, legte sich die Kugel am Hintermann der Bremer vorbei, verstolperte diese jedoch ins Toraus.

Werders erste richtige Chance ereignete sich in Minute zehn, Ducksch und danach Stage per Kopf, doch Gikiewicz im Augsburger Kasten hatte keine Mühe, diese beiden Abschlüsse zu parieren. Gefühlt war dies aber ein Hallo-Wach-Effekt für die Bremer, die sodann mutiger nach vorne spielten und die Abschlüsse suchten. So in Minute 14, als Stage auf Ducksch spielte, der direkt abziehen konnte, aber in Gikiewicz seinen Meister fand. Wenn der FCA gefährlich wurde, dann waren entweder Berisha oder Demirovic entscheidend beteiligt. In der 26. Minute brachte Augsburgs letzter Neuzugang eine zielgenaue Ecke an den ersten Pfosten, der aufgerückte Innenverteidiger Bauer kam an die Kugel, aber Füllkrug konnte (mit der Schulter) schlimmeres verhindern.

Gruezo gegen den Bremer Jung – es ging schon ordentlich zur Sache! (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Bremen musste sodann in Minute 30 erstmals wechseln: Der angeschlagene Pavlenka musste mit bandagiertem Oberschenkel vom Platz, Zetterer kam mit 27 Jahren zu seinem Bundesligadebüt. Dieser Wechsel schadete den Bremern nicht, ganz im Gegenteil: In der 31. Minute erzielten die Grün-Weißen das vermeintliche 1:0 – jedoch wurde das Tor aufgrund einer Abseitsstellung per Videobeweis zurückgenommen. Der Bremer Jung befand sich einen Schritt im Abseits und blockte bei der Torerzielung durch Füllkrug zwei Augsburger entscheidend. Danach schienen beide Mannschaften ein wenig den Fuß vom Gaspedal nehmen zu wollen und es ging nicht mehr ganz so viel nach vorne. Einzig Florian Niederlechner köpfte kurz vor der Halbzeit eine Bogenlampe auf die Bremer Torlatte. Nach vier Minuten Nachspielzeit ging es für alle 22 Mannen verdientermaßen in die Kabinen zum Pausentee.

Eine Führung der Augsburger wäre – aufgrund der vielen Chancen – nicht unverdient gewesen, jedoch muss man die eklatante Chancenverwertung hier bemängeln und sich freuen, dass die Bremer das vermeintliche Führungstor nicht anerkannt bekommen hatten. Das wäre wohl ein deftiger Nackenschlag für offensiv deutlich bemühtere Augsburger gewesen. Eine von Zweikämpfen geprägte Partie war es bis dato allemal. Der verletzte Bremer Leonardo Bittencourt urteilte in der Halbzeitpause im DAZN-Interview: „Augsburg hatte schon die eine oder andere Aktion mehr im Strafraum, deswegen ist das 0:0 gerade noch gerecht.“

Zweite Halbzeit

Beide Mannschaften kamen unverändert aus den Kabinen und der FCA gab direkt Vollgas. Erst schloss Berisha – etwas übereilt – nach Ballgewinn ab, setzte den Ball aber deutlich über das Bremer Gehäuse, dann zog Niederlechner aus rund 18 Metern ab, Zetterer hatte damit aber keine Mühe. Wieder Niederlechner und Berisha, die jeweils etwas zu übereilt Schüsse aus der zweiten Reihe abgaben und nicht ihr Ziel fanden. Auch Bremen versuchte, die Offensivmannen im Sturmzentrum einzubinden, dies gelang jedoch nur selten, aber wenn, dann gefährlich. Erst konnte Weiser in Minute 59 einen Abschluss wagen, jedoch hatte Gikiewicz den Ball sicher. Dann kam Ducksch am zweiten Pfosten zum Kopfball, es war wieder Gikiewicz, der den Ball über die Latte lenkte.

Der bis dato beste Angriff der noch jungen Halbzeit führte zur Augsburger Führung: Gruezo auf Berisha, der mustergültig nach innen in den Strafraum gab, dort war Demirovic mitgelaufen und musste nur noch einschieben. Augsburg führte – und Bremen wechselte. Unter anderem kam Burke – der Bremer Superjoker – für Schmid. Jensen ersetzte beim FCA Torschütze Demirovic. In Minute 76 eine Großchance für den FCA. Berisha lupfte nach Fehlpass von Jung den Ball über Zetterer hinweg, aber der Ball ging nur an die Latte. Auch Bremen kam zu Chancen: Weiser auf Schmidt im Strafraum, doch Gikiewicz kam aus dem Kasten und parierte.

Die letzten knapp zehn Minuten der Partie waren dann kurios und rasant zugleich: Erst gab es einen umstrittenen Handelfmeter für Bremen. Bauer bekam ein Zuspiel von Ducksch aus kürzester Distanz an den Arm, die Szene wurde per Videobeweis aber nicht überprüft. Die Augsburger protestierten heftig, in Folge dessen sahen sowohl Gouweleeuw als auch Gruezo die gelbe Karte. Der in dieser Saison noch torlose Ducksch trat den Elfmeterschuss an – und Gikiewicz hielt. Nach einer angeblich provozierenden Armbewegung von Gikiewicz nach dem gehaltenen Elfmeter stürmten Bremer Fans in den Innenraum des Weserstadions, die Partie war sodann kurzfristig unterbrochen. Gikiewicz sah wegen der Geste in Richtung Fans die gelbe Karte. Caligiuri kam dann noch in der siebten Minute der Nachspielzeit für Berisha, keine Minute später dann der erleichternde Abpfiff einer intensiven Partie. Zum Elfmeter sagte Bauer nach dem Spiel: „Ganz ehrlich, was soll ich bei der Situation aus kürzester Distanz machen. Das ist für mich kein Elfmeter.“ Wohl wahr!

Enno Maaßen war überaus aufgebracht ob des umstrittenen Foulelfmeters in letzter Sekunde… (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Erkenntnisse

Enno Maaßen wich von seiner bevorzugten Formation ab – und gewann prompt. Es war aber nicht alles gold, was glänzt(e). Am Ende der Partie hatte der FCA auswärts mehr Torschüsse (15:12 aus Augsburger Sicht), aber eine katastrophale Passquote (53 (!!) Prozent) sowie eine schlechtere Zweikampfquote (47 Prozent) als die Bremer. Besonders in puncto Ballbesitz war zu merken, dass das nicht das Maaßensche System darstellte, nur 30 Prozent Ballbesitz gegen einen Gegner auf Augenhöhe sprachen Bände. Das ist in dieser Saison die niedrigste Quote in Sachen Ballbesitz. Zum Vergleich: Gegen die Hertha und auch gegen Hoffenheim hatte der FCA mehr Ballbesitzanteile zu verbuchen. Gegen Freiburg (bei der 0:4 Niederlage) hatte der FCA gar mehr Ballbesitz (53 Prozent) als der Gegner selbst

Intensiv geführt wurden die Zweikämpfe, hier war der FCA in der ersten Halbzeit etwas bissiger als in der zweiten. Zudem war die Laufintensität und das Tempo konstant hoch. André Hahn lief beispielsweise 12,14, Iago 11,35 und Rexbecaj 11,29 Kilometer. Die Innenverteidiger hatten zum Teil ihre liebe Not mit den beiden agilen Bremer Angreifern, die Zweikampfquote sprach hier Bände: Während Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug jeweils 67 Prozent ihrer Zweikämpfe gewannen, kam Jeffrey Gouweleeuw beispielsweise nur auf 25 Prozent. Maximilian Bauer kam immerhin auf 58 Prozent Zweikampfquote.

Die Torgefährlichkeit bzw. die Qualität der Abschlüsse lassen sich zum Teil auch auf den sogenannten xG-Wert zurückführen („expected goals“): „Das xGoals-Modell weist die Torerzielungs-Wahrscheinlichkeit für jeden Abschluss aus. Die Torwahrscheinlichkeit wird hierbei nach jedem Torschuss in Echtzeit berechnet, sodass Informationen über den Schwierigkeitsgrad des Schusses und die Wahrscheinlichkeit eines Treffers vorliegen.“ Für Bremen stand dort Freitagabend nach Abpfiff 1,84 zu Buche, für den FCA 1,78. Der Elfmeter, der den Bremern zugestanden wurde, schlägt beispielsweise mit 0,77 zu Buche. Das heißt im Umkehrschluss, Bremen hätte statistisch gesehen zwei Tore machen können, hat jedoch keinen Treffer erzielt. Das ist dann nicht besonders effizient. Auch der FCA hätte gut und gerne ein Tor mehr erzielen können.

Der FCA stand fünfmal im Abseits (gefühlt vier von fünf Mal war dies Florian Niederlechner). Bremen hingegen nur einmal. Durch das häufige Abseitsstehen nimmt man sich selbst gute Torchancen! Natürlich sagt das auch was über die Qualität der Hintermannschaft der Bremer aus, denn da saß die Abseitsfalle halt besonders gut. Aber es sagt auch was über das Stellungsspiel des Angreifers aus. Ggf. muss Niederlechner so Geschwindigkeitsnachteile kompensieren. So oder so, das häufige „im Abseits stehen“ wird einem schon bei den Junioren abtrainiert. Wenn ein Spieler im Speziellen da solche Probleme zu haben scheint, muss man da baldigst mal gegensteuern.

Deutliche Freude bei den Augsburger Jungs über die drei Punkte an der Weser! (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Fazit & Ausblick

Ein Drittel der Hinrunde ist nun ausgespielt. Sechs Punkte hat der FCA nun auf der Haben-Seite. Dieser Sieg – wenn auch knapp und etwas dreckig – war wichtig für die Mannschaft und deren Selbstbewusstsein. War wichtig für die geschundene Fanseele. Und war natürlich wichtig für FCA-Funktionäre und den Coach selbst. Geforderte und in Augsburg gern gesehene Attribute wie Galligkeit, Giftigkeit, Leidenschaft und Kampfgeist hat man in großen Teilen wieder auf dem Platz sehen können. Zudem hat man vorne in der Offensive nun gefühlt so viele qualitativ hochwertige Torabschlüsse gehabt, wie in den ganzen anderen Partien zuvor zusammen. Ggf. ist diese Formation halt doch passender für den existierenden Kader, als das von Enno Maaßen bevorzugte System mit dem Ziel Ballbesitzfußball. Der Ansatz war wichtig und richtig, die Umsetzung zum Großteil auch.

Werder und Augsburg Fans werden wohl aber keine Freunde mehr: Gikiewicz wurde eigenen Aussagen zu Folge die ganze Partie über beleidigt, zum Teil war das auch in den Interviews danach noch zu hören. Nach dem gehaltenen Elfmeter zeigte Gikiewicz eine „Pssst“-Geste Richtung Bremen Fans, die diese sichtlich gegen ihn aufbrachte. Auch wenn „Giki“ da sicherlich im und nach dem Spiel etwas über die Stränge geschlagen hat: Er hat den – unberechtigten – Elfmeter überragend halten können. So langsam entwickelt Rafa sich zum „Elferkiller“, denn das ist nun schon der zweite dieser Saison, den er bravourös hält.

Das Malträtieren des Elfmeterpunktes vor Ausführung durch Ducksch hätte er aber auch gut und gerne sein lassen können. Insgesamt hatten die Bremer Offiziellen dann ziemliche Wut auf die Augsburger Vertreter, so mochte Werder-Coach Werner Enno Maaßen gar nicht erst verabschieden und nach der Partie sagte Clemens Fritz, dass das Verhalten der Augsburger Bank in manchen Szenen alles andere als respektvoll war. Zuletzt blieb der FCA der obligatorischen Pressekonferenz nach dem Spiel fern, angeblich, um den Flieger gen Heimat noch zu erwischen. Ganz schön viel Trubel.

 „Auf die Emotionen im ganzen Stadion war der gehaltene Elfmeter eine perfekte Reaktion. Ich freue mich, dass ich jetzt zwei von zwei Elfern in dieser Saison gehalten haben, und wir nun sechs Punkte auf dem Konto haben. Aus dem Spiel können wir viel Selbstvertrauen tanken.“

Gikiewicz nach dem Spiel via Kicker

Bemühungen, offensiv wie defensiv hat man gegen Bremen eindeutig sehen können, der Aufwand wurde belohnt. Etwas Glück gehört immer dazu im Fußball. Generell sind wichtige Werte endlich mal wieder auf dem Platz zu sehen gewesen, das freut den Fan! Gegen den FC Bayern am kommenden Samstag wird sich nun zeigen, wie gut die Mannschaft wieder diese Werte wie mannschaftliche Geschlossenheit und Giftigkeit auf den Platz bekommt. Lehrmaterial haben die Augsburger von den Stuttgartern erhalten, die am sechsten Spieltag den Bayern ein 2:2 (in letzter Sekunde) abtrotzten.

Es wird wichtig sein, hier nicht offensiv ins Verderben zu rennen, aber auch nicht Beton anzurühren. Am wichtigsten wird wohl sein, sich nicht die Tordifferenz (die eh schon miserabel ist mit -6) weiter zu verderben. Ergo: Nicht zu viele Gegentore zu kassieren. Man hoffe nun, dass der Sieg der Mannschaft Aufwind gibt und sie sich gegen die schier übermächtigen Bayern so weit motivieren können, dass man zumindest nicht mit einer Vielzahl an Gegentreffern in die angrenzende Länderspielpause geht. Das wäre wohl wichtig für Club und Fans, Stichwort Zusammenhalt. Den neuen Präsidenten dürfte dies nun durchaus freuen: Zum Antritt gleich drei Punkte, ihm wichtige Attribute bei Fans und Mannschaft gesehen, drei Präsente für „El Presidente“.

Zuletzt wollen wir als Rosenau Gazette noch Danke sagen: Danke an E-Sportler Philipp, der nach fünf Jahren Zugehörigkeit zur eSport-Mannschaft des FCA seine Karriere beendet. Danke für alles Philipp und alles Gute!

Die Zeit rennt … und fehlt?!

Heute war wohl ein kleiner Premierentag im heimischen Augsburg. Während ich, Irina, das erste mal auf der Pressetribüne in der WWK-Arena saß, beorderte FCA-Coach Enno Maaßen direkt das erste mal Neuzugang Mergim Berisha in die erste Elf! Er sollte ein gefährliches Angriffsduo mit Ermedin Demirović bilden, der anstelle des zuletzt verliehenen Pepi stürmte . Zudem spielten Gumny, Gruezo und Caligiuri von Beginn an – sie ersetzten Iago, Framberger und Jensen. Iago und Jensen mussten beide verletzungsbedingt aussetzen.

Ein Wiedersehen gab es vorallem mit Ex-Augsburger und Eigengewächs Marco Richter, der unlängst nach überstandener Krebserkrankung wieder Bundesligaminuten sammeln durfte. Eine Schweigeminute wurde für die Opfer des Terroranschlags der olympischen Spiele von München im Jahr 1972 abgehalten. Ein emotionaler Moment, die ganze Pressetribüne stand und so auch der Rest des Stadions.

Erste Halbzeit – Durchaus gefällig

Und dann ging es auch schon los: Das 21. Duell zwischen der alten Dame und dem FCA begann hierbei durchaus druckvoll. Die Heimmannschaft gab vor tosender Kulisse direkt Vollgas und so auch die Gäste aus der Hauptstadt. Die erste Chance des Spiels durften die Herthaner durch Kanga für sich verzeichnen. Viele kleine Nickligkeiten prägten das Spiel, dies fand seinen Höhepunkt in der Szene des Spiels in Minute 23: Berisha auf Demirovic, der Uremovic umkurvte und von diesem gehalten wurde. Demirovic kam sodann zu Fall, dies alles rund 20 Meter vor dem Berliner Tor.

Vielerorts wurde diese Szene als Notbremse gesehen und folgerichtig wäre dies dann eine rote Karte für Hertha gewesen. Schiri Osmers gab aber nur gelb. Warum nur gelb? Man könnte hier nun argumentieren, dass der Herthaner Plattenhardt noch in Ballnähe stand, also hätte eingreifen können. Ob dies in Realgeschwindigkeit tatsächlich so funktioniert hätte, ist zumindest zu bezweifeln. Zudem wäre ein weiterer Augsburger in Schlagweite gewesen, der im Zweifel ebenso hätte abschließen können. So bleibt hier leider ein fader Beigeschmack. Den daraus resultierenden Freistoß schoss Berisha in die Mauer. Da war eindeutig mehr drin!

Colinas Erben argumentieren in ihrer Kolumne für ntv:

„Die Fernsehbilder sprechen insgesamt eher für eine Rote Karte als für eine Verwarnung, aber sie widerlegen die Entscheidung des Unparteiischen auf dem Feld nicht eindeutig. Das Foulspiel nur als Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs zu bewerten und nicht als Vereitelung einer offensichtlichen Torchance, war daher zumindest kein klarer und offensichtlicher Fehler, sondern eine Entscheidung im Ermessensbereich von Harm Osmers. Dass der Video-Assistent nicht intervenierte, war deshalb korrekt – zumal auch ein On-Field-Review die Zweifel nicht beseitigt hätte. Bei einer Roten Karte hätte der VAR aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht eingegriffen. Bisweilen ist eben nicht nur eine Entscheidung möglich und vertretbar.“

Colinas Erben für ntv

Vor dem Halbzeitpfiff wurde es noch ein wenig munterer: Erst kam Berisha zum Abschluss, traf aber nur den linken Pfosten, dann brachte dieser in der nachfolgenden Szene eine Flanke in den Fünfer, die Kempf vor Demirovic klären konnte. In Minute 31 die erste Verwarnung für den FCA: Carlos Gruezo sah gelb für eine Grätsche. Aber auch die Hertha blieb nicht untätig: Ejuke schlenzte den Ball knapp am Pfosten der Augsburger vorbei. Enno Maaßen wechselte kurzerhand Gruezo, immerhin gelb vorbelastet aus, der wohl bei seiner nächsten Aktion mit gelb-rot vom Feld geschickt worden wäre. Für ihn kam Julian Baumgartlinger ins Spiel.

Ohne weitere nennenswerte Aktionen ging es in einem spielerisch limitierten, aber durchaus phasenweise hitzigen Spiel in die Halbzeitpause. Ein kurzes Zwischenfazit: Der FCA zeigte gute Ansätze, kam wenige Male gefährlich vor den gegnerischen Kasten. Hertha spielte offensiv etwas gefälliger, hatte jedoch viel Glück in der Bewertung der Zweikampfszene zwischen Uremovic und Demirovic. Ein Unentschieden war zu diesem Zeitpunkt ein äußerst gerechtes Resultat.

Carlos Gruezo hatte mal wieder seine liebe Not mit seinen Gegenspielern und musste wegen einer frühen Verwarnung ebenfalls früh raus. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Zweite Halbzeit – Planlos & harmlos

Arne Maier musste sodann in der Kabine bleiben, ist weiterhin wohl angeschlagen. Wir hoffen auf schnelle Genesung und nur eine kleine Blessur. Für ihn kam Ruben Vargas in die Partie. Mal wieder hatte zum Start die Hertha die ersten Chancen: Lukebakio wagte den Schuss aus der Distanz und prüfte damit Goalie Gikiewicz im Augsburger Kasten. Auch Tousart befand dies ein paar Minuten später als ein geeignetes Mittel und zog aus rund 18 Metern einfach mal ab, zielte nur knapp rechts daneben.

In Minute 57 dann der Nackenschlag für die Augsburger Elf: Außenverteidiger Plattenhardt durfte unbedrängt flanken und fand dort Lukebakio, der keine Mühe hatte, die Flanke per Kopf zu verwerten. 1:0 – Führung für die Hertha – und aufgrund der Drangphase der Berliner seit Beginn der zweiten Halbzeit war dies nicht mal unverdient. Hier hat insbesondere aber beim FCA die Zuordnung mal wieder nicht gepasst, Mads Pedersen war der Bewacher vom Torschützen und ist knapp zehn Zentimeter kleiner als ebenjener. Der Videobeweis besagte hier in der Szene übrigens, dass Lukebakio bei seinem Kopfball nicht im Abseits stand.

Wieder lief der FCA also einem Rückstand hinterher, vor 25789 Zuschauer*innen in der WWK Arena tat sich die Maaßen-Elf weiterhin sehr schwer, spielerische Mittel zu finden. Offensive Momente? Größtenteils Fehlanzeige. Rexhbecaj mit einem harmlosen Kopfball aus rund 15 Metern, Christensen konnte jedoch abwehren, ebenso wie Caligiuris Eckball. Im Gegenteil: Vielmehr setzte die Hertha alles drauf und dran, mit einem Tor zum 2:0 nachzulegen. In der 69. Minute wurde auf Seiten der Berliner Marco Richter unter Applaus eingewechselt, er kam für den agilen Ejuke.

Enno Maaßen versuchte noch, mit den beiden Oldies Hahn und Niederlechner (für Berisha und Demirovic) Erfahrung und Abgeklärtheit in die Partie zu bringen. Dies fruchtete aber nicht so wirklich, wie Enno Maaßen hinterher in der Pressekonferenz quasi zugeben musste. Die positionsgetreuen Wechsel bei Rückstand muteten allerdings ein wenig risikoarm an. Die spielerischen Impulse, die die beiden Eingewechselten einbrachten, waren tendenziell auch eher marginal. Ein Lichtblick: In Minute 82 verlies Elvis Rexhbecaj, wie immer unermüdlich rackernd, den Platz und Jungspund Lukas Petkov kam in die Partie. Immerhin ein Nachwuchsspieler, der aufgrund der Personalengpässe und Verletzungssorgen nahe an der ersten Mannschaft zu sein scheint!

Ein ganz großes Manko zeigte sich insbesondere in Halbzeit zwei: Immer wieder wurde deutlich, dass Pässe nicht ankamen oder zu ungenau waren. Dies erschwerte Offensivmomente immens und / oder diese verpufften komplett. Der FCA war anfällig für Fehler im Spielaufbau, diese nutzten die Herthaner für schnelle Gegenangriffe. So auch in der dritten der vier Minuten Nachspielzeit: Erst kam der FCA zu einer Torchance, konnte diese jedoch nicht verwerten, weil Christensen ein Eigentor seines Vordermanns Uremovic vereitelte. Dann strömten die Herthaner zum letzten Gegenangriff aus, allen voran Davie Selke, der auf den mitgelaufenen Marco Richter abgab. Dieser hatte dann kaum Mühe, Gikiewicz zu umspielen und zu verwandeln. 2:0 – Messe gelesen, danach direkt Abpfiff.

Marco Richter als Matchwinner – für das falsche Team möchte man sagen. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Gesamtfazit

Was bleibt war und ist der schlechteste Saisonstart des FCA in der Bundesliga seit 2012/13. War die erste Halbzeit hierbei noch gefällig, nahm dies in der zweiten Halbzeit kontinuierlich ab. In der ersten Halbzeit konnte Neuzugang Berisha sein Können im Ansatz unter Beweis stellen und kombinierte trotz nur kurzer Akklimatisierung ansehnlich mit Sturmpartner Demirovic, beide jeweils ohne einen eigenen Treffer beizusteuern. In Halbzeit zwei kam von beiden – wie von der gesamten Mannschaft – jedoch nur noch wenig. Berisha konnte man hier noch die Eingewöhnungsphase in Augsburg zu Gute halten. Demirovic bemängelte hinterher im Gespräch mit den Medien, dass der letzte Pass nicht ankam. Florian Niederlechner wurde noch deutlicher: Es läge nicht am Sturm, dass man offensiv so harmlos war. Auch ein Robert Lewandowski würde beim FCA derzeit keinen Treffer erzielen, da zum Beispiel zielgenaue Flanken fehlten, um sich Großchancen vor dem gegnerischen Tor zu erarbeiten.

Pech hatte man auch bei der Bewertung der Zweikampfszene in Minute 23. So auch bei den Auswechslungen von Gruezo, der sich eine frühe gelbe Karte einfing und Maier, der mal wieder angeschlagen zu sein scheint. Ohne Maier fehlte eindeutig das strukturierende Element im Mittelfeld, ohne ihn ging nach vorne gefühlt gar nix. In der Verteidigung musste erneut improvisiert werden, denn Iago stand kurzfristig nicht zur Verfügung. So begann Bauer als linker Innenverteidiger in der Dreierkette, vor ihm Mads Pedersen. Auf der anderen Seite begann Gumny als rechter Innenverteidiger, davor Daniel Caligiuri. Insbesondere Bauer gefiel und bestach mit seiner starken Zweikampfquote, aber auch seine Passquote konnte sich sehen lassen. Kapitän Gouweleeuw fiel hierbei ein wenig ab, verlor unter anderem den Zweikampf vor der Flanke auf Lukebakio, die zum 1:0 für die Hertha führte.

Beim 2:0 für Hertha zeigte sich das FCA-Dilemma dann in voller Pracht: Verpasste man es vorne in der Szene zuvor, den Ball im Hertha-Kasten unterzubringen, kassierte man quasi im Gegenzug das Tor zum Endstand durch Richter. Den entscheidenden Zweikampf verlor Baumgartlinger im Mittelfeld, dem hier einfach das Tempo fehlte, um mit Selke mitzusprinten. Allerdings für mich auch die Frage, ob diese Absicherung das Gelbe vom Ei ist, hierfür sollte doch ein etwas schnellerer Spieler ausgewählt werden?! Ebenso bezeichnend, wie offen die Augsburger standen, sodass drei Herthaner nur zwei Augsburgern gegenüberstanden, die auch noch läuferisch unterlegen waren. Wie uneigennützig Selke dann auf Richter ablegte, war dann einfach ein Beispiel an Teamgeist und gegenseitiger Gönnung. Wenns läuft, dann läufts halt einfach.

Beim FCA war aber nicht zu spüren, dass sie das Spiel noch rumreißen wollten und – noch viel schlimmer – es gab einfach keine Ansätze, die untermauern konnten, dass der FCA noch Möglichkeiten hatte, das Spiel zu seinen Gunsten zu gestalten. Bei einem xG Wert von 0,31 auch kein Wunder – und das gegen einen direkten Konkurrenten. Gegen ein Team, das vermutlich wie der FCA lange um den Abstieg spielen wird. Gegen ein Team auf Augenhöhe sind wir also derzeit immer noch nicht in der Lage, gegenzuhalten und zumindest hier noch unentschieden zu spielen. Fehlt hier ggf. auch ein wenig das Mindset der Mannschaft? Man spricht ja oft von Galligkeit, von Gierigkeit. Ich finde, davon sieht und spürt man nicht sonderlich viel derzeit. Florian Niederlechner resümierte, dass dieser schwache Start in die neue Saison auch das Selbstvertrauen der Mannschaft gesenkt hat. Das kann man zumindest als (berechtigtes) Argument werten.

Was fehlt derzeit noch?

Ein Blick auf die Statistik zeigte, dass die Gastmannschaft die Oberhand hatte. 15 Torschüsse zu 7 (pro Hertha), 80% Prozent Passquote, 52 % Ballbesitz. Der FCA hatte eine marginal bessere Zweikampfquote (51:49 %) und legte die etwas bessere Laufleistung an den Tag. In den entscheidenden Szenen war die Hertha heute jedoch bissiger, williger und griffiger. Sie scheinen in der Teamentwicklung einfach schon einen Schritt weiter zu sein als der FCA und konnten Selbstbewusstsein für die weiteren Spiele tanken.

Der FCA rutscht auf den Relegationsrang mit nur drei Punkten und steht vor schwierigen Spielen, auswärts in Bremen am kommenden Freitag sowie das Wochenende darauf gegen Bayern zuhause. Niederlechner schlug medial vor: „Es täte uns gut, wenn wir uns auf die Basics zurückbesinnen. Das Spiel auf die zweiten Bälle etwa.“ Er nannte auch Beispiele der Ligakonkurrenz, wie Mainz oder Union etwa, die einen passenden Spielstil an den Tag legen und letzten Endes auch erfolgreich damit sind.

Weiterhin bin ich etwas ratlos bezüglich des In Game Coachings von Enno Maaßen. Es ist mir ein Rätsel, warum nicht nach der Führung von Hertha konsequent umgestellt und etwas mutiger gewechselt wurde. Womöglich ist die Antwort die, dass wir derzeit nichts adäquates auf der Bank sitzen haben. Als Krönung dieses unschönen Augsburger Nachmittags ergab sich als Zweitligarundenpaarung im DFB-Pokal die Ansetzung FC Augsburg gegen den FC Bayern. Schwieriger geht’s wohl kaum.

Mein finales Fazit: Es fehlt nach wie vor die Kreativität sowie ein offensiver Plan. Geht Maier aus der Partie, gibt es kaum mehr offensive Struktur. Dorsch fehlt derzeit einfach immens. Schade, dass die Transferphase nun zu Ende ist und ein Spieler ala Okugawa nicht den Weg an den Lech gefunden hat. Für mich sind die Stürmer bei uns die ärmsten Spieler, da sie kaum gefüttert werden mit passablen Vorlagen. Berisha hat sich beispielsweise in dieser Partie sehr viel selbst erlaufen und erarbeitet.

Eins bleibt Fakt: Enno Maaßen hat noch viel Arbeit vor sich und das braucht weiterhin Zeit. Zeit, die dem FCA teuer zu stehen kommen könnte im Abstiegskampf. Zeit, die der FCA ggf. gar nicht haben kann. Ob Enno die richtigen Spieler für sein System zur Verfügung stehen, ist nach wie vor die große Frage. Eine T-Frage ist aber auch weiterhin und zu so einem Saisonzeitpunkt nicht sinnvoll. Die Augsburger Fans äußerten jedenfalls ganz laut nach dem Spiel ihren Unmut mit Pfiffen und dies muss man auch nachvollziehen können.

Es wird sich zeigen, in welche Richtung diese Saison verläuft und wie arg man in Augsburg zusammenhält, schließlich hat man sich dies einst als Mantra auferlegt. Es wäre schön, wenn man diesen Zusammenhalt ganz bald auch wieder auf dem Feld sehen dürfte.

Puppngschwätz Vol. 41: #Startgschwätz

Wir zwo Mädels, das sind Birgit und Irina, haben uns über die Rosenau Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres 2021, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir und der Begriff steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von original Augsburger Mädels – zum Reinhören für alle, die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.

⚽️ Servus zusammen – die Puppn sind back und mit uns auch der FCA. Und wie lange haben wir darauf gewartet, die vier magischen Worte aussprechen zu dürfen?! Die Bundesliga geht eeeeendlich wieder los! 🤙 Was für ein herrliches Gefühl, dass die lange Zeit des Wartens endlich vorbei ist. Wir sind richtig heiß auf eine neue Bundesligasaison und der Start hat es für den FCA gleich richtig in sich.

Ein paar Highlights aus der Vorbereitung haben wir noch mit im Gepäck – unter anderem die DFB-Pokal Partie gegen BW Lohne letzten Sonntag und den Tag der Vielfalt gegen Stade Rennes zuvor. Doch das bringen wir ebenso wie ein paar kleine News aus der Gerüchteküche schnell hinter uns, bevor wir in den Vorbericht zur morgigen Partie gegen den SC Freiburg eintauchen.

Nicht nur wir haben unseren Gegner genau unter die Lupe genommen, sondern auch unser heutiger Gast Julian vom Freiburger Podcast namens „Spodcast“. Auch über die U23 und die Damen gibt es viel neues zu berichten. Seid ihr neugierig geworden? Dann sperrt die Lauscher auf und hört sehr gerne rein. Ihr findet die neue Folge auf folgenden Plattformen:

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