Der Januar des Noahkai Banks

Spieler der Stunde trifft es wohl ganz gut. Ein bisschen hat es gedauert, bis sich Noahkai Banks eingewöhnt hatte im Profiteam des FCA. In der Zeit vor der Winterpause reichte es zumindest für Kadernominierungen, aber das Bundesligadebüt musste noch warten. Im Januar überschlugen sich nun die Ereignisse. Noahkai spielte gegen Stuttgart lange auf Grund Maxi Bauers früher Verletzung, kam sowohl gegen Union und Bremen rein und durfte letztendlich gegen Heidenheim starten. Hier machte er seine Sache sehr gut. Dass der FCA drei der vier Partien gewann, rundet das persönliche Gesamtbild ab. Ein guter Moment um mit dem Youngster aus der eigenen Jugend zu sprechen.

Andy: Wie gut lief die Zeit seit der Winterpause bisher für Dich?

Noahkai: Ganz ehrlich: das hätte ich mir nicht besser erträumen können.

Andy: Dann lass uns doch mal bei dem Spiel gegen Stuttgart beginnen. Maxi Bauer hatte sich ja eine Gehirnerschütterung geholt, es aber erst nochmal probiert. Wann hast Du realisiert: Heute ist der Tag meines Bundesligadebüts?

Noahkai: Erstmal habe ich das nicht realisiert, weil Henri (Koudossou, Anm. d. Red.) und ich wurden ja beide zum Warmmachen geschickt. Maxi hatte es dann ja auch nochmal versucht. Als er dann zum zweiten Mal lag, und mir der Athletik-Trainer auf die Schulter tippte, da wurde mir dann klar, dass ich jetzt ins Spiel kommen werde. Da ging der Puls dann auch mal kurz hoch.

Andy: Gegen Stuttgart habt ihr dann noch verloren, aber für dich war es bestimmt trotzdem ein besonderer Tag. Wann hast Du realisiert: Das war jetzt der Debüttag?

Noahkai: Ich bin mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder nach Hause gefahren, aber es war ein bisschen wie im Film. Realisiert habe ich es da noch nicht, dass ich zum ersten Mal Bundesliga gespielt hatte. Das kam dann irgendwann später, als ich eine Nacht drüber geschlafen hatte.

Andy: Dann folgten zwei weitere Spiele gegen Union und Bremen, in denen Du in beiden hereinkamst. War das vorher abgesprochen oder war das auch eine Überraschung?

Noahkai: Nein, das wusste ich vorher auch nicht. Es war natürlich toll, dass ich dann gleich mehrmals ran durfte.

Andy: Dabei hast Du sowohl links als auch rechts in der Innenverteidigung gespielt. Macht das für Dich einen Unterschied?

Noahkai: Nein. Ich habe in der Jugend schon auf beiden Seiten gespielt und für mich ist es egal auf welcher Seite ich eingesetzt werde.

Andy: Der Höhepunkt war dann sicher das Heimspiel am Wochenende gegen Heidenheim. Wann wusstest Du Bescheid, dass Du von Anfang an spielen durftest und wie war da die Gefühlslage?

Noahkai: Der Trainer hat mit mir am Freitag gesprochen und es mir gesagt. Da bin ich dann schon etwas nervös geworden und habe die Nacht von Freitag auf Samstag nicht gut geschlafen. Wenn Du startest, bereitest Du dich auch nochmal ganz anders auf das Spiel vor. Aber sobald ich auf dem Platz war und das Spiel losging, war die Nervosität sofort wieder weg.

Andy: Die Statistiken bestätigen, dass da keine große Nervosität sichtbar war. Wie gehst Du grundsätzlich mit Druck um?

Noahkai: Ich mache mir keinen Druck. Ich spiele seit ich klein bin Fußball und habe Vertrauen in meine Fähigkeiten. Und ich selbst versuche auch möglichst wenig über meine Leistungen nachzulesen.

Andy: Die Vorbereitung auf einen Startelfeinsatz ist wahrscheinlich trotzdem eine andere. Wie sieht das konkret aus?

Noahkai: Man schaut sich natürlich an, gegen wen man spielt. Gegen Heidenheim war klar, dass Paul Wanner mir auf dem Feld begegnen wird. Da schaut man sich dann das ein oder andere Video an, um sich vorab über Tendenzen des Gegenspielers zu informieren. Mir war z.B. auch vorher bewusst, dass Sirlord Conteh extrem schnell ist.

Auf das Duell mit Conteh hatte sich Banks gezielt vorbereitet. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Andy: Wie war im Nachgang zum Spiel das Feedback, außer dass Du viele Nachrichten erhalten hast, und deine tollen Statistiken überall geteilt wurden?

Noahkai: (lacht) Ja, es waren mehr Nachrichten als sonst. Ich habe im Nachgang auch mit Jess Thorup und Marinko Jurendic gesprochen, die mir Feedback gegeben haben. Das war für mich das wichtigste Feedback.

Andy: Was wurde hier konkret thematisiert?

Noahkai: Die Konzentration über das gesamte Spiel hinweg war ein Thema, über das wir gesprochen haben. Fehlervermeidung ist hier sehr wichtig, da die Fehler auf der Position ja sehr schnell zu Gegentoren führen können.

Andy: Ihr habt ja mittlerweile eine erhöhte Tendenz aus der Innenverteidigung mit vor zu rücken und euch ins Offensivspiel mit einzubringen. Wie werden diese Vorstöße ausgelöst und was ist der Gedanke dahinter?

Noahkai: Ja, das machen wir mittlerweile öfter. Dabei gibt es keinen festen Auslöser, sondern es kommt auf die individuelle Spielsituation an. Wenn wir so die erste Kette überspielen können, dann ergreifen wir die Chance gerne.

Andy: Wenn Du insgesamt auf diese Saison zurückschaust, wie beurteilst Du deine Entwicklung selbst und woran machst Du des fest, dass Du – nachdem Du zuerst nicht für den Kader berücksichtigt wurdest – mittlerweile öfter im Kader standest und jetzt auch regelmäßig spielen durftest?

Noahkai: Ich habe mich deutlich weiterentwickelt und gesteigert. Es war schon eine Umstellung für mich im Profiteam. Ich bin froh, dass sich die Steigerung auch in den Einsatzzeiten widerspiegelt und ich eine Chance nach der nächsten bekommen habe.  

Andy: Kannst Du das konkret festmachen, in welchen Bereichen Du dich am meisten gesteigert hast?

Noahkai: Die Strafraumverteidigung ist einer der Bereiche. In der Jugend wurde hier deutlich mehr mannorientiert gespielt, jetzt bei den Profis wird hier raumorientiert gespielt. Hier haben mir die erfahrenen Spieler wie Jeff (Gouweleeuw, Anm. d. Red) immer wieder wichtige Tipps gegeben. Dazu bin ich in meiner Zweikampfführung cleverer geworden.

Andy: Insgesamt seid ihr ja eine sehr starke Innenverteidiger-Gruppe. Wie gehst Du mit dem Konkurrenzkampf um?

Noahkai: Ich finde das positiv. Wir müssen jeder immer 100% geben und pushen uns gegenseitig und profitieren alle davon.

Andy: Was ist unter diesen Voraussetzungen in dieser Saison noch für dich möglich?

Noahkai: Ich will mich weiter steigern und möglichst viele Einsatzminuten bekommen.

Andy: Und was ist für das Team noch drin, nach diesem Wechselbad der Gefühle bisher?

Noahkai: Als erstes müssen wir von Spiel zu Spiel schauen, dass wir unsere Leistung bestätigen und die Serie aufrechterhalten. Darüber hinaus haben wir natürlich ambitionierte Ziele und wollen möglichst viel erreichen.

Andy: Danke für die Zeit und ich drücke die Daumen für alle Ziele.

Mert Kömür auf dem Vormarsch

Insgesamt sind die Zahlen der Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in dieser Saison beim FC Augsburg beeindruckend. Dies gerät immer mehr in den Fokus, weil sich auch die Einsätze der Jungs mehr und mehr häufen. Ich hatte in dieser Woche hierüber schon gesondert geschrieben. Zwei Spieler fallen schon seit längerer Zeit dabei auf. Einerseits ist Henri Koudossou der Durchbruch in der Bundesliga gelungen und sein Vertrag hat sich hierdurch in dieser Woche verlängert. Mit Henri hatte ich schon vor ein paar Wochen gesprochen. Der zweite Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, der mehr als eine Handvoll Einsätze verbuchen konnte ist Mert Kömür. Er kam mittlerweile in 9 Pflichtspielen zum Einsatz. Es hat ganz den Anschein, als ob Kömür behutsam aufgebaut wird. Und als ob es gelingt. Vor dem Spiel gegen Heidenheim habe ich mich Mert genau hierüber unterhalten.

Andy: In 2025 heißt es bisher: „Wenn Mert Kömür spielt, dann gewinnt der FCA“. Scherz beiseite: Wie beurteilst Du den Jahresstart bis dato?

Mert: (lacht). Das Jahr hat natürlich positiv begonnen mit zwei Auswärtssiegen in Folge. Dazu durfte ich in beiden Spielen ran. Die Ergebnisse waren gut und ich freue mich immer über jeden einzelnen Einsatz. Entsprechend war der Jahresstart gelungen.

Andy: Wie war das denn so grundsätzlich nach diesem positiven Erlebnis am letzten Spieltag in der letzten Saison in Leverkusen, als Du von Anfang an spielen durftest und ein Tor geschossen hast: Geht man da nicht mit hohen Erwartungen in die neue Saison?

Mert: Wenn die Saison vorbei ist, schaue ich grundsätzlich nicht mehr groß zurück. Dann geht es von Neuem los und ich freue mich dann immer, wieder trainieren und spielen zu können. Ich habe das Ziel in Augsburg ein Startelfspieler zu werden. Da war das Spiel in Leverkusen ein Highlight, aber auch nicht mehr.  

Andy: Wie schwer ist es dann für dich vier Spiele am Stück auch mal nicht im Kader zu stehen, wie es in der Vorrunde war?

Mert: Das ist natürlich nicht einfach. Aber jeder hat mal einen Hänger und ich versuche aus diesen Rückschlägen viel zu lernen getreu dem Motto: ein Schritt zurück und dann zwei nach vorne.

Andy: Wie ist in diesem Zusammenhang die Kommunikation mit dem Trainer? Wird hier transparent kommuniziert, warum es manchmal auch nicht reicht?

Mert: Es wird nicht jede Entscheidung vor jedem Spiel diskutiert, aber es gibt einen regelmäßigen Austausch mit dem Trainerteam. Ich nehme das an und trainiere noch härter. Nach den vier Spielen habe ich dann auch wieder meine Einsätze bekommen und konnte im DFB-Pokal zu Hause gegen Schalke auch eine Vorlage beisteuern und der Mannschaft helfen.

Andy: Ihr scheint nun ein recht stabiles Spielsystem unter Jess Thorup gefunden zu haben, wo Du auf mehreren Positionen eingesetzt werden kannst. Kannst Du mir die Unterschiede zwischen den Positionen aus deiner Perspektive erklären.

Mert: Vorab: Ich habe keine Präferenz auf welcher Position ich eingesetzt werde und fühle mich auf allen Positionen gleich wohl. Ich kann sowohl als einer der beiden Stürmer spielen und hier die Position des beweglichen Stürmers übernehmen. Ich kann aber auch sowohl als linker oder rechter Achter spielen. Die Positionen unterscheiden sich ein bisschen, was die Aufgaben gegen den Ball angeht, wobei auch der Stürmer mit gegen den Ball arbeiten muss. Im Spiel mit dem Ball weichen die Achter vielleicht etwas mehr auf die Flügel aus und haben mehr Dynamik mit, aber auch das ist recht flexibel.

Andy: Das System basiert ja auf unterschiedlichen Grundsätzen. Was würdest Du als einen der wesentlichen Grundsätze sehen?

Mert: Es ist in diesem System wichtig, den Raum gezielt zu nutzen und im Spiel mit dem Ball sich in die Räume zu bewegen. Als Beispiel: Wenn der eine Stürmer dem Ball entgegen geht, sollte der andere Stürmer vielleicht eher in die Tiefe gehen, anstatt auch dem Ball entgegen zu kommen.

Mert Kämürs offensive Dynamik wird schon bald zu Zählbarem auch in der Bundesliga führen. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Andy: Woher kommt der Impuls, wie intensiv auch gepresst wird und wie aggressiv man auch ist?

Mert: Das ist sehr spielabhängig. Wenn man erkennt, dass der Gegner unsauber ist oder die Abstimmung bei ihm nicht so passt, dann presst man mal eher. Das ist zum Teil sehr situationsabhängig.

Andy: Der Trainer spricht offensiv oftmals vom sog. X-Faktor. Was fehlt Dir noch, um offensiv auch ein solcher X-Faktor zu werden?

Mert: Ich komme schon jetzt in die Situationen um den Strafraum herum. Über meine Einsätze sammle ich nun wichtige Erfahrungen, um in diesen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Gegen Bremen hätte es da schon fast zu einer Vorlage gereicht und ich bin zuversichtlich, dass ich der Mannschaft im Saisonverlauf auch mit Zählbarem helfen kann.

Andy: Nun bist Du nicht der einzige Spieler, der aus der eigenen Jugend und gerade diese Erfahrungen macht. Verbindet euch das untereinander? 

Mert: Klar verbinden die gemeinsamen Erfahrungen. Wir haben aber insgesamt ein sehr gutes Mannschaftsklima und verstehen uns alle sehr gut.

Andy: Zwischendurch darfst Du dann regelmäßig zur U-Nationalmannschaft. Wie wichtig ist das für dich?

Mert: Das ist sehr gut für mich, weil ich dort zwischenzeitlich immer viel spielen durfte, auch wenn ich im Verein nicht so zum Zug kam.

Andy: Wie gehst Du prinzipiell damit um, dass Du schon lange als Top-Talent gehandelt wirst? Spürst Du Druck von außen oder machst Du dir den selbst?

Mert: Ich kann gut mit Druck umgehen. Ich weiß, was ich auf dem Platz kann und versuche einfach auf meine Fähigkeiten zu vertrauen.

Andy: Nach deiner Zeit im FCA-Internat in der Paul-Renz-Akademie bist Du wieder nach Hause nach Dachau gezogen. Wie wichtig ist dein familiäres Umfeld in diesem Zusammenhang für dich?

Mert: Der Weg ist ja kurz. Und meine Familie ist extrem wichtig für mich. Mein Vater ist bei jedem Spiel dabei, auch mit der Nationalmannschaft im Ausland. Meine Mutter und meine Geschwister sind auch bei den Spielen, wenn es Ihnen möglich ist. Es schön, immer wieder nach Hause zu kommen.  

Andy: Jetzt geht es am Samstag gegen Heidenheim. Ist das ein Revanche-Spiel nach dem Ergebnis in der Hinrunde?

Mert: (lacht) Es kann ja nur besser werden und klar wollen wir Revanche. Am Ende ist es aber auch nur ein Spiel wie jedes Spiel und wir versuchen unsere beste Leistung abzuliefern.

Andy: Was ist sonst deine Prognose für den Rest der Saison?

Mert: Mit der Mannschaft wollen wir weiter erfolgreich Fußball spielen und es ist noch alles möglich, sowohl im DFB Pokal als auch in der Liga. Ich selbst will so viel wie möglich auf dem Rasen dabei sein, auch mal von Anfang an. Ich bin grundsätzlich optimistisch, dass mir die Einsätze bis hierin auch dabei helfen meine Ziele zu erreichen.

Andy: Danke, Mert, für deine Zeit. Ich hoffe es geht weiter mit Mert Kömür auf dem Platz und den Siegen des FCA.

Die Jugend im Fokus

Es ist kurz vor Weihnachten und der FCA spielt in Kiel. Keven Schlotterbeck verletzt sich und muss ausgewechselt werden. Für ihn kommt Henri Koudossou und Dimitris Giannoulis rückt in die Innenverteidigung. Das restliche Desaster hat man als FCA Fan durchlitten und wird uns noch eine ganze Weile gedanklich begleiten. Wir spulen zum Heimspiel gegen den VfB. Maxi Bauer verletzt sich und muss ausgewechselt werden und Noahkai Banks feiert in der Innenverteidigung sein Bundesligadebüt. Beide Einwechslungen stehen beispielhaft für einen Richtungswechsel in der Augsburger Arbeit mit der eigenen Jugend.

Thorups Bilanz mit der Jugend

Noahkai Banks ist mit seiner Einwechslung der nächste Spieler aus der eigenen Jugend, der unter Jess Thorup debütieren darf. Vor ihm war dies schon Koudossou, Kömür und Kücüksahin vergönnt gewesen. In der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Stuttgart macht Thorup deutlich, dass er keinen Zweifel daran hatte, Noahkai Banks einzuwechseln und dies ja dazugehören würde, wenn man auf die jungen Spieler zählen würde.

Als Skeptiker kommen mir Fragen hierzu in den Sinn. Warum hat Thorup Banks nicht schon gegen Kiel für Schlotterbeck gebracht? Weil Schlotterbeck links in der Innenverteidigung spielt und Banks ein Rechtsfuß ist? Weil die Personalkonstellation eine andere war? Diese Entscheidungen wird man von außen nie komplett nachvollziehen können. Wir kennen die Trainingsleistungen, die Fitness und mentale Verfassung der Spieler und den Plan fürs Spiel nicht. Wir wissen nachher nur, ob ein Plan funktioniert hat oder wie gegen Kiel leider auch nicht. Und auch das erkennen wir nur am Ergebnis.

Auch in der folgenden Partie gegen Union Berlin reibt man sich schon wieder die Augen. Das Spiel ist noch nicht final entschieden, und Thorup wechselt Kömür und Banks ein. Der FCA gewinnt auswärts und dabei spielen 3 Spieler aus dem eigenen Nachwuchsbereich eine Rolle. Ein Vierter sitzt noch auf der Bank. Thorups Fußball hat (noch?) nicht die gewünschte Sexyness erreicht, aber eines kann man ihm nicht vorwerfen: Er ist seit Manuel Baum der erste Trainer, der wieder auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs setzt. Die Bilanz bis hierhin spricht klar für ihn.

Die Spieler

Mahmut Kücüksahin hat in dieser Saison den schwersten Stand. Im zentralen Mittelfeld hat sich der FCA kurz vor der Saison dazu entschlossen mit Frank Onyeka noch einen Spieler aus der Premier League dazu zu holen. Nun müssen selbst erfahrene Spieler wie Arne Maier um Einsatzzeiten kämpfen und auch Tim Breithaupt blieb zuletzt nur ein Bankplatz. Mahmut Kücüksahin, der am letzten Spieltag gegen Leverkusen sein Bundesligadebüt feiern durfte, geriet dadurch in der Profimannschaft ins Hintertreffen und bekam diese Saison noch keine Chance. Aber für Kadernominierungen wie gegen Union Berlin reichte es zumindest schon und seinen Namen ließ Thorup auf einer Pressekonferenz als mögliche Alternative auch schon fallen. In dieser Gruppe ist er trotzdem eine Ausnahme.

Anders erging es dem 18jährigen Noahkai Banks. Banks, der erst im Dezember 18 geworden war, eilte voraus, mit einer großen Veranlagung gesegnet zu sein. Alleine schon der Fakt, im Alter von 18 Jahren körperlich mit Bundesligaspielern konkurrieren zu können, ist beachtlich. Für Banks ist vorteilhaft, dass der FCA mittlerweile fest mit 3er Kette spielt und sich dadurch mehr Möglichkeiten für ihn ergeben, wenn gesetzte Spieler verletzt oder gesperrt sind. So ergab sich nun durch Maxi Bauers Verletzung seine Debütchance. Banks ist weiterhin sehr früh dran in seiner Entwicklung und sollte behutsam aufgebaut werden.

Der nächste Debütant in Action: Noahkai Banks gegen Stuttgart. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Nachdem Mert Kömür schon in der letzten Saison in der Bundesliga debütieren und starten durfte, vergisst man schnell, dass er auch erst 19 Jahre alt ist. Kömür bekommt mittlerweile regelmäßig Einsatzchancen und durfte nun schon in 9 Pflichtspielen für über 200 Minuten ran und Jess Thorup erklärte auch öffentlich, wie nah Kömür an der Konkurrenz dran ist. Es ist aus meiner Sicht nur eine Frage der weiteren harten Arbeit, Geduld und gezielten Förderung, dass Kömür den Sprung schafft und auch ab und an für den FC Augsburg starten wird.

Den größten Einfluss aller Spieler aus dem eigenen Nachwuchsbereich hatte in dieser Saison allerdings Henri Koudossou. ich hatte mich mit Koudossou vor einiger Zeit unterhalten und selten hat ein Interview so Spaß gemacht. Koudossou steht momentan bei 16 Pflichtspielen und über 700 Einsatzminuten. Eine Vorlage im Pokal im Karlsruhe kommt dazu. Gegen Union war er der beste Spieler im Team. Hier stellen sich andere Fragen: Verlängert sich sein Vertrag auf Grund einer entsprechenden Klausel wirklich? Wohin führt der Weg für ihn noch?

Weiter, immer weiter

Koudossou wird dabei in den sozialen Medien (und auch hier im Blog wurde entsprechende kommentiert) vorgeworfen, kein echter FCA Nachwuchsspieler zu sein. Das ist eine – aus meinen Augen – unfaire Betrachtung. Koudossou ist ein bisschen spät dran in seiner Entwicklung. Aber er kam in 2020 um in der U23 des FCA, der letzten Jugendmannschaft, zu spielen. Er hat 2 Jahre in der Regionalliga die Knochen hingehalten, bevor er für seine Entwicklung zweimal verliehen wurde.

Anstatt Koudossou den Status des eigenen Nachwuchsspielers abzusprechen, sollte das Modell Koudossou den FCA anregen über das Jugendspielerrecruiting nachzudenken. Es verwundert in diesem Zusammenhang auch nicht, dass Koudossou in der zweiten Jahreshälfte geboren ist. Diese Spieler werden in ihren Jahrgängen eher benachteiligt, weil sie in ihrer Entwicklung hinterherhängen und haben rein auf Grund ihres Geburtszeitpunkts geringere Chancen sich auf Profi-Niveau durchzusetzen. Während sich viele Clubs um die begabtesten 10jährigen balgen, ist der Fall Koudossou eine Erinnerung daran, dass genügend talentierte Fußballer durch die NLZ-Talentförderung fallen und auf ihre Entdeckung und Entwicklung warten.

Dabei könnte Jess Thorup noch länger eine prägende Rolle für den FCA spielen. Er könnte der Trainer werden, der auf eigene Nachwuchsspieler nachhaltig den größten Einfluss in der Vereinsgeschichte hat. Für die Zeit der Bundesligazugehörigkeit ist er jetzt schon Nahe dran. Neben den kurzfristigen Resultaten der letzten Woche ist diese Entwicklung eine, die zusätzlich Hoffnung macht, das sich beim FCA im sportlichen Bereich nachhaltig etwas in die richtige Richtung bewegt. Darauf ein lautes: „Weiter so!“.

Tage wie dieser


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Fußballfan zu sein ist – wenn man die starke Zuneigung zu einem Club mit Stadionbesuchen verbindet – eine beschwerliche Angelegenheit. Es ist dem Reisen damit gar nicht so unähnlich. Jeder Besuch eines Spiels kommt einer kleinen Reise gleich. Die Fahrt zu einem Auswärtsspiel, z-B. nach Kiel, ist immer mehr als nur ein kleiner Ausflug. Dies hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Einerseits ist da die Distanz, die es zu überwinden gilt. Andererseits wird Fußball weiterhin draußen gespielt und auch die Witterungsbedingungen sind mit einzukalkulieren für den Spieltag im Stadion.

Die Verbindung im Stadion

Wenn man es dann ins Stadion geschafft hat, dann stellt sich oft das Gefühl ein, dass man ein Teil von etwas Größerem ist. Dies verleiht dem Spielbesuch eine spirituelle Note. Es wird gemeinsam gesungen, die ein oder andere Fahne geschwenkt und – gerade auswärts – auch gerne mal eine Fackel gezündet.

In den besten Fällen spielt auf dem Rasen ein Team, dem man anmerkt, dass es selbstbewusst und stolz sich von keinem Gegner etwas gefallen lässt. Ein Team, das weiß, dass es dem Gegner Schwierigkeiten bereiten muss, dass es den extra Meter braucht und jeder Spieler bereit ist, diesen jederzeit zu gehen. Ein Team, das mit Rückschlägen umzugehen weiß. Für das Trotz dazu gehört und Aufgeben keine Option ist, so lange nicht abgepfiffen wurde. Ein Team, das selbst einen Plan für das Spiel hat und mit dem Ball auch etwas anzufangen weiß. Bei dem sowohl die Grätsche als auch der gelegentliche Übersteiger dazu verwendet werden, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen und Zeichen zu setzen.

Highlights

Wenn ich aus dieser Sicht auf das abgelaufene Jahr 2024 als FCA-Fans zurückblicke, dann kehrt Milde ein. Milde? Ja, es war wahrlich nicht alles schön. Aber gerade in den letzten Monaten hat die Mannschaft viele gute Spiele zu Hause abgeliefert. Kaum einmal wurde man weder unterhalten noch mitgenommen. Heimsiege gegen Bochum, Gladbach und Dortmund stehen alleine in den letzten Monaten zu Buche. Die Mannschaft hat es oftmals geschafft, vor allem zu Hause, den Fans seriöse Auftritte zu bieten.

Für mich bleibt von 2024 als Fans des FCA vor allem das Positive. Das hat aber vor allem auch damit zu tun, dass ich die richtigen Auswärtsspiele besucht habe. Ich war in Darmstadt, wo ich vor lauter Konfetti und Pyro das erste Tor nicht gesehen habe. Damit begann die Feierei ja aber erst so richtig und dieses Spiel werde ich nicht vergessen. Ich war zum Jahresende auch in Karlsruhe. Da war das Spiel deutlich weniger überzeugend, Pyro gab es auch dort zur Genüge, und die Dramatik hat mich erst um Jahre altern lassen, später aber auch wieder zu Verjüngung beigetragen. Auch dieses Spiel wird in meiner Erinnerung einen festen Platz haben.

Traumatisches

Wer nun aber das Pech hatte, nach Leipzig, Heidenheim oder Kiel gefahren zu sein, dem wird dieses Team ganz schön aufstoßen mit seinen desaströsen Auftritten, die es immer wieder einstreut. Wenn die Mannschaft nach den Spielen nicht mehr ganz bis an den Zaun geht, der Trainer auf der nächsten Pressekonferenz aber trotzdem wieder von den „tollen Fans“ redet.

Jedes Team verliert. Als Fan gehört dies dazu. Die Niederlagen sind dazu da, die Freude über die Siege noch zu vergrößern. Mit Würde und Anstand sind sie zu erleiden. Die Farben des Clubs dabei nicht zu verraten. In diesen Fällen steht am Ende des Tages dann zwar eine Niederlage zu Buche. Man grämt sich aber nicht.

Vergrämt

Gram verfolgt den FCA nun seit dem Auswärtsspiel in Kiel. Der Gram ist erhalten geblieben. Er überlagert die schönen Erlebnisse aus 2024. Eine einzige Niederlage? Nein. Ein würdeloser Auftritt, ein Team ohne Rückgrat, das den Weg an den Zaun nach dem Spiel nicht findet, und Verantwortliche, die trotz wenig überzeugender Spiele, sportlich die große Entwicklung sehen wollten und nun am Ende des Jahres damit konfrontiert werden, dass das sie kein Team aufgebaut haben, dass eine eindeutige sportliche Vision auf dem Rasen verfolgt.

Vieles gibt es in 2025, das ich mir für den FC Augsburg wünsche. Aber am Ende geht es um Fußball. Und im Fußball zählt es auf dem Platz. Es gilt daher nicht übers Kämpfen zu reden, sondern es auf dem Platz zu tun. Es gilt nicht andauernd zu beteuern, dass man das „Offensive Mindset“ sehen konnte. Es muss offensichtlich sein. Und es gilt nicht nur Werte in Ansprachen zu bemühen, sondern sie auf dem Platz sichtbar zu machen. Es braucht nicht Spieler, die die Kurve auffordern, anzufeuern. Am Ende kommt der Jubel von selbst, wenn die Mannschaft sich diesen verdient.

Wir haben in Augsburg genügend schlechten Fußball gesehen, um diesen sofort zu erkennen. Der FCA sollte in der Lage sein, gegen jedes Team der Liga ein enges Spiel zu liefern, wenn nicht mehr. Wenn die Grundtugenden verloren gehen, und das des Öfteren wie vor allem die Auswärtsspiele zeigen, dann kann ich damit offen umgehen und die Verbindung zu den Fans wahren oder den Pflock durch weitere schlechte Spiele und Verklärung immer tiefer treiben. Am Ende muss der FCA für 2025 seinen Mut wiederfinden. Vielleicht auch einen kleinen Touch Wahnsinn. Oder Menschen finden, die bereit sind, über die bekannten Grenzen hinaus zu gehen, denn schon Bertolt Brecht merkte an: „Die Kontinuität bewirkt die Zerstörung“.

Hand in Hand

Als FC Augsburg Fan denkt man über Weihnachten noch lange darüber nach, was im Auswärtsspiel gegen Kiel schief gelaufen ist. Schnell könnte man „vieles“ sagen. Mir geht aber vor allem die Auswechslung von Keven Schlotterbeck nicht mehr aus dem Kopf. Als Schlotti verletzt raus musste, entschied sich Jess Thorup dafür Youngster Henri Koudossou zu bringen und Giannoulis in die 3er Kette zu ziehen. Danach kassierte der FCA direkt ein Gegentor und im Spielverlauf noch vier mehr.

Hätte es Alternativen zu dem Wechsel gegeben? Klar. Mit Noahkai Banks saß ein Innenverteidiger auf der Bank. Er hätte positionsgetreu die Rolle von Schlotterbeck übernehmen können. Auch Robert Gumny, der wieder zurück ist, hat schon in der 3er Kette gespielt. Im Nachhinein hätte es mit Banks nicht schlechter laufen können. Hätte, hätte, Fahrradkette.

Der mentale Zusammenbruch

Ich hatte einmal das große Vergnügen mir von einem professionellen Sportpsychologen den Zusammenbruch der brasilianischen Nationalmannschaft im WM-Halbfinale 2014 erklären zu lassen. Man hat beim FCA gegen Kiel und in den Spielen z.B. gegen Heidenheim den gleichen Verlauf mannschaftspsychologischer Abläufe erkennen können. Wenn Spiele einen solchen Verlauf nehmen, dann geht es nicht mehr darum, dass die Spieler nicht mehr wissen, was sie zu tun hätten. Sie verlieren den mentalen Zugriff aufs Spiel und „ergeben sich“.

Was kann hier in Zukunft helfen? Einerseits kann das Trainerteam auf Spielsituationen vorbereiten, so dass die Spieler auch mit Rückschlägen mental besser umgehen können. Der FCA hat in der Winterpause passenderweise sein Funktionsteam um einen Sportpsychologen erweitert. Anscheinend sah man hier auch Handlungsbedarf. Andererseits kann eine gesunde Mannschaftsstruktur mit gewachsenen Führungsspielern helfen, solche Situationen zu vermeiden. Sie können Kollegen wachrütteln, Impulse geben und einen Zusammenbruch verhindern. Der FCA hat auf jeden Fall Nachholbedarf, was das Vermeiden solcher Zusammenbrüche angeht, nachdem man in einem halben Jahr nun gegen Leipzig, Heidenheim und Kiel auswärts richtig her gespielt wurde.

Verzahnung von Verein und Region

Hier zeichnet sich nun auch eine Diskrepanz zwischen dem sportlichen Bereich und dem Rest des FCA ab. Während sich der Club rund um Präsident Krapf einen abrackert, um wieder mehr Verzahnung mit der Region hinzubekommen, kann man sich mit dem Team auf dem Rasen momentan nur schwer identifizieren. Im Nachgang zum Spiel gegen Kiel war ich selbst Teil von Diskussionen, wo es um mögliche Rückenflocks auf Trikots geht. Welchen Namen würdet ihr euch momentan flocken lassen?

Während es Jahre gab, in denen man sich nur schwer entscheiden konnte, ob man nun Hahn, Baier, Werner, Bobadilla oder Mölders hinten drauf packt, ist die Auswahl an Identifikationsfiguren gering. Jeffrey Gouweleeuw ist seit Jahren im Club und hat sich Respekt verdient. Philipp Tietz ist in seinem zweiten Jahr, übernimmt sichtlich Verantwortung und spielt mit seinen Toren auch sportlich eine wichtige Rolle. Danach wird es dünn. Maxi Bauer wäre vom Typ her einer, sportlich reicht es oft (noch?) nicht ganz. Rexhbecaj, Jakic, und Co. sollen Führungsrollen übernehmen, waren aber z.B. in Kiel diesbezüglich unsichtbar. Und dann fällt die Identifikation schwer.

Verantwortung übernehmen

Und so sieht es ganz danach aus, als ob man sportlich momentan auch daran scheitert, dass man bei den Neuzugängen und Spielern zu wenig Wert auf Charakter und Persönlichkeit gelegt hätte. Und an dieser Stelle mag ich eines betonen: ich behaupte nicht, dass die Spieler nicht gut spielen wollen oder, dass es an Einsatz fehlt. Man hat es meiner Meinung nach versäumt, um einige Kernspieler herum, ein gesundes Mannschaftskonstrukt zu schaffen. Und so wiegt am Ende ein Abgang des Kapitäns Demirovic schwerer, als in anderen Teams. Demirovic war in der vergangenen Saison über seine zugängliche Art ein wichtiger Spieler für den Zusammenhalt des Teams. Auch mit ihm war das Team nicht reich an Führungsspielern. Das Vakuum, das durch seinen Abgang entstand, konnte allerdings nicht gefüllt werden.

Der FCA kommt nicht darum herum, festzustellen, dass er mit dieser Mannschaftsstruktur in der nächsten Zeit Probleme haben wird. Im Gegensatz zum Sommer wird es aber nun Zeit, dieses Thema anzuerkennen und nicht nur wieder wie wild nach sportlicher Qualität von überall her Spieler zu verpflichten, sondern mit einem klaren sportlichen Bild eine Mannschaft aufzubauen. Der Prozess im Sommer glich ja eher eine Dekonstruktion. Das man Neuzugängen schwer erklären kann, wie die sportliche Identität aussieht, wenn man noch nach ihr sucht, macht das Problem nicht kleiner.

Für die Heimat spielen

Derweil ist Identität etwas wichtiges. Neben dem Wertegerüst wird es nach vielen Jahren nun aber auch Zeit sportlich eine klare Richtung zu haben, auch durch Ergebniskrisen hindurch. Ich mag lieber den offensiven Thorup sehen, der ein Spiel gegen Mainz zu Hause verliert anstatt diese Auswärtsbegegnungen gegen Heidenheim oder Kiel, in denen man keinen Mut erkennen kann. Defensive Stabilität passiert doch eben auch, in dem der Gegner selbst defensiv Respekt vor dem FCA haben muss. Davon ist momentan gar nichts zu sehen.

Wenn nun zusätzlich das Ziel ist, dass Verein und Region an einem Strang ziehen, dann muss man den sportlichen Strang schon auch benennen können. Und dann stellt sich die Frage, für was dieses Team steht. In den besten Jahren des FCA war der Zusammenhalt im Team sichtbar. Und auf der Tribüne hat man gesehen, wie sich gegenseitig geholfen und angefeuert wurde. Und dadurch sind Spieler über sich hinaus gewachsen. In dieser Zeit war nicht immer alles leicht. Aber Spieler haben in Augsburg ihre Heimat gefunden und für diese gespielt.

Der Bruch mit den Wiederholungen

Vielleicht ist auch jetzt der Moment, in denen man sich daran erinnert, wie man das erste Halbjahr unter Markus Weinzierl überwunden hat. Man hat einem Trainer mit seiner Philosophie den Rücken gestärkt. Man hat gezielt die Mannschaft verstärkt (André Hahn!). Und Führungsspieler wurden in die Verantwortung genommen und haben sich bewiesen. Vor ein paar Tagen habe ich die Kontinuität hinterfragt. Augsburg hält zusammen, bedeutet aber auch nicht jedes Jahr einen guten Trainer in Frage zu stellen. Nicht immer wieder zu wechseln, ohne zu wissen, warum es danach besser werden sollte.

Aus meiner Sicht sollten wir schleunigst aufhören, immer wieder dem Fehlglauben zu erliegen, dass ein neuer Trainer Besserung bringt. Wir sollten aber auch nicht tolerieren, dass Trainer ihre Philosophie über Bord werfen, wenn es Ihnen passt. In diesem Sinne: Jess, bring verdammt noch mal das Offensive Mindset zurück und hauche den Spielern Selbstbewusstsein ein. Wir haben gesehen, Du kannst es. Der FCA hat bisher 17 Tore geschossen, bis zum Saisonende will ich weitere 30 sehen. Mindestens.

Es gibt keine Situation, in der ich glaube, dass wir damit schlechter fahren als bisher. Und ich bin bereit, den sportlichen Erfolg des FCA darauf zu wetten. Nach all diesen mittelmäßigen Jahren ohne Fortschritt muss sich etwas ändern. Es wird Zeit, dass jemand mit Mut vorangeht. Der Rest folgt dann schon. Hand in Hand in 2025. Heja FCA!

Fehlende sportliche Identität

Wenn man sportlich auf das Jahr 2024 des FC Augsburg zurück blickt, dann ist die sportliche Entwicklung recht erschreckend. Schon zum Ende des Jahres 2023 hat der Club nach seiner sportlichen Identität gesucht (und ich hatte das damals schon thematisiert). Nach dem Weggang von Stefan Reuter, der Neubesetzung der sportlichen Zentrale mit Marinko Jurendic und Heinz Moser und dem Trainerwechsel von Enno Maaßen zu Jess Thorup war es Ende 2023 allerdings noch verzeihlich, dass dieser Prozess nicht abgeschlossen war.

Nun – ungefähr 1 Jahr später – muss man sich bemühen, um Fortschritte zu sehen, die sich in der Leistung des Profiteams widerspiegeln. Nach dem 1:5 in Kiel muss man sogar ganz genau hinschauen. Mir springen dagegen sofort all die Punkte ins Auge, die nicht funktionieren. Auch, weil sich viele Themen immer wieder wiederholen.

Sportliche Ausrichtung

Der FCA in 2024 hat keine stabile sportliche Ausrichtung gefunden. Von „Offensive Mindset“ hat Jess Thorup zu seinen Anfangszeiten geredet. Wir sind an dem Punkt, wo man sich gegen den Tabellenletzten zu Hause ein 1:0 ermauert und Glück hat, dass man einen Elfmeter bekommt. Wie soll dieses Team ganz grundsätzlich auftreten? Es ist ein Mysterium.

Die Sollbruchstelle wird nur noch frappierender durch das „Sexy“-Zitat von Michael Ströll aus dem Sommer. Derweil Ströll einen richtigen Anspruch formuliert hat. Diesen umzusetzen ist die Aufgabe der sportlichen Leitung im Gespann Manager und Trainer. Gerade des Trainers Aufgabe ist es, dass die sportlichen Ansprüche über Grottenfußball hinausgehen. Davon ist momentan wenig zu sehen.

Das richtige Personal

Um sportliche Ansprüche umsetzen zu können, braucht es die passenden Kicker. Nun hat man mit Matsima, Claude-Maurice, Essende und Onyeka im Sommer Qualität verpflichtet. Die Qualität der einzelnen Spieler ist aber nur ein Aspekt, wenn es darum geht, in einer Teamsportart zusammen Leistung zu bringen.

Und hierüber ist nach dem Spiel im Kiel, z.B. hörenswert im Viererkette-Podcast der Augsburger Allgemeinen, ausführlich gesprochen worden. Wer sind die Stützpfeiler dieses Teams, die den anderen Spielern Struktur geben und diese integrieren? Auf der einen Seite gibt es einen alten Kapitän mit Jeffrey Gouweleeuw, der nicht der integrativste Charakter ist. Hinter ihm ist Kristijan Jakic der Vizekapitän, der in dieser Saison mehr nach seiner eigenen Form sucht als nach allem anderen. Eine Aufzählung, wer hier in den letzten Jahren den Verein verlassen hat, hilft nicht. Wer den Einbruch in Kiel gesehen hat, der weiß, dass es hier ein Vakuum gibt. Gestellt hat sich der Presse und den Fans am Ende einzig Philipp Tietz. Zu wenig für ein Team, wo jeder einzelne Spieler nicht nur mit sich selbst beschäftigt sein sollte.

Die Augsburger Werte

Wenn es schlecht läuft, dann zeigt sich der wahre Charakter. So heißt es zumindest. Hier ist dann schon auch löblich zu erwähnen, dass sich Marinko Jurendic direkt und entschieden vor Trainer Thorup gestellt hat. Gerade auch weil der strukturlose Kader aus Einzelspielern eben auch in seinen Verantwortungsbereich fällt. Thorup macht schon was er kann, und muss aber eben auch sportlich an Tietz und Rexhbecaj festhalten, wenn es sportlich bei beiden nicht so läuft, weil er sonst gar keine Struktur mehr in seiner Truppe hat.

Was dann dennoch erschreckt, sind grundsätzliche Verhaltensweisen. Gegen Kiel war die Mannschaft nicht in der Lage, in der zweiten Halbzeit zumindest nochmal einen Versuch zu unternehmen, diesen Teil der Begegnung positiv zu gestalten, auch für die vielen mitgereisten Fans. Da blieben dann auch Grundtugendenden unsichtbar. Unangenehm zu spielen war das für die Kieler nicht. Ganz im Gegenteil hatten sie im zweiten Teil der Begegnung, wo sie den Fuß vom Gas nehmen konnten, nicht mit allzu großem Augsburger Widerstand zu kämpfen.

So wie man sich in der zweiten Hälfte dann verhalten hat, auf dem Ausflug nach Kiel, so lief dann auch die Verabschiedung von den Fans. Und hier muss man auch Jess Thorup in die Pflicht nehmen. Der nette Däne braucht nicht auf jeder Pressekonferenz von „den tollen Fans“ reden, wenn er es zulässt, dass sich sein Team nach einem solchen Auswärtsspiel vor der Kurve drückt. Die Auswärtsfahrer hatten das Team unermüdlich auch in der zweiten Halbzeit unterstützt, nur damit außer Tietz und Bauer keiner aus dem Team es für nötig hielt, sich nach dem Spiel für die Unterstützung zu bedanken. Von Augsburger Werten war dann hier hinten und vorne nichts zu sehen. Und das Römertrikot wurde zu einem Trikot der Schande an diesem Tag.

Grundsätzliches fehlt

In Kiel ist offensichtlich zu Tage getreten, dass es im Augsburger Team an Grundsätzlichem fehlt. Einerseits fehlt die Wertschätzung für Bundesliga-Minuten, auch wenn sie bei großem Rückstand und in schwierigen Situationen kommen. Diese Minuten sollten erst recht die Möglichkeit bieten, zu zeigen, was in einem steckt. Andererseits fehlt die grundsätzliche Übernahme von Verantwortung. Spieler als auch sportlich Verantwortliche müssen sich nach einem solchen Spiel offen der Kritik stellen. Da gibt es nichts schönzureden.

Im November 2023 hatte ich den Begriff des Heimatclubs für Spieler als ein mögliches Zielbild für den FCA eingeworfen. Wenn ich einen Club als meine Heimat sehe, dann verhalte ich mich auf eine andere Art und Weise, als wenn der Club nur eine Durchgangsstation ist. Im Sommer haben sich viele Spieler entschieden, ihre Zukunft woanders zu suchen. In den besten Zeiten des FCA sind Spieler gerne gekommen und auch gerne geblieben. Der Verein hatte zudem ein glückliches Händchen, die Spieler zu halten, die der Mannschaft eine klare Struktur gaben und gewisse Werte durchsetzten. Das war dann auch eine Charakterfrage. Und diese Frage nach Persönlichkeiten und Charakteren sollte von ganz oben in 2025 wieder in den Mittelpunkt des Vereins gestellt werden. Weil sich eben in den schwierigen Zeiten zeigt, ob man eine Identität hat.

Wiederholungen

Man konnte nicht anders, als das Dasein als FCA-Fan über die Feiertage zu verfluchen. Zu tief sitzt der Stachel des 1:5 in Kiel, den das Team von Jess Thorup sich 3 Tage vor Heiligabend im Norden eingefangen hat. Dieses einzelne Spiel. Als solches könnte man es abtun. Andererseits steht das Spiel symbolisch für so viele Spiele des FCA in 2024 und auch davor. Es tut weh, diese Parallelen zu erkennen und zu sehen, dass gewisse Themen immer wieder auftreten. Mittlerweile hat das Jahr 2025 begonnen. Es ist Zeit, sich der Aufarbeitung zu stellen, auch wenn die Themen mehr als nerven. Aber nach Kiel war klar: Schönreden bringt es auch nicht. Also lege ich den Finger in die Wunde. Los geht’s!

Die ersten 15 Minuten

Fangen wir bei Kleinigkeiten an. Es war nun in dieser Saison nicht das erste Mal, dass Keven Schlotterbeck raus musste. Im Spiel gegen Gladbach kam für ihn Chrislain Matsima. Direkt nach Matsimas Einwechlsung, beim nächsten Eckball, war man unorganisiert und kassierte ein Tor. Umstellungen nach Wechseln sind somit schon in anderen Situationen nicht gut für den FCA ausgegangen. Gegen Gladbach reichte es trotzdem zum 2:1 Sieg, weil man danach wieder defensiv stabil stand und die Offensivbemühungen der Borussen wegverteidigt bekam. Gegen Kiel nicht.

Vielleicht wären es aber auch gegen Gladbach mehrere Gegentore geworden, wenn die Auswechslung in einer anderen Spielphase von Statten gegangen wäre. Die Auswechslung gegen Kiel fiel nun in eine Spielphase, in der der FCA in dieser Saison immer wieder Probleme hat. Wir reden natürlich von den ersten 15 Minuten im Spiel. 9 von 32 Gegentoren kassierte der FCA in den ersten 15 Minuten des Spiels in dieser Saison. Das der Ausgleich dann so früh viel, überraschte dann die wenigsten FCA Fans.

Auswärts

Aber was war wirklich schon überraschend in Kiel? In Leipzig hatte man schon hoch auswärts verloren und das ist auch schon anderen Teams passiert. Aber der FCA hat in dieser Hinrunde eben auch gegen Heidenheim auswärts eine unwürdige Klatsche bekommen. Anscheinend gab es keinen hinreichend langanhaltenden Lerneffekt aus dem Heidenheim-Spiel, der dazu geführt hätte, solche Ergebnisse zumindest in der näheren Zukunft zu verhindern. Über 1000 Fans des FCA waren auswärts in Kiel dabei und hatten sich zuvor einlullen lassen von der Hoffnung auf bessere Auswärtsspiele. Nur damit der FCA mal wieder auswärts nicht gewann. Noch nie gelang das diese Saison in der Bundesliga. Und das hat seine Gründe.

Dabei waren ja nicht nur diese Auswärtsauftritte schwierig. Gegen Karlsruhe konnte man sich zuletzt noch rausreden, dass es im Pokal nur ums Weiterkommen geht. Derweil war die zweite Halbzeit genauso lustlos und zum Vergessen wie gegen Kiel. In Freiburg war es nicht viel besser. Und so kommt es, dass man als FCA Fan in dieser Saison noch keinen sehr guten Auswärtsauftritt seines Teams gesehen hat, sei es nur weil man sich wie gegen Frankfurt geschehen, die Bälle mit dem eigenen Arsch ins eigene Tor gelenkt hat.

Defensive Stabilität

Das Spiel ist aber auch bestens geeignet, einen anderen Mythos zu demontieren. Der FCA soll angeblich unter Jess Thorup zu einer defensiv stabilen Mannschaft geworden sein. Dieses Team, das im letzten Monat gegen Kiel 5, zu Hause gegen Leverkusen 2, in Frankfurt 2, in Karlsruhe 2 Gegentore kassierte. Ja zu Hause gegen Bochum spielte man zu 0. Das macht trotzdem im letzten Monat mehr als 2 Gegentore im Schnitt. Dieser FCA war im letzten Monat kein defensiv stabiles Team.

Diese defensive Stabilität war sowieso nur ein Pflaster, das auf sportliche Entwicklung geklebt wurde, die schlichtweg nicht zufriedenstellend verlaufen war. Für die viel gepriesene defensive Stabilität hat man die Offensive vollkommen geopfert. Gegen das schlechteste Team der Liga reichte es zu Hause zu einem Elfmeter-Tor. Gegen Karlsruhe und Schalke war das Ballbesitzspiel der Zweitligisten mindestens ebenbürtig. Der FCA ist sportlich weit weg von dem Ideal, mit dem der Trainer angetreten war.

Wie geht es weiter?

Jess Thorup hatte in seinen ersten Monaten attraktiven und phasenweise erfolgreichen Fußball in Augsburg spielen lassen und für gute Stimmung in der Fuggerstadt gesorgt. Auf schlechte Ergebnisse mit seiner Art Fußball zu spielen („Offensive Mindset“) folgte allerdings nun eine Abkehr von dieser. Wo er vorher noch kommunizierte, er würde keinen Bus parken, tat er dies später. Und stritt es zudem ab.

Auch dies ist eine Wiederholung. Schon unter Enno Maaßen und vorher gab es krass schlechte Auswärtsspiele. Auch Enno Maaßen kam und wollte ein System mit Ballbesitzspiel umsetzen und schwenkte um. Und war dann schnell wieder weg. Beide Trainer sind grundsätzlich sympathisch und gute Typen.

Man muss dann in der jetzigen Situation kein Prophet mehr sein um festzustellen, dass Jess Thorups Zukunftsaussichten in Augsburg zumindest getrübt sind, auch wenn man in der sehr kurzen Winterpause nun von Seiten des Vereins kein Fass aufmachen wollte. Bleiben die Ergebnisse weiter aus, muss der FCA im Frühjahr handeln, auch weil Thorups Spiel nicht mehr attraktiv ist und keine Hoffnung ausstrahlt. Und das ist doch auch der Hauptpunkt. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass der FCA mit diesem Setup auch in die neue Saison gehen will. Es ist nun an Jess, den Kreis der Wiederholungen zu brechen und zu seiner Art des Fußballs zurückzufinden. Wer den FCA in den letzten Jahren beobachtet, der mag nicht viel Hoffnung haben. Und wahrscheinlich liegt es noch nicht mal in der Hauptsache am Trainer.

Einfach unfassbar

Jess Thorup hat nach der englischen Woche gesagt: „Wenn mir das vorher einer versprochen hätte, hätte ich gesagt: Top, das nehme ich und bleibe zu Hause“. Speziell einer seiner Spieler würde hier wohl widersprechen. Er hat erst zum ersten Mal in der Bundesliga von Beginn an gespielt, dann die vollen 120 Minuten im DFB-Pokal gegen Karlsruhe abgerissen und das Tor von Samuel Essende aufgelegt, bevor er auch in Frankfurt erneut starten durfte. Diese Erlebnisse würde Henri Koudossou wahrscheinlich ungern gegen einen imaginären Aufenthalt auf der Couch tauschen. Glücklicherweise hat er mich im Gespräch an seinen Erfahrungen teilhaben lassen. Wer sich beim Lesen nicht mit dem Youngster freut, bei dem läuft etwas verkehrt.

Andy: Wenn Du morgens aufwachst, glaubst Du dann eigentlich direkt, was in der letzten Woche passiert ist, oder muss dich erst jemand zwicken?

Henri: Die Entwicklung der letzten Wochen ist natürlich nicht selbstverständlich. Ich gewöhne mich so langsam daran. Die letzten Wochen sind natürlich wahnsinnig gut für mich gelaufen und ich hätte es mir nicht besser vorstellen können.  

Andy: Nimm uns einmal mit zum Heimspiel gegen Bochum: Wie fühlt sich das an im Tunnel, wenn man vor dem Spiel aufs Feld kommt und starten darf?

Henri: Das ist schon etwas Besonderes. Ich war auch deutlich aufgeregter, als bei den Spielen, bei denen ich von der Bank gekommen bin. Die Vorfreude war riesig und es war perfekt, dass wir auch noch gewonnen haben.

Andy: Wie war insgesamt die Erfahrung rund ums Spiel? Waren viele Leute aus deinem Umfeld im Stadion?

Henri: Das denkt man vielleicht, dass ich besonders viele Tickets bestellt habe. Aber so lief es gar nicht ab. Meine Eltern haben sich das Spiel gemütlich auf der Couch angeschaut und es war ein Freund von mir im Stadion. Bei anderen Spielen waren schon mehr Leute von mir da. Ich war einfach stark darauf fokussiert, sportlich meine Leistung zu bringen, defensiv erstmal gut zu stehen und keine Fehler zu machen. Und das war das Wichtigste für mich.

Andy: Lange darüber nachdenken konntest Du dann nicht, weil es am Mittwoch schon nach Karlsruhe ging. Wie hast Du dieses Spiel empfunden?

Henri: Von den Emotionen her war das einfach unfassbar. Wir wussten, dass es ein ekliges Spiel wird und dann gibt es diesen Spielverlauf, die Führungswechsel und den späten Ausgleich in der 123. Minute als auch das Elfmeterschießen. Danach der Weg von der Mittellinie auf die eigenen Fans zu war mit einer der geilsten Momente meiner bisherigen Karriere. Das ist einfach die Last des Spiels abgefallen. Man freut sich immer, wenn man gewinnt. Aber diese Belohnung nach diesem Kampfspiel und Arbeitssieg war unfassbar.

Andy: Jetzt hast Du gegen Karlsruhe das Tor von Samuel Essende vorbereitet. Ist das nochmal etwas Besonderes?

Henri: Ich war froh, dass ich der Mannschaft auf diesem Weg helfen und auch für mich selbst ein positives Erfolgserlebnis sammeln konnte.

Andy: Wie viele Körner waren dann am Ende der Woche gegen Frankfurt noch im Tank?

Henri: Das war gar nicht so schlimm. Wir haben vor allem auch zwischen den Spielen eine Top-Betreuung mit Physio-Behandlungen, gezielter Ernährung und der Möglichkeit, Kältekammern zu nutzen. Und meine Beine waren dann gar nicht so schwer, wie ich befürchtet hätte, obwohl gerade das Pokalspiel natürlich gezehrt hat.

Andy: Frankfurt ist nochmal eine spezielle Kulisse, ein besserer Gegner. Wie hast Du das wahrgenommen?

Henri: Es war uns schon klar, dass es auch in Frankfurt wieder schwer zu spielen sein wird. Da sind eine Menge Leute gegen dich. Umso wichtiger war es für uns, Akzente nach vorne zu setzen und damit haben wir die Frankfurter vielleicht auch ein bisschen aus ihrem Konzept gebracht. Aber gegen uns ist es auch nie einfach zu spielen.

Andy: Jetzt hast Du die ganze englische Woche links hinten anstatt rechts gespielt. Letzte Saison hast Du auch schon öfters auf der linken Seite gespielt bei Den Haag. Hat Dir das in dieser Situation geholfen?

Henri: In Den Haag habe ich allerdings links in einer Viererkette gespielt, weswegen das nur eingeschränkt vergleichbar war. Aber es hat mir zumindest insoweit geholfen, als dass es nicht komplettes Neuland war auf der anderen Seite zu spielen, obwohl ich mich natürlich rechts wohler fühle. Aber ich würde auch Stürmer oder Innenverteidiger spielen, wenn mich der Trainer da hinstellt.

Andy: Was ist der größte Unterschied für dich, wenn du links spielst?

Henri: Das sind viele kleine Aspekte. Ich kann zum Beispiel ein paar Pässe nur eingeschränkter spielen. Es ist ein bisschen schwieriger für mich auf der linken Seite den Ball direkt vertikal die Linie lang zu spielen. Wenn ich den Ball dann mit rechts spiele, wird er eher abgefangen. Und auch wenn ich ins Dribbling nach innen gehe, muss ich die Bewegung mit dem anderen Bein einleiten. Defensiv ist die Umstellung dahingegen gar nicht so groß. Mit dem Ball ist es dadurch ein bisschen eingeschränkter, wobei ich meinen linken Fuß nicht nur dafür habe, um in den Bus einzusteigen.

Lässt den ein oder anderen Gegenspieler schon mal links liegen: Henri Koudossou. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Andy: Ihr spielt ja mittlerweile recht stabil in einem System mit 3er Kette und Dir als Schienenspieler. Ist das für dich einfacher, weil Du gerade defensiv auch Rückendeckung durch einen Innenverteidiger hast?

Henri: Nachlässigkeiten kann man sich trotzdem nicht erlauben. Die Absicherung führt aber dazu, dass man sich etwas sicherer fühlt, wenn man drauf geht. Ich mag das System zudem etwas lieber, weil ich mich mehr offensiv einbringen kann, was meine Stärke ist. Hinterlaufen, flanken und Akzente setzen, liegt mir in diesem System etwas besser.

Andy: Lass uns einmal noch ein paar Schritte zurückgehen, nachdem Du es jetzt aus dem eigenen Nachwuchs in die Bundesliga geschafft hast. Wenn man mit 20 von Pullach nach Augsburg in die U23 wechselt: wie groß ist da der Glaube an die Bundesliga?

Henri: Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich damals aktiv an die Bundesliga gedacht hätte. Ich habe mir einfach vorgenommen, meine Möglichkeit bestmöglich zu nutzen und mich für Höheres zu empfehlen. Dafür wollte ich in der Regionalliga möglichst viele Torbeteiligungen sammeln und herausstechen und das ist mir glücklicherweise gelungen.

Andy: Du hast 2 Jahre Regionalliga gespielt, warst dann eine Saison in Lustenau und eine in Den Haag. Wenn man im Alter von 24 Jahren in die Sommervorbereitung geht, nach zwei Leihen in Augsburg zurück ist, glaubt man da, dass man Mitte Dezember in 11 von 16 Pflichtspielen zum Einsatz gekommen ist?  

Henri: Nein, das habe ich so nicht gedacht. Ich musste ja erstmal zurückkommen und mich einfinden. Für mich war das ja im Sommer auch ein neues Trainerteam. Ich habe dann schon gemerkt, dass mein Spielstil Anklang findet, aber wohin das führt, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Andy: Welche Rolle spielt das Trainerteam an deiner derzeitigen Entwicklung?

Henri: Eine riesige Rolle. Der Trainer gibt mir ja die Anweisungen, wie ich etwas tun sollte. Ich habe in der Vorbereitung nicht überragend gespielt und auch einige Fehler gemacht. Aber ich habe Feedback und Selbstvertrauen bekommen und wollte dann auch etwas zurückgeben.

Andy: Wo hast Du dich sportlich entscheidend verbessert?

Henri: Ich bin aus meiner Sicht im Vergleich zu meiner letzten Saison defensiv deutlich stabiler geworden. Ich sichere die Tiefe besser ab und habe bessere Abstände zu den Innenverteidigern. Zudem habe ich besser gelernt, wann und wie ich mich offensiv einschalten kann.

Andy: Wann wusstest Du, dass es diese Saison in Augsburg was werden könnte?

Henri: Ich habe bis vielleicht zwei Wochen vor Ende des Transferfensters überlegt, wo ich diese Saison spielen will. Aber am Ende hatte ich gute Gespräche mit Trainerteam. Ich wollte es dann auch einfach probieren und meine Chance in Augsburg suchen. Am Ende hätte ich es vielleicht sonst bereut, wenn ich wie in den letzten Jahren den Weg über einen Transfer gesucht hätte. Ich wollte es jetzt dieses Jahr auch einfach wissen. Mir wurde zugesagt, dass ich ans Team herangeführt werde und ich meine Chance bekomme. Und das ist auch genau so eingetreten. Es war definitiv die richtige Entscheidung.

Andy: Da kann man nach der letzten Woche nicht widersprechen. An welchen Aspekten deines Spiels arbeitest Du noch am härtesten?

Henri: Es gibt immer noch etwas zu verbessern. Bälle länger spielen, offensiv Akzente setzen und mich mutiger einbringen.  

Andy: Ich drücke in jedem Fall die Daumen für die nächsten Partien und wünsche alles Gute.

Wohin des Weges?

Es war etwas mehr als eine halbe Stunde gespielt, da nahm Jess Thorup erstmals auf der Augsburger Bank Platz und wurde ebenso wie seine Mannschaft zum unbeteiligten Zuschauer der folgenden Freiburger Treffer. Bis dahin hatte der FCA in einem mittelmäßigen Spiel mittelmäßig mit gespielt und den Gegner recht gekonnt vom Tor ferngehalten aber auch ohne große Impulse nach vorne zu setzen. Vom Freiburger Spektakel mit 3 Toren in 10 Minuten schienen dann aber doch allesamt im Stadion bis hin zu Trainer und Mannschaft überrascht. Anders ist der kollektive Aussetzer nicht zu erklären. Der FCA war immer einen Schritt (oder Kopf) zu spät, Freiburg gelang zumindest in dieser Phase fast alles.

Immerhin begann die zweite Hälfte hoffnungsvoll und es war ein wichtiges Zeichen, neben Alexis Claude-Maurice mit Henri Koudossou eine Nachwuchskraft für den indisponierten Marius Wolf zu bringen. Das Spiel wurde deutlich dynamischer, wobei die Meinungen auseinander gingen, ob das am Augsburger Spiel oder an den Freiburger Gastgebern lag. Zumindest gab der FCA keinen Ball verloren, gewann ebenso Zweikämpfe wie zweiten Bälle und hatte sogar die ein oder andere Torannäherung zu verzeichnen. Doch die Hoffnung währe nicht lange, der Anschlusstreffer war dann doch nur der Ehrentreffer.

Augsburger Umwege

Und so gleichen sich am Spieltag und den Tagen danach die mittlerweile eingeübten Mechanismen. Es folgen die Klagen über das eigene Auftreten, die fehlende Konstanz und das auswärtige Auftreten. Eine gewisse Ratlosigkeit macht sich breit und blickt man auf die Artikel der Presse wie in der Gazette in den letzten Wochen, so grüßt mehr als einmal das Augsburger Murmeltier. Aus laienhafter Perspektive fehlen einem nicht nur die Worte sondern der Eindruck verfestigt sich zunehmend, dass dem FCA selbst nicht so ganz klar ist, was er nun sein möchte. Welche Spielidee verfolgt Jess Thorup eigentlich, was ist die (neue) Augsburger Identität?

Das ist vermutlich auch keine reine Systemfrage, denn ob Dreierkette oder Raute mit kippendem Torwart ist da einerlei. Vielmehr verbleibt der grundlegende Ansatz nebulös. Hat man in den vergangenen Jahren noch ausreichend Spiele als Kontermannschaft gewonnen, überkommt einem das Gefühl, dass ein aktiverer und ballsicherer FCA – den ja auch jeder fußballbegeisterter Fan sehen möchte – leider nur nicht die Sache des FCA ist. Und umgekehrt ist nun der Weg zu weit, um wieder eine Kontermannschaft zu werden. Für beide Gesichter des FCA gibt es gerade auswärts ausreichend Belege.

Die letzten Erfahrungen – gerade auswärts – geistern noch durch die Köpfe. (Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Sexy FCA? Das reicht leider nicht

Dabei hat der FCA in den vergangenen Spielzeiten die unterschiedlichsten Gesichter gezeigt. Das des „Comeback-Königs“ nach einer beeindruckenden Serie von Siegen nach Rückstand, als Scheinriese zeitweise unbesiegbar am Freitagabend (bevorzugt 1-0) und vor grauer Vorzeit schlug man gerne auch mal die ganz Großen und verlor regelmäßig gegen die ganz Kleinen. Mittlerweile ist Augsburg da etwas berechenbarer. Spiele gegen spielstärkere Mannschaften gehen gewöhnlich verloren, gegen Mannschaften auf der vielzitierten Augenhöhe holt man die Punkte. Nur ist das leider derzeit saisonübergreifend – ohne die Statistik zu bemühen – nur mäßig erfolgreich. Und wird dann bedenklich, wenn man dann auch noch in (Heim-)Spielen aus verschiedenen VAR-Gründen Punkte verliert.

Wohin soll es gehen auf dem Spielfeld und darüber hinaus? Die Anspruchshaltung ist nicht nur in den Fanblöcken gestiegen. Die Vereinsoberen selbst haben im Sommer ohne erkennbare Selbstironie die neue Sexyness des Vereins konstatiert. Auf der Mitgliederversammlung bemerkte der Präsident wiederum, dass der „neue, alte FCA“ wieder „in“ sei. Und tatsächlich sind die Zahlen rund um den Verein, und das kann der neuen Vereinsführung hoch angerechnet werden, durchaus beachtlich. Und mittlerweile ist eine ganze Generation an neuen Fans mit der Bundesliga aufgewachsen, was sich wiederum in vollen (und lauten) Gästeblocks zwischen Berlin und Freiburg zeigt.

Wie lange die Reiselust angesichts der eklatanten Auswärtsschwäche noch anhält, ist allerdings eine andere Frage. Die auch eng damit verknüpft ist, welchen Weg der FCA nun weiter geht. Derzeit läuft es etwas unrund. Man vermisst die Überzeugung, ein Spiel auch mal über 90 Minuten souverän gestalten zu können. Es fehlt eine konstante Idee und vielleicht sogar Philosophie, die zum Kader und dem neuen Augsburger Weg passt. Aktiver im Spiel, ambitionierter im Ziel. Auf die Umbrüche wurde schon hingewiesen und es ist in der Tat viel zu früh um abzusehen, wohin die Reise führen wird. Potential ist zweifellos vorhanden. Doch man sollte auch die Frage stellen, ob die Möglichkeiten mit dem neuen Augsburger Hochglanzimage mithalten können.

Down to earth

Momentan ist da einfach zu viel Show und zu wenig Inhalt. Man denke mit Grausen an die „Unleash the wolf“ Kampagne bei der Vorstellung von Marius Wolf – der bislang 1,5 gute Spiele gemacht hat und meilenweit von der ihm angetragenen Führungsrolle weg ist. Oder den Signature Move des durchaus bemühten Samuel Essende, den man als Torjubel eher nach dem 15. Treffer in der Champions League als beim Einnetzen gegen den Regionalligisten Viktoria Berlin erwarten würde. Manchmal wäre etwas Bescheidenheit vor der großen Show ganz gut.

Doch es bleibt die Hoffnung, dass Jess-we-can das schon richten wird. Es ist ja nicht alles schlecht, wie der Augsburger gerne unkt, wenn das dritte Bier über den Tresen des Stadionkiosk geht. Vielleicht braucht es einfach auch mal die klassischen Tugenden und schlicht einen emotionalen Anschieber auf dem Platz, um das Flickenwerk auf dem Rasen in die richtige Richtung zu lenken. Immerhin sind aus dem Umbruch der letzten Jahre neue emotionale Köpfe wie Philipp Tietz oder Elvis Rexhbecaj hervorgegangen und sympathische Größen wie Jeff Gouweleeuw geblieben. Da muss sich noch etwas finden und dann klappt es auch mit einem neuen Gesicht 2024/25 – hoffentlich im positiven Sinne. Wir sind gespannt, welches das sein wird, während wir leise die Champions League Hymne summen.

Umstrittener Werbedeal

Wer in dieser Saison schon einmal bei einem Heimspiel des FC Augsburg war, dem könnte der Name „Betano“ durchaus ins Auge gefallen sein. Der Sportwettenanbieter, der bereits die Fußball-EM gesponsort hatte, wirbt seit Sommer im Augsburger Stadion. Fans haben von der umstrittenen Partnerschaft allerdings wenig mitbekommen. Das liegt vor allem daran, dass es offiziell gar keine Partnerschaft sein soll, wie der Verein auf Anfrage der Rosenau Gazette betont. Das steckt hinter dem Deal.

Augsburg & Betano: Werbung bis 2027

Es handle sich nicht um eine Partnerschaft oder ein Sponsoring im klassischen Sinne, heißt es. Deshalb habe es auch keine Pressemitteilung oder sonstige Ankündigung gegeben. Wie lange der FC Augsburg mit Betano kooperiert, ist für Außenstehende damit nicht ersichtlich. Nach Informationen der Rosenau-Gazette geht der Deal drei Jahre, also bis einschließlich der Saison 2026/27.

Betano ist demnach ein Werbepartner, aber kein offizieller Sponsor, und hat laut FCA „ein reines TV-relevantes Mediapaket (Werbebanden im Stadion) gebucht“. Deshalb darf der Wettanbieter zum Beispiel auch nicht mit dem Logo des FC Augsburg werben. Am sichtbarsten ist der Wettanbieter hinter dem Tor in der Südkurve. Jahrelang warb hier „Rofa Rolladen“, ehe zuletzt – optisch ansprechend – gar keine Werbung, sondern ein Vereinsschriftzug die Bande schmückte.

In der Südkurve hinter dem Tor gut zu erkennen: Betano auf der Werbebande, Foto: RoGaz

Nur ein Erstligist ohne Glücksspielpartner

Wettanbieter werden in der Bundesliga immer sichtbarer: Der FC Bayern wirbt für Tipico, der BVB für bwin, Leverkusen für tipwin und der VfB Stuttgart trägt den französischen Wettanbieter Winamax sogar ganz stolz auf seinem prestigeträchtigen Brustring. Zählt man Lotto dazu, so hat nur ein Bundesligist keinen Glücksspielpartner: der VfL Bochum. Das wird sich vermutlich schnell ändern. „Es laufen aktuell Gespräche“, hieß es Ende August vom VfL gegenüber der Frankfurter Rundschau.

Sportwetten-Sponsoring ist bei Fans umstritten: Die Wettanbieter machen ihre Gewinne auf Kosten Spielsüchtiger. Durch Sponsoring von Erstligisten wollen sie nicht nur ihr Image aufpolieren, sondern sind obendrein unmittelbar sichtbar für ihre Zielgruppe: Fußballfans.

Die Fans sind es auch, die Partnerschaften mit Wettanbietern immer wieder kritisieren. Die Ultras des VfB Stuttgart präsentierten etwa ein Banner mit der Aufschrift: „Werte & Moral unseres VfB – ein reines Glücksspiel?!“

Yusuf Kabadayi jubelt über seinen Treffer gegen den FC St. Pauli. Im Hintergrund: Werbung für Betano Sportwetten (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

FCA: „Wirtschaftliches Handeln essenziell“

Auch innerhalb der Augsburger Fanszene gibt es nach RoGaz-Beobachtungen Kritik am Betano-Deal, wenngleich diese öffentlich so noch nicht gebündelt geäußert wurde. Dem ist sich der Klub durchaus bewusst. So heißt es vom Verein auf Anfrage: „Dass Partnerschaften mit Wettanbietern von Teilen der Fans kritisch gesehen werden, respektieren wir und beobachten die dynamischen Entwicklungen in der Branche genau.“

Doch: „Auf der anderen Seite ist wirtschaftliches Denken und Handeln auch für Fußballclubs und für den FCA essenziell. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns.“ Es heißt zwar auch: „Wir sind uns unserer Verantwortung durchaus bewusst und entsprechend sorgfältig werden mögliche Partnerschaften vor Vertragsabschluss geprüft.“ Doch letztlich wird es beim Betano-Deal wie bei so vielen Dingen in der Fußball-Bundesliga sein. Am Ende geht es vor allem um eines: ums Geld.

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