Den nächsten Schritt

Es ist Anfang August und sportlich überlagen die Olympischen Spiele in Paris noch vieles. Die Bundesliga pausiert nach der Europameisterschaft noch. Mein Blick geht gerade bewusst nicht in Richtung der Profis. Jetzt in der Sommerpause habe ich mir vorgenommen auch mal über den Tellerrand zu schauen. Mir genauer anzuschauen, was auch im Jugendbereich beim FCA passiert. Und habe mich dafür mit Markus Feulner unterhalten.

Feulner ist nun auch schon fast 10 Jahre beim FCA. 2015 kam er, um den Profis mit seiner Erfahrung unter die Arme zu greifen. Zwischen 2017 und 2019 unterstützte er auf dem Feld bei der U23, parallel übernahm er schon Traineraufgaben im Jugendbereich. Selbst gegen den Ball kickt er mittlerweile nicht mehr aktiv, dafür ist er aber nun auch schon eine Weile kein Co-Trainer mehr. Letztes Jahr hat er die U17 als Cheftrainer auf einen erfolgreichen 6. Platz geführt. Dieses Jahr ist er der neue Cheftrainer der U19 des FCA, der letzten Mannschaft bevor aus Jungs Männer werden. In dieser Position kann er seinen Teil beitragen, wenn es darum geht, wer es in den Profibereich schafft. Und gerade in diesem Bereich, konnte man in den vergangenen Jahren kaum Erfolge in Form von Durchbrüchen bei den eignen Profis beim FC Augsburg sehen.

Das Ziel

Aber um was geht es da im Jugendbereich eigentlich? Meisterschaften? „Natürlich wollen wir in der Jugend erfolgreichen Fußball spielen. Von Titeln will ich da gar nicht sprechen, weil es Vereine gibt, die deutlich mehr Geld im Jugendbereich investieren und Talente für Millionenbeträge verpflichten. Da müssen wir kleinere Brötchen backen.“ Mit der U19 Meister zu werden ist aber auch nicht das vornehmliche Ziel. Feulner geht es darum, dass möglichst viele seiner Jungs den Sprung in den Profibereich schaffen: „Die Ausbildung steht an erster Stelle.“ Angesprochen auf die fehlende Durchlässigkeit beim FCA stellt er klar, dass es ja nicht für jeden in die Bundesliga gehen kann. Und an Hand von Beispielen zeigt, er dass auch in den letzten Jahren der ein oder andere dabei war, der es gepackt hat.

Feulners Problem, dass er ganz der Medienprofi mit vielen Jahren Profierfahrung nicht direkt benennen kann: die Profiabteilung hat nun in der Vergangenheit nicht gerade auf die Talente aus dem NLZ gewartet. Die Euphorie ist allerdings groß, sobald wir auf Heinz Moser zu sprechen kommen, den Marinko Jurendic aus Zürich im letzten Sommer mitgebracht hat. Heinz Moser bearbeitet seitdem diese Schnittstelle zwischen Jugend und Profis beim FCA federführend und ist für Feulner mittlerweile ein Kernelement: „Heinz Moser hat in diesem Bereich einen riesigen Erfahrungsschatz und ist für uns an dieser Stelle sehr wichtig. Das war ein sehr guter Schachzug vom Verein. Er ist zudem ein absoluter Fußballfachmann und tauscht sich mit uns regelmäßig aus. Da lernen wir alle noch viel“ Aus Feulners Mund klingt das ganz klar danach, dass der Club hier auf dem richtigen Weg ist, seine Ziele in Zukunft besser zu erreichen.

Markus Feulner hat zu seiner Zeit von den ganz Großen gelernt. Hier sieht man ihn im Austausch mit Jürgen Klopp. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Erst geben, dann nehmen

Für Feulner war der FCA aber auch vor Heinz Moser schon auf dem richtigen Weg und er kann dies an Beispielen schnell benennen. Einerseits freue ich mich, wenn Feulner mir kurz von Franjo Ivanovic erzählt, der den Sprung geschafft hat. Ich google später nach: er spielt seit letztem Sommer bei HNK Rijeka in Kroatien und hat dort in 41 Pflichtspielen 12 Tore und 2 Vorlagen auf seinem Habenkonto verbucht. Auch Einsätze für die kroatische U21 Nationalmannschaft standen auf dem Programm. Ivanovic ist zwar nicht beim FCA geblieben, aber hier für den Profifußball wohl zur Genüge ausgebildet geworden.

Für Feulner ist ein wichtiger Zwischenschritt für die Spieler zwischen Jugend und Bundesligafußball, irgendwo im bezahlten Fußball ihre Chance zu suchen und sich zu beweisen: „Die Öffentlichkeit vergisst oft diesen einen Schritt, dass ein Spieler in der ersten Elf Verantwortung                tragen und daran wachsen muss. Es besteht immer der Wunsch, dass ein Spieler mit 19 rauskommt und direkt funktioniert. Florian Wirtz oder Jamal Musiala sind aber Ausnahmen. Es braucht Zeit und Verantwortung für die Entwicklung und deswegen ist es wichtig, dass Spieler vielleicht auch anderswo ihre Chance bekommen. Bei den geringen Unterschieden in der Bundesliga ergeben sich hier verständlicherweise nur wenig Einsatzchancen.“

Im Gespräch mit Feulner kommt aber noch etwas anderes heraus: es braucht immer zwei Seiten, die für einen Spieler den richtigen Pfad identifizieren. Und manchmal ist das Talent eines Spielers unbestritten, die Vorstellungen bzgl. Entwicklungsgeschwindigkeit und Entlohnung passen aber nicht zusammen. Hier gehört Feulner eher zum konservativen Lager. Für ihn liegt viel an den Spielern. Sie müssen zeigen, dass sie das Vertrauen verdient haben. Er tendiert dazu, als Verein Spielern eher niedriger dotierte Verträge zu geben. Geld und Erwartungen von außen können gerade bei jungen Spielern dazu führen, dass der Fokus abhanden kommt. Auch Social Media kann hier störend wirken, weswegen alle Jugendspieler ab einem gewissen Alter beim FCA im Medienumgang geschult werden. Das Risiko, dass Jungs abheben, ist in jedem Fall real. Aber auch Druck spielt hier eine große Rolle. „Die Jungs machen sich selbst den größten Druck oder er wird von draußen reingebracht. Ich versuche ihnen den Druck zu nehmen. Sie haben angefangen Fußball zu spielen, weil es Spaß gemacht hat und das soll es auch weiterhin. Dafür muss man lernen auch mit Rückschlägen umzugehen.“

Auf dem Platz

Am Ende kommt es für die Spieler darauf an, auf dem Platz regelmäßig ihre Leistung zu bringen und zu zeigen, was in ihnen steckt. Für Feulner kommt es hierbei auch darauf an, sich selbst einschätzen zu können: „Die Jungs müssen ihre Stärken kennen. Keiner kann auf dem Platz alles machen, aber die Dinge, die sie dann machen, sollen sie mit einer möglichst hohen Qualität machen und dann werden wir ihre Fähigkeiten sehen.“ Als ich ihn direkt darauf anspreche, ob das der größte Schritt für die Jungst ist, Konstanz reinzubringen und verlässlich zu sein, bestätigt dies Feulner klar: „Es ist schon verlockend, den Fokus bei den ersten Erfolgen zu verlieren. Die Jungs müssen weiterhin viel investieren, um sich weiterzuentwickeln und auch an den Positionen zu bleiben, die sie sich hart erarbeitet haben. Es ist der Verzicht auf viele Dinge für die ganz große Bühne.“

Wenn man nicht auf Partys kann, dann muss man anders auf sich aufmerksam machen. Im Bild: Markus Feulner, the Player. (Photo by Andreas Rentz/Bongarts/Getty Images)

Was die Jungs auf dem Platz zeigen sollen, hängt von den sportlichen Vorgaben des jeweiligen Trainers ab. Einerseits hat der FCA eine grundsätzliche Linie, was in den Jugendmannschaften umgesetzt werden soll. Auf der anderen Seite bleiben für Trainer wie Feulner genügend Möglichkeiten, ihre eigenen Vorstellungen umzusetzen. Feulner sieht die Trainer am NLZ hier gut abgestimmt: „Wir sprechen hier sportlich im NLZ eine Sprache. Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig, dass die Jungs von jedem Trainer andere Dinge mitnehmen können, weil jeder Trainer etwas anders tickt. Unterschiedliche Trainer erwarten die Jungs im Profibereich ja auch.“ Bei Feulner mangelt es dabei nicht an eigenen Erfahrungen und konkretem Fußballfachverstand. Viel hat er gesehen und sich von überall her Einflüsse mitgenommen. Beim FCA hat er die Möglichkeit als Trainer authentisch zu agieren und sich selbst zu verwirklichen, vielleicht auch etwas mehr als in einem gewachsenen NLZ.

Die Aufgabe für die neue Saison

Feulners neues Team setzt sich dabei in der laufenden Saison zusammen aus Jungs, die noch aus der alten U19 stammen, und solchen, die er nun aus der U17 mitbringt. Die U19 war im letzten Jahr – im Gegensatz zu seinem Team – wenig erfolgreich. Nur vier Siege führten zu einem letzten Platz in der obersten Junioren-Spielklasse. Entscheidend ist für Feulner an dieser Stelle die Qualität. Ich habe Feulner darauf angesprungen, welche Aufgabe in diesem Bereich vor ihm liegt, diese U19 Spieler mitzunehmen. „Ich glaube, die Jungs haben für sich selbst den Anspruch, die letzte Saison nicht so stehen zu lassen. Die Jungs wollen noch härter arbeiten und Leistung zu bringen.“ erklärt er mir, als ich ihn darauf anspreche, ob er hier zusätzlich motivierend unterstützen müsste.

Das erste Spiel der U19 Bundesliga hat Feulners U19 trotz zweier Tore von Mauro Hämmerle zum zwischenzeitlichen Ausgleich 2:3 gegen Ingolstadt verloren. Das sollte man aber zu diesem Zeitpunkt nicht überinterpretieren. Ich glaube an dieser Stelle, dass Feulners Weg als Trainer nicht bei der Augsburger U19 enden wird. Nach dem Gespräch mit Markus Feulner werde ich die Augsburger U19 in der jetzigen Saison aber erst einmal etwas genauer verfolgen.

Realistische Ziele

Es ist Sommerpause und der FCA ist gerade im Sommertrainingslager in Südafrika angekommen. Dort wird nun intensiv an der sportlichen Form für die kommende Saison gearbeitet und auch 2 Testspiele absolviert. Als Fan ist diese Zeit immer eine der Träumereien. Jetzt gerade ist alles möglich und der Optimismus ist unbegrenzt. Was aber sind realistische Ziele für den FCA in 2024/25? Wohin kann das in der kommenden Saison gehen? Darüber haben wir uns für diesen Beitrag den Kopf zerbrochen und beglücken euch nachfolgend mit unseren Gedanken.

Andi

Knapp einen Monat vor dem ersten Pflichtspiel des FC Augsburg ist eine Prognose schwierig. Stand Mitte Juli haben die Verantwortlichen aber in jedem Fall schon einmal den Grundstein für die weitere Kaderplanung gelegt. Die Transfers ergeben insgesamt Sinn, sind finanziell vernünftig und verstärken das Team, zumindest in der Breite. Insgesamt fehlt mir aber noch der eine (oder andere) “Top-Transfer”. Ich sehe etwa einen Keven Schlotterbeck qualitativ etwas schwächer als den abwanderungswilligen Felix Uduokhai und die
Neuzugänge auf den Flügeln (inklusive der Leihrückkehrer) auch schwächer als Ruben Vargas, sollte auch er den Verein verlassen. Dass Kapitän Ermedin Demirovic erst einmal eine Lücke im Sturm reißt, steht außer Frage.

Der FCA hat Spieler geholt, die Stammspielerpotential haben. Insgesamt hinterlassen sie bei mir – jetzt am Anfang der Vorbereitung – aber noch das ein oder andere Fragezeichen. Auch, wenn ich mir vor allem auf die neuen Stürmer freue. Sie dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der FCA die größte Baustelle im Kader noch nicht geschlossen hat: die Außenverteidigerpositionen. Hier erwarte ich mindestens zwei, wenn nicht drei Neuzugänge. Es steht außer Frage, dass die Außenverteidigerposition seit Jahren die Problemstelle in der
Augsburger Elf ist, gerade rechts.

Unabhängig der Kaderplanung steht der FCA vor einer weiteren wegweisenden
Entscheidung: Wer führt die Mannschaft in der kommenden Saison als Kapitän aufs Feld? Philipp Tietz? Niklas Dorsch? Oder doch wieder Jeffrey Gouweleeuw? Diese Frage gilt es auch in dem Sinne zu klären, dass keine Unruhe aufkommt.
Gelingt das und passen die Verantwortlichen den Kader noch entscheidend an, ist eine erneut sorgenfreie Saison absolut drin. Auch, weil mehrere Konkurrenten schlechter aufgestellt sind als der FCA. Und das übrigens auch beim Trainer. Jess Thorup geht in seine erste richtige Vorbereitung und scheint gewillt, an die positiven Ansätze aus der Vorsaison anknüpfen zu wollen. Ich bin zuversichtlich, dass der FCA mit ihm einen Coach gefunden hat, der über Jahre den Verein prägen – und den FCA dieses Jahr auf einen einstelligen
Tabellenplatz führen kann.

Franzi

Prognosen sind ja immer so eine Sache. Mit ihrer Hilfe soll vorhergesagt werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit etwas eintritt, und am Ende liegt man doch oft ganz schön daneben. Das ist dann das kleine, aber entscheidende Fitzelchen real life, das der Prognose einen Strich durch die Rechnung macht. Auch wenn beim FC Augsburg aktuell noch kräftig gewerkelt wird, zeichnen sich an den jüngsten Entwicklungen schon erste Konturen für die kommende Saison ab. Die stimmen mich extrem positiv, auch wenn ich vielleicht ein bisschen overhyped bin. Egal, auch das muss hier einkalkuliert sein 😊

Kader

Mit Demis Rekordwechsel zum VfB Stuttgart für kolportierte 21 Mio. € plus 5 Mio. Boni sprudeln die liquiden Mittel beim FCA nur so. Und hier sind die möglichen Abgänge von Ruben Vargas und Felix Uduokhai noch nicht einmal eingerechnet. Mit diesen für ihn schwindelerregenden Erlösen kann der Verein eine ganze Menge anstellen. Und das muss er auch. Zwar hat der FCA bisher schon fünf Neuverpflichtungen zu verzeichnen: Nediljko Labrovic (TW), Keven „Schlotti“ Schlotterbeck (IV), Yusuf Kabadayi (LA), Samuel Essende (MS) sowie Steve Mounié (MS) für insgesamt knapp 10 Mio. €. Allerdings besteht nach dem Abgang von Iago, dem Leihende von Mbabu und der andauernden Verletzung von Gumny gerade auf den Außenverteidiger-Positionen noch dringender Handlungsbedarf. Dieser lässt sich mit einem solchen Polster bis Ende August aber sicher noch in den Griff kriegen.

Thorup und Jurendic gehen weiterhin voran. Erfahrungsgemäß werden nicht alle Pläne aufgehen, so gut sie auch sein mögen. (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Trainer- und Funktionsteam

Dem Vernehmen nach hätte Chef-Coach Jess Thorup das Training am liebsten schon früher wiederaufgenommen als „erst“ zum Start am 8. Juli. Der Däne geht seinem Job beim FCA mit Haut und Haaren nach. Ich mag, wenn man ihm ansieht, wie stolz er auf sein Team ist, wenn Dinge gut funktioniert haben. Aber auch, wenn er gefrustet ist, wenn das nicht der Fall war. Expertise und professionelle Einstellung sind bei Thorup das letzte, worüber man sich als FCA-Fan Sorgen machen muss. Höchstens darum, dass er genau deswegen nächstes Jahr höhere Aufgaben anstreben könnte.

Zu höheren Aufgaben fühlte sich auch Jonas Scheuermann berufen, der nach acht Jahren als Augsburger Co-Trainer Fabian Hürzeler nach Brighton folgte. Das schmerzt, weil „Jones“ von allen sehr geschätzt wurde und seine Position erst einmal nicht neu besetzt wird. Vielmehr wird u.a. Standardtrainer Lars Knudsen vorerst einen Teil der Aufgaben übernehmen, obwohl er selbst bisher noch nicht den durchschlagenden Effekt hatte. Dass nun u.a. ein zweiter Spielanalyst neben der „Zwoten“ auch die Profis im Blick hat, zeigt dagegen, dass der FCA die Verzahnung zwischen den Teams mittlerweile ernst nimmt und sich in kleinen Schritten wirklich in Richtung Ausbildungsverein bewegt, der er immer sein wollte.

Leitung

Ich will keinen Hehl daraus machen, dass ich Stefan Reuter nicht (mehr) zugetraut hätte, den für Verein, Mannschaft und Spieler so wichtigen Demi-Deal für alle Seiten zufriedenstellend über die Bühne zu bringen. Bei Ströll und Jurendic dagegen hatte ich überhaupt keine Bedenken, da auch schon die letzten Transfers offenbar sehr konstruktiv und professionell abgewickelt wurden. Daher ist die Vertragsverlängerung mit Geschäftsführer Ströll bis 2029 eine weitere wichtige Weichenstellung für die Zukunft. Auch für die noch benötigte Verstärkung in der kommenden Saison haben sich die beiden sicher schon etwas einfallen lassen. Ich habe da fast blindes Urvertrauen 😊

Sonstiges

Zugegeben: Der diesjährige Trikotsatz kommt für mich nicht an den aus 2023/24 ran. Er greift mit „Glanz der Renaissance“ aber ein wichtiges Stück Stadtgeschichte auf und hebt hervor, was unser Augsburg so einzigartig macht. Angefangen von der Präsidentschaft von Max Krapf ist der Bezug des FCA zur Stadt und Region endgültig zurück! Für die Reise ins Trainingslager, die mit Ziel Südafrika erstmals ins außereuropäische, weit entfernte Ausland führt, kann man das zwar nicht behaupten. Allerdings hält sie gerade für junge Spieler neue, spannende Erfahrungen bereit und die Vorfreude ist groß. Zudem wird mit den Spielen gegen TS Galaxy und die Young Africans SC der Turniermodus angeknipst, der gleich Auftrieb für den Saisonauftakt geben kann.

Prognose

Alles in allem: Auch wenn es vor allem im Kader zum jetzigen Zeitpunkt noch eine ganze Reihe an Unbekannten gibt, bin ich diese Saison schwer überzeugt vom Plan und von der Weitsicht der handelnden Akteure. Daher glaube ich, dass es schon in dieser Spielzeit mit dem mittelfristigen Ziel klappt und der FC Augsburg die Saison unter den ersten 10 der Tabelle beenden wird. Sagen wir: auf Platz 9. Denn diesmal geht uns zum Ende hin nicht die Luft aus!

Andy

Irgendwie ist es diesmal an mir, die mahnenden Worte zu finden und etwas Salz in die Suppe zu geben. Der FCA hat in dieser Vorbereitung einen weiten Weg vor sich. Warum? Der Kader ist trotz einiger Zugänge noch nicht verstärkt. Mit Iago, Kevin Mbabu und Ermedin Demirovic haben drei Leistungsträger den Club im Sommer bereits verlassen. Felix Uduokhai und Ruben Vargas könnten noch folgen. Von diesen fünf möglichen Abgängen wurde prinzipiell einer bisher kompensiert mit dem Zugang von Keven Schlotterbeck. Außenverteidiger bleiben Mangelware und Ermedin Demirovic wird 1:1 nicht zu ersetzen sein. Ein kniffliges Puzzle. Mit Zugängen wird auch teilweise erst nach Saisonstart zu rechnen sein, durch die lange Transferperiode. Der FCA muss eben immer noch schauen, was wirtschaftlich machbar ist und Qualität wird später günstiger.

Auf der anderen Seite ist weiterhin Jess Thorup der Trainer. Ich hatte letztes Jahr gehofft, dass man im Sommer die richtigen Schlüsse gezogen hat und nach einem verkorksten Saisonende gut startet und wurde tief enttäuscht. Dieses Jahr bin ich vorsichtiger. Nach 5 Niederlagen zum Saisonabschluss hoffe ich erstmal, dass wir in Berlin eine Runde im Pokal weiter kommen. Für den Saisonstart gegen positiv gestimmte Aufsteiger und Mittelfeldteams hoffe ich auf erste Punkte, bevor der Spielplan schwerer wird. Für die Hinrunde wäre ich schon damit zufrieden, dass wir uns im unteren Mittelfeld – vor den Abstiegsplätzen – einreihen, bis sich irgendwann alle neuen Spieler vollends akklimatisiert haben und Routinen im Spielsystem greifen. Und vielleicht kann es dann in der Rückrunde nach vorne gehen.

Aber prinzipiell ist bei mir erstmal Vorsicht an der Tagesordnung. Ich glaube unser FCA wird sich ganz schwer tun, Tore zu erzielen. Thorup bastelte zum Saisonende weiter am System und mit Demi geht eine große Lücke auf. Es ist einfach insgesamt zu viel Bewegung – zwangsweise – im Kader und Umfeld (auch im Trainerteam). Ich glaube, der FCA steht vor einer schweren Übergangssaison, in der wir den Klassenerhalt mehr herbeisehnen werden, als uns lieb ist. Wenn wir das geschafft haben, ziehen wir dann in aller Ruhe in der Saison 2025/26 in die Champions League ein.

Viel Bewegung

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg stand bis vor kurzem bei vielen Augsburger Fußballfans kurzfristig nur an zweiter Stelle, zumindest so lange wie die Deutsche Nationalmannschaft an der EM teilnahm. Nach dem Ausscheiden der Nagelsmann-Truppe aus dem Turnier geht zumindest bei mir der Fokus klar Richtung Saisonvorbereitung des FCA.

Vier Wochen war Jess Thorup nach eigener Aussage im Urlaub. Derweil war der FCA ganz und gar nicht untätig. Ich habe vor kurzem einen Zwischenstand der Transferaktivitäten veröffentlicht. Seitdem ist schon wieder einiges passiert. Der FCA war zwar in der letzten Saison erfolgreich mit der 3. besten Bundesligasaison der Vereinsgeschichte und Platz 11. Dafür gibt es sehr viele Personalbewegungen in unterschiedlichen Bereichen und die ein oder andere organisatorische Neuerung. Kurz vor Start des Trainingslagers will ich einmal grob aufzeigen, was sich getan hat:

Transfers, Transfers, Transfers

Der FCA hat schon fett auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Neben den Leihrückkehrern gehören dem Team in der kommenden Saison fest an: Kristijan Jakic, Samuel Essende, Keven Schlotterbeck, Nediljko Labrovic, Yusuf Kabadayi und Steve Mounié. Ob sich in der kommenden Saison in der ersten Elf etwas tun wird? Mit Sicherheit. Auf welchen Positionen? Wir werden sehen.

Auf der Abgangsseite stehen mittlerweile Sven Michel, Iago und Tomas Koubek neben den bisher abgeschlossenen zwei Leihen von Lasse Günther und Marcel Lubik.

Insgesamt ist das schon sehr früh in der Transferperiode sehr viel Bewegung im Kader und gerade jetzt zum Trainingsstart eine große Truppe, die sich in der kommenden Woche auf den Weg in Trainingslager machen wird.

Das Trainingslager in Südafrika

Für die Trainer steht in Südafrika der Sport im Fokus. Für Manager Michael Ströll geht es aber auch darum, sich daran zu beteiligen, die Bundesliga im Ausland zu vermarkten. Im Podcast „Viererkette“ der Augsburger Allgemeine hat er auch erklärt, dass der FCA für das Trainingslager in Südafrika keine Kosten zu tragen hat. Es geht also um mehr als nur um das Sportliche.

Für die Mannschaft und einzelne Spieler wird das Trainingslager auch zu Komplikationen führen. Sollte ein Spieler im Zeitraum des Trainingslagers den Club verlassen, so muss er dann aus Südafrika zu seiner neuen Tätigkeitsstätte reisen. Sollte ein Spieler dazu stoßen wollen, wird es komplexer als nur mit dem Auto nach Österreich zu fahren. Es ist wohl gerade deshalb verständlich, warum der FCA versucht hat, möglichst viele Transfers früh unter Dach und Fach zu bringen. Ganz vermeiden werden sich die logistischen Schwierigkeiten im Laufe des Trainingslagers aber trotzdem nicht lassen.

Mal schauen, wie lange es dauert, bis die Abläufe wieder sitzen. Vielleicht länger als uns lieb ist. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Trainerteam

Zumindest das Trainerteam für die nächste Saison sollte aber mittlerweile stehen. Und während Jess Thorup im Urlaub war, gab es auch hier viel Bewegung. Mit Jonas Scheuermann hat sich der langjährigste Co-Trainer des FCA für eine neue Herausforderung in der Premier League entschieden. Die vakante Position wird Lars Knudsen ausfüllen, den Thorup letztes Jahr als Standardtrainer dazu geholt hat. Wer nun – auf Grund des nicht gerade üppigen Erfolgs im Standardbereich – gehofft hätte, das er dieses Thema abgibt: dem ist nicht so. Um die Standards kümmert sich Knudsen weiterhin zusätzlich. Mit Scheuermann geht ein emotionaler Leader im Trainerteam und jemand, der über viele Jahre seinen Beitrag geleistet hat. Viel Glück Dir, Jones!

Dazu war ja schon länger klar, dass man mit Torwarttrainer Marco Kostmann nicht verlängert. Hier kommt Marco Langer dazu, der zwar schon bei einigen Bundesligisten gearbeitet hat, aber eben zuletzt auch nicht mehr. Er darf sich nun selbst ein Bild der Keeper machen, bei denen Finn Dahmen die einzige Konstante ist. Und gerade der wird bis Anfang August ausfallen. Die Gemengelage im Tor ist offener denn je.

Konkurrenzkampf und gewünschte Abgänge

Die Kämpfe um die Plätze in Südafrika und auch danach in der Vorbereitung könnten auch neben dem Tor hochspannend werden. Der Konkurrenzkampf auf allen Positionen ist eröffnet. Entweder weil man sich – wie im Tor – bewusst dazu entschieden hat. Oder, weil Leistungsträger den Club verlassen haben (Iago) oder noch verlassen werden (Uduokhai, Demirovic, Vargas).

Gerade bzgl. der Spieler, die den FCA noch verlassen wollen, könnte Unruhe aufkommen. Wie lange will Ermedin Demirovic warten, bis er Sicherheit über seinen neuen Arbeitgeber hat? Kommt Ruben Vargas nach der EM überhaupt zum FCA zurück? Und wie geht die Situation aus, wenn Felix Uduokhai seine Wünsche auf dem Transfermarkt erneut schwinden sieht und der FCA auf einmal sehr üppig auf der Position der Innenverteidiger aufgestellt ist? Fragen über Fragen, die Marinko Jurendic und Team möglichst zeitnah zu klären haben.

Funktioniert es gleich?

Dafür, dass er FCA eine vergleichsweise sehr gute Saison gespielt hat, geht es doch recht bunt zu. Nächste Woche macht sich der FCA mit einem neu-formierten Trainer- und Funktionsteam, auf zu einem neuen Trainingslager-Ort und nimmt viele neue Spieler mit. Kann man sich immer aussuchen, wie viel Wechsel in einem Sommer passieren? Nein. Ist das vielleicht sehr viel Bewegung? Ja.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Dinge und Abläufe beim FCA in diesem Sommer mehr Zeit brauchen, als man sich von außen wünschen würde. Ich bin gespannt, wie schnell die Abläufe funktionieren und sich auf und neben dem Feld die Teams finden und der Zusammenhalt wächst. Für den Moment bin ich zwar optimistisch, aber auch verhalten. Mal schauen, welche Überraschungen der FCA in diesem Sommer noch für uns bereithält.

Unvollendet


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Das Ende der Saison des FC Augsburg hinterlässt eine gewisse Leere. Es fällt schwer diese Saison, die im sportlichen Niemandsland der Tabelle endete, einzuordnen. Einerseits ist es sportlich die ordentlichste Saison seit dem Einzug in die Europa League, andererseits stehen im Schlussspurt 5 Niederlagen in 5 Spielen zu Buche. Für die Macher des FC Augsburg bleibt einiges zu tun. Auf der Saison kann man dennoch aufbauen und zwar in Bezug auf folgende Punkte:

Entscheidungsfindung

Der FCA hat Mut bewiesen, indem er als erster Club in der abgelaufenen Saison Enno Maaßen vor die Tür gesetzt hat. Nicht nur war dies die richtige Entscheidung, sondern auch die Profilerstellung und das Matching mit Jess Thorup ist sehr gut gelungen und hat dazu geführt, dass sportlich die Wende herbeigeführt wurde.

Die Entscheidung für Jess Thorup war dabei aus unterschiedlichen Gründen heraus sehr gut. Einerseits kann er mit seiner Seniorität und mit seiner ruhigen, zugänglichen Art besser auf die Mannschaft einwirken. Andererseits wurden auch sportlich die richtigen Schlüsse gezogen, indem wieder mehr auf Raumdeckung und Viererkette gesetzt wurde. Insgesamt sehr gelungen.

Was passiert, wenn Jess Thorup eine Sommervorbereitung mit seiner Mannschaft arbeiten kann? Potential ist noch vorhanden. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Die Augsburger Werte

Und trotzdem könnte man sich nun lange über den Saisonabschluss beschweren, mit dem ergebnisschwachen Ausklang. Auch das tut in Augsburg niemand offensiv. Ja, es war auch das ein oder andere Gurkenspiel dabei, z.B. gegen Bremen. Was aber am Ende auch mit in die Beurteilung einfließt, ist das „Wie“ der Niederlagen am Ende.

Stuttgart und Leverkusen waren schlicht zu große Brocken für den FCA. Dennoch hat man die Möglichkeiten der Mannschaft in den letzten Spielen gesehen und auch, wie sie die Augsburger Werte auf den Rasen gebracht hat. Es wurde dem Gegner kein Zentimeter freiwillig überlassen. Die Mannschaft hat sich eben nicht zum Saisonausklang abschießen lassen, wie das vor Jahren gegen Wolfsburg oder in der letzten Saison in Gladbach der Fall war. Auch hier ein Schritt nach vorne (obwohl aus den Niederlagen trotzdem die richtigen Schlüsse zu ziehen sind).

Der Nachwuchs

Lange habe ich mit dieser Saison auch deswegen gehadert, weil ich mir mehr Einbindung der eigenen Jugendspieler versprochen hatte. Enno Maaßen wurde auch deswegen geholt und auch Jess Thorup wurde ein entsprechendes Händchen unterstellt. Dennoch war in dieser Hinsicht lange nichts zu sehen.

Kömür macht die Bude: zwischendurch hätte man das diese Saison nicht mehr geglaubt. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Auch dies hat sich zum Ende der Saison gedreht. Mert Kömür hat nicht nur Minuten bekommen, sondern am letzten Spieltag auch den Vorzug vor Pep Biel und durfte erstmalig in der Startelf ran. Für den Youngster war der Saisonendspurt unendlich wertvoll und er konnte mit seinem Tor in Leverkusen zeigen, über welche Anlagen er verfügt. Dazu kommt das Debüt von Mahmut Kücüksahin, das an dieser Stelle die Kirsche auf der Sahne ist. Die Augsburger Investitionen in das Nachwuchsleistungszentrum verpuffen anscheinend nicht komplett.

Hoffnungen für die neue Saison

Und während der FCA weiterhin keine Transfers für die kommende Saison verkündet hat, gibt es somit dennoch viele Gründe, warum man als FCA-Fan schon jetzt viel Hoffnung auf einen weiteren Schritt nach vorne haben sollte. Zum ersten sind Thorup und Jurendic zum ersten Mal in einer Sommertransferperiode zusammen an Bord und können Impulse geben und zusammen mit Michael Ströll Entscheidungen treffen. Zum zweiten hat Jess Thorup dann auch mit seiner Mannschaft in der Vorbereitung die Möglichkeit an spieltaktischen Elementen zu arbeiten, die während der Saison nicht vollends zur Zufriedenheit einstudiert werden konnten. Zum dritten ist der Startpunkt besser als im Jahr davor. Da darf man sich doch wohl einmal fragen, wie hoch man die Latte für diesen FCA im kommenden Jahr realistisch legen darf?

„Wir halten zusammen und wehren uns“

Das Ende der Saison 2023/24 steht kurz bevor. Nur noch ein Spiel beim designierten Meister Bayer 04 Leverkusen trennt den FC Augsburg vom Ende einer Saison, in der man schon lange – und das ist wohl ungewohnt – mit dem Abstieg nichts mehr zu tun hat. Trotzdem wird es einem auf Grund der vielen verletzten und angeschlagenen Spieler und den Ergebnissen zuletzt etwas mulmig vor dem Spiel bei den Leverkusenern. Warum das Saisonende mit dem der letzten Saison trotz der letzten Ergebnisse wenig zu tun hat? Darüber und über viele andere Themen habe ich in dieser Woche mit Niklas Dorsch gesprochen:

Andy: Was überwiegt vor Samstag: die Freude über eine sportlich gute Saison oder der Frust über die letzten Spiele?

Niklas: Es überwiegt das große Ganze. Ja, in den letzten Partien gegen starke Gegner konnten wir nicht punkten, aber die Entwicklung in der Saison ist insgesamt eine gute. Wir wissen um die Stärke von Leverkusen, glauben aber an unsere Möglichkeiten.

Andy: Ihr habt gegen Leverkusen ja in dieser Saison auch schon fast einen Punkt geholt. Wie sehr kann man auf die vorhergegangene Leistung aufbauen?

Niklas: Das wird ja ein ähnliches Spiel werden. Wir werden wahrscheinlich wenig den Ball haben und viel hinterherlaufen. Aber wir werden uns auch wieder aus einer großen Kompaktheit heraus Umschaltmomente erarbeiten können. Im Hinspiel hat dann vielleicht die letzte Genauigkeit in diesen Momenten gefehlt. Das wollen wir diesmal besser machen und zuschlagen.

Andy: Leverkusen hat jetzt auch nicht jedes Spiel souverän gewonnen. Sind euch Schwachstellen in der Analyse aufgefallen?

Niklas: Was natürlich auffällt: man muss bis zur letzten Sekunde hellwach sein. Sie strahlen eine große Dominanz aus und haben viel den Ball. Sie wollen den Gegner zusammenziehen und wir dürfen uns nicht dazu verleiten lassen. Wir müssen im Zentrum gut aufgestellt sein auch mit dem richtigen Maß an Aggressivität, um den Ball zu gewinnen und Umschaltmomente zu schaffen.

Andy: Wie wichtig wird es in diesem Spiel dann auch, sich Pausen zu verschaffen, in denen man selbst auch mal den Ball hält, um nicht nur hinterherzulaufen?

Niklas: Das ist die Kunst, die Mischung aus schnellen Umschaltmomenten zu schaffen und auch aus Phasen, um Ruhe reinzubringen. Evtl. auch mal eine Standardsituation zu schaffen, um zu entlasten. Das ist auch das, was uns gegen Stuttgart nicht so gut gelungen ist, im Ballbesitz Kräfte zu sammeln.

Andy: Als Zentrumsspieler kommst Du mir da ja direkt in den Sinn, als jemand der hier vielleicht eine besondere Verantwortung trägt. Siehst Du das auch so?

Niklas: Alleine schon positionsbedingt bin ich da mitten im Geschehen und kann es entsprechend beeinflussen. Mit meiner Erfahrung, die ich mittlerweile habe, versuche ich auch jetzt nach meiner Verletzungsphase mein Gespür für die Situation und die Bedürfnisse der Mannschaft in einer Spielphase einzubringen. Da muss ich selber meinen Rhythmus noch ein bisschen mehr finden.

Andy: Hat das Spiel in Leverkusen damit eine doppelte Bedeutung? Einerseits wollt ihr als Mannschaft nochmal positiv auf euch aufmerksam machen, andererseits aber für dich auch, um positiv in den Sommer zu gehen nach dieser für dich persönlich verletzungsgeprägten, frustrierenden Rückrunde?

Niklas: Ja, die Rückrunde für mich persönlich war nicht schön. Ich habe nur zwei Spiele von Beginn an gespielt und war viel verletzt. Mit Sicherheit habe ich mir das anders vorgestellt. Trotzdem ist es schön, wenn man die Saison mit einem Erfolgserlebnis beenden kann. Für mich war es schon ein kleineres Erfolgserlebnis, jetzt wieder zu spielen. Jetzt vor dem letzten Spieltag steht der Mannschaftserfolg über allem und wir alle wollen mit einem positiven Gefühl in die Pause gehen. Und vielleicht sind wir am gefährlichsten, wenn man uns etwas unterschätzt.

Andy: Wie sehr ist das Saisonende aus der letzten Saison eine Warnung?

Niklas: Ich glaube nicht, dass sich da viele aus der Mannschaft bewusst daran erinnern. Wir beschäftigen uns mit der Gegenwart. Und da geht es jetzt auch um die Art und Weise. Wir müssen uns gegen die Dominanz wehren. Wir wollen nach dem Spiel in den Spiegel schauen können mit dem Gefühl, alles gegeben zu haben. Wir kennen unsere Qualitäten und wissen, dass wir es schon einmal gut gemacht haben.

Andy: Du bist jetzt ja auch schon länger in Augsburg und hast die Basics und die Art und Weise schon in früheren Jahren angemahnt. Wie erklärst Du Dir, das dieses Thema euch immer wieder einholt? Klar, das Spiel gegen Stuttgart ist dafür kein Beispiel, aber nehmen wir vielleicht einmal die Partie gegen Bremen her. 

Niklas: Ja, so Spiele dürfen eigentlich nicht passieren. Und das Problem am Ende der letzten Saison war, dass auf einmal ein paar Spiele am Stück so gelaufen sind. Das habe ich damals dann auch öffentlich so adressiert, weil das aus meiner Sicht auch angesprochen werden muss. Aber dieses Thema sehe ich nach dem Stuttgart-Spiel gerade nicht. Uns hat es zuletzt vielleicht eher an der letzten fußballerischen Qualität gefehlt. Daran müssen wir natürlich auch arbeiten. Bzgl. der Art und Weise haben wir aus meiner Sicht schon dazu gelernt und an Erfahrenheit gewonnen.

Das Kollektiv hat in dieser Saison oftmals funktioniert. (Photo by Leon Kuegeler/Getty Images)

Andy: Würdest Du die Einschätzung teilen, dass es dann in der Gesamtschau ein deutlicher Leistungssprung von der letzten Saison zu dieser war und das sich hier auch in der Mannschaftsstruktur etwas getan hat und an was würdest Du das festmachen?

Niklas: Das Mannschaftsgefüge ist topp. Wir sind ein Team, was oftmals nach Rückständen zurückgekommen ist und das ist doch sehr aussagekräftig. Wir haben das Vertrauen ineinander, dass wir Spiele nicht einfach so laufen lassen. Wir halten zusammen und wehren uns. Wir haben über die gesamte Saison hinweg eine neue Kultur auch in der Kabine entwickelt mit neuen Kapitänen, einem neuen Mannschaftsrat und einer neuen Hierarchie. Das braucht natürlich auch ein bisschen Zeit. Mittlerweile sind wir eine Top-Einheit, wo jeder seine Rolle kennt und jeder, auch Demi, der eine Weltklasse-Saison spielt, weiß, dass er die anderen braucht. Und als Einheit sind wir ein Gegner, der sehr unangenehm ist und gegen den kein Team gerne spielt.

Andy: Die Intensität war ja vor Jess schon gewünscht. Wo siehst Du die konkreten Entwicklungen im fußballerischen Bereich?

Niklas: Die Entwicklung hängt ja sehr von der Philosophie des Trainers ab, sowohl mit als auch ohne Ball. Da passt Jess‘ Philosophie einfach sehr gut zu uns. Wir spielen gegen den Ball sehr gierig und wollen hoch den Ball erobern. Das „Offensive Mindset“ ist ja seit Jess‘ ersten Tagen präsent. Wir wollen kompakt gut stehen und unsere Offensivspieler in Positionen bringen, in denen sie für Gefahr sorgen können. Und gegen den Ball verteidigen wir dann mehr im Kollektiv.  

Andy: Was ist notwendig, damit die Mannschaft in der kommenden Saison den nächsten Schritt macht?

Niklas: Erstmal machen wir alle Urlaub. Und der ein oder andere von uns darf ja auch die EM im Sommer spielen. Es ist ja insgesamt eine lange Pause. In der wird sich Jess ab der kommenden Woche bis zum Beginn der Vorbereitung sehr viele Gedanken machen und Konzepte entwickeln, wie wir uns verbessern können. Und auf diese neuen Impulse freue ich mich jetzt schon.

Andy: Und Du selbst? Bist Du fit oder musst Du nun in der Pause noch Hausaufgaben machen?

Niklas: Ich bin heilfroh, dass ich in der Partie gegen Stuttgart schon von Anfang an spielen konnte. Das war für mich ein wichtiger Test und ich fühle mich gut. Ich bin wieder auf einem guten Niveau und werde mich fit halten, um in der Vorbereitung direkt wieder voll angreifen zu können.

Andy: Niklas, Danke Dir für deine Zeit. Ich wünsche euch den positiven Saisonausklang und dann eine verletzungsfreie Saison 2024/25.

12 Punkte sind möglich

Es gibt Spieler, die bringen das besondere Etwas mit zum FC Augsburg. Sie haben fußballerisch Fähigkeiten, die sonst in der Truppe so nicht vorhanden sind. Ich sehe Arne Maier als einen solchen Spieler. Im zentralen Mittelfeld und auf engen Räumen ist er einer, der nicht nur passable spielerische Lösungen findet, sondern auch mal den „besonderen Pass“ spielt. Gerade im Spiel mit Ball ist er so eine enorme Bereicherung. Umso mehr wunderte ich mich, als Maier zu Beginn der Saison erstmal keine große Rolle spielte. Als Jess dann übernahm verletzte er sich. Die Rückrunde ist nun im dritten Jahr in Folge Maier-Zeit. Über die aktuellen sportlichen Aussichten und seine Saison habe ich in dieser Woche mit Arne Maier gesprochen. Was sich in dem Gespräch neben aller aufgezeigten fußballerischen Perspektiven gezeigt hat: Arne Maier ist ein zurückhaltender, geerdeter Typ, der zudem enorm witzig ist. Für die letzten Spiele und hoffentlich auch Jahre gilt deshalb: Give me more, Maier!

Andy: Glückwunsch zum Klassenerhalt. Fühlt sich dieser frühzeitige Klassenerhalt wie der Erfolg an, der er im Vergleich mit der Vorsaison ist?

Arne: Ich habe das auch gestern gelesen, als der Verein es gepostet hat. Es ist eine tolle Leistung, dass wir das schon vier Spiele vor dem Saisonende erreicht haben.

Andy: Wie enttäuschend war die Niederlage gegen Frankfurt am Freitag, gerade wo der Blick eher nach oben ging?

Arne: Sehr enttäuschend, vor allem weil wir zur Halbzeit auch bereits geführt hatten. Nach den zwei ärgerlichen Gegentoren in der zweiten Hälfte sind wir dann hinterhergelaufen und es hat diesmal nicht gereicht. Jetzt wollen wir direkt zu Hause gegen Bremen gewinnen.

Andy: Wie kannst Du dir die zweite Halbzeit gegen Frankfurt erklären?

Arne: Wir wussten, dass Frankfurt noch mal alles versuchen wird. Sie haben ja auch enorme Qualität. Leider ist es uns nicht mehr gelungen, das abzurufen, was wir vor der Pause gezeigt haben.  

Andy: Wenn wir auf deine Saison schauen, dann ist diese für Dich auch ein Wechselbad der Gefühle. Aber in den letzten Jahren lief es dann immer in der Rückrunde gut für Dich.

Arne: Das höre ich nicht zum ersten Mal. Ich war zu Beginn der Saison krank und habe dann nur schwer wieder in die Mannschaft gefunden. Als Jess Thorup kam, habe ich mich leider direkt verletzt und in der Reha an meiner Rückkehr gearbeitet. Nach ein paar Kurzeinsätzen habe ich mich wieder in die Startelf gekämpft und kann der Mannschaft jetzt helfen.

Andy: Du hast im kicker gesagt, dass Du dich auch in schwierigen Phasen nicht aus der Ruhe bringen lässt und weiter dein Ding machst. Wie schwierig ist das manchmal, gerade wenn man in der Rückrunde Leistungsträger war und dann in der Hinrunde außen vor ist?

Arne: Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht und sind Profis. Klar, am Spieltag steht jeder lieber auf dem Platz und sitzt nicht gerne auf der Bank. Aber manchmal läuft es nicht so, wie man sich das selbst wünschen würde. Da muss man dann auch mal seine Interessen hinten an und sich in den Dienst der Mannschaft stellen.

Andy: Wie schwer ist es – wie bei Dir am Anfang der Saison geschehen – zu akzeptieren, dass man sich, obwohl man in der Rückrunde Leistungsträger war, wieder hintenanstellen muss?

Arne: Natürlich ist das nicht einfach. Ich habe ja das erste Spiel gespielt und war dann aber krank und zwischendurch auch verletzt. Da musste ich dann erst wieder fit werden und im Training wieder alles geben, um auf meine 100 Prozent zu kommen. Das ist Fußball, da wird einem nichts geschenkt. Für mich war einfach nur wichtig, fit zu werden, um wieder Top-Leistung bringen zu können.

Andy: Wie wichtig ist es für Dich, dass es jetzt auch mal ein stabiles Spielsystem gibt, nachdem Du in den Jahren hier schon fast auf jeder Position mal ran durftest?

Arne: Ich spiele da, wo mich der Trainer aufstellt. In dem System jetzt kann ich auf jeder Position im Mittelfeld spielen. Gegen Köln habe ich auf der 10 gespielt, zuletzt auf der 8, aber gegen Bochum auch schon auf der defensiven 6. Da bin ich flexibel und der Mannschaftserfolg steht im Vordergrund.

Andy: Die Kollegen haben auch immer wieder über die offensiven Freiheiten in diesem System geschwärmt. Ist das für Dich auch ein positiver Aspekt des jetzigen Spielsystems?

Arne: Ja, natürlich. Wir spielen auch sehenswerten Fußball. Das war ja auch nicht immer so. Deswegen freut es mich umso mehr, dass ich dabei helfen kann. Auch ohne Ball stehen wir kompakt und jeder kennt seine Aufgaben und die Abläufe. Dazu kommt, dass wir viele Spieler haben, die sich in zentraleren Positionen wohlfühlen und das passt dann insgesamt sehr gut.

Maier kann es! Und es ist schön, dass von außen zu beobachten. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Andy: Jetzt hattest Du in dieser Saison auch schwierigere Phasen. Wie wichtig war für mich dich in diesen Phasen der vertrauensvolle Kommunikationsstil des Trainers?

Arne: Sehr wichtig. Ich habe meine Reha ja erstmal in Berlin gemacht. Nach meiner Rückkehr hatte ich dann direkt ein gutes Gespräch mit ihm, in dem ich berichtet habe, wie ich mich fühle. Da war auch klar, dass ich noch ein paar Wochen brauche. Ich habe in der Phase auch erstmal individuell trainiert. Das war immer ein offener Austausch. Dann kamen erste Kurzeinsätze, bevor ich dann wieder in der Startelf ran durfte. Der ehrliche Austausch war wohl das wichtigste Element dieses Prozesses.

Andy: Jess wirkt von außen sehr zugänglich. 

Arne: Auf jeden Fall. Das wirkt nicht nur so. Er ist immer für uns da und kommuniziert offen mit uns.

Andy: Du schaust ja auch viel lieber in die Zukunft als in die Vergangenheit. Vor vier Wochen hast Du im kicker noch gesagt, der Verein hätte sich noch nicht bei Dir gemeldet bzgl. Gesprächen über eine Vertragsverlängerung. Hat sich daran etwas geändert?

Arne: Ich stehe mit dem Verein grundsätzlich immer im Austausch. Wir werden uns in Kürze zusammensetzen und dann schauen, was dabei rauskommt. Gerade will ich mich zu 100 Prozent auf den Saison-Endspurt konzentrieren.

Andy: Siehst Du dich als ein Spieler, der unbedingt im Sommer den nächsten Schritt machen will?

Arne: Das kommt ja immer darauf an, wie der nächste Schritt aussieht und das werde ich mir gemeinsam mit meinem Berater und meiner Familie gut überlegen. Was ich an der Stelle sagen kann: ich habe mich in Augsburg seit dem ersten Tag sehr wohlgefühlt und wir haben eine super Mannschaft.

Andy: Wie war die Stimmung heute, außer dass es kalt war auf dem Platz?

Arne: Die Stimmung ist gut. Wir haben Frankfurt aufgearbeitet und fokussieren uns jetzt auf Bremen.

Andy: Das wird schwer genug.

Arne: Ja, Bremen hat ja mit dem Sieg gegen Stuttgart wohl auch den Klassenerhalt so gut wie sicher gemacht und wer Stuttgart schlägt, ist ein starker Gegner. Aber keines der Spiele in der Bundesliga ist einfach.

Andy: Was ist jetzt in den letzten 4 Spielen noch möglich? 

Arne: Möglich sind jeweils drei Punkte pro Spiel, also in vier Spielen 12 Punkte (schmunzelt).

Andy: Es wird in jedem Fall die beste Saison des FCA seit Du in Augsburg da bist. Wie sehr zeigt das auch die Möglichkeiten auf, wenn man mit dieser sportlichen Führung eine komplette Saison absolvieren kann?  

Arne: Man hat in den letzten Monaten schon gesehen, was wir leisten können und wo der FCA hin möchte und hinkommen kann. Jetzt werden wir erstmal sehen, wo wir nach 34 Spieltagen landen. Und dann schauen wir, was nächste Saison passiert.

Andy: Dafür die besten Wünsche von mir!

Feuer ohne Ende

Die Fahrt am letzten Freitag nach Frankfurt war nicht nur durch die dort erlittene Niederlage zum Nachteil des FC Augsburg. Der FC Augsburg wurde im Einzelrichterverfahren nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss wegen zwei Fällen eines unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger mit zwei Geldstrafen in Gesamthöhe von 31.000 Euro belegt. Hauptsächlich ging es dabei um die Spielunterbrechungen durch das Werfen von Schokomünzen. Mit in die Strafe floss allerdings auch ein: das Zünden einer Rauchbombe im Spiel gegen den Vfl Bochum.

Wenige Themen entzweien die Wohnzimmer und Stadien in Deutschland mit so großer Regelmäßigkeit wie Gespräche über den Einsatz von Pyrotechnik durch Fans im Stadien. Die Argumente sind dabei ausgetauscht und die Positionen stabil eingenommen. Teile der organisierten Fanszenen sehen Pyrotechnik als etwas an, was zum Stadionerlebnis dazugehört. Auch in Augsburg gibt es hier unter den Mitgliedern der Ulrich-Biesinger-Tribüne (UBT e.V.) laut Mario Raffaele keine einheitliche Sichtweise: „Die Ulrich-Biesinger-Tribüne besteht aus einer Vielzahl von Fans und Fanclubs, damit verbunden ist eine Vielzahl an Ansichten. Der UBT e.V. versteht sich als Vertretung unserer Tribüne und damit auch als Vertretung der vielfältigen Ansichten. Entsprechend undogmatisch sieht der UBT e.V. Pyrotechnik als ein Element der Fankultur. Für einige ist es unverzichtbar, für andere ist es verzichtbar, für manche irgendwas zwischendrin.“

Das Abbrennen von Pyrotechnik ist in jedem Fall untersagt. Der Einsatz jedes einzelnen Leucht- und Raubkörpers führt zu einer Strafe durch den Ligaverbund. Ist dieser Kreislauf zu unterbrechen?

Repression führt zu Risiko

Man könnte auf Grund der Frage zu dem Eindruck kommen, dass sich in Bezug auf Pyrotechnik nichts getan hätte. Das stimmt so aber nicht. Prinzipiell haben die Vereine den Widerstand gegen Pyrotechnik aufgegeben. Einerseits lässt sich das „Schmuggeln“ ins Stadion hinein selbst bei den schärfsten Kontrollen wohl nicht verhindern. Zu vielfältig sind die Möglichkeiten, zu groß die Menschenmenge.

Was aber weit wichtiger ist: der Versuch Pyro in der Kurve verhindern zu wollen, führt zu unmittelbaren Risiken. Und so sitzen Fans in manchem Stadion minutenlang vermummt auf dem Zaun, den Brennkörper in der Hand und es versucht sie keiner daran zu hindern ihn zu entzünden. Sauerei, mag der ein oder andere schreien. Andererseits ist das Risiko einfach zu hoch, dass die beteiligten Fans aus Schreck bzw. in Panik die Brennkörper in die Menge werfen könnten, derweil ein kontrolliertes Abbrennen mit keinem großen Risiken verbunden ist. Auch will wohl keiner, dass die Polizei aus solchen Gründen einen Block stürmt, in dem sich auch viele Unbeteiligte aufhalten. Augenmaß ist in diesem Zusammenhang längst eingekehrt.

Angenehm ist anders

Dennoch führt das Abbrennen von Pyrotechnik manchmal zu unangenehmen Effekten. Gerade in Gästeblöcken, in denen die Sitzplätze über den Stehplätzen liegen, als auch im Familienblock neben der Stehplatztribüne gehört etwas Vorausschau auf Seiten der abbrennenden Fans dazu, wenn es um das Abbrennen der Qualmkörper geht. Je nachdem wie der Wind steht und was genau wo gezündet wird, ist es für die Atemwege dann schon auch unangenehm.

Hier läge in der offiziellen Erlaubnis des Abbrennens sogar eine große Chance. Indem man feste Regeln aufstellt und nicht grundsätzlich verbietet. könnten die negativen Effekte eingedämmt werden und jede(r) wüsste schon vor dem Stadionbesuch Bescheid, wo es wie qualmen könnte.

Scheinheiligkeit beenden

Es ist nun den Verantwortlichen die Scheinheiligkeit des Pyroverbots endlich zu beenden. Das Verbot dient im Moment nur dazu, den Kurven erhöhte Regelverstöße anzuhängen, während die Vereine zwar zahlen, aber auch direkt von der besseren Stimmung profitieren, indem sich das Produkt Fußball besser vermarkten lässt. Bei meiner Tochter leuchten die Augen, wenn die Pyro zündet. Der Eventfan ist begeistert.

Auch die Strafen für die Vereine sind dabei mittlerweile absurd, so dass Darmstadt 98 nun den Kampf dagegen aufgenommen hat. Auch aus Hamburg, St. Pauli und Hannover hört man Stimmen, die Kollektivstrafen für den Pyrotechnik beenden wollen. Zusätzlich strebt u.a. der HSV einen Pilotversuch mit legaler Pyrotechnik an. Den FC Augsburg belasten die Strafen in dieser Saison im sechsstelligen Bereich, den die anfangs genannten Urteile waren nicht die ersten. Die Strafen führen definitiv nicht zu einer Abschreckung. Eher im Gegenteil. Sie sind für die ein oder andere Kurve vielleicht sogar eher ein Ansporn, es den Vereinen mal zu zeigen.

Fußballfans als Regelbrecher

Was mich am meisten stört? Die Fußballfans, die mit ihrer Stimmung und Organisation, am meisten zu dem geliebten Ereignis am Samstagnachmittag beitragen, werden durch banale Regelverstöße kriminalisiert. Regeln, bzgl. derer es früher schon Zusagen gab, diese zu ändern. Zusagen, die einfach zurückgenommen wurden. Dennoch ist der UBT e.V. laut Mario Raffaele gerne bereit sich an der Erarbeitung von Lösungen zu beteiligen:

„Lösungen zu erarbeiten ist immer etwas Gutes. Mit der Kampagne „Pyrotechnik legalisieren, Emotionen respektieren“ gab es ab dem Jahr 2010 einen ernstgemeinten Versuch, an dem sich bundesweit nahezu alle Fanszenen beteiligten, genau diese Lösungen zu erarbeiten. Damals bestätigten Gutachten, dass ein rechtlich konformer und sicherer Einsatz von Pyrotechnik möglich ist. Erarbeitete Konzepte, die von Behörden, Feuerwehr und Polizei mitgetragen wurden, lagen vor. Final scheiterte damals – und das gilt leider bis heute – eine vernünftige Lösung an den verkrusteten Strukturen innerhalb des DFB.“

Es ist nicht das erste Mal, das immer wieder der schwarze Peter den Fußballfans zugeschoben wird, obwohl offensichtlich eine Lösungsfindung weiter oben auf Verbandsebene scheitert. Es liegt nun auch an den Vereinen – ähnlich dem Darmstädter Beispiel – den Weg wieder in Richtung Fans zurückzufinden und in den DFB-Gremien Druck zu machen und Mehrheiten zu bilden. Hierbei kann man dem FCA, der sich auf Nachfrage gerade zu diesem Thema nicht öffentlich äußern möchte, nicht vorwerfen, dass er auch im Zusammenhang mit dem Investoreneinstieg, nicht besonnen und geschickt gehandelt hätte. Gerade nach den Debatten über Investoren und Co. böte sich durch eine Legalisierung von Pyrotechnik eine gute Gelegenheit, die Kluft zwischen Fans und Verband vielleicht ein bisschen zu schließen. Nur erkennen mag diese Gelegenheit auf Verbandsseite wohl leider bisher noch keiner.

Wertverluste


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Erst letztens hatte ich mich darüber ausgelassen, welche Transfers ich beim FC Augsburg fest einplane. Auf der anderen Seite wird dieser Sommer auch einer, in dem der FC Augsburg das ein oder andere missglückte Transferkapitel schließen kann. Ausbildungsverein will der FCA sein. Dieser Begrifflichkeit habe ich mich vor ein paar Jahren schon einmal gewidmet. Im Sommer wird der FCA durch den ein oder anderen Abgang Transferverluste realisieren. Bittere Transferverluste, die hoffentlich dazu führen, dass die Transferstrategie weiter nachjustiert wird. Aber immer der Höhe nach:

Tomas Koubek

Ca. 7,5 Millionen EUR zahlte der FC Augsburg für einen Keeper. Torhüter waren lange eine Position im Fußball, bei der die Transferbeträge nicht so hoch waren, wie auf anderen Positionen. Es ist einfach ein sehr begrenzter Markt. Jedes Bundesligateam braucht einen Stammkeeper und die Jungs spielen viel länger als Spieler auf anderen Positionen. So sind pro Saison vielleicht 2-3 Planstellen neu zu besetzen. Spieler mit entsprechender Ausbildung und Potential gibt es mehr als genügend. Warum teuer dafür bezahlen?

Im Nachhinein versteht das bei Tomas Koubek niemand mehr, v.a. weil er dauerhaft die Qualität für die Bundesliga nicht unter Beweis stellen hatte können. Er ist jemand, der für gute Laune sorgt und nicht viel auf dem Platz dafür tun muss. Im Sommer wird das zumindest nicht mehr mit einem entsprechenden Gehalt verbunden sein. Die 7,5 Millionen EUR sind dann definitiv weg. Ein Gewinn war bei dieser Summer von vornherein unwahrscheinlich und der Transfer passte schon damals nicht zum FCA.

Iago

Viele Transferperioden lang kamen immer wieder Gerüchte auf, dass Iago den FCA verlassen würde. Einig wurde man sich aber mit keinem Transaktionspartner. Iago kam im Sommer 2019 für 6,5 Millionen EUR vom SC Internacional aus Brasilien und war zu diesem Zeitpunkt Jugendnationalspieler Brasiliens. Zu seinen besten Zeiten verstand man warum, denn er konnte offensiv Akzente setzen und auch gegen die besten Gegner bestehen. Defensiv fehlte im lange die Konstanz in der Bundesliga.

Am meisten haben wohl Verletzungen Iago aus der Bahn geworfen. Dazu kamen die vielen Trainerwechsel beim FCA. Jetzt wo er unter Jess Thorup fit war, ist er als Linksverteidiger Leistungsträger. Leider hat er sich schon vor der Saison entschieden, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen und mittlerweile ist er auch – Überraschung – mal wieder verletzt. Im Sommer wechselt er ablösefrei zum EC Bahia. Dem FCA wird nicht nur ein Leistungsträger verloren gehen, auch die 6,5 Millionen EUR Ablöse, die der Club in 2019 gezahlt hat, sind definitiv futsch.

Selten auf dem Feld zu sehen, obwohl die Ablöse hoch war: Tomas Koubek (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Verlust abgewehrt?

Ich hatte es vorige Woche geschrieben: Sowohl bei Felix Uduokhai als auch beim Ruben Vargas gehe ich von einem Wechsel in diesem Sommer aus, da ihre Verträge nur noch bis 2025 laufen und sie ihre Wechselwünsche schon angedeutet haben. Felix Uduokhai kam im Sommer 2020 fest zum FCA und kostete 7 Mio. EUR. Ruben Vargas kostete in 2020 4 Mio. EUR. Durch das eine Jahr Restlaufzeit wird der FCA keine riesigen Beträge mehr aufrufen, aber doch wohl noch die gezahlten Ablösen wieder erlösen können. Große Gewinne gibt es dann an diesen Stellen auch nicht, aber zumindest keine wirtschaftlichen Totalverluste. Dass der FCA auf der Innenverteidigerposition 7 Mio. EUR an Ablöse gezahlt hat, sollte aber hoffentlich auch der Vergangenheit angehören.

Offene Fragen gibt es im Sommer aber dennoch mehr als genug. Niklas Dorsch kommt nicht wie erhofft zum Zug und ist immer wieder angeschlagen: er war auch teuer. Bei Arne Maier läuft in 2025 der Vertrag aus. Wenn er nicht verlängert, dann sollte man auch hier schauen, dass man zumindest eine Einnahme generiert. Ähnliches gilt für Freddy Jensen. Nach den großen Ausbildungserfolgen sieht aber auch das zumindest heute nicht aus.

Der Retter

Wirtschaftlich sollte man hoffen, dass etwas aus der eigenen Akademie nachschiebt. Aber Fehlanzeige: auch dort gibt der FCA zwar viel Geld aus, aber ohne noch irgendwelche Einnahmen durch abgehende Spieler zu generieren, die ins Gewicht fallen würden.

Am Ende wird es Glück sein, welches zu einer positiven Transferbilanz im Sommer führt. Das Glück, dass Ermedin Demirovic explodiert ist und die Mannschaft offensiv trägt und im Sommer zum Rekordabgang werden könnte. Zu viel hineininterpretieren sollte man indes in diesen Erfolg nicht. Es hat nun lange genug gedauert, bis man bei einem Spieler des FCA mal wieder seriös über einen Transfer in dieser Größenordnung sprechen kann.

Ausbildungsverein weiterhin ein Mythos

Den FCA kann man sodann immer noch nicht als Ausbildungsverein bezeichnen. Zu viel Stückwerk ist das Ganze. Auf der Jugendseite gibt es wenige, die Hoffnung machen. Man könnte auch schreiben: Arne Engels, seit Samstat Mert Kömür, und dann lange nichts. Um für die Saison einen konkurrenzfähigen Kader aufbieten zu müssen, hat man mit Kevin Mbabu auch seit langem mal wieder einen Spieler geliehen, ohne eine Kaufoption zu haben. An der Entwicklung des Spielers wird man somit nur durch seine sportlichen Leistungen profitieren.

Was allerdings auch nicht hält: der Verweis auf die Ausbildung von eingekauften Spielern. Der FCA hat in der Vergangenheit oft bemüht, dass er hier eine gute Bilanz hätte, weil die Bilanz mit Spielern des Nachwuchsleistungszentrums desaströs verbleibt. Aber auch mit den Einkaufen läuft es wenig rosig, wie der Winter gezeigt hat. Mbuku & Co. konnten sich nicht durchsetzen und sind schon wieder weg. Da versteht man dann, warum der FCA gerade erst Strukturveränderungen im sportlichen Bereich kommuniziert hat. Zeit ist es geworden. Hoffentlich wird es jetzt besser.

Statement Win

Samstag, der 13.04.2024. Als FCA Fan scrolle ich durch Instagram und bin immer noch etwas benebelt. Zusammenfassung. Nach einem Unentschieden gegen Köln und einer Niederlage in Hoffenheim, kam in der Woche ein leichtes Gefühl der Ernüchterung auf. War der gute Lauf beendet? Verebbt die Euphorie schon wieder? Nicht so schnell.

Was ist dann gestern passiert? Union Berlin kam zu Besuch nach Augsburg. Hat dem FCA körperlich ordentlich zugesetzt, den ein oder anderen Ellenbogen ausgepackt und auch mal die offene Sohle. Hat versucht die Mannschaft des FCA – gerade auch in der Anfangsphase und nach der Erfahrung in Hoffenheim – zu beeindrucken und sich Vorteile zu erarbeiten. Das Augsburger Team ließ sich allerdings nicht unterkriegen und ließ sich nicht beirren. Die Ästhetik entspringt dabei der Gesamtsituation (oder auch: dabei war es dann doch ein objektives Drecksspiel über weite Strecken).

Die Personalsituation

Dorsch, Rexhbecaj, Gumny, Mbabu, Jakic, Jensen, Iago. Ließt sich wie 2/3 der Startelf. Fehlten aber alle. Maxi Bauer spielte Rechtsverteidiger. Tim Breithaupt war der alleinige Sechser. Und mit Blick auf die Bank musste man hoffen, dass ansonsten nicht viel passiert. Qualitativ war das damit dann nicht auf jeder Position Bundesligaqualität. Das sollte nicht stören, weil die Vorbereitung diesmal passt.

Jess Thorup hat aus seinem Fehler gegen Hoffenheim gelernt. Die 3er Kette, die in Augsburg erstmal wieder niemand mehr sehen will, blieb eingemottet. Systemseitig verließ man sich auf das einstudierte Erfolgsrezept: die Raute. Man ließ sich diesmal aber sichtbar durch die Personalsituation nicht aus der Ruhe bringen.

Stabilität

Damit einher ging dann eine große Stabilität. Union Berlin gelang offensiv grundsätzlich nicht viel. Der FCA fand in Ballbesitzphasen immer wieder Entlastung ohne selbst groß gefährlich zu werden. Mir reicht es ja mittlerweile, wenn das Team in der ersten Halbzeit stabil steht und versucht langsam die Spielkontrolle an sich zu ziehen. Fehlervermeidung ist das A und O. Wissen die Unioner auch.

Da zeigte sich dann auch weiterhin die vorhandene Qualität. Das Innenverteidiger-Pärchen Gouweleeuw-Uduokhai gefällt sehr gut. Uduokhai hat hinten einige Male gerettet. Aber auch Finn Dahmen hat sich stabilisiert. Und im Offensivpressing wirkt es glücklich, aber die Ballgewinne im letzten Drittel sind kein Zufall und Philipp Tietz ist mein kaltschnäuziger Liebling.

Ruben Vargas mit der Hacke, oder auch: eines der seltenen objektiven Highlights im Spiel gegen Union. Und dennoch: was eine Offenbarung. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Wunderdinge

Und am Ende klappten dann auch die unwahrscheinlichsten Dinge. Sven Michel traf, nachdem er kurz vorher noch eine schlechte Entscheidung bei einem Angriff getroffen hatte, gekonnt und sehenswert. Da schau mal, denkt man sich: er zeigt doch noch, dass er kicken kann. Den Ball angenommen und sich dabei Platz verschafft, mit links in den Winkel gedonnert. Hut Ab und Zeit wurde es.

Mert Kömür steht dann auch bei zwei Saisoneinsätzen. Und zeigt sich. Fällt nicht ab im Vergleich zu den Nebenspielern. Ein Nachwuchsspieler aus der eigenen Akademie. Man reibt sich die Augen. Ist das noch mein FCA?

Dream On

Und so kam es dann in Augsburg am Freitagabend zu Zauberstimmung am Ende. Mit großem Recht wurde lauthals das Europapokal-Lied angestimmt. Egal was an diesem Spieltag sonst noch passiert: wir verbleiben auf Platz 7. 5 Spieltage vor Schluss stehen wir auf einem Platz, der wahrscheinlich reichen wird, um europäisch zu spielen. Ja, das Restprogramm ist schwer. Aber warum sollte es nicht dennoch reichen?

Es kann reichen, weil dieses Team sich auch durch Personalausfälle und schlechtere Partien nicht aus der Ruhe bringen lässt. Es kann reichen, weil dieses Team stabil ist, einfache Fehler vermeidet und es körperlich mit jedem Gegner aufnehmen kann. Es kann reichen, weil die Qualität da ist und sich – dank Jess Thorup und Team – auch auf dem Platz zeigt. Es kann reichen, weil die Welle uns tragen kann. Reibt euch die Augen ruhig erneut liebe Augsburg Fans, gestern hat der FCA offiziell seine Ansprüche angemeldet in dieser Saison auf einem Platz zu landen, der nach Europa führt.

Ich liebe diese Morgende, wo man als Fan des eigenen Clubs glaubt, es sei alles möglich. Heute schreibe ich mit voller Überzeugung: ich liebe diesen FCA.

Als Mensch gereift

Ruben Vargas ist seit 2019 beim FCA und feiert nun in diesem Sommer sein fünfjähriges Dienstjubiläum. Vieles hat er in dieser Zeit in Augsburg erlebt. Momentan spielt der FCA so gut wie noch nie seit Ruben in Augsburg ist und der Schweizer sticht dabei heraus. Selbstverständlich war das nicht. Im Winter hatte er ein Angebot vorliegen und hat über einen Wechsel nachgedacht. Dazu packte ihn Jess Thorup im Winter auf eine neue Position. Über all dies habe ich vor dem Spiel gegen Hoffenheim mit ihm geredet:

Andy:  Einen neuen Rekord für die meisten gewonnenen Spiele am Stück konntet ihr am Ende gegen Köln leider nicht aufstellen, aber verloren habt ihr auch nicht. Mit ein paar Tagen Abstand: ein gewonnener Punkt oder zwei verlorene Punkte gegen Köln?

Ruben: Gemischte Gefühle. Einerseits hatten wir viele Chancen und haben es verpasst ein zweites Tor zu machen. Auf der anderen Seite haben wir Kontermöglichkeiten zugelassen und Köln hätte auch gewinnen können. Es ist ein bisschen schade, weil wir wollten Teil des Rekords sein und so überwiegt am Ende die Enttäuschung vielleicht etwas mehr.

Andy: Ist das dennoch in deiner Zeit beim FC Augsburg die bisher beste Phase?

Ruben: Ja, das sehe ich auch so. Es läuft momentan sehr gut und macht sehr viel Spaß. So kann es weitergehen.  

Andy: Jetzt hattest Du in deiner Zeit beim FCA bisher fünf Trainer. Warum klappt es nun unter Jess Thorup so gut?

Ruben: Es sind viele Faktoren und es muss sehr vieles zusammenpassen. Ich glaube, der Trainer stellt uns sehr gut ein auf die Gegner und wir haben immer einen sehr guten Match Plan bei jedem Spiel. Wir wissen wo wir gut sind und jeder Spieler hat mittlerweile auch Selbstvertrauen.

Andy: Dabei stechen die Ballgewinne im letzten Drittel heraus, wo ihr besonders stark seid. Welche Rolle spielt dieser Ansatz, aggressiv im letzten Drittel zu sein?

Ruben: Das ist die Spielidee des Trainers. Wir legen sehr viel Wert auf Pressing und auf die zweiten Bälle. Wenn wir die Bälle in der letzten Zone gewinnen, dann können wir einen unorganisierten Gegner überraschen und gefährlich agieren.

Andy: Im Winter standest Du vor der Entscheidung den Verein evtl. zu verlassen und hast dich dann doch entschieden zu bleiben. Wie hat sich die Situation für dich dargestellt?

Ruben: Es ist kein Geheimnis, dass ich mir den nächsten Schritt zutrauen würde, wenn es für mich und den FCA passt. Im Winter gab es ein interessantes Angebot. Aber Wechsel im Winter sind immer etwas schwieriger als im Sommer und mit Perspektive auf die EM und unter Einbeziehung vieler Dinge, auch der Perspektive hier in Augsburg, habe ich mich dagegen entschieden, das Angebot anzunehmen.

Andy: Um das einmal klar festzuhalten: der Verein hätte Dir keine Steine in den Weg gelegt?

Ruben: Nein, es war meine Entscheidung, dass ich bleiben wollte.

Andy: Wusstest Du zu dem Zeitpunkt schon, dass Jess Thorup im Winter auf das neue System mit Raute umstellen würde?

Ruben: Das haben wir direkt nach unserem Urlaub angefangen zu trainieren und Jess hat direkt klar kommuniziert, welche Erwartungen er an mich hat. Das war schon eine Umstellung für mich. Aber so wie es jetzt läuft, ist es eine sehr gute Position für mich. Ich habe offensiv viele Freiheiten. Und defensiv kenne ich meine Aufgaben, das ist von der Intensität schon etwas Anderes. Da habe ich mich mittlerweile dran gewöhnt und es macht viel Spaß.

Andy: Das wirkt ja schon nach kurzem sehr eingespielt und harmonisch. Wie erklärst Du dir das?

Ruben: Wir drei da vorne verstehen uns auch außerhalb des Platzes sehr gut. Das hilft mit Sicherheit auch und jeder gibt Gas für den anderen. Dazu wird es mit jedem Training und jedem Spiel besser und wir gehen mit dem Flow.

Ruben ist ein fixer Bestandteil der Schweizer Nationalmannschaft und wir werden sehen, ob er Deutschland in der Gruppenphase ärgern kann. (Photo by SEBASTIEN BOZON/AFP via Getty Images)

Andy: Jetzt sind Robert Gumny und seit dem Köln-Spiel auch Elvis Rexhbecaj längerfristig verletzt. Wirft euch das aus der Bahn?

Ruben: Das ist für jeden Spieler natürlich ärgerlich, wenn er sich verletzt. Aber wir haben zum Glück auch Spieler, die in den Trainingswochen immer Gas geben und auf diese Chance warten. Die Jungs, die jetzt reinkommen, haben unsere Unterstützung und wissen was sie zu tun haben. Deswegen mache ich mir da keine Sorgen.

Andy: Wie sehr hilft es da am Sonntag, dass Demi wieder mit dabei ist?

Ruben: Das ist auf jeden Fall gut. Er ist für uns als Mannschaft ja nicht nur wegen seiner Statistiken wichtig. Zusätzlich ist er ein Führungsspieler, der uns anfeuert und antreibt und das hat am Sonntag schon auch ein bisschen gefehlt. Dazu ist er ein guter Freund von mir und da freue ich mich natürlich, dass er am Sonntag wieder dabei ist.

Andy: Für den Sommer steht nun für dich auch die EM in Deutschland an. Inwiefern baut sich da schon auch Vorfreude auf?

Ruben: Ja, das ist natürlich präsent, gerade nach den Länderspielen in der letzten Woche. Es wird auch wieder mehr ein Turnier-Gefühl geben, weil wir nicht wie 2020 in ganz Europa herumfliegen werden, sondern das Turnier nur in einem Land gespielt wird. Und dann werden natürlich durch die räumliche Nähe auch viele Leute aus der Heimat und meine Familie dabei sein. Das freut mich schon, auch wenn ich schon eine EM und WM gespielt habe. Aber es ist ja auch noch ein ganzes Stück weg und wir haben vorher mit dem FCA noch etwas vor.

Andy: Jetzt bist Du ja mittlerweile einer der dienstältesten Spieler in Augsburg. Weißt Du spontan, wer noch länger im Team ist als Du?

Ruben: Freddy Jensen, Jeff Gouweleeuw und Frammi. Und einige der Physios.

Andy: Über die fast fünf Jahre, in denen Du diverse Trainer, die Covid-Pandemie und vieles anderes erlebt hast: welche Entwicklung hast Du selbst in dieser Zeit genommen?

Ruben: Ich bin in meiner Zeit in Augsburg vor allem als Mensch gereift. In der Schweiz hatte ich eine sehr schöne Zeit. Ich konnte bei meinem Kindheitsverein Profi werden und hatte die Familie immer um mich. Das Gefühl habe ich mit nach Augsburg gebracht und habe mich direkt wohlgefühlt. Ich habe hier ja zum ersten Mal alleine gelebt und war auf mich gestellt. Aber ich hatte keine Probleme mit der Sprache und war nicht weit weg. Ich hatte direkt einen Trainer, der mir einen Weg aufgezeigt hat. Ich konnte direkt spielen und hatte familiäre Unterstützung. Fußball war für mich nie das Problem, auch wenn es mal nicht so lief. Auch damit habe ich gelernt umzugehen.

Andy: Und wo genau führt euch das noch hin in dieser Saison?

Ruben: Wir sind bisher sehr gut damit gefahren, von Spiel zu Spiel zu schauen. Damit sind wir am fokussiertesten und schauen auch nicht immer auf die Tabelle. Wir versuchen einfach jedes Spiel zu gewinnen, als nächstes gegen Hoffenheim.

Andy: Dabei drücke ich die Daumen und danke Dir für deine Zeit.

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