Und es kam schlimmer

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Die Saison 2020/21 steht kurz vor der Tür und zuerst wollte ich diesen Beitrag betiteln mit „Wie der Fußball seine Unschuld verlor“. Dafür ist es allerdings zu spät. Unschuldig ist dieses Geschäft schon eine ganze Weile nicht mehr. Das ist auch in Augsburg unter den Anhängern des FCA die einhellige Meinung. Am 27.08. übergaben Vertreter des Vereins Ulrich Biesinger Tribüne eine Unterstützter-Liste an die Geschäftsführung des FCA. Mit der Übergabe wurde seitens der Fans und Mitglieder eine deutliche Aufforderung an die Geschäftsführung gesendet, Änderungen am Status Quo zu bewirken. 44 FCA-Fanclubs und Gruppen stehen hinter den Forderungen von „Unser Fußball“, wodurch deutlich unter Beweis gestellt wurde, dass sich ein Großteil der Fans des FC Augsburg einen neuen Fußball wünscht.

Über den fairen Wettbewerb

In der ersten Forderung von „Unser Fußball“ geht es um fairen Wettbewerb. Dort wird festgestellt: „Faire Rahmenbedingungen sind die Grundlage eines attraktiven Wettbewerbs.“ Nun hat gerade RB Leipzig wenige Tage nach Übergabe der Unterschriftenliste eine Ausnahmegenehmigung erhalten und darf am ersten Spieltag vor 8500 Heimfans spielen.

Die Tribünen in Leipzig bleiben nicht länger leer. Fürs Auftaktspiel gibt es eine Ausnahmegenehmigung für 8500 Fans. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Auch der erste Gegner des FCA in der neuen Bundesligasaison, Union Berlin, plant bereits wieder mit Zuschauern. Im letzten Test gegen Nürnberg sollen 5.000 Zuschauer die Eisernen im Stadion unterstützen. 5.000 Zuschauer wären dann auch in der Partie gegen den FC Augsburg am ersten Spieltag wahrscheinlich. Es steht wohl außer Frage, dass es den Wettbewerb eindeutig verzerrt, wenn in der aktuellen Situation manche Vereine Fans ins Stadion lassen dürfen und andere nicht. FCA-Geschäftsführer Michael Ströll hat diesen klaren Nachteil des FCA im bei den Kollegen der AZ angesprochen. Heimfans bedeuten Einnahmen und einen Vorteil in einem Heimspiel. Von fairen Rahmenbedingungen kann in diesem Zusammenhang keine Rede mehr sein.

Wie der Pokal eines seiner eigenen Gesetze verlor

Auch im DFB Pokal wird es dieses Jahr zu sehr ungewohnten Bildern kommen. Anstatt sich unter widrigsten Bedingungen auswärts im Pokal beweisen zu müssen, schwelgt so mancher Proficlub im Luxus. Die unterklassigen Vereine hatten in diesem Jahr die Möglichkeit auf ihr Heimrecht zu verzichten. Hiervon hat auch der Augsburger Gegner die MTV Eintracht Celle Gebrauch gemacht und tritt zum Auswärts-Geisterspiel auf dem Lechfeld an. Damit ist dem DFB-Pokal vieles von dem Charme abhanden gekommen, der diesen Wettbewerb ausmacht. Hat der Pokal damit noch seine eigenen Gesetze? Vielleicht. Aber mögen muss man den Rest nicht wirklich mehr.

Mit dem MSV Duisburg hatte ein unterklassiger Verein versucht, seine Partie vor Zuschauern auszutragen. Gegner im Lokalderby ist die Dortmunder Borussia. Die Genehmigung vor 8.000 Zuschauern zu spielen wurde den Meiderichern allerdings verweigert. Nur 300 Zuschauer sind insgesamt zugelassen worden. Zumindest so mancher Duisburger hatte sich somit schon auf ein Spiel vor Mini-Kulisse gefreut. Bis heraus kam, dass alle Tickets DFB-Sponsoren zustehen. Ein freier Verkauf war zwischenzeitlich in weite Ferne gerückt. Der Aufschrei in den sozialen Medien war groß und der DFB verzichtet zumindest teilweise auf sein Kartenkontingent. 200 Duisburger Fans kommen somit doch noch in den Genuss der Partie, sollten nun nicht alle 200 Tickets von den Sponsoren der Duisburger in Beschlag genommen werden. Fußball, du bist so kaputt.

Das Gesamtbild ist erschreckend

Als ob die wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht schon ungleich genug wären, sind die Entwicklungen der letzten Tage und Wochen ein Schlag ins Gesicht für all die Fans, die sich in den letzten Jahren für Voraussetzungen hin zu mehr Chancengleichheit eingesetzt haben. Viele – mich eingeschlossen – hatten gehofft, dass die derzeitige Situation zu einem Einlenken an manchen Stellen führen könnte. Derweil bezeichnen Vereinsverantwortliche wie Stefan Reuter Lösungen wie Gehaltsobergrenzen als unrealistisch.

Noch am letzten Spieltag stellten die FCA Anhänger per Banner eine Frage: Ist Unser Fußball noch Euer Fußball. Stand heute ist die Antwort ein eindeutiges Nein. (Foto: Marcel Engelbrecht/firosportphoto)

Die Bundesliga hat es versäumt, Bedingungen zu schaffen, unter denen der Wettbewerb nicht durch lokale Regelungen verzerrt werden könnte. Auch für die unterklassigen Vereine im Pokal hat man keine Lösungen gefunden, die eine Austragung von Heimspielen attraktiv gemacht hätte. Für ein paar mehr Zuschauereinnahmen oder weniger Kosten hat man die Wettbewerbe weiter korrumpiert. Es ist erbärmlich.

Die Entfremdung geht weiter

Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass immer mehr Fans dem Fußball vorerst den Rücken kehren. Das verwunderte Kopfschütteln hat geendet. Dieses bizarre Theater, dass der Profifußball in diesen Tagen bietet, interessiert manche(n) schlicht nicht mehr. Diese Entwicklung ist dabei auch nicht neu. Aber die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung nicht verlangsamt. Geschweige denn umgekehrt.

„Unser Fußball“ hat Recht mit all den Forderungen, die dort auf dem Papier stehen. Beachtung haben die Forderungen bei den Verantwortlichen über Worthülsen hinaus allerdings wohl nicht gefunden. Auch ich frage mich, wie lange ich mich für den Zirkus noch begeistern kann. Ich kann jede(n) verstehen, der in diesen Zeiten, dem Profifußball den Rücken kehrt. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder in den Kurven dieses Landes. Wohl gestimmt mit einem Lied auf den Lippen. Es wird eine schwere Saison, wenn unser Team weiter ohne das gewohnte „Heja FCA“ in die Spiele ziehen muss. Und andere Teams den Support ihrer Anhänger von den Rängen vernehmen. Das Ende ist wahrlich ungewiss.

O Captain! My Captain!

Nachdem der FC Augsburg zu Anbeginn der Sommerpause sich von etablierten und erfahrenen Kräften wie Daniel Baier, Andreas Luthe, Stephan Lichtsteiner und zuletzt von Philipp Max trennte, stellt sich nun zum Ende der Vorbereitungsphase die elementare K-Frage. Wer wird Augsburgs neuer Captain und tritt damit in die (gewaltigen) Fußstapfen unser ehemaligen Nummer 10 – Daniel Baier? Wer sind die Stellvertreter und wer komplettiert den Mannschaftsrat – nach den Abgängen von Luthe und Max?

Who’s next?

In Augsburg spricht man diesertags gerne von einem vollzogenen Umbruch, den man zu Beginn der vergangenen Saison eingeläutet und nun vollendet hat. Bekannte Gesichter wechselten erstaunlich frühzeitig an den Lech. Unter anderem Tobi Strobl und Daniel Caligiuri – zwei etablierte Spieler in der deutschen Fußballbundesliga mit etlichen Profijahren auf dem Buckel. Beide Fußballer haben sicherlich die Klasse und den Erfahrungsschatz, um die Kapitänsrolle vollwertig auszufüllen. Caligiuri und Strobl wollen beide auch gemäß eigener medialer Aussage vorangehen auf dem Platz. Caligiuri zur Augsburger Allgemeine: „Ich will (…) jemand sein, der vorangeht, unabhängig von der Kapitänsbinde.“ Tobi Strobl durfte schon einmal reinschnuppern ins Kapitänsamt beim FCA. Beim Testspiel gegen Türkgücü München gab Strobl sein Debüt im Augsburger Dress und dies sogleich als Kapitän!

Jeffrey Gouweleeuw durfte schon bei einigen Gelegenheiten die Binde tragen. Was ihm als Kapitän i im Wege steht? Am ehesten wohl seine eigene Verletzungsanfälligkeit. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Anspruch aus den „eigenen Reihen“ dürften sicherlich Jeff Gouweleeuw, Alfred Finnbogason und Rani Khedira anmelden. Jeff und Alfred waren zuletzt auch die legitimen Stellvertreter von Daniel Baier, wenn dieser mal nicht auf dem Feld stand. Außenseiterchancen haben sicherlich Florian Niederlechner, als gesetzter und ambitionierter Mittelstürmer. Und der zuletzt wenig präsente André Hahn. Überraschend wäre es durchaus, wenn unsere vermeintliche Nummer 1 – Rafal Gikiewicz – neuer Kapitän werden würde. Auch Michael Gregoritsch oder Carlos Gruezo wären eine handfeste Überraschung. Die Jungspunde Felix Uduokhai, Ruben Vargas, Iago und Marco Richter ziehe ich hier einmal nicht weiter in Betracht – genauso wie übrigens unser Eigengewächs Frami.

Leader, wir brauchen Leader!

Doch was macht einen richtigen Kapitän in der Praxis aus? Es reicht eben heutzutage nicht mehr aus, der dienstälteste Spieler im Kader zu sein und sich mit Verein sowie Stadt vollkommen zu identifizieren. Diese Vorstellung lieben sicherlich wir Fans, zurecht! Aber dann wäre „Frami“ unser neuer Kapitän.

Jede(r) in Augsburg weiß: Raphael Framberger kann fliegen. Und die romantisch-veranlagte Fanseele könnte sich keinen besseren Kapitän wünschen, als das Augsburger Eigengewächs. (Photo by Tobias Hase/Pool via Getty Images)

Auch ist nicht der lauteste oder medial präsenteste Kicker der beste Capitano, denn dann würde Michael „Gregerl“ Gregoritisch ziemlich schnell ins Visier geraten. Viel mehr kommt es auf die Leadermentalität und Führungskompetenz an: Der neue Kapitän muss ein gewisses Standing in der eigenen Mannschaft haben und den Gegnern Respekt abnötigen. In Zeiten, in denen nichts läuft beim eigenen Team, muss der Kapitän auch mal unangenehm werden und ein Zeichen setzen. Man sagt auch: Auf dem Platz voran gehen! Und der Captain spielt gemäß einer populären Fußball-Weisheit immer! Der Kapitän hat also auch ein wenig Druck – und dem sollte er gewachsen sein. Ein zartes Pflänzchen, ein zart besaiteter Spieler würde hier vermutlich verzagen oder gar versagen. Ein Kapitän sollte durchaus vernünftig sein, präsentiert er sein Team doch nach außen und ist erster Ansprechpartner des Schiedsrichters. Fairplay ist also kein Fremdwort für den Capitano.

Wichtig ist bei der Auswahl sicherlich auch die Meinung von Coach Heiko Herrlich: Wer kann auf dem Spielfeld der „verlängerte Arm“ des Trainers sein? Wem vertraut Herrlich und sein Trainergespann an dieser Stelle am meisten? Wer wird den Ansprüchen und Werten des FCA als Verein gerecht? Fragen über Fragen und sicherlich auch die Qual der Wahl. Die Augsburger Allgemeine hatte zuletzt eine Umfrage gestartet unter den Fans – mit dem Ergebnis: Jeffrey Gouweleeuw wäre der neue Kapitän des FCA, seine Stellvertreter heißen sodann Florian Niederlechner und Rani Khedira. Nicht die schlechteste Wahl, die die Anhänger hier getroffen haben.

An Florian Niederlechner und seinen Toren konnte sich das Team in der letzten Saison des öfteren aufrichten. Ist er vielleicht der neue Kapitän? (Photo by Sascha Steinbach/Pool via Getty Images)

Wie ein Kapitän auf einem Schiff – ein Kapitän muss die Mannschaft steuern und den Laden zusammenhalten.

Gut Kick, Captain!

Zu guter Letzt kann man den Verantwortlichen des FCA nur ein glückliches Händchen bei der Auswahl wünschen. Und man möchte ja insgeheim auch nicht in deren Haut stecken, diese Wahl treffen zu müssen. Vielleicht erleben wir eine Überraschung? Vielleicht aber folgen die zuständigen „Wahlbeauftragten“ dem Voting der Augsburger Allgemeinen. Wer weiß!

Vielleicht sehen wir den neuen Captain auch schon gegen MTV Celle im DFB-Pokal-Auftakt. Dem neuen Mannschaftsführer wünscht man eine lange Amtszeit, Rückendeckung von den Fans und eine erfolgreiche Saison, durch die er sein Team sodann führt. Und als Fan hoffe ich, dass die Wahl auf jemanden trifft, der dieses Amt verdient und gut umsetzen kann. Und nicht einfach nur der kräftigste Ja-Sager im Kader ist und sich am besten verkaufen kann. Denn Kapitän sein bedeutet weit mehr als nur eine Binde am Arm zu tragen!

7 Fragen, 7 Sekunden – Review zu Season 1

Man nehme einen bekannten Fußballprofi und stelle ihm 7 Fragen für die er jeweils 7 Sekunden für die Beantwortung Zeit hat. Anschließend veröffentlicht man dies natürlich als Video auf Instagram und Facebook. Heraus kommen viele Lacher, gute Laune für den Betrachter und eine Imageaufwertung für den Verein. In Zeiten der Digitalisierung und der weltweiten Pandemie ein einfaches aber probates Mittel, die Fans online zu erreichen und kurzweilig zu unterhalten. The trend is your friend!

7 Fragen, 7 Sekunden… äh, what?

Mit dem Beginn der Rückrunde der Saison 2019/2020 hat der FCA auf seinen Social Media Kanälen die sogenannte „7 Fragen, 7 Sekunden“ Challenge ins Leben gerufen. 7 ausgewählte Fragen – darunter Fragen zum FCA, zur Stadt Augsburg, zur Bundesliga und natürlich mindestens eine Fangfrage. Aber auch trickreiche Aufgaben à la „Buchstabiere deinen Nachnamen“ sind dabei. Jetzt kommt’s auf, wer in der Grundschule gut aufgepasst hat! Die Spieler vor der Kamera haben dann jeweils ganze 7 Sekunden Zeit, zu antworten. Ziel ist es natürlich, möglichst viele Fragen richtig zu beantworten. Und das ist gar nicht so einfach.

Neu sind solche Aktionen auf Social Media Plattformen hierbei längst nicht mehr. Man erinnere sich an die sogenannte ALS Ice Bucket Challenge aus dem Jahr 2014 oder auch die letztjährige Toilettenpapier Challenge auf Insta und Facebook! Oft haben diese Challenges einen karitativen Charakter, zum Beispiel, um für ALS-erkrankte Spenden zu sammeln und über Erkrankungen generell zu berichten. Mittlerweile haben diese Aktivitäten vermehrt einen Entertainment-Faktor, sind „trendy“ und sollen primär kurzweilig für Unterhaltung sorgen. Wer Gefallen an solchen Social Media Videos findet, kann sich einmal auf der Plattform TikTok umsehen – dort gibt es dies zuhauf (Datenschutzprobleme inklusive).

Insgesamt erinnert die Aktion des FCA ein wenig an die „7 Second Challenge“ des FC Barcelona auf YouTube aus dem Jahr 2019. Also scheinbar nix neues im Fußballumfeld. Nur, wie haben es die bayerischen Schwaben umgesetzt?

Wir sind Augsburger – und DU nicht!

Der FCA macht ein wenig sein eigenes Ding draus. Man könnte fast sagen einen bayerisch-schwäbische „Remix“. Das medienwirksame Konzept ist hierbei denkbar einfach: Ein bekannter Profi, ein paar profane Fragen und einige Lacher bei den Fangfragen. Nachdem ich mir die Vol. 1 – also alle Videos, die in der Rückrunde der Saison 19/20 veröffentlicht wurden, in einem Rutsch zu Gemüte geführt habe – hab‘ ich ein Fazit für mich selbst gezogen, an dem ich euch nachfolgend teilhaben lassen möchte. Wenn ihr euch die Folgen auch anschauen wollt, dann nicht alle auf einmal – wie ich es gemacht habe. Dann hängt es einem etwas zum Hals raus, so viel schon einmal vorab.

Doch fangen wir mal ganz von vorne an… Daniel Baier, unser mittlerweile Ex-Kapitän, sorgte Anfang Januar für den gelungenen Auftakt: War er bei der Frage nach seinen drei Lieblingssongs („Anton aus Tirol, Hulapalu, Atemlos“) für die Dusche recht zielstrebig, konnte er seinen Vornamen nicht rückwärts buchstabieren. Auch mit dem Nachnamen hat’s nicht so recht geklappt. Ein Bestechungsversuch, um diesen Teil rauszuschneiden aus dem Video, schlug leider auch fehl. O-Ton Daniel Baier: „Mach nochmal, Alter!“ – und sorgte für einige Lacher.

Jedoch ungeschlagenes Highlight dieses ersten Videos war die Frage nach der Hymne des FCA: Daniel Baier sollte einen Teil der Vereinshymne des FCA vervollständigen und war sich selbst auf mehrmalige Nachfrage seeeehr, sehr sicher, dass dies „denn wir sind Augsburger … und DU nicht!“ heißt. Ich hoffe, ihr treuen FCA-Fans findet den Fehler selbst 🙂 Daniel Baier hätte das aber nach fast 12 Jahren im Verein aber eigentlich auch wissen können…

@Daniel Baier: Hier besser nochmal reinhören!

Wobei sich Baier hier in prominenter Gesellschaft befindet: Auch Andre Hahn konnte sich nicht an den richtigen Songtext erinnern – „…rot-grün-weiß sind die Farben unserer STADT…“ anstatt „unseres Traums“. Philipp Max und Raphael Framberger hingegen hatten es etwas einfacher mit dem Ausschnitt der Hymne und beantworteten ihre Fragen dementsprechend auch richtig. Bemerkenswert an dieser Stelle Tomas Koubek, der seinen Vornamen auf Englisch richtig rückwärts buchstabiert hat. Respekt! So viel Sicherheit wünscht man dem gutmütigen Tschechen auch auf dem Spielfeld… Wahrscheinlich hat sich diese Art der Fragestellung ganz schnell in der Kabine herumgesprochen und die Spieler sind mittlerweile gut vorbereitet.

Ganz schön tricky Fragen hier!

Wie schnell doch 7 Sekunden um sein können. Das musste der ein oder andere Profi auf die harte Tour lernen. Die Zeitbeschränkung machte hierbei dem ein oder anderen ziemlich zu schaffen. Bestes Beispiel waren hierbei Marek Suchy und Carlos Gruezo, die beide mit den auf Deutsch gestellten Fragen Probleme hatten und 7 Sekunden natürlich dann sportlich werden für Nicht-Muttersprachler.

Aber Fußballer wären natürlich nicht Fußballer, wenn man nicht über jede Kleinigkeit diskutieren würde: Daniel Baier diskutierte mit dem Moderator genauso wie Marco Richter und Rani Khedira über die Zeit und über die Antworten. Oder generell auch über die dummen Fragen. Hierüber hab ich am meisten geschmunzelt, denn in diesen Situationen ist nix gekünstelt oder gestellt gewesen.

Die Fangfragen hatten es teilweise in sich. Und die Furcht davor war den Spielern deutlich anzumerken. Die besten Antworten auf die Fangfragen waren für mich..

=> Wie viele Monate haben 28 Tage? – Alle! (Lichtsteiner: 1)

=> Wie viele Haare sind auf einer Vollglatze? – Keine (Vargas: 1000 Haare)

=> Was wiegt mehr – Ein kg Grashalme oder ein kg Federn? – Beides wiegt gleich viel (Hahn: Grashalme)

=> Die Mutter vom Mann im Mond hat 3 Kinder – La, Le und ….? – Mann im Mond (Uduokhai: Lu)

=> Zwei Fischer sagen zueinander Petri Heil – Zwei Jäger zueinander Weidmannsheil – was sagen zwei Päpste zueinander? – Es gibt keine zwei Päpste (Teigl: Papa Heil)

Hier mal meine Frage an euch: Wie viele hiervon hättet ihr richtig beantwortet? Schreibt es doch einmal in die Kommentare.

Das Alphabet hat 25 Buchstaben – oder etwa nicht?

Für Schenkelklopfer haben auch einige Augsburger Fußballprofis gesorgt. Beispielsweise Innenverteidiger Felix Uduokhai. Auf die Nachfrage, wer oder was ein Udo ist, antwortet Felix „Lindenberg“ (Anm.: Sänger Udo Lindenberg). Ein Udo ist jedoch eine nigerianische Vase – das weiß doch jedes Kind!

Marco Richter erwischte bei „7 Fragen, 7 Sekunden“ keinen Sahnetag. (Foto via Imago)

Während Marco Richter denkt, die chemische Formel für Wasser ist CO2, dachte Jan Moravek, dass das Alphabet 25 Buchstaben hat (kleiner Hinweis am Rande: es sind 26). Noah Sarenren Bazee soll eine Augschburger Spezialität nennen und antwortet sodann „Nudeln“ – damit hat er die Lacher ebenfalls auf seiner Seite. JA, sagamol, kennt der denn koin Datschi? Ebenfalls wenig informiert war Ruben Vargas, der offensichtlich denkt, dass im Wappen des AEV ein Bär abgebildet ist. Scheinbar interessiert sich der Schweizer nicht sonderlich für Eishockey.

Es geht aber auch anders: Unser Routinier Stephan Lichtsteiner, mittlerweile hat er sein Karriereende medial verkündet, kannte den Augsburger Schäfflerbach. Georg Teigl scheint ein Geographie-Ass zu sein und weiß, dass neben der Schweiz auch Tschechien sowohl an Deutschland als auch an Österreich grenzt.

Funfacts am Rande

Wir erfahren auch ziemlich viel über die Fußballer selbst. Die meisten Spieler können sich noch sehr gut an die Anfänge ihrer Karrieren erinnern – wie beispielsweise an das erste Tor in der Bundesliga oder an das Jahr ihres Bundesligadebüts.

Auch einige Funfacts erfährt man in den knapp dreiminütigen Videos: Zum Beispiel wissen wir Fans nun, dass die Lieblingsband unseres isländischen Stürmer Finnbogason Oasis ist und dass Felix Uduokhai am liebsten Game of Thrones schaut. Zudem hat Nachwuchsprofi Jozo Stanic gegen Raphael Framberger keine Chance auf der PS4. Georg Teigl ist oft privat als Fotograf unterwegs und spielt ebenso gut Klavier wie Fußball. Dies kann man auch auf seinem Insta-Account bestaunen. Richtig gut, Schorsch!

Georg Teigl glänzte abseits des Platzes (Foto via Imago)

Marco Richter war in der Regenbogengruppe im Kindergarten, daher kann er alle Farben des Regenbogens richtig beantworten. Chapeau, Marco! Tobias Werner, mittlerweile Sportdirektor bei Carl-Zeiss Jena, wurde mit mit dem Challenge-Video quasi verabschiedet und outet sich als großer Roger Federer Fan. Während Bazee „Candyshop“ unter der Dusche singt, hört Philipp Max „All of Me“ im Auto. Und Eduard Löwen würde „was von Justin Bieber“ singen, wenn er denn zum Einstand irgendwo etwas singen müsste.

Zeugwart Salva, ebenfalls ehemaliger FCA-Spieler, ist seit 1994 beim FCA im Dienst und plauderte munter aus dem Nähkästchen: Während er bereitwillig erzählt, dass Daniel Baier der sorgsamste und ordentlichste FCA Spieler ist, werden die Angaben zu dem gegenteiligen Extrem tonal zensiert. Schade! Ebendieser Salva ist übrigens auch fast vom Glauben abgefallen, als er hörte, dass Finnen mehr Kaffee trinken als Italiener. Beschwerden gehen dann bitte direkt an Freddy Jensen!

Wusstet ihr eigentlich, dass Tomas Koubek als erstes deutsches Wort „Scheiße“ gelernt hat? Zudem würde ich Marco Richter niemals als Touristenführer einstellen, denn er weiß nicht mal die Adresse der WWK-Arena. Er selbst sagt, er findet aber auch so hin. Na, da sind wir ja beruhigt, Marco.

Season 2 – incoming!

Die zweite Staffel ist schon in den Startlöchern. FCA Neuzugänge Strobl und Caligiuri wurden schon in die Mangel genommen. Doch diese möchten wir in einem separaten Beitrag begutachten.

Die erste Staffel hat mir ganz gut gefallen – natürlich sollte man niemals wie ich – alle Videos an einem Stück schauen. Das ist einfach ein richtiger „information overload“ – ich hoffe, ihr versteht was ich meine. Wenn man diese Videos jedoch direkt nach Veröffentlichung auf den Kanälen des FCA ansieht, wird man kurzweilig unterhalten und erfährt somit auch ein wenig neues über die sonst so souveränen und abgebrühten Profifußballer.

Die erste Staffel haben zwei Tschechen und ein Weltmeister-Bruder „gewonnen“, nämlich Koubek und Suchy sowie Khedira mit jeweils sechs richtigen Antworten. Gratulation! Ganz hinten zu finden waren die Jungspunde Marco Richter und Noah Sarenren Bazee mit mickrigen zwei korrekten Antworten. Bei jedem einzelnen Teilnehmenden hat man den Ehrgeiz eines Fußballprofis gespürt, denn keiner wollte klein bei geben oder falsch liegen. Man muss aber auch dazu sagen, dass der Schwierigkeitsgrad variiert hat. Natürlich haben die Nicht-Muttersprachler beispielsweise etwas einfachere Fragen bekommen. Auch hatten zwei, drei Spieler das Glück, keine Fangfrage abbekommen zu haben.

Florian Niederlechner holt sich Tipps bei den „7 Fragen, 7 Sekunden“ Gewinnern Marek Suchy, Tomas Koubek und Rani Khedira. Wer gewinnt Season 2 von Augsburgs härtester Quizshow? (Foto via Imago)

Diese Funfacts und Fangfragen fand ich echt super interessant und amüsant – der Rest, naja, ist seicht und leicht unterhaltend. Also ungefähr so toll wie Geisterspiele. Aber man kommt damit klar. Ich bin dankbar, dass der FCA uns mitnimmt als Fans. Vor allem in Zeiten der Pandemie und des „Zuhause bleibens“. Zumindest bei den Spaßvideos sind wir als FCA ganz weit vorne medial mit dabei. Und erfahren auch mal neues über unsere Profis, die wir sonst auf dem Rasen anfeuern und deren geschönte Insta-Bilder oft nicht die Realität zeigen.

Sympathisch fand ich eigentlich fast alle Auftritte – zum Beispiel den sich selbst nicht zu ernst nehmenden Schorsch Teigl, den bescheidenen Framberger, den leicht ausrastenden Daniel Baier (ich vermisse ihn jetzt schon!), den urig-schwäbelnde Salva und auch den dauer grinsenden Uduokhai – um mal ein paar wenige zu nennen, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Schön auch zu sehen, dass diese Profis sich nicht alle total selbstsicher vor der Kamera bewegen, sondern auch teilweise richtig nervös und schüchtern sind -zu sehen beispielsweise bei Finnbo, Jan Moravek, Ruben Vargas oder Felix Götze.

Persönlich freue ich mich heute schon auf die zweite Staffel, um unsere vermeintlich neue Nummer Eins im Tor – Rafal Gikiewicz – besser kennen zu lernen oder auch die, die noch nicht dran waren – wie bspw. Gregerl, Freddy Jensen oder Iago – dabei zu beobachten, wie sie sich bei dieser Challenge so schlagen. Lustig ist dieses Format alle mal, die Fangfragen haben es in sich und viele Lacher lockern die Videos auf. Was ich weiterhin noch toll finde, ist, dass die Profis offensichtlich auch viel über den Verein und die Stadt wissen. Wenn jetzt Baier und Hahn noch die Hymne lernen, dann bin ich vollends zufrieden. (Wobei Baier das nun egal sein kann, leider… Ihr versteht.)

So viel nun von mir – es würde mich an dieser Stelle jetzt einmal interessieren: Wie findet ihr dieses Format? Kultig oder eher trashig? Seid ihr gespannt auf Season 2? Schreibt es doch gerne in die Kommentare.

Endlich geht es wieder los?!

Die Sommerpause ist zu Ende und die Vorbereitung läuft wieder. Auch in der Vorbereitung ist alles anders als sonst. Und ich meine nicht nur die kritischen Entwicklungen, die wir hier in vollem Umfang kritisiert haben (und weiter werden). Es gibt keine Trainingslager und auch mit den Testspielen stand der Plan nicht so frühzeitig fest wie sonst. Dennoch geht es wieder los. Der Laktat-Test ist geschafft, die ersten Testspiele sind gewonnen und auch ich fange als Fußball-Fan wieder an auf das Kribbeln zu warten. Kribbelt es schon? Noch nicht ganz. Kommt aber mit Sicherheit und die Saison könnte doch ganz gut werden. Warum?

Der Kader steht zu großen Teilen

Ja, Daniel Baier und Andreas Luthe haben neben Fabian Giefer u.a. jungen Talenten den Verein verlassen. Der Kader ist immer noch etwas zu groß, aber auf den entscheidenden Positionen sind wir gut besetzt. Mit Philipp Max, Florian Niederlechner und Marco Richter hat uns bisher keiner der Leistungsträger der Vorsaison verlassen. Alfred Finnbogason und Jeffrey Gouweleeuw sind gerade fit.

Philipp Max und Alfred Finnbogason zusammen auf dem Rasen und in Vollbesitz ihrer Kräfte. Da kommt Vorfreude auf die neue Saison auf. (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

Mit Strobl, Caliguiri und Gikiewicz kamen sportliche Verstärkungen. Jetzt noch ein Rechtsverteidiger und ich bin glücklich. Die Mannschaft sollte jetzt aber schon viel Spaß machen.

Die jungen Talente könnten aufblühen

Im Kader tummeln sich immer noch einige junge Talente, denen in der kommenden Saison der absolute Durchbruch gelingen kann. Neben Marco Richter könnten dies Ruben Vargas oder Noah Sarenren Bazeee sein, die offensiv richtig durchstarten.

Ruben Vargas könnte in seiner zweiten Saison vollends abheben. Ob er sich im Vergleich zum Vorjahr noch steigern kann? (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

Dazu haben wir Felix Uduokhai für die Innenverteidigung fest verpflichtet und ich bin gespannt, wie uns Iago überraschen kann, wenn er fit bleibt. Jedenfalls freue ich mich darauf, diese Jungs wieder auf dem Rasen zu sehen und mit ihnen und ihren Teamkollegen mitzufiebern.

Heiko Herrlich könnten für offensiveren Fußball sorgen

Mit Heiko Herrlich haben wir einerseits den befremdlichsten Trainer der letzten Jahre, andererseits lässt er theoretisch auch den offensivsten Fußball spielen. Nach Martin Schmidts Kick and Rush, Manuel Baums Harmlosigkeit und Dirk Schusters Mauerei war die Verpflichtung von Herrlich wohl am ehesten von dem Gedanken gelenkt, dass unser Spiel wieder etwas mehr Struktur im Ballbesitz bekommt. Herrlich hat nun die gesamte Sommervorbereitung Zeit der Mannschaft – die nach seinen Wünschen umgestaltet wurde – seine Spielweise nahe zu bringen. Wir können uns hoffentlich auf mehr offensive Durchschlagskraft freuen.

Bessere Möglichkeiten, die Spiele zu sehen

Der FC Augsburg hat eine Möglichkeit geschaffen, dass Fans Spiele sofort nach Abpfiff Re-Live sehen können. So eine Art FC Augsburg Game-Pass ohne Livemöglichkeit. Preislich kostet das Ganze 19,07 EUR für die Saison. Gerade in Zeiten, in denen die Stadionkapazitäten doch sehr begrenzt sein werden und sich nicht jeder ein Sky-Abo und ein DAZN-Abo leisten kann, kommt so nun doch jeder in den Genuss, wenn auch mit 2 Stunden Verzögerung. Wer kritisch ist, wird hier eine weitere Möglichkeit sehen, die der Verein geschaffen hat, um Einnahmen zu generieren. Ich sehe vor allem den sozialkompatiblen Zugang zu den Spielen des Herzensvereins.

Und am Ende…

hat sich vielleicht herausgestellt, dass wir durch einen unvermeidlichen Umbruch durch mussten. Wir haben diesen schlussendlich überstanden. Im Umbruch haben sich mit Florian Niederlechner und Philipp Max neue Leitwölfe gefunden, die – zusammen mit den erfahrenen Neuzugängen und unseren jungen Wilden – eine schlagkräftige Truppe bilden werden.

Als Fan sehnt man sich nach den Momenten des Jubels. Wird Florian Niederlechner erneut für diese sorgen? (Photo by Sascha Steinbach/Pool via Getty Images)

Heiko Herrlichs Aussagen werden außerhalb Augsburgs bald auch wieder niemanden mehr interessieren. Und wir werden über viele Kritikpunkte hinwegschauen, wenn wir schon im Winter die Klasse gehalten haben. Wie immer heißt es kurz vor Anpfiff: Heja FCA!

Offene Fragen

Es ist eine schwierige Phase im Moment, wenn man Fan des FC Augsburg ist. Zumindest geht es mir und den anderen Autoren hier bei der Rosenau Gazette so. Der Verein trifft Entscheidungen, die schwer nachvollziehbar sind, und gibt sich erst gar nicht die Mühe nach außen Transparenz zu schaffen. Und wir haben dies in vielerlei Form kritisiert. Weil es uns unter den Nägeln brannte. Derweil werden nun wir immer mehr für diese Kritik kritisiert. Schnell ist man der „Nestbeschmutzer“, der keine Ahnung hat. Der FCA ist die heilige Kuh, gegen die keine Widerrede erlaubt ist. Zwei Punkte sind mir an dieser Stelle wichtig, erneut zu betonen:

  1. Der FCA ist unsere Leidenschaft. Wir verdienen mit der Kritik kein Geld. Wir wollen wie alle anderen Fans, dass sich der FCA weiter entwickelt. Wir wollen die Bayern schlagen und nach Europa. Wir wollen Meister werden.
  2. Wenn ihr mit unserer Meinung nicht übereinstimmt, ist das vollkommen ok. Wir können damit gut leben und es zwingt euch keiner es zu lesen. Unsere Autorinnen aber auf Grund ihrer Herkunft o.ä. zu beschimpfen: wisst ihr selber. Wir machen es uns mit unserer Meinung zudem nicht leicht. Unser Artikel zu Stefan Reuter hatte über 12.000 Zeichen. Schaut mal, ob ihr irgendwo anders eine so detaillierte Auseinandersetzung mit den Geschehnissen findet.

Macht euch euer eigenes Bild

Das war jetzt eine etwas lange Präambel, denn leider geht es mit der Kritik heute auch schon weiter. Ich hatte noch letzte Woche einen Post vorbereitet, warum ich mich auf die neue Saison freue und wieso ich glaube, dass diese gut werden kann, aber der kann auch noch ein paar Tage warten. Heute möchte ich doch gerne ein paar Worte zu Stefans Reuter Interview in der Augsburger Allgemeinen loswerden und in diesem Zusammenhang zur Kommunikationsstrategie des FC Augsburg im Allgemeinen. Es kann sich dann jede(r) selbst ein Bild machen, was sie/er von manchen Dingen so hält.

Verschlossen und distanziert. Dazu nicht immer ehrlich. Der FCA auch in Person von Sefan Reuter gibt in der öffentlichen Kommunikation gerade kein gutes Bild ab. (Photo by Ronny Hartmann/Bongarts/Getty Images)

Vielleicht nehmen wir mal die Gerüchte um die Abschiede von Daniel Baier und Andreas Luthe als Beispiel. Das Gerücht, welches nun durch die sozialen Medien geistert seit ein paar Wochen ist ein einfaches: „Daniel Baier und Andreas Luthe mussten nicht nur aus sportlichen Gründen gehen, sondern auch weil sie im Zusammenhang mit dem Gehaltsverzicht der Spieler gegen einen Gehaltsverzicht waren und sich somit unsolidarisch gegenüber dem FC Augsburg verhalten haben“. Es gibt einige Varianten des Gerüchts, aber fassen wir es nun einfach mal so zusammen.

Über Gerüchte und den Umgang mit Medien

Wo kommt dieses Gerücht nun her und wie könnte man als Verein damit umgehen? Als erstes hatte Klaus Hofmann in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen vage Andeutungen gemacht, dass intern etwas vorgefallen wäre. Ross und Reiter wollte er nicht benennen. Danach blieb es erstmal eine Weile ruhig, bis bekannt wurde, dass der FCA Spieler aussortiert hat und ihnen einen Wechsel nahelegte. In diesem Zusammenhang tauchten dann auch die Namen Baier und Luthe auf genau wie Schieber und Teigl. Das Ganze mundete doch etwas komisch an, denn Trainer kommen und gehen ja auch beim FC Augsburg mittlerweile recht regelmäßig und Stefan Reuters Job ist die langfristige Kaderplanung. In dieser Funktion hatte er die Verträge mit Andreas Luthe und Georg Teigl im Sommer 2019 verlängert. Den Vertrag mit Daniel Baier im Frühjahr 2020. Andreas Luthe war unter Heiko Herrlich unumstrittener Stammspieler, der Top-Leistungen ablieferte. Rund um die Aussortierung der Spieler tauchte das o.g. Gerücht in den sozialen Medien erstmalig auf.

Unbeantwortete Fragen

Anstatt das Thema ungefiltert zu übernehmen, fragten wir beim FC Augsburg nach einem Kommentar an. Eine erste Email vertröstete uns auf die nächste Woche, eine zweite Email kam bisher nicht. Die Anfrage liegt nun mehr als zwei Wochen zurück. In der Zwischenzeit hat der FCA selbst ein Videointerview mit Stefan Reuter veröffentlicht und die AZ eben fast eine ganze Seite. Aber anscheinend will sich niemand konkret äußern. Nach der Ansicht und Lektüre beider Interviews bleiben doch einige Fragen offen.

  1. Wie kann es sein, dass diverse Medien so gut Bescheid wussten, welche Spieler bei uns aussortiert wurden? Der FCA verfolgte immer die Strategie: wir kommentieren Transfergerüchte nicht. Es ist kaum wahrscheinlich, dass die Info nicht von innerhalb des Vereins an diverse Pressequellen gegeben wurde.
  2. Bzgl. dem Unverständnis der Trennung von Baier und Luthe hat Reuter zugegeben, dass mit Unverständnis gerechnet wurde, weil die Abgänge aus der Distanz schwer zu beurteilen seien. Aber Stefan Reuter, bist Du für die Distanz nicht selbst verantwortlich, so wie der Verein kommuniziert hat?
  3. Denn: Wo kommt denn das Gerücht her? Wenn man den sozialen Medien glauben schenken darf, plaudern alte Bekannte beim Club. Ist das mittlerweile die viel gelobte FCA Familie? Wir haben uns verpflichtet, öffentlich keine dreckige Wäsche zu waschen, aber unsere Entscheidungen kommen scheiße an, deshalb streuen wir hintenrum Gerüchte?
  4. Als Spieler kannst Du ja jetzt nicht gewinnen, wenn Du dich öffentlich äußerst. Andreas Luthe will einen ruhigen Neubeginn bei Union Berlin und auch die anderen Spieler wollen (zwangsweise) neue Arbeitgeber finden. Nutzt der Club das für sich, um hintenrum die Beurteilung der Abgänge zu lenken?
  5. Wenn die Verantwortlichen auf die Gerüchte angesprochen werden, dann weichen sie aus („Die spielen in einer Bewertung immer mit rein“) oder antworten gar nicht. Warum antwortet ihr auf die Fragen dann überhaupt?

Was in diesem Zusammenhang dann natürlich nicht passiert, ist, dass man sich sachlich mit dem Gerücht auseinandersetzt. Denn die Fakten kommen ja nicht auf den Tisch. Aber nehmen wir mal kurz an, dass das Ganze so wahr wäre. Ich frage mich schon auch, warum es diesen Gehaltsverzicht gebraucht hat und ob das zerstörte Vertrauen notwendig war. Zur Einordnung: Der FCA hat acht Jahre in Folge Gewinne erwirtschaftet. Im letzten Jahr 9,613 Millionen EUR. Wir zahlen unseren Spielern ca. 40 Millionen EUR im Jahr an Gehältern insgesamt. Bei einem Gehaltsverzicht von 10% für 1/3 der Saison macht das ca. 1,2 Millionen EUR Einsparung.

Zeit für sachliche Auseinandersetzung

Klar sind im letzten Saisondrittel Einnahmen weggebrochen, aber der FCA befindet sich nicht in existentieller Not oder einer Schieflage, da alle Spiele ausgetragen wurden und Sky seine Raten bezahlt hat, die den Hauptteil der Einnahmen ausmachen. Zudem hat dieser Verein sich ein Polster erarbeitet. Quasi seit wir in der Bundesliga spielen erwirtschaften wir Gewinne. Wir zahlen immer noch mit die niedrigsten Spielergehälter in der Liga. In Relation zu den Gewinnen vorheriger Jahre sehen die weggefallenen Einnahmen handhabbar aus. Wenn nun ein Spieler in dieser Situation auf seinem Arbeitsvertrag bestehen sollte, da er unter erschwerten Corona-Bedingungen seine Gesundheit riskiert, dann kann ich das nachvollziehen. Wahrscheinlich hätte ich es genau so gemacht. Was ist daran unsolidarisch?

Solidarität oder was?

Die Frage nach der Solidarität sollte aber am besten nicht gestellt werden. Denn die Fans haben ja auch in Vielzahl auf die Rückzahlung ihrer Dauerkarten verzichtet, um dem Verein „zu helfen“. Dass Hilfe notwendig war, kann am Verhalten des Vereins nicht abgelesen werden. Wir haben genügend Geld für die teure Kaufoption von Felix Uduokhai und für teure Verdiener wie Daniel Caliguiri (wer hat denn der Presse hier schon wieder gesteckt, dass er der neue Topverdiener ist?). Dazu dürfen wir nun auch für das Fan TV noch bezahlen. Das gute Wirtschaften des Clubs hat auch Stefan Reuter im AZ-Interview als Begründung angebracht, warum die Verpflichtungen möglich waren. Und wo ist die Solidarität, wenn es darum geht, dass jemand wie Daniel Baier nach über einem Jahrzehnt intern kritisch nachfragt?

Wo bleibt der Aufschrei aus dem Hintergrund? (Photo by Sascha Steinbach/Pool via Getty Images)

Vielleicht ist die Schlussfolgerung ja eine ganz einfache: Die Bundesliga hat die Corona-Krise deutlich weniger getroffen, als andere Bereiche unseres Lebens. Am Ende konnten alle Spiele stattfinden und auch die nächste Saison steht gerade nicht in Frage. Ein Gehaltsverzicht und auch ein Verzicht auf die Rückerstattung der Dauerkarten wäre beim FCA nicht notwendig gewesen (bei anderen Vereinen, die schlecht gewirtschaftet haben, aber schon). Das Geld wäre bei anderen sozialen Projekten deutlich besser aufgehoben gewesen.

Die Vorfreude muss warten

Was ich in diesem Zusammenhang niemals geschrieben habe ist, dass ich Stefan Reuters sportliche Kompetenz anzweifle. Oder, dass uns Klaus Hofmanns wirtschaftliche Erfahrung nicht wirklich helfen würde. Die Situation war außergewöhnlich und alles richtig zu machen, schier unmöglich. Ich halte die Art der Kommunikation des Vereins dennoch für fragwürdig. Wenn das Abschieben von Spielern mit unbequemer Meinung Regel wird, ohne das die Gründe transparent gemacht werden, dann sehe ich hier ein Problem. Ein Problem, dass mir die Vorfreude auf die neue Saison etwas nimmt und euch diesen erneuten Beitrag eingebrockt hat. Glaubt mir gerne: die Vorfreude auf die neue Saison ist auch bei mir da. Aber wenn es unter den Fingern brennt, dann werden wir auch weiter hier unsere Gedanken darlegen.

11 mündige Spieler sollt ihr sein

Man darf sich durchaus die Frage stellen, warum einerseits die Spieler auf Gehälter verzichten sollen und andererseits Millionensummen in neue Spieler, Ablösezahlungen und Gehälter investiert werden. Unlängst wurden im Boulevard Stimmen laut, dass die Abgänge von Daniel Baier und Andreas Luthe damit zusammen hingen, dass sich diese kritisch zu den geforderten Gehaltskürzungen äußerten. Der FCA wollte sich hierzu nicht äußern. Doch die Frage bleibt: Wie mündig dürfen Spieler sein?

Daniel Baier sagte auch neben dem Platz manchmal die unbequeme Wahrheit. Beim FCA wollte man sie wohl nun nicht mehr hören. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Der medizinischen folgte die wirtschaftliche Krise. Kurzarbeit, Gehaltseinbußen und auch Jobverluste wurden zu allgegenwärtigen Begriffen und traurigen Aspekten der vergangenen Wochen und werden dies auch noch für unabsehbare Zeit sein. Auch den Profifußball traf dies mit voller Wucht, ohne Spielbetrieb seiner Wirtschaftsgrundlage beraubt. Dabei stand der millionenschwere Fußballzirkus unter besonderer Beobachtung und wurde zum vieldiskutierten Beispiel. Doch unabhängig davon, dass die Debatte auf allen Seiten oftmals mit mehr Emotionen anstelle von Argumenten geführt wurde, darf man doch skeptisch sein, ob Kurzarbeit auf Kosten der Sozialkasse, wie es in einigen Vereinen gerade der unteren Profiligen praktiziert wurde, angemessen gewesen sein mag. Hier war der Fußball ein besonderes Spiegelbild der Gesellschaft. Die Krise legte in manchen Bereichen auch eine jahrelange Misswirtschaft offen. Umso positiver ist es hervorzuheben, dass FCA Präsident Hoffmann Instrumenten wie der Kurzarbeit von vornherein ein Riegel vorschob. Ja mehr noch: der FCA machte einmal mehr eine gute soziale Figur und half mit der PR wirksamen Initiative „Augsburg hält zusammen 2020“.

Um dem Verein in der schwierigen Zeit entgegen zukommen, verzichteten schließlich auch die Spieler auf Teile ihres Gehalts. Doch die Investitionen, die dann getätigt wurden, geben mitunter Rätsel auf, gerade in Anbetracht der erwarteten Verluste. Eine millionenschwere Kaufoption und Neuzugänge, die mutmaßlich auch nicht zu den Geringverdienern zählen. Auch wenn diese Investitionen bis zu einem gewissen Grad sportlich Sinn machen mögen, überrascht es nicht wirklich, dass sich nicht nur den Fan wunderte sondern auch mancher Spieler nachfragte.

Stefan Reuters Entscheidungen bzgl. der Kaderzusammenstellung wurden laut eigenen Aussagen im AZ-Interview auch von nicht-sportlichen Faktoren beeinflusst. (Photo by MARTIN MEISSNER/POOL/AFP via Getty Images)

Dass nun der Präsident mögliche kritische Stimmen als unbotmäßige Kritik verstanden haben will, die ihm die Augen geöffnet habe, ist kein gutes Zeichen im Hinblick auf das derzeitige Binnenklima im Verein. Die Spieler sind auch Angestellte und Mitarbeiter, wie an anderer Stelle auch dürfen sie ein berechtigtes Interesse daran haben, was ihr Arbeitgeber mit den eingesparten Summen plant. Das muss keine basisdemokratische Mitsprache implizieren, aber es sollte doch eine Perspektive aufgezeigt werden, wohin das Schiff steuert. Das haben die Verantwortlichen vermutlich versäumt. Und nehmen nun womöglich die Spieler für die garstigen Widerworte in die Verantwortung. Ausgang ungewiss.

In einem höchst emotionalen Umfeld wie dem der Fußballvereine, millionenschwere Wirtschaftsunternehmen mit dem Image von wahlweise Familienunternehmen oder Malochervereinen, rückt natürlich das Agieren Einzelner sofort in den kritischen Fokus der Öffentlichkeit. Da ist der FCA kein Ausnahmefall, auch über Unions Sebastian Polter ergoss sich ein wüster Sturm der Entrüstung angesichts dessen kolportierter Weigerung, auf Gehalt zu verzichten. Doch auch hier gab es zwei Seiten. Der Profisport ist eine vollkommen überbezahlte Blase – was allerdings auch ein hausgemachtes Problem ist. Ein Problem von Investoren, Managern und Präsidenten, die diese Blase immer mehr befüllen. Dass die Spieler als mündige Angestellte zu Wort kommen möchten und Fragen stellen, wenn auch vielleicht für manchen Gutsherren unangenehme, sollte selbstverständlich sein.

Andi Luthe viel schon in der Vergangenheit als Mensch mit sinnvoller Meinung auf. Seine kritischen Nachfragen könnten nun beim FCA zum Abschied geführt haben. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Umso begrüßenswerter sind daher Initiativen wie das von Andi Luthe mitgetragene neue Spielerbündnis, das sich gerade erst hinsichtlich einiger völlig unangebrachter Äußerungen des Hannover 96 Patriarchen Martin Kind zu Wort meldete. Nicht nur die Fans sollten kritische Fragen stellen, auch die Spieler sollten dies tun. Es ist im Interesse aller Vereine und der mündigen Fußballkultur.

Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

Letzter Teil unserer Abstimmungen: Nachdem sich Florian Niederlechner (wertvollster Spieler), Andreas Luthe (meistverbesserter Spieler) und Ruben Vargas (Newcomer der Saison) in den traditionellen Kategorien durchsetzen konnten, wollen wir nun ein neues Voting integrieren: Wir suchen nun die Panne der FCA-Saison. Nachfolgend kommen also fünf weniger glorreiche Momente aus der abgelaufenen Spielzeit. Klasse gehalten und sich mit etwas Humor erinnern.

Michael Gregoritsch („Hauptsache weg“)

November 2019: Unter Martin Schmidt spielte Michael Gregoritsch überhaupt keine Rolle, stand zeitweise nicht einmal im Kader. Während der Länderspielpause lederte er dann öffentlich gegen den FCA: „Für mich ist klar, dass ich im Winter unbedingt von Augsburg weg will, damit ich die Möglichkeit habe, regelmäßig zu spielen und mich fürs Nationalteam zu empfehlen“, sagte der Österreicher damals. Ob er dann fix wechseln dürfe oder verliehen werde, sei ihm egal. „Hauptsache weg“. Darüber hinaus kritisierte er, dass ihn Manager Stefan Reuter im Sommer nicht hatte wechseln lassen und meinte: „Bei aller Liebe, aber ich habe jetzt ein halbes Jahr praktisch nicht gespielt. Da kann man sich nicht hinstellen und wieder eine zweistellige Millionensumme verlangen.“ Der FCA suspendierte Gregoritsch und parkte ihn leihweise beim FC Schalke, nun ist der 26-Jährige wieder zurück. Nach seinem Frust-Interview schien er keine Zukunft mehr am Lech zu haben, doch vielleicht blüht der Offensivmann ja unter Heiko Herrlich wieder auf.

Quo vadis, Gregerl? In der Saison 2017/18 gelangen dem Österreicher 13 Tore und vier Vorlagen. Kann er daran noch einmal anknüpfen? (Photo by Christof STACHE / AFP)

André Hahn (vs. Köln)

Ein Tag zum Vergessen. Beim 1. FC Köln ergibt sich dem FCA im Dezember früh die Chance, in Front zu gehen. Nach Foul an Niederlechner zeigte Schiedsrichter Stieler in der 9. Minute auf den Punkt. Hahn übernahm Verantwortung, doch FC-Keeper Horn parierte den unplatzierten Rechtsschuss. Dann scheint dennoch alles nach Plan zu laufen. Erst sah Kölns Czichos in der 39. Minute die gelb-rote-Karte, dann netzte Niederlechner in der 43. zum 0:1. Eine Minute vor Halbzeitpfiff dezimierte sich dann aber auch der FCA. Hahn ging zu ungestüm in den Zweikampf und bekam ebenfalls Gelb-Rot, nachdem er zuvor bereits verwarnt wurde. Die wohl bitterste Halbzeit in der Karriere des Flügelspielers.

Heiko Herrlich (Zahnpasta)

Heiko Herrlichs Start als Cheftrainer des FC Ausgburg hätte ungewöhnlicher nicht sein können. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt gab die DFL bekannt, die Bundesliga zu unterbrechen. Als nach mehr als zwei Monaten Corona-Pause endlich wieder gespielt werden durfte, fehlte Herrlich auf der Bank. Er hatte die strengen Hygieneauflagen der DFL missachtet und war zum Einkaufen gegangen, um sich Handcreme und eine Tube Zahnpasta zu besorgen. Blöd nur, dass er zu diesem Zeitpunkt eigentlich mit dem Team im Quarantäne-Hotel sein sollte. Doppelt blöd, dass er das alles auch noch selbst auf der Pressekonferenz vor dem Wolfsburg-Spiel aufdeckte und ganz unverblümt darüber sprach. Umso mehr dürfte sich der Coach gefreut haben, als der FCA in seinem „echten Debüt“ auf Schalke mit 3:0 gewann.

Brachte sich selbst in die Bredouille: FCA-Coach Heiko Herrlich sah seinen Fehler zwar ein, fehlte aber dennoch auf der Bank gegen Wolfsburg. Tobias Zellner sprang ein und die Schwaben verloren mit 1:2. (Photo by MICHAEL DALDER/POOL/AFP via Getty Images)

Tomas Koubek (vs. Gladbach)

Sonntagmorgen 5 Uhr. An einem düsteren Oktobertag machte ich mich auf den Weg nach Mönchengladbach. Weil der FCA gegen die Fohlen eigentlich immer ganz gut aussah, reiste ich durchaus optimistisch ins Rheinland. Nach 13 Minuten Spielzeit sah meine Gemütslage und die der mitgereisten Augsburg-Fans jedoch ganz anders aus. Gladbach führte bereits 3:0. Bis kurz vor Ende des ersten Durchgangs dümpelte das Spiel so vor sich hin, Rot-Grün-Weiß hatte sogar ein paar Abschlüsse. In der 39. Minute hatte dann jedoch Keeper Tomas Koubek seinen großen Auftritt. Erst verstolperte der Tscheche nach Uduokhai-Rückpass den Ball, nachfolgend versuchte er Gegenspieler Plea zu blocken, statt das Leder aufzunehmen. Eine mehr als unglückliche Situation an einem rabenschwarzen FCA-Tag, an dem die Schmidt-Elf mit 1:5 unter ging. Immerhin hatte Koubek damit seinen Platz in den einschlägigen Saisonrückblicken sicher.

Marco Richter (vs. Mainz)

Was der FC Augsburg in den ersten 15 Minuten gegen Mainz auf den Rasen zauberte, hatte was von Champions League. Überfallartig scheuchte Martin Schmidt seine Truppe nach vorne, nach sechs Minuten standen bereits zwei Pfostentreffer. Wie aus dem Nichts ging der FSV dann jedoch durch einen Sonntagsschuss Levin Öztunalis in Führung. Dass die Nullfünfer zu dem Zeitpunkt überhaupt noch nicht in Rückstand waren, lag neben dem Spielglück auch am „Fehlschuss der Saison“, wie die Bild nach der Partie titelte. Vargas eroberte das Leder kurz vorm linken Strafraumrand, eilte auf FSV-Schlussmann Zentner zu und legte dann quer auf den völlig blank stehenden Richter. Das leere Tor vor Augen setzte der Younsgter das Ding jedoch neben den Kasten. Am Ende können alle Beteiligten darüber lachen. Der FCA gewann mit 2:1 – auch dank Richters zwischenzeitlichem Ausgleichstreffer. Geht doch!

Hatte dann am Ende doch noch etwas zu lachen: Marco Richter (m.) mit Fredrik Jensen (l.) und Florian Niederlechner nach seinem Ausgleichstreffer gegen Mainz. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Abstimmung: Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

Das war es nun mit den weniger glanzvollen FCA-Momenten der Saison. Ob es diese Kategorie auch nächstes Jahr geben wird, ist noch offen. Es hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn wir sie nach einer erfolgreichen Saison 2020/21 nicht mehr brauchen. Doch nun seid erst einmal ihr wieder gefragt. Stimmt ab.

Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

  • Tomas Koubek (42%, 39 Votes)
  • Heiko Herrlich (41%, 38 Votes)
  • Michael Gregoritsch (9%, 8 Votes)
  • Marco Richter (4%, 4 Votes)
  • André Hahn (3%, 3 Votes)

Total Voters: 92

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Fans in den Aufsichtsrat: jetzt!

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist Sommer 2020 in Augsburg und der Aufsichtsrat der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA wird weiter am Verein vorbei besetzt. Vorausgegangen war die Berufung von Jan-Ingwer Callsen-Bracker in den genau diesen Aufsichtsrat im Dezember. Meine Kritik hat auch nur bedingt mit der Person Callsen-Brackers zu tun, der sportlich lange ein Leistungsträger, ein Musterprofi und ein Vorbild war.

Aber in diesem Sommer ist es in Augsburg nicht mehr viel wert, wenn man Musterprofi, Leistungsträger oder gar Kapitän ist. Daniel Baier wurde gerade erst vom Hof gejagt. Anderen Spielern und darunter auch Andreas Luthe als Keeper, der den Klassenerhalt sicherte, wurde vom Verein wohl ein Abschied nahegelegt. Luthe entschied sich dann zu Union Berlin zu wechseln. Dafür gibt der FCA auch in Zeiten von Corona Geld aus. Mit Daniel Caliguiri kam ein neuer Topverdiener. Die Kaufoption von Felix Uduokhai war auch teuer. Zurückhaltung in Krisenzeiten ist in Augsburg nicht angesagt. Die Gründe für all diese Entwicklungen müssen die Verantwortlichem dem Aufsichtsrat der KGaA erklären. Fans findet man in diesem Gremium genau wie Frauen bisher keine.

Die Hintergründe

Die FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA (nachfolgend: „KGaA“) ist die Gesellschaft, in die der FC Augsburg 1907 e.V. (nachfolgend: „e.V.“) den Profibereich ausgegliedert hat. An der KGaA hält die Hofmann Investoren GmbH 99% der Anteile und der e.V. 1%. Die Stimmrechte liegen allerdings nur zu 49% bei der Hofmann Investoren GmbH und zu 51% beim e.V. Grund hierfür ist, dass die ominöse 50+1 Regel dafür sorgt, dass weiterhin die Mehrheit der Stimmrechte bei den Vereinsmitgliedern und nicht bei einem Investor liegen sollte. Entsprechend sollte eigentlich nach Maßgabe von 50+1 der Verein alle wesentlichen Entscheidungen bzgl. der KGaA treffen. In Augsburg ist das dennoch nicht so.

AUGSBURG, GERMANY – MAY 11: Jan-Ingwer Callsen-Bracker (links), Christoph Janker (2. v.l.) und Dong Won Ji (2 v.r.) werden von Klaus Hofmann (C) und Stefan Reuter verabschiedet. (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)

Ich habe an dieser Stelle schon früher über die Problematik in Bezug auf die Rolle der Person Klauf Hofmann geschrieben. Auf Wikipedia kann man gut nachlesen, welche Einzelpersonen an der Hofmann Investoren GmbH beteiligt sind und Google hilft dabei, etwas über die Lebensläufe und Hintergründe der einzelnen Personen herauszufinden. Ich will an dieser Stelle keine Einzelpersonen an den Pranger stellen, sondern mir geht es um die Struktur dem Grunde nach. Fakt ist: Von den Einzelinvestoren an der Hofmann Investoren GmbH finden sich fast alle im Aufsichtsrat der KGaA wieder. Hofmann selbst vertritt den e.V. als Präsident und in Personalunion als größter Anteilseigner die Hofmann Investoren GmbH. Einen Posten in der Geschäftsführung des FCA hat er zudem inne.

Die Funktion des Aufsichtsrats

Laut Wikipedia ist es Aufgabe des Aufsichtsrats, die Geschäftsführung der KGaA zu überwachen (§ 111 AktG). Hierzu kann der Aufsichtsrat Geschäftsführungsmaßnahmen von seiner Zustimmung abhängig machen (§ 111 Abs. 4 Satz 2 AktG). Im Endeffekt ist der Aufsichtsrat der KGaA dazu da, die Geschäftsführung der KGaA zu kontrollieren und die Interessen des Vereins, der 51% der Stimmrechte hält, durchzusetzen.

AUGSBURG, GERMANY – SEPTEMBER 09: Klaus Hofmann, Präsident des e.V. vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Hierfür sind regelmäßige Sitzungen notwendig und es ist notwendig, dass der Aufsichtsrat über die wichtigsten Entscheidungen in der KGaA informiert wird bzw. diese freigibt. Um diese Funktion entsprechend der Statuten der Liga „50+1“-konform erfüllen zu können, müsste der Aufsichtsrat mit einem Anteil von 50+1 % mit Mitgliedern besetzt sein, die vom e.V. ausgewählt wurden und dessen Interessen vertreten. Dies ist in Augsburg nicht der Fall. Auch nach der Benennung von Jan-Ingwer Callsen-Bracker setzt sich der Aufsichtsrat mehrheitlich aus Mitgliedern zusammen, die in die Hofmann Investoren GmbH investiert haben und bzgl. Ihrer Interessen dort zugehörig sind. 50+1 wird dadurch auf Ebene des Aufsichtsrats der KGaA in Augsburg aktiv untergraben.

Unabhängig von der Person Callsen-Bracker

Callsen-Bracker ist ein Sympathieträger in Augsburg. Er hat sich immer für den Club auf und neben dem Rasen aufgeopfert und professionell verhalten. Ich war selbst in Mainz als er den Elfmeter zum ersten Bundesligasieg des FCA verwandelte. Callsen-Bracker sagte, dass er „auch (s)eine langjährige Erfahrung als Profi-Fußballer in das Gremium einbringen“ werde. Dies ist nicht verkehrt, bei all den Vertretern der Finanzindustrie im Gremium.

FRANKFURT AM MAIN, GERMANY – DECEMBER 10: Sven Voss (L) and Jan-Ingwer Callsen-Bracker beim DFB Leadership Festival 2019 (Photo by Alexander Scheuber/Getty Images for DFB)

Dazu bringt er doch eine weitere Perspektive ein, heuerte Callsen-Bracker doch erst unlängst bei der DFB Akademie im Bereich Neuro-Athletik an. Callsen-Bracker denkt mit und kann sicher inhaltliche Impulse geben, gerade auch was das Nachswuchsleistungszentrum angeht, das aber eben auch in den Beritt des e.V. und nicht der KGaA fällt. Nicht umsonst unterstützt jedes Vereinsmitglied mit ihren Beiträgen den Nachwuchs.

Was weiterhin fehlt

Und so wird genau an dieser Stelle klar, was allen Führungsgremien des FCA weiterhin fehlt: Frauen. Beruflich lehne ich mittlerweile Einladungen zu Veranstaltungen ab, wenn dort nur Männer als Referenten auftreten. Callsen-Bracker sorgt zwar für Verjüngung in den Gremien des FCA, aber es bleibt insgesamt ein Altherrenclub mit 100% Männeranteil. Dem e.V. fehlen zudem mittlerweile sechs Vertreter im Aufsichtsrat der KGaA, die die Vereinsinteressen der „50+1“-Regel vertreten. Auf die Lizenz wird das auch für die nächste Saison keine Auswirkungen haben. Aber das mit der Lizenzierung nimmt die DFL ja nicht so ernst. Klaus Hofmann prangert das bei anderen Vereinen gerne an. Und trickst selbst beim FCA.

Insgesamt haben die Vereinsmitglieder lange zugeschaut. Wie lange schauen sie noch zu? Spieler werden gegangen, weil sie mündig sind und ihre Interessen vertreten. Klaus Hofmann hatte noch öffentlich Konsequenzen angedroht. „Augsburg hält zusammen“ und so. Die Mannschaftsstruktur passt allerdings bedingt durch die Transfers und Trainerentscheidungen der Führungsriege schon eine Weile nicht. Wann erkennt nun noch der Letzte, dass wir mindestens zwei verlorene Jahre in der Bundesliga hinter uns haben und es Zeit für Veränderungen ist. Eine erste wäre, im Rahmen der nächsten Mitgliederversammlung die Besetzung des Aufsichtsrats der KGaA auf die Tagesordnung zu heben und die eigenen Rechte endlich wahrzunehmen. Zeit wird’s!

Reuter raus?

„Reuter raus“ – seit Tagen mehren sich unter den Social-Media-Beiträgen des FC Augsburg derartige Kommentare. Das Echo auf die Vertragsauflösung mit Rekordspieler Daniel Baier ist nach wie vor enorm. Die Degradierung des Capitanos hat ein Beben am Lech ausgelöst – und die Führung des FCA in ein miserables Licht gerückt. Die Klubbosse verspielen bei den Fans immer mehr Kredit.

Nun wurde zur Causa Baier schon viel gesagt und geschrieben, auch in der Gazetten-Redaktion herrschte Fassungslosigkeit über den Umgang mit der Vereinslegende. Es mag unverständlich klingen, dass sich über die Vertragsauflösung eines 36-Jährigen derart echauffiert wird, doch es geht hier immerhin um Daniel Baier – Leader, Kapitän, Rekordspieler. Und es geht – sportliche Beweggründe ausgeklammert – vor allem um die Art und Weise. Erst im Januar verlängerte der FCA mit dem Sechser. Inklusive großer Worte: „Daniel Baier identifiziert sich zu 100 Prozent mit dem FCA und hat das Spiel in den letzten Jahren geprägt. Daher freuen wir uns, dass wir den Weg gemeinsam fortsetzen“, hieß es damals von Manager Stefan Reuter.

Reuter raus? Die Liste der Verfehlungen ist lang

Ein halbes Jahr später ist die Liebesbekundung von damals passé und die Kritik an den Verantwortlichen des FC Augsburg so omnipräsent wie nie. Und das nicht nur in der Kommentarspalte auf Instagram, sondern auch in den einschlägigen Sportmedien. Der kicker bilanziert in seiner Montagsausgabe: „Bevor sich die Mannschaft zum ersten Mal trifft, gibt es in Augsburg schon wieder Diskussionen.“ Denn einmal mehr sorgt beim FCA Chaos für Unruhe. Das liegt vor allem an Verfehlungen der Chefetage um Manager Reuter.

Vorweg, der FCA hat Reuter sehr viel zu verdanken. Nach der Hinrunde der Saison 2011/12 sah nahezu alles danach aus, dass Augsburg bald wieder zweitklassig spielen wird. Unter Markus Weinzierl standen gerade mal neun magere Punkte. Am 27. Dezember 2012 begann am Lech jedoch eine neue Zeitrechung. Weltmeister Reuter heuerte als Geschäftsführer Sport an – und brachte den sportlichen Erfolg zurück. Der FCA feierte sensationiell den Klassenerhalt und konnte sich bis in die Gegenwart im Oberhaus etablieren. Als Extra-Zuckerl gab es die Europa League obendrauf. Die positive Entwicklung des Klubs begründet sich auch in Reuters klugen Transferentscheidungen der Marke Hitz, Baba, Finnbogason, Max oder jüngst Niederlechner. Lange konnte man Stefan Reuter vertrauen. Leider hat der frühere Profi aber bewiesen, dass er auch anders kann. In seiner Zeit beim FCA lag der 53-Jährige nicht selten daneben.

Warum setzen sie mehr auf Quantität statt Qualität, Herr Reuter?

Es wäre absolut vermessen, zu fordern, jeder Neuzugang hätte einzuschlagen. In Zukunft würde ich jedoch gerne auf den ein oder anderen Flop verzichten. Tim Matavz (mit vier Millionen Euro Ablöse damals Rekordeinkauf) sollte der nächste Topstürmer werden, Daniel Opare Oldie Paul Verhaegh auf der Rechtsverteidigerposition beerben. Beide Ideen sind krachend gescheitert. Hinzu kommt aus dem aktuellen Kader etwa ein dauerverletzter Julian Schieber sowie ein vogelwilder Reece Oxford, der Reuter nach einer Katastrophen-Leihe unverständlicherweise von einem längerfristigen Engagement überzeugen konnte und somit sämtliche FCA-Fans weiterhin zur Weißglut bringen darf.

Ungewohntes Terrain: Julian Schieber verbrachte fast mehr Zeit in der Augsburger Hessingpark-Klinik als auf dem Fußballplatz. (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Die Kaderzusammenstellung wirft generell große Fragen auf. Beim FCA ging es in der Vergangenheit schlicht zu oft um Quantität statt Qualität. Vor einem Jahr verlängerte Reuter etwa ohne ersichtlichen Grund den Vertrag von Dauerreservist Georg Teigl bis 2022. Folglich ist der Kader völlig aufgebläht, sodass Spieler förmlich zum Wechsel gedrängt werden, notfalls mit Abfindungen. Offensichtlich wollen die Klubbosse damit auch die Hierarchie im Team brechen, denn „wir haben gerade in der Corona-Pause einiges über die Wichtigkeit von Teamfähigkeit und Loyalität dem FC Augsburg gegenüber gelernt“, wie Vorstand Klaus Hofmann jüngst im AZ-Interview erklärte. Einige Spieler im Team sollen diese wohl stören, weswegen nun das große Aussortieren ansteht. Andreas Luthe etwa, der in Augsburg von keinem der Bosse je richtig geschätzt wurde, könnte damit bald das Baier-Schicksal blühen: Führungsspieler, auf Wiedersehen.

Warum fehlt seit Marvin Hitz die Konstanz im FCA-Tor, Herr Reuter?

Die Transferpannen gipfeln derweil im Torwart-Debakel. Nach dem Hitz-Wechsel setzte Reuter auf Fabian Giefer. Der Ex-Düsseldorfer konnte sich seinerzeit auf Schalke nicht durchsetzen und wurde von S04 deshalb ohne jede Spielpraxis für ein halbes Jahr zu Bristol City verliehen. Selbst dort war Giefer am Ende kein Stammspieler mehr. Und das in der zweiten englischen Liga. Reuter griff dennoch zu und lotste den Keeper nach mickrigen 14 Spielen in drei Jahren an den Lech. Der Rest ist Geschichte.


In Mainz führt der FCA bis zur 87. Minute mit 1:0, dann dreht der FSV dank Giefers Katastrophen-Patzern die Partie. Weil der Keeper auch im nächsten Spiel gegen Bremen schlecht aussieht, ist er den Stammplatz bereits am 5. Spieltag wieder los. Luthe übernimmt. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Vor einem Jahr versuchte Reuter seinen Fehlgriff zu korrigieren und präsentierte die große Lösung Tomas Koubek. Der Manager machte den Tschechen mit kolportierten 7,5 Millionen Euro Ablöse prompt zum viertteuersten Torwart der Bundesligageschichte. Folglich hätte man schon etwas erwarten können vom Neuzugang aus Rennes. Doch Koubek entwickelte sich zum mit Abstand größten Flop der Vereinsgeschichte. Wie gut, dass der Schuldige für die Keeper-Krise bereits gefunden ist. Mit Torwarttrainer Zdenko Miletic wurde zum Saisonende nicht verlängert und es wirkt so, als wolle man den vereinstreuen 52-Jährigen für die Koubek-Patzer verantwortlich machen. Eine Farce, die die gern gepriesenen Familienwerte weiter konterkariert. Statt von Mile sollte man sich lieber von Koubek verabschieden, doch ob man ihn überhaupt wieder los wird, ist mehr als fraglich. Falls ja, darf sich Reuter wohl auf ein krasses Minusgeschäft einstellen.

Als mutmaßlich neue Nummer Eins wurde nun Rafal Gikiewicz verpflichtet. Ob dadurch endlich Ruhe zwischen den Pfosten einkehrt, ist derzeit noch unklar. Denn der FCA hat vielmehr ein neues Problem geschaffen, statt das alte zu lösen.

Warum haben Sie das Gregoritsch-Angebot aus Bremen nicht akzeptiert, Herr Reuter?

In den letzten Jahren machte sich Reuter unterdessen einen Namen als knallharter Verhandlungspartner. Das mag sich einige Male ausgezahlt haben, ging aber eben auch nach hinten los. Im vergangenen Sommer hätte Werder Bremen gerne Michael Gregoritsch verpflichtet, doch der Deal scheiterte wegen den zu hohen Ablöseforderungen des FCA. Also blieb der Österreicher bei Rot-Grün-Weiß, spielte überhaupt keine Rolle und schimpfte sich im „Hauptsache weg“-Interview den Frust von der Seele: „Bei aller Liebe, aber ich habe jetzt ein halbes Jahr praktisch nicht gespielt. Da kann man sich nicht hinstellen und wieder eine zweistellige Millionensumme verlangen.“ Tatsächlich werden derartige Sphären nach seiner Leihrückkehr aus Gelsenkirchen nun – auch wegen Corona – wohl nicht mehr erreicht. Ähnliches gilt für Marco Richter und vor allem Philipp Max. Es ist sehr schön, dass beide noch in Augsburg unter Vertrag stehen, doch das werden sie gewiss nicht ewig tun. Den Moment der höchsten Ablösesumme hat Reuter verpasst.

Warum durfte ich nicht gehen? „Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich hätte wechseln können, es hat ein Angebot auf dem Tisch gelegen“, poltere Michael Gregoritsch im November 2019. Kurz darauf wurde er vom FCA sanktioniert und zum FC Schalke verliehen. Nun ist der Österreicher wieder zurück. (Photo by Ronny Hartmann/Bongarts/Getty Images)

Schuster, Baum, Schmidt – wer von diesen Trainern hat beim FCA funktioniert, Herr Reuter?

Neben den Verfehlungen auf dem Transfermarkt ist Reuter in jüngster Vergangenheit auch verantwortlich für die unruhige Lage auf dem Trainerstuhl. Seit Markus Weinzierl hat sich kein Coach nachhaltig etablieren können. Dirk Schuster wurde nach nicht einmal einem halben Jahr entlassen. Als Grund nannte Reuter „unterschiedliche Auffassungen über die weitere sportliche Ausrichtung und die Art und Weise, wie der FCA Fußball spielen will.“ Dass Schuster nicht gerade mit Offensivdrang auffällt und mit seiner destruktiven Spielweise versucht, den Gegner zu zermürben, hätte man aus seiner (zugegeben erfolgreichen) Zeit beim SV Darmstadt jedoch auch vorher wissen können.

Auf Schuster folgte NLZ-Chef Manuel Baum. Erst „bis auf Weiteres“, dann als Chefcoach. Der Taktik-Experte schien einige Profis jedoch zu überfordern. „Ich kann nichts Positives über ihn sagen“ meinte Ex-Verteidiger Martin Hinteregger im Januar 2019 nach dem zehnten sieglosen Spiel in Serie. Im April wurde Baum dann entlassen und von Martin Schmidt beerbt.

Die Chemie schien am Anfang zu passen, doch auch diese Beziehung fand ein jähes Ende. Gerade einmal 32 Spiele war Martin Schmidt im Amt, dann setzte ihn Reuter vor die Tür. (Photo by Christof STACHE / AFP)

Der sympatische Schweizer führte den FCA in den verbleibenden sechs Spielen zum Klassenerhalt. Insgesamt war aber auch Schmidt nicht die nachhaltige A-Lösung an der Seitenlinie. Vor der Corona-Unterbrechung feuerte ihn Reuter dann und lotste seinen früheren Teamkollegen Heiko Herrlich nach Schwaben. Auch der Ex-Stürmer schaffte den Klassenerhalt, jedoch mit einem schlechteren Punkteschnitt als sein Vorgänger. Wow. In den gut vier Monaten Amtszeit sorgte der gebürtige Mannheimer zudem für die ein oder andere Negativschlagzeile, was für zusätzliche Unruhe im und um den Verein sorgte. Der FCA ist mittlerweile eben Für Chaos Anfällig.

In die Chefcoach-Diskussionen reiht sich auch ein weiteres unrühmliches Kapitel der Reuter-Ära. Mitten im Ärger um Caiuby und Hinteregger, der in der Suspendierung gipfelte, präsentierte der Manager Ende Januar 2019 Jens Lehmann als neuen Co-Trainer. Puh. Wirklich zusammen passte das letztlich alles nicht. Deswegen waren wohl auch nur wenige FCA-Fans traurig, dass nach Baums Entlassung im April auch für Lehmann Schluss war.

Reuter im Zentrum der Kritik – doch auch über Hofmann darf diskutiert werden

Stefan Reuter mag bei den aufgelisteteten Fehlern gewiss als maßgeblicher Entscheidungsträger aufgetreten sein, fällt die Kaderplanung und Trainerbesetzung doch in seinen Kompetenzbereich. Doch der Fisch stinkt immer vom Kopf her, wie es so schön heißt. Soll bedeuteten, bei all der Kritik an Reuter darf nicht vergessen werden, dass auch Klaus Hofmann hinterfragt werden kann. Der Vorstandschef, der nur allzu gerne vom familiären Verein spricht, trägt Miletics und Baiers Degradierung mit, hat als mächtigster Mann im Klub eigentlich auch das letzte Wort. Als einst Baum und Lehmann entlassen wurden, musste auch Stephan Schwarz gehen. Der technische Direktor, wie Reuter seit 2012 beim FCA, galt als Vertrauter des Managers, kennen sich die beiden doch aus gemeinsamen Zeiten bei 1860 München. Es soll zwar auch zwischen ihm und Reuter Differenzen gegeben haben, doch der Schluss liegt nahe, dass diese Entscheidung insbesondere von Hofmann gefällt wurde.

Klaus Hofmann ist seit Dezember 2014 Vorstandsvorsitzender des FC Augsburg – und hat dementsprechend viel Macht. Die Hofmann Investoren GmbH besitzt 99 Prozent der Anteile der Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Mit diesen Zeilen sollte deutlich werden, dass beim FC Augsburg in jüngster Vergangenheit einiges schief gelaufen ist. Der Fall Baier ist hier nur die Spitze des Eisberges. Klar ist auch, dass im Knallhart-Business Bundesliga nicht immer alles ohne Störgeräusche ablaufen kann, sonst wäre es ja auch langweilig. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich als kleiner FCA an den Chaos-Klubs der Beletage orientieren muss. Aus diesem Grund: Zurück zu den Wurzeln! Zu den Werten des Familienklubs, des Underdogs, der mit klugen Entscheidungen und Ruhe Jahr für Jahr in der Bundesliga bleibt. Bisher ist dies gelungen, doch aktuell stellt sich die Frage, wie lange diese Mission noch gut geht? Ich bin gerne dazu bereit, Reuter, Hofmann & Co. noch eine Chance zu geben. Es könnte aber so langsam die letzte sein.

Unser Capitano

Donnerstag der 23.07.2020 und eine Ära geht zu Ende. Daniel Baier hat seinen Vertrag mit dem FC Augsburg einvernehmlich aufgelöst und wird in der kommenden Saison doch nicht mehr für den Verein in der Bundesliga auflaufen, für den er 11,5 Jahre seine Knochen hingehalten hat. 11,5 Jahre sind eine lange Zeit. Im Profifußball quasi eine Unendlichkeit. Es wurde zwar ein Abschiedsspiel vereinbart, aber der Abschied im Rahmen eines regulären Bundesligaspiels vor heimischen Publikum bleibt Daniel Baier verwehrt.

Ich habe mir nach dieser Nachricht einige Tage Zeit genommen, um diesen Abschied für mich einzuordnen. Wir haben hier im Blog den Abschied ad hoc kommentiert, weil die Vertragsauflösung kein gutes Licht auf den FCA werfen kann. Nicht wenn man den Vertrag erst im Januar verlängert hat und wenn es bei der Person um den verdientesten Spieler des FC Augsburg geht. Wenn man mit dem Spieler Stillschweigen zu Internas vereinbart und die Gerüchte über Daniel Baiers Widerstand gegen einen Gehaltsverzicht in Zeiten von Corona trotzdem mehrfach den Weg in die Öffentlichkeit finden (schämt euch ihr elendigen Plaudertaschen).

Für mich ist Daniel Baiers Abschied aber vor allem ein emotionaler Vorgang. Ein besseres Wort als Schock fällt mir nicht ein. Wie soll man es sonst nennen, wenn man ein Instagram-Video durchhält bis zu den Worten „Euer Capitano“ und einem an der Stelle immer wieder die Tränen kommen. Und ich wollte einige persönliche Worte dazu finden. So viele wie eben nötig.

Ich möchte schimpfen und argumentieren. Aber es nützt nichts. So oft habe ich Daniel Baier in Frankfurt spielen sehen. Es kommt kein weiteres Mal für den FCA dazu. Immer hat er gekämpft und alles gegeben. (Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Ich bin in den letzten 11,5 Jahren zweimal umgezogen, habe meine Frau geheiratet und bin Vater von zwei gesunden Töchtern geworden. In all der Zeit gab es immer eine Konstante: meine Liebe zum FCA und Daniel Baier in rot-grün-weiß. Nun ist er weg. Und ich fühle mich leer.

Muss man dabei über das Sportliche überhaupt noch etwas sagen? Daniel Baier zählt die Stationen in seinem Dankesvideo (ja, das mich immer wieder zum heulen bringt) kurz auf. Aufstieg, Klassenerhalte, Europa, Klassenerhalte. Über 350 massive Pflichtspiele. Nach Verhaeghs Abschied die Übernahme des Kapitänsamts. Das Spiel auf dem Platz hat er vorher schon gelenkt. Er war über Jahre unser bester Spieler. Ich habe bei Twitter die Frage in den Raum geworfen, ob es in den letzten 10 Jahren einen ähnlich konstanten 6er in der Bundesliga gab. Ich habe keine Antwort erhalten, die dies nahelegte. Ohne es nachzuschauen, würde ich wetten, dass kein Spieler in diesem Zeitraum so viele Bälle abgefangen hat wie er. Daniel Baier wurde – aus meiner Sicht – um die WM 2014 beschissen und hätte Nationalspieler und Weltmeister werden sollen. Er ist – auch zu seinen sportlich besten Zeiten – immer in Augsburg geblieben. Mit Sicherheit nicht, weil es keine anderen Angebote gegeben hätte.

November 14, 2008 in München: Daniel Baier noch mit der Trikotnummer 7 trifft zum ersten Mal für den FCA. Ich war im Stadion und vielleicht war es auch einfach sein bestes Tor. (Photo by Thomas Langer/Bongarts/Getty Images)

Baier ist dabei jemand, der in Augsburg nicht nur zu Gast ist. Er ist jemand, den in Augsburg jeder zu kennen scheint. Früher als Feier-Baier abends unterwegs, später im Café oder beim Einkaufen, hat man Baier auch gerne in der Stadt getroffen. Baier hat sich nie versteckt und war immer einer von uns. Das liegt auch daran, dass er ein Profi mit Ecken und Kanten war, der auch mal unbequeme Wahrheiten ausgesprochen hat. In der Saison vor der Europa League hat er den Zuschauerzuspruch in einer englischen Woche im Winter kritisiert. Ich fand die Aussage in der Sache falsch, aber es brauchte Mumm es zu sagen. Im platzte auch mal der Kragen. Fragt Hasenhüttl. Passiert jedem von uns und machte ihn nur noch sympathischer. Beim Familientag hat er dafür Kollegen auch mal dazu angehalten ein extra Autogramm zu schreiben.

Warum will man mit 36 Jahren überhaupt noch in der ersten Bundesliga seine Gesundheit aufs Spiel setzen? Wahrscheinlich nicht, weil man das Geld braucht. Ich glaube Daniel Baier hat davon geträumt, mit einem Erfolg seine Karriere zu beenden. Im Pokal noch einmal weit zu kommen. Oben zu schnuppern an den Europa League Plätzen. Als Team zu zeigen, dass der FCA es noch kann. Kann er es noch? Oh, wie sehr wollte ich das als Fan nochmal sehen. Wir werden es herausfinden. Die letzten beiden Jahre waren verloren. Wir sind als Club auf der Stelle getreten und haben uns dabei noch die Füße angeschlagen. Es ärgert mich sehr, dass Daniel Baier seinen Abschied nicht nach einem guten Jahr feiern kann.

Ob wir noch jemals eine solche Saison erleben werden wie 2015/16? Es wird für immer das erste Jahr europäischer Fußball für den FC Augsburg bleiben. Natürlich mit Daniel Baier. (Photo by Johannes Simon/Bongarts/Getty Images)

Gute Jahre kommen hoffentlich wieder. Aber nicht mit Daniel Baier. Die Angst, die ich als Fan habe, ist ganz einfach. Ich fürchte, dass der Traum zu Ende ist. Auch, weil jemand wie Daniel Baier fehlt. Weil man sich nicht mehr so sehr mit der 11 auf dem Rasen identifiziert. Mit Daniel Baier hat man mit gelitten und sich mit gefreut. Genau wie mit Mölders, Werner und Hitz. Ich habe mich mit diesen Spielern identifiziert, weil sie sich mit dem Club identifiziert haben. Und insgesamt waren es wohl die besten Jahre, um Fan des FC Augsburg zu sein. Wir mögen sportlich relevant bleiben. Aber wird es jemals wieder so geil?

Daniel Baier selbst vergönne ich dann bald, dass er auf unsere Seite wechselt. Es bleibt eine meiner Lieblingsgeschichten als er in 2012 als Fan zur EM gefahren ist und mit Bastian Schweinsteiger das Trikot getauscht hat. Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, dass Baier selbst nach einem Spiel auf die Tribüne schaut, einen sieht, sein Trikot hochwirft und fragt: „War geil heute, oder?“ und man antwortet: „Ja, war geil heute. Du bist der Größte.“ Ja, Daniel Baier – unser Capitano – du bist der Größte. Niemand kann Dir mehr nehmen, was Du in Augsburg geschaffen hast. Irgendwann benennen wir hoffentlich eine Tribüne nach Dir.

Und wenn in Augsburg die Mannschaften auf dem Weg in Richtung Rasen sind, dann wird an der Spitze dein o-beiniger Gang fehlen. Es wird fehlen, dass Du dem Schiedsrichter oder Gegenspieler in einer Unterbrechung den Arm um die Schultern legst und ihm ein paar nette Worte sagst. Deine Diskutiererei wird manchmal auch fehlen (aber nur manchmal). Und es wird fehlen, welchen Einfluss Du auf gegnerische Teams hattest. Deren Fans in den sozialen Medien sind alle heilfroh, dass ihre Teams nicht mehr gegen dich spielen müssen.

Das Foto entstand am 30. Juli 2011 im Niederrhein Stadion in Oberhausen. Ich habe mir beim Jubeln die Hose am Zaun zerrissen. Gerne möchte ich dich nach all den Jahren genau so umarmen wie Paul Verhaegh damals. (Photo by Friedemann Vogel/Bongarts/Getty Images)

Es war klar, dass wir uns zeitnah von Dir, Daniel Baier dem aktiven Bundesliga-Kicker, verabschieden hätten müssen. Wie lange wäre es ohne die Vertragsauflösung noch weiter gegangen? Das eine Jahr? Wahrscheinlich. Aber im Gegensatz zu den letzten Tagen hätten wir als Fans uns auf diesen Moment vorbereiten können. So durchleiden wir weiter diesen Schock. Aber es wird die Zeit kommen, da werden wir mit viel Stolz auf diese tolle Zeit zurück blicken und uns an den gemeinsamen Erinnerungen erfreuen. Denn diese gemeinsamen Erinnerungen, die kann dieser räudige Abschied uns nicht kaputt machen. Danke Dir Daniel Baier für diese vielen tollen gemeinsamen Erinnerungen. Ich habe vor kurzem meiner sechsjährigen Tochter vor dem Schlafengehen von Dir erzählt. Mach Dir keine Sorge, die Erinnerungen und deine Legende werden uns beide überleben.

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