Danke, Herr Hopp

Wie in der Spieltagsvorschau geschrieben, habe ich gerade Urlaub. Ich habe die Bundesliga abseits des Spiels unseres FCAs gegen Gladbach nur am Rande verfolgt und bin erst seit kurzem wieder im Lande. Im Nachgang habe ich nun vieles nachgelesen, was am Wochenende abseits des Rasens gerade bei den anderen Spielen passiert ist.

Die vielen Entwicklungen in diesem Zusammenhang überfordern einen ja doch. Jeden Tag tut sich nicht nur etwas neues, sondern immer eine ganze Menge. Wer gewartet hat, der konnte dann aber später auch viele gute, differenzierte Texte zum Thema lesen (z.B. hier, hier und hier). Nun hatten wir schon zu Anfang der Woche den Hang hier im Blog zu den Entwicklungen Stellung zu nehmen. Auch etwas zu sagen. Differenziert, aber auf den Punkt. Derweil reifte dann zumindest bei mir der Entschluss, die Entwicklungen etwas abzuwarten und sacken zu lassen. In der Lücke zwischen DFB-Pokal und Bundesliga nun hier meine Gedanken.

Eine kurze Zusammenfassung

Ich fasse kurz zusammen, was aus meiner Sicht passiert ist:

  1. Dietmar Hopp hat mit SAP einen der wenigen großen deutschen Softwarekonzerne gegründet und ein Vermögen erwirtschaftet. Damit hat der den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig gestärkt. Danke dafür!
  2. Dietmar Hopp hat dann – weil es die Politik nicht hin bekommt eine verfassungskonforme Vermögenssteuer einzuführen – sein Vermögen teilweise philantropisch in unterschiedliche soziale Projekte investiert. Danke dafür!
  3. Zudem hat Dietmar Hopp beschlossen seinen Heimatverein so mit Geld zu überschütten, dass es dieser in die Bundesliga schafft. Damit hat er frühzeitig aufgedeckt, wie wenig der DFB und die DFL wirklich 50+1 durchsetzen. Und wie viel der Verbände schlicht aufgesetzte Fassade ist. Damit hat er erheblich dazu beigetragen, die unterschiedlichen organisierten Fanszenen solidarisch zusammenrücken zu lassen. Danke dafür!
  4. Die Proteste der Fanszenen sind leider folgenlos geblieben und die Konstrukte haben sich zwischenzeitlich in der Bundesliga festgesetzt. Von mancher Kurve aus wurden die Proteste nachhaltig vorgetragen und auch im Ton verschärft. Fadenkreuze, sexistische Gesänge und Banner: für manche Fangruppierung gibt es in diesem Zusammenhang keine Grenze bei der Formulierung des Protests auf Bannern oder Spruchbändern. Der Protest rechtfertigt verbal und im Bild angeblich alles. Dietmar Hopp hat somit dafür gesorgt, dass die Fangruppierungen in ihrem Selbstverständnis über ihre Grenzen nachdenken mussten. Danke dafür!
  5. Nun ist es zwischen den organisierten Fanszenen und den Verbänden seit langem ein hin und her. Die Verbände haben sich ein eigenes Justizsystem geschaffen und es ist seit langem schwierig zu Kompromissen zu kommen. Immer wieder rücken die Verbände einseitig von getroffenen Zusagen ab. Dietmar Hopp hat mit seinem Widerstand gegen Beleidigungen unter der Gürtellinie, die Verbände dazu bewegen können, erneut eine Zusage aufzubrechen, indem gegen die Dortmunder Fans eine Kollektivstrafe ausgesprochen wurde. Es wurde dadurch klar, dass den Zusagen der korrumpierten Verbände weiterhin nicht zu trauen ist. Danke dafür!
  6. Danach haben sich die Fanszenen nun direkt wieder solidarisiert und mit diversen Spruchbändern und Bannern ihre Solidarität mit den Dortmundern gezeigt. Die Person Hopp und deren Beleidigung war dabei lediglich Mittel zum Zweck (siehe Schickeria-Stellungnahme). Die Beleidigungen in Richtung Dietmar Hopp haben aber gezeigt, dass die Verbände einschreiten könnten, wenn Sie denn wollten. Dafür haben sie den 3-Stufen-Plan wiederentdeckt, der rassistischen und diskriminierenden Fällen vorbehalten sein sollte. Den Plan könnte man ja aber auch in genau diesen Fällen in Zukunft gut anwenden (z.B. im Fall von rassistischen Beleidigungen gegen Jordan Torunarigha). Danke dafür!
  7. Dazu hat das nachhaltige Vorgehen Dietmar Hopps gegen den Protest und die Beleidigungen dafür gesorgt, dass in diesem ganzen Zuge erneut breiter und kritischer über 50+1, die Rolle der Verbände und den „modernen Fußball“ diskutiert wird, als jemals (oder zumindest seit langem). Man stelle sich vor, er hätte alles schlicht hingenommen. Der Protest hätte mittlerweile keine mediale Plattform mehr. Danke dafür!

Man könnte nun kurz annehmen, dass dank konsequenter Umsetzung des 3-Stufen Plans die Stadien ein Ort ohne Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und anderer diskriminierender Verhaltensweisen würden. Ohne offene Homophobie könnten wir zeitnah erste offen homosexuelle Spieler im Stadion begrüßen. Der Fußball hat eine tolle, verbindende Funktion. Wenn diese weiter gestärkt würde, so wäre dies toll. Die solidarischen Fanproteste und ein Einlenken des DFB könnte doch für alle positive Folgen haben. Für was man Dietmar Hopp dann noch alles zu danken hätte.

Nicht-endende Probleme

Kurzfristig ist dies alles leider nur ein entfernter Traum. Noch ist nicht alles gut und wird es auch kurzfristig nicht werden. Das liegt unter anderem an folgenden Problemen, die weiterhin bestehen:

  • Der DFB und viele andere Personen/Organisatoren stellen einen Zusammenhang zwischen Hopp-Bannern und -Spruchbändern und dem bestürzenden rassistischem Anschlag in Hanau her. Dies macht mich sauer, dass man rein zur öffentlichen Rechtfertigung unangemessener Maßnahmen solch sachfremde Vergleiche anstellt, und damit rassistische Anschläge wie in Hanau verharmlost.
  • Die Staatsanwälte drehen hohl und verfolgen die Beleidigungen gegen Hopp mit ca. 400 Einsatzstunden vor Strafantrag und ohne, dass Hopp als Zeuge aussagen muss. Bei Twitter wird von einer #LexHopp gesprochen. Dies alles, wo es wirklich drängendere Probleme gibt.
  • Beleidigt wird trotzdem auch noch in deutschen Fußballstadien. Manuel Neuer wurde mehrfach und wiederholt im DFB-Pokal Spiel auf Schalke genau so sexistisch beleidigt, wie auch Dietmar Hopp zuletzt. Bei Manuel Neuer ist das aber wohl ok, und auch die eigene Mannschaft sieht dann nicht die Notwendigkeit den Platz zu verlassen. Der Sponsor kommt vor dem eigenen Spieler. Es ist erbärmlich.
  • Dazu zeigen die Fragen der Zweitligisten an die Verbände, dass sich vor der Causa Hopp niemand Gedanken zur Anwendung des 3-Stufen Plans gemacht und diese kommuniziert hatte. Es gibt einiges zu klären, bevor der 3-Stufen-Plan sinnvoll wie vorgesehen in rassistischen und diskriminierenden Fällen zur Anwendung kommen könnte. Ich befürchte eher, dass der Plan in ein paar Wochen einfach wieder in der Schublade verschwindet, aus der man ihn gezerrt hat.
  • Mit der Umsetzung des 3-Stufen-Plans wird noch mehr Verantwortung bei den Schiedsrichtern abgeladen. Sie müssen nun aus dem Stand Banner und Spruchbänder beurteilen. Dies wird weiterhin zu Fehlern führen, wie am Wochenende bei der Beurteilung von Spruchbändern der Unioner gesehen.
  • Die Investoren in der Liga haben nicht dazu geführt, dass die Liga ausgeglichener geworden wäre. Hoffenheim ist ein langweiliger Mittelfeld-Club geworden, genau wie Wolfsburg vorher schon. Das Strohfeuer der Erstinvestition ist vorüber. Auch mit Investoren wird die Liga nicht aufregender. Die Einschätzungen der Verbände, die sich durch eine weiche Auslegung der 50+1 Regel mehr sportlichen Wettbewerb versprochen hätten, waren in den meisten Fällen falsch. In Leipzig bleibt abzuwarten, was passiert, wenn die ersten Jahre vergangen sind.

Ich habe mich an dieser Stelle schon vorher deutlich gegen sexistische und gewaltverherrlichende Beleidigungen positioniert (und bin damals von FCA Fans dafür angegangen worden). Derweil hat der Fußball vieles lange toleriert. Fans und Vereine verhalten sich z.B. regelmäßig rassistisch (nachdem Clemens Tönnies bei Schalke ohne weitere Konsequenzen zurück im Amt ist nach seinen rassistischen Äußerungen, hat sich zuletzt RB Leipzig erst wieder rassistisch verhalten). Zuerst darf sich hier jeder an die eigene Nase packen und das Thema offen als solches ansprechen, wenn es im eigenen Umfeld vorkommt – beim eigenen Verein oder beim Nebenmann oder der Nebenfrau im Block im Stadion.

Die Lösung

Die Lösung kann aus meiner Sicht nur im Dialog liegen. Werder Bremen hat vorgemacht, wie ein Verein hier öffentlich die Führung übernehmen kann. Ich würde mir wünschen, dass der FCA hier ähnlich kommuniziert und dabei mit den eigenen Fans zusammen nach Lösungen sucht, um Rassismus und Diskriminierung im eigenen Umfeld bewusst zu verringern. Vielleicht führt Dietmar Hopps nachhaltiges Engagement gegen manche Fans jetzt auch dazu, dass mancher Verein sich hinter seine Fans stellt. Aktiv und sichtbar. #Augsburghältzusammen nicht nur, wenn es um Marketing geht. Dann sage ich gerne: Danke, Herr Hopp.

Eine Mannschaft ohne Identität

Was hatte ich mich auf das Spiel in Frankfurt gefreut. Es war ingesamt eine bemerkenswert schlechte Woche für mich. Erst war ich krank und danach kamen vor allem arbeitsbedingt schwierige Nachrichten auf mich zu, mit denen ich umgehen musste. Eine Woche, in der ich meinen Kompass auf Freitagabend ausgerichtet hatte. Hoffnungsfroh nach der zweiten Halbzeit gegen Bremen, in der mein liebster FCA einen Rückstand gedreht und das Spiel gewonnen hatte. In Frankfurt hatte die Mannschaft in der letzten Saison auch ein wundervolles Erfolgserlebnis gefeiert. Ich war im April live dabei und so fieberte ich zusammen mit meiner Crew auch dieses Mal frohen Mutes dem Spiel entgegen. Ich habe nicht nach den ersten Rückschlägen aufgegeben. Am Abend stand ich pünktlich auf der Tribüne, die Augen aufs Ziel gerichtet.

Für Glanz und Gloria

Wir liefen in der Februarkälte zum Stadion. Es war klar, dass es ungemütlich werden würde. Es war klar, dass die Frankfurter nach den ersten Spielen der Rückrunde und dem Pokalsieg gegen Leipzig Selbstvertrauen getankt hatten. Umso größer war die Aufgabe, umso größer wäre der potentielle Sieg am Ende des Abends zu werten, umso beschwingter würden wir das Wochenende erleben und kurz den grauen Alltag und unsere Probleme vergessen können. In der ersten Halbzeit wurden unsere Erwartungen auch noch erfüllt. Die Mannschaft hatte Chancen, die sie nicht zu nutzen wusste (oder die Kevin Trapp leider großartig vereitelte) und die Eintracht kam nach ca. 40 Minuten zu einfach zum Führungstreffer. Es stand wie in der Vorwoche gegen Bremen 0:1. Alles war noch drin. Der Rückstand würde die Geschichte nur noch besser machen. Eine weitere Legende, die wir unseren Kindern und Enkeln erzählen könnten. Was danach folgte, kann nicht anders als ein Offenbarungseid bezeichnet werden.

Ihr werdet die feiernden Frankfurter wieder los. Mich werden sie eine ganz Weile verfolgen. Habe ich erwähnt: ich wohne in Frankfurt. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Nun ist noch nicht viel Zeit vergangen seit diesem traumatischen Erlebnis und ich bin in dieser Saison vorgeschädigt. Ich war auch schon in Gladbach auswärts dabei. Da ging das Spiel 5:1 für die Gladbacher aus, und die erste Halbzeit in Gladbach sah der zweiten in Frankfurt in mancher Hinsicht sehr ähnlich. Es war auch kalt, aber in Gladbach regnete es dazu noch. Ich vertrete auch die Meinung, dass ich eine persönliche Erklärung dafür verdient habe, was in diesen zwei Auswärtsspielen passiert ist. Aber nachdem die Erklärungen bisher äußerst mau sind, will ich mal anfangen zu erzählen, was gestern – mal wieder – passiert ist. Und zu welchen Einschätzungen ich gelangt bin.

Die Taktik

Adi Hütter, der Frankfurter Trainer, hat sehr gut erkannt, wie man uns Augsburgern momentan das Leben schwer machen kann. Wenn wir wie gegen Frankfurt mit Finnbogason/Niederlechner in der Kombination spielen, dann erzeugt das eine dauerhafte Unterzahl im zentralen Mittelfeld. Baier und Khedira standen Ilsanker, Kohr und Gacinovic gegenüber. Das Frankfurter Trio ist dabei so körperlich und aggressiv, wie man es sich nur vorstellen kann. Das Ergebnis war, dass wir gerade im Spiel mit dem Ball diesen zu schnell verloren, und Frankfurt dann im eigenen Spiel mit dem Ball durch Verlagerungen auf die Flügel und eintrainierte Spielzüge eine Überzahl schnell ausnutzen konnte.

Eine Folge dieses Problems ist auch, dass Frankfurt ca. 60% der Zweikämpfe gewonnen und mehr Fouls gespielt hat. Wir sind, wie z.B. gegen Union Berlin, nicht in die Zweikämpfe gekommen und haben diese weniger aggressiv geführt. Martin Schmidt hat dann Finnbogason aus- und Löwen eingewechselt, um im zentralen Mittelfeld stabiler zu stehen und damit überhaupt eine Chance im Spiel zu haben. Allein, es war schon zu spät. Und gegnerische Mannschaften wissen mittlerweile, dass man uns durch Körperlichkeit und Aggressivität aus dem Konzept bringen kann. Darauf müssen wir uns in den nächsten Spielen einstellen. Der Trainer kann seinem Team helfen, wenn er in zentralen Bereichen des Feldes, Wege findet, um diese Unterzahlsituationen zu vermeiden.

Die Reaktion auf das zweite Tor

Die Niederlage rein der taktischen Ausrichtung anzulasten, wird schwierig. Gerade auf den Flügeln hätten wir Möglichkeiten gehabt, um für Unruhe in der Frankfurter Hintermannschaft zu sorgen und unsere beiden zentralen Abschlussspieler hätten potentiell ja auch mehr zum Abschluss kommen können. Nachher ist da immer ein jeder schlauer. Was allerdings hilfreich gewesen wäre, ist, deutlich länger ohne Gegentor zu bleiben bzw. das Spiel offen zu halten. Die beiden ersten Gegentore waren nicht besonders extravagant herausgespielt, sondern sind individuellen Fehlern zuzuschreiben.

Timothy Chandler konnte sein Glück nicht fassen. Er profitierte von den Lücken in der Augsburger Abwehr. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Beim ersten Tor kommt der Ball zu Chandler, der sich im Vergleich zu seinem Gegenspieler überaus filigran dreht und dann sehr gut abschließt. Die Fehlerkette vom Ballverlust bis zum Tor war lang. Das zweite Gegentor fällt dann, weil wir einen Standard schlecht verteidigen. Beide Tore weisen auf Unkonzentriertheiten hin. Auf diesem Niveau kann man sich solche Fehler nur selten erlauben.

Große Freude bei der Eintracht. Möge sie in dieser Saison anhalten und wir uns nächstes Jahr revanchieren. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Entscheidender ist allerdings die Reaktion danach. Es ist nicht so, dass es dann auf dem Platz mal lauter wird. Das jemand den anderen anschreit und wachrüttelt. Durch Körperlichkeit ein Zeichen setzt. Sich ne gelbe Karte abholt und ein Ruck durchs Team geht. Geschlossen wird dann aufgehört zu spielen. Führungsspieler sind untergetaucht. Gibt es eine Struktur im Team und wer übernimmt dann die Verantwortung?

So kassiert man dann das dritte Gegentor (wie frei der Frankfurter einköpfen konnte. Wahnsinn). Dazu kurz vor dem Ende die Tore vier und fünf. Was ich von der Tribüne aus nächster Nähe beobachten konnte, war der mentale Zusammenbruch des gesamten Teams. So als würde ich nach 6 Stunden eines beschissenen Tages aufhören zu arbeiten und aufgeben. Kein Verhalten mit dem man sich als Fan identifizieren kann, wenn man sich die ganze Woche im Alltag abgemüht hat. Mit solch einer Einstellung wäre ich am Freitag überhaupt nicht erst auf der Tribüne gestanden. Solches Verhalten will ich in rot-grün-weiß nicht sehen.

Eingeständnis des Versagens

„Einmal ist keinmal und zweimal ist einmal zuviel“ hat einer meiner Lehrer in der Schule früher gesagt. Und so könnte man dieses Spiel leicht abhaken, wenn ein solcher Zusammenbruch nun das erste Mal vorgekommen wäre. Martin Schmidt ist nun seit April letzten Jahres im Amt. Aus dem Stand kann ich die Zusammenbrüche seines Teams schon gar nicht mehr alle rekapitulieren. Das 1:8 in Wolfsburg am letzten Spieltag der letzten Saison ging uns noch recht am Arsch vorbei. Es war das erste Mal. Am ersten Spieltag die zweite Halbzeit in Dortmund war dann schon schlimmer. Dann kam das 1:5 in Gladbach und jetzt wieder ein 0:5 in Frankfurt. Wenn Martin Schmidt in der Pressekonferenz behauptet, dass die zweite Halbzeit gegen Frankfurt die bisher schlechteste der Saison war, dann gab es zumindest schon hochkarätige Konkurrenz in seiner Amtszeit.

Bilder eines Zusammenbruchs. Ich bin so leid sie zu sehen. Diese Zusammenbrüche müssen ein Ende haben. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Martin Schmidt hat in der besagten Pressekonferenz deutliche Worte in Richtung Mannschaft gefunden: „Das war eine Katastrophe. Zuerst den Schneid abkaufen lassen in Sachen zweite Bälle, Zweikampfführung. Dann irgendwann auch die Mentalität abkaufen lassen. Und am Schluss noch ne Packung gekriegt. Heute war keiner der Spieler, außer vielleicht der Torhüter, gut. Und wenn alle Spieler nicht gut sind, dann ist meistens der Grund im mentalen Bereich zu suchen. Was war los mit der Konzentration in der zweiten Halbzeit? Was war los mit dem Team nach dem 2:0? Da war wieder der Stecker gezogen. Warum fallen wir in uns zusammen?“

Als ich die Aufzeichnung der Pressekonferenz am Tag nach dem Spiel gesehen habe, ging mir direkt die Hutschnur hoch. Ja, was war denn los, Martin Schmidt? Das ist doch dein Team, das da auf dem Rasen steht. Deine Mannschaft, die deine Mentalität als Führungskraft widerspiegelt und die Werte, die du vermittelst. Diese Klatschen sind nun mehrmals vorgekommen. Mehr als einmal. Einige Male zu viel. Es ist unerträglich. Und Du bist dafür verantwortlich.

Resilienz

An dieser Stelle müssen wir uns mit Resilienz beschäftigen. Resilienz bedeutet psychische Widerstandskraft – und insofern gebe ich Martin Schmidt Recht, als dass die Probleme im mentalen Bereich liegen. Wie widerstandsfähig ist die Mannschaft bzw. die einzelnen Spieler in schwierigen Situationen? Die Klatschen deuten darauf hin, dass die psychische Widerstandsfähigkeit gesteigert werden muss. Die Spieler müssen auf diese schwierigen Situationen vorbereitet werden, so dass sie die Situation erkennen und richtig reagieren können. Ihre gewünschte Option A: „Das Spiel gewinnen“ gerät ins Wanken. Es ist wichtig, dass den Spielern in diesen Situationen bewusst ist, dass sie ihre Option B dann immer noch gestalten können. Option B könnte enden als „Klatsche und Schmach“ oder als „Aufgebäumt, alles reingeworfen und knapp verloren“.

„Aufgeben und überfahren lassen“ ist keine Option B, die tolerierbar ist. Einsatz und Kampf bis zum Abpfiff ist das, was jede Option B beinhalten muss. Und das ist im mentalen Mindset der Spieler abhanden gekommen. Fußball ist eben keine rein körperliche Angelegenheit. Auch die mentale Ausbildung der Spieler ist von einiger Bedeutung. Gerade mit unserem jungen, neu zusammengestellten Kader scheint die Ausbildung der Mannschaft in diesem Bereich noch verbesserungswürdig zu sein. Es ist mir wichtig an dieser Stelle festzuhalten, dass ich nicht glaube, dass die Mannschaft oder einzelne Spieler nicht wollen. Sie haben in schwierigen psychologischen Situationen unter erheblichem Druck „nur“ nicht gut reagiert. Sie brauchen weiterhin Unterstützung und Aufmunterung. Es macht keinen Sinn sie auszupfeifen bzw. zu beschimpfen. An den Problemen kann man arbeiten. Muss man arbeiten.

Fehlerkultur

Dazu kommt, dass wir zur einer gesunden Fehlerkultur zurückfinden müssen. Und damit meine ich nur am Rande, dass wir in der Lage sein müssen, Fehler einzugestehen. Die Mannschaft hat aus meiner Sicht kein Problem damit zuzugeben, dass sie am Freitag ihre Leistung nicht gebracht hat. Die Jungs sind quasi geschlossen in der Kurve gestanden und haben sich die direkten Reaktionen der Fans angehört und sich für den Support bedankt. Was da teilweise von den Rängen kam, war deutlich unter der Gürtellinie. In den Stunden der Niederlage zeigt sich dann doch am ehesten, wer zu einer menschlichen Reaktion auf Fehler in der Lage ist und da haben im Block doch einige versagt.

Ich beziehe diesen Punkt trotzdem eher auf die Rotation in der Mannschaft. Auch wenn die ersten Spiele nicht besonders prickelnd waren, so hat Martin Schmidt prinzipiell an seiner Stammmannschaft festgehalten. Individuelle Fehler sind menschlich und prinzipiell in Ordnung. Gehäuft müssen sie allerdings Konsequenzen haben. Die Spieler aus der zweiten Reihe müssen darauf drängen sich beweisen zu dürfen. Und diejenigen, die zum Einsatz kamen, müssen für gehäufte Fehler die Konsequenzen tragen und auf der Bank Platz nehmen. Irgendeinen Vorteil muss der große Kader haben, bei dem die Leistungsdichte so hoch ist wie nie. Zumindest gingen wir davon bisher aus. Ob es Martin Schmidt in diesem Kader schafft den Konkurrenzkampf hoch zu halten, müssen wir noch abwarten. Aber vielleicht sind die Unkonzentriertheiten auch darauf zurückzuführen, dass man sich in der Mannschaft durch den fehlenden intensiven Konkurrenzkampf nicht zu Topleistungen pusht?

Besser gegen Freiburg

Alles in allem steht nicht zu befürchten, dass es gegen Freiburg weiter geht, wie es gegen Frankfurt aufgehört hat. Martin Schmidt hat die Schwere der Niederlage erkannt. Fehler wurden von ihm in der taktischen Einstellung als auch von den Spielern auf dem Feld gemacht und der Spielverlauf hat uns nicht in die Karten gespielt. Wer weiß, was mit einem frühen Führungstor möglich gewesen wäre. Mit 26 Punkten haben wir immer noch 8 Punkte mehr als in der letzten Saison (und 5 weniger als vor zwei Jahren). Es läuft nicht alles optimal, aber doch einiges richtig.

Wir werden wieder Feiern, das ist klar. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Mir ist dabei besonders wichtig, dass diese Mannschaft die sportliche Identität des FC Augsburg wiederfindet, so dass man sich als Fan auf der Tribüne mit den Jungs auf dem Rasen jederzeit identifizieren kann. Verlieren ist nicht schlimm, genau wie einzelne Fehler. Und ich tausche mit jedem Spieler Hoody gegen Trikot nach einem Spiel in der Kälte. Aber bei allem was mir an dieser Sache liegt: dafür müssen alle 100% geben in den 90+X Minuten des Spiels. Und am Freitag nach dem Spiel hätte keiner auf der Tribüne eines dieser Trikots gewollt. Weil es einem das Herz bricht, wenn die eigene Mannschaft ihre und damit unsere Identität mit Füßen tritt. Und so muss dieses Team nun erst wieder herausfinden, für was es steht. Man will ihnen zurufen: Wir sind für euch da. Schaut uns an und kämpft für uns. Mehr braucht es doch nicht.

10 Jahre Daniel Baier: eine Erinnerung, wer der Beste ist

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der Fußball zelebriert den Kult um ehemalige Spieler nicht in dem Umfang, wie das in den USA im Football oder Basketball gemacht wird. Wenn verdiente Spieler abtreten werden dort deren Nummern nicht mehr vergeben, sie werden in den sog. „Ring of Honor“ oder in die „Hall of Fame“ aufgenommen. Der Kult um ehemalige Spieler wird deutlich aufwändiger betrieben. Es gibt eine bewusste Erinnerungskultur im Hinblick auf die Leistung der Ehemaligen.

Auch gegen den SV Werder Bremen dirigierte der Maestro Daniel Baier sein Team erneut. Mal wieder mit Erfolg. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Aber auch in Augsburg ist ein gewisser Personenkult für unsere verdienten Spieler angekommen. Vor dem Stadion steht eine Statue zu Ehren von Helmut Haller, die Stehplatztribüne der Heimfans trägt den Namen von Uli Biesinger. Weitere Ehrungen wird es auch in der Zukunft geben. Die Ehrung des Spielers, der im Trikot des FCAs die größten sportlichen Leistungen erbracht hat, wurde gerade erst wieder um ein Jahr verschoben: Daniel Baier.

Baiers Bedeutung für den Augsburger Fußball

Daniel Baier steht mittlerweile seit fast genau 10 Jahren in festen Diensten des FC Augsburg. Davor war er schon an den Club ausgeliehen. Er kam im Winter 2010 im Alter von 25 Jahren aus Wolfsburg zum FCA und ist mittlerweile fast ist im Fußballrentenalter angelangt. Wobei er die Rente gerade noch einmal verschoben hat. Er führte den FCA in die erste Liga und ist bisher nicht einmal mit ihm abgestiegen. Alles in allem hat er knapp 350 Pflichtspiele für den FCA absolviert. In den meisten Fällen agierte er aus dem defensiven Mittelfeld heraus, und verteidigte unser Tor, indem er wie kein anderer Pässe der Gegenspieler antizipierte und abfing. Im Spielaufbau war er oft der Rhythmusgeber des FC Augsburg der aus der Tiefe den Spielaufbau dirigierte. Dazu hatte er immer Zeit für einen Plausch mit dem Schiedsrichter oder seinen Gegenspielern. Alles in allem war er in den letzten 10 Jahren der prägendste Spieler, der das Trikot unseres Vereins getragen hat. Er ist wohl auch der sportlich wichtigste Spieler, der jemals das Trikot des FCA getragen hat.

Vergleich mit den Legenden

Diese Aussage erfordert natürlich, dass man ihn mit den anderen Vereinslegenden vergleicht. Uli Biesinger war ein Knipser, der für den FCA in der ersten Liga und in tieferen Ligen in 222 Spielen ganze 121 Tore erzielt. Er wurde zudem für die deutsche Nationalmannschaft nominiert, während er für den FCA spielte. Er ist dennoch mit dem FCA abgestiegen und der FCA konnte sich mit ihm nicht in der ersten Liga etablieren. Tore alleine sind kein Garant für sportlichen Erfolg. Biesinger war ein Riesenspieler für den FCA, Daniel Baier konnte er aber nur in einem Punkt übertreffen: beim Tore schießen.

Haller und Biesinger gemeinsam auf einem Foto anlässlich der Fußball WM 2011 in Augsburg. (Photo by Thomas Langer/Bongarts/Getty Images)

Bleibt offensichtlicherweise Helmut Haller übrig, der der beste Spieler ist, der jemals das Trikot des FC Augsburg getragen hat. Leider spielte er zu seiner absoluten Hochzeit nicht im FCA Trikot. Als Hallers Karriere so richtig in Fahrt kam, 1962 nach seiner ersten WM-Teilnahme im Alter von 22 Jahren, wechselte Haller von Augsburg nach Bologna und kam erst wieder im Alter von 33 Jahren im Herbst seiner Karriere zurück. Haller spielte seinen besten Fußball in Italien als er mit Bologna und Juventus Titel holte und sogar einmal zu Italiens Fußballer des Jahres gewählt wurde. Den FCA konnte auch er nicht mehr in die erste Liga führen, auch wenn er der Stadt sportliche Hoffnung schenkte. Haller war zu seinen Spitzenzeiten Weltklasse. Baier hat ihm voraus, dass Baier seine fußballerisch besten Zeiten im FCA-Trikot erlebte.

Bis zum Ende und noch viel weiter

Aber genau wie auch Hallers und Biesingers Karrieren wird auch Baiers Karriere leider irgendwann zu Ende gehen. Auch wenn es 2021 vielleicht noch nicht soweit sein sollte. Baier soll gerne so lange spielen, wie sein Körper mitmacht und er Lust hat sich in die Duelle zu werfen. Aber am Ende seiner Karriere – und ich hoffe sehr, dass er nie ein anderes Trikot als das des FCA mehr tragen wird – wird er hier in Augsburg gebührend verabschiedet werden müssen. Erwachsene Menschen werden Tränen verdrücken. Und uns sollte bewusst sein, dass wir Zeuge einer unglaublichen Karriere werden durften.

Baiers Leistungen über die Jahre hinweg sind mit das Beste was dieser Verein sportlich von einem einzelnen Spieler jemals erhalten hat. Schon jetzt ist er eine Legende. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Der FCA sollte es dann schaffen, Baier zu überraschen. So wie die Dallas Mavericks Dirk Nowitzki überrascht haben, als er sein letzes Spiel spielte. In welcher Rangfolge man die Augsburger Fußballlegenden am Ende des Tages reiht: Baier ist eine von Ihnen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich ihn spielen sehen darf. Genießen wir die letzten 100 Spiele. Wenn alles zu Ende ist, wird sein Name unvergessen bleiben.

TGIF: Die Keule von Köpenick

Wer von den Auswärtsreisefreunden beim Ticketkauf vergessen wird, dem bleibt immerhin noch das Vergnügen, zuhause die Spieltagsvorbereitung zu schreiben. Endlich wieder Bundesliga. Es geht nach Berlin, zu den sympathischen Sportsfreunden von Eisern Union.

Den/die Augsburger Sportsfreund*in erwarten in Berlin viele sympathische Sportsfreunde von Eisern Union, die eine freundschaftliche Zusammenkunft erwarten lassen. (Photo by Adam Berry/Bongarts/Getty Images)

Fakten zum Spiel: #FCUFCA

Ein klassischer Mittelfeldkracher, der Zwölfte erwartet den Zehnten. Die Statistik klingt ebenso vielversprechend, vier der fünf bisherigen Duelle endeten unentschieden. Immerhin hat der FCA noch nie gegen Union Berlin verloren. Das sollte sich tunlichst nicht ändern. Ist nach dem fulminanten Spiel und der immer noch nicht verdauten Niederlage gegen Dortmund eine triste Nullnummer zu erwarten? Am vergangenen Samstag konzentrierte sich der Fußball-Boulevard auf den „Haaland“ Schock.

Augsburg und Abwehr fangen mit dem gleichen Buchstaben an. In den letzten dreißig Minuten gegen Dortmund war das das einzig verbindende Element. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Aber einen gewichtigen Anteil an dem Ergebnis hatte der FCA dann doch auch selbst. Die Verteidigung weiter in der Offensive zu suchen ist ordentlich schief gegangen. Aber hätte man schlicht nur gemauert, wäre der Unmut ebenso groß und der Sieg auch nicht garantiert gewesen. Meine Unkenrufe haben sich jedenfalls nicht bewahrheitet. Unter dem Strich gilt es, einem couragierten Auftritt zu applaudieren. Courage ist auch an der Alten Försterei gefragt.

Der Gegner

Jeder mag Union Berlin. Ritter Keule als sympathischer Gegenentwurf zur Alten Dame, was auch am Unioner Umfeld und in einer vielfältigen Fankultur begründet liegt. Zu Beginn der Saison begrüßte die Bundesliga Union Berlin als 56. Mitglied. Das erste Bundesligator durften die Fans – wenig überraschend – in Augsburg bestaunen. Der Kaderzuwachs beim Aufsteiger war erstaunlich, mit Gentner, Subotic oder Ujah wurden altbekannte Bundesligaveteranen verpflichtet. Seitdem verläuft die Saison durchaus zufriedenstellend, einschließlich eines 3-1 Heimsiegs gegen den BVB. Nur zuletzt erlebten die Eisernen ein kleines Formtief.

Die Feierlaune ist den Unionern seit dem Aufstieg nicht wieder vergangen. (Photo by Adam Berry/Bongarts/Getty Images)

Zur Winterpause konnte mit Yunus Malli nochmals renommierte Verstärkung gewonnen werden – eben jener Malli, der in Mainz unter Schmidt zu einem gefragten Bundesligaspieler reifte. Im ersten Spiel der Rückrunde lieferte Berlin in Leipzig ein gutes Spiel ab, musste sich aber am Ende nach anfänglicher Führung mit 3-1 geschlagen geben.

Die Presseschau

Was man kurz vor dem Feierabend noch in der Büroküche loswerden kann: Philipp Max hatte unter der Woche ein paar prominente Auftritte und zeigte sich unter anderem als Jungunternehmer, der Zeit in Eiseskälte verkauft. Dabei wurden natürlich auch die erwartbaren Fragen nach a) der Nationalmannschaft und b) der Dauer seines weiteren Augsburger Engagements gestellt. Und ebenso erwartbar beantwortet.

Weitere Personalien: Christoph Janker ist erfreulicherweise wieder zurück und der etwas unglückliche Reese Oxford könnte noch in die englische zweite Liga wechseln.

Der Traum der Woche

Mit dem Schiff zur Alten Försterei. Und ein niemals gefährdeter Auswärtssieg des FCA.

Was macht eigentlich Kees Kwakman?

Der Niederländer war leider nur kurzzeitig Sympathieträger im Augsburger Mittelfeld. Nach dem Aufstieg wechselte er zurück in die Niederlande und hatte zuletzt beim niederländischen Zweitligisten FC Volendam gespielt. Nach seinem verletzungsbedingten Karriereende arbeitet er mittlerweile als Analyst bei Fox Sports Niederlande.

Apropos Karrierenende: Sascha Mölders hat angekündigt, dass er nach der Saison seine Profikarriere beenden und als Spielertrainer in der Regionalliga anheuern wird. Man munkelt, es geht nach Pippinsried. Na dann, viel Erfolg!

Gazetten Tipps

  • Andy: Wir gewinnen 0:1 und finden unsere Stabiltät in der Defensive wieder.
  • Irina: 2 zu 1 für unseren FCA. ⚽ Bei den Toren tippe ich auf Niederlechner und Max. Wir spielen wie gegen Dortmund offensiv erfrischend, aber stehen diesmal auch 90 Minuten defensiv sattelfest. Union macht es zwischenzeitlich nochmal spannend.
  • Sebastian: 2-2. Fühlt sich aber wir ein Sieg an, denn den Ausgleich erzielt Augsburg in der 95. Minute.

Der FCA und das Trainerkarussell der Bundesliga: erstmal ausgestiegen

Der FC Augsburg ist sportlich in ein etwas ruhigeres Fahrwasser zurückgekehrt. Zum Ende der Hinrunde haben wir zwischenzeitlich 6 Spiele lang nicht verloren und dabei sogar fünf Siege eingefahren. In Köln lief das Spiel nicht optimal. André Hahn verschoss einen Elfmeter und holte sich einen unnötigen Platzverweis ab. Trotzdem nahmen wir wieder einen Punkt mit. Auch gegen Dortmund verloren wir nach komfortabler Führung noch. Insgesamt haben wir uns aber durch den sportlichen Aufschwung im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt. Immer noch ist Durchatmen angesagt. Die Lage in Augsburg hat sich beruhigt. Mal wieder.

LEIPZIG, GERMANY – DECEMBER 21: Martin Schmidt schnauft durch. (Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Schwierigkeiten in der ersten Hälfte der Hinrunde

Zwischenzeitlich wurde es etwas ungemütlich für Martin Schmidt. Der Kaderumbau im Sommer hatte sich bis in die Saison gezogen, Leistungsträger vielen verletzt aus und es hat gedauert, bis die Mannschaft in der Lage war, seine Anforderungen auf dem Platz umzusetzen. Mittlerweile – gegen etwas schwächere Gegner – konnte die Mannschaft zeigen, was sie kann. Aber auch gegen stärkere Gegner wie gegen Hoffenheim oder Leipzig hat das Team mitgespielt, immer gegen gehalten und war wettbewerbsfähig. Das hatte lange gefehlt. Bis zum Auswärtsspiel in Gladbach verfolgte mich immer die Angst, auswärts richtig zu kassieren. In Gladbach ja auch mit bestem Recht.

WOLFSBURG, GERMANY – OCTOBER 27: Martin Schmidt in Action (Photo by Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images)

Am Ende hat auch eine positive Transferpolitik im Sommer ihren Beitrag zum Umschwung geleistet. Einige der Sommertransfers stechen wirklich hervor. Ruben Vargas hat sein Potential mehrfach angedeutet. Florian Niederlechner ist ein absoluter Glücksgriff für den FCA und schon jetzt zum Bomber von bayrisch Schwaben aufgestiegen. Und in der Innenverteidigung konnten sowohl Felix Uduokhai als auch Tin Jedvaj ihre Qualitäten auf dem Platz zeigen. Wenn nun noch Carlos Gruezo wieder fit ist und helfen kann, dann war der Transfersommer gelungen. Die Kernleistung von Martin Schmidt war es allerdings in der Hinrunde, aus diesem Haufen von talentierten Einzelspielern eine Einheit zu formen, die zusammen hält und an einem Strang zieht. Ich hatte nicht mehr daran geglaubt, aber es ist Martin Schmidt bis dato wunderbar gelungen. Respekt dafür!

Das Problem der Trainerwahl

Bei der Trainerwahl hat der FCA mit Martin Schmidt somit nicht ganz daneben gelangt. Es scheint auch insgesamt eine der größten Herausforderungen zu sein, den richtigen Trainer für ein bestimmtes Team zu identifizieren. Es mutet etwas seltsam an, dass Clubs sehr viele Ressourcen in das Spieler-Scouting investieren, aber anscheinend kein funktionierendes Konzept haben, um einen neuen Trainer für ihre Mannschaft zu finden.

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Martin Schmidt klatscht mit Achim Beierlorzer, einem aktiven Trainer-Karussell Teilnehmer ab. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

9 Monate ist Martin Schmidt nun in Augsburg und damit belegt er bei den aktuellen Amtszeiten in der Bundesliga schon wieder einen Mittelfeldplatz. Viele Clubs haben in der Sommerpause oder auch schon in der laufenden Saison ihren Trainer erneut gewechselt. Andere Trainer – wie Lucien Favre in Dortmund – stehen immer wieder stark in der Kritik. Hertha BSC hat mit Jürgen Klinsmann nun erstmal eine Übergangslösung bis zum Saisonende gewählt, die gar nicht erst langfristig angelegt ist. Bei Hansi Flick in München weiß man auch nicht genau, ob das wirklich zu einer langfristigen Zusammenarbeit führt.

Der FCA setzt weiter auf Konstanz

Stefan Reuter hat beim FC Augsburg mittlerweile drei Trainer mit ausgewählt. Bei Markus Weinzierl zu Anfang hat er zumindest mit entschieden, ob dieser in Augsburg bleiben soll. Seine Einschätzungen an dieser Stelle lagen zumindest nie ganz daneben. Nur mit Dirk Schuster war man gar nicht zufrieden und entschied sich die Zusammenarbeit schnell wieder zu beenden. Aber Punkte hatte selbst Schuster damals gesammelt.

VERL, GERMANY – AUGUST 10: Martin Schmidt fragt sich manchmal auch, was das alles soll. Zusammen geht es trotzdem weiter. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Insgesamt gilt weiterhin: der FC Augsburg setzt weiter ganz bewusst auf Konstanz, auch wenn in der Liga mal wieder die Panik ausbricht. Wahrscheinlich ist das weiterhin das Zauberrezept, warum wir mittlerweile im neunten Jahr in der Bundesliga spielen. Als Trainer in der Liga hätte ich ein großes Interesse daran, irgendwann in Augsburg zu arbeiten. Die Rückendeckung der Vereinsführung ist formidabel. Die Jobsicherheit ist groß. So lange wir es schaffen, gute Trainer nach Augsburg zu locken, werden wir mittel- und langfristig Erfolg haben. Durch schwierige Phasen müssen allerdings auch wir durch – aber halt zusammen.

Wohin die Reise noch führt

Im Nachhinein wirkt es so, als ob Martin Schmidt in Wolfsburg schlicht nicht genug Zeit bekommen hätte. Derweil hatte er in Mainz eine sehr erfolgreiche Zeit, in der er die Mainzer sogar bis nach Europa geführt hatte und man sich am Ende einvernehmlich trennte. Dort kam am Ende die Frage auf, wie sich die Mannschaft sportlich weiterentwickeln könnte. Es wäre ein Luxus, wenn wir uns diese Frage in 1,5 Jahren auch stellen würden. So lange würde ich momentan hoffen, dass Martin Schmidt stabil in Augsburg weiter arbeiten sollte. Aber was wusste ich Anfang Oktober schon. Mal schauen, wann wir wieder aufs Karussell aufspringen.

TGIF: Zeit, wieder an Fußball zu denken

Servus in die Runde. Wir probieren hier mal wieder etwas neues. Regelmäßig vor den Spieltagen wollen wir an dieser Stelle alle wichtigen und unwichtigen Informationen zusammenfassen, so dass ihr liebe Leser, potentiell die Klugscheißer des Wochenendes sein könnt. Einmal auf dem Weg ins Stadion hier reingeschaut und schon ist die Vorbereitung abgeschlossen. Zumindest für euch. Versuchen wir es einfach mal.

Fakten über das Spiel: #FCABVB

Es spielt der Vierte beim Zehnten. Dortmund hat in dieser Saison die Erwartungen bisher nicht immer erfüllen können. Wir enttäuschten nur in der ersten Hälfte der Hinrunde, bevor wir zu einem fulminanten Lauf ansetzten. Nach dem Abschluss der Hinrunde ging es zuerst in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub und danach ins Traininslager auf Malta. Dort haben wir zwei Testspiele absolviert. Im ersten konnten wir uns mit der zweiten Garde gegen den maltesischen Erstligisten Hibernians FC 4:0 durchsetzen. Edu Löwen trifft und wirbelt direkt beim Debüt im FCA Trikot. Im zweiten reichte es in nomineller Topbesetzung nur zu einem 3:3 gegen Cercle Brügge. Fredrik Jensen rettete nach Einwechslung das Unentschieden.

Mit dieser Form und nach dem Ende der Rückrunde hat sich Fredrik Jensen seinen Platz in dieser Offensivreihe verdient. Ob er ihn gegen Edu Löwen verteidigen kann? (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Am Auffälligsten waren allerdings die Fehlerketten in der Abwehr, die zu den Gegentoren führten. Die Kernfrage, die beantwortet werden muss: Konnten wir die Form in der Winterpause konservieren?

Der Gegner

Obwohl die Bayern geschwächelt haben, sieht es nicht nach einem Meisterschafts-Run der Dortmunder aus. Die Dortmunder haben sich auf einer Position verstärkt, auf der sie bisher sehr dünn besetzt waren: im Sturm. Erling Haaland kam von RB Salzburg und hat international viele Vorschusslorbeeren geerntet. Als Abgang steht Julian Weigl fest, der zu Benfica Lissabon wechselte. Aber auch jegliche Information zur Aufstellung oder Taktik der Borussia wird uns nicht verraten, welche Seite sie uns in Augsburg zeigen wird. Ob die Dortmunder in der Rückrunde eine Überraschungstüte bleiben werden? Die Testspiele des BVB haben in dieser Hinsicht nicht für Klarheit gesorgt, denn auch die Dortmunder lieferten durchwachsene Leistungen ab.

Die Presseschau

Daniel Baier gab dem Sport-Magazin Socrates ein ausführliches Interview. Wenn die Aussagen des Maestros mal keine interessante Lektüre ergeben nach der Nachricht zur Vertragsverlängerung um ein Jahr. Auf der Spielerseite kann man ansonsten noch Noah Sarenren Bazee im Blick behalten. Der kicker hat schön dargestellt, wie er durch die lange Genesungsphase und die Geduld in der Rückrunde zur Überraschung werden kann.

Zur Bescheidenheit des FCA sollte man erwähnen, dass der FCA eine Promo-Reise in die USA vereinbart hat. Der Haken? Man plant, nicht auf dem Relegationsplatz zu landen, denn die Reise findet zu den Terminen der Relegationsspiele statt. Wenn die Verantwortlichen in der Rückrunde den Ball flach halten wollen und daran erinnern, in der Tabelle nach unten zu schauen, kann diese kleine Terminüberschneidung wohl als Erwiderung dienen.

Was es diese Woche nicht in diese Kategorie geschafft hat:

  • Informationen zu den Urlaubsorten unserer Spieler
  • Aussagen eines ehemaligen Co-Trainers, der versucht nicht in Vergessenheit zu geraten

Der Traum der Woche

Der FC Augsburg ist dafür bekannt, dass man immer wieder neues mit diesem tollen Verein erlebt. Etwas, das man vorher entweder noch nie erlebt hat oder für vollkommen unwahrscheinlich hielt. Ein Sieg zum Rückrundenstart gegen die Borussia aus Dortmund würde immer noch in diese Kategorie fallen. Die Borussia aus Dortmund ist immer noch einer der Top Clubs in der Liga. Ein Sieg wäre immer noch eine gr0ße Überraschung. Ich wünsche es mir so sehr!

Wenn Erling Haaland bei seinem Debüt für den BVB in der Bundesliga den Ball flach halten könnte, wäre das förderlich. (Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Randnotiz: Ein gewisser Pierre-Emerick Aubameyang hat bei seinem Bundesligadebüt in Augsburg 3 Buden erzielt und uns quasi im Alleingang erledigt. Die Dortmunder wussten damals noch nicht einmal, wie sein Name korrekt ausgesprochen gehört. Vielleicht doch französisch? Erling Haalands Einstand fällt hoffentlich deutlich bescheidener aus.

Was macht eigentlich Iago?

Eigentlich wollen wir an dieser Stelle zukünftig auf ehemalige Spieler schauen. Heute schauen wir mal kurz auf Iago. Iago kann dem FCA leider momentan nicht helfen. Immerhin ist er nicht verletzt, sondern darf für sein Land Brasilien in der Olympiaqualifikation antreten.

Iago hatte zum Ende der Hinrunde einen guten Lauf, wird allerdings vorerst fehlen. Der Grund ist allerdings erfreulich. (Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Das Turnier findet in Kolumbien statt und das letzte Spiel für Ihn ist dort am 31.01. gegen Paraguay. In Frankfurt gegen die Eintracht könnte er dann am 07.02. schon wieder für den FCA auflaufen. Wünschen wir ihm bis dahin viel Erfolg, so dass er mit gestärktem Selbstbewusstsein zurückkehrt.

Gazetten Tipps

  • Andy: 1-2 Dortmund ist zum Rückrundenauftakt zu stark und setzt sich über individuelle Einzelaktionen durch. Wir können den BVB allerdings über lange Strecken ärgern und Marco Richter trifft sehenswert zum Anschluss. Am Ende reicht es allerdings nicht ganz zu einem Punkt.
  • Sebastian:Klares 4-1, drei Tore Niederlechner, 1 Tor Löwen. Niemals gefährdeter Heimsieg beim Rückrundenauftakt, Augsburg spielt Dortmund an die Wand und meldet sich zurück im Meisterschaftsrennen mit einem deutlichen Sieg gegen einen Konkurrenten.

Winterpause: die Zeit der Berater

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg ist kein Verein, der Transfergerüchte in der Öffentlichkeit kommentiert. Es ist den Augsburgern wohl bekannt, dass sich der Preis von Spielern erhöht, umso größer das Interesse an Ihnen ist. Der Preis für den Verein beinhaltet sowohl die Ablösesumme als auch das Gehalt, das für einen Spieler gezahlt wird. Einen Transfer gilt es dabei immer über die gesamte Vertragslaufzeit zu bewerten. Auch mit dem Risiko im Hinterkopf, dass sich Spieler nicht wie erwartet entwickeln, und man beim Wiederverkauf nicht den großen Reibach machen kann. Wenn der FCA Interesse an einem Spieler hat, dann dringt davon bis zu einer Verpflichtung möglichst nichts nach außen.

Das Interesse des Spielers ist da meist ein anderes. Er will meist im Verlauf seiner Karriere nicht nur einen gut-dotierten Vertrag abschließen, sondern mehrere. Dafür ist es wichtig, auch in etwas schlechteren Phasen seiner Karriere – wenn er zum Beispiel sportlich etwas auf dem Abstellgleis gelandet ist – im Gespräch zu bleiben und sich in Erinnerung zu rufen. Dafür greifen die meisten Profifußballer auf Spielerberater zurück, die ihnen die Arbeit abnehmen, damit sie sich auf ihre Leistungen auf dem Platz konzentrieren können. Diese geben bewusst auch Gerüchte an die Presse, um das Interesse zu befeuern und eine Konkurrenzsituation zwischen Vereinen zu schaffen, wo gar keine ist. In den meisten Fällen verdienen sie prozentual am Gehalt ihrer Kunden mit. Ihr Interesse – auch kurzfristig deren Einkommen zu erhöhen – ist daher groß.

Die Gemengelage in der Gerüchteküche

Lange Diskussionen können über diese Gemengelage geführt werden. Haben die Spielerberater zu sehr ein kurzfristiges Interesse an der wirtschaftlichen Situation ihrer Kunden? Wird das gerne von den Vereinen betont, um größere Transfererlöse zu erzielen, weil man den Spieler so eventuell billiger einkaufen könnte? Das Thema ist komplex. Von einem Spieler allerdings zu erwarten, seine Interessen nicht auch konkret wahrnehmen zu lassen, wäre naiv. Die Karriere kann mit einer Verletzung beendet sein.

Dennoch sollte man diese Interessensgegensätze im Hinterkopf haben, wenn man in diesen Tagen die vielen Transfergerüchte liest. Bisher war der FCA in der Winterpause kaum in Erscheinung getreten. Die Not ist allerdings auch nicht besonders groß, gerade nach der fulminanten zweiten Hinrundenhälfte. Michael Gregoritsch wurde an Schalke 04 ausgeliehen. Ansonsten ist unser Kader groß genug, als dass wir wohl eher noch weitere Spieler abgeben würden, als massig zu verpflichten. Trotzdem sind manche Spieler im Gespräch und es lohnt der Blick auf die Beraterseite:

Gerücht 1: Eduard Löwen

Löwen wechselte im Sommer zur Hertha nach Berlin, obwohl der FCA den Gerüchten zu Folge auch stark an einer Verpflichtung interessiert war. In Berlin kam er nicht wie gewünscht zum Zug und nun scheinen seine Berater von Soccer & More zu sondieren, wohin er wechseln könnte.

Ist der ehemalige FCA-Spieler Sören Dreßler das Bindeglied bei Eduard Löwen? Hier gegen Fürth stand er in 2007 selbst noch für den Verein als Kapitän auf dem Platz. (Photo by Sandra Behne/Bongarts/Getty Images)

Das hier auch beim FCA nach dem sommerlichen Interesse nachgefühlt hat, liegt auf der Hand, da bei Soccer & More mit Sören Dreßler ein prominenter Ehemaliger involviert ist und Soccer & More über andere Kunden wie Tim Rieder und Marco Thiede auch schon früher mit dem FCA zusammengearbeitet hat. Dass der FCA im Winter die kolportierten 5-8 Mio. EUR ausgibt, scheint dagegen eher unwahrscheinlich. Es scheint viel Wind um nichts.

Gerücht 2: Elvis Rexhbecaj

Das zentrale Mittelfeld ist anscheinend ein Bereich, bzgl. dessen man beim FCA Verbesserungsbedarf sieht. Rexhbecaj kam in Wolfsburg nicht wie gewünscht zum Zug und will Spielpraxis sammeln. Gibt es einen Markt und neben dem FC Köln überhaupt weitere Interessenten? Augsburg hat man schnell ins Spiel gebracht, da wir im Sommer schon Felix Uduokhai vom Vfl Wolfsburg für diese Saison ausgeliehen haben. Beide Spieler haben allerdings nicht den gleichen Berater. Rexhbecaj ist bei Soccertalk unter Vertrag. Die Agentur ist am ehesten bekannt für ihre Verbindung zu den Kovac-Brüdern und viele Spieler haben familiäre Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien. Die einzige Verbindung zum FCA derzeit besteht über U19 Talent Dorian Cevis. Dazu ist beim Augsburger Team momentan kein großer Bedarf an einer festen Verstärkung. Rexhbecaj müsste sich auch erst gegen die Konkurrenz durchsetzen und ob ihm das gelingen würde, wäre fraglich. Für Rexhbecaj wäre der Wechsel kurzfristig nicht mit Sicherheit mit den erhofften Spielzeiten verbunden. Auch dieser Wechsel scheint unwahrscheinlich.

FCA-Spieler die immer wieder im Gespräch sind: Philipp Max und Marco Richter

Philipp Max wurde in den letzten vier Jahren mit unzähligen Vereinen in Verbindung gebracht. Bei Marco Richter hat man im Sommer vom Interesse Borussia Mönchengladbachs gelesen. Beide sind – wie auch André Hahn – bei SportsTotal unter Vertrag. SportsTotal ist eine der renommiertesten Berateragenturen in Deutschland. Prominentester Spieler ist Toni Kroos. Auch Marco Reus wird hier vertreten. André Hahn ist ein gutes Beispiel, an dem man sieht, das der Berater nicht immer nur an guten Wechseln beteiligt ist. Als Hahn Gladbach verließ, schloss er sich dem HSV an. Der FCA hatte wohl zu diesem Zeitpunkt schon Interesse. Ob nun Spieler oder Berater oder beide miteinander dachten, der Schritt zum HSV wäre der richtige, so war dies wohl in jedem Fall eine Fehleinschätzung.

Wie gelangte André Hahn zu der Überzeugung, dass der Wechsel zum HSV zur damaligen Zeit seine beste Karrieremöglichkeit wäre? Wie viel trugen seine Berater zur Entscheidung bei? (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Auch die größten Beratungsagenturen sind nicht davor gefeit, für ihre Spieler nicht immer den richtigen Schritt zu erkennen. Bei Max und Richter war das bisher immer viel Wind um nichts. Sowohl Max als auch Richter sollten – wenn überhaupt – nur zu einem Topclub wechseln (für Max habe ich das hier detailliert ausgeführt). Ihr Name fällt wohl wenn Redakteure von Sportmedien mit SportsTotal Vertretern die Liste der Kunden durchgehen und sich gegenseitig auf den neuesten Stand bringen. Der Berater sieht in den Gerüchten Wirbel, der den Wert der Kunden eher steigert als verringert. Ob hinter den Gerüchten immer so viel Substanz steckt, sei mal dahingestellt.

In der Ruhe liegt die Kraft

Ein guter Transfer für den FC Augsburg ist es dann, wenn darüber erst mit dem Abschluss des Transfers etwas in der Presse landet. Die beteiligten Spieler haben meist ein Interesse daran, durch etwas Wirbel ihren Marktwert nach oben zu treiben. Als Fan sehe ich das Verfahren sportlich. Natürlich steht zuerst der Verein. Wir wollen in Augsburg die bestmögliche Mannschaft auf dem Platz sehen. Ich kann allerdings auch jeden Spieler verstehen, der sich für seine Zukunft bestmöglich aufstellen will. Solange sich in der Öffentlichkeit ordentlich verhalten wird und alle gemeinsam auf dem Platz die Punkte einfahren, gehört das Geschäftliche schlicht zum Profifußball dazu. Zumindest in letzter Zeit hat sich der FCA in diesem Bereich nicht schlecht geschlagen, und wir hoffen nun einfach, das dies so bleibt.

Glanz und Gloria?

Fast wäre es schiefgegangen. Zu Saisonbeginn machte ein Blogbeitrag die Runde, der in nüchterner Abwägung aller Faktoren prognostizierte, dass der FCA dieses Jahr ein gewichtiges Wort im Meisterschaftsrennen mitreden würde. Und der FCA? Reagierte gewohnt trotzig mit einer deftigen Auswärtspleite in Dortmund, der bis Anfang Oktober eine ganze Reihe an Niederlagen bei kaum erquicklichen fünf Punkten folgten. Es steht zu vermuten, dass der Meisterschaftsartikel im Großformat in der Kabine aufgehängt wurde und dort einen ungeahnten Druck ausübte. Nach den ersten 15 Minuten der Auswärtspartie in Gladbach fragte man sich als Zuschauer schließlich sorgenvoll, wie man nicht nur dieses Spiel sondern überhaupt die ganze Saison durchhalten solle.

Wendepunkte

War das Unentschieden gegen die Bayern oder der Auswärtssieg in Paderborn die Wende? Auch zuvor war nicht alles schlecht, um einen Klassiker der Tribünenanalyse zu zitieren. Gerade die Auswärtspartien in Bremen oder Freiburg hatten ihre guten Momente. Andererseits zeigten Partien wie die gegen den BVB, gegen Leverkusen oder eben in Gladbach, dass es gegen manche Teams bei aller Anstrengung noch nicht reichte. Grundsätzlich war der FCA nicht chancenlos. Doch als zu gravierend erwiesen sich noch grundsätzliche Abstimmungsprobleme und individuelle Fehler. In der zweiten Hälfte der Hinrunde hatte man schließlich das Gefühl, dass sich diese Mannschaft wie erhofft gefunden hatte. Ausgerechnet bei der unglücklichen Heimniederlage gegen Schalke zeigte der FCA eine der bis dahin besten Leistungen der Saison. Dass eine Niederlage als unglücklich empfunden werden konnte, war ein neues Gefühl. Was folgte war der goldene Winter, selbst die kritische Presse zog den Hut. Endlich musste man sich Montags nicht mehr verstecken. Erst in Leipzig wurde der Aufschwung gebremst, leider letztlich wenig überraschend.

Spieler mit Ideen und Spielideen

Interessant war, arrivierte wie neue Spieler zu beobachten. Es müssen nicht mehr viele Worte darüber verloren werden, wie Florian Niederlechner in Augsburg aufblüht. Ein bis hierin solider Bundesligaspieler, der im Augsburger System zu neuer Klasse gefunden hat und dies nicht nur in den Spielen, bei denen alles zusammenlief, sondern auch in den lange umkämpften Partien. Neuzugänge mit Licht und Schatten sind die Schweizer Ruben Vargas (anfänglich mit viel Licht) und Stephan Lichtsteiner (anfänglich mit viel Schatten). Auch die vielversprechenden Iago und Fredrik Jensen bekommen gut genutzte Spielzeiten und Philipp Max zeigt, dass er in einem funktionierenden Team zur spielentscheidenden Figur werden kann. Man kann sich dem Chor der Hoffenden nur anschließen, die sich seinen Verbleib in Augsburg wünschen.

SINSHEIM, GERMANY – DECEMBER 13: Philipp Max feiert mit der restlichen Mannschaft sein Tor gegen die TSG 1899 Hoffenheim (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Dabei ist der Aufschwung vor allem aber einer immer besser werdenden Mannschaftsleistung geschuldet. In der Innenverteidigung stehen verschiedene bundesligataugliche Optionen zur Verfügung. Das gilt auch für Mittelfeld und Sturm, wo sich rund um den ewig jungen Daniel Baier und kongenialen Rani Khedira veritable und flexible Lösungen gefunden haben. Es wirkt, als habe nun das Schmidtsche Konzept eines schnellen, schnörkellosen Spiels mit kleinen Anpassungen Erfolg und manchmal hat man dabei sogar das Gefühl, dass der FCA auch dann eine Idee hat, wenn er das Spiel machen muss.

Und nun?

Nur ist diese Idee ausreichend? Nicht nur in Hoffenheim war zu erkennen, dass das Spiel des FCA schnell entschlüsselt ist und dass es dann eine ganze Menge persönlichen Einsatz und Glück braucht, um das Spiel für sich zu entscheiden. Einsatz und Glück waren hier in großem Maße vorhanden und das Resultat war eine beachtliche Chancenverwertung bei einem keinesfalls unverdienten Auswärtssieg. Doch es steht zu vermuten, dass sich dies nicht für die gesamte Dauer der Saison bewahren lässt. Die Frage wird sein, wie man auf eine neuerliche Durststrecke reagieren wird. Das gilt für das System wie für das Personal. Noch immer warten aussichtsreiche Neuzugänge wie Sarenren Bazee auf Einsatzzeit, ebenso wie die Rückkehrer um Carlos Gruezo und Marek Suchy.

AUGSBURG, GERMANY – NOVEMBER 24: Die Stärke des FCA liegt auch im starken Kader. Dies könnte allerdings auch zu Unruhe führen. (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)

Das könnte wieder zu einer Problematik führen, die in den vergangenen Jahren merklich zugenommen hat und eigentlich vor allem ein kluges Management erfordert. Nach Martin Hinteregger motzte sich mit Michael Gregoritsch der nächste Spieler zu einem neuen Verein. Gewisse Parallelen sind zu erkennen, auch wenn Hinteregger sowohl auf dem Platz als auch an der Theke einen durchweg guten Auftritt hinlegte, während Gregoritsch im objektiven Blick der Kurve zuletzt sehr blass blieb. Man sollte einem Spieler keine Steine in den Weg legen. Aber es könnte bedenkliche Folgen haben, dass im letzteren Fall eine Leihe (und vermutlicher späterer Verkauf) zu Schalke 04 die Lösung war. Dorthin würde vermutlich auch so manch anderer ambitionierter Spieler gerne wechseln.

Meinungen sind gefragt

Mittlerweile ist es zu einer beliebten Tradition geworden, Vertragsverlängerungen möglichst nah am Publikum vor der euphorisierten Kurve anzukündigen. Aber was heißt schon eine Verlängerung um x Jahre, wenn sich der Spieler schon im Jahr darauf zu Höherem berufen fühlt? Augsburg hatte einmal den Ruf, eine Oase der Ruhe zu sein. Weder finanziell noch spielerisch auf dem Niveau der Champions League, aber dafür mit anderen Qualitäten, die man als Spieler in der Liga durchaus zu schätzen wusste.

LEIPZIG, GERMANY – DECEMBER 21: Der größte Spaß ist es immer noch die Großen zu ärgern. Gegen Leipzig wäre es fast gelungen. Was geht in der Rückrunde?`(Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Es ist bedauerlich, dass dieses Image – auch wenn sicherlich bis zu einem gewissen Maß konstruiert – zunehmend Risse bekommt. Und das ist auch einem Management anzulasten, das einen zu großen Kader forciert, in dem fast zwangsläufig Unzufriedenheiten entstehen und dann Streitfälle dilettantisch moderiert. Der mündige Spieler ist gefragt, Meinungen sollten nicht sanktioniert werden. Hier ist es an Trainer und Manager, Lösungen zu finden und zu kommunizieren. Zumindest nach außen hin ist dies bislang nicht immer von Erfolg gekrönt. Und dies könnte auf lange Sicht wieder ein Problem werden, auch für den sportlichen Erfolg.

Und so bleibt inmitten von Matchplänen und Zweikampfquoten immer noch ein persönliches Moment, das in einem Gebilde, das so sehr auf das Team ausgerichtet ist, spielentscheidend sein kann. Doch aller Mahnungen zum Trotz: Die letzten Wochen haben gezeigt, dass dieses Team eben als Team in der Bundesliga eine gute Rolle spielen kann. Und ohne neue Erwartungen zu schüren: Europa ist nah, die Meisterschaft noch nicht abgehakt.

Was liegt in der Zukunft von Philipp Max?

Einer der großen Gewinner der Hinrunde ist mit Sicherheit Philipp Max. 6 Tore und 4 Vorlagen in 15 Spielen alleine in dieser Hinrunde. Das unser Konto bei 23 Punkten steht, ist auch Philipp Max Verdienst. Hinten solide und nach vorne erneut der Playmaker, den wir schon aus früheren Jahren kennen. Erneut hatte ich das Gefühl, das Gefahr für den Gegner entsteht, sobald Max den Ball am Fuß hatte.

Überraschende Wende im Karriereplan

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 17: Philipp Max nach seinem ersten Tor gegen die Düsseldorfer Fortuna (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Derweil hatte auch ich nicht mehr damit gerechnet, dass Max beim FCA nochmal solch eine Phase erleben würde. Dies liegt vor allem daran, dass auch ich im Sommer gedacht hätte, dass Max den FCA nach vier Jahren durch einen Wechsel zu einem größeren Verein verlassen würde. Selbst wenn Max einen Wechsel öffentlich nie forciert hatte, so war klar, dass der Wunsch, zu einem internationalen Top Club zu wechseln, da war. Sein Name wird nun seit 2 Jahren in jeder Transferperiode immer wieder genannt. Nachdem der FCA Gerüchte nicht lanciert oder kommentiert, hat da sicher Max‘ Berater mit seinen wirtschaftlichen Interessen seine Finger im Spiel und will seinen Spieler in der öffentlichen Debatte halten. Diese Taktik sollte der Berater hinterfragen, denn mittlerweile wird jeder möglicherweise interessierte Verein wissen, das er bei einer Kontaktaufnahme gleich in den Zeitungen steht.

Anstehende Gerüchte im Winter

SINSHEIM, GERMANY – DECEMBER 13: Philipp Max nach seinem ersten Tor gegen die TSG 1899 Hoffenheim (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Somit warte ich nun allerdings im Winter schon wieder darauf, dass diverse Vereine gehandelt werden, um sich auf der linken Seite durch eine Verpflichtung von Max zu verstärken. Die Voraussetzungen sind gegenüber dem Sommer weiterhin unverändert. Max hat in Augsburg Vertrag bis 2022 und die aufgerufene Ablöse wird nicht unerheblich sein. Auch wenn das Interesse bei manchem Verein in der Zwischenzeit gestiegen ist, so ist auch die aufgerufene Summe je Tor und Vorlage durch Stefan Reuter mit Sicherheit angepasst worden. Immerhin ist Max weiterhin erst 26 Jahre alt und hat noch einige gute Jahre vor sich. Zudem hat er sich auch bei uns in schwierigen Phasen immer professionell verhalten und wird dies mit Sicherheit auch bei einem möglichen zukünftigen Arbeitgeber. Aber vielleicht haben seine Leistungen nun dazu geführt, dass ein großer Verein das Konto plündert und ihn abwirbt.

Derweil frage ich mich, was Max wirklich will. Aus meiner Sicht gibt es nur zwei sinnvolle Karrierealternativen:

A) Der Top Club will ihn

Sehen wir es realistisch: Wenn Barcelona, Madrid, Manchester, Chelsea oder Juventus sich melden würden, dann könnten wir es wohl alle verstehen, wenn Max dem Wunsch nachgeben würde und es bei einem solchen Club versuchen wollen würde. Die sportliche Chance seines Lebens sich dort zu beweisen und international Erfahrungen zu sammeln, sollte er annehmen. Wir würden ihn feiern, uns für den Einsatz während der Jahre bedanken und ihm alles Gute wünschen. Und ihm auch in Zukunft alle Daumen drücken. So wie damals als Ragnar Klavan zu Liverpool wechselte.

B) Der Weg zur FCA Legende

Wenn die Anfragen allerdings eher mittelmäßige Alternativen betreffen, dann würde ich Max raten, diesen Clubs eiskalt abzusagen. Max hat gerade den Rekord der meisten Bundesliga Assists beim FCA aufgestellt. Er kann in Augsburg Marken für die Ewigkeit aufstellen und sich ein Denkmal setzen. Wenn er in Augsburg bliebe könnte er hier noch 10 gute Jahre haben (und nicht nur 2-3 bis bei einem anderen Club wieder der Jugendwahn einsetzt) und eine ganze Generation an weiteren Spielern prägen. Um Max herum könnte der FCA ein Team aufbauen, dass nach oben schaut und vielleicht erneut einen Trip nach Europa plant. Max kann sich seinen Platz in einer Elf des Jahrhunderts für den FCA jetzt schon zu Beginn des Jahrhunderts zementieren.

Max macht Augsburg sexy

COLOGNE, GERMANY – DECEMBER 01: Annabell Max und Philipp Max bei der SportsTotal Christmas Party (Photo by Joshua Sammer/Getty Images)

Ein Faktor ist bei der Person Philipp Max quasi unbeachtet geblieben: Max ist extravagant und nicht langweilig. Mit seinen Frisuren, Tattoos und seiner Affinität für Mode sticht er in Augsburg hervor. Mit seinen Instagram Gewinnspielen macht er mehr Lärm auf Social Media als der FCA selbst. In dieser eher langweiligen deutschen Mittelstadt steht er für Aufregung und für Modernität. Genau das, was diese Stadt braucht. Mit ihm können sich Jugendliche identifizieren und er ist in diesem Zusammenhang – fast unbeachteterweise – ein irrsinnig gutes Vorbild. Er zeigt, dass man Leute nicht nach ihrem Aussehen sondern nach ihrer Leistung beurteilen muss. Genauso bieder wie der Schnauzer des Papas früher war, genauso stylisch ist Max Junior jetzt unterwegs. Dabei stehen beide für große Professionalität und Leistungsbereitschaft. Max würde ich eine Rolle beim FC Augsburg auch nach seinem Karriereende wünschen, in der er dies an Jugendliche vermitteln kann.

Wider besseren Wissens träume ich romantische Fußballfan-Träume

Insgesamt wünsche ich mir so sehr, dass Max – außer der Top Club ruft – in der Stadt bleibt, in der er einer der wenigen Stars sein kann. Sieht, dass er hier etwas besonderes haben kann. Viele Jahre die Sicherheit genießt, sich ganz auf seine Leistungen auf dem Platz konzentrieren zu können. Mit Florian Niederlechner frühstückt und die Liga zerlegt. Eine Legende wird. Das vielleicht sogar ausspricht. Aber egal, wie Philipp Max und der FCA sich am Ende entscheiden werden, stand kaum ein Spieler in den letzten Jahren so sehr für den FCA wie Philipp Max. Dafür darf man zwischendurch auch mal danke sagen: Danke, Philipp Max.

Der Wunschzettel der FCA Fans

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist der zweite Advent und der geneigte FCA Fans sitzt zu Hause, hat es sich gemütlich gemacht, und träumt von seinem Verein. Lange haben wir dem Braten nicht getraut. Gestern dann haben wir die Punkte 8, 9 und 10 aus den letzten vier Spielen gesammelt und unser Gesamtkonto auf 17 in der laufenden Saison erhöht. Von 40 Punkten ist so oft die Rede, wenn es um den Klassenerhalt geht. Meistens reichen 35. 17 sind da schon fast die halbe Miete. Drei Spieltage stehen noch an vor der Winterpause und gerade Düsseldorf wirkt wie ein Gegner, gegen den noch der ein oder andere Punkt drin sein könnte. Auch Hoffenheim wirkt momentan nicht übermächtig und in Sinsheim haben wir schon öfters nicht schlecht ausgesehen. Beruhigende Aussichten für uns FCA Fans nach dem sehr durchwachsenen Saisonstart, der einige Tiefschläge für uns bereit hielt

Die Form stimmt

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Ruben Estephan Vargas Martinez scheinen genau wie dem Rest der Mannschaft Flügel gewachsen zu sein. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Nun wird so mancher Pessimist meinen, das vier Spiele ja nicht besonders aussagekräftig wären. An dieser Stelle macht es Sinn, sich die Partien einmal etwas genauer erneut vor Augen zu führen. Sowohl gegen Mainz als auch gegen Köln waren wir deutlich überlegen. Mainz hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn wir sie abgeschossen hätten. Ötzunalis Sonntagsschuss war ein Glückstreffer (Understat hat dem Schuss eine 2%ige Torwahrscheinlichkeit zugeordnet). Methodiken, die Spielaktionen Torwahrscheinlichkeiten zuordnen, sahen uns auch bei unserer letzten Niederlage zu Hause gegen Schalke als überlegen. Aus meiner Perspektive stimmt der Trend seit dem Spiel in Gladbach. Die Mannschaft scheint sich gefunden zu haben und die Form ist nachhaltig verbessert. Jetzt hoffen wir mal, das es so bleibt. Aber wo ich hier so sitze und die zwei Kerzen am Kranz betrachte, fallen mir doch einige Wünsche ein.

Wunsch 1: Weitere Punkte vor der Winterpause

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Florian Niederlechnerder der Unwiderstehliche wurde erneut gesichtet. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Der Augsburger misstraut dem Trend auch dann noch, wenn er seit zwei Monaten Bestand hat. Erstmal weitere Sicherheit schaffen. Und nachdem wir nun gegen Köln und Mainz im Spielverlauf nicht mit Glück und bester Chancenverwertung geglänzt haben, kommen jetzt die Spiele, in denen wir darauf hoffen müssen, dass es mit der Chancenverwertung und dem Match-Glück besser wird. Freitagabend gegen Hoffenheim wird unangenehm, genauso wie die Partie gegen Leipzig. Bleibt die Hoffnung auf den versöhnlichen Jahresabschluss gegen Düsseldorf zu Hause. Ein paar Pünktchen auf dem Weg zur Winterpause wären doch eine schöne Bescherung.

Wunsch 2: Ruhe in der Winterpause

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Egal wer reinkommt, jeder liefert im Moment ab. Jan Moravek gegen Mainz genauso wie Freddie Jensen (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Wenn wir dann im Winter mit unserem kleinen Pölsterchen vor dem Weihnachtsbaum sitzen, wäre es toll, wenn es ruhig und besinnlich bliebe. Keine Transfer-Krakelereien aus der Mannschaft. Keine Undiszipliniertheiten oder verlängerte Urlaube. Keine öffentliche Kritik. Klares und entschiedenes Handeln von Stefan Reuter in der Öffentlichkeit, sollte es doch zu dem ein oder anderen kommen. Wenn wir das hinbekommen, und wir den jetzigen Rückenwind mit in den Winter nehmen können, dann haben wir beste Voraussetzungen für die Rückrunde, in der die Mannschaft noch mehr zusammenwachsen kann.

Wunsch 3: Ein paar Pünktchen aus dem schwierigen Programm zum Rückrundenauftakt

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Marco Richter hat seinen Blick fest aufs Ziel gerichtet. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Zum Rückrundenauftakt kommen dann wieder die Gegner mit der etwas höheren Qualität. Dort gilt es sich zu beweisen und auch bei Rückschlägen die Ruhe zu bewahren. Ich glaube, dass wir im Vergleich zur Hinrunde für so manches Team ein deutlich unangenehmerer Gegner sein werden. Trotzdem werden wir dann wieder häufiger verlieren. Gerade für unsere jungen Spieler ist es wichtig, dass wir ihnen Fehlschläge nicht übel nehmen. Marco Richter hat gestern eine Mordspartie gespielt, Fehlschuss hin oder her. Auch Ruben Vargas wird seine Chancen wieder nutzen. Unsere Mannschaft hat das Potential auch diese Phase mit einigen Pünktchen und erhaltenem Selbstbewusstsein zu überstehen. Gerade weil die Mannschaft im Spiel gegen den Ball stabiler geworden ist und Florian Niederlechner immer noch regelmäßig trifft.

Wunsch 4: Ab dem Mitte der Rückrunde nach oben schauen (und von Europa träumen)

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Tin Jerdvaj nahm an der letzten WM für Kroatien teil. Wir wollen auch wieder zu gerne international. Dürfen wir träumen? (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Es gibt in Augsburg nur zwei psychologische Zustände mit Blick auf die Tabelle. Entweder wir hängen mitten im Abstiegskampf und die Welt ist kurz vor dem Untergehen. Oder der Abstand zu Bayern München ist gerade noch sieben Punkte, wir können die Bayern noch locker einholen und nächstes Jahr europäisch spielen. Im neunten Jahr Bundesliga kann man feststellen, dass wir noch nie abgestiegen, aber schon einmal durch Europa getourt sind. Ich verzichte an dieser Stelle auf meine träumerischen Ausführungen zu den Wahrscheinlichkeiten wie unter Anbetracht dieser Historie diese Saison wohl ausgehen mag (Spoiler: meistens steigen wir weder ab noch fahren wir nach Europa). Ich mag allerdings persönlich auch die Spielzeiten am liebsten in denen man, sobald die Biergartensaison los geht sich nicht vor dem Abstieg fürchten sondern von Europa träumen kann. Wie schon heute an diesem wunderbaren 2. Advent.

Und nachdem ich die kalte und dunkle Jahreszeit am wenigsten mag (weil: kalt und dunkel), bin ich froh wenn zumindest unser FCA mir die Laune aufhellt. Wenn die Arena grün leuchtet und Martin Schmidt den wunderschönsten aller Weihnachtspullis trägt, dann leuchten meine Augen, wie die meiner Tochter am Heiligabend. Vielleicht ist das ja doch der beste FCA aller Zeiten?

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