Zusammenfassung der Wintertransfers 2017/18

Stefan Reuter hat wieder ein Brett vorgelegt in dieser Transferperiode. Die Aufgabe war zumindest aus meiner Sicht klar definiert. Der Kader war in der Hinrunde zu groß. Durch die positiven Ergebnisse drang keine Unruhe nach draußen, aber einige Spieler waren mit ihrer Situation sicher nicht zufrieden. Der FCA hat zumindest für die Rückrunde den Kader deutlich entschlackt. Damit sollte auch in der Rückrunde in Augsburg weiter Ruhe herrschen (So dachte ich zumindest bis zur Opare-Suspendierung). Folgende Spieler haben den FCA in der Winterpause verlassen:

  • Georg Teigl (ausgeliehen an Eintracht Braunschweig)
  • Tim Rieder (ausgeliehen an Slask Wroclaw)
  • Konstantinos Stafylidis (ausgeliehen an Stoke City)
  • Jan-Ingwer Callsen-Bracker (ausgeliehen an den 1. FC Kaiserslautern, Vertrag verlängert bis 2019)
  • Moritz Leitner (ausgeliehen an Norwich City)
  • Dong-Won Ji (ausgeliehen an Darmstadt 98, Vertrag verlängert bis 2019)
  • Marvin Friedrich (verkauft an Union Berlin, mit Rückkaufklausel)
  • Erik Thommy (verkauft an den VfB Stuttgart)

Der Kader des FC Augsburg umfasst immer noch 25 Profispieler (inkl. Opare). Nachdem wir uns alleinig auf die Bundesliga konzentrieren können, sollte diese Kadergröße für die Rückrunde vollkommen ausreichen. Pep Guardiola hat zuweilen damals beim FC Bayern mit einem 24-Mann Kader gearbeitet. Mit Dreifachbelastung und deutlich mehr Nationalspielern. Zudem ist unter den genannten Spielern kein einziger, der ein Leistungsträger in der Hinrunde war und von uns nicht zu ersetzen ist. Teigl, Rieder, Callsen-Bracker, Leitner und Friedrich haben alle keine einzige Pflichtspielminute in der Bundesliga absolviert. Stafylidis kam gerade auf zwei, Ji auf drei Kurzeinsätze. Erik Thommy kam bei 10 Kadernominierungen auf 6 Einsätze und insgesamt 167 Einsatzminuten. Tore und Torvorlagen Fehlanzeige. So reagierte auch Manuel Baum auf der Pressekonferenz vor dem Frankfurt-Spiel entspannt, als er sinngemäß feststellte, dass die Spieler, die abgegeben wurden, wohl zum Großteil auch bei den eingetretenen Verletzungsproblemen nicht geholfen hätten. Es wird wohl in der Rückrunde darauf ankommen, ob die Qualität in der zweiten Reihe reicht und nicht in der dritten.

Bzgl. der Abgänge sind zwei Gruppen zu unterscheiden. Es gibt einerseits die große Gruppe von Spielern, die an andere Vereine ausgeliehen wurden. Die ausgeliehenen Spieler erhalten die Möglichkeit sich dort weiterzuentwickeln und besser nach Augsburg zurückzukehren. Oder sich für andere Vereine zu empfehlen. Wer in dieser Saison beobachtet, wie wichtig Daniel Opare für uns geworden war, der weiß, dass dieses Modell sehr wohl funktionieren kann. Zumindest sportlich. Wünschen wir allen ausgeliehenen Spielern bei den aufnehmenden Vereinen alles Gute und viel Erfolg für die Rückrunde. Im Sommer wird sich zeigen, wo deren Weg nach den Leihen hinführt. Nachdem bei Marvin Friedrich wohl eine Rückkaufoption besteht, kann man ihn getrost in diese Gruppe packen.

Erik Thommy ist ein anderer Fall und die Überraschung des Transferfensters. Thommy war im Sommer aus Regensburg nach Augsburg zurückgekehrt und hatte unter Manuel Baum seine Einsätze bekommen. Objektiv bin ich mit der Anzahl der Einsätze nicht unzufrieden und hielt die Entwicklung für vielversprechend. Ich hatte erwartet, dass Thommy in der Rückrunde noch das ein oder andere gute Spiel für uns macht. Nun gab es im Hintergrund wohl längst Gespräche zwischen dem Verein und Thommy über die Verlängerung seines auslaufenden Vertrags. Der FCA wollte mit Thommy verlängern. In diesem Zusammenhang hatte Thommy für sich entschieden, den FCA im Sommer zu verlassen. Warum der VfB Stuttgart nun schon im Winter Geld in die Hand genommen hat, um Thommy an Bord zu holen, hat sich direkt gezeigt. Thommy spielt in Stuttgart direkt auch unter dem neuen Trainer Korkut. Dennoch hat er für mich noch nicht nachhaltig gezeigt, dass er die nötige Klasse für die 1. Liga hat. Anstatt ruhig und zielstrebig weiter in Augsburg seine Chance zu suchen, wird Thommy nun für den VfB Stuttgart tätig. Der VfB, ist nach dem FCA, Jahn Regensburg und dem 1.FC Kaiserslautern Thommys vierter Verein in drei Jahren. Thommy gibt aus meiner Sicht eine fixe Perspektive aus der Hand, sich in der Bundesliga zu etablieren und greift in Stuttgart nach den Sternen. Es bleibt für ihn zu hoffen, dass der VfB die Klasse hält und er sich dort durchsetzen kann. Der FCA erhält zumindest eine geringe Transferentschädigung. Bzgl. der Einsatzchancen ergeben sich durch den Wechsel offensiv nun mehr Möglichkeiten für Marco Richter, wenn  er nach seiner Bänderverletzung im Sprunggelenk wieder fit ist. Seine erste Chance gegen Frankfurt hat er direkt bravorös genutzt. Auch Johnny Schmid steht als Ersatz auf den Außenbahnen bereit, und hat weiterhin die Möglichkeit sein Potential zu bestätigen.

Insgesamt bin ich mit der Transferperiode sehr zufrieden. Stefan Reuter hat die in ihn gesetzten Erwartungen voll erfüllt. Hoffen wir, dass die Ergebnisse in der Rückrunde dies widerspiegeln und wir weiterhin sportlich so erfolgreich sein werden. Im Schnitt hat Reuter im Winter zuletzt immer einen Neuzugang präsentiert. Diese haben aber nicht immer eingeschlagenen. Nehmen wir Moritz Leitner nur als Beispiel. Er hat nun im Winter nichts übers Knie gebrochen. Auch das ist zu loben. Wir handeln weiterhin wirtschaftlich sinnvoll und geben nun auch der eigenen Jugend mehr Chancen. Die Transferpolitik stimmt mich grundsätzlich positiv.

Die Herausforderung steht jetzt an, da Jeffrey Gouweleeuw und Alfred Finnbogason mittelfristig verletzt fehlen werden und Spieler wie Sergio Cordova und Kevin Danso zeigen müssen, ob sie die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen können. Lassen wir uns überraschen, wer von den Jungs groß durchbrechen wird. Manuel Baum wird es schon richten und die Spieler entsprechend ihrer Stärken auf- und einstellen. Ich bin zuversichtlich, dass schon morgen das nächste positive Ergebnis folgt.

Wie der FC Augsburg seine Unschuld verlor

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Am Samstag vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt platzte die Bombe. 4 Tage nach Schließung des Transferfensters in Deutschland, veröffentlichte der FC Augsburg eine Pressemitteilung, die im Augsburger Umfeld noch vielen etwas länger in Erinnerung bleiben wird. Kernsatz der Mitteilung ist folgendes Zitat von Stefan Reuter:

„Daniel Opare hat uns bewusst und trotz der Konfrontation mit Fakten wiederholt belogen. Des Weiteren hat er mehrfach gegen den Verhaltenskodex innerhalb der Mannschaft verstoßen“

Die Pressemitteilung teilt darüber hinaus mit, dass Opare gegen Eintracht Frankfurt nicht im Kader stehen wird und sich darüber hinaus einen neuen Verein suchen kann. Sein Angebot zur Vertragsverlängerung hat der FCA zurückgezogen. Ob Daniel Opare erneut für den FCA auflaufen wird steht in den Sternen. Er hat noch Vertrag bis zum 30.06.2018 und Raphael Framberger, der nun für ihn in die Startelf gerückt ist, hatte während seiner Karriere immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Der FCA hat zumindest für den Moment kommuniziert, dass Daniel Opare nicht mehr für den FC Augsburg auflaufen wird.

Die Wechseloptionen sind derweil zum jetzigen Zeitpunkt beschränkt. Die großen westeuropäischen Ligen haben ihre Transferfenster alle Ende Januar geschlossen. Alleinig ein Wechsel in etwas weiter entfernte Gefilde z.B. nach Russland oder China ist momentan noch möglich. Ob es Opare gerade dorthin zieht? Vielleicht wird er seinen Vertrag beim FCA auch einfach absitzen und im Sommer ablösefrei zu seinem Wunschclub wechseln. Die Kommunikation des FCA über die Pressemitteilung hat es für Opare nun auch nicht einfacher gemacht, irgendwo unterzukommen. Oder interessiert das einen anderen Verein überhaupt?

Der FCA wurde zumindest in den sozialen Medien für sein Statement gegen revoltierende Spieler gefeiert. Das alles kurz nachdem Herr Aubameyang den BVB einen Winter lang verarscht und seinen Abgang zum FC Arsenal quasi erpresst hatte. Allerdings ist die Ausgangslage bei Opare nicht ganz so eindeutig. Opare war eine Stütze der Mannschaft in der Hinrunde, v.a. da Raphael Framberger mal wieder verletzt gefehlt hatte. Den Weggang von Paul Verhaegh hatte vor allem er genutzt und sich in den Vordergrund gespielt. Opares gute Leistungen hatten sich dabei in Augsburg gerade mal auf 6 Monate beschränkt und kamen sehr unverhofft. Nun läuft Opares Vertrag zum 30.06.2018 aus und auf Grund der guten Leistungen hat der FCA ein Verlängerungsangebot unterbreitet. In den letzten Wochen ging es diesbezüglich hoch her. Einerseits hatte Opare signalisiert in Augsburg verlängern zu wollen, andererseits gab es diverse Meldungen bzgl. einem Abgang im Winter. Leicester City soll wohl interessiert gewesen sein. Zuletzt wurde dann öffentlich, dass Opare sich mit Domenico Tedesco, dem Cheftrainer von Schalke 04, getroffen hatte. Manuel Baum hatte ein Gespräch mit Opare geführt und in der Pressekonferenz am Freitag dazu gesagt:

„Das Gespräch hat stattgefunden. Aber was wir und wie wir gesprochen haben, ist mir immer wichtig, das es intern bleibt. (…) Das zeichnet uns in Augsburg aus, dass wir da ein bisschen langweilig sind und das es intern bleibt.“

Man hätte nun erwartet, dass man Opare im Zweifel für die Aktionen  suspendiert oder ihm eine Geldstrafe aufbrummt, evtl. parallel versucht ihn nach Russland oder China zu verkaufen, sich vielleicht wieder zusammenrauft oder auch nicht. Der Vertrag wäre dann sowieso im Sommer ausgelaufen. Alles in allem kein Vorgang, der im Profifußball für viel Verwunderung gesorgt hätte. Opare hat sich daneben benommen, es gibt eine Reaktion hierauf durch den Arbeitgeber und der muss die Konsequenzen tragen. Passiert.

Dennoch hat der FCA öffentlich gegen Opare ausgetreten. Ohne dem Spieler die Möglichkeit einzuräumen, sich direkt gegen die Vorwürfe zur Wehr setzen zu können, hat der Verein diese Pressemitteilung versendet. Diese Reaktion hinterlässt bei mir große Verwunderung. Opare, so falsch er sich auch verhalten haben mag, ist weiterhin Angestellter des Vereins und hat für diesen Verein erst vor kurzem noch seine Knochen hingehalten. Davon ist er von den Fans gefeiert worden. Ich bin in diesem Zusammenhang vollkommen Manuel Baums Meinung, wenn ich darauf dränge, dass solche Konflikte intern bleiben sollten. Denn es wäre doch vermessen anzunehmen, dass es in dieser Geschichte genau eine Wahrheit gäbe. Zumindest muss man dann bereit sein, diese insgesamt auszupacken und nicht nur Andeutungen zu machen. Und den kompletten Vorgang in der Öffentlichkeit diskutieren, will doch nun wirklich keiner. Welche selbst so benannte „Familie“ trägt ihre Probleme so nach außen?

Den Schaden hat der FC Augsburg nun aber. Er muss sich für den Sommer nach einem neuen Rechtsverteidiger umschauen. Anstatt dies still und leise zu machen, weil niemand genau weiß, ob Opare wechselt oder nicht, weiß nun jeder, dass der FCA auf dieser Position jemanden verpflichten muss. Günstiger wird es dadurch wohl nicht. Zudem werden zukünftige Fälle von Undiszipliniertheiten nun immer mit diesem Fall verglichen werden.  Der FCA hat nach Dressler, Thurk und Schuster den nächsten ungeklärten Mythos. Zu diesem hat er die bisher längste Stellungnahme abgegeben. Ob das bedeutet, dass wir hier irgendwann erfahren, was genau passiert ist?

Was man vor dem Spiel gegen die Frankfurter Eintracht wissen sollte

Nur noch wenige Stunden bis zum Anpfiff der Partie gegen Eintracht Frankfurt. Ich breche gerade aus meinen eigenen Gewohnheiten aus. Eigentlich beschäftige ich mich nicht im Vorfeld von Spielen mit der aktuellen Lage. Ihr bekommt doch meistens ein ganz gutes Bild, wenn ihr euch selbst die Pressekonferenz anschaut oder die lokalen Medien verfolgt. Diese Woche ist das etwas anderes. Selbst etwas aufmerksamere Beobachter haben vielleicht den Überblick verloren, denn diese Woche war „Freak Week“ beim FCA. Es passierte irrsinnig viel, und auch einiges kontroverses. Und nachdem es sich um viele spannende Themen handelt, will ich euch einen kurzen Überblick geben:

1. Sportlich: die Ausfälle

Im Spiel gegen Frankfurt werden seit längerer Zeit wieder einige Stammkräfte fehlen. Unproblematisch, da nur für ein Spiel, ist an dieser Stelle Rani Khedira. Er hat sich die fünfte gelbe Karte gegen Köln abgeholt und fehlt gesperrt. Dazu musste Jeffrey Gouweleeuw gegen Köln schon in der Halbzeit vom Platz. Er hat sich das Innenband angerissen und wird wohl sechs Wochen fehlen. Mit Kevin Danso steht allerdings sehr guter Ersatz bereit. Dazu kommt ein kurzfristiger Ausfall von Alfred Finnbogason. Eine Muskelverletzung in der Wade bedeutet einen Ausfall von sechs Wochen. Nachdem Finnbo fit ein sehr kompletter und abschlussstarker Stürmer ist, steht dort kein gleichwertiger Ersatz bereit. Vielleicht kann Sergio Cordova die Chance nutzen und sein Potential unter Beweis stellen? Achja, Daniel Opare wird dann auch fehlen und von Raphael Framberger ersetzt werden, daber das führt uns gleich zum nächsten Punkt…

2. Sportlich: die Suspendierung

Opare war eine Stütze der Mannschaft in der Hinrunde, v.a. da Raphael Framberger mal wieder verletzt gefehlt hatte. Den Weggang von Paul Verhaegh hatte vor allem er genutzt und sich in den Vordergrund gespielt. Nun läuft Opares Vertrag zum 30.06.2018 aus und auf Grund der guten Leistungen hat der FCA ein Verlängerungsangebot unterbreitet. In den letzten Wochen ging es dennoch hoch her. Einerseits hatte Opare signalisiert in Augsburg verlängern zu wollen, andererseits gab es diverse Meldungen bzgl. einem Abgang im Winter. Leicester City soll wohl interessiert gewesen sein. Zuletzt wurde dann öffentlich, dass Opare sich mit Domenico Tedesco, dem Cheftrainer von Schalke 04, getroffen hatte. Manuel Baum hatte ein Gespräch mit Opare geführt und in der Pressekonferenz am Freitag dazu gesagt:

„Das Gespräch hat stattgefunden. Aber was wir und wie wir gesprochen haben, ist mir immer wichtig, das es intern bleibt. (…) Das zeichnet uns in Augsburg aus, dass wir da ein bisschen langweilig sind und das es intern bleibt.“

Gestern platzte nun die Bombe. Opare ist beim FCA in Ungnade gefallen und Stefan Reuter wird zitiert mit folgenden Satz:

„Daniel Opare hat uns bewusst und trotz der Konfrontation mit Fakten wiederholt belogen. Des Weiteren hat er mehrfach gegen den Verhaltenskodex innerhalb der Mannschaft verstoßen“

Der FCA tritt öffentlich gegen Opare aus. Warum zu diesem Zeitpunkt und in dieser Art und Weise? Was war genau passiert? Der FCA hat nach Dressler, Thurk und Schuster den nächsten ungeklärten Mythos.

3. Gesellig: die Fankneipe

Gerade vor ein paar Minuten wurde die Fankneipe am Stadion eröffnet. Was als Kneipe angekündigt war, sieht mir auf den ersten Blick nach einem großen Stadionkiosk mit Sitzbereich aus. Es ist gut, dass es endlich auch einen Treffpunkt gibt, wo man vor Stadionöffnung am Stadion und bei Auswärtsspielen zusammenkommen kann. Naiv und faul wie ich bin, hätte ich gedacht, dass in einer Kneipe nicht fürs Bier aufstehen muss, aber das scheint mir nicht so zu sein. Wie sich die Örtlichkeit in Zukunft dann entwickelt, warten wir  einfach mal ab.

4. Der Investor: Hofmann im Interview

Fast schon in den Hintergrund getreten ist, dass Klaus Hofmann dem Kicker ein Interview gegeben hat, das in der Montagsausgabe erschienen ist. Dort nimmt Klaus Hofmann erneut Stellung zu RB Leipzig und erklärt die Unterschiede zum FC Augsburg. Er fordert eine Abschaffung der Sonderregeln bzgl. 50+1 oder als Alternative 50+1 aufzuheben. In seiner Rolle als Großinvestor beim FCA halte ich diese Aussagen für sehr kritisch. Zudem gehen mir die Rückfragen bzgl. der Strukturen beim FCA leider nicht genug ins Detail. Und auch wenn Hofmann immer behauptet, er sei Fan, so finden Fanbelange im Interview leider keinen Platz. Dann übernehmen wir diesen Punkt eben auch noch…

5. Das Montagsspiel in Dortmund: Szene Fuggerstadt boykottiert

Das Montagsspiel in Dortmund am 26.02. wirft schon jetzt einen langen Schatten. Schon vor einiger Zeit hatte ein beträchtlicher Teil der Dortmunder Fans angekündigt, dass Spiel zu boykottieren. 300 Dortmunder Fanclubs haben sich angeschlossen. Gerade für uns Augsburger ist die Ansetzung durch die weite Reise quer durch die Republik besonders beschissen. Zudem kämpfen auch die Augsburger Fans schon lange gegen eine weitere Zerstückelung der Spieltage. Dies hat nun auch zu der Entscheidung geführt, die Mannschaft in Dortmund nicht zu unterstützen, sondern durch einen Boykott gegen die Situation zu protestieren. In diesem Zusammenhang veröffentlichte die Szene Fuggerstadt eine Stellungnahme. Zudem hat die Szene Fuggerstadt eine Petition für FCA-Fans gestartet, um Druck auf die eigene Vereinsführung zu erzeugen, dass diese sich doch bitte auch für Faninteressen einsetzen soll. Dies ist in der Vergangenheit wohl nicht passiert. Hatte ich erwähnt, dass Faninteressen im Interview mit Klaus Hofmann nicht thematisiert wurden? Die Petition ist kurz gehalten, ich finde diese unterstützenswert und habe selbst unterschrieben. Überlegt bitte, ob ihr das nicht auch machen wollt. Es geht sehr einfach.

Das war es dann auch schon. Viele Themen und viele wichtige Themen wie ich finde. Aber am wichtigsten ist auf dem Platz und deshalb gilt es heute drei Punkte gegen Frankfurt einzufahren. Mit dem Rest beschäftigen wir uns dann ab morgen wieder.

Luxusprobleme allerorts

Morgen steht unser Spiel in Köln an. Köln ist in dieser Saison zumindest aus sportlicher Perspektive nicht zu beneiden. Auch nach den letzten beiden Siegen zu Beginn der Rückrunde steht der Effzeh, wie man den Verein in Köln liebevoll nennt, immer noch auf dem letzten Tabellenplatz. Es wird für die Kölner wohl ein Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag und für uns morgen auch keine einfache Partie.

Allerdings gibt es in Köln etwas, dass ich aus Augsburger Perspektive sehr gerne sehen würde. Der FC ist einer von nur sechs Vereinen in der Bundesliga, der noch selbst über 100% seiner Anteile verfügen kann. Im Gegensatz dazu haben wir in Augsburg 99% unserer Anteile damals an Walther Seinsch und seine Investorengruppe verkauft. Im Zuge seines Rückzugs hat dieser seine Anteile an Klaus Hofmann und Buddies weitergereicht. Ohne diesen Anteilsverkauf und die entsprechenden Finanzmittel daraus, würde es den FC Augsburg in der heutigen Form nicht geben. Allerdings scheint dies eine Einbahnstraße zu sein und ich halte diese Einbahnstraße für sehr gefährlich. Die Gründe hierfür möchte ich nachfolgend gerne etwas ausführlicher darlegen.

Nachdem es sich bei Bundesligavereinen um millionenschwere Wirtschaftsunternehmen handelt, besitzen die Anteile an diesen Unternehmen mittlerweile einen erheblichen Wert und stellen quasi das Tafelsilber eines Vereins da. In Köln gab es deswegen im Herbst 2017 eine Initiative, die dafür kämpfte, dass  nach einem Satzungsänderungsantrag die Vereinsmitglieder in einen Anteilsverkauf mit eingebunden hätten werden müssen. Dieser Satzungsänderungsantrag ist leider auf der Mitgliederversammlung abgelehnt worden. Die Mitglieder werden bei potentiellen Anteilsverkäufen bis 25% der Anteile weiterhin nicht eingebunden.

Auch bei anderen Vereinen wird darüber diskutiert sich potentiellen Investoren zu öffnen. So hat nicht unlängst der VfL Bochum beschlossen seinen Profibereich in eine Kapitalgesellschaft auszugliedern, um nach diesem vorbereitenden Schritt, Anteile an der Kapitalgesellschaft an einen Investor verkaufen zu können. Dieser soll natürlich zum Vereinsleitbild passen und sich am besten nicht einmischen wollen.

Sind die Anteile erstmal weg, dann gibt es kaum noch einen Weg zurück. Dies gilt sowohl im guten wie im schlechten. Den negativen Fall kann man bei den Münchner Löwen beobachten. Sie haben sich mit Hasan Ismaik einen Investor ins Boot geholt, den sie nach einigen Streitereien gerne wieder loswerden würden. Allerdings verfügt der Verein nicht über die finanziellen Mittel, um Ismaik seine Anteile abkaufen zu können. Ismaik hält 60 Prozent der Anteile von 1860 und erst die finanziellen Probleme des Vereins haben dazu geführt, dass Ismaik an Bord geholt wurde. Der Schrecken wird sobald kein Ende nehmen.

Einen positiven Fall einer solchen Investorentätigkeit können wir bisher in Augsburg beobachten. Der FCA erwirtschaftet mittlerweile Millionengewinne (8 Millionen EUR im abgelaufenen Geschäftsjahr). Allerdings werden die Millionen von der Kapitalgesellschaft erwirtschaftet, die zu 99% Klaus Hofmann und Buddies gehört. Also steht dieser Gewinn am Ende wirtschaftlich auch den Investoren zu. In der Jugend des FCA kommt davon erstmal nichts an. Der Verein wird darüber hinaus auch nicht in die Lage versetzt, seine Anteile zurückzukaufen. Solange der Laden läuft und die handelnden Personen gleich bleiben, scheint die Lage stabil zu sein. Allerdings kann ja vieles im Leben ganz schnell gehen und schon findet man sich in einer Lage wieder, wie die Münchner Löwen.

Oder wie Hannover 96. Dort ist Martin Kind mittlerweile so lange am Verein beteiligt, dass die 50+1 Regel von ihm ausgehebelt werden kann.  Wenn Klaus Hofmann nur lange genug seine Beteiligung halten wird, dann wird er in Augsburg auch über diese Möglichkeit verfügen. Wobei, wer kontrolliert schon die Einhaltung der 50+1 Regel? Wird bei den Vereinen wirklich nachgeschaut, ob im Alltag ein Vereinsvertreter in den offiziellen Organen der Kapitalgesellschaften die Stimmmehrheit der Vereinsmitglieder in der Praxis zur Kontrolle oder Gestaltung im Alltag umsetzt? Natürlich nicht. In Augsburg hat kein Vereinsvertreter einen offiziellen Posten z.B. in Geschäftsführung oder Aufsichtsrat der KGaA. Und wenn Klaus Hofmann sich wundert, wie RB Leipzig die Lizenz erhalten hat, so wundere ich mich, warum er nicht strukturell beim eigenen Verein anpackt.

Langfristig geht es sportlich auf und ab. Köln pendelt immer mal wieder zwischen erster und zweiter Liga. Die rosigen Zeiten werden wahrscheinlich auch in Augsburg nicht ewig halten. Hoffen wir, dass wir dann nicht nur wirtschaftlich mit Bedacht agiert sondern auch strukturell die richtigen Weichen gestellt haben.

Wir können Stefan Reuter vertrauen

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Während der Winterpause passieren meist wenige wirklich aufregende Dinge, die einen Fußballverein auf Jahre hinaus prägen. Die Weichen für die Saison werden in der Sommerpause gestellt. Spieler, die bei ihren Vereinen eine tragende Rolle einnehmen, können in der Winterpause meist nicht verpflichtet werden. Trainerwechsel sind in Augsburg sehr selten und wenn es dann doch mal so weit kommt, dass man den Trainer entlässt, dann wird wie bei Dirk Schuster nicht bis zur Winterpause gewartet. Wir können uns daher schon jetzt darauf einstellen, dass diesen Winter nicht viel passieren wird. Dies liegt in dieser Saison auch daran, dass die Winterpause durch die WM zwei Wochen kürzer ist als sonst. Ich hoffe zumindest darauf, dass wir keinen Leistungsträger der Vorrunde abgeben. Dann brauchen wir auch keinen Ersatz.

Und so gibt es in den letzten Jahren nur wenige Entscheidungen und Verpflichtungen in der Winterpause, die entscheidenden Einfluss auf unsere Clubgeschichte genommen haben. Zeit für eine kleine Top 3?

3. Platz 3 geht für mich an die Leihe von Dong-Won Ji im Winter 2014. Im ersten halben Jahr in Augsburg schoss uns Dong-Won Ji eindrucksvoll mit zum Klassenerhalt und war kaum aufzuhalten. Leider war er danach nie wieder so torgefährlich, aber diese erste Zeit in Augsburg hat uns 2013/14 mit die Klasse gerettet. Ein wahrer Game Changer.

2. Vor sieben Jahren begann die zweite Phase der Legende Daniel Baier in Augsburg und der FCA hat ihn damals fest verpflichtet, nachdem er in der Saison 2009/10 schon als Leihspieler in Augsburg anzutreffen war. Daniel Baier war seitdem einer der besten defensiven Mittelfeldspieler der Liga. Der Wechsel von Daniel Baier war wohl die prägendste Spielerverpflichtung seit dem Neustart unter Walther Seinsch.

1. Platz eins geht allerdings nicht an einen Spieler, sondern an die große Konstante der letzten 5 Jahre. Denn ziemlich genau vor 5 Jahren hat Stefan Reuter seinen Dienst beim FCA angetreten. Er hat direkt Markus Weinzierl so gestützt, dass dieser seine Linie in der Bundesliga fand und die Mannschaft zum Klassenerhalt bugsierte. Danach hat er mit Weinzierl zusammen ein Team geformt, dass den Einzug in die Europa League schaffte und die Gruppenphase überstand. Nach zwei Trainerwechseln geht der Blick in der Tabelle schon wieder nach oben und unsere Spieler sind in ganz Europa im Munde. An wem sonst sollte das liegen, wenn nicht an Stefan Reuter.

Nicht ganz in die Top 3 haben es die Wechsel von Alfred Finnbogason und Jeffrey Gouweleeuw vor 2 Jahren geschafft. Ende 2013 kam auch ein gewisser Dominik Kohr nach Augsburg, für den es allerdings auch nicht für einen Platz in der Rangliste gereicht hat.

Stefan Reuter hätten noch im Frühjahr oder Sommer des Jahres 2017 wohl auch nicht alle Fans des FC Augsburg so prägend eingestuft. Derweil war genau diese Phase äußerst bedeutend dafür, wie Reuter auch in Jahren noch gesehen werden wird. Insgesamt sollte man Reuter immer zu Gute halten, dass er sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellt. Er verrichtet seinen Job emotional engagiert und mit viel Herzblut. Sein eigenes Schaffen stellt er dabei – sehr sympathisch – gerne mal in den Hintergrund.

Derweil hat sich Stefan Reuter zu einem der besten Manager in der Bundesliga gemausert. Seine Verdienste stechen dabei mittlerweile wie Leuchttürme hervor. Der FCA ist hochprofitabel. 8 Millionen Euro Gewinn standen bei der letzten Mitgliederversammlung im Berichtsheft. Das meiste stammt aus schlauen Transfers und entsprechenden Transfererlösen. Derweil steht die Mannschaft im gesicherten Mittelfeld der ersten Bundesliga. Der FCA ist unter Reuter kein einziges Mal abgestiegen. Das hätte ich vor fünf Jahren so auch nicht vermutet. Naja, aus der Europa League vielleicht – aber das zählt nicht. Und obwohl unser Budget immer noch keine großen Sprünge ermöglicht und erst seit kurzem mehrere fähige Jugendspieler im Profibereich dazu stoßen, hat Reuter es Jahr um Jahr geschafft, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen und zudem einen Generationenwechsel eingeleitet. Ich werde beim ersten Rückrundenspiel ein Bierchen auf Stefan Reuter trinken. Die Kurve sollte ein Liedchen anstimmen. Wir sollten alle hoffen, dass er noch lange bleibt. Und wenn die nächste schwächere Phase kommt, dann sollten wir alle wissen, dass Stefan Reuter besser als viele andere weiß, was er tut und ihm vertrauen.

Das Allerschlimmste

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Auf der Jahreshauptversammlung des FC Augsburg war erkennbar gute Stimmung. Gute Geschäftszahlen und die tolle sportliche Phase lassen das Bild leuchtend schön erscheinen. Schnell vergessen ist die vergangene Rückrunde und das Aus von Dirk Schuster, der der ausgemachte Wunschkandidat von Klaus Hofmann war.  Der FCA hat die Ergebnisse der Jahreshauptversammlung in einem Video selbst zusammengestellt. Dort kommt ein Fan zu Wort der sagt: „Perfekt. Unter der Führung von Klaus Hofmann. Besser geht’s gar nicht mehr.“ Wenn das der FCA Werbeblock wäre, dann könnte man das nun so stehen lassen, ohne diese Aussage weiter zu hinterfragen und das Thema abhaken. Ich halte diese Aussage allerdings aus unterschiedlichen Gründen für falsch. Ich will das gerne begründen.

Der erste Grund basiert auf Fakten. Es gibt in der Tabelle Platz nach oben, man kann immer noch mehr Gewinn machen, in die Champions League einziehen und größere Stars verpflichten. Besser geht’s da immer noch. Diese Kennzahlen sind für mich nicht von übergeordneter Bedeutung. Der Punkt, bei dem der FCA seit Jahren schlechter wird, ist ein anderer. Der FCA nimmt die Menschen in der Region nicht mehr im gewohnten Maße mit. Seit der Saison 2013/14 ist der Zuschauerschnitt rückläufig. Da können noch so viele kreative Werbekampagnen nichts daran ändern. Man könnte fast den Eindruck bekommen: Umso besser es dem FC Augsburg geht, umso größer wird die Entfremdung.

Ob Klaus Hofmann diesen Zusammenhang verneinen würde, ist unbekannt. Allerdings hat das Thema es zumindest nicht geschafft auch Tage danach noch überregional die Medien zu durchfluten. Er hat es in seiner Rede auf der Jahreshauptversammlung nicht unter den Titel „das Allerschlimmste“ gestellt. Ich frage mich, was ernsthaft für den Verein schlimmer ist, als dass ihm die Bindung in der Region verloren geht. Wenn über mehrere Jahre hinweg, trotz sportlich ansehnlichen Leistungen, immer weniger Zuschauer kommen, um sich das Ganze anzusehen. Aber Hofmann hat sich einen anderen Aspekt der großen Fußballwelt herausgesucht, der ihm erneut am Herzen liegt. „Das Allerschlimmste“ ist nämlich laut Klaus Hofmann das Leipziger Fußballkonstrukt. Und so hat er in diesem Zusammenhang gesagt, was viele sich auch denken. Unter anderem fielen die Sätze „Regeln sind für alle gleich nicht für einen gleicher.“ und „Das Konstrukt Leipzig darf keine Lizenz haben.“ Inhaltlich stimme ich total zu. Als „das Allerschlimmste“ hätte ich das Leipziger Konstrukt nicht bezeichnet.

Ich glaube auch, dass Walther Seinsch, Klaus Hofmanns Vorgänger als Präsident, sich nicht in dieser Intensität mit den Leipzigern beschäftigt hätte. Seinsch hätte es wahrscheinlich sogar geschafft, über den Tellerrand des Fußballgeschäfts zu schauen. Er, der die Stiftung Erinnerung gegründet hat, die den Marion-Samuel-Preis verleiht, um an die während des Nationalsozialismus ermordeten jüdischen Kinder zu erinnern. Mir zumindest fallen in diesen Zeiten einige Dinge ein, die ich als schlimmer bezeichnen würde, wenn ich über die aktuellen Geschehnisse in der ersten Fußballbundesliga hinausblicke.

Und ich glaube, dass ist genau die Aufgabe der Clubs, damit die Leute wieder eine Beziehung zum Fußballsport finden. Dass sie RB Leipzig ablehnen, bedeutet für viele Menschen gleichzeitig wohl eher, dass sie die Bundesliga insgesamt nicht mehr ernst nehmen und abschalten. Der Wettbewerb an sich verliert an Reiz und damit auch der FCA. Dies setzt die Clubs unter Zugzwang. Der Kreislauf ist aus meiner Sicht nur zu durchbrechen, indem man in der Region engagiert und indem man sich nachhaltig und gezielt sozial engagiert. Nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt, sondern sichtbar das ganze Jahr über. Auf der Mitgliederversammlung lief hierzu auch ein kleines Filmchen. Dieses zeigte allerdings nur, wie sich beim FCA in dieser Beziehung Marketing und Engagement vermischt. Dabei hat der Marketingaspekt meist die Oberhand.  So baut man bisher keine Brücke und zeigt warum man es wert ist, angefeuert zu werden.

Aber es gibt Hoffnung. Klaus Hofmann hat in Bezug auf seine Gemütslage auch gesagt, dass diese sich schnell ändern kann: „Und wenn sie mich in zwei Wochen fragen, dann kriegen sie vielleicht schon wieder ein ganz anderes Stimmungsbild.“ Vielleicht findet unser Präsident in einer ruhigen Minute auf einer Parkbank die Muße, ein paar Gedanken über den RB Leipzig hinaus zu fassen.

Zur Berichterstattung rund ums Derby

Journalismus ist ein Handwerk. Journalismus ist keine Kunst. Laut dem deutschen Journalistenkolleg ist eine typische Rolle eines Journalisten jene des (neutralen) Vermittlers. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Berichterstattung objektiv sowie neutral erfolgt und der Journalist keine bestimmte politische Meinung vertritt und Informationen nicht selektiert. Das Ziel des Journalisten sollte es sein, komplizierte Inhalte möglichst einfach zu erklären und auch möglichst realitätsgetreu zu berichten. Der Leser muss sich eine eigene Meinung bilden können. Neutraler Journalismus steht im Gegensatz zum Meinungsjournalismus. Dieser Blog ist offensichtlich kein klassisches neutral-journalistisches Produkt. Ich habe eine Meinung, selektiere Informationen, aber ich habe dies auch nie abgestritten.

Etwas anders sieht es in diesem Zusammenhang mit der Augsburger Allgemeinen aus. Diese erhebt den Anspruch ein neutral-journalistisches Produkt zu sein. Nun sind Begriffe wie „neutral“ und „Selektion von Informationen“ nicht eindeutig abgrenzbar. Welcher Blickwinkel ist neutral und welche Information wesentlich? Im Folgenden will ich am Beispiel der Berichterstattung rund um das Fußballspiel zwischen der zweiten Mannschaft des FC Augsburg und dem TSV 1860 München an ein paar Details betrachten, wo Probleme in der Praxis liegen können und warum eine gewisse Aufmerksamkeit als Leser nicht schaden kann. Die Wahrheit liegt dabei wohl im Auge des Betrachters. Dieser Beitrag erscheint bewusst einige Zeit nach dem Spiel, um allen Beteiligten sachliche Gedankenanstöße zu geben und die Emotionen zu begrenzen. Mir war persönlich das Thema zu wichtig, um es nicht zu betrachten. Ein gewisser Abstand schadet aber auch nicht.

Zu den Geschehnissen: Am Sonntag den 15.10.2017 spielte die zweite Mannschaft des FC Augsburg gegen den TSV 1860 München in der wwk Arena in Augsburg. Der FCA II gewann 3:2 und ärgerte damit den großen Favoriten der Regionalliga Bayern ein bisschen. Im Vorfeld der Partie war die Stimmung zwischen den Fans beider Lager angespannt. Die 60er Fans hatten sich als Sammelort den Augsburger Königsplatz auserwählt. Die Augsburger besetzten den Platz selbst und die Polizei musste die Fanlager trennen. Am Abend nach dem Spiel kam es zu kleineren Ausschreitungen in der Augsburger Innenstadt. Die Augsburger Allgemeine berichtete umfangreich vom Spektakel u.a. mit diesem Artikel. Die Berichterstattung zum Spiel löste allerdings eine Gegendarstellung durch die Rot-Grün-Weiße Hilfe aus, die Fans hilft, die im Zusammenhang mit FCA-Spielen Probleme mit der Justiz bekommen haben. Robert Götz, Mitarbeiter in der Sportredaktion der Augsburger Allgemeinen, hat daraufhin eine persönliche Stellungnahme bei Facebook veröffentlicht und seine Arbeit verteidigt. Nachdem sich der Nebel etwas gelichtet hat, will ich einen Blick auf die größten Streitpunkte werfen. Vorweg darf ich anmerken, dass ich nicht vor Ort war und die Punkte nur aus zweiter Hand beurteile. Vielleicht gelingt gerade dadurch ein neutraler Blick auf die Geschehnisse.

Auf dem Königsplatz

Im Artikel vom Abend des 15.10.2017 wird die Situation auf dem Königsplatz weit im Vorfeld des Spiels wie folgt geschildert:

Das Großaufgebot der Polizei hatte dann auch einiges zu tun, um die Fan-Lager auseinanderzuhalten. Die rund 350 Löwen-Ultras, die mit dem Zug angereist waren, wurden am Hauptbahnhof festgehalten. Allerdings gelang es immer wieder kleinen vereinzelten Gruppen aus beiden Lagern, in einem Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei sich doch zu Schlägereien zu treffen. Insgesamt kam es vor dem Spiel zu 17 Festnahmen.

Später beschreibt Robert Götz die Stimmung bei Facebook als ruhig und angespannt. Dies geht aus meiner Sicht aus seiner sehr kurzen Darstellung der Szenerie auf dem Königsplatz im Artikel nicht hervor. Ich als Leser, der nicht vor Ort war, lese dies anders und kann erste Proteste aus der Fanszene nachvollziehen. Ich kann verstehen, dass man in diesem Zusammenhang nicht auf jedes Einzelereignis eingehen kann. Allerdings verdeutlicht die geleistete erste Hilfe der Fans sehr gut, dass die Lage nicht immer angespannt war und es sehr wohl friedliche Momente gab. Kann man diese Ereignisse beschreiben, so dass sich jeder wiederfindet? Ich zweifle. Ist hier eine „neutrale“ Darstellung gelungen? Ich bin mir dennoch nicht sicher.

Vor dem Stadion

Die Augsburger Fans marschierten später zum Stadion. Auf dem Weg kurz vor dem Stadion wurde der Fanzug an einer Engstelle durch Beamte des USK angehalten, um einen Zusammenstoß mit 60er Fans zu verhindern.
Nach den persönlichen Eindrücken von Robert Götz setzte ein Polizist Pfefferspray ein, als einige Fans versuchten über einen Zaun zu klettern. Kurze Zeit später wurde die Blockade des Fanzugs aufgehoben. Die Szene findet sich im Abendartikel überhaupt nicht wieder. Die Fans hatten sich grundsätzlich nicht auffällig verhalten und es ist weiterhin unklar, warum sie über den Zaun klettern wollten (Flucht vor der Enge? Versuchter Angriff auf gegnerische Fans?). Für Robert Götz war dies „ein harter Einsatz der Polizei, aber in diesem Moment, um eben die Fantrennung aufrecht zu erhalten, nachvollziehbar. Darum fand er auch keinen Eingang in die Berichterstattung, weil er für mich nach den Vorfällen am Abend nicht mehr das Gewicht hatte.“ Ein kurzer Blick zurück. Robert Götz hat hier nun Informationen selektiert. Er hat nicht nur Informationen zusammengefasst sondern bewusst Informationen weggelassen, weil diese für ihn nicht mehr wesentlich waren.

Die Polizei hat gegen eine grundsätzlich friedliche Menschenmenge Pfefferspray eingesetzt. Ich bin kein Jurist, musste aber nicht lange googeln, um festzustellen, dass der Einsatz von Pfefferspray in vielen Prozessen von deutschen Gerichten als rechtswidrig angesehen wurde. Dabei ist der Einsatz meist unverhältnismäßig, da Unbeteiligte getroffen werden und die ärztliche Versorgung nicht sichergestellt ist. Gerade erst vor kurzem hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in einem 10 Jahre zurückliegenden Fall Fans Schadensersatz zuerkannt. Nachdem die Polizei selbst mit Erfolgsmeldungen im Artikel mehrfach zu Wort gekommen ist, wäre es aus Gründen der Neutralität der Darstellung und für ein differenziertes Bild aus meiner Sicht notwendig gewesen, hier diese Schattierung mitzugeben, indem man den Vorfall erwähnt. Ja, es ist auch durch den Einsatz der Polizei an diesem Tage meist friedlich geblieben. Waren die Mittel der Polizei dabei immer gerechtfertigt und angemessen? Ich glaube nicht. Durch den unstreitigen Einsatz von Pfefferspray vor dem Stadion, könnte man sogar zu dem Schluss kommen, dass das Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht immer rechtskonform war. Ermittlungen würden wegen fehlender Kennzeichnungspflicht aber wohl ins Leere laufen.

Über fairen Umgang miteinander

Insgesamt glaube ich, dass es Details in der Berichterstattung gibt, bei denen ich die Kritik der Rot-Grün-Weißen Hilfe an der Augsburger Allgemeine nachvollziehen kann. Ich halte die Aufgabe allerdings auch nicht für einfach. Wenige Stunden nach dem Spiel objektiv die relevanten Informationen zu berichten und diese neutral darzustellen ist ein schwieriger Job. Zeichenbegrenzungen und Redaktionsschluss inklusive. Dabei urteilt die Rot-Grün-Weiße Hilfe gerne selbst pauschal und differenziert wenig, wenn der Vorwurf kommt, dass Informationen „mal eben weggelassen werden“. Dies würde ich Robert Götz nicht vorwerfen. Dessen Reaktion könnte professioneller nicht sein. Er stellt sich auf moderne Art und Weise der Kritik, bedankt sich für Stellungnahmen bei Facebook und setzt sich damit sicherlich auch in der Sache auseinander. Das ist zumindest mein Eindruck an dieser Stelle. Der Versuch der Rot-Grün-Weiße Hilfe „objektiv an Sachen ranzugehen“ ist dabei vorerst gescheitert. Die eigene subjektive Art, die Arbeit der Presse zu verunglimpfen stellt selbst kein gutes Beispiel dar, Kritik zu formulieren. Ich würde an dieser Stelle auch bestreiten, dass Informationen bewusst weggelassen oder ein Sachverhalt bewusst falsch dargestellt wurde. Eine etwas unaufgeregtere und fairere Herangehensweise an die Dinge und eine direkte Kommunikation (hat von der Rot-Grün-Weiße Hilfe jemand versucht im konkreten Fall mit der Augsburger Allgemeine Kontakt aufzunehmen?), hätte wohl  nicht geschadet. Im Kern sollte allerdings unangemessenes Verhalten auch der Polizei Eingang in die Berichterstattung finden, wenn es denn schon stattfindet.

Mir war es ehrlich gesagt insgesamt zu viel Trubel um ein Spiel der Regionalliga Bayern. Zeit, sich wieder auf die Bundesliga zu konzentrieren. Die Darstellung, dass auch bei diesem Derby viele Tausende zusammen Spaß an Fußball hatten, kam mir allerdings insgesamt zu kurz. Das Fehler auf allen Seiten immer passieren, wenn Menschen beteiligt sind, ist ganz normal. Ich würde mich freuen, wenn wir uns alle zusammen mehr auf das verbindende Element des Fußballsports konzentrieren würden. Dazu gehört eine entsprechende Kommunikation von allen Seiten.

Gegen jede Quote: Wer hätte Manuel Baum das zugetraut?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Die letzte Saison war eine Achterbahnfahrt. Nach dem Intermezzo von Dirk Schuster, das uns neben einer vollen Sommerpause zur Weiterentwicklung des sportlichen Plans auf dem Feld zusätzliche Unruhe neben dem Platz bescherte, die wir in Augsburg nicht gewohnt sind, übernahm Manuel Baum die Mannschaft. Dies ist nun noch nicht einmal 11 Monate her und ich muss mich an die momentane Ruhe erst wieder gewöhnen. Die Verpflichtung von Manuel Baum war ein Experiment für den FCA. Es gibt zwar positive Fälle, in denen eine Übernahme der Profimannschaft durch einen Trainer aus dem Jugendbereich erfolgreich war (mehrfach in Mainz und auch in Freiburg), allerdings verlaufen nicht alle Fälle mit Erfolg. Der SV Werder Bremen versucht es gerade zum dritten Mal hintereinander und hat die zwei vorherigen Versuche immer mitten im Abstiegskampf abbrechen müssen.

Es sah dann während Manuel Baums erster Saison auch nicht immer so aus, als ob er in Augsburg dauerhaft Erfolg haben würde. Nach einer ersten Phase, in dem er Gegner mit seiner etwas offensiveren Spielweise überraschen könnte, fanden die gegnerischen Trainer schnell einen Plan, um die nun etwas löchrigere Augsburger Defensive zu attackieren. So fand sich der FCA mitten im Abstiegskampf wieder und konnte sich – wenig fußballerisch attraktiv, aber kämpferisch voll überzeugend – am letzten Spieltag retten.  Manuel Baum stand einige Spieltage vor dem Saisonende stark in der Kritik, vor allem da die Auftritte der Mannschaft blutleer gewirkt hatten. Tiefpunkt war die englische Woche, in der man sich zu Hause von Ingolstadt auseinander nehmen ließ.

Vor allem die Probleme für Torgefahr zu sorgen haben dann wohl im Sommer dazu geführt, dass der FCA von vielen Experten als erster Abstiegskandidat genannt wurde. Manuel Baum wurde von den Wettanbietern als Kandidat Nr.1 für eine Trainerentlassung in der Bundesliga gesehen. Derweil hat die Mannschaft sich von den negativen Einschätzungen eher motivieren lassen und in dieser Saison bisher sportlich die Erwartungen vollkommen übertroffen. Während die Abwehr bei 11 Gegentoren stabiler steht als der BVB, die TSG Hoffenheim oder RB Leipzig, konnten wir zusätzlich schon 16 Treffer für uns verbuchen. 8 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind zumindest ein kleines Polster, das die Aufgaben in dieser Saison erleichtern wird. Wir stehen momentan im gesicherten Mittelfeld der Tabelle.

Nun kann man lange darüber nachdenken, wer bisher der Mann der Saison ist. Michael Gregoritsch und Alfred Finnbogason haben beide schon häufig getroffen, Philipp Max ist Dauergast in der Elf des Spieltags, Daniel Opare ist der Wiederauferstandene auf der rechten Abwehrseite und Marwin Hitz hält immer noch besser als die meisten anderen Bundesligakeeper. Daniel Baier lenkt weiterhin das Geschehen. Derweil ist diese Diskussion sofort beendet, wenn man den Kreis der Kandidaten über die Spieler hinaus ausdehnt, denn dann wird schnell klar, dass Manuel Baum derjenige ist, der das Puzzle zusammengesetzt hat. Ihm ist es bisher auch gelungen, dass unter den Spielern, die nicht zum Einsatz kommen, zumindest öffentlich keine Unruhe aufkommt. Insgesamt hat er in dieser Saison bisher eine formidable Leistung abgeliefert, die wohl nur noch von André Breitenreiter und Hannover 96 überstrahlt wird. Der FCA ist bisher dennoch eine der größten Überraschungen der Saison.

Dabei habe ich lange versucht Manuel Baum mit anderen Trainern in der Bundesliga zu vergleichen. Auffällig ist, dass bei Baum immer wieder übermäßig betont wird, dass er ja eigentlich ausgebildeter Lehrer ist. Manuel Baum hat sich vom Lehrerberuf freistellen lassen, um seine Karriere als Fußballtrainer verfolgen zu können. Vor kurzem bin ich nun darüber gestolpert, warum mir dies so bekannt vorkam. Folgendes Zitat könnte man perfekt auf Manuel Baum anpassen.

Kaum ein Zeitungsartikel damals kam ohne diesen Hinweis aus, denn scheinbar lag ein besonderer Zauber darin, dass der Bundesligaaufsteiger 1993 von einem Mann trainiert wurde, der eigentlich Oberstudienrat für Geschichte, Französisch und Sport war.

So beginnt eine Fußballgeschichte von Christoph Biermann in seinem Buch „Wie ich einmal vergaß, Schalke zu hassen“ und es geht um Volker Finke. Finke wird von Biermann als Außenseiter in der Fußballwelt beschrieben. Ihm ging es wohl vor allem darum, Persönlichkeiten zu formen und Lernerfolge bei seinen Spielern zu erzeugen. Dieser pädagogischere Ansatz stand schon vor Jahren in starkem Kontrast zum Fußballgeschäft an sich. Biermann berichtet, wie Finke seine Spieler kritisch auf ihre neuen Sportwagen angesprochen hat und sie immer wieder dazu angeregt hat, auch über das Fußballgeschäft hinaus sich mit der Welt zu beschäftigen. Hierfür hat Finke sich über die Jahre eine Nische eingerichtet, in der er gemäß dem Titel der Geschichte „Die Stimme der Aufklärung“ war.

Noch nicht einmal ein ganzes Jahr ist Manuel Baum Trainer der Profimannschaft des FC Augsburg. Sportlich hat die Mannschaft in ruhigere Fahrwasser gefunden. Nach dem Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen hat Baum nicht wie Stefan Reuter krawallig die Schiedsrichterleistung kritisiert, sondern eingefordert auch mal mit einem Punkt zufrieden zu sein. Wird er in Zukunft sich ähnlich wie Finke eine Nische schaffen und sich nicht nur auf Aussagen zum Geschehen auf dem Platz äußern. Der erste Ansatz gegen Leverkusen nicht nur auf Fragen nach dem Skandal einzugehen, war ein erster positiver Ansatz und ich wünsche mir eine Fortsetzung.

In der Tabelle top – bei der Jugend flop?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Nach der letzten Saison hatte ich mich darüber gefreut, wie viele Einsätze unsere Jugendspieler in der ersten Mannschaft erhalten hatten. 19 Einsätze waren insgesamt für Raphael Framberger, Kevin Danso, Tim Rieder und Julian Günther-Schmidt zusammen gekommen. Dazu machte ich mir Hoffnung, dass sich die Anzahl der Einsätze in dieser Saison noch steigern könnte. Die Jugendspieler hatten in kritischen Partien wertvolle Erfahrung gesammelt. Dies sollte ihnen nun zu Gute kommen. In der Länderspielpause ist ein guter Zeitpunkt, um die Hoffnung auf signifikante Beiträge der eigenen Jugendspieler einem Realitätscheck zu unterwerfen.

Sportlicher Erfolg bisher

Der FC Augsburg steht momentan auf einem Europapokalplatz. Der Saisonstart ist trotz der Auftaktniederlage in Hamburg geglückt. Gegen RB Leipzig konnte man zu Hause gewinnen. Auch gegen Dortmund hätte man fast punkten können. Die gute Ausbeute ist daher nicht auf Fallobst bei den Gegnern zurückzuführen. Vor allem nicht in diesem Jahr der starken Bundesliga, wo uns viele Experten vor der Saison auf den 18. Platz getippt hatten. Der Saisonstart ist überaus respektabel. Die Mannschaft hat abgeliefert und schon 11 Punkte gesammelt. Der Weg zum Klassenerhalt im weiteren Saisonverlauf ist dadurch etwas weniger steinig geworden.

Einsätze der Jugendspieler

Derweil findet der Erfolg ohne die Beteiligung unserer Jugendspieler statt. Anstatt auf die Talente aus Augsburg zu vertrauen, ist Manuel Baum dazu übergegangen, pragmatisch erfahreren Spielern das Vertrauen zu schenken. Tobias Escher wird in einem Interview in der Rosenau Gazette in der kommenden Woche aufzeigen, wo dieser Pragmatismus sich auch taktisch niedergeschlagen hat. Bei den Jugendspielern wurde die genannten Hoffnungen dadurch weitestgehend enttäuscht.

Im Falle von Raphael Framberger kam etwas Verletzungspech dazu, das Framberger über all die Jahre bisher treu geblieben ist. Seinen erhofften Stammplatz auf der Rechtsverteidigerposition hat er somit an Daniel Opare verloren. Es reichte seitdem noch nicht einmal mehr zu einer Kadernominierung. In diesem Fall mag es Pech sein. Wer hätte schon vor der Saison daran geglaubt, dass sich Daniel Opare festspielt. Bei Kevin Danso hat es derweil in dieser Saison noch nicht einmal zu einem Kurzeinsatz gereicht, während er in der Länderspielpause erneut für Österreich auflaufen durfte. Tim Rieder fehlte zuletzt verletzt, fand aber schon für die Englandreise in der Vorbereitung keine Berücksichtigung mehr. Julian Günther-Schmidt wurde an den FC Carl Zeiss Jena verliehen und hat in der dritten Liga schon zwei Tore in fünf Partien erzielt. So bleibt es am Ende an Erik Thommy, um die Hoffnungen für den eigenen Nachwuchs nach seiner Rückkehr hoch zu halten. 3 Kurzeinsätze und 24 Minuten stehen für ihn bisher zu Buche. Eine richtige Chance sieht anders aus.

Kaderverkleinerung notwendig

Immer wieder wurden mögliche Probleme mit dem großen Kader beschworen. Nur langsam werden erste Stimmen der Unzufriedenen vernehmbar. Derweil bleiben die Chancen für die Spieler aus der eigenen Jugend klein, denn sie müssen nicht nur auf den Ausfall einer etablierten Kraft hoffen. Wenn der Moment gekommen ist, müssen sie sich gegen die enorme Konkurrenz im Kader durchsetzen. Das ist ihnen bisher noch nicht geglückt. Auch nicht, als Manuel Baum in der englischen Woche die Aufstellung zumindest auf 2-3 Positionen angepasst hat.

Die Saison ist lang und der FC Augsburg ist bisher von größeren Verletzungsproblemen verschont gelieben. Wir hoffen alle, dass dem so bleibt. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass Verletzugen dazu gehören und auch uns treffen werden. Dazu kommt im Dezember eine erneute englische Woche. Trotzdem scheinen mir die Einsatzmöglichkeiten der Jugendspieler bis zur Winterpause begrenzt. Dies gilt auch für weitere Jugendspieler wie Marco Richter, die sich vorerst in der U23 beweisen müssen. Im Winter heißt es dann erneut, auf eine deutliche Kaderausdünnung zu hoffen, damit sich mehr Chancen für unsere Jugendspieler ergeben. Unabhängig davon, wie viele Stimmen der Unzufriedenheit sich bis dahin zu Wort gemeldet haben und welcher Grad der Unruhe herrscht.

Die Kaderpolitik von Stefan Reuter und das Vorgehen von Manuel Baum in der letzten Saison stehen sich diametral gegenüber. Wenn unser sportlicher Weg in unserer eigenen Jugend ein Fundament haben soll, dann müssen über die Kaderstruktur entsprechende Einsatzmöglichkeiten bestehen. Egal, ob ansonsten mit dem Kader professionell gearbeitet werden kann. Kleinerer Kader, größere Chancen. Zeit an dieser Stelle, der vielzitierten sportlichen Philosophie gerecht zu werden und nicht nur zu reden. Zeit, die Weichen für den Winter zu stellen. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch mal wieder daneben.

Der Anspruch an einen Kapitän

Erst seit dieser Saison ist Daniel Baier Kapitän des FC Augsburg. Er löste Paul Verhaegh ab, der den Posten über viele Jahre bekleidete. Zuvor war Baier mehrere Jahre Verhaeghs Stellvertreter. Auf dem Platz war er über meist der wichtigere Spieler. Baier ist aus dem Augsburger Spiel immer noch nicht wegzudenken und dirigiert die Geschehnisse von der 6er Position nun seit einer gefühlten Ewigkeit. Rein aus sportlicher Perspektive gibt es überhaupt keine Debatte darüber, dass Daniel Baier der richtige Spieler für das Kapitänsamt ist. Baier wird nach seinem Ruhestand ein fester Bestandteil der besten besten Augsburger Elf aller Zeiten sein. Nun ist die sportliche Perspektive in der letzten Woche leider etwas in den Hintergrund getreten. Das ist Baiers eigene Schuld. Diese hat er eingestanden und sich entschuldigt. Mehr will ich zu dieser einzelnen Handlung (*grins*) nicht schreiben, v.a. da es auf dem Platz Baiers einziger krasser Fehltritt in all den Jahren bisher war. Für mich ist das Thema damit erledigt.

Vorbildfunktion in den USA

In diesem Zusammenhang ist allerdings eine Debatte über die Vorbildfunktion von Fußballspielern im Generellen und der von Kapitänen im Speziellen wieder angefacht worden. Nachdem ich weiß, dass Daniel Baier selbst interessiert die NFL verfolgt und in Interviews Quarterback als seine Lieblingsposition genannt hat, möchte ich diese Debatte gerne um einen Aspekt ergänzen. Sportler in den USA sind sich Ihrer immensen Reichweite bewusst und engagieren sich zumindest nach meinem persönlichen Empfinden öffentlich mehr für soziale Belange als Profisportler in Deutschland. Das krasseste Beispiel in diesem Zusammenhang ist wohl in letzter Zeit JJ Watt, einer der Kapitäne der Houston Texans, einem mittelmäßigen NFL Team. Die Stadt Houston wurde hart von Sturm Harvey getroffen und es wurde viel zerstört. Watt startete persönlich eine Kampagne und hat mittlerweile über 30 Millionen US Dollar eingesammelt, um den Menschen vor Ort zu helfen. Das war keine Idee seines Clubs, das ist seine eigene Initiative. Nachfolgend ein kleiner Eindruck:

In der NFL gibt es darüber hinaus sogar einen jährlichen Preis, der den Spieler auszeichnet, der sich sozial am meisten engagiert hat. Es geht dabei um nachhaltiges Engagement über viele Jahre. Zudem dürfen die Spieler an einem Spieltag ihre Schuhe so designen lassen, dass sie Werbung für eine wohltätige Organisation machen. Diese Möglichkeiten werden von vielen Spielern wahrgenommen, die für die unterschiedlichsten wohltätigen Zwecke Aufmerksamkeit erreichen wollen. Aus meiner Sicht wird in den USA erwartet, dass sich ein Kapitän nicht nur vorbildlich für sein Team einsetzt und dieses vertritt, sondern diese Funktion auch für Stadt und Region übernimmt.

Ein anderer Anspruch in Deutschland

Warum sollten wir uns hieran in Deutschland orientieren? Daniel Baier und so manch anderer Fußballer tut vielleicht im Verborgenen viel gutes und insgesamt ist das doch seine Privatsache, oder? Ich will kurz an einem handfesten Beispiel erklären, warum ich das nicht so sehe. Fußballer haben eine irre Reichweite. Selbst die sehr sporadisch gepflegte Facebook Seite von Daniel Baier hat 4.000 „Gefällt mir“ Angaben. Zum Vergleich, dieser Blog kratzt mit der entsprechenden Facebookseite gerade so an 300 „Gefällt mir“ Angaben. Wenn ich darüber schreibe, dass wir die Arbeit des bunten Kreises ins Scheinwerferlicht stellen wollen, dann ist unser Scheinwerferlicht eine Taschenlampe im Vergleich zu den Flutlichtmasten, die Daniel Baiers Facebookseite darstellen würde. Wenn wir versuchen, für diesen guten Zweck T-Shirts zu verkaufen, dann sind wir froh über jede einzelne Bestellung (hier erhältlich für Damen und Herren). Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie viel Aufmerksamkeit wir erhalten würden, wenn Daniel Baier das Shirt bei der Pressekonferenz zuletzt getragen hätte.

Das Beispiel verdeutlicht auch, dass gar nicht viel Zeit oder gar Geld notwendig wäre, um positives zu tun. Mir geht es auch gar nicht darum, dass sich Spieler genau für die wohltätigen Zwecke engagieren sollten, die wir auch unterstützen. Aber man stelle sich vor, die Hälfte der Spieler des FCA würde sich je eine Organisation aussuchen, die er öffentlich begleitet. Ein Instagram Foto weniger für den eigenen Hund eines mehr für z.B. die Brücke. Organisationen, die die Aufmerksamkeit benötigen gibt es genügend. Wenn diese Organisationen Hilfe bekommen, Spenden zu sammeln, dann können sie sich mehr darauf konzentrieren, Bedürftigen auch wirklich zu helfen. Fußballer könnten hier einen tollen Beitrag leisten. Vielleicht liest das jetzt ein Spieler außer Andreas Luthe und denkt darüber nach? Einen Versuch war es wert. Denn wenn der FC Augsburg mehr ist als 90 Minuten, dann hört auch die Vorbildfunktion der Spieler nicht auf dem Platz auf.

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