Was uns wirklich von RB Leipzig unterscheidet

Der FC Augsburg schlägt RB Leipzig 1:0, den Vizemeister des Vorjahres und den ewigen Transfermeister der 2. Liga. Über Nacht residiert unser FCA auf Tabellenplatz 3. Im Klassenkampf gewinnt David gegen Goliath kurzfristig und fühlt sich besonders. Besonders beschwingt. Die Euphorie wächst langsam. Leicht beschwipst von den positiven Gefühlen sind wir Dienstag eingeschlafen. Auch wenn es Samstag gegen Stuttgart direkt weiter geht, möchte ich in den kurzen Moment zwischen den Spielen nutzen, um auf Geschehnisse abseits des Platzes zu blicken. Rund um das Spiel am Dienstag sind viele Dinge passiert, die nicht unter den Tisch fallen sollten. Dinge, die es verdient hätten, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Zumindest wir geben uns Mühe, ihnen diese auch zu schenken.

Zuerst vielleicht ein kurzer Blick zurück. Schon im Heimspiel gegen den 1. FC Köln war die organisierte Fanszene auf unkonventionelle Weise unterwegs. Anstatt mit geschmacklosen und polemischen Spruchbändern gegen den DFB zu hetzen, kopierte man schlicht Zitate aus den unterschiedlichsten Tageszeitungen. Fakten über den DFB, die von intelligenten Menschen recherchiert und aufgeschrieben und nun von weiteren intelligenten Menschen verbreitet wurden.

Wie sehr wird man sich beim DFB geärgert hat, dass derweil nicht auch noch 1-2 Bengalos gezündet wurden, damit man gegen die Krawallmacher vorgehen kann, möchte man so genau nicht wissen. Denn Fakten und Transparenz mag diese Organisation nun mal so gar nicht. Leider bleibt auf diese Art und Weise bei den klick-heischenden Medien dann schon mal die Berichterstattung etwas aus, da Bilder mit Zitaten leider nicht die gleiche Anziehungskraft ausüben, wie Bilder von vermummten Bengalozündlern, die man als Outlaws darstellen kann. Umso wichtiger war es mir diesen beeindruckenden und durchdachten Protesten einen Platz einzuräumen, der zumindest ein paar hundert Menschen erneut erreichen sollte. Die Legio Augusta flankierte die Choreo mit einem Flyer, der sachliche Kritikpunkte aufwirft und zum Protest gegen den DFB aufruft. Lest euch diesen gerne durch und bildet euch eure eigene Meinung. In der Woche vor der Bundestagswahl soll das noch keinem geschadet haben.

Nun gegen RB Leipzig war die Choreo, die über die Stehblöcke hinweg zu sehen war, erneut eindrucksvoll.

Mit viel rot-grün-weißer Untermalung wirft die Kurve die legitime Frage auf: „Wo ist der Club bei dem das Herz noch zählt“. Es steht zu vermuten, dass man sich hier direkt vom Leipziger Vereinskonstrukt distanzieren und den Gegensatz aufzeigen wollte. Die Antwort auf die rhetorische Frage wäre gewesen: „Hier ist der Club bei dem das Herz noch zählt“. Derweil fragt man sich manchmal, inwiefern sich der FC Augsburg von RB Leipzig unterscheidet. Auch in Augsburg wird der Profifußball von Investoren regiert. Die Funktion von Klaus Hofmann in diesem Konstrukt, in dem die Fans keinen Platz im Aufsichtsrat der KGaA haben, ist nicht genau definiert. Derweil will auch der FCA über seine Aufsichtsräte die Vermarktung in Asien stärken. Während in Leipzig der Hauptsponsor das gesamte Stadion kauft, ist es in Augsburg nur die Fassade. Diese leuchtet trotzdem nun nach Siegen in einer der Farben des Sponsors und dieser hat durch seine „Wohltätigkeit“ so viel Aufmerksamkeit erfahren, dass die Aktion als wirtschaftlicher Coup und als Marketing Schnäppchen gewertet werden kann. Und wenn in Augsburg der Verein titelt: Augsburg hält zusammen, dann will er damit hauptsächlich andeuten, dass noch ein paar Tickets zu verkaufen sind.

Was uns wirklich von RB Leipzig unterscheidet? Wir trinken Bier aus Flaschen und nicht Limo aus Dosen. Und wenn wir unter dessen Einfluss bereit sind, die Wahrheit zu sagen, dann sprechen wir trotz sportlich bester Lage zu diesem Zeitpunkt der Saison an, dass wir uns über den Fußball hinaus verbessern können. Dass es eine Verantwortung gibt, die wir wahrnehmen wollen. Ein neuer Impuls hierzu, neben dem laufenden Engagement von Andreas Luthe mit In Safe Hands, kam erneut durch die organisierte Fanszene in Gestalt des Zusammenschlusses einiger Fanclubs – der „Szene Fuggerstadt“, die einen AG Soziales gegründet und gegen RB Leipzig vorgestellt hat. Damit will die Szene auf unterschiedlichste Art und Weise Menschen helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Der FCA hat es nach dem Spiel gegen Leipzig dann doch geschafft, auf den Zug aufzuspringen und die Meldung zu verbreiten. Eine klare Strategie, wie man sich als Verein über den Fußball hinaus für Stadt und Region stark machen will, ist weiterhin leider nicht erkennbar.

Und so ist es für mich weiterhin diese diffuse, heterogene Gruppe von Menschen, die diesen Club anfeuert und über Dinge nachdenkt, die weit über den Fußball selbst hinausgehen, die mich bewegt, mich soviel mit diesem Verein zu beschäftigen. In dieser Gruppe von Menschen fühle ich mich wohl. Der Fußball ist dabei nur ein Symbol, ein Vorwand, um sich in dieser Gruppe zusammenzufinden. Ohne diese Gruppe wäre mein Verhältnis zu diesem Verein ein anderes. Diese Gruppe ist, was uns von anderen Vereinen unterscheidet. Und bei aller Kritik in der Vergangenheit in manchen Momenten, will ich an dieser Stelle hervorheben, dass diese Gruppe – wie die Mannschaft selbst – in dieser Saison bisher eine großartige Leistung zeigt. Sachliche Kritik in kreativen Protestformen und ein deutlicher Fokus auf Themen abseits des Fußballplatzes, die wir nur verbessern können, wenn wir gemeinsam anpacken. Und so kommt es, dass ich mich vor den Spielen nicht nur frage, mit welcher Aufstellung wir auflaufen, sondern auch, was wieder ausgeheckt wurde. Seid euch bewusst, es gibt viele Menschen, die sich sehr auf eure nächsten Aktionen freuen. Ich bin einer davon. Wäre es nicht schön, wenn wir diese Saison genau so weiterführen bis zum Ende, wie wir sie begonnen haben?

P.S.: Plakate, die eigene Spieler beschimpfen, sind immer noch scheiße und man darf sich hierfür entschuldigen. Schaffen andere ja auch.

P.P.S.: Nachdem wir auch schon länger unseren Teil beitragen  und uns über den Fußball hinaus sozial engagieren wollen, kann man bei uns T-Shirts für wohltätige Zwecke kaufen. Es gibt noch T-Shirts die Simon zu Gute kommen (Herren, Damen) und T-Shirts zu Gunsten des bunten Kreises (Herren, Damen). Ab 3 Shirts gibt es mit dem Code 1907 10 Euro Rabatt.  

Eine These zur Transferpolitik

Vorab: Im Folgenden handelt es sich um eine sehr gewagte These. Und Thesen sind in der Regel dazu da, be- oder widerlegt zu werden. Daher bittet auch der Autor des Textes ausdrücklich um eine angeregte Diskussion auf allen Kanälen.

Die Transferperiode ist nun abgeschlossen und über die zahlreichen Abgänge und die wenigen Zugänge viel gesagt und geschrieben worden. Was jedoch offen bleibt, ist die Frage nach dem Warum. Was ist der Langzeitplan, den Reuter, Hofmann & Co. mit den Transfers und der einhergehenden Ausrichtung des FC Augsburg erreichen wollen, denn komplett nachvollziehbar erscheinen die getätigten Zu- und Abgänge nicht jedem in der Anhängerschaft. Darüber kann als Beobachter und Fan nur spekuliert werden.

Die Theorie des Autors lautet:
Die Verantwortlichen des FC Augsburg haben erkannt, dass die Bundesliga mit Stuttgart und Hannover um zwei Mannschaften bereichert wurde, die finanziell wie strukturell dem FCA überlegen sind, folglich potentiell auch tabellarisch am Ende der Saison vor Augsburg stehen werden. Demnach steht für den FC Augsburg wahrscheinlich die schwerste der bislang sieben Bundesliga-Saisons an und die Chancen abzusteigen sind in diesem Jahr höher als in den vergangenen. Zudem hatte der FC Augsburg in der abgelaufenen Spielzeit fast immer mit den ältesten Kader. Eine Verjüngung ist also auf kurz oder lang nötig um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Transferpolitik muss folglich danach ausgerichtet sein, im Falle eines Abstiegs immer noch auf einen breiten Kader zurückgreifen zu können der (a) jung, (b) eingespielt und (c) qualitativ so hochwertig ist, dass die Verweildauer in der 2. Bundesliga so gering wie möglich gehalten werden kann und idealerweise der Wiederaufstieg direkt geschafft wird.

Auch wenn die Abgänge von verdienten Spielern wie Verhaegh, Altintop, und Bobadilla sicher nicht geplant gewesen waren, so legte man ihnen bewusst keine Steine in den Weg um jungen Spieler schon in dieser Saison die Chance zu geben, in die Mannschaft zu finden. Mit Framberger, Gregoritsch und Cordova fand man hierfür drei Spieler, die auf Zweitliga-Niveau Spitzenleistungen zu bringen in der Lage wären und auch in der ersten Liga bestehen können. Mit Giefer und Luthe hätte man im Falle des Abstiegs ein Torhüter-Duo, das ebenfalls überdurchschnittliche Leistungen im Unterhaus erreichen kann. Auch bei Khedira und Thommy wäre man hier auf der sicheren Seite. Mit Baier und Heller hätte man zudem noch zwei erfahrene Spieler, die sicherlich auch nicht abgeneigt wären, in der 2. Bundesliga im Dress des FC Augsburg aufzulaufen.

Dass es im Falle eines Abstiegs auch Abgänge geben würde, steht wohl kaum zur Debatte. Namentlich wären das wahrscheinlich die Nationalspieler ambitionsreicher Länder, also Koo, Finnbogason, Hinteregger, Stafylidis eventuell auch Gouweleeuw, für die man jedoch allesamt noch gutes Geld bekommen und somit die Mannschaft punktuell verstärken könnte. Denn auch bei diesen Ausfällen, wäre zweitligatauglicher Ersatz nahezu vollständig vorhanden.

Zudem würde es zu einem Verein wie dem FC Augsburg passen, nicht unvorbereitet und blauäugig in eine Bundesligasaison wie diese zu starten. Man baut auf die (eigene) Jugend, zieht sie schon bei harten Wettkampfbedingungen hoch um dann im Falle eines Abstiegs bereits adhoc gute Ergebnisse erzielen zu können. Der 1. FC Köln musste sein Team beim letzten Abstieg grundsanieren und konnte die Früchte guter Arbeit nach zwei Saisons in der zweiten Liga ernten. Der VfB Stuttgart schaffte den Wiederaufstieg direkt, weil das Team eingespielt war und man die wichtigen Säulen halten konnte. Ebenso Hannover 96. Es kann aber auch anders laufen, wenn man unvorbereitet ist und sich mit seiner Personalpolitik verzettelt, wie prominente Beispiele wie Kaiserslautern, St. Pauli, Nürnberg, Fürth oder Düsseldorf zeigen.

So frustrierend die These im ersten Moment für manchen Fan erscheinen mag, wäre sie jedoch auch eine Hoffnung auf einen nachhaltigen Verbleib in der Bundesliga. Und noch zwei Dinge geben Anlass nicht in Panik zu verfallen: Steigt der FC Augsburg nicht ab, haben die Verantwortlichen auch alles richtig gemacht. Und: Es bleibt eine These, die genauso gut auch falsch sein kann.

Der FCA vor dem Karren der CSU, Markus Söder im Sattel

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Hendrik Schiphorst, Executive Vice President Football Germany bei Lagardère Sports, ehemals bekannt unter dem Namen Sportfive, und zuständig für die Sponsorensuche beim FCA, teilte unter der Woche bzgl. der gestiegenen Außenwirkung des FCA mit, ein gewisser Abschluss in der jüngeren Vergangenheit zeige „(…) einerseits die in den letzten Jahren gestiegene Bedeutung und Wertschätzung des Vereins als etablierter Bundesligist und demonstriert andererseits, wie relevante Zielgruppen über die Plattform FCA auf sich verändernden Kommunikationswegen erreicht werden können.“ Insgesamt ist dies eine tolle Entwicklung, denn sie führt dazu, dass immer mehr Sponsoren angelockt werden und der FCA die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schaffen kann, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Auch wenn unser Etat einer der niedrigsten der Liga ist.

Wie groß die Abhängigkeit von unseren Sponsoren wirklich ist und zu welch Aktionen dies führt, zeigte sich unter der Woche als die Verlängerung der Exklusivpartnerschaft mit Lotto Bayern bekannt gegeben wurde. Keinen ganzen Monat vor der Bundestagswahl war der erste Gast, der auf der Pressekonferenz zur Verlängerung vorgestellt wurde, Markus Söder. Markus Söder ist nicht nur Fan des 1. FC Nürnberg sondern auch Staatsminister für Finanzen und ein paar andere Dinge. Und nachdem Lotto Bayern eine Organisation unter seiner Verantwortung ist, nutzte er unter der Woche die Gelegenheit, um sich in der Öffentlichkeit als großer Unterstützer des FCA zu inszenieren. „Wir wollen mithelfen, dass der FC Augsburg in der Bundesliga bleibt.“ war dort zu vernehmen. Die Staatsregierung will also ihren Einfluss nutzen, um uns zum Klassenerhalt zu verhelfen? Der Vertreter von Lotto Bayern musste bei der Pressekonferenz mit einem Platz im Publikum vorlieb nehmen. Der Minister in Person soll Lotto Bayern wohl zu mehr Werbewirksamkeit verhelfen. Schaut euch das Ganze ruhig selbst in Ruhe an:

Am Ende der Pressekonferenz wurde ein sportliches und repräsentables Foto auf dem Rasen des Lechfeldstadions geschossen. Dies war Söder am Ende der Pressekonferenz besonders wichtig und zwar sicherlich nicht nur, um Stefan Reuters Schuhe in den Vordergrund zu rücken (Sneaker! Aber ohne Socken?!). Das Problem an der Aktion war ausschließlich der Zeitpunkt der Verkündung. Nachdem ja immer wieder die Verlässlichkeit der Partnerschaft betont wurde, steht nur zu vermuten, dass die Absicht zur Vertragsverlängerung und die Konditionen schon länger beschlossen waren. Leider hatte der Herr Minister keine Zeit während der parlamentarischen Sommerpause oder an einem Termin noch davor, um den Vertragsabschluss abzusegnen und nutzte nun die Gelegenheit nach einem Abstecher an die Uni Augsburg. Ein Foto des Termins beim FCA  findet sich auf seinem Facebook- und Twitterprofil. Sein Profil geht in der CSU Social Media Seite auf. Und so bekommt der Termin vier Wochen vor der Bundestagswahl leider ein Geschmäckle.

Warum er überhaupt dabei sein musste, ist letztlich ein Rätsel. Seine Funktion bei Lotto Bayern ist doch eher aufsichtsrechtlicher Natur und ich bezweifle, dass er viel Zeit für das Tagesgeschäft dort aufwendet. Noch vor einigen Jahren regelte die gleiche Angelegenheit der Präsident von Lotto Bayern selbst. Mittlerweile übernimmt Söder diese Termine selbst. Es kann festgehalten werden, dass er in der Zeit, die er für diesen Termin aufwandte nicht für die Zukunft der Menschen in Bayern gearbeitet hat. Was für mich viel wichtiger ist: Der FCA hat dieses Spielchen mitgespielt. Es wäre so einfach gewesen, diesen Mist zu unterbinden, indem man einem Termin mit Söder ab 3 Monate vor der Bundestagswahl nicht mehr zugestimmt hätte. Danach wäre das Interesse wohl eventuell wieder erloschen. Vom Abschluss der Sponsorenvereinbarung in Würzburg im Januar findet sich bei Lotto Bayern selbst kein Foto. Rückfragen zum Zeitpunkt oder zur Partnerschaft an sich gab es von den bei der Pressekonferenz anwesenden Journalisten keine. Ein Jammer.

Denn – versteht mich nicht falsch – mein Groll richtet sich gegen unseren FCA. Söder wird sagen: Fragen kostet ja nichts. Er ist im Wahlkampfmodus wie alle Parteien und tritt auf mehreren Terminen täglich auf, um für die CSU zu werben. Mir ist im Prinzip auch egal, um welchen Politiker es sich handelt. Der FCA sollte, nein darf, sich von der Politik nicht vereinnahmen lassen. Fußball ist – über einer klaren antifaschistischen Grenze – dazu da, Menschen zusammenzubringen. Und mir gefällt dieser Anfang nicht, den der FCA unter der Woche gemacht hat. Vielleicht kann nun noch ein anderer prominenter Politiker die Stadionfassade anknipsen und sich dabei fotografieren lassen? Nachdem ich eingangs festgehalten habe, dass die Strahlkraft des FCA immer weiter wächst und ich mit Spiderman aufgewachsen bin, will ich an dieser Stelle einwerfen: „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“. Nutze sie richtig, lieber FC Augsburg.

Auf die Einstellung kommt es an: ein Weckruf

Lange geplant war ein Beitrag zum Ende der Sommerpause. Ein fröhlicher Ausblick auf die neue Bundesligasaison. Ein Rückblick auf all die Themen, die während der Sommerpause zu klären waren und auch geklärt wurden. Lasst uns das gerne schnell erledigen: Die Trikots sind tragbar, wenn auch nicht spektakulär. Wir bekommen unser Geld von den Bezahlkarten ausgezahlt, müssen aber wohl nach einer Übergangsphase wieder bargeldlos bezahlen. Der Kader ist immer noch riesig, und die Unruhe ist für Augsburger Verhältnisse doch schon recht ordentlich. Doch all das ist eigentlich nicht so wichtig. Zumindest für mich.

Die Themen der Sommerpause verlieren ihren Glanz, wenn die Saison wieder startet. Trikots trägt man mittlerweile sowieso nur noch eine Saison, bevor eine neue Kollektion veröffentlicht wird. Solange die Farben grundsätzlich passen, besteht kein Grund zur Sorge. Bei den Bezahlkarten hat der FCA Wort gehalten und eine Lösung im Sinne der Fans präsentiert. Und für Fußballspieler besteht immer die Möglichkeit, dass sie auf der Bank oder Tribüne landen. Das gehört zum Job. Sie sollten es professionell annehmen und versuchen sich wieder in die Mannschaft zu kämpfen. Aber wenn der Ball wieder rollt, dann zählt schon lange nur, was auf dem Platz passiert, während das Spiel läuft.

Ich mache mir seit dem Pokalspiel in Magdeburg genau darüber Sorgen. Sorgen um das Geschehen auf dem Platz und um die Mentalität unserer Mannschaft. Auswärts bei einem Drittligisten kann man schon mal spielerisch schlecht aussehen, wenn der Drittligist schon 4 Spiele in der Liga absolviert hat und man selbst gerade sein erstes Pflichtspiel in dieser Saison absolviert. Da geht im Spielaufbau das ein oder andere schief oder es werden etwas mehr Fehlpässe gespielt. Passiert. Aber dann erwarte ich eine Reaktion und dass die Mannschaft durch den Kampf zum eigenen Spiel findet. Physisch die Kontrolle übernimmt. Aber der 1. FC Magdeburg hat uns auch in diesem Bereich den Schneid abgekauft. 53% der Zweikämpfe gewann der Drittligist. Am Ende gewann er die Partie auch deshalb, weil er es einfach mehr wollte.

Und so sind wir eine Woche nach Saisonstart schon aus dem ersten Wettbewerb ausgeschieden, weil ein Konkurrent bereit war mehr zu investieren, als es um etwas ging. Diese Bundesligasaison wird in jedem Fall eine große Herausforderung. Ich frage mich, ob es die Verantwortlichen schaffen, aus dem besten Kader der letzten Jahre eine Mannschaft zu formen, die den Kampf annimmt und dagegen hält, wenn es notwendig ist. Und wer soll den Funken liefern, um das Feuer zu entfachen? Die Kapitäne und Spieler im Mannschaftsrat sind eher ruhigere Charaktere. Mit Raul Bobadilla und Konstantinos Stafylidis standen zwei Spieler, die über den Kampf zum Spiel kommen, in Magdeburg erst gar nicht im Kader und Bobadilla hat den Verein mittlerweile verlassen. Bei Stafylidis ist ähnliches zu befürchten. Passt das Gemisch in der Mannschaft?

Denn ganz ehrlich: Wir können in der Bundesliga gegen jedes Team sportlich verlieren. Ich kann das wohl akzeptieren. Aber wir sollten sicher sein, dass wir am Ende des Tages alle Möglichkeiten genutzt haben, die uns zur Verfügung standen. Und wenn die Mannschaft erneut in ein mentales Loch fällt, wie in der Rückrunde der letzten Saison, dann ist diesmal kein Halil Altintop mehr im Kader, der uns daran erinnert, das nur der in die erste Bundesliga gehört, der sich entsprechend auf dem Platz verhält und Einsatz zeigt. Ich habe ein T-Shirt „Erstklassig ist eine Einstellung“ betitelt, um die Erinnerung daran aufrecht zu erhalten. Ich würde mich freuen, wenn ihr euch auch ein Exemplar zugunsten des Bunten Kreises holt. Die Sorgen der letzten Rückrunde sind für mich nicht vergessen und es war eine grausige Erfahrung, Spiele anzusehen, in denen die Mannschaft mental ihre Leistung nicht abrufen konnte.

Deshalb mahne ich direkt vor dem ersten Spieltag an, dass die Mannschaft  mit der richtigen Einstellung auf dem Platz stehen muss. Ja, dies ist ein Weckruf schon vor dem ersten Spieltag. Ab heute zählt es. Alles Reden um die richtige Einstellung hat ein Ende. Sportlich haben wir alle Möglichkeiten, denn bei einer objektiven Betrachtung des Kaders wie wir diese zuletzt auch vorgenommen haben (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4). Sind wir selbst von uns überzeugt, dass wir es erneut schaffen können? Wir haben allen Grund dazu nach 6 Jahren Bundesliga.  Auf dem Rasen in Hamburg kommt es zum ersten Beweis und ich glaube immer noch an einen guten Start. Lasst es uns den Zweiflern bitte erneut zeigen. Greifen wir an! Dann war das Pokalspiel in Magdeburg hoffentlich nur eine Randnotiz zu einer richtig guten Saison.

Sag’s mir ins Gesicht!

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Erst vor kurzem hatte ich mich darüber aufgeregt, dass der FCA zum Thema der Bezahlkarten lange keine Lösung gefunden hatte. Nachdem am 20.05. der letzte Spieltag der Bundesligasaison 2016/17 absolviert war, fand – nach vielen Durchhalteparolen – am 28.07., und damit über 2 Monate später, eine Pressekonferenz statt, in der eine zufriedenstellende Lösung für alle Fans vorgestellt wurde. Alle betroffenen Fans können ihre Karten während der gesamten Saison 2017/18 im Stadion zurückgeben und bekommen ihr Guthaben und Pfand wieder ausgezahlt. Weiterhin können die Karten auch in bestimmten Filialen der Stadtwerke Augsburg und der Lechwerke zurückgegeben werden.

Wie der FCA in Person von Geschäftsführer Michael Ströll auf der Pressekonferenz selbst feststellte, waren die Fans auf Grund der Insolvenz der payment solutions GmbH unverschuldet in die Situation geraten, dass sie auf „ihr“ Geld auf den Bezahlkarten nicht mehr zugreifen konnten. Schon beim letzten Heimspiel konnte im Stadion nur noch bar bezahlt werden. Die payment solutions GmbH war Vertragspartner der Stadtwerke Augsburg, die vom FCA mit der Bereitstellung eines bargeldlosen Bezahlsystems beauftragt worden waren. Nachdem sich die Stadtwerke Augsburg zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses für den Marktführer im Bereich der bargeldlosen Bezahlsysteme in Fußballstadien entschieden hatten, sahen sie es nach Aussage ihres Geschäftsführers Alfred Müllner auf der Pressekonferenz auch nicht für notwendig an, jährliche Rechenschaftsberichte ihres Vertragspartners einzufordern. Am Ende war es ihnen auf der Pressekonferenz immer noch schleierhaft, wie es bei dem Geschäftsmodell der payment solutions GmbH zu einer Insolvenz kommen konnte. Sowohl Alfred Müllner als auch Michael Ströll waren zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses mit der payment solutions GmbH noch nicht auf ihren derzeitigen Positionen. Müllner trat seinen Dienst bei den Stadtwerken erst am 01. August 2016 an und sah vielleicht auch deshalb in diesem Zusammenhang als Energie- und Umstrukturierungsexperte nun etwas unglücklich aus.

Dass die Fans ihr Geld zurück erhalten, ist allerdings nur der richtige Schritt und dafür braucht sich kein Fan zu bedanken. Die Exklusivpartner des FC Augsburg, die sich um Dr. Stoll von Grünbeck positioniert haben,  gaben an den Fans in dieser Situation helfen zu wollen. Dr. Stoll führte auf der Pressekonferenz aus, dass er auf Grund des großartigen Supports in den letzten Spielen, den Fans zur Seite stehen wollte. Derweil führt auch diese Darstellung nicht dazu, dass sich ändert, wer die Verantwortung in dieser Situation zu übernehmen hatte und wem die Exklusivpartner geholfen haben: dem FC Augsburg selbst, der das bargeldlose Bezahlsystem bei den Stadtwerken Augsburg in Auftrag gegeben hatte und diese Entscheidung zu verantworten hat. Michael Ströll fand während der Pressekonferenz dann auf Nachfrage auch offene Worte:

„Der FC Augsburg wäre sicherlich auch in der Lage gewesen eine gewisse Summe zu stemmen, vielleicht auch über der, die wir jetzt gestemmt haben. Aber es ist natürlich schon ein großes Stück leichter, wenn uns die Partner hier unterstützen, weil das Geld einfach nicht eingeplant war. So offen muss man das sagen.“

Nach Aussage von Dr. Stoll signalisierten die Exklusivpartner um Grünbeck dem FCA sehr schnell ihre Kooperationsbereitschaft. Dies führte dennoch nicht dazu, dass der FCA seinen Fans ein zeitnahes Signal gab, für das Problem gerade zu stehen.. Dabei ist es durchaus positiv zu erwähnen, dass der FCA seine Fans – im Gegensatz zu anderen Clubs – nicht im Regen stehen lässt. Dass ein gewisses Maß an Zeit benötigt wird, um für ungeplante Millionenbeträge eine Lösung zu finden, ist auch mir klar. Vor allem gegenüber den eigenen Fans hätte man dennoch geradliniger und transparenter kommunizieren und eine klare Zusage aussprechen können.

Mir ist an dieser Stelle aus Gesprächen bewusst, dass der FCA mit organisierten und unorganisierten Fans unterschiedlich kommuniziert. Ich war in meinem Umkreis dennoch bei weitem nicht der einzige, der am Ende den Glauben an eine Lösung im Sinne der Fans etwas verloren hatte. Vielleicht gibt es sogar Menschen, die sich aus diesen Gründen keine Dauerkarte geholt oder ihre Dauerkarte zurückgegeben haben. Das wäre schade. Der FCA steht aus der Erfahrung heraus zu seinen Fans und gibt sich Mühe, Fans an den Verein zu binden. Aber am Ende muss der FCA schlichtweg lernen, dass sich die Kommunikation mit den Fans nicht nur auf hübsche Videos aus den Trainingslagern beschränken sollte. Wenn der Verein seine Bekanntheit in der Region weiter stärken will, dann hätte er im vorliegenden Fall Pluspunkte durch Transparenz und Offenheit sammeln können. Weiteres Engagement für die Region würde mich darüber hinaus noch zusätzlich freuen.

Freut es uns selbst nicht immer, wenn jemand bereit ist zuzugeben, dass ihm ein Fehler unterlaufen ist und er für die Konsequenzen gerade steht ob geplant oder ungeplant? Genau wie früher bei so manchem Plakatersteller hätte ich mir diese Einsicht diesmal vom FCA selbst gewünscht. Ich gebe in diesem Zusammenhang gerne zu, dass ein wenig mehr Vertrauen in den FCA auch von meiner Seite nicht geschadet hätte. Aber wäre es nicht schön, wenn wir alle aus diesem Vorfall lernen und unsere Lehren für die Zukunft ziehen würden. Wir sind in Augsburg und nicht in Hannover und man darf doch wohl hoffen.

Nur Bares ist Wahres – also raus mit der Kohle

Als ich mich vor kurzem damit beschäftigte, wie es um diverse Themen in der Sommerpause steht, endete ich mit dem Wunsch, am ersten Heimspieltag mit Bezahlkarte zahlen zu wollen. Diese Aussage konnte auch fehlinterpretiert werden. Deswegen will gleich zu Beginn betonen: Das Bezahlsystem ist murks und gehört in die Tonne. Spätestens mit der Insolvenz der payment solutions services GmbH sollte jedem klar sein, wie anfällig ein Bezahlkartensystem im Stadion ist. Jeder Fan sollte die Möglichkeit haben mit Bargeld im Stadion zu zahlen. An jeder Kasse, an jedem Stand, gleichberechtigt neben jedem anderen Zahlungsmittel, das sich ein Fußballunternehmen zusammen mit seinem Caterer ausdenken mag. Alles andere ist gerade nach dem Debakel, in dem wir uns immer noch befinden, nicht mehr akzeptabel.

Dennoch gilt es zwei Themenbereiche zu unterscheiden: Einerseits muss der Niedergang der payment solutions services GmbH bewältigt werden. Es sind laut Augsburger Allgemeine immer noch ca. 50.000 Bezahlkarten im Umlauf, auf denen sich ein geschätztes Guthaben von 500.000 EUR befindet. Die Forderungen der Fans gegenüber diesem Unternehmen sind weiterhin zu berücksichtigen. Andererseits geht es darum, in welcher Form zukünftig Zahlungen in der WWK Arena abgewickelt werden. Die Stadtwerke Augsburg sind weiterhin damit beauftragt, das bargeldlose Zahlungssystem des FC Augsburg in der WWK Arena bereit zu stellen. Am 06. August findet der Familientag statt und es ist kaum vorstellbar, dass die Kioske geschlossen bleiben.

Wenn wir uns mit diesen beiden Themen getrennt beschäftigen, dann ist die Lösung für das erste Problem komplizierter als gedacht. So kann es einem zumindest vorkommen, wenn man die wiederkehrenden Beteuerungen des FCA hierzu liest. Am 14.07.2017, ca. 2 Monate nach Saisonabschluss, tat der FCA erneut folgendes kund:

Darüber hinaus ist es dem FCA wichtig zu betonen, dass der Klub mit seinen Partnern weiterhin an einer Lösung im Sinne der Fans arbeitet.

Das war allerdings nicht der gesamte Inhalt der Mitteilung. Der FCA verwies weiterhin auf eine Internetseite, auf der Fans ihre offenen Forderungen gegenüber der payment solutions services GmbH anmelden können. Man fragt sich dann kurz, was man in diesem Zusammenhang glauben soll. Wenn es doch eine Lösung im Sinne der Fans geben wird, warum sollte ich dann meine Forderungen anmelden? Vor allem in einem Verfahren, dass sich über Jahre hinziehen wird und in dem Fans wahrscheinlich kaum einen nennenswerten Anteil ihres Guthabens wiedersehen werden. Ich komme mir verarscht vor.

Rein aus moralischen Gesichtspunkten, will ich festhalten, dass wir uns in einer Situation befinden, in denen die Fans a) gezwungen wurden einen Vertrag mit der payment solutions services GmbH abzuschließen, um sich im Stadion verpflegen zu können, und b) nun hingehalten werden. Die Stadtwerke Augsburg, die laut Augsburger Allgemeine den Zahlungsdienstleister auswählten, weil sie selbst beim bargeldlosen Bezahlen keine Experten waren, waren anscheinend auch bei der Auswahl ihres Dienstleisters nicht kompetenter. Wie vorausschauend muss man auch planen, wenn am Ende der Dienstleister Vertragspartner der Fans  und verantwortlich für deren Guthaben ist. Diese Feststellung hatten die Stadtwerke nach der Insolvenz so schnell veröffentlicht, dass der FCA auf der darauffolgenden Pressekonferenz gereizt feststellte, dass dieses Vorgehen nicht abgestimmt war. Insgesamt scheinen sich die Stadtwerke Augsburg und der FCA nicht immer grün zu sein, was die Sache nicht einfacher macht.

Dennoch darf man die Fans von Hertha BSC Berlin beneiden. Auch die Hertha nutzt ein bargeldloses Zahlsystem der payment solutions services GmbH. Auch in Berlin wird noch an einer Lösung gearbeitet. Allerdings hat der Verein dort schnell klar gestellt, dass er im härtesten Fall seinen Zuschauern den Verlust ausgleichen würde. Auf eine solche Aussage darf man vom FC Augsburg weiterhin warten! Warum eigentlich? Ich wünsche mir weiterhin, dass der Verein endlich Farbe bekennt! Lasst die Fans ihre Karten in der Hinrunde im Stadion leeren! Wer es nicht mehr ins Stadion schafft, soll seine Karte einschicken oder online melden können, um im Anschluss sein Guthaben überwiesen zu bekommen. Bietet eine Spendenmöglichkeit für die Jugend. Und wie die Stadtwerke und der FCA das Defizit am Ende unter sich aufteilen, ist mir prinzipiell egal. Dass die Stadtwerke ihren Teil der Verantwortung zu tragen haben oder sich gerne aus diesem Stadion als Dienstleister verziehen können, ist wohl nebenbei vollkommen offensichtlich.

Aber mag man an eine solche Lösung noch glauben? Ich weiß es nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Versprechen des FCA gegenüber seinen Fans im Verhältnis gegenüber den Stadtwerken negativ gewesen wäre. Die Stadtwerke Augsburg sind nun auch ein Unternehmen, das in der Region verankert ist und einen erheblichen Imageschaden zu befürchten hat. Warum ist der Verein also so unbestimmt in diesem Zusammenhang? Mir ist das Ganze schleierhaft und ich glaube an eine Lösung im Sinne der Fans mittlerweile erst mehr, wenn ich sie sehe. Mehr und mehr stelle ich mich allerdings auf eine Enttäuschung ein und überlege fieberhaft, welche Konsequenzen ich für mich ziehen würde (Bier am Stadionzaun bunkern? Vorher mehr trinken? Dursten?). Es ist verzwickt. Ich hoffe insgesamt, dass jegliche Lösung, die dazu führt, dass Fans nicht mehr im gesamten Umfang an ihr Geld kommen, Umsatzeinbußen zur Folge hat. Spürbar und deutlich. Der FCA und die Stadtwerke müssen aus meiner Sicht für die Situation gerade stehen, in die sie die Fans bugsiert haben.

Für die Zukunft stellt sich die Situation dagegen deutlich einfacher dar. Zahlungsanbieter sind keine Banken, die Einlagen der Fans werden nicht gesichtert, und deswegen lassen wir so einen Schmarrn in der Zukunft bitte. Bargeld ist eine tolle Erfindung und wenn es damit etwas länger an den Kassen dauert, dann ist das mittlerweile jedem egal. Ist das jetzt vielleicht auch ein guter Moment, um über Hartplastik Pfandbecher zu sprechen? Vielleicht zu viel verlangt. Zum Träumen ist einem ja auch nicht gerade zumute, wenn es ums Stadioncatering geht, aber Bargeldzahlung als akzeptierte Zahlungsart sollte doch zu bewerkstelligen sein. Oder ist es als schlechtes Zeichen zu werten, dass alles bis nach dem Dauerkartenverkauf dauert? Gibt es ein einfach weiter so, nur mit einem anderen dubiosen Dienstleister?

Als Markus Weinzierl seine Rasenheizung für die Trainingsplätze bekommen hat und der FCA Millionüberschüsse durch den Baba Transfererlös erwirtschaftete wurde in der gleichen Saison dennoch der Bierpreis im Stadion erhöht. Reduzierte Tageskarten gibt es schon einige Jahre nicht mehr und es wäre naiv nicht anzuerkennen, dass auch der Kommerz in Augsburg längst eingekehrt ist. Große Enttäuschungen sind wir dennoch nicht gewöhnt. Eigentlich sind wir auch wirklich gut darin, den Kopf noch spät aus der Schlinge zu ziehen. Der passende Zeitpunkt wäre jetzt dann auch endlich gekommen.

Euer Pessimismus ist unser Antrieb

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Vor der letzten Saison war im Umfeld des FCA deutlich wahrnehmbar, dass die Erwartungshaltung gestiegen war. In der Saison zuvor hatte man in der Europa League gespielt. Auf dem Transfermarkt hatte man wieder ordentlich Scheine hingeblättert beispielsweise für Martin Hinteregger und Johnny Schmid. Auch in der Lokalpresse wurde der Anspruch formuliert, dass sich der FCA mit diesem Hintergrund im Mittelfeld der Bundesliga etablieren müsse.

Ich habe schon vor einem Jahr leidenschaftlich dagegen angeschrieben. Was danach kam, ist bekannt. Dirk Schuster wurde als erster Trainer seit vielen Jahren im Herbst in Augsburg entlassen und wir kämpften ein Jahr verbissen um die Klasse. Zumindest am Ende kämpften wir.

Diese Saison sind die Vorzeichen etwas anders. Nachdem wir uns letzte Saison nur selten mit spielerisch attraktivem Fußball hervorgetan hatten, sind wir in diesem Jahr wieder designierter Abstiegskandidat. Das liegt vor allem auch daran, dass mit Hannover und Stuttgart erfahrene Erstligisten direkt wiederaufgestiegen sind. Diese sind uns mit ihrem wirtschaftlichem Umfeld weiterhin überlegen. Die Abstiege werden bei diesen Clubs als zwischenzeitliche Betriebsunfälle betrachtet, die nun behoben sind. Das führt dann in Teilen zu niederschmetternden Saisonprognosen so mancher Experten. Tobias Holtkamp, Kolumnist bei der Welt, hat direkt mal einen rausgehauen: Platz 18 für den FCA.

Bundesliga-Vorbereitung startet!! Hier schon mal vertraulich die Abschlusstabelle #exklusiv pic.twitter.com/VAS5ysl7CY

— Tobi Holtkamp (@Rune4) 3. Juli 2017

Auch die Stimmung unter den FC Fans hat sich nach meinem persönlichen Eindruck etwas abgekühlt. Es ist wieder Pessimismus eingekehrt. In tiefgreifender Analyse habe ich  festgestellt, dass der Augsburger – als Grantler Galore – somit quasi zu seinem Normalzustand zurückgekehrt ist. Falls ihr es noch nicht wusstet: Es geht alles den Bach runter in Augsburg, auch der FCA hat seine besten Zeiten schon gesehen. Das Problem daran: Wir sind gerade eben nicht abgestiegen und spielen nächstes Jahr schon wieder in der ersten Bundesliga.

Aber durch diese Wahrnehmung des FCA in Deutschland und Augsburg wird sich einiges erleichtern. Offensichtlich sind wir erstmal wieder der Underdog in allen Spielen in der nächsten Saison. Wir müssen nicht das Spiel machen, können den Gegner kommen lassen und so wird sich von der Spielgestaltung her einiges für uns verbessern. Wenn sich Manuel Baum von seiner Rhetorik in der kommenden Saison etwas verbessert, dann wird er auch keine Spektakel mehr versprechen und wir werden vielleicht trotzdem mehr Spiele wie das in der Rückrunde gegen den HSV sehen. Der Erwartungsdruck verschiebt sich. Die Psychologie ist vorerst wieder auf unserer Seite und wir können befreit aufspielen.

Es wird auch zu Hause leichter werden. Im Stadion werden sich weniger Menschen befinden, die Siege erwarten. Es werden eher Menschen da sein, die das Erlebnis erste Bundesliga an sich zu schätzen wissen. Das beinhaltete in den Bundesligajahren zumeist eine großartige Stimmung und einen leidenschaftlichen Support im Lechfeldstadion. Es hat sich in der Endphase der letzten Saison gezeigt, was wir erreichen können, wenn alle zusammen halten. Ich hoffe, dass sowohl die Mannschaft als auch die Fans dieses Gefühl in die neue Saison transportieren können.

Denn das Problem vor dieser Saison ist realistischerweise: Klare Abstiegskandidaten wie Darmstadt oder Ingolstadt sind nicht zu erkennen. Und selbst wenn wir schon einige Neuzugänge vermelden konnten und uns unter Manuel Baum stabilisiert haben, ist dieses Jahr die Herausforderung höher. Mit einer phasenweise dahingeschummelten Saison wie im letzten Jahr wird es vermutlich nicht reichen. Es wird Zeit, dass wir dauerhaft unsere eigene Mentalität wiederfinden. Und zu allem Pessimismus gehört eben auch eine gehörige Portion Trotz. Jedem der uns abschreibt, lasse ich gerne seine Meinung. Sollen die Leute das zum jetzigen Zeitpunkt ruhig tun. Aber wenn die neue Saison startet und das erste Spiel angepfiffen wird, dann werden wir es denn Zweiflern erneut zeigen. Zum siebten Mal. Und dieses Jahr sollte allen klar sein: Es wird die Nacht zum Tag gemacht, wenn die Klasse gehalten wurde.

 

Zwischenstand während der Sommerpause: Wo steht der FCA?

5 Wochen bis zum ersten Pflichtspiel. Stefan Reuter hat den Telefonhörer und das Tintenfässchen enorm strapaziert und vor der Fahrt ins Trainingslager nach Mals noch schnell Neuzugänge 4 und 5 für die kommende Saison klar gemacht. Nun könnte man schon erste Einschätzungen bzgl. Startelf und Perspektiven von einzelnen Spielern abgeben. Hierfür ist es mir deutlich zu früh. Vor allem in der Offensive ist vieles möglich. Verletzungen und weitere Transfers werden zudem weitere Veränderungen mit sich bringen.

Zusätzlich erwarte ich auch weiterhin, dass der FCA in der Sommerpause einige große Themen angeht und für Veränderungen sorgt. Ich habe kurz nach der Saison 3 Themenbereiche identifiziert, bei denen ich für den FCA Handlungsbedarf gesehen habe. Zusätzlich habe ich einen Blick auf den Kader geworfen und Baustellen benannt. Nun ist die Sommerpause zur Hälfte vorbei und das scheint mir ein guter Zeitpunkt zu sein, um zu überprüfen, was in den letzten Wochen passiert ist. Ist es vorangegangen?

Guthaben auf den Bezahlkarten

Hierzu hatte ich damals vermerkt:

Der FCA hat eine fanfreundliche Lösung angekündigt und muss nun liefern. Weniger als 100 Prozent Auszahlung wäre in diesem Zusammenhang eine Farce und ein Schlag ins Gesicht der Fans, gerade weil sich die organisierte Fanszene immer gegen Bezahlkarten ausgesprochen hat.

In diesem Zusammenhang ist nichts passiert. Darauf zu verweisen, dass der Fan mit Payment Solutions einen Vertrag abgeschlossen hatte und nicht mit den Stadtwerken Augsburg oder dem FCA selbst, ist eine lausige Ausrede. Als ob jemand im Stadion eine Wahl gehabt hätte. Man wurde durch das Zahlungsmittelmonopol durch den FCA und die Stadtwerke dazu gezwungen. Lasst uns alle dafür sorgen, dass das Thema nicht in Vergessenheit gerät.

Die Trikotfarben

Alles andere als Trikots in den Vereinsfarben (als Hauptfarbe) wäre in der neuen Saison ein Affront gegenüber uns Fans.

Die neuen Trikots wurden vom FCA am Anfang der Woche vorgestellt. Das Heimtrikot ist weiß mit roten Ärmelpartien und grünen Streifen. Das Auswärtstrikot ist grün. Das Ausweichtrikot ist grau. Nun kann man beruhigt feststellen, dass sowohl Heim- als auch Auswärtstrikot in Vereinsfarben gehalten wurden. Zudem ist das Ausweichtrikot quasi farblos. Grau hat sich wohl noch kein Verein als Vereinsfarbe ausgesucht (ich lasse mich gerne über Exoten belehren).

Aber was soll man zu den Designs sagen? Das Heimtrikot wurde angeblich von Nike speziell für den FCA entworfen. Es sieht einem älteren Trikot von DoYouFootball aus Zweitligazeiten mit Impuls als Sponsor sehr ähnlich. Die Ärmel und die Streifenfarbe heben es ab, aber innovativ ist anders. Es hat mir damals schon nicht besonders gefallen. Das ist aber Geschmackssache. Dafür habe ich grüne Auswärtstrikots schon immer geliebt. Da bin ich einfach gestrickt. Beim Ausweichtrikot hoffe ich immer, dass wir es nun in sehr wenigen Fällen benötigen und es daher schnell wieder vergessen. Einen Aufschrei wie in der letzten Saison sollten die Trikots nicht hervorrufen. Pflichtaufgabe erfüllt.

Die Kaderplanung

Um unseren eigenen Jugendspielern in der Zukunft die weiteren notwendigen Einsätze und Perspektiven bieten zu können, nachdem viele in der Rückrunde Profiverträge unterschrieben haben, und um Unruhe in der Mannschaft zu vermeiden, erwarte ich viele Abgänge im Sommer. (…) Dazu sollte es allerdings erst kommen, wenn Halil Altintop seinen neuen Vertrag unterschrieben hat.

Daraus folgend meine Priorität für Neuzugänge, sollte es nicht zu Abgängen von weiteren Spielern kommen: Defensives Mittelfeld, Rechtsaußen, Linksaußen, Innenverteidigung

Einen kurzen Moment will ich mir an dieser Stelle für einen besonderen Spieler nehmen: Halil Altintop will noch Fußball spielen, aber nicht für den FCA. Mein Herz ist zumindest angeknackst. In den Gesprächen zwischen Verein und Spieler konnte man sich nicht auf eine Verlängerung des Vertrags einigen. Halil schnürt seine Fußballschuhe lieber für Slavia Prag. Nun waren wir alle in den Gesprächen nicht dabei, aber Halils Einfluss auf die Leistungen in der Endphase der letzten Saison war enorm. Nicht zu Unrecht wurde er von der Leserschaft zum wichtigsten Spieler der Saison gewählt. Zudem halte ich ihn für einen bodenständigen Typen, der wohl keine überzogenen Forderungen gestellt und eine Vertragsverlängerung vor seinem Urlaub für möglich gehalten hat. Wie konnte das schief gehen? Mir tut es sehr leid und ich finde es sehr schade. Halil wird uns fehlen und ich hoffe, es bricht uns im nächsten Abstiegskampf nicht das Genick. In diesem Zuge erneut: Danke Halil für deine Leistungen. Ich und viele andere werden Sie lange in Erinnerung behalten.

Meine zweiter Ansatz im Hinblick auf die Kaderplanung war, dass wir den Kader ausdünnen müssen, um unseren eigenen Jugendspielern genügend Einsatzmöglichkeiten zu verschaffen. Nun stehen bisher einem Abgang (Tim Matavz), 5 Neuzugänge gegenüber. Zudem wurden die Verträge von Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Julian Günther-Schmidt verlängert. Ins Trainingslager ging es mit 36 Profi- und 5 Jugendspielern. Wenn der Kader so groß bleibt, wird dies zu Unruhe führen. Diese Spieler werden alle bezahlt und wir müssen sinnvoll mit unseren Ressourcen umgehen. Die Kaderplanung und die nächsten Wochen bis zum Ende der Wechselfrist werden für Stefan Reuter nicht einfach.

Derweil sind die Neuzugänge schon im Trainingslager dabei und können die volle Vorbereitung mit der Mannschaft absolvieren. Dies ist ein enormer Vorteil. Zudem ist unter den Neuzugängen bisher kein Spieler, dessen Verpflichtung man nicht nachvollziehen kann. Rani Khedira wurde fürs defensive Mittelfeld verpflichtet, wo er die Lücke schließen soll, die Dominik Kohr hinterlassen hat. Auch wenn die beiden unterschiedliche Spielertypen sind, so hat Khedira für mich auf Grund der Konkurrenzsituation in Leipzig nicht die Möglichkeit bekommen, sein Potential auszuschöpfen. Mal schauen, was er mit mehr Vertrauen und Einsatzmöglichkeiten auf dem Platz für uns zeigen kann. Als offensiven Außen hat man mit Marcel Heller einen Spieler geholt, der schnell und torgefährlich ist. Er ist zwar schon etwas älter, aber hat viel Erfahrung im Abstiegskampf und weiß aus wenig viel zu machen. Dieser Kerl passt sehr gut zu uns. Die Verpflichtung von Fabian Giefer fürs Tor ist ein Vorgriff, um vorbereitet zu sein, falls Marwin Hitz dieses oder nächstes Jahr gehen sollte. Giefer hat immer wieder gezeigt, dass er das Potential zu einem Erstligakeeper hat. Für die Innenverteidigung sollte die Verlängerung von Jan-Ingwer Callsen-Bracker eine letzte Lücke im Kader schließen. Derweil ballt sich vieles im offensiven Zentrum durch die Verpflichtungen von Michael Gregoritsch und Sergio Córdova. Mit Julian Günther-Schmidt und diesen rangeln sich nun viele Spieler um max. 2 Positionen. Wenn wir auf diesen Positionen über Abgänge nachdenken, dann kann es mit Ji, Finnbogason oder Bobadilla nur einen prominenten Namen treffen.

Schlussendlich bleibt festzustellen: Auch wenn die Zeit bis zum ersten Pflichtspiel immer kürzer wird, so bleibt noch viel zu tun, damit wir gut vorbereitet in die nächste Saison starten können. Vor allem Abgänge sind noch einige zu erwarten. Dabei wird es essentiell sein, nicht zu viel Qualität einzubüßen. Trotzdem erwarte ich, dass es den einen oder anderen prominenteren Spieler treffen wird.

Lieber Stefan Reuter, ich will am ersten Spieltag zu Hause mein Bier mit meiner Bezahlkarte bezahlen und unter 30 Spieler im Kader haben. Dann bin ich schon vor Anpfiff zufrieden. Schaffen wir das? 5 Wochen sind noch eine lange Zeit und bieten viele Möglichkeiten. Ich werde im Freibad auf die nächsten Meldungen warten.

Die große Kaderanalyse – Sommer 2017

Transfergerüchte auf allen Seiten. Angebliche Verpflichtungen und Abgänge werden diskutiert. Man könnte in diese Diskussionen einsteigen, derweil schaue ich selbst zu wenig Fußball abseits des FCA. Es interessiert mich einfach nicht (mehr) genug. Spieler anderer Mannschaften zu beurteilen fällt mir daher meist schwer. Taktische Rollen in Ihrer Gesamtheit zu verstehen und vorherzusagen, wie sich ein Spieler sich in unser eigenes System einfügt, ist eine schwierige Sache. Ich könnte im Moment auch gar nicht genau angeben, welches System Manuel Baum präferiert (3er Kette?, 4er Kette?, doch 2 Spitzen?). Wer weiß daher schon genau, welche Anforderungen er an Neuzugänge stellt?

Ich halte einzelne Transfers auch nicht für so wichtig. Insgesamt kommt es darauf an, dass wir in die nächste Saison mit einem starken Kader gehen, der vor allem auch in der Breite ordentlich aufgestellt ist. Es ist auch wichtig, dass Spieler flexibel einsetzbar sind, wie Markus Feulner in der Vergangenheit  gezeigt hat. Verletzungen können dazu führen, dass Planungen sonst ad Absurdum geführt werden. Zusätzlich kommt es im Abstiegskampf nicht nur auf das Talent einzelner Spieler an. Es ist wichtig, dass das Kollektiv funktioniert. Einsatz und Einstellung kommen bei der Beurteilung einzelner Spieler von außen oft zu kurz. Ein durchmischtes Altersgefüge ist wichtig. Wenn wir nun vermehrt auf eigene Jugendspieler bauen, müssen wir evtl. den einen oder anderen gestanden Bundesligaspieler dazu holen.

Dazu hat Manuel Baum wohl in der Schlussphase der Saison den Wert einer Stammelf entdeckt. Eingespielt und mit funktionierenden Automatismen hat ein solches Gefüge große Vorteile. Entsprechend ist es für Neuzugänge schwer, sich direkt einzufügen und ihren Beitrag zu leisten. Sie mit Erwartungen zu überfrachten erleichtert die Sache nicht gerade.

Diese Gedanken vorausgestellt, macht es aus meiner Sicht viel Sinn sich zu überlegen, wie der Kader des FCA in der nächsten Saison aussehen sollte und welche Transfers noch zu erhoffen sind. Folgend die Ist-Situation nach Positionen für die neue Saison (Position, in Klammern die von mir präferierte Anzahl an Spielern, danach die Spieler unter Vertrag mit Vertragsende in Klammern, meine derzeitige Stammelf fett):

Tor (3): Hitz (2018), Luthe (2020), Gelios (2018)

Innenverteidigung (5): Hinteregger (2018), Gouweleeuw (2020), Danso (2021), Janker (2018), Friedrich (2019)

Außenverteidigung (4): Verhaegh (2018), Stafylidis (2019), Max (2020), Framberger (2021), Opare (2018)

Defensives Mittelfeld (5): Baier (2018), Kacar (2018), Leitner (2021), Morávek (2020), Rieder (2021)

Offensives Mittelfeld (2): Ja-Cheol Koo (2019), Thommy (2018), Richter (2020)

Offensive Außen (4): Caiuby (2018), Schmid (2020), Usami (2020), Teigl (2020)

Stürmer (3): Alfed Finnbogason (2020), Raúl Bobadilla (2020), Dong-Won Ji (2018), Matavz (2019), Parker (2019)

Wie man sieht, sind manche Positionen eher üppig besetzt, wohingegen ich bei anderen Positionen schon hinterfragen will, ob wir nicht noch die ein oder andere Verstärkung brauchen. Am Rande vielleicht noch folgende Hinweise:

  • Vertragsende haben zum 30.06.2017: Altintop, Callsen-Bracker. Feulner und Schuster. Altintop sollte wohl für ein Jahr zurück kommen.
  • Aus dem Kader würde ich nicht nachweinen und sehe ich als Abgänge realistisch an: Friedrich, Opare, Kacar. Usami, Teigl, Matavz, Parker
  • Vertragsende haben in 2018 und stehen deswegen im Fokus dieses Jahr, weil sie sonst ablösefrei im kommenden Sommer gehen könnten: Hitz, Caiuby, Ji – bei Hinteregger hat wohl der Verein eine Option auf Verlängerung ähnlich wie bei Stafylidis, Koo und Max während der letzten Saison. Bei Hitz merkt man das Brimborium ja schon ordentlich. Wenn einer von den dreien geht, dann erwarte ich positionsgetreuen Ersatz. Bei Verbleib wird hoffentlich der Vertrag langfristig verlängert. Die restlichen Spieler, die in 2018 Vertragsende haben, sind perspektivisch für die Konkurrenz eher uninteressant, da zu alt (Baier, Verhaegh, Kacar) oder zu unerfahren (Gelios, Opare, Thommy).

Im Tor hängt alles davon ab, was in Bezug auf Hitz passiert. Wenn es die Möglichkeit für eine Verlängerung geben sollte, dann würde ich mich freuen, wenn der FCA diese nutzen kann bzw. alles ihm mögliche dafür tut. Hitz ist einer der stärksten Spieler in unserem Kader und sollte am besten langfristig gehalten werden. Luthe konnte in zwei Spielen zeigen, dass er einspringen kann. Konstant diese Leistung abzurufen wird  ein anderes Thema.

In der Innenverteidigung besteht wohl zum jetzigen Zeitpunkt die größte Sicherheit. Hier könnte ein Wechsel auf einem der hinteren Kaderplätze anstehen, wenn Friedrich geht, von dem man in dieser Saison verletzungsbedingt in der Profimannschaft noch gar nichts gesehen hat. Kacar kann hier aber zur Not auch aushelfen. Spannend ist die Frage, ob wir systembedingt nicht mehr Innenverteidiger benötigen.

In der Außenverteidigung wird wohl Verhaegh noch sein letztes Vertragsjahr spielen, bevor sein Weg beim FCA eventuell zu Ende ist. Ich würde mich freuen, wenn Framberger ihm ordentlich einheizen und ihn ablösen könnte. Auf links wird sich herausstellen, ob Max und Stafylidis beide bleiben. Brauchen könnten wir sie auf jeden Fall. Es gibt auch keinen Grund hier einen von beiden günstig abzugeben.

Im defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung wäre es in der Breite sehr dünn, wenn der FCA im Winter mit Morávek und Janker nicht verlängert hätte. Ergänzungsspieler, die sich ruhig verhalten und nicht murren, wenn sie nicht zum Einsatz kommen. Im defensiven Mittelfeld sieht es hinter Daniel Baier dann auch ganz schön mau aus, vor allem was Körperlichkeit und Aggressivität angeht. Die Lücke von Dominik Kohr ist hier spürbar. Ich frage mich, ob von Moritz Leitner in der neuen Saison mehr kommt, oder ob diese Verpflichtung ein Flop war. In den Zweikämpfen war das teilweise schon sehr enttäuschend. Tim Rieder hat hier eine realistische Chance sich festzuspielen und der Platz neben Baier ist für mich weit offen.

Auf den offensiven Außen gibt es für mich viele Fragezeichen. Erreicht Caiuby erneut die Form der Vorsaison? Kann Schmid ans Saisonende anknüpfen? Nach den beiden setze ich wenig Hoffnungen in Teigl und Usami. Beide haben ihre Chancen bekommen und wenig daraus gemacht. Hier brauchen wir weitere Alternativen.

Im offensiven Mittelfeld und im Sturmzentrum sollte sich in der kommenden Saison die Situation entspannen. Vor allem wenn Altintop doch noch für eine Saison zurückkommt, sind wir hier nach den Verletzungen in der letzten Saison gut aufgestellt, solange nicht wieder eine Verletzungsepedemie ausbricht. Thommy bekommt hoffentlich eine realistische Chance und vielleicht kann Marco Richter erste Minuten sammeln.

Daraus folgend meine Priorität für Neuzugänge, sollte es nicht zu Abgängen von weiteren Spielern kommen: Defensives Mittelfeld, Rechtsaußen, Linksaußen, Innenverteidigung

Mit dieser Prämisse werde ich in den nächsten Wochen in Ruhe beobachten was sich tut und vielleicht zum Familienfest ein Update posten. Ich hoffe allerdings, dass der FCA nicht frühzeitig aktiv wird bzgl. Neuzugängen, da sich in der ersten Phase der Transferperiode die Kader der großen Vereine sortieren, hohe Preise gezahlt werden und sich die Situation erst später etwas beruhigt. Wir müssen 2-3 schlaue Transfers machen, die uns wirklich weiterbringen und nicht die Welt verändern. Alles mit der Ruhe. Die Sommerpause ist noch lang genug. Abwarten und Radler trinken. In den See hüpfen und abkühlen. Sich aufs nächste Jahr in der Bundesliga freuen.

Highlight des Jahres: die Jugendspieler des FCA

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Die Fußballsaison 2016/17 ist zu Ende. Im Rückblick gilt es auch zu würdigen, was in der abgelaufenen Saison wirklich gut gelaufen ist. Hierbei stechen beim FCA die vielen Einsätze der eigenen Jugendspieler hervor. Auch in den Vorjahren kam es immer wieder zu Kadernominierungen, aber Markus Weinzierl hatte noch im Herbst 2015 verkündet. dass den eigenen Talenten noch „zwei, drei Schritte“ zu den Profis fehlten. Der Abstand ist auf jeden Fall deutlich geringer geworden und Kevin Danso und Kollegen scheinen gerade auf der Überholspur so manchen gestandenen Profi anzugrinsen. Und während unter Weinzierl auch in den schlimmsten Verletzungskrisen keiner der Jugendspieler zum Einsatz kam, war dies erst unter Dirk Schuster und später unter Manuel Baum anders. Am Ende der Saison standen die folgenden statistischen Werte:

  • Kevin Danso (7 Einsätze, 612 Minuten, 6 volle Partien, einmal ausgewechselt, 55% Zweikampfquote, 72% Passquote, 1 Assist)
  • Tim Rieder (5 Einsätze. 216 Minuten, 2 volle Partien, 3 mal eingewechselt, 62% Zweikampfquote, 78% Passquote)
  • Julian Günther-Schmidt (4 Einsätze, 46 Minuten, viermal eingewechselt, 37% Zweikampfquote, 79% Passquote)
  • Raphael Framberger (3 Einsätze, 142 Minuten, 1 volle Partie, einmal ein- und einmal ausgewechselt, 64% Zweikampfquote, 73% Passquote, 1 Assist)

Bei Framberger hätte es wahrscheinlich noch zu weiteren Einsätzen gelangt, wäre ihm nicht eine Verletzung dazwischen gekommen.

Im Vergleich mit anderen Bundesligavereinen weiß man die Leistung insgesamt allerdings kaum einzuschätzen. Aus der Vergangenheit habe ich Erfahrungswerte gefunden. Mit vier Spielern aus der eigenen Jugend nimmt man schon einen respektablen Mittelfeldplatz in der Bundesliga ein. Vier Debüts sind dabei noch seltener. Die Eigengewächs-Statistik von Transfermarkt.de gibt weitere Aufschlüsse. Allerdings kann auch hier nicht nach Debütanten gefiltert werden. Mit 5-7 Spielern aus dem eigenen Nachwuchs im Kader der Bundesligamannschaft liegt man hier allerdings schon im sehr guten Mittelfeld. Hier sind wir auf einem sehr guten Weg.

Die Perspektiven der einzelnen Spieler sind dabei hoffnungsvoll. Außer Julian Günther-Schmidt haben alle Profiverträge unterschrieben oder verlängert.

Kevin Danso wird auch weiterhin in der Innenverteidigung seine Chancen bekommen. Er ist wohl das Juwel in der Gruppe und wurde erst unlängst für die österreichische A-Nationalmannschaft nominiert. Bei ihm heißt es eher, den Fuß vom Gas zu nehmen und ihm die Zeit für seine Entwicklung einzuräumen, die er benötigt. Dann könnten wir an ihm noch länger viel Spaß haben.

Tim Rieders Einsatzchancen werden durch den Transfer von Dominik Kohr momentan auch nicht geringer. In der Rückrunde hatte er schon regelmäßig Moritz Leitner ausgestochen. Seine Athletik und körperliche Spielweise sind ihm dabei sehr hilfreich. Er ist in den Zweikämpfen sehr präsent und setzt immer wieder Zeichen im Spiel gegen den Ball. Offensiv im Spielaufbau muss er sich weiterentwickeln und mehr Akzente setzen. Nicht mehr blutjung wird es Zeit, dass er sich in der ersten Bundesliga festbeißt. Die Chance wird er auch in der neuen Saison wieder bekommen.

Wie steht es um die Zukunft von Julian Günther-Schmidt? Der einzige aus dem Gespann, der bisher nur mit einem Vertrag für die U23 ausgestattet ist, auch weil ein Vertrag für ihn die Local Player Erfordernisse nicht erfüllen würde. Günther-Schmidt kam erst vor zwei Jahren aus Ingolstadt und wurde nicht in Augsburg ausgebildet. Man stelle sich vor, er hätte am achten Spieltag seine große Chance gegen Freiburg genutzt und den Ausgleich gemacht. Günther-Schmidt hat mir gut gefallen und auch gegen Frankfurt während seines kurzen Einsatzes Akzente gesetzt. Ich würde gerne mehr sehen.

Raphael Framberger hat Manuel Baum eine der schwersten personellen Entscheidungen in der Rückrunde erspart. Gegen Wolfsburg überzeugte er am 18. Spieltag vollständig und auch gegen Leipzig zeigte er am 23. Spieltag bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung eine sehr solide Leistung. Mehr als wir in vielen Spielen in dieser Saison von Paul Verhaegh gesehen haben. Hätte der Kapitän gewackelt? Sportliche Argumente hätte es gegeben und es wird spannend, wenn Framberger im Sommer unter Vollbesitz seiner Kräfte erneut angreifen kann. Die große Frage wird sein, ob er fit bleiben kann. Ich wünsche es ihm!

Schon in der Jugend wird die Konkurrenzsituation immer schärfer. Die besten werden sich durchsetzen und nachdem Manuel Baum viele der Spieler aus seiner Zeit als sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums gut kennt, ergeben sich für manchen weitere Chancen. Marco Richter, der bisher nicht zum Einsatz kam, wurde auch mit einem Profivertrag ausgestattet und hat in der U23 regelmäßig sein Potential gezeigt. Die langfristigen Investitionen in die Jugend scheinen sich nun nach sechs Jahren in der Bundesliga langsam auszuzahlen. Das sollte jeden FCA Fan hoffnungsfroh stimmen, denn es hilft uns langfristig zu anderen Bundesligaclubs aufzuschließen. Derweil ist uns die Konkurrenz schon vorher nicht mehr losgeworden. Es wird für die anderen Vereine mitnichten leichter werden, wenn wir – anstatt fette Transferausgaben zu haben – auf Jungs auf der eigenen Jugend bauen können.

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