RoGaz Awards: Die Sieger der Saison 2022/23

Die Vorbereitung auf die neue Saison läuft. Zeit die Ergebnisse unserer Wahlen für die letzte Saison zu verkünden. Viele von euch haben mitgemacht und abgestimmt. Durchgesetzt haben sich die folgenden Spieler bei den RoGaz Awards 2o22/23:

Rookie des Jahres: Arne Engels

Welch Überraschung: Arne Engels hat schon jetzt viele Fans gewonnen. Es wird spannend zu verfolgen, wie er sich noch weiterentwickeln kann. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Die Wahl zum Rookie des Jahres war sehr eindeutig. Arne Engels kam im Winter und überraschte alle. Wohl kaum jemand hatte damit gerechnet, dass der Belgier spielen würde, schon gar nicht so viel und so erfolgreich. Gerade mal 19 Jahre alt und noch so viele Möglichkeiten. In einem ersten Schritt wäre eine großartige Saison 2023/24 mit dem FC Augsburg ein toller nächster Karriereschritt. Auch deswegen hatte ihn Irina nicht unlängst als den Spieler nominiert, der aus ihrer Sicht auf keinen Fall in diesem Sommer den Club verlassen sollte.

Meistverbesserter Spieler: Tomas Koubek

Koubeks Leistungen waren unbedingt notwendig, erstaunten aber auch ein wenig. Die Verbesserung war in jedem Fall sichtbar. Auf Mads Liebe folgt nun auch der RoGaz-Award. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Hier ging es bei der Wahl etwas enger zu. Arne Maier hat sich mit Tomas Koubek ein kleines Rennen geliefert. Am Ende überzeugte Koubeks Lernkurve die meisten Lesenden, weil er zum Ende der Saison die Qualitäten eines Bundesliga-Stammkeepers aufblitzen ließ und gerade gegen Union zu Hause ablieferte. Vom Garanten für Unsicherheit zum Rückhalt des Teams. Hut ab vor der Entwicklung, Tomas.

Wichtigster Spieler: Ermedin Demirovic

Überrascht oder vielleicht gar geschockt. Demis Ankunft in Augsburg hat in jedem Fall Eindruck hinterlassen und zwar überaus positiven. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Was soll man über Ermedin Demirovic noch schreiben? Birgit hatte ihn vor kurzem als den Spieler nominiert, der auf keinen Fall den Club verlassen sollte. An dieser Stelle mag notiert werden, dass Mergim Berisha seinem Kumpel auf den Fersen war bei dieser Wahl. Aber Tore alleine haben nicht den Unterschied ausgemacht. Auf dem Platz ein unermüdlicher Arbeiter, der zudem vor dem Tor effektiv ist und seine Mitspieler in Szene setzt. Neben dem Platz jemand, der ein großartiger Typ zu sein scheint, neue Mitspieler willkommen heißt und sehr ums Teamklima bemüht ist. Demi ist schon in seinem ersten Jahr sofort in Augsburg angekommen. Hoffentlich ist der gekommen, um zu bleiben. Jetzt erstmals als Kapitän.

Vorherige Sieger

Mit ihren Erfolgen reihen sich die Sieger mittlerweile in illustre Kreise ein, von Spielern deren Leistungen im manchen Jahr besonders in Erinnerung geblieben sind. Für immer in der RoGaz- Ruhmeshalle.

Rookie des Jahres:

2022: Niklas Dorsch

2021: Robert Gumny

2020: Ruben Vargas

2019: André Hahn

2018: Marco Richter

Meistverbesserter Spieler:

2022: Reece Oxford

2021: Reece Oxford

2020: Andreas Luthe

2019: Marco Richter

2018: Philipp Max

Wichtigster Spieler:

2022: Reece Oxford

2021: Rafal Gikiewicz

2020: Florian Niederlechner

2019: Daniel Baier / Rani Khedira

2018: Michael Gregoritsch

Offene Fragen


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de noch vor dem Wechsel von Maurice Malone nach Basel anstatt nach Graz und der Pleite im Pokal.

Der Saisonstart des FC Augsburg steht kurz bevor. Neuzugänge sind gekommen, ein paar Spieler haben den Club auf der Gegenseite verlassen. Vorbereitungsspiele wurden gespielt. Und trotzdem war dies alles nur Vorgeplänkel. Wenn am Sonntag der Anpfiff zur Pokalpartie in Unterhaching und in der Folgewoche gegen Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga erfolgt, dann wird sich zeigen, wo die Mannschaft sportlich steht und was sie schon leisten kann. Sie wird ein paar offene Fragen auf dem Feld beantworten müssen.

Impulse des Trainers

Es gab Jahre, da war ich voll der Zuversicht. Allerdings hat der Abschluss der letzten Saison seine Spuren hinterlassen. In Gladbach vor Ort das Debakel zu verfolgen, war bitter. Man könnte darüber fast vergessen, dass die Endphase der Saison insgesamt Grütze war. Matchpoint um Matchpoint wurde vergeben. Einige schlechte Spiele wurden abgeliefert. Rote Karten gesammelt.

In der Rückschau war die Laune letzten Sommer besser. Mit Enno Maaßen kam auch Aufbruchstimmung. Und die Mannschaft lieferte teilweise überragende Spiele ab. Verkackte es am Ende aber auch so richtig und nun stellt sich die Frage, ob das Maaßensche Feuer schon nach einem Jahr verpufft ist. Findet der Trainer die richtigen Hebel, um die Entwicklung wieder in die richtige Richtung zu lenken? In der Vorbereitung hat man nun konsistent ein 4-2-2 -2 und einige mannschaftstaktische Änderungen beobachten können. Ob das System in der Bundesliga zum Erfolg führen kann, wird sich zeigen. Den Killerinstinkt hat man zuletzt in den Vorbereitungsspielen in Italien noch vermisst. Soll mir alles recht sein, solange nächste Woche der Schalter umgelegt wird.

Kaderzusammenstellung

Die nächsten Fragen ergeben sich, wenn man auf den Kader blickt. Einerseits gibt es gerade in der Offensivabteilung mannigfaltige Möglichkeiten. Andererseits fragt man sich ja schon, ob es ein Witz sein soll, dass man noch keinen gestandenen Rechtsverteidiger verpflichtet hat und nun anscheinend Arne Engels diese Position bekleiden wird. Weitere Fragezeichen ob der Qualität des Kaders tun sich auch in der Innenverteidigung auf, in der Felix Uduokhai noch vor dem Abschied steht und in der man sich entschieden hat, den Vertrag von Jeffrey Gouweleeuw nicht zu verlängern. Es kam zwar Patric Pfeiffer, der vorerst gesperrt fehlen wird. Fraglich ist dennoch, ob die Qualität in diesem Mannschaftsteil ausreichen wird.

Insgesamt schein die Kaderstrategie eher Richtung Masse anstatt Klasse zu gehen. Der Kader fasst momentan noch weit mehr als 30 Spieler und für einige sucht der FCA noch Abnehmer. Bei ordentlichen Angeboten dürften wohl Iago, Uduokhai, Gouweleeuw und Berisha den Verein noch verlassen. Bei Maurice Malone ist schon recht sicher, dass er angesichts der Konkurrenz die Herausforderung in Augsburg nicht annehmen und zu Sturm Graz wechseln wird. Schade, wenn da erneut einem aus der eigenen Jugend die Perspektive fehlt.

Jubel, Trubel, Feierei. Was ist diese Saison möglich? (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Mannschaftsstruktur

Aus dem Kader heraus muss sich insgesamt ein funktionierendes Team finden. Es wird einen neuen Kapitän geben. Es wird spannend zu sehen, wer daneben die Führung übernehmen wird. Wie das Team auf Rückschläge reagieren wird. Ob es Führungen ins Ziel bringen kann. Immerhin hat man erkannt, dass es auch den ein oder anderen Charakterspieler braucht und man hat mit Sven Michel hier auch eine Rakete an Bord genommen. Aber einer alleine wird hier die Lücken nicht schließen können. Eine eingeschworene Truppe möchte ich gerne sehen. Aber woher nehmen?

Störfeuer könnte es in diesem Zusammenhang geben, wenn der Kader zu groß bleibt und sich der ein oder andere nicht einordnet. Die derzeitige Kadergröße schreit nach einer gewissen Unruhe und bedeutet nun zumindest bis Ende August, dass es hier weiter Entwicklungen geben und dieser Prozess zu Saisonbeginn noch nicht abgeschlossen sein wird.

Lasset die Spiele beginnen

Insgesamt ist damit gar nicht so viel anders, als dies auch in der Vergangenheit der Fall war. Die Dauer der Transferperiode bis Ende August ist weiter müßig. Schlicht, man hätte erwartet, dass man in Jahr 2 unter Enno Maaßen weiter wäre. Die vergangene Saisonendphase hat weiterhin das Vertrauen ein bisschen angegriffen.

Andererseits könnte der FCA ja auch mal ein bisschen Glück haben. Bis jetzt gab es in der Saisonvorbereitung kaum ernsthafte Verletzungen. Finn Dahmen sieht momentan wie ein legitimer Bundesligakeeper aus, der uns ernsthaft helfen kann. Freddy Winther ist mit breiter Brust von seiner Leihe zurückgekehrt und bald wird man sich in ganz Fußballdeutschland fragen: Wer ist dieser Tim Breithaupt? Verletzungsglück würde ich gerne nehmen. Unnötige Karten und Sperren gerne vermeiden. Vielleicht steigert sich auch die Qualität der Schiedsrichter.

Alles in allem sollten wir uns alle nicht wundern, wenn es auf Grund des schweren Startprogramms erstmal holpert im Getriebe des FCA. Auch damit können wir mittlerweile umgehen. Ich hoffe, die Mannschaft nimmt sich die „Wilde 13“ nicht zu sehr zu Herzen, sondern segelt auch mal in ruhigen Gewässern. Ach, jetzt träume ich ja doch. Es wird Zeit, dass es wieder los geht.

Frage der Woche: Surprise!

Die Vorbereitung geht langsam zu Ende. Am Sonntag geht es im ersten Pflichtspiel gegen Unterhaching schon um den Einzug in die zweite Runde des DFB Pokals. Wir hoffen, das Team ist vorbereitet und liefert ab. Eine Sommervorbereitung geht eine ganze Weile und es passieren die unvorhergesehensten Dinge. Wir haben die größten Überraschungen aus unserer Sicht zusammengefasst.

Experimente auf rechts

(Irina) In der letzten Saison wurde dem FCA mehrfach aufgezeigt, dass die Rechtsverteidiger-Position im Kader nicht qualitativ hochwertig besetzt ist. Robert Gumny und zuvor Framberger konnten nie Startelfambitionen untermauern. Daher ist es umso verwunderlicher, dass zum nahenden Saisonstart auf dieser Position noch kein Neuzugang in der Fuggerstadt begrüßt wurde. Klar, noch ist etwas Zeit und der Transfermarkt ist kein Wunschkonzert – aber die Experimente auf rechts machen mir schon ein wenig „Angst“. Die Mittelfeldspieler Jensen und Engels wurden ebenso dort getestet wie Iago, der wiederum auf links benötigt wird. So oder so, die Zeit des Experimentierens ist vorbei und ich bleibe dabei: Ein Rechtsverteidiger mit gehobener Klasse braucht’s und zwar bald. Nun öffnet also die Ströllsche Schatzkiste und investieret in zwei superbe Rechtsverteidigerbeine. Auf, auf.

Neuer Kapitän

(Andy) Wenn es am Sonntag gegen Unterhaching im Pokal losgeht, wird Ermedin Demirovic den FCA als Kapitän aufs Feld führen. Ja, Jeffrey Gouweleeuw ist verletzt und immer noch beim FCA angestellt. Dennoch geht Demi als Kapitän der Maaßen-Mannschaft in die Saison. Der FCA hatte sich entschieden, Jeff nun schon im Sommer zu kommunizieren, dass sein Vertrag im nächsten Jahr nicht verlängert wird. Der FCA würde Gouweleeuw wohl schon jetzt im Sommer bei einem entsprechenden Angebot ziehen lassen.

Wie viele lange Spieleröffnungen werden wir noch von Jeff sehen? Zumindest erstmal keine mehr, bei denen er die Binde trägt. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Als publik wurde, dass man weiterhin nicht mehr mit Jeff plant, fand ich das sehr überraschend. Jeff war nach der abgelaufenen Saison einer der wenigen erfahrenen Kräfte im Kader. Über 200 Pflichtspiele hat er mittlerweile für den FCA absolviert. Wenn er nicht gesperrt war, absolvierte er letzte Saison jedes Spiel und war damit eine der wenigen Konstanten in der Abwehr. Mit diesem Eingriff in die Mannschaftsstruktur geht Enno Maaßen seinen Weg weiter. Hoffen wir, dass er zu mehr Erfolg führt, als der vergangene Saisonendspurt versprechen mag.

Umbruch in der Innenverteidigung

(Andy) Am liebsten würde man auf die Saison vorausschauen, und mit einiger gewissen Selbstsicherheit eine defensive Stabilität der eigenen Mannschaft annehmen. Während Irina schon die Experimente auf der Rechtsverteidigerposition als Überraschung nannte, ist es dann doch auch etwas Neues, dass wir zumindest zu Saisonbeginn in der Innenverteidigung nicht mit übermäßig Qualität gesegnet sind, die sich auch in der Zukunft beim FCA sieht.

Neben Jeffrey Gouweleeuw, dem man wie dargestellt mitteilte, dass man in einem Jahr definitiv nicht mehr mit ihm plant, hat der FCA auch bei anderen Innenverteidigern etwas Sorgen. Einerseits ist hier die unglückliche Long Covid Erkrankung von Reece Oxford zu nennen bzgl. derer man Reece nur immer wieder die besten Wünsche ausrichten kann. Er fehlt entsprechend auf unbestimmte Zeit. Andererseits hat sich Felix Uduokhai entschieden, dass er seine Zukunft nicht in Augsburg sieht und es ist abzuwarten, was der Transfermarkt diesen Sommer noch für ihn bereithält. Darüber hinaus kommt es – wie der kicker berichtet hat- wohl auch zu einem Abschied von Renato Veiga. Der 20jährige Portugiese hat wohl – obwohl er im ersten Halbjahr seiner Leihe auf 13 Einsätze – keine Zukunft in Augsburg. Nun fehlt auch noch Patric Pfeiffer eine Weile gesperrt und schon wird es dünn. Sah ich persönlich die Innenverteidigung lange als eine Position der Stärke, müssen dies die entsprechenden Spieler nun erst wieder beweisen. Das wäre eine Überraschung, die ich sehr begrüßen würde.

Weiter, immer weiter…

Zu Beginn der Saison 2019/20 wechselte der damals 14jährige Aaron Zehnter von der Jugendabteilung der Würzburger Kickers zum FC Augsburg. Sein Weg seitdem ist wirklich beeindruckend, denn für ihn ging es in gerade einmal drei Spielzeiten steil nach oben. Zuerst feierte er mit der U19 die Staffelmeisterschaft, an welcher er selbst einen großen Anteil hatte, bevor er schließlich im letzten Jahr seinen Profivertrag unterschrieb. Auch sein Debüt in der Bundesliga sowie im Pokal hat der Linksverteidiger bereits hinter sich. Wie es zu alldem kam und wie hart es für einen Jugendspieler manchmal sein kann, darüber durfte ich im Trainingslager mit ihm sprechen.

Birgit: Hallo Aaron, erst einmal Dankeschön, dass du dir die Zeit genommen hast. Im Mai hast du dich verletzt. Wie geht es dir heute? Bist du schon wieder zu 100 Prozent fit und kannst an allen Trainingseinheiten teilnehmen?

Aaron: Ja, das geht schon wieder. Ich habe am Sonntag mit dem Mannschaftstraining (Anm.: 16.07.2023) begonnen. Man tastet sich langsam heran, um ein gutes Gefühl zu bekommen, weil die Verletzung doch an einer Stelle war, die ich als Fußballer sehr oft benutze – bei jedem Pass und bei jedem Schuss. Ich merke durch die Pause leider, dass ich ein bisschen aufzuholen habe, weil ich sechs Wochen lang leider überhaupt nichts am Ball machen konnte. Da war ich nur beim Krafttraining und Fahrrad fahren. Erst nach sechs Wochen konnte ich anfangen mit Jogging und nun eben wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.

Birgit: Aber es läuft soweit gut, oder?

Aaron: Ja, das läuft sehr gut.

Birgit: Das freut mich. Wenn wir schon beim Trainingslager sind: Gibt es dort Dinge, die dir besonders gut gefallen im Vergleich zum normalen Trainingsalltag?

Aaron: Man kann sich hier voll auf den Fußball konzentrieren, weil man immer einen gewissen Input bekommt. Im Trainingslager lernt man sich selbst auch am besten kennen, zum Beispiel, was einem besonders gut tut. Man kann beispielsweise nachmittags irgendwo ein Eisbad nehmen. Je nachdem, was man gerade braucht.

Birgit: Schladming ist ja auch eine wunderschöne Gegend. Ihr macht auch Teambuildingmaßnahmen. Zuletzt konnte man euch beim Rafting sehen. Auch das hast du gut überstanden, oder? Das hat sicherlich großen Spaß gemacht.

Aaron: Ja, das war sehr gut. Ich habe das früher auch schon einmal mit der U17 gemacht. Es ist immer sehr lustig, vor allem, wenn man Achterteams hat und das ganze mit einem Guide macht.

Birgit: 2019 bist du von der Jugendabteilung der Würzburger Kickers in die Jugendabteilung des FC Augsburgs gewechselt. Warum genau hast du dich für den FCA entschieden? Wie kam es dazu?

Aaron: Dazu kam es, da ich von Scouts bei einem Turnier, bei dem ich mit den Würzburger Kickers teilgenommen habe, und bei einem Testspiel in Darmstadt gesehen wurde. Daraufhin wurde ich zu einem Probetraining eingeladen. Ich habe dann länger überlegt, weil ich auch bei anderen Clubs gewesen bin. Am Ende hatte ich die Entscheidung zwischen Augsburg und RB Leipzig. Doch beim FC Augsburg hat mich das Familiäre überzeugt und die Entfernung nach Würzburg war nicht ganz so groß. Deswegen habe ich gesagt, dass ich hier meinen Weg gehen werde, da einfach alles gepasst hat.

Birgit: Diese Entscheidung hast du auch nie bereut, oder?

Aaron: Nein, das habe ich auf gar keinen Fall.

Birgit: Beim tollsten Club der Welt ist das auch unmöglich. Du wurdest an unserem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet. Wie hast du dort den Alltag für dich empfunden? Das ist doch sicher ziemlich anstrengend, Schule und Training unter einen Hut zu bringen. Ich stelle mir das in so einem jungen Alter nicht einfach vor. Vor allem, wenn die Familie nicht in der Nähe ist.

Aaron: Man braucht auf jeden Fall eine gewisse Zeit, bis man sich reinfindet. Es gehört alles dazu: von Schulwechsel über eine neue Mannschaft bis hin zu einem komplett neuen Umfeld. Man ist die ganze Woche über nicht bei der eigenen Familie. Das ist eine große Umstellung. Es gab auch ein paar Spieler, die nach einem halben Jahr abgebrochen haben und zurück gewechselt sind, weil sie mit diesem Umschwung nicht zurecht gekommen sind. Bei mir hat das aber gut geklappt. Ich bin einmal in der Woche nach Hause gekommen, aber es gab auch Phasen, in denen ich drei bis vier Wochen komplett in Augsburg gewesen bin. Der Alltag war aber nicht immer einfach. Zuerst Frühstück am NLZ um 07:00 Uhr und dann Schule bis ca. 15:00 Uhr. Am Freitag bis 13:00 Uhr. Danach ging es zurück in die WG, in der ich gewohnt habe. Von dort aus ging es sofort ins Training. Es gab eigentlich nie eine Zeit, in der man mal drei oder vier Stunden mittags nichts zu machen hatte. Man war immer in Bewegung. Und wenn man dann so um 20:00 – 20:30 Uhr nach Hause gekommen ist, musste man noch essen und gleichzeitig noch ans Lernen denken. Da war der Kopf manchmal schon zu.

Birgit: Das kann ich mir vorstellen, dass man danach platt ist. Du hast ja die Entwicklung der heutigen Paul-Renz-Akademie mitbekommen. Kann man da Vergleiche ziehen, was jetzt besser ist als vor vier Jahren?

Aaron: Speziell das Thema Essen würde ich hier ansprechen, weil es früher doch ein bisschen ausbaufähig gewesen ist. Vor der Coronapandemie, die ich ja auch voll miterlebt habe, musste man vor ans NLZ, das ungefähr 500 Meter entfernt war, dort frühstücken und dann in die Schule. Die Wege waren zwar kurz, aber morgens um 07:00 Uhr hat man nicht immer so viel Lust. Zu diesem Zeitpunkt war das aber leider nicht anders möglich. Manchmal haben wir zuhause gefrühstückt und sind auch selbst zum Einkaufen gegangen. Als Corona kam, wurde ein Nachtdienst in das Leben eingebaut, der morgens das Frühstück vom Bäcker abgeholt und uns gebracht hat. Für uns war das ein bisschen umständlich, da es Zeit raubt und wir das nicht gewohnt waren. Man hat es nach der Pandemiezeit beibehalten und es gab dann Frühstück bei uns zuhause oder man hat es sich in die Schule mitgenommen. Als das NLZ fertig war, bin ich eigentlich schon direkt in meine eigene Wohnung gezogen. Das, was ich aber von allen gehört habe, ist es mit der neuen Paul-Renz-Akademie und dem Internat wirklich top geworden.

Birgit: Letztes Jahr – also in der Saison 2021/22 – bist du mit der U19 Staffelmeister geworden und ich würde sagen, dass du doch einen relativ großen Anteil daran hast. Vier Tore und vierzehn Torvorlagen muss man erst einmal schaffen. Ist man da ein bisschen stolz auf sich selbst?

Aaron: Auf das Erreichte kann man sicherlich stolz sein. Man darf nicht immer zu kritisch mit sich selbst sein. Das gehört auf jeden Fall auch mal dazu, aber man darf sich auf seinen Erfolg auch nicht ausruhen. Natürlich sollte man auch aus den Spielen herausziehen, was man nicht so gut gemacht hat, aber man darf auch stolz sein, wenn man auf so eine Saison zurück blickt, Staffelmeister geworden ist und in fast jedem Spiel Scorerpunkte hatte.

Birgit: Es war eine tolle Saison. Da ist man als Fan schon stolz, dass auch der Nachwuchs so eine starke Leistung zeigt. Du hast allgemein eine sehr schnelle Entwicklung beim FC Augsburg hingelegt, denn es waren gerade einmal drei Spielzeiten von der Jugendabteilung bis du deinen Profivertrag unterschrieben hast. Hand aufs Herz: Wie doll hast du dafür gearbeitet und auf was musstest du alles verzichten?

Aaron: Wenn man es ganz hart sagt, dann musste man schon ein wenig auf die Jugend verzichten. Es gab viele aus meinem Umfeld in Würzburg, die jedes Wochenende feiern gegangen sind. Ich dagegen hatte oft ein Turnier oder ein wichtiges Spiel und bin in Augsburg geblieben. Eigentlich war ich nie feiern. Ich war in diesem Punkt sehr streng zu mir selbst und habe mir gesagt, dass ich das in 15 Jahren immer noch nachholen kann. Aber im Fußball kann ich meine Jugend nicht mehr nachholen. Aus diesem Grund bin ich diesen Schritt gegangen.

Birgit: Du durftest recht schnell zwei Debüts feiern. Eins im Pokal gegen Blau Weiß Lohne und natürlich deinen ersten Bundesligaeinsatz in der WWK ARENA. Welches hat sich für dich besser angefühlt?

Aaron: Das Bundesliga-Debüt in der WWK ARENA. Es war zwar ein bisschen kürzer, aber es ist ein schönes Gefühl, wenn man vor dieser Kulisse auftreten darf. Man ist zwar ein bisschen nervös, wenn man rein kommt und will dann automatisch auf Sicherheit spielen. Aber am Ende realisiert man es erst eine Woche später, was da passiert ist. Es geht einfach so schnell. Ich wurde gefühlt eingewechselt und saß kurze Zeit später abends auf meiner Couch. Wenn man es dann aber realisiert, ist es unglaublich schön.

Der größte Moment seiner bisherigen Laufbahn: Das Bundesliga-Debüt gegen Bayer 04 Leverkusen (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Birgit: Ich stelle mir das sehr nervenaufreibend vor, da es auch noch gegen unseren Angstgegner Leverkusen gewesen ist. Du kamst in der 90. Minute bei einem Stand von 1:0 rein. Auf einer Skala von 1 bis 10 warst du wahrscheinlich bei 100 Prozent Nervosität, oder?

Aaron: Gefühlt schon, ja.

Birgit: Aber es hat doch gut funktioniert. Ihr habt das Ding nach Hause gebracht. Was würdest du eigentlich sagen, war bisher dein größter Erfolg? Gibt es etwas in deiner bisherigen Karriere, woran du dich dein Leben lang erinnern wirst?

Aaron: Es gibt in jedem Jahr ein Highlight. Ich habe mit dem Fußball angefangen, um natürlich irgendwann in der Bundesliga zu spielen. Deswegen ist der größte Erfolg bisher das Bundesligadebüt gegen Bayer Leverkusen. Ob ich das aber in 20 Jahren immer noch sage, das kann ich nicht sagen, aber ich werde mich immer daran erinnern. Oder in 50 Jahren, dass ich Staffelmeister geworden bin und eine sehr gute Saison gespielt habe. Oder an die Saison damals bei den U15-Kickers, als ich auch eine tolle Spielzeit hatte. Da habe ich ca. 20 Tore und 30 bis 40 Vorlagen hingelegt.

Birgit: Ich war an dem Tag auch im Stadion und habe sehr gerne deinen Namen gerufen. Hast du irgendein Vorbild – sei es jetzt beim FCA oder allgemein im Fußball? Oder privat vielleicht irgendjemanden, zu dem du aufsiehst?

Aaron: Was meinen Ehrgeiz angeht, habe ich immer zu meinem Papa aufgeschaut. Der hat zwar nicht hochklassig gespielt, aber er war immer voll dabei. Ich habe früher mit ihm auf dem Platz trainiert und da gab es kein „Lass ich mal schön den Aaron gewinnen.“ Da habe ich gelernt, dass man auch mal verliert. In unserem Team schaue ich so ein bisschen auf die älteren Spieler, da sie schon vieles erlebt haben. Selbst von Felix Uduokhai, der jetzt in der Mitte seiner Karriere steht, kann ich sehr viel lernen, weil er ein Musterprofi ist. Man kann sich aber von jedem Spieler das abschauen, das man für sich selbst braucht.

Birgit: Wie sehen für diese Saison deine Ziele aus? Persönlich und für den FC Augsburg.

Aaron: Ich fange mal mit dem FCA an. Ich wünsche mir, dass wir nicht so eine Zittersaison spielen wie letztes Jahr. Sprich, dass man nicht bis zum 34. Spieltag am Rand oder vor dem Fernseher sitzt und fast einen Herzinfarkt bekommt. Es sollte eine Saison werden, in der es natürlich auch Höhen und Tiefen geben wird, aber in der man trotzdem gute Spiele macht und die Punkte holt, sodass man am Ende frühzeitig gesichert ist. Für mich persönlich erhoffe ich mir mehr Einsätze als letztes Jahr und mich in jedem Training weiterentwickeln zu können. Natürlich habe ich über die Regionalligamannschaft auch noch Entwicklungspotenzial, in der ich auch elf Einsätze hatte. Wenn dort auch nochmal einige dazukommen, dann ist es für mich perfekt. Doch mein Hauptziel ist es, so viele Bundesligaeinsätze wie möglich zu bekommen.

Drücken wir ihm die Daumen, dass er in dieser Saison viel Spielzeit bekommt (Photo by Oliver Hardt/Getty Images)

Birgit: Ich drücke dir die Daumen, dass du das schaffst, denn wir Fans wünschen es uns alle. Du bist ja auch schon für den DFB in verschieden Jugendmannschaften aufgelaufen. Ist das auch etwas, das du dir für die weiter entfernte Zukunft vorgenommen hast, in der Nationalmannschaft zu spielen? Gibt es einen Traum, den nächsten Schritt zu gehen oder konzentrierst du dich voll und ganz auf das Hier und Jetzt?

Aaron: Der Hauptfokus liegt natürlich hier auf dem Verein. Der geht immer vor. Aber die Nationalmannschaft ist ein Höhepunkt, auf den man auf jeden Fall stolz sein kann, da man sein Land vertritt. Es ist mein Ziel, auf meiner Position so viel Spielzeit wie möglich zu bekommen und sich auch dorthin weiter zu entwickeln.

Birgit: Du hast jetzt eine Saison hinter dir, in der du sowohl in der zweiten Mannschaft gespielt hast, aber eben auch ins Profisein reinschnuppern konntest. Was sind denn die größten Unterschiede zwischen Jugend- und Amateurfußball und dem Herrenbereich? Ich bin der Meinung, das wird doch ein wenig unterschätzt, dass es bei den Herren doch anders zugeht.

Aaron: Es gab für mich damals schon einen Unterschied zwischen der U19 und der U23. Zu meinem Kollegen, mit dem ich in der WG zusammengewohnt habe, habe ich das auch gesagt, weil unsere Mannschaft technisch eine sehr gute Qualität hatte. Aber man merkt es schon. Der Hauptfaktor in der U23 ist einfach, dass dort Männer spielen und dass man nicht so wie in der Jugend gegen Spieler des gleichen Alters ran muss. Da ist der Herrenbereich schon wesentlich stärker. Und zum Profibereich ist es dann noch einmal eine gewaltige Steigerung. Das Körperliche und ganz besonders die Schnelligkeit im Spiel – das Tempo an sich und auch das Passtempo – sind gar nicht damit zu vergleichen. Eine Halbzeit in der ersten Bundesliga fühlt sich so an wie ein ganzes Spiel in der U23. Vor ein, zwei Jahren, als der FCA schon einmal eine solche Zittersaison gespielt hat, saß ich auch vor dem Fernseher und dachte mir, wie schwach die Mannschaft auf dem Platz agiert. Aber im Profitraining ist mir dann bewusst geworden, wie schnell und schwer dieses Spiel ist. Da merkt man erst einmal, wie viel Kraft man aufwenden muss.

Birgit: Das klingt schon nach sehr großen Unterschieden. Dann sind natürlich auch große Gegner und große Namen dabei. Da spielt sicher auch der Respekt davor eine große Rolle. Aber was machst du abseits des Fußballplatzes, wenn du jetzt nicht gerade trainierst oder spielst?

Aaron: Im Moment bin ich noch ein bisschen auf der Suche nach etwas, was ich noch neben dem Fußball machen kann. Etwas, das ein bisschen für Ablenkung sorgt. Momentan habe ich eigentlich nur Fußball im Kopf. Seitdem ich letztes Jahr mit der Schule fertig geworden bin, habe ich ein Jahr pausiert, da der Sprung in den Profibereich doch groß war. Da wollte ich nicht direkt irgendwelche Kurse beginnen, um mich voll fokussieren zu können. Aber ich habe schon einiges im Hinterkopf. Vielleicht mache ich einen Englischkurs oder ähnliches. Etwas, in das man nicht so viel Zeit investiert, da es die zweite Priorität neben dem Fußball sein muss, aber das einen auch im Fußballleben weiterbringt.

Birgit: Das bringt dich sicher weiter, da jede Mannschaft doch irgendwo international in sich selbst ist.

Aaron: Das merke ich hier auch. Hier im Team gibt es auch sehr viele verschiedene Sprachen.

Birgit: Es ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee, da du dir ja auch für nach der Karriere sicher schon Gedanken machst. Da gibt es aber Stand heute noch keine wirklichen Pläne, oder?

Aaron: Nein, einen konkreten Plan habe ich diesbezüglich noch nicht.

Birgit: Deine Karriere hat ja auch gerade erst angefangen und nimmt jetzt dann sicher bald so richtig Fahrt auf. Was gefällt dir denn an Augsburg und der Umgebung besonders?

Aaron: Vor einem Jahr bin ich in eine Wohnung nach Haunstetten gezogen. Davor in Oberhausen war alles etwas beengt. Jetzt bin ich in einer ruhigen Gegend, wo ich einfach mal spazieren gehen kann und meine Ruhe habe. Das ist sehr schön. Allgemein gibt es in Augsburg sehr viele ruhige Orte. Aber man ist auch in 20 Minuten in der Stadt und hat dann alles, was man braucht. Augsburg hat auch eine wunderschöne Altstadt.

Birgit: Augsburg ist auf jeden Fall schöner als Leipzig. Für mich persönlich ist auch Familie immer ein ganz wichtiger Faktor und wie ich weiß, bist du auch sehr eng mit deiner Familie verbunden. Deine Eltern haben dich auch ins Trainingslager begleitet. Was bedeutet es dir, dass du so eine Unterstützung bekommst?

Aaron: Das ist ein sehr schönes Gefühl, dass meine Eltern immer hinter mir stehen und mich unterstützen. Als ich noch keinen Führerschein hatte, haben sie mich in Würzburg überall hingefahren. Ich will gar nicht wissen, wie viele Kilometer das gewesen sind. Da ist schon sehr viel Unterstützung dabei, für die ich wahnsinnig dankbar bin. Vor allem, weil sie ja nicht wussten, ob ich den Sprung schaffe oder nicht. Manche Eltern machen das über viele Jahre hinweg und dann beginnt der Sohn am Ende doch eine Ausbildung, weil es für den Fußball nicht reicht. Es war dann aber trotzdem nicht umsonst, da man auch als Elternteil immer wieder neue Leute kennenlernt. Das ist auch schön, weil man gleichzeitig noch in ganz Deutschland herum kommt.

Birgit: Eine letzte Frage noch: Wie lautet dein Tipp für das Spiel am ersten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach?

Aaron: Viele Fans haben vielleicht noch ein bisschen Angst, wenn sie an die letzte Saison zurückdenken, aber ich bin recht zuversichtlich. Daher tippe ich einen 3:1-Heimsieg.

Birgit: Das würde ich auf jeden Fall so nehmen. Noch einmal vielen Dank für deine Zeit und das Interview.

Aaron: Sehr gerne!

Frage der Woche: Was kann schiefgehen?

Wir als Fußballfans sind ja grundsätzlich optimistisch, bevor die Saison startet. Wir träumen von der nächsten Europapokalsaison. Oder stellen uns vor, wie wir die Liga ärgern und endlich mal nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben. Und dennoch gibt es ein paar Themen, die einem als FCA-Fan die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Darum haben wir uns in dieser Woche vorgenommen, unsere Ängste zu adressieren. Was kann in dieser Saison schiefgehen?

Keine Einheit

(Andy) Zum Ende der ersten Saison mit Enno Maaßen gab dessen Mannschaft eine besonders grausige Visitenkarte ab. Als es noch um den Klassenerhalt ging, konnte seine Mannschaft gegen Borussia Mönchengladbach, die mit einem Bein schon im Sommerurlaub standen, die sportlichen Pläne in keinster Weise umsetzen. Zettel wurden über den Platz gegeben, die Abwehr blieb löchrig, das Team nach vorne ungefährlich. Und das alles im wichtigsten Spiel der Saison. Wenn man hier eine Einheit gesehen haben will, dann eine, die sportlich nicht funktioniert.

Damit es eine Einheit wird, müssen Spieler Verantwortung übernehmen, die dies in der abgelaufenen Saison noch nicht gemacht haben. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Jetzt ist im Sommer erneut viel passiert. Viele Neuzugänge sind gekommen. Erfahrene Spieler in Person von André Hahn, Rafael Gikiewicz und mittlerweile auch Julian Baumgartlinger wurden verabschiedet. Bei weiteren steht über kurz oder lang der Abschied an. Felix Uduokhai will seinen Vertrag nicht verlängern, Jeffrey Gouweleeuw bekommt vom FCA kein neues Angebot. Das Kernproblem bleibt: Aus dem zur Verfügung stehenden Spielern muss Enno Maaßen ein funktionierendes Kollektiv formen. Etwas, das wir zum Saisonende hin nicht mehr gesehen haben. Der Umbruch ist so groß wie nie. Er könnte schief gehen. Und die Endphase der abgelaufenen Saison macht nicht gerade Hoffnung. Ich hoffe, das geht nicht schief.

Zu großer Kader

(Andi) Stand jetzt ist der Kader des FC Augsburg mit 35 Spielern viel zu groß. Die Verantwortlichen wollen daher noch ein paar Profis abgeben; bei jüngeren Spielern sind auch Leihen denkbar. Ich glaube dennoch, dass der Kader nach dem Transferfenster eher zu groß als zu klein sein wird. Das kann dem FC Augsburg helfen. Gerade wenn man bedenkt, dass der FCA vergangene Saison mit Abstand die längsten Verletzungszeiten zu verkraften hatte. Ein großer Kader kann das auffangen – er birgt aber auch Konfliktpotential.

Stehen viele Spieler im Kader, werden viele auch nicht zum Einsatz kommen. Damit haben Bundesligaspieler umzugehen, nicht alle beherrschen das jedoch. Das musste auch der FC Augsburg schon erfahren.

Maaßen will nur auf Spieler setzen, die sich zu 100% mit dem FCA identifizieren. Dennoch sind Iago und Felix Uduokhai weiterhin an Bord, weil noch keine Abnehmer für die beiden gefunden wurden. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Ich kann mir Störfaktoren von zwei Spielergruppen vorstellen. Erstens: Unzufriedene Profis, die in dieser Transferperiode gerne gewechselt wären, vom Verein aber keine Freigabe erhielten. Etwa Mergim Berisha, Iago, Felix Uduokhai oder Ruben Vargas. Zweitens: Spieler, deren Vertrag 2024 ausläuft. Neben Iago und Uduokhai, die beide noch diesen Sommer gehen könnten, trifft das auch auf die einstigen Nachwuchsspieler Maurice Malone, Jozo Stanic, Aaron Zehnter und Raphael Framberger zu.

Außerdem stellt sich die Frage, wie man mit Tomas Koubek umgeht: Der Tscheche würde gerne verlängern, der FCA plant aktuell eher nicht mit ihm über 2024 hinaus. Und dann wäre da natürlich noch Jeffrey Gouweleeuw. Er vertritt seine Standpunkte deutlich offensiver als Koubek und droht womöglich für Unruhe im Team zu sorgen.

Diese in jeder Mannschaft normalen Reizpunkte müssen die Verantwortlichen ehrlich, fair und frühzeitig moderieren. Enrico Maaßen, indem er seine Aufstellung den Spielern erklärt; Stefan Reuter, indem er sich frühzeitig um die Kaderplanung der kommenden Saison kümmert.

Löchrige Abwehr

(Franzi) Vor ein paar Wochen war die Innenverteidigung einer der Mannschaftsteile, über den ich mir kaum den Kopf zerbrochen habe. Ok, Reece Oxford wegen Long Covid noch nicht wieder dabei. Dafür aber Patric Pfeiffer der halben Bundesliga vor der Nase weggeschnappt. Freddy Winther nach Leihe zurück in Augsburg. Dazu Gouweleeuw und Uduokhai als Stamm-, Bauer als weitere Nebenbesetzung. Was sollte da schon groß passieren?

Wir wissen es mittlerweile alle. Der FCA will den (Ex-)Kapitän nicht weiterbeschäftigen, Udo will nicht beim FCA bleiben. Bei konsensfähigen Angeboten sind die beiden weg, wie Birgit, Andy und Andi letzte Woche schon erläutert haben. Und Veiga, den ich zwar nie ernsthaft in der Innenverteidigung gesehen habe, ist nun auch keine Option mehr. Was bleibt: Mindestens ein offener Stammplatz neben Pfeiffer, der zwar schon ordentlich performt (und im Testspiel gegen Ajax demonstrativ in der A-Elf auflief). Für die neue Saison muss aber unbedingt noch eine Einheit Manpower her, will man in einer Viererkette auf zwei bis drei Backups zurückgreifen oder auch mal im 3-5-2 spielen lassen. Nur darauf zu hoffen, dass Oxford bald wieder angreifen kann, wäre naiv. Darauf zu spekulieren, dass Jeff und Udo mangels Angebot doch bleiben (müssen), extrem kontraproduktiv.

Damit es auf der rechten Verteidigerposition nicht schiefgeht, sollten die Verantwortlichen des FCA endlich Verstärkung holen. (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Wo wir bei der (rechten) Außenverteidigung angekommen wären, unser aller Sorgenkind. Robert Gumny ist abgesehen von Youngster Jozo Stanić und dem ohnehin verletzten Frami der einzige etatmäßige Rechtsverteidiger im Team. Zudem mit Leistungsschwankungen und anfällig für Fehler, die vom Gegner in der vergangenen Saison oft eiskalt ausgenutzt wurden. Hier braucht es unbedingt endlich Verstärkung, die sofort einsatzfähig ist und die man sich auch etwas kosten lassen darf, wenn nicht muss!

Der FCA sieht das allerdings (noch) relativ entspannt. Zitiert jüngst lieber Spieler dorthin, deren Hauptposition eigentlich eine andere ist, z.B. Pedersen oder Čolina, oder lässt flexible Spieler wie Jensen die Lücke füllen. Im Testspiel gegen Amsterdam wurde sogar Arne Engels in die Außenverteidigung gezogen, der zwar auch hier mit toller Übersicht glänzte, es aber doch verschenktes Potential wäre, ihn von seiner neu erlangten Position im zentralen Mittelfeld wiederabzuziehen? Genau das könnte in der neuen Saison schiefgehen (was ich natürlich nicht hoffe): Die Rechtsverteidigerposition bleibt weiter so dünn besetzt wie bisher, die positionsfremden „Reservekräfte“ können sie nicht adäquat ausfüllen (wie auch?) und unsere Abwehr lädt den Gegner wieder zum Punkten ein.

Tor-Flaute oder Tor-Wart-Problem?

(Irina) Im Endeffekt ist Fußball doch ganz einfach: Vorne schießt man die Tore und hinten verhindert man diese. So weit, so gut in der Theorie. Dass das praktisch manchmal ganz schön schwer sein kann, zeigte der FCA exemplarisch die komplette letzte Rückrunde. Wenn man vorne kein Tor reinmacht, darf man sich hinten auch kein Tor fangen. So die vereinfachte Rechnung, doch dass das ganz oft nicht aufgeht, bewies der FCA ein ums andere mal in der abgelaufenen Saison. Zur Erinnerung: 63 Gegentore standen zu Buche, bei 42 eigenen Treffern.

Möglicherweise droht auch in der nahenden Bundesligasaison 2023/24 eine Tor-Flaute: Treffen die Offensivspieler regelmäßig- oder hängen sie in einem Formtief? Wenn der FCA rund um Coach Maaßen in seiner zweiten Bundesligasaison einen gepflegten Offensivfußball auf’s Parkett zaubern kann, dann wird es möglicherweise auch was mit dem Toreschießen. Wird aber wieder viel auf die Marke Zufall gesetzt, dann wird es ähnlich tor-los zugehen, wie in der zurückliegenden Saison.

Sven Michel ist ein Mega-Typ. Kann er für den FCA regelmäßig Tore schießen? (Photo by Oliver Hardt/Getty Images)

Mit Sven Michel, Phillip Tietz und Masaya Okugawa hat man drei vielversprechende Offensivspieler verpflichten können, die die Abteilung Attacke der Augsburger beleben dürften. Masaya Okugawa kann aber wegen einer hartnäckigen Verletzung vermutlich erst nach Saisonstart ins Geschehen eingreifen. Bringt der FCA die Bälle jedoch wieder nicht im Tor unter, kann es schnell zu Unmut in der Truppe führen und die Spielweise (extern) kritisiert werden. Es gilt daher, rasch das gewünschte System mit dem nötigen Spielermaterial anzureichern und mit viel Training umzusetzen. Nur dann kann der FCA wieder einen Fußballstil entwickeln, der an glorreichere Europa League Zeiten erinnert.

Hinten die Tore verhindern soll zuletzt der neue Keeper Finn Dahmen, den der FCA von Mainz 05 loseisen konnte. Diese Position ist gerade im Abstiegskampf eminent wichtig. Ein sicherer und ruhiger Rückhalt, der auch mal gut für eine sensationelle Parade ist, steht tendenziell jedem Bundesligisten gut zu Gesicht. Werden die Augsburger in Dahmen schnell den solide-sicheren Schlussmann finden, der zuletzt so hängeringend hierzulande gesucht wurde?

Der 25jährige Goalie bringt die Erfahrung von ganzen 13 Bundesligapartien mit – es wird sich daher zeigen, wie rasch Dahmen sich in der deutschen Beletage akklimatisieren kann. Von einem gestandenen Keeper kann hier jedoch noch nicht gesprochen werden. Bleibt zu hoffen, dass Dahmen erfolgreichere Zeiten in der Augsburger Torhüterhistorie einläuten kann und nicht den gebrandmarkten Weg von Giefer, Luthe und Co. nimmt. Denn dann hätte der FCA schnell wieder eines: Ein Torhüterproblem.

Vorfreude mit Maaßen

Im Trainingslager hat sich Enno Maaßen die Zeit genommen, um mit uns auf die abgelaufene Saison zurückzublicken und darüber zu reden, was sich zukünftig ändern soll. Fokussiert und gleichzeitig gelassen merkt man ihm an, dass die Stimmung gut ist. Es herrscht eine gewisse Zuversicht, aus dem ein oder anderen kritischen Thema aus der letzten Saison die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Mich steckt er damit schon nach einer kurzen Weile an. Im Grundsatz bleibt Enno rein vom Typ her, der beste Trainer, den der FCA seit einer ganzen Weile hatte. Man fiebert mit ihm und dem Team direkt mit. Die Vorfreude auf die neue Saison ist durch das Gespräch zumindest bei mir deutlich gestiegen. Aber lest selbst und verschafft euch einen eigenen Eindruck:

Andy: Servus Enno, deine erste Bundesligasaison ist in den Büchern. Wie sieht dein persönliches Fazit aus?

Enno: Es gab Licht und Schatten. Trotz eingeleitetem Umbruch und Verjüngung des Kaders hatten wir richtig gute Phasen. Aber wir haben es versäumt, uns über gute Ergebnisse in manchen Spielen während der Saison andere Perspektiven zu eröffnen. Wir haben es unter anderem gegen Leipzig und Wolfsburg verpasst, deutliche Führungen nach Hause zu bringen und in höhere Tabellenregionen vorzustoßen. Wir haben auch gegen direkte Konkurrenten insgesamt zu wenige Punkte geholt. Dass wir hinten heraus Probleme bekommen haben, darf man trotz einiger Verletzungen und Sperren nicht schönreden. Damit waren wir nicht zufrieden. Insgesamt haben wir als Mannschaft wertvolle Erfahrungen gesammelt. Darauf wollen wir aufbauen und uns immer weiter verbessern.  

Andy: Die Saisonanalyse war ein heißes Thema, das in vielen Interviews mit unterschiedlichen Personen im Verein thematisiert wurde. In welchen Bereichen ist es für dich am wichtigsten, dass sich das Team für die kommende Saison verbessert?

Enno: Wir wollen in allen Bereichen möglichst immer 100% Leistung abrufen. Wir wollen durch Kontinuität in die Stabilität kommen. Dabei legen wir noch mehr Wert auf Basics wie Zweikampfwerte, Passquote und auch Standards. Wir brauchen einen Killerinstinkt, um Spiele nicht mehr aus der Hand zu geben, sondern am Ende zu unseren Gunsten zu entscheiden.

Andy: Wenn es am Ende der kommenden Saison wieder eng werden sollte: Warum wird sich ein Einbruch wie gegen Gladbach nicht wiederholen?

Enno: Einerseits nehmen wir alle die Lernerfahrungen aus diesem Jahr mit und können darauf aufbauen. Andererseits haben wir im Vorlauf zu diesem Spiel Entscheidungen getroffen, bei denen wir in ähnlicher Situation eventuell in der Zukunft anders handeln würden. Grundsätzlich wird es wichtig sein, sich vor allem mental zu verbessern, um mit ähnlichen Drucksituationen besser umgehen zu können.

Andy: Inwiefern ist gerade mit Blick auf Stabilität und Kontinuität kontraproduktiv, dass sich ein Spieler wie Felix Uduokhai gegen eine Vertragsverlängerung beim FCA entschieden hat?

Enno: Das ist schade, weil wir Felix schätzen und er ja auch ein Verlängerungsangebot vorliegen hatte. Prinzipiell ist es aber für uns wichtig, klar und offen mit der Situation umzugehen und Spieler hierzuhaben, die sich zu 100% mit uns identifizieren.

Andy: Schon im letzten Sommer war eine der von Dir benannten Kernaufgaben, ein Team zu formen. Wo siehst Du euch hier, auch unter Anbetracht der vielen Zugänge?

Enno: Wir haben in den letzten Transferperioden vor allem junge, talentierte Jungs dazu geholt. Jetzt in dieser Periode war uns wichtig, zusätzlich auch ein paar gestandene Typen zu verpflichten, die das Mannschaftsgefüge stabilisieren. Wir haben im Trainingslager gesehen, dass hier etwas zusammenwächst. Die Stimmung ist sehr gut.

Die Stimmung vor der neuen Saison ist prinzipiell gut. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Andy: Ihr habt in der letzten Saison immer wieder zwischen 3er und 4er Kette gewechselt. Inwiefern beeinflusst das Personalkarussel nun auch die sportlichen Pläne?

Enno: Das verfügbare Personal beeinflusst immer auch die Ausrichtung der Mannschaft. Wir haben im letzten Jahr mit beiden Grundausrichtungen sowohl gute als auch schlechte Spiele abgeliefert. Wichtiger ist uns, dass wir unsere intensive Art des Spiels umgesetzt bekommen und uns mit dem Ball stetig weiterentwickeln.

Andy: Eine große Rolle haben im letzten Jahr auch verletzungsbedingte Ausfälle gespielt. Wie ist deine Perspektive auf dieses Thema?

Enno: Wir hatten im letzten Jahr einige krasse Ausfälle unter anderem von André Hahn, Niklas Dorsch oder Reece Oxford. Wenn wir aber rein auf Muskelverletzungen schauen, dann liegen wir in diesem Bereich gar nicht so schlecht. Trotzdem können wir natürlich in diesem Bereich auch noch besser werden. Deshalb haben wir auch zusätzliches, erfahrenes Personal dazu geholt, um die Spieler noch besser und individueller fördern zu können.

Andy: Neuzugänge gab es auch in der sportlichen Führung. Wie läuft hier schon der Austausch, auch wenn Marinko Jurendic erst im August offiziell anfängt?

Enno: Michael Ströll und Stefan Reuter haben mich in einem Gespräch über die neue Aufgabenteilung informiert. Mit Marinko habe ich mich auch schon ausgetauscht und freue mich, wenn er im August dann richtig bei uns angreift.

Andy: Marinko Jurendic kommt ja auch, weil die Schnittstelle zur Paul-Renz Akademie gestärkt werden soll. Welche Perspektive haben die Spieler aus der Akademie in der kommenden Saison?

Enno: Dass bei uns junge, entwicklungsfähige Spieler, am liebsten aus dem eigenen Nachwuchs, eine klare Perspektive bekommen sollen, haben wir betont. Hier ist aber auch Geduld gefragt. Einige Spieler haben sich im letzten Jahr bei ihren Leihen gut entwickelt. Die Spieler kommen mit einem anderen Selbstbewusstsein von den Leihen zurück und können sich nun in der Vorbereitung zeigen oder im Falle von Lukas Petkov oder Lasse Günther weiter Spielpraxis auf hohen Niveau sammeln. Der Sprung von der U19 in die Bundesliga bleibt aber ein großer, den nur sehr selten Spieler sofort schaffen. Und hier liegt es an uns, die Spieler weiterhin individuell mit den geeigneten Maßnahmen zu begleiten.

Andy: Abschließende Frage: Der FCA hat den Ausrüster gewechselt. Ändert sich dadurch etwas an deinem Sneakergame am Spieltag?

Enno: (Lacht) Nein, ich habe freie Kleider- und Schuhwahl und den WWK-Pin bekomme ich überall dran gepackt. Da bleibt alles beim alten.

Andy: Danke Dir, Enno, für deine Zeit. Ich kann bestätigen, dass die Stimmung ganz hervorragend ist.

Träumen von der Heimkehr

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Ich gebe es zu, bei einer möglichen Rückkehr von Marco Richter gerate ich schnell ins Träumen. Ich bin bei diesem Thema mit Sicherheit nicht unvoreingenommen. Ich hebe das Thema nun aber nicht selbstständig aufs Podest. Die Steilvorlage von Stefan Reuter aus einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen nehme ich aber gerne auf. Reuter, der sonst keine Transferkandidaten vorab kommentiert, hat zu einer möglichen Rückkehr von Marco Richter gesagt: „Wir haben uns erkundigt, weil Marco bei uns ein hohes Ansehen genießt“. Eine Rückkehr von Marco Richter würde einfach zu viel Sinn machen. Aber vielleicht einmal von vorne.

In der Rosenau groß geworden

Es gibt keinen Jugendspieler des FCA, der es in den letzten 10 Jahren souveräner in die erste Elf der Herrenmannschaft geschafft als Marco Richter. Schon in der U23 und den Jugendmannschaften sorgte er Furore. Und stellte Rekorde auf. Oben bei den Profis setzte sich die Entwicklung anfänglich – gerade unter Manuel Baum – fort, bevor auch Marco Richter ab 2019 unter den schnell-wechselnden Trainern zu leiden hatte. Martin Schmidt und Heiko Herrlich kamen, bevor Marco im Sommer 2021 entschied in die große weite Fußballwelt auszuziehen.

Das erste Profilbild im Profibereich in 2017. Und beim FCA ging es schon vorher los für Marco Richter. (Photo credit should read CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Hertha BSC streckte zu diesem Zeitpunkt die Fühler aus. Der „Big City Club“ zahlte ca. 7 Mio EUR Ablöse und Richter wohl auch ein höheres Gehalt als der FCA. Einzig, sportlich hätte die Entscheidung nicht fataler sein können. Nach 2 Jahren bei der Hertha stand nun im Sommer der Abstieg in die zweite Liga zu Buche. Der Schritt zur Hertha scheint trotzdem für Marco ein richtiger gewesen zu sein. Die Hoffnung, außerhalb von Augsburg das große fußballerische Glück zu finden, ist nun vielleicht verflogen. Eventuell ist nun auch ein gewisser Realismus eingekehrt, dass es nicht mehr zum internationalen Top-Star reichen wird. Aber in Berlin ist Marco dennoch gewachsen. Und während seiner Hodenkrebserkrankung, mit der er verblüffend offen und souverän umging und durch die sich vielleicht der ein oder andere Kerl zur Vorsorge begeben wird, hatte er anscheinend in Berlin wichtigen Rückhalt und Unterstützung erfahren.

Warum zurück?

Richter ist bei der Hertha gesetzt und trug zuletzt in einem Testspiel die Kapitänsbinde. Zudem wird er bei seinem derzeitigen Club keinen Stunk machen, um wegzukommen. Das hatte er schon damals beim FCA nicht getan. Dennoch ist Richter ein Spieler, der nicht in die zweite Liga gehört. Er hat die Qualität Bundesliga zu spielen und sollte entsprechende Optionen haben. Andererseits wird aus Marco Richter wohl kein Wandervogel werden. Ich könnte mir vorstellen, dass er lieber bei der Hertha bleibt, als nur zu wechseln, um in der ersten Liga zu spielen. Es müsste schon das passende Angebot kommen (und ich würde behaupten, dass er Clubs wie z.B. Gladbach helfen könnte).

Andererseits muss es sportlich passen. Dies ist aus meiner Sicht gerade beim FCA gegeben. Mit Enno Maaßen hat es einen Trainer, der den Rückhalt aus dem Verein hat. Kurzfristige Wechseleien sind erstmal unwahrscheinlich (obwohl wir alle das Geschäft kennen). Maaßens System ist zudem zentrumsorientiert und der FCA hatte in der letzten Saison Probleme, Torgefahr zu generieren. Sollte Maaßen z.B. in einem 3-4-2-1 System spielen wollen, wäre Richter prädestiniert für eine der Halbpositionen. Der FCA hatte zudem in der Breite in der letzten Saison nicht genügend Qualität im Kader. Auch hier würde Richter helfen. Er wäre im Fall der Fälle auch auf der rechten Außenposition einsetzbar. Bei der Hertha war er letzte Saison so eine Art Schweizer Taschenmesser. Polyvalent. Über 150 Bundesligaspiele, 25 Jahre alt, erfahren und ein Mega-Typ.

Was spricht dagegen?

Und bei Mega-Typ höre ich den ein oder anderen schon meckern: aber er hat doch sein Tore gegen uns gefeiert. Ja, und mit Recht. Wenn Du den Krebs besiegt hast und entscheidende Tore für deinen Club schießt, dann hast Du jedes Recht dich zu freuen. Da war ja keine Häme drin. Ich habe gesehen, wie er für die Hertha den Unterschied gemacht hat und ich will das wieder in Augsburg für den FCA sehen. Zumindest, wenn Richter selbst Bock drauf hat.

Damals ein Stich ins Herz. Es wird Zeit, dass er die Stiche wieder im Trikot des FCA verteilt. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Ernsthaft gegen den Transfer könnte die wirtschaftliche Seite sprechen. Es ist davon auszugehen, dass Richter in der zweiten Liga sein Gehalt nicht in voller Erstligahöhe erhält. Die Gehaltseinbußen würden also auf Richters Seite wohl am ehesten sein letztes Vertragsjahr 2024/25 bei der Hertha betreffen, sollte die Hertha direkt wieder aufsteigen. So Richter keine vermessenen Forderungen stellt, wird ein Transfer wohl nicht an seinen Gehaltswünschen scheitern.

Nun kommt die Hertha ins Spiel. Ein Abgang Richters muss sich für die Hertha lohnen. Sie hat damals ca. 7 Millionen EUR bezahlt und Richter ist erst 25 Jahre alt und sportlich wichtig. Richter wird sich also nicht in die sommerliche Schnäppchen-Riege einreihen. Wenn man den Transfer von Jessic Ngankam als Maßstab ansetzt, der von der Hertha für ca. 4 Millionen EUR zur Eintracht wechselte, scheint ein Richter-Transfer wohl auch in dieser Größenordnung realisierbar. Ob die Hertha in deren finanziellen Situation ein Angebot in dieser Größenordnung ablehnen könnte, scheint fraglich. Inwieweit der FCA bereit ist einen solchen Betrag in Richter zu investieren, ist an dieser Stelle am offensten. Es könnte ein Geduldsspiel über die Transferperiode hinweg werden. Die Hertha ist auf Verkäufe angewiesen, will aber ihr Tafelsilber auch nicht verschleudern.

Die Perspektive

Aus meiner Sicht sollte der FCA diese Anstrengung unternehmen, als auch versuchen, Richter von einer langfristigen Zukunft in Augsburg zu überzeugen. Richter kann – erneut – eine absolute Identifikationsfigur beim FCA werden. Mit seinen Erfahrungen bei der Hertha und unter Berücksichtigung seines sympathischen und professionellen Auftretens kann ich mir nicht nur vorstellen, dass Richter zurückkommt, sondern auch, dass er die Augsburger Elf in ein paar Jahren als Kapitän aufs Feld führt. Maaßen würde nicht nur einen flexibel einsetzbaren, sondern auch einen erfahrenen und sich zum Führungsspieler entwickelnden Profi bekommen. Auch davon hatten wir letztes Jahr nicht genug. Richter wäre zudem ein tolles Vorbild für die Spieler im Nachwuchsleistungszentrum und könnte hier integrativ wirken.

Und wenn man nun mal zum Träumen neigt (Grundeigenschaft eines Fußballfans), dann ist es bei einer Rückkehr in dieser Saison immer noch möglich, dass Richter alle Bundesligarekorde für Spiele und Tore einstellt, die es beim FCA so gibt, bevor er hier dann – ähnlich dem Stindelschen Abschied in Gladbach – unter Standing Ovations seine Karriere beendet. Daheim. Ja, ich träume von der Heimkehr von Marco Richter.

Frage der Woche: Diese Spieler haben wir auf dem Radar

Abgänge, Zugänge, Verletzungen. Am Ende werden 11 Jungs auf dem Rasen stehen. Von den Jungs, die auf dem Rasen stehen, muss der ein oder andere Aktionen abliefern, die für den FCA den Unterschied machen. Tore schießen oder verhindern. Sogenannte Key Passes spielen. Das Spiel zu unseren Gunsten drehen, sodass der FCA Punkte sammelt. Punkte, Punkte, Punkte. Damit sich ein Saisonfinale, wie zuletzt in Gladbach erlebt, in dieser Saison vermeiden lässt. Für eine vermehrte Anzahl dieser besonderen Aktionen haben wir Spieler identifiziert, die nach unserer Sicht öfters als andere den notwendigen Unterschied ausmachen könnten. Unsere Kandidaten:

Ermedin Demirović

Ein wichtiger offensiver Faktor in seiner ersten Saison. Wird Demi in seiner zweiten Saison noch wichtiger? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Andi) Die Sommerpause ist immer auch Zeit der Transfergerüchte. Ermedin Demirović war mit einem Wechsel zu Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht worden. Doch der Bosnier erteilte den Spekulationen jüngst eine Absage: „Ich habe keinen Gedanken an einen Wechsel verschwendet. Ich bin hier beim FCA, hier fühle ich mich wohl“, sagte der Stürmer der „Augsburger Allgemeinen“. Ein Bekenntnis, das Lust auf die neue Saison macht.

Kann er an die vergangene Spielzeit anknüpfen, wird auch 2023/24 eine gute Demirović-Saison. Der Offensivspieler erzielte nach seinem Wechsel aus Freiburg acht Treffer und bereitete vier weitere vor. Er war damit nach Mergim Berisha (9/4) der zweitbeste Scorer im FCA-Trikot. Sein kongenialer Offensivpartner und Kumpel – Demirović war auf Berishas Hochzeit und verbringt auch privat viel Zeit mit ihm – könnte den Verein allerdings noch verlassen. Berisha fühlt sich zu Höherem berufen; auch deshalb hat der FCA im Angriff bereits auf dem Transfermarkt nachgelegt. Damit schlüpft Demirović womöglich in die Figur des tragenden Torjägers. Eine Rolle, die der 25-Jährige in jedem Fall ausfüllen kann. 

Demirović hat seine Offensivqualitäten nachhaltig unter Beweis gestellt und geht obendrein als Führungsspieler voran. Nach RoGaz-Informationen gehört er zu den beliebtesten Spielern im Team, hat zu vielen Mannschaftskollegen ein freundschaftliches Verhältnis. Dass er sich proaktiv zum Verein bekennt, zeigt, dass er in Augsburg einschlagen will. Langfristig sehe ich ihn auch als Kapitän und bin sicher, dass er in den Mannschaftsrat gewählt werden wird. Daniel Caligiuri (zuletzt Vizekapitän) und André Hahn scheiden aus diesem aus, Demirović steht als adäquater Nachfolger bereit. Die Fans können sich auf einen Hundertprozenter freuen, der Einstellung und Leistung vereint. Meine Prognose: Demirović ist an mindestens 15 Toren direkt beteiligt und läuft mindestens einmal mit der Kapitänsbinde auf. 

Dion Beljo

Direkt in der ersten Halbrunde wichtige Beiträge geleistet. Wie wichtig wird Dion Beljo in der kommenden Saison? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Andy) Auch bei meiner Prognose spielt ein Berisha-Abgang eine wesentliche Rolle. Den Berisha-Nachfolger hat der FCA nämlich schon im Winter gefunden, als Dion Beljo aus Kroatien verpflichtet wurde. Beljo wurde vorher schon mit größeren Clubs wie Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht, wechselte dann aber doch recht überraschend im Winter nach Augsburg. Mit seiner Körpergröße und Physis ist Beljo der ideale offensive Zentrumsstürmer für Enno Maaßen. Dion Beljos gute Rückrunde ging etwas unter, weil der FCA die zweite Hälfte gehörig in den Sand setzte. Beljo lieferte in 1135 Minuten (in etwa 12,5 volle Spiele) 3 Tore und 3 Vorlagen ab und wirkte teilweise vorne im Sturmzentrum wie ein eiskalter Killer.

Nun ist Beljo mit seiner Entwicklung noch nicht am Ende und wird sich weiterhin verbessern. Ich glaube dennoch daran, dass – einen Berisha-Abgang vorausgesetzt – Beljo nächstes Jahr direkt in die Rolle des FCA-Topscorers schlüpfen wird. Einerseits glaube ich, dass sich der FCA in der zweiten Saison unter Maaßen im Spiel mit dem Ball in Richtung gegnerisches Tor weiter verbessern wird. Beljo wird dann der zentrale Zielspieler im Zentrum sein. Insgesamt wird offensiv die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden. Aber selbst wenn Beljo seine Quote nur ein bisschen verbessert, wird er für den FCA ein sehr wertvoller Bestandteil sein. Ich prognostiziere hiermit, dass Dion Beljo mehr als 10 Tore und 5 Vorlagen abliefern wird. Lasst das Toreschießen beginnen.

Arne Maier

Hat in der letzten Saison seine Torgefahr entdeckt. Geht die Entwicklung für Arne Maier weiter nach oben? (Photo by Lars Baron/Getty Images)

(Franzi) Ich werde in der kommenden Saison besonders auf Arne Maier achten, der sich gerade in der Rückrunde für höhere Aufgaben vor allem in der Offensive empfohlen hat. Dabei musste sich der 24-Jährige aus Ludwigsfelde bei Berlin Anfang des Jahres erst einmal umgewöhnen.

Zur Saison 2021/22 war Maier per Leihe von Hertha BSC gekommen, im Mai 2022 verpflichtete der FCA den U21-Nationalspieler und -Europameister von 2021 fest. Geholt wurde er für das zentrale (defensive) Mittelfeld – die Position, auf der Maier bei der alten Dame zum (einstigen) „Wunderkind“ gereift war. Auch in Augsburg bekleidete er die Position zunächst. Bis sie ihm sein Namensvetter, Arne Engels, der im Januar zum FCA stieß, völlig überraschend streitig machte. Beim Spiel gegen den Ball und bei ankommenden Pässen hatte der junge Belgier die Nase um Längen vorn.

Eine neue Rolle musste her für Maier. Und Maaßen fand sie im 4-4-2-System, auf das er ab der zweiten Saisonhälfte umgestellt hatte, im rechten Mittelfeld. „Für mich war es am Anfang natürlich schwierig. Ich habe mein ganzes Leben auf der Sechs gespielt“, so Maier in der SZ. Jedoch dürfte ihm die Umstellung mit jedem Tor (5) und jeder Vorlage (1), die ihm seitdem gelungen waren, umso leichter gefallen sein. Zudem gab es vom Trainer nun sogar Lob für die Abwehrarbeit: „Arne verteidigt und gewinnt zweite Bälle, Themen, mit denen er sich immer rumgeplagt hat“.

Auch wenn der bodenständige (Fast-)Berliner beim FCA nicht mehr auf seiner angestammten Position in der Zentrale zu finden sein dürfte – dafür spricht auch die Verpflichtung von Tim Breithaupt –, wird er seine Fähigkeiten auf der rechten Außenbahn weiter ausbauen. Zudem traue ich ihm durchaus zu, im Wechsel mit Masaya Okugawa auch in der Rolle als Zehner bestehen zu können, wie neulich gegen Türkspor Augsburg und Beşiktaş Istanbul getestet. So dürften für Maier in der kommenden Spielzeit mindestens wieder fünf Buden und genauso viele Vorlagen drin sein.

Patric Pfeiffer

Patric Pfeiffer ist neu in Augsburg. Wird er gleich einschlagen? (Photo by Martin Rose/Getty Images)

(Birgit) Einen Spieler, den ich in dieser Saison auf jeden Fall sehr genau beobachten werde, ist der neu verpflichtete Patric Pfeiffer. Nicht erst im letzten Jahr konnte er durch beeindruckende Fähigkeiten und Stats in der zweiten Bundesliga auf sich aufmerksam machen. Wenn es dort einen Kicker gegeben hat, der es verdient hat, den nächsten Schritt ins deutsche Oberhaus zu machen, dann ist es der 23 Jahre alte Innenverteidiger. Patric Pfeiffer bringt vieles mit, was man zuletzt in unserer Abwehrreihe schwerlich vermisste.

Alleine durch seine Physis ist er ein Spieler, der heraussticht. Mit einer Körpergröße von 1,96 m ist der 23Jährige der größte unserer Abwehrjungs. Jetzt könnte man natürlich die Meinung vertreten, dass ihm das den einen oder anderen Nachteil wie beispielsweise eine geringere Geschwindigkeit einbringt, doch Pfeiffer knackte in der abgelaufenen Spielzeit regelmäßig die 34 km/h-Marke. Dies schaffte keiner unserer Innenverteidiger auch nur ansatzweise. Den größten Speed legte Felix Uduokhai mit 32,72 km/h hin.

Neben seiner Geschwindigkeit bringt unsere Neuverpflichtung auch eine enorme Sprungkraft mit, was ihn oftmals höher schnellen lässt als die Konkurrenz. Das verleiht ihm enorme Vorteile in Kopfballduellen, von denen er in etwa 73 Prozent gewinnt. Bei Standardsituationen macht ihn das zu einer Art Geheimwaffe, was man auch an den vier erzielten Toren der letzten Saison beobachten konnte, die Patric allesamt nach Eckball und per Kopf erzielte. Dies war Spitzenwert in Liga 2. Dass Enno Maaßen diese Fähigkeit ebenfalls kennt und auch ausnutzen möchte, konnte man auch in den Testspielen gegen Türkspor Augsburg und Beşiktaş Istanbul erkennen. Hier ging der Innenverteidiger bei Standardsituationen immer mit nach vorne und ist dort definitiv ein gefährlicher Angriffsfaktor.

Auch das Defensivverhalten des gebürtigen Hamburgers ist nicht zu verachten. Vor allem sein Zweikampfverhalten ist hier besonders hervorzuheben. Mit einer Quote von 69 Prozent konnte er sich zuletzt zweitbester Zweikämpfer der zweiten Bundesliga nennen. In der Hinrunde lag seine Zweikampfquote sogar bei sehr starken 71,76 Prozent. Zieht man auch hier wieder den Vergleich zu den derzeit vorhandenen Innenverteidigern, dann erkennt man schnell, dass auch diese Werte sehr stark sind. Bester Augsburger Zweikämpfer war beispielsweise Maximilian Bauer mit 56,4 Prozent gewonnener Fights. Kapitän Jeffrey Gouweleeuw kommt auf 50,9 und Felix Uduokhai auf 49,7 Prozent. Hier ist zudem zu erwähnen, dass kaum ein anderer Verteidiger in der letzten Saison mehr Bälle abgefangen hat als Patric Pfeiffer.

Möchte man unbedingt auf Fehlersuche gehen, dann könnte man vielleicht das eine oder andere Manko im 1 gegen 1 gegen kleine und bewegliche Stürmer erwähnen. Dies macht er aber durch ein sehr gutes Stellungsspiel oftmals wieder wett. Vielleicht könnte in puncto Passquote, die in der letzten Saison bei insgesamt 74 Prozent lag, noch eine Schippe drauf legen, doch meines Erachtens ist das Meckern auf sehr hohem Niveau.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich mich schon sehr auf die Saison mit Patric Pfeiffer freue. Sollte er fit bleiben, dann könnte er uns nicht nur sehr viel Freude bereiten, sondern auch die eine oder andere Fehlerquelle, die man bei uns in den letzten Jahren beobachten konnte, mit seinen vielfachen Stärken ausmerzen. Was man in den Testspielen bisher von ihm sehen konnte, hat mir persönlich schon sehr gut gefallen.

Sven Michel

Mit Sven Michel kam ein offensiver Mentalitätsspieler mit Abschlussqualitäten. Welche Rolle wird er spielen? (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

(Irina) Ich geb’s zu – als sich andeutete, dass Sven Michel zum FCA kommt, habe ich mich sehr gefreut. Den 33 Jahre alten Offensivallrounder verfolge ich schon seit seiner Zeit beim SC Paderborn. Dort kickte Michel von 2016 bis 2022. In 181 Pflichtspielen erzielte er für die Ostwestfalen 71 Tore und gab 42 Assists. Michels Hauptposition ist gemäß Transfermarkt Mittelstürmer, er kann aber auch als hängende Spitze und auf Linksaußen agieren – ohne großen Qualitätsverlust.

Ende Januar 2022 kam der gebürtige Freudenberger als Ersatz für Max Kruse zu Union Berlin. In der ersten Halbrunde absolvierte Michel 13 Bundesligaspiele für die Köpenicker und war dort an fünf Treffern direkt beteiligt. In der vergangenen Saison 2022/2023 kam Sven Michel in drei Wettbewerben zum Einsatz – es stehen sechs Spiele in der Europa League (zwei Tore), zwei DFB-Pokal-Spiele (ein Tor) sowie 21 Bundesligapartien (drei Tore, eine Vorlage) zu Buche.

Nun folgte zuletzt der Wechsel zum FCA für rund 950.000 Euro Ablöse. Sein Vertrag läuft bis 30.06.2025. In Augsburg erhofft man sich viel vom erfahrenen Michel, so sagt Stefan Reuter exemplarisch: „Sven Michel hat sowohl in seiner Zeit beim 1. FC Union Berlin als auch beim SC Paderborn gezeigt, dass er ein Stürmer mit großer Einsatzfreude, Cleverness und Torgefahr ist. Neben seinen fußballerischen Stärken, die unserer Offensive sehr guttun werden, ist er auch neben dem Platz ein echter Sympathieträger, der unseren jungen Spielern helfen wird. Deshalb freuen wir uns sehr, dass der Wechsel geklappt hat“

Von Michel erhoffe ich mir persönlich das Einbringen grundlegender Werte und Tugenden, für die der FCA seit vielen Jahren steht: Hohe Einsatzfreude, eine gewisse Galligkeit und Robustheit sowie Abstiegskampfmentalität. Mit Anfang 30 ist er vom Alter her auch ein Spieler, der vorneweg gehen und somit eine Anlaufstelle für jüngere Akteure sein kann. Gerade weil der FCA sich in den letzten Jahren betont und bewusst kadertechnisch verjüngt hat, nehmen die erfahrenen Bundesligaspieler im Grundgerüst der Profimannschaft eine wichtige Rolle ein. Wenn die junge Mannschaft letzte Saison in Rückstand geriet, wirkte sie oft planlos, mittel- und ziellos. Spieler wie Michel können hier vorangehen und sollen auch mal laut werden. Die Marschroute vorgeben, die jungen Kicker mitnehmen. Da sehe ich persönlich Sven Michel.

Mit seiner Cleverness und Coolness bringt er auch aufgrund seiner unorthodoxen Spielweise eine etwas andere Komponente mit nach Augsburg, die so noch nicht im Kader vorhanden ist. Er erinnert mich von der Physis und seiner Art ein wenig an André Hahn, der den FCA leider zur neuen Saison verlassen hat. Er besitzt eine gute Grundschnelligkeit und ist sich für keinen Zweikampf zu schade. Im Paderborner Transfermarkt-Forum finden sich Personenbeschreibungen wie:

„(…) Er kämpft und rackert immer wie ein Besessener (…)“

„(…) Mit seiner beherzen, leidenschaftlichen und lauffreudigen Spielweise werdet auch ihr ihn mit Sicherheit lieb gewinnen in kürzester Zeit.“

Merkmale und Eigenschaften, die ich als Augsburg-Fan sehr gerne lese und die dem FCA sehr gut zu Gesicht stehen. Vielleicht ist Sven Michel nicht der allerstärkste Fußballer, aber Charakterköpfe und Mentalitätsspieler sind in einer Mannschaft, die vermutlich wieder im Abstiegskampf stecken wird, ebenso wichtig wie hochkarätige Talente. Ich prognostiziere (und hoffe) daher, dass Sven Michel in der kommenden Saison eine tragende Rolle übernehmen wird. Auf meinem Radar ist er persönlich (schon lange)!

Der FCA & TVT Sports: Wer den Sport mittlerweile finanziert

Als Club im professionellen Fußballgeschäft geht es auch darum, möglichst viel Geld von Werbepartnern einzutreiben, um den kostspieligen Geschäftsbetrieb zu finanzieren. Irgendwer muss ja dafür sorgen, dass die hohen Spielergehälter bezahlt werden können. Die Zuschauer in den Stadien alleine reichen dafür nicht aus. Und auch Investoren sind nicht bereit ohne Gegenleistung immer weiter Geld in einen Verein zu pumpen. David Blitzer hat bisher kein neues Kapital in den Profibetrieb des FC Augsburg eingebracht.

Der FC Augsburg arbeitet in der Akquise von Werbepartnern schon seit vielen Jahren mit der international agierenden Agentur Sportfive zusammen. In diesem Zusammenhang ist der Verein darauf angewiesen, dass die Agentur Partner an Land zieht, die seriös sind und zum Verein passen. Bei Handelseinigkeit schließt der FCA mit dem jeweiligen Sponsor einen Vertrag, der – mal mehr und mal weniger intensiv – von Sportfive vermittelt wurde. In einem dieser Fälle wird eine solche Partnerschaft nun zu Ende gehen und der FCA wird darüber recht froh sein, auch wenn ihm die entsprechenden Einnahmen erstmal fehlen.

Die Zusammenarbeit mit TVT Sports

Am 23.08.2021 verkündete der FC Augsburg, dass TVT Sports offizieller Regionalpartner des FC Augsburg in Asien geworden war. TVT Sports wird in der Pressemitteilung des FC Augsburg als Sport- und Unterhaltungsplattform bezeichnet. Beide Seiten gingen eine auf zwei Saisons angelegte grenzüberschreitende Markenkooperation ein. Der Rest der Pressemitteilung liest sich wie eine Bullshit-Bingo-Karte des internationalen Marketingsprechs. Der FCA ist toll. TVT Sports auch. Win-Win.

Für den FC Augsburg musste die Kooperation auch gar nicht auffällig wirken. Im gleichen Zeitraum schlossen viele Clubs aus der Bundesliga Verträge mit asiatischen Partnern ab. Es konnte der Eindruck aufkommen, die Bundesliga sei in Asien beliebter geworden und Firmen von dort wären nun auch interessiert daran, sich im Lichte der Clubs zu sonnen. Dem war auch so. Die Bundesligaclubs sollten ein seriöses Licht auf einige Unternehmen strahlen lassen. Allerdings eben auf welche, die mit illegalen Aktivitäten ihr Geld verdienen.

Komplize der organisierten Kriminalität?

Die 11Freunde hat in ihren Mai-Ausgabe einen erschreckenden Artikel veröffentlicht, der zeigt, wie die chinesische Wettmafia deutsche Bundesligisten instrumentalisiert.

Bundesliga-Klubs würden niemals mit chinesischen Wettanbietern kooperieren, die im gesamten asiatischen Raum illegal agieren und zum Teil von chinesischen Triaden kontrolliert werden. Beziehungsweise doch. pic.twitter.com/p6Sy4zHTcl— Philipp Köster (@philippkoester) April 21, 2023

Leider taucht in dem Beitrag auch der FC Augsburg auf, der sich wohl durch TVT Sports instrumentalisieren hat lassen. Basierend auf dem 11Freunde-Artikel kann man davon ausgehen, dass sich der FC Augsburg gegenüber der 11Freunde nicht geäußert hat. TVT Sports unterhält wohl Verbindungen zur organisierten Kriminalität in China. Sollten die Zusammenhänge wie dargestellt sein, kann man als Fan zweierlei erwarten: 1. Die Beendigung der Zusammenarbeit 2. Die Einführung von Kontrollprozessen, die solche Fehler in der Zukunft vermeiden. Die Recherchen von 11Freunde wirken so stimmig wie erschreckend.

Konsequenzen

Für die Geschäftsführung des FC Augsburg waren die Enthüllungen mit Sicherheit überraschend. Hier hatte sicher keiner vermutet, dass die organisierte Kriminalität solch ein geschicktes Vorgehen wählt, um seriös dazustehen. Für jeden Verein selbst waren die Vorgänge quasi nicht zu durchschauen. Die Rolle der Agenturen, bei denen in diesem Zusammenhang die Sachverhalte gebündelt bearbeitet werden, ist dabei schon schwerer zu beurteilen. Folgerichtig hat der FCA schon im letzten Sommer strukturell hier mehr Aufgaben zu sich selbst gezogen. Ein Schritt der sich mit Blick auf die Enthüllung rund um TVT Sports als strategisch wertvoll entpuppt.

Bzgl. der Reaktion des FCA stellen sich hier nun einige Fragen. Wie hat man auf die Enthüllung reagiert und warum der 11Freunde nicht geantwortet? FCA-Geschäftsführer Michael Ströll beschreibt die internen Vorgänge nach den Enthüllungen wie folgt: „Grundsätzlich werden Vertragspartner und deren Hintergründe vor Abschluss einer Partnerschaft geprüft. Das gilt für internationale wie nationale Partner gleichermaßen. Ebenso verpflichten wir uns bei abgeschlossenen Verträgen diese und unsere daraus resultierenden Pflichten zu erfüllen. Nach Bekanntwerden der Enthüllung haben wir uns nicht gegenüber den Medien zum Partner geäußert, da auch dies eine vertragliche Verpflichtung darstellte, sich nicht oder nicht schlecht über den Partner zu äußern. Selbstverständlich haben wir aber reagiert und die Partnerschaft nicht weitergeführt, so dass diese in der Zwischenzeit beendet ist.“

Für den FC Augsburg stellt sich natürlich auch die Frage, welche Konsequenzen man aus den Enthüllungen gezogen hat. Hierauf antwortete Michael Ströll wie folgt: „Wir haben nach den Enthüllungen Partnerschaften hinsichtlich des Wertefundaments des FC Augsburg erneut überprüft und werden zukünftige Partnerschaften einer noch detaillierteren Werteprüfung unterziehen.“

Blick in die Zukunft

Nachdem auch die Bundesliga immer internationaler platziert werden soll, werden sich Themen wie das obige häufen. Der (investigative) Journalismus auch als Kontrollinstanz wird hierdurch weiter an Bedeutung gewinnen.

In diesem Zusammenhang werden auch die Sorgfaltspflichten mit Blick auf Compliance für die Vereine immer wichtiger werden. Es kann nicht darum gehen, jedem Euro hinterherzurennen, sondern langfristige Partnerschaften mit Unternehmen aufzubauen, die über gemeinsame Werte und Vorstellungen verfügbaren. Der FCA scheint sich immer mehr in diese Richtung zu bewegen und entsprechend die Weichen zu stellen. Auf Grund der obigen Enthüllungen sollte einem nicht bange werden.

Frage der Woche: In welcher Zahl liegt das größte Problem?

In dieser Woche beschäftigen wir uns der Frage der Woche damit, welche Kennzahlen des FC Augsburg in der nächsten Saison unbedingt verbessert werden müssen, damit der Club besser abschneidet. Unserer Meinung nach sind die Folgenden am Wichtigsten.

Es werden nicht genügend Zweikämpfe gewonnen

(Irina) Ein weiterer eingehender Blick auf die Statistik sollte definitiv in puncto Zweikampfführung geworfen werden: In der Saison 2022/2023 belegte der FC Augsburg Platz 15 in der Kategorie „gewonnene Zweikämpfe“. Satte 3218 waren es an der Zahl.

Hinter dem FCA rangieren hier übrigens weiter vorne in der Tabelle platzierte Clubs wie Union Berlin und Freiburg. Überraschend-unüberraschend findet sich in der Top-20 der Bundesligazweikämpfer kein Augsburger Profi. Mit Offensivsspieler Ermedin Demirović (Platz 37) sowie Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw (Platz 41) sind nur zwei Spieler überhaupt in der Top 50 gelistet.

Gemäß LigaInsider sind Maximilian Bauer (Rang 49 mit 56,4% Zweikampfquote) und Elvis Rexhbecaj (Rang 64 mit 54,9%)  die quotentechnisch besten Zweikämpfer des FCA. Hier ist auch statisch augenfällig, dass beispielsweise bei Mitkonkurrent Stuttgart  beide Innenverteidiger in der Top-15 der besten Zweikämpfer geführt werden. Bei Gladbach befinden sich gleich drei Feldspieler unter den ersten 15.

Bei den Augsburgern fehlte in der letzten Saison generell die Cleverness in den Zweikämpfen sowie gefühlt auch der letzte Biss, den Zweikampf unbedingt für sich gewinnen zu wollen. Diese Mentalität gehört aber seit – ja, mittlerweile schon Jahrzehnten – zur Augsburg DNA. Gerade auf den entscheidenden Positionen wie in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld benötigt es gute Zweikämpfer, die auch mal solide abräumen. Gerade im defensiven Mittelfeld gingen hier viele Raum- und Ballgewinne dadurch an den Gegner.

Immerhin: In Sachen Lufthoheit belegte der FCA  den siebten Platz – mit 810 gewonnenen Kopfballduellen. In diesem Ranking verbesserte der Club sich um eine Position, während die Augsburger in Sachen gewonnene Zweikämpfe auch 2021/2022 schon auf Platz 15 rangierten. In der Saison 2020/21 lag der FCA im ligaweiten Vergleich noch auf Platz elf.

Fredrik Jensen in einem der positiven Zweikämpfe der Saison. War nicht immer so. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Zur Zweikampfführung gehört das Ziehen einer gelben Karte in gewissen (brenzligen) Situationen unweigerlich dazu. Doch die 92 gelben und zwei gelb-roten Karten, die der FCA letzte Saison einheimste, waren längst nicht alle clever oder aus taktischen Gründen erfolgt. Zu den bereits genannten gelb-(roten) Karten gesellen sich noch drei rote Karten.

Diese hohe Kartenanzahl (97) ist schlicht und ergreifend zu viel.  Selbst im Abstiegskampf benötigt es eine solche Anhäufung gelber (und roter) Karten nicht. Exemplarisch hierfür, dass der Kopf und Anführer der Mannschaft, Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, diese unrühmliche Rangliste anführt. Zusammen mit Manu Koné (Gladbach) rangiert er auf dem Spitzenplatz in der Kategorie „Meiste Karten“ in der vergangenen Saison. Bauer, Berisha und Demirović folgen mannschaftsintern mit jeweils acht Karten.

Während letztgenannter sich in der Kategorie „meiste Fouls am Gegner“ auf Platz 10 mit 45 Fouls wiederfindet, muss man die anderen drei schon etwas intensiver suchen. Gouweleeuw steht auf einem geteilten 29. Platz mit 36 Fouls am Gegner. Die anderen sind hier nicht näher aufgelistet – was impliziert, dass die gezeigten gelben Karten unter anderem für Meckern und weitere Nickligkeiten vergeben wurden.

Einige Karten mit Besonderheit sollen hier exemplarisch genannt werden:  Am 34. Spieltag endete die Saison unrühmlich mit einer frühen roten Karte wegen Notbremse, gesehen hat diese Karte Robert Gumny kurz vor dem Seitenwechsel. Dieser Feldverweis hätte echt teuer für den Verein werden können.

Einen Spieltag zuvor – am 33. Spieltag – sah Felix Uduokhai noch vor dem Pausenpfiff die rote Karte. Auch hier war der Grund eine Notbremse. Beide male waren die jungen Verteidiger letzter Mann, der Rest der Mannschaft weit aufgerückt. Am 25. Spieltag sah Demirović wegen einem (zu) hoch gestreckten Bein die rote Karte. Unglücklich, aber kann passieren.

Alleine Berisha und Gouweleeuw wurden am 21. Spieltag gegen Hoffenheim wegen vehementem Gestikulieren und Beschweren mit dem gelben Karton bestraft. Am 20.  Spieltag sah Gumny wegen Ball wegschießen gelb, Pedersen am 16. wegen Meckerns. Gegen Leipzig am zwölften Spieltag sahen sowohl Rexhbecaj als auch Coach Maaßen gelb wegen zu deutlichem Lamentieren. Iago schaffte es im selben Spiel innerhalb von nicht mal zwei Minuten erst gelb und im Anschluss gelb-rot zu sehen. Die zweite gelbe Karte war obligatorisch, da der Linksverteidiger sich vom Gegner provozieren lassen hat. An Spieltag sechs wurde Gikiewicz wegen Gestikulierens respektive Provozierens der gegnerischen Bremer Fans mit dem gelben Karton verwarnt.

In der kommenden Saison sollten sich die gelben sowie roten Karten generell minimieren; insbesondere die wegen Meckerns und Lamentierens. Auch Notbremsen sind vermeidbar – bei besserem Stellungsspiel und weniger individuellen Fehlern. Allgemein gesproch wäre es für die kommende Punktrunde wünschenswert, die Zweikampfquote wieder zu steigern und dafür braucht es geeignetes Spielermaterial. Sommer-Neuzugang Patric Pfeiffer beispielsweise wies in der letzten Zweitligasaison eine Zweikampfquote von 69 Prozent auf, Mittelfeldmotor Tim Breithaupt kam im Trikot vom KSC auf 57 Prozent.

Der FCA hat aber meines Erachtens sicher keine Lust, nochmal eine Saison lang die „unfairste und aggressivste“ Mannschaft der Liga zu sein, um einmal Medien und gegnerische Fans zu zitieren.

Die Ausfallzeiten müssen reduziert werden

(Andy) Enno Maaßen kam nach Augsburg und dachte vielleicht, dass er ein Team mit einer schon gefestigten Struktur vorfinden würde. Spieler der Vorsaison war Reece Oxford, im Mittelfeld hatte in seiner Debütsaison Niklas Dorsch für die ein oder andere positive Duftmarke gesorgt. Dazu gab es im Team den ein oder anderen erfahrenen Recken wie André Hahn, die immer noch wichtige Akzente setzen sollten. Und wenn man sich nur diese 3 Spieler betrachtet, ohne weiter in die Tiefe zu gehen, dann hat man das größte Problem des FCA in der vergangenen Saison schon identifiziert. Dem Team fehlten zu viele Spieler zu lange, um eine konstante Saison spielen zu können. Dazu kommen dann noch die unnötigen Sperren, die vorher schon ein Thema waren.

Verletzungstabelle Bundesliga 2022/23 von Fußballverletzungen.com

Die Seite Fußballverletzungen.com hat die Statistik wie jedes Jahr sehr eindrucksvoll aufgearbeitet. Landete man in der Vorsaison noch auf einem 13ten Rang mit 59 Ausfalltagen pro Spieler, so war man in der letzten Saison absolutes Schlusslicht mit über 70 Tagen pro Spieler. Einziges Glück: man hatte einen recht breiten Kader. Wäre der Kader kleiner gewesen, hätten die Ausfälle noch schlimmer gewirkt. Hieraus lassen sich zwei Rückschlüsse für die Planungen für die kommende Saison ziehen: 1. Der FCA braucht mit dieser Platzierung nicht unnötig versuchen den Kader auf unter 30 Spieler zu verkleinern. Das wird im Zweifel mehr schaden, als es kostet. 2. Es gilt für das Trainerteam, als auch für die medizinische und Vor- und Nachsorgeabteilung besonders kritisch in der Analyse zu sein und sich zu verbessern. Man liest, dass erste Schritte hier unternommen wurden.

Dies alles schützt nicht vor Krankheits- und Verletzungspech, sondern kann nur unterstützen, damit es im Fall der Fälle schneller geht. An dieser Stelle gehen die besten Wünsche raus an die momentan kranken und verletzten Spieler. Herausheben möchte ich an dieser Stelle als erstes André Hahn, dem es nicht vergönnt war, sich auf dem Platz beim FCA zu verabschieden. Als zweites, wünsche ich Reece Oxford viel Kraft und Durchhaltevermögen bzgl. seiner Long Covid Erkrankung, auf Grund derer er auch weiterhin nicht zur Verfügung stehen wird. Kommt bald wieder auf die Beine, André und Reece!

Der Ball geht nicht oft genug zum eigenen Mann

(Birgit) Vielen Fans, mit denen ich in Kontakt stehe, fällt auf Anhieb dieselbe Sache ein, wenn sie danach gefragt werden, was ihnen in der abgelaufenen Saison besonders negativ ins Auge gefallen ist. Es ist das gleiche Problem, das beim FCA schon in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetreten ist. Und doch hatte ich persönlich den Eindruck, dass es in dieser Spielzeit noch einmal ein ganzes Stück bergab ging, obwohl man sich doch zwingend weiterentwickeln wollte. Hierbei ist die Rede vom Augsburger Pass- und Flankenspiel, von dem ich mir erhoffe, dass man in der Vorbereitung kräftig daran arbeiten wird.

Mit dem Ball hatte man sich mehr Hoffnung auf Besserung gemacht. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Besonders das Passspiel war stellenweise wirklich unterirdisch. Vor allem im zentralen Mittelfeld kam es dadurch zu zahlreichen unnötigen Ballverlusten, die nicht nur für eine gefährliche Situation oder einen Gegentreffer gesorgt haben. In der Hinrunde waren die Werte selbst für unsere Verhältnisse erschreckend. Von durchschnittlich 311 Pässen konnten gerade einmal 63 Prozent an den eigenen Mann gebracht werden. Das heißt, dass mehr als jeder dritte Ball an den Gegner ging. Zwar konnte man sich in der Rückrunde verbessern – auf eine Passquote von 71 Prozent um genau zu sein – dennoch ist das für einen etablierten Bundesligisten leider zu wenig. In gerade einmal zwei Spielen erreichte der FCA überhaupt eine Passquote von 80 Prozent bzw. leicht darüber. Das war in den Partien gegen RB Leipzig und Borussia Dortmund in der Rückrunde der Fall. Ganze acht Mal landeten sogar 40 Prozent oder mehr der Bälle beim gegnerischen Spieler. Alles in allem ist der FC Augsburg damit nicht nur in der Liga, sondern in allen Top 5 – Ligen Europas die Mannschaft mit den schlechtesten Passwerten.

Damit einhergehend habe ich mich auch mit dem Bereich „Flanken aus dem Spiel“ ein wenig näher beschäftigt. Auch hier zeigt sich, dass man sich in der kommenden Saison eindeutig verbessern sollte. Im Durchschnitt kommen von den Außenbahnen bzw. aus dem Mittelfeld zwischen elf und zwölf Flanken (11,41) in die gefährliche Zone. Das liest sich erst einmal ganz in Ordnung, doch leider finden nur ca. 16 Prozent – also ganze zwei Bälle in 90 Minuten – überhaupt einen Abnehmer. Dadurch nimmt man sich selbst natürlich auch Chancen auf einen Treffer, denn wie heißt es so schön: Flanke, Kopfball, Tor!

Natürlich ist mir bewusst, dass das Pass- und Flankenspiel auch immer mit dem System zusammenhängt. Mannschaften wie Bayern München oder Borussia Dortmund, die vermehrt auf Kurzpassspiel setzen, werden immer eine bessere Passquote haben wie der FCA, bei dem man immer wieder schnelles Umschalten und dadurch lange Passwege zu sehen bekommt. Dennoch wartet auf das Team und auch auf die Trainer in diesem Punkt eine Menge Arbeit.

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