Zum neuen Jahr ist man ja schnell dabei mit den Vorsätzen. Wie könnte das neue Jahr besser werden als das Alte und warum ist das überhaupt notwendig? Auch der FC Augsburg startete gerade schon frisch im Trainingslager in Spanien in das Jahr 2023. Bevor ich den Blick Richtung 2023 richten mag, will ich 2022 einmal abschließen. Was bleibt vom FCA aus diesem Jahr hängen?
Pepi und andere Abgänge
Für den FCA ist das Jahr 2022 mit gemischten Gefühlen zu Ende gegangen. Einerseits begann das Jahr mit einem Coup. Der FCA verpflichtete Sensations- und Wahnsinnstransfer Ricardo Pepi, der dann bis in den August beim FCA nicht heimisch wurde und den FCA auch während seiner Leihe nach Groningen nachrichtlich begleitete. So waren im Herbst und gerade wieder Gerüchte zu lesen, dass er den FCA im Sommer sicher verlassen würde. Kurz vor Weihnachten tauchten dann weitere Spekulationen auf, dass der FCA zwar keinen engen Kontakt halten würde, aber dennoch bei weiter voranschreitender sportlicher Entwicklung einer Rückkehr und zweiten Chance im Sommer positiv gegenüber stehen würde. Ob diese Geschichte in 2023 endet? Diese Hoffnung kann man getrost vergessen. Ricardo Pepi ist die größte „Was wäre, wenn…“-Saga, selbst wenn er den FCA in 2023 dauerhaft verlassen sollte.
Dauerhaft verlassen hat im Sommer Markus Weinzierl den FCA. Als Präsident ausgestiegen war kurz vorher auch Klaus Hofmann. Beiden wird in der Stadt momentan nicht nachgeweint. Klaus Hofmann ist weiterhin Investor des FC Augsburg. Über seine weiteren Pläne in Hinblick auf den Verein ist nichts bekannt. Weinzierl ist nun beim Glubb aktiv und will dort wieder attraktiv werden für die erste Liga. Aber von Klaus Hofmann werden wir mit Sicherheit nochmal hören. Wenn es in 2023 noch nicht so weit ist, dann kann ich das gut verschmerzen.
Ricardo Pepi am Ball für den FCA.. Kommt es zu einer Wiedervereinigung in 2023? (Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)
Alles neu macht der August
Seit diesen Abschieden gibt sich der FCA runderneuert. Derweil die Verantwortlichen, die mit Klaus Hofmann eng abgestimmt gearbeitet haben, weiterhin die Geschehnisse des Clubs lenken. Fragwürdige Transfers (15 Mio. für einen US Youngster) als auch Vorgehensweisen („Wir sprechen nach der Saison“) haben sie mitgetragen. Für eine offenere Kommunikation wurde später geworben. Am ersten Heimspieltag hat man der organisierten Fanszene trotzdem erstmal mitgeteilt, dass Choreografien vom Club freizugeben sind.
Sportlich kam mit Enno Maaßen nach einer gefühlten Ewigkeit ein neuer Cheftrainer. Dieser konnte nach einigen Abgängen mit Maxi Bauer, Elvis Rexhbecaj, Ermedin Demirovic und Mergim Berisha Neuzugänge begrüßen, die in der Hinrunde gleich richtig einschlugen. Andere liebgewonnene Spieler wie Michael Gregoritsch, Alfred Finnbogason und Jan Moravek verließen den Verein dahingegen. Berechtigterweise kann von einem Umbruch gesprochen werden. Enno Maaßen gewann mit seinem Team gegen Leverkusen (zum ersten Mal in der Augsburger Bundesligageschichte) und gegen den FC Bayern (mal wieder). In einigen Spielen reichte es hinten raus nicht mehr ganz. Trotzdem steht man sportlich okay da.
Tightes Sneakergame und klare sportliche Vorstellungen: Mit Enno Maaßen landete der FCA einen Treffer auf der Trainerpositionen für den sportlichen Neuanfang. (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)
Der Alt-Herren-Club beim sportlichen Aufschwung
Der sportliche Aufschwung fiel dabei zufällig zusammen mit der Neubesetzung des Präsidentenpostens durch Max Krapf. Der Augsburger Fußballwirt mit eigener Historie als Geschäftsführer beim FCA öffnete erst einmal die Kommunikationskanäle in alle Richtungen. In der Landschaft der immer weiter fortschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs wird aber auch er sich an Ergebnissen messen lassen müssen. 2023 wird dabei ein Jahr, in dem sich zeigen wird, ob es unter ihm ein reines „weiter so“ mit Grinsegesicht oder ob es vielleicht doch die ein oder andere hoffnungsvolle strukturelle Änderung und Initiative gibt. Nachdem mit Raphael Brandmiller ein weiterer Mann in den Vorstand eingezogen ist, ist es für den FCA noch ein ganzes Stück, um aus der Alte-Herren-Klüngel-Ecke wieder raus zu kommen. Hoody hin oder her.
Was uns allen dabei in die Karten spielen dürfte? Sportlich sollte die Rückrunde und dann auch die neue Saison unter positiven Sternen stehen (ich weiß, ich lehne mich aus dem Fenster). Wie kein anderer Verein litt der FCA in der Hinrunde unter Verletzungspech. Dazu kamen Sperren auf Grund von disziplinarischen Unzulänglichkeiten und fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen. Insgesamt war Enno Maaßen so einiger Möglichkeiten beraubt und es hätten schon in der Hinrunde mehr Punkte werden können. In der Rückrunde ist nun die Zeit gekommen. Die Mannschaft wird die an sie gestellten Erwartungen erfüllen und uns alle auf eine positive sportliche Reise mitnehmen. Am Ende wird das nächste Jahr Bundesliga stehen. Zu dessen Beginn können wir alle den Blick endlich und berechtigt etwas höher richten. Ach, das alleine wäre schon schön. Frohes Neues!
Heute – kurz vor dem Weihnachtsfest – haben wir (Irina und Birgit) noch ein besonderes Schmankerl für euch: Ein exklusives Interview mit Aufstiegsheld Stephan Hain (34). Stephan, mittlerweile wohnhaft in München, rehabilitiert sich gerade von einem im Februar 2022 erlittenen Kreuzbandriss. Der Mittelstürmer steht noch bis 30.06.2023 beim Regionalligisten SpVgg Unterhaching unter Vertrag. Beim FCA spielte der gebürtige Niederbayer von 2007 bis 2013. Mit seinem Tor zum 2:1 gegen den FSV Frankfurt in Minute 85 machte sich Hain am 8.5.2011 in Augsburg unsterblich.
RoGaz: Lieber Stephan, danke, dass du dir heute Zeit für uns beide nimmst, um uns ein paar Fragen zu deiner Zeit im schönen Augsburg zu beantworten.
Hain: Hallo zusammen und vielen Dank für die Einladung.
RoGaz: Sehr gerne – wie man in den hiesigen Medien gelesen hat, hast du dir im Februar 2022 das Kreuzband gerissen. Wie geht es dir heute? So wirklich gespielt hast du in der Saison ja noch nicht…
Hain: Nee, der Plan ist, dass ich im Januar wieder zu trainieren anfange und dann einsteige. Und dann mal schauen. Ich habe noch bis Sommer 2023 Vertrag und das wird man dann sehen, inwiefern es noch reicht oder nicht. Ich meine, wichtig ist es, dass es Spaß macht, aber eben zum einen, dass ich auch noch mithalten kann und es auch noch gut ist. Wenn ich merke, ich komme nicht mehr mit, dann war es das auch. Aber das wird man im Frühjahr sehen.
RoGaz: Das heißt aber auch, du möchtest jetzt auf keinen Fall deine Karriere beenden? Also du möchtest noch weiter machen oder ist das auch mal ein Thema gewesen?
Hain: Also kurzzeitig habe ich schon nachgedacht: „Nach einem Kreuzbandriss, okay, noch einmal so lange raus…“ Aber es lief einfach vorher gut, es hat Spaß gemacht und so wollte ich dann nicht aufhören. Ein, zwei Tage ist man dann vielleicht down, aber dann habe ich für mich beschlossen, dass ich mich zunächst einmal operieren lasse und dann auf jeden Fall eine gute Reha machen und es einfach noch einmal versuchen will. Ich glaube, ich würde es mir dann eher vorwerfen, es nicht probiert zu haben. Und so schaue ich halt, dass ich so fit wie möglich wieder zurückkomme. Dann wird man sehen, ob es über den Sommer hinaus noch geht oder nicht.
RoGaz: Darf man fragen, wo du auf Reha bist? Du hast schon, du hattest Spaß und es lief ganz gut, als Grund gesagt. Ist es das, was dich antreibt und motiviert, weiter zu machen und nicht die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen?
Hain: Ja. Die Reha mache ich bei Haching auf dem Gelände und ja, das sind auf jeden Fall die Kriterien. Wenn eins von beiden nicht mehr da ist, dann ist es wahrscheinlich so, dass man sagt: „Okay, es ist Zeit.“ Dann ist es vorbei. Man kann das (Anm.: Fußball spielen) leider nicht ein Leben lang machen und dann öffnen sich neue Türen. Ich werde es auf jeden Fall noch einmal versuchen, es auf den Platz zu schaffen.
Trotz Kreuzbandriss lässt Stephan sich keinesfalls entmutigen (Photo by Alexandra Beier/Getty Images for DFB)
RoGaz: Dann drücken wir dir auf jeden Fall die Daumen. Hast du irgendwie anderen Hobbys, wo du sagst, das mache ich aktuell statt Fußball?
Hain: Ja, schon. Gerade plane ich im Endeffekt die Karriere danach. Das ist eigentlich mehr oder weniger noch ein Hobby. Mir macht es auf jeden Fall Spaß, mich mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen. Auch was das Kochen oder so angeht. Das mache ich sehr gerne. Und Lesen. Wir haben auch im Juli Nachwuchs bekommen, da ist man auch sehr eingespannt.
RoGaz: Herzlichen Glückwunsch an die junge Familie!
Hain: Vielen Dank!
RoGaz: Dann würde ich gerne noch wissen, was für ein Rezept oder Lieblingsessen du unseren Leser*innen denn empfehlen kannst?
Hain: Das ist tatsächlich schwer. Ich variiere nämlich immer sehr gerne. Aber zum Beispiel zum Frühstück gibt es schon einen Favorit. Und zwar ein klassisches Porridge. Als Topping gibt es ja so viele Möglichkeiten. Bei mir sind gefühlt immer Beeren dabei. Dann so ein bisschen Nussmus – also Erdnuss- oder Mandelmus. Meistens auch noch irgendeine Proteinquelle, da gibt es auch Proteinpulver, Skyr oder Quark oder so was in der Art dazu.
RoGaz: Klingt auf jeden Fall lecker. Jetzt steht ja Weihnachten direkt vor der Tür. Und wenn wir schon beim Essen sind: Was landet denn da bei dir und deiner Familie auf dem Tisch?
Hain: Bei uns daheim, als wir noch Kinder waren, gab es am 24.12. immer Kraut und Würstl. Und jetzt ist es so, dass wir dieses Jahr an Weihnachten bei meinen Schwiegereltern sind und da weiß ich noch gar nicht, was es gibt. Das wird spannend. Letztes Jahr waren wir auch dort und da haben wir – meine Freundin und ich – gekocht. Mal gucken, ob wir dieses Jahr nochmal ran dürfen oder gesagt wird: „Nee, kam nicht so gut an. Wir kümmern uns lieber drum.“ Deswegen weiß ich es noch gar nicht, ehrlicherweise. Aber daheim war es auf jeden Fall so – am 24. gab es klassisch Kraut und Würstl und dann eher an den Weihnachtsfeiertagen das eigentliche Weihnachtsessen.
RoGaz: Da wünschen wir doch schon heute einen guten Appetit! Also wer bei uns in Augsburg eine absolute Konstante ist, ist der Salva. Hast du denn auch noch irgendeine persönliche Anekdote mit ihm? Der ist auch wie man hört allseits beliebt und sehr, sehr lange schon im Dienste des FCA.
Hain: Ja, also die eine Anekdote kann ich euch jetzt nicht erzählen, aber wie du sagst, er ist ein sehr lustiger Typ, der sich auf jeden Fall auch sehr leicht ärgern lässt. Das muss man sagen und die Spieler wissen das natürlich. Zumindest damals wussten sie das immer. Deswegen hat man ihn dann schon oft damals zur Weißglut gebracht. Und dann hat es sich ein bisschen hoch geschaukelt, aber alles nie ernst gemeint. Aber er ist eine treue Seele, auf jeden Fall, und ein sehr, sehr angenehmer Typ.
RoGaz: Was nimmst du denn persönlich aus deiner Zeit in Augsburg mit? Wahrscheinlich hattest du jetzt nicht die Zeit, immer herum zu spazieren und die Stadt zu erkunden?
Hain: Ich habe zuerst bei der FH gewohnt. Direkt bei der FH. Ich hab mich sehr, sehr wohl gefühlt, muss ich sagen. Man lernt es zu schätzen, wenn man dann in einer noch größeren Stadt wie München lebt. Das war schon eine Umstellung. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in den sechs Jahren, in denen ich in Augsburg war und es ist nicht so, dass man sich da von Tür zu Tür hangeln muss, weil man so bekannt ist. Bei mir war es zumindest nicht so. Ich war ja auch noch sehr jung. Wahrscheinlich würde man heute mit der Erfahrung und dem Wissen, das man hat, die Zeit viel besser nutzen als damals. Auch was die Aktivitäten draußen angeht. Aber es war eine sehr schöne Zeit und ich habe mich sehr wohl gefühlt in den Jahren in Augsburg.
RoGaz: Warst du auch mal auf dem Plärrer oder im Curt-Frenzel-Stadion beim AEV? Da gibt’s ja doch einiges zur Unterhaltung!
Hain: Ja, genau, sowohl als auch. Auf dem Plärrer bin ich ein paar Mal gewesen und beim AEV auch. Das war damals auch so, dass wir dann ein paar Spieler vom AEV eingeladen haben und dann auch der AEV uns. Das war sehr cool eigentlich, es war auch mal interessant, eine andere Sportart zu sehen und deren Eindrücke zu erfahren. Das war für uns als Fußballer ein sehr cooles Erlebnis.
RoGaz: Vergleicht man sich als Stürmer manchmal auch mit anderen Stürmern? Oder ist das eigentlich gar kein Thema bei euch? Du spielst zum Beispiel mit Ex-FCA-Spieler Mathias Fetsch im Team. Der ist genauso alt wie du. Ist das ein ähnlicher Spielertyp oder was ganz anderes? Ergänzt man sich da?
Hain: Man ergänzt sich da eher. Er ist schon ein anderer Spielertyp, auch was die Statur angeht. Ich glaube, er ist 1,90m oder so. So unbewusst, glaube ich, misst man sich irgendwie immer mit anderen. Was auch nicht unbedingt Sinn macht, weil jeder seine eigenen Fähigkeiten und Qualitäten hat. Aber es gehört irgendwie dazu. Es ist ja doch irgendwie immer eine Konkurrenzsituation da, aber größtenteils ergänzt man sich dann. Es ist selten, dass es den gleichen Spielertyp öfter in einer Mannschaft gibt, würde ich mal sagen.
RoGaz: Hattest du als Kind einen Lieblingsverein oder ein Idol? Einen Lieblingsspieler?
Hain: Bayern München war tatsächlich mein Lieblingsverein. Das dürfte ich jetzt natürlich nicht sagen, weil ich bei 1860 gespielt habe. Aber auch das volle Programm: Bettwäsche und so weiter und so fort. Und mein Lieblingsspieler? Giovanni Elber war schon recht hoch im Kurs und dann hat es sich über die Jahre hinweg gewandelt als Kind. So gefühlt ist da jedes Jahr jemand neues, der aufkommt und Tore schießt. Bei mir waren es tatsächlich immer die Stürmer größtenteils, zu denen ich aufgeschaut habe. Wie Ronaldo, Rivaldo und wie sie alle heißen. Thierry Henry… Das waren die, die meine Kindheit geprägt haben.
RoGaz: Ein paar Fans haben es dir ja damals übel genommen, dass du ausgerechnet zu unserem größten Konkurrenten gewechselt bist. Wie kam es denn dazu und kannst du das den Fans verzeihen bzw. es bis zu einem gewissen Punkt verstehen, dass man das als Fan nicht so toll findet?
Hain: Ja doch, das kann man schon verstehen. Also ich muss sagen, in dem Moment habe ich – als der Wechsel dann feststand – gar nicht so darüber nachgedacht. Ich meine, Sechzig war in der zweiten Liga, Augsburg war erste Liga. Natürlich kann man es verstehen, aber ich habe das gar nicht so gesehen. In der Bundesliga hatte ich nicht so viele Einsatzzeiten und ich wollte einfach wieder Fußball spielen. Der Trainer von Sechzig (Anm.: Alexander Schmidt) hat sich sehr um mich bemüht. Ich meine, das ist noch in der Heimat. Das war auch ein Kriterium und es hat sich damals zu dem Zeitpunkt einfach gut angefühlt. Im Nachhinein war es sicher nicht die beste Entscheidung, aber das weiß man vorher nie.
RoGaz: Also, wer dich schon länger nicht mehr gesehen hat, der wird (deutet auf Bart) erst einmal schauen. Also, das ist mir jetzt so gegangen. Ich hab dich vorher gegoogelt und deine Vita. Du bist mit 24 vom FCA weggegangen und das ist jetzt zehn Jahre her. Da sieht man schon, wieviel Zeit mittlerweile vergangen ist.
Hain: Ja, total. Es ist jetzt schon lange her tatsächlich, ne? Da war der Aufstieg 2011 und 2013 bin ich dann weg. Viele Spieler sind auch nicht mehr da – eigentlich gar keiner mehr, mit dem ich noch zusammen gespielt habe. Daran sieht man auch, wie schnelllebig der Fußball ist. Deswegen verläuft sich das auch so ein bisschen. Ich habe mich mit Tobi Werner mal, als wir mit Unterhaching gegen Jena gespielt haben – der war da Sportdirektor – kurz unterhalten. So läuft man sich dann manchmal über den Weg. Ich bin auch nicht der Typ, der so riesige Kontakte über WhatsApp oder so pflegt. Das verläuft sich dann immer wieder, aber man freut sich dann schon nochmal, wenn man den anderen dann sieht oder hört, was er macht und wie es ihm so ergeht!
RoGaz: Warst du schon mal als Zuschauer beim FCA? Und wenn ja, wann zuletzt?
Hain:Ja, zwei Mal. Einmal in der Bundesliga, logischerweise in der Bundesliga. Aber das ist schon sieben Jahre her. Das müsste 2015 gewesen sein. Und dann beim Heimspiel gegen Liverpool in der Europa League.
RoGaz: Also wir beide hoffen ja, dass wir dich schon noch ein weiteres Mal in Augsburg zu sehen bekommen. Und zwar beim Abschiedsspiel von Daniel Baier im September 2023 voraussichtlich. Da stand erst letztens in der Augsburger Allgemeinen, dass Daniel sich dich sehr gut in seinem Team vorstellen könnte.
Hain: Ja, sehr cool, das freut mich natürlich.
RoGaz: Gerade Daniel Baier war und ist noch so eine extreme Galionsfigur beim FCA. Er war damals erst kurz ausgeliehen, ist dann wieder zurück zu den Wölfen. Dann ist er nach einem halben Jahr wiedergekommen und hat erst so richtig, glaube ich, Anklang am Verein gefunden und war dann einfach extrem lang unglaublich wichtig. Du hast auch noch ein bisschen mit ihm zusammen gespielt, oder?
Damals noch ohne Bart, aber die Nikolausmütze hätte ihm sicher auch gut gestanden (Photo credit should read CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)
Hain: Genau, ja. Gerade in der zweiten Liga hat er gar nicht so einen einfachen Stand gehabt. Da hat er eher offensiv oder auf außen gespielt. Aber in der Bundesliga hat er dann richtig gut gespielt und ich glaube, über die Jahre hinweg, war er die prägende Figur beim FCA. Ein super Fußballer und auch ein sehr angenehmer Mensch. Es spricht für ihn, dass er über Jahre hinweg die Konstanz beim FCA war.
RoGaz: Du hast auf jeden Fall in Augsburg auch noch sehr viele Fans. Also auf jeden Fall schon mal zwei, uns, Birgit und Irina. Franzi auch und dann bestimmt noch den einen oder anderen. Vielen lieben Dank für das Interview und schönes Weihnachtswochenende.
Hain: Ich sage auch Danke! Und fröhliche Weihnachten an alle FCA-Fans!
In der Vorbereitung verletzt und trotzdem nicht ausgeliehen. Erst später in der Saison in Gang gekommen. In der ersten Liga. Von 15 Saisonspielen 13 mal im Kader gestanden. Die anderen beiden Male eben noch nicht fit. 7 Einsätze in der Bundesliga. 141 Bundesligaminuten gesammelt. Dazu 45 Minuten gegen die Bayern im Pokal. Das Debüt hatte er schon vorher gefeiert. Jetzt ist er in der ersten Liga angekommen: Herzlich Willkommen, Lukas Petkov.
Petkovs Weg
Bis hierin ist dann auch die Karriere des Lukas Petkov lehrbuchmäßig verlaufen. Als Friedberger Jung in der Jugend beim FCA groß geworden, schaffte er es irgendwann bis in die U23 beim FC Augsburg und erregte Aufmerksamkeit auch bei den Verantwortlichen des Profiteams. Am letzten Spieltag der Saison 2020/21 war es ihm dann sogar vergönnt in der Bundesliga zu debütieren. Am 34. Spieltag am 22.05.2021 durfte er 3 Minuten gegen den FC Bayern ran.
Trotzdem war der Sprung zu den Profis noch weit und Petkov entschied sich mit dem FCA zusammen zu einem Zwischenschritt. In der letzten Saison (2021/22) konnte Petkov in der dritten Liga sehr viel Spielzeit für den SC Verl sammeln. 37 Spiele waren das maximal mögliche bei einer Gelbsperre. In diesen kam er auf 16 Torbeteiligungen. Dazu 5 Partien im Westfalenpokal. Spielhärte auf Herrenniveau. Die richtigen Voraussetzungen für die Zeit jetzt.
Lukas Petkov mit vollem Einsatz für Verl. Ein wichtiger Karriereschritt. (Photo by Michael Titgemeyer/Getty Images for DFB)
Die Jugend unter Enno Maaßen
Enno Maaßen ist auch als Trainer zum FCA geholt worden, weil er sich den Ruf erarbeitet hatte, mit jungen Talenten erfolgreich arbeiten zu können. Zumindest legt die Vor-Station und der Erfolg als Trainer der U23 von Borussia Dortmund das nahe. Nun ist direkt in der ersten Halbserie unter Enno Maaßen Lukas Petkov fester Bestandteil der Bundesligamannschaft geworden. Es scheint, dass sich hier zwei gefunden haben, bei denen es passt. Petkov war weit genug und beide können sich den Sprung in die Bundesligamannschaft schon jetzt als Erfolg auf ihre Saisonbilanz schreiben.
Damit ist jetzt zusätzlich eine Vorbildfunktion für die eigenen Jugendspieler geschaffen. Nachdem sich noch im Sommer Dzenan Pejcinovic für eine Zukunft in Wolfsburg entschieden hatte und dort zuletzt seine erste Kadernominierung für sich verbuchen konnte, gibt es jetzt wieder einen jungen Profi in Augsburg, der es aus der eigenen Jugend zu den Profis geschaffen hat (Genau, Frambo, mit 27 ist man im Profifußball nicht mehr jung). Es kann in Augsburg funktionieren und das gibt doch allen Hoffnung.
Die Lücke geschlossen
Damit ist dem FCA mit Enno Maaßen schon jetzt etwas gelungen, was zwischenzeitlich Heiko Herrlich als auch Markus Weinzierl nicht hinbekommen haben. Die letzten beiden Durchbrüche, die in Augsburg stattgefunden hatten, waren Kevin Danso ab März 2017 und Marco Richter ab Februar 2018. Beide sind dabei um eine Leihe herum gekommen und es hat auf Anhieb geklappt. Bei Petkov hat nun das Leih-Prinzip funktioniert.
Kevin Danso kam in seiner ersten Bundesligasaison auf 7 Einsätze. Die hat Lukas Petkov in dieser Saison schon jetzt egalisiert. Bei Marco waren es 12 Einsätze. Das sollte jetzt in der Rückserie kein allzu großes Problem darstellen. Der Fußabdruck in dieser ersten Saison wird ein großer sein. Relevant und berichtenswert. Unter dem Radar ist das nicht mehr.
Brust raus – hier steht ein Bundesligaspieler. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)
Wer ist der Nächste?
Und das macht Hoffnung. Hoffnung auf mehr. Auf mehr Spieler, die aus der eigenen Jugend in die Profimannschaft hochstoßen und sich dort etablieren. Aaron Zehnter durfte im Pokal schon einmal ran und ist wohl momentan am nächsten dran. Dazu durften Josué Mbila und Daniel Katic sich auch schon über Kadernominierungen freuen. Im Sommer gibt es dann wieder Leihrückkehrer. Wem wird hier wie Petkov der Durchbruch gelingen?
Seit langem ist es wieder so, dass man als FCA Fan genauer hinschaut, wer aus der Jugend nachrücken könnte. Die Jungs könnten wieder Chancen bekommen, sich zu zeigen. Auch Enno Maaßen will die Jungen nicht unter den Bus werfen. Aber manchmal möchte man auch ihm zurufen: nur Mut. Ich habe viel Hoffnung, dass es sich für alle als vorteilhaft erweisen könnte. Aber zuerst schauen wir weiterhin gespannt auf Lukas Petkov und drücken die Daumen. Die ersten Treffer und Torbeteiligungen in der Bundesliga werden kommen. Und warum sollte sich Petkov nicht festsetzen und die angespannte Kadersituation in der Offensive nachhaltig für sich zu nutzen wissen? Ich bin schon jetzt ein großer Fan.
Die Geschichte ist eine Alte. Schon 2007, als der FCA von Hummel zu einem Ausrüster, an den man sich namentlich kaum mehr erinnern kann (DoYouFootball), gewechselt war, wurden Vorteile für die Fans versprochen. Einer der Vorteile war damals sehr greifbar. Trikots kosteten unvorstellbare 39,99 EUR. Es waren die günstigsten in der zweiten Liga. Ein anderer waren die individuellen Designs. Dafür war die Qualität fragwürdig. Die Trikots hielten nicht besonders lange. Und von DoYouFootball redet mittlerweile auch niemand mehr.
Der neue Ausrüster Mizuno
Zur neuen Saison wechselt der FCA nun erneut den Ausrüster. Nach einigen Jahren der Zusammenarbeit mit Nike geht es nun zum japanischen Ausrüster Mizuno. Mizuno ist zwar ein international tätiger Sportartikelhersteller. Größenmäßig ist er allerdings nicht mit Adidas oder Nike vergleichbar. Der Umsatz von Adidas ist ca. 15fach so hoch, der von Nike gar 25fach. Selbst ein Unternehmen wie Under Armour ist ca. 4mal so groß. Mizuno ist traditionell stark im Bereich von Laufschuhen und Golfequipment. Insgesamt hat die Marken wohl den wenigsten deutschen Konsumenten vor kurzem noch etwas gesagt. Um dies zu ändern, ist man aus Mizunos Sicht wohl bestrebt gerade im Fußball-Sponsoring aktiver zu sein. Nach dem VfL Bochum wird man nun die nächsten 5 Jahre den FC Augsburg ausstatten.
Wenn man sich den Wertekanon von Mizuno betrachtet, dann sticht der Konzern nicht besonders positiv hervor. In Indonesien wird der Konzern in einem Atemzug mit Adidas genannt, wenn es um den Kampf gegen die gerechte Entlohnung von Arbeitern geht. Ansonsten war der größte Skandal, für den Mizuno verantwortlich gemacht wurde, die schlechte Qualität von Basebällen in der japanischen Liga. Und Baseball ist in Japan ein bedeutender Sport mit Strahlkraft. Erinnert sich noch jemand an die Flatterbälle von Adidas. So ähnlich. An sich bekommen wir mit Mizuno somit schlicht den nächsten Sportartikelhersteller als Ausrüster, diesmal aus Japan.
Wechselgründe
Warum der FCA gewechselt ist? Einerseits war der FC Augsburg mit den Trikotdesigns und den Produkten von Nike wohl nicht komplett zufrieden. Zu standardisiert. Von der Stange. Andererseits wäre es naiv anzunehmen, dass dies entscheidend bei der Auswahl gewesen wäre. Immerhin hatte man mit diesem Wissen zwischendurch mit Nike schon verlängert. Und ja, Mizuno verspricht nun individuellere Designs. Aber dafür gibt es halt auch keinen Swoosh mehr auf den Shirts.
Am Ende war dann wohl auch ein Hauptaugenmerk, welcher Ausrüster in den nächsten Jahren bereit ist, wie viel zu zahlen. In Zeiten, in denen ein wirtschaftlicher Abschwung schon begonnen hat, ist es dem FC Augsburg wohl gelungen, einen Ausrüstervertrag abzuschließen, der zu deutlich erhöhten Einnahmen vereinsseitig führt und somit die wirtschaftliche Stabilität in den nächsten Jahren befördert. Am Ende ging es dann wohl ganz schnöde mal wieder um Kohle. Und wenn man davon ausgeht, dass man schlicht den nächsten Sportartikelhersteller als Ausrüster bekommt, dann ist es wohl auch okay, die finanziellen Aspekte in den Vordergrund zu stellen.
Bochumer Erfahrungen
Rund um das Spiel gegen Bochum habe ich mich auf Twitter umgehört, und einige Meinungen eingesammelt, die sich unter Bochumer Fans zu Mizuno als Ausrüster und deren Qualität durch eigene Erfahrungen gebildet haben. Interessant im Bochumer Fall: auch sie wechselten von Nike zu Mizuno, nur eben genau ein Jahr früher. Folgende Statements wurden abgegeben:
@sonny4630: „Noch wichtiger in der Vermarktung: es wird kein Template/ Muster von der Stange geben.“
@bliffbert: „Hab das Aufwärmshirt und bin sehr zufrieden“
@dummy1848: „Trage das gute Stück seit Saisonstart 1x wöchentlich in der Halle und bin mit Tragekomfort und der Qualität voll zufrieden.“
@lippebochumer „Hab’s mir heute endlich gekauft. Design fand ich schon geil, als es vorgestellt wurde. Aufgeklebter Sponsor und Wappen ist mir auch aufgefallen. Fühlte sich bei Nike hochwertiger an. Mal abwarten.“
@CM7_Umaroth „Bin qualitativ sehr zufrieden, mit 2 Metern und auch sehr breiten Schultern (und ja auch n kleiner Bauch) sind die Artikel in 3xl doch schon knapp bemessen. Aber auf jeden Fall einzigartige Designs und nicht so von der Stange wie bei Nike wo alle fast gleich aussehen.“
@Taugeidds „Glaube wenn man alle 3 Trikots mit einbezieht haben wir den schönsten Trikotsatz der Liga. Passform sehr gut (nicht zu eng wie von Nike). Qualität kann nach nicht mal ner halben Saison noch nicht bewertet werden.“““
@ruhrpottasi1848 „Designtechnisch incl. Sondertrikot ziemlich gut. Und jetzt sogar auch mit Auswärtspunkten“
@Michael1_9_8_2 „Vielleicht nicht so hochwertig wie Nike…aber trägt sich voll geil…besserer Schnitt wie Nike“
@chefhahn „Das VfL Trikot ist von der Qualität her okay. Am Besten, Trikots/Shirts eine Nummer größer bestellen, als wie angegeben. Private Fußballschuhe habe ich mir aufgrund des Preises nicht zugelegt. Sorry, kenne leider auch niemanden der Schuhe von Mizuno trägt. Gruß aus Bochum“
@AEWsomeGER „Pro: Sehr dünn und somit luftig, eigenständiges Design und mit Lazio Fagship in Europa. Contra: Mizunologo und VfL-Wappen aufgeklebt. Bin gespannt wie lange das hält.
Was erwartet uns?
Was kann man erkennen? Die Designs haben die Bochumer durchweg überzeugt. Und die größte Freude ist somit vielleicht, dass die Trikots zumindest besonders aussehen.
Als neutral möchte man anmerken, dass die Größen anders ausfallen. Japanisch anstatt amerikanisch. Da ist es am FCA in der kommenden Saison explizit drauf hinzuweisen um Enttäuschungen und Retouren zu vermeiden.
Die Preise stoßen anscheinend schon nicht mehr negativ auf, auch wenn die Bochumer Trikots ohne Flock bei 79,99 EUR liegen. Ein mittlerweile üblicher Preispunkt.
Teuer wird es vergleichsweise, wenn die Qualität nicht hält, was sie verspricht. Hier sind noch keine langfristigen Aussagen möglich, allerdings bereiten mir wie den Bochumern die anscheinend geklebten Logos Sorgen. Gestickt ist hier immer besser. Ob der FCA hier noch Einfluss nehmen kann? Schön wäre es.
Mizuno scheint durch die individuellen Designs etwas frischen Wind in den Ausrüstermarkt zu bringen. Bezahlen dürfen es die Fans, die selbst bei einer recht unbekannten Markte und evtl. qualitativ minderwertigen Trikots die gleichen Preise berappen dürfen. Im Zweifel sind die Unterschiede allerdings nicht zu groß und der größte Vorteil verbleibt die hohe wirtschaftliche Stabilität für den Club.
Alternativen?
Einer ist eh wie der andere? Aber dennoch wäre mir ein Ausrüster eingefallen, den ich am liebsten beim FCA gesehen hätte: Hummel. Hummel hat der FCA damals für DoYouFootball verlassen. Hummel ist es nun, die in der Bundesliga den Effzeh aus Köln ausrüsten, und dies mit vielen gemeinsamen Werten begründen. Hummel ist es auch, die sich als Ausrüster der dänischen Nationalmannschaft deutlich gegen die WM in Katar positioniert haben. Alternativen, die mehr als nur kommerzielle Standpunkte an den Tisch bringen, hätte es also gegeben. Nur beim FCA sind sie mal wieder nicht gelandet.
Meine Fanbiografie hat einen Kipp-Punkt: die Fußball WM 2006 in Deutschland. Nachdem ich viele Jahre in meiner Kindheit und Jugend in Stadien gepilgert bin und viel Fußball geschaut hatte, war die Beziehung Anfang der 200er erkaltet. Der Fußball hatte mich nicht mehr mitgenommen. Zur WM 2006 hatte ich mich als Volunteer beworben, wurde in München genommen und habe somit alle 6 Spiele in München im Stadion miterleben können. Viele Geschichten stecken dahinter. Jede einzelne ist es weiterhin wert erzählt zu werden und ich trage sie nahe an meinem Herzen. Es war ein großes Fußballfest und hat gezeigt, welche Rolle der Sport in unserer Gesellschaft spielt. Es ist fraglich, ob ich ohne diese WM-Erfahrungen meinen Weg zum FCA in dieser intensiven Form gefunden hätte. Von der EM euphorisiert holten wir uns 2006 Dauerkarten und wie sagt man schön: der Rest ist Geschichte.
Umso mehr schmerzt es mich vor diesem Hintergrund, dass ich die WM in Katar nicht verfolgen kann. Es geht einfach nicht. Es ist mir nicht möglich. Ich kann nicht ausblenden, was im Vorlauf zu dieser WM passiert ist. Offizielle Statistiken, mit denen sich Amnesty International beschäftigt hat, zeigen, dass zwischen der WM-Vergabe 2010 und dem Jahr 2019 über 15.000 ausländische Arbeiter in Katar gestorben sind. Es werden seit 2019 noch einige hinzugekommen sein. Grafisch habe ich die untenstehende Darstellung der Washington Post entliehen. Das Bild, das sich ergibt ist eindeutig:
Und neben all den Menschenrechtsverletzungen, dem bizarr hohen Ressourceneinsatz, der Korruption und Bestechung, der Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen und dem undemokratischen politischen System, ist es vor allem das oben stehende Bild das für mich persönlich den Ausschlag gibt. Ich kann mir diese WM nicht anschauen, sie nicht verfolgen, nicht darüber diskutieren und mich an ihr und dem Fußball nicht erfreuen, weil sie auf dem Leben all dieser Menschen ausgetragen wird und ich dass – für mich persönlich – nicht ausblenden kann. Fußball soll Menschen zusammenführen und nicht Leben zerstören. Die WM in Katar hat genau zum Gegenteil von dem geführt, was sich der Sport unter FIFA-Flagge die nächsten Wochen auf die Fahnen schreiben wird. „Die Fakten sind klar“, hat der Journalist Jens Weinreich heute in dem offenen Brief bzgl. der Rückgabe seiner Akkreditierung als Journalist vor Ort geschrieben. Und es zerbricht mir das Herz.
Einerseits, weil diese WM nie nach Katar hätte vergeben werden sollen. Sie ist dort gelandet, weil die Verbände korrupt sind. Dass die Entscheidung bei all den späteren Veröffentlichungen und Nachrichten zur Lage in Katar nicht revidiert wurde, ist der zweite Skandal. Und nun geht es mir wie Oliver Kalkofe und ich befinde mich in der Zwickmühle zwischen meinem sportlichen Interesse für eine Fußball WM alle 4 Jahre und meiner Ablehnung eines in einem diktatorischen Land nach dem Tode tausender Arbeiter stattfindenden Events entscheiden zu müssen. Und wenn ihr euch fragt, warum ihr keine WM-Vorschau für die Augsburger WM-Fahrer oder ähnliches hier finden werdet, dann sind die vorstehenden Fakten hierfür die Erklärung. Es geht einfach nicht.
Ein paar Worte möchte ich an dieser Stelle in Richtung meines Herzensvereins verlieren: Wie auf der Mitgliederversammlung diese Woche verkündet wurde, hat sich der FCA entschieden über die sportlichen Ergebnisse der eigenen Profis zu berichten. Im Gegensatz zu anderen Clubs, beinhaltet das nicht, dass der Club sich selbst kritisch mit der WM in Katar öffentlich auseinandersetzt oder solche Inhalte öffentlich teilt (im Gegensatz z.B. zum Effzeh aus Köln). Es soll der Fokus auf den Sport gelegt werden. Ich finde das nicht genug. Wegschauen ist keine Option. Gerade weil der FC Augsburg von den WM Einsätzen profitiert und für die Abstellungen seiner Profis Gebühren erhält (2018 waren es ca. 500.000 EUR) bzw. sich die Marktwerte der eigenen Spieler verbessern können. Die Kurve hat euch doch gezeigt, wie es geht (danke dafür in jedem Falle).
Neben den Clubs selbst, hängen noch viele weitere Branchen und Industrien am Rockzipfel der WM. Der WDR hat erst kürzlich die lukrative Beziehung zwischen Fußball und Bier unter die Lupe genommen. Und viele Kneipenwirte standen vor der Wahl, wie sie sich verhalten und, ob sie die Spiele zeigen. Und viele haben sich dafür entschieden, keine WM-Spiele zu zeigen. Man könnte sogar meinen, es ist eine Bewegung. Nun hat Augsburg mit Max Krapf einen Kneipenwirt als Präsidenten, der sich aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen sieht, WM-Spiele in seiner Kneipe dem 11er zu zeigen. Ich mag die wirtschaftlichen Beweggründe nicht hinterfragen. Immerhin haben wir mittlerweile keinen abgehobenen Millionario mehr als Präsidenten. Der Wunsch, dass sich der Präsident des FCA an der Spitze eines alternativen Fußball-Kultur-Programms in der Stadt wiederfindet, dass sich von jetzt bis Weihnachten erstreckt und ihm dazu regelmäßig eine volle Kneipe beschert, war dennoch groß. Dass selbst jemand wie Krapf in 12 Jahren seit WM-Vergabe keine andere Lösung als ein „weiter so“ mit kleinen Einschränkungen gefunden hat, macht traurig.
In jedem Fall ist es so, dass sich bei dieser WM Menschen vom Fußball abwenden, bei denen ich das bisher nicht für möglich gehalten hätte. Der Sport verliert seine strukturelle Basis und diese wird eben nicht vor dem Fernseher geschaffen. Es wird Zeit dass sowohl Clubs als auch Verbände sich mit der schon seit Jahren deutlich geäußerten Kritik beschäftigen und Reformen anstoßen. Tiefgehende Reformen. Ob die FIFA dabei zu retten ist? Wir werden sehen. Wir tuen gut daran, bei uns in Augsburg gemeinsam daran zu arbeiten, dass der Sport zu dem führt, wofür wir ihn alle lieben: Menschen aller Art unter den Farben des eigenen Vereins in Freundschaft zusammenzubringen. Und nicht alles dem Geld unterzuordnen. Rot-grün-weiße Grüße!
Viel hat sich beim FC Augsburg getan, seitdem Klaus Hofmann und Markus Weinzierl selbst ihre Abschiede im Sommer kommuniziert haben. Mit Enno Maaßen gibt es einen neuen, jungen, hungrigen Cheftrainer, der den FC Augsburg zwischenzeitlich zum bis dato besten Saisonstart der Bundesligajahre geführt hat. Das Schließen der Lücke an der Spitze des FC Augsburg 1907 e.V. hat etwas länger gedauert. Dem Verein steht mittlerweile Markus Krapf vor, der seit seiner Ernennung als Vorstandsvorsitzender versucht, Impulse zu setzen und Entwicklungen anzustoßen.
Und dennoch gibt es Bereiche, in denen noch Luft nach oben ist in der Entwicklung des FCA. Augen auf: Heute geht es darum, was immer noch nicht besser geworden ist, rund um den FC Augsburg.
Fanrechte
Nach den Pyroeinsätzen in der ersten Pokalrunde, gab es eine restriktive Ansage von Seiten des Vereins, dass Choreografien von offizieller Seite freizugeben wären. Es war nicht die erste solcher Ansagen in den letzten Jahren. Das miteinander aller Beteiligten rund um den Fußballplatz ist ein wackeliges Gerüst. Es scheint in der letzten Zeit weiterhin so, als ob gerade die Polizei kein Problem damit hat, die Lage eskalieren zu lassen. In Mainz wurde vor kurzem beim Spiel gegen Köln Pfefferspray eingesetzt. Beim Derby zwischen HSV und St. Pauli zeigen Videobilder, wie ein Polizist auf einen Fußballfan einprügelt.
Trotz vieler Kontrollen konnte die Pyro-Aktion der Augsburger Fans nicht verhindert werden. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)
Gerade beim Auswärtsfahren kann es einem die Laune schon mal verhageln. Schon recht früh in der Saison haben FCA Fans berichtet, wie sie in Bremen von Werder Fans attackiert wurden. Und auch beim Auswärtsspiel gegen Stuttgart verlief bei weitem nicht alles reibungslos. Eine geplante Choreografie der Augsburger Fanszene wurde verhindert. Die Kontrollen am Stadioneingang wurden mit absurder Langsamkeit durchgeführt, so dass einige der Anhänger trotz rechtzeitiger Anreise den Anpfiff und einen Teil der ersten Halbzeit verpassten. Von den Schlangen am Getränkestand gar nicht erst zu sprechen, derweil der Gästebereich nicht ausverkauft war. Die grundsätzliche Behandlung von Fußballfans lässt weiterhin zu wünschen übrig und es ist auch beim FCA Zeit, dass sich hier was tut.
Einstellung auf dem Platz
Wenn dann auf dem Rasen der Ball rollt, hat sich der FCA eine eklige Spielweise angeeignet, die ich befürworte und die Gegner schon mal an den Rand des Wahnsinns treiben kann. Diese Spielweise hat allerdings auch eine Rückseite der Medaille. Nicht jeder Zweikampf wird mit Sinn und Verstand geführt. Nicht jedes Einsteigen ist in dieser Form notwendig. Beispielhaft möchte ich das Spiel gegen RB Leipzig hervorheben. Klar, der Iago-Platzverweis ist die Spitze des Eisbergs. Die gelbe Karte von Mergim Berisha war allerdings auch nicht gerade schlau. Der Ellbogen war da einfach drüber in dem Kopfballduell und führte dann dazu, dass auf Grund dieser gelben Karte Florian Niederlechner auf dem Platz blieb, als es darum ging, dass nach dem Iago-Platzverweis defensiv gewechselt werden musste.
Insgesamt führt der FCA die Liga in der Kartenstatistik an. Und eben nicht, weil die Spielweise das erfordert. Sondern auch, weil man teilweise undiszipliniert in der Zweikampfführung und im Verhalten auf dem Platz ist. Weil man zu viel und zu deutlich mit dem Schiedsrichter diskutiert. Ganz klar ist an dieser Stelle auch, dass nicht alle Entscheidungen der Schiedsrichter korrekt waren. Es hätte dem Team und den Verantwortlichen trotzdem nicht geschadet, in der ein oder anderen Situation mehr einen kühlen Kopf zu bewahren. Und es braucht hier auch klare Ansagen von Trainerseite.
Auswechslungen und Einsätze der Jugendspieler
Und in mancher Situation wäre es gut vom Trainer gewesen, Spieler vor ihrem Schicksal zu bewahren. Hätte Enno Maaßen Elvis Rexhbecaj gegen Stuttgart, nachdem schon feststand das Carlos Gruezo gegen Frankfurt gelb-gesperrt fehlen würde, vor seiner gelben Karte vom Platz genommen, hätte das die Lage gegen die Frankfurter Eintracht verbessern können. Andererseits ist schlicht nachgewiesen, dass frühe und vermehrte Wechsel die Siegchancen erhöhen können. Gegen Stuttgart, bei offensichtlichem Kräfteverschleiß, Arne Maier nicht früher zu bringen, ist mir ein Rätsel. Maaßen wechselt grundsätzlich viel weniger als sein Vorgänger Weinzierl.
Nicht jede Veränderung ist in diesem Zusammenhang positiv. Bei der durch Ausfälle und Verletzungen geprägten Kadersituation hätten zwangsläufig mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf Minuten kommen müssen. Hier wurde in der Hinrunde bisher nur Lukas Petkov öfter eingesetzt. Gerade einen Aaron Zehnter vermisste man in der Bundesliga auf dem Platz bisher. Und das gerade wo Enno Maaßen zum FC Augsburg kam, um diese Jungs zu entwickeln und ihre Perspektiven zu verbessern. Zumindest an den Einsatzzeiten ist das momentan (noch?) nicht zu erkennen.
Kader und Vertragsverlängerungen
Die wenigen Auswechselungen haben aber vielleicht in der Mehrzahl mit dem an manchen Stellen sehr dünn besetzten Kader zu tun. Wollte man vor der Saison noch einen Stürmer dazu nehmen und klappte das mit der Berisha-Leihe grundsätzlich, so gab man dann aber auch noch dem Drängen von Ricardo Pepi nach und ging im Sturm schon dünn besetzt in die Saison. Auch auf den offensiven Außen fehlte angesichts der Verletzungen von Noah Sarenren Bazee und Ruben Vargas zu Saisonbeginn schon immer die Tiefe. Auf die Verpflichtung eines Neuzugangs verzichtete man trotzdem. Nach dem Ausfall von André Hahn schmerzte das umso mehr. In der Innenverteidigung hatte man zwischenzeitlich schlicht gr0ßes Verletzungspech. Aber es ist eben auch so, dass die nicht gemachten Hausaufgaben aus dem Sommer gerade nach der Systemumstellung vor dem Spiel gegen Bremen deutlich zu Tage traten, wo jetzt deutlich mehr offensive Kräfte zum Einsatz kommen. Die Augen richten sich mit Spannung auf die Winterpause.
Rafal Gikiewicz‘ Zukunft hängt an einer Vertragsoption. Warum nicht jetzt schon Nägel mit Köpfen machen? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)
Hier könnte sich der FCA neben dem ein oder anderen Zugang auch schon mit den Weichen für die kommende Saison beschäftigen. André Hahns Vertrag läuft aus, und gehört verlängert, zumindest um 1 Jahr. Freddy Jensens Vertrag läuft aus und Jensen sollte bleiben. Dazu hat man für Rafal Gikiewicz eine Vertragsoption. Welche Gründe sollte es hier geben, diese nicht zu ziehen? Im Falle einer Neuverpflichtung könnte man so zumindest eine Ablöse erzielen. Die Zeiten, in denen wir gute Spieler ziehen lassen – wie zuletzt im Falle von Rani Khedira – und nichts im Gegenzug erhalten, sollten vorbei sein. Hier hätte auch längst etwas passieren können. Die TSG Hoffenheim hat seit der Sommerpause mit 3 Spielern Verträge verlängert. Auch andere Bundesligisten waren nicht untätig. Man fällt hier mal wieder etwas zurück.
Abseits der rosa Brille
Was am Ende verbleibt sind die unerfüllten Hoffnungen. Ja, die Saison verlief zeitweise super. Aber am Ende ist es so oft wie im Heimspiel gegen RB Leipzig: es hätte noch besser sein können. Die personellen Sorgen waren zeitweise groß und hemmten die Möglichkeiten. Dies ist dabei auch ein selbstgemachtes Problem durch die Kaderzusammenstellung und das Verhalten auf dem Platz. Und dennoch kam die Jugend nicht zum Zug und hat es rund ums Stadion nicht immer Spaß gemacht.
Als Fußballfan gibt man die Hoffnung ja nicht auf. Wer weiß es schon, vielleicht erleben wir die Rückrunde unseres Lebens. Dann muss sich an manchen Stellen aber definitiv noch etwas tun. Und die Veränderungen beim FCA haben ja die Managementpositionen nur bedingt betroffen. Die Augen richten sich so zumindest seit Abpfiff der Partie gegen den VfL Bochum auf Stefan Reuter. Was passiert in der ersten gut vorbereiteten Transferphase seit dem Abschied von Klaus Hofmann? Es bleibt spannend.
Es wurde von Enno Maaßen klar angesprochen vor der Partie in Stuttgart und auch schon zu früheren Gelegenheiten: manchmal ist man nicht immer selbst seines Glückes Schmied. Und im Falle unserer Lieblingsfußballmannschaft kann man konstatieren, dass Pech mit Schiedsrichterentscheidungen ein mit prägendes Element ist. Aber auch wenn einen das Pech dann erwischt, sollte man sich davon nicht aus dem Konzept bringen lassen. Vielleicht fangen wir trotzdem mal damit an, auf einige kritische Entscheidungen zurück zu blicken. Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich in diesem Zusammenhang nicht.
Eckball gegen Mainz 05
3. Spieltag: Gerade hatte man auswärts gegen Leverkusen gewonnen, ging es schon zu Hause gegen Mainz 05 weiter. Es stand lange 1:1. Giki hielt einen Elfmeter gegen Burkhardt und am Ende bekam Mainz 05 die Oberhand. Das 1:2 fiel dann nicht regelkonform. Der kicker fasste wie folgt zusammen: „(…) allerdings hätte das 2:1, wenngleich es mit bloßen Augen schwer erkennbar war, nicht zählen dürfen, da der Ball bei der Ecke nicht geruht hatte.“ Sascha Stegemann erhielt die Note 4,5. Der VAR darf in diesen Situationen nicht eingreifen. Was ein Pech (oder Sch*****).
Elfmeter gegen uns in Bremen
6. Spieltag: Gegen Hertha hatte man zu Hause verloren. Etwas lustlos. Dann ging es mit dem neuen Präsidenten nach Bremen. Und mit neuer taktischer Ordnung. Vorne stürmten vier. Hinten kämpfte man konzentriert. Demirovic nach Pass von Berisha markierte das 1:0 für unseren FCA. Soweit alles gut. Bis es in die Nachspielzeit ging. Bauer bekam den Ball im 16er an den Arm. Die Entscheidung mit den Worten der Sportschau: „Minutenlang wurde zwischen Spielern und Schiedsrichter Petersen diskutiert, der VAR prüfte und entschied sich für Handspiel.“ Martin Petersen, Schiedsrichter an diesem Tag bekam die Note 5,5 vom Kicker. Guido Winkmann half durch sein Verschlimmbesserung aus dem Kölner VAR-Keller mit. Giki hielt das Ding und der FCA gewann trotzdem. Glück gehabt.
Martin Petersen und eine Fehlentscheidung (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)
Zweikampfbewertung gegen RB Leipzig
11. Spieltag: Augsburg führt verdient 3:0 gegen Leipzig, als es zum Knackpunkt des Spiels kommt. Iago foult Schlager. Daraufhin springt Schlager auf und beide Spieler geraten aneinander. Iago sieht gelb für das Foul und gelb-rot für die nachfolgende Rempelei. Was einem weiterhin nicht in den Kopf mag: Schlager ist bei der Rempelei eindeutig mindestens genau so aggressiv wie Iago vorgegangen und geht komplett leer aus. Von einer konsistenten und fairen Bewertung der Situation mit dem nötigen Fingerspitzengefühl kann keine Rede sein. Schiedsrichter war an diesem Tag Robert Schröder. Der kicker urteilte: „Verbreitete aber Hektik und wirkte insgesamt nicht souverän.“ Der FCA fiel im Nachgang auseinander und das Spiel endete 3:3.
Kein Elfmeter gegen Stuttgart
12. Spieltag: Der FCA geht früh gegen Stuttgart in Führung. Kassiert später in der ersten Halbzeit den Ausgleich und kommt nach derselben gut aus der Kabine. Der Druck verpufft, weil Augsburg in dieser Phase nicht in Führung gehen kann. Auch deshalb, weil Tobias Stieler nach Handspiel von Sousa keinen Elfmeter gab. Auch der VAR (in diesem Fall Tobias Welz) griff – im Gegensatz zum Spiel gegen Bremen – nicht ein. Ex-Top Schiedsrichter Manuel Gräfe erkannte auf Twitter eine klare Fehlentscheidung. Beide (!) Trainer geben auf der Pressekonferenz nach dem Spiel an, dass ein Elfmeter gerechtfertigt gewesen wäre. Eine weitere spielentscheidende Situation, die gegen den FC Augsburg entschieden wurde. Stuttgart machte später das 2:1 und der FCA verlor auswärts.
Tobias Stieler atmet durch, lag aber falsch. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)
Immer schlecht oder nur beim FCA?
Was sich nach einigen Entscheidungen am Wochenende nun nicht klar beantworten lässt: sind die Schiedsrichter – und es sind ja immer wieder Neue – immer öfter schlecht oder nur gegen den FCA. Der Spieltag, wie auch mancher vorher vermittelt hier das Bild eines grundsätzlichen Qualitätsproblems. Manuel Gräfe fasst auf Twitter wie folgt zusammen: „Die Jungs scheinen z.T. völlig von der Rolle bzw. orientierungslos. Bin gespannt, wann sie beim DFB ihrer Obhutspflicht den SR + dem Fußball ggü. nachkommen.“ Mit den Jungs meint er seine ehemaligen Schiedsrichterkollegen.
Enno Maaßen hatte das Thema sogar vor der Partie gegen Stuttgart in der Pressekonferenz auf Rückfrage offen beantwortet: „Ich glaube auch, dass die Schiedsrichter, die zu uns fahren, sich vornehmen, uns schnell den Wind aus den Segeln zu nehmen und so kam es dann auch zu banalen gelben Karten. (…) Wir müssen wenn Entscheidungen getroffen werden, bei uns bleiben.“ Gegen Stuttgart hatten die Schiedsrichter wie so oft gehandelt, wenn sie Spiele des FC Augsburg pfeifen: falsch in entscheidenden Situationen. Rexhbecajs gelbe Karte war dann nur die Spitze des Eisbergs. Wofür es die gab, war nicht nachvollziehbar.
Der FC Augsburg hat es dennoch und mal wieder nicht geschafft, sein sportliches Konzept trotz Schiedsrichtern weiter mit der nötigen Konsequenz umzusetzen. Der FCA wird die Schiedsrichterleistungen nicht positiv beeinflussen können. Die Zornesausbrüche auf und neben dem Platz machen es dabei nicht besser. Den eigenen Umgang mit den Situationen auf und neben dem Platz gilt es daher zu verbessern. Damit man sich öfter – trotz Schiedsrichter – für seine Leistungen belohnt wie schon in Bremen. Und damit ist das Thema dann bei allem Pech auch wieder erledigt.
Es war nach dem Hertha-Heimspiel, als selbst die hartgesottenen und leidgeprüften Anhänger des FCA anfingen zu zweifeln. Was sollte das noch werden? Die Mannschaft hatte es erneut nicht geschafft, nach einem Rückstand in ein Spiel zurückzukommen. Hatte Enno Maaßen das Zeug zum Bundesligatrainer? Oder war der von Stefan Reuter zusammengestellte Kader einfach zu schlecht? Schlicht, es passte nicht. Und Fragen kamen auf.
Danach kam die positive Wende. Der FCA vermied es schlicht in Rückstand zu geraten. Giki war immer zur Stelle. Auch als es unmöglich schien. Und nach vorne konnte man sich endlich auch Chancen erarbeiten. Und zweimal den Führungstreffer erzielen. Und so gewann der FCA sowohl gegen den SV Werder als auch die Bayern und konnte sich im Mittelfeld der Tabelle platzieren, bevor es in die Länderspielpause ging, aus der – oh Wunder – alle Nationalspieler unverletzt zurückkamen. Im Spiel gegen Schalke ließ man sich nun auch von einem zwischenzeitlichen Ausgleich der Knappen und einer Unterzahl aus der Ruhe bringen. Es könnte sich das Gefühl einschleichen, dass es beim FCA in die richtige Richtung geht. Dieses Gefühl lässt sich unterfüttern:
Punkte, unersetzlich
Du kannst so gut oder schlecht spielen in dieser Liga, so lange du Punkte holst. Jede sportliche Entwicklung bringt nichts, wenn Spiele nicht gewonnen werden. Ruhe kommt deshalb rein, weil man 3er gegen Bremen und die Bayern geholt hatte. Nach dem glücklichen Sieg gegen Leverkusen war man hernach in der Tabelle abgerutscht und stand zwischenzeitlich schon unter den letzten drei. Sich aus dieser Lage dann erstmal wieder zu befreien und ein kleines Polster aufzubauen ist Gold wert. Und vielleicht später den Klassenerhalt.
Das ermöglichte es, in der Länderspielpause in Ruhe zu arbeiten und das Konzept zu verfeinern. Und sorgt zusätzlich dafür, dass die Mannschaft Selbstbewusstsein tanken konnte. Gerade wenn der Gegner dann mal Druck erzeugt, wie Schalke nach dem 0:1 atmet es sich dann viel lockerer durch die Hose. Die Jungs lassen sich dann momentan nicht aus der Ruhe bringen. Anstatt dessen fahren sie ganz cool einen Konter und stellen auf 2:0. Und selbst nach dem Ausgleich und der gelb-roten Karte für Mergim Berisha stellt der FCA dann mit vorher besprochenen spielerischen Ansätzen auf 3:2. Und sammelt weiter Punkte.
Mit einem Punktepolster im Rücken lässt sich erleichtert aufspielen und weitere Punkte holen (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)
Tore und die Gefahr, diese zu erzielen
Punkte gibt es nicht ohne Tore. Die beste Abwehrleistung nützt nichts, wenn man als Mannschaft nicht in der Lage ist Tore zu erzielen. Auch hier gab es kurzfristig Besserung. 1,78 xG gegen Bremen und 2,21 xG gegen die Bayern waren jeweils neue Saisonbestwerte für den FC Augsburg. Man hätte entsprechend gegen beide Clubs auch mehr Tore erzielen können. Die Chancen dafür waren da.
Und das gibt Hoffnung. Hoffnung darauf, auch in der näheren Zukunft Torgefahr erzeugen zu können. Und dabei nicht auf Teufel komm raus auf Ballbesitz setzen zu müssen. Auch gegen Schalke war erneut der Plan, lange Bälle zu spielen und die zweiten Bälle zu erobern. Man überließ dann gerne auch Schalke mehr die Initiative. Und nützte im Konter die Lücken in deren Defensive eiskalt aus. Torgefahr, so wichtig, egal wie man sie erzeugt (wir blenden in der Euphorie der Situation aus, dass die Torgefahr gegen Schalke mit einem xG Wert von 1,48 wieder etwas gesunken ist. Drei Buden für ein Hallerluja).
Spieler mit positiver Entwicklung
Damit das funktioniert, müssen auch die Spieler persönlich ihre Leistung bringen. Und hier ist es am Trainerteam. Die Spieler sollen sich individuell verbessern und ihr maximales Leistungsvermögen ausschöpfen können. Einerseits hat Enno Maaßen Neuzugänge zur Verfügung gestellt bekommen, die schon ihre Qualität zeigen konnten. Berisha, Demirovic und Rexhbecaj sind aus der Mannschaft momentan nicht wegzudenken. Und Maxi Bauer wurde irrsinnig gut integriert und avancierte direkt zum absoluten Leistungsträger.
Aber auch bei anderen Spielern sieht man schon einen Formanstieg gegenüber der Vorsaison. Zuvorderst darf man hier Rafal Beton Gikiewicz nennen. Selbst bei all der Kommunikation im Vorfeld der Saison liefert der Pole absolute Weltklasse-Leistungen ab und hat sich gesteigert. Maaßen wird mit seiner Kommunikation einen Teil dazu beigetragen haben. Es gibt zudem weitere Überraschungen. Einerseits war hier rechts hinten zuletzt Robert Gumny zu nennen (und wir sehen über den einen groben Patzer gegen Schalke vor dem 2:2 einmal hinweg, da er gegen Schalke trotzdem statistisch der stärkste Mann in der Viererkette war und einen Assist zum Siegtor lieferte). Gegen die Bayern stand er defensiv sehr solide, hatte in der Viererkette die zweitmeisten Ballkontakte und die zweitbeste Passquote. Und auch im defensiven Mittelfeld konnte man sich verwundert die Augen reiben. Statistisch gesehen hat Carlos Gruezo gegen die Bayern eine bessere Partie abgeliefert als Elvis Rexhbecaj, wenn man Who Scored glauben mag. Für Arne Maier bleibt da momentan nur die Bank. Gerade diese Entwicklungen auch bei einzelnen Spielern machen mir Hoffnung, dass es nachhaltig voran geht.
Mit der Kurve im Rücken vorwärts. Es ist ein gutes Gefühl. (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)
El Presidente
Und wer hat den Schalter umgelegt? Die Unterschiede gerade in der Bundesliga sind manchmal minimal. Jeder positive Einfluss ist herzlich willkommen. Max Krapfs Serie der Siegesspiele als Präsident hält weiterhin an. Seitdem er vor dem Bremen-Spiel das Ruder übernahm und die Mannschaft adressierte, läuft es. Das mag nur purer Zufall sein, aber auch am Sonntag war er gegen Schalke wieder vor Ort. Der FC Augsburg wollte nie ein Maskottchen haben. Jetzt haben wir gerade Glücksbringer Krapf.
Der hat über seine pure Präsenz hinaus durch seine Amtseinführung und auch den darauf folgenden Mitgliederabend gezeigt, dass er anpacken und den FC Augsburg voran bringen will. Und zwar so, dass sich viele der Anhänger damit identifizieren können. Bei vielem wird sich noch zeigen, wie nachhaltig die Entwicklung ist (genau wie bei der sportlichen Entwicklung der Mannschaft). Zumindest Hoffnung auf bessere Zeiten hat sich bei mir wieder eingeschlichen. Ist es diesmal vielleicht nicht nur eine Aufwärtskurve in der typischen Augsburger Achterbahn? Für den Moment mag ich es gerne glauben.
Stell Dir vor es ist Fußballbundesliga und Augsburg ist nicht dabei. Das ist momentan in Deutschland schon so. Am Freitag vor einer Woche erfolgte der Startschuss für die Bundesliga der Frauen. Im Frankfurter Waldstadion spielte die Frankfurter Eintracht gegen Bayern München vor einer Rekord-Kulisse von über 23.000 Zuschauern. Der Frauen des FC Augsburg spielen niederklassig und haben sportlich mit der Bundesliga nichts zu tun.
Der Krapfsche Fokus auf die Frauen
Warum rückt dieses Thema nun hoffentlich auch beim FC Augsburg wieder vermehrt in den Fokus? Neu-Präsident Markus Krapf ist in seinem Vorstellungsvideo auch auf das Thema der Entwicklung der Frauenmannschaften eingegangen. Sinngemäß hat er die Rolle der Frauenmannschaften als stiefmütterlich vernachlässigt bezeichnet. Er wolle sich nun auch dafür einsetzen, dass es an dieser Stelle voran gehe.
Nun gibt es in Augsburg einige drängende Themen, die sowohl aus Sicht der Mitglieder als auch in der Öffentlichkeit deutlich mehr im Fokus stehen. Die Arbeit von Manager Stefan Reuter und der anderen Verantwortlichen für die sportliche Entwicklung im Verein wäre hier zuerst zu nennen. Auch die zukünftigen Anteilsstrukturen kommen einem in den Sinn. Ich habe mir zumindest vorgenommen zu verfolgen, ob Krapf zum Punkt des Frauenfußballs seinen ersten Worten auch Taten folgen lässt.
Schwerpunktsetzung
Dem Verein kann man schon in der Vergangenheit vorwerfen, dass er die Frauenabteilung opportunistisch für seine Zwecke missbraucht und danach hat rumdümpeln lassen. So wurde die Frauenabteilung ab 2006 auch deshalb geschaffen, um die Chancen einer Augsburger Bewerbung für WM-Spiele der Frauen-WM 2011 zu stärken. In 2008 bekam Augsburg 4 Spiele für die WM 2011 zugesprochen. Die Spiele brachten Augsburg überregionale Aufmerksamkeit und wirkten über die Stadt hinaus. Was für ein Erfolg.
Danach war – zumindest in der Außendarstellung – Frauenfußball nicht mehr wichtig für den FCA. Zu erkennen ist dies auch an der sportlichen Situation der Frauen, die weiterhin in den Niederungen der deutschen Amateurligen verharren und dort ohne groß beachtet zu werden ihre Knochen für den Verein hinhalten. Und während die esports-Abteilung eigene Kanäle in den sozialen Medien mit reichlich Inhalten pflegen und U23-Spiele der Männer vom FC Augsburg live getickert werden, hat die Frauenabteilung noch nicht einmal aktuelle Fotos auf der Webseite. Da geht doch mehr.
Mangelndes Interesse?
Gerade dem ein oder anderen Mann wird nun altbewährt über die Lippen rutschen, dass das Spiel der Frauen keinen interessiert. An dieser Stelle hat er dann die Entwicklung der letzten Jahre verpennt. Als das Finale der Frauen-EM in Wembley ausgetragen wurde, schalteten in der Spitze 21,8 Millionen Menschen in Deutschland ein. Nur zum Vergleich: ein DFB-Pokal Finale der Herren schauen – bei Rekordquote – gerade einmal 14,28 Millionen.
Zudem zieht Frauenfußball viele Zuschauer in die Stadien. In der Partie zwischen FC Barcelona und Real Madrid waren Ende März über 90.000 Zuschauer im Camp Nou. Auf dem Platz standen die Frauenteams beider Vereine. Über mangelndes Interesse gerade international lässt sich hier nicht klagen. Während die Zuschauer bei den Männern stagnieren oder zurück gehen, ist Frauenfußball ein Wachstumsfeld. Gerade für eine mittelständisches Wirtschaftsunternehmen wie den FC Augsburg sollte dies auch aus einer geschäftlichen Perspektive interessant sein.
Die richtigen Verantwortlichen?
Wer nun Markus Krapf Sätze zum Frauenfußball vernommen hat, mag sich gefragt haben, ob gerade er für dieses Thema die richtige Person zur richtigen Zeit ist. Krapf, dessen Äußerungen in Richtung weiblicher Journalistinnen in seinem „Feuer und Flamme“-Podcast als chauvinistisch und arrogant gewertet werden können, wird hier im ersten Schritt einem Rückstand hinterherlaufen. Frauen sprechen regelmäßig nicht wie Männer laut auf und suchen die öffentliche Profilierung. Hier wird es niedrigschwellige Angebot seinerseits brauchen, um auch die weiblichen Mitglieder im FC Augsburg einzubinden. Hier muss er Schritte tun. Und vielleicht nicht mit dem „Augsburger Jungs“-Schal um den Schultern.
Seine ersten Aktivitäten waren in diesem Zusammenhang direkt kontraproduktiv. So wurde Krapf zwar von Claudia Roth und Eva Weber gratuliert, der Vorstand des FC Augsburg 1907 e.V. bleibt derweil eine rein männliche Veranstaltung. Mit Raphael Brandmiller wurde neben Krapf ein vierter Mann in das Gremium berufen. Qualifizierte Frauen, um zumindest einen 25%-Anteil im Gremium und damit ein absolutes Novum zu schaffen, sind den Herren wohl nicht in den Sinn gekommen. Chance vertan! Aber es heißt ja nicht umsonst Buddy-Connection. Denn es ist ja Markus Krapf und nicht seine Frau Irene Präsidentin des FC Augsburg 1907 e.V. geworden. Ob Sie jemand gefragt hat? Einen fähigen externen Berater hätte Sie wohl zu Hause gehabt.
Bitte nicht weiter gegen den Trend
So bleibt mir in diesem Zusammenhang nur kurzfristig zu hoffen, dass zumindest Krapfs Kollegen vom „Feuer und Flamme“-Podcast über den Tellerrand schauen und versuchen werden, eine Frau an ihre Seite zu rekrutieren. Die könnte dem Markus dann auf diesem Wege regelmäßig daran erinnern, dass es beim FC Augsburg auch Frauen gibt, die Berücksichtigung finden wollen. Fähige Kandidatinnen gibt es eine ganze Reihe. Alle mit mehr Fußball-Sachverstand als der Vorgänger. Auch das ist keine Kunst.
Grundsätzlich wird sich zeigen, ob der FC Augsburg beim Thema Frauenfußball weiter gegen den Trend agieren will. Der FSV Mainz 05 ist nicht unlängst eine Kooperation mit Schott Mainz eingegangen. Auch andere Vereine haben schon lange investiert und geben sich redliche Mühe. Nur in Augsburg fühlt man sich hinter einem großen Berg gefangen. Es wird nicht leicht, dort wieder herauszukommen.
Der Transfersommer ist vorbei und die Saison mittlerweile in vollem Gange. Der FCA sticht sportlich nicht hervor. Mehr als glücklich hat die Mannschaft von Enno Maaßen gegen Leverkusen gewonnen. Ansonsten ist die Saison bisher von großen Enttäuschungen geprägt. Gerade offensiv findet das Team nicht den Weg vors gegnerische Tor und das in Kombination mit Unkonzentriertheiten gegen den Ball führt dann derzeit zu Platz 16. Man mag dem neuen Coach noch ein bisschen mehr Zeit geben, aber diese offensive Harmlosigkeit kann sich der FCA nicht lange leisten. Und die Hoffnung, dass es es auch dieses Jahr ein paar Clubs gibt, die mehr Bemühungen an den Tag legen, um nicht mehr in der Liga zu verbleiben, die tröstet mich momentan nicht. Man könnte sich entsprechend schon über die sportliche Situation ausgedehnt auslassen. Das soll heute aber nicht mein Thema sein. Denn ganz ehrlich: in der letzten Woche war der FCA erneut kurzzeitig aus anderen Gründen erneut die Lachnummer der Liga. Und Kritik ist angebracht.
Pepi im Mittelpunkt
Über den ganzen Sommer hinweg wurde vom FCA recht deutlich kommuniziert, das es eine Verstärkung im Sturmzentrum braucht. Man hatte zuvor Gregoritsch gegen Demirovic getauscht und den Vertrag von Alfred Finnbogason nicht verlängert. Enno Maaßen lässt zudem gerne zwei Stürmer ran und so sah es ganz vorne etwas eng aus im Kader. Kurz vor Transferschluss konnte man dann endlich Mergim Berisha als Neuzugang präsentieren. U21-Nationalspieler, international schon treffsicher, große Freude. Es hätte alles so schön sein können, wenn auch der Berisha Transfer nicht alle Probleme im Kader löst.
Auf der Gegenseite kam es allerdings kurzfristig zu einem Abgang, mit dem ich so nicht gerechnet hätte. Ricardo Pepi verließ den FCA nach Groningen per Leihe. Und die Personalie Ricardo Pepi ist seit dem Winter eine vieldiskutierte. Noch nie hat der FCA so viel für einen Spieler in puncto Ablösesumme ausgegeben. Noch nie hat sich der Club über die sozialen Medien selbst für einen Neuzugang so gefeiert. Und auf jeden Fall wurden genau diese Mitteilungen des FCA, in denen dargestellt wurde, wie großartig der Neuzugang Ricardo Pepi ist, in der letzten Woche wieder hervor geholt und der Club bundesweit ordentlich durch den Kakao gezogen. Höhepunkt war ein Wumms-Meme in dem das Trump-Zitat vom „worst trade deal“ verarbeitet wurde. Genau die Zeiten in denen man sich per Social Media obendrein als besten bayrischen Club bezeichnet. Natürlich mit Humor. Alles ganz lustig.
Konsequenzen
Die Konsequenzen aus dem Pepi-Transfer im Winter sind nun seit einer Weile zu spüren. Die ca. 15 Millionen, die in Pepi investiert wurden, fehlen schlicht an anderen Stellen. Man hätte zum Beispiel Doan und Okugawa verpflichten und Gregortisch zum Höchst-Tarif verlängern können und das Maß an Torgefahr, was hierdurch möglich gewesen wäre, kann man sich als FCA Fan schlicht nicht vorstellen. Bei Okugawa wollten wir in diesem Sommer keine 5 Mio. nach Bielefeld überweisen, Doan kostete ca. 8,5 Mio. Es hätte alles so einfach sein können.
Bemüht, aber nicht erfolgreich. Für die irrsinnige Ablöse hätte der FCA mehrere andere Spieler verpflichten können. (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)
Und wenn wir schon bei „was wäre wenn“ bleiben wollen: Der Abgang von Sturm-Toptalent Dzenan Pejcinovic nach Wolfsburg wird ja gerne Markus Weinzierl in die Schuhe geschoben. Die Verpflichtung eines US-Talents im Winter für Unsummen, während der Top-Nachwuchs aus der eigenen Kaderschmiede auf seine Chance wartet, war an dieser Stelle vielleicht dann eine zusätzliche Dummheit, die eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft verbaut hat. Der Pepi Zugang war – zum jetzigen Zeitpunkt betrachtet – nicht nur wirtschaftlich eine schlechte Entscheidung, sondern eben auch darüber hinaus.
Aufarbeitung
Fehler passieren. Sie gehören zum Geschäftsleben dazu. Die Frage ist, wie man ihre Auswirkungen begrenzt und sie für die Zukunft abstellt. Einerseits ist Pepi der zweite Großtransfer beim FC Augsburg, der komplett schief gegangen ist. Tomas Koubek sitzt noch nicht einmal mehr auf der Bank beim FCA und die Verpflichtung war man damals eingegangen, obwohl man mit Andreas Luthe einen soliden Bundesligaspieler im Kader hatte. Von der Sparsamkeit des Seinsch-FCAs ist manchmal nicht mehr so viel übrig. Dahin müssen wir wieder zurück. Bei Transfers jenseits einer gewissen Größenordnung muss absolut sicher gestellt sein, dass uns die Spieler auch weiterhelfen. 100%. Transfers jenseits der 10 Mio. Euro halte ich für den FCA weiterhin für nicht realistisch.
Zweiteres wirft die Personalie Pepi weitere Fragen auf. Pepi stand gegen Hoffenheim noch in der Startelf. Maaßen hatte sich öffentlich hinter ihn gestellt und ihm eine Entwicklung für die kommenden Monate prophezeit. Dennoch hat anscheinend Pepi nach 8 Monaten nicht das Gefühl gehabt, kurzfristig in Augsburg durchzustarten. War nicht in vollem Umfang angekommen. Und nachdem ich letzte Woche selbst in Hoffenheim war, darf sich hier auch der ein oder andere im Gästeblock selbst im Spiegel in die Augen schauen. Augsburg hält zusammen? Wie hier teilweise über einen 19jährigen im eigenen Trikot hergezogen wurde, war beschämend. So bleibt: Pepi ist nach Gregoritsch und Pejcinovic der nächste, der den FCA in diesem Sommer gerne verlassen hat.
Und beim nächsten Mal. Wer stellt sicher, dass wir nach Koubek und Pepi nicht das nächste Mal groß daneben liegen? (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)
Was bleibt?
Neuer Trainer, ein paar neue Spieler. Viel verändert hat sich sonst nicht diesen Sommer, in dem uns die neue Offenheit versprochen wurde. Der FCA ist weiterhin ein Club, in dem bis zum Ausscheiden von Klaus Hofmann die Entscheidungsträger gemeinsam alle wesentlichen Entscheidungen getroffen haben. So waren dann auch Stefan Reuter und Michael Ströll beide für den Pepi-Transfer. Und über Fehler spricht man ja nicht. Dies wird auch in diesem Fall nicht anders sein (Oh, wie gerne ich mich täuschen würde. Der Pejcinovic Abgang jetzt im Sommer wurde vom FCA übrigens nicht offiziell kommuniziert). Für die eigenen Entscheidungen gilt es Verantwortung zu übernehmen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich aus Fanperspektive auch diese Saison drei Freiwillige finden, die noch mehr Lücken im Kader haben und sportlich damit weniger Erfolg und die wir somit hinter uns lassen können. Wenn durch die Verpflichtung von Enno Maaßen Euphorie aufgekommen sein sollte, dann hat diese nicht lange angehalten. Die Entwicklung beim FCA geht weiter vom sympathischen Kleinen der die Großen ärgert, über den Status der Grauen Maus bis zur zeitweisen Lachnummer der Liga. Ich hätte mir hier über den Sommer eine andere Kurve erhofft. Ich bin allerdings auch ein naiver Fußballfan. Man mag sich trösten: langweilig wird es uns nicht.
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.