Ein bleibender Eindruck?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette bei presse-augsburg.de.

Als Fan des FC Augsburg sind es momentan nicht die schlechtesten Zeiten. Der Club steht mit 16 Punkten aus 13 Partien zwei Wochen vor Weihnachten im Mittelfeld der Tabelle. Ja, man kann noch abrutschen. Das Tabellenbild hat mir aber schon mal mehr Schrecken eingejagt als momentan. Dazu kommt, dass Verlieren momentan beim FCA nicht sehr häufig vorkommt. Gegen die Bayern in der Allianzarena musste man in der zweiten Halbzeit die Flügel strecken. Die Niederlage zuvor war am 19.10. in Freiburg. Ergebnisseitig kann man sich nun nicht beschweren.

In dieser Woche ist zudem etwas passiert, was in Augsburg Seltenheitswert hat. Der FCA ist ins Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Glorreich ging es weder zu Hause gegen Schalke noch nun auswärts in Karlsruhe zu. Der FCA hatte sogar einiges an Glück, um in der Nachspielzeit der Verlängerung noch auszugleichen und dann im Elfmeterschießen zu gewinnen. Bei diesem Erlebnis überlagert bei mir als jemand, der im Stadion live im Gästeblock war, die Euphoriewelle und das seelige Gefühl nach dem Ende, den Frust und Ärger über die sportlich ungenügende Leistung.

Zwischen Frust und Zufriedenheit

Dieser Zwischenraum zwischen „Ach, passt schon“ und „Was spielen die eigentlich wieder für einen Scheiß“ ist dann auch das momentane, tägliche Brot des FCA-Fans. Einerseits hat man sich gegen die Bayern gut gehalten, andererseits kam man in der zweiten Halbzeit kaum mehr aus der eigenen Hälfte raus. Einerseits hat man gegen Bochum gewonnen, andererseits war es offensiv sehr mau und man brauchte einen Elfmeter für das einzige Tor. Einerseits hat man gegen Hoffenheim einen Punkt geholt, andererseits war der Gegner nicht in der besten Verfassung und es hätte auch mehr sein dürfen.

Diese Liste ließe sich nun beliebig fortführen. Einerseits haben wir beim FCA schon schlimmere Zeiten erlebt, andererseits hat doch selbst Michael Ströll im Sommer von Sexyness gesprochen. Und hat nicht Jess Thorup immer vom „Offensive Mindset“ gesprochen? Die Erinnerungen verschwimmen schon ein bisschen, und man mag es nicht mehr so ganz glauben, wenn man all die Spiele in der letzten Zeit gesehen hat.

Das Selbstbewusstsein wächst, und bleibt hoffentlich. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Die Entwicklung

Derweil ist die sportliche Entwicklung schlüssig, wenn man sie mit ein bisschen Abstand betrachtet. Nach der ersten guten Rumpf-Saison unter Jess Thorup und dem großen personellen Umbruch im Sommer war der Trainer wohl sehr darauf aus, sportlich direkt bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Einzig, defensiv wollte es so gar nicht funktionieren. Heidenheim, Leipzig beides Desaster. Zu Hause gegen Mainz und Bremen Gegentore ohne Ende. Ja, auch in Freiburg sah es nicht gut aus.

Der Fokus rutschte also auf die Defensive. Hinten gut stehen, den Gegner zu Fehlern zwingen. Und man gewann mit dieser Devise gegen Dortmund und Bochum. Punktete gegen Hoffenheim und auswärts in Wolfsburg. Not too bad, wie man heutzutage sagt. Aber abseits aller Pokaleuphorie ja auch recht traurig, was man da so auf dem Rasen beobachten durfte.

Warum habe ich diese Woche nicht nur theoretisch Hoffnung? Weil ich am Samstag in Frankfurt vor Ort war. Und dort war es defensiv gut, als auch offensiv mit Plan. Tietz/Essende wirkten wie ein eingespieltes Sturmduo und legten sich gegenseitig die Bälle auf. Wolf konnte über rechts immer wieder mit nach vorne stoßen. Und man schoss in Frankfurt 2 Tore und konnte beim 2:2 einen Punkt mitnehmen. Verdient, auch weil Labrovic ein Granatenrückhalt im Moment ist (Ja, es war die Woche der Torhüter. Grüße gehen raus an den Elfmeter-Killer Finn Dahmen nach seinem Pokalauftritt. Liebe für euch beide).

Zementieren

Zwei Spiele sind es jetzt noch bis zur Winterpause. Gegen Leverkusen und Kiel. Und die Ausgangslage ist eindeutig. Der FCA muss gegen Leverkusen erneut diesen Mut zeigen, der gegen Frankfurt so viel Spaß gemacht hat. Und -auch wenn Jess Thorup, das vor dem Spiel gegen Kiel wieder klein reden wird – in Kiel auswärts kontrolliert gewinnen. Und damit den positiven Eindruck und die Tendenz zementieren, die ich zumindest in dieser Woche habe. Es geht – gefühlt – voran. Genug? Die nächsten beiden Wochen werden es zeigen.

Mut zur Idee

Ich bin immer noch total geflasht von Mittwochabend. Das Erlebnis in Karlsruhe war großartig, zumindest im Auswärtsblock bei totaler Eskalation am Ende eines zermürbenden Abends. Live im Stadion kann man diese Momente nur lieben. Das ist Fußball. Das ist, was ich will.

Jetzt regnet es und ich mache mich nachher auf den Weg ins Waldstadion in Frankfurt. Was braucht es heute gegen eine starke Eintracht: Mut! Ohne Mut kann man die Punkte direkt abgeben. Und Mut kann man auf unterschiedlichen Ebenen haben.

Personal

Die Beine werden bei dem ein oder anderen müde sein am Ende der englischen Woche. Der Kopf vielleicht auch. Jetzt heißt es, die Jungs zu finden, die es heute reißen können. Jess Thorup wechselt eigentlich nicht groß in der Startelf. Aber für heute könnte Mut auch bedeuten, den formstarken Spielern eine Chance zu geben.

Arne Maier gehört nach seinem Ballverlust gegen Karlsruhe für mich nicht dazu. Aber Samuel Essende kann im Sturm den Unterschied machen und sollte wieder beginnen. Evtl. sogar für Philipp Tietz, der dann mit Power von der Bank kommen kann (meine Liebe für Philipp Tietz ist dennoch ungebrochen). Ruben Vargas hat gegen Karlsruhe den Ausgleich gemacht. Wie wäre es für ihn mit einer Chance von Anfang an? Oder mit Mert Kömür, der auch für Wirbel gesorgt hat?

Sportliche Idee

Dann braucht es mindestens eine sportliche Idee, um zu Chancen zu kommen. Es geht nicht um einen Punkt. Es geht darum, einen Weg zu finden, der zum Sieg führen könnte. Ich kann mich an ein Spiel gegen Frankfurt erinnern, bei dem man die Eintracht mit langen Seitenverlagerungen auseinander nehmen konnte. So einen Aufhänger brauchen wir heute auch wieder.

Der FCA ist sportlich zuletzt extrem ausrechenbar gewesen. Es braucht neben defensiver Stabilität auch ein bisschen Flexibilität, um Gegner vor ungekannte Herausforderungen stellen und Schwächen ausnützen zu können. Ja, gegen Bayern sah das in der ersten Halbzeit okay aus. In der zweiten ist man aber gar nicht mehr in Richtung gegnerisches Tor gekommen und hier hat das Team hoffentlich angesetzt. Der FCA muss gefährlich sein. Zumindest in einzelnen Situationen.

Tore, um zu gewinnen

Es kann ein jeder verstehen, warum der Fokus nach dem Saisonstart auf der defensiven Stabilität lag. Um aber auch gegen stärkere Gegner eine Chance haben zu können, muss der FCA sich offensiv Möglichkeiten erspielen. Nicht zu defensiv denken. Angreifen. Nicht spielen, um nicht zu verlieren. Spielen, um zu gewinnen. Spielen, um Tore schießen zu wollen.

Jess Thorup hat immer wieder das „Offensive Mindset“ angesprochen. Offensive passiert vor allem in des Gegners Hälfte. Man arbeitet sich auf des Gegners Tor zu. Daneben muss der FCA dann auch seine Chancen nutzen. Dafür muss er diese aber erstmal haben.

Wenn ich mich nachher gleich in die Kälte bewege, dann will ich das sehen. Ausreden gibt es keine. Die Eintracht hat auch eine englische Woche gespielt und im Pokal sogar deutlich verloren. Jess Thorup ist seit über einem Jahr da. Die Zeit ist jetzt, genau in diesen Spielen. Auf geht’s Augsburg, kämpfen und siegen!

Pflichtspiele

Die Partie gegen den FC Bayern hat erneut gezeigt, dass der FC Augsburg im Moment sehr bemüht ist, Ergebnisfußball zu spielen. Über die gesamte Distanz hat es gegen die Bayern nicht gereicht. Über den Ansatz kann man sich streiten. Wenn es schief geht, dann bereitet es niemandem Freude, wenn des Gegners Tor gefühlt durch eigene Angriffsbemühungen überhaupt nicht bedroht war. Man darf sich aber fragen, ob die Partie gegen den FC Bayern eine große Aussagekraft hat.

Aber auch der Blick aufs große Ganze hilft nicht besonders weiter. Insgesamt hat der FC Augsburg eine Partie der letzten 5 gewonnen, was rein ergebnistechnisch Abstiegskampf verheißt. Und so kommt es in den 5 Spielen bis Weihnachten nun darauf an, die nötigen Siege einzufahren. Und ja, dafür muss man zwangsläufig Tore schießen. In diesen Tagen wird auch über den Trainer geredet. Jess Thorup hat nun eine machbare, aber schwere Aufgabe vor sich. Ich hoffe, er findet das „Offensive Mindset“ wieder. Es ist schon fast egal wie. Hier kommen die Spiele, in denen der FCA bis Weihnachten abliefern muss:

Zu Hause gegen Bochum (30.11.)

Bochum ist Letzter in der Tabelle. Bochum hat schon den Trainer gewechselt, aber eher uninspiriert hin zu Dieter Hecking. Bochum ist unangenehm zu spielen, der FC Augsburg muss aber in dieser Saison zeigen, dass er gegen einen Gegner, der klar mit dem Rücken zur Wand steht, zu Hause das Spiel kontrollieren und gewinnen kann. Der Kader des FC Augsburg ist – auch wenn Giannoulis und Schlotterbeck fehlen – dem der Bochumer überlegen. Der FCA hat zu Hause schon zu viele Punkte liegen lassen. Es ist Zeit in diesem Pflichtspiel abzuliefern und Bochum in die Schranken zu weisen.

Hübsch muss es nicht werden, aber effektiv. Der FCA braucht bis Jahresende Ergebnisse. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Im Pokal in Karlsruhe (04.12.)

Karlsruhe ist ein guter Zweitligist, in einer engen Liga. Aber es ist Dezember und der FCA hat das erste Mal seit vielen Jahren eine gute Chance im Pokal zu überwintern. Diese Chance muss das Team von Jess Thorup nutzen. Auch hier gibt es keine Ausreden. Es ist ja jetzt nicht so, dass ich erwarte, dass man die Karlsruher her spielt. Es ist aber schon so, dass der Anspruch ist, hier weiterzukommen. Gegen Schalke hatte man in der zweiten Halbzeit Probleme. Gegen Karlsruhe darf es nun keine Ausreden geben. Weiterkommen ist Pflicht, damit der FCA in 2025 noch von mehr träumen darf.

Auswärts gegen Kiel (21.12.)

Das letzte Spiel des Jahres ist immer besonders wichtig, weil man das Gefühl des letzten Spiels mit ins neue Jahr mitnimmt. Dazu kommt, dass man zwischendurch gegen Frankfurt und Leverkusen ran muss. Und: der FCA muss einfach in diesem Kalenderjahr in der Bundesliga noch auswärts gewinnen. So sehr ich auf die Partie in Frankfurt hoffe, so sehr musss es in Kiel passieren. Der FCA muss gegen den Aufsteiger aus Kiel in Kiel gewinnen und mit einem guten Gefühl ins neue Kalenderjahr gehen.

3 von 5 Partien quasi gewinnen zu müssen, ist die sportliche Realität des FCA hin zum Jahresende 2024. Viel wird über Spielweise und Taktik der Mannschaft gesprochen. Der ein oder andere sieht auch bei Jess Thorup eine Tendenz, die in Augsburg schon Trainer vor ihm ereilt haben: das ansprechende taktische Konzept (Stichwort: „Offensive Mindset“) wurde über Bord geworfen und gegen hilflosen und hässlichen Ergebnisfußball ausgetauscht. Aber warum?

Ich finde: es wird sich nun gegen die „schwächeren“ Gegner zeigen, wie weit die Mannschaft unter Jess Thorup ist. Hier zeigt sich nun, ob der FCA der gestandene Bundesligist ist, der er sein will. In den beiden anderen Partien gegen Leverkusen und Frankfurt ist wohl nicht viel zu holen. Aber auch in diesen Partien kann der FCA Mut beweisen. Mut und „Offensive Mindset“. Und Bonuspunkte sammeln. Und dann schauen wir mal, was uns unter dem Weihnachtsbaum erwartet.

Surprise, Surprise

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Als der FCA im Sommer auf dem Transfermarkt unterwegs war, verpflichtete der Club Spieler, die in Augsburg keiner kannte. Matsima, Onyeka und Claude-Maurice im Speziellen, sorgten neben Samuel Essende für Fragezeichen. Was konnte man von diesen Spielern erwarten? Dazu gab der FCA kaum Geld für seine Neuzugänge aus. So günstig, kann doch niemand gute Spieler verpflichten. Nach ein paar Wochen nun ist klar: Surprise, Surprise, die Jungs können was. Dem FCA ist dabei einiges gut gelungen im Sommer auf dem Transfermarkt, gerade wenn man sich unterschiedliche Merkmale der Spieler anschaut:

Die Erfahrenen

Der FCA hat Spieler dazu geholt, die dem Kader Substanz geben. Ja, es wurde zuletzt unter anderem im sehr hörenswerten FCA-Spezial des Rasenfunks mit Gast Florian Eisele festgestellt, dass der FCA vielleicht im nächsten Sommer nicht direkt erneut die großen Millioneneinnahmen generieren wird. Dies liegt aber an etwas Positiven: der FCA hat im Sommer auch Erfahrung in den Kader dazu geholt.

Das war 1. bitter notwendig. Mit Demirovic, Dorsch, Uduokhai u.a. sind dem FCA eben auch Spieler abhanden gekommen, die schlicht und einfach auch Matchpraxis auf hohem Niveau mitbringen. Diese Erfahrung sorgt für weniger deutliche Ergebnisse und trägt nun auch in der letzten Phase dazu bei, dass die Mannschaft solider liefert (und zuletzt nicht mal mehr in Wolfsburg verloren hat).

In diese Kategorie fallen die Verpflichtungen von Marius Wolf, Dimitrios Giannoulis und Keven Schlotterbeck. Auch Frank Oneyka fällt in diese Kategorie, auch wenn man Frank the Tank nur für eine Saison ausleihen konnte. Für alle Neuzugänge dieser Kategorie hat man kaum etwas bezahlt. Transfererlöse wären topp, sind aber nicht unbedingt notwendig.

Ergänzung in die Breite

Man konnte im Sommer vortrefflich debattieren, ob der FCA einen neuen Keeper braucht. Als Außenstehendem war einem nicht so klar, wie lange Finn Dahmen verletzt sein würde. Mit Tomas Koubek wäre ich ungern als Vertretung in die Saison gestartet, gerade nach den Partien im Saisonabschluss. Nedi Labrovic war damit vornehmlich ein Luxustransfer, eine Investition in die Breite des Kaders. Aber wie sehr hat sich dieser Transfer jetzt schon ausgezahlt? Labrovic hat sich zum sicheren Rückhalt der Mannschaft gemausert und Finn Dahmen wird sich vorerst schwer tun, den Weg zurück in die Mannschaft zu finden.

Auch Steve Mounié packe ich erstmal in diese Kategorie. Mounié hat mit Sicherheit selbst den Anspruch erfahrene Verstärkung zu sein, und wenn die Stürmerform erstmal kickt, dann kann das noch gut passieren. Die Saison ist lang. Momentan hat Philipp Tietz auch die Nase vorne, weil er emotionaler Leader des Teams und eine Pressingmaschine ist. Aber Mounié wird weitere Chancen zweifellos bekommen.

Frank Onyeka ist seit seiner Ankunft in Augsburg im Dauereinsatz. (Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Die X-Faktoren

Was für den FCA in der sommertransferperiode unerlässlich war: offensive Unterschiedsspieler zu finden. Demirovic war an sehr vielen Toren letztes Jahr beteiligt und irgendwer musste da in die Bresche springen. Bisher zeigen zwei Offensivspieler dieses Jahr das Potential dazu, hier absolute Verstärkungen zu sein (und nein, Keven Schlotterbeck ist trotz seiner Tore und Vorlagen keiner davon).

Einerseits ist hier Samuel Essende zu nennen, der definitiv weiß, wo das Tor steht. Essende hat Thorups Vertrauen nach seinem Platzverweis gegen Mainz ein bisschen verloren, aber er hat definitiv das Zeug dazu in der Bundesliga 10+ Tore in einer Saison zu machen. Zu gut sind seine fußballerischen Fähigkeiten, seine Athletik und seine Abschlussqualitäten.

In diese Kategorie fällt definitiv auch Alexis Claude-Maurice. ACM kam ablösefrei aus Frankreich, warum weiß niemand so genau. Nach über 100+ Ligaspielen in der Ligue 1 ist die Bundesliga anscheinend die absolut richtige Bühne für ihn. Er kann einiges mit dem Ball, sich Platz verschaffen, aus der Distanz abschließen und hat den FCA eigenfüßig durch den Oktober gezogen. Wenn das kein Unterschiedsspieler ist, wer dann?

Die Talente

Trotzdem hat der FCA nicht vergessen, auch wieder Talente zu holen. Spieler des Spiels gegen Hoffenheim war nämlich Chrislain Matsima, der aus Monaco zum FCA kam. Der Junge ist halt mal einfach französischer Internationaler und dort durch die Jugendmannschaften gelaufen. Sieht man seine Qualität jetzt schon? Aber hallo. Ich glaube, da hat der FCA einen Volltreffer gelandet. Werden wir lange Spaß an ihm haben? Wahrscheinlich nicht, oder aber nur durch Weiterverkaufsbeteiligungen.

In diese Kategorie fällt auch Yusuf Kabadayi. Der Neuzugang aus der Bayern-Jugend, nach einem Abstecher zu Schalke 04, zeigt auch schon, dass die Bundesliga kein zu großer Sprung für ihn ist und konnte auch schon seinen Torriecher unter Beweis stellen. Er bekommt unter Thorup seine Einsätze – genau wie auch Mert Kömür aus dem eigenen Nachwuchs – und wird uns noch weiter positiv überraschen, wenn er das Trainer-Feedback annimmt und geduldig weiterackert. Auch in ihm sehe ich eine wertvolle Verstärkung.

Noch nicht am Ende

Hatte der FCA einen guten Transfersommer? Diese Frage kann zu diesem Zeitpunkt nur mit ja beantwortet werden. Ich hatte ursprünglich versucht, eine TOP5-Liste der Sommertransfers zu erstellen, bin aber daran gescheitert. Zu viele Verpflichtungen finde ich aus den unterschiedlichsten Gründen gut. Ich mag Matsima, ACM, Essende genau wie Schlotterbeck, Labrovic und Giannoulis. Bei Wolf und Mounié aber auch Kabadayi sehe ich noch einiges an Luft nach oben. Und auch Onyeka ist ein guter Transfer gewesen, auch wenn ich ihn jetzt schon gerne fest beim FCA gesehen hätte.

Bei dem riesigen Umbruch im Sommer war klar, dass die Mannschaft eine gewisse Anlaufzeit braucht, bis sie sich findet. Bis sie Selbstvertrauen tanken konnte. Diese Phase, auch mit hässlichen Auswärtsniederlagen, haben wir hoffentlich hinter uns. Dafür steht das Team aber schon recht solide da, ist in der Bundesliga im Mittelfeld platziert und im Pokal weiterhin dabei.

Darf man dezent Hoffnung auf mehr haben? Warum denn nicht. Einerseits muss man festhalten, dass der FCA zu Hause eine Macht ist. Ja, man hat gegen Mainz und Bremen Punkte liegen lassen, aber diese Dummheit ist Vergangenheit. Das Team hat es wohl geschafft, dass die Gegner momentan ungern nach Augsburg reisen. Es wackeln dann auch wieder Trainerstühle in der Republik. Viele Grüße nach Hoffenheim an dieser Stelle.

Mit den hergeschenkten Heimpunkten läge man momentan knapp hinter den Champions League Rängen. Hätte, wenn und aber. Das Team muss sich nun nicht unendlich verbessern, um diese Saison noch für die ein oder andere zusätzliche Überraschung zu sorgen. Thorup hat zuletzt die richtigen Hebel gefunden, in dem er die Defensive gestärkt hat. Wenn jetzt wieder ein Hauch mehr Offensive zurück in den Gameplan findet, dann ist mit dem FCA zu rechnen. Ja, zwischendurch hat der große Umbruch für dezent Sorgenfalten gesorgt. Momentan ist die Richtung für mich klar erkennbar, und wenn der FCA die Länderspielpause nun gut zu nutzen weiß, dann werden wir in den nächsten Monaten noch den ein oder anderen Gegner kalt erwischen.

Nach oben oder nach unten?

Für Jess Thorup war diese Woche ungewöhnlich. Er konnte sich mit der Mannschaft lange auf das Spiel gegen Hoffenheim vorbereiten, da der FCA erst an diesem Sonntag ran muss. Nach der fast perfekten Woche, in der der FCA 4 Punkte gegen Wolfsburg und Dortmund holte und im Pokal weiterkam, ist die Partie gegen Hoffenheim direkt wegweisend.

Tabellarisch ist alles eng. Der FCA hat sich durch die letzte Woche ins Mittelfeld vorgeschoben. Die Abstände sind in beide Richtungen sehr gering. Mit einem Sieg kann man sich noch etwas weiter nach vorne robben. Mit einer Niederlage würde man direkt wieder in Richtung Relegationsplatz rutschen. Dazu kommt, dass Hoffenheim in dieser Saison noch nicht in Tritt gekommen ist. Gegen einen schwächelnden Gegner und zu Hause kann es für den FCA nur darum gehen einen 3er zu holen.

Neben diesen Aspekten der Ausgangslage, wartet für den FCA aber auch sportlich eine Aufgabe, an der die Mannschaft weiter wachsen kann. Kernaspekte aus meiner Sicht sind:  

Defensiv stabil, offensiv harmlos

Das beste Spiel der letzten Woche war das gegen Dortmund. Sowohl gegen Schalke als auch Wolfsburg stand man zwar defensiv grundsätzlich stabil, gab aber zu sehr die Kontrolle über die Partien ab. Einerseits konnte man zu wenig kontrollierende Ballbesitzphasen einschieben und verlor zu schnell den Ball (auch weil man sich oft nur durch lange Bälle zu befreien wusste). Daneben glitt man offensiv nicht nur in die Passivität sondern auch in die Harmlosigkeit ab. In den kommenden Spielen gilt es nun die defensive Stabilität zu behalten und darüber hinaus im Spiel mit Ball und offensiv die nächsten Schritte zu gehen.

AUGSBURG, GERMANY – OCTOBER 26: Elvis Rexhbecaj of FC Augsburg gestures during the Bundesliga match between FC Augsburg and Borussia Dortmund at WWK-Arena on October 26, 2024 in Augsburg, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Eingespielt, aber ohne Überraschungen

Jess Thorup hat – und das wissen wir nun im Umfeld das FCA schon eine ganze Weile – die klare Tendenz einer festen Stammformation zu vertrauen. Die scheint er momentan gefunden zu haben. Dies führt aber auch dazu, dass der FCA für Gegner leicht ausrechenbar ist, weil Tendenzen in der Videoanalyse gut erarbeitet werden können. Gegen Hoffenheim muss Thorup nun zumindest auf einer Position wechseln, weil Elvis Rexhbecaj gelb-gesperrt fehlen wird. Man darf an dieser Stelle anregen, dass Thorup versucht durch den Wechsel einen Überraschungsmoment zu setzen, der gegen Hoffenheim den Unterschied machen könnte.

Hungrig, mit der Aussicht auf mehr

Letzte Saison ging es am Ende noch darum, die Chance auf die europäischen Wettbewerbe zu nutzen. Der FCA ist sang- und klanglos daran gescheitert, das Saisonziel weiter nach oben zu schieben. Man tat sich schwer nach den Sternen zu greifen und dafür alles reinzuwerfen. Jetzt ist man gerade wieder in einer Situation, in der der Abstiegskampf nicht immanent ist und der Gegner selbst keinen Esprit versprüht. In dieser Situation gilt es jetzt zu zeigen, wohin man diese Saison will. Wie weit ist es mit der Sexyness schon gekommen?

Und so kommt es, dass sich für mich als FCA-Fan eine besondere Spannung vor der Partie gegen Hoffenheim aufbaut. Während viele neutrale Fußballfans gerade auf die Partie Augsburg gegen Hoffenheim in der ersten Liga gut verzichten könnten, hab ich richtig Bock. Die Entwicklung in den letzten Wochen ging in die richtige Richtung. Kann der FCA gegen Hoffenheim nachlegen, seine eigenen Ansprüche untermauern und ausnahmsweise ein bisschen flexen? Auf geht’s Augsburg, kämpfen und siegen.

Die fast perfekte Woche

In der letzten Woche war der FC Augsburg ungewohnt busy. Englische Wochen kennt unser Verein nur aus vereinzelten Erzählungen. Im Europa Pokal hat man lange nicht mehr gespielt und auch im Pokal ging es lange nicht über die ersten beiden Runden hinaus.

Die Gefühlslage vor dieser Woche war nun nicht mit Euphorie übersät. Zu Hause war der FCA zwar in dieser Saison immer in der Lage mitzuspielen, auf der Ergebnisseite hatte man aber schon einige Punkte liegen gelassen. Auswärtsspiele hatten zudem in dieser Saison immer Katastrophenpotential und viele der zu vielen Gegentore hatte sich der FCA in der Fremde gefangen.

Als Fußballfan neigt man ja dazu, entweder an die Meisterschaft zu denken oder direkt den Abstieg zu prophezeien. Vor der letzten Woche tendierte die Stimmung eher zu Zweiterem. In der Nachschau kann man nun konstatieren, dass der FCA nicht nur Ergebnisse eingefahren hat sondern auch auf dem Platz wichtige Schritte nach vorne gemacht hat. Eine Zusammenfassung von aus meiner Sicht wesentlichen Punkten:

Eklig ist sexy

Die Partien zeigen vor allem auch: mit Intensität kann der FCA regelmäßig Ergebnisse einfahren. Michael Ströll hatte im Sommer ausgesagt, dass der FCA sexy werden wolle. Die Ansichten darüber, was als „sexy“ empfunden wird, gehen bekannterweise deutlich auseinander. In der wwk Arena wird es regelmäßig als sexy betrachtet, wenn der Gästeblock verstummt, weil der FCA auch über Zweikampfführung und Intensität im Spiel qualitativ besseren Gegnern die Nerven raubt. Das hat man gegen Dortmund wieder gezeigt. Gezieltes offensives Pressing und aufopferungsvolle Defensivarbeit waren die Grundlage auch für gezielte Ballbesitz- und Offensivphasen. Nur so geht es und ja, ich finde das sexy.

Nedi Labrovic musste in den letzten Spielen nicht mehr so oft hinter sich greifen. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Ergebnisse über die Zeit gebracht

Am Ende gegen Dortmund als auch gegen Schalke kam man dann doch etwas in Bedrängnis. In beiden Fällen konnte man – analog zum Heimspiel gegen Mönchengladbach – die Ergebnisse über die Zeit bringen. Die Mannschaft wurde nicht unruhig und hat zu Hause sich viel Selbstvertrauen und eine breite Brust erarbeitet und weiß, dass sie auch schwierige Phasen überstehen kann. Bei einer Mannschaft, bei der man in den vergangenen Wochen auch mal über mentale Themen nachgedacht hatte, zeigt sich, dass dies in manchen Aspekten aber nicht grundsätzlich ein Thema ist.

Auswärts stabiler

Zum Abschluss der Woche stand dann das Auswärtsspiel in Wolfsburg an. Nachdem in Freiburg die ersten 30 Minuten der Auswärtspartie recht stabil waren, hielt der FCA nun länger durch und stand grundsätzlich defensiv stabil. Man konnte sogar selbst einen Wolfsburger Fehler für sich nutzen und 1:0 in Führung gehen. Für 3 Punkte reichte es am Ende dann doch nicht, weil Wolfsburg eine der eigenen Chancen doch noch nutzen konnte. Die Auswärtsniederlagenserie ist dennoch gebrochen und der FCA hat zumindest in der Fremde mal wieder einen Punkt geholt. Darauf kann man in den kommenden Auswärtspartien aufbauen.

Am Ende der Woche steht das Weiterkommen im Pokal auf dem Zettel, inklusive der Zulosung eines Zweitligisten in der nächsten Runde. Der FCA könnte realistisch im Pokal überwintern und uns dadurch positive Aufregung in der Rückrunde verschaffen. Dazu kommen vier Punkte für die Bundesligatabelle, die zumindest kurzfristig dafür sorgen, dass der FCA sich wieder im Mittelfeld der Tabelle einsortiert und nicht weiter hinten reinrutscht. Insgesamt ist das natürlich alles eine Momentaufnahme. Gerade die Partie gegen Hoffenheim wird zeigen, wie nachhaltig die Entwicklung ist. Aber zumindest heute kann man festhalten, dass man eine positive Entwicklung erkennen kann.

Stabil genug?


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette bei presse-augsburg.de.

Wenn man den Saisonstart des FC Augsburg betrachtet, dann kommen gemischte Gefühle auf. Einerseits hat der FCA sieben Punkte gesammelt und zumindest zweimal gewonnen. Das war in der letzten Saison schlechter. Auch im Pokal ist man weitergekommen. Dennoch ist die sportliche Situation unbefriedigend. Es hätten auf Grund der komischen Heimspiele gegen Bremen und Mainz auch mehr Punkte sein können. Auf der anderen Seite sind die bisherigen Auswärtsspiele gegen Heidenheim und Leipzig absolute Stimmungskiller. Zweimal 0:4 und viel zu wenig abgeliefert.

Eine Statistik haut aber über den Saisonstart hinweg gesehen ganz besonders rein: 15 Gegentore hat der FCA in den ersten 6 Bundesligapartien bisher kassiert. Das sind 2,5 Gegentore im Schnitt. Schlechter sind in dieser Kategorie bis dato nur Holstein Kiel und die TSG Hoffenheim. Wenn es nur darum ginge, dann wäre der FCA abstiegsreif. Nach einem stabilen Team sieht das in der Gesamtschau bisher nicht aus. Es gibt Anzeichen, die meiner Meinung nach allerdings auf eine nachhaltige Verbesserung hindeuten:

Nicht eingebrochen

Gegen Gladbach hat man zwar ein Gegentor kassiert. Tim Kleindienst ließ es sich nicht nehmen, eine Ecke einzuköpfen. Das verminderte den Vorsprung der Augsburger auf einen Treffer. Die Mannschaft fand aber in diesem Falle schnell wieder zu ihrem Spiel zurück und ließ kaum Unsicherheit aufkommen. So sollte es sein, wenn man ein Spiel an sich gut gespielt hatte bis zu diesem Zeitpunkt. Der FC Augsburg glänzte allerdings in den letzten Wochen auch dadurch, dass er Treffer gerne mal im Doppelpack kassierte. Gegen Mainz zu Hause oder gegen Leipzig auswärts. Aber nicht gegen Gladbach. Man ist einmal ausgerutscht, aber nicht gefallen. Ein Schritt nach vorne.

Stabilität auch in den Randphasen

Das Team hatte in den vergangenen Wochen immer wieder Probleme in den ersten 15 Minuten beider Halbzeiten. Es hat schlicht gedauert, bis man als Team im Spiel war und Mannschaften wussten das auszunutzen. Gegen Gladbach begann man in der ersten Halbzeit bewusst zurückhaltend. Aber man fand dann eben auch den eigenen Rhythmus und konnte sich immer mehr die Oberhand erarbeiten. Auch nach der Halbzeit gelang den Gladbachern nicht direkt der Ausgleich. Es ist noch nicht alles Gold was glänzt, und Freiburg wird gerade mit Blick auf einen schnellen Start ins Spiel den FCA testen. Erstmal sieht es so aus, als ob Jess Thorups mentale Sensibilisierungen angeschlagen wären.

Der X-Faktor ist da

Wenn Jess Thorup über seine Spieler spricht, dann hebt er manchmal den ein oder anderen hervor, der den X-Faktor hat. Spieler mit X-Faktor erlauben es einem Club, geduldig sein und im Spiel mit dem Ball sich auf deren Qualität verlassen zu können. Ermedin Demirovic hat in der letzten Saison gezeigt, dass er den X-Faktor hat. Ruben Vargas kann ein Spieler sein, der solche Momente kreiert. Demirovic ist allerdings weg und Vargas momentan verletzt. Da kam die Frage auf, wer diese Momente nun liefern kann. Und wenn die erste Antwort ein Innenverteidiger ist (Schlottis Abschluss sei an dieser Stelle trotzdem besonders hervorgehoben), dann muss man sich um ein Team Sorgen machen.

Wenn Neuzugänge wie Chrislain Matsima immer mehr ankommen, dann wird das Augsburger Team eventuell noch besser (Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

In Augsburg haben sie aber im Sommer mehr als nur einen Spieler gefunden, der den X-Faktor auf den Rasen bringt. Frank Onyeka sorgt immer wieder für große Unruhe, wenn er aus dem Mittelfeld nach vorne stößt. Gegen Gladbach war dann auf einmal Alexis Claude-Maurice da, der eine gehörige Portion offensiver X-Faktor Ideen mit auf den Rasen brachte. Und man mag nicht vergessen, dass Samuel Essende recht mühelos in den ersten Wochen der Saison seine Wucht und Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt hat.

Zusammenfinden

Diese vielen unterschiedlichen Charaktere müssen weiter zusammenfinden. Bei so manchem ist da noch deutlich Luft nach oben. Steve Mounié agierte bisher eher unglücklich. Auch Marius Wolf darf nun gerne mal 90+X Minuten voll überzeugen und in der Innenverteidigung kehrt keine Ruhe ein, weil sich Schlotti den Oberschenkel gezerrt hat. An dieser Stelle wird es aber weiter voran gehen, gerade vor dem Hintergrund zwischenzeitlicher Erfolgserlebnisse. Siege führen zu Vertrauen und stärken die Gemeinschaft, weil der Glaube an die gemeinsame Perspektive neue Luft erhält.

Nur die Ruhe

Wenn ich mir die Mannschaft des FCA anschaue, dann kommen mir regelmäßig Fragen. Warum wechselt der Trainer schon wieder das System? Wie kann man nur so leichte Tore kassieren? Auswärts so spielen? Und überhaupt, warum passt das nicht zu Beginn der Halbzeiten? Es läuft wahrlich noch nicht alles rund. Auf der anderen Seite hatte ich prognostiziert, dass es eine Übergangssaison für den FCA werden würde, alleine schon wegen des großen Kaderumbruchs. An die TOP10 mag ich da gar nicht denken. Dafür läuft es gar nicht so schlecht. Und es sind immer wieder positive Anzeichen zu erkennen, die weitere Hoffnung geben. Wichtig waren da vor allem die 3 Punkte gegen Gladbach, weil dadurch etwas Ruhe einkehrt. Fußball bleibt ein Ergebnissport und der FCA hat sich durch seine Ergebnisse erarbeitet, dass er seine Entwicklung weiter vorantreiben kann. Bei mir mittlerweile wieder mit mehr Hoffnung. Aber das nächste Auswärtsspiel kommt bestimmt. Oh…

Kurz vor der Ratlosigkeit

Wer FCA-Cheftrainer in diesen Tagen beobachtet, der wird erkennen, dass sich das ein oder andere wiederholt. Hatte man vor dem Spiel in Leipzig noch gehofft, dass die Leistung in Heidenheim ein einmaliger Ausrutscher war, so wurde man durch die erneute 0:4 Klatsche eines Besseren belehrt. Wenn man sich die Abwehr als einzelnen Mannschaftsteil nimmt, dann wurden Probleme nun über mehrere Wochen nicht gelöst.

Der FCA kassiert einfach zu viele Gegentore. Und immer wieder ist man zu Beginn des Spiels und nach der Halbzeitpause nicht voll da. War es Thorup nach seiner Ankunft noch gelungen, der Mannschaft wieder Selbstvertrauen einzuhauchen, so gelingt es seinem Team nun mehr nicht mal mehr Flanken ordentlich zu verteidigen. Oder konzentriert zu Beginn einer Spielperiode auf dem Platz zu stehen. Trübsal ist in Augsburg angekommen.

Einfache Fehler

Was dabei besonders auffällt: die Mannschaft scheitert nicht an komplexen Themen. Es sind die kleinen Dinge, die jeder Profi auf einem gewissen Niveau beherrscht, die momentan nicht abgerufen werden. Die zuvor genannten Flanken resultieren z.B. aus Einwurfsituationen, die schlecht verteidigt werden. Der FCA ist insgesamt im letzten Drittel zu passiv. Vom Thorupschen „Offensive Mindset“ ist ein Jahr nach seiner Ankunft nicht mehr viel zu sehen.

Als Ausrede lässt sich momentan noch verwenden, dass die Mannschaft sehr stark durcheinander gewürfelt wurde. 40 Transferbewegungen gab es auf dem Papier in diesem Sommer. Die halbe Stammelf wurde getauscht. Von den 5 Spielern in Abwehr und Tor sind 4 neu. Man kann also schon nachvollziehen, warum noch nicht alles perfekt läuft. Warum es trotzdem so viele einfache Fehler gibt, die leicht abstellbar sein sollten, verstehe ich persönlich nicht mehr. Wenn man die schlechte Schlussphase der letzten Saison noch zusätzlich mit beachtet, wird es Zeit den Kreislauf der negativen Ergebnisse langsam aber sicher mit einer kleinen Serie zu durchbrechen.

Konkurrenzkampf vs. Vertrauen

Dafür müssen Fehler aber auch Konsequenzen haben. Einerseits hat Jess Thorup in den letzten Wochen immer mal wieder darauf hingewiesen, dass er im Kader eine gewisse qualitative Breite zur Verfügung hat. Auf der anderen Seite hat er nun in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Gladbach betont, wie jeder seiner Spieler seine Rolle im Kader kennt und weiß, was von ihm erwartet wird. Über die Woche will er den Spielern das notwendige positive Gefühl und Vertrauen geben, so dass sie ihre Leistung abrufen können.

Einerseits bin ich kein Freund von erratischen Kaderreaktionen. Nur weil mal ein Fehler passiert, heißt das nicht, dass es ein Spieler grundsätzlich schlecht macht. Wenn nun aber eine personelle Konstellation, wie die in der Abwehr des FCA, über Wochen keine guten Leistungen abliefert und anscheinend nicht dazu führt, dass Spieler ihr Leistungsmaximum erreichen, muss sich etwas ändern. Es liegt dann am Trainer auch mal zu wechseln und nicht immer wieder die gleichen Spieler von Anfang an spielen zu lassen. Darauf warte ich bei Jess Thorup gerade. Oder seine Mannschaft straft uns alle, in dem sie nun endlich mal konstant ihre Leistung abruft.

Jeffrey Gouweleeuw fällt momentan – wie die gesamte Abwehr – mehr durch Schiedsrichterdiskussionen auf als durch gelungene Klärungen. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Systemfrage

Was bis dahin auch nicht verschwinden wird: die Systemfrage. Thorup wechselt bei den Grundformationen von 4er Kette auf 3er Kette und wieder zurück, Immer wieder stellt er um, ohne dass sich die Leistung dauerhaft verändert. In der Pressekonferenz wurde er nun diese Tage gefragt, wohin das führen soll und was sein langfristiger sportlicher Plan an dieser Stelle ist. Leider konnte er die Frage nicht so beantworten, dass ich verstanden hätte, wohin er langfristig will. Kurzfristig soll wohl die beste Elf spielen unabhängig vom System. Das kann ja im Umkehrschluss nur bedeuten, dass er entweder kein Wunschsystem hat, von dem er überzeugt ist, oder hierfür nicht die richtigen Spieler.

Alles in allem führt die Systemwechselei aus meiner Perspektive nur zu mehr Problemen. Ich hatte schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass bei diesen vielen Transferbewegungen zu viele taktische Variabilität jetzt am Anfang nicht sinnvoll ist.

Welche Impulse kommen?

Thorup hat weiterhin ein Arsenal an Möglichkeiten zur Verfügung, um der Mannschaft einen Schubs zu geben. Er könnte sich auf ein taktisches System festlegen, um schneller Automatismen zu schaffen und hierdurch vielleicht schneller Ergebnisse zu erzielen. Er könnt aber auch schlicht Spieler wechseln und anders einsetzen, so dass es besser klappt. Muss Jeffrey Gouweleeuw in der 3er Kette die mittlere Innenverteidiger-Position besetzen oder wäre Keven Schlotterbeck hierfür evtl. besser geeignet?

Es wird auf jeden Fall Zeit, dass der FCA aus der Passivität erwacht. Es muss ein Ende haben mit den schlechten Starts in die Halbzeiten. Das Team muss zeigen, dass es hellwach und bereit ist für die Aufgabe. Ansonsten wird der FCA nicht drum herum kommen – auch wenn Thorups Vertrag gerade erst verlängert wurde – die jährliche Trainerdebatte intern zu führen, ob die Impulse nicht von jemand anders kommen müssten. Das Geschäft ist an dieser Stelle sehr vorhersehbar. Im Gegensatz zum letzten Jahr bin ich in diesem Jahr noch nicht überzeugt, dass der Zeitpunkt schon gekommen ist. Enno Maaßen hatte 5 Punkte gesammelt bis zu seinem Abschied. Thorup hat momentan 4 Punkte auf dem Konto. Die weiteren Berechnungen dürft ihr selbst unternehmen.

Dumm, dümmer FCA

Man könnte es sich jetzt leicht machen – und auf den Schiedsrichter sowie den Videobeweis schimpfen. Gab ja schließlich Szenen mit Diskussionspotential. Ich habe aber keine Lust, zum X. mal über den VAR zu debattieren. So wie der Videobeweis seit Jahren operiert, zerstört er den Fußball. Das ist nichts neues.

So oder so liegt es aber nicht am VAR, dass der FCA dieses Spiel gegen Mainz gestern verloren hat. Selbst Schuld. Die Gelegenheiten waren da.

29:5 Torschüsse, 14:1 Ecken, 541 zu 202 Pässe.

Flankenanfälliger FCA

Auf der anderen Seite hatte man zwar mehr Zweikämpfe gewonnen – die entscheidenden aber mal wieder verloren. Mal wieder auch nach Flanken.

Gegen Mainz kassierten die Schwaben drei Gegentore nach Flanken aus dem Halbfeld. Wie schon gegen Bremen, Heidenheim und St. Pauli. 7 der 10 Gegentore resultierten aus Flanken. Die FCA-Coaches wissen um das Problem. Vor dem Mainz-Spiel trainierte man das Verteidigen von hohen Bällen. Wirklich gebracht hat es nichts.

Dummer FCA

Eigentlich war der FCA ja echt ordentlich ins Spiel gegen Mainz gestartet. Dann kamen aber erst die beiden – dummen, weil vermeidbaren – Gegentore. Dann die dumme Gelb-Rote-Karte der Mainzer, die der dumme FCA aber nicht nutzen konnte, weil er wieder mal ein dummes Gegentor bekam, sich dann aber zurückkämpfte, um das alles wieder mit einer dummen roten Karte kaputtzumachen (Ja, Essende wurde provoziert. Man schlägt trotzdem nicht mit dem Fuß aus).

Der FC Augsburg hat es am Freitag verpasst, einen Schritt in die obere Tabellenhälfte zu gehen. Gegen schwache Mainzer (zuvor noch ohne Saisonsieg) wäre das wirklich möglich gewesen. Durch Eigenverschulden hat es Rot-Grün-Weiß aber selbst verbaselt. Dank VAR kann man im Nachhinein aber wenigstens auf andere schimpfen – statt sich mit der eigenen Unfähigkeit beschäftigen zu müssen. Dieses Spiel darf man nie im Leben verlieren.

Ein Fan auf dem Weg raus dem Stadion hat das ganz gut zusammengefasst: „Wer es gegen 10 Mainzer nicht schafft, dem kann ma nimmer helfen. Der isch einfach dumm.“

Und jetzt?

Wenn man bei dem Spiel des FCA gegen St. Pauli bei Hamburger Bildern bleiben mag, dann war das ein toller Abstecher auf die Reeperbahn. Am Tag danach klingt das Erlebnis noch nach und es ist doch mal schön, an einem Montag das Grinsen nicht aus dem Gesicht zu bekommen. Am Dienstag nimmt das dann schon wieder etwas ab und jetzt in der Mitte der Woche steht die Frage im Raum: Und jetzt?

Pflichtaufgabe erfüllt

St. Pauli ist bis jetzt noch nicht in der ersten Liga angekommen. Cheftrainer Hürzeler ist im Sommer gegangen und das Team – so stabil es zusammen geblieben ist – zeigt momentan nicht die Substanz für die Bundesliga. Zumindest bisher. Gegen den FCA ist den Hamburgern wenig gelungen. Gerade offensiv war das – bis auf das Tor- harmlos. In der Defensive ergaben sich selbst für einen in letzter Zeit nicht vor Offensivkompetenz strotzenden Verein wie den FCA viele Chancen.

Ich hatte es vor dem Spiel im Millernton-Podcast gesagt: Wenn nicht gegen St. Pauli, gegen wen sonst sollte der FCA gewinnen. Es war der zwingende Zeitpunkt um die negative Ergebnisserie endlich zu beenden und mal wieder einen Dreier in der ersten Liga einzufahren. Das war der Anspruch gegen St. Pauli und den konnte man auch erfüllen. Mehr aber auch nicht. Bei allem Realismus: der FCA hätte es in der zweiten Halbzeit fast schon wieder geschafft, wie schon gegen Bremen, eine Führung noch aus der Hand zu geben.

Die Trickkiste weit geöffnet

Für das dennoch gute Spiel musste Jess Thorup aber auch alle Tricks auspacken, die er zur Verfügung hatte. Im ersten Spiel nach seiner Vertragsverlängerung stellte er um auf ein System mit 3er Kette in der Abwehr und gab zum ersten Mal Marius Wolf auf der rechten Schiene die Möglichkeit sein Talent von Beginn an auf den Platz zu zeigen. Das war aber nur einer von 5 Wechseln in der Startaufstellung. Dazu durfte auch Maxi Bauer in der Abwehr ran, genau wie Frank Onyeka nach gefühlt 1,5 Trainingseinheiten mit der Mannschaft im Mittelfeld den Vorzug vor Arne Maier bekam. Zusätzlich rutschte Ruben Vargas – nachdem nun alle Transferfenster geschlossen sind- wieder in die Startelf, wo er mit Rückkehrer Kristijan Jakic zusammen auflaufen durfte. Insgesamt hat der FCA so bisher 22 Spieler in der bisherigen Bundesligasaison eingesetzt. Kein anderer Club kommt bisher auf mehr.

Frank Onyeka war einer der neuen beim FCA, der für ordentlich Wirbel sorgte. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Einerseits ist das ein klares Mehr an Qualität auf dem Rasen gewesen. Die Neuzugänge kommen so langsam in Augsburg an und Jakic‘ Blessuren sind zumindest vorerst auskuriert. Das neue System hat zudem dazu geführt, dass der FCA prinzipiell – bis auf in einer schwächeren Phase in der zweiten Hälfte (wo kam die schon wieder her?) – stabil stand und auch nach vorne einiges an Gefahr erzeugen konnte.

Bonuspunkte bekommt Thorup an dieser Stelle von mir, weil Henri Koudossou sein Bundesligadebüt geben durfte und anscheinend auf der rechten Schiene als kompetent genug angesehen wird. Koudossou war zwar derjenige, der sein Debüt als eigener Nachwuchsspieler feierte, aber damit war es mit der Jugend und Thorup am Sonntag noch nicht vorbei. Auch der 20jährige Yusuf Kabadayi wurde erneut eingewechselt und konnte in der Nachspielzeit direkt den Deckel drauf machen auf die Partie mit seinem Treffer zum 3:1. Thorup hat mittlerweile in seiner Zeit in Augsburg drei eigenen Jugendspielern zum Debüt verholfen und gibt den ganz Jungen auch in wichtigen Situationen ihre Chancen. Es kommen Manuel Baum Gefühle auf und das ist zumindest in Bezug auf die Jugendförderung etwas Gutes.

Was ist es wert?

Jetzt am Freitag geht es direkt weiter. Und die einfache Antwort auf die Frage nach dem Wert des Siegs gegen St. Pauli ist: 3 Punkte. Die werden aber erst dadurch abgerundet, in dem der FCA auf dieser Partie aufbauen und gegen Mainz am Freitag, erneut zu Hause, direkt nachlegen und den nächsten Dreier einfahren kann.

Was wäre der Unterschied? Mainz hat ähnliche Ambitionen wie der FCA und ist längst in der Liga angekommen. Zuletzt hatten die Mainzer eine sehr gute Ergebnisserie und blieben vor der Partie gegen Bremen in 11 Spielen ungeschlagen. Mainz ist ein echter Gegner auf Augenhöhe und damit steht ein Kräftemessen an, bei dem sich zeigen wird, wer von beiden Teams einen guten Saisonstart für sich verbuchen kann. Und wer den Erwartungen dann doch weiterhin hinterherhinkt. Wo St. Pauli ein absoluter Pflichtsieg war, ist das Spiel gegen Mainz ein Fingerzeig. Ich bin gespannt, in welche Richtung es geht.

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