Der FC Augsburg verpflichtete vor kurzem Enrico Maaßen als Trainer für die Bundesligamannschaft. Maaßen tritt damit die Nachfolge von Markus Weinzierl an, der nach dem letzten Spieltag der abgelaufenen Saison im Sky-Interview verkündete, seinen Vertrag in Augsburg nicht verlängern zu wollen.
Die Trainersuche
Die Entscheidung von Weinzierl schien den FCA auf dem falschen Fuß erwischt zu haben. Es dauert nun fast einen Monat, um einen Nachfolger für den bisher erfolgreichsten Trainer in der Bundesliga zu finden. Zwar wurden in der Presse diverse Namen gehandelt, nur einen Abschluss konnte der FCA nicht vermelden. Derweil ist ein zügiges Handeln in dieser Phase der Saisonvorbereitung notwendig, um auch auf dem Transfermarkt die nötigen Entscheidungen hinsichtlich des Kaders treffen zu können. Hier wurde schon vor längerem die Chance verpasst, früh die Weichen zu stellen.
Welche Rolle die allgemein chaotische Situation beim FCA bei der Trainersuche gespielt hat, ist nicht klar. Hofmanns Abgang, der schon für viele Fragen sorgte, als auch die Art und Weise wie Weinzierl dem Club seine Sicht auf seine persönliche Zukunft mitteilte, können nebst einer insgesamt fragwürdigen Kommunikationsstrategie, nicht geholfen haben.
Der Zustand des Clubs
Der Club ist derweil in einem durchwachsenen Zustand. Zwar hat man die Corona-Krise gut überwunden und steht solide da. Allerdings hat man in den letzten Jahren immer wieder bei großen Transfers daneben gelegen bzw. diese haben nicht direkt eingeschlagen. Neben Tomas Koubek hat der FCA nun auch viel Geld für Ricardo Pepi in der Winterpause hingelegt und ist darauf angewiesen, dass der Spieler in der Zukunft abliefert.
Der Kader ist ansonsten nicht rund aufgestellt. Gerade im mittleren Alterssegment fehlt dem FCA eine bereitere Basis, die als Verbindung zwischen den Familienvätern und den Youngsters fungiert. Dazu gibt es offensichtliche qualitative Lücken z.B. auf den Außenverteidigerpositionen. Dass die Vorgänge in der Mannschaft auch für Irritationen gesorgt haben und weiterhin der Kader einen Tick zu groß ist, um Jugendspielern eine realistische Chance bieten zu können, kommt hier noch dazu. Von den Spielern mit auslaufenden Verträgen, die bisher nicht verabschiedet wurden, fangen wir jetzt gar nicht an. Insgesamt ergibt sich eine Latte an Aufgaben, die in den kommenden Wochen angegangen werden müssen.
Der neue Trainer
Mit in alle diese Entscheidungen wir ab jetzt hoffentlich Enrico Maaßen eingebunden. Maaßen ist ein 38 Jahre alter aufsteigender Stern am Trainerhimmel und hat in den letzten beiden Jahren die U23 des BVB trainiert. 2021 ist er mit dieser in die dritte Liga aufgestiegen. Davor war er in der Regionalliga in Rödinghausen aktiv. Maaßen setzt auf ein offensives Spielsystem, dass sehr laufintensiv ist. Hierbei agiert er meist aus einer Formation mit 3er/5er Kette. Weiterhin scheint es ihm wichtig zu sein, das Mannschaftskollektiv zu stärken und eine geschlossene Einheit zu formen. An der Seitenlinie ist er ein sehr aktiver, coachender Trainer.
Auf dem Papier mag das alles passen. Die Frage wird in diesem Zusammenhang sein, wie schnell Maaßen der Umstieg auf die erste Bundesliga gelingt. Dass er beim BVB schon mit hoch veranlagten Talenten gearbeitet hatte, ist mit Sicherheit ein Plus. Insgesamt sollten wir von seiner Kompetenz mit Jugendspielern profitieren.
Springt der Funke über?
Maaßens Einstand verlief nicht gerade nach Plan. Erst dauerte es eine ganze Weile bis der FCA den Wunschtrainer identifiziert hatte. Nachdem dann Sky schon die Verpflichtung vermeldete, zeigte sich BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl „sehr irritiert“. Vor Maaßen liegt nun zusammen mit Stefan Reuter viel Arbeit und man mag hoffen, dass beide im Team funktionieren.
Die Verpflichtung sollte für FCA Fans allerdings in erster Linie für Hoffnung sorgen. Der FCA hat nicht einen abgehalfterten, ehemals erfolgreichen Bundesligatrainer verpflichtet, um auf Nummer sicher zu gehen. Maaßen hat sich einen Namen gemacht und hatte wohl andere Angebote aus der Bundesliga bzw. dem Ausland. Und hat sich trotzdem für den FCA entschieden. Irgendetwas scheint da zu passen. Ich finde die Verpflichtung aufregender als Schuster, Schmidt und Herrlich zusammen und drücke die Daumen. Alles Gute und viel Erfolg, Enrico Maaßen!
In den letzten beiden Wochen durftet ihr bereits den wichtigsten sowie den Spieler küren, der sich in der abgelaufenen Spielzeit im Vergleich zur Vorsaison am meisten weiterentwickelt hat. Heute stellen wir die Rookies der Saison zur Wahl. Der Begriff „Rookie“ wird überwiegend im US-Sport verwendet und bedeutet so viel wie Neuling oder Frischling. Leicht gemacht es der FCA uns in dieser Kategorie wahrlich nicht, denn besonders viele Debütanten bekamen wir leider nicht zu sehen. Doch 4 Stück haben wir trotzdem für euch gefunden. Deswegen heißt es für euch jetzt: An die Knöpfe, fertig, los! Wählt euren Newcomer der Saison 2021/22!
Ricardo Pepi
Viele wollten ihn, wir haben ihn bekommen. Ricardo Daniel Pepi, 18 – heute 19 – Jahre jung und bester U22-Spieler der MLS der Saison 2021. Der junge Mittelstürmer war auf dem europäischen Fußballmarkt heißbegehrt. Mannschaften wie der FC Chelsea, Manchester City, der FC Liverpool, Manchester United, der VfL Wolfsburg und der FC Bayern München wollten den damaligen Spieler des FC Dallas unter Vertrag nehmen. Doch Ricardo entschied sich für unseren FCA und wurde damit zu unserem neuen Rekordtransfer. Über die genaue Ablösesummen sind sich die Medien nicht einig. Sie liegt irgendwo zwischen 13 und 16 Millionen.
Der US-Boy dürfte wohl derzeit der umstrittenste Spieler des FC Augsburg sein. Immer wieder liest man kritische Stimmen, die von „Verschwendung“ und sogar jetzt schon von „Flop“ reden. Ich jedoch sage, man sollte den Jungen jetzt mal eine ordentliche Vorbereitung machen lassen. Dann, bin ich mir sicher, kann er uns schon in der nächsten Saison weiterhelfen und erfreuen. Am besten lernt ein Fußballer immer noch in der Praxis und die hat er viel zu wenig bekommen. Das ist aber aus meiner Sicht wie beim Autofahren. Das lernt man auch erst, wenn man sich hinter das Steuer setzt.
Zurück zu Ricardo Pepi. Trotz gerade einmal 475 Spielminuten verteilt über 11 Einsätze, zeigte der Mittelstürmer für mich schon sehr gute Ansätze. Seine Laufwege waren sehr präzise und sein Einsatzwillen unbestritten. Seine gemessene Schussgenauigkeit liegt laut Ligainsider bei 75 Prozent. Damit sortiert er sich neben Jae-sung Lee, Thorgan Hazard, Jacob Laursen, Kevin Kampl und Konstantinos Stafylidis auf Rang 9 ein. Das ist im Übrigen der beste Wert eines Augsburger Spielers in dieser Kategorie.
Eine weitere Eigenschaft, die der US-Amerikaner mit sich bringt, ist seine Geschwindigkeit. In jedem Spiel, in dem er für den FCA auflaufen durfte, brachte er aus meiner Sicht ordentlich Schwung mit rein. Und mit 34,61 km/h erreicht er vereinsintern auch den viertschnellsten Wert. Nur Noah Sarenren Bazee, Iago und Ruben Vargas liefen in dieser Saison schneller als Ricardo.
Zwar wartet Pepi noch auf sein erstes Tor und seine erste Vorlage im Augsburger Trikot, doch 3 von 4 Spielen, in denen er in der Startelf stand, hat der FCA nicht verloren. Gegen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund gab es je ein 1:1. Die Partie gegen den VfL Wolfsburg konnten die Jungs sogar 3:0 gewinnen.
Ich weiß, dass sich viele Fans mehr von dem amerikanischen Talent erwartet haben und dass es ein Fehler des Vereins war, ihn so sehr zu hypen. Aber man darf nicht vergessen, dass der heute 19Jährige sein Leben einmal komplett auf den Kopf stellen musste, um in der Bundesliga spielen zu dürfen. Neues Land, neues Team, fremde Sprache, fremde Liga mit einem komplett anderen Spielsystem. Sich da zu akklimatisieren ist nicht so einfach.
Doch mit dem richtigen Trainer, der ihm auch die notwendige Praxis gibt, wird er das schaffen, davon bin ich überzeugt. Das Potenzial dazu hat er auf jeden Fall, weswegen er für uns auch absolut die Berechtigung hat, hier zur Wahl zu stehen.
Niklas Dorsch
Ich glaube, ich habe hier schon mehrfach gesagt, was für ein großer Dorschi-Fan ich bin. Um genau zu sein, hätte ich ihn zu Heidenheimer Zeiten schon gerne mit der Zirbelnuss auf der Brust gesehen. Doch es brauchte zuerst einen Ausflug ins belgische Gent, bevor sich die Augsburger Fans über diesen „Königstransfer“ der letzten Sommertransferperiode freuen durften.
Zwar hat der gebürtige Lichtenfelser mit 69 Einsätzen für den 1. FC Heidenheim und 43 Partien für KAA Gent bereits einige Erfahrungen auf Profiebene machen dürfen, doch in der Bundesliga brachte es Dorschi zu Saisonbeginn auf gerade einmal einen Einsatz. Das zeichnet ihn daher für diese Kategorie aus, denn im deutschen Oberhaus ist er schon noch ein „Neuling“.
Aber was für einer! Irina hat euch in unserem MVP-Artikel ja schon einige der herausragenden Daten geliefert, die der defensive Mittelfeldmann in dieser Saison erzielt hat. Zum Beispiel die wirklich sehr gute Passquote von 83,3%, die ihn vereinsintern als besten Passgeber auszeichnet. Doch nicht nur in dieser Kategorie holt er sich die Krone. Auch in puncto Balleroberungen ist kein Spieler des FC Augsburg besser als er. Auf durchschnittlich 1,74 kommt er hier während einer Partie, was ihn gleichzeitig auf Rang 5 in der Bundesliga katapultiert.
Ich könnte nun ewig so weiter machen und mit Zahlen um mich werfen, doch das will ich gar nicht. Was für mich eigentlich viel wichtiger ist, ist das Auftreten auf dem Platz. Und da können sich manche Spieler wirklich eine Scheibe von Dorschi abschneiden. Unser Mann mit der Nummer 30 ist einer, der voran geht und sich in jeden Zweikampf wirft. Auch scheint er immer aufmunternde Worte für Teamkollegen zu finden und zeigt die vollen 100 Prozent, bis der Schiedsrichter die Partie abpfeift.
Kurz: Niklas Dorsch ist ein Führungsspieler, der uns mit seinem Kampfeswillen, seinem Einsatz für das Team und seiner Leidenschaft auf dem Platz auch in der nächsten Saison sehr weit bringen kann und wird. Ich freue mich schon sehr darauf, ihn bald wieder im rot-grün-weißen Trikot sehen zu dürfen und hoffe, dass er seinen Schlüsselbeinbruch schnell auskurieren kann. An dieser Stelle wünscht ihm das Team der Rosenau Gazette noch einmal alles Gute. Werd‘ schnell wieder fit, Dorschi. Die Mannschaft braucht dich!
Lasse Günther
Vor relativ genau einem Jahr – am 28.05.2021 – gab der FCA die Rückkehr des gebürtigen Münchners zurück. Warum ich Rückkehr schreibe? Weil der heute 19Jährige seine Jugend beim FC Augsburg verbracht hat, bevor er 2016 zum FC Bayern München gewechselt ist.
Es hat mich sehr beeindruckt, wie die Verantwortlichen beim FC Augsburg sich um mich bemüht haben. Wir haben sehr viele Gespräche darüber geführt, welchen Weg ich beim FCA gehen kann und ich freue mich schon jetzt sehr auf die Mannschaft und auf den Moment, wenn ich das erste Mal in der WWK ARENA vor den FCA-Fans auflaufen werde.
Lasse Günther bei seiner Vorstellung am 28.05.2021
Den ersten Profieinsatz mit Zirbelnuss auf der Brust bekam Lasse im DFB-Pokal, als Markus Weinzierl ihn in Greifswald für 6 Minuten aufs Feld schickte. Sein Debüt in der Bundesliga durfte er am 02.10.2021 in Dortmund feiern. Hier wurde er in der 86. Minute für Mads Pedersen auf der linken Außenbahn eingewechselt.
Leider musste der heute 19Jährige bis zum 23. Spieltag warten, bis er das erste Mal vor heimischen Publikum in der Bundesliga auflaufen durfte, denn die meiste meiste Praxis bekam Lasse Günther tatsächlich in unserer U23. Hier kommt er auf insgesamt 10 Einsätze über 809 Spielminuten. Dabei erzielte er zwei Tore und legte eines auf. Bei den Profis reichte es lediglich für insgesamt 5 Partien, in denen er für mich schon zeigen konnte, dass sehr viel Potenzial in ihm steckt. Gegen RB Leipzig am 33. Spieltag wurde dies auch mit seinem ersten Startelfeinsatz honoriert.
Auch hier möchte ich noch einen kurzen Blick auf die erzielten Statistiken werfen, auch wenn das bei 5 Einsätzen natürlich schwer zu bewerten ist. Doch gerade was den Punkt Balleroberungen angeht, zeigt Lasse ein sehr starkes Ergebnis. Er kommt hier nämlich auf einen Wert von 2,57 in diesen 5 Spielen, was theoretisch ein besserer Wert ist wie der von Danilo Soares. Dieser konnte diese Kategorie mit 2,38 Eroberungen pro Spiel bei Ligainsider für sich entscheiden. Allerdings in 30 Partien.
Eine weitere Eigenschaft, die Lasse Günther trotz seines jungen Alters bereits auszeichnet, ist seine Geschwindigkeit. 34,60 km/h war sein Bestwert während der 157 Ligaminuten. Das ist gleich mal Rang 5 von allen betrachteten FCA-Spielern. Es steckt also ordentlich Feuer in dem jungen Linksaußen, das er in der neuen Spielzeit hoffentlich öfter zeigen kann.
Frederik Winther
Der junge Däne wurde zwar bereits im Oktober 2020 verpflichtet, doch im Anschluss an seinen Heimatclub Lyngby BK ausgeliehen. Deswegen durfte er erst in dieser Saison die Zirbelnuss auf der Brust tragen.
„Es macht mich stolz, dass der FC Augsburg mir die Chance geben wird, mich in der Bundesliga zu beweisen. Ich sehe den FCA langfristig als den Verein an, bei dem ich mich optimal entwickeln kann. Doch nun werde ich das kommende Jahr in Lyngby nutzen, um mich weiterzuentwickeln und im kommenden Jahr die sportliche Herausforderung in der Bundesliga anzutreten.“
Die 20 Partien für den damaligen dänischen Erstligisten haben dem jungen Innenverteidiger auf jeden Fall gut getan. So konnte er nämlich gleich mal in seinem ersten Profieinsatz zeigen, dass er die Kugel auch glatt eiskalt mal verwandeln kann. Er war es nämlich, der in der Pokalpartie gegen den Greifswalder FC den so wichtigen Ausgleichstreffer zum 1:1 machte. Hier durfte er aufgrund von Verletzungssorgen über die vollen 90 Minuten ran und zeigte hierbei, warum er regelmäßig für die U21-Nationalmannschaft Dänemarks im Einsatz ist.
Auf Einsatzzeit in der Bundesliga kommt er aber aufgrund der zahlreichen und vor allem auch namenhaften Konkurrenz in der Innenverteidigung leider auch nur sehr wenig. Neben zwei Partien für unsere „Zwote“, hat er insgesamt 327 Einsatzminuten in der Bundesliga auf dem Zettel stehen. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich nicht eine Sekunde irgendwelche Ängste und Zweifel gehabt habe, denn Winther machte durch die Bank weg einen sehr sicheren Eindruck. Auch die Abstimmung mit den Teamkollegen und Keeper Rafal Gikiewicz funktionierte einwandfrei.
Gerade in puncto geklärte und abgefangene Bälle konnte er zu einhundert Prozent überzeugen. Zwar hat er wie auch schon Lasse Günther zu wenig Einsatzminuten, um es direkt mit der Konkurrenz aus der Bundesliga vergleichen zu können. Trotzdem können sich diese Werte durchaus sehen lassen. Mit 4,89 abgefangenen Bällen pro Partie würde Winther nämlich auf Platz 6 aller betrachteten Bundesligaspielern landen. Damit ist er nur knapp schlechter als Reece Oxford, der mit 5,48 geklärten Bällen auf Rang 2 in dieser Kategorie steht.
Auch im Abfangen der Kugel hat der Däne eindeutig Stärke vorzuweisen. Mit 2,06 angefangenen Bällen erreicht er einen Wert, der ihm Rang 14 in der Liga einbringen würde. Vereinsintern ist das auch wieder das zweitbeste Ergebnis nach Reece Oxford.
Für Frederik Winther würde ich persönlich mir es auch wünschen, dass er mehr Praxis erhält. Natürlich ist die Konkurrenz in der Innenverteidigung mit Jeffrey Gouweleeuw, Reece Oxford, Felix Uduokhai und jetzt auch noch Maxi Bauer sehr groß, doch ich bin davon überzeugt, dass der 21Jährige den Kampf annehmen und durchaus von sich überzeugen kann.
Aussicht aufs neue Jahr
Leider haben in diesem Jahr für unseren Geschmack viel zu wenige junge Spieler ihren Einsatz im Augsburger Trikot erhalten. Vielmehr wurde auf Erfahrung gesetzt. Dies könnte sich aber hoffentlich in der neuen Saison und auch mit einem neuen Trainer an der Seitenlinie ändern.
Was mich so hoffnungsfroh stimmt ist die wirklich hervorragende Leistung unserer U19, der wir hiermit noch einmal recht herzlich zur Staffelmeisterschaft gratulieren möchten. Zu gerne hätten wir ein paar von ihnen schon in diesem Jahr in dieser Kategorie mit aufgeführt. Beispielsweise einen Aaron Zehnter, der bereits seinen Profivertrag erhalten hat.
Doch auch Fabian Wessig, Davide Dell’Erba, Franjo Ivanovic, Dzenan Pejcinovic usw. Sie alle haben gezeigt, dass sie es verdient hätten, Trainings- oder auch Einsatzzeit bei den Profis zu bekommen. Wenn wir, das Team der Rosenau Gazette, einen Wunsch für die neue Saison frei hätten, der nichts mit dem Klassenerhalt zu tun hat, dann würden wir uns wünschen, dass wir im nächsten Jahr ein paar Eigengewächse in dieser Kategorie aufführen dürften.
Abstimmung
Und nun seid ihr gefragt. Wer war für euch der Rookie der abgelaufenen Saison? Der Rekordtransfer? Der große Fang? Der Heimkehrer? Oder doch das dänische Talent? Wir sind schon ganz gespannt auf eure Wahl. An die Knöpfchen, fertig, LOOOOOS!!!
Nach der abgelaufenen Saison wollen wir die besten FCA-Spieler küren. Nachdem es letzte Woche um den wichtigsten Profi ging, steht nun der meistverbesserte Spieler zur Wahl. Redaktionsintern haben wir uns zuvor auf fünf Kandidaten geeinigt, die infrage kommen.
Der meistverbesserte Spieler muss nicht zwingend zu den besten Profis im Kader zählen. Entscheidend ist vielmehr, inwiefern er sich im Vergleich zur Vorsaison positiv entwickelt hat. Neuzugänge sind von der Abstimmung ausgenommen.
#1: Reece Oxford
Reece Oxford ist auch für den Award des wichtigsten FCA-Spielers nominiert, was auch daran liegt, dass er sich im Vergleich zur Vorsaison enorm gesteigert hat. Unter Heiko Herrlich war der Engländer anfangs kein Startelfkandidat. Oxford kam in den ersten elf Spieltagen nur zu Kurzeinsätzen (48 Minuten insgesamt) oder blieb gänzlich außen vor. Das änderte sich mit dem 12. Spieltag in Bielefeld, wo Oxford das erste Mal 90 Minuten auf dem Platz stand und vollends überzeugte. Sein Durchbruch beim FCA! Insgesamt stand er in der Saison 2020/21 24 Mal auf dem Platz.
Seine Klasse hat der Defensivmann in diesen Spielen schon angedeutet, sich aber immer wieder auch Schnitzer geleistet. Diese Unsicherheiten hat Oxford mittlerweile abgestellt. In der vergangenen Saison war der immer noch erst 23-Jährige der Stabilisator der FCA-Abwehr. Kein Augsburger gewinnt mehr Zweikämpfe. Am Boden und in der Luft. Der Leuchtturm entscheidet ligaweit die elftmeisten Kopfballduelle für sich: insgesamt 121. Außerdem kommt er auf die größte Laufdistanz (311 Kilometer) und die beste Passquote (87 Prozent) aller FCA-Profis. Zum Vergleich: Innenverteidigerkollege Jeffrey Gouweleeuw kommt auf 77 Prozent. Krönung seiner Weiterentwicklung sind die ersten Tore im FCA-Dress. Gegen Bielefeld (1:1) und Stuttgart (4:1) köpfte Oxford ebenso ein wie im Pokal in Bochum (7:6 n.E.).
#2: Mads Pedersen
In der vorvergangenen Saison war Mads Pedersen kein Stammspieler. Phasenweise durfte der 25-Jährige zwar über 90 Minuten ran, kam insgesamt aber (auch wegen einer Muskelverletzung) nur in 15 Partien zum Einsatz. In der abgelaufenen Saison hat er diese Quote fast verdoppelt. In 29 Spielen stand Pedersen auf dem Platz. Spannend: Der als Linksverteidiger geholte Däne agierte unter Markus Weinzierl vor allem im linken Mittelfeld. Auf dieser Position erzielte Pedersen auch seine beiden Tore. Seinen Premierentreffer steuerte er beim 2:1-Sieg gegen die Bayern bei. Hinzu kommt ein Tor gegen den VfL Wolfsburg, gegen den ihm beim 3:0-Erfolg auch eine Vorlage gelang.
Pedersen hat gerade was die Zweikampfführung betrifft, noch Verbesserungspotential. Der Einsatz des früheren Juniorennationalspielers stimmt aber gefühlt öfter als bei seinen Vereinskollegen. Pedersen kann trotz seines jungen Alters Führung übernehmen.
#3: Iago
Hinter Pedersen ist Iago als Linksverteidiger gesetzt. Nach mehreren kleineren Wehwehchen in den vergangenen Jahren blieb der Brasilianer in der abgelaufenen Spielzeit weitgehend verletzungsfrei. 28 Bundesligaeinsätze stehen für den 25-Jährigen zu Buche. Defensiv hat Iago nach wie vor Defizite, etwa was die Manndeckung betrifft. Das Unter-70-Kilo-Leichtgewicht hat zudem gegen robuste Gegenspieler Schwierigkeiten. Weiterentwickelt hat sich Iago vor allem im Offensivspiel. Neben zwei eigenen Treffern (gegen Gladbach und Wolfsburg) steuerte er starke sieben Vorlagen bei (zwei davon im Pokal gegen Greifswald). Das auf Flanken von Außen fokussierte FCA-Spiel lebt von den Hereingaben seiner Außenspieler. Hier ist Iago das wertvollste Glied im FCA-Bund. 74 Flanken aus dem Spiel bedeuten ligaweit Platz neun und den besten Wert aller FCA-Profis. Bester Augsburger ist er auch bei den Sprints, wo 885 den sechstbesten Ligawert bedeuten.
Iagos Entwicklung scheint insgesamt noch nicht abgeschlossen. Gerade als er unter Weinzierl als Schienenspieler in der Dreier- beziehungsweise Fünferkette aufgestellt wurde, ließ er sein (Offensiv-)Potential durchblicken. Iago erinnert phasenweise an Philipp Max, der seinerseits ebenfalls nicht der defensivstärkste Profi war, seine Klasse aber in vorderer Reihe aufblitzen ließ. Von Max´ Qualitäten ist der Linksfuß zwar noch entfernt, im Offensivspiel hat er dennoch einen Schritt nach vorne gemacht.
#4: Robert Gumny
Iagos Pendant auf der rechten Seite verheimlicht seine Offensivqualitäten derweil. Dafür wirkt Robert Gumny gegen den Ball gefestigter. Freilich die Kernaufgabe eines Außenverteidigers. Der Pole zeigt zwar nach wie vor auch schwächere Spiele, hat diese in der abgelaufenen Saison allerdings minimiert. In 28 Spielen stand der zweifache Nationalspieler auf dem Platz, bis zum 20. Spieltag jeweils in der Startelf. Dann bremste ihn eine Sprunggelenksverletzung aus. Nachdem Gumny wieder fit war, ging es für ihn direkt wieder in die Anfangsformation.
In der Hinrunde agierte Gumny achtmal als Innenverteidiger. Eine Position, die der 23-Jährige aus seiner bisherigen Karriere noch nicht bekleidet hat – die er mit Abstrichen aber durchaus solide bewerkstelligte. Eine Passquote von 79 Prozent bedeutet den drittbesten Wert aller FCA-Kicker. Drittbester ist der frühere Posen-Profi auch in der Zweikampfquote, wo er auf 56 Prozent kommt.
#5: Noah Joel Sarenren Bazee
Die Karriere des Noah Joel Sarenren Bazee ist schon tragisch: Sehnenriss, Syndesmosebandriss, Bänderanriss, Kreuzbandriss. Nur um ein paar der Verletzungen des 25-Jährigen zu nennen. Auch in der abgelaufenen Spielzeit blieb der Deutsch-Nigerianer nicht verletzungsfrei. Zu Beginn war Bazee nur Ergänzungsspieler. Eine Knieverletzung warf ihn in der Hinrunde weiter zurück. Als sich der Flügelspieler rund um den Jahreswechsel wieder ins Team kämpfte, folgte die nächste Hiobsbotschaft: Kreuzbandriss. Wann der Rechtsfuß wieder zur Mannschaft zurückkehrt, ist fraglich.
In der abgelaufenen Saison kam Bazee insgesamt in 14 Spielen zum Einsatz, einmal in der Startelf (gegen Bielefeld). Die Saison zuvor waren es – auch verletzungsbedingt – nur fünf Spiele. Highlight seiner Saison war sein Treffer gegen Dortmund, der dem FCA ein 1:1 sicherte. Bleibt die entscheidende Frage: Wie gut wäre ein verletzungsfreier Noah Joel Sarenren Bazee?
Abstimmung
So, jetzt seid ihr gefragt: Welcher FCA-Profi hat sich in der vergangenen Saison am meisten verbessert?
Wer ist der meistverbesserte Spieler der Saison 2021/22?
Auch nach der kürzlich abgelaufenen Saison 2021/22 möchten wir, aller Hindernisse und Widrigkeiten zum Trotz, wieder die drei herausragenden Spieler des FCA küren. Die Vorauswahl trifft hierbei für euch – nicht immer einig, aber vielmehr demokratisch – die fünfköpfige Redaktion der Rosenau Gazette.
Nun seid ihr, liebe Leserinnen und Leser, gefragt: Wer war für euch der MVP (d.h. wichtigster Spieler) des FCA der Saison 2021/22? Votet am Ende des Artikels gerne für euren Favoriten.
Nachfolgend stellen wir euch die zur Wahl stehenden Fünfe nochmals detailliert vor, um eure Entscheidungsfindung fundiert zu stützen. Es sei sicherheitshalber aber nochmals an der Stelle gesagt: Jeder der fünf Nominierten hätte es rein sportlich gesehen absolut verdient, zum MVP der vergangenen Bundesligasaison gekürt zu werden. Aber nu‘: Have fun and vote!
#1: André Hahn
Die Mädels der RoGaz haben sich längst als absolute Hahno-Groupies geoutet. Wie sich dieser Mann immer den Allerwertesten für den Club aufreißt ist aller Ehren wert. Gefühlt steht André Hahn doch jede Saison in mindestens einer Kategorie des RoGaz-Votings zur Wahl und das sagt meiner bescheidenen Meinung nach schon viel aus! Freudig haben wir zuletzt vernommen, dass sein Vertrag sich dank nach dem Spiel gegen den VfL Bochum und einer erreichten Anzahl an Spielen vorzeitig um ein Jahr (bis 30.06.23) verlängert hat.
Der gebürtige Otterndorfer ist mittlerweile 31 Jahre alt und geht kommende Saison schon in seine siebte beim FCA. In der abgelaufenen Runde erzielte der universell einsetzbare Offensivspieler in 32 Partien fünf Tore und drei Torvorlagen. Das entspricht einem Anteil an satten 21 Prozent aller Tore der Augsburger Mannschaft. Er zeigte sich hierbei stets polyvalent: Als Mittelstürmer wurde Hahn ganze 13 Mal aufgeboten und war an fünf Toren direkt beteiligt. Als Rechtsaußen spielte er 12 Partien und verzeichnete drei Torbeteiligungen. Weiterhin stellte Ex-Coach Weinzierl ihn dreimal im offensiven Mittelfeld und zweimal als Linksaußen auf. Er wurde 19 mal aus- und sieben mal eingewechselt. Die Nummer 28 des FCA schließt nicht nur gerne selber in aussichtsreicher Position ab (45 Torschüsse), sondern legt auch uneigennützig für Mitspieler auf (21 Torschussvorlagen).
André Hahn kämpft und rackert, steht wie kein anderer für die altehrwürdigen Tugenden des FCA. Dies unterstreichen auch seine fünf erhaltenen gelben Karten sowie 269,67 zurückgelegte Kilometer auf dem Platz. Er beging in der Saison 21/22 56 Fouls und wurde hierbei 18 mal selbst gefoult. Für mich schon jetzt einer der ganz großen Spieler in der Augsburger Geschichte und einer der Spieler, die einen Löwenanteil am Klassenerhalt des FCA in der letzten Saison haben. So heißt es auch in der kommenden Saison: Der Hahn muss laufen und ich freu mich schon jetzt drauf!
#2: Arne Maier
Aktuell ist es für meinen Geschmack etwas zu ruhig um den Leihspieler des FCA, dessen Vertrag Stand jetzt am 30.06.2022 endet. Fällt der zentrale Mittelfeldspieler dem Augsburger Funktionärsgeplänkel zum Opfer, das zuletzt mediale Kreise gezogen hat? Es gibt diesertags einiges an öffentlicher Spekulation, aber (leider) noch immer nichts offiziell verkündetes. Möglicherweise liegt dies aber auch an der Hertha, die derzeit in der Relegation gegen den HSV um den Klassenverbleib spielt.
Maier selbst war Teil eines Tauschdeals zwischen der Hertha und dem FCA: Marco Richter, Augsburger Eigengewächs, suchte eine neue Herausforderung fernab des Lechs und wurde direkt mit Maier, Eigengewächs der Berliner Hertha, verrechnet. Während Maier erstmals nur geliehen ist, wechselte Marco Richter im vergangenen Sommer fest in die Hauptstadt. So viel vorab: Arne Maier ist für mich einer der Leistungsträger der abgelaufenen Saison, trotz mehrmaliger Ausfallzeiten kommt der 23jährige auf 29 Partien und acht Torbeteiligungen für den FCA. Interessanterweise hat der gebürtige Ludwigsfelder keine einzige gelbe Karte gesehen und dies bei einer Startelfquote von 62 Prozent. Mit sechs Torvorlagen ist er Augsburgs bester Assistgeber. Hut ab!
Der Leihspieler von Hertha BSC Berlin wurde in der vergangenen Saison überwiegend im defensiven Mittelfeld aufgestellt (22 Partien), weiterhin bestritt er Spiele im zentralen (vier) sowie offensiven Mittelfeld (eine) und eine Partie als linker Mittelfeldspieler. Als defensiver Mittelfeldspieler gelangen ihm sechs Torvorlagen, als linker Mittelfeldspieler gar sein erstes Bundesligator. Und das war sogar besonders ansehnlich! Eine Passquote über alle Spiele hinweg von 77 Prozent unterstreichen seine Passsicherheit, meist hievte er die durchschnittliche Passquote seines Teams nach oben. Wir gratulieren zu einer starken Saison mit einem Kicker-Notendurchschnitt von 3,79, den sechstbesten Durchschnitt aller FCA-Spieler. Bleibt zu hoffen, dass bald offiziell verkündet wird: Maier bleibt in Augsburg!
#3: Michael Gregoritsch
Michael Gregoritsch war sportlich beim FCA schon ausgemustert worden, degradiert und im Kopf längst wo anders. Und dann kam alles doch ganz anders, der Österreicher hat eines der eindrucksvollsten Comebacks beim FCA gezeigt: Der 28jährige, dessen Vorgeschichte wir nun an dieser Stelle nicht wieder aufwärmen wollen, avancierte in der zurückliegenden Saison zum besten Torschützen des Clubs, erzielte neun lupenreine Treffer für die Augsburger und sah dreimal den gelben Karton. Von 34 möglichen Partien bestritt er 25, dies entspricht einer Startelfquote von 44 Prozent. Diese geringe Anzahl liegt sicherlich auch daran, dass „Gregerl“ in der Hinrunde kaum zum Zuge kam (nur 10 Einsätze mit 323 Einsatzminuten und zwei Treffern).
Doch dann legte der gebürtige Grazer eine sportliche Metamorphose hin und war nach der Winterpause kaum wiederzuerkennen. Am 18. und 19. Spieltag erzielte er jeweils einen Treffer, gegen Eintracht Frankfurt war dies sogar der wichtige Ausgleich, der den Augsburgern einen Punkt sicherte. Beim 2:0-Sieg des FCA gegen Union Berlin erzielte Gregerl dann das vorentscheidende 1:0. Leider ereilte ihn vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg das Corona-Virus und somit fiel er gegen Wolfsburg und Mainz aus. Gegen den VfL Bochum steuerte er, wieder genesen, das 2:0 per Elfmeter bei. Es war deutlich zu merken, wie der Offensivspieler gereift ist: Er übernahm die Verantwortung und trat zum Punkt. Und verwandelte. Funfact am Rande: mit 2 Pfosten- bzw. Lattentreffern steht Gregerl in der Top 10 der Bundesliga, Spitzenreiter hier (wie in einigen Kategorien) Robert Lewandowski mit 7 Latten-/Pfostentreffern.
Aber das war noch nicht alles. Am 34. Spieltag wurde Gregerl dann in Minute 46 für Mads Pedersen eingewechselt und erzielte drei Minuten vor Spielende den umjubelten (und schmeichelhaften) Siegtreffer für die Augsburger. Was für eine Saison des Michael Gregoritsch, der sportlich eigentlich längst abgeschrieben war. Nun war die Leistung so gut, dass es sich zeigen wird, ob der aktuelle österreichische Nationalspieler bleiben oder weiterziehen wird. Wir wissen ja längst, dass er sich in Augsburg – trotz all dem Wirbel und Misserfolg – heimisch fühlt.
Mit 103 gewonnenen Kopfballduellen steht er auf Platz 14 aller Bundesligaspieler und mannschaftsintern steht nur noch Reece Oxford vor ihm. Gemäß des Kicker-Notendurchschnitts ist Gregerl notentechnisch übrigens zweitbester Spieler des FCA. Ganz starke Leistung!
#4: Niklas Dorsch
Stefan Reuter wird nachgesagt, zuletzt oft in trüben Gewässern gefischt zu haben. Doch nicht so bei Niklas „Dorschi“ Dorsch. Dem FCA – und somit auch dem derzeit so kritisierten Sportdirektor – gelang da der dickste Fang des Sommers. Mit Arne Maier und Niklas Dorsch lockte der Club das defensive Mittelfeldduo der erfolgreichen U21-Europameister-Mannschaft in die Fuggerstadt. Eine Ansage an die Konkurrenz!
Für Niklas Dorsch war dies die erste Saison in der ersten Fußballbundesliga. Ausgebildet in der Akademie des deutschen Rekordmeisters zog es ihn 2018 zum Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Nach zwei Spitzensaisons und einem Stammplatz im defensiven Mittelfeld wechselte der damals 22jährige zum belgischen Erstligaclub KAA Gent – eine ziemliche Überraschung, sollen doch zum damaligen Zeitpunkt auch Bundesligisten an dem gebürtigen Lichtenfelser dran gewesen sein. Eine Saison und eine gewonnene U21-Europameisterschaft später überraschte Dorschi erneut und unterschrieb beim FCA für fünf Jahre. Ein Coup, wie schon erläutert, der Augsburger Verantwortlichen.
Auch in Augsburg konnte Niklas Dorsch schnell Fuß fassen. In seiner Premierensaison absolvierte der mittlerweile 24jährige 30 Spiele und erzielte hierbei einen (sensationellen) Distanztreffer gegen den 1. FC Köln. (Der Treffer wird aktuell sogar in einem Amazon-Werbespot gezeigt!) Das entspricht einer Startelfquote von 79 Prozent! Durch einen grippalen Infekt wurde Dorschi lediglich im Oktober 28 Tage ausgebremst und verpasste dadurch drei Ligapartien. Der defensive Mittelfeldspieler sah im Laufe der Saison acht gelbe Karten und absolvierte all seine Partien auf der Sechs. Gegen Arminia Bielefeld in der Rückrunde fehlte Niklas Dorsch wegen einer Gelbsperre. 309 absolvierte Zweikämpfe sind Augsburger Bestwert und Platz 21 in der globalen Bundesligatabelle.
Mit 278,22 zurückgelegten Kilometern belegte er mannschaftsintern Platz vier der meistgelaufenen Spieler hinter Oxford, Iago sowie Gouweleeuw und noch vor André Hahn. Mit seiner Passquote von starken 83% toppt er sogar noch den Wert von Nebenmann Arne Maier! Zudem ist er mit 56% auch zweikampfstark, obwohl sowohl der Wert von Arne Maier (44%) als auch der von Dorsch noch ausbaufähig sind. 53 Fouls beging Dorschi, 49 Fouls an sich selbst musste er ertragen. Leider erlitt der Defensivspieler gegen Fürth einen Schlüsselbeinbruch und fällt erstmal nach überstandener OP für einige Zeit aus. Wir wünschen weiterhin gute Genesung!
Innerhalb einer Saison hat sich Niklas Dorsch zum Leistungsträger entwickelt, trotz einiger Patzer, hat er sich innerhalb der Mannschaft und in der Bundesliga weiterentwickelt und man darf gespannt sein, wohin sein Weg noch führt. Denn eins ist sicher: Das war nur der Anfang!
#5: Reece Oxford
Air-Ox, unseren Liebesbrief hattest du dir im letzten Dezember zu deinem 23. Geburtstag redlich verdient. Deine Leistungskurve, nach schwierigem Start und Stand in Augsburg, zeigt steil nach oben. Zu steil für einen Club wie den FCA? Gerüchten zufolge gibt es durchaus Interessenten aus England und auch im Dunstkreis der dortigen Nationalmannschaft soll Reece stehen. Das wäre doch mal eine angemessene Belohnung für seine Top-Leistungen in der vor kurzem abgelaufenen Saison. Aber fangen wir von vorne an:
Seit Sommer 2021 ist der Engländer nicht mehr aus der Augsburger Startformation wegzudenken, so sprach ich im „Liebesbrief“ an Reece Oxford. Und dabei bleibe ich auch. Er erzielte im Hinspiel gegen die Arminia den Führungstreffer für den FCA und dieses Tor stellte auch seinen Premierentreffer in der Bundesliga dar. Gegen Bochum im DFB Pokal rettete er uns durch sein Tor in die Verlängerung. Und in all den Partien prägte er den Air Ox-Style: Wuchtig, dynamisch und mit Anlauf per Kopf in die Maschen. Absolut folgerichtig, dass sein Vertrag Anfang November 2021 um zwei Jahre verlängert wurde und nun bis 30.06.2025 datiert ist.
Schauen wir uns doch ein paar Zahlen an, die Reece‘ Top-Leistungen der vergangenen Saison bestätigen: Zwei Tore, eine Torvorlage, 311,11 gelaufene Kilometer (Augsburger Spitzenwert) und 59% Zweikampfquote. Alles super Werte für einen 23jährigen in seiner zweiten Saison in der Bundesliga. Darüber hinaus konnte er – ganz im Air Ox Style- 121 Kopfballduelle gewinnen, damit belegt er Platz 11 in der Rangliste aller Bundesligaspieler. Er gewann 303 Zweikämpfe, hierbei sah er neun gelbe Karten. Sein Nebenmann Jeffrey Gouweleeuw steht ihm in nichts nach und erblickte ebenfalls ganze neun mal den gelben Karton. Damit belegen die beiden Platz 4 in der Bundesliga-Rangliste der gelben Karten. Und noch ein Superlativ: Mit einer Passquote von 87% ist Reece passsicherster Augsburger Spieler, knapp vor Niklas Dorsch.
Wenn dies mal keine Fakten sind, die belegen, dass Reece Oxford den Titel des MVP verdient hätte, dann weiß auch nicht. Und ganz wichtig ist mir zu sagen: Ich wäre höllisch froh, wenn der Innenverteidiger noch mindestens eine Saison am Lech verbringen würde! (Biiiitte, Reece!)
Abstimmung
So, wir haben unsere Schuldigkeit getan und übergeben nun an euch da draußen: Stimmt nachfolgend gerne ab, wer euer Spieler der Saison war. Der wichtigste, der beste, der MVP halt. Feuer frei und ran an die Maus. Eines ist Fakt, es ist unglaublich knifflig und auch wir sind sehr gespannt, für wen sich die Mehrheit entscheidet. Ein jeder der genannten Spieler hätte es sicherlich letzten Endes verdient. Aber so ist das mit Votings, man muss sich für einen entscheiden! Kleiner Ausblick noch zum Schluss: Nächsten Sonntag gibt’s dann – wie üblich – die Wahl des Spielers mit der größten Weiterentwicklung. Also, stay tuned.
Wer war der wichtigste Spieler der Saison 2021/22?
Genau so hat es der FC Augsburg mal wieder verpasst, die Spieler zu verabschieden, die den Club zum Saisonende hin verlassen werden. Aber wie sollte es anders sein. In dieser Saison hat man mit dem Rücktritt von Klaus Hofmann und wahrscheinlich einer komplizierten Phase dem vorausgehend, zumindest eine solide Begründung. Noch nicht einmal mit Markus Weinzierl hatten Gespräche bzgl. der Zukunft auf der Trainerposition stattgefunden, als dieser am Samstag nach dem Spiel seinen Abschied verkündete. Klar, dass da auch manche Entscheidungen betreffend die Zukunft von einzelnen Spielern noch ausstehen.
Wir können den verdienten Spielern nun nicht mehr die Bühne im Heimspiel geben, die sie allesamt für einen würdigen Abschied verdient gehabt hätten. Aber bei den vier Spielern, deren Verträge mit Saisonende in Augsburg auslaufen, möchten wir Danke sagen, für eure Leistungen auf dem Feld. Dafür wie ihr den Club und seine Farben vertreten habt. Für eure Tacklings und Tore. Für Emotionen. Für gute Zeiten und auch schlechte. Verschossene Elfmeter und Doppelpacks. Danke euch!
Jan Moravek
Jan kam schon in 2012 von Schalke 04 zum FC Augsburg. Zehn Jahre Profifußball hat er mit uns verbracht. 133 Pflichtspiele sind es am Ende geworden. Es hätten so viele mehr sein sollen, wenn nicht immer und immer wieder Verletzungen dazwischen gekommen wären. Auf dem Feld war Jan immer eine Bereicherung für unser Team. Er hat ein riesiges Spielverständnis und ist ein total angenehmer Typ. Nun ist wahrscheinlich die Zeit gekommen, um Platz zu machen für die nachrückende Jugend. Danke, Jan Moravek für alle deine Minuten in rot-grün-weiß. Wir werden uns erinnern. Und vielleicht bleibst Du dem FCA weiterhin erhalten, z.B. in der U23?
Alfred Finnbogason
Knipser. Oft verletzt. Aber zuallererst derjenige Torschütze, der bei seinem Abschied den Rekord für die meisten Bundesligatore für den FC Augsburg hält. Im Februar 2016 kam er nach Augsburg, nachdem der FCA schon eine ganze Weile um ihn gebuhlt hatte. Und enttäuschte die Hoffnungen nicht. Doppelpacks, große Effektivität im Strafraum, absoluter Profi. Dazu grundsätzlich freundlich auch zu allen Personen im Umfeld des FCA. Mit Alfred Finnbogason verlässt eine internationale Persönlichkeit den FCA, ein integratives Moment im Kreis der Mannschaft. Jemand, der für den FCA die Binde getragen hat. Ich verneige mich, Alfred Finnbogason. Servus und hoffentlich auf Wiedersehen.
Arne Maier
Wie kann man denn nicht wissen, wer Helmut Haller war? Arne Maier war nicht bekannt, für wen die Statue vor dem Stadion auf dem Lechfeld errichtet wurde. Und so sehr er sportlich während dieser Leihsaison Spuren in Augsburg hinterlassen hat, so sehr gibt es doch rund um den FC Augsburg noch ein bisschen Nachholbedarf. Ich würde mich freuen, wenn Arne Maier auch in der kommenden Saison seine fußballerischen Fußabdrücke in Augsburg vertiefen würde, während er sich langfristig beim FCA auch mit dem Club identifiziert. Die große Lobhudelei hatten wir schon einmal festgehalten. Für den Nachholbedarf rund um den Club muss sich vielleicht der UBT e.V. ein kleines Integrationsprogramm überlegen. Na Arne, wer hätte gedacht, dass die Herausforderungen auch neben dem Platz liegen?
Andi Zeqiri
Ausgeliehen von Brighton und Hove durfte Andi Zeqiri in über 20 Bundesligaspielen in dieser Saison in Augsburg seine Spuren hinterlassen. Dabei war gerade die Konkurrenz im Sturmzentrum zu groß. Und ob auf dem offensiven Flügel eine Option für die Zukunft ist, wird Andi selbst noch herausfinden müssen. Mit Selbstvertrauen und etwas Ruhe, wird Andi offensiv noch bessere Entscheidungen in der ein oder anderen Situation treffen. Bei Andi sieht es nicht so aus, als ob die Zeichen auf Weiterbeschäftigung in Augsburg stehen würden und so geht die Reise für ihn nach dieser Saison wohl weiter. Ich tippe, dass der Knoten dann woanders platzt. Wir danke für deine Einsätze, Tore, Vorlagen und dein Lachen. Mach’s gut Andi.
Warum wir Servus sagen
Liebe Leute, jedem Abschied liegt auch die Möglichkeit von Neuem zu Grunde. Nichts ist stetiger als der Wandel (und hier könnt ihr euch jetzt noch mehr Phrasen zu diesem Thema dazu denken). Von unserer Seite wird es weiterhin so sein, dass wir uns bei allen Spielern bedanken, die für den FCA ihre Knochen hingehalten und unsere Farben vertreten haben. Wir wollen, dass jeder im Rückblick positiv und gerne auf seine Zeit in Augsburg zurückblickt. Wie man auseinander geht, spielt hier eine wichtige Rolle. Auch andere Spieler werden im Sommer bei anderen Clubs eine neue Perspektive suchen. Auch hier bedanken wir uns schon jetzt für euren Beitrag in Augsburg. Macht es gut. Und hoffentlich auf bald.
Klassenerhalt gesichert. Nach dem 33. Spieltag ist es nun auch rechnerisch fix: Der FC Augsburg wird auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen. Das verdient Anerkennung.
In diesem Text soll es gar nicht um die freilich klar vorhandenen Negativaspekte der Saison gehen. Braucht es doch ohnehin nur zwei Worte, um diese Spielzeit zu beschreiben: konstant inkonstant. Dieser Text soll die positive Seite der Saison in den Fokus rücken. Denn auch die hat es schließlich gegeben.
Der Trainer
Als Markus Weinzierl gegen Ende der vergangenen Saison das Ruder übernahm, war der FCA mal wieder abstiegsgefährdet. Dank des 2:0 gegen Bremen hielten die Schwaben die Klasse – und Weinzierl durfte sich auch in der neuen Saison als Chefcoach beweisen. Die Verantwortlichen betonen gerne, wie sehr man sich doch Konstanz auf der Trainerposition wünscht. Tatsächlich wird der FCA erstmals seit der Spielzeit 2018/19 (Manuel Baum) vom ersten bis zum 34. Spieltag den gleichen Trainer haben.
Die Anzeichen verdichten sich: Weinzierl scheint auch nächste Saison Chefcoach zu sein. Er hat damit die Chance, etwas langfristiges am Lech aufzubauen. Die richtige Lösung? Weinzierl bewegt sich punktetechnisch auf einer Ebene mit seinen Vorgängern. Eine Vertragsverlängerung rechtfertigt seine Quote eigentlich nicht. In dieser Saison gab es mit Weinzierl 1,06 Punkte pro Spiel. In seiner ersten Amtszeit von 2012 bis 2016 kam Weinzierl auf 1,3 – dem besten Wert seit Aufstiegstrainer Jos Luhukay (1,61).
FCA-Punkteschnitt in der Bundesliga
Heiko Herrlich: 1,05
Martin Schmidt: 1,1
Manuel Baum: 1,1
Dirk Schuster: 1,0
Ja, die aktuelle Punkteausbeute sollte besser sein. Dennoch hat man das Gefühl, dass Weinzierl wieder mehr Leben in diese Mannschaft bringen konnte – was womöglich auch mit der Rückkehr der Fans zusammenhängt. Sie sehen den FCA wieder öfter in der Form, in der man ihn gewohnt war. Nicht immer glanzvoll, aber engagiert. Ligaweit sprintet nur der FC Bayern mehr. Das Offensivspiel ist zwar ausbaufähig, aber schon nach 31 Spieltagen hatte der FCA so viele Tore erzielt wie vergangene Spielzeit (36). Außerdem konnte Weinzierl die Defensive stärken, teils mit variablen Systemwechseln auf Dreier- beziehungsweise Fünferkette. Schade, dass diese Formation verletzungsbedingt (Uduokhai) nur selten zum Tragen kam. In den letzten drei Jahren gab es 71, 63 und 56 Gegentreffer. Eigentlich schien der FCA diese Marke klar zu unterbieten. Nach zwei Viererpackungen gegen Köln (1:4) und Leipzig (0:4) steht der FCA nun bei 55 Gegentreffern.
Wie ist die Saison nun zu bewerten? Eine kritische Auseinandersetzung ist Pflicht. Und, keine Sorge, sie wird auch auf diesem Blog kommen. Aber, liebe FCA-Fans: Seht auch die positiven Dinge. Das Gezeigte auf dem Rasen stimmte in dieser Saison öfter als im Vorjahr. Während es unter Heiko Herrlich offen gesagt eine Zumutung war, Augsburger Spiele über 90 Minuten zu sehen, machte das Augsburger Spiel nun zumindest in Phasen wieder Freude. In dieser Saison gab es starke Auftritte gegen Topteams wie Bayern (2:1) Union Berlin (2:0) oder Dortmund (1:1) sowie gegen direkte Konkurrenten wie Stuttgart (4:1) oder Wolfsburg (3:0). Stark: sechs Zu-Null-Siege bei insgesamt neun Spielen ohne Gegentreffer (3x 0:0). Und das noch vor dem letzten Spieltag.
Auch wenn das Spielglück diese Saison öfter auf Augsburger Seite war (z. B. gegen Mainz), konnte die Mannschaft einige verdiente Siege feiern. Das war unter Herrlich anders – als man sich oft fragte, wie der FCA zu drei Punkten kommen konnte. Warum dennoch auf viele berauschende Siege, ernüchternde Rückfälle folgten, gilt es an anderer Stelle aufzuarbeiten.
Die Mannschaft
Spätestens seit dem immer noch unglücklichen, wenn nicht undankbaren Abschied Daniel Baiers klaffte ein Loch im Augsburger Teamgefüge. Führungsspieler schienen rar. Auch, weil potenzielle Leader wie Philipp Max, Rani Khedira oder Andreas Luthe den Verein verlassen haben. Fehlende Führungsspieler haben auch wir immer wieder bemängelt. Nach dem Klassenerhalt steht aber fest, dass es sie in dieser Spielzeit gegeben hat. Niklas Dorsch und André Hahn interpretierten die Augsburger Spielweise am stärksten. Laufstark, giftig in den Zweikämpfen, Einsatz bis zum Schluss. Man denke an Dorschs Rettungstat in der Nachspielzeit gegen Stuttgart.
Hinzu kommt mit 1,93-Meter-Mann Reece Oxford ein zweikampfstarker Leuchturm in der Verteidigung mit ernstzunehmenden Ambitionen auf den internen RoGaz-Titel „FCA-Spieler der Saison“. Oxford ging vor allem wegen seiner Leistung voran. Lautsprecher in der Abwehr ist nach wie vor Kapitän Jeffrey Gouweleeuw. Er war in dieser Saison auffällig oft mit Meckern beschäftigt – übernahm aber vor allem gegen Ende der Saison Verantwortung. Ebenso wie die Routiniers Rafal Gikiewicz oder Daniel Caligiuri, den Weinzierl nach einer erschreckend schwachen Hinserie wieder zum Führungsspieler machte. Ob sie auch nächstes Jahr zum Stammgefüge gehören, ist aber fraglich. Des Trainers größte Leistung ist das Wieder-Hinbiegen von Michael Gregoritsch. Der beste Torjäger in dieser Saison erlebt fast schon seinen zweiten Frühling in Augsburg. Nach zwischenzeitlichen Wechselgerüchten ist eine Augsburger Saison ohne den Österreicher kaum vorstellbar.
Insgesamt bildete sich unter Weinzierl ein Kern an Stammspielern, zu denen auch Iago, Arne Maier, (der schwächere) Ruben Vargas sowie in Phasen Florian Niederlechner und Mads Pedersen zählen. Klar besteht im Sommer Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt. Aber dieser Kader ist dennoch absolut bundesligatauglich. Ein Lob für Manager Stefan Reuter und Chefscout Timon Pauls.
Die Fans
Nach zwei Jahren Pandemie schien die Identifikation der Anhänger mit Mannschaft und Verein schwächer zu werden. In Zeiten der Geisterspiele verlor der FCA an Nahbarkeit. Dass immer noch recht undurchsichtige Kommunizieren des Blitzer-Einstiegs hat da mit Sicherheit nicht geholfen. Nun gilt es, die Beziehung von Fans und Verein wieder zu stärken. Erste Anfänge durch offene Dialoge etwa rund um mögliche Investoren sind ein Anfang. Die aktuelle Besetzung im Aufsichtsrat ohne Fanvertreter zeigt aber auch, dass hier noch Verbesserungsbedarf besteht.
Die aktive Fanszene wird die Entwicklungen rund um den Verein nach wie vor kritisch betrachten. Mit der Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V. haben mittlerweile auch längst nicht nur die Ultras eine Stimme. Gut so. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Klub ist bedeutend für die Entwicklung des gesamten FC Augsburg.
Der FCA-Fußball lebt durch seine Fans. Was im Millionen-Business Bundesliga pathetisch klingen mag, ist in Augsburg dann doch stärker zu spüren als etwa in München. Das zeigte die lange erwartete Rückkehr der aktiven Fanszene nach Aufhebung der Zuschauereinschränkungen. Wer gegen Ende der Saison bei den Spielen im Stadion war, erlebte die Identifikation der eigenen Anhänger mit dem Verein. Umso bitterer die Auftritte gegen Hertha und Köln. Den Klassenerhalt nach dem Köln-Spiel zu feiern, wäre deutlich angenehmer gewesen als kurz vor Anpfiff des Leipzig-Spiels.
Nach zwei aus Zuschauersicht sehr bescheidenden Jahren verdienen sich auch die Fans diesen Klassenerhalt. Vor allem, weil auch in schwierigen Zeiten Solidarität und Zusammenhalt vorgelebt wurden. Während die Flutkatastrophe vom Sommer in Medien und Gesellschaft längst Randthema ist, bleibt die Fanszene präsent. Gegen Köln wurde erneut fürs Ahrtal gesammelt. Hinzu kommen die jährliche Weihnachtsaktion für Bedürftige in Augsburg und mehr als 30.000 Spendengelder für ukrainische Kriegsflüchtende. Auf euch, Prost.
Die Konkurrenz
Der FCA schaffte es auch in dieser Saison, drei Konkurrenten hinter sich lassen. Mit dem frühen Abschied der Fürther war zu rechnen. Ebenso mit Bielefelder Abstiegssorgen. Diese Saison zeigt aber auch, dass vermeintlich größere Klubs wie Hertha oder Stuttgart Probleme haben. Der FCA muss sich hier nicht verstecken – und kann nächste Saison wieder auf neue Suche nach jenen schlechterplatzierten Teams gehen. Natürlich hätten auch wir nichts gegen eine entspanntere Saison, aber man darf sich dennoch über die Bundesligazugehörigkeit freuen. Herzlichen Glückwunsch zum Klassenerhalt an alle Augsburgerinnen und Augsburger! Hoch lebe der FCA.
Als ich diese Zeilen schreib, war’s bereits Sonntagabend, also hab ich schon die berühmte Nacht über das Schwabenderby geschlafen. Verdauen musste ich definitiv die Niederlage gegen den VfB Stuttgart. Hierbei nicht nur die Niederlage an sich, sondern vielmehr das „wie“. Das Sechs-Punkte-Spiel war schnell auserkoren und es war sich jedermann und jederfrau auch bewusst: Das wird nicht einfach! Und wie wichtig dieses Spiel demnach auch war, hat sich im Vorfeld schon mit dem Blick auf die Bundesligatabelle beantworten lassen. Doch nach dem Spiel stehen ganz viele Fragezeichen und ein ärgerlicher Nachgeschmack. Lest selbst:
Im Vorfeld der Partie
Für die Schlagzeilen sorgten mal wieder andere: Hertha BSC hat Trainer Korkut entlassen, für ihn steht ab sofort Felix Magath an der Seitenlinie. Wobei sofort nicht wörtlich zu nehmen ist, immerhin befindet sich der Quälix derzeit in Corona-Quarantäne. Gute Besserung an dieser Stelle. Zudem wurde Anfang März bereits bekannt, dass Sportdirektor Arne Friedrich mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurücktritt. Beim gebürtigen Bad Oeynhausner sei „das Gefühl entstanden, dass mein Einfluss bei wichtigen sportlichen Entscheidungen nicht mehr ausreichend gegeben ist, um meinen Aufgaben als Sportdirektor gerecht zu werden“, so Friedrich. Zuletzt liest man diesertags vermehrt von Investor Lars Windhorst und dessen Wunsch, einen zeitnahen Wechsel an der Vereinsspitze des Vereins zu vollziehen. Der Hauptstadtclub oder auch der Club, der (offensichtlich) niemals schläft.
Aus Augsburger Gefilden hörte man – auch aufgrund der der Verschiebung der Partie gegen Mainz 05 – zuletzt medial einiges. Zudem schien Innenverteidiger Felix Uduokhai nach seiner Verletzung, die er im Spiel gegen die Arminia erlitten hatte, früher fit zu werden als gedacht. Noah Sarenren Bazee, umjubelter Ausgleichstorschütze gegen den BVB, zog sich hingegen im Training einen Kreuzbandriss zu. Ärgerlich, war der dynamische Mittelfeldspieler doch grad im Kommen. Wir wünschen ihm gute Besserung und einen optimalen Heilungsverlauf!
Zuletzt wurde berichtet, dass Jungspund und Flügelflitzer Lasse Günther Corona-erkrankt ist. Auch Lasse wünschen wir an dieser Stelle eine rasche Genesung! Weiterhin gab der FCA auf seiner Website bekannt, dass er aufgrund hoher Inzidenzzahlen in Augsburg eine Impfaktion des Impfzentrums Augsburg mit (je zwei) Freikarten für die Heimspiele gegen den Mainz 05 und den VfL Wolfsburg unterstützt. Coole Sache!
Rund um den VfB wurde medial bekannt, dass Thomas Hitzlsperger schon früher aus dem Verein ausscheidet als ursprünglich kommuniziert. Dass dieser seinen bis Oktober 2022 geltenden Vertrag nicht erfüllen wird, war schon bekannt. Bereits Ende März übergibt er nun das Amt des Vorstandsvorsitzenden an seinen Nachfolger Alexander Wehrle. Wir wünschen „Hitz the Hammer“ viel Erfolg auf seinem weiteren beruflichen Werdegang. Er wurde vor dem Anpfiff der Partie übrigens offiziell verabschiedet und dies vor – per Sondergenehmigung gestatteten – knapp 60.000 Fans.
Halbzeit eins – Effektivität ist kein Problem
Eine Schweigeminute gab es zu Beginn für den am 16.03.2022 in Aachen verstorbenen Egidius Braun. Der ehemalige DFB-Präsident (1992-2001) und Ehrenpräsident verstarb im Alter von 97 Jahren. Beide Mannschaften spielten mit Trauerflor.
Nach dieser kurzen Minute des Innehaltens ging es nach Anpfiff auf dem Rasen jedoch heiß her. Schiedsrichter Patrick Ittrich hatte jedenfalls beide Hände voll zu tun. In Minute zwei direkt die erste brandgefährliche Situation der Hausherren: Führich scheiterte an Gikiewicz und den Abpraller klärte Ex-Stuttgarter Carlos Gruezo in letzter Sekunde. Doch das erste Tor der Partie erzielten die Gäste: Der erste Angriff der bayerischen Schwaben mündete direkt in einem Treffer. Iago auf Hahn und dieser schloss eiskalt ab. 0:1 – der FCA überraschte mit einer frühen Führung.
Stuttgart dominierte das Spiel, der FCA zeigte sich effektiv – so könnte man eigentlich auch den gesamten Spielverlauf beschreiben mit wenig Worten. Stuttgart präsentierte sich griffiger und dynamischer, der FCA stand hinten stabil und setzte Nadelstiche. Insbesondere Jungspund Tiago Tomas bereitete der Augsburger Hintermannschaft Probleme und war kaum zu bändigen, während Torjäger Kalajdzic weitestgehend abgemeldet war. Wenn man dem VfB hier einen Vorwurf machen konnte, dann die mangelhafte Chancenverwertung!
Offensive Szenen des FCA suchte man vergeblich, mehr als ein frei vor Torhüter Müller verpassender Caligiuri und eine harmlose Freistoßszene von ebenjenem Mittelfeldspieler sprangen jedoch nicht heraus. Stattdessen schlug in Minute 44 der VfB zu, Abwehrspieler Anton köpfte die Gastgeber zum Ausgleich -nach, Überraschung, Flanke von Borna Sosa. Und während die ersten Fans auf die Toilette schlichen oder zum Ausschank pilgerten, erzielte Gregerl noch vor dem Halbzeitpfiff die erneute Augsburger Führung. Mit dem besten Angriff des Tages (bis dato) markierte der Österreicher das 1:2 für den Gast. Schön anzusehen, wie Arne Maier „Gregerl“ in Szene setzen konnte und wie eiskalt der Stürmer den Ball versenkte. Gerne mehr davon!
Halbzeit zwei – Eiskalte Dusche
Nachdem die Augsburger mit der bis dato etwas schmeichelhaften Führung in die Kabine gingen, kamen diese im Anschluss unverändert zurück auf den Platz. Die Hausherren übernahmen wie schon in Halbzeit eins das Zepter des Handelns. Die ersten fünfzehn Minuten der zweiten Hälfte waren jedoch kaum von spielerischen Highlights geprägt. Vielmehr schnürten die Gastgeber die Augsburger Mannen in die eigene Hälfte. In Minute 65 wechselten beide Mannschaften erstmalig und positionsgetreu. Beim FCA kamen Pedersen für Vargas sowie Uduokhai für den angeschlagenen Kapitän Gouweleeuw.
Herauszuheben hier insbesondere der Udo-Ersatz Winther: Wie dieser zum Beispiel in Minute 66 Tiago Tomas ablief, war einfach großartig. In Minute 73 nahm Coach Weinzierl dann zwei weitere Wechsel vor, die im Augsburger Fanlager auf Unmut stießen. Niederlechner für Gregoritsch war als Wechsel durchaus nachzuvollziehen, aber die Auswechslung von Maier und für ihn dann Zeqiri zu bringen – dies warf große Fragezeichen auf. Man kann hier nur vermuten, dass Arne Maier konditionell schon an sein Limit gestoßen war.
In der hektischen Schlussviertelstunde kassierten sowohl Pedersen als auch Oxford eine gelbe Karte. Wie beim 1:1 ging dem nun nachfolgenden 2:2 ein Foul an der Strafraumgrenze voraus. Diesmal verwandelte Marmoush den Freistoß direkt und sehenswert, nachdem ein früherer Versuch aus ähnlicher Position vorher in der Mauer gelandet war. Keine Chance für „Giki“ im Kasten. In den darauffolgenden Minuten hatten die Stuttgarter diverse Chancen zur Führung, jedoch scheiterten sie entweder am Augsburger Keeper oder vergaben kläglich. Die beiden Youngster Tomas und Winther holten sich noch beide den gelben Karton ab.
André Hahn scheiterte in der 82. Minute am Stuttgarter Querbalken und – zum Leidwesen des FCA – war Fortuna an diesem Tage der falsche Schwabe. Die beiden Hauptprotagonisten Tomas und Marmoush besorgten in Co-Produktion das Siegtor zum 3:2. Wieder ein Freistoß, den konnte diesmal Gikiewicz klären. Die Klärungsaktion mündete jedoch ausgerechnet bei Marmoush, der den Ball nach innen gab und Tomas vollstreckte abgeklärt. Markus Weizierl brachte dann noch Dorsch für Gruezo (86. Minute), doch viele Aktionen konnte der FCA nicht mehr für sich verbuchen. Vielmehr konnte der VfB seine Führung nicht ausbauen, die Chance hätte sich in Minute 90+3 eigentlich noch ergeben, doch Führich bekam den Ball nicht im leeren Augsburger Tor unter – auch, weil Dorsch akrobatisch retten konnte. Was eine furiose Partie, was für eine intensive Schlussviertelstunde.
Erkenntnisse
Es war für alle Beteiligten ein seltsames Gefühl: Fast 56000 Zuschauer*innen, obwohl Inzidenzwerte allerorts hoch sind. Im Abstiegskampf sicher ein Vorteil vor solch großer Kulisse kicken zu dürfen. Für den Zuschauenden vor dem TV war die Stimmung aber großartig. Lang genug hatte man halbherzige Schlachtrufe oder Fake-Publikum bestaunen dürfen. Für die Mannschaften war es sicherlich Ansporn pur. Für die Fans beider Kurven wieder mal das Erlebnis, das Fußballfans lieben, zuletzt sehnlichst vermissten und weswegen man Wochenende für Wochenende ins Stadion pilgert. Seltsam nur, weil es – wie in Corona-Zeiten eigentlich in allen Angelegenheiten – wieder unterschiedliche Handhabe in Sachen Zuschauerzahlen gibt und dies durchaus ein Faktor im Abstiegskampf sein kann.
24:10 Torschüsse pro VfB, dazu die deutlich bessere Passquote (84% – 67%), 8:0 Ecken und 63% Ballbesitz – vieles sprach statistisch für einen Stuttgarter Sieg. Die Zweikampfquote (46% – 54%) und die Laufleistung sprachen jedoch wiederum deutlich für den FCA. Stuttgart investierte mehr und es sah lange danach aus, als würden sie dafür nicht belohnt werden. Eiskalte Augsburger stellten den Spielverlauf auf den Kopf und erzielten aus gefühlt vier Chancen zwei Tore. Möglicherweise trug auch die Auswechslung von Arne Maier, dem strukturierenden Element im FCA Spiel, hier einen großen Anteil an der schlussendlichen Niederlage. Für mich auch eher eine Fehlentscheidung, Carlos Gruezo – trotz ordentlicher Partie gegen Bielefeld – neben Maier starten zu lassen und nicht den mit Maier eingespielten Niklas Dorsch. Dieser kam dann erst nach dem Lucky Punch der Stuttgarter in Minute 86. Also für die letzten fünf Spielminuten.
War die erste Halbzeit noch etwas ausgeglichener, gab man das Heft des Handelns in der zweiten Hälfte fast komplett aus der Hand. Flügelspieler und Routinier Daniel Caligiuri sagte bezeichnenderweise nach dem Spiel: „Aufgrund der zweiten Halbzeit hatten wir nicht verdient, dieses Spiel zu gewinnen. Es kam einem so vor, als ob wir Angst haben, Fehler zu machen. In der ersten Halbzeit waren wir noch effektiv, aber in der zweiten Halbzeit war das einfach zu wenig.“ Auch Reece Oxford bemängelte medial die Passivität in Halbzeit zwei. Unerklärlich insbesondere diese Passivität gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten, der vor der Partie tabellarisch noch hinter dem FCA stand.
Stefan Reuter exemplarisch hierzu im Kicker: „Wenn du in Führung liegst, hast du im Grunde etwas zu verlieren. Dadurch gehst du eher einen Schritt zurück, musst aber eigentlich einen Schritt nach vorne machen. (..) Das führt dann dazu, dass du zu wenig machst, zu passiv wirst und keinen Druck mehr auf den Ball bekommst.“ Ich meine, erkannt haben sie das Problem in Augsburg ja offensichtlich – nach dem Spiel ist man halt immer schlauer.
Statt dem positionsgetreuen Wechsel Gruezo <> Dorsch in der 86. Minute, also einer Minute nach der Stuttgarter Führung, hätte ich mir zum Beispiel einen offensiven Mann wie Pepi gewünscht, also Mut und Risiko statt ziemliches Zaudern. Die Offensive zu stärken und zumindest einen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Doch diese Bemühungen blieben leider aus. Übrigens überaus bemerkenswert, dass der 19jährige Tiago Tomas das Siegtor gegen den FCA erzielte und der gleichaltrige Pepi auf der Augsburger Bank verschmort. Ich sag ja nur…
Am Ende verliert der FCA also das Sechs-Punkte-Spiel gegen Stuttgart und muss den VfB tabellarisch passieren lassen. Somit rutscht der FCA auf Platz 15. Die Hertha überholt die Arminia dank des 3:0 – Erfolgs gegen Hoffenheim. Die Arminia aus Bielefeld verliert gegen Mainz (dank dreier Elfmeter) mit 4:0 und rutscht auf Platz 17 ab. Was für ein undankbarer Spieltag. Und jetzt ist dann erstmal Länderspielpause…
Länderspielreisen
Folgende Spieler sind übrigens für Ihre Heimatländer unterwegs:
Michael Gregoritsch (Österreich) trifft auf Wales (Donnerstag, 24. März)
Carlos Gruezo (Ecuador) trifft im Auswärtsspiel auf Paraguay (Donnerstag, 24. März), anschließend spielt Ecuador zuhause gegen Argentinien (Dienstag, 29. März)
Ricardo Pepi (USA) hat gleich drei Spiele vor der Brust: Auswärts gegen Mexiko (Donnerstag, 24. März), zuhause gegen Panama (Sonntag, 27. März) sowie in Costa Rica (Mittwoch, 30. März)
Ruben Vargas und Andi Zeqiri (Schweiz): Auswärts gegen England (Samstag, 26. März), in Zürich zuhause gegen den Kosovo (Dienstag, 29. März)
Frederik Winter (dänische U21-Nationalmannschaft): Heimspiel gegen Belgien (Dienstag, 29. März)
Lasse Günther wurde für die deutsche U19-Nationalmannschaft berufen, wird jedoch aufgrund seiner Corona-Infektion nicht dorthin reisen können
Fazit
Für mich auch mit ein wenig Abstand unverständlich, wie man zweimal eine Führung verschenkt respektive wie man die Führung in der zweiten Hälfte nicht über die Zeit retten kann. Zumindest das Remis hätte der FCA halten müssen, denn dann wäre Stuttgart tabellarisch hinter dem FCA geblieben. Markus Weinzierl erläuterte nach dem Spiel: „Das ist eine ganz bittere Niederlage, weil wir zweimal in Führung waren und dann muss man mindestens einen Punkt mitnehmen. Aber wir haben drei Standard-Gegentore bekommen, weil wir zu tief verteidigt haben. Man hatte nach den Führungen das Gefühl, dass wir zu großen Respekt hatten, das Spiel zu gewinnen. Wir hatten viel zu wenig eigenen Ballbesitz und konnten dadurch nicht für Entlastung sorgen. Wir haben zu risikolos gespielt und hatten keine gute Präsenz in der gegnerischen Hälfte.“
Ein guter Punkt, die Standard-Gegentore. Dreimal dumm gegrätscht an der Strafraumkante, drei Freistoßvarianten, drei Gegentore. Bei Ittrichs lockererer Linie war der erste Freistoß eigentlich zu kleinlich, beim zweiten und dritten Freistoß habe ich mich schon gefragt, wieso man sich denn wieder in solch einer Position fürs Grätschen entscheidet. Zudem hat den FCA ein direkter Abstiegskonkurrent hergespielt, das kann auch nicht das Ziel und die Vorstellung der Augsburger Verantwortlichen sein. Keine gute Präsenz sagt Herr Weinzierl – fast keine Abschlüsse in Halbzeit zwei ist die bittere Wahrheit. Bis auf Hahnos Lattenkopfball war da nichts nennenswertes mehr dabei. Und das Risiko ist Markus Weizierl selbst nicht eingegangen, da er bis auf Zeqiri für Maier nur positionsgetreu gewechselt hat. Und ebenjener Wechsel hat dem FCA offensichtlich Zugriff aufs Spiel und Struktur geraubt.
Jetzt steht erstmal die Länderspielpause an, dann am 03.04.2022 um 15:30 das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg. Eine englische Woche ergibt sich durch das verlegte Spiel gegen Mainz, das am 06.04. (18:30) in der WWK-Arena ansteht. Danach führt der 29. Spieltag den FCA am 09.04.2022 (15:30 Uhr) in die Allianz Arena nach München. Alles in allem, ein hartes Programm. Man vermag nur zu hoffen, dass der FCA die Länderspielpause zum Nachdenken und Handeln nutzen kann. Denn es ist nicht mehr alles rosarot in der Fuggerstadt. Aufgrund dieser Niederlage und der Art und Weise ist es vorprogrammiert, dass die Trainerfrage – bei Blick auf die Tabelle – nun (zumindest öffentlich) gestellt werden muss. Wie diese T-Frage dann ausfällt, bleibt abzuwarten.
1:0 hat der FCA am Freitag in Bielefeld gewonnen. Offensiv hielt sich das Feuerwerk erneut sehr in Grenzen. Dafür konnte Bielefeld noch weniger Akzente setzen als unsere Augsburger und so geht der Sieg in einer umkämpften Partie dann wohl in Ordnung. Zweimal nacheinander gepunktet. Eine Seltenheit. Aber auch taktisch mit funktionierenden Matchplänen. Als Augsburger reibt man sich verwundert die Augen. Hat die Mannschaft ihr Gleichgewicht gefunden?
3er vs 4er Kette
Die offensichtlichste Änderung war in diesen beiden Partien die von Markus Weinzierl verordnete Systemumstellung hin zur 3er Kette. In den Anfangsformationen der Spiele fanden sich so dann sowohl Oxford, Gouweleeuw als auch Uduokhai wieder. Gegen Bielefeld musste Uduokhai verletzt raus und für ihn kam Winther. Das System blieb. Und mit ihm die defensive Stabilität.
Zwei Spiele lang keine einfachen Fehler in der Abwehr, die direkt zu Gegentoren führten. Basierend auf dieser defensiven Stabilität versetzt sich die Mannschaft in die Lage zu punkten. Auch deshalb, weil hierdurch die Schwächen auf den defensiven Außen kaschiert werden. Mit Daniel Caligiuri hat man einen guten rechten Schienenspieler und auch Iago oder Mads Pedersen fühlen sich offensiver deutlich wohler. Die Systemfrage scheint vorerst geklärt.
Pressing vs. zu große Offenheit
Markus Weinzierl hat immer wieder verkündet, dass dem System keine zu hohe Bedeutung zuzumessen ist. Aus meiner Sicht scheint auch den Pressingabläufen mehr Gewicht als dem System selbst zuzukommen. Gegen Bielefeld wurde genau hier in der Halbzeit nachjustiert und ab Halbzeit 2 etwas aggressiver gepresst. Das wichtigste dabei bleibt, dass die Pressingabläufe so gut funktionieren, dass sie nicht einfach überspielt werden können und in ihrem Rücken keine großen Lücken entstehen.
Hier scheint die Mannschaft Fortschritte zu machen. Gerade die Pressingabläufe sind ein Erfolgsgarant. Die Offensivspieler wissen, dass die Körner im Zweifel nicht für 90 Minuten reichen müssen und geben im Anlaufen des Gegners alles. Auch Bielefeld wurde in ungewollte länge Bälle gezwungen, konnte sich kaum hieraus befreien und gewann dann auch wenig zweite Bälle. Da macht es dann für den Gegner wenig Spaß. Und nicht nur, weil man verliert.
Zweikampfführung
Die schlechten und ungewollten Spieleröffnungen erlauben es der Mannschaft dann, gut in die Zweikämpfe zu kommen und Bälle zu erobern. Das Spiel des Gegners wird berechenbarer. Bälle werden antizipiert und abgefangen. Im Zweifel wird der Gegner auch mal gelegt. Gerade gegen Bielefeld hat der FCA keine Gefangenen gemacht. 5 gelbe Karten standen am Ende zu Buche. Beschweren durfte man sich diesmal über keine davon. Die Partie war für Bielefeld sichtlich unangenehm zu spielen. Der FCA hat es Ihnen so schwer gemacht, wie es sich für eine Augsburger Mannschaft gehört. Diese Bissigkeite und Aggressivität, die schon oft als einer der Augsburger Grundwerte bezeichnet wurde, ist zurück. Ich habe es geliebt.
Torgefährlichkeit
Alleine vom Spiel mit dem Ball in Richtung gegnerisches Tor war dann am Ende – mal wieder – nicht viel zu sehen. Der FCA ist weiterhin nicht in der Lage einen Gegner herzuspielen und eine Vielzahl von Chancen selbst zu kreieren. Selbst gegen Arminia Bielefeld. Das Team von Markus Weinzierl hat nun aber hierfür eine Lösung gefunden, die auch schon gegen Union Berlin funktioniert hat. Durch die Pressingabläufe und die aggressive Zweikampfführung, werden die Bälle höher – heißt näher zum gegnerischen Tor – erobert. Gegen Bielefeld war es Iagos Ballgewinn auf Höhe der Mittellinie der das Tor einleitete. Dadurch werden die Wege kürzer und man kann den Gegner überrumpeln. Bei der Qualität unserer Abschlussspieler, diesmal in Person von Daniel Caliguiri, der immer noch einen feinen Ball Richtung Tor auf Lager hat, kommen wir dann doch ab und zu zum Torerfolg. Und das reicht dann diesmal zum Sieg.
Geht es so weiter?
Und damit scheint der FCA nun eine Formel gefunden zu haben, die mit dem vorhandenen Spielermaterial, zu erfolgreichen Ergebnissen führen kann. Trotzdem stellt sich vor der Partie gegen Mainz 05 – so sie denn in Anbetracht der Mainzer Corona-Infektionen stattfindet – erneut die Systemfrage. Traut Markus Weinzierl Frederik Winther die Rolle des 3. Innenverteidigers zu? Gerade nun da die Mannschaft im Gleichgewicht angekommen scheint, wird durch die Personalsituation die Frage aufgeworfen, ob man in dieser Formation weiterhin antreten kann. Ich würde mir wünschen, dass wir bei diesem System bleiben. Sollen sich doch die direkten Gegner im Abstiegskampf überlegen müssen, wie sie dieses Bollwerk knacken. Sich die Zähne ausbeißen. Ihr frustriertes Gemeckere auf dem Platz ist Musik in meinen Ohren. Und die gesammelten Punkte geben die nötige Zuversicht für den Abstiegskampf. Den Kampf hat die Mannschaft sichtbar angenommen. Dafür bin ich heute dankbar.
Markus Weinzierl stand für den FC Augsburg am Samstag gegen Freiburg, bei der (vielleicht vermeidbaren) 1:2 Heimniederlage nicht am Seitenrand. Corona hatte ihn erwischt und er ist weiterhin in Quarantäne. Es ist müßig zu diskutieren, ob es etwas geändert hatte. Was sicher ist: schon nach den Partien gegen Leverkusen und Gladbach war er in die Kritik geraten. An vielen Stellen wird sich gefragt, wo denn die sportliche Entwicklung geblieben ist. Der FC Augsburg ist weiterhin das Maß an fehlender Konstanz. In diesem Zusammenhang ist das Team unschlagbar. Natürlich fällt dies auch auf den Trainer zurück. Wer aber trägt hierfür neben ihm die Verantwortung?
Keiner übernimmt Verantwortung
Teaminterne Prozesse im Fußball sind eine komplizierte Angelegenheit. Versuche ich selber kurz vor Ende des Spiels den Lucky Punch zu landen oder spiele ich lieber nochmal ab? Oft ist beim Fußball die Teamleistung mehr als nur die Summe aller Einzelleistungen. Spieler müssen sich für das Wohl des Teams hinten an stellen. Das Team muss Vorrang haben. Dafür muss jeder Verantwortung für das Team übernehmen und das persönliche Vorankommen vielleicht auch hinten anstellen.
Der Trainer und sein Team sind in diesem Zusammenhang das regulierende Kollektiv. Sie müssen glaubhaft das langfristige Wohl des Teams im Auge haben und auch schwierige Entscheidungen z.B. bzgl. Startelfnominierungen treffen. Und das Team bestehend aus vielen Einzelspielern muss diesen Entscheidungen Folge leisten. Nun sieht das beim FCA schon seit längerem nicht nach einem eingespielten Team aus. Nach individuellen Fehlern fehlt das gegenseitige Aufbauen. Es fehlen die Antreiber. Es fehlt, das Spieler auch nach außen sichtbar Verantwortung übernehmen. Es wird noch nicht einmal benannt, wer im Mannschaftsrat ist. Selbst im Trainerteam wird die Verantwortung weggeschoben. Reiner Maurer sagte in der Pressekonferenz vor dem Spiel: „Ich fühle mich genau so verantwortlich, wie wenn der Markus dabei ist.“ War er halt nur nicht. Kollektives Wegducken.
Die lahme Ente
Dieser Prozess endet allerdings nicht beim Trainerteam oder Markus Weinzierl. Unter der Woche gab es eine Medienrunde mit Stefan Reuter. Im Gegensatz zur Pressekonferenz nicht öffentlich. Dazu kommt, dass Stefan Reuter sich zur Zukunft von Markus Weinzierl nicht abschließend äußern will. Weggeduckt hat er sich zuletzt bei Tom Scharnagl bei a.tv. Wo ist das Problem mag sich der ein oder andere fragen? Das Problem ist Markus Weinzierls vertragliche Situation. Sein Vertrag läuft zum Saisonende hin aus und wurde bisher nicht verlängert.
In den USA nennt man das eine „lame duck„, übersetzt eine lahme Ente. Damit ist gemeint, dass in diesem Fall der Trainer keine Durchsetzungskraft mehr hat, weil ihm die Rückendeckung fehlt. Die Spieler glauben vielleicht selbst nicht mehr an einen Verbleib des Trainers. Entsprechend folgen sie den Vorgaben und Weisungen vielleicht nicht mehr zu 100%. Bewusst oder unterbewusst spielt dann schon keine Rolle mehr. Es gibt eine Ausrede. Wegducken wurde hiermit legitimiert.
Handelt jetzt, zefix!
Das kann so nicht bleiben. Die Verantwortlichen beim FC Augsburg, Stefan Reuter und Klaus Hofmann in allervorderster Front, müssen sich schleunigst klar werden, was sie von den Leistungen von Markus Weinzierl halten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Vertragsverlängerung an Markus Weinzierl scheitern würde. Und wenn, dann wäre das auch ein klares Zeichen. Weinzierls Optionen in der Bundesliga werden auf Sicht äußerst begrenzt sein. Er lebt mittlerweile nur noch von seinen längst vergangenen Augsburger Lorbeeren.
Wenn man von der Arbeit von Markus Weinzierl überzeugt ist, dann ist es Zeit den Vertrag schleunigst zu verlängern und dies sofort zu kommunizieren. Wenn die Überzeugung fehlt, dann ist es jetzt Zeit „Servus“ zu sagen. Laut und deutlich. Und mit Überzeugung und Stärke in das letzte Drittel der Saison einzubiegen. Wo liegt hier das Problem?
Die Alternativen
Für mich ist das Problem recht deutlich. Sollte man sich von Markus Weinzierl trennen, dann braucht es eine Alternative. Und um den passenden Trainerkandidaten bestimmen zu können, braucht es ein Anforderungsprofil und bestehende Kontakte. Nach Weinzierls erstem Abgang hatte man sich für Dirk Schuster entschieden, weil er aus wenig viel gemacht hatte in Darmstadt und dort auch die „Augsburger Tugenden“ auf dem Platz sichtbar machte. Danach übergab man an Manuel Baum, um die eigene Jugend besser zu integrieren und sich sportlich zu entwickeln. Und seitdem ist keine klare Strategie bei den Trainerverpflichtungen mehr erkennbar. Martin Schmidt war spielerisch auf Umschaltspiel begrenzt und die Mannschaft zerfiel regelmäßig. Zu Heiko Herrlich habe ich damals schon viel geschrieben und lasse das an der Stelle lieber. Ich habe selten eine weniger überzeugende Führungspersönlichkeit erlebt. Reuter, Hofmann und Co. haben in den letzten Jahren eine Trainerfahrkarte nach der anderen geschossen. Alte Bekannte, die dem FC Augsburg jetzt vielleicht auf dieser Position helfen könnten, sind ihnen vielleicht ausgegangen. Deshalb war ja schon im letzten Jahr Markus Weinzierl der letzte Rettungsanker.
Und was will die Führungsspitze in Augsburg denn von einem Trainer? Defensive Stabilität und Augsburger Tugenden? Ausgeprägtes Ballbesitzspiel mit in Ruhe vorgetragenen Angriffen und hoher Torquote? Alles getragen von mindestens 5 Eigengewächsen? Alles zusammen? Zwischen den Wünschen und Ansprüchen und der Realität scheint eine kleine Lücke zu klaffen. Die fehlende Fokussierung auf Kernaspekte führte in den letzten Jahren zur Beliebigkeit. Wir sind zur grauen Maus verkommen. Negativ in diesem Sinne: die Teams kommen gerne nach Augsburg, weil es nicht mehr ganz so ungemütlich ist, gegen uns zu spielen.
Was es jetzt braucht
Der FC Augsburg muss sich endlich klar werden, was er sportlich will. Eindruck in den USA schinden und eine Marke aufbauen, oder sportliche Lücken für den Klassenerhalt stopfen? Ach, die Transferphase ist schon vorbei. Wie schade. (Ich zügle den Sarkasmus gleich wieder). Trotzdem ist es noch nicht zu spät. Auch in dieser Phase der Saison hat der Club noch alles selbst in der Hand. Sobald er denn weiß, was er will. Klarheit diesbezüglich sollte schnellstens geschaffen werden.
Auf Basis dieser Analysen sind schon jetzt die Kernpositionen im Club zu besetzen. Angefangen beim Trainer und seinem Trainerteam. Und mit vollster Überzeugung und breiter Brust muss der FCA dann das letzte Drittel der Saison angehen. Alle in die Pflicht nehmen. Zusammenhalten. Dann habe ich zumindest viel Hoffnung, dass die Leistungen des Teams konstanter werden und wir die Klasse halten. Ab nächster Saison wird es dann vielleicht etwas besser.
(Alternativszenario – die realistische Variante)
Wir dümpeln weiter so vor uns hin. Gegen Dortmund wehren wir uns vor eigenem Publikum und verlieren knapp genau wie gegen Bielefeld auswärts. Ach, vielleicht holen wir sogar 1 oder 2 Punkte. Das Management und auch Klaus Hofmann werden in den nächsten Wochen – wie vor dem Abgang von Heiko Herrlich – medial präsenter werden. Es wird – erneut – die fehlende sportliche Entwicklung kritisiert werden. Klaus Hofmann wird fluchend ins Kameralicht rücken auf den Tribünen der Republik. Am Ende wird man Markus Weinzierl freistellen und versuchen dem Team einen neuen Impuls zu geben, um die Klasse zu halten. Die Konkurrenz ist dieses Jahr deutlich stärker und so reicht es vielleicht ausnahmsweise nicht oder wir müssen in die Relegation. Die Verantwortlichen werden sagen, dass ja klar war, dass es uns irgendwann erwischen hatte müssen. An diesem Punkt, sollten wir an diesen Zeitpunkt in der Saison zurückdenken. Noch ist es vermeidbar. Und die Verantwortung hört längst nicht beim Trainer auf.
Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.Zudem möchte ich gerne auf unsere laufende T-Shirt Aktion #Neigschaut hinweisen und für eure Teilnahme werben!
2:0 gegen Union Berlin zu Hause. Was wie ein hehrer Wunsch vor dem Wochenende klang, wurde am Samstag Wahrheit. Dem FC Augsburg gelang durch den souveränen und verdienten Heimsieg gegen ein in dieser Saison erneut beeindruckendes Berliner Team der erhoffte Befreiungsschlag. Und während Dietmar Hamann André Hahn zum Spieler des Spieltags ernannte, stach aus meiner Sicht ein anderer Spieler noch mehr hervor: Michael „Gregerl“ Gregoritsch. Zeit für einen kurzen Blick darauf, wie es hierzu kommen konnte.
Explosion und Niedergang
Es ist schon paradox. Michael Gregoritsch wirkte für eine Saison lang wie der beste Offensivspieler in der Augsburger Mannschaft. Direkt nach seiner Ankunft im Sommer 2017 sah es so aus, als ob er eines der fehlenden Puzzleteile im Augsburger Spiel wäre. 13 Tore im ersten Jahr waren eine Hausnummer. Aber nach diesem ersten Honeymoon-Jahr ging es bergab, wenn auch zuerst schleichend. Neben den Leistungen litten später auch die Einsatzminuten und Gregerl zog es vor, dem Augsburger Chaos im Winter 2019/20 zu entfliehen und sich in Schalke ins dortige Chaos zu stürzen. Im Sommer 2020 kehrte er nach Augsburg zurück. Mit mäßigem Erfolg. Und auch in dieser Saison hielt sich die Euphorie lange in Grenzen. Und die Hoffnung auf Besserung hatte ich schon fast aufgegeben.
Zwar durfte Gregerl vor der Winterpause Einsatzzeiten sammeln und gerade mit dem späten Ausgleich gegen die Hertha seine Vollstreckerqualitäten unter Beweis stellen. Die Einsätze kamen allerdings zu einer Zeit, als Markus Weinzierl in der Sturmspitze keine Alternativen mehr hatte. Allesamt vielen die weiteren Kandidaten für einen Einsatz in der Mitte aus. Und selbst zu diesem Zeitpunkt musste sich Gregerl auch noch hinten anstellen und durfte z.B. gegen Fürth erst von der Bank ran. Mir persönlich kam es zudem so vor, als ob – nach der Verpflichtung von Andi Zeqiri im Sommer und Ricarcdo Pepi im Winter – und der Genesung von Niederlechner und Finnbogason seine Einsatzchancen im Winter auf dem Tiefpunkt angelangt wären. Selten habe ich eine Situation fälscher eingeschätzt.
Das „Comeback“
Umso größer war die Überraschung, als zum Auftakt der Rückrunde gegen Hoffenheim der Name Gregoritsch in der Startaufstellung auftauchte. Und dort in den folgenden Partien nun immer wieder zu finden war. 60, 68, 74 und nun gegen Union Berlin die kompletten 90 Minuten durfte Gregerl jeweils ran. Die 90 Minuten gegen Union waren seine ersten 90 Minuten seit dem vierten Spieltag der Vorsaison. Und Gregerl zahlte immer zurück. Durch ihn wurde es nicht nur gefährlich, er besitzt im Moment die in Augsburg heißeste Währung nach defensiver Stabilität: eine ordentliche Chancenverwertung. Auf kaum etwas ist ein Team wie der FCA mehr angewiesen, dem es in dieser Saison äußerst schwer fällt, eigene Chancen zu erspielen. 5 Tore in den letzten 9 Partien, teilweise nur mit Kurzeinsätzen, sind in diesem Zusammenhang nicht nur überragend sondern unverzichtbar.
Für Markus Weinzierl sind sie allerdings wohl nur die Spitze des Eisbergs. Das Spiel seiner Offensivkräfte ist sehr von deren Verhalten gegen den Ball geprägt. Hier fällt Gregerl in keinster Weise ab gegenüber Kollegen wie Niederlechner und Co. wenn im aggressiven Pressing die gegnerischen Abwehrspieler und Torhüter aus dem Konzept gebracht werden. Das erste Tor gegen Union wurde auf diese Weise erzwungen. Dazu kommt Gregerls Rolle im Spiel mit dem Ball. Hier ist er ein einflussreicher Faktor auf mindestens zwei Arten. Einerseits hat er die ehemalige Rolle Caiubys in Weinzierls System eingenommen. Bei langen Bällen leitet er diese per Kopf weiter. 6 Kopfballduelle gewann er gegen Union. Kein Spieler gewann bei den Augsburgern nur annähernd so viele. Wenn der Ball am Boden gespielt wird, kommt seine spielerische Klasse zum Tragen. 43 Ballkontakte bei zwei Torschussvorlagen waren es am Samstag. Kein Offensivspieler des FCA hatte hier mehr vorzuweisen. Nicht nur kann der FCA im Moment auf Gregoritschs Tore nicht verzichten, auch aus dem Offensivspiel des FCA ist er kaum mehr wegzudenken.
Harte Arbeit zahlt sich aus
Andere Beobachter des FCA sind über die jetzige Entwicklung wenig verwundert. Sie hätten sie vielleicht nur schon früher vermutet (und haben nicht wie ich jetzt im Winter die Hoffnung aufgegeben). Gregoritsch konnte im Sommer mit der Nationalmannschaft Selbstvertrauen tanken und mit seinem Siegtreffer gegen Nordmazedonien ein weiteres persönliches Highlight seiner Vita hinzufügen. Er sah selbst keinen Grund sich lange darauf auszuruhen. Beim FCA stieg er im Sommer früher wieder ins Training ein, als er hätte müssen. Wechselgerüchten erteilte er eine Absage, in dem er klar machte, dass er seine Chance in Augsburg suchen wolle.
Und nicht nur in der zurückliegenden Hinrunde sondern grundsätzlich seit seiner Rückkehr nach Augsburg gab es keinerlei nach außen getragene Unruhe mehr zu verzeichnen. Markus Weinzierl machte erst vor kurzem klar, dass er Gregerl klar kommuniziert hatte, welche Anforderungen seinerseits zu erfüllen sind und das Gregerl hart gearbeitet hat, um diese nun erfüllen zu können. Gregerl und der FCA ernten nun die Früchte dieser Arbeit.
Und jetzt?
Wichtig ist nun auch, dass seit Samstag seine Leistungen auch endlich deutlichst mit dem sportlichen Erfolg der Mannschaft verknüpft sind. Dies hilft auch Trainer Markus Weinzierl, der selbst vertraglich nur bis zum Sommer gebunden ist und spätestens nach dem Spiel gegen Leverkusen wieder ordentlich in der Kritik stand. Es zeigt, dass er es immer noch versteht, Spieler wie Gregoritsch in die Erfolgsspur zurückzuholen und darauf basierend ein funktionierendes Team auf den Platz zu schicken.
Und so ist Gregoritschs Zukunft in Augsburg auch etwas mit der von Weinzierl verknüpft. Noch bis 2023 läuft sein Vertrag und im Sommer kann der FCA letztmalig eine Ablöse kassieren. Meine Hoffnung wäre, dass sowohl die Mannschaft im allgemeinen und Gregoritsch im speziellen in den nächsten Wochen die gute Leistung gegen Union Berlin bestätigen. Weinzierl genau wie Gregoritsch verlängert. Und im Falle von Gregoritsch in Augsburg erkannt wird, was man an diesem Menschen hat. Die Leidenschaft und Emotionalität, die Gregoritsch mitbringt, sollten wir ihm nicht vorwerfen sondern als positives Merkmal anerkennen. Es ist ihm eben nicht scheißegal. War es ihm wohl noch nie.
Und wenn sie nicht gestorben sind…
In Augsburg brauchen wir Spieler, die nicht schon an den Ruhestand oder direkt den nächsten Wechsel denken, sondern bereit sind sich langfristig in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Michael Gregoritsch hat für mich das Zeug dazu, in diesem Team über die nächsten Jahre ein Führungsspieler zu sein, der diese Truppe zusammenhält. Er ist im besten Alter dafür. André Hahn hat am Samstag Alfred Finnbogason als Top Scorer des FCA in der Bundesliga abgelöst. Gregerl hat hier das Potential beide in den kommenden Jahren zu überholen. Es könnte insgesamt eine der wundersamsten und schönsten Karrierewendungen werden, an die ich mich erinnern kann. Und sie würde so wundervoll nach Augsburg passen. Aber egal, was nach dem Spiel gegen Union Berlin auch noch passieren wird: über das Leistungsvermögen des Michael Gregoritsch sollte sich keiner mehr wundern.
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