Datencheck: FC Effizienz

Am Ende war die Freude groß über den (Zitter-)Sieg am vergangenen Wochenende gegen die TSG aus Hoffenheim. Oder – wie unsere Birgit in ihrem Rückblick so schön schreibt – über die drei Eier, die uns der FCA ins Osternest gelegt hat. Wir wollen uns erneut mit dem Spiel #FCATSG befassen – diesmal aber mit datenbasierter Unterstützung. Die haben wir von Createfootball bekommen, mit denen schon Teil 1 unserer kleinen „Daten-Serie“ entstanden ist. Darin hat uns Firmengründer Mats zum Thema „Datenscouting“ Rede und Antwort gestanden.

In Teil 2 geht es aber nicht nur etwa um die brutale Effizienz, die unsere Jungs auch gegen die TSG an den Tag gelegt haben. Im Vorausblick aufs kommende Wochenende auf Schalke werden wir uns auch diesen Gegner datenbasiert vorknöpfen. Und dabei feststellen, dass wir ihn keinesfalls unterschätzen dürfen. Denn trotz aller Misere auf dem Platz und im Verein: Der FC Schalke 04 hat nach wie vor seine Stärken!  

Mit Effizienz zum Sieg gegen die TSG

„Mit Mut, Wille, Kampfgeist und Selbstvertrauen spielten unsere Jungs bissig und vor allem auch sehr effizient.“ So hat Birgit vor allem die ersten 30 Minuten im Spiel gegen Hoffenheim am Samstag beschrieben. Dass sie da den Nagel auf den Kopf getroffen hat, werden nicht nur die meisten FCA-Fans so sehen. Das zeigen auch die Daten.

Die untermauern nämlich diese Augsburger Effizienz. Wie schon beim 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach am 25. Spieltag waren auch beim 2:1 an diesem 27. Spieltag alle Schüsse, die aufs Tor kamen (nämlich genau zwei), gleichzeitig Tore. Wie wenig der FCA sonst vor dem Hoffenheimer Tor aktiv war, zeigen die lediglich fünf Ballkontakte, die er im gegnerischen Strafraum verzeichnen konnte. Nur im Heimspiel gegen die FC Bayern im Januar (0:1) waren es noch weniger (4).

Auch der Augsburger Ballbesitzanteil war wieder einmal sehr gering (34.7%). Laut Kicker waren es sogar nur 30%, auf der offiziellen DFL-Seite „noch“ 39%. Der FCA „verschwendete“ also keine Energie darauf, zu versuchen mit dem Ball in gefährliche Räume vorzudringen, sondern konzentrierte sich lieber auf die Nutzung seiner wenigen Chancen nach Umschaltspiel. Und das tat er eiskalt. Effizient eben.

Ruben und André freuen sich über ihre (endseffizienten) Treffer (Foto: Bernd Feil M i S Pool via Imago)

Konter als neue Spezialität?

Laut Createfootball fahren unsere Jungs im Schnitt 3.1 Konterangriffe pro Spiel. Bei der Niederlage im Breisgau (0:2) waren es überdurchschnittlich viele (9), gegen die Kraichgauer jetzt auch wieder 8. Auffällig war dabei erneut die extrem hohe Effizienz, mit der sich der FCA aus diesen Konterangriffen seine Torschüsse erspielt hat. Gegen Freiburg wurden aus 44.4% der Konter Torschüsse, gegen die TSG immerhin aus 37.5%. Und was zuletzt – zumindest gegen Gladbach und die TSG – aus unseren Torschüssen zu 100% wurde, wissen wir ja.  

Kämpferisch und defensiv stark

Dass wir gegen die TSG großen Kampfgeist gezeigt haben, geben auch die Createfootball-Daten her. Ganze 261 Zweikämpfe haben wir letzten Samstag geführt. Nur beim Sieg bei Arminia Bielefeld Ende letzten Jahres (1:0) waren es noch mehr. Zum Vergleich: Im Saisondurchschnitt tragen wir sonst 205 Zweikämpfe aus. Gerade die Defensive um Jeff Gouweleeuw, Felix Udoukhai und Co. gewann starke 70.9% aller Zweikämpfe. Der Saisondurchschnitt liegt hier sonst bei 60.7%. Gerade unser Abwehr-Jeff tat sich zudem mit 8 wichtigen Clearances hervor, mit denen er die Mannschaft vor möglichen weiteren Hoffenheimer Toren bewahrte.

Statt effizient zurückhaltend?

Mit Effizienz, (neuer) Konterspezialität und Kampfstärke vor allem in der Defensive haben sich mit den Daten vor allem positive Aspekte im Augsburger Spiel gegen Hoffenheim gezeigt. Dass der FCA in letzter Zeit sehr effizient war, stellte z. B. auch die Sportschau oder der Kicker fest. Man könnte die Effizienz, die ja letztlich aus dem Verhältnis zwischen den Schüssen aufs Tor und den tatsächlich erzielten Toren entsteht, jetzt aber auch anders sehen, wenn man kritisch mit dem FCA sein möchte…

Gerade in der zweiten Hälfte gegen die TSG ist der FCA ja wieder „in das altbekannte Muster ‚Ergebnis verwalten‘“ verfallen, hat genau 0 Schüsse aufs Tor gebracht und die TSG damit zurück ins Spiel kommen lassen. Vor diesem Hintergrund erscheinen die wenigen Augsburger Torschüsse, kombiniert mit den wenigen Ballkontakten im gegnerischen Strafraum und wenig Ballbesitz, nicht mehr unbedingt „effizient“. Vielmehr sprechen sie jetzt für spielerische Zurückhaltung oder die (in letzter Zeit ebenso häufig thematisierte) Passivität, die das Herausarbeiten von Torchancen erschwert. Und diese Passivität, quasi die umgedreht gesehene Effizienz, könnte man dem FCA nun eben genauso gut negativ anlasten.

Das will ich aber gar nicht unbedingt; gegen die TSG haben wir einfach zwei Hälften gesehen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und ich bin nach wie vor einfach nur dankbar, dass der FCA den Sieg über die Zeit retten konnte. Ich wollte hier nur kurz zeigen, dass man Daten manchmal eben auch anders lesen kann.  

Unser (klärender) Abwehr-Jeff (Foto: Frank Hoermann SVEN SIMON POOL via Imago)

Wo Schalke besser als der FCA abschneidet

Jetzt aber weg vom vergangenen Samstag, hin zum kommenden Sonntag. Und damit zu #S04FCA, zu dem uns Createfootball zusätzlich eine Preview geschickt hat. (Vielen Dank nochmal dafür an dieser Stelle!) Und die beginnt mit ein paar Aspekten, in denen Schalke besser abschneidet als der FCA. Wenngleich sich die Königsblauen mit ihren gerade einmal 10 Punkten nach wie vor weit abgeschlagen auf Platz 18 der Tabelle wiederfinden und den Abstieg in Liga 2 wohl kaum mehr abwenden können.

Ballbesitz, -eroberungen, Luftduelle und „Progressive Runs“

Trotz dieser verheerenden sportlichen Lage hat Schalke im Vergleich zum FCA (41.2%) überdurchschnittlich viel Ballbesitz (46%). Rot-Grün-Weiß hat damit den geringsten Ballbesitzanteil der Liga. Den ligaweit niedrigsten Wert hat der FCA auch bei den Balleroberungen pro Spiel (51.4), wohingegen sich Schalke mit einem Wert von 72.3 sogar mit Teams wie Leverkusen, dem BVB, RB und Bayern messen kann (das aber natürlich unter Vorbehalt).

Auch in puncto Luftzweikämpfe hat der FCA das Nachsehen gegenüber den Schalkern. Die gewinnen 47% ihrer Luftzweikämpfe und sind darin 17-mal erfolgreich in einem Spiel, während die Augsburger nur 43.4% und 14 gewinnen – wieder der schlechteste Wert in der Liga. Ein bisschen besser schneidet der FCA hingegen bei sog. „Progressive Runs“ ab. So wird eine Spielphase genannt, in der ein Spieler kontinuierliche Ballkontrolle ausübt und damit versucht, die Mannschaft deutlich näher an das gegnerische Tor heranzuführen. Da ist er mit 10.3 solcher Runs pro Spiel „nur“ viertletzter der Liga, während Schalke auf 12 kommt.

Auch morgen wird es zu Luftduellen kommen. Wer wird diesmal die Oberhand gewinnen. (Foto: Bernd Feil/M.i.S/Pool via Imago)

Wo der FCA die Trümpfe im Ärmel hat

Für Schalke hört sich das alles gar nicht mal schlecht an. In den angesprochenen, statistischen Kategorien ist es eher der FCA, der hier schlechter wegkommt. Doch jetzt kommt natürlich das dicke fette Aber, das besser erklären kann, warum der FC Schalke 04 so tief unten drin hängt. Und wo ihn der FCA (hoffentlich auch mit Blick auf Sonntag!) übertrumpfen kann, zur vorzeitigen Sicherung der Klasse ja fast muss.

Hinten die Schießbude der Liga

Die härteste Währung sind im Fußball immer noch die Tore. Und da hat Schalke mit 71 gegen sich einfach viel zu viele bekommen. Alle anderen Teams kommen nicht einmal auf 50. Beim FCA stehen aktuell 41 Gegentore auf dem Konto. Das sind genauso viele wie bei unseren direkten, oberen Tabellennachbarn aus Freiburg, Gladbach und Stuttgart. Dieser „Gegentorflut“ bei Schalke entspricht, dass sie in einem Spiel 15.1 Schüsse aufs eigene Tor und damit die meisten der Bundesliga zugelassen haben. Mit einem Wert von 12.6 ist der FCA hier „nur“ drittschlechtester.

Schaut man auf die Daten, erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass zu den vielen Gegentoren und Schüssen aufs Tor auf Schalke auch deren extrem schwaches Zweikampfverhalten geführt hat. Mit nur 57.1% gewonnenen Defensivzweikämpfen verzeichnen die Schalker ligaweit wieder den schlechtesten Wert. Der FCA kommt hier hingegen auf 61.8% – die zweitbeste Quote der Liga!

Ob wir diese verwunderten Blicke nach Gegentoren morgen auch genießen dürfen? (Foto via Imago)

Vorne Ladehemmungen

Auch in umgekehrter Richtung ging bei Schalke nur wenig. Nur 17-mal rappelte es im gegnerischen Netz, bei den Gegnern des FCA immerhin 29-mal. Createfootball macht bei Schalke zudem eine gehörige Flankenschwäche aus, die für Tabellenplatz 18 mitverantwortlich sein kann. Nur 2.3 und damit ligaweit die wenigsten Flanken kamen in einem Spiel bisher an, beim FCA waren’s immerhin 3.1. Allerdings sind, so Createfootball, im Schalker Offensivspiel auch (zunehmend) Bemühungen zu erkennen, schnelle Spieler wie Mittelfeld-Allrounder Amine Harit oder den linken Verteidiger Sead Kolašinac über die Außenbahn Tiefenläufe machen zu lassen und über diesen Weg zum Torerfolg zu kommen.     

Lehren für Sonntag

Was lernen wir zusammenfassend aus den Daten von #FCATSG und #S04FCA für Sonntag? Dass wir auf eine starke Defensive bauen können und auch müssen, um (immer noch zu viele) Schüsse aufs Tor zu verhindern. Die könnten womöglich vermehrt über die Schalker Außen (Harit und Kolašinac sind beide voraussichtlich gesetzt) vors Tor befördert werden. Wobei die Daten eher gegen königsblauen Flankenerfolg sprechen.

Im Gegenzug haben die Daten die gnadenlose Augsburger Effizienz beim Torabschluss bestätigt, die wir vor allem gegen die TSG und Gladbach gesehen haben. Zusätzlich wäre aber auch eine Portion mehr Angriffslust und Risiko nach vorne schön, von mir aus auch gerne in Form von sich gerade offenbar häufenden Kontern. Als Vorbild könnte da doch hervorragend die Bilderbuch-Hälfte aus dem Spiel gegen Hoffenheim dienen!

Ruben Vargas, Matchwinner gegen die TSG mit je einem Tor und Assist, hat seine Magenprobleme inzwischen auskuriert. Jetzt macht aber eine Trainingsblessur seinen Einsatz gegen Schalke noch ungewiss. Dafür hat sich Frami, der wie Vargas zur zweiten Halbzeit ausgewechselt wurde (wegen Schwindel nach Zusammenprall), für Sonntag fit gemeldet. So ist die Fanaufstellung von letzter Woche fast wieder komplett und es kann heißen:

Bitte macht’s nochmal, Jungs! Heja!

Augsburger Leihgeschäfte

Der FC Augsburg hat schon seit jeher einen relativ breiten Kader – zu Spitzenzeiten umfasste dieser sogar über 40 Spieler. In der zurückliegenden Sommerpause hat der FCA sodann die Chance genutzt, einige junge Spieler in die unteren Ligen zu verleihen, um ihnen Spielpraxis zu gewähren. Diese hätten sie in Augsburg wohl in der Form nicht erhalten. Zudem konnte der FCA somit den Kader etwas verschlanken. Die Kritik am breiten Teamgefüge ebbte dadurch auch etwas ab. Im Nachfolgenden nun der detaillierte Blick auf unsere Jungprofis „im Exil“ und wie sie sich fernab des Lechs so schlagen und ggf. ihre Leihe nutzen, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Verteidiger verliehen

Zu Beginn wandert der Blick in die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens: Kevin Danso, ein Augsburger Eigengewächs, kickt derzeit in den Farben der Fortuna. In der zweiten Liga bestritt der österreichische U21-Nationalspieler bis dato 25 von 27 möglichen Saisonspielen – man kann ihn daher guten Gewissens als Stammspieler bezeichnen. Hierbei erzielte der 22jährige ein Tor und steuerte zwei Assists bei. Sein Kicker Notenschnitt liegt derzeit bei soliden 3,23. Die Leihe endet am 30.06.2021, sein Vertrag in Augsburg ist sogar noch bis 2024 datiert. Wird man den ambitionierten Innenverteidiger bald wieder im Augsburg Dress sehen? Viele Augsburger Fans wünschen sich dies zumindest sehnlichst.

Werden wir Kevin Danso nochmals im Augsburg Dress sehen? In Düsseldorf weiß er durchaus zu überzeugen…. (Foto: Fotostand / Wagner via Imago)

Von der Metropole Düsseldorf nun in das malerisch-beschauliche Lyngby in Dänemark: Hier schnürt derzeit Frederik Winther seine Fußballschuhe. Der 20jährige Innenverteidiger wurde vergangenen Herbst relativ spät in der Transferphase für rund 700.000 Euro verpflichtet. Und direkt wieder an seinen Heimatverein und Jugendclub Lyngby BK verliehen. Dort kam er zu Beginn auch regelmäßig zum Einsatz, bis ihm eine Covid-19-Erkrankung in die Quere kam. Anschließend spielte er nur noch sporadisch für den dänischen Fußballclub, von 22 möglichen Einsätzen absolvierte Winther nur 12. Laut TM.de sind dies 36% Startelf-Anteil sowie nur 39% der möglichen Spielminuten. Dabei gelang ihm keine Torbeteiligung. Am 01.07.2021 wird Frederik dann in Augsburg erwartet. Noch ist er eine große Unbekannte für die Augsburger. Sein Vertrag in der Fuggerstadt läuft bis 2025. Laut Transfermarkt ist seine Nebenposition die linke Außenverteidigung.

Im sächsischen Zwickau beweist sich gerade Jozo Stanic fernab der Heimat. Jozo ist hierbei ein echter Augsburger Jungspund aus dem eigenen Stall – der in Augsburg geborene Innenverteidiger spielt seit seinem 14. Lebensjahr beim FCA. Beim Drittligisten FSV Zwickau zählt der ehemalige kroatische U19-Nationalspieler zum Stammpersonal. Mit 97% Startelf Quote (bedingt durch eine Gelbsperre) und 96% der möglichen Spielminuten (bei zwei Auswechslungen) lässt sich dies auch faktisch untermauern (Quelle: TM.de). Gegen Kaiserslautern konnte er nun gerade mit seinem ersten Profi-Tor spät einen Punkt sichern. Stanic ist neben seiner Hauptposition in der Innenverteidigung auch auf beiden Aussenverteidiger-Positionen einsetzbar. Sein Kicker-Notendurchschnitt liegt derzeit bei 3,29.

Sonderfall Asta

Zu guter Letzt nun ein Blick Richtung Franken: Simon Asta, jüngster Augsburger Bundesliga-Debütant aller Zeiten, ist vergangenen Herbst nach Fürth gewechselt. Der Rechtsverteidiger kommt dort leider nicht wirklich zum Zuge. Zu stark ist die Konkurrenz auf dieser Position. Unter anderem ist auf dieser Position auch ein gewisser David Raum zu Hause, der jedoch zur kommenden Saison nach Hoffenheim wechseln wird. Der 22jährige Raum spielte zuletzt eine tragende Rolle innerhalb der Junioren-Nationalmannschaft bei der U21-EM.

Asta ist für den FCA trotz eines bis 2022 laufenden Vertrags beim Kleeblatt weiterhin interessant. Ob es hier ggf. eine Rückkauf-Option gibt seitens des FCA? Offiziell findet man hierzu nichts. Hingegen sollen die Fürther gem. der offiziellen Pressemeldung noch eine vereinsseitige Option auf eine einjährige Verlängerung besitzen.

Augsburgs jüngster Bundesligadebütant ist dem FCA abhanden gekommen – gibt es hier vielleicht noch eine Zukunft? Leider war dies keine Leihe, sondern ein fester Wechsel. (Foto: kolbert-press/Dammaschke-Gerstmeyr via Imago)

Nachwuchs für das Mittelfeld

Felix Götze ist seit letztem Herbst leihweise für den 1. FC Kaiserslautern im Einsatz. Bei den roten Teufeln kommt er derzeit aber kaum zum Zuge. Nur zwei von sieben Partien konnte der mittlerweile 23jährige Allrounder bestreiten. Somit kann er die Lauterer wohl kaum vom Abstieg bewahren, wonach es derzeit (leider) aussieht. Der kleinste Götze kann hierbei im defensiven Mittelfeld, in der Innenverteidigung und auf der rechten Außenverteidiger-Position spielen. Bis zum 30.06.21 läuft die Leihe, der Vertrag in Augsburg hingegen noch ein Jahr länger. Ob Götze sich der Konkurrenz beim FCA im kommenden Sommer stellen darf? Es bleibt abzuwarten.

Ein weiterer Nachwuchsakteur, der es seit jeher in der Augsburger Profimannschaft schwer hat, ist Kilian Jakob: Der aus der 1860-Jugend stammende Defensivspieler ist derzeit an den Drittligisten Türkgücü München ausgeliehen. Dort kommt er regelmäßig zum Einsatz, hierbei zeigt er sich sehr flexibel. Er bekleidete in seinen 7 Einsätzen ausschließlich die linke Seite, jedoch im Wechsel offensiv, wie defensiv (LV,LM, LA). Für die Augsburger Bundesligamannschaft hat der heute 23jährige im Jahre 2018 sogar eine Partie bestreiten dürfen. Die Leihe endet am 30.06.2021, der Vertrag in Augsburg läuft noch ein weiteres Jahr. Auch hier stellt sich die Frage, ob Jakob mehr als nur ein Stammspieler für die Reserve darstellt – ähnlich wie bei Götze.

Sturmhoffnung gesucht

Stürmer Sergio Córdova ist derzeit an Ligakonkurrent Arminia Bielefeld ausgeliehen. Hier kommt der 23jährige regelmäßiger zum Einsatz, als dies in Augsburg zuvor der Fall war. 23 von 27 Spielen konnte er bestreiten, hiervon stand er jedoch nur rund 50 Prozent der Spielminuten auf dem Platz. Die Zeit reichte ihm aus, um zwei Tore und eine Torvorlage zu erzielen. In Augsburg hält man eigentlich sehr viel vom robusten Angreifer – doch auch in Bielefeld konnte er bisher kaum überzeugen! Seine Ausleihe endet ebenfalls am 30.06.21 – ggf. macht eine weitere Leihe – dann in die zweite Liga – Sinn. Sein Vertrag beim FCA endet nämlich erst im Jahr 2025.

Ein Angreifer aus den eigenen Reihen, besser gesagt aus dem Augsburger Nachwuchs, weiß in der dritten Liga derzeit zu überzeugen. Maurice Malone, ehemaliger U19 Nationalspieler Deutschlands , schnürt seine Stiefel derzeit für den SV Wehen Wiesbaden. Der 20jährige gebürtige Augsburger kommt auf 27 Saisonspiele (von 30 möglichen) und erzielte hierbei 18 Scorerpunkte (11 Tore, 7 Assists). Damit schafft er es in die Top-10 der erfolgreichsten Torschützen der dritten Liga, die vom Ex-Augsburger Mölders angeführt wird. Er kommt beim SVWW bevorzugt auf dem linken Flügel zum Einsatz, dort kann er vorallem seine Tempovorteile sehr gut ausspielen. Malone hat aktueller Prognosen nach gute Chancen, eine (Neben-) Rolle in der kommenden Saison beim FCA zu spielen.

Von Maurice Malone verspricht sich die RoGaz Redaktion (zukünftig) eine Menge! (Foto via Imago)

Prognosen

Da sind wir auch schon direkt bei der abschließenden Prognose. Danso, Winther und Stanic sind drei Innenverteidiger, die nach derzeitigem Stand zum 1.7.21 ihren Dienst in Augsburg antreten. Wer und wieviele hiervon eine Chance in Augsburg erhalten werden, ist auch abhängig von den Plänen des ambitionierten Felix Uduokhai. Dieser strebt durchaus nach höherem, zum Beispiel erhofft er sich eine Teilnahme an der EM oder an Olympia diesen Sommer. Aktuell ranken sich einschlägige Gerüchte um den Ex-Wolfsburger, der BVB soll an ihm interessiert sein.

Ein Abgang dürfte sicher sein, der Vertrag von Marek Suchy endet am 30.06.21. Der tschechische Verteidiger ist mittlerweile 33 Jahre alt und spielt sportlich wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle. Meist ist er Ergänzungsspieler. Hier könnte einer der drei genannten Youngster diese Rolle einnehmen. Zuzutrauen wäre es insbesondere Kevin Danso, da dieser bereits in Deutschland und der Liga (sportlich) angekommen ist. Auch Frederik Winther wäre durchaus denkbar, hier muss man jedoch abwarten, wie sich der 20jährige fernab der Heimat in Augsburg akklimatisiert.

Stanic ist positionsmäßig noch etwas polyvalenter als die anderen beiden, kann zum Beispiel auch auf den Außenverteidiger Positionen spielen. Ein Innenverteidiger Duo Danso – Udo wäre beispielsweise auch denkbar, wenn – bei einem sehr wahrscheinlichen Khedira Abgang – Jeffrey Gouweleeuw auf die 6er Position rücken würde. Diese Position hat er bereits bei AZ Alkmaar als Kapitän bekleidet.

Frederik Winther kommt derzeit bei seinem Heimatclub nicht zum Zuge. Aber vielleicht fasst das Talent in Augsburg schnell Fuß. (Foto: Gonzales Photo/ Rune Mathiesen via Imago)

Götze und Jakob hingegen werden vermutlich im Profikader keinen Fuß fassen können, Götze kriegt in der dritten Liga kaum Spielzeit. Jakob hatte schon vor seiner Leihe kaum Perspektiven in der Bundesligamannschaft. Sergio Cordova kommt leider bei Arminia kaum zum Zuge. Das hat man sich in Augsburg sicher anders erhofft. Eine erneute Leihe in die zweite Liga wäre möglicherweise eine Überlegung wert. Gute Ansätze sieht man sowohl in Bielefeld – auch zu Augsburger Zeiten hat man diese durchaus wahrnehmen können! Aber ob es für mehr als nur eine Ergänzungsrolle in Liga eins reicht? Dies ist zumindest fraglich.

Teil 2 – to be continued…

Eine zweite Option in der Augsburger Offensive ist der gebürtige Augsburger Maurice Malone. Dieser hat derzeit mehr Erfolgserlebnisse zu verbuchen als Sergio Cordova. Malone kann sowohl auf beiden Flügeln, als auch im Zentrum spielen. Ggf. ist auch hier noch eine weitere Leihe sinnvoll, zu einem ambitionierten Zweitligisten beispielsweise. Ein guter Backup wäre Malone auch für den FCA allemal – Caligiuri ist mittlerweile 33 Jahre alt, André Hahn wird bald 31. Eine Verjüngung stünde dem FCA hier durchaus gut zu Gesicht.

Um Marco Richter und Ruben Vargas tummeln sich sicherlich nach einer guten Saison die Interessenten, daher kommt es auch darauf an, ob und wer den Verein möglicherweise verlässt. Eine superflinke Flügelzange – bestehend aus Noah Sarenren Bazee und Maurice Malone, im Zentrum der kreative Vargas und im Sturm der abschlussstarke Richter – wäre doch eigentlich genial und zukunftsorientiert. Als Backup dann die erfahrenen Niederlechner, Hahn, Caligiuri – hach, man darf doch wohl noch träumen. Dies alles hängt auch davon ab, wen wir künftig an der Augsburger Seitenlinie sehen dürfen? Ist dies noch Heiko Herrlich oder gibt es eine Trainer Rochade?

Dass vermutlich nach dieser Saison personell wieder mindestens ein Mini-Umbruch ansteht, ist abzusehen. Dies werden wir in einem zweiten Teil näher betrachten. Und ggf. tauchen dann schon, je weiter die Saison fortschreitet, die ersten Gerüchte zu Zu- und Abgängen in der Sommerpause auf. Bis dahin gilt es erstmal, die Leihspieler weiterhin zu beobachten. Denn das vorherig dargelegte ist nur eine Momentaufnahme. Vielleicht schießt Cordova die Arminia ja doch noch zum Klassenerhalt? Die nächsten Wochen werden es zeigen. Stay tuned!

Besser, Herr Reuter?

Nach nur einem Punkt aus den vergangen fünf Spielen wurde Trainer Martin Schmidt am 09.03.2020 entlassen. Sportdirektor Stefan Reuter sah das Ziel Klassenerhalt deutlich in Gefahr. Seitdem hat Heiko Herrlich das Ruder fest in der Hand, doch immer wieder werden Forderungen nach einer Entlassung laut. Gerade in den sozialen Netzwerken geht es nach jedem Spieltag ordentlich zur Sache. Ist der FCA unter Heiko Herrlich also tatsächlich besser geworden oder haben sich die Werte gar verschlechtert?

Bye Bye, Martin!

Es war die Knallermeldung schlechthin: „FCA trennt sich überraschend von Trainer Martin Schmidt“ Nach der erwarteten 2:0 – Niederlage gegen den Rekordmeister FC Bayern München haben die Fans mit vielem gerechnet, aber sicher nicht damit. Denn immerhin hatte der FC Augsburg in diesem Spiel einen mutigen Kampf gegen den fast schon sicher geglaubten deutschen Meister auf dem Grün der Allianz Arena geführt. Leider sollte diese Leistung am Ende unbelohnt bleiben, obwohl man wesentlich besser spielte als in den Partien zuvor.

Und so kam es, dass am 09. März 2020 der Verein offiziell die Freistellung von Coach Martin Schmidt und seinem Co-Trainer Stefan Sartori bekannt gab. Nach nur einem Punkt aus den vergangenen fünf Spielen, war der FC Augsburg von Platz 10 auf Platz 14 in der Tabelle abgerutscht. Das bedeutete gerade mal einen 5-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz. Somit war es also eine logische Schlussfolgerung, dass die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen wurden.

Unter Martin Schmidt bekamen wir schönen Offensivfußball zu sehen (Foto via Imago)

Dies erläuterte Geschäftsführer (Sport) Stefan Reuter auch in der Pressekonferenz am darauffolgenden Tag, als er sich noch einmal in aller Form bei Schmidt und Sartori bedankte.

… die natürlich enttäuscht waren, weil sie es gerne selbst gedreht hätten, aber auch gesagt haben, aufgrund der Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen, was Passquote, was Zweikampfquote usw. angeht, haben sie volles Verständnis gehabt.

Geschäftsführer Stefan Reuter auf der PK am 10.03.2020

In dieser Pressekonferenz wurde mit Heiko Herrlich auch gleich der neue Trainer vorgestellt, der den sprichwörtlichen Karren aus dem Dreck ziehen und das Spiel des Vereins verbessern sollte.

Allgemeine Informationen

Als Basis haben wir dabei die ersten 25 Spieltage der Saison 2019/20 und 2020/21 genommen, sodass beim direkten Vergleich jeder der beiden Trainer die gleiche Anzahl an Spielen vorweisen kann. Untersucht wurden dabei Daten wie Anzahl der Pässe, angekommene Pässe, aus welcher die Passquote entsteht, und natürlich auch solche Dinge wie die Menge der gesamten Schüsse, Torschüsse, Zweikampfquote usw.

Martin Schmidt trat sein Amt am 09.04.2019 an, nachdem man seinen Vorgänger Manuel Baum ebenfalls aufgrund absteigender Tendenz entlassen hatte. Davor saß der sympathische Schweizer unter anderem bei Vereinen wie dem FSV Mainz 05 und dem VFL Wolfsburg auf der Trainerbank. Sein bevorzugtes Spielsystem war dabei ein 4-4-2 mit einer Doppel 6. Er setzte dabei vor allem auf schnelles Umschaltspiel und die berüchtigten Nadelstiche nach vorne. Insgesamt gesehen war seine Spielausrichtung eher offensiv ausgelegt.

Der ehemaliger Stürmer Heiko Herrlich hingegen steht eigentlich auch für Offensivfußball, den er vor allem mit seinem Co-Trainer Nico Schneck bei Regensburg und Bayer 04 Leverkusen zelebrierte. Sein bevorzugtes System ist ein 4-2-3-1, das er auch bei uns in Augsburg an den Tag legt. Allerdings ist von Offensivpower derzeit recht wenig zu sehen.

Sieg oder Niederlage – Wer ist besser?

Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die offensichtlichen Dinge, bevor wir in die Tiefe gehen und uns mit Dingen wie Passspiel und Zweikämpfen beschäftigen.

In der Saison 2019/20 bestritt der FC Augsburg insgesamt 26 Spiele unter Coach Martin Schmidt. In diesen konnte er 7 Siege und 6 Unentschieden für sich verbuchen. Die Hinrunde beendete man recht ordentlich auf Platz 10 mit 23 Zählern und einem Torverhältnis von 28:31 Toren. Allerdings stehen auch 13 Niederlagen auf dem Zettel, unter anderem auch in der ersten Runde des DFB-Pokal. Hier schied man gegen den damaligen Regionalligisten SC Verl mit 2:1 aus.

Die Rückrunde startete mit einem furiosen Spiel gegen Borussia Dortmund. Das Hinspiel hatte man mit 5:1 verloren, also konnte es nur besser werden. Wurde es auch teilweise, denn immerhin schafften die Jungs es diesmal, 3 Tore in der heimischen WWK – Arena zu schießen. Der Auftakt deutete mit dem mutigen Auftreten der Mannschaft auf eine verbesserte Entwicklung hin, doch leider kam es anders. In 8 Spielen schaffte der FCA gerade einmal einen Sieg gegen Werder Bremen und ein Unentschieden gegen den Sportclub aus Freiburg. So stand man zum Zeitpunkt von Schmidts Entlassung auf Platz 14 der Tabelle – mit 27 Punkten und einem Torverhältnis von 36:52 Toren. Insgesamt bedeutet das für Martin Schmidt eine Punkteausbeute von 1,06 Punkten pro Spiel.

Macht es Heiko besser?

Sollte also nicht so schwer sein, diese Werte zu überbieten… Denkt man…

Unter Heiko Herrlich bestritten wir in der Saison 2020/21 bisher 28 Spiele – 26 in der Bundesliga und 2 weitere im DFB-Pokal. Hierbei musste das Team leider 14 Niederlage einstecken, konnte aber gleichzeitig 9 Partien für sich entscheiden. Nur fünf Mal teilte man sich die Punkte. Insgesamt kann man unter Herrlich also pro Spiel 1,11 Punkte für den FCA verbuchen, was eigentlich für ihn sprechen sollte.

Wirft man allerdings einen genaueren Blick, auf die Tabelle, so stellt man fest, dass man am Ende der Hinrunde nur einen 12. Platz mit 19 Punkten und einem Torverhältnis von 17:26 Toren vorweisen kann. Nach dem 25. Spieltag sah das ganze nicht besser aus: 13. Tabellenplatz, 29 Punkte und ein Torverhältnis von 27:38.

Fazit: Man hat zwar zwei Siege mehr einfahren können, doch leider auch einmal mehr verloren als unter Herrlichs Vorgänger. Bei den erzielten Punkten pro Spiel schenken sich die beiden auch nicht wirklich etwas. Eine Verbesserung ist also nicht zu sehen.

„Fußballgott Rafal Gikiewicz“ – ohne ihn ständen wir wahrscheinlich wesentlich schlechter da(Foto: Peter Fastl/POOL via Imago)

Vorsicht, Ball kommt!

Bei unserer Analyse haben wir selbstverständlichen einen Blick auf das Augsburgersche Passspiel geworfen. Vor allem, da in den sozialen Netzwerken immer wieder Stimmen laut werden, dass sich eben dieses massiv verschlechtert habe. Doch stimmt das wirklich?

Martin Schmidt setzte vor allem auf ein schnelles Umschaltspiel. Tiki Taka – oder auch Kurzpasspiel – ist nicht unser Ding, sodass es nicht verwunderlich ist, dass unsere Passzahlen in einem eher niedrigen Bereich liegen.

In den ersten 25 Spielen der Saison 2019/20 spielten wir im Durchschnitt 308 Pässe pro Spiel. Davon kamen in etwa 214 beim eigenen Mann an, was somit einer Passquote von 68,46 % entspricht. Auffallend ist, dass Schmidt diesen Schnitt sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde halten konnte (68,30% / 68,80%). Lediglich in den letzten 5 Spielen sank der Wert auf 66,86 %, was natürlich auch eine Steigerung der Fehlpassquote auf 33,14 % bedeutet. Stefan Reuter sprach bei Heiko Herrlichs Vorstellung von einer massiven Verschlechterung dieser Werte. Zur Erklärung: Wir sprechen hier von ganzen 1,94 %! Also ganzen 2 Fehlpässen bei 100 Ballabgaben.

Krasser Fall – Verbesserung Fehlanzeige

Sieht man sich nun Heiko Herrlichs Werte an, so stellt man schnell fest, dass die Jungs während des Spiels deutlich mehr Pässe spielen, nämlich 379 pro Partie. Dies ist allerdings eine Folge der zahlreichen Rückpässe, die wir sehr häufig zu sehen bekommen. Diese Zahl sieht besser aus, aber der Spielfluss nach vorne leidet deutlich darunter und macht das Spiel nicht gerade ansehnlich.

Trotzdem sprechen wir hier von einer Steigerung um 71 Aktionen pro Spiel, was 24,26 % entspricht. Die Quoten selbst sind allerdings auch besser geworden. Durchschnittlich kommen 72,39 % der Pässe beim Teamkammeraden an, nur 27,61 % landen beim Gegner. In der Hinrunde schaffte das Team das sogar noch besser: 74,82% zu 25,18%.

Hat uns unser jetziger Coach tatsächlich besser gemacht? (Foto via Imago)

Doch wenn man jetzt sagt „Joah, das sieht doch eigentlich besser aus“, dann muss ich euch enttäuschen. Es gibt nämlich auch eine Kehrseite der Medaille und das sind die letzten 5 der betrachteten Spiele. Hier lag die Fehlpassquote bei nahezu 36 %. Diese Entwicklung gibt doch großen Anlass zur Sorge, denn wir sprechen von einer Verschlechterung der Passquote von satten 10 Prozent.

Da ist die Frage durchaus berechtigt, ob es nicht Zeit wäre zu handeln, denn Martin Schmitt hat man schon wegen 2 Prozent entlassen.

Fazit: Zwischenzeitlich hat sich die Mannschaft gesteigert, doch der Trend zeigt eindeutig in die falsche Richtung.

Meins!

Seien wir mal ehrlich: Der FC Augsburg war noch nie eine Mannschaft, die viel Wert auf Ballbesitz legt. Das ist auch nicht unbedingt zwingend nötig, denn es gibt genügend Beispiele, in denen wir auch gewonnen haben, obwohl der Ball oft beim Gegner war. Beispielsweise gegen Borussia Dortmund am 2. Spieltag dieser Saison, als wir gerade einmal 20 % Ballbesitz vorweisen konnten.

Unter Martin Schmidt pendelten sich die Jungs bei einem prozentualen Besitz von 36,40 % ein. Auffallend ist auch hier, dass sich die Werte von Hin- und Rückrunde nur minimal unterscheiden. Nämlich um genau 0,34 % – 36,29% in den ersten 17 Spielen, 36,63 % in den folgenden 8 Spielen. Wirft man jedoch einen Blick auf die letzten 5 Spiele unter dem schweizerischen Urgestein, so stellt man fest, dass hier eine deutliche Verschlechterung stattgefunden hat. Die Ballbesitzquote fiel hierbei nämlich auf 31,8%. Die Gegner in diesen Spielen waren im Übrigen Eintracht Frankfurt, der SC Freiburg, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern München.

Konnte Heiko Herrlich es schaffen, diese Werte zu überbieten? Auch wenn es bei der defensiven Spielweise nach außen hin nicht so scheint, aber das konnte er tatsächlich. In allen bisher stattfinden Partien hatte der FCA einen durchschnittlichen Spielanteil von 40,68 %. Auch hier fällt die Hinrunde mit genau 43% um einiges besser aus als die Rückrunde.

Leider sticht auch in diesem Punkt deutlich hervor, dass ein massiver Einbruch stattgefunden hat, wenn man sich die Partien gegen RB Leipzig, Bayer Leverkusen, Mainz 05, Hertha und die Fohlen ansieht. Gerade einmal 34,60% Ballbesitz stehen auf dem Papier. Das sind beinahe 10% weniger als der Hinrundenschnitt.

Fazit: Zwischenzeitlich konnte unser Coach sehr gute Daten aufweisen. Seinen Topwert erreichte er zum Beispiel in der Hinrunde gegen den Sportclub aus Freiburg, als man 59 % der Spielanteile für sich verbuchen konnte. Der massive Abfall jedoch, ist auch in diesem Bereich sehr bedenklich.

Dann macht es BUMM…

Wie der Motor zum Auto, so sind auch Tore und Torschüsse ein absolutes Muss. Hier wird zum ersten Mal richtig deutlich, dass wir uns – zumindest bei diesem Aspekt – unter Herrlich verschlechtert haben.

Ich habe es eigentlich immer geschafft, aus Teams oder aus Spielern Mannschaften zu machen, die nicht nur miteinander, sondern auch füreinander arbeiten. Und wir haben uns immer – egal, wo ich war – sehr viele Torchancen heraus gespielt.

Heiko Herrlich bei seiner Vorstellung am 10.03.2020

Das mag für Regensburg und Bayer 04 Leverkusen zutreffen, doch mit unserem geliebten FCA schafft Heiko Herrlich es leider nicht, sein normalerweise nach vorne ausgerichtetes System umzusetzen. Und das, obwohl wir mit 14 bzw. jetzt 13 Offensivkräften dafür eigentlich wie gemacht zu sein scheinen.

… ja und dann kracht’s!

Schafften es unsere Jungs unter Martin Schmidt im Durchschnitt noch vier Mal einen Schuss auf das gegnerische Tor abzusetzen, so liegt dieser Wert jetzt nur noch bei 2,76. Auch die Anzahl der Schüsse insgesamt ist von 11 auf 8 gefallen. Einzig und allein in den letzten 5 Partien schenken sich die beiden Coaches nichts. Dort stehen jeweils drei Torschüsse auf jeder Seite.

Auffallend ist jedoch, dass es unter dem sympathischen Schweizer kein einziges Spiel gab, in dem man nicht wenigstens einen einzigen Torschuss abgegeben hat. Unter Herrlich war dies nun aber schon zwei Mal der Fall – gegen Werder Bremen und Bayern München am 16. bzw. 17. Spieltag. Finnbogasons vergebener Elfmeter zählt dabei nicht als Torschuss.

Leider trafen unsere Jungs dieses Jahr viel zu selten (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Fazit: Natürlich klingt der Unterschied relativ gering, doch wenn man bedenkt, dass Heiko Herrlich selbst Stürmer gewesen ist und was er bei seinen bisherigen Stationen vollbracht hat, so ist es schon enttäuschend, dass er es mit unserem starken Kader nicht geschafft hat, mehr Chancen heraus zu spielen. Gerade weil er bei seiner Vorstellung noch groß angepriesen hat, dies mit uns erreichen zu wollen. All unsere Stürmer scheinen unter ihm nicht mehr zu treffen. Ist das eine Frage der Moral und des mangelnden Selbstvertrauen? Oder „verbietet“ das die defensive Ausrichtung sogar? Eines steht fest: 27 Tore in bisher 26 Bundesligapartien sind eindeutig zu wenig und können nicht unser Anspruch sein.

Auf in den Kampf!

Als letztes haben wir uns die Zweikampfquote angesehen. Sie stellt den prozentualen Anteil der gewonnenen Zweikämpfe im Verhältnis zu den insgesamt geführten Spielerduellen dar.

Also ich denke, meine Mannschaften haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir Fußball spielen wollen, dass wir mit einer Leidenschaft – mit Biss – spielen. Das sind ja auch Dinge, für was Augsburg steht.

Heiko Herrlich bei seiner Vorstellung am 10.03.2020

Grund für Schmidts Entlassung war laut Stefan Reuter die fallende Tendenz sämtlicher Werte. Dazu zählte natürlich auch die Zweikampfquote, die an den Spieltagen 21 bis 25 wirklich nicht gut aussah. Durchschnittlich konnte der FCA nur 39,2 % der Duelle mit dem Gegner für sich entscheiden. Das sah zuvor schon besser aus, denn Schmidts Gesamtbilanz in diesem Punkt liegt bei 46,64%. Da es sich hierbei doch um eine Verschlechterung von etwa 7 % handelt, ist Reuters Entscheidung doch in einer gewissen Weise nachzuvollziehen.

Auch wenn man kein großer Fan von Heiko Herrlich ist, muss man ihm eines zugute halten: In Sachen Zweikampfstärke hat er es geschafft, die Werte zu verbessern und zu stabilisieren. Denn auch in Spielen, in denen Werte wie Passquote, Schüsse etc. deutlich abgefallen sind, blieb die Zweikampfquote konstant bei einem Wert von ca. 48 %. In der Hinrunde knackten wir mit 49,76% sogar beinahe die Hälfte aller gewonnenen Duelle.

Nur nicht nachlassen, Jungs! (Foto: Hahne/Eibner-Pressefotox EP_joha via Imago)

Sind wir nun wirklich besser, Herr Reuter?

Ziemlich genau ein Jahr ist Trainer Heiko Herrlich nun im Amt. Blickt man auf den gesamten Zeitraum, so lässt sich feststellen, dass es zwischendurch gar nicht so schlecht aussah. Auch wenn das Herrlichs Kritiker sicherlich nicht gerne hören werden. Doch die Zahlen sprechen gerade in der passstarken Phase für ihn. Beispielsweise lag unsere Passquote zwischen dem 6. und 10. Spieltag bei 80 %, was für unsere Verhältnisse ein sehr guter Wert ist.

Auch dass wir gegen einen Gegner wie Eintracht Frankfurt, die momentan auf Platz 4 der Tabelle stehen, mit sechs direkten Torschüssen unsere Saisonbestleistung verbuchen konnten, zeigt, dass Mut und Kampfgeist im Team vorhanden sein müssen. Denn auch wenn wir dieses Spiel leider verloren haben, so kann man den Jungs nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.

Dies sollte eigentlich dafür sprechen, dass Reuter mit Herrlich den richtigen Trainer geholt hat. Könnte man denken… Die Zahlen geben unserem Sportdirektor zwar zwischenzeitlich recht, doch blickt man auf die Statistiken der Spieltage 21 bis 25, dann gibt es doch großen Anlass zur Sorge. Die Anzahl der Fehlpässe ist von durchschnittlich 100 pro Spiel auf 110 gestiegen. Das bedeutet eine Verschlechterung der Passquote um ganze 10 Prozent! Auch der eigene Ballbesitz ist von 40,68 % im Schnitt auf 34,6% zurück gegangen.

Ob Stefan Reuter auch auf seinen Freund Herrlich so kritische Blicke wirft?! (Foto via Imago)

Diese Entwicklung ist um einiges drastischer als zu Zeiten Schmidts. Man könnte unserem jetzigen Trainer zwar zugute halten, dass er mit Ausnahme des Dortmundspiels noch nie mit Fans im Rücken spielen durfte. Doch da er zwischendurch zeigen konnte, dass es auch ohne Anhänger passabel geht, lassen wir dieses Argument nicht gelten.

Fazit zum Schluss: Gab’s eine Verbesserung?

Die Spieler mögen sich in der Mitte der Saison recht gut angestellt haben. Und das überraschenderweise, obwohl das Team zu diesem Zeitpunkt von großen Verletzungssorgen geplagt war.

Doch zusammenfassend lässt sich feststellen, dass gerade der negative Trend der letzten Spiele sehr bedenklich ist. Auch wenn man gegen Mainz und Gladbach wichtige Siege einfahren konnte. Schön waren diese Spiele keines Falls und seien wir mal ehrlich: Hätten die Fohlen ihre Chancen genutzt, dann wären wir eiskalt aus unserem eigenen Stadion geschossen worden. Das Glück war bei diesem Spiel auf unserer Seite.

Im Fußball sollte man sich aber nicht auf Glück verlassen, sondern die Partien mit Mut und Kampfeswillen angehen, auch wenn das zu Corona-Zeiten nicht immer einfach ist. Aber da müssen alle Teams durch.

Konnten wir uns unter Trainer Heiko Herrlich also verbessern? In der Mitte der Saison sah es danach aus, aber eine positive Entwicklung ist derzeit keineswegs zu erkennen – im Gegenteil. Das primäre Ziel Klassenerhalt ist auch heute in Gefahr. 6 Punkte Vorsprung auf die Relegation, wenn noch 24 Punkte auszuspielen sind, kann man keineswegs als sicher bezeichnen. Und Martin Schmidt hat man genau aus diesem Grund entlassen…

Spieler wechsel dich.

Der FCA scheint derzeit seine Stammformation gefunden zu haben. Die erfahrenen Oldies, Tobias Strobl, André Hahn und Daniel Caligiuri, konnten zuletzt mehr oder weniger überzeugen und haben ihren Stammplatz demnach sicher. Einige Leistungsträger der letzten Saison hingegen, darunter Ruben Vargas und Marco Richter, haben hier aktuell das Nachsehen und finden sich verstärkt auf der Bank wieder. Manche würden dies als „Luxusproblem“ titulieren, denn die Möglichkeit, mit Offensivspielern vom Kaliber Vargas oder Richter nachlegen zu können, ist abhängig vom Spielverlauf für Augsburger Verhältnisse wirklich „Luxus“. Diese Möglichkeiten der Wechsel nutzt Trainer Heiko Herrlich derzeit nicht aus, wenn man die zurückliegenden Spiele eingehender betrachtet. Obwohl es leuchtende Vorbilder hierfür gibt, wie Vargas gegen Gladbach.

Daher stellen sich die RoGaz Autorinnen Birgit und Irina gemeinsam die einleitende Frage: Wechselt Heiko Herrlich oft zu zögerlich und spät?

Heiko wechsel‘ nicht

Genau aus diesem Grund haben wir sämtliche Saisonspiele im Hinblick auf die getätigten Wechsel genauer unter die Lupe genommen:

Als erstes sticht dabei die Tatsache ins Auge, dass Coach Heiko Herrlich in gerade einmal 11 Partien das volle Kontingent von 5 Wechseln pro Spiel genutzt hat. Dieser Regeländerung wurde am 08.05.2020 von der IFAB (International Football Association Board) zugestimmt, nachdem ein entsprechender Antrag von der FIFA vorgelegt wurde. Dieser Vorschlag erfolgte aufgrund der Corona-Krise, um den engen Zeitplan und die damit höhere Belastung für die Spieler:Innen ausgleichen zu können.

In rund 40 Prozent der Spiele schöpft Herrlich hierbei aus dem Vollen und nimmt dabei von 125 möglichen Wechseln nur 104 vor. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass unser FCA zwischendurch von Verletzungssorgen geplagt war . Gerade im offensiven Bereich fielen mit André Hahn, Freddy Jensen und auch Noah Sarenren Bazee zeitweise wichtige Offensivkräfte aus. Auch die beiden einzigen nominellen Linksverteidiger Pedersen und Iago waren teilweise sogar gleichzeitig abwesend. Doch auch jetzt zieht der Trainer nicht immer alle Register im Sinne eines Wechsels.

Perfekter Augenblick

Auch andere Dinge sind bei tiefergehender Analyse aufgefallen: Mit Ausnahme des ersten Spiels gegen Union Berlin fand in der starken Phase zu Beginn der Saison der erste Wechsel durchschnittlich um Minute 55 herum statt. So brachte der Trainer gegen den BVB (2. Spieltag) in der 58. Spielminute Freddy Jensen und vollzog auch den einen oder anderen Wechsel bereits in der Halbzeitpause. Beispielsweise am 5. Spieltag gegen Bayer Leverkusen, als er mit Ruben Vargas und Frederik Jensen zwei frische Offensivkräfte brachte. Oder auch an Spieltag 9 gegen Freiburg, als Marco Richter in der 46. Minute für Gumny ran durfte.

Sieht man sich allerdings die letzten fünf Partien in der Rückrunde an, so wird relativ deutlich, dass sich gerade der Zeitpunkt der ersten Wechsel um ganze 10 Minuten nach hinten geschoben hat. Der erste Spieler wird nun erst um die 65. Minute herum eingewechselt. Eine Ausnahme hier, als Heiko Herrlich am letzten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach Ruben Vargas bereits in der Halbzeit auf den Platz schickte. Das Ergebnis dieses Wechsel-Coups: Der flinke und frische Flügelspieler mutierte (wieder einmal, möchte man sagen) zum Kopfballmonster und traf bereits 370 Sekunden nach Einwechselung zur 1:0-Führung für den FCA.

Ruben Vargas zeigt, was einen guten Joker ausmacht (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Defensiv trotz Offensivpower?

Eine weiterer interessanter Aspekt ist jedoch, dass – trotz der generellen defensiven Ausrichtung unseres Teams – der erste Wechsel in 21 von 25 Fällen eher offensiver Art war. Das hatte jedoch nicht unbedingt immer den (gewünschten) positiven Effekt, dass das Team engagierter nach vorne spielte und wichtige Tore erzielte. Insgesamt gingen 14 Schüsse nach der ersten Auswechslung in den gegnerischen Kasten. Davon wurden allerdings nur drei Stück von „Jokern“ verwandelt:

  • Spieltag 1: André Hahn trifft zum 1:3 – Endstand gegen Union Berlin (89. Min.)
  • Spieltag 11: Marco Richter erzielt den späten Ausgleich gegen S04 (2:2) (93. Min.)
  • Spieltag 25: Ruben Vargas schießt das 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach (3:1) (52. Min.)

Auffallend ist jedoch, dass gerade in den letzten Partien sehr späte Auswechslungen vorgenommen wurden, die noch einmal für Torgefahr sorgen sollten. Aber mal ganz ehrlich: Was bringt es, einen Richter, Vargas oder Sarenren Bazee nach der 90. Minute einzuwechseln? Außer Zeit von der Uhr zu nehmen, versteht sich. Natürlich sind auch schon sehr späte Tore erzielt worden. Bei uns diese Saison allerdings noch nicht sehr häufig. Und eigentlich sollten – zumindest in der Theorie – solche Joker deutlich früher gebracht werden, wenn man daraus noch einen Nutzen ziehen möchte.

Warum bringt Heiko die jungen Wilden oft nicht früher ins Spiel? (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Späte Wechsel gegen Hertha

Natürlich hängen Auswechslungen immer auch vom Spielverlauf und aktuellen Spielstand ab. Es gibt also durchaus Argumente, die für späte Wechsel sprechen. Beispielsweise, wenn die Mannschaft auf dem Feld miteinander harmoniert. Gleichzeitig kann man mit Wechseln einiges an Zeit schinden, was gerade bei knappen Spielständen häufig in der Bundesliga so praktiziert wird. Allerdings kann das auch gewaltig schief gehen, wie man am Beispiel des Spiels gegen den Big City Club – Hertha BSC Berlin – sehen kann.

Nach dem Spiel gegen Hertha wurde in den sozialen Netzwerken heftig darüber diskutiert, ob der Coach ggf. viel zu spät und auch taktisch eher falsch gewechselt hat. Erst in der 75. Minute durfte Richter für László Bénes auf den Platz. In der 85. Minute folgte Gregoritsch, bevor in der 93. Spielminute auch noch Vargas und Sarenren Bazee für kurze Zeit am Spielgeschehen teilnehmen durften. Keine zwei Minuten später pfiff der Schiedsrichter die Partie sodann ab. Auch dass man Mads Pedersen – trotz dunkelgelber Karte – nicht ausgewechselt hat, sah die Fangemeinde mehr als kritisch. Dazu äußerte sich Heiko Herrlich in der anschließenden Pressekonferenz.

„Wir hatten schon mit dem Gedanken gespielt, weil natürlich auch Unruhe im Spiel war, ihn auszuwechseln. Robert Gumny stand schon bereit. Ich hätte sicherlich in der nächsten Situation einen Wechsel gemacht, aber dann ist der schon Elfmeter passiert. Und das ist natürlich ärgerlich.“

Heiko Herrlich in der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Hertha BSC

Anschließend flog Pedersen zwar nicht mit gelb-rot vom Platz, aber verursachte einen absolut vermeidbaren Elfmeter für die Hertha, der das Spiel zugunsten der Hauptstädter entschied. Die Konsequenz: 0 Punkte für den FCA! Hat uns dieser „Nicht-Wechsel“ vielleicht die (wichtigen) Punkte im Abstiegskampf gekostet? Man ist an dieser Stelle durchaus geneigt, die Frage mit „Ja“ zu beantworten.

Wechselspiele in Freiburg

Kaum war die Aufstellung gegen die Breisgauer vergangenen Sonntag bekannt, sorgte diese auch schon für heftige Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Viele Fans fanden die Ausrichtung zu defensiv, zu „unmutig“ und hatten wohl heimlich gehofft, dass Heiko Herrlich – nach dem 3:1-Erfolg gegen Gladbach am vorherigen Spieltag – auf die Elf der zweiten Halbzeit setzen würde. Doch wichtige Offensivkräfte wie Ruben Vargas, Noah Sarenren Bazee und auch Flo Niederlechner mussten zuerst auf der Bank Platz nehmen.

Der FCA kam zu Beginn nur schwer ins Spiel, doch nach überstandener Anfangsviertelstunde hatten sich die Jungs etwas gefangen und konterten die Freiburger in deren Stadion aus. In der 39. Minute hatte László Bénes die beste Augsburger Chance und das 0:1 auf dem Fuß. Leider segelte der Ball knapp über das Tor von Keeper Florian Müller. Dieser ist übrigens laut offizieller Bundesligastatistik – nach Ortega (Arminia Bielefeld) und Gikiewicz – auf Platz 3 der Torhüter mit den meisten gehaltenen Schüssen.

Kommt der Ex-Freiburger bei Heiko Herrlich nicht mehr so gut an? Der Stürmer kommt derzeit nicht wirklich zum Zuge (Foto: Klaus Rainer Krieger/Pool via Imago)

High Hopes

Die Hoffnung war groß, dass unser Coach auch in dieser Partie in der Halbzeitpause wechseln würde. Doch leider enttäuschte uns Heiko Herrlich – Wechsel? Fehlanzeige. Erst in Spielminute 61 brachte er beim Spielstand von 1:0 mit Vargas und Gruezo zwei frische Kräfte. Das Spiel erhielt dadurch noch einmal einen Schub und der FCA schoss mehr als einmal auf den gegnerischen Kasten. Doch das Glück schien die Mannschaft in den vorherigen Spielen aufgebraucht zu haben, denn in der 79. Spielminute meldete VAR Bibiana Steinhaus einen zuvor auf Abseits entschiedenen Treffer des SC Freiburg. Schiedsrichter Dankert erkannte das Tor zum 2:0 an.

Herrlich reagierte umgehend und brachte im Anschluss Niederlechner für Rani Khedira und Pedersen für Gumny, doch dies brachte nichts mehr ein. Die Punkte blieben also in Freiburg und ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass es nur noch 6 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind, den momentan der 1. FC Köln inne hat. Es wird also wieder einmal ziemlich eng im Abstiegskampf und es stellt sich nun automatisch die Frage, ob die frühere Einwechslung eines Mittelstürmers nicht doch angebracht gewesen wäre. Und vielleicht die einzige Chance auf zählbares gewesen wäre.

Freiburg hingegen wechselte früh offensiv und trotz Führung – Coach Streich brachte Stürmer Demirovic für Stürmer Til. In Minute 73 legte Freiburg mit dem Ex-Augsburger Schmid nach. Und dies zahlte sich augenscheinlich aus, Lienhart erzielte in der 78. Minute das 2:0, Vorlagengeber war der eingewechselte Demirovic. Nach dem Tor wechselte Streich direkt dreifach und vermehrt defensiv, um das Ergebnis zu halten. Das Resultat ist bekannt – Streichs Matchplan ging offensichtlich auf.

Schmid würden wir gerne wieder im Augsburger Dress sehen (via Imago)

Blick auf gegnerische Wechsel

Blicken wir im Nachfolgenden einmal auf die restlichen Gegner: Wie haben diese in den Partien gegen die Augsburger gewechselt? Gleich im ersten Saisonspiel gegen „Eisern Union“ wird bei näherer Betrachtung auffällig, dass Union – neben einem frühen verletzungsbedingten Wechsel in Halbzeit eins – in der zweiten Hälfte relativ früh nachgelegt hat. Mit Teuchert kam sodann ein ambitionierter (Nachwuchs-)Stürmer für Mittelfeldmann Prömel in die Partie. Keine vier Minuten später fiel dann das 1:1 für Union. Wie reagierte darauf der FCA? Mit einem offensiven Doppelwechsel. Und wurde mit Gregerls Siegtreffer in Minute 82 belohnt.

Bei dem müden Remis an Spieltag drei gegen Wolfsburg wechselten die Wölfe eher defensiv trotz höherer Ambitionen. Der FCA hingegen etwas offensiver, hier war schon ersichtlich, dass der FCA das Spiel noch für sich entscheiden wollte. Insgesamt wechseltechnisch gesehen eine eher maue Partie – auf beiden Seiten nur jeweils zwei Wechsel. Es blieb beim (leistungsgerechten) 0:0. Am 6. Spieltag gegen Mainz 05 zeigte sich, dass frühe offensive Wechsel auch schnell Früchte tragen können: Die Mainzer wechselten Stürmer Onisiwo für Mateta in Spielminute 58 ein, ebenjener Onisiwo markierte in der 64. Minute sogleich das 1:1. Ein ebenfalls sehr wirkungsvoller Joker war am 7. Spieltag Piatek von Hertha BSC Berlin. Der Stürmer wurde nach der Halbzeit für Cordoba eingewechselt und brachte sich direkt mit einem Assist zum 2:0 ein. Das 3:0 – und sogleich Endstand der Partie – erzielte er in Minute 86. noch selbst.

Frische Kräfte braucht das Spiel

Offensive Wechsel können – wie bereits im vorherigen hervorgehoben – Mut und frische Kräfte bewirken. Am 8. Spieltag wurde der alte Freiburger Hase Nils Petersen in der 58. Minute eingewechselt beim Stand von 0:0. Keine sechs Spielminuten später dann die 1:0 Führung für die Freiburger durch Grifo. Andere Mannschaften hingegen verzichten auf frühe Wechsel und warten lange Zeit den Spielverlauf ab – am 11. Spieltag gegen den FC Schalke 04 musste – aufgrund einer Horrorverletzung von Mark Uth – früh gewechselt werden, jedoch blieb dies auf Schalker Seite auch lange der einzige Wechsel. Erst in Minute 82 legte S04 im Sturm nach. Die Partie endete 2:2. Auch Gladbach wartete am 25. Spieltag sehr lange auf seinen ersten Wechsel. Erst in der 78. Minute wechselte Gladbach offensiv, sehr zur Freude vom FCA, die die entstehenden Lücken im Defensivverbund der Gladbacher nutzen konnten und noch 3:1 gewannen.

Viele Spiele gaben wechseltechnisch nicht viel her oder die Wechsel zeigten kaum nennenswerte Einflüsse auf das Spielgeschehen. Beispielsweise in der Partie des FCA gegen Arminia oder gegen Köln am 14. Spieltag. Gegen Werder Bremen am 16. Spieltag warf unser FCA alles rein, was offensiv Rang und Namen hatte, Bremen wechselte hingegen defensiv – und ging als Sieger aus der Partie. Die Treffer für die Grün-Weißer fielen spät – in Minute 84 und 87. Wechseltechnisch gesehen lief es genau gegenteilig gegen den Angstgegner Leverkusen. Hier wechselte Leverkusen offensiv und oft, u.a. kamen Alario für Wirtz und Gray für Bender. Der FCA hingegen eher defensiv. Für Leverkusen zahlten sich die Offensivwechsel aus, der eingewechselte Stürmer Gray legte für Tapsoba vor und Leverkusen nahm noch einen Punkt aus Augsburg mit.

An „Gike“ liegts nicht, dass wir im Abstiegskampf stecken (Foto: Peter Fastl/POOL via Imago)

Wechsel sind wichtig

Natürlich hängen Auswechslungen im Fußball immer mit dem aktuellen Geschehen auf dem Platz zusammen. Und sind auch abhängig vom Spielverlauf. Oftmals muss der Trainer auf einen Rückstand, eine Unterzahl, eine Verletzung oder auch auf eine Systemumstellung des Gegners reagieren. Mit Wechseln kann der Coach dem Spiel und dem Team nochmals entscheidende Impulse geben. Das Ziel sollte es natürlich sein, den Spielausgang möglichst positiv für den Verein zu gestalten, unter der Berücksichtigung der erlaubten Anzahl an Wechseln im Spiel (derzeit: fünf).

“ Die Auswechslung von Spielern stellt neben der Halbzeitpause die einzige Möglichkeit für einen Fußballtrainer dar, während des Spiels Einfluss auf Strategie und Taktik seines Teams zu nehmen.“

Hannah Geyer (2008): Auswechselverhalten im Fußball – Eine theoretische und empirische Analyse, Vorwort

Dies ist keine triviale Aufgabe, doch mit langjähriger Erfahrung und umfangreichem Wissensschatz sollte ein Trainer dies dennoch meistern können. Im Grunde gilt dies auch für Heiko Herrlich und gerade die offensive Ausrichtung der ersten Wechsel gegen Freiburg spricht eigentlich für ihn. Diese ersten Wechsel finden verstärkt – wie bereits erwähnt – um die 65. Minute herum statt. Vergleicht man dies mit dem Saisondurchschnitt aller Bundesligisten, stellt man fest, dass der FCA rund 7 Minuten darüber liegt. Begutachtet man speziell die Spieltage 20 bis 26, so stellt man weiterhin fest, dass der FCA dabei nur auf Rang 14 liegt. Dies wiederum spricht eindeutig dafür, dass die ersten Wechsel eher zu spät als zu früh erfolgen. Der aktuelle Spielstand ist hierbei zumeist maßgeblich für die Wechsel.

Eine Überlegung ist, ob ein Niederlechner, Vargas, Sarenren Bazee etc. nicht mehr bewirken könnten, wenn sie mehr Spielminuten bekämen. Natürlich gibt es auch andere Gründe, die für Wechsel sprechen, zum Beispiel Verwarnungen (sprich: die drohende Gefahr einer gelb-roten Karte) oder als Schutz vor Verletzungen. Doch aufgrund der Tatsache, dass der FCA gegen Freiburg kurz nach Seitenwechsel zurücklag, hätte Herrlich ggf. früher (offensiv) wechseln und nicht wie geschehen erst rund zehn Minuten später auf den Rückstand reagieren sollen. Aufgrund früherer Studien lässt sich durchaus sagen, dass im Rückstand liegende Teams häufiger wechseln – was durchaus logisch erscheint.

Ein kurzes Fazit

„Eine zurückliegende Mannschaft versucht also durch eine offensivere Aufstellung, diesen Rückstand auszugleichen und
dann eventuell sogar in Führung zu gehen, während die führende Mannschaft eher versucht, mit einer defensiveren Aufstellung ihre Führung zu verteidigen.“

Hannah Geyer (2008): Auswechselverhalten im Fußball – Eine theoretische und empirische Analyse, S.9

Der Zeitpunkt sowie die Art der Auswechslung (offensiv vs. defensiv) sind also eminent wichtige Entscheidungen, die der Trainer fast impulsiv innerhalb des Spiels treffen muss. Frühe Wechsel bei einem Rückstand bieten die Chance, dass sich die Wirkung des Wechsels noch (zeitlich gesehen) entfalten kann. Im Umkehrschluss bedeutet dies also auch, dass späte Wechsel die Gefahr bergen, dass der Wechsel letztlich wirkungslos bleibt. So geschehen beispielsweise bei der späten Einwechslung von Flo Niederlechner gegen Freiburg. Armer Flo, wäre er doch sicherlich mega motiviert gewesen gegen den Ex-Club!

Zusammenfassend gilt zu sagen, dass sich viele Fans – nicht ganz unbegründet – frühere und offensivere Wechsel wünschen, gerade wenn man in Rückstand liegt. Dies bietet vermutlich auch mehr Chancen als Risiken. Gerade im Abstiegskampf und in Duellen gegen ähnlich starke Clubs sowie „Tabellennachbarn“ darf man Spiele nicht einfach abschenken, sondern sollte mit aller Macht versuchen, dieses Spiel noch zu drehen. Frische Kräfte bieten hier den Vorteil, nochmals alles in die Waagschale werfen zu können und das Team auf dem Platz mitzureißen. So beispielsweise geschehen gegen Gladbach, als Ruben Vargas nach der Pause eingewechselt wurde. Und prompt den Mut des Trainers belohnte mit seinem Sahnetor.

Vielleicht zeigt das Freiburg-Spiel auch ganz gut, wie ausbleibende Wechsel oder eben auch zu späte Wechsel vom Effekt her gesehen verpuffen können. Spätestens in den kommenden Spielen gegen die direkten Tabellennachbarn aus Hoffenheim, Schalke und Bielefeld sollten die Wechsel effizienter gestaltet werden. Um die entscheidenden Spiele für den FCA positiv zu gestalten und schnell aus dem Abstiegssumpf zu gelangen. Also, Heiko: Wechsel‘ früh und wechsel‘ siegreich.

More Risk, more Fun

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Gibt es etwas besseres, als ins Wochenende zu starten und der FCA hat schon gewonnen? Wohl kaum. Lange sah es in der Begegnung gegen Borussia Mönchengladbach nicht danach aus als könnten wir irgendetwas mitnehmen. Die Partie gegen Hertha BSC ging in der Vorwoche schon sang- und klanglos verloren. Genau wie schon in der Vorrunde. Und auch wenn es diesmal vom Ergebnis nicht ähnlich deutlich war, so könnte man auf kaum frustrierende Art und Weise verlieren. Als Fan des FC Augsburg wird man mit Blick auf die spielerische Entwicklung gerade auf eine arge Geduldsprobe gestellt. Aber gerade gegen Gladbach hat man gut gesehen, wie es sich auszahlen kann, mal etwas mehr Risiko einzugehen (solange der Gegner seine Chancen nicht nutzt).

No Risk, no Fun. (Foto: Andreas Gora via Imago)

Bei aller Bescheidenheit

Das Engelchen auf der einen Schulter will mich beruhigen. Es flüstert: „die Punkteausbeute ist doch ok“ oder „aus den letzten 4 Partien haben wir 7 Punkte geholt und nur eine Partie verloren“ oder „wirtschaftlich können wir noch immer keine Bäume ausreißen“ oder „als Fan darf man nicht immer sportliche Höchstleistungen erwarten“. Das Teufelchen auf der anderen Schulter übernimmt trotzdem das Kommando. Ja, wir stehen nicht am Abgrund, aber der Abstand zu den Abstiegsrängen ist trügerisch. Gegen Mainz haben wir uns glücklich zu einem 1:0 Sieg gewurschtelt. Insgesamt haben wir durch individuelle Fehler der Gegner sowieso gerade mehr Glück als Verstand. Stindl verschoss für Gladbach einen der vielen Elfmeter, die wir gerade verursachen. Das gleicht nicht die sportliche Mutlosigkeit aus, die wir insgesamt seit Wochen und Monaten fast immer ausstrahlen.

Keine Wechsel in der Aufstellung?

Vor einer Woche gegen Hertha hat es mir schon gereicht, als ich die Aufstellung gesehen habe. Keine Wechsel? Keinen einzigen? Gegen Hertha dachte Heiko Herrlich also, dass die gleiche 11 die besten Siegchancen hat wie gegen Mainz 05. Keine Anpassung auf Grund des taktischen Konzepts und der Spielweise des Gegners? Ich habe vor kurzem einen längeren Vortrag von Thomas Tuchel gesehen, in dem er erklärte, wie er als Trainer von Mainz 05 immer erschrak, weil er so viele Wechsel in seiner Startelf vornahm, obwohl die Mannschaft in der Vorwoche gewonnen hatte. „Never change a winning team“ kann der FC Bayern abziehen. Wir müssen uns auf den Gegner einstellen und unsere Mannschaft anpassen. Oder einfach denken, dass wir erneut die 11 auf den Platz stellen, die den Bus am geschicktesten vor dem Tor parken kann. Gegen Gladbach musste Heiko Herrlich teilweise notgedrungen wechseln. Aber auch Marco Richter bekam mal wieder eine Chance von Anfang an. Geht doch möchte man im Nachhinein laut schreien.

Ein Wechsel in der Startaufstellung der sich auszahlte: Marco Richter bejubelt seinen Führungstreffer (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Der Game Plan: Der Bus parkt

Dazu haben wir genau einen „Game Plan“. Auch unter Heiko Herrlich wollen wir uns hinten rein stellen und dann im Ballbesitz über lange Bälle umschalten. Wer erkennt den Unterschied zur Zeit unter Martin Schmidt? Musste Schmidt gehen, weil sich unser Spiel nicht weiterentwickelt hat? Oh…

In der Partie gegen Hertha und auch in der ersten Hälfte gegen Gladbach konnte man zudem gut erkennen, wie das dazu führt, dass man von einem Gegner komplett eingeschnürt und erdrückt wird. Hertha hatte ein deutliches Chancenplus und hätte die Partie auch deutlicher gewinnen können. Gladbach hatte auch ein großes Chancenplus, konnte aber schlicht zu wenig aus den Gelegenheiten machen. Giki und dem Glück sei dank (Auf Twitter kam die Frage auf, ob Giki der Transfer der Saison wäre – in der gesamten Bundesliga. Was wären wir momentan ohne diesen Keeper?) Das Zuschauen hat erneut mal wieder zu großen Teilen keinen Spaß gemacht. Der Tickerer von OneFootball hatte es nach 18 Minuten gegen Gladbach so ausgedrückt: „Augsburg setzt überhaupt keinen Stich. Zu langsam, zu spät, zu zahm. Das kann nicht Sinn der Sache sein.“

Wo war Ruben Vargas in den letzten Partien? Nur Heiko Herrlich weiß es. (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Ein Jahr Herrlich und kein Mut

Und so lässt sich nach einem Jahr mit Heiko Herrlich als Trainer feststellen, dass dieser Trainer auf der Risiko-Skala den absoluten Gegenpol zu Julian Nagelsmann darstellt. In Situationen in denen Nagelsmann – der Trainer in der Bundesliga mit dem größten Hang zum Risiko – das Risiko wählt, entscheidet sich Heiko Herrlich dazu, lieber nochmal auf Nummer sicher zu gehen. Nagelsmann hatte selbst auf einem Trainerkongress erklärt, wie er seine Aufstellung wählt. Gegen Gegner, die er als gleichwertig und schlechter einschätzt, wählt er die offensivere Aufstellungsvariante. Heiko Herrlichs Ansicht dazu ließ sich gegen Mainz 05 und Hertha BSC gut beobachten. Vargas, Richter, Gregortisch und Bazee hätten sich den Weg schon fast sparen können. Gegen Gladbach war es nun keine offensive Offenbarung Niederlechner auf die Bank zu setzen und Richter spielen zu lassen. Zumindest sah es in der ersten Halbzeit schon wieder nach Debakel aus.

Das Glück ist mit den Mutigen

Gerade gegen Hertha, mit den besten Voraussetzungen nach dem frühen Tor, hätte der FCA sich mehr zutrauen müssen. Sich nicht nur passiv hingeben sollen. Und es war nun bei weitem nicht das erste Mal. Wo um Himmels Willen ist hier eine sportliche Entwicklung unter Heiko Herrlich zu erkennen? Und wie will er es langfristig in Augsburg schaffen, ohne jemals bewusst ein Risiko eingehen zu wollen? Gegen Gladbach kam in der zweiten Halbzeit vielleicht so etwas wie eine erste Antwort. Vargas für Bénes war ein Anfang und Vargas sorgte per Kopf auch für die Führung. In den nächsten Partien ist die Zeit gekommen, Änderungen direkt von Anfang an vorzunehmen und mehr Mut an den Tag zu legen. Oder sich weiter der Hilflosigkeit zu ergeben. Es darf sich dann aber keiner beschweren, es hätte keine Warnungen gegeben. Die Partie gegen Gladbach sollte zeigen, wie weit uns ein bisschen Mut diese Saison noch tragen kann. Wenn man keine Alpträume auf Grund der Gelegenheiten der Gladbacher bekommt.

Welchen Trainer braucht der FCA?

„Die Luft für Heiko Herrlich wird immer dünner“, titelte der Kicker nach der 0:2-Niederlage des FC Augsburg gegen Wolfsburg. Manager Stefan Reuter stellte sich nach dem nächsten verlorenen Spiel derweil demonstrativ hinter den Coach, eine Trainerdiskussion in Augsburg gebe es nicht. Punkt. Geht die sportliche Talfahrt jedoch so weiter, werden Herrlich wie Reuter irgendwann die Argumente ausgehen. Nur drei der letzten 14 Ligaspiele konnten gewonnen werden, der Abstand zum Relegationsplatz beträgt nur noch fünf Punkte und die sportliche Entwicklung im letzten Jahr wird schmerzlich vermisst. Die Parallelen zu Martin Schmidt werden leider immer deutlicher. Auch der Schweizer rutschte trotz ordentlichem Polster noch in den Abstiegsstrudel. Die Entlassung begründete die Chefetage unter anderem mit der fehlenden sportlichen Entwicklung.

Wie lange hält Stefan Reuter noch an Heiko Herrlich fest? (Foto via imago)

Herrlichs leeres Versprechen

Für was steht Heiko Herrlich eigentlich? Wir haben uns mit dieser Frage schon einige Male beschäftigt und kommen – auch wenn nicht alles schlecht ist – zu dem Ergebnis, dass Wunsch und Realität doch sehr weit auseinander liegen. Immer wieder betont Herrlich, er stehe für offensiv ausgerichteten Fußball. Alle seine bisher trainierten Mannschaften hätten dies gezeigt. Dass der Trainer trotz der bitteren Fakten nicht müde wird, dies zu betonen, verwundert dabei immer mehr. Ligaweit gibt nur Arminia Bielefeld weniger Torschüsse ab als der FCA. Gegen Wolfsburg hatten die Schwaben in der zweiten Halbzeit eine einzige Abschlusssituation – einen Weitschuss von André Hahn.

In den vergangenen Monaten konnte der FC Augsburg seine offensive Harmlosigkeit oft durch gnadenlose Effizienz sowie defensive Kompaktheit kaschieren. Die mit dem Label Angsthasenfußball etikettierte Spielphilosophie wird nun aber immer mehr zum Problem: Vier eigene Treffer in den letzten sechs Spielen und gleichzeitig 13 Gegentore sprechen für sich. Herrlich selbst weiß um die aktuelle Situation und könne die Kritik daher verstehen, wie er vor dem Wolfsburg-Spiel erklärte. Man werde daran arbeiten, sich weiter zu verbessern. Wer regelmäßig die Pressekonferenzen des FC Augsburg verfolgt, hat dieses Versprechen nicht das erste Mal gehört.

Wie lange sitzt Heiko Herrlich noch auf der Augsburger Bank? (Foto via imago)

Herrlich raus?

Und so bleibt die Frage, ob Herrlich noch der richtige Trainer ist. Vielleicht ist er das nicht, doch das soll nicht heißen, dass der FC Augsburg den Coach nun ruckartig entlassen soll. Denn ein Installieren eines Feuerwehrmannes an der Seitenlinie würde die Probleme des FC Augsburg nur verschieben. Die Schwaben werden aller Voraussicht nach in der Bundesliga bleiben – was weniger dem eigenen Leistungsvermögen, sondern vielmehr der schwachen Konkurrenz geschuldet ist.

Der FC Augsburg braucht generell keinen Trainer, der für den kurzfristigen Erfolg steht. Das wurde am Beispiel Martin Schmidt eindrucksvoll deutlich. Vielmehr ist der FC Augsburg ein Verein, der durch Kontinuität auf der Trainerbank punkten kann. Man benötigt einen Trainer, dem man langfristig zutraut, die Mannschaft voranzubringen.

Nun liegt es an Reuter, im Sinne des Vereins zu entscheiden, ob Heiko Herrlich dieser Trainer ist beziehungsweise noch sein kann. Der Manager wird sich diese Frage gut überlegen müssen und daher wohl keine voreiligen Schlüsse ziehen. Denn klar ist ferner, dass mit einer Entlassung Herrlichs auch die Kritik an Reuter wieder an Fahrt aufnimmt. Denn in puncto Trainer – so ehrlich muss man trotz einiger kluger Spielertransfers sein – hat Reuter in den letzten Jahren keine gute Figur abgegeben. Der nächste Schuss muss definitiv sitzen. Reuter kann es sich kaum leisten, 2022 das nächste Trainerexperiment vorzeitig zu beenden. Daher wird Herrlich auch nur entlassen werden, wenn der Geschäftsführer Sport einen passenden Nachfolger in der Hinterhand hat.

Geht die sportliche Entwicklung des FC Augsburg so weiter, muss sich Stefan Reuter eingestehen, auf der Trainerposition (erneut) daneben gegriffen zu haben. Bei all der (berechtigten) Kritik darf gleichzeitig nicht vergessen werden, dass Reuter Markus Weinzierl und Manuel Baum überhaupt erst zum Bundesligatrainer gemacht hat. Es lief also nicht alles falsch. (Foto via imago)

Baum und Weinzierl als Alternativen?

Der Kicker brachte in seiner Montagsausgabe die beiden Ex-Trainer Markus Weinzierl und Manuel Baum ins Spiel. Beide würden im Umfeld des Vereins gehandelt werden. In Fankreisen wurde diese Meldung durchaus positiv zur Kenntnis genommen, doch es stellt sich die Frage, ob eine Rückkehr zum Ex wirklich die klügste Entscheidung ist.

Baum genießt bei den Klubbossen nach wie vor einen hohen Kredit. Bereits auf der Pressekonferenz seines Abschieds schloss die Chefetage nicht aus, dass es in Zukunft zu einer erneuten Zusammenarbeit kommen könnte. Der frühere NLZ-Chef war in Augsburg beliebt, wird von Beobachtern als taktisches Genie beschrieben und würde gewiss auf den ein oder anderen Jugendspieler setzen. Gegen Baum spricht allerdings, dass seine Zeit in Augsburg am Ende wenig erfolgreich war und der 41-Jährige nicht gerade unverbrannt nach Augsburg zurückkehren würde – auch wegen seiner missratenen Arbeit auf Schalke.

Markus Weinzierl indes war für die sportlich erfolgreichste Zeit des FC Augsburg verantwortlich. Erst rettete der gebürtige Straubinger den FCA nach schwachem Start sensationell vor dem Abstieg, dann führte er ihn 2015 in die Europa League und schrieb so Augsburger Fußballgeschichte. Der Name Markus Weinzierl wird also immer mit glorreichen FCA-Zeiten in Verbindung gebracht. Dabei entsteht jedoch die Gefahr, dass man Weinzierls Leistungsvermögen überschätzt. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass der 46-Jährige bei seinen weiteren Stationen auf Schalke und in Stuttgart krachend gescheitert ist.

Seit ihrem Abschied aus der Fuggerstadt ging bei beiden Trainern die Leistungskurve nach unten. Folgt das Comeback am Lech? (Foto via imago)

Das Spiel des FCA muss wieder Spaß machen

Beide Trainer wären durchaus charmante Lösungen und kämen bei den Fans gewiss gut an. Ob sie jedoch den FC Augsburg langfristig prägen können, ist unklar. Daher möchte ich nun einen Blick auf weitere Trainer werfen, die für den FC Augsburg infrage kommen könnten. Hauptkriterium für die Aufnahme in diese Liste ist eine offensive Spielweise. Denn eines sollte an dieser Stelle noch kurz erwähnt werden. Wenige FCA-Fans haben ein Problem damit, Tabellen-13. zu sein, viele allerdings mit der Art und Weise, wie Woche für Woche Fußball gespielt wird. Klar, Fußball ist ein Ergebnissport, er sollte am Ende aber immer auch schön anzusehen sein. Das nur am Rande, nun zu den möglichen Trainerkandidaten. Die Auswahl ist hier rein subjektiv.

Tim Walter

Tim Walter ist seit Ende 2019 vereinslos. Zuletzt trainierte der 45-Jährige den VfB Stuttgart in der 2. Bundesliga, nachdem er sich bei der U23 des FC Bayern sowie bei Holstein Kiel einen Namen gemacht hatte. Die Saison 2018/19 beendete Walter in Kiel auf einem ordentlichen sechsten Platz. Dass die Zeit an der Förde anschließend vorbei war, lag vielmehr am Interesse des VfB, als am mangelnden Vertrauen der Kieler Verantwortlichen. In Stuttgart scheiterte Walter dann allerdings an der hohen Erwartungshaltung innerhalb des Traditionsvereins. Trotz Rang drei zur Winterpause war für den Kraichgauer Schluss.

Das soll jedoch keineswegs bedeuten, dass die Arbeit Walters schlecht war. Sein offensiver Pressing-Ansatz könnte dem FC Augsburg gut zu Gesicht stehen. Da der FCA ligaweit zu den stärksten Teams in puncto Laufbereitschaft zählt, könnte die Zusammenarbeit funktionieren – wenngleich sie mit Risiken verbunden wäre. Walter, der in Stuttgart mit einer Viererkette samt offensiven Außenverteidigern agierte, müsste eine Balance zwischen Angriff und Verteidigung finden. Gelingt dies nicht, fliegt ihm sein offensives Konzept alsbald um die Ohren.

Tim Walter sagte einst in einem Interview mit der Welt, er würde selbst in Abstiegsangst nach vorne spielen: „Die Mannschaften, die weiter hinter in der Bundesliga stehen, spielen einen defensiven, zurückhaltenden Fußball, sie igeln sich hauptsächlich ein. Das wäre nicht meine Idee. Gerade dann würde ich offensiver rangehen.“ Sein Ansatz sei es, „die Freude am Spiel zurückzubringen.“

„Ich bin ein offensiv-kreativ denkender Trainer“

Zudem müsste der Kader etwas angepasst werden. Schnelle Außenverteidiger wären zwar vorhanden, aber für Walters Spiel ist ein ballsischerer Mittelfeldspieler elementar. Walter sei „ein Fußballgestalter, kein Zerstörer“, wie er selbst betont. In Stuttgart nahm die zentrale Rolle in der Regel Daniel Didavi ein, in Augsburg fehlt ein derartiger Spieler im Kader – abgesehen von Leihspieler Benes. Nur mal so am Rande: Didavis Vertrag am Neckar läuft wohl im Sommer aus.

Alles in allem scheint Walter zum FC Augsburg passen zu können – jedoch nur, wenn der FCA langfristig mit dem als kantigen wie impulsiven Typen geltenden Fußballlehrer plant. Denn Walters Spielkonzept benötigt Zeit, um perfekt in sich greifen zu können. Gelingt dies, könnten die FCA-Fans viel Freude an ihrer Mannschaft haben: „Ich versuche, ein defensiv gut organisierter, offensiv-kreativ denkender Trainer zu sein.“

Walters Versprechen klingt schon einmal ordentlich. Eine Zusammenarbeit ab der neuen Saison ist hier definitiv klüger, als ein kurzfristiges Installieren in der aktuellen Situation. Mit Holstein Kiel stellte Walter dem FC Augsburg übrigens beinahe ein Bein. Im Pokalachtelfinale stand Anfang 2019 ein glückliches 1:0 für den FCA. (Foto via imago)

Steffen Baumgart

Eine ähnlich offensive Herangehensweise wählt Steffen Baumgart, aktuell Trainer beim SC Paderborn. Der 49-Jährige steht seit 2017 bei den Ostwestfalen unter Vertrag und führte den Klub erst zurück in die 2. Liga und dann ein Jahr später direkt in die 1. Bundesliga. Letztlich stieg der SCP mit deutlichem Abstand ab, überzeugte in seinen Spielen allerdings mit ansehnlichem Offensivdrang. Würde man Baumgart nun einen Kader an die Hand geben, der qualitativ besser ist als der von Paderborn, scheint also durchaus etwas möglich zu sein.

Inwiefern sich der 49-Jährige, der sich sehr wohl bei seinem Klub fühlt, jedoch neu orientieren möchte, ist fraglich. Ein Engagement in Augsburg käme ohnehin erst im Sommer infrage, da Baumgart diese Saison kaum wechseln würde. Mit dem SC Paderborn ist der gebürtige Rostocker derzeit Tabellenneunter. Der Aufstieg, übrigens nicht als Ziel ausgesprochen, scheint noch nicht gänzlich abgeschrieben.

Steffen Baumgart und Heiko Herrlich beim 0:0 im Mai 2020. Letztlich scheint Baumgart zu Höherem berufen als dem SC Paderborn. Ihn wird man langfristig gewiss wieder in der Bundesliga sehen – vielleicht ja beim FC Augsburg. (Foto via imago)

Frank Schmidt

Frank Schmidt leistet seit Jahren konstant gute Arbeit beim FC Heidenheim. Unter seiner Regie gelang dem FCH der Wandel vom Oberligateam zum ambitionierten Zweitligisten. Der gebürtige Heidenheimer steht seit 2007 an der Brenz unter Vertrag und kann gewissermaßen als Christian Streich der 2. Liga bezeichnet werden. Dem dienstältesten Coach des Unterhauses wurde schon oft der Schritt in die Beletage zugetraut, letztlich blieb Schmidt aber immer beim FC Heidenheim – wo er nun sein 500. Pflichtspiel an der Seitenlinie feierte.

Und vermutlich wird er das auch noch länger tun. Angebote von höherklassigeren Vereinen gab es bis dato einige, „aber ich fühle mich hier wertgeschätzt“, wie Schmidt einst in einem Interview mit der Zeit erklärte. Deshalb habe er seinen Vertrag auch bis 2023 verlängert. Außerdem habe der Klub „immer Ziele und ist nie zufrieden, was gut zu mir passt.“ Ein Wechsel nach Augsburg scheint daher unwahrscheinlich, hätte jedoch gewiss seinen Reiz. Auch Schmidt überzeugt mit einer offensiv ausgerichteten Spielphilosophie, agiert in der Regel mit Viererkette und zwei Spitzen.

Eine Institution beim FC Heidenheim. Ein Abschied Frank Schmidts scheint undenkbar – auch wenn der 47-Jährige gewiss zum FC Augsburg passen würde. (Foto via imago)

Domenico Tedesco

Domenico Tedescos Aufstieg ins Profigeschäft verlief äußerst rasant. Nach Anfängen im Jugendbereich rettete der Deutsch-Italiener Erzegbirge Aue vor dem Abstieg. Nach einem halben Jahr bei den Veilchen zog es Tedesco dann zum FC Schalke, wo er Markus Weinzierl beerbte und in seiner ersten Saison Vizemeister wurde. Dann folgte in der nächsten Spielzeit der Absturz auf Rang 14 und Tedesco musste gehen. Seit Oktober 2019 trainiert er Spartak Moskau, mit denen er aktuell Tabellendritter ist.

Tedesco wird immer wieder mit einer Rückkehr in die Bundesliga in Verbindung gebracht. Dass er erfolgreichen Fußball spielen lassen kann, hat er bereits bewiesen. Die Vizemeisterschaft sollte man wohl nicht zu hoch hängen, die sportliche Misere gleichzeitig aber auch nicht zu kritisch sehen. Tedesco gilt als Taktik-Experte, der gerne auch mit einer offensiven Dreierkette spielt. Sein Vertrag in Moskau läuft Ende Mai aus. Im Sommer werden sich wohl einige Klubs mit dem immer noch erst 35-Jährigen beschäftigen – auch der FC Augsburg?

Domenico Tedesco im Jahr 2018 zusammen mit Stefan Reuter. Spielt der Jungtrainer in den Überlegungen des Managers eine Rolle? (Foto via imago)

Lucien Favre

Lucien Favre ist zweifellos der klangvollste Name in dieser Auflistung. Seit seiner Entlassung bei Borussia Dortmund ist der Schweizer vereinslos. Letztlich schaffte er es nicht, mit dem BVB um Titel mitzuspielen. Mit Favre spielst du zwar schönen Fußball, gewinnst aber keine Trophäen, lautet ein Vorwurf, mit dem sich der 63-Jährige immer wieder konfrontiert sieht. In Augsburg sollte der Druck nach Tafelsilber allerdings nicht allzu hoch sein.

Favre hat grundsätzlich bei all seinen Stationen überzeugt, egal ob bei Hertha, Gladbach, Zürich oder Nizza. Der Mann mit dem besten Punkteschnitt aller BVB-Trainer gilt als Perfektionist und Verfechter von attraktivem Offensivspiel inklusive barcaesker Passstaffeten. Es wäre höchst interessant, zu sehen, was Favre aus dem Potential des Augsburger Kaders machen könnte. Natürlich bräuchte es im Sommer zusätzlich spielstarke Verstärkungen. Ob Reuter einen derartigen Spitzentrainer an den Lech lotsen kann, scheint jedoch fraglich. Vor kurzem hatte Olympique Marseille Interesse an Favre. Der Schweizer sagte offenbar ab, da er keinen Verein mitten in der Saison übernehmen möchte.

Ist Lucien Favre als FCA-Coach denkbar? Kann der Schweizer mit einer spielerisch limitierteren Mannschaft umgehen? Es wäre höchst interessant, zu erfahren, wie Favre den FC Augsburg spielen lassen würde. (Foto via imago)

Über diese Trainer könnte man zumindest nachdenken

Des Weiteren gibt es freilich weitere interessante Trainerkandidaten. Immer wieder mit einer Rückkehr in die Bundesliga in Verbindung gebracht wird etwa Alexander Zorniger, den es nach seiner Entlassung aus Stuttgart nach Kopenhagen zu Bröndby IF zog. Dort wurde der Ex-Leipziger dänischer Pokalsieger. Zuletzt auf Schalke gehandelt wurde unter anderem Dimitrios Grammozis. Der ehemalige Darmstadt-Coach belegte mit den Lilien Rang Zwei in der Rückrundentabelle. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen bezüglich der Vertragslaufzeit, wurde die Zusammenarbeit im Sommer beendet.

Ebenso spannend wären Peter Zeidler, der den FC St. Gallen vergangene Saison zur Vizemeisterschaft in der Schweiz geführt hat, Berns Meistertrainer Gerardo Seoane oder Daniel Farke, der mit Norwich City vor dem Aufstieg in die Premier League steht. Schwebt dem FCA eine interne Lösung vor, rücken auch Alexander Frankenberger (U19) und Josef Steinberger (U23) in den Fokus. Dass Reuter ein derartiges Experiment eingeht, scheint allerdings unwahrscheinlich.

Alexander Frankenberger (l) und Josef „Sepp“ Steinberger sind aktuell in der zweiten Reihe des FC Augsburg aktiv. Beide machen einen ordentlichen Job, aber sind sie schon bereit für die 1. Liga? (Foto via imago)

Fazit

Der FC Augsburg sollte sich gut überlegen, wie die sportliche Zukunft aussehen soll. Da es für einen neuen Trainer immer angenehmer ist, zur neuen Saison zu übernehmen, scheint ein kurzfristiges und hektisches Agieren auf dem Trainermarkt die falsche Wahl. Bis dahin hat Heiko Herrlich die Chance verdient, positiv auf sich aufmerksam zu machen. Das Messen am tabellarischen Abschneiden sollte hier nicht das einzige Kriterium sein. Vielmehr muss die spielerische Entwicklung in den Vordergrund gerückt werden. Der FC Augsburg wird den Klassenerhalt vermutlich schaffen. Laufen die restlichen Spiele jedoch spielerisch so überschaubar wie aktuell, kann es ein „Weiter so“ nicht geben.

Sollten nächste Saison wieder Fans in die Stadien gelassen werden, dürfte ein derartig mutloses Auftreten wie aktuell übrigens selbst von den eigentlich treuen Augsburger Fans mit Pfiffen quittiert werden. Eine Rückkehr zu mutigerem Offensivfußball scheint unabdingbar. Der Vorteil: Destruktiver als jetzt kann es eigentlich kaum noch werden. Wir sind gespannt, wer nächste Saison den FCA trainieren wird. Überrascht Herrrlich mit einer enormen Weiterentwicklung, ist auch eine Zusammenarbeit über den Sommer hinaus nicht ausgeschlossen. Aktuell sieht es allerdings so aus, dass sich die Wege (spätestens) nach der Saison trennen.

Nicht besser?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Angsthasenfußball mag mancher beim FCA gerade erkennen. Eine taktische Ausrichtung, die den Event-dürstigen Zuschauern auf den Sofas in der Region Bayrisch-Schwaben so gar nicht gefällt. Wir müssten doch etwas mutiger agieren. Derweil der Auftritt gegen den BVB ja nicht hoffnungslos war. Und auch gegen Wolfsburg gute Kombinationen sich eingeschlichen haben. Gegen Dortmund ging die Mannschaft von Heiko Herrlich durch ein Tor von André Hahn sogar in Führung. Der Ausgleich nach Standard, der Führungstreffer durch Eigentor. Ja, Dortmund als auch Wolfsburg haben verdient gewonnen, aber der FCA hat es den beiden Branchenriesen doch manchmal schwer gemacht. Es waren keine dieser Tage, die einen als Fan komplett desillusioniert zurücklassen.

Die negativen Stimmen im Umfeld des FCA mehren sich derweil obgleich der etwas schleppenden sportlichen Entwicklung. Schon früher haben wir einen Blick darauf geworfen, wie Heiko Herrlich Fußball spielen will und ob aus meiner Sicht am Trainer gezweifelt werden sollte. In der Zwischenzeit habe ich nun eine These im Internet vernommen, der ich gerne auf den Grund gehen möchte. Diese lautet: „Herrlich macht die Spieler nicht besser“. Die Sorge dabei gilt dann wohl den akuten sportlichen Ergebnissen als auch den zukünftigen Transfererlösen. Der FCA ist darauf angewiesen Spieler auch wieder zu einem höheren Preis zu verkaufen, um die weitere sportliche Entwicklung zu finanzieren. Wenn dem so wäre, dass unter Heiko Herrlich Spieler sich nicht fortentwickeln würden, dann hätten wir somit ein echtes Problem.

Heiko Herrlich hat auch Entwicklungen angestoßen, die ein Lächeln erlauben (Foto: Alex Gottschalk/POOL via Imago)

Kurz habe ich mir überlegt, diese Behauptung zu ignorieren und nur in meinem Kopf laut „Bullshit“ zu rufen. Nachfolgend möchte ich die These an Hand einiger Beispiele trotzdem widerlegen. Ich glaube, dass dies wichtig ist, um Heiko Herrlichs Arbeit momentan richtig beurteilen zu können. Und bevor wir auf die Spieler eingehen, die meiner Ansicht nach unter Heiko Herrlich einen deutlichen Sprung gemacht haben, räumen wir vielleicht die Gegenbeispiele aus dem Weg. Daniel Caligiuri und Rafal Gikiewicz kamen schon mit einer enormen Qualität. Offensichtlich besser sind sie nicht geworden. Auch Florian Niederlechner und Alfred Finnbogason haben genau wie Michael Gregoritsch nicht offensichtlich noch an Qualität zugelegt. Bei Gregerl wäre eine Rückkehr zu alter Stärke wünschenswert gewesen. Bei den anderen genannten Spielern ist zumindest aus Sicht der Transfererlöse keine große Steigerung mehr zu erwarten gewesen. Und ja auch ein Rani Khedira oder Jeffrey Gouweleeuw haben eher abgebaut als zugelegt. Es kann aber halt auch nicht bei allen immer nach oben gehen.

Aber schauen wir doch mal auf die Gewinner im Team des FCA, die unter Heiko Herrlich so richtig aufblühen. An erster Stelle steht hier für mich Felix Uduokhai. Uduokhai kam in der gesamten abgelaufenen Saison auf knapp 2000 Einsatzminuten. So viele hat der diesmal schon nach 2/3 der Saison gesammelt. Uduokhai ist der Durchbruch gelungen. Er ist nicht nur mittlerweile absoluter Bundesliga-Stammspieler sondern Leistungsträger. Nicht umsonst durfte er die Augsburger Elf in Jeffs Abwesenheit als Kapitän aufs Feld führen. Und wurde für die Nationalmannschaft nominiert. Es will mir ja wohl hoffentlich keiner Erzählen, dass Heiko Herrlich hieran keinen Anteil hatte.

Felix Uduokhai hat eine eindrucksvolle Entwicklung genommen (Foto via Imago)

Vielleicht bleiben wir dann auch mal kurz bei der Abwehrreihe des FCA. Hier hatte Heiko Herrlich bis zum Wolfsburg-Spiel auf eine 3er Kette umgestellt. Ich mochte diese Systemumstellung prinzipiell. Sie hatte aber auch einen Spieler in die Startelf gespült, den ich dort vor der Saison nicht vermutet hätte. Die Rede ist von Reece Oxford, dessen Zeit in Augsburg mit dem ein oder anderen Lapsus in der Verteidigung startete. Die Unsicherheiten hat Reece wohl mittlerweile abgelegt und sich seinen Platz redlich verdient. Er wirkt wie ein erfahrener Bundesliga-Recke der mit seiner Athletik viele Duelle für sich entscheiden kann. Ich war von diesem Transfer nicht überzeugt, aber Reece zeigt es seinen Zweiflern gerade. Natürlich mit der Hilfe von Heiko Herrlich.

Dazu gibt es zwei Stammspieler in diesem Jahr, die den Sprung mit Bravour gemeistert haben. Nach den Abgängen von Philipp Max und Daniel Baier stellte sich die Frage wer auf der 6er-Position und links hinten in die Bresche springen würde. Sowohl Iago als auch Carlos Gruezo hatten ihre Bundesligatauglichkeit noch nicht dauerhaft unter Beweis gestellt. Hier sind wir nach einer halben Saison deutlich schlauer. Beide machen ihre Sache ordentlich und haben im Vergleich zur letzten Saison einen Sprung gemacht. Beide mag man sich aus der Stammelf momentan nicht wegdenken. Natürlich hat auch hier Heiko Herrlich sein Händchen wieder im Spiel.

TIm Civeja, hier im im Zweikampf mit Jude Bellingham, sorgt momentan für Augsburger Träume hinsichtlich des nächsten Nachwuchs-Juwels (Foto David Inderlied/Kirchner-Media/pool via Imago)

Kommen wir zu einem letzten Spieler, den ich an dieser Stelle herausheben will. FCA-Eigengewächs Tim Civeja wird gerade ja doch ein bisschen gehypt. Nachdem er in der Hinrunde länger verletzt war, feierte er mittlerweile sein Bundesliga-Debüt und durfte nun gegen Dortmund und Wolfsburg auch mal ein paar Minuten länger ran. Civeja steht damit in einer Reihe mit Raphael Framberger, Kevin Danso, Simon Asta und Marco Richter. Es wird sich zeigen, ob er langfristig das Zeug zum Bundesliga-Profi in Augsburg hat. Dass er nun aber überhaupt debütieren durfte und langsam an die Bundesliga herangeführt wird, liegt – mal wieder – an Heiko Herrlich.

Und da mag ich doch abschließend in die Runde fragen: Wer glaubt immer noch, dass Heiko Herrlich keinen Spieler besser gemacht hat? Es scheint im Gegenteil so zu sein, dass Herrlich ein recht gutes Händchen gerade für die jüngeren Spieler hat, was perspektivisch für den FCA wichtig ist. Neben den alten Recken sind es eben dann doch recht viele junge Talente, die beim FCA gerade ran dürfen. Diese Hoffnung auf die Jugend dürfte auch gerne mehr Euphorie auslösen. Dafür wird dem ein oder anderen Jungspund manchmal die Konstanz fehlen und Herrlich hoffentlich geschickt rotieren. Wenn wir allerdings mit diesem Team die Klasse halten und weiter darauf aufbauen können, dann wird mir auf Grund der Entwicklungsperspektiven nicht Bange. Und das sage ich als alter Herrlich-Kritiker. Ich glaube doch, Herrlich und Reuter sind hier gerade an etwas dran. Und übe mich selbst in Geduld. (Und glaubt mir, es fällt auch mir nicht leicht.)

Vertragsverlängerungen: Reuter ist gefordert

Der 2:1-Sieg gegen Union Berlin hat dem FC Augsburg etwas Luft im Abstiegskampf verschafft, die auch durch die Niederlage in Dortmund – der Konkurrenz sei Dank – nicht verpuffte. Nach dem 18. Spieltag waren es sieben Zähler auf den Relegations- und angenehme zehn auf den ersten Abstiegsplatz. Kann der FCA seinen Punkteschnitt halten, wird es auch im Jahr 2022 Bundesligafußball in der Fuggerstadt zu sehen geben. Bleibt die Frage: mit welchem Personal? Demnächst laufen nämlich einige Spielerverträge aus. Im Sommer enden zwar nur drei Kontrakte, ein Jahr später aber satte neun. Die Verantwortlichen um Manager Stefan Reuter müssen also bereits nach dieser Saison überlegen, mit wem man in die Zukunft gehen möchte und bei wem die womöglich letzte Chance auf eine Ablösesumme genutzt werden soll. Mit welchen Spielern soll der FCA verlängern? Wir machen den Check.

Julian Schieber (Vertrag bis 2021, Marktwert: 500 Tsd. Euro)*

Dass Julian Schieber keine sportliche Zukunft beim FC Augsburg hat, ist mehr als offensichtlich. Eine echte Verstärkung war der Stürmer nie, so ehrlich muss man sein. Das rechtfertigt jedoch nicht den Umgang mit seiner Person. Im Sommer beorderte ihn der FC Augsburg zur U23, ließ seinen Spint räumen und vergab seine Nummer neu an Daniel Caligiuri: „Der Trainer hat mir knallhart gesagt, dass er nicht auf mich bauen wird und er – auch auf meinen Körper bezogen – nicht glaubt, dass ich konstant auf Bundesliga-Niveau spielen kann“, resümierte Schieber gegenüber dem Kicker.

Ob dieser Offenheit habe der Ex-Dortmunder „erst mal schlucken müssen“ und emotional eine „Mischung aus Entsetzen, Enttäuschung und Wut“ erlebt. Die wenigen Angebote, die er in der Folgezeit erhalten habe, hätten ihn „emotional nicht gepackt“, weswegen Schieber weiterhin auf Vereinssuche ist.

RoGaz-Prognose: Eine Verlängerung ist ausgeschlossen. Schieber wird kein Spiel mehr für den FCA machen und bei einem passenden Angebot auch schon im Winter wechseln. Nach wie vor reizt ihn das Abenteuer Asien. Ein Wechsel nach Thailand, von dem der 31-Jährige im Oktober sprach, kommt vorerst aber nicht mehr infrage. Das Transferfenster in der Thai League ist seit dem 10. Januar geschlossen.

Auf dem Rasen hat man Julian Schieber schon lange nicht mehr gesehen. Sein letztes Pflichtspiel für den FC Augsburg ist mehr als 14 Monate her. Insgesamt kam der Stürmer zwölf Mal für Rot-Grün-Weiß zum Einsatz (ein Tor). Es werden keine weiteren Spiele hinzukommen. (Foto via imago)

* Die Angaben zum Marktwerkt entsprechen den Schätzungen von transfermarkt.de, die Verträge enden stets zum 30. Juni.

Marek Suchy (Vertrag bis 2021, Marktwert: 1 Mio. Euro)

Von Marek Suchy haben sich wohl einige FCA-Fans mehr erhofft. Der frühere Kapitän der tschechischen Nationalmannschaft blieb in Augsburg vieles schuldig und konnte sich nicht nachhaltig für eine Vertragsverlängerung empfehlen. In seinen insgesamt nur zehn Einsätzen war der Innenverteidiger vielmehr Unsicherheitsfaktor als Stabilisator. In der kommenden Saison bekommt der 32-Jährige zudem Konkurrenz von Neuzugang Frederik Winther und Leihrückkehrer Kevin Danso.

RoGaz-Prognose: Ein weiteres Engagement in Augsburg käme mehr als überraschend. Suchy wird den FC Augsburg daher ablösefrei verlassen und womöglich in seine tschechische Heimat zurückkehren.

Keine wirkliche Verstärkung: Dass Marek Suchy seine besten Zeiten offenbar hinter sich hat, wurde leider nicht nur beim Spiel in Sinsheim deutlich. Dem Tschechen mangelt es an Spritzigkeit. (Foto via imago)

Rani Khedira (Vertrag bis 2021, Marktwert: 8 Mio. Euro)

Die Personalie Rani Khedira ist zweifelsohne die schwierigste in dieser Auflistung. Der Vertrag des Mittelfeldspielers endet in wenigen Monaten. Sportlich wäre ein Abgang des 27-Jährigen (mittlerweile) wohl verschmerzbar. Unter Heiko Herrlich ist der gebürtige Stuttgarter keineswegs mehr so gesetzt wie etwa unter Martin Schmidt, wo Khedira quasi unumstrittener Stammspieler war. Es wirkt so, als habe ihm Carlos Gruezo etwas den Rang abgelaufen.

Hätte Khedira noch länger Vertrag und gebe es dann ein lukratives Angebot, würde ihn der FCA also vermutlich verkaufen. Immerhin wird sein Marktwert auf acht Millionen Euro geschätzt. In Corona-Zeiten würde freilich weniger für ihn bezahlt werden, aber mit vier bis fünf Millionen Euro könnte der FCA durchaus rechnen.

Khedira konnte 2017 ablösefrei an den Lech gelotst werden – und hat seinen Marktwert seitdem von 750.000 Euro auf zwischenzeitliche 10,5 Millionen Euro gesteigert. Ein ablösefreier Abgang aus Augsburg wäre daher vor allem finanziell betrachtet sehr schmerzlich. Wohl auch deshalb wollte der FCA in der Vergangenheit mit dem zentralen Mittelfeldspieler verlängern.

Obendrein ist Khedira natürlich weiterhin ein absolut solider Bundesligaspieler, für den man im Falle eines Wechsels Ersatz bräuchte, was grundsätzlich für eine Verlängerung spricht. Weil die Gespräche zuletzt allerdings zum Ruhen gekommen sein sollen und Khedira jüngst selbst offen über einen Wechsel ins Ausland sprach, scheint es insgesamt aber seine letzte Saison für Rot-Grün-Weiß zu sein.

RoGaz-Prognose: Khedira verlängert nicht und wechselt im Sommer ablösefrei den Verein. Wie sein Bruder ist der Mittelfeldspieler großer Fan der Premier League. Möglich scheint eine Backup-Rolle bei einem Mittelklasse-Team wie dem von Ex-Coach Ralph Hasenhüttl trainierten FC Southampton, realistischer ein Engagement bei einem weniger ambitioniertem Klub wie etwa Norwich City. Die Canaries stehen vor dem Aufstieg und sollen bekanntlich ein Fable für deutsche Spieler haben.

Musste sich in dieser Saison des Öfteren in ungewohnter Rolle wiederfinden: Rani Khedira ist zwar jeden Spieltag eine Option für die Startelf, aber längst nicht mehr gesetzt. (Foto via imago)

Rafal Gikiewicz (Vertrag bis 2022, Marktwert: 1,5 Mio. Euro)

Mit Rafal Gikiewicz hat der FC Augsburg endlich das Problem auf der Torhüterposition gelöst. Der Pole ist absoluter Führungsspieler und scheut nicht davor, auch einmal ungemütlichere Töne anzustimmen – auf und nebem dem Platz. Weil zudem die sportliche Leistung stimmt (Gikiewicz wehrt ligaweit die zweitmeisten Schüsse ab), spricht eigentlich nur wenig gegen eine Vertragsverlängerung.

RoGaz-Prognonse: Gikiewicz ist bereits 33 Jahre – ein für einen Torwart gehobenes, aber nicht zwingend leistungsabfallendes Alter. Dennoch wird der FCA Gikiewiczs Entwicklung aufmerksam beobachten und daher wohl nicht voreilig mit seinem ältesten Spieler im Kader verlängern. Bringt der Keeper aber auch in der Folgesaison gute Leistungen, steht einer Verlängerung nichts mehr im Weg.

Der konstanteste Profi in dieser FCA-Saison: Rafal Gikiewicz war von Anfang an ein sicherer Rückhalt einer oft von Leistungsschwankungen gezeichneten Augsburger Mannschaft. Wie lange bleibt der Pole in Schwaben? (Foto via imago)

Jan Moravek (Vertrag bis 2022, Marktwert: 600 Tsd. Euro)

Es ist sehr schwierig, die Leistungen von Jan Moravek fair zu bewerten. Blickt man auf die reinen Fakten, so kam der Tscheche seit 2013 nicht mehr über 16 Einsätze pro Saison hinaus. Viele davon als Joker. In dieser Spielzeit steht die Null in der Statistik. Keine Frage, Moravek ist im Augsburger Kader nur Ergänzungsspieler – und dementsprechend verzichtbar.

Man kann nur spekulieren, welche Rolle der frühere Nationalspieler in Augsburg eingenommen hätte, wenn er denn einmal konstant verletzungsfrei geblieben wäre. Wir sind uns sicher, dass Moravek sein Leistungspotential nie richtig ausschöpfen konnte – dieses aber nun auch mit 31 Jahren nicht mehr ausschöpfen wird.

RoGaz-Prognose: Eine Verlängerung hat für den FC Augsburg keine große Priorität. Weil Angebote für einen verletzungsanfälligen Ü30-Spieler rar sind, deutet derzeit vieles daraufhin, dass Moravek seinen Vertrag erfüllt und den Verein 2022 ablösefrei verlässt. Denkbar auch, dass es den Tschechen zurück in seine Heimat zieht, eventuell zu Ex-Klub Bohemians Prag.

Auch in dieser Saison vielmehr Rekonvaleszent als ernstzunehmende Alternative für den Kader. Jan Moravek erholt sich derzeit von einer Muskelverletzung. (Foto via imago)

Tim Civeja (Vertrag bis 2022, Marktwert: 300 Tsd. Euro)

Zur Vertragslaufzeit Tim Civejas machte der FC Augsburg im Sommer keine Angabe. Bei der Beförderung zum Profi hieß es lediglich, der 19-Jährige erhalte einen „langfristigen Vertrag“. Nach Informationen von transfermarkt.de soll das Arbeitspapier des gebürtigen Dachauers bis 2022 gelten. Bis dahin will der zentrale Mittelfeldspieler, der in Bremen sein Debüt feiern durfte, weiter näher an die erste Mannschaft heranrücken.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg ist sich dem Potential Civejas bewusst und wird vorzeitig dafür sorgen, dass der Mittelfeldspieler langfristig am Lech bleibt.

Vom eigenen Nachwuchs in die Bundesliga: Tim Civeja steht sinnbildlich für den Weg, den der FCA einschlagen möchte – und genießt daher wohl noch länger das Vertrauen der Verantwortlichen. (Foto via imago)

Felix Götze (Vertrag bis 2022, Marktwert: 725 Tsd. Euro)

Felix Götze konnte bislang nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Immer wieder warfen den zentralen Mittelfeldspieler, der auch als Verteidiger agieren kann, Verletzungen zurück. Seit seinem Wechsel 2018 kam der 22-Jährige neun Mal für die Profis des FCA zum Einsatz. Zuletzt sollte der Ex-Münchner eigentlich verliehen werden, doch eine Corona-Infektion verhinderte den nächsten Karriereschritt.

RoGaz-Prognose: Entscheidend wird sein, was Götze selbst willl. Der FC Ausgburg würde ihm bei einem Wechselwunsch gewiss keine Steine in den Weg legen. Tendenz: Abschied im Sommer.

Eines der wenigen Highlights für Felix Götze im Augsburger Dress: Der Bruder von Weltmeister Mario trifft im September 2018 zum 1:1-Ausgleich gegen den FC Bayern. (Foto via imago)

André Hahn (Vertrag bis 2022, Marktwert: 1,8 Mio. Euro)

André Hahn schien in dieser Saison seinen zweiten Frühling zu erleben. Der 30-Jährige spielte sich mit starken Leistungen in die Startelf, wurde im Dezember dann aber durch eine Covid-Erkrankung ausgebremst. Wieder fit, knüpfte der einfache Nationalspieler nun direkt an seine guten Auftritte an und war zuletzt gegen Union an beiden Treffern beteiligt, bevor er gegen den BVB selbst traf.

Hahn steht insgesamt wenig für Spektakel, dafür aber umso mehr für Kampfgeist und Laufbereitsschaft. Der mannschaftsdienliche Außenspieler mag kein unumstrittener Stammspieler sein, ist aber gegen jeden Gegner eine Option für die Anfangsformation. Gerade solche Spieler braucht man.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg verlängert noch einmal mit Hahn, wenn ihn die Verantwortlichen von der Rolle als Bindeglied zwischen Startelf und Joker überzeugen können.

André Hahn gehört zu den lauffreudigsten Spielern im Augsburger Kader und spult Spieltag für Spieltag mit die meisten Kilometer ab. Ein Prunkstück, das sich der FCA erhalten sollte. (Foto via imago)

Michael Gregoritsch (Vertrag bis 2022, Marktwert: 4,5 Mio. Euro)

Michael Gregoritsch erlebte nach seinem Wechsel aus Hamburg eine brillante Premierensaison in Rot-Grün-Weiß. 13 Tore und vier Vorlagen sorgten prompt für das Prädikat Königstransfer. In der Folgezeit ließ der zweifelsohne über fußballerisches Talent verfügende Offensivmann seine Klasse aber nur noch selten aufblitzen, bis jetzt kamen nur noch neun weitere Treffer hinzu.

2019 hatte Reuter die Chance, Gregoritsch zu verkaufen. Weil der als harter Verhandlungspartner bekannte Manager aber wohl zu viel Ablösesumme forderte, kam es nicht zu einem Wechsel nach Bremen. Anschließend haben der mehr oder minder erzwungene Leih-Wechsel zum FC Schalke sowie seine dürftige aktuelle Saison (ein Tor, zwei Vorlagen) Gregoritschs Standing in Augsburg nicht gerade verbessert.

RoGaz-Prognose: Den Moment der höchsten Ablösesumme hat der FC Augsburg verpasst. Weil Gregoritschs sportlicher Mehrwert (um den Klinsmann-Sprech zu verwenden) mittlerweile überschaubar ist, spricht wenig gegen einen Wechsel im Sommer – sofern denn die Ablösesumme stimmt.

Die Momente des Jubelns sind seltener geworden. Michael Gregoritsch erzielte in dieser Saison nur einen Treffer und ist immer seltener ein Kandidat für die Startelf. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Maurice Malone (Vertrag bis 2022, Marktwert: 500 Tsd. Euro)

Derzeit ist Maurice Malone an Drittligist SV Wehen verliehen. Beim Zweitligaabsteiger sorgt der Stürmer dabei für ordentlich Furore und steuerte in 17 Spielen bereits acht Tore und sechs Vorlagen bei. Im Sommer kehrt der 20-Jährige wieder nach Ausgburg zurück und will sich in der Bundesliga beweisen. Ob eine gute Saison in Wiesbaden für die Beletage reicht, bleibt vorerst abzuwarten.

Das Vertrauen in das Eigengewächs (seit 2008 im Verein) ist definitiv gegeben. Nicht ausgeschlossen scheint eine weitere Leihe – vielleicht zu einem Bundesligaaufsteiger wie bei Sergio Cordova. Dann müsste der FCA Malones Vertrag aber verlängern, denn Spieler mit nur noch einem Jahr Restvertrag können nicht mehr verliehen werden.

RoGaz-Prognose: Die Sommervorbereitung sowie die generelle Situation im Augsburger Angriff werden darüber entscheiden, ob Malone Chancen auf Einsatzzeiten hat. Kommen die Verantwortlichen zu dem Entschluss, dass dies nicht der Fall ist, kommt es zur Vertragsverlängerung sowie einer Leihe zu einem mittelstarken Verein. Ein endgültiger Abschied aus Augsburg ist unwahrscheinlich.

Maurice Malone zeigt aktuell, dass er eine ernstzunehmende Option für die Zukunft sein kann. Der Linksfuß könnte der nächste Ausgburger Bundesligadebütant aus dem eigenen Nachwuchs sein. (Foto via imago)

Florian Niederlechner (Vertrag bis 2022, Marktwert: 10 Mio. Euro)

Florian Niederlechner wechselte im Sommer 2019 hauptsächich wegen zwei Gründen nach Ausgburg. Der Familienmensch wollte näher an seine oberbayerische Heimat heranrücken – und obendrein seine Einsatzzeiten in der Bundesliga erhöhen. Beides ist dem früheren Freiburger gelungen.

In Augsburg kommt Niederlechner regelmäßig zum Zug und ist gewissermaßen Stürmer Nummer Eins. Der gebürtige Ebersberger genießt auch in sportlich schlechteren Zeiten wie jüngst während seiner 997 Minuten andauernden Torflaute das Vertrauen und wird vom Team geschätzt. Aktuell gibt es wenige Gründe, die gegen eine Zusammearbeit über 2022 hinaus sprechen.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg setzt auch in Zukunft die Dienste des Topstürmers der abgelaufenen Saison. Weil Niederlechner den FCA sehr schätzt, sollten die Verhandlungen nicht allzu schwierig werden.

Lang ersehnter Torschrei: Florian Niederlechner jubelt über das 1:0 gegen Union Berlin. Wie viele Treffer steuert der Angreifer in seiner Karriere noch für den FC Augsburg bei? (Foto via imago)

Alfred Finnbogason (Vertrag bis 2022, Marktwert: 2,5 Mio. Euro)

Alfred Finnbogason war vor seinem Engagement in Augsburg ein regelrechter Wandervogel. Der Isländer kickte bereits in Belgien, Schweden, den Niederlanden, Spanien und Griechenland. Seit Januar 2016 ist er in Augsburg zu Hause, wo auch seine beiden Kinder zur Welt kamen. In der Fuggerstadt fühlt sich der 31-Jährige pudelwohl, was etwa daran deutlich wird, dass er sich noch während der Weltmeisterschaft 2018 zum FCA bekannte.

Wie die Situation in einem Jahr aussieht, ist allerdings unklar. Finnbogason steht womöglich vor der letzten Möglichkeit auf einen großen Vertrag. Dass er diesen nicht längst schon unterschrieben hat, liegt paradoxerweise am gleichzeitig größten Vor- und Nachteil für den FC Augsburg: seiner Verletzungsanfälligkeit.

Denn wäre Finnbogason in der Vergangenheit längere Zeit verletzungsfrei geblieben, würde er jetzt wohl nicht mehr in Augsburg spielen. Der Isländer ist eigentlich ein Europa-League-Stürmer. Mindestens. Das ist aber nunmal nicht der Fall und somit ist Finnbogasons Wert für die Mannschaft in den letzten Monaten gesunken. Was also will der FC Augsburg? Ein letztes Mal eine Ablösesumme für den 31-Jährigen kassieren oder ihn weiter an den Verein binden? Finnbogasons Zukunft entscheidet sich wohl im Sommer.

RoGaz-Prognose: Eine Sturmspitze mit Niederlechner und Finnbogason kann sich eigentlich mehr als sehen lassen. In Anbetracht der Situation um Sergio Cordova und Maurice Malone könnte sich der FCA bei einem passenden Angebot aber wohl dennoch für einen Verkauf entscheiden. Wir finden allerdings, dass mit dem Publikumsliebling zwingend verlängert werden sollte, wenn sich die Chance dazu bietet und hoffen darauf, dass Finnbogason selbst in der Rückrunde Argumente für einen Verbleib liefert. Ausgang völlig offen.

Was hat Heiko Herrlich noch vor mit Alfred Finnbogason? Die Entscheidung über seine Zukunft hängt auch vom Wohlbefinden des Coaches ab. (Foto via imago)

Fazit

Stefan Reuter steht vor einem anstrengendem Transfer-Sommer. Aufgrund der Vielzahl an Spielern, deren Arbeitspapier im Jahr 2020 ausläuft, werden die Weichen für die Zukunft schon in wenigen Monaten gestellt. Im Einzelfall gilt es dann abzuwägen: letzte Chance auf einen Verkauf mit Ablösesumme oder langfristige Verängerung? Dass die Beantwortung dieser Frage elementar sein kann, zeigt derzeit das Beispiel Rani Khedira.

Die Wochen der Wahrheit

Beim Schreiben dieser Zeilen ist das Bundesligaspiel des FC Augsburg gegen den FC Bayern noch nicht einmal 24 Stunden alt. Beim Blick zurück auf die 0:1-Niederlage schwingt dabei nach wie vor das Gefühl mit, dass gegen den Triple-Sieger mehr drin gewesen wäre als die 15. Niederlage im 19. Bundesligaduell. Die von erschreckendem Angsthasen-Fußball geprägte erste Halbzeit darf und muss kritisiert werden, keine Frage. Gleichzeitig sollte der zweite Durchgang allerdings auch Mut machen. Mut, auch gegen stärkere Gegner bestehen zu können. Gegner, mit denen es der FC Augsburg in den kommenden Wochen zuhauf zu tun bekommt. In den nächsten fünf Spielen treffen die Schwaben ausnahmslos auf Teams aus der Top-6. So auch am Samstag (15.30 Uhr), wenn Union Berlin zu Gast am Lech ist.

Das Hinspiel in Berlin konnte der FCA positiv bestreiten. Ruben Vargas, Michael Gregoritsch und André Hahn sorgten für einen 3:1-Sieg an der Alten Försterei. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Über den Gegner

Die Berliner sind zweifelsohne die Überraschungsmannschaft der Saison. Nach Abschluss der Hinrunde haben die Köpenicker stolze 28 Punkte auf dem Konto – einen weniger als Borussia Dortmund und neun mehr als der FC Augsburg. Vor der Saison wurden die Eisernen von vielen als Abstiegskandidat gehandelt, die Rede war vom viel zitierten „verflixten zweiten Bundesligajahr“.

Diesen kritischen Stimmen trotzt die Mannschaft von Urs Fischers allerdings Woche für Woche. Union hat gerade einmal drei Spiele verloren (unter anderem gegen den FCA) und bietet selbst Spitzenteams Paroli. Den Bayern konnte ein 1:1 abverlangt, gegen Leverkusen (1:0) und Dortmund (2:1) sogar gewonnen werden. Zudem blieb der FCU am Mittwoch in Leipzig das erste Mal in dieser Saison torlos – und das, obwohl Toptransfer Max Kruse immer noch verletzt ausfällt. Zum Vergleich: Der FC Augsburg brachte bereits in sechs Spielen keinen eigenen Treffer zusammen.

Die Eisernen durften in dieser Saison schon häufig jubeln. 28 Punkte bedeuten Tabellenplatz sechs. (Foto via imago)

Urs Fischer als Fußballlehrer – er macht seine Spieler besser

Der Vorjahreselfte stellt mit 32 Treffern die drittbeste Offensive der Liga, nur Dortmund (33) und Bayern (49) haben mehr. An dieser Zahl ist die enorme Weiterentwicklung des langjährigen Zweitligisten sehr gut abzulesen. In der vergangenen Saison erzielte die Fischer-Elf in der gesamten Saison gerade einmal 41 Treffer, also nur neun mehr als bisher. Der damalige Aufsteiger beschränkte sich in seinen Offensivaktionen auf lange Bälle und Standardsituation. Diese Elemente spielen auch heute noch eine entscheidende Rolle (die Ecken und Freistöße von Christopher Trimmel sind die gefährlichsten der Liga). Urs Fischer hat es allerdings geschafft, sein taktisches Repertoire zu erweitern. Union setzt mittlerweile auch auf spielerische Ansätze und variable Formationen. Das Spiel der Köpenicker ist unausrechenbarer als noch in der Vorsaison. Hinzu kommen ein aggressives Anlaufen (höchste Laufdistanz der Liga), ein körperbetontes, aber nicht unfaires Verteidigen sowie ein hervorragender Teamgeist.

All das wird gepaart mit einem Trainer, der es bei nahezu allen Spielern geschafft hat, sie auf ein neues Level zu bringen. Christopher Lenz oder Robert Andrich drohten in der 2. Bundesliga zu versumpfen – jetzt sind sie Bundesliga-Stammspieler. Gleiches gilt für die Ex-Augsburger Marvin Friedrich und Andreas Luthe, die nach düsteren Zeiten in der Fuggerstadt ebenfalls schon als abgeschrieben galten. Dass trotz der derzeitigen Erfolgswelle niemand an der Alten Försterei durchdreht und Fischer statt von Europa vom Klassenerhalt spricht, steht obendrein sinnbildlich für den positiven Weg, den der Verein eingeschlagen hat.

Konnten sich beide nicht in Augsburg etablieren: Andreas Luthe (r) machte 31 Spiele, Marvin Friedrich (2.v.l) kam sogar nur in der U23 zum Einsatz (26 Spiele). Bei Union sind beide unangefochtene Stammspieler. (Foto via imago)

Die Fakten zu #FCAFCU

Alupremiere: Gegen den FC Bayern traf der FC Augsburg in Person von Alfred Finnbogason das erste Mal in dieser Saison Pfosten oder Latte. Kein Team scheitert seltener am Aluminium. Spitzenreiter in dieser Kategorie ist der VfB Stuttgart (zehn).

Elfer-Bilanz: Alfred Finnbogason trat vor dem Bayern-Spiel zehn mal im Augsburger Trikot zu einem Elfmeter an – und war dabei stets erfolgreich. Gegen die Bayern scheiterte der Isländer erstmals. In seiner gesamten Karriere kommt er übrigens auf eine Quote von 28/31.

Kilometerfresser: Union Berlin stellt gleich drei Spieler der zehn laufstärksten Spieler der Bundesliga: Robin Knoche (187 Kilometer), Christopher Lenz (186) und Marvin Friedrich (185). Bielefelds Marcel Hartel spult die meisten Kilometer ab (205), bester Augsburger ist Daniel Caligiuri auf Rang 15 (180).

Passschwach: Der FC Augsburg trifft am Samstag mal wieder auf eine Mannschaft, die eine geringere Passquote vorzuweisen hat. Die 79,6 Prozent des FCA bedeuten ligaweit Rang 15, Union ist einen Platz dahinter mit 78,9 Prozent. Nur Köln (78,4) und Mainz (76,8) sind schlechter.

Zweikampfmoster: Daniel Caligiuri hat ligaweit die zweitmeisten Zweikämpfe für sich entschieden (239). Nur Stuttgarts Wataru Endo hat mehr (262), Dritter ist übrigens Ex-Augsburger Martin Hinteregger (228). Felix Uduokhai landet zusammen mit Unions Christopher Lenz auf einem starken zwölften Rang (187).

Daniel Caligiuri scheint trotz seiner 33 Jahre noch nicht müde zu sein. Man kann gar ncht oft genug betonen, wie wichtig dieser Transfer war. (Foto via imago)

Die letzten Begegnungen

19.09.2020: Union Berlin – FC Augsburg 1:3

25.01.2020: Union Berlin – FC Augsburg 2:0

24.08.2019: FC Augsburg – Union Berlin 1:1

12.03.2011: Union Berlin – FC Augsburg 0:0 (2. Liga)

22.10.2010: FC Augsburg – Union Berlin 2:1 (2. Liga)

Im Oktober 2010 egalisiert der FC Augsburg einen Benyamina-Treffer erst durch Uwe Möhrle, ehe Stephan Hain (Mitte) in der 93. Minute per Hinterkopf zum viel umjubelten 2:1 netzt. (Foto via imago)

Was macht eigentlich Caiuby?

Caiuby Francisco da Silva, der Lockenkopf aus Sao Paulo, sorgte in Augsburg immer wieder abseits des Rasens für Schlagzeilen: Party-Ärger, Schwarzfahrern, Verspätungen, verlängerter Urlaub. Die Liste der Verfehlungen ist lang und gipfelte 2019 in der Suspendierung des Publikumslieblings.

Nachdem der Brasilianer für ein halbes Jahr leihweise bei den Grasshoppers Zürich geparkt wurde, stand er im Sommer 2019 ohne Verein da – bis jetzt. Im Januar unterschrieb der 32-Jährige einen Vertrag bei Ex-Klub FC Ingolstadt, wo er bereits seit einigen Monaten mittrainieren durfte. Am Montag gegen 1860 München feierte der Stürmer sein Comeback für die Schanzer und wurde in der 80. Minute eingewechselt. Die Niederlage konnte allerdings auch Caiuby nicht verhindern. Dank eines gewissen Sascha Mölders besiegten die Löwen den FCI mit 1:0. Nach Abpfiff lagen sich die beiden Ex-Kollegen im Mittelkreis in den Armen. Drei Jahre hatten sie zusammen für den FCA gespielt.

(Bei Sascha Mölders ist übrigens gesichert, dass kein Friseur besucht wurde, obwohl die Haare wieder schön waren. Seine Frau hielt auf Instagram fest, wie der Sohn dem Vater mit dem Rasierer an den Pelz ging. Bestes Vorbild!)

Ein Hauch von Augsburg im Grünwalder Stadion. Caiuby und Sascha Mölders haben offenbar nach wie vor ein gutes Verhältnis. (Foto via imago)

Was sonst noch wichtig ist

Am 27. Januar jährt sich zum 76. Mal der Tag, an dem die Überlebenden im Konzentrationslager Auschwitz aus ihrer Gefangenschaft befreit wurden. Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus unterstützt der FC Augsburg daher in diesem Jahr den „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ von der Initiative „Nie wieder“.

Fokus des diesjährigen Erinnerungstages liegt dabei auf Menschen, die im Dritten Reich aufgrund ihres Geschlechts und ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und ermordet wurden. „In der Homosexualität sind alle bösen Triebe der Judenseele vereint“, hieß es damals vonseiten der NSDAP.

Der FC Augsburg setzt daher „ein Zeichen gegen Diskriminierung, gegen das Vergessen der menschenverachtenden Gräueltaten der Nationalsozialisten und für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft.“

Die Eckfahnen sowie Jeffrey Gouweleeuws Kapitänsbinde werden die Farben der Regenbogenfahne tragen, außerdem soll die WWK-Arena am Spieltag statt in grün in Regenbogenfarben leuchten. Auch wir lehnen jegliche Art der Diskriminierung ab, sind #ImmernochOriginal1907 und stellen eindringlich klar: Nie wieder!

Gerade in den Kommentaren der sozialen Medien scheint das nicht jedem zu gefallen. Wir freuen uns hier über die Klarheit unseres Clubs:

Doch äußerst verwundert mussten wir feststellen, wie sich manche „FCA-Fans“ in den Kommentaren äußern! Genau diese Kommentare zeigen uns aber, dass es wichtig ist, sich für diese Themen ohne Wenn und Aber einzusetzen! Wir zeigen klare Kante gegen Diskriminierung, Rassismus und Intoleranz und stehen entschieden für eine weltoffene Gesellschaft ein! Wem das nicht gefällt, ist bei Rot-Grün-Weiß an der falschen Adresse!

FC Augsburg in einem Instagram-Kommentar

Die vorraussichtliche Aufstellung

Im Hinspiel setzte Heiko Herrlich noch auf eine Viererkette und bekam die Eisernen damit gut in den Griff. Dennoch ist davon auszugehen, dass der Coach an der mittlerweile bewährten Dreierkette mit Reece Oxford, Jeffrey Gouweleeuw und Felix Uduokhai festhält. Tobias Strobl dürfte für Rani Khedira vor die Abwehrkette rücken.

In der Offensive muss der FCA auf den angeschlagenen Ruben Vargas verzichten, der, wie Herrlich betonte, aber nicht länger ausfallen sollte. Damit bleibt aller Voraussicht nach der lauf- und einsatzstarke André Hahn zusammen mit Marco Richter in der Startelf. Im Vergleich zum Mittwoch dürfte der FCA zudem wieder auf einen echten Stürmer setzen. Dass der FCA gegen die Berliner öfter in Ballbesitz sein wird, spricht in diesem Fall für den etwas spielstärkeren Alfred Finnbogason. Dann stünde Florian Niederlechner als Joker bereit.

Weitere Alternativen sind Noah Joel Sarenren Bazee und insbesondere der nach seiner Einwechslung stark aufspielende Fredrik Jensen. Michael Gregoritsch fehlte gegen die Münchner auf dem Spielberichtsbogen, dürfte aber wieder in den Kader zurückkehren. Raphael Framberger (Muskelfaserriss) ist noch keine Option.

Gikiewicz – Caligiuri, Oxford, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Strobl, Gruezo – Hahn, Richter – Finnbogason

Dass Reece Oxford noch einmal mehrere Spiele in Folge für den FCA in der Startelf stehen wird, haben wohl nur wenige in Augsburg für möglich gehalten. Auch wir hatten den Engländer bereits abgeschrieben, müssen aber festhalten: Der Innenverteidiger macht derzeit einen guten Job! (Foto via imago)

Tipps

Andy: 2:0 – Ich lasse mir meinen Optimismus nicht nehmen. Union liegt uns und wir holen 3 Punkte. Gefeiert werden die Tore mit der Regenbogeneckfahne.

Irina: 1:1 – mehr als ein Punkt springt gegen starke Berliner nicht heraus.

Franzi: 2:1 – vor dem Hammerprogramm der nächsten Wochen müssen gegen den veremeintlich leichtesten Gegner unbedingt Punkte her. Die holen wir uns, weil genau das alle wissen, und dazu Giki gegen seinen alten Verein seine Bude verteidigen wird – als ginge es um Leben und Tod 🙂

Andi: 3:1 – Dieser Tipp ist maßgeblich mit dem Wunsch verbunden, die Mannschaft einmal offensiv nach vorne spielen zu sehen. Die Qualität zum Toreschießen ist ja eigentlich da. Dazu müsste Herrlich allerdings auch etwas risikofreudiger aufstellen. Dann wird der Mut auch belohnt.

„Herrlicher“ Fußball beim FCA?

Ja, ich weiß. Wortspiele mit Heiko Herrlichs Nachnamen gibt es schon zur Genüge. Trotzdem kommt heute noch ein weiteres dazu. Denn ich will hiermit einmal den Versuch starten, mir die Spielidee des Trainers ein bisschen genauer anzusehen. Und dabei auch fragen, ob sich inzwischen so etwas wie ein von Herrlich geprägter Spielstil beim FCA abgezeichnet hat. Eben ein „herrlicher Fußball“. Da ist die Überschrift doch durchaus gerechtfertigt, oder?

Spurensuche

Wenn man sich jetzt – wie ich – auf die Suche nach einer „Idee“ begibt, die der Trainer mit der Mannschaft verfolgt. Tja, wo fängt man da an und wo wird man fündig? Ich denke, da gibt es ganz grundsätzlich zwei Fundgruben, in die man sich begeben kann.

Zum einen kann man sich ansehen, was Herrlich darüber gesagt hat, was und wie er spielen lassen will. In seinen Aussagen, die die Medien in Interviews und Pressekonferenzen eingefangen haben, lassen sich sicherlich Spuren von seiner Ideenwelt finden.

Zum anderen müssen wir natürlich auch darauf schauen, was wir auf dem Platz gesehen haben: Wie sieht unser Kader aus? Mit welcher Formation sind wir aufgelaufen? Welche Spielsysteme hat Herrlich spielen lassen? Welche Mittel und Wege haben wir gegen den jeweiligen Gegner gefunden – oder auch nicht?

Schmidts Vermächtnis

Bevor ich zu unserem aktuellen Trainer komme, will ich ein Stück weit zurückgehen und bei seinem Vorgänger Martin Schmidt ansetzen. Charakteristisch für unsere damalige Spielweise unter Schmidt war sicherlich die relative hohe Verteidigung. Das heißt: Wir haben versucht, dem Gegner weit in seiner eigenen Hälfte den Ball abzunehmen und nach gelungener Balleroberung aufs Tor zuzugehen.

Leider hat das nicht allzu oft geklappt. Im Gegenteil: gerade gegen stärkere Gegner nicht, wie z. B. zu Hause gegen den BVB beim 3:5 in der letzten Saison. Da ist diese hohe Verteidigung in ein permanentes Attackieren und Anrennen“ umgekippt, sodass der FCA letztlich „kopflos ins Verderben gerannt ist“. Das schrieb der Kicker damals. Und zwar deshalb, weil wir es eben meistens nicht geschafft haben, den Gegner vom Ball zu trennen. Der konnte dann einfach hinter unsere hochstehenden Verteidiger passen und antrittsschnelle Stürmer wie Haaland oder Sancho auf (leider erfolgreiche) Torejagd gegen uns schicken.

Diese Spielweise, die man im Training auch als Angriffspressing bezeichnet, hat nicht nur für dauerhohe Torgefahr durch den Gegner gesorgt. Weil die Laufwege in unsere eigene Spielhälfte durch das hohe Verteidigen sehr lang waren, ist uns regelmäßig in der letzten halben Stunde auch die Puste ausgegangen. Der Kicker errechnete: Nach der besagten Partie gegen Dortmund hatten wir „schon 18 Punkte nach Führung verspielt, die meisten der Liga“. Zudem hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon „17 Gegentore ab der 61. Minute“ bekommen, „der zweitschlechteste Wert hinter Mainz (18)“.

Schmidts Antwort darauf war: „eine Balance“ finden, an der gearbeitet werden müsse. Obwohl er grundsätzlich weiterhin an seinem „Ansatz aus Pressing und Umschaltspiel gegen Teams auf Augenhöhe“ festhielt. Die Chance, an einer neuen Balance zu arbeiten, hat er nicht mehr bekommen. Bekanntlich musste Schmidt keine zwei Monate nach dem BVB-Spiel gehen.

Was Herrlich über seine Idee gesagt hat

Als Herrlich im März 2020 beim FCA übernahm, sei er von Stefan Reuter erst einmal mit desolaten Spieldaten konfrontiert worden: mit der schlechtesten Quote der Liga bei Ballbesitz, (angekommenen) Pässen und gewonnenen Zweikämpfen und dazu dem zweitletzten bzw. drittletzten Rang bei zugelassenen bzw. erspielten Torchancen.

Die Torchancen, zu viele gegnerische und zu wenige eigene, erklärte der neue Trainer dann auch gleich zur Chefsache: „Egal, wo ich war, wir haben uns immer sehr viele Torchancen herausgespielt. Das sind Elemente, die ich hier reinbringen möchte“, wird Herrlich von der AZ zu seinem Amtsantritt beim FCA zitiert. Um dem Problem Ballbesitz beizukommen, wurde offenbar auch schon früh als Ziel ausgegeben: in ungefährlichen Zonen des Spielfelds längere Ballbesitzphasen schaffen.

Heiko Herrlich in Aktion(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Mehr eigene Torchancen und mehr eigener Ballbesitz waren also schon früh zwei Elemente von Herrlichs Idee für den Augsburger Fußball. Für André Niebler, Co-Trainer mit B-Lizenz für verschiedene Jugendmannschaften des FCA zwischen 2011 und 2017 und Autor einer erst kürzlich veröffentlichten, ziemlich interessanten Analyse zum Umschaltverhalten des FCA, spiegeln sich die Pläne von Heiko Herrlich für diese Saison aber vor allem in einem Zitat wieder:

Ich habe die Überzeugung, dass man sich in allen vier Spielphasen, gegen den Ball, mit dem Ball und in den Umschaltphasen, verbessern muss. Nur auf Standards oder auf Umschaltphasen zu hoffen, macht es auf Dauer schwer.

Heiko Herrlich über seine Spielidee

Demnach sind es für Heiko Herrlich alle vier Phasen im Spiel, auf die fortan der Fokus gelegt werden soll. Also nicht nur wie bisher die Ballbesitzphase des Gegners und die daran anschließenden Umschaltmomente nach Balleroberung. Sondern jetzt eben auch die eigenen Ballbesitz- und Umschaltphasen. Im Gegensatz zu Schmidts Fußball halte ich das für eine ganz neue Facette unter Herrlich.

Was wir auf dem Platz davon gesehen haben

Trotzdem liegt die große Stärke des FCA nach wie vor im Umschaltspiel bei gegnerischem Ballbesitz. Zu diesem Ergebnis kommt auch die neuerliche DFB-Analyse. Sie nimmt dazu jeweils zwei Szenen aus dem Spiel gegen die Hertha und Schalke mit aufschlussreichen Bildfolgen genauer unter die Lupe. (Ich fasse die Szenen nur kurz zusammen. Schaut sie euch für Genaueres gerne selbst an.)

Einmal, wie die Spieler das Umschalten vorbereiten: durch wenig Raum zwischen den Ketten und druckvolles Anlaufen des gegnerischen Spielers, der zu einem Rück- oder Querpass gezwungen wird. Und einmal, wie sie nach erfolgreicher Balleroberung umschalten: durch variables Spiel nach vorne (je nachdem, wo der Ball erobert wurde, durch die Mitte oder über außen) und schnelles Aufrücken.

In der Analyse heißt es außerdem, der FCA agiere in der Ballbesitzphase des Gegners inzwischen „in einem klassischen 4-4-2-Mittelfeldpressing“, verteidigt also nicht mehr ganz so hoch. Ein Nebeneffekt dieses verschobenen Mittelfeldpressings ist sicherlich, dass die Puste hintenraus wieder öfter gereicht hat. Nicht umsonst waren wir in der Schlussphase bisher überraschend stark und hatten, wie der FCA selbst schreibt, Bis(s) zum Schluss. Die acht eigenen Treffer in der Schlussviertelstunde nach dem 13. Spieltag sprechen laut der DFB-Analyse auch für „eine mental und athletisch topfitte Mannschaft“.

Topfit zum Siegtreffer. Gegen Bielefeld hat es schon geklappt. (Photo by Thomas F. Starke/Getty Images)

Doch die DFB-Analyse versteift sich aus meiner Sicht zu sehr auf die Stärken des FCA. Die Schwächen deutet sie nur an. Da heißt es: Neben dem (neuen) Mittelfeldpressing komme auch das (alte) Angriffspressing hin und wieder zum Einsatz, z. B. bei Rückstand, wenig verbleibender Spielzeit oder gleichwertigen Gegnern. Bielefeld zum Beispiel. Das sei aber bisher nicht ganz so vielversprechend gewesen. Angesichts unseres schwachen Auftritts in Bielefeld, bei dem Herrlich personalbedingt mit Dreierkette und Caligiuri auf der linken (!) Außenbahn hat spielen lassen, kann man das so unterschreiben.

Auch das Ziel, mehr eigenen Ballbesitz (und daraus eigens initiierte Tore) zu generieren, ist in der Praxis noch nicht ganz aufgegangen. Zwar seien genau dafür „neue Veteranen“ wie Caligiuri und Strobl geholt worden, die zusammen mit den „Altgedienten“ wie Gouweleeuw oder Khedira Erfahrung und Übersicht mitbringen sollten. (Warum dazu nicht auch unser „alter Veteran“ Dani Baier getaugt hätte, ist eine andere Frage…) Und auch der miserable Wert von einst hat sich verbessert. Doch gerade in eigenem Ballbesitz fehlen noch Kreativität und Ideen, wie man dem Gegner in der Vertikalen ein Schnippchen schlagen kann. Die neue, offensivere Richtung in Bewegung und Denke ist noch nicht ganz bei der Mannschaft angekommen.   

Was wir für die weiteren Spiele erwarten (dürfen)

Wenn ich die zusammengetragenen „Hinweise“ auf Heiko Herrlichs Spielidee jetzt Revue passieren lasse, kann ich vielleicht Folgendes festhalten. In den kommenden Spielen wird es (ihm) darum gehen:

  1. Die (alte) Stärke des FCA, das Umschalten und die Balleroberung, weiter ausbauen.
  2. Die (neue) Stärke des FCA, die mentale und athletische Fitness auch in der Schlussphase, aufrechterhalten.
  3. Den angestoßenen Prozess, das Spiel mit dem Ball, weiter vorantreiben. Um auch tiefer stehende Gegner zu überwinden, sich auch abseits von Umschaltphasen Chancen zu erarbeiten und so schließlich öfter zum Torerfolg zu kommen.

Vielleicht hat Heiko Herrlich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart am Sonntag gerade diesen dritten, noch ausbaufähigen Punkt gemeint, als er von seiner Mannschaft – in ungewohnt direkter Manier – forderte, sie müsse jetzt ihre Leistung steigern und „den nächsten Schritt gehen“.

Ob uns das gelingt, wird aus meiner Sicht auch davon abhängen, ob sich die Mannschaft mittelfristig überhaupt damit identifizieren kann, öfter in Ballbesitz zu sein und daraus eigene Aktionen zu kreieren. Ob sie sich in dieser neuen Rolle wohlfühlt, einmal nicht der Außenseiter in Dauer-Lauerstellung zu sein, sondern selbst den Takt vorzugeben. Und ob bei dieser Mission auch alle mitziehen. (So wie umgekehrt für erfolgreiches Umschalten auch bei allen der Wille vorhanden sein muss, das eigene Tor zu verteidigen.)

Gegen den VfB Stuttgart gingen nicht alle Pläne auf. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Am Wochenende beim 1:4 gegen den VfB war dieser Wille zum Angriff leider nur streckenweise, nur in Ansätzen zu erkennen. Nach dem Gegentreffer in der 10. Minute und in den Minuten nach dem Seitenwechsel. Nach toller Vorlage von Vargas erzielte Richter dann auch prompt den Anschlusstreffer.

Und auch der Wille zum Verteidigen, unsere alte Dauerstärke, hatte sich stellenweise verflüchtigt. Wir attackierten nicht konsequent genug im Mittelfeld, ließen uns dort (mit zugegebenermaßen teils genialen Pässen wie von Kempf vor dem 0:2) überspielen und schienen uns gerade in „unserer“ Schlussphase fast aufgegeben zu haben. Darauf deutet jedenfalls hin, dass sich beim 1:4 niemand für den späteren Torschützen Didavi verantwortlich fühlte. Zum Beispiel versuchte Udoukhai nicht einmal mehr, den reingehenden Ball durch ein letztes Reinrutschen noch aus dem Tor zu fischen. Und nach dem Treffer ließen auffällig viele FCA-Spieler sprichwörtlich die Köpfe hängen. Immer eine vielsagende Geste, finde ich.

Von herrlichem Fußball – im herkömmlichen Sinne – kann beim FCA also noch keine Rede sein. Zu viele offene Baustellen gibt es. Trotzdem hat sich beim FCA unter Heiko Herrlich meiner Meinung nach inzwischen so etwas wie eine „herrliche“ Spielidee abgezeichnet. Wenn auch nur ganz leicht und vor allem langsam. Dass die Mannschaft sich diesen Stil, mehr eigene Spielkontrolle auszuüben und sich dabei zugleich auf alte Tugenden zu stützen, mit der Zeit aneignen kann, da bin ich optimistisch. Denn ich finde, er steht ihr.

Allerdings wird das nur klappen, wenn sie das auch wirklich will. Damit meine ich auch Herrlich selbst, der genauso wie sein Team in der Pflicht steht, diesen Willen, diesen geforderten Hunger ins Spiel hinein zu vermitteln. Oder was meint ihr?

Heja!

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