Als Masaya Okugawa im Sommer zum FCA gewechselt war, habe ich mich besonders gefreut. Kam doch mit ihm ein japanischer Spieler nach Augsburg. Japan ist eines der Reiseländer, in dem ich zwar noch nie war, das ich aber besonders gerne mal bereisen würde. Nachdem ich schon in der Vergangenheit immer mal wieder gerne mit Spielern über ihre Heimat gesprochen hatte, wollte ich dies gerne mit Okugawa fortsetzen. Und Masaya nahm sich auch die Zeit, sich mit mir zusammen zu setzen und meine neugierigen Fragen zu beantworten. Lest selbst, was ich über Japan gelernt habe:
Andy: Hallo Masaya, du spielst nun schon seit 8 Jahren in Österreich und Deutschland Fußball. Was war die größte Veränderung damals?
Masaya: Da gibt es einiges, das Essen zum Beispiel. Was mich aber immer noch am meisten irritiert – und zwar jedes Mal, wenn ich aus Japan wieder her komme – ist der Rechts-Verkehr. In Japan gibt es wie in England Linksverkehr und ich muss mich immer erst umgewöhnen.
Andy: Du kommst ursprünglich aus Koka. Was kannst Du uns über deine Heimatstadt erzählen?
Masaya: Koka ist keine besonders große Stadt. Das mag ich. Dazu ist es die Stadt der Ninjas und es gibt einige Ninja-Sehenswürdigkeiten. Ninjas sind cool.
Andy: Später hast Du in Kyoto Fußball gespielt. Was magst Du uns über Kyoto erzählen?
Masaya: Kyoto ist eine sehr touristische Stadt und es gibt viele Tempel und Sehenswürdigkeiten. Es ist durch die vielen Touristen immer recht voll. Als ich dort gelebt habe, habe ich das ein oder andere besichtigt an meinen freien Tagen, aber ich bin nicht so der große Tempelgänger. In meiner Freizeit mag ich es lieber Aktivitäten zu unternehmen.
Andy: Japan ist berühmt für seine Kulinarik. Was sind deine Lieblingsgerichte?
Masaya: Ich esse gerne Sushi an Geburtstagen oder bei Feierlichkeiten. Rahmen sind für mich als Sportler nichts. Sie sind zu fett. Aber was ich jeden Tag essen könnte, sind Udon-Nudeln. Die mag ich wirklich gerne.
Andy: Wie steht es an der Dessert-Front? Hast Du dich in der ganzen Zeit auch für Mehlspeisen begeistern können oder magst Du japanische Süßspeisen lieber?
Masaya: Kaiserschmarrn mag ich sehr gerne. Den gab es in Österreich immer als Snack und das war ein Highlight. Aber ich mag auch Mochi.
Andy: Für mich auch typisch japanisch sind Videospiele. Ist das etwas – nachdem Du Aktivitäten magst – was Du in deiner Freizeit gerne spielst?
Masaya: Ich bin da nicht der absolute Crack, aber Zelda und Anime-Spiele wie Dragonball spiele ich ab und zu ganz gerne.
Andy: Wenn wir schon bei japanischen Freizeitaktivitäten sind, wie steht es mit Karaoke?
Masaya: Oh, Karaoke. Das macht ja jeder. Es gibt in Japan Boxen unterschiedlicher Größen, die man mietet. Ich habe das ungefähr 2x im Monat mit Freunden gemacht und man muss auch nicht unbedingt selbst singen. Die Boxen sind sehr günstig zu mieten, weshalb Karaoke schon Schulkinder regelmäßig machen. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass man wie in Deutschland zum Beispiel beim Einstand bei einem neuen Team, vor dem ganzen Team singen muss. Vor Gruppen aufzutreten ist mir eher unangenehm. Aber japanisches Karaoke im kleinen Kreis mag ich sehr gerne.
Andy: Bleiben wir bei Freizeitaktivitäten. Wie findest Du Onsen? (Anm. d. Red.: Die Japaner nennen ihre heißen Quellen „Onsen“. Die Onsen sind eine der angenehmen Nebenerscheinungen von Japans bewegter Erde, Folge seiner Lage auf dem Pazifischen Feuerring)
Masaya: Onsen sind toll. Sehr entspannt. Man kann sich einmieten wie in Hotels und sich treiben lassen. Das Wasser ist angenehm warm. Das ist genau mein Ding.
Andy: Thermalquellen kennen wir hier auch. Kommen wir auf einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Deutschland und Japan zu sprechen: die Kommunikationskultur. Wie kommst Du mit der unterschiedlichen Art zu kommunizieren mittlerweile zurecht?
Masaya: Das bleibt für mich immer noch ein bisschen befremdlich. In Deutschland wird sich eher auf die Einzelperson konzentriert, während in Japan das Wir im Vordergrund steht. Dazu kommunizieren wir zurückhaltender und sehr demütig. Wir entschuldigen uns immer als Erstes. Ich versuche in Deutschland etwas direkter zu kommunizieren, aber ich kann auch nicht aus meiner Haut.
Andy: Gibt es noch etwas, das du mir über Japan erzählen willst?
Masaya: Ich wollte schon immer wissen, warum es in Deutschland keine Kotatsu gibt. Ein Kotatsu ist ein beheizbarer Tisch. Als Japaner sitzen wir ja mehr auf dem Boden und nicht auf Stühlen und bei diesen Tischen kann man seine Hände und Beine unter eine Decke stecken und das Ganze wird beheizt. Das ist das Beste. Hier sind die Winter noch kälter als in Japan und trotzdem gibt es keine Kotatsu. In Deutschland ist es im Winter einfach zu kalt und ungemütlich.
Andy: Wie feiert ihr denn Weihnachten und den Jahreswechsel?
Masaya: Weihnachten wird bei uns nicht in dem Umfang gefeiert und es gibt auch kein Feuerwerk zum Jahreswechsel. In der Phase des Jahres haben aber alle frei und wir verbringen gemütliche Tage bei Essen und Spielen mit unseren Familien. Es ist eine sehr schöne Zeit. Wenn Du einmal nach Japan reisen willst, dann im Winter. Das ist meine liebste Zeit.
Andy: Das werde ich beherzigen. Auf was freust Du dich denn dann, wenn Du wieder aus Japan nach Augsburg zurück kommst? Was gefällt Dir hier?
Masaya: Ich mag die Augsburger Altstadt mit ihren alten Häusern. Auch auf der Maxstr. bin ich gerne, weil es dort verkehrsberuhigt ist und man entspannt bummeln kann.
Andy: Danke Dir für die vielen Einblicke! Ich wünsche Dir noch eine tolle Zeit in Augsburg!
Zwei unterschiedliche Halbzeiten und am Schluss noch die Möglichkeit das Spiel zu gewinnen. Der FCA bleibt auch im vierten Spiel mit Trainer Jess Thorup ungeschlagen. Von Platz 15, mit fünf Punkten, ging es in dieser Zeit auf Platz 10 mit 13 Punkten. Bezogen auf die letzten vier Spieltage steht der FCA in der Formtabelle der Liga auf Platz 5, nur einen Punkt hinter dem dritten Platz, den Leipzig einnimmt.
Mit einem erfolgreichen Auftritt könnte der FCA seine Serie weiter ausbauen, und das erste Mal seit Dezember 2019 wieder mehr als vier Spiele ohne Niederlage sein. Damals endete die bisher längste Anreihung von Spielen in der Bundesliga, die nicht verloren wurden. Nach Siegen in Paderborn, gegen Hertha und einem Unentschieden gegen Köln folgten Siegen gegen Mainz, in Hoffenheim und gegen Düsseldorf.
Seitdem gelangen in der Saison 2019/20 und im Herbst 2022 jeweils vier Spiele ohne Niederlage in Folge. Vergleichbar längere Serien gelangen in der Saison 1981/82, mit 13 Spielen, und in der Aufstiegssaison 2005/06 mit 13 bzw. 16 Spielen. Am längsten blieb der FCA in der Saison 2004/05 ohne Niederlage, wenngleich nach zuvor 20 Auftritten, in denen nicht verloren wurde, es am letzten Spieltag eine bittere, in Erinnerung gebliebene, Niederlage gab.
Den besten Punkteschnitt gegen eine aktuell in der Bundesliga spielende Mannschaft, Heidenheim ausgenommen, hat der FCA mit 1,875 Punkten pro Spiel gegen Union Berlin. Erst einmal, in der Rückrunde der Saison 2019/20, hat der FCA gegen die Eisernen verloren.
Eine merkwürdige Saison für Union: Auf den Start mit drei Siegen und 12 Toren folgt eine Negativserie von wettbewerbsübergreifend 12 Niederlagen in Folge. Nach dem Unentschieden in Neapel und der Niederlage beim Tabellenführer in Leverkusen trennten sich die Wege von Union Berlin und seinem Erfolgstrainer.
Auch wenn Urs Fischer nicht zu den Trainern mit der längsten Amtszeit in der Bundesliga gehörte erweckte es mitunter diesen Eindruck. Die Bundesligageschichte von Union Berlin ist mit ihm, der seit der Saison 2018/19 dort Trainer war, verbunden. Aufstieg, Klassenerhalt, Conference League, Euro League und Champions League sind eine mehr als bemerkenswerte Aufreihung erreichter Erfolge.
Schwer vorstellbar, dass die Köpenicker, die auf den letzten Platz in der Bundesliga abgerutscht sind, am Ende wirklich etwas mit dem Abstieg zu tun haben werden. Europäisch besteht mit den Spielen in Braga und gegen Real noch die Chance sich für das Sechzehntelfinale der Euroleague zu qualifizieren.
Nach dem 11. Spieltag sind in der Liga zwei Mannschaften an der Spitze, drei in der Verfolgergruppe, dazu auf den Plätzen 6 und 7 noch Hoffenheim und Frankfurt. Von Platz 8, SC Freiburg, bis zum Tabellenende sind es 8 Punkte. Der FCA steht einen Punkt hinter Freiburg und weiterhin sechs Punkte vor dem Relegationsplatz.
Es macht wieder mehr Spaß die Spiele zu verfolgen. Es sind immer noch die gleichen Spieler, und doch wirkt einiges anders. Auch wenn noch nicht alles perfekt sein kann, zeigen sich einige Fortschritte in der Entwicklung des Teams. Dazu trägt auch eine stabile Startelf bei. In den bisherigen Auftritten unter Joss Thorup startete das Team, mit zwei Ausnahmen, einer bedingt durch eine Sperre, immer mit den gleichen elf Spielern.
Das Trainerwechsel nicht immer alles sofort ändern zeigt sich an der Nationalmannschaft. Auf das 3:1 in der USA und dem 2:2 in Mexiko folgten Niederlagen gegen die Türkei und zuletzt in Österreich. Das abnehmende allgemeine Interesse am Auftreten des Teams lässt sich so acht Monate vor der Heim-EM nicht stoppen.
Am letzten Spieltag in Augsburg ein Ereignis, das für nicht wenige länger in Erinnerung bleiben wird.
Es mag ganz unterschiedliche Formen geben Fußballleidenschaft und Fan-Sein auszuleben – wohlmöglich so viele wie es Zuschauer im Stadion gibt. Dabei lässt sich über ganz vieles sprechen, einschließlich über einen sachgemäßen Gebrauch von Pyrotechnik. Was aber ein absolutes No-Go ist und bleibt ist der Einsatz von Böllern – hier kann es keine zwei Meinungen geben.
Am kommenden Spieltag besteht für den FCA die nächste Möglichkeit in der ewigen Tabelle an Hansa Rostock vorbeizuziehen. Ausgestattet mit wiedergewonnenem Selbstvertrauen könnte der FCA seinen positiven Lauf fortsetzen. Gutes Spiel!
Breit ist der Kader des FC Augsburg. Dazu sind fast alle Spieler fit. Außer Reece Oxford fehlt im Moment niemand langfristig. Eine seltene Situation bei einem Bundesligisten. Wenn man dazu noch aus 4 Spielen 8 Punkte holt und nicht verliert, bewegt sich wenig im Kader. Dies hat nun vor der Länderspielpause bedeutet, dass einige Spieler überhaupt nicht mehr zum Einsatz gekommen sind und sich nicht mal mehr im Kader wiederfanden. Ein Blick auf die Spieler, die man am wenigsten in dieser Situation erwartet hätte:
Patric Pfeiffer
Felix Uduokhai wollte den FCA verlassen. Jeffrey Gouweleeuw wurde mitgeteilt, dass sein Vertrag nicht mehr verlängert würde. Anfang der Saison hat man sehnlichst darauf gewartet, dass Patric Pfeiffers Rot-Sperre aus Darmstadt endlich abgesessen wäre, so dass er schnellstmöglich dem FCA sportlich helfen könnte. Einige Wochen später spielen Uduokhai und Gouweleeuw wieder in der Innenverteidigung. Selbst während einer Sperre von Uduokhai kam Maxi Bauer zum Einsatz. Pfeiffer schafft es derweil noch nicht mal in den Kader. Ich bin vor der Saison fest davon ausgegangen, dass Pfeiffer ein fixer Bestandteil des Teams sein würde. Wie man sich doch irren kann.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass auch Freddy Winther keine Einsatzchancen in Augsburg bekommt, durch die Fülle von Innenverteidigern.
Dion Beljo
Mergim Berisha ließ man im Sommer auch deshalb ziehen, weil man mit einem gewissen Selbstbewusstsein davon ausging, dass man auf den Abgang vorbereitet sei. Dion Beljo kam im Winter aus Kroatien zum FCA und lieferte in der Rückrunde schon einige Tore ab. Nur ist Beljo momentan nicht gefragt, denn ihm wurde von Sommer-Transfer Philip Tietz der Rang abgelaufen. Tietz ist auch körperlich präsent und stark im Festmachen von langen Bällen. Tietzi, der gerüchteweise bei Nagelsmann für die Nationalmannschaft zumindest in Betracht kam, ist in der Form seines Lebens und Beljo kommt schlicht nicht vorbei. Das Glück des einen ist das Pech des anderen. Ich glaube trotzdem, dass Beljos Zeit noch kommt.
Irvin Cardona und Nathanael Mbuku
Im Winter zusammen mit Dion Beljo gekommen, um für die Offensive mehr Optionen zu schaffen. Beide sind momentan keine Option. In Einzelgesprächen hat ihnen Jess Thorup erklärt, warum es momentan nicht reicht. Gerade die gute Form von Freddy Jensen und die offensive Variabilität von Sven Michel machen beiden einen Strich durch die Einsatzrechnung. Cardona kam in der abgelaufenen Saison in der Rückrunde zumindest zum Einsatz. Kann man bei Mbuku schon von einem Fehlgriff sprechen? Für beide keine zufriedenstellende Situation.
David Colina
Iago wollte wechseln und Mads Pedersen hat im Sommer seinen Vertrag verlängert. Nun gab es keinen Interessenten, mit dem Iago und der FCA über einen Wechsel überein gekommen wären. David Colina hat es nun erwischt, denn mit den beiden etablierten Kräften kann er nicht mithalten und so reicht es – solange die Kollegen gesund sind und Iago weiterhin beim FCA spielt – noch nicht einmal für den Kader. Talente zu kaufen, nur um sie dann doch nicht zu entwickeln, ist dann auch nicht der richtige Weg. Ob wir beim FCA noch herausfinden, welches Potential in Colina steckt? Ein Winter-Abgang von Iago könnte hier die Türe öffnen.
Arne Maier
Ja, Arne Maier ist momentan verletzt. Aber auch in seiner letzten Partie vor der Verletzung war er nicht im Kader. Ganz ehrlich: Wenn sollte man für ihn momentan nicht nominieren? Sven Michel? Es ist schwierig, weil Maier auch an Arne Engels, dem belgischen Wunderkind, nicht vorbeikommt. Engels liefert auch in begrenzter Einsatzzeit genug positive Momente und hat eines der Spiele unter Jess Thorup eigenhändig gedreht und verbreitet viel Hoffnung. Maier dahingegen hat mal wieder -auch systembedingt – seinen Platz eingebüßt. Kann er erneut überraschen und zurückkommen?
Systemfrage
Die große Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt: welche sportliche Ausrichtung präferiert Jess Thorup? Ändert sich etwas durch die Hinzunahme eines neues Co-Trainers? Bis jetzt hat sich an der taktischen Ausrichtung des Teams kaum etwas getan. Die Länderspielpause bietet sich natürlich dafür an, neue Systemvarianten einzustudieren, gerade weil beim FCA nicht übermäßig Spieler auf Länderspielreise sind.
Gerade für die verteidigende Zunft stellt sich die spannende Frage, ob Jess Thorup es in Betracht zieht, 3er Kette spielen zu lassen. Dies scheint in der Kaderplanung der Maaßensche Plan gewesen zu sein. Ansonsten wird es im Kader einen Abgang von klassischen Schienenspielern und Innenverteidigern geben müssen, für die man schlicht nicht mehr die geplante Verwendung hat (und Robert Gumny wird weiter als klassischer Rechtsverteidiger zum Einsatz kommen).
Auf die Systemfrage aufbauend wird sich auch zeigen, welche der oben genannten Spieler überhaupt eine Zukunft in Augsburg haben. Der Augsburger Kader ist zu groß und Marinko Jurendic hat mir im Gespräch gesagt, dass dieser weiter ausbalanciert werden soll. Man braucht nun kein Prophet sein, um anzunehmen, dass drei der oben genannten Spieler im Februar nicht mehr in Augsburg unter Vertrag stehen werden. Nur welche werden es sein?
Wenn man sich den Augsburger Kader anschaut, dann wird man erschlagen von der Vielzahl der Spieler. Noch nicht mal alle Spieler schaffen es in den Spieltagskader und auch prominente Namen wie Arne Maier gegen Wolfsburg kommen nicht zum Zug. Und dennoch fehlt es dem Kader an einem speziell: Erfahrung. Dies liegt daran, dass man in Augsburg über das letzte Jahr so viele Spieler mit massig Bundesligaerfahrung hat gehen lassen und – rein in Bezug auf diese Erfahrung – keinen Ersatz verpflichtet hat.
Die Erfahrungsabgänge
Wir müssen hier jetzt nicht bei Daniel Baier anfangen. Ich verfolge diese Welle einmal bis zu Florian Niederlechner zurück, der im letzten Winter zu Hertha BSC gewechselt ist, nachdem ihm Hertha einen Zweijahresvertrag angeboten hatte und der FCA aber nicht zu Potte kam trotz auslaufendem Vertrag. Niederlechner hatte zum Zeitpunkt seines Wechsels 181 Bundesligaspiele auf dem Buckel. 3,5 Jahre war er für den FCA aktiv und kam in dieser Zeit auf 27 Bundesligatore.
In der Rückrunde kündigten sich dann weitere Abgänge an. Daniel Caligiuri kam unter Enno Maaßen nicht mehr zum Zug und sein Vertrag wurde in Augsburg nicht verlängert. 372 Bundesligaspiele hat Caligiuri absolviert und war zu Beginn seiner Zeit beim FCA ein Leistungsträger, bevor seine Bedeutung immer mehr schwand. Von seiner Erfahrung her konnte ihm beim FCA niemand das Wasser reichen.
Im Laufe der Rückrunde zeichnete sich auch ab, dass Rafal Gikiewicz nicht auf die notwendige Anzahl an Pflichtspielen kommen würde, die er benötigte, damit sich sein Vertrag verlängerte. Entsprechend ging auch die Zusammenarbeit zwischen dem charismatischen Keeper und dem FCA zu Ende. 169 Erstligaspiele hatte Gikiewicz gesammelt, der in Deutschland in der Bundesliga etwas ein Spätstarter war. Am Ende war es wohl auch Gikis Extravaganz, die dazu führte, dass der FCA die Zusammenarbeit nicht fortführen wollte.
Pech hatte Julian Baumgartlinger. Baumgartlinger ist ein starker Typ, den der FCA gerne noch weiter gehalten hätte. Baumgartlinger jedoch verletzte sich spät in der Saison und verkündete darauf hin sein Karriereende, anstatt beim FCA vielleicht noch ein Jahr dranzuhängen. So bleibt es am Ende bei 255 Bundesligaspielen und einer tollen Karriere.
Ähnlich sieht es bei einem weiteren Spieler aus, bei dessen Verabschiedung zum Ende der vergangenen Saison mir die Tränen gekommen sind. Die Rede ist natürlich von André Hahn, einem der besten, der für den FCA im letzten Jahrzehnt gespielt hat. Auch Hahn verletzte sich schwer und der Verein nahm darauf hin Abstand den Vertrag zu verlängern. Hahn kam auf genau 250 Bundesligaspiele und sein Name wird in Augsburg immer mit großem Respekt ausgesprochen werden.
Gerade noch inne gehalten
Zwei weitere Abgänge standen im Sommer im Raum, die zum einem weiteren Schwund von Erfahrung gesorgt hätten. Einerseits wurde Jeffrey Gouweleeuw mitgeteilt, dass sein Vertrag nicht über 2024 hinaus verlängert wird. Gouweleeuw verletzte sich in der Vorbereitung und fand evtl. auch deswegen keinen interessierten Verein, der ihn nun schon vorzeitig verpflichtet hätte. Im Sommer hätte der FCA ihm wohl keine Steine in den Weg gelegt. Gouweleeuw hat mittlerweile über 200 Bundesligapartien für den FCA absolviert und ist gerade wieder in der Innenverteidigung nicht aus der Mannschaft wegzudenken.
Neben Gouwleeuw spielte über 86 Minuten gegen Wolfsburg Felix Uduokhai. Uduokhai hatte seinen Vertrag erst nach einigem hin und her um ein Jahr verlängert und hatte eigentlich vor, den FCA im Sommer zu verlassen. Uduokhai hat mittlerweile über 120mal in der Bundesliga gespielt und ist schon jetzt zu den erfahrenen Kräften in Augsburg zu zählen. Auch in seiner Person hätte der FCA viel Routine auf dem Niveau der Bundesliga verloren.
Erfahrung ist notwendig
Ein großer Fokus beim FC Augsburg liegt darauf, Spieler zu entwickeln. Um dies in Ruhe tun zu können, kommt es allerdings auf die richtige Mischung in der Mannschaft an. Nach Jeffrey Gouweleeuw prangt hier erfahrungsseitig ein größeres Loch, das sich erst mit der Zeit schließen kann. Erfahrung und Abgebrühtheit auf den Rasen zu bringen, die dann auch dafür sorgen, dass man sich – wie in dieser Saison öfters gezeigt – durch Rückstände nicht aus der Ruhe bringen lässt, ist daher ein Thema auf dem ein Augenmerk liegen wird. Nicht zu Unrecht ist Gouweleeuw mittlerweile wieder sportlich unangefochten im Einsatz auch wenn er sich öffentlich fragwürdig geäußert hat.
Gerade wenn man sich die Besetzung des defensiven Mittelfelds anschaut, dann spielt Erfahrung eine Rolle. Elvis Rexhbecaj kommt auch deshalb zum Zuge, weil er deutlich mehr Bundesligaerfahrung hat als seine Kollegen. Niklas Dorsch machte in diesen Tagen gerade einmal sein 50. Spiel in der Bundesliga. Arne Engels kommt auf gerade einmal über 20 Spiele. Rexhbecaj hat im Alter von gerade 26 Jahren schon über 140 Bundesligaspiele angesammelt. Er hat eben viele Situationen schon gesehen und ist nicht so schnell zu verunsichern.
Ich hatte vor der Saison prognostiziert, dass auf Jeff eine wichtige Rolle entfallen wird. Nun da Stefan Reuter und Enno Maaßen den Verein verlassen haben, macht es eventuell auch Sinn die Entscheidung bzgl. einer möglichen Verlängerung seines Vertrags zu überdenken. Auf der anderen Seite wird es wichtig werden, evtl. den ein oder anderen Veteranen noch dazu zu holen und den Kern der erfahrenen Spieler in der Mannschaft zusammenzuhalten. Denn abseits der Erfahrung sieht es momentan schon so aus, als ob der FCA eine gesunde Mischung an Spielern beinander hätte, die nun gemeinsam die nächsten Schritte machen kann. Nach vorne und nicht zurück.
In diesen Tagen hat eine Person beim FC Augsburg betont, dass der Cheftrainer die wichtigste Personalie für einen professionellen Fußballclub sei. Die Aussage wurde rund um die Verpflichtung von Jess Thorup von Marinko Jurendic getätigt. Jurendic wollte in diesem Zusammenhang wohl hervorheben, warum es wichtig war, sich für die Entscheidung für einen neuen Trainer Zeit zu nehmen. Jurendic konnte auch schlecht sagen, dass der Cheftrainer die wichtigste Personalie ist nach dem sportlich Verantwortlichen: ihm selbst.
Der Sportdirektor im Fokus
Nach dem Wechsel auf dem Präsidentenposten, vom im Tagesgeschäft eingebundeneren Klaus Hofmann zu Max Krapf, und dem Rückzug von Stefan Reuter in eine beratende Rolle, kann die Debatte nun beginnen, wer beim FC Augsburg für die mittel- und langfristige Entwicklung des Vereins die wichtigste Rolle einnimmt. Einerseits wäre hier der alleinige Geschäftsführer Michael Ströll zu nennen, der gerade im kaufmännischen Bereich die Fäden in der Hand hält und nachhaltig Strukturen aufgebaut hat. Andererseits spricht dies momentan auch gegen Ströll. Der kaufmännische Bereich ist geordnet, die Strukturen sind aufgebaut, der FCA ist wirtschaftlich gesund und läuft.
Umso mehr ist Ströll und der FCA darauf angewiesen, dass Marinko Jurendic seinen Job macht und auch im sportlichen Bereich für Ordnung und eine langfristige Vision sorgt. Als jemand, der neu im Verein ist, muss er zudem lernen, wie der Club tickt und sich Stück um Stück dem Wertegefüge annähern. Jurendic selbst war bis dato auch noch nicht im Auge des öffentlichen Interesses, wie es seine Rolle und Bedeutung vermuten lassen würde. Dies verwundert auch nicht, war doch bei seiner Verpflichtung noch nicht kommuniziert worden, dass Stefan Reuter sich zurückziehen würde. Und es hatte ja auch niemand gedacht, dass er so schnell „die wichtigste Personalie des Vereins“ neu zu klären hätte.
Kommunikativ und offen
Als ich in Heidenheim vor Ort war und das Spiel – ganz gegen meine Gewohnheiten – von der Pressetribüne aus verfolgte, traf ich im Nachgang zum Spiel erstmals persönlich auf Jurendic. Die Stimmung war gelöst nach Jess Thorups erstem Sieg und Jurendic nahm sich reichlich Zeit für die Journalisten vor Ort. Ich kann hier nun keine konkrete Aussage hervorheben, die mir im Gedächtnis geblieben wäre. Eine gewisse Grundskepsis bei sofort nach Spielen getätigten Aussagen ist sowieso immer angebracht. Man merkt direkt nach Spielen allen Beteiligten eine gewisse Grundanspannung weiterhin an. Seine offene kommunikative Art stach allerdings schon dort hervor.
Umso mehr habe ich mich gefreut, dass „Jure“ sich die Zeit genommen hat, um mir meine Fragen zu beantworten und sich mit mir auszutauschen, so dass ich mir selbst einen Eindruck von einer Person und seiner Herangehensweise verschaffen konnte.
Der Teamplayer
Als erstes hatte mich dabei interessiert, warum Jure sich für die Herausforderung beim FCA entschieden hatte. Nach einer ersten Anfrage im Februar und einem Stadionbesuch in Augsburg im Laufe der Rückrunde, vertagte er eine konkrete Entscheidung bis nach der Saison. Mir erscheint in diesem Zusammenhang wichtig, dass es für ihn die richtige Herausforderung zur richtigen Zeit war. Nach 5 Jahren in Zürich, in denen er auch Meister wurde, stellte er nach der Anfrage fest, dass der Weg nach Augsburg kein weiter ist. „Ich musste erstmal googlen, wo Augsburg überhaupt genau liegt. Ich hatte eine grundsätzliche Vorstellung, aber detailliert hatte ich mich mit Stadt und Verein noch nicht beschäftigt. Das habe ich dann im März erstmals gemacht.“ Man denkt immer, man kennt sich im Fußballzirkus. In diesem Fall jedoch nicht. Jurendic kam zum ersten Mal mit Michael Ströll und Stefan Reuter in Kontakt, obwohl er grundsätzlich affin mit der deutschen Bundesliga war. Auf der anderen Seite war er wohl überzeugt von seinem eigenen Kompetenzprofil und traute sich den Sprung in die größere Liga zu.
Ich habe wohl gemerkt, wie er bezüglich der Entscheidungsfindung die Rolle seiner Frau und seines Sohns betont hat. Jurendic ist ein Familienmensch, der die eigene Karriere nur im Einklang mit dieser vorantreibt und das macht ihn sympathisch. Auf der anderen Seite betonte er, wie wichtig für ihn in Augsburg die Personen waren, die den Kontakt aufnahmen. Zudem musste das Umfeld passen. Mit Michael Ströll und Stefan Reuter lag er auf einer Wellenlänge und so ist die Entscheidung eine, die abseits des Potentials beim FCA vor allem davon getrieben war, sich in das bestehende Team einzubringen. „Ich habe mir das Ganze dann auch vor Ort angeschaut. Dort wurde das Gefühl, dass ich durch die Gespräche hatte, bestätigt, dass sehr viel Potential vorhanden ist und sehr gute Leute am Werk sind.“ Nach dem Saisonabschluss folgte die feste Zusage.
Das Ende der Transferperiode
Jurendic kam erst zum 01.08., weil er in Zürich noch die Vorbereitung auf die jetzige Saison abschließen wollte. Er wollte im Guten gehen und das spricht für ihn. In Augsburg waren derweil schon viele Dinge im Hinblick auf die Saison geregelt. Einerseits hatte man sich entschieden nach ausführlicher Analyse mit Enno Maaßen weiterzumachen, auch wenn der Saisonabschluss verkackt wurde. Andererseits war so manche Kaderentscheidung getroffen worden. Dass sich Stefan Reuters Rolle ändern würde, war allen Beteiligten bewusst. Wie genau, die Rollen gelebt würden, hat sich seitdem gefunden. „Für mich war klar, dass ich die operative Verantwortung im sportlichen Bereich haben würde. Ich wusste, was ein Sportdirektor in Zürich zu tun hat. In Augsburg ist für mich wichtig, dass ich seit Beginn der Gespräche mit den gleichen Menschen im Austausch stehe und wir gemeinsam an den Strukturen arbeiten.“
Jurendic erkannte gewisse Lücken, die man noch angehen wollte. Der FCA und in diesem Fall direkt Jurendic selbst, musste erst einmal seine Hausaufgaben auf der Abgangsseite machen, weil es hierfür eine wirtschaftliche Notwendigkeit gab und der Kader auch schon sehr groß war. Gerade nach dem Abgang von Berisha zur TSG Hoffenheim war man wieder in der Lage, Spieler zu verpflichten. „Wir wollten den Kader ausbalancieren. Wir haben Stanic, Sarenren Bazee und Malone zusätzlich zu Berisha transferiert. Zusätzlich wollten wir die Position rechts hinten doppelt besetzt wissen und eine gewisse Breite in der Innenverteidigung schaffen.“ Die Transfers von Mbabu und Tanganga waren vorher sondiert worden und konnten so auch in kurzer Zeit noch realisiert werden. Nicht das schlechteste Ende einer Transferperiode.
Keine Ruhephase
Jurendic hatte mit Sicherheit darauf gehofft, dass Ruhe einkehren würde. Sportlich war dies aber nicht der Fall. Eine blamable Pleite im Pokal, ein maues Unentschieden gegen Bochum und diverse Niederlagen, v.a. gegen nicht überzeugende Freiburger und zu Hause gegen Darmstadt, sorgten für Druck von außen, auch wenn rein tabellarisch die Situation noch nicht kritisch war.
Nun hatte der Verein entschieden, mit Maaßen in die neue Saison zu gehen und diese Entscheidung schon nach wenigen Spielen zu revidieren, hätte auf großen Wankelmut und wenig überzeugende Argumente für Maaßen hingedeutet. „Für mich war es wichtig, selbst ein Gefühl für die Situation zu entwickeln, um eine fundierte Meinung zu bilden und Entscheidungen auf einer soliden Grundlage zu treffen. “ Andererseits befand sich der FCA zu diesem Zeitpunkt in einer saisonübergreifend, sportlich schlechten Phase. Aus Jurendic‘ Sicht ergab sich das Problem, dass er Maaßen noch nicht gut genug kannte, um schnell zu einem abschließenden Urteil zu kommen.
Wechsel notwendig
Spätestens nach dem Darmstadt-Spiel war dann offensichtlich, was für viele im Umkreis des Vereins schon länger festgestanden hatte: es konnte mit Maaßen nicht weitergehen. „Man muss in solchen Situationen auch eine gewisse Geduld zeigen. In der Länderspielpause haben wir alles in Ruhe angeschaut und sind zu dem Entschluss gekommen, in Anbetracht des Gesamtbilds und unserer Ziele eine Änderung vornehmen zu müssen.“ Jurendic, Ströll und Co. stellten Maaßen frei und begaben sich auf die Suche nach einem neuen Trainer. Hierbei stand im Vordergrund, einen Trainer zu finden, der das Anforderungsprofil des Vereins erfüllte.
Jurendic war in der Formulierung des Anforderungsprofils beteiligt. „Wir sind schnell zu der Überzeugung gekommen, dass wir eine Person benötigen, die Erfahrung im erfolgreichen Führen von Mannschaften wie auch in der Entwicklung von Spielern hat.“ Mit Jess Thorup – seines Zeichens Meistertrainer in Dänemark und Entwickler einiger Toptalente – sieht es momentan so aus, als ob er einen passenden Trainer gefunden hätte, der nun hoffentlich auch mittel- und langfristig Erfolg in Augsburg hat. „Jess Thorup passt nicht nur gut zu den kurzfristigen Bedürfnissen und Anforderungen an die Mannschaft, die wir identifiziert hatten, sondern auch zur langfristigen Ausrichtung des Clubs, die schon vor meiner Zeit festgelegt wurde.“ Erneut: nicht die schlechteste Entscheidungsfindung von allen Beteiligten.
Weitere Arbeit notwendig
Und als wir dort so sitzen und uns über den FCA und seinen jetzigen Zustand nach den ersten Thorup-Spielen austauschen, ist es dann auch Jurendic selbst, der eine Baustelle beim FCA direkt anspricht: die Perspektiven der eigenen Jugendspieler. Die Jungprofis Kömür, Zehnter und Lubik sollen ihre Chance bekommen und es ist an Jurendic, den Kader so zu gestalten, dass dies auch funktioniert. Sich vermehrt – mit Heinz Moser zusammen – um die Perspektiven der Jugendspieler zu kümmern, ist bei ihm eine Priorität. „Wir müssen den Kader so planen, dass wir unserem Anspruch als Ausbildungsverein gerecht werden und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben.“ Dies sollten positive Signale für den FCA Nachwuchs sein, der in den letzten Jahren etwas zu kurz kam.
Und neben der Arbeit an den Strukturen des FCA im sportlichen Bereich, geht der Blick von Jurendic natürlich auch schon Richtung Wintertransferperiode. „Die Kaderentwicklung ist ein laufender Prozess. Unser Ziel ist es, eine klare sportliche Ausrichtung zu definieren, um die richtigen Spieler hierfür verpflichten zu können.“ Kurzfristig geht es nun darum, in Ruhe zu verstehen, welche Art von Spieler Thorup benötigt für sein präferiertes System. Dabei ist Jurendic bewusst, dass der FCA in der jüngsten Vergangenheit viele erfahrene Kräfte abgegeben hat und es wird bei der Analyse auch eine Rolle spielen, ob es hier weiteren Bedarf gibt.
In guten Händen
Nachdem ich nun zweimal die Gelegenheit hatte, Jurendic im persönlichen Austausch zu erleben, habe ich das Gefühl, dass der FCA im sportlichen Bereich in guten Händen ist. Dies liegt nicht nur daran, dass Jurendic nicht im luftleeren Raum agiert und mit Michael Ströll einen gewieften Verhandler und erfahrenen Geschäftsführer an seiner Seite hat. Dies liegt vor allem daran, dass Jurendic einen klaren Blick auf die Situation beim FCA hat, Prioritäten benennen und Entscheidungen begründen kann. Seine offene Art der Kommunikation ist hier ein großes Plus.
Jurendic ist dabei mit Sicherheit – gerade in der Zusammenarbeit mit Thorup – gerade erst dabei, sich einzugroven. Beide brauchen anhaltenden sportlichen Erfolg, damit Ruhe einkehrt. Beiden schadet es wahrscheinlich auch nicht, gewisse Grundprinzipien festzulegen. Was meine ich damit? Ich könnte mir vorstellen, dass man immer mind. einen Bankplatz für einen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs reserviert, damit dieser zum Zuge kommen kann, wenn man – wie gegen Heidenheim in der zweiten Halbzeit – sich in einer eindeutigen Spielsituation befindet. Jurendic wird zudem, mit längerer Vereinszugehörigkeit, schneller in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen. Er weiß dann mehr, was der Verein braucht und wie der FCA basierend auf seinem Wertegerüst handeln sollte. Man mag ihm an dieser Stelle zurufen: Nur Mut, Jure. Viel schwieriger als zuletzt wird es nicht mehr werden und das lief doch bisher schon recht gut.
Ein kurzweiliges Spiel mit viel hin und her, bei dem ganz unterschiedliche Ergebnisse möglich gewesen wären. Finn Dahmen überzeugte im Tor und Phillip Tietz schießt sein drittes Tor im dritten Spiel in Folge.
Der FCA steht mit 12 Punkten nach dem 10. Spieltag auf Platz 10 mit 6 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz.
Nach 10 Spieltagen mit 18 Punkten auf dem 6. Platz – kein schlechter Start von Hoffenheim. Die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo sollte, anders als in der vergangenen Saison, nichts mit dem Abstieg zu tun haben.
Die Bundesligabilanz gegen Hoffenheim ist aus Augsburger Sicht negativ und auch die Heimbilanz bei fünf Siegen und sieben Niederlagen ausbaufähig.
Das letzte Aufeinandertreffen war in diesem Februar: Durch ein Tor von Frederik Jensen in den Schlussminuten gewann der FCA mit 1:0. Dies war das dritte von vier nacheinander gewonnenen Heimspielen in der vergangenen Saison. Torschütze bei den vorherigen Spielen gegen Mönchengladbach und Leverkusen war Mergim Berisha, der verletzungsbedingt den Kraichgauern wohlmöglich länger nicht zur Verfügung stehen wird.
Der Abstand aus Augsburger Sicht zu Platz 16 ist gleichgeblieben. Bochum gewinnt in Darmstadt, Mainz gewinnt gegen Leipzig und Köln rutscht auf den letzten Tabellenplatz ab.
Die Teams auf den letzten fünf Plätzen, einschließlich Union, sind auf drei Punkte zusammen. Am kommenden Spieltag treffen nun Darmstadt gegen Mainz und Bochum gegen Köln aufeinander. Heidenheim und Union treten auswärts in München und Leverkusen an.
Mit einem erfolgreichen Auftritt gegen Hoffenheim lässt sich zumindest der Abstand zu dieser Zone bewahren.
Nach den Ergebnissen der Vorwoche sind es hinter dem zweimaligen Herbstmeister Leverkusen und München bereits fünf Punkte Abstand zu Stuttgart und Dortmund.
19 Tore hat der FCA bisher, die meisten, fünf, hat Ermedin Demirovic erzielt. In den letzten drei Spielen hat immer Phillip Tietz das erste Tor gemacht. Dies entspricht aktuell einer Torquote von 0,5 bzw. 0,3 Toren pro Spiel.
Wer hatte bisher innerhalb einer Saison, und bei mindestens gleicher Spieleanzahl, einen höheren Trefferquotienten in der Augsburger Bundesligageschichte?
Mergim Berisha hatte in der vergangenen Saison 0,39 und Michael Gregoritsch in der Saison 2021/22 0,36. Florian Niederlechner hatte ein Jahr vorher 0,39. Noch einmal lag Michael Gregoritsch über diesem Wert, wie auch Ja-Cheol Koo und Raúl Bobadilla. Sascha Mölders Quotient lag 2013 bei 0,42 und der von Alfreð Finnbogason 2019 bei 0,56.
Die höchsten Trefferquoten in der FCA-Geschichte erzielten in der Bayernliga 2001/02 Mikheil Sajaia, 0,79, und in der 2. Bundesliga 2009/10 Michael Turck mit 0,77. In den Bayernligaspielzeiten 2001/02 bzw. 1993/94 erreichten Vladimir Manislavić bzw. Christian Radlmaier 0,71. FCA-Spieler, die über einem Schnitt von 0,5 lagen waren auch Rudolf Rancz, Dieter Eckstein, Georg Beichle, Mark Römer, Bernhard Weis und 1981 Hans Jörg.
Länger zurück lag Ulrich Biesinger nicht nur in vier BCA-Spielzeiten über dem Wert von 0,5, sondern auch im Quotienten über alle Spiele seiner Karriere.
Es macht wieder mehr Spaß den FCA und die wiedergewonnen Offensivqualitäten zu sehen. Was, wenn nun auch noch die Anzahl der erhalten Treffer verringert werden könnte?
Neu beim FCA ist Jacob Friis als Co-Trainer, der zuletzt bei Viborg FF war.
Nach einem 11. Spieltag war der FCA in der Bundesligazeit bereits dreimal auf Platz 10, und, 2014/15, einmal besser platziert. Den Schwung aus den letzten Begegnungen mitnehmen und in der Hinrunde so viel wie möglich für das erste Saisonziel erreichen. Für weitere Entwicklungen könnte dann noch genügend Zeit sein. Gutes Spiel!
Kaum ein Verein in der Bundesliga (ja, die Hertha ist abgestiegen), hat in den letzten 18 Monaten so viel Bewegung auf den Positionen seiner Entscheider gesehen, wie der FC Augsburg. Erst verkündete Präsident Klaus Hofmann kurz vor dem Saisonabschluss 21/22 seinen Rückzug. Kurz danach erklärte Markus Weinzierl nach dem letzten Spiel, das er nicht für ein weiteres Engagement zur Verfügung steht. Der FCA war schlagartig auf der Suche nach zwei führenden Köpfen.
Erste Unruhewelle
Zuerst besetzte man – nach langem Suchprozess und bei ansteigender Ungeduld im Umfeld – die Trainerposition. Enno Maaßen kam von der Dortmunder U23 und sorgte für Aufbruchsstimmung. Er stand für den Wunsch, dass junge Spieler entwickelt werden sollten. Er stand zudem dafür, seinen Teams Ballbesitzfußball näher zu bringen. Und sein Spielansatz sollte sichtbar intensiv sein.
Im Herbst desselben Jahres fand der FCA einen neuen Präsidenten. Kneipenwirt Max Krapf übernahm die Position. Kommunikativ und stark in der Stadt vernetzt ging er nach seiner Ernennung unmittelbar dazu über, Gespräche mit den unterschiedlichsten Beteiligten zu führen, und sorgte in der Folge dafür, dass sich der ein oder andere mehr mitgenommen fühlte. Sportlich waren zudem unter Maaßen erste Erfolge zu verzeichnen. Es hätte Ruhe einkehren können.
Zweite Unruhewelle
Die weitere Entwicklung wurde dann davon getrieben, dass der FCA sich sportlich breiter aufstellen wollte. Es sollte ein Sportdirektor zur Unterstützung von Stefan Reuter kommen, nachdem Krapf im Tagesgeschäft nicht aktiv eingriff gerade im Vergleich zu Klaus Hofmann. Mit Marinko Jurendic fand man zum 01.08. einen neuen Mann für die Aufgabe. Allerdings kristallisierte sich im Prozess heraus, dass Reuter den Moment nutzen wollte, um selbst in den Hintergrund zu treten. Recht bizarr, wenn man bedenkt, dass ihm beim Abgang von Hofmann noch vorgeworfen worden war, in diesem Zuge seine eigene Macht stärken zu wollen.
Der nächste Wechsel wurde unumgänglich, weil Enno Maaßens Team sich selbst immer wieder Beine stellte und Maaßen keine Lösungen mehr fand. Der FCA sah sich gezwungen in der Saison 2023/24, den Wunsch nach Konstanz auf der Trainerposition kurzfristig wieder zu begraben. In der zweiten Länderspielpause im Oktober wurde Maaßen freigestellt und Jess Thorup als neuer Cheftrainer an den Lech geholt.
Gesammelte Abgänge und Visionen
Und wer hätte zu Beginn des Jahres 2022 gedacht, dass nicht einmal 2 Jahre später, weder Stefan Reuter, noch Klaus Hofmann, noch zwei Cheftrainer, die beide den Klassenerhalt gesichert hatten, nicht mehr beim FCA tätig wären. Zusammen mit den gesammelten Abgängen verließen auch viele Ideen und Visionen den Club. Daneben – und das ist ein Thema, welches in Zukunft noch näher betrachten werde – haben auch viele erfahrene Spieler den Club verlassen.
Klaus Hofmann wollte aus dem FCA ein Club formen, der auch international mit Spielern wie Ricardo Pepi für Furore sorgt. Stefan Reuter war ein Verantwortlicher mit ruhiger Hand, der vor allem für Konstanz stand. Die Trainer standen beide für einen aktiven Ansatz in der Spielanlage. Von Enno Maaßen erhoffte man sich, dass er Spieler entwickeln könne, was Weinzierl lieber bleiben ließ.
Wohin geht die Reise?
Gerade sportlich entstand durch die Wechsel kurzfristig ein Vakuum. Sowohl Michael Ströll, der letzte Verantwortliche aus der alten Garde, als auch Max Krapf sind nicht die Fußball-Experten. Krapf hat zu seinen Podcast-Zeiten bei taktischen Analysen immer gerne an die Kollegen übergeben, Ströll hat zwar selbst gespielt, seine Expertise liegt aber v.a. im kaufmännischen Bereich. Mit Jurendic und Heinz Moser hat man zwei dazu geholt, dazu kommt nun mit Jess Thorup ein neuer Trainer. Mit Timon Pauls hat zudem der Chefscout den Club verlassen und wechselte (Trommelwirbel) zur Hertha. Anscheinend steht er auf Unruhe im Umfeld.
Sportlich ist nun die Frage, wie das große Ganze aussehen soll. Krapf hatte in seinen ersten Monaten schon erwähnt, dass er gerne sehen will, dass Spieler auch mit Gewinn verkauft werden. Wirtschaftlich ist der FCA hierauf wohl auch angewiesen, um mit vergleichbaren Clubs auf Augenhöhe zu bleiben. Bei Berisha hat dies auch gleich im Sommer gut funktioniert. Auch bei Ricardo Pepi konnte man den Schaden kurzfristig minimieren und langfristig sogar noch ein bisschen Potential über eine Beteiligung am Weiterverkauf sichern.
Pro „Heimatverein“
Ist aber „Ausbildungsverein“ der richtige Begriff, für das Zielbild beim FCA? Sollen Spieler kommen, um auch wieder zu gehen? Es ist schön, wenn das klappt, aber es sollte nicht das Zielbild sein. Die Spieler sollten gerne in Augsburg ihre „beste“ Zeit haben. Sie sollten sich wohlfühlen und Topleistungen abliefern. Für manchen wird es zu mehr reichen. Andere werden hoffentlich bleiben und sesshaft werden. Es muss auch wieder Fälle wie den von Daniel Baier geben und nicht nur wild der nächste Baba gesucht werden.
Spieler sollten, wenn fit, gerne ihre Karrieren in Augsburg beenden können. Mir ist das zu viel Familien-Marketing und zu wenig Familiengefühl, wenn man sich das im Moment anschaut. Gerade aber das ruhige Umfeld und die Stadt mit ihrer hohen Lebensqualität sollten Spieler anlocken, die nicht den ganz großen Trubel wollen. Wenn ihnen der Club dann eine gewisse Wertschätzung entgegenbringt, die in der Vergangenheit auch immer mal wieder vermisst wurde (Stichwort: Verabschiedungen), dann werden wir auch wieder große Abgänge sehen, aber auch konstante Leistungsträger, die nicht nach mehr suchen. Dann wird auch für den ein oder anderen Spieler der FCA wieder zur Heimat. Und der FCA ist nicht nur für die Menschen auf den Rängen der „Heimatverein“.
Man möchte sich schon wieder nur auf den sportlichen Bereich fokussieren beim FC Augsburg. Zu spannend ist die Phase unter Jess Thorup. Zwischendurch will ich weiterhin einen Blick auf Themen abseits des Rasens werfen. Am Ende der abgelaufenen Saison war eines der heißen Themen der mögliche Investoreneinstieg bei der DFL, der deutschen Fußballliga, der auch durch die Sitzung in der letzten Woche immer noch ein Thema ist. Der Einstieg platzte damals, die Clubs stoppten das Verfahren und der FCA war mittendrin. Und das war dann in dieser Form zumindest ein bisschen unerwartet. Es folgt ein kurzer Rückblick, der zeigt, welchen Einfluss der FCA im Ligaverbund mittlerweile hat.
Hintergründe zum Investoreneinstieg bei der DFL
Gedankenspiele bzgl. eines Investoreneinstiegs gab es eine ganze Weile, bevor das Thema entscheidungsrelevant wurde. Aus den Gedankenspielen wurde über die abgelaufene Saison hinweg ein konkreter Plan. DFL-Interimsgeschäftsführer Oliver Leki hielt den Einstieg für notwendig. Über den Einstieg sollte ein Teil der zukünftigen Einnahmen der DFL, hauptsächlich Fernsehgelder, für einen Einmalbetrag an ein Private Equity Unternehmen verkauft werden, dass im nächsten Schritt ausgewählt werden sollte. Andere Ligen hatten es vorgemacht, in Deutschland wählte man den Weg des schlechten Imitats. In Frankreich bedauert man die Entscheidung mittlerweile. Dafür waren gewisse Einflussmöglichkeiten abzugeben. Aus den Beiträgen sollten zweierlei Ausgaben – sehr vereinfacht meinerseits – getätigt werden. Einerseits sollte die DFL selbst gerade im Streaming und Multimedia-Bereich zukunftstauglich gemacht werden. Andererseits wäre der größte Teil der Einnahmen den Clubs zu Gute gekommen, quasi zur freien Verfügung. Gerade die Clubs, die sich in wirtschaftlicher Schieflage befinden, hatten hieran ein großes Interesse.
Meinungsbild abseits der DFL
Die Fans lehnten die Idee eines Investoreneinstiegs mehrheitlich ab. 2/3 aller Anhänger waren gegen einen Einstieg, bezogen auf den FCA sogar fast 3/4. Der Kicker hatte eine entsprechende Umfrage durchgeführt. Das Thema war sichtbarer Mittelpunkt von Fanprotesten Die von Leki angeführte Notwendigkeit war natürlich teilweise Quatsch, gerade abseits der multimedialen Zukunftstauglichkeit. Zudem gibt es auch keine komplett gleichgerichteten Interessen zwischen Private Equity Investor und Liga. Die Liga sollte eine langfristigere Strategie verfolgen als der Investor und zudem die Rolle des Fußballs über gewinnorientierte Strukturen hinaus begreifen. Sozialverträglichkeit ist ein Stichwort, dass man in diesem Zusammenhang nicht gelesen hat.
Insgesamt war so das Meinungsbild außerhalb der DFL-Gremien in der Mehrheit gegen den Investoreneinstieg gerichtet. Selbst die Clubs hatten viele Fragen vorgebracht, um die Pläne der DFL aufzuklären. Etwas, was in diesem Zusammenhang grundsätzlich nicht in ausreichendem Maße vorhanden war: Transparenz. Ein möglicher Investorendeal wurde hinter den Kulissen von den DFL-Verantwortlichen angebahnt und selbst den Clubs wurden nicht alle Informationen für die Entscheidung zur Verfügung gestellt. Skepsis sah man vielerorten, auch wenn man von außen vor der Abstimmung nicht gedacht hätte, dass die Vereinsvertreter den Prozess stoppen würden. Zu süß wirkte die Aussicht auf einen schnellen Geldregen.
Entscheidung vor dem Saisonende
Die Abstimmung über den Investoreneinstieg fand dann auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL am 24.05. statt. Der Zeitpunkt war natürlich geschickt gewählt, denn die Bundesliga befand sich in der spannendsten Endphase seit vielen Jahren und das Thema drohte deshalb unterzugehen. Es brauchte eine 2/3 Mehrheit der Clubs, damit der Prozess weiter vorangetrieben würde.
Diese fand die DFL-Führung nicht. Die 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga hatten nicht mit der nötigen Mehrheit der weiteren Anbahnung eines Private Equity Investoreneinstiegs zugestimmt. „Dieser Prozess ist mit dem heutigen Tag zu Ende“, sagte Hans-Joachim Watzke. Die DFL ist nun gezwungen, über andere Alternativen für ihre Zukunft nachzudenken, oder – wie in den letzten Tage bekannt wurde – einen neuen Versuch in Richtung Investoreneinstieg zu starten. Ein Verein, der gegen den DFL-Vorschlag stimmte: der FC Augsburg.
Einfluss des FC Augsburg
FCA Geschäftsführer Michael Ströll stand kurz nach der Entscheidung dem Rasenfunk für ein Interview zur Verfügung, das Eingang in ein überaus ausführliches und informatives Tribünengespräch fand. Er machte dort klar, dass auch er die Notwendigkeit sieht, dass sich die DFL zukunftsfähiger aufstellt. Er sieht hier aber auch weitere Finanzierungsoptionen, die nun in der Breite diskutiert werden müssten. Fragen, die sich aus Sicht von Michael Ströll stellen sind dabei: Was wollen wir als Verbund der 36 Clubs? Welche Strategie wollen wir?
Es wird spannend, wann und in welcher Form die DFL diese Fragen weiter angehen wird. Wahrscheinlich wird nun zuerst die nächste TV-Rechtevergabe vorbereitet. Für den FCA ist die Positionierung spannend. Ist man doch selbst ein Club, bei dem 99% der Anteile von Investoren gehalten werden, bzgl. derer man aber mehr Unabhängigkeit anstrebt. Eine Entscheidung pro Investor hätte hier die Glaubwürdigkeit beschädigt. Hinzu kommt, dass einige Vereine ihre wirtschaftlichen Probleme mit einem Geldsegen ausgleichen hätten können. Der FCA hat solche Probleme momentan nicht und kann seinen hart erarbeiteten Wettbewerbsvorteil erhalten. Unter dem Radar hat der FCA diese Situation geschickt für sich genutzt. Chapeau!
Interessant ist es in jedem Fall, dass auch neben dem FCA einige Clubs den Investorendeal abgelehnt haben, aus welchen Gründen auch immer. Manche der zustimmenden Clubs werden intern diskutieren müssen, wie sie die Zustimmung teilweise gegen Mitgliedervoten geben konnten. Festzustellen ist: Nach 12 Jahren Bundesliga ist der FCA in der Gruppe der Clubs ein mit entscheidender Faktor der ernst zu nehmen ist und der dabei seine Mitglieder nicht verrät. Ich habe mir den Tag rot im Kalender angestrichen, um ihn den Nörglern von außerhalb beizeiten vorhalten zu können. Für die FCA Verantwortlichen muss es die Aufgabe sein, hieran nun weiter anzuknüpfen. So sind die veröffentlichten Werte dann nicht nur ein Marketingkonstrukt.
Nicht einmal drei Wochen ist es her, seit Jess Thorup die Nachfolge von Enrico Maaßen als Trainer beim FC Augsburg angetreten hat. Trotzdem hat sich in der Zeit schon etwas getan. Vor allem Positives. In den beiden Spielen unter dem neuen Chef-Coach hat der FCA acht Tore erzielt, zwei Rückstände gedreht und sechs Punkte eingesammelt. Über so viel Action, die am Ende auch noch von Erfolg gekrönt ist, durfte man als FCA-Fan schon lange nicht mehr jubeln. What a feeling!
Auch beim Personal gab es mittlerweile Veränderungen. Die aber nicht ganz so ins Auge stechen wie die Tatsache, dass unser Verein nach wochenlanger Durststrecke plötzlich wieder gewinnt. Thorup hat an der Aufstellung gebastelt. Akteuren sein Vertrauen geschenkt, von denen man es nicht unbedingt erwartet hat. Und Stammplatzgarantien aus früheren Tagen bekräftigt bzw. ins Wackeln gebracht. Welche Spieler profitieren individuell vom Trainerwechsel? Das haben wir uns angeschaut.
Feinfuß Jensen
Auf dem Platz ist er ein Tausendsassa und neben dem Platz immer für einen Spaß zu haben: Freddy Jensen stand in den beiden Matches unter Thorup jeweils überraschend in der Startelf und wurde mit seinen drei Vorlagen in Heidenheim völlig zurecht zu unserem Man of the Match gewählt. In 41 Spielen, die Vorgänger Enrico Maaßen leitete, startete der Finne, der seit 2018 Mitglied der FCA-Familie ist, lediglich acht Mal von Beginn an.
Sicherlich profitierte Jensen davon, dass Ruben Vargas, der seit Saisonbeginn verstärkt die Rechtsaußen-Position besetzt, verletzungsbedingt fehlte. Allerdings ist der Schweizer schon seit Längerem nicht mehr unersetzlich und Irvin Cardona hat als weitere Alternative derzeit Probleme, überhaupt ins Aufgebot zu kommen. Sofern die Gesundheit hält, was in der Vergangenheit leider nicht immer der Fall war, dürften wir künftig häufiger in den Genuss von Jensens feinen Qualitäten, u.a. technischer Art (die Ecken!), kommen. Ich hätte absolut nichts dagegen.
Erste Tietz-Treffer
Mit Phillip Tietz, der für die neue Saison aus Darmstadt geholt worden war, hat Dion Beljo, selbst zur Winterpause an den Lech gekommen, auf der Mittelstürmerposition Konkurrenz bekommen. Zwar gibt es etwa mit Kapitän Ermedin Demirović und Sven Michel weitere Kollegen im Sturm. Doch letztlich konkurrieren Tietz und Beljo am härtesten untereinander um Einsatzminuten. Unter Maaßen war die Bilanz der beiden noch recht ausgeglichen, allerdings schon mit leichter Tendenz zu Tietz, der öfter beginnen durfte. (Was aus Zuschauersicht manchmal nicht ganz nachvollziehbar war, weil dem Blondschopf außer einem Assist bis dahin noch nicht viel gelungen war…)
Unter Thorup verfestigte sich diese Tendenz nun. Den wilden Fight auf dem Heidenheimer Schlossberg konnte der 21-jährige Kroate nur von der Bank aus verfolgen, während der 26-jährige gebürtige Braunschweiger seinen ersten Treffer für den FCA feiern durfte. Da der nächste prompt daheim gegen Wolfsburg folgte, sieht es so aus, als wäre bei der Tietz der Knoten geplatzt. Das dürfte seine Aktien beim Cheftrainer wohl weiter steigen lassen. Sehr gerne! Aber nur, wenn er noch ein wenig mehr an seinen Abschlüssen arbeitet…
Dorsch mit Kredit
Arne Engels war DIE Entdeckung der abgelaufenen Rückrunde. Ohne Wenn und Aber. Ich will an diesen Satz vom Januar erinnern, als der damals 19-Jährige vom Farmclub des FC Brügge zum FCA stieß:
„Allerdings ist nicht zu erwarten, dass sich der ‚hochveranlagte Mittelfeldspieler‘, wie Stefan Reuter von ihm schwärmt, auf der Stelle zur Stammkraft im Mittelfeld aufschwingen wird.“
Auszug aus meinem Text für die RoGaz vom 09.01.2023
Doch genau das hat der mittlerweile 20-jährige getan. Sein Marktwert ist von 100.000 Euro, die der FCA mutmaßlich nach Belgien überwiesen hat, auf schwindelerregende 7,5 Mio. Euro gestiegen. Seine Beorderung ins zentrale Mittelfeld, das er meist zusammen mit dem defensiver eingestellten Elvis Rexhbecaj bespielte, hatte aber auch damit zu tun, dass die ursprünglich dafür vorgesehenen Kandidaten Niklas Dorsch und Arne Maier durch langwierige Verletzungen bzw. ein langanhaltendes Leistungstief dem Trainer nicht oder nicht voll zur Verfügung standen.
Dorsch, den Thorup noch aus seiner Zeit beim KKA Gent kennt, hat sich mittlerweile zurückgearbeitet und will seine Führungsansprüche, die er u.a. als neuer Vize-Kapitän angemeldet hat, nun einlösen. Der Däne lässt ihm auch die Chance dazu. Zuungunsten von Engels, der beim FCH und gegen die Wölfe nur als Ersatzspieler fungierte. Gegen den VW-Club machte dieser mit einem Assist und seiner ersten eigenen Bude innerhalb von nur zwei Minuten aber so dröhnend auf sich aufmerksam, dass Thorup auch in dem jungen Belgier durchaus einen potentiellen Startelfkandidaten sieht, wie er auf der Pressekonferenz vor Köln schmunzelnd eingestanden hat. Wie dieser Fight ausgeht? Bleibt abzuwarten. Allerdings bin ich, sorry Dorschi, zugegebermaßen ein kleines Engels-Fangirl…
Dahmen auf Bewährung
Als Jess Thorup vor seinem ersten Spiel mit dem FCA mitteilte, dass auch Finn Dahmen im Tor keine Startplatzgarantie erhält, war ich erst überrascht. Und dann nicht mehr ganz so. Schließlich wollte der Däne in den ersten Wochen alles auf den Prüfstand stellen. Und dazu gehört eben auch der 25-jährige Ex-Mainzer, der in den ersten sieben Partien (noch unter Maaßen) im Schnitt fast 2,5 Gegentore kassierte. Klar, nicht ohne Zutun unserer oft wackeligen Defensive. Trotzdem sehen viele in ihm noch nicht den Dirigenten, der er hinter der Abwehr sein müsste.
Thorup ließ ihm trotzdem den Vortritt, auch wenn er sich aktuell auf Bewährung befindet. Dadurch kann sich Tomáš Koubek Hoffnung auf mögliche weitere Einsätze machen. Im Frühjahr hatte Augsburgs Nr. 2 den verletzten Rafał Gikiewicz für sieben Spiele würdig vertreten und diese Zeit – vor allem den 1:0-Sieg gegen Union – extrem genossen. Koubek, dessen erste Zeit beim FCA bekanntlich ja gehörig in die Hose ging, ist bekannt als jemand, der jeden Tag hart arbeitet und Teamplayer durch und durch ist. Ganz egal, auf welchem Rang in der Torhüter-Hierarchie er gerade steht. Daher würde ich mich über ein paar Spielminuten, die ihm Thorup verschafft, sehr freuen.
Erfrischend gleich
Enorme personelle Umstellungen hat Jess Thorup in der Kürze der Zeit (noch) nicht vorgenommen. Und doch hat er Präferenzen aufblitzen lassen und in seiner Wunschaufstellung umgesetzt. Was unter dem neuen Mann beim FC Augsburg gerade passiert, finde ich extrem spannend und lässt mich mit Vorfreude auf die nächste Zeit blicken. Allein, dass der Coach für Samstag gegen Köln in Erwägung gezogen hat, seinem linksfüßigen Landsmann Freddy Winther mal wieder eine Chance zu geben und ihn auf die Position des gelb-rot gesperrten Felix Uduokhai zu stellen, ist erfrischend. Oder ob doch Japhet Tanganga zu seinem Debüt für den FCA kommt, obwohl er Rechtsfuß ist? Thorup wird es wissen. Ihm ist vieles zuzutrauen. Und das mag ich.
Auch das Heimdebut mit Jess Thorup folgte dem gleichen Spannungsbogen wie die Auswärtspremiere in Heidenheim eine Woche voher: Der FCA gewinnt das Spiel nach zwischenzeitlichem Rückstand. Insbesondere in der zweiten Halbzeit zeigte die Mannschaft wieder den unbedingten Willen dieses Spiel gewinnen zu wollen. Und wie auch immer es hätte auch kommen können oder dann gelaufen ist, der FCA hat es sich verdient.
Auch wenn dies nach dem 9. Spieltag nur eine Momentaufnahme sein kann, sind 11 Punkte ein solider Zwischenstand. In fünf der bisher zwölf Spielzeiten konnte der FCA, mit 12 bzw. einmal 13 Punkten, zu diesem Zeitpunkt ein besseres Resultat erreichen.
Nach der Qualifikation für die Conference League 2022 und dem elften Tabellenplatz in der letzten Saison ist der Effzeh schwächer als in den vergangenen Jahren in die Saison gestartet. Nach dem Auswärtspunkt am 3. Spieltag in Frankfurt gelang erst am 8. Spieltag der erste Dreier – dieser allerdings gegen Mönchengladbach.
Nach der Niederlage in Leipzig stehen die Kölner aktuell mit der geringsten Torausbeute und einem Punkt Vorsprung auf den FSV Mainz auf Platz 17 der Tabelle. Noch dazu gab es unter der Woche eine Pokalniederlage in Kaiserslautern.
Nicht mehr im Kader steht Jonas Hector, der mittlerweile seine Karriere beendet hat. Ob der FC sich zur Winterpause möglicherweise verstärken kann hängt auch davon ab, ob die vom Internationalen Sportgerichtshof verhängte Transfersperre wieder in Kraft tritt.
Am kommenden Spieltag spielt Darmstadt gegen Bochum und Mainz gegen Leipzig. Die anderen hinter Augsburg stehenden Mannschaften spielen gegen Teams aus der oberen Hälfte. Mit einem gelungenen Auftritt hat der FCA die Chance den Abstand nach hinten zu vergrößern.
Diese Woche einige Überraschungen im DFB-Pokal, einschließlich der Niederlage von Bayern München in Saarbrücken. Das erste Mal seit über 30 Jahren, das nur sechs Bundesligisten im Achtelfinale stehen. Im Viertelfinale waren es der Saison 1992/93 noch fünf und im Halbfinale zwei. Das Finale gewann dann Bayer Leverkusen gegen die Amateure von Hertha BSC. Zweimal, 1970 der OFC, und 1992 Hannover 96, konnte bisher ein Zweitligist den DFB-Pokal gewinnen.
Nachfolgend hat der FCA in diesem Jahr, der 17. Spieltag findet erst im Januar statt, noch die Heimspiele gegen Hoffenheim, Frankfurt und Dortmund, dazu die Auswärtsbegegnungen in Berlin, Bremen und Stuttgart. Zu früh für konkrete Prognosen wird es spannend sein, wie sich die Mannschaft dann auch gegen Teams, überwiegend aus der oberen Tabellenhälfte, schlagen wird.
Auch wenn verschiedene Szenarien denkbar sind, wäre ein erkennbarer längerer Entwicklungsprozess, der alle Mannschaftsbereiche betrifft, wünschenswert. Die Idee einer eigenen DNA und der perspektivischen Umsetzung einer dauerhafteren Spielvorstellung könnte dazu beitragen sich auch tabellarisch weiter zu bewegen. Zunächst aber gilt es von Spiel zu Spiel zu bestehen und dabei alle mitzunehmen.
Sechsmal spielte der FCA bisher an einem 04.11. In der Bayernliga gelang 1972 dabei ein Sieg gegen den SC Fürstenfeldbruck, 1989 gegen den die FT Starnberg, in der 2. Bundesliga 1978 gegen die SpVgg Bayreuth. Unentschieden gab es in der Bayernliga 2000 gegen die SpVgg Ansbach, in der 2. Bundesliga gegen Kaiserslautern 2007 und erstklassig, 2017, gegen Bayer Leverkusen. Verloren hat der FCA an diesem Kalendertag noch nicht.
Die viertbeste Bilanz gegen ein aktuell in der Bundesliga platziertes Team, von den letzten acht Auftritten in Köln nur einen verloren, und verschiedene Anekdoten, die damit verbunden sind. Vielleicht gelingt es an die erfolgreichen Auftritte anzuknüpfen und das erste Mal seit über ein Jahr in drei aufeinanderfolgenden Spielen zu punkten. Gutes Spiel!
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