Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de noch vor dem Wechsel von Maurice Malone nach Basel anstatt nach Graz und der Pleite im Pokal.
Der Saisonstart des FC Augsburg steht kurz bevor. Neuzugänge sind gekommen, ein paar Spieler haben den Club auf der Gegenseite verlassen. Vorbereitungsspiele wurden gespielt. Und trotzdem war dies alles nur Vorgeplänkel. Wenn am Sonntag der Anpfiff zur Pokalpartie in Unterhaching und in der Folgewoche gegen Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga erfolgt, dann wird sich zeigen, wo die Mannschaft sportlich steht und was sie schon leisten kann. Sie wird ein paar offene Fragen auf dem Feld beantworten müssen.
Impulse des Trainers
Es gab Jahre, da war ich voll der Zuversicht. Allerdings hat der Abschluss der letzten Saison seine Spuren hinterlassen. In Gladbach vor Ort das Debakel zu verfolgen, war bitter. Man könnte darüber fast vergessen, dass die Endphase der Saison insgesamt Grütze war. Matchpoint um Matchpoint wurde vergeben. Einige schlechte Spiele wurden abgeliefert. Rote Karten gesammelt.
In der Rückschau war die Laune letzten Sommer besser. Mit Enno Maaßen kam auch Aufbruchstimmung. Und die Mannschaft lieferte teilweise überragende Spiele ab. Verkackte es am Ende aber auch so richtig und nun stellt sich die Frage, ob das Maaßensche Feuer schon nach einem Jahr verpufft ist. Findet der Trainer die richtigen Hebel, um die Entwicklung wieder in die richtige Richtung zu lenken? In der Vorbereitung hat man nun konsistent ein 4-2-2 -2 und einige mannschaftstaktische Änderungen beobachten können. Ob das System in der Bundesliga zum Erfolg führen kann, wird sich zeigen. Den Killerinstinkt hat man zuletzt in den Vorbereitungsspielen in Italien noch vermisst. Soll mir alles recht sein, solange nächste Woche der Schalter umgelegt wird.
Kaderzusammenstellung
Die nächsten Fragen ergeben sich, wenn man auf den Kader blickt. Einerseits gibt es gerade in der Offensivabteilung mannigfaltige Möglichkeiten. Andererseits fragt man sich ja schon, ob es ein Witz sein soll, dass man noch keinen gestandenen Rechtsverteidiger verpflichtet hat und nun anscheinend Arne Engels diese Position bekleiden wird. Weitere Fragezeichen ob der Qualität des Kaders tun sich auch in der Innenverteidigung auf, in der Felix Uduokhai noch vor dem Abschied steht und in der man sich entschieden hat, den Vertrag von Jeffrey Gouweleeuw nicht zu verlängern. Es kam zwar Patric Pfeiffer, der vorerst gesperrt fehlen wird. Fraglich ist dennoch, ob die Qualität in diesem Mannschaftsteil ausreichen wird.
Insgesamt schein die Kaderstrategie eher Richtung Masse anstatt Klasse zu gehen. Der Kader fasst momentan noch weit mehr als 30 Spieler und für einige sucht der FCA noch Abnehmer. Bei ordentlichen Angeboten dürften wohl Iago, Uduokhai, Gouweleeuw und Berisha den Verein noch verlassen. Bei Maurice Malone ist schon recht sicher, dass er angesichts der Konkurrenz die Herausforderung in Augsburg nicht annehmen und zu Sturm Graz wechseln wird. Schade, wenn da erneut einem aus der eigenen Jugend die Perspektive fehlt.
Mannschaftsstruktur
Aus dem Kader heraus muss sich insgesamt ein funktionierendes Team finden. Es wird einen neuen Kapitän geben. Es wird spannend zu sehen, wer daneben die Führung übernehmen wird. Wie das Team auf Rückschläge reagieren wird. Ob es Führungen ins Ziel bringen kann. Immerhin hat man erkannt, dass es auch den ein oder anderen Charakterspieler braucht und man hat mit Sven Michel hier auch eine Rakete an Bord genommen. Aber einer alleine wird hier die Lücken nicht schließen können. Eine eingeschworene Truppe möchte ich gerne sehen. Aber woher nehmen?
Störfeuer könnte es in diesem Zusammenhang geben, wenn der Kader zu groß bleibt und sich der ein oder andere nicht einordnet. Die derzeitige Kadergröße schreit nach einer gewissen Unruhe und bedeutet nun zumindest bis Ende August, dass es hier weiter Entwicklungen geben und dieser Prozess zu Saisonbeginn noch nicht abgeschlossen sein wird.
Lasset die Spiele beginnen
Insgesamt ist damit gar nicht so viel anders, als dies auch in der Vergangenheit der Fall war. Die Dauer der Transferperiode bis Ende August ist weiter müßig. Schlicht, man hätte erwartet, dass man in Jahr 2 unter Enno Maaßen weiter wäre. Die vergangene Saisonendphase hat weiterhin das Vertrauen ein bisschen angegriffen.
Andererseits könnte der FCA ja auch mal ein bisschen Glück haben. Bis jetzt gab es in der Saisonvorbereitung kaum ernsthafte Verletzungen. Finn Dahmen sieht momentan wie ein legitimer Bundesligakeeper aus, der uns ernsthaft helfen kann. Freddy Winther ist mit breiter Brust von seiner Leihe zurückgekehrt und bald wird man sich in ganz Fußballdeutschland fragen: Wer ist dieser Tim Breithaupt? Verletzungsglück würde ich gerne nehmen. Unnötige Karten und Sperren gerne vermeiden. Vielleicht steigert sich auch die Qualität der Schiedsrichter.
Alles in allem sollten wir uns alle nicht wundern, wenn es auf Grund des schweren Startprogramms erstmal holpert im Getriebe des FCA. Auch damit können wir mittlerweile umgehen. Ich hoffe, die Mannschaft nimmt sich die „Wilde 13“ nicht zu sehr zu Herzen, sondern segelt auch mal in ruhigen Gewässern. Ach, jetzt träume ich ja doch. Es wird Zeit, dass es wieder los geht.
Die Vorbereitung geht langsam zu Ende. Am Sonntag geht es im ersten Pflichtspiel gegen Unterhaching schon um den Einzug in die zweite Runde des DFB Pokals. Wir hoffen, das Team ist vorbereitet und liefert ab. Eine Sommervorbereitung geht eine ganze Weile und es passieren die unvorhergesehensten Dinge. Wir haben die größten Überraschungen aus unserer Sicht zusammengefasst.
Experimente auf rechts
(Irina) In der letzten Saison wurde dem FCA mehrfach aufgezeigt, dass die Rechtsverteidiger-Position im Kader nicht qualitativ hochwertig besetzt ist. Robert Gumny und zuvor Framberger konnten nie Startelfambitionen untermauern. Daher ist es umso verwunderlicher, dass zum nahenden Saisonstart auf dieser Position noch kein Neuzugang in der Fuggerstadt begrüßt wurde. Klar, noch ist etwas Zeit und der Transfermarkt ist kein Wunschkonzert – aber die Experimente auf rechts machen mir schon ein wenig „Angst“. Die Mittelfeldspieler Jensen und Engels wurden ebenso dort getestet wie Iago, der wiederum auf links benötigt wird. So oder so, die Zeit des Experimentierens ist vorbei und ich bleibe dabei: Ein Rechtsverteidiger mit gehobener Klasse braucht’s und zwar bald. Nun öffnet also die Ströllsche Schatzkiste und investieret in zwei superbe Rechtsverteidigerbeine. Auf, auf.
Neuer Kapitän
(Andy) Wenn es am Sonntag gegen Unterhaching im Pokal losgeht, wird Ermedin Demirovic den FCA als Kapitän aufs Feld führen. Ja, Jeffrey Gouweleeuw ist verletzt und immer noch beim FCA angestellt. Dennoch geht Demi als Kapitän der Maaßen-Mannschaft in die Saison. Der FCA hatte sich entschieden, Jeff nun schon im Sommer zu kommunizieren, dass sein Vertrag im nächsten Jahr nicht verlängert wird. Der FCA würde Gouweleeuw wohl schon jetzt im Sommer bei einem entsprechenden Angebot ziehen lassen.
Als publik wurde, dass man weiterhin nicht mehr mit Jeff plant, fand ich das sehr überraschend. Jeff war nach der abgelaufenen Saison einer der wenigen erfahrenen Kräfte im Kader. Über 200 Pflichtspiele hat er mittlerweile für den FCA absolviert. Wenn er nicht gesperrt war, absolvierte er letzte Saison jedes Spiel und war damit eine der wenigen Konstanten in der Abwehr. Mit diesem Eingriff in die Mannschaftsstruktur geht Enno Maaßen seinen Weg weiter. Hoffen wir, dass er zu mehr Erfolg führt, als der vergangene Saisonendspurt versprechen mag.
Umbruch in der Innenverteidigung
(Andy) Am liebsten würde man auf die Saison vorausschauen, und mit einiger gewissen Selbstsicherheit eine defensive Stabilität der eigenen Mannschaft annehmen. Während Irina schon die Experimente auf der Rechtsverteidigerposition als Überraschung nannte, ist es dann doch auch etwas Neues, dass wir zumindest zu Saisonbeginn in der Innenverteidigung nicht mit übermäßig Qualität gesegnet sind, die sich auch in der Zukunft beim FCA sieht.
Neben Jeffrey Gouweleeuw, dem man wie dargestellt mitteilte, dass man in einem Jahr definitiv nicht mehr mit ihm plant, hat der FCA auch bei anderen Innenverteidigern etwas Sorgen. Einerseits ist hier die unglückliche Long Covid Erkrankung von Reece Oxford zu nennen bzgl. derer man Reece nur immer wieder die besten Wünsche ausrichten kann. Er fehlt entsprechend auf unbestimmte Zeit. Andererseits hat sich Felix Uduokhai entschieden, dass er seine Zukunft nicht in Augsburg sieht und es ist abzuwarten, was der Transfermarkt diesen Sommer noch für ihn bereithält. Darüber hinaus kommt es – wie der kicker berichtet hat- wohl auch zu einem Abschied von Renato Veiga. Der 20jährige Portugiese hat wohl – obwohl er im ersten Halbjahr seiner Leihe auf 13 Einsätze – keine Zukunft in Augsburg. Nun fehlt auch noch Patric Pfeiffer eine Weile gesperrt und schon wird es dünn. Sah ich persönlich die Innenverteidigung lange als eine Position der Stärke, müssen dies die entsprechenden Spieler nun erst wieder beweisen. Das wäre eine Überraschung, die ich sehr begrüßen würde.
Neue Saison, und alles beginnt wieder bei null. Namhafte Testspielgegener mit Ajax Amsterdam und dem SSC Neapel, Marinko Jurendic in der neu geschaffenen Possition als Sportdirektor, und auch sonst einige Änderungen.
Neu beim FCA sind auch Finn Dahmen, Patrick Pfeiffer, Tim Breithaupt und Sven Michel, die im letzten Test in der Startelf standen. Weitere Verpflichtungen sind Philipp Tietz und Masaya Okugawa.
Zum 18. Mal in Folge, seit dem Zweitligaaufstieg 2006, tritt der FCA in der ersten DFB-Pokal-Runde an. Dabei wurden 22 Siege erreicht. Der größte Erfolg war das Erreichen des Halbfinales 2010.
Fünfmal, gegen Burghausen, Hoffenheim, zweimal Magdeburg, und Verl schied der FCA in diesem Zeitraum bereits in der ersten Runde aus.
In einer Verlängerung oder einem Elfmeterschießen erreichte der FCA in drei von sieben Fällen die nächste Runde.
Die Heimsiegserie gegen Freiburg, Duisburg und Köln, 2009/10, das 4:2 nach Verlängerung in Fürth, das 2:1 in der letzten Spielminute in Oberhausen, 2011, und einige andere erfolgreiche Auftritte in Erinnerung.
In den letzten vier Jahren kam spätestens in der 2. Runde das Aus – vergangene Saison nach dem Auftaktsieg in Lohne gegen Bayern München.
Um in einen wieder länger dauernden Pokalwettbewerb einzusteigen nun das erste Spiel in Unterhaching, dem erst dritten Erstrundenspielort unter 100 km Entfernung der eigenen Pokalgeschichte.
Der bis dahin mehr durch die Erfolge der Bobsportabteilung bekannten SpVgg gelang 1981 erstmals der Aufstieg in die Bayernliga. In diesem Jahr kam es auch zu den ersten Aufeinandertreffen mit dem FCA.
In der 39jährigen Amtszeit, beginnend 1973, von Präsident Engelbert Kupka, erreichte der Verein erstmals 1983 die Aufstiegsrunde, und beim dritten Versuch, 1989, den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nach insgesamt fünf weiteren Zweitligajahren spielten die Hachinger zwei Jahre erstklassig, und trugen mit dem 2:0-Sieg gegen Leverkusen am letzten Spieltag der Saison 1999/2000 zur Entstehung des Mythos Vizekusen bei.
Seit dem letzten Zweitligaabstieg 2007 spielte die SpVgg fünf Jahre in der Regionalliga. In der ewigen Tabelle der 2008 gegründeten 3. Liga stehen die Hachinger auf dem fünften Platz, nach Anzahl der Spiele, hinter dem SV Wehen Wiesbaden, auf Platz 2.
Kein Wiedersehen wird es am kommenden Spieltag mit Stephan Hain geben. Der, vor Alfonso García und Fransisco Copado, Rekordtorschütze hat den Verein nach sieben Jahren verlassen.
Sechsmal spielten der FCA und die SpVgg Unterhaching bisher in der Regionalliga Süd bzw. in der 2. Bundesliga gegeneinander. Die Bilanz ist dabei mit je drei Siegen ausgeglichen. Bei Berücksichtigung länger zurückliegender Aufeinandertreffen in der Bayernliga fällt diese bei sieben Siegen und Unentschieden, sowie 12 Niederlagen aus Augsburger Sicht negativ aus.
Zweimal trat der FCA zudem noch gegen die Amateure der SpVgg an, und gewann in der Saison 2001/ 02 beide Vergleiche.
Einige Spiel gegen die Münchener Vorstädter sind in Erinnerung geblieben. Am 19.03.1994 verlor der FCA im Spitzenspiel der Bayernliga vor 3.500 Zuschauern, und einer für diese Zeit großen Anzahl mitgereisten Augsburger mit 3:0 im Sportpark. Da neun der nachfolgenden zehn Partien gewonnen werden konnten, wurde aber in dieser Spielzeit die Bayernliga-Meisterschaft erreicht.
Dazu gehört auch das 0:1 am 33. Spieltag der Saison 2002/ 03 in Unterhaching nach vorher 19 Punkten in sieben Spielen.
Am 4. Spieltag der Saison 2006/ 07 gelang dem FCA der erste Zweitligasieg nach über 23 Jahren durch das Tor von Momo Diabang in Unterhaching. Im Rückspiel, dem bisher letzten Pflichtspielvergleich der beiden Vereine traf Mourad Hdiouad zum 2:1-Endstand.
Am kommenden Sonntag nun der nächste Vergleich und für den FCA die Chance mit einem guten Start in die neue Spielzeit starten. Gutes Spiel!
Zu Beginn der Saison 2019/20 wechselte der damals 14jährige Aaron Zehnter von der Jugendabteilung der Würzburger Kickers zum FC Augsburg. Sein Weg seitdem ist wirklich beeindruckend, denn für ihn ging es in gerade einmal drei Spielzeiten steil nach oben. Zuerst feierte er mit der U19 die Staffelmeisterschaft, an welcher er selbst einen großen Anteil hatte, bevor er schließlich im letzten Jahr seinen Profivertrag unterschrieb. Auch sein Debüt in der Bundesliga sowie im Pokal hat der Linksverteidiger bereits hinter sich. Wie es zu alldem kam und wie hart es für einen Jugendspieler manchmal sein kann, darüber durfte ich im Trainingslager mit ihm sprechen.
Birgit: Hallo Aaron, erst einmal Dankeschön, dass du dir die Zeit genommen hast. Im Mai hast du dich verletzt. Wie geht es dir heute? Bist du schon wieder zu 100 Prozent fit und kannst an allen Trainingseinheiten teilnehmen?
Aaron: Ja, das geht schon wieder. Ich habe am Sonntag mit dem Mannschaftstraining (Anm.: 16.07.2023) begonnen. Man tastet sich langsam heran, um ein gutes Gefühl zu bekommen, weil die Verletzung doch an einer Stelle war, die ich als Fußballer sehr oft benutze – bei jedem Pass und bei jedem Schuss. Ich merke durch die Pause leider, dass ich ein bisschen aufzuholen habe, weil ich sechs Wochen lang leider überhaupt nichts am Ball machen konnte. Da war ich nur beim Krafttraining und Fahrrad fahren. Erst nach sechs Wochen konnte ich anfangen mit Jogging und nun eben wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.
Birgit: Aber es läuft soweit gut, oder?
Aaron: Ja, das läuft sehr gut.
Birgit: Das freut mich. Wenn wir schon beim Trainingslager sind: Gibt es dort Dinge, die dir besonders gut gefallen im Vergleich zum normalen Trainingsalltag?
Aaron: Man kann sich hier voll auf den Fußball konzentrieren, weil man immer einen gewissen Input bekommt. Im Trainingslager lernt man sich selbst auch am besten kennen, zum Beispiel, was einem besonders gut tut. Man kann beispielsweise nachmittags irgendwo ein Eisbad nehmen. Je nachdem, was man gerade braucht.
Birgit: Schladming ist ja auch eine wunderschöne Gegend. Ihr macht auch Teambuildingmaßnahmen. Zuletzt konnte man euch beim Rafting sehen. Auch das hast du gut überstanden, oder? Das hat sicherlich großen Spaß gemacht.
Aaron: Ja, das war sehr gut. Ich habe das früher auch schon einmal mit der U17 gemacht. Es ist immer sehr lustig, vor allem, wenn man Achterteams hat und das ganze mit einem Guide macht.
Birgit: 2019 bist du von der Jugendabteilung der Würzburger Kickers in die Jugendabteilung des FC Augsburgs gewechselt. Warum genau hast du dich für den FCA entschieden? Wie kam es dazu?
Aaron: Dazu kam es, da ich von Scouts bei einem Turnier, bei dem ich mit den Würzburger Kickers teilgenommen habe, und bei einem Testspiel in Darmstadt gesehen wurde. Daraufhin wurde ich zu einem Probetraining eingeladen. Ich habe dann länger überlegt, weil ich auch bei anderen Clubs gewesen bin. Am Ende hatte ich die Entscheidung zwischen Augsburg und RB Leipzig. Doch beim FC Augsburg hat mich das Familiäre überzeugt und die Entfernung nach Würzburg war nicht ganz so groß. Deswegen habe ich gesagt, dass ich hier meinen Weg gehen werde, da einfach alles gepasst hat.
Birgit: Diese Entscheidung hast du auch nie bereut, oder?
Aaron: Nein, das habe ich auf gar keinen Fall.
Birgit: Beim tollsten Club der Welt ist das auch unmöglich. Du wurdest an unserem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet. Wie hast du dort den Alltag für dich empfunden? Das ist doch sicher ziemlich anstrengend, Schule und Training unter einen Hut zu bringen. Ich stelle mir das in so einem jungen Alter nicht einfach vor. Vor allem, wenn die Familie nicht in der Nähe ist.
Aaron: Man braucht auf jeden Fall eine gewisse Zeit, bis man sich reinfindet. Es gehört alles dazu: von Schulwechsel über eine neue Mannschaft bis hin zu einem komplett neuen Umfeld. Man ist die ganze Woche über nicht bei der eigenen Familie. Das ist eine große Umstellung. Es gab auch ein paar Spieler, die nach einem halben Jahr abgebrochen haben und zurück gewechselt sind, weil sie mit diesem Umschwung nicht zurecht gekommen sind. Bei mir hat das aber gut geklappt. Ich bin einmal in der Woche nach Hause gekommen, aber es gab auch Phasen, in denen ich drei bis vier Wochen komplett in Augsburg gewesen bin. Der Alltag war aber nicht immer einfach. Zuerst Frühstück am NLZ um 07:00 Uhr und dann Schule bis ca. 15:00 Uhr. Am Freitag bis 13:00 Uhr. Danach ging es zurück in die WG, in der ich gewohnt habe. Von dort aus ging es sofort ins Training. Es gab eigentlich nie eine Zeit, in der man mal drei oder vier Stunden mittags nichts zu machen hatte. Man war immer in Bewegung. Und wenn man dann so um 20:00 – 20:30 Uhr nach Hause gekommen ist, musste man noch essen und gleichzeitig noch ans Lernen denken. Da war der Kopf manchmal schon zu.
Birgit: Das kann ich mir vorstellen, dass man danach platt ist. Du hast ja die Entwicklung der heutigen Paul-Renz-Akademie mitbekommen. Kann man da Vergleiche ziehen, was jetzt besser ist als vor vier Jahren?
Aaron: Speziell das Thema Essen würde ich hier ansprechen, weil es früher doch ein bisschen ausbaufähig gewesen ist. Vor der Coronapandemie, die ich ja auch voll miterlebt habe, musste man vor ans NLZ, das ungefähr 500 Meter entfernt war, dort frühstücken und dann in die Schule. Die Wege waren zwar kurz, aber morgens um 07:00 Uhr hat man nicht immer so viel Lust. Zu diesem Zeitpunkt war das aber leider nicht anders möglich. Manchmal haben wir zuhause gefrühstückt und sind auch selbst zum Einkaufen gegangen. Als Corona kam, wurde ein Nachtdienst in das Leben eingebaut, der morgens das Frühstück vom Bäcker abgeholt und uns gebracht hat. Für uns war das ein bisschen umständlich, da es Zeit raubt und wir das nicht gewohnt waren. Man hat es nach der Pandemiezeit beibehalten und es gab dann Frühstück bei uns zuhause oder man hat es sich in die Schule mitgenommen. Als das NLZ fertig war, bin ich eigentlich schon direkt in meine eigene Wohnung gezogen. Das, was ich aber von allen gehört habe, ist es mit der neuen Paul-Renz-Akademie und dem Internat wirklich top geworden.
Birgit: Letztes Jahr – also in der Saison 2021/22 – bist du mit der U19 Staffelmeister geworden und ich würde sagen, dass du doch einen relativ großen Anteil daran hast. Vier Tore und vierzehn Torvorlagen muss man erst einmal schaffen. Ist man da ein bisschen stolz auf sich selbst?
Aaron: Auf das Erreichte kann man sicherlich stolz sein. Man darf nicht immer zu kritisch mit sich selbst sein. Das gehört auf jeden Fall auch mal dazu, aber man darf sich auf seinen Erfolg auch nicht ausruhen. Natürlich sollte man auch aus den Spielen herausziehen, was man nicht so gut gemacht hat, aber man darf auch stolz sein, wenn man auf so eine Saison zurück blickt, Staffelmeister geworden ist und in fast jedem Spiel Scorerpunkte hatte.
Birgit: Es war eine tolle Saison. Da ist man als Fan schon stolz, dass auch der Nachwuchs so eine starke Leistung zeigt. Du hast allgemein eine sehr schnelle Entwicklung beim FC Augsburg hingelegt, denn es waren gerade einmal drei Spielzeiten von der Jugendabteilung bis du deinen Profivertrag unterschrieben hast. Hand aufs Herz: Wie doll hast du dafür gearbeitet und auf was musstest du alles verzichten?
Aaron: Wenn man es ganz hart sagt, dann musste man schon ein wenig auf die Jugend verzichten. Es gab viele aus meinem Umfeld in Würzburg, die jedes Wochenende feiern gegangen sind. Ich dagegen hatte oft ein Turnier oder ein wichtiges Spiel und bin in Augsburg geblieben. Eigentlich war ich nie feiern. Ich war in diesem Punkt sehr streng zu mir selbst und habe mir gesagt, dass ich das in 15 Jahren immer noch nachholen kann. Aber im Fußball kann ich meine Jugend nicht mehr nachholen. Aus diesem Grund bin ich diesen Schritt gegangen.
Birgit: Du durftest recht schnell zwei Debüts feiern. Eins im Pokal gegen Blau Weiß Lohne und natürlich deinen ersten Bundesligaeinsatz in der WWK ARENA. Welches hat sich für dich besser angefühlt?
Aaron: Das Bundesliga-Debüt in der WWK ARENA. Es war zwar ein bisschen kürzer, aber es ist ein schönes Gefühl, wenn man vor dieser Kulisse auftreten darf. Man ist zwar ein bisschen nervös, wenn man rein kommt und will dann automatisch auf Sicherheit spielen. Aber am Ende realisiert man es erst eine Woche später, was da passiert ist. Es geht einfach so schnell. Ich wurde gefühlt eingewechselt und saß kurze Zeit später abends auf meiner Couch. Wenn man es dann aber realisiert, ist es unglaublich schön.
Birgit: Ich stelle mir das sehr nervenaufreibend vor, da es auch noch gegen unseren Angstgegner Leverkusen gewesen ist. Du kamst in der 90. Minute bei einem Stand von 1:0 rein. Auf einer Skala von 1 bis 10 warst du wahrscheinlich bei 100 Prozent Nervosität, oder?
Aaron: Gefühlt schon, ja.
Birgit: Aber es hat doch gut funktioniert. Ihr habt das Ding nach Hause gebracht. Was würdest du eigentlich sagen, war bisher dein größter Erfolg? Gibt es etwas in deiner bisherigen Karriere, woran du dich dein Leben lang erinnern wirst?
Aaron: Es gibt in jedem Jahr ein Highlight. Ich habe mit dem Fußball angefangen, um natürlich irgendwann in der Bundesliga zu spielen. Deswegen ist der größte Erfolg bisher das Bundesligadebüt gegen Bayer Leverkusen. Ob ich das aber in 20 Jahren immer noch sage, das kann ich nicht sagen, aber ich werde mich immer daran erinnern. Oder in 50 Jahren, dass ich Staffelmeister geworden bin und eine sehr gute Saison gespielt habe. Oder an die Saison damals bei den U15-Kickers, als ich auch eine tolle Spielzeit hatte. Da habe ich ca. 20 Tore und 30 bis 40 Vorlagen hingelegt.
Birgit: Ich war an dem Tag auch im Stadion und habe sehr gerne deinen Namen gerufen. Hast du irgendein Vorbild – sei es jetzt beim FCA oder allgemein im Fußball? Oder privat vielleicht irgendjemanden, zu dem du aufsiehst?
Aaron: Was meinen Ehrgeiz angeht, habe ich immer zu meinem Papa aufgeschaut. Der hat zwar nicht hochklassig gespielt, aber er war immer voll dabei. Ich habe früher mit ihm auf dem Platz trainiert und da gab es kein „Lass ich mal schön den Aaron gewinnen.“ Da habe ich gelernt, dass man auch mal verliert. In unserem Team schaue ich so ein bisschen auf die älteren Spieler, da sie schon vieles erlebt haben. Selbst von Felix Uduokhai, der jetzt in der Mitte seiner Karriere steht, kann ich sehr viel lernen, weil er ein Musterprofi ist. Man kann sich aber von jedem Spieler das abschauen, das man für sich selbst braucht.
Birgit: Wie sehen für diese Saison deine Ziele aus? Persönlich und für den FC Augsburg.
Aaron: Ich fange mal mit dem FCA an. Ich wünsche mir, dass wir nicht so eine Zittersaison spielen wie letztes Jahr. Sprich, dass man nicht bis zum 34. Spieltag am Rand oder vor dem Fernseher sitzt und fast einen Herzinfarkt bekommt. Es sollte eine Saison werden, in der es natürlich auch Höhen und Tiefen geben wird, aber in der man trotzdem gute Spiele macht und die Punkte holt, sodass man am Ende frühzeitig gesichert ist. Für mich persönlich erhoffe ich mir mehr Einsätze als letztes Jahr und mich in jedem Training weiterentwickeln zu können. Natürlich habe ich über die Regionalligamannschaft auch noch Entwicklungspotenzial, in der ich auch elf Einsätze hatte. Wenn dort auch nochmal einige dazukommen, dann ist es für mich perfekt. Doch mein Hauptziel ist es, so viele Bundesligaeinsätze wie möglich zu bekommen.
Birgit: Ich drücke dir die Daumen, dass du das schaffst, denn wir Fans wünschen es uns alle. Du bist ja auch schon für den DFB in verschieden Jugendmannschaften aufgelaufen. Ist das auch etwas, das du dir für die weiter entfernte Zukunft vorgenommen hast, in der Nationalmannschaft zu spielen? Gibt es einen Traum, den nächsten Schritt zu gehen oder konzentrierst du dich voll und ganz auf das Hier und Jetzt?
Aaron: Der Hauptfokus liegt natürlich hier auf dem Verein. Der geht immer vor. Aber die Nationalmannschaft ist ein Höhepunkt, auf den man auf jeden Fall stolz sein kann, da man sein Land vertritt. Es ist mein Ziel, auf meiner Position so viel Spielzeit wie möglich zu bekommen und sich auch dorthin weiter zu entwickeln.
Birgit: Du hast jetzt eine Saison hinter dir, in der du sowohl in der zweiten Mannschaft gespielt hast, aber eben auch ins Profisein reinschnuppern konntest. Was sind denn die größten Unterschiede zwischen Jugend- und Amateurfußball und dem Herrenbereich? Ich bin der Meinung, das wird doch ein wenig unterschätzt, dass es bei den Herren doch anders zugeht.
Aaron: Es gab für mich damals schon einen Unterschied zwischen der U19 und der U23. Zu meinem Kollegen, mit dem ich in der WG zusammengewohnt habe, habe ich das auch gesagt, weil unsere Mannschaft technisch eine sehr gute Qualität hatte. Aber man merkt es schon. Der Hauptfaktor in der U23 ist einfach, dass dort Männer spielen und dass man nicht so wie in der Jugend gegen Spieler des gleichen Alters ran muss. Da ist der Herrenbereich schon wesentlich stärker. Und zum Profibereich ist es dann noch einmal eine gewaltige Steigerung. Das Körperliche und ganz besonders die Schnelligkeit im Spiel – das Tempo an sich und auch das Passtempo – sind gar nicht damit zu vergleichen. Eine Halbzeit in der ersten Bundesliga fühlt sich so an wie ein ganzes Spiel in der U23. Vor ein, zwei Jahren, als der FCA schon einmal eine solche Zittersaison gespielt hat, saß ich auch vor dem Fernseher und dachte mir, wie schwach die Mannschaft auf dem Platz agiert. Aber im Profitraining ist mir dann bewusst geworden, wie schnell und schwer dieses Spiel ist. Da merkt man erst einmal, wie viel Kraft man aufwenden muss.
Birgit: Das klingt schon nach sehr großen Unterschieden. Dann sind natürlich auch große Gegner und große Namen dabei. Da spielt sicher auch der Respekt davor eine große Rolle. Aber was machst du abseits des Fußballplatzes, wenn du jetzt nicht gerade trainierst oder spielst?
Aaron: Im Moment bin ich noch ein bisschen auf der Suche nach etwas, was ich noch neben dem Fußball machen kann. Etwas, das ein bisschen für Ablenkung sorgt. Momentan habe ich eigentlich nur Fußball im Kopf. Seitdem ich letztes Jahr mit der Schule fertig geworden bin, habe ich ein Jahr pausiert, da der Sprung in den Profibereich doch groß war. Da wollte ich nicht direkt irgendwelche Kurse beginnen, um mich voll fokussieren zu können. Aber ich habe schon einiges im Hinterkopf. Vielleicht mache ich einen Englischkurs oder ähnliches. Etwas, in das man nicht so viel Zeit investiert, da es die zweite Priorität neben dem Fußball sein muss, aber das einen auch im Fußballleben weiterbringt.
Birgit: Das bringt dich sicher weiter, da jede Mannschaft doch irgendwo international in sich selbst ist.
Aaron: Das merke ich hier auch. Hier im Team gibt es auch sehr viele verschiedene Sprachen.
Birgit: Es ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee, da du dir ja auch für nach der Karriere sicher schon Gedanken machst. Da gibt es aber Stand heute noch keine wirklichen Pläne, oder?
Aaron: Nein, einen konkreten Plan habe ich diesbezüglich noch nicht.
Birgit: Deine Karriere hat ja auch gerade erst angefangen und nimmt jetzt dann sicher bald so richtig Fahrt auf. Was gefällt dir denn an Augsburg und der Umgebung besonders?
Aaron: Vor einem Jahr bin ich in eine Wohnung nach Haunstetten gezogen. Davor in Oberhausen war alles etwas beengt. Jetzt bin ich in einer ruhigen Gegend, wo ich einfach mal spazieren gehen kann und meine Ruhe habe. Das ist sehr schön. Allgemein gibt es in Augsburg sehr viele ruhige Orte. Aber man ist auch in 20 Minuten in der Stadt und hat dann alles, was man braucht. Augsburg hat auch eine wunderschöne Altstadt.
Birgit: Augsburg ist auf jeden Fall schöner als Leipzig. Für mich persönlich ist auch Familie immer ein ganz wichtiger Faktor und wie ich weiß, bist du auch sehr eng mit deiner Familie verbunden. Deine Eltern haben dich auch ins Trainingslager begleitet. Was bedeutet es dir, dass du so eine Unterstützung bekommst?
Aaron: Das ist ein sehr schönes Gefühl, dass meine Eltern immer hinter mir stehen und mich unterstützen. Als ich noch keinen Führerschein hatte, haben sie mich in Würzburg überall hingefahren. Ich will gar nicht wissen, wie viele Kilometer das gewesen sind. Da ist schon sehr viel Unterstützung dabei, für die ich wahnsinnig dankbar bin. Vor allem, weil sie ja nicht wussten, ob ich den Sprung schaffe oder nicht. Manche Eltern machen das über viele Jahre hinweg und dann beginnt der Sohn am Ende doch eine Ausbildung, weil es für den Fußball nicht reicht. Es war dann aber trotzdem nicht umsonst, da man auch als Elternteil immer wieder neue Leute kennenlernt. Das ist auch schön, weil man gleichzeitig noch in ganz Deutschland herum kommt.
Birgit: Eine letzte Frage noch: Wie lautet dein Tipp für das Spiel am ersten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach?
Aaron: Viele Fans haben vielleicht noch ein bisschen Angst, wenn sie an die letzte Saison zurückdenken, aber ich bin recht zuversichtlich. Daher tippe ich einen 3:1-Heimsieg.
Birgit: Das würde ich auf jeden Fall so nehmen. Noch einmal vielen Dank für deine Zeit und das Interview.
Wir als Fußballfans sind ja grundsätzlich optimistisch, bevor die Saison startet. Wir träumen von der nächsten Europapokalsaison. Oder stellen uns vor, wie wir die Liga ärgern und endlich mal nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben. Und dennoch gibt es ein paar Themen, die einem als FCA-Fan die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Darum haben wir uns in dieser Woche vorgenommen, unsere Ängste zu adressieren. Was kann in dieser Saison schiefgehen?
Keine Einheit
(Andy) Zum Ende der ersten Saison mit Enno Maaßen gab dessen Mannschaft eine besonders grausige Visitenkarte ab. Als es noch um den Klassenerhalt ging, konnte seine Mannschaft gegen Borussia Mönchengladbach, die mit einem Bein schon im Sommerurlaub standen, die sportlichen Pläne in keinster Weise umsetzen. Zettel wurden über den Platz gegeben, die Abwehr blieb löchrig, das Team nach vorne ungefährlich. Und das alles im wichtigsten Spiel der Saison. Wenn man hier eine Einheit gesehen haben will, dann eine, die sportlich nicht funktioniert.
Jetzt ist im Sommer erneut viel passiert. Viele Neuzugänge sind gekommen. Erfahrene Spieler in Person von André Hahn, Rafael Gikiewicz und mittlerweile auch Julian Baumgartlinger wurden verabschiedet. Bei weiteren steht über kurz oder lang der Abschied an. Felix Uduokhai will seinen Vertrag nicht verlängern, Jeffrey Gouweleeuw bekommt vom FCA kein neues Angebot. Das Kernproblem bleibt: Aus dem zur Verfügung stehenden Spielern muss Enno Maaßen ein funktionierendes Kollektiv formen. Etwas, das wir zum Saisonende hin nicht mehr gesehen haben. Der Umbruch ist so groß wie nie. Er könnte schief gehen. Und die Endphase der abgelaufenen Saison macht nicht gerade Hoffnung. Ich hoffe, das geht nicht schief.
Zu großer Kader
(Andi) Stand jetzt ist der Kader des FC Augsburg mit 35 Spielern viel zu groß. Die Verantwortlichen wollen daher noch ein paar Profis abgeben; bei jüngeren Spielern sind auch Leihen denkbar. Ich glaube dennoch, dass der Kader nach dem Transferfenster eher zu groß als zu klein sein wird. Das kann dem FC Augsburg helfen. Gerade wenn man bedenkt, dass der FCA vergangene Saison mit Abstand die längsten Verletzungszeiten zu verkraften hatte. Ein großer Kader kann das auffangen – er birgt aber auch Konfliktpotential.
Stehen viele Spieler im Kader, werden viele auch nicht zum Einsatz kommen. Damit haben Bundesligaspieler umzugehen, nicht alle beherrschen das jedoch. Das musste auch der FC Augsburg schon erfahren.
Ich kann mir Störfaktoren von zwei Spielergruppen vorstellen. Erstens: Unzufriedene Profis, die in dieser Transferperiode gerne gewechselt wären, vom Verein aber keine Freigabe erhielten. Etwa Mergim Berisha, Iago, Felix Uduokhai oder Ruben Vargas. Zweitens: Spieler, deren Vertrag 2024 ausläuft. Neben Iago und Uduokhai, die beide noch diesen Sommer gehen könnten, trifft das auch auf die einstigen Nachwuchsspieler Maurice Malone, Jozo Stanic, Aaron Zehnter und Raphael Framberger zu.
Außerdem stellt sich die Frage, wie man mit Tomas Koubek umgeht: Der Tscheche würde gerne verlängern, der FCA plant aktuell eher nicht mit ihm über 2024 hinaus. Und dann wäre da natürlich noch Jeffrey Gouweleeuw. Er vertritt seine Standpunkte deutlich offensiver als Koubek und droht womöglich für Unruhe im Team zu sorgen.
Diese in jeder Mannschaft normalen Reizpunkte müssen die Verantwortlichen ehrlich, fair und frühzeitig moderieren. Enrico Maaßen, indem er seine Aufstellung den Spielern erklärt; Stefan Reuter, indem er sich frühzeitig um die Kaderplanung der kommenden Saison kümmert.
Löchrige Abwehr
(Franzi) Vor ein paar Wochen war die Innenverteidigung einer der Mannschaftsteile, über den ich mir kaum den Kopf zerbrochen habe. Ok, Reece Oxford wegen Long Covid noch nicht wieder dabei. Dafür aber Patric Pfeiffer der halben Bundesliga vor der Nase weggeschnappt. Freddy Winther nach Leihe zurück in Augsburg. Dazu Gouweleeuw und Uduokhai als Stamm-, Bauer als weitere Nebenbesetzung. Was sollte da schon groß passieren?
Wir wissen es mittlerweile alle. Der FCA will den (Ex-)Kapitän nicht weiterbeschäftigen, Udo will nicht beim FCA bleiben. Bei konsensfähigen Angeboten sind die beiden weg, wie Birgit, Andy und Andi letzte Woche schon erläutert haben. Und Veiga, den ich zwar nie ernsthaft in der Innenverteidigung gesehen habe, ist nun auch keine Option mehr. Was bleibt: Mindestens ein offener Stammplatz neben Pfeiffer, der zwar schon ordentlich performt (und im Testspiel gegen Ajax demonstrativ in der A-Elf auflief). Für die neue Saison muss aber unbedingt noch eine Einheit Manpower her, will man in einer Viererkette auf zwei bis drei Backups zurückgreifen oder auch mal im 3-5-2 spielen lassen. Nur darauf zu hoffen, dass Oxford bald wieder angreifen kann, wäre naiv. Darauf zu spekulieren, dass Jeff und Udo mangels Angebot doch bleiben (müssen), extrem kontraproduktiv.
Wo wir bei der (rechten) Außenverteidigung angekommen wären, unser aller Sorgenkind. Robert Gumny ist abgesehen von Youngster Jozo Stanić und dem ohnehin verletzten Frami der einzige etatmäßige Rechtsverteidiger im Team. Zudem mit Leistungsschwankungen und anfällig für Fehler, die vom Gegner in der vergangenen Saison oft eiskalt ausgenutzt wurden. Hier braucht es unbedingt endlich Verstärkung, die sofort einsatzfähig ist und die man sich auch etwas kosten lassen darf, wenn nicht muss!
Der FCA sieht das allerdings (noch) relativ entspannt. Zitiert jüngst lieber Spieler dorthin, deren Hauptposition eigentlich eine andere ist, z.B. Pedersen oder Čolina, oder lässt flexible Spieler wie Jensen die Lücke füllen. Im Testspiel gegen Amsterdam wurde sogar Arne Engels in die Außenverteidigung gezogen, der zwar auch hier mit toller Übersicht glänzte, es aber doch verschenktes Potential wäre, ihn von seiner neu erlangten Position im zentralen Mittelfeld wiederabzuziehen? Genau das könnte in der neuen Saison schiefgehen (was ich natürlich nicht hoffe): Die Rechtsverteidigerposition bleibt weiter so dünn besetzt wie bisher, die positionsfremden „Reservekräfte“ können sie nicht adäquat ausfüllen (wie auch?) und unsere Abwehr lädt den Gegner wieder zum Punkten ein.
Tor-Flaute oder Tor-Wart-Problem?
(Irina) Im Endeffekt ist Fußball doch ganz einfach: Vorne schießt man die Tore und hinten verhindert man diese. So weit, so gut in der Theorie. Dass das praktisch manchmal ganz schön schwer sein kann, zeigte der FCA exemplarisch die komplette letzte Rückrunde. Wenn man vorne kein Tor reinmacht, darf man sich hinten auch kein Tor fangen. So die vereinfachte Rechnung, doch dass das ganz oft nicht aufgeht, bewies der FCA ein ums andere mal in der abgelaufenen Saison. Zur Erinnerung: 63 Gegentore standen zu Buche, bei 42 eigenen Treffern.
Möglicherweise droht auch in der nahenden Bundesligasaison 2023/24 eine Tor-Flaute: Treffen die Offensivspieler regelmäßig- oder hängen sie in einem Formtief? Wenn der FCA rund um Coach Maaßen in seiner zweiten Bundesligasaison einen gepflegten Offensivfußball auf’s Parkett zaubern kann, dann wird es möglicherweise auch was mit dem Toreschießen. Wird aber wieder viel auf die Marke Zufall gesetzt, dann wird es ähnlich tor-los zugehen, wie in der zurückliegenden Saison.
Mit Sven Michel, Phillip Tietz und Masaya Okugawa hat man drei vielversprechende Offensivspieler verpflichten können, die die Abteilung Attacke der Augsburger beleben dürften. Masaya Okugawa kann aber wegen einer hartnäckigen Verletzung vermutlich erst nach Saisonstart ins Geschehen eingreifen. Bringt der FCA die Bälle jedoch wieder nicht im Tor unter, kann es schnell zu Unmut in der Truppe führen und die Spielweise (extern) kritisiert werden. Es gilt daher, rasch das gewünschte System mit dem nötigen Spielermaterial anzureichern und mit viel Training umzusetzen. Nur dann kann der FCA wieder einen Fußballstil entwickeln, der an glorreichere Europa League Zeiten erinnert.
Hinten die Tore verhindern soll zuletzt der neue Keeper Finn Dahmen, den der FCA von Mainz 05 loseisen konnte. Diese Position ist gerade im Abstiegskampf eminent wichtig. Ein sicherer und ruhiger Rückhalt, der auch mal gut für eine sensationelle Parade ist, steht tendenziell jedem Bundesligisten gut zu Gesicht. Werden die Augsburger in Dahmen schnell den solide-sicheren Schlussmann finden, der zuletzt so hängeringend hierzulande gesucht wurde?
Der 25jährige Goalie bringt die Erfahrung von ganzen 13 Bundesligapartien mit – es wird sich daher zeigen, wie rasch Dahmen sich in der deutschen Beletage akklimatisieren kann. Von einem gestandenen Keeper kann hier jedoch noch nicht gesprochen werden. Bleibt zu hoffen, dass Dahmen erfolgreichere Zeiten in der Augsburger Torhüterhistorie einläuten kann und nicht den gebrandmarkten Weg von Giefer, Luthe und Co. nimmt. Denn dann hätte der FCA schnell wieder eines: Ein Torhüterproblem.
Im Trainingslager hat sich Enno Maaßen die Zeit genommen, um mit uns auf die abgelaufene Saison zurückzublicken und darüber zu reden, was sich zukünftig ändern soll. Fokussiert und gleichzeitig gelassen merkt man ihm an, dass die Stimmung gut ist. Es herrscht eine gewisse Zuversicht, aus dem ein oder anderen kritischen Thema aus der letzten Saison die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Mich steckt er damit schon nach einer kurzen Weile an. Im Grundsatz bleibt Enno rein vom Typ her, der beste Trainer, den der FCA seit einer ganzen Weile hatte. Man fiebert mit ihm und dem Team direkt mit. Die Vorfreude auf die neue Saison ist durch das Gespräch zumindest bei mir deutlich gestiegen. Aber lest selbst und verschafft euch einen eigenen Eindruck:
Andy: Servus Enno, deine erste Bundesligasaison ist in den Büchern. Wie sieht dein persönliches Fazit aus?
Enno: Es gab Licht und Schatten. Trotz eingeleitetem Umbruch und Verjüngung des Kaders hatten wir richtig gute Phasen. Aber wir haben es versäumt, uns über gute Ergebnisse in manchen Spielen während der Saison andere Perspektiven zu eröffnen. Wir haben es unter anderem gegen Leipzig und Wolfsburg verpasst, deutliche Führungen nach Hause zu bringen und in höhere Tabellenregionen vorzustoßen. Wir haben auch gegen direkte Konkurrenten insgesamt zu wenige Punkte geholt. Dass wir hinten heraus Probleme bekommen haben, darf man trotz einiger Verletzungen und Sperren nicht schönreden. Damit waren wir nicht zufrieden. Insgesamt haben wir als Mannschaft wertvolle Erfahrungen gesammelt. Darauf wollen wir aufbauen und uns immer weiter verbessern.
Andy: Die Saisonanalyse war ein heißes Thema, das in vielen Interviews mit unterschiedlichen Personen im Verein thematisiert wurde. In welchen Bereichen ist es für dich am wichtigsten, dass sich das Team für die kommende Saison verbessert?
Enno: Wir wollen in allen Bereichen möglichst immer 100% Leistung abrufen. Wir wollen durch Kontinuität in die Stabilität kommen. Dabei legen wir noch mehr Wert auf Basics wie Zweikampfwerte, Passquote und auch Standards. Wir brauchen einen Killerinstinkt, um Spiele nicht mehr aus der Hand zu geben, sondern am Ende zu unseren Gunsten zu entscheiden.
Andy: Wenn es am Ende der kommenden Saison wieder eng werden sollte: Warum wird sich ein Einbruch wie gegen Gladbach nicht wiederholen?
Enno: Einerseits nehmen wir alle die Lernerfahrungen aus diesem Jahr mit und können darauf aufbauen. Andererseits haben wir im Vorlauf zu diesem Spiel Entscheidungen getroffen, bei denen wir in ähnlicher Situation eventuell in der Zukunft anders handeln würden. Grundsätzlich wird es wichtig sein, sich vor allem mental zu verbessern, um mit ähnlichen Drucksituationen besser umgehen zu können.
Andy: Inwiefern ist gerade mit Blick auf Stabilität und Kontinuität kontraproduktiv, dass sich ein Spieler wie Felix Uduokhai gegen eine Vertragsverlängerung beim FCA entschieden hat?
Enno: Das ist schade, weil wir Felix schätzen und er ja auch ein Verlängerungsangebot vorliegen hatte. Prinzipiell ist es aber für uns wichtig, klar und offen mit der Situation umzugehen und Spieler hierzuhaben, die sich zu 100% mit uns identifizieren.
Andy: Schon im letzten Sommer war eine der von Dir benannten Kernaufgaben, ein Team zu formen. Wo siehst Du euch hier, auch unter Anbetracht der vielen Zugänge?
Enno: Wir haben in den letzten Transferperioden vor allem junge, talentierte Jungs dazu geholt. Jetzt in dieser Periode war uns wichtig, zusätzlich auch ein paar gestandene Typen zu verpflichten, die das Mannschaftsgefüge stabilisieren. Wir haben im Trainingslager gesehen, dass hier etwas zusammenwächst. Die Stimmung ist sehr gut.
Andy: Ihr habt in der letzten Saison immer wieder zwischen 3er und 4er Kette gewechselt. Inwiefern beeinflusst das Personalkarussel nun auch die sportlichen Pläne?
Enno: Das verfügbare Personal beeinflusst immer auch die Ausrichtung der Mannschaft. Wir haben im letzten Jahr mit beiden Grundausrichtungen sowohl gute als auch schlechte Spiele abgeliefert. Wichtiger ist uns, dass wir unsere intensive Art des Spiels umgesetzt bekommen und uns mit dem Ball stetig weiterentwickeln.
Andy: Eine große Rolle haben im letzten Jahr auch verletzungsbedingte Ausfälle gespielt. Wie ist deine Perspektive auf dieses Thema?
Enno: Wir hatten im letzten Jahr einige krasse Ausfälle unter anderem von André Hahn, Niklas Dorsch oder Reece Oxford. Wenn wir aber rein auf Muskelverletzungen schauen, dann liegen wir in diesem Bereich gar nicht so schlecht. Trotzdem können wir natürlich in diesem Bereich auch noch besser werden. Deshalb haben wir auch zusätzliches, erfahrenes Personal dazu geholt, um die Spieler noch besser und individueller fördern zu können.
Andy: Neuzugänge gab es auch in der sportlichen Führung. Wie läuft hier schon der Austausch, auch wenn Marinko Jurendic erst im August offiziell anfängt?
Enno: Michael Ströll und Stefan Reuter haben mich in einem Gespräch über die neue Aufgabenteilung informiert. Mit Marinko habe ich mich auch schon ausgetauscht und freue mich, wenn er im August dann richtig bei uns angreift.
Andy: Marinko Jurendic kommt ja auch, weil die Schnittstelle zur Paul-Renz Akademie gestärkt werden soll. Welche Perspektive haben die Spieler aus der Akademie in der kommenden Saison?
Enno: Dass bei uns junge, entwicklungsfähige Spieler, am liebsten aus dem eigenen Nachwuchs, eine klare Perspektive bekommen sollen, haben wir betont.Hier ist aber auch Geduld gefragt. Einige Spieler haben sich im letzten Jahr bei ihren Leihen gut entwickelt. Die Spieler kommen mit einem anderen Selbstbewusstsein von den Leihen zurück und können sich nun in der Vorbereitung zeigen oder im Falle von Lukas Petkov oder Lasse Günther weiter Spielpraxis auf hohen Niveau sammeln. Der Sprung von der U19 in die Bundesliga bleibt aber ein großer, den nur sehr selten Spieler sofort schaffen. Und hier liegt es an uns, die Spieler weiterhin individuell mit den geeigneten Maßnahmen zu begleiten.
Andy: Abschließende Frage: Der FCA hat den Ausrüster gewechselt. Ändert sich dadurch etwas an deinem Sneakergame am Spieltag?
Enno: (Lacht) Nein, ich habe freie Kleider- und Schuhwahl und den WWK-Pin bekomme ich überall dran gepackt. Da bleibt alles beim alten.
Andy: Danke Dir, Enno, für deine Zeit. Ich kann bestätigen, dass die Stimmung ganz hervorragend ist.
Ich gebe es zu, bei einer möglichen Rückkehr von Marco Richter gerate ich schnell ins Träumen. Ich bin bei diesem Thema mit Sicherheit nicht unvoreingenommen. Ich hebe das Thema nun aber nicht selbstständig aufs Podest. Die Steilvorlage von Stefan Reuter aus einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen nehme ich aber gerne auf. Reuter, der sonst keine Transferkandidaten vorab kommentiert, hat zu einer möglichen Rückkehr von Marco Richter gesagt: „Wir haben uns erkundigt, weil Marco bei uns ein hohes Ansehen genießt“. Eine Rückkehr von Marco Richter würde einfach zu viel Sinn machen. Aber vielleicht einmal von vorne.
In der Rosenau groß geworden
Es gibt keinen Jugendspieler des FCA, der es in den letzten 10 Jahren souveräner in die erste Elf der Herrenmannschaft geschafft als Marco Richter. Schon in der U23 und den Jugendmannschaften sorgte er Furore. Und stellte Rekorde auf. Oben bei den Profis setzte sich die Entwicklung anfänglich – gerade unter Manuel Baum – fort, bevor auch Marco Richter ab 2019 unter den schnell-wechselnden Trainern zu leiden hatte. Martin Schmidt und Heiko Herrlich kamen, bevor Marco im Sommer 2021 entschied in die große weite Fußballwelt auszuziehen.
Hertha BSC streckte zu diesem Zeitpunkt die Fühler aus. Der „Big City Club“ zahlte ca. 7 Mio EUR Ablöse und Richter wohl auch ein höheres Gehalt als der FCA. Einzig, sportlich hätte die Entscheidung nicht fataler sein können. Nach 2 Jahren bei der Hertha stand nun im Sommer der Abstieg in die zweite Liga zu Buche. Der Schritt zur Hertha scheint trotzdem für Marco ein richtiger gewesen zu sein. Die Hoffnung, außerhalb von Augsburg das große fußballerische Glück zu finden, ist nun vielleicht verflogen. Eventuell ist nun auch ein gewisser Realismus eingekehrt, dass es nicht mehr zum internationalen Top-Star reichen wird. Aber in Berlin ist Marco dennoch gewachsen. Und während seiner Hodenkrebserkrankung, mit der er verblüffend offen und souverän umging und durch die sich vielleicht der ein oder andere Kerl zur Vorsorge begeben wird, hatte er anscheinend in Berlin wichtigen Rückhalt und Unterstützung erfahren.
Warum zurück?
Richter ist bei der Hertha gesetzt und trug zuletzt in einem Testspiel die Kapitänsbinde. Zudem wird er bei seinem derzeitigen Club keinen Stunk machen, um wegzukommen. Das hatte er schon damals beim FCA nicht getan. Dennoch ist Richter ein Spieler, der nicht in die zweite Liga gehört. Er hat die Qualität Bundesliga zu spielen und sollte entsprechende Optionen haben. Andererseits wird aus Marco Richter wohl kein Wandervogel werden. Ich könnte mir vorstellen, dass er lieber bei der Hertha bleibt, als nur zu wechseln, um in der ersten Liga zu spielen. Es müsste schon das passende Angebot kommen (und ich würde behaupten, dass er Clubs wie z.B. Gladbach helfen könnte).
Andererseits muss es sportlich passen. Dies ist aus meiner Sicht gerade beim FCA gegeben. Mit Enno Maaßen hat es einen Trainer, der den Rückhalt aus dem Verein hat. Kurzfristige Wechseleien sind erstmal unwahrscheinlich (obwohl wir alle das Geschäft kennen). Maaßens System ist zudem zentrumsorientiert und der FCA hatte in der letzten Saison Probleme, Torgefahr zu generieren. Sollte Maaßen z.B. in einem 3-4-2-1 System spielen wollen, wäre Richter prädestiniert für eine der Halbpositionen. Der FCA hatte zudem in der Breite in der letzten Saison nicht genügend Qualität im Kader. Auch hier würde Richter helfen. Er wäre im Fall der Fälle auch auf der rechten Außenposition einsetzbar. Bei der Hertha war er letzte Saison so eine Art Schweizer Taschenmesser. Polyvalent. Über 150 Bundesligaspiele, 25 Jahre alt, erfahren und ein Mega-Typ.
Was spricht dagegen?
Und bei Mega-Typ höre ich den ein oder anderen schon meckern: aber er hat doch sein Tore gegen uns gefeiert. Ja, und mit Recht. Wenn Du den Krebs besiegt hast und entscheidende Tore für deinen Club schießt, dann hast Du jedes Recht dich zu freuen. Da war ja keine Häme drin. Ich habe gesehen, wie er für die Hertha den Unterschied gemacht hat und ich will das wieder in Augsburg für den FCA sehen. Zumindest, wenn Richter selbst Bock drauf hat.
Ernsthaft gegen den Transfer könnte die wirtschaftliche Seite sprechen. Es ist davon auszugehen, dass Richter in der zweiten Liga sein Gehalt nicht in voller Erstligahöhe erhält. Die Gehaltseinbußen würden also auf Richters Seite wohl am ehesten sein letztes Vertragsjahr 2024/25 bei der Hertha betreffen, sollte die Hertha direkt wieder aufsteigen. So Richter keine vermessenen Forderungen stellt, wird ein Transfer wohl nicht an seinen Gehaltswünschen scheitern.
Nun kommt die Hertha ins Spiel. Ein Abgang Richters muss sich für die Hertha lohnen. Sie hat damals ca. 7 Millionen EUR bezahlt und Richter ist erst 25 Jahre alt und sportlich wichtig. Richter wird sich also nicht in die sommerliche Schnäppchen-Riege einreihen. Wenn man den Transfer von Jessic Ngankam als Maßstab ansetzt, der von der Hertha für ca. 4 Millionen EUR zur Eintracht wechselte, scheint ein Richter-Transfer wohl auch in dieser Größenordnung realisierbar. Ob die Hertha in deren finanziellen Situation ein Angebot in dieser Größenordnung ablehnen könnte, scheint fraglich. Inwieweit der FCA bereit ist einen solchen Betrag in Richter zu investieren, ist an dieser Stelle am offensten. Es könnte ein Geduldsspiel über die Transferperiode hinweg werden. Die Hertha ist auf Verkäufe angewiesen, will aber ihr Tafelsilber auch nicht verschleudern.
Die Perspektive
Aus meiner Sicht sollte der FCA diese Anstrengung unternehmen, als auch versuchen, Richter von einer langfristigen Zukunft in Augsburg zu überzeugen. Richter kann – erneut – eine absolute Identifikationsfigur beim FCA werden. Mit seinen Erfahrungen bei der Hertha und unter Berücksichtigung seines sympathischen und professionellen Auftretens kann ich mir nicht nur vorstellen, dass Richter zurückkommt, sondern auch, dass er die Augsburger Elf in ein paar Jahren als Kapitän aufs Feld führt. Maaßen würde nicht nur einen flexibel einsetzbaren, sondern auch einen erfahrenen und sich zum Führungsspieler entwickelnden Profi bekommen. Auch davon hatten wir letztes Jahr nicht genug. Richter wäre zudem ein tolles Vorbild für die Spieler im Nachwuchsleistungszentrum und könnte hier integrativ wirken.
Und wenn man nun mal zum Träumen neigt (Grundeigenschaft eines Fußballfans), dann ist es bei einer Rückkehr in dieser Saison immer noch möglich, dass Richter alle Bundesligarekorde für Spiele und Tore einstellt, die es beim FCA so gibt, bevor er hier dann – ähnlich dem Stindelschen Abschied in Gladbach – unter Standing Ovations seine Karriere beendet. Daheim. Ja, ich träume von der Heimkehr von Marco Richter.
In keiner Positionsgruppe war in den letzten Tagen so viel Bewegung wie in der Innenverteidigung. Jeffrey Gouweleeuw wurde operiert und sein Vertrag wird nicht verlängert. Felix Uduokhai hat sich selbst gegen eine Vertragsverlängerung entschieden und es wird nun über einen Abgang in diesem Sommer spekuliert. Reece Oxford wird auf unbestimmte Zeit fehlen. Patric Pfeiffer wird den Saisonstart gesperrt genauso verpassen wie Robert Gumny. Als Trainer könnte man direkt die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Aber Enno Maaßen hat nun genügend Zeit, sich auf die Situation vorzubereiten. Wen wird er am ersten Spieltag der Bundesliga in der Innenverteidigung aufs Feld schicken und in welcher Formation? Unsere Antworten auf die Frage der Woche:
Weiter voran mit der Jugend
(Andy) Meine Vermutung an dieser Stelle ist: der FC Augsburg wird recht zeitnah einen Abnehmer für Felix Uduokhai finden. Dann wird der Club auf dem Transfermarkt einen erfahrenen Back Up auf den Innenverteidigerpositionen dazu holen. Es wird spannend sein zu sehen, welche Rolle Enno Maaßen Fredrik Winther zutraut. Er hat ihm zumindest in Gesprächen eine gute Leihe bescheinigt. Reicht es für die Bundesliga? Am ersten Spieltag muss es aus meiner Sicht nicht reichen, denn ich glaube, dass wir eine Viererkette sehen und nur zwei Innenverteidiger auf dem Feld stehen werden.
Rechts wird Maximilian Bauer seine Chance bekommen, um die Abwesenheit von Patric Pfeiffer für sich zu nutzen. Bauer zeigte in der vergangenen Saison gute Ansätze, wackelte aber auch das ein oder andere Mal. Gerade jetzt ergbit sich für ihn die Chance, sich erneut zu beweisen. Links war Enno über die gesamte Rückrunde hinweg ein großer Fan von Renato Veiga, bei dem ich zusätzlich davon ausgehe, dass der FCA die entsprechende Kaufoption ziehen wird. Der Jugendtrend wird in der Innenverteidigung definitiv anhalten, wenn wir am ersten Spieltag auf die Aufstellung schauen und mit Veiga und Bauer ins Rennen gehen. Man kann nur hoffen, dass beide Spieler einen Sprung in ihrer Entwicklung machen, damit uns bei dieser Konstellation nicht Angst und Bange sein muss.
Bauer und Mister X
(Andi) Auch ich rechne mit einer Viererkette, in der Maxi Bauer für mich gesetzt ist. Links kommen auf dem Papier zwei Spieler infrage: Veiga und Winther, wie von Andy beschrieben. Klar ist dieses Duell für mich nicht. Winther ist für mich keineswegs schlechter als Veiga, auch sein starker Fuß ist der linke. Insgesamt haben mich vergangene Saison aber beide nicht überzeugt (ich habe Winther live in Dänemark gesehen). Ich denke daher, dass ein möglicher Neuzugang starten wird.
Sollten Gouweleeuw sowie Uduokhai wechseln und obendrein Oxford auch noch nicht fit werden, braucht der FC Augsburg einen neuen Innenverteidiger. Ich rechne dabei mit einem Spieler mit Stammspielerpotential – der schon am ersten Spieltag zum Einsatz kommen könnte.
Weitere Optionen
(Birgit) Eigentlich haben die beiden Jungs vor mir schon alles gesagt. Auch ich rechne fest bis zum Ligastart mit einem Abgang von Felix Uduokhai. Alles andere wäre gerade aus wirtschaftlicher Sicht äußerst fatal. Ein ablösefreier Wechsel im nächsten Jahr darf keinesfalls riskiert werden, auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass dem FCA der Abgang sehr schmerzen wird.
Auch bei Jeffrey Gouweleeuw hätte man zum jetzigen Zeitpunkt noch einmal die Chance eine Ablöse zu generieren. Allerdings vermute ich stark, dass der Abwehr-Jeff die Saison bei uns beenden wird. Erstens aufgrund seiner Verletzung und zweitens, da sich unser bisheriger Kapitän doch sehr mit dem Verein verbunden fühlt.
Doch was bedeutet das für den Saisonstart in der Bundesliga? Ich könnte mir ebenfalls vorstellen, dass Stefan Reuter und / oder Marinko Jurendic vor dem so genannten Deadline Day am 01. September noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden. Bisher war der FCA jedoch eher dafür bekannt, kurz vor Schluss noch einmal zuzuschlagen. Sollte dies der Fall sein, dann bin ich auch davon überzeugt, dass auf jeden Fall Maxi Bauer seinen Platz in einer Viererkette einnehmen wird. Neben den bereits genannten Spielern, gibt unser Kader jedoch noch die eine oder andere weitere Option her.
Da wäre zum Beispiel Eigengewächs Jozo Stanic, der sich zwar auf der rechten Schiene zuhause fühlt, der aber auch in der Innenverteidigung aushelfen kann. Bei seinen Leihstationen FSV Zwickau in der Saison 2020/21 und Wehen Wiesbaden 2021/22 wurde er bereits des Öfteren in der Innenverteidigung eingesetzt. Auch bei unserer Zweitvertretung spielte Jozo nicht nur als rechter Verteidiger.
Ebenfalls könnte ich mir den neu verpflichteten Tim Breithaupt aufgrund seiner Physis und Zweikampfstärke sehr gut als Aushilfe als Innenverteidiger vorstellen. Bisher wurde diese Variante allerdings noch nicht in einem Testspiel getestet. Müsste ich aber zum heutigen Zeitpunkt eine fixe Entscheidung treffen, würde ich an Enno Maaßens Stelle wohl auf die Kombination Bauer / Winther setzen. Vorausgesetzt natürlich, man hat sich bis dato nicht noch einmal anderweitig verstärkt.
Jung, jünger, FCA: Im Winter haben die Verantwortlichen den Kaderumbruch schon eingeleitet, nun folgten weitere entscheidenden Personalien. Neben den auslaufenden Verträgen der Ü30er-Fraktion um André Hahn und Rafal Gikiewicz steht auch Jeffrey Gouweleeuw vor dem Aus in Augsburg, spätestens nächstes Jahr. Sein Vertrag endet 2024 und wird nicht verlängert. Ob der Innenverteidiger überhaupt noch für Rot-Grün-Weiß aufläuft, ist unklar. Er darf den Verein auch in diesem Sommer verlassen, aktuell ist er verletzt.
Seit dem Baier-Abgang war Gouweleeuw Kapitän, in Zukunft werden andere Verantwortung übernehmen. Denn es ist doch schwer vorstellbar, dass die Klubverantwortlichen in ihm eine tragende Säule sehen, wenn ihre Saisonanalyse doch nach eigener Aussage etwas anderes ergeben hat. Zudem soll sich Gouweleeuw dem Team laut SportBild schon via Whatsapp sein Kapitänsende mitgeteilt haben. Wer also schlüpft in die Rolle des Jeff-Nachfolgers, wie sieht der Mannschaftsrat aus?
Im Trainingslager sollen diese Fragen geklärt werden. Mit einem Ergebnis ist zur Generalprobe gegen Ajax (29.7.) zu rechnen. Die Rosenau Gazette sieht folgende Spieler als aussichtsreiche Antworten auf die K-Frage.
Niklas Dorsch
Seuchensaison für den U21-Europameister: Mehrere Verletzungen warfen Niklas Dorsch zuletzt zurück – und zeigten, wie sehr er dem Augsburger Spiel fehlte. Der FCA braucht Spielertypen wie Dorsch. Bissig im Spiel gegen den Ball ist der 25-Jährige ein Anführertyp. Vergangene Saison war er bereits im Mannschaftsrat. Als zentraler Mittelfeldspieler ist er prädestiniert für die Kapitänsrolle. In solcher führte er den FCA auch in den ersten zwei Testspielen gegen Türkspor und Besiktas aufs Feld.
Gegen Besiktas übernahm zur zweiten Hälfte Felix Uduokhai die Binde von Dorsch, ebenso wie im zweiten Durchgang gegen Kufstein. Der Innenverteidiger war auch in der Bundesliga schon FCA-Kapitän. Da er den Verein aber womöglich noch verlassen wird, fehlt er in unseren Vorschlägen. Oder kann ihn Maaßen mit der Kapitänsbinde doch noch zur Verlängerung bewegen? Neben Uduokhai war nur ein Spieler in der abgelaufenen Saison Gouweleeuw-Vertreter:
Elvis Rexhbecaj
Der Neuzugang aus Wolfsburg blickt auf eine ordentliche Premierensaison in Augsburg. Mit 33 Pflichtspielen war er Stammspieler unter Enrico Maaßen. Im Hinspiel gegen Köln führte er die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Gouweleeuw und seine Stellvertreter fehlten. Auch im Test gegen Kufstein war der 25-Jährige Kapitän. Darf er künftig öfter die Binde tragen?
Rexhbecaj mag auf den ersten Blick nicht die erste Wahl sein, doch er scheint sich tatsächlich sehr für den FC Augsburg aufzureißen. Regelmäßig konnte man vergangene Saison beobachten, wie er Mannschaft pushte und Publikum animierte. Eigenschaften, die ein Kapitän braucht. Wir sehen ihn allerdings eher als Stellvertreter.
Ermedin Demirović hat seinen Wert für den FC Augsburg in seiner Debütsaison deutlich unter Beweis gestellt. Er geht als Führungsspieler voran, ruft auch einmal höhere Ziele aus („Am letzten Tag vielleicht mal um die Conference-League spielen“) und gehört nach RoGaz-Informationen zu den beliebtesten Spielern im Team. Beim Stürmer passen Einstellung und Leistung zusammen. Acht Tore und vier Vorlagen wecken freilich auch Begehrlichkeiten. Doch Demirović erteilte Wechselgerüchten jüngst eine Absage und bekannte sich zum Verein. Weil er beim FCA zum Kapitän aufsteigen will?
Das genannte Trio gehört für uns zu den Topkandidaten auf die Kapitänsbinde. Wir sehen sie auch im Mannschaftsrat. Er besteht in der Regel aus fünf Spielern. Neben Gouweleeuw und seinem Vize Daniel Caligiuri bestand er zuletzt aus Felix Uduokhai, André Hahn und Niklas Dorsch.
Den Mannschaftsrat wählten zuletzt die Spieler selbst. Wir sehen folgende Namen in der engeren Auswahl:
Arne Maier: Maaßen-Liebling, Stammspieler
Sven Michel: Mit 33 Jahren aktuell der älteste im Kader. Seine Erfahrung tut dem jungen Team gut
Tomas Koubek: extrem beliebt in der Mannschaft, gut fürs Teamklima
Mads Pedersen: beliebt im Team, bekennt sich mit Vertragsverlängerung zum Klub
Raphael Framberger: mit Abstand am längsten im Verein (seit 2004). Identifikationsfigur, aber (wie bei Koubek) Zukunft ungewiss.
Wer von den genannten Spielern sollte künftig FCA-Kapitän sein. Stimmt ab?
Abgänge, Zugänge, Verletzungen. Am Ende werden 11 Jungs auf dem Rasen stehen. Von den Jungs, die auf dem Rasen stehen, muss der ein oder andere Aktionen abliefern, die für den FCA den Unterschied machen. Tore schießen oder verhindern. Sogenannte Key Passes spielen. Das Spiel zu unseren Gunsten drehen, sodass der FCA Punkte sammelt. Punkte, Punkte, Punkte. Damit sich ein Saisonfinale, wie zuletzt in Gladbach erlebt, in dieser Saison vermeiden lässt. Für eine vermehrte Anzahl dieser besonderen Aktionen haben wir Spieler identifiziert, die nach unserer Sicht öfters als andere den notwendigen Unterschied ausmachen könnten. Unsere Kandidaten:
Ermedin Demirović
Ein wichtiger offensiver Faktor in seiner ersten Saison. Wird Demi in seiner zweiten Saison noch wichtiger? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)
(Andi) Die Sommerpause ist immer auch Zeit der Transfergerüchte. Ermedin Demirović war mit einem Wechsel zu Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht worden. Doch der Bosnier erteilte den Spekulationen jüngst eine Absage: „Ich habe keinen Gedanken an einen Wechsel verschwendet. Ich bin hier beim FCA, hier fühle ich mich wohl“, sagte der Stürmer der „Augsburger Allgemeinen“. Ein Bekenntnis, das Lust auf die neue Saison macht.
Kann er an die vergangene Spielzeit anknüpfen, wird auch 2023/24 eine gute Demirović-Saison. Der Offensivspieler erzielte nach seinem Wechsel aus Freiburg acht Treffer und bereitete vier weitere vor. Er war damit nach Mergim Berisha (9/4) der zweitbeste Scorer im FCA-Trikot. Sein kongenialer Offensivpartner und Kumpel – Demirović war auf Berishas Hochzeit und verbringt auch privat viel Zeit mit ihm – könnte den Verein allerdings noch verlassen. Berisha fühlt sich zu Höherem berufen; auch deshalb hat der FCA im Angriff bereits auf dem Transfermarkt nachgelegt. Damit schlüpft Demirović womöglich in die Figur des tragenden Torjägers. Eine Rolle, die der 25-Jährige in jedem Fall ausfüllen kann.
Demirović hat seine Offensivqualitäten nachhaltig unter Beweis gestellt und geht obendrein als Führungsspieler voran. Nach RoGaz-Informationen gehört er zu den beliebtesten Spielern im Team, hat zu vielen Mannschaftskollegen ein freundschaftliches Verhältnis. Dass er sich proaktiv zum Verein bekennt, zeigt, dass er in Augsburg einschlagen will. Langfristig sehe ich ihn auch als Kapitän und bin sicher, dass er in den Mannschaftsrat gewählt werden wird. Daniel Caligiuri (zuletzt Vizekapitän) und André Hahn scheiden aus diesem aus, Demirović steht als adäquater Nachfolger bereit. Die Fans können sich auf einen Hundertprozenter freuen, der Einstellung und Leistung vereint. Meine Prognose: Demirović ist an mindestens 15 Toren direkt beteiligt und läuft mindestens einmal mit der Kapitänsbinde auf.
Dion Beljo
Direkt in der ersten Halbrunde wichtige Beiträge geleistet. Wie wichtig wird Dion Beljo in der kommenden Saison? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)
(Andy) Auch bei meiner Prognose spielt ein Berisha-Abgang eine wesentliche Rolle. Den Berisha-Nachfolger hat der FCA nämlich schon im Winter gefunden, als Dion Beljo aus Kroatien verpflichtet wurde. Beljo wurde vorher schon mit größeren Clubs wie Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht, wechselte dann aber doch recht überraschend im Winter nach Augsburg. Mit seiner Körpergröße und Physis ist Beljo der ideale offensive Zentrumsstürmer für Enno Maaßen. Dion Beljos gute Rückrunde ging etwas unter, weil der FCA die zweite Hälfte gehörig in den Sand setzte. Beljo lieferte in 1135 Minuten (in etwa 12,5 volle Spiele) 3 Tore und 3 Vorlagen ab und wirkte teilweise vorne im Sturmzentrum wie ein eiskalter Killer.
Nun ist Beljo mit seiner Entwicklung noch nicht am Ende und wird sich weiterhin verbessern. Ich glaube dennoch daran, dass – einen Berisha-Abgang vorausgesetzt – Beljo nächstes Jahr direkt in die Rolle des FCA-Topscorers schlüpfen wird. Einerseits glaube ich, dass sich der FCA in der zweiten Saison unter Maaßen im Spiel mit dem Ball in Richtung gegnerisches Tor weiter verbessern wird. Beljo wird dann der zentrale Zielspieler im Zentrum sein. Insgesamt wird offensiv die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden. Aber selbst wenn Beljo seine Quote nur ein bisschen verbessert, wird er für den FCA ein sehr wertvoller Bestandteil sein. Ich prognostiziere hiermit, dass Dion Beljo mehr als 10 Tore und 5 Vorlagen abliefern wird. Lasst das Toreschießen beginnen.
Arne Maier
Hat in der letzten Saison seine Torgefahr entdeckt. Geht die Entwicklung für Arne Maier weiter nach oben? (Photo by Lars Baron/Getty Images)
(Franzi) Ich werde in der kommenden Saison besonders auf Arne Maier achten, der sich gerade in der Rückrunde für höhere Aufgaben vor allem in der Offensive empfohlen hat. Dabei musste sich der 24-Jährige aus Ludwigsfelde bei Berlin Anfang des Jahres erst einmal umgewöhnen.
Zur Saison 2021/22 war Maier per Leihe von Hertha BSC gekommen, im Mai 2022 verpflichtete der FCA den U21-Nationalspieler und -Europameister von 2021 fest. Geholt wurde er für das zentrale (defensive) Mittelfeld – die Position, auf der Maier bei der alten Dame zum (einstigen) „Wunderkind“ gereift war. Auch in Augsburg bekleidete er die Position zunächst. Bis sie ihm sein Namensvetter, Arne Engels, der im Januar zum FCA stieß, völlig überraschend streitig machte. Beim Spiel gegen den Ball und bei ankommenden Pässen hatte der junge Belgier die Nase um Längen vorn.
Eine neue Rolle musste her für Maier. Und Maaßen fand sie im 4-4-2-System, auf das er ab der zweiten Saisonhälfte umgestellt hatte, im rechten Mittelfeld. „Für mich war es am Anfang natürlich schwierig. Ich habe mein ganzes Leben auf der Sechs gespielt“, so Maier in der SZ. Jedoch dürfte ihm die Umstellung mit jedem Tor (5) und jeder Vorlage (1), die ihm seitdem gelungen waren, umso leichter gefallen sein. Zudem gab es vom Trainer nun sogar Lob für die Abwehrarbeit: „Arne verteidigt und gewinnt zweite Bälle, Themen, mit denen er sich immer rumgeplagt hat“.
Auch wenn der bodenständige (Fast-)Berliner beim FCA nicht mehr auf seiner angestammten Position in der Zentrale zu finden sein dürfte – dafür spricht auch die Verpflichtung von Tim Breithaupt –, wird er seine Fähigkeiten auf der rechten Außenbahn weiter ausbauen. Zudem traue ich ihm durchaus zu, im Wechsel mit Masaya Okugawa auch in der Rolle als Zehner bestehen zu können, wie neulich gegen Türkspor Augsburg und Beşiktaş Istanbul getestet. So dürften für Maier in der kommenden Spielzeit mindestens wieder fünf Buden und genauso viele Vorlagen drin sein.
Patric Pfeiffer
Patric Pfeiffer ist neu in Augsburg. Wird er gleich einschlagen? (Photo by Martin Rose/Getty Images)
(Birgit) Einen Spieler, den ich in dieser Saison auf jeden Fall sehr genau beobachten werde, ist der neu verpflichtete Patric Pfeiffer. Nicht erst im letzten Jahr konnte er durch beeindruckende Fähigkeiten und Stats in der zweiten Bundesliga auf sich aufmerksam machen. Wenn es dort einen Kicker gegeben hat, der es verdient hat, den nächsten Schritt ins deutsche Oberhaus zu machen, dann ist es der 23 Jahre alte Innenverteidiger. Patric Pfeiffer bringt vieles mit, was man zuletzt in unserer Abwehrreihe schwerlich vermisste.
Alleine durch seine Physis ist er ein Spieler, der heraussticht. Mit einer Körpergröße von 1,96 m ist der 23Jährige der größte unserer Abwehrjungs. Jetzt könnte man natürlich die Meinung vertreten, dass ihm das den einen oder anderen Nachteil wie beispielsweise eine geringere Geschwindigkeit einbringt, doch Pfeiffer knackte in der abgelaufenen Spielzeit regelmäßig die 34 km/h-Marke. Dies schaffte keiner unserer Innenverteidiger auch nur ansatzweise. Den größten Speed legte Felix Uduokhai mit 32,72 km/h hin.
Neben seiner Geschwindigkeit bringt unsere Neuverpflichtung auch eine enorme Sprungkraft mit, was ihn oftmals höher schnellen lässt als die Konkurrenz. Das verleiht ihm enorme Vorteile in Kopfballduellen, von denen er in etwa 73 Prozent gewinnt. Bei Standardsituationen macht ihn das zu einer Art Geheimwaffe, was man auch an den vier erzielten Toren der letzten Saison beobachten konnte, die Patric allesamt nach Eckball und per Kopf erzielte. Dies war Spitzenwert in Liga 2. Dass Enno Maaßen diese Fähigkeit ebenfalls kennt und auch ausnutzen möchte, konnte man auch in den Testspielen gegen Türkspor Augsburg und Beşiktaş Istanbul erkennen. Hier ging der Innenverteidiger bei Standardsituationen immer mit nach vorne und ist dort definitiv ein gefährlicher Angriffsfaktor.
Auch das Defensivverhalten des gebürtigen Hamburgers ist nicht zu verachten. Vor allem sein Zweikampfverhalten ist hier besonders hervorzuheben. Mit einer Quote von 69 Prozent konnte er sich zuletzt zweitbester Zweikämpfer der zweiten Bundesliga nennen. In der Hinrunde lag seine Zweikampfquote sogar bei sehr starken 71,76 Prozent. Zieht man auch hier wieder den Vergleich zu den derzeit vorhandenen Innenverteidigern, dann erkennt man schnell, dass auch diese Werte sehr stark sind. Bester Augsburger Zweikämpfer war beispielsweise Maximilian Bauer mit 56,4 Prozent gewonnener Fights. Kapitän Jeffrey Gouweleeuw kommt auf 50,9 und Felix Uduokhai auf 49,7 Prozent. Hier ist zudem zu erwähnen, dass kaum ein anderer Verteidiger in der letzten Saison mehr Bälle abgefangen hat als Patric Pfeiffer.
Möchte man unbedingt auf Fehlersuche gehen, dann könnte man vielleicht das eine oder andere Manko im 1 gegen 1 gegen kleine und bewegliche Stürmer erwähnen. Dies macht er aber durch ein sehr gutes Stellungsspiel oftmals wieder wett. Vielleicht könnte in puncto Passquote, die in der letzten Saison bei insgesamt 74 Prozent lag, noch eine Schippe drauf legen, doch meines Erachtens ist das Meckern auf sehr hohem Niveau.
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich mich schon sehr auf die Saison mit Patric Pfeiffer freue. Sollte er fit bleiben, dann könnte er uns nicht nur sehr viel Freude bereiten, sondern auch die eine oder andere Fehlerquelle, die man bei uns in den letzten Jahren beobachten konnte, mit seinen vielfachen Stärken ausmerzen. Was man in den Testspielen bisher von ihm sehen konnte, hat mir persönlich schon sehr gut gefallen.
Sven Michel
Mit Sven Michel kam ein offensiver Mentalitätsspieler mit Abschlussqualitäten. Welche Rolle wird er spielen? (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)
(Irina) Ich geb’s zu – als sich andeutete, dass Sven Michel zum FCA kommt, habe ich mich sehr gefreut. Den 33 Jahre alten Offensivallrounder verfolge ich schon seit seiner Zeit beim SC Paderborn. Dort kickte Michel von 2016 bis 2022. In 181 Pflichtspielen erzielte er für die Ostwestfalen 71 Tore und gab 42 Assists. Michels Hauptposition ist gemäß Transfermarkt Mittelstürmer, er kann aber auch als hängende Spitze und auf Linksaußen agieren – ohne großen Qualitätsverlust.
Ende Januar 2022 kam der gebürtige Freudenberger als Ersatz für Max Kruse zu Union Berlin. In der ersten Halbrunde absolvierte Michel 13 Bundesligaspiele für die Köpenicker und war dort an fünf Treffern direkt beteiligt. In der vergangenen Saison 2022/2023 kam Sven Michel in drei Wettbewerben zum Einsatz – es stehen sechs Spiele in der Europa League (zwei Tore), zwei DFB-Pokal-Spiele (ein Tor) sowie 21 Bundesligapartien (drei Tore, eine Vorlage) zu Buche.
Nun folgte zuletzt der Wechsel zum FCA für rund 950.000 Euro Ablöse. Sein Vertrag läuft bis 30.06.2025. In Augsburg erhofft man sich viel vom erfahrenen Michel, so sagt Stefan Reuter exemplarisch: „Sven Michel hat sowohl in seiner Zeit beim 1. FC Union Berlin als auch beim SC Paderborn gezeigt, dass er ein Stürmer mit großer Einsatzfreude, Cleverness und Torgefahr ist. Neben seinen fußballerischen Stärken, die unserer Offensive sehr guttun werden, ist er auch neben dem Platz ein echter Sympathieträger, der unseren jungen Spielern helfen wird. Deshalb freuen wir uns sehr, dass der Wechsel geklappt hat“
Von Michel erhoffe ich mir persönlich das Einbringen grundlegender Werte und Tugenden, für die der FCA seit vielen Jahren steht: Hohe Einsatzfreude, eine gewisse Galligkeit und Robustheit sowie Abstiegskampfmentalität. Mit Anfang 30 ist er vom Alter her auch ein Spieler, der vorneweg gehen und somit eine Anlaufstelle für jüngere Akteure sein kann. Gerade weil der FCA sich in den letzten Jahren betont und bewusst kadertechnisch verjüngt hat, nehmen die erfahrenen Bundesligaspieler im Grundgerüst der Profimannschaft eine wichtige Rolle ein. Wenn die junge Mannschaft letzte Saison in Rückstand geriet, wirkte sie oft planlos, mittel- und ziellos. Spieler wie Michel können hier vorangehen und sollen auch mal laut werden. Die Marschroute vorgeben, die jungen Kicker mitnehmen. Da sehe ich persönlich Sven Michel.
Mit seiner Cleverness und Coolness bringt er auch aufgrund seiner unorthodoxen Spielweise eine etwas andere Komponente mit nach Augsburg, die so noch nicht im Kader vorhanden ist. Er erinnert mich von der Physis und seiner Art ein wenig an André Hahn, der den FCA leider zur neuen Saison verlassen hat. Er besitzt eine gute Grundschnelligkeit und ist sich für keinen Zweikampf zu schade. Im Paderborner Transfermarkt-Forum finden sich Personenbeschreibungen wie:
„(…) Er kämpft und rackert immer wie ein Besessener (…)“
„(…) Mit seiner beherzen, leidenschaftlichen und lauffreudigen Spielweise werdet auch ihr ihn mit Sicherheit lieb gewinnen in kürzester Zeit.“
Merkmale und Eigenschaften, die ich als Augsburg-Fan sehr gerne lese und die dem FCA sehr gut zu Gesicht stehen. Vielleicht ist Sven Michel nicht der allerstärkste Fußballer, aber Charakterköpfe und Mentalitätsspieler sind in einer Mannschaft, die vermutlich wieder im Abstiegskampf stecken wird, ebenso wichtig wie hochkarätige Talente. Ich prognostiziere (und hoffe) daher, dass Sven Michel in der kommenden Saison eine tragende Rolle übernehmen wird. Auf meinem Radar ist er persönlich (schon lange)!
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