Einfach unfassbar

Jess Thorup hat nach der englischen Woche gesagt: „Wenn mir das vorher einer versprochen hätte, hätte ich gesagt: Top, das nehme ich und bleibe zu Hause“. Speziell einer seiner Spieler würde hier wohl widersprechen. Er hat erst zum ersten Mal in der Bundesliga von Beginn an gespielt, dann die vollen 120 Minuten im DFB-Pokal gegen Karlsruhe abgerissen und das Tor von Samuel Essende aufgelegt, bevor er auch in Frankfurt erneut starten durfte. Diese Erlebnisse würde Henri Koudossou wahrscheinlich ungern gegen einen imaginären Aufenthalt auf der Couch tauschen. Glücklicherweise hat er mich im Gespräch an seinen Erfahrungen teilhaben lassen. Wer sich beim Lesen nicht mit dem Youngster freut, bei dem läuft etwas verkehrt.

Andy: Wenn Du morgens aufwachst, glaubst Du dann eigentlich direkt, was in der letzten Woche passiert ist, oder muss dich erst jemand zwicken?

Henri: Die Entwicklung der letzten Wochen ist natürlich nicht selbstverständlich. Ich gewöhne mich so langsam daran. Die letzten Wochen sind natürlich wahnsinnig gut für mich gelaufen und ich hätte es mir nicht besser vorstellen können.  

Andy: Nimm uns einmal mit zum Heimspiel gegen Bochum: Wie fühlt sich das an im Tunnel, wenn man vor dem Spiel aufs Feld kommt und starten darf?

Henri: Das ist schon etwas Besonderes. Ich war auch deutlich aufgeregter, als bei den Spielen, bei denen ich von der Bank gekommen bin. Die Vorfreude war riesig und es war perfekt, dass wir auch noch gewonnen haben.

Andy: Wie war insgesamt die Erfahrung rund ums Spiel? Waren viele Leute aus deinem Umfeld im Stadion?

Henri: Das denkt man vielleicht, dass ich besonders viele Tickets bestellt habe. Aber so lief es gar nicht ab. Meine Eltern haben sich das Spiel gemütlich auf der Couch angeschaut und es war ein Freund von mir im Stadion. Bei anderen Spielen waren schon mehr Leute von mir da. Ich war einfach stark darauf fokussiert, sportlich meine Leistung zu bringen, defensiv erstmal gut zu stehen und keine Fehler zu machen. Und das war das Wichtigste für mich.

Andy: Lange darüber nachdenken konntest Du dann nicht, weil es am Mittwoch schon nach Karlsruhe ging. Wie hast Du dieses Spiel empfunden?

Henri: Von den Emotionen her war das einfach unfassbar. Wir wussten, dass es ein ekliges Spiel wird und dann gibt es diesen Spielverlauf, die Führungswechsel und den späten Ausgleich in der 123. Minute als auch das Elfmeterschießen. Danach der Weg von der Mittellinie auf die eigenen Fans zu war mit einer der geilsten Momente meiner bisherigen Karriere. Das ist einfach die Last des Spiels abgefallen. Man freut sich immer, wenn man gewinnt. Aber diese Belohnung nach diesem Kampfspiel und Arbeitssieg war unfassbar.

Andy: Jetzt hast Du gegen Karlsruhe das Tor von Samuel Essende vorbereitet. Ist das nochmal etwas Besonderes?

Henri: Ich war froh, dass ich der Mannschaft auf diesem Weg helfen und auch für mich selbst ein positives Erfolgserlebnis sammeln konnte.

Andy: Wie viele Körner waren dann am Ende der Woche gegen Frankfurt noch im Tank?

Henri: Das war gar nicht so schlimm. Wir haben vor allem auch zwischen den Spielen eine Top-Betreuung mit Physio-Behandlungen, gezielter Ernährung und der Möglichkeit, Kältekammern zu nutzen. Und meine Beine waren dann gar nicht so schwer, wie ich befürchtet hätte, obwohl gerade das Pokalspiel natürlich gezehrt hat.

Andy: Frankfurt ist nochmal eine spezielle Kulisse, ein besserer Gegner. Wie hast Du das wahrgenommen?

Henri: Es war uns schon klar, dass es auch in Frankfurt wieder schwer zu spielen sein wird. Da sind eine Menge Leute gegen dich. Umso wichtiger war es für uns, Akzente nach vorne zu setzen und damit haben wir die Frankfurter vielleicht auch ein bisschen aus ihrem Konzept gebracht. Aber gegen uns ist es auch nie einfach zu spielen.

Andy: Jetzt hast Du die ganze englische Woche links hinten anstatt rechts gespielt. Letzte Saison hast Du auch schon öfters auf der linken Seite gespielt bei Den Haag. Hat Dir das in dieser Situation geholfen?

Henri: In Den Haag habe ich allerdings links in einer Viererkette gespielt, weswegen das nur eingeschränkt vergleichbar war. Aber es hat mir zumindest insoweit geholfen, als dass es nicht komplettes Neuland war auf der anderen Seite zu spielen, obwohl ich mich natürlich rechts wohler fühle. Aber ich würde auch Stürmer oder Innenverteidiger spielen, wenn mich der Trainer da hinstellt.

Andy: Was ist der größte Unterschied für dich, wenn du links spielst?

Henri: Das sind viele kleine Aspekte. Ich kann zum Beispiel ein paar Pässe nur eingeschränkter spielen. Es ist ein bisschen schwieriger für mich auf der linken Seite den Ball direkt vertikal die Linie lang zu spielen. Wenn ich den Ball dann mit rechts spiele, wird er eher abgefangen. Und auch wenn ich ins Dribbling nach innen gehe, muss ich die Bewegung mit dem anderen Bein einleiten. Defensiv ist die Umstellung dahingegen gar nicht so groß. Mit dem Ball ist es dadurch ein bisschen eingeschränkter, wobei ich meinen linken Fuß nicht nur dafür habe, um in den Bus einzusteigen.

Lässt den ein oder anderen Gegenspieler schon mal links liegen: Henri Koudossou. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Andy: Ihr spielt ja mittlerweile recht stabil in einem System mit 3er Kette und Dir als Schienenspieler. Ist das für dich einfacher, weil Du gerade defensiv auch Rückendeckung durch einen Innenverteidiger hast?

Henri: Nachlässigkeiten kann man sich trotzdem nicht erlauben. Die Absicherung führt aber dazu, dass man sich etwas sicherer fühlt, wenn man drauf geht. Ich mag das System zudem etwas lieber, weil ich mich mehr offensiv einbringen kann, was meine Stärke ist. Hinterlaufen, flanken und Akzente setzen, liegt mir in diesem System etwas besser.

Andy: Lass uns einmal noch ein paar Schritte zurückgehen, nachdem Du es jetzt aus dem eigenen Nachwuchs in die Bundesliga geschafft hast. Wenn man mit 20 von Pullach nach Augsburg in die U23 wechselt: wie groß ist da der Glaube an die Bundesliga?

Henri: Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich damals aktiv an die Bundesliga gedacht hätte. Ich habe mir einfach vorgenommen, meine Möglichkeit bestmöglich zu nutzen und mich für Höheres zu empfehlen. Dafür wollte ich in der Regionalliga möglichst viele Torbeteiligungen sammeln und herausstechen und das ist mir glücklicherweise gelungen.

Andy: Du hast 2 Jahre Regionalliga gespielt, warst dann eine Saison in Lustenau und eine in Den Haag. Wenn man im Alter von 24 Jahren in die Sommervorbereitung geht, nach zwei Leihen in Augsburg zurück ist, glaubt man da, dass man Mitte Dezember in 11 von 16 Pflichtspielen zum Einsatz gekommen ist?  

Henri: Nein, das habe ich so nicht gedacht. Ich musste ja erstmal zurückkommen und mich einfinden. Für mich war das ja im Sommer auch ein neues Trainerteam. Ich habe dann schon gemerkt, dass mein Spielstil Anklang findet, aber wohin das führt, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Andy: Welche Rolle spielt das Trainerteam an deiner derzeitigen Entwicklung?

Henri: Eine riesige Rolle. Der Trainer gibt mir ja die Anweisungen, wie ich etwas tun sollte. Ich habe in der Vorbereitung nicht überragend gespielt und auch einige Fehler gemacht. Aber ich habe Feedback und Selbstvertrauen bekommen und wollte dann auch etwas zurückgeben.

Andy: Wo hast Du dich sportlich entscheidend verbessert?

Henri: Ich bin aus meiner Sicht im Vergleich zu meiner letzten Saison defensiv deutlich stabiler geworden. Ich sichere die Tiefe besser ab und habe bessere Abstände zu den Innenverteidigern. Zudem habe ich besser gelernt, wann und wie ich mich offensiv einschalten kann.

Andy: Wann wusstest Du, dass es diese Saison in Augsburg was werden könnte?

Henri: Ich habe bis vielleicht zwei Wochen vor Ende des Transferfensters überlegt, wo ich diese Saison spielen will. Aber am Ende hatte ich gute Gespräche mit Trainerteam. Ich wollte es dann auch einfach probieren und meine Chance in Augsburg suchen. Am Ende hätte ich es vielleicht sonst bereut, wenn ich wie in den letzten Jahren den Weg über einen Transfer gesucht hätte. Ich wollte es jetzt dieses Jahr auch einfach wissen. Mir wurde zugesagt, dass ich ans Team herangeführt werde und ich meine Chance bekomme. Und das ist auch genau so eingetreten. Es war definitiv die richtige Entscheidung.

Andy: Da kann man nach der letzten Woche nicht widersprechen. An welchen Aspekten deines Spiels arbeitest Du noch am härtesten?

Henri: Es gibt immer noch etwas zu verbessern. Bälle länger spielen, offensiv Akzente setzen und mich mutiger einbringen.  

Andy: Ich drücke in jedem Fall die Daumen für die nächsten Partien und wünsche alles Gute.

Mut zur Idee

Ich bin immer noch total geflasht von Mittwochabend. Das Erlebnis in Karlsruhe war großartig, zumindest im Auswärtsblock bei totaler Eskalation am Ende eines zermürbenden Abends. Live im Stadion kann man diese Momente nur lieben. Das ist Fußball. Das ist, was ich will.

Jetzt regnet es und ich mache mich nachher auf den Weg ins Waldstadion in Frankfurt. Was braucht es heute gegen eine starke Eintracht: Mut! Ohne Mut kann man die Punkte direkt abgeben. Und Mut kann man auf unterschiedlichen Ebenen haben.

Personal

Die Beine werden bei dem ein oder anderen müde sein am Ende der englischen Woche. Der Kopf vielleicht auch. Jetzt heißt es, die Jungs zu finden, die es heute reißen können. Jess Thorup wechselt eigentlich nicht groß in der Startelf. Aber für heute könnte Mut auch bedeuten, den formstarken Spielern eine Chance zu geben.

Arne Maier gehört nach seinem Ballverlust gegen Karlsruhe für mich nicht dazu. Aber Samuel Essende kann im Sturm den Unterschied machen und sollte wieder beginnen. Evtl. sogar für Philipp Tietz, der dann mit Power von der Bank kommen kann (meine Liebe für Philipp Tietz ist dennoch ungebrochen). Ruben Vargas hat gegen Karlsruhe den Ausgleich gemacht. Wie wäre es für ihn mit einer Chance von Anfang an? Oder mit Mert Kömür, der auch für Wirbel gesorgt hat?

Sportliche Idee

Dann braucht es mindestens eine sportliche Idee, um zu Chancen zu kommen. Es geht nicht um einen Punkt. Es geht darum, einen Weg zu finden, der zum Sieg führen könnte. Ich kann mich an ein Spiel gegen Frankfurt erinnern, bei dem man die Eintracht mit langen Seitenverlagerungen auseinander nehmen konnte. So einen Aufhänger brauchen wir heute auch wieder.

Der FCA ist sportlich zuletzt extrem ausrechenbar gewesen. Es braucht neben defensiver Stabilität auch ein bisschen Flexibilität, um Gegner vor ungekannte Herausforderungen stellen und Schwächen ausnützen zu können. Ja, gegen Bayern sah das in der ersten Halbzeit okay aus. In der zweiten ist man aber gar nicht mehr in Richtung gegnerisches Tor gekommen und hier hat das Team hoffentlich angesetzt. Der FCA muss gefährlich sein. Zumindest in einzelnen Situationen.

Tore, um zu gewinnen

Es kann ein jeder verstehen, warum der Fokus nach dem Saisonstart auf der defensiven Stabilität lag. Um aber auch gegen stärkere Gegner eine Chance haben zu können, muss der FCA sich offensiv Möglichkeiten erspielen. Nicht zu defensiv denken. Angreifen. Nicht spielen, um nicht zu verlieren. Spielen, um zu gewinnen. Spielen, um Tore schießen zu wollen.

Jess Thorup hat immer wieder das „Offensive Mindset“ angesprochen. Offensive passiert vor allem in des Gegners Hälfte. Man arbeitet sich auf des Gegners Tor zu. Daneben muss der FCA dann auch seine Chancen nutzen. Dafür muss er diese aber erstmal haben.

Wenn ich mich nachher gleich in die Kälte bewege, dann will ich das sehen. Ausreden gibt es keine. Die Eintracht hat auch eine englische Woche gespielt und im Pokal sogar deutlich verloren. Jess Thorup ist seit über einem Jahr da. Die Zeit ist jetzt, genau in diesen Spielen. Auf geht’s Augsburg, kämpfen und siegen!

Gedankenspiele

Es gibt Fußballspiele, die in Erinnerung bleiben aufgrund ihrer Bedeutung oder ihres Ablaufs. Entscheidende Spiele am Saisonende oder Vergleiche, deren wirkliche Bedeutung erst im Nachgang einer bestimmten Phase oder Spielzeit erkennbar sind. Pokalspiele, an deren Ende eine Mannschaft ausscheidet und die andere weiterkommt, bieten hier vom Ablaufprinzip bereits beste Voraussetzungen. Hinzu kommt der Aufbau der Dramaturgie über Verlängerung und Elfmeterschießen.

In der Nachbetrachtung bleibt bei manchem Spiel mit Abstand nur noch das Ergebnis hängen, und manchmal auch nur davon unabhängig der genaue Ablauf. Der FCA gewinnt zum dritten Mal in seiner DFB-Pokal-Geschichte ein Elfmeterschießen und kommt zum vierten Mal in die vierte Runde des Wettbewerbs.

Nicht die Spielqualität, oder die Frage wie das Spiel unter verschiedenen Aspekten zu sehen sein mag ist von Bedeutung, sondern was zählt ist das Resultat.

Ein verschossener Elfmeter, die Führung für den FCA, der Ausgleich, der Rückstand in der zweiten Hälfte der Verlängerung, Elfmeterschießen, Weiterkommen. Gefühlswelten und -reisen. Zwischendurch der Eindruck, dass das Szenario einen anderen Ablauf nehmen könnte, später wieder der, das Spiel in einer Form gewonnen zu haben wie umgedreht früher gegen in höheren Ligen eingruppierte Teams verloren wurde.

123. Minute, der Ball kommt zu Rubén Vargas – Ausgleich!

In eineinhalb Wochen die Auslosung für das Viertelfinale, lassen sich verschiedene Konstellationen durchspielen: Zunächst gegen Köln, im Erfolgsfall dann weiter gegen Bremen, wie 2010. Oder in Bielefeld, wo, wenn auch im umgekehrter Reihenfolge der FCA in einem Monat, dem April  2011, auf dem Weg zum Aufstieg, genauso wie in Karlsruhe gewinnen konnte.

Verschiedene weitere Konstellationen, noch denkbar, sind auch mit Leverkusen und Leipzig noch Teams im Topf, die zunächst nach Möglichkeit nicht zugelost werden sollten.

Vielleicht bekommt auch die Pokalauslosung neue Gesetze.

Zunächst aber der Auftritt in Frankfurt. Ausgeglichen ist die Bundesligabilanz der Vereine im direkten Vergleich bei bisher je acht Ausgangsmöglichkeiten. In der letzten Saison der Heimsieg im Dezember und das 1:3 im April in Frankfurt. Dreimal konnte der FCA bisher in Frankfurt gewinnen: Im September 2014, durch das Tor von Raúl Bobadilla, im September 2017, und im April 2019 mit zwei Toren von Marco Richter.

Zweimal hat die SGE bisher, in Dortmund und in Leverkusen, verloren. Zuhause das 3:3 gegen München, die restlichen Spiele wurden gewonnen. Seit zwei Spieltagen auf Platz 2 die Frage, ob sich die Eintracht nach dem sechsten und dem siebten Tabellenplatz in den vergangenen Spielzeiten dauerhaft weiter vorne halten kann.

Frankfurt hat die zweitbeste Offensive und mit Omar Marmoush den aktuell zweitbesten Torschützen der Liga. In der Europa League stehen die Frankfurter auf dem 3. Platz und im DFB-Pokal schied das Team unter der Woche in Leipzig aus.

Auch weiter bestehen bleibt die Berichterstattung in der ARD-Sportschau, wenngleich sich auch hier grundsätzliche Fragen hinsichtlich Form und Entwicklung der Vergabe erlauben.

Leichte oder schwere Gruppen bei der Klub-WM im nächsten Jahr für München und Dortmund, und neben vielen anderen, die Frage nach der Vergleichbarkeit. Auch in der Gruppenphase die Spiele zwischen Ulsan HD FC und Mamelodi Sundowns oder Wydad AC Casablanca gegen Al-Ain. Fast schade, dass der neue Modus der europäischen Wettbewerbe hier noch nicht zum Einsatz kommt, ließen sich hier noch viele andere Konstellationen bilden und die Turnierlänge erweitern.

Noch drei Bundesligaspieltage in diesem Jahr. Dazu das gemeinsame Erfolgserlebnis unter der Woche und für den FCA die Möglichkeit am Samstag zu überraschen. Alles ist möglich, nicht nur zur Adventszeit. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Pokalfreude

Die Geschichte des Spiels ließe sich unterschiedlich erzählen, aufgeteilt in erste und zweite Spielhälfte oder in Offensive und Defensive. Was aber am Ende zählt sind die drei Punkte und der vergrößerte Abstand zu den zwei direkten Abstiegsplätzen. Hinzukommt die Erkenntnis das Phillip Tietz auch Elfmeter schießen kann.

In der Liga trennen sich Dortmund und München unentschieden, Frankfurt, Leverkusen und Freiburg gewinnen, Mainz ist nach dem Sieg gegen Hoffenheim auf Platz 7. Leipzig kann auch im sechsten Pflichtspiel in Folge nicht gewinnen und Wolfsburg klettert nach dem dritten Sieg in Folge auf Platz 8. St. Pauli gewinnt gegen Kiel und steht vor Heidenheim auf einem Nichtabstiegsplatz.

Zu den Städten, mit denen die Verbreitung des Fußballs in Deutschland verbunden ist gehört, neben Braunschweig, Leipzig, Berlin und anderen Städten, auch Karlsruhe. Der heute auch existente Karlsruher FV, gegründet 1891, der durch die Telegramm-Affäre das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1902 verpasste, wurde 1910 Deutscher Meister. Gegründet wurde dieser Verein von Walther Bensemann, dem ersten Herausgeber der Zeitschrift Kicker, nach dem der seit 2006 vergebene Walther-Bensemann-Preis benannt ist.

Der FC Phönix Karlsruhe, der in der Saison erstmals vor dem FV Süddeutscher Meister wurde, gewann 1909 die deutscher Meisterschaft. Der Karlsruher SC entstand 1952 durch die Fusion des VfB Mühlburg und des Karlsruher FC Phönix, was sich heute noch im kompletten Vereinsnamen zeigt. Zweimal, 1955 und 1956, wurde der KSC Deutscher Pokalsieger.

Die wohl bekannteste Zeit des Vereins ist mit der Trainerschaft von Winfried Schäfer verbunden, in die auch das Wunder vom Wildpark fällt: Auf dem Weg ins UEFA-Cup-Halbfinale, besiegte der KSC in der zweiten Runde den FC Valencia nach 1:3-Hinspielniederlage mit 7:0.

Mit 24 Spielzeiten auf Platz 20 der Ewigen Tabelle spielten die Karlsruher zuletzt 2008/09 in der Bundesliga. Einmal gelang fast die Rückkehr, als in der Relegation 2015 erst ein spätes Tor in der Verlängerung den Klassenerhalt des HSV besiegelte.

16mal spielte der FCA bisher gegen den KSC in der 2. Bundesliga, der Regionalliga Süd und im DFB-Pokal. Vier Siege gelangen hier bei vier unentschieden. Besser ist die Bilanz gegen die zweite Mannschaft der Karlsruher. In zehn Vergleichen gelangen vier Siege und fünf unentschieden. Eine Besonderheit gab es am 20.08.2005 als ein Spiel in der Rosenau in der 69. Minute aufgrund vorangehender starker Regenfälle abgebrochen werden musste.

Im DFB-Pokal kam es in der Saison 1979/80 zum Aufeinandertreffen des FCA, in dieser Saison Bayernligist, und des Zweitligisten KSC. Nach dem 1:1 im Hinspiel, Ausgleich durch Wolfgang Ruhdorfer, verlor der FCA das damals bei Gleichstand noch übliche Rückspiel zwei Wochen später im Wildparkstadion mit 0:3.

Erwähnenswerte Spiele aus der neueren Zeit waren das 3:1 im Februar 2007, der Saison, in der die Karlsruher zuletzt aufstiegen, durch die Tore von Robert Strauß, Christoph Teinert und Patrick Mölzl, sowie das 1:0, erzielt durch Tobias Werner, am 30. Spieltag der Aufstiegssaison.

Unter der Woche, zur Europapokalanstoßzeit, geht es um den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Es ist ein Spiel, in dem die Ligenzugehörigkeit keine Rolle spielt und die Entscheidung am gleichen Abend fällt. Und zur Adventszeit gilt: Noch dreimal gewinnen bis Berlin. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Benin: „Friedlich und chill“

Für Steve Mounié hatte die Länderspielpause wenig mit Pause zu tun. So wenig der Neuzugang aus Frankreich für den FCA in den vergangenen Wochen im Einsatz war, so sehr wird er in seiner Nationalmannschaft gebraucht. Mounié ist nicht nur Nationalspieler seiner Nationalmannschaft, er ist sogar Kapitän. Und seine Nationalmannschaft ist die des Benin.

Selbstverständlich ist das nicht. Er ist mit dem Hintergrund von zwei Kulturen aufgewachsen. Seine Eltern wanderten aus dem Benin nach Frankreich aus, als Mounié 4 Jahre alt war und Mouniés Kindheitsjahre sind geprägt von zwei Zeiteinheiten im Jahr. Denen in Frankreich und denen in Benin. „Das lässt sich ja nicht wegdenken“, erklärt Mounié dazu im Gespräch. „Ich war während des Jahres immer in Frankreich und jeden Sommer ging es dann für einige Monate in die Heimat. Ich habe meine Heimatkultur in dieser Zeit sehr gut kennenlernen können“

Seine erste Erinnerung an den Benin ist dann auch eine, die ganz klar mit der Familie verbunden ist. Mouniés Familie betreibt ein Hotel in Parakou, Mouniés Geburtsstadt. „Hier habe ich schöne Erinnerungen an die Zeit am Pool im Sommer. Dazu ging es teilweise zu wie im Zoo. Es gab wilde Tiere im Hotel wie Krokodile und Wasserhunde.“ An diese Hotelatmosphäre denkt Mounié gerne zurück. Einerseits, weil dort die Familie zusammenkam. Andererseits, weil die vielen Tiere einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Wenn Mounié über Heimaterinnerungen spricht dann gehen diese direkt durch den Magen. „Das erste, was mir in den Sinn kommt, ist das Essen. Es ist so unterschiedlich zu europäischem Essen.“ Mounié mag kein scharfes Essen, und im Benin kann sich eine europäische Zunge wirklich dauerhaft verbrennen. 

Benin ist grundsätzlich ein Land, das reich an Wundern der Natur ist. Im Pendjari Nationalpark, den Benin u.a. mit Burkina Faso teilt, kann man viele der großen, bekannten afrikanischen Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Momentan ist der Park für Besucher leider nicht zugänglich, weil bedingt durch Dschihadisten die Sicherheit der Besucher nicht gewährleistet werden kann. Neben den Tieren entgehen den Besuchern so momentan auch andere Naturspektakel wie Wasserfälle.

Insgesamt ist Benin ein weitläufiges Land. Auf ein Drittel der Größe Deutschlands kommen gerade einmal ca. 13 Mio. Einwohner. „Die Landschaft ist unvorstellbar schön. Es gibt lange Strandabschnitte, an denen man keine Seele trifft. Wenn man durch Benin fährt, ist überall grüne Natur.“

Was Mounié dabei sehr wichtig ist: „Benin ist ein friedliches Land. Oder hast Du schon mal von Unruhen oder Krieg im Benin gehört?“. Benin ist dabei nicht nur sicher, sondern auch divers. Viele Menschen unterschiedlicher Religionen und Stämme leben friedlich miteinander. Eine dieser Religionen wird in unseren Breitengraden besonders mit Aufmerksamkeit gesegnet, gerade durch Hollywood und die Popkultur. Es geht um Voodoo. Voodoo hat seinen Ursprung in Afrika, u.a. im Benin, bevor es nach Amerika und auch in die Karibik exportiert wurde. Dabei ist Voodoo an sich eine sehr naturverbundene Religionsform, die gerade nicht diesen dunklen Einschlag hat, der die westliche Faszination ausmacht.“Vodoo ist die Religion vieler Menschen im Benin und viele Vorurteile darüber stimmen nicht.“ ist es Mounié wichtig festzuhalten.

Air Mounié wird in Augsburg sehnlichst erwartet. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

Die Verbreitung des Voodoo hat dabei auch einen bedrückenden Hintergrund. Benin diente in seiner Vergangenheit als ein zentraler Umschlagsplatz des Sklavenhandels. Bevor Benin ein Kolonialstaat wurde, hat die Herrscherfamilie den eigenen Reichtum des Landes durch den Sklavenverkauf in die USA vermehrt. In der Hauptstadt Edo erinnert hieran vieles. „Wir versuchen in Benin bewusst hieran zu erinnern, damit sich die Geschichte nicht wiederholen kann. Die Welt muss wissen, was damals passiert ist.“ erklärt Mounié mir hierzu.

Wenn man mit Steve Mounié über den Benin spricht, dann kann man noch mehr lernen. Mouniés Familie gehört einem Stamm an, bei dem sich viel um Pferde dreht, da die Stammesmitglieder in früheren Zeiten berittene Krieger waren. So gibt es jedes Jahr im September ein großes Festival, bei dem in Vorführungen gezeigt wird, was Mensch und Pferd zusammen leisten können. „Da sieht man wahrlich verrückte Dinge auf Pferderücken. Und man kann die Stammeskultur hautnah kennenlernen.“   

Wenn Mounié jetzt nach Benin reist, dann wird auch von ihm erwartet, dass er zusammen mit seinen Mitspielern Großes leistet. „Es ist irgendwie komisch, dass ich an den seltsamsten Orten erkannt werde.“ gibt er zu. „Die Menschen überhäufen uns mit ihren Hoffnungen und wir haben als Mannschaft und ich als Kapitän speziell schon einen großen Druck, die Menschen nicht zu enttäuschen.“ Wenn er selbst in den Benin reist, dann bleibt er meist im Kreise seiner Familie. Seine Eltern sind in den Benin zurückgekehrt. Sein Sohn soll das Land im kommenden Sommer das erste Mal erleben. „Ich habe während der Saison nicht viel Zeit mit der Familie. Dafür nutze ich den Sommer dann intensiv.“

Bis dahin fühlt sich Mounié in Augsburg schon gut angekommen. „Gerade die Herzlichkeit und Lebensfreude der Menschen ist mir besonders positiv aufgefallen, auch auf dem Oktoberfest. Wir wohnen direkt im Stadtzentrum und fühlen uns sehr wohl.“ Augsburg ist eine Stadt in der gleichen Größenkategorie wie Parakou. Auf meine Frage, ob sich beide Städte ähneln muss Mounié lachen: „Nein, da gibt es keinerlei Ähnlichkeit. Das kann man überhaupt nicht vergleichen.“ Wahrscheinlich muss man es erlebt haben, um es zu verstehen. Mounié mit seinen Eindrücken und Erfahrungen ist in jedem Falle eine Bereicherung für den FCA.

Spieltage

In der Defensive über weite Strecken ordentlich war der Unterschied zwischen den beiden Mannschaften am letzten Spieltag in München sichtbar. Auch wenn es immer um Punkte geht, es gibt andere Spiele, in denen diese einfacher zu holen sind.

Leipzig verliert nach dreimaliger Führung in Hoffenheim, ansonsten gewinnen die unter den ersten fünf in der Bundesligatabelle stehenden Mannschaften. Mönchengladbach überholt nach dem Sieg gegen St. Pauli Freiburg und steht nun auf Platz 6. Von Frankfurt, jetzt auf Platz 2, bis Freiburg, auf Platz 7, sind es sechs Punkte Abstand, und von Platz 8, Mainz, bis Platz 15, Heidenheim, sind es auch sechs Punkte. Am nächsten Spieltag treffen die beiden Aufsteiger, die auf den Plätzen 16 und 17 liegen, aufeinander.

Das erste Mal stieg der VfL Bochum 1971 in die Bundesliga auf und hielt sich 22 Jahre dort. Die beste Platzierung, der ehemals als unabsteigbar bezeichneten war in dieser Zeit der 8. Platz in der Saison 1982/83. Sechsmal stiegen die Bochumer seitdem ab und wieder auf, nur Nürnberg, Bielefeld, Köln, und die Hertha stiegen häufiger ab. In der ewigen Tabelle der Bundesliga steht der VfL in der 38. Saison auf Platz 13. In der vergangenen Saison konnten sich die Bochumer den Klassenerhalt noch im Elfmeterschießen der Relegation sichern, nachdem das Hinspiel an der Castroper Straße bereits mit 0:3 gegen Düsseldorf verloren ging.

In den bisher elf Spielen in dieser Spielzeit wurden erst zwei Punkte erreicht, gegen Kiel, und zum Einstieg von Dieter Hecking gegen Leverkusen. Nach dem Wochenende spielt der VfL gegen Bremen, Heidenheim und St. Pauli, sowie auswärts in Berlin und Mainz. Viermal hat Dieter Hecking mit Mönchengladbach und Wolfsburg, Hannover 96 und Nürnberg, die zu diesem Zeitpunkt auf einem Abstiegsplatz standen, Teams während der Saison übernommen, und ist mit diesen nie abgestiegen.

Die Bilanz des FCA gegen Bochum ist negativ: Von den bisher neun Pflichtspielen gewann der FCA bei zwei Unentschieden zwei Spiele. Beim letzten Aufeinandertreffen im Februar gelang der Ausgleich in der Nachspielzeit durch den Elfmeter von Demirović.

Wie auch immer die Veränderungen in den europäischen Wettbewerben zu sehen sind, es hat seinen Reiz, wenn Chelsea auf der Ostalb in einem Pflichtspiel antritt. Ob das Tabellenstudium nach den vierten bis fünften Spieltagen mit dem neuen Modus spannender geworden ist, mag eine andere Frage sein. Die Champions League entwickelt sich mit zunehmender Spielanzahl wie erwartet. Die Europa League wird erst nach den ersten acht interessanter und die Conference League kämpft seit der Grundidee der Gründung irgendwie um ihre Daseinsberechtigung.

Es gibt mehr oder andere Spiele nach dem Gießkannenprinzip und vermutlich wird der Modus auf dem Weg zu noch komplexeren Konstellationen auch wieder geändert werden. Auch wenn es Spiele gibt, die sonst so nicht stattfinden würden hätte ein Europapokal der Pokalsieger, gespielt wie bis 1999, eine andere Legitimation.

In die nächste Runde geht die Versteigerung der Fernsehrechte für die Bundesliga. Es gibt zwei Bieter, die die jeweiligen Angebote der anderen Seite aus der letzten Bieterrunde, die von einem Schiedsgericht als ungültig gewertet wurde, bereits kennen. Ob dabei nun ein größerer Erlös erzielt werden kann und die Vereine besser dastehen, wird sich bald zeigen. Der Zuschnitt der zu vergebenden Rechte-Pakete mit verbundenen Details könnte aber das Aus der ARD-Sportschau, die samstags seit Beginn der Bundesliga von den Spielen berichtet, in der jetzigen Form bedeuten.

Am Samstag, 15:30 Uhr, hat der FCA gegen Bochum die Chance die Heimbilanz weiter zu verbessern und gleichzeitig den Abstand nach hinten zu vergrößern, bevor es unter der Woche, in der dritten Runde des DFB-Pokals, nach Karlsruhe geht. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Pflichtspiele

Die Partie gegen den FC Bayern hat erneut gezeigt, dass der FC Augsburg im Moment sehr bemüht ist, Ergebnisfußball zu spielen. Über die gesamte Distanz hat es gegen die Bayern nicht gereicht. Über den Ansatz kann man sich streiten. Wenn es schief geht, dann bereitet es niemandem Freude, wenn des Gegners Tor gefühlt durch eigene Angriffsbemühungen überhaupt nicht bedroht war. Man darf sich aber fragen, ob die Partie gegen den FC Bayern eine große Aussagekraft hat.

Aber auch der Blick aufs große Ganze hilft nicht besonders weiter. Insgesamt hat der FC Augsburg eine Partie der letzten 5 gewonnen, was rein ergebnistechnisch Abstiegskampf verheißt. Und so kommt es in den 5 Spielen bis Weihnachten nun darauf an, die nötigen Siege einzufahren. Und ja, dafür muss man zwangsläufig Tore schießen. In diesen Tagen wird auch über den Trainer geredet. Jess Thorup hat nun eine machbare, aber schwere Aufgabe vor sich. Ich hoffe, er findet das „Offensive Mindset“ wieder. Es ist schon fast egal wie. Hier kommen die Spiele, in denen der FCA bis Weihnachten abliefern muss:

Zu Hause gegen Bochum (30.11.)

Bochum ist Letzter in der Tabelle. Bochum hat schon den Trainer gewechselt, aber eher uninspiriert hin zu Dieter Hecking. Bochum ist unangenehm zu spielen, der FC Augsburg muss aber in dieser Saison zeigen, dass er gegen einen Gegner, der klar mit dem Rücken zur Wand steht, zu Hause das Spiel kontrollieren und gewinnen kann. Der Kader des FC Augsburg ist – auch wenn Giannoulis und Schlotterbeck fehlen – dem der Bochumer überlegen. Der FCA hat zu Hause schon zu viele Punkte liegen lassen. Es ist Zeit in diesem Pflichtspiel abzuliefern und Bochum in die Schranken zu weisen.

Hübsch muss es nicht werden, aber effektiv. Der FCA braucht bis Jahresende Ergebnisse. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Im Pokal in Karlsruhe (04.12.)

Karlsruhe ist ein guter Zweitligist, in einer engen Liga. Aber es ist Dezember und der FCA hat das erste Mal seit vielen Jahren eine gute Chance im Pokal zu überwintern. Diese Chance muss das Team von Jess Thorup nutzen. Auch hier gibt es keine Ausreden. Es ist ja jetzt nicht so, dass ich erwarte, dass man die Karlsruher her spielt. Es ist aber schon so, dass der Anspruch ist, hier weiterzukommen. Gegen Schalke hatte man in der zweiten Halbzeit Probleme. Gegen Karlsruhe darf es nun keine Ausreden geben. Weiterkommen ist Pflicht, damit der FCA in 2025 noch von mehr träumen darf.

Auswärts gegen Kiel (21.12.)

Das letzte Spiel des Jahres ist immer besonders wichtig, weil man das Gefühl des letzten Spiels mit ins neue Jahr mitnimmt. Dazu kommt, dass man zwischendurch gegen Frankfurt und Leverkusen ran muss. Und: der FCA muss einfach in diesem Kalenderjahr in der Bundesliga noch auswärts gewinnen. So sehr ich auf die Partie in Frankfurt hoffe, so sehr musss es in Kiel passieren. Der FCA muss gegen den Aufsteiger aus Kiel in Kiel gewinnen und mit einem guten Gefühl ins neue Kalenderjahr gehen.

3 von 5 Partien quasi gewinnen zu müssen, ist die sportliche Realität des FCA hin zum Jahresende 2024. Viel wird über Spielweise und Taktik der Mannschaft gesprochen. Der ein oder andere sieht auch bei Jess Thorup eine Tendenz, die in Augsburg schon Trainer vor ihm ereilt haben: das ansprechende taktische Konzept (Stichwort: „Offensive Mindset“) wurde über Bord geworfen und gegen hilflosen und hässlichen Ergebnisfußball ausgetauscht. Aber warum?

Ich finde: es wird sich nun gegen die „schwächeren“ Gegner zeigen, wie weit die Mannschaft unter Jess Thorup ist. Hier zeigt sich nun, ob der FCA der gestandene Bundesligist ist, der er sein will. In den beiden anderen Partien gegen Leverkusen und Frankfurt ist wohl nicht viel zu holen. Aber auch in diesen Partien kann der FCA Mut beweisen. Mut und „Offensive Mindset“. Und Bonuspunkte sammeln. Und dann schauen wir mal, was uns unter dem Weihnachtsbaum erwartet.

Zwischenstände

Das erste Zu-Null-Spiel von Nedilljko Labrović und des FCA in dieser Bundesligaspielzeit. Auch wenn in anderen Zeiten der Punkt einen höheren Wert gehabt hätte ist der Abstand nach unten gleichgeblieben. Der FCA steht nach zehn Spieltagen mit 12 Punkten auf Platz 13 der Tabelle – rein statistisch betrachtet war dieser Wert in den letzten sieben Jahren zu diesem Saisonzeitpunkt nur zweimal, um einen Punkt, höher.

München und Frankfurt gewinnen ihre Auswärtsspiele, Leipzig remisiert wie Union und Freiburg im direkten Vergleich. Dortmund verliert in Mainz und Bremen nähert sich den europäischen Plätzen an. Dieter Hecking holt an seiner zehnten Trainerstation einen Punkt gegen Bayer Leverkusen, den erst zweiten für Bochum in dieser Spielzeit. In der Tabelle führt München mit fünf Punkten Vorsprung. Von Leipzig bis zu Platz 8, Bremen, sind es sechs Punkte, von dort bis zu Platz 15, Hoffenheim, weitere sechs Punkte. Knapp dahinter liegt St. Pauli, Kiel mit 5 Punkten und Bochum dahinter.

Am Freitagabend nun der Auftritt des FCA in Fröttmaning: In den 24 Bundesligavergleichen gelangen bisher vier Siege und zwei Unentschieden. Der letzte Auswärtspunkt wurde durch das Tor von Felix Götze in der 86. Spielminute, beim 1:1, im September 2018 erreicht. Mit Jeffrey Gouweleeuw ist noch ein Spieler aus dieser Partie im aktuellen Kader.

Unter Trainer Vincent Kompany ist Bayern München als einziges Team in der Liga noch unbesiegt, während es in der Champions League in Birmingham und Barcelona jeweils Niederlagen gab. Nach dem dritten Platz in der vergangenen Spielzeit ist bei München der Gewinn der Meisterschaft ein Saisonziel. Der neue Modus in der Champions League hat aber seine Tücken und die Direktqualifikation für das Achtelfinale scheint aktuell etwas komplexer. Im Pokal kommt es Anfang Dezember zum Vergleich mit dem Vorjahresmeister Leverkusen.

Wie ist der Saisonverlauf des FCA bisher einzuschätzen? Die nach Punkten zweitbeste Heimbilanz und gleichzeitig zweitschwächste auswärts. Die Niederlage zuhause gegen Mainz, und den Punktgewinn in Wolfsburg, ausgenommen, vermeintlich klare Tendenzen und doch auch wieder nicht.

Nach dem Wochenende zuhause noch die Spiele gegen Bochum, Frankfurt und Stuttgart, dazu die Auftritte in Frankfurt, Kiel und Berlin. Ohne Berücksichtigung der Tabelle und möglicher Punktzahl der hinteren Mannschaften die Überlegung wie viele Punkte in der Vorrunde erreicht werden können.

Mit insgesamt konstanteren Auftritten ließe sich in dieser Saison, unter der Annahme, dass sich mehrere Mannschaften auf einem ähnlichen Level bewegen, in der Tabelle zumindest wieder ein erkennbarer Abstand nach hinten erreichen. Das in den letzten Auftritten etwas stabilere Abwehrverhalten und eine insgesamt verbesserte Chancenverwertung sind dazu gleichermaßen erforderlich.

Der Deutsche Fußballbund plant eine Bewerbung für die Frauen-WM 2029 und 30 Städte haben ihr Interesse kundgetan Austragungsort zu werden. Nicht dabei ist die Stadt Augsburg, der die Kosten unwägbar erscheinen. Es war ein Frauenländerspiel 2009, bei dem das Stadion das erste Mal ausverkauft war, und die Ausrichtung von vier Spielen bei der Weltmeisterschaft 2011 bleibt auch als Erfolg in Erinnerung. Unabhängig der Möglichkeit die Stadt international zu präsentieren wäre es auch ein Signal für den Frauenfußball in der Region gewesen. Bleibt zu hoffen das dafür zusätzliche Mittel in den Erhalt und die Erneuerung maroder Sportstätten in der Stadt investiert werden.

Noch zu früh um Saisonziele wirklich einschätzen zu können, geht es in jedem Spiel um Punkte und für den FCA darum eine solide Vorrundenbilanz zu erreichen. Dazu benötigt es auch ohne Berücksichtigung der nachfolgenden Gegner, beim ersten Freitagabendauftritt bei Bayern München, einen entsprechenden Auftritt der Mannschaft. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Surprise, Surprise

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Als der FCA im Sommer auf dem Transfermarkt unterwegs war, verpflichtete der Club Spieler, die in Augsburg keiner kannte. Matsima, Onyeka und Claude-Maurice im Speziellen, sorgten neben Samuel Essende für Fragezeichen. Was konnte man von diesen Spielern erwarten? Dazu gab der FCA kaum Geld für seine Neuzugänge aus. So günstig, kann doch niemand gute Spieler verpflichten. Nach ein paar Wochen nun ist klar: Surprise, Surprise, die Jungs können was. Dem FCA ist dabei einiges gut gelungen im Sommer auf dem Transfermarkt, gerade wenn man sich unterschiedliche Merkmale der Spieler anschaut:

Die Erfahrenen

Der FCA hat Spieler dazu geholt, die dem Kader Substanz geben. Ja, es wurde zuletzt unter anderem im sehr hörenswerten FCA-Spezial des Rasenfunks mit Gast Florian Eisele festgestellt, dass der FCA vielleicht im nächsten Sommer nicht direkt erneut die großen Millioneneinnahmen generieren wird. Dies liegt aber an etwas Positiven: der FCA hat im Sommer auch Erfahrung in den Kader dazu geholt.

Das war 1. bitter notwendig. Mit Demirovic, Dorsch, Uduokhai u.a. sind dem FCA eben auch Spieler abhanden gekommen, die schlicht und einfach auch Matchpraxis auf hohem Niveau mitbringen. Diese Erfahrung sorgt für weniger deutliche Ergebnisse und trägt nun auch in der letzten Phase dazu bei, dass die Mannschaft solider liefert (und zuletzt nicht mal mehr in Wolfsburg verloren hat).

In diese Kategorie fallen die Verpflichtungen von Marius Wolf, Dimitrios Giannoulis und Keven Schlotterbeck. Auch Frank Oneyka fällt in diese Kategorie, auch wenn man Frank the Tank nur für eine Saison ausleihen konnte. Für alle Neuzugänge dieser Kategorie hat man kaum etwas bezahlt. Transfererlöse wären topp, sind aber nicht unbedingt notwendig.

Ergänzung in die Breite

Man konnte im Sommer vortrefflich debattieren, ob der FCA einen neuen Keeper braucht. Als Außenstehendem war einem nicht so klar, wie lange Finn Dahmen verletzt sein würde. Mit Tomas Koubek wäre ich ungern als Vertretung in die Saison gestartet, gerade nach den Partien im Saisonabschluss. Nedi Labrovic war damit vornehmlich ein Luxustransfer, eine Investition in die Breite des Kaders. Aber wie sehr hat sich dieser Transfer jetzt schon ausgezahlt? Labrovic hat sich zum sicheren Rückhalt der Mannschaft gemausert und Finn Dahmen wird sich vorerst schwer tun, den Weg zurück in die Mannschaft zu finden.

Auch Steve Mounié packe ich erstmal in diese Kategorie. Mounié hat mit Sicherheit selbst den Anspruch erfahrene Verstärkung zu sein, und wenn die Stürmerform erstmal kickt, dann kann das noch gut passieren. Die Saison ist lang. Momentan hat Philipp Tietz auch die Nase vorne, weil er emotionaler Leader des Teams und eine Pressingmaschine ist. Aber Mounié wird weitere Chancen zweifellos bekommen.

Frank Onyeka ist seit seiner Ankunft in Augsburg im Dauereinsatz. (Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Die X-Faktoren

Was für den FCA in der sommertransferperiode unerlässlich war: offensive Unterschiedsspieler zu finden. Demirovic war an sehr vielen Toren letztes Jahr beteiligt und irgendwer musste da in die Bresche springen. Bisher zeigen zwei Offensivspieler dieses Jahr das Potential dazu, hier absolute Verstärkungen zu sein (und nein, Keven Schlotterbeck ist trotz seiner Tore und Vorlagen keiner davon).

Einerseits ist hier Samuel Essende zu nennen, der definitiv weiß, wo das Tor steht. Essende hat Thorups Vertrauen nach seinem Platzverweis gegen Mainz ein bisschen verloren, aber er hat definitiv das Zeug dazu in der Bundesliga 10+ Tore in einer Saison zu machen. Zu gut sind seine fußballerischen Fähigkeiten, seine Athletik und seine Abschlussqualitäten.

In diese Kategorie fällt definitiv auch Alexis Claude-Maurice. ACM kam ablösefrei aus Frankreich, warum weiß niemand so genau. Nach über 100+ Ligaspielen in der Ligue 1 ist die Bundesliga anscheinend die absolut richtige Bühne für ihn. Er kann einiges mit dem Ball, sich Platz verschaffen, aus der Distanz abschließen und hat den FCA eigenfüßig durch den Oktober gezogen. Wenn das kein Unterschiedsspieler ist, wer dann?

Die Talente

Trotzdem hat der FCA nicht vergessen, auch wieder Talente zu holen. Spieler des Spiels gegen Hoffenheim war nämlich Chrislain Matsima, der aus Monaco zum FCA kam. Der Junge ist halt mal einfach französischer Internationaler und dort durch die Jugendmannschaften gelaufen. Sieht man seine Qualität jetzt schon? Aber hallo. Ich glaube, da hat der FCA einen Volltreffer gelandet. Werden wir lange Spaß an ihm haben? Wahrscheinlich nicht, oder aber nur durch Weiterverkaufsbeteiligungen.

In diese Kategorie fällt auch Yusuf Kabadayi. Der Neuzugang aus der Bayern-Jugend, nach einem Abstecher zu Schalke 04, zeigt auch schon, dass die Bundesliga kein zu großer Sprung für ihn ist und konnte auch schon seinen Torriecher unter Beweis stellen. Er bekommt unter Thorup seine Einsätze – genau wie auch Mert Kömür aus dem eigenen Nachwuchs – und wird uns noch weiter positiv überraschen, wenn er das Trainer-Feedback annimmt und geduldig weiterackert. Auch in ihm sehe ich eine wertvolle Verstärkung.

Noch nicht am Ende

Hatte der FCA einen guten Transfersommer? Diese Frage kann zu diesem Zeitpunkt nur mit ja beantwortet werden. Ich hatte ursprünglich versucht, eine TOP5-Liste der Sommertransfers zu erstellen, bin aber daran gescheitert. Zu viele Verpflichtungen finde ich aus den unterschiedlichsten Gründen gut. Ich mag Matsima, ACM, Essende genau wie Schlotterbeck, Labrovic und Giannoulis. Bei Wolf und Mounié aber auch Kabadayi sehe ich noch einiges an Luft nach oben. Und auch Onyeka ist ein guter Transfer gewesen, auch wenn ich ihn jetzt schon gerne fest beim FCA gesehen hätte.

Bei dem riesigen Umbruch im Sommer war klar, dass die Mannschaft eine gewisse Anlaufzeit braucht, bis sie sich findet. Bis sie Selbstvertrauen tanken konnte. Diese Phase, auch mit hässlichen Auswärtsniederlagen, haben wir hoffentlich hinter uns. Dafür steht das Team aber schon recht solide da, ist in der Bundesliga im Mittelfeld platziert und im Pokal weiterhin dabei.

Darf man dezent Hoffnung auf mehr haben? Warum denn nicht. Einerseits muss man festhalten, dass der FCA zu Hause eine Macht ist. Ja, man hat gegen Mainz und Bremen Punkte liegen lassen, aber diese Dummheit ist Vergangenheit. Das Team hat es wohl geschafft, dass die Gegner momentan ungern nach Augsburg reisen. Es wackeln dann auch wieder Trainerstühle in der Republik. Viele Grüße nach Hoffenheim an dieser Stelle.

Mit den hergeschenkten Heimpunkten läge man momentan knapp hinter den Champions League Rängen. Hätte, wenn und aber. Das Team muss sich nun nicht unendlich verbessern, um diese Saison noch für die ein oder andere zusätzliche Überraschung zu sorgen. Thorup hat zuletzt die richtigen Hebel gefunden, in dem er die Defensive gestärkt hat. Wenn jetzt wieder ein Hauch mehr Offensive zurück in den Gameplan findet, dann ist mit dem FCA zu rechnen. Ja, zwischendurch hat der große Umbruch für dezent Sorgenfalten gesorgt. Momentan ist die Richtung für mich klar erkennbar, und wenn der FCA die Länderspielpause nun gut zu nutzen weiß, dann werden wir in den nächsten Monaten noch den ein oder anderen Gegner kalt erwischen.

Nach oben oder nach unten?

Für Jess Thorup war diese Woche ungewöhnlich. Er konnte sich mit der Mannschaft lange auf das Spiel gegen Hoffenheim vorbereiten, da der FCA erst an diesem Sonntag ran muss. Nach der fast perfekten Woche, in der der FCA 4 Punkte gegen Wolfsburg und Dortmund holte und im Pokal weiterkam, ist die Partie gegen Hoffenheim direkt wegweisend.

Tabellarisch ist alles eng. Der FCA hat sich durch die letzte Woche ins Mittelfeld vorgeschoben. Die Abstände sind in beide Richtungen sehr gering. Mit einem Sieg kann man sich noch etwas weiter nach vorne robben. Mit einer Niederlage würde man direkt wieder in Richtung Relegationsplatz rutschen. Dazu kommt, dass Hoffenheim in dieser Saison noch nicht in Tritt gekommen ist. Gegen einen schwächelnden Gegner und zu Hause kann es für den FCA nur darum gehen einen 3er zu holen.

Neben diesen Aspekten der Ausgangslage, wartet für den FCA aber auch sportlich eine Aufgabe, an der die Mannschaft weiter wachsen kann. Kernaspekte aus meiner Sicht sind:  

Defensiv stabil, offensiv harmlos

Das beste Spiel der letzten Woche war das gegen Dortmund. Sowohl gegen Schalke als auch Wolfsburg stand man zwar defensiv grundsätzlich stabil, gab aber zu sehr die Kontrolle über die Partien ab. Einerseits konnte man zu wenig kontrollierende Ballbesitzphasen einschieben und verlor zu schnell den Ball (auch weil man sich oft nur durch lange Bälle zu befreien wusste). Daneben glitt man offensiv nicht nur in die Passivität sondern auch in die Harmlosigkeit ab. In den kommenden Spielen gilt es nun die defensive Stabilität zu behalten und darüber hinaus im Spiel mit Ball und offensiv die nächsten Schritte zu gehen.

AUGSBURG, GERMANY – OCTOBER 26: Elvis Rexhbecaj of FC Augsburg gestures during the Bundesliga match between FC Augsburg and Borussia Dortmund at WWK-Arena on October 26, 2024 in Augsburg, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Eingespielt, aber ohne Überraschungen

Jess Thorup hat – und das wissen wir nun im Umfeld das FCA schon eine ganze Weile – die klare Tendenz einer festen Stammformation zu vertrauen. Die scheint er momentan gefunden zu haben. Dies führt aber auch dazu, dass der FCA für Gegner leicht ausrechenbar ist, weil Tendenzen in der Videoanalyse gut erarbeitet werden können. Gegen Hoffenheim muss Thorup nun zumindest auf einer Position wechseln, weil Elvis Rexhbecaj gelb-gesperrt fehlen wird. Man darf an dieser Stelle anregen, dass Thorup versucht durch den Wechsel einen Überraschungsmoment zu setzen, der gegen Hoffenheim den Unterschied machen könnte.

Hungrig, mit der Aussicht auf mehr

Letzte Saison ging es am Ende noch darum, die Chance auf die europäischen Wettbewerbe zu nutzen. Der FCA ist sang- und klanglos daran gescheitert, das Saisonziel weiter nach oben zu schieben. Man tat sich schwer nach den Sternen zu greifen und dafür alles reinzuwerfen. Jetzt ist man gerade wieder in einer Situation, in der der Abstiegskampf nicht immanent ist und der Gegner selbst keinen Esprit versprüht. In dieser Situation gilt es jetzt zu zeigen, wohin man diese Saison will. Wie weit ist es mit der Sexyness schon gekommen?

Und so kommt es, dass sich für mich als FCA-Fan eine besondere Spannung vor der Partie gegen Hoffenheim aufbaut. Während viele neutrale Fußballfans gerade auf die Partie Augsburg gegen Hoffenheim in der ersten Liga gut verzichten könnten, hab ich richtig Bock. Die Entwicklung in den letzten Wochen ging in die richtige Richtung. Kann der FCA gegen Hoffenheim nachlegen, seine eigenen Ansprüche untermauern und ausnahmsweise ein bisschen flexen? Auf geht’s Augsburg, kämpfen und siegen.

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